Ach, wie groß ist doch unser Elend! Wir sind fern von Gott und es schmerzt uns so wenig, dass wir es noch nicht einmal merken! Ich glaube, der Grund für unsere Lauheit liegt darin, dass man, solange man Gott nicht verkostet hat, nicht weiß, was es bedeutet, hungrig zu sein, und was es bedeutet, gesättigt zu sein.
Deswegen haben wir keinen Hunger nach ihm, können aber von den Geschöpfen nie genug bekommen. Unser Herz bleibt kalt, es ist geteilt zwischen Gott und den geschaffenen Dingen, es ist träge, kraftlos und ohne Geschmack an den Dingen Gottes.
Nun will aber der Herr keine lauen Seelen in seinem Dienst, sondern Herzen, die von jenem Feuer entflammt sind, das er auf die Erde brachte und das er brennen sehen will (vgl. Lk 12,49). Damit dieses Feuer brenne, ließ er sich am Kreuz verzehren. Er wollte, dass wir Holz vom Kreuz sammeln, um uns an seiner Flamme zu erwärmen und auf seine übergroße Liebe mit Liebe zu antworten. Denn es ist nur recht, dass wir an einer süßen Liebeswunde leiden, wenn wir sehen, dass er um unserer Liebe willen nicht nur verwundet, sondern getötet wurde. Ja, es ist recht, dass wir die Liebesbeute dessen werden, der sich aus Liebe grausamen Händen ausgeliefert hat. […] Wenn das Feuer in uns zu brennen beginnt, sollten wir darauf achten, es zu bedecken, damit der Wind es nicht auslöscht. Verbergen wir es unter der Asche der Demut und des Schweigens, dann wird es nicht ausgehen. Aber vor allem wollen wir uns dem Feuer selbst nähern, das lodert und brennt, ich meine unseren Herrn Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament. Öffnen wir unsere Seele, den Mund unserer Sehnsucht, und eilen wir, um unseren Durst an der Quelle des lebendigen Wassers zu stillen.