Hl. Augustinus

Das Wort von der Stimme zu unterscheiden ist schwierig; deswegen hat man Johannes für Christus gehalten. Man hielt die Stimme für das Wort. Aber die Stimme gab sich zu erkennen, um dem Wort nicht im Weg zu stehen. „Ich bin nicht der Messias, nicht Elija, nicht der [große] Prophet.

“ Man entgegnet ihm: „Wer bist du dann?“ Er antwortet: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft“ (vgl. Joh 1,20-23). […] Die Stimme, die in der Wüste ruft, ist die Stimme, die das Schweigen bricht: „Bereitet dem Herrn den Weg“. Das heißt so viel wie: „Ich ließ meine Stimme ertönen, damit der Herr in eure Herzen einziehe; aber er wird sich nicht dazu herablassen, wenn ihr nicht den Weg bereitet.“ Was bedeutet denn „Bereitet den Weg“ anderes als: „Betet, wie es recht ist“? Was bedeutet: „Bereitet den Weg“, wenn nicht „Seid in eurem Denken demütig“? Johannes der Vorläufer gibt euch selbst ein Beispiel der Demut. Man hält ihn für den Messias, er aber beteuert, dass er nicht der ist, für den man ihn hält, und er nutzt den Irrtum der anderen nicht aus, um sich selbst wichtig zu machen. Wenn er gesagt hätte: „Ich bin der Messias“, hätte man ihm das leicht abgenommen, da man es schon glaubte, bevor er den Mund auftat. Doch er verneinte es: Er gab sich zu erkennen, er stellte sich nicht Christus gleich, er erniedrigte sich. Er sah, wo das Heil zu finden ist. Er erkannte, dass er nur die Lampe war (vgl. Joh 5,35), und fürchtete, sie könnte vom Wind des Stolzes gelöscht werden.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 16 December 2024