„Er war ihnen gehorsam.“ Bei diesen Worten soll jeder Hochmut zerfließen, jede Hartnäckigkeit zerbrechen, jeder Ungehorsam sich unterwerfen. „Er war ihnen gehorsam.“ Wer? Er, der durch ein einziges Wort alles aus dem Nichts erschaffen hat. Er, der, wie Jesaja sagt: „in der hohlen Hand die Wasser [des Meeres] maß und den Himmel mit ausgespannter Hand; der mit drei Fingern die ganze Erde fasste, der Berge und Hügel mit seiner Waage wog“ (vgl.
Jes 40,12 Vulg.). Er, der, wie Ijob sagt: „die Erde erschüttert, sodass ihre Säulen erzittern; der zur Sonne spricht, sodass sie nicht strahlt, und der die Sterne versiegelt. Der allein den Himmel ausspannt und auf den Wogen des Meeres einherschreitet. Der die Sternbilder schuf; der Großes und Unerforschliches tut, Wunderdinge ohne Zahl“ (vgl. Ijob 9,6-10). […] Er ist es, so groß, so mächtig, der gehorsam ist. Und wem ist er gehorsam? Einem Handwerker und einer sehr armen Jungfrau.
Du, der „Erste und der Letzte“! (Offb 1,17). Du, der Gebieter der Engel, bist Menschen gehorsam! Der Schöpfer des Himmels ist einem Handwerker untertan; der Gott der ewigen Herrlichkeit ist einer kleinen, armen Jungfrau gehorsam! Hat man jemals so etwas gesehen? Hat man jemals etwas Ähnliches gehört?
Zögert also nicht länger, zu gehorchen, euch unterzuordnen. […] Hinabsteigen, nach Nazaret kommen, untertan sein, vollkommen gehorchen: das ist die ganze Weisheit. […] Das ist Weisheit mit Nüchternheit. Die reine Einfalt ist „wie das still fließende Wasser von Siloe“ (Jes 8,6 Vulg.). Es gibt wohl Weise in den religiösen Orden; aber es waren einfache Männer [wie Franz von Assisi], durch die Gott sie zusammengeführt hat. Gott „hat die Törichten, die Schwachen und Ungebildeten erwählt“, um durch sie die, „Weisen, die Mächtigen und die Vornehmen“ zusammenzuführen, „damit kein Mensch sich selbst rühmen kann“ (vgl. 1 Kor 1,26-29), sondern nur in ihm, der hinabgestiegen ist, der nach Nazaret gekommen ist und der gehorsam war.