Hl. Gregor von Nazianz

Das Wort Gottes selbst – älter als die Zeiten, das unsichtbare, unbegreifliche, unkörperliche, Anfang vom Anfang, Licht vom Licht, Quelle des Lebens und der Unsterblichkeit, Abglanz des göttlichen Urbildes, unwandelbares Siegel, vollkommenes Abbild und endgültiges Wort des Vaters – macht sich auf den Weg zu seinem eigenen Abbild, bekleidet sich mit Fleisch, um das Fleisch zu erlösen, nimmt eine Vernunftseele an, um meiner Seele willen, um Gleiches durch Gleiches zu reinigen, und nimmt alles Menschliche an, außer der Sünde.

Empfangen von der Jungfrau, die durch das Wirken des Heiligen Geistes an Leib und Seele rein ist, nimmt Gott wahrhaft den Menschen an, ja, er wird mit ihm ein einziges Wesen aus den beiden Gegensätzen Fleisch und Geist, von denen Letzteres vergöttlicht, während Ersteres vergöttlicht wird. Erstaunliche Vereinigung, und wundersamer Tausch! Er, der Seiende*, unterliegt dem Werden. Der Ungeschaffene lässt sich erschaffen. Er, den nichts zu fassen vermag, wird von einer Vernunftseele umfangen, die gleichsam die Mitte zwischen der Gottheit und der Grobheit des Fleisches bildet. Er, der reich macht, wird zum Bettler; er bettelt um mein Fleisch, um mich mit seiner Gottheit reich zu machen. Er, der die Fülle ist, macht sich leer; für kurze Zeit legt er seine Herrlichkeit ab, um mir Anteil zu geben an seiner Fülle.

  • Wörtlich: „Er, der ist“, bezieht sich auf den Gottesnamen in Ex 3,14 „Ich bin, der ich bin“ (griechisch: ὁ ὦν).

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 25 December 2024