Das Licht auf dem Leuchter, vom dem die Schrift spricht, ist unser Herr Jesus Christus, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt (vgl. Joh 1,9 Vulg.). Der Leuchter ist die heilige Kirche. Auf ihrer Verkündigung ruht das leuchtende Wort Gottes, das nicht nur die Bewohner seines Hauses [der Kirche], sondern die Menschen auf der ganzen Welt erleuchtet und alle Gemüter mit der Erkenntnis Gottes erfüllt.
[…] Das Wort will keineswegs unter dem Scheffel bleiben; es möchte gut sichtbar an höchster Stelle der Kirche aufleuchten. Unter dem Buchstaben des Gesetzes wie unter einem Scheffel versteckt, wäre das ewige Licht, das vom Wort ausgeht, allen Menschen vorenthalten worden. Es hätte denen, die sich befreien wollen von der Verführung durch die Sinne, welche der Täuschung unterliegen können und schnell dazu bereit sind, ausschließlich materielle und vergängliche Dinge wahrzunehmen, nicht die geistliche Sicht schenken können. Aber auf die Kirche als ihren Leuchter gestellt, also auf die Anbetung im Geist und in der Wahrheit gegründet (vgl. Joh 4,24), erleuchtet es alle Menschen. […] Denn der Buchstabe hat, wenn er nicht dem Geist nach erfasst wird, nur einen materiellen und begrenzten Wert (vgl. Röm 7,6). Für sich allein ermöglicht er es dem Verstand nicht, die Tragweite dessen zu erfassen, was da geschrieben steht. Lasst uns also das helle Licht, das heißt das Wort Gottes, das den Verstand erleuchtet, nicht durch unser Denken und Tun unter den Scheffel stellen. Machen wir uns nicht dadurch schuldig, dass wir die unergründliche Kraft der göttlichen Weisheit unter dem Buchstaben verstecken wollen. Stellen wir vielmehr das Wort auf den Leuchter, der die Kirche ist, auf den Gipfel der wahren Kontemplation, die das Licht der göttlichen Offenbarung für alle zum Leuchten bringt.