Die dritte Bitte der Kinder [im Vater unser] lautet: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde!“ Es kann keine größere Bitte geben, als zu wünschen, dass das Irdische dem Himmlischen gleich kommen möge. Denn was heißt es anderes, wenn man sagt: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde“, als: Alle Menschen sollen den Engeln ähnlich sein; und wie also der Wille Gottes von jenen im Himmel erfüllt wird, so sollen auch die, welche auf der Erde sind, nicht ihren, sondern ganz seinen Willen tun!
Das wird niemand von Herzen zu sagen vermögen, als allein jener, der glaubt, dass Gott alles – es mag nun gut oder schädlich scheinen – zu unserm Nutzen ordnet, und dass er für das Heil und Glück der Seinen mehr Aufmerksamkeit und Sorge hegt, als wir für uns selbst.
Aber man kann es auch noch anders verstehen. Der Wille Gottes ist das Heil aller, nach jenem Ausspruch des heiligen Paulus: „Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Von diesem Willen sagt auch der Prophet Jesaja, indem er Gott, den Vater sprechen lässt: „Alles, was ich will, führe ich aus“ (Jes 46,10). Wenn wir also sagen: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde“, dann bitten wir mit andern Worten: Wie die im Himmel, so sollen auch alle, die auf Erden leben, gerettet werden, durch die Erkenntnis deines namens, o Vater !