„Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6). In diesem „darf nicht trennen" ist die wesentliche Größe der Ehe und zugleich die ethische Festigkeit der Familie enthalten. Heute bitten wir um diese Größe und Würde für alle Eheleute in der Welt, wir bitten um die sakramentale Kraft und den moralischen Zusammenhalt für alle Familien.
Und wir erbitten es zum Wohl des Menschen! Zum Wohl eines jeden Menschen. Der Mensch hat keinen anderen Weg zur Menschlichkeit als allein die Familie. Und die Familie muss an den Anfang jeder Sorge um das Wohl des Menschen gestellt werden, an den Anfang eines jeden Bemühens, dass unsere menschliche Welt immer menschlicher wird. Niemand kann sich dieser Sorge entziehen, keine Gesellschaft, kein Volk, kein System, weder Staat noch Kirche, noch der Einzelne.
Die Liebe, die Mann und Frau als Eheleute und Eltern eint, ist Geschenk und Gebot zugleich. […] So ist die Liebe Geschenk: „Die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott" (1 Joh 4,7). Und zugleich ist die Liebe ein Gebot, sie ist das größte Gebot […]: „Du sollst […] lieben" (Mt 22,37). […] Das Liebesgebot erfüllen bedeutet, alle Aufgaben der christlichen Familie verwirklichen. Diese lassen sich zusammenfassen in der ehelichen Treue und Redlichkeit, der verantworteten Elternschaft und Kindererziehung. Die „Kirche im Kleinen", die „Hauskirche", ist die Familie, die im Geist des Liebesgebots lebt, ihre Wahrheit, ihre tägliche Mühe und Sorge, ihre geistige Schönheit und ihre Stärke. […]
Wenn Gott über alles geliebt wird, dann liebt auch der Mensch − und wird geliebt − mit der Fülle der ihm zugänglichen Liebe. Wenn man diese untrennbare Struktur zerstört, von der das Gebot Christi spricht, so löst sich die Liebe des Menschen von ihrer tiefsten Wurzel und geht der Fülle und Wahrheit verlustig, die für sie wesentlich sind.
Wir beten für alle christlichen Familien, für alle Familien in der Welt um diese Fülle und Wahrheit der Liebe, auf die uns das Hauptgebot Christi hinweist.