Die Liebe findet sich nicht damit ab, nicht sehen zu können, was sie liebt. Haben nicht alle Heiligen das, was sie erreichten, als gering erachtet, solange sie nicht Gott selbst sahen? […] So wagt Mose zu sagen: „Wenn ich also Gnade in deinen Augen gefunden habe, so zeige mir dein Angesicht“ (Ex 33,13 Vulg.
). Und der Psalmist bittet: „Zeige uns dein Angesicht“ (Ps 79(80),4 Vulg.). Haben sich die Heiden nicht deswegen Götzen gemacht? Mitten im tiefsten Irrtum konnten sie mit ihren eigenen Augen sehen, was sie anbeteten. Gott wusste also, dass die Sterblichen von dem Verlangen gequält werden, ihn zu sehen. Die Art und Weise, die er wählte, um sich zu zeigen, war groß auf Erden und nicht weniger im Himmel. Denn das, was Gott auf Erden ihm ähnlich geschaffen hatte, sollte auch im Himmel nicht ohne Ehre bleiben: „Lasst uns den Menschen machen als unser Bild und Gleichnis“ (Gen 1,26 Vulg.). […] Niemand soll also denken, Gott habe etwas falsch gemacht, da er als Mensch zu den Menschen kam. Er hat unter uns Fleisch angenommen, um von uns gesehen zu werden.