Erinnere dich an das Wort: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6). Bewahre auch das folgende Wort des Herrn in deinem Gedächtnis: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Mt 23,12).
[…] Wenn du glaubst, es sei etwas Gutes an dir, dann rechne es dir auch an, aber vergiss deine Fehler nicht; bläh dich nicht darüber auf, was du heute Gutes getan hast, und schiebe das kürzlich begangene und das frühere Böse nicht beiseite; wenn dir die Gegenwart Anlass für einen Glorienschein gibt, dann denk an die Vergangenheit: So wirst du das törichte Geschwür öffnen! Und wenn du deinen Nächsten sündigen siehst, hüte dich davor, an ihm nur diesen einen Fehler zu sehen, sondern beziehe in dein Urteil auch das mit ein, was er Gutes tut und schon getan hat. Und oft wirst du entdecken, dass er besser ist als du, wenn du dein Leben im Ganzen betrachtest und nicht nur Bruchstücke daraus erwägst. Denn Gott prüft den Menschen nicht bruchstückhaft. […] Bedenken wir all das häufig, damit wir nicht stolz werden, sondern uns erniedrigen, um erhöht zu werden.
Ahmen wir den Herrn nach, der vom Himmel bis in die letzte Erniedrigung hinabgestiegen ist. […] Nach diesem Abstieg aber ließ er seine Herrlichkeit erstrahlen und verherrlichte mit sich alle, die mit ihm verachtet waren. Das waren in der Tat seine seligen ersten Jünger, die arm und schutzlos durch die Welt zogen, ohne kluge Worte, ohne prunkvolles Gefolge, allein auf sich gestellt, umherirrend und in Not, zu Land und zu Wasser umherziehend, mit Ruten geschlagen, gesteinigt, verfolgt und schließlich umgebracht. Das sind für uns die göttlichen Lehren unseres Vaters. Lasst sie uns befolgen, damit auch wir zur ewigen Herrlichkeit, diesem vollkommenen und wahren Geschenk Christi, gelangen.