[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sprach:] Es ist wohl wahr, dass der Teufel niemals schläft, sondern euch nachlässige Menschen dazu anleiten will zu schlafen, wenn ihr Verdienste sammeln könntet. Doch sein Wachen kann der vollkommenen Seele nichts anhaben, denn er kann die Glut ihrer Liebe nicht ertragen, noch den Duft ihrer Vereinigung mit Mir, dem Meer des Friedens, in dem die Seele nicht getäuscht werden kann, solange sie mit Mir vereint bleibt.
Daher meidet er sie, wie die Fliege den heißen Kochtopf, aus Angst vor dem Feuer. Wäre der Topf aber lauwarm, hätte die Fliege keine Angst mehr, sondern würde hineinfliegen; allerdings kommt sie oft sehr schnell wieder heraus, da sie ihn viel heißer findet, als sie es sich vorgestellt hatte. So geschieht es auch mit der Seele. Bevor sie den Stand der Vollkommenheit erreicht, dringt der Teufel mit allerlei Versuchungen in sie ein, weil sie ihm lau erscheint. Doch wenn die Seele wenigstens ein wenig Selbsterkenntnis, Glut und Reue über ihre Schuld besitzt, widersteht sie, indem sie ihren Willen, der keine Zustimmung leistet, an den Hass gegenüber der Sünde und an die Liebe zu den Tugenden bindet.
So soll sich also jede Seele freuen, die viele Bedrängnisse erfährt, denn dies ist der Weg, um zu jenem süßen und herrlichen Zustand zu gelangen.