Philotheos vom Sinai

Nüchternheit und Wachsamkeit erleuchten und reinigen zunächst das Gewissen. So gereinigt, leuchtet es sogleich auf wie ein verborgenes Licht, das plötzlich aufgedeckt wurde und viel Finsternis vertreibt. Und wenn die Finsternis durch ständige und wahre Wachsamkeit vertrieben ist, offenbart das Gewissen erneut Dinge, die uns verborgen waren.

Es lehrt uns durch den Verstand, wie man den unsichtbaren Krieg und den geistigen Kampf durch Wachsamkeit ausfechten kann, wie man im Einzelkampf Speere werfen und mit gezielten Gedankenpfeilen zuschlagen muss, und wie der Verstand, um nicht getroffen zu werden, der schädlichen Finsternis entkommen muss, indem er sich in Christus verbirgt, nach dem er sich innig sehnt. Wer dieses Licht gekostet hat, wird verstehen, wovon ich spreche. Die Seele wird nie davon gesättigt, aber je mehr sie sich davon ernährt, desto hungriger wird sie. Es ist ein Licht, das den Verstand anzieht wie die Sonne das Auge. Unerklärbar durch Worte, wird es doch durch Erfahrung erklärbar. Diese Erfahrung habe ich gemacht, oder genauer gesagt, ich bin von ihr verletzt worden; aber sie gebietet mir zu schweigen. […]

Der Rauch brennenden Holzes ist für die Augen schwer zu ertragen; doch das Feuer erhellt und erfreut sie, die der Rauch zuerst belästigt hatte. Ebenso ist uns die ständige Wachsamkeit lästig; aber wenn du dabei Jesus im Gebet anrufst, nähert er sich und erleuchtet dein Herz. Denn sein Andenken schenkt dir die höchste aller Segnungen: die geistliche Erleuchtung.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 20 June 2025