Hl. Charles de Foucauld

Die Liebe besteht nicht darin, zu fühlen, dass man liebt, sondern lieben zu wollen. Wenn man lieben will, liebt man; wenn man über alles lieben will, liebt man über alles. Sollte man einer Versuchung erliegen, dann deshalb, weil die Liebe zu schwach ist, nicht weil es sie nicht gäbe.

Dann muss man weinen wie der heilige Petrus, bereuen wie der heilige Petrus, […] aber dann auch wie er dreimal sagen: „Ich liebe dich, ich liebe dich, du weißt, dass ich dich trotz meiner Schwachheit und meiner Sünden liebe“ (vgl. Joh 21,15f.). Was nun die Liebe Jesu zu uns angeht, so hat er sie uns zur Genüge bewiesen, so dass wir an sie glauben können, auch ohne sie zu fühlen. Zu fühlen, dass wir ihn lieben und er uns – das wäre schon der Himmel; den Himmel gibt es aber, von seltenen Augenblicken und Ausnahmen abgesehen, auf dieser Erde nicht. Erzählen wir uns doch oft unsere doppelte Geschichte: die Geschichte der Gnaden, die Gott uns seit unserer Geburt persönlich erwiesen hat, und die Geschichte unserer Treulosigkeiten. Darin werden wir Grund genug finden, […] um uns in einem grenzenloses Vertrauen auf seine Liebe zu verlieren. Er liebt uns, weil er gut ist, nicht weil wir gut wären. Lieben nicht Mütter ihre Kinder auch dann, wenn diese vom rechten Weg abgekommen sind? Und wir werden auch Grund genug finden, um in Demut und Misstrauen uns selbst gegenüber zu versinken. Versuchen wir, unsere Sünden durch Nächstenliebe, durch das Gute, das wir dem Nächsten tun, ein wenig zu sühnen. Die Liebe zum Nächsten, das Bemühen, anderen Gutes zu tun, ist ein ausgezeichnetes Mittel, das wir den Versuchungen entgegensetzen können: Es bedeutet, von der bloßen Verteidigung zum Gegenangriff überzugehen.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 11 November 2024