Hl. Bonaventura

Den Ursprung hat die Heilige Schrift oder Theologie nicht im menschlichen Forschen, sondern in der göttlichen Offenbarung. Diese fließt vom „Vater der Lichter“ (Jak 1,17 Vulg.), „von dem alle Vaterschaft im Himmel und auf der Erde ihren Namen hat“ (Eph 3,15), von dem auch der Heilige Geist in uns strömt durch seinen Sohn Jesus Christus.

Durch den Heiligen Geist nun, der seine Gaben jedem austeilt und schenkt, wie er will (1 Kor 12,11), wird der Glaube geschenkt, und „durch den Glauben wohnt Christus in unseren Herzen“ (vgl. Eph 3,17). Das ist die Kenntnis von Jesus Christi, aus der die Festigkeit der ganzen Heiligen Schrift und die Einsicht in sie quillt. Es ist daher unmöglich, dass jemand in die Erkenntnis der Heiligen Schrift Eingang gewinnt, wenn er nicht zuvor den Glauben an Jesus Christus gnadenhaft empfangen hat; denn der Glaube an Christus ist gewissermaßen die Leuchte, die Tür und das Fundament der gesamten Heiligen Schrift. […]

Das Endziel beziehungsweise die Frucht der Heiligen Schrift ist kein geringeres als die Fülle der ewigen Seligkeit. Dies ist ja die, in der „Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68) sind; und sie ist nicht nur geschrieben, damit wir glauben, sondern damit wir das ewige Leben haben, in dem wir schauen und lieben werden, und in dem all unsere Sehnsucht gestillt werden wird. Wenn sich das erfüllt, werden wir wahrhaft „die Liebe verstehen, die alles Verstehen übersteigt“ und wir werden „erfüllt sein von der ganzen Fülle Gottes“ (vgl. Eph 3,19). In diese Fülle will uns die Heilige Schrift einführen […]. Mit diesem Ziel und in dieser Absicht ist die Heilige Schrift zu erforschen, zu lehren und auch zu hören.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 20 September 2025