„Der Gottlose ist stolz alle Tage seines Lebens“ (Ijob 15,20 Vulg.). Auch die Auserwählten sind manchmal in ihren Gedanken und sogar in ihren Werken nicht vor Stolz gefeit. Aber weil sie die Auserwählten sind, können sie nicht jeden Tag den Hochmütigen spielen, denn bevor ihr Leben zu Ende geht, wandeln sie ihr Herz um, sodass es von Überheblichkeit zur Ehrfurcht in Demut übergeht.
Der Gottlose dagegen verbringt keinen einzigen seiner Tage ohne Hochmut, da sein Leben zu Ende geht, ohne dass er sich auch nur einen Augenblick von seiner Überheblichkeit abwendet. Sein Blick sucht überall nur nach dem, was in der Zeit erblüht, und verschmäht es, zu bedenken, wohin es ihn in der Ewigkeit führt. Auf das Leben des Fleisches setzt er sein Vertrauen und misst dem, was er im Augenblick besitzt, lange Dauer zu. Sein Herz verfestigt sich im Hochmut und seine Mitmenschen verachtet er. Die Plötzlichkeit des Todes, der sich unmerklich anbahnt, zieht er nicht in Betracht; die Ungewissheit der [ewigen] Glückseligkeit, bedenkt er nie. Ein Blick auf die Ungewissheit des flüchtigen Lebens, und er würde kaum Gewissheit mit Ungewissheit verwechseln. Daher auch das weise Wort: „ … und die Zahl der Jahre seiner Tyrannei ist ungewiss“ (Ijob 15,20 Vulg.). […]
Da das gegenwärtige Leben immer ungewiss ist, muss der Tod, der sich leise anschleicht, ständig gefürchtet werden, da er nie vorhergesehen werden kann. […] Andererseits war es der Wille unseres Schöpfers, dass der Tag unseres Endes vor uns verborgen bleibt, damit wir in der Ungewissheit des Zeitpunktes unseres Todes immer darauf vorbereitet sind, zu sterben.