Einstmals betete Gertrud […] für sie [die verstorbene Äbtissin] und wünschte ihren Zustand zu erkennen, worauf der Herr antwortete: „Mit großer Freude habe ich diese Zeit erwartet, um meine Erwählte in die Einsamkeit zu führen und dort zu ihrem Herzen zu reden (vgl. Hosea 2,16). In diesem Verlangen bin ich nicht getäuscht worden (vgl.
Ps. 78,30), denn sie entspricht in allem meinem Wohlgefallen und gehorcht mir zu meiner Freude.“ Leser, verstehe: Die Einsamkeit ist die Krankheit, wo der Herr zum Herzen seiner Geliebten redete und nicht zu ihrem Ohr. […]
Die Worte des Herrn an seine Erwählte sind aber Trübsale und Bedrängnisse des Herzens, so z. B. wenn sie denkt, sie sei unnütz, verliere selbst die Zeit, andere müssten um ihretwillen arbeiten und auch die Zeit verbringen, ohne dass deren Anstrengung für die Gesundheit einen Nutzen bringe. Hierauf antwortet sie nach dem höchsten Wohlgefallen Gottes, indem sie im Herzen die Geduld bewahrt und begehrt, dass der ganze Wille Gottes an ihr sich vollziehe. […]
„Meine Erwählte“, fügte der Herr hinzu, „gewinnt mein höchstes Wohlgefallen, weil sie die Beschwerden der Krankheit nicht gering achtet […]. Vielmehr wenn ich […] ihre Krankheit steigere und den Überdruss vermehre: Dann erfüllt sie hierin ganz das Wohlgefallen meines Herzens, wenn sie mit Geduld mehr Erleichterungen und Bequemlichkeiten des Körpers in verständiger Weise annimmt. Auch dies wird ihr zu einem Schmuck in der Krone, dass sie solches zuweilen mit Beschwerde tut. Aber es ist durchaus geziemend, dass sie sich Erleichterung gönnt, und sie soll hierbei bedenken, dass durch meine übergroße Güte denen, die Gott lieben, alles zum Besten gereicht (vgl. Röm 8,28).“