Meiner Meinung nach wollten die beiden Brüder Jakobus und Johannes, als sie nach den ersten Plätzen, den höchsten Ämtern und größten Ehren strebten, Macht über die anderen bekommen. Deshalb widersetzt sich Jesus ihrem Anspruch, legt ihre geheimen Gedanken bloß und sagt zu ihnen: „Wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“.
Mit anderen Worten: „Wenn ihr die ersten Plätze und die höchsten Ehren anstrebt, dann bemüht euch um den letzten Platz; trachtet danach, die Einfachsten, Bescheidensten und Geringsten von allen zu werden. Stellt euch hinter die anderen. Diese Tugend wird euch die Ehre verschaffen, die ihr anstrebt. Dafür habt ihr ein leuchtendes Beispiel unter euch; denn ‚auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele‘ (Mk 10,45). So werden euch Ehre und Ruhm zuteil. Seht doch, was bei mir geschieht: Ich strebe nicht nach Ruhm und Ehre, und doch ist das Gute, das ich auf diese Weise bewirke, unendlich groß.“ Wir wissen es: Vor der Menschwerdung Christi und seiner Erniedrigung war alles verloren und verdorben; aber nachdem er sich verdemütigt hatte, richtete er alles wieder auf. Er hat den Fluch außer Kraft gesetzt, den Tod vernichtet, das Paradies geöffnet, die Sünde getötet, die Tore des Himmels entriegelt, um die Erstlinge unserer Menschheit dorthin zurückzubringen. Er hat den Glauben in der ganzen Welt verbreitet, den Irrtum vertrieben und die Wahrheit wieder aufgerichtet. Die Erstlinge unserer Natur hat er auf einen königlichen Thron erhoben. Christus ist der Urheber unendlich vieler Wohltaten, die weder ich noch irgendein anderer Mensch recht beschreiben könnte. Vor seiner Erniedrigung war er nur den Engeln bekannt, aber nach seiner Selbstverdemütigung erkennt ihn das ganze Menschengeschlecht.