MEDITATIO

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Hl. Johannes Paul II.

„Niemand hat Gott je gesehen“, schreibt der heilige Johannes, um jener Wahrheit besonderen Nachdruck zu verleihen, dass „er, der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, Kunde gebracht hat“ (vgl. Joh 1, 18). [...] In Christus geoffenbart, erlaubt uns die Wahrheit über....

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Sel. Columba Marmion

Jesus Christus sagte eines Tages: „Ich werde alles an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin“ (vgl. Joh 12,32). […] Diejenigen, die in der Wüste die eherne Schlange ansahen, wurden geheilt, ebenso werden diejenigen, welche mich mit Glauben und Liebe anschauen, trotz ihr....

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Hl. Gregor der Große

„Wenn er einreißt, baut keiner wieder auf; wen er einschließt, dem wird nicht mehr geöffnet“ (Ijob 12,14). Der allmächtige Gott reißt das Herz des Menschen ein, wenn er es verlässt; er baut es auf, wenn er es erfüllt. Gott reißt nämlich die Seele des Menschen nicht im harten Kam....

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Hl. Augustinus

„Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Da sagten seine Brüder zu ihm: Geh von hier fort, und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst. [...] Jesus sagte zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen, für euch aber ist immer die rechte Zeit“ (Jo....

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Hl. Gregor der Große

„Denn siehe, mein Zeuge ist im Himmel, und mein Vertrauter ist in der Höhe“ (vgl. Ijob 16,20 Vulg.). Als der Sohn auf Erden wandelte, hatte er einen Zeugen im Himmel. Denn der Vater ist der Zeuge des Sohnes, der im Evangelium sagt: „Auch der Vater selbst, der mich gesandt hat, ha....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Zunächst soll die Lehre von Gott als Fundament in eure Seele gelegt werden. Es ist ein Gott. Er allein ist ungezeugt, ohne Anfang, unwandelbar, unveränderlich. Weder hat ihn ein anderer gezeugt, noch tritt er an einen anderen das Leben ab. Nicht fing er in der Zeit an, zu leben, ....

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Hl. Maximus von Turin

Die Zahl vierzig, liebe Brüder, hat symbolischen Wert, der mit dem Geheimnis unserer Erlösung zusammenhängt. Als nämlich in der Frühzeit die Schlechtigkeit der Menschen sich über die Erde ausgebreitet hatte, ließ Gott vierzig Tage lang Wasser vom Himmel fallen und überflutete die....

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Gregor von Narek

„Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“ (vgl. Joel 3,5; Röm 10,13). Ich selber rufe ihn nicht nur an, sondern glaube vor allem an seine Größe. Nicht um seiner Geschenke willen verharre ich in meinem Flehen, sondern weil er das wahre Leben ist und i....

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Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Caterina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Öffne das Auge deines Geistes, und du wirst die Blinden und die Törichten sehen, die Unvollkommenen und ebenso die Vollkommenen, die Mir in Wahrheit nachfolgen. Dann wirst du dich betrüben wegen der Verdammung der Törichten, un....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wir stellen fest, dass der Pharisäer den Zöllner ziemlich leichtfertig für einen Dieb hielt, weil dieser die Steuern einnahm. Ohne es wirklich zu wissen, sagte er, dass der Zöllner mehr verlange, als er soll, und seine Autorität nur dazu benutze, Unrecht zu tun. Dennoch ging dies....

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Hl. Augustinus

Nicht zweifelhaft, sondern sicher ist mein Bewusstsein, dass ich dich liebe, o Herr. Mit deinem Worte hast du mein Herz getroffen, und ich habe dich geliebt. Was aber liebe ich, wenn ich dich liebe? Nicht körperliche Wohlgestalt noch zeitliche Anmut, nicht den Glanz des Li....

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Benedikt XVI.

In diesem Sinn hat die Neuzeit die Hoffnung auf die zu errichtende vollkommene Welt entwickelt, die durch die Erkenntnisse der Wissenschaft und einer wissenschaftlich fundierten Politik machbar geworden schien. So wurde die biblische Hoffnung auf das Reich Gottes abgelöst durch d....

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Hl. Cyrill von Alexandria

Wir haben gesehen, dass Christus den Gesetzen des Mose gehorchte; das heißt, dass Gott, der Gesetzgeber, sich als Mensch seinen eigenen Gesetzen unterwarf. So lehrt uns der hl. Paulus [...]: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz....

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Hl. Nerses Schnorhali

Als der Fels dich fragte, wie oft er seinem Bruder vergeben müsse, da sagtest du nicht: „Siebenmal“, sondern „Vierhundertneunzigmal*“! In dieser Zahl sind die Jahre unseres irdischen Lebens enthalten, die sieben Abschnitte unseres vergänglichen Lebens: Solange wir in die....

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Hl. Ambrosius

Du bist näher herangetreten, hast das Taufbecken gesehen und beim Becken auch den Bischof. Und sicherlich ist der gleiche Gedanke in deine Seele gefallen, der auch den Syrer Naaman beschlichen hatte. Denn auch wenn er rein wurde, so hatte er doch zuerst gezweifelt. [...] Ich fürc....

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Origenes

Das Geheimnis unserer Auferstehung ist groß und äußerst schwer auszuforschen. Es wird in vielen Texten der Schrift angekündigt, vor allem aber bei Ezechiel...: „Der Geist des Herrn versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von menschlichen Gebeinen...; sie waren ganz ausge....

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Thalassios der Libyer

Christus, Herr aller Dinge, erlöse uns von all diesen Übeln, von den Leidenschaften, die uns zerstören, und von den Gedanken, die aus den Leidenschaften entstehen. Um deinetwillen wurden wir erschaffen, damit wir uns an den Köstlichkeiten, die du uns bereitet hast, erfreue....

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Hl. Ambrosius

Der Weinstock ist ein Symbol für uns, das Volk Gottes. Denn es wurzelt am ewigen Weinstock (vgl. Joh 15,5) und erhebt sich über die Erde. Der Weinstock wuchert üppig auf kargem Boden. Bald sprosst und blüht er, bald kleidet er sich in Grün; wenn er groß geworden ist und seine aus....

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Hl. Charles de Foucauld

„Noch ein klein wenig, und der Sünder wird gewiss nicht mehr da sein, und du wirst seinen Ort suchen und gewiss nicht finden. Aber die Sanftmütigen werden das Land erben und sich an der Fülle des Friedens erfreuen“ (Ps 37(36), 10-11 LXX). […] Der ganze Psalm ist eine wunderbare ....

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Hl. Augustinus

In den „Wallfahrtspsalmen“ sehnt sich der Psalmist nach Jerusalem und sagt, dass er hinaufsteigen möchte. Wohin will er hinaufsteigen? Will er die Sonne erreichen, den Mond, die Sterne? Weit gefehlt! Im Himmel befindet sich das ewige Jerusalem, wo die Engel wohnen, unsere Mitbewo....

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Hl. Katharina von Siena

(Die hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:) Du bittest darum, Mich, die höchste Wahrheit, erkennen und lieben zu können. Der Weg, auf dem du zur vollkommenen Erkenntnis gelangst und Mich, das ewige Leben, genießen kannst, ist folgender: Vergiss niemals die Selbsterkenntnis.....

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Hl. Faustina Kowalska

So oft, wie meine Brust atmet, so oft, wie mein Herz schlägt, so oft, wie das Blut in meinem Körper pulsiert, so viele tausend Male will ich Deine Barmherzigkeit rühmen, o Heiligste Dreifaltigkeit. Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln, um so ein lebendiges Ab....

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Hl. Anastasius vom Sinai

Auf dem Berg Tabor hat Jesus seinen Jüngern eine wunderbare göttliche Offenbarung zuteil werden lassen, gleichsam einen Vorgeschmack auf das Himmelreich. Es ist genau so, als hätte er zu ihnen gesagt: „Damit die Verzögerung nicht Unglauben in euch hervorruft, wahrlich, ich sage e....

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Hl. Franziskus von Assisi

Der Herr sagt: „Liebt eure Feinde“. In der Tat liebt jener seinen Feind wahrhaftig, der nicht Schmerz empfindet über das Unrecht, das der andere ihm antut, sondern um der Liebe Gottes willen innerlich brennt wegen der Sünde, die der andere seiner Seele antut. Und er möge ihm in W....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Warum, meine Brüder, hat die Kirche die heilige Fastenzeit eingeführt? Es ist, werdet ihr mir sagen, um uns darauf vorzubereiten, die heilige Osterzeit würdig zu begehen. Betrachten wir die Frage etwas genauer. Um eine gute Beichte abzulegen, die uns mit Gott versöhnen kann, müs....

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Pius XII.

Ihr seid genau am Vorabend jenes Tages hierhergekommen, an dem die Kirche das Fest der Kathedra Petri in Rom feiert. […] Seht den Lehrstuhl, von dem aus der erste Papst das Wort an die ersten Christen richtete, so wie ich in diesem Moment. Hier ermahnte er sie zur Wachsamkeit geg....

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Hl. Hieronymus

Wenn Jona eine Vorabbildung des Herrn ist und durch seinen drei Tage und drei Nächte dauernden Aufenthalt im Bauch des Wals hinweist auf die Passion des Retters, dann muss sein Gebet auch das Gebet des Herrn zum Ausdruck bringen. „Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Wie kann ic....

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Evagrius Ponticus

Das Gebet ist ein Sprössling der Sanftmut und der Freiheit von Zorn. Gebet ist das Aufblühen von Freude und Dankbarkeit. Das Gebet ist ein Gegengift gegen Traurigkeit und Entmutigung. […] Wenn du beten willst, wie es recht ist, dann betrübe keine Seele; sonst läufst d....

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Sel. Columba Marmion

Mehr an den Nächsten und dessen Interessen, an dessen Befriedigung und Freude denken, als an sich selbst, das ist das sicherste Zeichen wahrer Liebe; denn das zu tun, und zwar nicht nur nicht einmal, sondern zehnmal, ja immer und überall und gegen alle ohne Unterschied, das heißt....

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Hl. Gregor von Nazianz

Wenn du nach deiner Taufe angegriffen wirst vom Verfolger, dem Versucher des Lichts: dann bietet sich dir die Gelegenheit, einen Sieg zu erringen. Er wird dich mit Sicherheit angreifen. Denn getäuscht von dessen menschlicher Erscheinung, legte er sich mit dem Wort, meinem Gott, a....

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Hl. Leo der Große

Wenn auch jede Zeit dazu geeignet ist, die Tugend der Nächstenliebe zu üben, meine Brüder, so mahnen uns doch die jetzigen Tage ganz besonders dazu. Alle, die das Osterfest des Herrn in der Heiligkeit des Geistes und des Leibes begehen wollen, müssen sich vor allem um dieses Gnad....

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Hl. Maximus von Turin

Nach der dem vorgeschriebenen Fasten geweihten Zeit kommt die gereinigte und erschöpfte Seele zur Taufe. Sie taucht ein in das Wasser des Heiligen Geistes und kommt so wieder zu Kräften. Alles, was durch das Feuer der Leidenschaften verdorrt war, ersteht durch den himmlischen Tau....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Um den Wert unserer Seele zu erkennen, brauchen wir uns nur vor Augen zu halten, was Jesus Christus für sie getan hat. Wer von uns, meine Brüder, wird jemals verstehen können, wie sehr der gute Gott unsere Seele wertschätzt, da er alles getan hat, was einem Gott nur möglich war, ....

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Hl. Johannes Paul II.

Diese starke Zeit des Kirchenjahres ist geprägt von der biblischen Botschaft, welche man in einem Wort zusammenfassen kann: „Bekehrt Euch“… Die suggestive Zeremonie des Aschenkreuzes bewegt unseren Geist hin zur ewigen Wirklichkeit, die niemals vergeht, hin zu Gott, der der Anfan....

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Hl. Anselm

Ich kann dein Licht nicht schauen: es leuchtet zu hell für mein Auge. Und doch – alles was ich sehe, kann ich dank deines Lichts deutlich erkennen, so wie unser gebrechliches Auge dank der Sonne alles sieht, auf was es schaut, ohne freilich die Sonne selbst anschauen zu können. ....

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Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Gott ist überall und in allem, und ohne ihn können wir nicht existieren. Ich habe nie auch nur einen Augenblick lang an der Existenz Gottes gezweifelt, aber ich weiß, dass manche Menschen das tun. Wenn man nicht an Gott glaubt, kann man anderen helfen, indem man Werke der Liebe v....

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Isaak von Stella

Es gibt zwei Dinge, die Gott allein zustehen: die Würde, die Beichte entgegenzunehmen und dass man von ihm die Vergebung erwartet. Gott allein kommt es nämlich zu, Sünden zu vergeben; deshalb muss man sie auch nur ihm allein bekennen. Der Allmächtige und Allerhöchste aber nahm s....

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Balduin von Ford

Jesus brach das Brot. Hätte er das Brot nicht gebrochen, wie hätten dann die Krümlein bis auf uns kommen können? Aber er brach das Brot und verteilte es. „Er hat es verteilt und den Armen gegeben“ (Ps 111(112), 9 Vulg.). Aus Gnade hat er es gebrochen, um den Zorn des Vaters und s....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wie wünschenswert wäre es doch, meine Brüder, wenn man von jedem von uns das sagen könnte, was das Evangelium über diesen Stummen sagt, den Jesus heilte, nämlich dass er richtig gut reden konnte. Ach, meine Brüder, könnte man uns nicht vielmehr das Gegenteil vorwerfen, dass wir f....

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Isaak von Stella

„Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück“ (Mt 15,21). Als das Wort Gottes Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,14), ist es vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen (Joh 16,28). „Er war Gott gleich“, verließ das Land des Vaters, „en....

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Hl. Gregor der Große

„Wer ist es, der mit mir streitet? Er soll vortreten!“ (Ijob 13,19 Vulg.). Ein Heiliger muss mit Gottes Beistand so gut auf sich achtgeben in seinen Handlungen, dass man äußerlich keinen Grund zur Anklage gegen ihn findet; und innerlich sei er in seinen Gedanken so wachsam und um....

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Hl. Clemens von Alexandrien

Wir haben die zehn von Mose gegebenen Gebote… und alles, was die Lektüre der heiligen Bücher uns nahelegt. Darunter das, was uns Jesaja übermittelt hat: „Wascht euch, reinigt euch! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterd....

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Hl. Teresa von Avila

O wahrer Gott und mein Herr! Für eine Seele, die in deiner Abwesenheit lebt und von Vereinsamung betroffen ist, für sie ist es ein großer Trost zu wissen, dass du überall bist. Aber wozu ist es gut, Herr, wenn die Macht der Liebe und die Heftigkeit dieses Schmerzes größer werden,....

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Hl. Vinzenz von Paul

Es ist schön zu lesen, was von der Schwiegermutter des heiligen Petrus im Evangelium berichtet wird. Die gute Frau, die an hohem Fieber erkrankt war, hörte, dass unser Herr in Kapharnaum war, dass er große Wunder tat, die Kranken heilte, aus den Besessenen die Dämonen austrieb un....

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Hl. Cäsarius von Arles

„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7). Das Wort Erbarmen hat einen angenehmen Klang, liebe Brüder. Wenn das Wort schon angenehm ist, um wie viel mehr dann das, was es meint?... Wenn wir alle Barmherzigkeit wollen, dann lasst sie uns doch hier auf Erde....

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Hl. Nerses Schnorhali

Dem heiligen Bund der Patriarchen gemäß hast du am achten Tag die Beschneidung empfangen, um das unbeschnittene Herz des Menschen zu beschneiden durch deinen Geist. Du, der Gesetzgeber, bist dem Gesetz gemäß in den Tempel eingezogen, um dort dargebracht zu werden; dich, ....

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Hl. Thomas von Celano

Zur selben Zeit stieg ihre Zahl durch den Eintritt eines weiteren rechtschaffenen Mannes auf acht. Da rief der selige Franziskus alle zu sich, und nachdem er lange zu ihnen vom Reich Gottes, von der Verachtung der Welt, der Verleugnung des eigenen Willens und der Unterwerfung des....

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Hl. Johannes Paul II.

Die Wahrheit, dass der Mensch durch die Arbeit am Wirken Gottes, seines Schöpfers, teilnimmt, hat besonders eindringlich Jesus Christus ins Licht gerückt – Jesus, über den viele seiner ersten Zuhörer in Nazaret staunten und sagten: „Woher hat er das alles? Was ist das für eine We....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die Menge der klagenden Leute sah, sagte er: Geht hinaus! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus.“ Jesus lehrt uns auf diese Weise, den Tod nicht zu fürchten; denn der To....

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Hl. Charles de Foucauld

Die wahre und einzige Vollkommenheit besteht nicht darin, diese oder jene Art von Leben zu führen, sondern den Willen Gottes zu tun; sie besteht darin, sein Leben in der Weise zu führen, die Gott für uns will und wo er uns will, und es so zu führen, wie er selbst es geführt hätte....

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Hl. Hieronymus

„In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war.“ Dieser Geist konnte die Gegenwart des Herrn nicht ertragen; es handelte sich dabei um jenen unreinen Geist, der alle Menschen zum Götzendienst verführt hatte. […] „Was für ein Einklang herrscht zwischen ....

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Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Hütet euch stets davor, eure Beschäftigungen in geistliche Unruhe oder Sorgen zu verwandeln! Und wenn euer Schiff auch auf hohen Wellen dahinsegelt und ihr in die Stürme zahlreicher Schwierigkeiten geratet, richtet euren Blick doch immer nach oben und sagt zu unserem Herrn: O Got....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Die ganze Kirche ist apostolisch in dem Sinn, dass sie durch die Nachfolger des hl. Petrus und der Apostel in Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit ihrem Ursprung bleibt. Die ganze Kirche ist apostolisch auch in dem Sinn, dass sie in die ganze Welt „gesandt“ ist. Alle Glieder der ....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Zu Recht, geliebte Brüder, ist die Bekehrung des „Lehrers der Heiden“ (1 Tim 2,7) ein Fest, das alle Völker heute voll Freude feiern. Denn wahrhaft zahlreich sind die Schösslinge, die aus dieser Wurzel hervorgingen. Nach seiner eigenen Bekehrung wurde Paulus zum Werkzeug für die ....

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Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

„Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen“. Die Szene ist hochaktuell. Auch heute noch wirft der Sämann in vollem Schwung seine Saatkörner aus. Das Werk der Erlösung geht weiter, und der Herr will dabei unsere Mitwirkung. Er möchte, dass wir Christen seiner Liebe alle Wege der....

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Hl. Charles de Foucauld

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Dies ist das letzte Gebet unseres Meisters, unseres Geliebten … Möge es auch das unsere sein … Und möge es nicht nur das Gebet unseres letzten Augenblicks sein, sondern das Gebet all unserer Augenblicke: „Mein Vater, ic....

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Hl. Ambrosius

„Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben.“ Weil man sagte, er treibe die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, aus, wollte Jesus mit diesem Wort zeigen, dass sein Reich unteilbar und ewig ist. In diesem Sinn antwortete er auch späte....

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Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

[Diese Gemeinschaften sollen offen sein für] Menschen in Jesus Christus sein, deren Beruf nur darin besteht, ausschließlich Gott zu gehören, für ihn verfügbar zu sein, um seinen Willen zu erfüllen und das Evangelium in Kirche und Welt zu leben. Menschen, deren Beruf es ist, al....

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Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Als Jesus in diese Welt kam, liebte er sie so sehr, dass er sein Leben für sie gab. Er kam, um unseren Hunger nach Gott zu stillen. Und wie machte er das? Er verwandelte sich selbst in das Brot des Lebens. Er machte sich klein, zerbrechlich und wehrlos für uns. Die Brotkrumen sin....

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Hl. Augustinus

Die seligen Apostel […] sahen als erste Christus am Kreuz hängen, beweinten seinen Tod und erstarrten geradezu angesichts des Wunders seiner Auferstehung. Bald aber – von Liebe ergriffen durch diese Offenbarung seiner Macht – zögerten sie nicht mehr, ihr Blut zu vergießen, um die....

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Hl. Athanasius

Deshalb also kommt der körperlose, unverwesliche und immaterielle Logos Gottes in unsere Heimat, obschon er auch vorher uns nicht ferne stand. Denn kein Teil der Schöpfung ist von ihm leer gelassen; vielmehr hat er alles in allem erfüllt, indes er selbst bei seinem Vater blieb. A....

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Hl. Hilarius

Wie – Gott ist immer am Werk? Arbeitet er etwa auch am Sabbat? Aber gewiss, denn andernfalls würde der Himmel vergehen, das Licht der Sonne würde verlöschen, die Erde hätte keinen Bestand mehr, die Früchte keinen Saft, das Leben der Menschen ginge zugrunde –, wenn die Kraft, die ....

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Hl. Aelred von Rievaulx

Wenn ein Mensch sich aus dem äußeren Trubel in das Geheimnis seines Herzens zurückgezogen hat, wenn er seine Tür vor der lärmenden Menge der Eitelkeiten verschlossen und seine inneren Schätze prüfend umrundet hat, wenn er in seinem Inneren nichts Unruhiges oder Ungeordnetes mehr ....

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Rupert von Deutz

„Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott“ (Jes 61,10). […] Die Ankunft, die Gegenwart des Herrn, von der der Prophet in diesem Vers spricht, ist der Kuss, den die Braut im Hohelied ersehnt, wenn sie sagt: „Mit Küssen seines Mundes ....

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Basileios von Seleukia

Andreas hatte das Wort des Mose verstanden: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören“ (Dtn 18,15). Jetzt hört er Johannes den Täufer ausrufen: „Seht, das Lamm Gottes“ (Joh 1,29). Sobal....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Selbst wenn ein ganzes Volk sündigt, wird die Liebe Gottes zu den Menschen nicht besiegt. Das Volk machte ein goldenes Kalb, doch Gott fiel nicht ab von seiner Menschenliebe. Die Menschen verleugneten Gott, doch Gott verleugnete nicht sich selbst. „Dieses sind deine Götter, Israe....

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Hl. Augustinus

Können wir einen Menschen, der innerlich zu schwach ist für alles Gute, nicht emporheben wie den Gelähmten im Evangelium, und ihm das Dach der Schrift abdecken, um ihn dann hinabzulassen vor die Füße des Herrn? Ihr versteht wohl: Ein solcher Mensch ist ein geistlich Gelähmter.....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“ (Mt 8,1–2). Groß waren die Zurückhaltung und der Glaube dessen, der sich Jesus auf diese Weise nä....

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Eine Homilie aus dem 5. Jahrhundert

Das höchste Gut ist das Gebet, der vertraute Umgang mit Gott. […] Das Gebet ist das Licht der Seele, verleiht wahre Gotteserkenntnis, schafft Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Durch das Gebet erhebt sich die Seele zum Himmel und umfängt Gott in unaussprechlicher Umarmung. Wi....

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Balduin von Ford

„Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebr 4,12). Die ganze Größe, Kraft und Weisheit des Wortes Gottes: Das ist es, was der Apostel mit diesen Worten denen zeigt, die Christus suchen, der das Wort, die Kraft und die Weisheit Got....

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II. Vatikanisches Konzil

Der heutige Mensch ist unterwegs zur volleren Entwicklung seiner Persönlichkeit und zu einer immer tieferen Einsicht und Durchsetzung seiner Rechte. Da es aber der Kirche anvertraut ist, das Geheimnis Gottes, des letzten Zieles der Menschen, offenkundig zu machen, erschließt sie ....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Dieser Hl. Geist stieg bei der Taufe des Herrn herab, damit die Würde des Getauften nicht verborgen bleibe. Johannes sagt nämlich: „Doch der, welcher mich sandte, mit Wasser zu taufen, sprach zu mir: derjenige, von welchem du siehst, dass der Geist auf ihn herabsteigt und auf ihm....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Gott wollte nicht nur auf die Erde hinabsteigen, sondern auch gesehen werden; er wollte nicht nur geboren, sondern auch erkannt werden. Weil Gott also auf diese Weise sichtbar geworden ist, wird der heutige Tag festlich begangen; es ist der strahlende Tag der Erscheinung. Heute s....

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Hl. Faustina Kowalska

Jesus, Du Freund des einsamen Herzens, Du bist meine Rast, Du bist mir Friede, Du bist meine ewige Rettung, Du bist die Beruhigung im Kampf und im Meer der Verzweiflung. Du bist der helle Strahl, der den Weg meines Lebens erhellt. Du bist alles für die einsame Seele. Du ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Nachdem Andreas bei Jesus geblieben war und viel von ihm gelernt hatte, behielt er diesen Schatz nicht für sich: Er eilte zu seinem Bruder, um ihn teilhaben zu lassen an den Gütern, die er empfangen hatte. […] Bemerkenswert, wie gefügig und gehorsam Petrus von Anfang an war […], ....

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Hl. Athanasius

Nun da das Wort Mensch geworden ist und die Schwächen des Fleisches sich zu eigen gemacht hat, so berühren diese den Leib nicht mehr wegen des in ihm befindlichen Wortes. Vielmehr sind sie von ihm aufgezehrt worden, und nunmehr bleiben die Menschen nicht mehr gemäß der ihnen eige....

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Stundenbuch vom Sinai

Du, die Stimme des [göttlichen] Wortes, nimm nun unsere Stimmen an, o Täufer, und erlöse dein Volk von Leidenschaften, Gefährdungen, zahllosen Bedrängnissen und ewiger Strafe. Du, Seliger, zeigst stets mit dem Finger auf das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt: Fl....

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Stundenbuch vom Sinai

Jeder sterbliche Atemzug ehrt deine Niederkunft, o Allreine, und die Schar der Engel feiert das unbegreifliche Geheimnis deiner Entbindung, wie du den Schöpfer des Universums in deinem Schoß empfangen und geboren hast: Wahrlich gewaltig, wundersam, außergewöhnlich und ganz verblü....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Was soll ich über dieses Geheimnis sagen? Ich sehe einen Arbeiter, eine Futterkrippe, ein Kind, Windeln, die Geburt aus einer Jungfrau, der es an allem Nötigsten fehlt, alle Anzeichen von Bedürftigkeit, die ganze Last der Armut. Habt ihr jemals bei solchem Mangel irgendetwas von ....

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Hl. Petrus Chrysologus

Wie aber kann das kleine menschliche Auge den Gott schauen, den die Welt nicht fassen kann? Doch die Macht der Liebe fragt nicht, was sein wird, was sein soll, was sein kann. Die Liebe kennt […] kein Maß. Die Liebe ist trostlos ob des Unmöglichen; von Schwierigkeiten lässt sie si....

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Origenes

Simeon wusste, dass uns niemand aus dem Gefängnis des Leibes mit der Hoffnung auf das zukünftige Leben herausführen kann, wenn nicht der, den er in seinen Armen hielt. Deshalb sagte er zu ihm: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden; denn solan....

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Eusebius Gallicanus

Der heimtückische König Herodes schickt, da er sich von den Weisen getäuscht sah, seine Häscher nach Bethlehem und Umgebung mit dem Auftrag, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren zu töten. […] Nichts aber hast du erreicht, du grausamer und anmaßender Barbar: Märtyrer kannst d....

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Hl. Augustinus

Der Herr selbst ist gekommen, ein Lehrer der Liebe, erfüllt von Liebe. […] Denkt mit mir nach, Brüder, über das Wesen dieser beiden Gebote. Sie sollten euch wohlbekannt sein und nicht nur dann in den Sinn kommen, wenn wir sie in Erinnerung rufen, sondern nie aus unseren Herzen ve....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wieder knien wir […] an der Krippe. […] Am nächsten beim neugeborenen Heiland sehen wir den hl. Stephanus. Was hat dem ersten Blutzeugen des Gekreuzigten diesen Ehrenplatz verschafft? Er hat in jugendlicher Begeisterung vollbracht, was der Herr bei seinem Eintritt in die Welt spr....

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Hl. Gregor von Nazianz

Ich muss mit Christus begraben werden, mit ihm auferstehen, mit ihm den Himmel erben und Kind Gottes werden. Das ist für uns das große Geheimnis, das ist für uns der menschgewordene Gott, der für uns arm geworden ist. Er ist gekommen, um das Fleisch aufzurichten, sein Ebenbild....

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Benedikt XVI.

Herausragend unter den Heiligen ist Maria, die Mutter des Herrn, Spiegel aller Heiligkeit. Im Lukasevangelium sehen wir sie in einem Liebesdienst an ihrer Kusine Elisabeth, bei der sie „etwa drei Monate“ bleibt (1,56), um ihr in der Endphase ihrer Schwangerschaft beizustehen. „Ma....

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Hl. Augustinus

Was für ein Wunder! Der Bote wird eher geboren als derjenige, der ihn ins Leben ruft. Johannes ist wohl die Stimme, aber Jesus ist der Logos, das Wort Gottes (vgl. Mt 3,3; Joh 1,1). […] Das Wort entsteht zuerst im Geist, dann regt es die Stimme an, es auszusprechen; die Stimme ge....

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Ludwig-Maria Grignion de Montfort

Während ihres irdischen Lebens hat sie [Maria] stets in größter Verborgenheit gelebt. Deshalb wird sie vom Heiligen Geist und von der Kirche genannt: Alma Mater, „verborgene, stille Mutter“. Ihre Demut war so tief, dass sie auf Erden kein innigeres und beharrlicheres Verlangen ha....

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Papst Franziskus

Es ist unmöglich, allein zu glauben. Der Glaube ist nicht bloß eine individuelle Option, die im Innersten des Glaubenden geschieht, er ist keine isolierte Beziehung zwischen dem „Ich“ des Gläubigen und dem göttlichen „Du“, zwischen dem autonomen Subjekt und Gott. Der Glaube öffne....

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Hl. Faustina Kowalska

Gott, nach dem Sündenfall hast Du den Menschen nicht vernichtet, vielmehr hast Du ihm in Deiner göttlichen Barmherzigkeit verziehen und ihm alle Gnade geschenkt. Durch Deine Barmherzigkeit bist Du zu uns herabgestiegen, um uns aus unserer Not zu erheben. Gott steigt herab zur....

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Hl. Augustinus

Die Mutter Johannes des Täufers ist eine alte, unfruchtbare Frau, die Mutter Christi ein junges Mädchen im Glanz ihrer Jugend. Johannes ist die Frucht der Unfruchtbarkeit, Christus die Frucht der Jungfräulichkeit. […] Der eine wird durch die Botschaft eines Engels angekündigt; au....

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Hl. Charles de Foucauld

„Da erschien ein Engel des Herrn dem Josef im Traum“ (vgl. Mt 2,19). Lasst uns hoffen und wiederum hoffen … Du lässt uns nicht in der Dunkelheit, wenn wir das Licht brauchen … Wir mögen uns im Dunkeln befinden, wir mögen lange und manchmal schmerzhaft darin bleiben, aber dann die....

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Römische Liturgie

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht! O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel – im flammenden Dornbusch bist ....

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Hl. Ambrosius

Was stellt Fasten anderes dar als Wesen und Abbild des Himmels? Fasten ist die Stärkung der Seele und die Nahrung des Geistes. Fasten ist das Leben der Engel, der Tod der Sünde, die Vernichtung der Fehler, die Arznei zum Heil, die Wurzel der Gnade und das Fundament der Keuschheit....

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Hl. Faustina Kowalska

O mein Gott Der Blick in die Zukunft erfüllt mich mit Bangen. Doch weshalb soll ich mich in die Zukunft vertiefen? Mir ist nur die gegenwärtige Weile teuer, da Zukunft in mein Herz kaum noch einkehren wird. Die Zeit, die verstrich, ist nicht in meiner Macht, um zu änder....

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Dem hl. Makarius

Wer dem Herrn näherkommen und des ewigen Lebens würdig sein will, wer Christi Wohnstatt werden und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden will, um die Früchte dieses Geistes zu bringen […], muss zunächst fest an den Herrn glauben und sich dann vorbehaltlos seinen Geboten unterstel....

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Theodor von Studion

Will und wünscht sich jemand, dass es ihm gut geht? Dann soll er sich vom Hochmut fernhalten und durch rückhaltlosen Gehorsam die höchste Demut zurückgewinnen: Jubel und Freude werden über seinem Haupt sein (vgl. Jes 35,10). In der Tat, was wird nicht alles aus dieser guten Wurze....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

„Seht her, der Herr [sein Name] kommt aus der Ferne“, sagt der Prophet (Jes 30,27). Wer könnte das bezweifeln? Es musste am Anfang etwas Großes geschehen, damit die Majestät Gottes aus solcher Ferne in eine so unwürdige Wohnstätte hinabstieg. Ja, es war in der Tat etwas Großes: s....

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Hl. Gregor der Große

„Du wirst mich rufen und ich werde dir antworten“ (vgl. Ijob 14,15 Vulg.). […] Mit Recht fügt Ijob hinzu: „Nach dem Werk deiner Hände wirst du deine rechte Hand ausstrecken.“ […] Das menschliche Geschöpf trägt nämlich, eben weil es Geschöpf ist, die Möglichkeit in sich, unter sic....

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Stundenbuch vom Sinai

Vor dem Morgengrauen komme ich zu dir, der du dich in deinem Mitleid unbeirrbar selbst entäußert hast, zugunsten des gefallenen Menschen, und der du dich unerschütterlich bis zur Passion hinabgebeugt hast, o Wort Gottes: Gewähre mir Frieden, Freund des Menschen. Du bist, o Sel....

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Hl. Augustinus

Christus war voller Eifer für sein Werk und wollte Arbeiter aussenden […]; er sandte also Schnitter aus. „Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr ern....

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Hl. Claude de la Colombière

Am Tag der unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau habe ich beschlossen, mich Gott, der immer in mir ist und in dem ich bin und lebe, so vollkommen zu überlassen, dass ich mich überhaupt nicht mehr mit meinem Verhalten beschäftige, weder äußerlich noch innerlich. Ich ruhe s....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Lasst uns fest am Bollwerk stehen; stützen wir uns mit all unserer Kraft auf den unerschütterlichen Felsen, der Christus ist, gemäß dem Schriftwort: „Er stellte meine Füße auf den Fels, machte fest meine Schritte“ (Ps 40(39),3). So gefestigt und gestärkt, wollen wir in die Betrac....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Da die Eucharistie die Gedächtnisfeier des Pascha des Herrn ist und wir „durch unsere Teilnahme am Altar … mit aller Gnade und allem Segen des Himmels“ erfüllt werden (MR, Römisches Hochgebet 96), ist die Eucharistie auch die Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit. Beim Letzten....

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Hl. Hilarius

Der Himmel, die Luft, die Erde und das Meer sind mit Herrlichkeit bekleidet, und der ganze Kosmos verdankt seinen Namen seiner großartigen Harmonie. Wir schätzen diese Schönheit der Dinge natürlich instinktiv, aber die Worte, die dies ausdrücken sind stets geringer als das, was u....

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Hl. Bonaventura

Das Himmelreich ist weit durch die Weite einer grenzenlosen Liebe. Auch wenn es Menschen „aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern“ (Offb 5,9) umfasst, so fühlt sich doch niemand darin eingeengt; im Gegenteil, es dehnt sich aus in dem Maß, wie die Herrlichke....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, zögern wir nicht, uns zu Gott zu bekehren. […] Wenn Gott euch heute seine Gnade anbietet, warum nutzt ihr sie nicht? Sagt ihr aber, es eile ja nicht und ihr hättet ja noch Zeit, argumentiert ihr da nicht wie Narren? Bedenkt, wozu ihr fähig seid, wenn ihr krank s....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Um euch, meine Brüder, die Macht des Gebets zu zeigen und die Gnaden, die es euch vom Himmel herabzieht, sage ich euch, dass alle Gerechten nur durch das Gebet die Freude hatten, durchzuhalten. Das Gebet ist für unsere Seele das, was der Regen für die Erde ist. Ihr könnt ein L....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

„In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Selig, wer durch ihn lebt, durch ihn bewegt wird und in wem er das Leben ist. Ihr werdet mich fragen, woher ich wissen konnte, dass er anwesend ist, da doch die Spuren seines Kommens nicht wahrnehmbar sind. Weil das Ew....

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Benedikt XVI.

Die erste Eigenschaft, die bei Andreas [dem Bruder des Simon Petrus] auffällt, ist der Name: Es ist kein hebräischer Name, wie man es sich eigentlich erwarten würde, sondern ein griechischer Name; das ist ein nicht unbedeutendes Zeichen einer gewissen kulturellen Aufgeschlossenhe....

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Hl. Augustinus

Möchtest du so leben, dass du niemals in die Irre gehst? Wer wollte das nicht? […] Wir alle wollen Leben und Wahrheit. Aber wie kommen wir dahin? Welchem Weg sollen wir folgen? Gewiss, wir sind noch nicht am Ziel der Reise, aber wir sehen es schon […], wir atmen schon das Leben u....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Ein Verständnis für diesen eucharistischen Charakter des Gebetes war schon dem Alten Bunde erschlossen: das Wundergebilde des Bundeszeltes, und später des Salomonischen Tempels, wie er nach göttlichen Weisungen errichtet war, wurde als Abbild der ganzen Schöpfung betrachtet, die ....

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Hl. Charles de Foucauld

Wie göttlich gut bist du, mein Gott. Hättest du zuerst die Reichen gerufen, dann hätten es die Armen nicht gewagt, sich dir zu nähern; sie hätten geglaubt, ihrer Armut wegen abseits stehenbleiben zu müssen; sie hätten aus der Ferne zu dir hingeschaut und es den Reichen überlassen....

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II. Vatikanisches Konzil

Zum neuen Gottesvolk werden alle Menschen gerufen. Darum muss dieses Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin ausbreiten. So soll sich das Ziel des Willens Gottes erfüllen, der das Menschengeschlecht am Anfang als eines gegründet ....

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Hl. Irenäus von Lyon

In seiner Antwort an die Sadduzäer, die die Auferstehung leugneten und auf diese Weise Gott verachteten und das Gesetz verhöhnten, verkündete unser Herr und Meister die Auferstehung und offenbarte ihnen Gott. Er sagte zu ihnen: „Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in ....

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Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Zu deiner Ehre wurde dieses Haus errichtet, in dem du deine pilgernde Kirche versammelst, um ihr darin ein Bild deiner Gegenwart zu zeigen und ihr d....

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Hl. Augustinus

Zweierlei Liebe also hat die beiden Staaten gegründet, und zwar den Weltstaat die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe, den himmlischen Staat die bis zur Verachtung seiner selbst gehende Gottesliebe. Kurz gesagt: der eine rühmt sich in sich selbst, der andere im Herr....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Des Vaters Wort, der eingeborene Sohn Gottes, die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,2), ist der große Händler, der uns den Preis unserer Erlösung gebracht hat. Es ist ein überaus kostbarer Handel, den man nicht hoch genug einschätzen kann, bei dem ein König, nämlich der Sohn des höc....

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Hl. Bonaventura

Höre, o Seele, wie groß deine Würde ist. So groß ist deine Einfachheit, dass nichts die Wohnung deines Geistes bewohnen, nichts darin verweilen kann, außer der Reinheit und Einfachheit der ewigen Dreifaltigkeit. Höre die Worte deines Bräutigams: „Mein Vater und ich werden zu ihr ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Wir wollen auf die Blinden hören, die besser waren als viele Sehende. Waren sie auch führerlos, konnten sie den Herrn auch nicht sehen, wenn er vor ihnen stand, so bemühten sie sich doch, zu ihm zu kommen. Deshalb riefen sie mit lauter Stimme und schrien umso lauter, je mehr man ....

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II. Vatikanisches Konzil

Da der ewige Hohepriester Christus Jesus auch durch die Laien sein Zeugnis und seinen Dienst fortsetzen will, macht er sie durch seinen Geist lebendig und treibt sie unaufhörlich an zu jedem guten und vollkommenen Werk. Denen nämlich, die er mit seinem Leben und seiner Sendung....

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Johannes Cassianus

„Arme und Gebeugte sollen deinen Namen rühmen, Herr“ (vgl. Ps 74(73),21). Denn welche Armut wäre größer oder heiliger als die eines Menschen, der weiß, dass er mittellos und ohne jegliche Kraft ist, und der von der Großzügigkeit anderer die Hilfe erbittet, die er täglich braucht;....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Jener herrliche König, der von Engeln umgeben ist und wie der Vater auf dem Thron sitzt, wird seine Diener nicht verachten. Damit die Auserwählten nicht mit den Feinden vermengt werden, „wird er seine Engel unter dem lauten Schalle der Posaune aussenden, und sie werden seine Ause....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Der wahre Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wird nicht mehr von der Erde kommen. Wenn einer in der Wüste auftritt, um Gaukelspiele zu zeigen, dann gehe nicht hinaus! „Wenn man sagt: ,Sieh, hier ist Christus; sieh, dort ist er!‘ dann glaube es nicht!“ (Mt 24,23). Schaue nicht....

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Hl. Katharina von Siena

Liebste Brüder und Herren der Erde in Christus, dem sanftmütigen Jesus, ich, Katharina, Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe euch in seinem kostbaren Blut mit dem Wunsch, dass ihr für alle Wohltaten, die ihr von Gott empfangen habt, dankbar seid, damit sie die Quelle der göt....

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Hl. Charles de Foucauld

Du bist ein unnützer Sklave: Du sollst mit all deinen Kräften, mit aller Sorgfalt und allem erdenklichen Eifer nicht nur das tun, was er gebietet, sondern auch alles was er dir rät, wie geringfügig es auch sein mag, alles was er dir nahelegt, wie wenig es auch in deinen Augen zu ....

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Hl. Gregor der Große

„Jetzt aber hat mich mein Schmerz ganz niedergedrückt, alle meine Glieder sind zu nichts geworden“ (Ijob 16,8 Vulg.). Die heilige Kirche wird von ihrem Schmerz niedergedrückt, wenn sie verdorbene Menschen in ihrer Bosheit aufsteigen sieht. Und da das Aufsteigen der Verdorbenen au....

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Hl. Gertrud von Helfta

O unwandelbar beständige Liebe, kühn und unüberwindlich, deine Klugheit soll mich lehren, mit unbesiegbarer Standhaftigkeit Jesus zu lieben und ihm mit unbesiegter Beharrlichkeit zu dienen. Und da du mich aufweckst, mich in Bewegung bringst, will ich immer bereit sein, falls mein....

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Hl. Gregor der Große

Seine Hoffnung und sein Vertrauen auf vergängliche Dinge setzen zu wollen, das ist, als wolle man Fundamente in fließendes Wasser legen. Alles geht vorüber; Gott allein bleibt. Wer sich am Vergänglichen festmacht, der löst sich vom Bleibenden. Wer kann denn, wenn er von den Wirbe....

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Hl. Basilius

Bedenke, Mensch, wer dich mit seinen Gaben überhäuft hat. Gehe in dich. Erinnere dich daran, wer du bist, welchen Auftrag du zu erfüllen hast, wer ihn dir gegeben hat, aus welchem Grunde du vielen anderen vorgezogen wurdest. Du bist Diener des gütigen Gottes; du trägst Verantwort....

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Hl. Charles de Foucauld

Mein Herr Jesus, du bist bei uns „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20), nicht nur in der heiligen Eucharistie, sondern auch durch deine Gnade … Deine Gnade ist in der Kirche, sie ist und lebt in jeder gläubigen Seele … Die Kirche ist deine Braut, die gläubige Seele ist auc....

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Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

Ich stieg gerne (mit jungen Leuten) auf einen der Türme der Kathedrale von Burgos und ließ sie den Dachfirst aus der Nähe betrachten, ein wahres Spitzengewebe aus Stein, das Ergebnis geduldiger und kostspieliger Arbeit. Im Lauf dieser Gespräche wies ich darauf hin, dass man diese....

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Hl. Bonaventura

Wenn du also […] irgendwelche Tugenden besitzt oder gute Werke getan hast, ja, weil du solche Tugenden hast: fahre fort damit, mach Fortschritte darin, kämpfe darin bis zum Tode beherzt den Kampf Christi, damit dir, wenn der letzte Tag, das Ende deines Lebens, gekommen ist, als P....

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Hl. Gregor von Nazianz

Der Menschen hat nichts so sehr mit Gott gemeinsam wie seine Fähigkeit, Gutes zu tun. Und selbst wenn wir dazu nur in ganz beschränktem Maß fähig sind, sollten wir zumindest alles tun, was wir können. Gott hat den Menschen erschaffen und ihn nach seinem Fall wieder aufgerichtet. ....

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Hl. Gregor der Große

„Des Todes Erstgeborener möge die Schönheit seiner Haut verschlingen und seine Arme fressen“ (vgl. Ijob 18,13 Vulg.). Die Schönheit der Haut bezeichnet den zeitlichen Ruhm, der äußerlich begehrt wird und sich wie ein glänzender Schein auf die Haut legt. Was das Wort von den Armen....

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Hl. Hildegard von Bingen

Gott hat nach seinem ursprünglichen Plan alle Güter in Fülle geschaffen und das Bauwerk der Tugenden so eingerichtet, dass keine Lücke darin zu finden ist. Er kämpft bis zum Ende gegen seine Feinde, deren Herz voll Hochmut ist; die versuchen, hinaufzusteigen, bevor sie eine Leite....

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Hl. Johannes Paul II.

Indem der „Sabbat“, der von Gott gesegnete und für heilig erklärte siebte Tag, das gesamte Schöpfungswerk einschließt, steht er in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Werk des sechsten Tages, an dem Gott den Menschen „als sein Abbild“ schuf (vgl. Gen 1,26). Dieser unmittelbarste Z....

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Hl. Gregor der Große

„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Ijob 19,25 Vulg.). Ijob sagt nicht Schöpfer, sondern Erlöser: Er weist eindeutig auf den hin, der, nachdem er alles erschaffen hatte, uns aus unserer Gefangenschaft erlösen wollte, der in der Menschwerdung unter uns erschienen ist und uns durch....

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II. Vatikanisches Konzil

Denn wie die christliche Gemeinschaft unter den Erdenpilgern uns näher zu Christus bringt, so verbindet auch die Gemeinschaft mit den Heiligen uns mit Christus, von dem als Quelle und Haupt jegliche Gnade und das Leben des Gottesvolkes selbst ausgehen. […] Auf vornehmste Weise wi....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Der Herr erzählt dann das Gleichnis vom Sauerteig. „Wie der Sauerteig seine unsichtbare Kraft an die ganze Teigmasse weitergibt, so wird die Kraft des Evangeliums durch den Dienst meiner Apostel die ganze Welt verwandeln […] Sagt mir nicht: ‚Was können wir tun, wir zwölf elenden ....

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Gregor von Narek

Es gab eine Zeit, da ich nicht war, und du hast mich erschaffen. Ich hatte nicht darum gebeten, und du hast mich gemacht. Ich war noch nicht ans Licht gekommen, da hast du mich gesehen. Ich war noch nicht auf der Welt, da hast du dich meiner erbarmt. Ich hatte nicht nach dir ....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Was ist mit dem „Gesetz des Herrn“ gemeint? Der 118. [119.] Psalm […] ist ganz erfüllt vom Verlangen, das Gesetz zu erkennen und sich von ihm durchs Leben leiten zu lassen. Der Psalmist mag wohl dabei an das Gesetz des Alten Bundes gedacht haben. Seine Kenntnis verlangte ja tatsä....

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Hl. Cyrill von Alexandria

Unser Herr Jesus hat Hirten und Lehrer für die ganze Welt eingesetzt und „Verwalter von Geheimnissen Gottes“ (1 Kor 4,1). Er hat ihnen aufgetragen, wie Fackeln zu leuchten und zu erleuchten, nicht nur im Land der Juden […], sondern überall unter der Sonne, also den Menschen auf d....

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II. Vatikanisches Konzil

Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihr....

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II. Vatikanisches Konzil

Der Friede besteht nicht darin, dass kein Krieg ist; er lässt sich auch nicht bloß durch das Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte sichern; er entspringt ferner nicht dem Machtgebot eines Starken; er heißt vielmehr mit Recht und eigentlich ein „Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32,17....

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Hl. Fulgentius von Ruspe

Um die Rolle der Diener, die Jesus an die Spitze seines Volkes gestellt hat, zu verdeutlichen, spricht der Herr folgende Worte, die im Evangelium überliefert sind (vgl. Mt 24,45–46): „Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde ....

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Hl. Vinzenz von Paul

Ihr seht, meine Töchter, welche Treue ihr Gott schuldet. Die Ausübung eurer Berufung besteht darin, dass ihr euch oft der Gegenwart Gottes erinnert. Um euch dies zu erleichtern, nutzt die Signale, die das Schlagen der Uhr euch gibt, um dann einen Akt der Anbetung zu vollziehen. E....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wer sich am Sonntag abrackert, weil er denkt, dadurch mehr Geld zu verdienen oder noch produktiver zu sein, der liegt falsch! Können zwei oder drei Francs jemals den Schaden ersetzen, den er sich selbst zufügt, wenn er das Gebot des lieben Gottes bricht? Ihr glaubt, dass alles vo....

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Hl. Antonius von Padua

Wie dem Denar das Bild des Kaisers, so ist unserer Seele das Bild der heiligsten Dreifaltigkeit eingeprägt, wie es im Psalm heißt: „Das Licht deines Angesichtes, Herr, ist uns eingeprägt“ (vgl. Ps 4,7 Vulg.). […] Herr, das Licht deines Angesichtes, das heißt das Licht deiner Gnad....

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Leiden der hll. Felicitas und Perpetua

Es wurden junge Katechumenen ergriffen; Revokatus und seine Mitsklavin Felizitas, Saturninus und Sekundulus, unter ihnen auch Vibia Perpetua von vornehmer Geburt, fein erzogen und ehrbar verehelicht. Sie hatte einen Vater, eine Mutter, zwei Brüder von denen einer ebenfalls Katech....

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Hl. Johannes Eudes

Unser liebreichster Erlöser versichert uns an verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift, dass er sich um uns sorgt und ohne Unterlass über uns wacht, dass er uns trägt und uns immer tragen wird: in seinem Schoß, in seinem Herzen, in seinem Innersten. Und er begnügt sich nicht da....

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Severianos von Gabala

Es hatte den Anschein, als ehrten Kain und Abel Gott auf gleiche Weise. In Wirklichkeit jedoch brachten sie ihre Opfergaben mit ganz unterschiedlichen inneren Einstellungen dar. Die Opfergabe des Älteren war nur scheinbar eine solche, die des Jüngeren hingegen war Ausdruck seiner....

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Hl. Irenäus von Lyon

Dieser Lukas war unzertrennlich von Paulus und dessen Mitarbeiter im Evangelium, wie er selbst in aller Bescheidenheit kundtut. Nachdem sich nämlich Barnabas und Johannes, mit Beinamen Markus, von Paulus getrennt und nach Cypern eingeschifft hatten, „kamen wir nach Troas“ (vgl. A....

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Hl. Rafael Arnáiz Barón

Wenn die Welt, die Gott sucht, wüsste! Wenn die Gelehrten, die Gott in intellektueller Erkenntnis und vergeblichen Diskussionen suchen, wüssten! Wenn die Menschen wüssten, wo Gott zu finden ist! Wie viele Kriege würden verhindert, wie viel Frieden gäbe es auf der Welt, wie viele ....

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Hl. Irenäus von Lyon

Langmütig also war Gott, als der Mensch fehlte, und sah jenen Sieg voraus, den das Wort für ihn davontragen würde. Denn da die Kraft in der Schwachheit vollendet wurde (vgl. 2 Kor 12,9), zeigte es die Güte Gottes und seine allgewaltige Kraft. Wie er nämlich geduldig hinnahm, ....

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Hl. Bonaventura

Wenn du also […] irgendwelche Tugenden besitzt oder gute Werke getan hast, ja, weil du solche Tugenden hast: fahre fort damit, mach Fortschritte darin, kämpfe darin bis zum Tode beherzt den Kampf Christi, damit dir, wenn der letzte Tag, das Ende deines Lebens, gekommen ist, als P....

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Kardinal Charles Journet

Jesus sprach zur Menge. Einige, die ihn nicht verstanden, diskutierten miteinander, und eine Frau rief: „Selig, die deine Mutter war und dich geboren hat“. Eine Frau, die das ruft – großartig so etwas! Das Volk, wenn es authentisch ist, hat Tiefgang! In diesem Moment wird Jesus s....

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Diadochos von Photike

Es liegt am Licht der wahren Erkenntnis, wenn man ohne Irrtum das Gute vom Bösen unterscheiden kann. […] Wer im [geistlichen] Kampf steht, muss sein Denken in beständiger Ruhe bewahren. So nämlich kann der Geist die Anregungen, die ihn durchziehen, unterscheiden, und er wird die ....

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Hl. Bonaventura

„Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!“ Dem geistlichem Verständnis nach ist mit diesem Freund Christus gem....

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Hl. Hieronymus

Der Apostel beweist, dass wir Kinder Gottes sind, durch die Tatsache, dass wir den Heiligen Geist in uns haben (vgl. Gal 4,6). Niemals, so sagt er, würden wir es wagen zu sprechen: „Vater unser im Himmel …“, ohne das Bewusstsein, dass der Heilige Geist in uns wohnt und mit der ma....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Ja, meine Brüder, wenn wir den lieben Gott wirklich lieben würden, dann wäre es uns eine Freude und ein Glück, etwas Zeit damit zu verbringen, ihn anzubeten, ihn um Gnade und Vergebung zu bitten: Wir würden diese Momente als die schönsten unseres Lebens ansehen. Ach, wie süß und ....

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Symeon der Neue Theologe

Ich habe mich entfernt, o Menschenfreund, ich weilte in der Wüste, ich verbarg mich vor dir, mein guter Meister, versunken in der Nacht weltlicher Sorgen, wo ich so manchen Biss und manche Wunde erlitt, von dort steige ich wieder auf mit verwundeter Seele, und ich schreie ....

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Hl. Gregor von Nazianz

Gott schuf den Menschen. Er formte seinen Leib aus der Materie, die er geschaffen hatte, und belebte ihn mit seinem eigenen Atem, was die Schrift mit „lebendes Wesen“ und „Abbild Gottes“ umschreibt. […] Er wies dem Menschen seinen Platz auf der Erde zu, damit er über die sichtbar....

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Hl. Gregor von Nyssa

„Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, unsre blühenden Reben“ (Hld 2,15). Können wir die Tiefe dieses Gedankens recht durchdringen? Welches Wunder göttlicher Größe ist darin enthalten, welche Überlegenheit der Macht Gottes wird uns in diesem Text ....

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Hl. Gregor der Große

„Er vermehrt die Völker und tilgt sie aus; und er stellt sie wieder her, nachdem er sie dahingerafft hat“ (vgl. Ijob 12,23 Vulg.). Sicherlich kann man das so verstehen, dass der Herr die Völker vermehrt und sie austilgt, insofern jeden Tag Menschen geboren werden, die zum Sterben....

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Sel. Columba Marmion

Der Heiland hat einen Teil des hohenpriesterlichen Gebetes, das er selbst bei seinem Opfer gebetet hat, seiner Braut zur Vollendung im Laufe der Zeiten hinterlassen. Wenn auch sein Gebet von unendlicher Wirksamkeit ist, so will er doch, dass wir unser Gebet mit dem seinigen verei....

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Hl. Gertrud von Helfta

Du Aufheiterung meines Geistes, du Lob meines Herzens und meines Mundes, mein Jesus, dir werde ich folgen, wohin immer du gehst. Weil du mein Herz dir erworben und als dein Eigentum in Besitz genommen hast, so kannst du mir in Ewigkeit nicht mehr weggenommen werden. […] „Das s....

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Isaak der Syrer 

Wenn jemand für würdig befunden wurde, die Liebe Gottes zu kosten, vergisst er ihrer Süße wegen gewöhnlich alles andere. Denn sobald er diese Liebe einmal gekostet hat, erscheinen ihm alle sichtbaren Dinge uninteressant. Seine Seele nähert sich fröhlich der schönen Menschenliebe,....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. […] Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi – „Ehre sei Gott …“ (Lk 2,14) – klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalt....

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Hl. Clemens von Alexandrien

Die Türen stehen jedem Menschen offen, der sich aufrichtig und von ganzem Herzen Gott zuwendet; und der Vater nimmt ein Kind, das wirklich bereut, mit Freude auf. Welches ist das Zeichen wahrer Reue? Nicht mehr in alte Verfehlungen zurückzufallen und die Sünden, die dich in Todes....

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Hl. Basilius

„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Mt 23,12). […] Ahmen wir den Herrn nach, der vom Himmel bis in die tiefste Erniedrigung herabstieg, und im Gegenzug vom letzten Platz zu einer Höhe erhoben wurde, die seiner würdig war.....

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Hl. Gregor der Große

Dass die Engel existieren, bezeugen viele Seiten der Heiligen Schrift […] Man muss wissen, dass das Wort „Engel“ eine Bezeichnung für dessen Aufgabe, nicht für dessen Natur ist. Die seligen Geister in der Heimat des Himmels sind immer Geister, aber sie können nicht immer „Engel“ ....

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Hl. Ambrosius

Was Wunder auch, wenn der Herr in dieser Welt nur dann erscheint, wenn er will? Selbst bei der Auferstehung ist ein Gottschauen nur denen möglich, die reinen Herzens sind: darum „selig, die reinen Herzens sind; denn sie nur werden Gott schauen“ (vgl. Mt 5,8). Wie viele hatte der ....

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Hl. Hilarius

Wie lautet der „Klang des Lobes“, den man hören lassen soll? Doch sicher so: „Er hat meiner Seele Leben gegeben“ (vgl. Ps 65(66),8–9 Vulg.). Denn er hat der Predigt der Apostel und dem Bekenntnis der Märtyrer Festigkeit und Ausdauer im Bekenntnis des Glaubens verliehen, und die K....

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Hl. Augustinus

Er, die Frucht einer einzigen, heiligen Jungfrau, ist der Ruhm und die Ehre aller anderen heiligen Jungfrauen; denn sie selbst sind, wie Maria, Mütter Christi, wenn sie den Willen seines Vaters tun. Die Ehre und das Glück Mariens, die Mutter Jesu Christi zu sein, leuchten vor all....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu“. Mit diesen Worten fordert Jesus seine Jünger auf, ein untadeliges Leben zu führen, und rät ihnen, ständig über sich selbst zu wachen, da sie, wie Wettkämpfer in der Arena, zum Schauspiel für die ganze Welt geworden se....

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Hl. Ephräm

Diese Menschen waren bereit zu arbeiten, aber „niemand hatte sie angeworben“ (vgl. Mt 20,7); sie waren fleißig, aber untätig, aus Mangel an Arbeit und einem Arbeitgeber. Dann kam jemand und warb sie an, ein Wort setzte sie in Bewegung, und in ihrem Eifer vergaßen sie, vorher den ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gewächs hindern und den Reichtum....

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Hl. Johannes Paul II.

In der Geschichte der Kirche gab es seit den frühesten Zeiten – neben den Männern – zahlreiche Frauen, in denen die Antwort der Braut auf die erlösende Liebe des Bräutigams ihre volle Ausdruckskraft erlangte. Als erste sehen wir jene Frauen, die Christus persönlich begegnet und i....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Weshalb hat Jesus Matthäus nicht zugleich mit Petrus und Johannes und den übrigen Aposteln berufen? Weil die Berufung der Apostel immer erst dann erfolgte, wenn der Herr wusste, sie würden seinem Ruf auch wirklich Folge leisten. So rief er auch Matthäus erst dann, als er ihn bere....

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Hl. Gregor der Große

„Ich werde auch nicht einen Weisen unter euch finden“ (vgl. Ijob 17,10 Vulg). Warum sollte man denn einerseits zur Weisheit aufrufen und andererseits wünschen, keinen (unter Ijobs Freunden) als weise zu befinden, wenn nicht deshalb, weil Menschen, die von der Selbstherrlichkeit i....

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Hl. Augustinus

Im Evangelium begegnen uns drei Tote, die vom Herrn sichtbar zum Leben auferweckt wurden, Tausende jedoch unsichtbar. […] Die Tochter des Synagogenvorstehers (vgl. Mk 5,22f.), der Sohn der Witwe von Naïm (vgl. Lk 7,11–15) und Lazarus (vgl. Joh 11) […] stellen symbolisch drei Arte....

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Basileios von Seleukia

„Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Auch wenn er ein Sklave ist, so ist doch der, den dieses Übel heimsucht, ein Mensch. Schau nicht auf die Niedrigkeit des Sklaven, sondern vielmehr auf die Größe des Übels“; so in etwa sprach der heidnische Hauptma....

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Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche muss es daher in jedem geschichtlichen Zeitalter, aber besonders in unserem als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden und ins Leben hineinzutragen. Dieses Geheimnis ist nicht nur für die Ki....

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Hl. Augustinus

Brüder, der heilige Apostel Jakobus wendet sich an eifrige Hörer des Wortes Gottes, wenn er spricht: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak 1,22). Nicht den Urheber des Wortes würdet ihr täuschen, nicht den, der es euch verkündigt....

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Hl. Amadeus von Lausanne

Es gibt zwei Arten von Martyrium: das offenkundige und das geheime; das sichtbare und das verborgene; das eine im Fleisch, das andere im Herzen. […] Das Martyrium des Herzens übertrifft die Qualen des Fleisches. So hat auch die glorreiche Jungfrau in dieser Art von Leiden triu....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Er ist für unsere Sünden wahrhaft gekreuzigt worden. Willst du es leugnen, so belehrt dich der Ort, den du siehst, dieser hl. Golgatha, auf dem wir jetzt um dessentwillen versammelt sind, der auf ihm gekreuzigt worden war. Mit dem Kreuzesholze ist nunmehr fast der ganze Erdkreis ....

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Symeon der Neue Theologe

Weh denen, die ihren Reichtum horten! Weh denen, die ihre Ehre von den Menschen empfangen wollen! Weh denen, die sich bei den Reichen einschleichen, anstatt Ehre und Reichtum von Gott zu ersehnen, danach zu verlangen, mit ihm vereint zu sein und nichts anderes, denn nichtig ....

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Kardinal Karol Wojtyla

Das Gebet Christi in Getsemani ist die Begegnung des menschlichen Willens Jesu Christi mit dem ewigen göttlichen Willen. […] Der Sohn wurde Mensch, damit diese Begegnung seines menschlichen Willens mit dem Willen des Vaters stattfinden konnte. Er wurde Mensch, damit diese Begegnu....

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Hl. Charles de Foucauld

Jesus: „Erinnert euch an den Mut, mit dem ich sogar inmitten meiner Feinde, während sie meinen Tod planten, die Lehre der Wahrheit mit lauter Stimme ihnen ins Gesicht verkündete, und zwar genau diese Wahrheiten, von denen ich wusste, dass sie ihnen am meisten verhasst und unerträ....

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Hl. Ignatius von Antiochien

Richtet euer ganzes Verhalten nach dem Verhalten Gottes aus: Achtet einander und betrachtet euren Nächsten nicht mit den Augen des Fleisches, sondern bewahrt untereinander beständige Nächstenliebe in Christus Jesus. Duldet unter euch keinerlei Spaltung, vielmehr soll eure Einh....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Das dritte Gebot des Dekalogs betont die Heiligkeit des Sabbat. „Der siebte Tag ist Sabbat, Ruhetag, heilig für den Herrn“ (Ex 31,15). Die Heilige Schrift gedenkt in diesem Zusammenhang der Schöpfungstat: „In sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, wa....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

„Der Name der Jungfrau“, sagt der Evangelist, „war Maria“ (Lk 1,27). […] Er heißt übersetzt: Stern des Meeres und eignet sich sehr wohl für die Jungfrau-Mutter. Sehr zutreffend nämlich ist sie einem Stern vergleichbar. Wie der Stern ohne Einbuße seiner selbst seinen Strahl aussen....

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Hl. Ambrosius

„Fahr hinaus [wo der See tief ist]“, das heißt in die offene See der Auseinandersetzungen. Gibt es eine Tiefe, die vergleichbar ist mit der „Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis des Sohnes Gottes“ (vgl. Röm 11,33), der Verkündigung seiner göttlichen Sohnschaft? […....

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Hl. Eucherius

Können wir nicht mit Fug und Recht sagen, dass die Wüste der grenzenlose Tempel Gottes ist? Denn wer in der Stille wohnt, der muss sich doch gewiss an abgelegenen Orten erfreuen. Dort hat sich Gott oft seinen Heiligen offenbart; im Schutze der Einsamkeit hat er sich herabgelassen....

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Diadochos von Photike

Die Taufe, dieses Bad der Heiligkeit, wäscht zwar den Schmutz unserer Sünde ab, hebt aber die Zwiespältigkeit unseres Wollens nicht auf und hindert die bösen Geister nicht daran, gegen uns anzukämpfen und uns weiterhin zu täuschen. […] Die Gnade Gottes aber hat ihren Sitz in der ....

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Faustinus von Rom

Unser Retter ist in seiner Menschwerdung wirklich Christus oder Messias geworden und bleibt auf ewig wahrer König und wahrer Priester. Er selbst ist sowohl das eine als auch das andere, denn der Erlöser darf in keiner Weise geschmälert werden. Hört, wie er sagt, dass er zum König....

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Hl. Katharina von Siena

Heiligster und seligster Vater in Christus, dem sanftmütigen Jesus, Euer unwürdiges und armseliges Töchterlein Katharina ermutigt Euch im kostbaren Blut Jesu mit dem Wunsch, Euch ohne jede sklavische Furcht zu sehen. Denn wer furchtsam ist, der verliert alle Kraft heiliger Vorsät....

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Symeon der Neue Theologe

Was kann das Geschöpf ohne seinen Schöpfer wissen? Darüber, was es an Erkenntnis empfangen hat, wird es Rechenschaft ablegen müssen, und zwar über sein Tun und Lassen, nach Gerechtigkeit und Recht. Ob Hacke, Sense, Sichel oder Säge, Axt, Stock, Lanze, Dolch, Bogen, Speer oder son....

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Hl. Ambrosius

Niemand soll sich dessen, was er tut, rühmen, da wir dem Herrn unseren Dienst in schlichter Gerechtigkeit schulden […] Wir müssen, so lange wir leben, stets für unseren Herrn arbeiten. Erkenne also an, dass du ein Diener bist, der zu vielen Diensten verpflichtet ist. Plustere dic....

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Didachè

Wenn ihr aber gesättigt seid, dankt so: Wir danken Dir, Heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei d....

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Hl. Gregor von Nyssa

Ein hohes Gut für das menschliche Leben ist die Gesundheit des Körpers. Doch das Beseligende liegt nicht darin, dass man weiß, was Gesundheit ist, sondern dass man sich im Leben derselben erfreut. […] so drängt sich uns die Einsicht auf, dass der Herr [Jesus] nicht jene seligprei....

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Hl. Maximus von Turin

Ich weiß nicht, welcher ehrenvollen Auszeichnung des heiligen, seligen Johannes des Täufers, dessen Fest wir heute feiern, ich den Vorzug geben soll: seiner wundersamen Geburt oder seinem noch wundersameren Tod. Seine Geburt brachte eine Prophezeiung mit sich (vgl. Lk 1,76f.), se....

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Der sogenannte Barnabasbrief

Es gibt zwei Wege der Lehre und der Macht, nämlich den des Lichtes und den der Finsternis Der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß. Auf dem einen sind nämlich aufgestellt lichttragende Engel Gottes, auf dem anderen aber Engel des Teufels. […] Der Weg des Lichtes....

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Hl. Paul VI.

Ich muss seinen Namen bezeugen: Jesus ist „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (vgl. Mt 16,16). Er offenbart den unsichtbaren Gott, er ist der „Erstgeborene der ganzen Schöpfung, in ihm hat alles Bestand“ (Kol 1,15.17). Er ist der Lehrer der Menschheit und ihr Erlöser. Er w....

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Isaak der Syrer 

Die Demut ist eine geheime Kraft, die die Heiligen empfangen, wenn sie die ganze mühevolle Übung ihres Lebens gut durchlaufen haben. Diese Kraft wird nämlich nur denen gegeben, die die Tugend durch die Kraft der Gnade zur Vollendung bringen. […] Es ist die gleiche Kraft, die die ....

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Sel. Columba Marmion

Die Liebe ist letztlich der Maßstab für den Wert all unserer Handlungen, selbst der gewöhnlichsten. So bezeichnet der hl. Benedikt die Gottesliebe als allererstes „Werkzeug“: „Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“. Ebenso sag....

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Hl. Petrus Damiani

Der Ruhm aller Apostel ist so untrennbar miteinander verbunden, durch so viele Gnaden zusammengeschweißt, dass uns am Fest eines von ihnen die gemeinsame Größe aller vor unser geistiges Auge tritt. Sie teilen sich in der Tat die gleiche Autorität als oberste Richter, haben den gl....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Somit ist in jeder Hinsicht klar, dass das Gleichnis erzählt wurde, sowohl für jene, welche in früher Jugend, als auch für jene, welche im hohen Alter und spät erst sich der Tugend zuwenden; für jene, damit sie nicht etwa voll Hochmut die verachten, welche um die elfte Stunde kom....

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Hl. Antonius von Padua

„Wir haben alles verlassen“ (Mt 19,27). – Was meint er mit „alles“? Die äußeren und die inneren Dinge; das, was wir besaßen und sogar den Willen, etwas zu besitzen; so ist uns absolut nichts geblieben. […] Deinetwegen haben wir alles verlassen und sind arm geworden. Doch weil du ....

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Hl. Klara von Assisi

Ich sage Dank dem Spender der Gnade, von dem, wie unser Glaube sagt, jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk fließt, weil er Dich in solchem Maß mit den Tugendzeichen geziert und Dir die Auszeichnung solcher Vollkommenheit verliehen hat, dass Du als liebende Nachahmerin des....

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Hl. Beda Venerabilis

Das Evangelium stellt uns den großen Glauben, die Geduld, die Ausdauer und die Demut der Kanaanäerin vor Augen. […] Diese Frau war mit einer wahrhaft seltenen Geduld ausgestattet. Auf ihre erste Bitte hin antwortet der Herr mit keinem Wort. Trotzdem hört sie nicht einen Augenblic....

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Salvianus von Marseille

Gott selbst nämlich ist die Quelle und der Ursprung von allem; und weil wir in ihm, wie geschrieben steht, leben und uns bewegen und sind (vgl. Apg 17,28), haben wir von ihm auch jegliche Liebe empfangen, mit der wir unsere Kinder lieben. Denn die ganze Welt und das ganze Mensche....

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Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Die Zölibatären sind ein winziger Teil der Menschheit, der zugunsten der gesamten Menschheit auf das Selbstverständlichste verzichtet, um sich von Gott ergreifen zu lassen, und zwar ungeteilt, denn „der Verheiratete ist geteilt“ (vgl. 1 Kor 7,33), sagt der heilige Paulus. Und wen....

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Hl. Leo der Große

Der Herr hat gesagt: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Daher ist es keinem Christen erlaubt, irgendjemanden zu hassen: Niemand kann gerettet werden, außer durch die Vergebung der Sünden, und was diejenigen betrifft, die von der Weisheit di....

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Hl. Ignatius von Antiochien

Richtet euer ganzes Verhalten nach dem Verhalten Gottes aus: Achtet einander und betrachtet euren Nächsten nicht mit den Augen des Fleisches, sondern bewahrt untereinander beständige Nächstenliebe in Christus Jesus. Duldet unter euch keinerlei Spaltung, vielmehr soll eure Einh....

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Hl. Amadeus von Lausanne

Lasst uns durch eifrige Huldigung die Königin des Himmels ehren, die Mutter des Lebens, die Quelle der Barmherzigkeit, die von Wonne überströmt und sich auf ihren Geliebten stützt, und preisen wir sie, wie unzulänglich unser Lob auch sein mag. […] Über alle Bäume des Paradiese....

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Hl. Ambrosius

Welcher Mensch könnte sich durch sein eigenes Blut erlösen, hat doch Christus sein Blut vergossen zur Erlösung aller? Gibt es einen einzigen Menschen, dessen Blut mit dem Blut Christi gleichgesetzt werden kann […], der – und nur er allein – durch sein Blut die Welt mit Gott versö....

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Hl. Charles de Foucauld

Wie gut bist, du, mein Gott, dass du uns so oft zusprichst: „Ruft mich um Hilfe an; ich werde zu euch kommen! Ruft mich an, ich werde euch erhören!“ […] Rufen wir Gott in der Versuchung um Hilfe an! Versuchen wir nicht, in der Versuchung und in den Schwierigkeiten nur mit unse....

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Hl. Katharina von Siena

Unser lieber Erlöser hat gesagt: „Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken“ (Mt 17,20). Ja mein geliebter Vater, ich glaube, dass dies die Wahrheit ist; denn wenn die gläubige ....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

„Ihr alle werdet umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt!“ (vgl. Lk 13,3), sagt unser Herr. Das ist ein sehr strenges Gesetz. Jesus verdeutlicht, welche Art von Anstrengung er verlangt: „Dem Himmelreich wird Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich“ (vgl. Mt 11,12). Alle....

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Hl. Augustinus

Das Beispiel des heiligen Laurentius macht uns Mut, auch unser Leben hinzugeben; es entfacht unseren Glauben und weckt unsere Frömmigkeit. Uns soll aber nicht das Feuer des Scheiterhaufens verzehren, sondern das Feuer eines lebendigen Glaubens. Nicht unser Leib wird um der Sache ....

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Stundenbuch vom Sinai

Unaussprechlich ist die Geburt einer Empfängnis ohne Samen, makellos ist die Entbindung einer Mutter ohne Gemahl, denn die Geburt Gottes erneuert die Natur: Darum verherrlichen dich – dem rechten Glauben gemäß – alle Generationen, du Mutter und Braut Gottes. O mein Christus, ....

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Origenes

Als in den letzten Tagen das Wort Gottes, in Fleisch gekleidet, von Maria geboren wurde und sich in dieser Welt zeigte, war das, was man von ihm sah, verschieden von dem, was der Verstand in ihm erkennen konnte. Sein Fleisch war für alle offensichtlich, aber die Kenntnis seiner G....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glauben musst du, dass dieser eingeborene Sohn Gottes um unserer Sünden willen vom Himmel auf die Erde herabgekommen ist, indem er diese menschliche Natur mit ihren Leiden, um uns ähnlich zu sein, angenommen hat, aus der hl. Jungfrau und dem Heiligen Geist geboren worden ist. Nic....

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Hl. Antonius von Padua

„Er wurde vor ihren Augen verwandelt“ (Mt 17,2). Drücke dich wie weiches Wachs auf diese Gestalt, um das Bild Christi einzuprägen, von dem es heißt: „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee“ (Mt 17,2 Vulg.). In diesem Abschnitt müssen....

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Hl. Petrus Damiani

Johannes war der Vorläufer Christi; er war es durch seine Geburt, seine Predigt, seine Taufe und durch seinen Tod. […] Kann man eine einzige Tugend finden, eine einzige Ausdrucksform der Heiligkeit, die der Vorläufer nicht im höchsten Maße besessen hätte? Wer von den Einsiedlern ....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Brüder, erinnert euch an den Patriarchen Josef […] von dem Josef, der Mann Marias, nicht nur den Namen, sondern auch Keuschheit, Unschuld und Gnade erbte. Der erste empfing vom Himmel die Gabe der Traumdeutung (Gen 40–41); der zweite hatte nicht nur die Erkenntnis der Geheimnisse....

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II. Vatikanisches Konzil

Zwar werden wir gemahnt, dass es dem Menschen nichts nützt, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst jedoch ins Verderben bringt (vgl. Lk 9,25); dennoch darf die Erwartung der neuen Erde die Sorge für die Gestaltung dieser Erde nicht abschwächen, auf der uns der wachsende Leib....

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Hl. Irenäus von Lyon

Wenn also jemand die Schriften aufmerksam liest, so wird er in ihnen das Wort von Christus und die Vorbilder des Neuen Bundes finden. Das ist der im Acker, d. h. in dieser Welt, verborgene Schatz. Denn „der Acker ist die Welt“ (Mt 13,38). Der in den Schriften verborgene Schatz ab....

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Brief an Diognet

Denn Gott, der Herr und Schöpfer des Weltalls, der alles gemacht und mit Ordnung eingerichtet hat, war nicht allein menschenfreundlich, sondern auch langmütig. Er war zwar immer ein solcher und ist es und wird es sein, milde und gut, leidenschaftslos und wahrhaft, und er ist alle....

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Hl. Claude de la Colombière

Die Gnade Gottes ist ein Same, der nicht erstickt, aber auch nicht zu sehr herausgestellt werden darf. Wir müssen ihn in unseren Herzen nähren und dürfen ihn menschlichen Blicken nicht zu sehr aussetzen. Es gibt zwei Arten von Gnaden, die zwar unscheinbar sind, doch von denen ....

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Hl. Bonaventura

Unter allen Gnadengaben, die der freigebige Spender alles Guten Franziskus verliehen hat, ragt eine besonders heraus: dass er durch die Liebe zur allerhöchsten Armut den Reichtum der Einfachheit erlangen durfte. Der Heilige bedachte sehr gut, dass diese Tugend dem Sohn Gottes bes....

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Hl. Johannes von Damaskus

Als wahrer Gott wußtest du um Lazarus’ Tod und sagtest ihn deinen Jüngern voraus. […] Vom Fleische umgrenzt, kommst du, der Unbegrenzte, nach Bethanien, Herr, wie ein Mensch beweinst du den Lazarus, und als Gott erweckst durch deinen Willen du den vier Tage Toten. Mach mich rein,....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gewächs hindern und den Reichtum....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn ein Baum, der gefällt worden ist, noch treibt, soll dann der Mensch, wenn er gefällt ist, nicht leben? Wenn das Getreide geerntet ist, harrt es der Scheune. Der Mensch aber soll, wenn er von dieser Welt abgeerntet ist, nicht der Scheune harren? Die Zweige der Weinstöcke und ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Der Sämann sät. Der Sämann ging aus, um zu säen, und einiges fiel auf den Weg, anderes auf den Felsen, anderes in die Dornen, anderes auf das gute Land. Drei Teile gingen verloren, ein Teil ward erhalten − und der Sämann ließ nicht ab, sein Feld zu bebauen. Weil ein Teil erhalten....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen“ (Mk 10,37). Wie kommt es nun, dass unser Evangelist erzählt, ihre Mutter sei hinzugetreten? Es wird eben beides geschehen sein. Sie werden ihre Mutter zugezogen haben, um ihrer Bitte mehr Nachdruck ....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Hierauf wurdet ihr zum heiligen Bad der göttlichen Taufe geführt, wie Christus vom Kreuz weg zu dem in der Nähe gelegenen Grabe gebracht wurde. Und jeder einzelne wurde gefragt, ob er an den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes glaube. Jeder legte das heilsame....

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Dem hl. Makarius

Wenn jemand Weizenmehl knetet, aber keinen Sauerteig dazutut, so mag er noch so sehr sich abmühen, es umwenden und verarbeiten, die Masse bleibt doch ungesäuert und zum Essen unbrauchbar. Kommt aber der Sauerteig hinzu, so zieht er die ganze Mehlmasse an sich und durchsäuert sie ....

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Hl. Augustinus

„Jesus sprach zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Es ist in diesen Worten etwas, was wir zwar kurz, aber d....

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Origenes

Noch sehen wir nicht, dass die Worte aus dem Buch Genesis, „am siebten Tag ruhte Gott, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte“, sich an jenem siebten Tag der Schöpfung erfüllt hätten, und wir sehen es bis heute nicht. Wir sehen, dass Gott immer am Werk ist. Es gibt keinen S....

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Hl. Augustinus

„Groß bist du, o Herr, und überaus preiswürdig; groß ist deine Stärke, und deiner Weisheit ist kein Ziel gesetzt“ (vgl. Ps 145(144),3; 147(146),5). Und dich will loben ein Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, ein Mensch, der schwer trägt an der Bürde seiner Sterblichkeit, ....

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Hl. Faustina Kowalska

Ich bete Dich an, Schöpfer und Herr, verborgen im Allerheiligsten Sakrament. Ich preise Dich für alle Werke Deiner Hände, in denen mir so viel Weisheit, Güte und Barmherzigkeit offenbar wird. O Herr, Du hast auf diese Erde so viel Schönes gesät, die mir von Deiner Herrlichkeit be....

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Hl. Gregor der Große

„Auch ich könnte ähnliches reden wie ihr; und o wäre doch eure Seele an der Stelle meiner Seele! So wollte auch ich euch mit Gerede trösten und mein Haupt über euch schütteln und euch mit meinem Munde stärken und meine Lippen bewegen, als hätte ich Mitleid mit euch“ (Ijob 16,4–6 ....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

„Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“ (Mt 10,22). Diejenigen, so sagt uns der Erlöser der Welt, die kämpfen und bis zu ihrem Lebensende standhaft bleiben, ohne besiegt zu werden, oder die, nachdem sie gefallen sind, wieder aufstehen und standhaft bleiben, di....

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Hl. Bonaventura

Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben an. Da rief der gute Vater alle seine Söhne zu sich, sprach zu ihnen gar vieles über das Reich Gottes, die Verachtung der Welt, die Verleugnung des Ei....

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Hl. Johannes Paul II.

Wenn man die heutige Welt oberflächlich betrachtet, ist man nicht wenig betroffen von den negativen Tatsachen, die zum Pessimismus führen können. Aber dieses Gefühl ist nicht gerechtfertigt: wir glauben an Gott, den Vater und Herrn, an seine Güte und Barmherzigkeit. Unmittelbar v....

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Hl. Leo der Große

Wenn Jesus sagt: „Selig sind die Armen im Geiste!“, so bringt er damit ganz deutlich zum Ausdruck, dass jenen das Himmelreich zuteil werden soll, die mehr die Demut ihrer Gesinnung als der Mangel an Mitteln empfiehlt. Es kann aber nicht bestritten werden, dass die Tugend der Demu....

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Hl. Augustinus

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Was heißt das? „Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er schon gestorben ist“, wie Lazarus gestorben ist, „leben“, weil er nicht ein Gott der ....

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Das Leben des hl. Franziskus von Assisi

Als nun der selige Franziskus dort über fünfzig Tage lang krank darniederlag, ertrug er es nicht, tagsüber das Tageslicht und in der Nacht das Licht des Feuers zu sehen, sondern blieb im Haus und in jener kleinen Zelle stets im Dunkeln. […] Als der selige Franziskus daher eines N....

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Hl. Johannes vom Kreuz

Denn wenn einer einen anderen liebt und ihm wohltut, so erweist er ihm seine Liebe und Wohltaten gemäß seiner Veranlagung und seiner Eigenschaften. Und so teilt dir auch dein Bräutigam, der in dir ist, wie er ist, seine Gnaden mit. Er, der Allmächtige, bereichert und liebt dic....

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Hl. Katharina von Siena

O ewige Barmherzigkeit, du deckst die Fehler deiner Geschöpfe zu. Es überrascht mich nicht, dass du zu denen, die aus der Todsünde zu dir zurückkehren, sagst: „Ich denke nicht mehr an deine Sünden“ (Jes 43,25). O Barmherzigkeit, die aus deiner Gottheit, ewiger Vater, hervorgeh....

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Hl. Gregor von Nyssa

„Steh auf […], so komm doch!“ (Hld 2,10). Es genügt nicht, dass du von deinem Fall aufstehst, spricht der Bräutigam. Geh voran und mache Fortschritte im Guten bis zum Ende deines Tugendlaufes. Das lehrt uns die Geschichte vom Gelähmten. Das göttliche Wort begnügt sich nicht damit....

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II. Vatikanisches Konzil

Obwohl in Gerechtigkeit von Gott begründet, hat der Mensch unter dem Einfluss des Bösen gleich von Anfang der Geschichte an durch Auflehnung gegen Gott und den Willen, sein Ziel außerhalb Gottes zu erreichen, seine Freiheit missbraucht. „Obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihn n....

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Hl. Faustina Kowalska

In des Lebens fruchtbarer Wildnis, O süßester Jesus mein, Bewahre die Seelen vor Spaltung, Du Born der Barmherzigkeit. Möge das Licht Deiner Strahlen, O süßer Seelenhirte, Mit Deiner Barmherzigkeit die Welt verändern, Um in dieser Gnade Dir, Jesus, zu dienen. Ich sol....

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Benedikt XVI.

Sehr bekannt und geradezu sprichwörtlich ist sodann die Szene des ungläubigen Thomas, die sich acht Tage nach Ostern abspielte. Im ersten Moment hatte er nicht geglaubt, dass in seiner Abwesenheit Jesus erschienen war, und hatte gesagt: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seine....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und sein....

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Basileios von Seleukia

Ich habe gesehen, wie der Herr im Evangelium Wunder vollbringt, und dadurch bestärkt, konnte ich mein zaghaftes Wort kräftigen. Ich habe gesehen, wie der Hauptmann sich dem Herrn zu Füßen wirft; ich habe gesehen, wie die Völker ihre Erstlingsfrüchte Christus darbringen. Das Kreuz....

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Benedikt XVI.

Zur menschlichen Existenz gehört das Leiden ebenso wie das Tun. Es folgt zum einen aus unserer Endlichkeit, zum anderen aus der Masse der Schuld, die sich in der Geschichte angehäuft hat und auch in der Gegenwart unaufhaltsam wächst. Natürlich muss man alles tun, um Leid zu mi....

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Hl. Clemens von Rom

Aber, um mit den alten Beispielen [der Verfolgung im Alten Testament] aufzuhören, wollen wir nun auf die Kämpfer der neuesten Zeit kommen; wir wollen die hervorstechendsten Beispiele unseres Zeitalters herausgreifen. Wegen Eifersucht und Neid haben die größten und gerechtesten Mä....

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Sel. Columba Marmion

So ist das, was wir tun, nicht unser Werk? Aber gewiss! Wir sind es ja, die die Handlungen vollbringen, nur müssen wir wissen, dass unsere Werke nur dann gut sind, wenn wir sie, durch die Gnade angeregt, im Glauben und in der Liebe Christi verrichten. Wir sind die Zweige, Chri....

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Hl. Johannes Paul II.

Ich [bin] gekommen, euch auf dem Weg des Evangeliums zu ermutigen, einem gewiss schmalen Weg, aber dem zuverlässigen, königlichen Weg, der von Generationen von Christen erprobt, von den Heiligen und Seligen […] gelehrt wurde, dem Weg, auf dem zu gehen, wie ihr alle, auch eure Brü....

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Hl. Johannes Klimakos

Hab keine falsche Scheu vor dem, der dir etwas Schlechtes über seinen Nächsten sagt, sondern antworte ihm vielmehr: „Hör auf, Bruder! Ich selbst falle täglich in noch größere Verfehlungen; wie könnte ich daher diesen verurteilen?“ Auf diese Weise wirst du einen doppelten Gewinn e....

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Hl. Gregor der Große

„Er enthüllt die Tiefen der Finsternis und bringt die Schatten des Todes ans Licht“ (vgl. Ijob 12,22 Vulg.). Wenn der Gläubige den geheimnisvollen Sinn der dunklen Prophetenworte erfasst, was tut er dann? Enthüllt er dann nicht die Tiefen der Finsternis? Deshalb sagt die Wahrheit....

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Hl. Johannes Paul II.

„Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt“ (Jes 49,1). Heute feiern wir die Geburt Johannes’ des Täufers. Die Worte des Propheten Jesaja passen gut zu dieser bedeutenden Person aus der Bibel, die zwischen ....

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Hl. Gertrud von Helfta

Während sie einst nachsann, nach welchem Ratschluss wohl die einen sich so reicher geistlicher Tröstungen im Dienste Gottes erfreuen, während die anderen so trocken bleiben, erhielt sie von Gott folgende Antwort: „Das Herz, von Gott erschaffen, um Wonnen zu umschließen, gleicht e....

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Tertullian

Selbstverständlich kann kein Hindernis die Erfüllung des Willens Gottes vereiteln, es geht also nicht darum, dem Gelingen seiner Absichten Erfolg zu wünschen, sondern wir bitten darum, dass sein Wille in allen Menschen geschehe. Hinter dem Bild von Fleisch und Geist sind wir s....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt mehr als einen, der nicht fasten kann, andere, die so beschäftigt sind, dass sie es kaum schaffen, ihr Morgen- und Abendgebet zu verrichten; wie können dann diese gerettet werden, da wir doch beten sollen ohne Unterlass und gute Werke verrichten müssen, um das Himmelreich....

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Johannes Cassianus

Wer immer durch die Liebe zum göttlichen Bild und Gleichnis gelangt ist, erfreut sich von da an am Guten, weil er selbst daran Gefallen findet. Er umfasst mit gleicher Liebe Geduld und Sanftmut. Die Verfehlungen der Sünder erregen nicht mehr seinen Zorn, er fleht vielmehr um Verz....

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Hl. Cäsarius von Arles

„Wer das ganze Gesetz hält und nur gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat sich gegen alle verfehlt“ (Jak 2,10). Welches ist dieses einzige Gebot, wenn nicht die wahre Liebe, die vollkommene Nächstenliebe? Von ihr sagt auch der Apostel Paulus: „Denn das ganze Gesetz ist in dem....

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Hl. Charles de Foucauld

[Jesus spricht:] Habt Mitgefühl füreinander; seht, wie ich Mitgefühl habe für euch, wie ich leide, wie ich mich erbarme, wie ich Anteil nehme an allen Schmerzen, wie ich mit diesem seufze, mit jenem weine … Ich fühle mit ihrer Trauer, ihren Krankheiten, ihren Sorgen, ihrem Hunger....

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Hl. Maximilian Kolbe

Das göttliche Herz Jesu, das von Liebe zu uns Sündern brennt […], gibt uns zur Mutter und Beschützerin seine eigene Mutter: die gnadenvollste, die liebevollste, das heilige Wesen über allen Engeln und Heiligen, jene, der er nichts verweigern kann, da sie seine unvergleichlich wür....

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Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigstes Herz Jesu, sei gegrüßt, Lebendige Quelle aller Gnaden. Einzige Zufluchtsstätte, die uns schützt, Du suchst uns mit Hoffnung zu laben. Barmherzigstes Gottesherz, sei gegrüßt, Unergründlicher Born der Liebe. Für uns Sünder aus Dir Leben sprießt, Dem Brunnen,....

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Hl. Franziskus von Assisi

Und alle Brüder sollen sich hüten, zu verleumden und sich in Wortgezänk einzulassen (vgl. 2 Tim 2,14); vielmehr sollen sie bemüht sein, Schweigen zu bewahren, wann immer ihnen Gott die Gnade geben wird. Auch sollen sie nicht untereinander oder mit anderen herumstreiten, sondern b....

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Hl. Hieronymus

Wenn ich das Evangelium lese und darin Zeugnisse aus dem Gesetz oder den Propheten finde, betrachte ich nur Christus. Mit Mose oder den Propheten habe ich mich nur in der Absicht befasst, zu verstehen, was sie über Christus sagen. Denn letzten Endes, wenn ich in den Lichtglanz Ch....

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Hl. Hildegard von Bingen

O meine liebsten Söhne, deren Duft mir süßer ist als alle Wohlgerüche, hört meine Warnung: Solange ihr noch Zeit habt, zwischen Gut und Böse zu wählen, betet euren Gott mit aufrichtiger Hingabe an. Noch einmal sage ich: O ihr meine süßesten Söhne, die ihr aufsteigt wie die Morgen....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt nichts Schöneres als eine reine Seele … Wenn man dies begreifen würde, könnte man die Reinheit nie verlieren. […] Eine reine Seele gleicht einer schönen Perle. Solange sie in einer Muschel auf dem Meeresboden verborgen liegt, kommt es niemandem in den Sinn, sie zu bewunde....

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Hl. Franziskus von Assisi

Und daran will ich erkennen, ob du den Herrn und mich, seinen und deinen Knecht, liebst, wenn du Folgendes tust, nämlich: Es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er auch gesündigt haben, soviel er nur sündigen konnte, der deine Augen gesehen hat und dann von dir fortgehen m....

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Hl. Katharina von Siena

Die ewige Wahrheit ließ sich herab, die Bitte meines sehnlichen Wunsches zu beantworten. Sie sagte zu mir: Meine Tochter, die Vorsehung wird niemals diejenigen enttäuschen, die sie empfangen wollen, das heißt, die vollkommen auf mich hoffen. Diese rufen mich in Wahrheit an, nicht....

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Hl. Ambrosius

Beachte wohl, wie es sich mit dem Mysterium Christi verhält! Aus dem Schoß der Jungfrau ist er geboren, Diener und Herr zugleich; Diener, um ein Werk zu vollbringen, Herr, um Befehle zu erteilen, um Gott ein Königreich im menschlichen Herzen einzurichten. Er hat eine doppelte Her....

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Hl. Johannes Paul II.

Die sakramentale Vergegenwärtigung des durch die Auferstehung vollendeten Opfers Christi in der heiligen Messe beinhaltet eine ganz besondere Gegenwartsweise, die – um die Worte von Paul VI. aufzugreifen – „‚wirklich‘ genannt wird, nicht im ausschließlichen Sinn, als ob die ander....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Die Schrift und die Überlieferung lehren und preisen stets die Grundwahrheit: „Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen“ (1. Vatikanisches K.: DS 3025). Wie der hl. Bonaventura erklärt, hat Gott alles erschaffen „nicht um seine Herrlichkeit zu mehren, sondern um seine Herrlichkeit....

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Hl. Petrus Chrysologus

Warum, Mensch, bist du in deinen eigenen Augen so gering, wenn du doch in den Augen Gottes so kostbar bist? Warum entehrst du dich selbst, wenn Gott dich so geehrt hat? Warum suchst du zu ergründen, wie und woraus du geschaffen wurdest, und vernachlässigst es, herauszufinden, zu ....

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Hl. Gregor der Große

Die heilige Kirche weiß die Kraft ihrer Disziplin zu wahren, indem sie sie mit Milde mäßigt; zuweilen verschont sie die Bösen nicht, indem sie sie zu verschonen scheint; zuweilen geschieht es umgekehrt, dass sie sie verschont, indem sie sie nicht zu verschonen scheint. Aber wir w....

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Symeon der Neue Theologe

Alle drei sind Gott, denn die Dreifaltigkeit ist ein einziger Gott. Sie ist es, die dem Universum das Sein verliehen hat, sie ist es, die alle Dinge erschaffen hat, sie ist es, die zu unserem Heil dem Fleische nach den Logos und Sohn des Vaters in die Welt gesandt hat, untrennbar....

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Hl. Gregor der Große

„Verkünden will ich dir, hör mir zu! Was ich geschaut, will ich erzählen“ (Ijob 15,17). Zur Eigenart des Hochmütigen gehört es, niemals ein – wenn auch noch so geringes – Empfinden von Rechtschaffenheit zu haben, ohne es in den Dienst des Stolzes zu verbiegen. Er erhebt sich kraf....

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Hl. Charles de Foucauld

„Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle“ (Mt 21,13). Dies zeigt uns, welch unendlichen Respekt wir vor jeder Kirche oder Kapelle haben, mit welcher Sammlung und Ehrfurcht wir uns dort aufhalten sollten. […] Das Wort des Herrn lehrt uns....

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Johannes Cassianus

Um das beständige Andenken an Gott zu bewahren, soll euch diese Gebetsformel unaufhörlich begleiten: „O Gott, komm mir zu Hilfe; Herr, eile mir zu helfen!“ Nicht ohne Grund wurde dieser kurze Vers aus der gesamten Heiligen Schrift in besonderer Weise ausgewählt. In ihm sind alle ....

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Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu rühmen. Denn heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, un....

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Leo XIII.

Wenn aber die Moral des Christentums ganz zur Geltung kommt, wird man auch nicht bei versöhnlicher Stimmung stehenbleiben; es wird wahre brüderliche Liebe beide Teile verbinden. Sie werden dann in dem Bewusstsein leben, dass ein gemeinsamer Vater im Himmel alle Menschen geschaffe....

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Katechismus der Katholischen Kirche

„Keiner erkennt Gott – nur der Geist Gottes“ (1 Kor 2,11). Der Geist, der Gott offenbart, lässt uns Christus, sein lebendiges Wort erkennen; er spricht aber nicht von sich. Er, der „durch die Propheten gesprochen hat“, lässt uns das Wort des Vaters vernehmen. Ihn selbst aber höre....

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Hl. Gertrud von Helfta

Während im Evangelium gelesen wurde, wie der Herr seinen Jüngern durch Anhauchen den Heiligen Geist erteilte, bat sie [Gertrud] ihn mit inniger Andacht, er möge auch ihr seinen lieblich strömenden Geist erteilen. Der Herr antwortete: „Wenn du verlangst, den Heiligen Geist zu empf....

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Hl. Gregor von Nyssa

[„Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch!“ (Hld 2,10)] Die göttliche Natur zieht die menschliche Seele hin zur Teilhabe an ihr, übersteigt diese jedoch immerfort durch ihre Erhabenheit im Guten. Die Seele wächst stetig durch die Teilhabe an dem, der sie überragt, un....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Ahmen wir die Apostel nach, so werden wir ihnen in nichts nachstehen! Denn nicht ihre Wundertaten haben sie zu Aposteln gemacht, sondern die Heiligkeit ihres Lebens. Daran erkennt man einen Jünger Christi. Dieses Erkennungszeichen hat der Herr selbst uns in aller Klarheit gegeben....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

In seinem Hohepriesterlichen Gebet vor der Passion äußert Jesus Christus für seine Apostel und für alle, die an ihr Wort glauben, nur die eine Bitte: Sie sollen eins sein mit ihm, wie er und der Vater eins sind (vgl. Joh 17,21), damit sie seine Herrlichkeit sehen (vgl. Joh 17,24)....

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Hl. Cyprian

Die Kirche ist nur eine, die sich durch ihre ständig wachsende Fruchtbarkeit immer weiter ausbreitet, ebenso wie die Sonne zwar viele Strahlen hat, aber nur eine Lichtquelle, und wie der Baum sich zwar in viele Äste verzweigt, aber nur einen Stamm hat, der auf fester Wurzel gegrü....

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Hl. Katharina von Siena

O ewiger Gott, o Licht über jedem Licht, von dem jedes andere Licht ausgeht! O Feuer über jedem Feuer, denn Du allein bist das Feuer, das brennt und sich nicht verzehrt; Du verbrennst jede Sünde und Eigenliebe, die Du in der Seele finden solltest. Doch Du verbrennst sie nicht auf....

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Hl. Charles de Foucauld

Wie erlangen wir den Frieden? Den vollkommenen Frieden gibt es nur im Himmel … Hier auf Erden müssen wir immer den Krieg gegen den Teufel, gegen unsere verdorbene Natur, gegen bestimmte Menschen … aushalten. Andererseits aber sollen wir doch auch schon hier auf Erden im Fried....

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Sel. Columba Marmion

Auf der Suche nach Gott, dem Ursprung unserer Heiligkeit, können wir kein besseres Vorbild finden als Christus Jesus selbst. „Aber“, werden Sie sogleich sagen, „wie kann Christus dabei unser Vorbild sein? Wie hat er denn Gott suchen können, wenn er doch selber Gott war?“ Es ist w....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, nichts ist tröstlicher für uns als die Verheißungen, die Jesus Christus uns im Evangelium gibt, wenn er uns sagt, dass alles, was wir von seinem Vater in seinem Namen erbitten, dieser uns geben wird (vgl. Joh 16,23). Aber damit nicht genug, meine Brüder, er erlaubt ....

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Hl. Hildegard von Bingen

[Die heilige Hildegard schaut in einer Vision, wie Laster und Tugenden sich miteinander unterhalten:] – Die Worte der Welttrauer: „Wehe, dass ich erschaffen worden bin! Wehe, dass ich lebe! Wer wird mir helfen? Wer wird mich befreien? Wenn Gott mich kennen würde, würde ich nic....

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Hl. Romanos Melodos

Als er, der auf die Erde herabgestiegen war – er allein weiß, wie, – sie wieder verließ – wie, weiß er allein –, da führte er die, die er liebte, auf einen Berg […], um ihr Haupt und ihren Geist zu erheben. […] Der Herr breitete seine Arme aus wie Schwingen, wie ein Adler, der li....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Da über den Geist im allgemeinen die göttlichen Schriften vieles und verschiedenes geschrieben haben, und da Gefahr besteht, dass man, nicht wissend, von welchem Geiste die einzelne Schriftstelle spricht, durch Unwissenheit in Verwirrung kommt, so ist es am Platze, jetzt festzust....

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Hl. Charles de Foucauld

Wenn wir merken, dass die Gnade Gottes uns nicht mehr so stärkt, dass sie schwächer wird in uns und uns beinahe verlässt, dann müssen wir uns davor hüten, mutlos zu werden. Diese Schwächung und dieser Entzug bedeuten immer noch dieselbe Gnade, und zwar in der Form, wie sie für un....

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Hl. Paul VI.

„Durch die Hilfe des Heiligen Geistes“ geschieht es, dass die Kirche „wächst“. Der Heilige Geist ist die Seele der Kirche. Er ist es, der den Gläubigen den tiefen Sinn der Lehre Jesu und seines Geheimnisses erklärt. Er ist derjenige, der heute wie in den Anfängen der Kirche in al....

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Hl. Hilarius

„Gott ist Geist“ sagt der Herr zur samaritanischen Frau […]. Da Gott unsichtbar, unbegreiflich und unendlich ist, muss Gott weder auf einem Berg noch in einem Tempel angebetet werden (vgl. Joh 4,21–24). „Gott ist Geist“ und ein Geist kann nicht eingegrenzt oder in der Hand gehalt....

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Hl. Charles de Foucauld

„Selig, die um meinetwillen von den Menschen gehasst und verfolgt werden“ (vgl. Lk 6,22). Ja selig sind sie, denn wenn sie mich nachahmen, werden sie als wahre Bräute auch an meinem Schicksal teilhaben, sie werden das Schicksal ihres Bräutigams voll und ganz teilen … Selig, denn ....

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Hl. Benedikt von Nursia

Wie es einen bitteren und bösen Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es den guten Eifer, der von den Sünden trennt, zu Gott und zum ewigen Leben führt. Diesen Eifer sollen also die Mönche mit glühender Liebe in die Tat umsetzen, das bedeutet: Si....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Der Name des Vaters lässt uns, sobald wir ihn aussprechen, auch an den Sohn denken; ebenso wie wir sogleich an den Vater denken, wenn wir den Sohn nennen. Wenn es nämlich einen Vater gibt, so versteht man ihn notwendigerweise als den Vater eines Sohnes; und wenn es einen Sohn gib....

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Sel. Columba Marmion

Unsere Heiligkeit ist wesentlich übernatürlicher Art. Alle Anstrengungen der Natur zusammengenommen können keine übernatürliche Handlung hervorbringen, nichts, das in irgendeinem Verhältnis steht zu unserem Ziel, der seligen Schau der anbetungswürdigen Dreifaltigkeit. […] Aber Go....

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Nachfolge Christi

Wir hätten mehr Frieden, wenn wir uns nicht mit fremden Worten und Taten, die uns nichts angehen, abgäben. Kann einer lang im Frieden leben, wenn er sich in fremde Sorgen mengt? Wenn er äußere Ablenkung sucht? Wenn er sich nur wenig und selten zu sich sammelt? Selig die Schlichte....

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Sel. Jan von Ruusbroec

[…] das schauende Leben ist ein himmlisches Leben […] [Dank der Liebeseinheit mit Gott] wächst der Mensch über seine Geschaffenheit hinaus und findet und kostet den Reichtum und die Wonne, die Gott selber ist, und die Gott ohne Unterlaß ausgießt in der Verborgenheit des Geistes, ....

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Hl. Augustinus

Hören wir ihn selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Wenn du die Wahrheit suchst, halte den Weg ein; denn der Weg ist zugleich die Wahrheit. Er ist es, wohin du gehst, er ist es, worauf du gehst; nicht durch ein anderes gehst du zu einem andern, nicht d....

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Hl. Franziskus von Assisi

Der Herr Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, hättet ihr auch meinen Vater erkannt; doch von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“ Philippus sagt zu ihm: „Herr, ze....

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Katechismus der Katholischen Kirche

„O seliges Licht, Dreifaltigkeit und Ureinheit!“ Gott ist ewige Glückseligkeit, unsterbliches Leben, nie schwindendes Licht. Gott ist Liebe: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aus freiem Willen will Gott die Herrlichkeit seines glückseligen Lebens mitteilen. Darin besteht der „gnädi....

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Theodor von Studion

Gedenkt der Wunder, die er an uns in der Vergangenheit getan hat (vgl. Ps 105(104),5) und die er heute noch vollbringt. […] Meine geliebten Brüder, geben wir ihm für das, was er an uns getan hat, noch mehr zurück, ja, geben wir ihm das, was wir ihm schuldig sind. Was will er denn....

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II. Vatikanisches Konzil

Die Einzelbischöfe hinwiederum sind sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen, die nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche. Daher stellen die Einzelbischöfe je ihre Kirche, alle ....

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Leo XIII.

Die heiligen Lehrer bezeichnen es [das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit] als Wesenskern des Neuen Testamentes, das heißt als das größte aller Geheimnisse, ist es doch die Grundlage und Krone aller. Und zur Erkenntnis und Betrachtung dieses Geheimnisses sind im Himmel ....

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Hl. Johannes Klimakos

Ein Hirte im eigentlich Sinne ist, wer fähig ist, die verlorenen vernunftbegabten Schafe durch Arglosigkeit, eigenen Eifer und Gebet zu suchen und aufzurichten. Ein Steuermann ist, wer von Gott und durch eigene Anstrengungen geistige Kraft erhielt und es vermag, das Schiff nicht ....

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Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Katharina hörte Gott zu ihr sagen:] Und niemand kann zum ewigen Leben gelangen, wenn er nicht gehorsam ist. Denn das ewige Leben, das durch den Ungehorsam Adams verschlossen worden war, wurde erst durch den Schlüssel des Gehorsams wieder aufgesperrt. Als Ich sah, ....

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Hl. Katharina von Siena

Dank, Dank sei Dir, ewiger Vater, dass Du mich, Dein Geschöpf, nicht verachtet hast. Du hast Dein Antlitz nicht von mir abgewendet und meine Wünsche nicht verschmäht. Du, Licht, hast meine Finsternis nicht verachtet; Du, Leben, hast Dich nicht davon abhalten lassen, dass ich tot ....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, wenn wir alles betrachten, was Gott gemacht hat: den Himmel und die Erde, die schöne Ordnung, die in diesem weiten Universum herrscht; all das kündet von einer unendlichen Macht, die alles geschaffen hat, von einer bewunderungswürdigen Weisheit, die alles lenkt, von....

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II. Vatikanisches Konzil

Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner gelieb....

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Johannes Cassianus

In seiner Menschlichkeit brachte unser Herr diesen Gedanken zum Ausdruck, als er betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39), um uns wie auch sonst ein Beispiel zur Nachahmung zu geben. Und....

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Hl. Irenäus von Lyon

Den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, gab der Herr seinen Aposteln. Von ihnen lernten wir die Wahrheit, d. h. die Lehre des Sohnes Gottes. Zu ihnen hat auch der Herr gesprochen: „Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich und den, der mich gesandt hat“ (vgl.....

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Sel. Heinrich Seuse

Auf die Frage: „Was ist Gott?“ hat bisher noch kein Lehrer eine rechte Erklärung geben können, denn Gott ist über alles Denken und über jeden Verstand erhaben. Und doch kann ein Mensch, der sich eifrig und beharrlich um die Erkenntnis Gottes bemüht, dahin gelangen – wenn auch nur....

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Hl. Gregor der Große

Zwei Jünger waren zusammen auf dem Weg. Sie glaubten nicht, und doch sprachen sie vom Herrn. Plötzlich erschien er ihnen, aber in einer Gestalt, in der sie ihn nicht erkennen konnten. […] Sie laden ihn ein, mit in ihre Unterkunft zu kommen, so wie man es mit Reisenden macht. […] ....

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Hl. Clemens von Alexandrien

Bitten wir den Logos, das Wort Gottes: Sei deinen kleinen Kindern gnädig, Meister, Vater, Führer Israels, Sohn und Vater, einer und zwei zugleich, Herr! Lass uns, da wir deine Gebote befolgen, die volle Ähnlichkeit des [ursprünglichen] Abbildes erreichen (vgl. Gen 1,26); dass wir....

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Hl. Johannes Paul II.

Es besteht kein Zweifel, dass unter den verschiedenen Aspekten der Eucharistie jener des Gastmahles am meisten ins Auge fällt. Die Eucharistie entstand im Kontext des Paschamahles am Abend des Gründonnerstages. Daher ist ihrer Struktur die Bedeutung der Tischgemeinschaft eingesch....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Über alles gießt der Vater durch seinen Sohn und den Heiligen Geist seine himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen. Glauben müssen wir an die Möglichkeit, dass es uns gegeben wird. Glauben müssen wir; de....

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Hl. Katharina von Siena

Die Liebe ist es, die Gott dazu bewegte, uns aus sich selbst, das heißt aus seiner unendlichen Weisheit, zu ziehen, damit wir glücklich seien und an seiner höchsten Glückseligkeit teilhaben. Als der Mensch durch die Sünde die Gnade verloren hatte, vereinte und verknüpfte dieses B....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

Geistliche Kindschaft, die in einer sorgsam bewahrten Armut besteht, war auch für Nikodemus, diesen angesehenen Mann unter den Juden, durchaus erreichbar. Er konnte sie sich zu eigen machen, ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen, was sein Rang und die Ausübung seines Amtes er....

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Hl. Faustina Kowalska

Gottes Barmherzigkeit ewig lobsingen, Will ich vor allen Völkern. Sie ist die größte Eigenschaft Gottes. Für uns ist sie bleibendes Wunder. Aus Gottes Dreifaltigkeit springst du hervor, Doch aus nur einem liebenden Schoß. Des Herrn Barmherzigkeit in einer Seele Wird erst....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glaubst du an die Auferstehung, dann stehst du auf einem Felsen. […] „Christus ist nun aber von den Toten auferweckt worden, der Erstling der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20). „Er ist dem Kephas, dann den Elfen erschienen“ (1 Kor 15,5). Willst du nicht einem Zeugen glauben, gut, d....

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Römische Liturgie

Zum Mahl des Lammes schreiten wir mit weißen Kleidern angetan, Christus, dem Sieger, singen wir, der uns durchs Rote Meer geführt. Am Kreuze gab er seinen Leib für alle Welt zum Opfer hin; und wer von seinem Blute trinkt, wird eins mit ihm und lebt mit ihm. Am Pascha....

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Sel. Columba Marmion

Wo aber finden wir die Worte Jesu, jene Worte, die für uns zu „Quellen des ewigen Lebens werden sollen“ (Joh 4,14)? Zunächst im Evangelium! Dort lauschen wir dem Heiland selbst, dem menschgewordenen Wort. Er offenbart uns das Unaussprechliche in menschlichen Lauten, stellt uns da....

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Hl. Franz von Sales

Der wahrhaftig Liebende kennt fast keine andere Freude als die an dem, was er liebt. So achtet der glorreiche hl. Paulus alle Dinge […] und Kehricht im Vergleich zu seinem Erlöser (Phil 3,8). Und die Braut des Hoheliedes gehört ganz und einzig ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Freue dich, Jerusalem! Haltet Freudenfeste ihr alle, die ihr Jesus liebt! Denn er ist auferstanden. Freuet euch alle, die ihr ehedem getrauert habt […]! Der, welcher […] an dieser Stelle misshandelt worden ist, ist wieder auferstanden. Die Predigt vom Kreuz hat gewiss Betrübnis e....

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Hl. Johannes Paul II.

Das Bild der Emmausjünger eignet sich gut dafür, einem Jahr Orientierung zu geben, in dem die Kirche sich in besonderer Weise bemühen wird, das Geheimnis der heiligen Eucharistie zu leben. Auf den Straßen unserer Fragen und unserer Unruhe, zuweilen unserer tiefen Enttäuschungen, ....

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Hl. Maximus von Turin

Lasst uns in Freudenrufe ausbrechen, Brüder, heute wie gestern. Wenn auch das Dunkel der Nacht unser Freudenfest unterbrochen hat, so ist der heilige Tag doch noch nicht zu Ende: Die Finsternis des Abends scheidet zwar die Tage voneinander, doch das Licht, das die Freude am Herrn....

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Hl. Chromatius von Aquileia

Alle Nachtwachen, die zu Ehren des Herrn begangen werden, finden Gottes Gefallen und seine Zustimmung, aber diese Nachtwache steht über allen anderen. Deshalb trägt diese Nacht auch eine besondere Bezeichnung: „Nachtwache des Herrn“. Wir lesen ja: „Als eine Nacht des Wachens zur ....

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Salvianus von Marseille

Gottes Liebe zu uns ist viel größer als die Liebe eines Vaters. Das beweisen die Worte des Erlösers im Evangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16)....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wie groß ist die Liebe, wie groß ist die Güte Jesu Christi, dass er den Vorabend des Tages, an dem man ihn umbringen sollte, dazu ausersah, ein Sakrament einzusetzen, durch das er in unserer Mitte bleiben würde, um unser Vater, unser Tröster und unser ganzes Glück zu sein! Wir kö....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Soll ich dich davon überzeugen, dass Jesus freiwillig in sein Leiden gegangen ist? Die übrigen Menschen, welche unfreiwillig sterben, wissen ihren Tod nicht voraus. Jesus aber hat sein Leiden vorausgesagt mit den Worten: „Siehe, des Menschen Sohn wird ausgeliefert zur Kreuzigung“....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Judas hatte klar ausgedrückt, dass er Reue empfand: „Ich habe gesündigt, ich habe einen unschuldigen Menschen ausgeliefert“ (vgl. Mt 27,4). Der Dämon, der diese Worte gehört hatte, erkannte, dass Judas auf dem Weg der Besserung war und erschrak über diese Verwandlung. Dann überle....

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Hl. Gregor von Nyssa

Eine kunstvolle und harmonische Mischung aus zahlreichen verschiedenen Aromen, von denen jedes seinen eigenen Duft hat, bildet eine wohlriechende Essenz, deren Zusammensetzung den Namen Narde trägt. Dieser Name leitet sich von einem der duftenden Kräuter ab, die bei ihrer Herstel....

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Hl. Gertrud von Helfta

Am heiligen Palmsonntag […] sagte Gertrud zum Herrn: „Lehre mich, o Liebreichster, wie ich dir, dem Herrn, meinem Gott, der um meines Heiles willen zum Leiden kommt, heute würdig und wohlgefällig entgegengehen kann.“ Der Herr antwortete: „Bereite mir ein Lasttier, auf das ich mic....

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Hl. Cyrill von Alexandria

Es steht geschrieben: „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören“ (Röm 12,5). Denn Christus führt uns zur Einheit zusammen durch Bande der Liebe: „Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glauben musst du auch an den einen und einzigen Sohn Gottes, unsern Herrn Jesus Christus, Gott, erzeugt aus Gott, Leben, erzeugt aus dem Leben, Licht, erzeugt aus dem Lichte. Ähnlich ist er in allem dem Erzeuger. Nicht in der Zeit hat er das Sein erhalten, sondern vor aller Ewigk....

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Hl. Cäsarius von Arles

Wo hat denn diese Begegnung (zwischen Abraham und seinen drei Besuchern) stattgefunden? „Bei den Eichen von Mamre“, was so viel wie „Vision“ oder auch „Hellsichtigkeit“ bedeutet. Seht ihr, an welchem Ort der Herr eine Begegnung veranlassen kann? Der klare, durchdringende Blick Ab....

Symbolbild

Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn du unseren ehrwürdigen, hochheiligen Glauben kennen gelernt hast, musst du auch dich selbst kennen lernen. Als Mensch hast du zwei Naturen, bist aus Seele und Leib zusammengesetzt. Ein und derselbe Gott ist, wie vor kurzem bemerkt, der Schöpfer der Seele und des Leibes. Dein....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Willst du wissen, welche Kraft im Blute Christi verborgen ist? Schau, wo es zu fließen begann und wo seine Quelle ist: Es fließt herab vom Kreuz, aus der Seite des Herrn. Als Jesus, wie das Evangelium sagt, schon tot war, aber noch am Kreuz hing, kam ein Soldat herbei, „stieß mit....

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Hl. Johannes Paul II.

Christus ist derjenige, der „wusste, was im Menschen ist“ (vgl. Joh 2,25), im Mann und in der Frau. Er kennt die Würde des Menschen, seinen Wert in den Augen Gottes. Er selbst, der Erlöser, ist die endgültige Bestätigung dieses Wertes. Alles, was er sagt und tut, findet im Osterm....

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Homilie

Der Herr sagt nur dieses eine Wort: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43), wie ein Herr, der seinen Diener ruft. Und was geschieht? Der Diener kam heraus, um seinem Herrn zu gehorchen. Er kam heraus ohne zu zögern. So etwas hatte der Hades nicht erwartet, der Tod lehnte sich nicht ....

Symbolbild

Hl. Hildegard von Bingen

Sei gegrüßt, du edles, herrliches und unberührtes Mädchen! Schülerin der Keuschheit, Mutterboden der Heiligkeit, o Freude Gottes! Denn durch himmlischen Einguss in dich geschah es, Dass das himmlische Wort in dir Fleisch annahm! Strahlende Lilie, auf die Gott schaute vor a....

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Origenes

Nach Jesus zu suchen, ist meistens von großem Wert; denn es bedeutet dasselbe wie die Suche nach dem Wort, der Wahrheit und der Weisheit. Ihr werdet jedoch einwenden, dass der Ausdruck „Jesus suchen“ manchmal Leute betrifft, die ihm schaden wollen. Zum Beispiel: „Sie suchten ihn,....

Symbolbild

Hl. Katharina von Siena

Hochwürdigster und liebster Vater in Christus, dem süßen Jesus! Ich, Katharina, Dienerin und Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe Ihnen in seinem kostbaren Blut mit dem Wunsch, Sie mögen die süße Wahrheit aufrichtig lieben. […] In diesem Blut erkennen wir die Wahrheit im Lic....

Symbolbild

Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

Gehorsam ist eine Tugend, die den Menschen mit Gott vereint, indem sie ihn dem göttlichen Willen unterwirft, der von Gott selbst oder von seinen Repräsentanten kundgetan wird. Es wurde sogar gesagt, dass diese Tugend fast schon theologal ist. Tatsächlich ist sie mit der Tugend de....

Symbolbild

Johannes Cassianus

Der Mensch bedarf ständig der göttlichen Hilfe: Das kann mühelos aufgezeigt werden. Die menschliche Gebrechlichkeit kann von sich aus und ohne die Hilfe Gottes nichts, was das Heil betrifft, erreichen. […] Immer wieder kommt es vor, dass wir ein nützliches Ziel verfolgen; unserem....

Symbolbild

Hl. Johannes Paul II.

Auch über die Arbeit des Zimmermanns im Haus von Nazaret breitet sich dieselbe Atmosphäre des Schweigens aus, die alles, was sich auf die Gestalt des Josef bezieht, begleitet. Es ist jedoch ein Schweigen, das auf besondere Weise das innere Profil dieser Gestalt freilegt. Die Evan....

Symbolbild

Dem hl. Makarius

Dies ist die Seele, die arm ist im Geist. Sie erkennt ihre Wunden. Sie erkennt auch die Dunkelheit der Leidenschaften, von denen sie umgeben ist. Sie trachtet beständig nach der Erlösung, die vom Herrn kommt. Sie trägt die Mühen und ergötzt sich an keinem der Güter dieser Welt. S....

Symbolbild

Sel. Columba Marmion

Da ist […] der Pharisäer, ein Mensch, überzeugt von seiner Wichtigkeit, von sich selbst ganz eingenommen; sein „Ich“ klingt aus jedem seiner Worte und drückt seiner Haltung den Stempel auf. […] Der Pharisäer hat das „doppelte Herz“ (Ps 11,3), von dem der Psalmist spricht. Seine V....

Symbolbild

Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Wir wissen nicht genug darüber, was Gott sich von unserem Herzen wünscht. Wir haben noch nicht genug von Jesus im Evangelium gelernt, dass Gott das Herz, das er geschaffen hat, nicht zurückweist, sondern dass Gott unser Herz verändern will und kann; dass Gott will, dass wir ihn „....

Symbolbild

Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Ein Christ, der heiligen Gebrauch vom Gebet und von den Sakramenten macht, ist für den Teufel so furchtbar wie ein Dragoner – mit funkelnden Augen auf seinem Schlachtross, mit Panzer, Säbel und Pistolen bewaffnet –, vor seinem unbewaffneten Feind: Seine bloße Gegenwart lässt ihn ....

Hl. Epiphanius von Benevent

„Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17). […] In jener Zeit machte der Herr tatsächlich von seiner Macht Gebrauch, um in seiner Person alle Mysterien zu erfüllen, die das Gesetz über ihn angekündigt hatte. Denn in seiner Passion....

Isaak der

Mitgefühl einerseits und Urteilen nach Recht und Gesetz andererseits sind, wenn sie in ein und derselben Seele leben, wie ein Mensch, der Gott und Götzenbilder in demselben Haus anbetet. Mitgefühl ist das Gegenteil vom Urteilen nach Recht und Gesetz. Das Urteilen nach Recht und G(....)

Hl.

Warum wurde Elija zu einer Zeit, da die ganze Welt von Hungersnot heimgesucht war, zu einer Witwe gesandt? Zwei Frauen werden auf einzigartige Weise begnadet: Zu einer Jungfrau kommt ein Engel, zu einer Witwe ein Prophet; dort Gabriel, hier Elija. Die bedeutendsten unter den Engeln und Propheten sind es, die dazu ausgewählt werden. Aber nicht die Witwenschaft an sich ist es, die Lob verdient, sondern nur, wenn sie mit Tugenden verbunden ist. In der Geschichte mangelt es nicht an Witwen; eine jedoch, die durch ihr großes Beispiel ermutigt, hebt sich von den anderen ab. […] Gott ist für Gastfreundschaft besonders empfänglich: Im Evangelium verspricht er ewigen Lohn für ein Glas frisches Wasser (vgl. Mt 10,42), hier die unendliche Fülle seiner Reichtümer für eine Handvoll Mehl und ein wenig Öl. […] Wie können wir uns für Herren über die Früchte der Erde halten, wenn die Erde selbst doch eine immerwährende Gabe ist? […] Wir verdrehen den Sinn des universellen Gebotes zu unserem Vorteil: „Alle Bäume mit samenhaltigen Früchten sollen euch zur Nahrung dienen, wie auch allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt“ (vgl. Gen 1,29–30). Wenn wir Vorräte horten, wird uns das nur Leere und Not einbringen. Wie können wir denn auf die Verheißung hoffen, wenn wir den Willen Gottes nicht befolgen? Das Gebot der Gastfreundschaft zu halten und unseren Gästen Ehre zu erweisen ist heilsam: Sind wir nicht selber Gäste hier auf Erden? Wie vollkommen ist doch diese Witwe! Heimgesucht von einer großen Hungersnot, hatte sie doch nicht aufgehört, Gott zu verehren. Sie behielt ihre Vorräte nicht für sich, sondern teilte sie mit ihrem Sohn. Das ist ein schönes Beispiel mütterlicher Zärtlichkeit, aber ein noch schöneres Beispiel des Glaubens. Sie hätte ihrem Sohn niemanden vorziehen müssen, und was tut sie? Sie stellt den Propheten Gottes sogar über ihr eigenes Leben. Glaubt mir, sie hat nicht nur ein wenig Nahrung, sondern ihren ganzen Lebensunterhalt gegeben. Sie behielt nichts für sich zurück. So wie ihre Gastfreundschaft sie zu einer völligen Hingabe führte, so führte ihr Glaube sie zu einem totalen Vertrauen. Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor von

Wenn uns die Heilige Schrift über die lebenspendende Wirklichkeit belehrt, dann spricht sie zu uns durch ein Wort, das von Gott selbst ausgeht: „Mich hat es [das Volk] verlassen, den Quell des lebendigen Wassers“ (Jer 2,13), oder mit den Worten des Erlösers an die samaritische Frau: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (Joh 4,10), oder: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke“, denn: „Wer an mich glaubt, aus dessen Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben“ (vgl. Joh 7,37.39). In all diesen Fällen wird die göttliche Natur als lebendiges Wasser bezeichnet. Das untrügliche Zeugnis des Wortes belegt, dass die Braut [aus dem Hohenlied (Hld 4,15)] ein Brunnen lebendigen Wassers ist, dessen Strom vom Libanon herabfließt. Gibt es ein größeres Paradox? Denn während alle Brunnen stehendes Wasser enthalten, trägt einzig die Braut fließendes Wasser in sich, und zwar so, dass sie sowohl die Tiefe des Brunnens als auch die Beweglichkeit des Flusses in sich vereint. Wer könnte die durch diesen Vergleich angedeuteten Wunder angemessen ausdrücken? Es scheint, dass sie [die Braut] sich gar nicht höher erheben kann, weil sie in allem der Schönheit des Urbildes gleicht. Sie ahmt auf vollkommene Weise mit ihrem Hervorsprudeln das Hervorsprudeln, mit ihrem Leben das Leben und mit ihrem Wasser das Wasser nach. Lebendig ist das Wort Gottes, lebendig ist auch die Seele, die das Wort empfangen hat. Dieses Wasser entspringt aus Gott, wie die Quelle sagt: „Von Gott bin ich ausgegangen und gekommen“ (Joh 8,42). Und sie selbst [die Quelle] enthält das, was im Brunnen der Seele fließt, die dadurch zu einem Auffangbecken dieses lebendigen Wassers wird, das fließt oder besser gesagt herabrieselt vom Libanon (vgl. Hld 4,15). Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor der

„Aber der Mensch, wenn er tot ist, entblößt und aufgezehrt – ich frage, wo ist er dann wohl?“ (vgl. Ijob 14,10). Gibt es denn gar keinen Menschen ohne Sünde? Nur einen einzigen, nämlich den, der in diese Welt gekommen ist, ohne in Sünde geboren zu werden. Und wie wir alle in den Fesseln der Sünde liegen, so sterben wir alle an dem Verlust der Gerechtigkeit: Des Gewandes der Unschuld, mit dem wir einst im Paradies bekleidet wurden, werden wir entblößt, und durch den Tod des Leibes, der die Folge davon ist, werden wir auch aufgezehrt. […] Das ist die Nacktheit seines sündigen Sohnes, die der Vater bedecken wollte, als er am Tag seiner Heimkehr sagte: „Holt schnell das erste [das beste] Gewand herbei!“ (vgl. Lk 15,22). Ja, das erste Kleid ist das Gewand der Unschuld, jener Unschuld, die der Mensch zu seinem Glück am Tag seiner Erschaffung erhielt, und die er zu seinem Unglück, von der Schlange verführt, verlor. Gegen diese Nacktheit sagt die Schrift auch: „Selig, wer wach bleibt und sein Gewand anbehält, damit er nicht nackt gehen muss“ (Offb 16,15). Wir behalten unsere Kleider an, wenn wir in unserem Geist die Gebote der Unschuld bewahren: Mag auch ein Fehler uns nackt vor den Richter treten lassen, so kehren wir zu der verlorenen Unschuld zurück, und die Buße gibt uns unsere Kleider wieder. Quelle: Evangelizo

Hl.

„Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus (Joh 15,1). […] Um diesen Weinstock herum werden Gräben ausgehoben, das heißt hinterlistige Fallen gegraben. Wenn man einen Komplott schmiedet, um jemanden in eine Falle zu locken, so ist das, als würde man ihm eine Grube graben. Deshalb klagt der Psalmist: „Sie haben mir eine Grube gegraben“ (Ps 57(56),7). […] Hier ein Beispiel für solche Fallen: „Sie brachten eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war“ zu Jesus und sagten: „Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?“ (vgl. Joh 8,3–5). […] Und ein weiteres Beispiel: „Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?“ (Mt 22,17). Doch sie mussten feststellen, dass diese Fallen dem Weinstock nicht schadeten; im Gegenteil, „sie haben mir eine Grube gegraben; doch fielen sie selbst hinein“ (Ps 57(56),7). […] Daraufhin haben sie weiter gegraben und gebohrt: Nicht nur Hände und Füße (vgl. Ps 22(21),17), sondern sie durchbohrten mit einer Lanze seine Seite (vgl. Joh 19,34) und öffneten das Innere dieses heiligsten Herzens, das bereits durch die Lanze der Liebe verwundet worden war. Im Hohenlied seiner Liebe sagt der Bräutigam: „Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut“ (Hld 4,9 Vulg.). Herr Jesus, dein Herz wurde durch Liebe verwundet von deiner Braut, deiner Freundin, deiner Schwester. Warum mussten es auch noch deine Feinde verwunden? Was tut ihr, ihr Feinde? […] Wusstet ihr nicht, dass dieses bereits zerschlagene Herz des Herrn Jesus schon tot, schon geöffnet ist und von keinem weiteren Schmerz mehr getroffen werden kann? Das Herz des Bräutigams, des Herrn Jesus, hat bereits die Wunde der Liebe, den Tod der Liebe empfangen. Welcher andere Tod könnte ihm noch etwas anhaben? […] Auch die Märtyrer lachen, wenn man sie bedroht, sie freuen sich, wenn man sie schlägt, und sie triumphieren, wenn man sie tötet. Warum das so ist? Weil sie in ihrem Herzen bereits aus Liebe gestorben sind, weil sie „für die Sünde tot sind“ (Röm 6,2) und für die Welt. […] Das Herz Jesu wurde also für uns verwundet und getötet […]; der leibliche Tod triumphierte wohl einen Augenblick lang, um dann aber für immer besiegt zu werden. Er wurde vernichtet, als Christus von den Toten auferstand, denn „der Tod hat keine Macht mehr über ihn“ (Röm 6,9). Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor der

„Du hast ihn für eine kurze Zeit stark gemacht, damit er in ein ewiges Leben übergehe“ (vgl. Ijob 14,20 Vulg.). Für kurze Zeit wurde der Mensch stark gemacht, denn für eine bestimmte Zeitspanne erhielt er die Kraft, in dieser Welt zu leben, um dann in ein ewiges Leben einzugehen, wo seinem Leben kein Ende mehr gesetzt wird. Aber in dieser kurzen Zeitspanne, für die er stark gemacht wurde, entscheidet er, ob er in der Ewigkeit entweder immerwährende Freuden oder Qualen finden wird, ohne ihnen jemals entrinnen zu können. Und weil er eben nur für eine kurze Zeitspanne gestärkt wurde, fügt Ijob sogleich die treffenden Worte hinzu: „Du wirst sein Angesicht verändern und ihn wegschicken.“ Das Angesicht des Menschen wird verändert, wenn seine Schönheit durch den Tod zerstört wird. Weggeschickt wird er ebenfalls, denn er wird gezwungen, von den Gütern, die er sich mit freiem Willen erworben hat, gegen seinen Willen in die Welt der Ewigkeit hinüberzugehen; und wenn er dort angekommen ist: Was wird dann aus diesen Gütern, nachdem er sie zurückgelassen hat? Was wird aus diesen Gütern, über die er mit so viel Mühe zum Herrn und Besitzer geworden ist? Er weiß es nicht. Daher heißt es weiter: „Sind seine Kinder in Ehren, er weiß es nicht; sind sie verachtet, er merkt es nicht“ (vgl. Ijob 14,21 Vulg.). Wenn nämlich die, die noch leben, nicht wissen, wo sich die Seelen der Toten befinden, so wissen auch die Toten nicht, wie das irdische Leben derer verläuft, die sie überleben; denn das Leben des Geistes ist weit entfernt vom Leben des Fleisches. Und wie das Körperliche und das Geistige gegensätzlich in ihrer Natur sind, so sind sie auch in ihrer Erkenntnis grundverschieden. Diese Unterscheidung gilt jedoch nicht für die heiligen Seelen; denn wenn sie in sich selbst den strahlenden Glanz des allmächtigen Gottes sehen, kann man doch nicht meinen, dass außerhalb von ihnen etwas existieren könnte, von dem sie nichts wissen. Quelle: Evangelizo

Hl. Faustina

Wenn Schmerz meine Seele befällt, Der Horizont sich verdunkelt zur Nacht, Das Herz zerrissen, von Marter und Pein – Bist Du, gekreuzigter Herr, meine Macht. Wenn die Seele vom Leiden umnachtet, Ihre Kraft anstrengt und kämpft ohne Ruh’ Das Herz in bitterer Marter zerbricht – Gekreuzigter Jesus – Hoffnung bist Du! So schwinden die Stunden tagein, tagaus, Die Seele in Fluten der Bitternis, Das Herz zerfließt in Strömen von Tränen, Gekreuzigter Jesus – Du bist mein Licht! Wenn Bitterkeit den Kelchrand übersteigt, In Verschwörung alles feindselig mir trotzt, Die Seele Weilen des Ölbergs erfährt – Gekreuzigter Heiland – bist Du mir Schutz. Wenn die Seele selbst sich nicht schuldig fühlt, Und doch die Zulassung Gottes bejaht, Kann das Herz Verdruss mit Liebe lohnen. Gekreuzigter – wandle Ohnmacht in Macht. Quelle: Evangelizo

Hl. Charles de

„Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.“ Du sagst es uns deutlich, mein Herr Jesus: Alle Menschen bilden eine große Familie. Alle sind Brüder und Gott ist der gemeinsame Vater. Alle müssen füreinander solche Gedanken, Worte und Werke haben, wie ein guter Vater es sich von seinen Kindern untereinander wünscht. Die Liebe, von der der beste aller Väter möchte, dass sie unter seinen Kindern herrsche, ist genau die Liebe, die wir allen Menschen schulden, jedem Menschen, ohne Ausnahme. Und Jesus, unser Vorbild, gibt uns ein Beispiel dafür: Gott selbst ist es, der auf die Erde kommt, um uns in menschlicher Gestalt zu zeigen, wie er möchte, dass jeder Mensch die anderen Menschen liebt. Was tut Jesus? Er lebt vierunddreißig Jahre und vergießt unter grausamsten Qualen sein Blut für die Heiligung und das Heil aller Menschen. Nicht nur für alle im Allgemeinen, sondern für jeden einzelnen, sodass es keinen Menschen gibt, von dem man nicht sagen muss: Für diesen Menschen ist Jesus gestorben, um ihn zu retten und heilig zu machen. Nach dem Gebot der brüderlichen Liebe folgt hier das Beispiel, wie Jesus es gegeben hat. Wie der heilige Paulus sagt: „Denn um einen teuren Preis ist euer Bruder erkauft worden“ (vgl. 1 Kor 6,20). Jeder Mensch ist unser wahrer Bruder in Gott, und jeder Mensch wurde von Jesus so sehr geliebt und hoch geschätzt, dass er für ihn gestorben ist. Jeder Mensch muss uns als Bruder erscheinen, und zwar als ein Bruder, der wie mit einem Mantel vom Blut Jesu bedeckt ist. Quelle: Evangelizo

Hl. Katharina von

O unaussprechliche Liebe! Oh süße Liebe! O ewiges Feuer! Du bist das Feuer, das immer brennt! O höchste und ewige Dreifaltigkeit, du bist die Redlichkeit ohne Makel, die Einfachheit ohne Schatten, die Aufrichtigkeit ohne irgendeine Verstellung. Wende den Blick deiner Barmherzigkeit auf deine Geschöpfe. Ich verstehe, dass die Barmherzigkeit dir zu eigen ist, und wohin ich mich auch wende, finde ich nur deine Barmherzigkeit. Darum eile ich zu dir, ich schreie vor deiner Barmherzigkeit: O Gott, hab Erbarmen mit der Welt! O ewiger Vater, du willst, dass wir dir nach deinem Willen dienen, und du selbst bestimmst die Wege deiner Diener. Daraus lernen wir, dass wir den inneren Zustand eines Geschöpfes in keiner Weise nach seinen äußeren Werken beurteilen können, sondern dass wir uns auf deinen Willen verlassen müssen, vor allem in Bezug auf deine Diener, die mit diesem Willen vereint und in ihn umgewandelt sind. Daher ist der Christ glücklich, der in deinem Licht die unendlich vielfältigen Wege und Werke deiner Diener betrachtet: Welche Pfade auch immer sie einschlagen, sie laufen doch alle auf dem feurigen Pfad deiner Liebe, sonst würden sie nicht wirklich deiner Wahrheit folgen. […] O ewige Gottheit! Wie wahr ist es, dass dir die Barmherzigkeit zu eigen ist! […] Hast du nicht heute aus Barmherzigkeit mich Elende wissen lassen, dass wir die Absichten eines vernunftbegabten Geschöpfes in keiner Weise beurteilen können? Denn unendlich vielfältig sind die Wege, die du ihnen nach deinem Wohlgefallen bahnst, wie du es mir es an meinem eigenen Beispiel gezeigt hat. Dank sei dir, o mein Gott! Quelle: Evangelizo

Hl. Hildegard von

Gott, der alles erschaffen hat, hat den Menschen nach Seinem Bild und Gleichnis gemacht (vgl. Gen 1,26) und in ihm die höheren und niederen Geschöpfe eingezeichnet. Und Er hat ihn so geliebt, dass Er ihn für jenen Ort bestimmte, aus dem der Engel bei seinem Sturz geschleudert worden war, und ihn in den Ruhm und die Ehre einsetzte, die jener mit seiner Seligkeit verloren hatte. Das zeigt auch diese Schau, die du siehst. Denn dass du […] im Geheimnis Gottes ein schönes, wundervolles Bild wie die Gestalt eines Menschen siehst, das bedeutet: In der Kraft der unvergänglichen Gottheit ist die Liebe des himmlischen Vaters von auserlesener Schönheit und wunderbar in ihren geheimnisvollen Gaben. Sie hat Menschengestalt. Denn als der Sohn Gottes Fleisch annahm, erlöste Er durch den Dienst der Liebe den verlorenen Menschen. Daher ist dessen Angesicht von so großer Schönheit und Klarheit, dass du leichter in die Sonne blicken könntest als auf es. Denn die Fülle der Liebe liegt in dem so mächtig strahlenden Leuchten Seiner Gaben, dass sie jede Einsicht menschlichen Wissens, mit dem es in der Seele die verschiedenen Dinge erkennen kann, so übertrifft, dass man sie mit seinen Sinnen keineswegs erfassen kann. Quelle: Evangelizo

Johannes

Das Gebot des Erlösers selbst fordert uns zur Ähnlichkeit mit dem Vater auf: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48). Auf den unteren Stufen [des geistlichen Lebens] wird die Liebe zum Guten zuweilen unterbrochen, wenn Lauheit, Selbstzufriedenheit oder Vergnügungen den Eifer der Seele lockern und sie die Furcht vor der Hölle oder das Verlangen nach dem zukünftigen Glück für eine Weile aus den Augen verliert. Dennoch sind sie wie Stufen in der Entwicklung, ein Lernprozess. Nachdem wir am Anfang das Laster aus Furcht vor Strafe oder aus Hoffnung auf Belohnung gemieden haben, wird es uns nicht gelingen, auf diese Weise zur Ebene der Liebe zu gelangen: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet. Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1 Joh 4,18–19). Kein anderer Weg kann uns zur wahren Vollkommenheit führen: Wie Gott uns zuerst geliebt hat, auf nichts anderes achtend als auf unser Heil, so sollen wir ihn einzig und allein um seiner Liebe willen lieben. Lasst uns also mit ganzem Eifer von der Furcht zur Hoffnung aufsteigen, von der Hoffnung zur Gottesliebe und zur Tugendliebe. Wir wollen wachsen in der Hinneigung zum Guten um seiner selbst willen und unerschütterlich daran festhalten, soweit es der menschlichen Natur möglich ist. Quelle: Evangelizo

Johannes

Welcher Art auch immer die Beleidigungen sein mögen, mit denen der Mönch beschimpft wird, so bewahre er doch den Frieden, und zwar nicht nur auf seinen Lippen, sondern auch im Grunde seines Herzens. Wenn er sich auch nur im Geringsten aufgebracht fühlt, hülle er sich in absolutes Schweigen und befolge genau, was der Psalmist sagt: „Ich erschrak und redete nicht“ (Ps 76,5 LXX); „Ich sagte: Wachen will ich über meine Wege, um nicht mit meiner Zunge zu sündigen. Meinem Mund stellte ich eine Wache hin, als sich der Sünder gegen mich aufstellte. Stumm wurde ich und erniedrigt, und ich schwieg selbst über gute Dinge“ (vgl. Ps 38,2–3 LXX). Er soll nicht dabei verweilen, das gegenwärtige Übel zu bedenken; seine Lippen sollen nicht laut werden lassen, was ihm sein augenblicklicher Zorn eingibt oder was ihm sein erregtes Herz vorschreibt. Vielmehr soll er in seinem Geiste die Freundlichkeit und Liebe vergangener Zeiten aufleben lassen; oder er richte seinen Blick in die Zukunft, um dort im Geiste schon den wie früher wiederhergestellten Frieden zu sehen; in dem Augenblick, in dem er sich innerlich aufgebracht fühlt, möge er diesen Frieden betrachten in dem Gedanken, dass er bald wieder einkehren wird. Während er sich für die Süße der baldigen Eintracht bereithält, wird er die Bitterkeit des gegenwärtigen Streites nicht spüren und lieber eine Antwort geben, für die er sich weder selbst anklagen noch von seinem Bruder getadelt werden muss, wenn die Freundschaft wiederhergestellt sein wird. Auf diese Weise erfüllt er das Wort des Propheten: „Im Aufgewühltsein des Zornes gedenke der Barmherzigkeit“ (vgl. Hab 3,2 LXX). Quelle: Evangelizo

Hl. Jean-Baptiste Marie

Der Grund, weshalb wir unsere Zuflucht zum Gebet nehmen sollten, ist der, dass sich dadurch alles zu unserem Vorteil wendet. Der liebe Gott will unser Glück und er weiß, dass wir es nur durch das Gebet erlangen können. Außerdem, meine Brüder, welche größere Ehre kann es für ein geringes Geschöpf wie uns geben, dass Gott sich gern ihm herablässt und sich mit ihm so vertraut unterhält, wie ein Freund mit seinem Freund. Seht ihr, wie gütig er ist, wenn er uns erlaubt, ihm unseren Kummer und unsere Sorgen mitzuteilen? Und dieser gute Heiland beeilt sich, uns zu trösten, uns in den Prüfungen zu unterstützen, oder, um es besser zu sagen: Er leidet für uns. Sagt mir, meine Brüder, würde es nicht bedeuten, unser Heil und unser Glück auf Erden aufzugeben, wenn wir nicht beten? Denn ohne das Gebet können wir nur unglücklich sein, mit dem Gebet aber sind wir sicher, alles zu erhalten, was wir für Zeit und Ewigkeit brauchen, wie wir sehen werden. Ich sage erstens, meine Brüder, dass dem Gebet alles verheißen ist, und zweitens, dass das Gebet alles erlangt, wenn es gut verrichtet ist: Das ist eine Wahrheit, die Jesus Christus uns fast auf jeder Seite der Heiligen Schrift wiederholt. Die Verheißung, die Jesus Christus und gibt, ist eindeutig: „Bittet“, sagt er, „dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt“ (vgl. Mt 7,7; 21,22). Jesus Christus begnügt sich nicht damit, uns zu sagen, dass ein gut verrichtetes Gebet alles erlangt. Um uns noch tiefer davon zu überzeugen, versichert er uns mit einem Eid: „Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben“ (Joh 16,23). Nach den Worten Jesu Christi selbst scheint es mir unmöglich, meine Brüder, an der Macht des Gebetes zu zweifeln.

Sonntag, 9 Mai 2021 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Du bist Christ durch und für die Liebe; durch nichts anderes und für nichts anderes. […] Liebe ist mehr als das Notwendige, um existieren zu können, mehr als das, was zum Leben notwendig ist, mehr als das, was zum Handeln notwendig ist; Liebe ist unser Leben, das zum ewigen Leben wird. Wenn wir von der Liebe lassen, lassen wir von unserem Leben. Eine Handlung ohne Liebe ist ein plötzlicher Tod, ein Akt der Liebe ist eine augenblickliche Auferstehung. Liebe kannst du nicht machen: Du empfängst sie. Unvollkommene Liebe ist ein unvollständig empfangenes Geschenk; vollkommene Liebe ist ein vollständig empfangenes Geschenk. Liebe ist so kostenlos, wie sie notwendig ist. Du gewinnst sie nicht wie einen Wettbewerb. Du gewinnst sie, indem du sie ersehnst, um sie bittest, sie empfängst und sie weitergibst. Liebe kann man nicht erlernen, man lernt sie nach und nach kennen, indem man Christus kennenlernt. Es ist der Glaube an Christus, der uns zur Liebe fähig macht; es ist das Leben Christi, das uns die Liebe offenbart; es ist das Leben Christi, das uns zeigt, wie wir die Liebe ersehnen, erbitten und empfangen sollen. Es ist der Geist Christi, der uns lebendig macht in der der Liebe, wirksam durch Liebe, fruchtbar in der Liebe. Alles kann der Liebe dienlich sein, Ohne sie ist alles unfruchtbar, vor allem wir selbst.

Samstag, 8 Mai 2021 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Wenn wir von allen Menschen verlassen und vom Teufel versucht werden; wenn Gott sich verhüllt und vor uns verbirgt; wenn wir alle möglichen Schmerzen des Leibes und der Seele erleiden – dann lasst uns Gott Dank sagen, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“ (vgl. Lk 6,23), denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn wir Tag und Nacht beten; wenn wir in Dunkelheit, Schmerz und bitterem Leid sind; wenn wir für Anliegen beten, für die man beten muss, und wir werden nicht erhört; wenn das Böse, das moralisch Böse, die Sünde weiterhin aus uns heraus- und in uns hineinströmt – dann lasst uns Gott Dank sagen, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn wir von allen verachtet werden als die Geringsten unter den Menschen; wenn man buchstäblich und im übertragenen Sinn Steine nach uns wirft; wenn Unbekannte uns verspotten und Leute, die uns kennen, ihr Spiel mit uns treiben und uns verschmähen; wenn wir verleumdet und verachtet werden – dann lasst uns Gott von ganzem Herzen danken, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn man uns verspottet und auf der Straße beschimpft; wenn man uns im Vorbeigehen lächerlich macht und spöttische oder grobe Worte sagt – dann lasst uns Gott Dank sagen mit tiefer Dankbarkeit und Freude; dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus.

Freitag, 7 Mai 2021 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Stelle Dein Denken vor den Spiegel der Ewigkeit, stelle Deine Seele in den Abglanz der Herrlichkeit, stelle Dein Herz vor das Bild der göttlichen Wesenheit, und forme Deine ganze Person durch die Beschauung in das Bild seiner Gottheit um, damit Du empfindest, was seine Freunde empfinden, wenn sie die verborgene Süße verkosten, die Gott selbst von Anbeginn für die aufbewahrt hat, die ihn lieben. Beachte nichts von dem, was in dieser trügerischen, unruhigen Welt ihre blinden Liebhaber umgarnt. Liebe jenen mit ganzer Hingabe, der sich um Deiner Liebe willen ganz hingeschenkt hat. Seine Schönheit bewundern Sonne und Mond, seine Belohnungen sind unvergleichlich kostbar und in ihrer Größe ohne Grenzen. Ihn meine ich, den Sohn des Allerhöchsten, den die Jungfrau gebar und nach dessen Geburt sie Jungfrau blieb.

Donnerstag, 6 Mai 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Glauben Sie fest daran, dass es auf der Welt niemanden gibt, weder Freund noch Bruder, weder Vater noch Mutter, weder Ehegatte noch Verlobter, der Sie mehr liebt als dein Gott dich liebt. Die göttliche Gnade ist dieser kostbare Schatz, dieser unerschöpfliche Schatz, von dem der Weise spricht, der uns, sobald wir davon Gebrauch machen, zu Teilhabern an der Freundschaft mit Gott macht (vgl. Weish 7,14). Vor diesem Gott waren wir nur mickrige Geschöpfe, arme Diener; und siehe da, nun werden wir zu Freunden, zu liebsten Freunden unseres Schöpfers selbst. Damit wir mehr Zutrauen zu ihm haben, hat er sich selbst entäußert (vgl. Phil 2,7), er hat sich sozusagen erniedrigt bis zur Menschwerdung, um vertraulich mit den Menschen sprechen zu können (vgl. Bar 3,38). Doch nicht genug damit: Er wurde ein Kind; er wurde arm; er ließ sich sogar vor einem ganzen Volk durch ein Gerichtsurteil töten, an einem Kreuz. Mehr noch, er ging so weit, selbst die Gestalt des Brotes anzunehmen, um sich zu unserem täglichen Begleiter zu machen und sich in inniger Einheit mit jedem von uns zu verbinden. So sagt er: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Kurzum, es scheint, als ob er niemanden außer Ihnen liebt, so sehr liebt er Sie. Er ist es also, den Sie lieben müssen und keinen anderen. Von ihm können und sollen Sie sagen: „Der Geliebte ist mein, und ich bin sein“ (Hld 2,16); mein Gott hat sich vorbehaltlos hingegeben, und vorbehaltlos gebe ich mich ihm hin; ich wurde von ihm erwählt als Objekt seiner Zärtlichkeit; und er, ausgezeichnet unter Tausenden, unter allen, er ist weiß und rot (vgl. Hld 5,10), so liebenswert und so liebevoll, er ist der Erwählte meines Herzens, der einzige, den ich lieben will.

Mittwoch, 5 Mai 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Was immer die Seele auf allen Stufen ihrer inneren Entwicklung tut, ist stets nur ein Mitwirken. Sie ist nicht allein. Gott wirkt in ihr und mit ihr, er ist immer die erste Ursache ihres Fortschrittes. Wohl gilt es am Anfang, da die Seele noch in Sünden und üblen Gewohnheiten verstrickt ist, durch heißen Kampf und mit Aufgebot aller Kräfte die Hindernisse zu beseitigen, die sich der Vereinigung mit Gott entgegenstellen. In dieser Zeit fordert Gott eine lebendige, immer bereite Mitwirkung der Seele, der dies durch die Stimme des Gewissens deutlich und unablässig zum Bewusstsein kommt. Gott gewährt ihr häufig fühlbare Gnaden, um sie zu erheben und zu ermutigen. Die Seele jedoch befindet sich in einem Zustand, in welchem Trost und Verlassenheit, Licht und innere Schwierigkeiten wechseln. Sie fällt und steht wieder auf – sie müht sich ab und ruht wieder aus, sie hält erschöpft inne und strebt dann wieder ungestüm voran. In dem Maße aber, als die Seele voranschreitet und die Hindernisse schwinden, wird ihr Innenleben ruhiger, regelmäßiger, einheitlicher. Das Wirken Gottes macht sich stärker fühlbar und kann sich freier entfalten, weil die Seele keinen Widerstand mehr entgegensetzt und sich williger von der Gnade lenken lässt. Nun schreitet sie rasch voran auf dem Weg der Vollkommenheit. […] Der Heiland hat uns sehr klar diese Grundwahrheit gelehrt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5). […] Sich einbilden, dass Christus die ganze Arbeit auf sich nehmen werde, wäre eine gefährliche Täuschung; aber glauben, wir könnten irgend etwas ohne ihn tun, wäre ein nicht minder gefährlicher Irrtum. Wir müssen ganz und gar davon überzeugt sein, dass unsere Werke nur deswegen Wert haben, weil wir mit Christus vereinigt sind.

Dienstag, 4 Mai 2021 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Für alle, die sich zu Christus bekennen, ziemt es sich besonders, in die menschliche Gesellschaft Licht und Liebe zu tragen, wie Sauerteig in der Masse zu wirken. Dies wird um so mehr der Fall sein, je enger sich das Herz eines jeden an Gott bindet. Denn es wird gewiss kein Friede in der menschlichen Gesellschaft herrschen, wenn er nicht zuerst im Herzen jedes einzelnen Wohnung nimmt, wenn nicht jeder in sich die gottgewollte Ordnung wahrt. […] Es handelt sich hier um eine so hohe und so bedeutende Aufgabe, dass ein Mensch – sei er auch höchsten Lobes würdig und vom besten Willen beseelt – sie nie erfüllen könnte, wenn er sich nur auf seine eigene Kraft verließe. Dass die menschliche Gesellschaft soweit als möglich ein Abbild des Gottesreiches werde, dazu braucht es dringend der Hilfe des göttlichen Geistes. […] In seinem bitteren Leiden und Sterben [hat Christus] […] unsere Schuld, den Quell der Zwietracht, des Elends und der Ungerechtigkeiten, getilgt […] „Er selbst ist ja unser Friede […] und so kam er, euch, den Fernen wie auch den Nahen, den Frieden kundzutun“ (Eph 2,14–17). Auch in der heiligen Liturgie dieser Ostertage hören wir dieselbe Botschaft: „Nach seiner Auferstehung stand unser Herr Jesus inmitten seiner Jünger und sprach: ‚Der Friede sei mit euch, alleluja‘: Da freuten sich die Jünger, weil sie den Herrn sahen“ (Resp. ad Mat., Freitag in der Osterwoche). Christus selbst hat uns ja den Frieden geschenkt und zum Vermächtnis gegeben: „Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Diesen Frieden, den der göttliche Erlöser uns gebracht hat, müssen wir von ihm in eindringlichem Gebet erbitten. Christus möge von den menschlichen Herzen entfernen, was immer den Frieden gefährden kann; er möge alle zu Zeugen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der brüderlichen Liebe machen. Er möge auch den Geist der Regierenden erleuchten […] Endlich möge Christus selbst den Willen aller Menschen entzünden, dass sie die Schranken zerbrechen, die die einen von den andern trennen; dass sie die Bande gegenseitiger Liebe festigen, einander besser verstehen; dass sie schließlich allen verzeihen, die ihnen Unrecht getan haben. So werden unter Gottes Führung und Schutz alle Völker sich brüderlich umarmen, und so wird stets in ihnen der ersehnte Friede herrschen.

Montag, 3 Mai 2021 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die Apostel, die dem Andenken Jesu treu blieben, freuten sich zusammen mit den neu zum Glauben gekommenen, weil sie in Jesus nicht nur den Hirten ihrer Seelen, sondern mehr noch den obersten Hirten gefunden hatten. Als die Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen, wollte Jesus andere „Hirten nach seinem Herzen“ (vgl. Jer 3,15) auswählen und berufen. Er tat dies aus freier Entscheidung, damit sie seine eigene Mission in der ganzen Welt bis zum Ende der Zeit fortführen. Sie sollen seine Gesandten, seine Boten, seine Apostel sein. Sie sollen nur in seinem Namen Hirten sein, zum Wohl der Herde und in der Kraft seines Geistes, dem sie treu bleiben müssen. Petrus, der erste unter ihnen, wird nach dem dreifachen Bekenntnis seiner Liebe zu Jesus zum Hirten seiner Schafe und Lämmer bestellt (vgl. Joh 21,15). Dann alle Apostel und nach ihnen noch andere, alle in demselben Geist. Und sie alle sollen durch alle Zeiten hindurch die ihnen anvertraute Herde des Herrn leiten, nicht als Beherrscher, sondern als Vorbilder für die Herde (vgl. 1 Petr 5,3), in völliger Selbstlosigkeit und mit dem ganzen Eifer ihres Herzens. Nur so können sie eines Tages ihren verdienten Lohn erhalten, wenn der oberste Hirte wiederkommt.

Sonntag, 2 Mai 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Um deine reiche Barmherzigkeit bitte ich dich, allmächtiger, barmherziger, milder, treuer und gütiger Vater. Du bist über alles Böse hoch erhaben. Mit deiner dir eigenen Güte, durch die Liebe deiner vor allen auserwählten Mutter, der Jungfrau Maria, unserer glorreichen Patronin, […] sieh heute mit dem Blick deiner Barmherzigkeit und Liebe auf mich dürres Zweiglein. Wehe, wehe, ich habe die Zeit meiner Einpfropfung, in der ich in diesen heiligen Orden eingepflanzt wurde, nicht beachtet, sondern habe die ganze Zeit meines Lebens in großer Unfruchtbarkeit vergehen lassen. Lass mich in dir wieder ganz zu Kräften kommen, in der geheiligten Wahrheit wieder aufblühen, dass ich ein echtes Mitglied des heiligen Ordens werde und ein wahrhaft geistliches Leben führe. Und lass mich dir, meinem liebenden Freund, die Frucht jeglicher Tugend und Heiligkeit bringen, so dass ich zur Zeit der Weinlese, das heißt, an meinem Sterbetag, in aller Vollkommenheit des geistlichen Lebens völlig gereift und vollendet vor dich hintrete. Amen.

Samstag, 1 Mai 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

„Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (vgl. Mt 5,48). Warum soll unsere Vollkommenheit, unsere Heiligkeit, die göttliche Heiligkeit nachahmen, die so unendlich weit von unserer menschlichen Schwachheit entfernt ist? Und ist es uns denn überhaupt möglich, das Geheimnis dieses göttlichen Lebens zu erkennen? Die Antwort auf diese doppelte Frage finden wir in folgenden Worten: Wir müssen unserem himmlischen Vater ähnlich sein, weil wir seine Adoptivkinder sind. Und um die Vollkommenheit dieses Vaters zu erkennen, brauchen wir nur zu Jesus Christus zu gehen. Der heilige Johannes sagt uns: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18). Müssen wir also die Hoffnung aufgeben, ihn jemals kennenzulernen? Nein, denn der Jünger fügt sogleich die leuchtende Wahrheit hinzu: „Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ Begeistert von derselben Offenbarung Gottes, ruft der heilige Paulus aus: „Gott wohnt in unzugänglichem Licht“ (vgl. 1 Tim 6,16). Doch er, „der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ (2 Kor 4,6). […] Christus ist Gott, der sich uns in menschlicher Gestalt zugänglichgemacht hat. Nach dem letzten Abendmahl sagte Philippus zu Jesus: „Herr, zeig uns den Vater“ (Joh 14,8). Und unser Herr antwortete mit einem feierlichen Wort, das gleichsam den Schlüssel zum Mysterium enthält: „Philippus, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (vgl. Joh 14,9). In Jesus Christus ist also alles eine Offenbarung Gottes. […] Zu Jesu Füßen lernen wir die Vollkommenheiten Gottes kennen; indem wir seine Worte und Taten, sein Leiden und Sterben betrachten, dringen wir in die Geheimnisse der unendlichen Barmherzigkeit ein.

Freitag, 30 April 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (vgl. Joh 14,6; 8,12). Und an anderer Stelle sagt meine Wahrheit auch noch, dass keiner zu mir kommen kann, außer durch ihn. Und so ist es wirklich. Wenn du dich recht erinnerst, ist es genau das, was ich dir sagte und darlegte, als ich dir den Weg aufzeigen wollte. Wenn er also sagt, dass er der Weg ist, so ist das die Wahrheit selbst, und ich zeigte dir, dass dieser Weg als Brücke geformt ist. Er hat auch gesagt, dass er die Wahrheit ist: Was könnte realer sein, da er doch mit mir, der Wahrheit, eins ist? Wer ihr folgt, geht also auf dem Weg der Wahrheit und des Lebens. Wer dieser Wahrheit folgt, empfängt das Leben der Gnade und kann nicht verhungern: denn die Wahrheit wird seine Speise sein. Er kann auch nicht mehr in der Finsternis fallen, denn er ist das Licht, rein von aller Falschheit. Außerdem ist er es, der durch die Wahrheit die Lüge entlarvt und vernichtet hat, durch die der Teufel Eva verführt hat. Diese Lüge war es, durch die der Weg zum Himmel versperrt worden war; die Wahrheit jedoch hat diesen Weg wiederhergestellt und mit ihrem Blut befestigt. Jene, die auf diesem Weg wandeln, sind also die Kinder der Wahrheit, denn sie folgen der Wahrheit. Sie schreiten durch die Türe der Wahrheit, und werden endlich in mir vereint mit dem, der der Weg und die Tür ist, mein Sohn: ewige Wahrheit, Ozean des Friedens.

Donnerstag, 29 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Der Ausdruck: „Ich preise Dich“, bedeutet […] „Ich danke Dir“, sagt Jesus, „dass Du dies den Weisen und Einsichtigen verborgen hast“ (vgl. Mt 11,25). Aber wie? Du freust dich über ihr Verderben, und darüber, dass sie diese Dinge nicht kennen? Durchaus nicht; wohl aber ist das der beste Weg zum Heil, dass diejenigen, die meine Worte verschmähen und sie nicht annehmen wollen, auch nicht durch Zwang dazu gebracht werden. Nachdem sie eben trotz meiner Einladung nicht besser wurden, sondern den Herrn verließen und verachteten, so sollten sie durch ihre Verwerfung zum Verlangen nach diesen Dingen gebracht werden. Auf diese Weise mussten dann auch diejenigen eifrig werden, die auf ihn achteten. Denn dass seine Worte ihnen geoffenbart wurden, war gewiss ein Grund zur Freude; dass sie dagegen den anderen verborgen blieben, musste nicht zur Freude, sondern zur Trauer stimmen. Dem entsprechend handelte auch der Herr; er weinte über die Städte. Also nicht über die Blindheit der einen freute er sich, sondern weil die anderen erkannten, was die Weisen nicht einsehen wollten. In ähnlichem Sinne sagt auch Paulus: „Ich danke Gott, dass ihr Sklaven der Sünde wart und doch von Herzen geachtet habt auf die Art der Lehre, die ihr empfangen habt“ (vgl. Röm 6,17).[…] Unter den Weisen versteht hier der Herr die Schriftgelehrten und Pharisäer. Dies sagt er, um seine Jünger zu ermutigen, und um zu zeigen, welche Auszeichnung den Fischern zuteilwurde, während jene alle zusammen dessen verlustig gingen. Mit der Bezeichnung „Weiser“ meint er aber nicht die wahre und lobenswerte Weisheit, sondern jene, die sie durch eigene Tüchtigkeit erworben zu haben schienen. Deshalb sagte er auch nicht: Du hast es den Toren enthüllt, sondern den Kindern, das heißt den Ungebildeten und Einfältigen. […] Ebenso weist er uns durch all dies an, die Torheit zu fliehen, um die Einfalt dagegen uns zu bemühen. Deshalb sagte auch Paulus mit noch mehr Nachdruck dasselbe mit den Worten: „Wenn einer unter euch weise zu sein scheint in dieser Welt, so werde er zum Tor, damit er weise werde“ (vgl. 1 Kor 3,18).

Mittwoch, 28 April 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der „Erlösung“, die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen läßt: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38–39). Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann – erst dann – ist der Mensch „erlöst“, was immer ihm auch im einzelnen zustoßen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns „erlöst“. Durch ihn sind wir Gottes gewiß geworden – eines Gottes, der nicht eine ferne „Erstursache“ der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von ihm kann jeder sagen: „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2, 20).

Dienstag, 27 April 2021 : Kommentar Leo XIII.

Die heiligen Lehrer bezeichnen es [das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit] als Wesenskern des Neuen Testamentes, das heißt als das größte aller Geheimnisse, ist es doch die Grundlage und Krone aller. Und zur Erkenntnis und Betrachtung dieses Geheimnisses sind im Himmel die Engel, auf Erden die Menschen erschaffen worden. […] Um es klarer zu verkünden, stieg Gott selbst aus dem Reich der Engel zu den Menschen herab […] Dazu hatte der Apostel [Paulus] schon längst gemahnt mit den Worten: Denn aus ihm, durch ihn und in ihm ist alles; ihm sei Ehre in Ewigkeit (vgl. Röm 11,36). Damit deutet er einerseits die Dreiheit der Personen an und betont anderseits die Einheit der Natur […] Der heilige Augustinus sagt bei der Erklärung dieses Zeugnisses: „Nicht ohne Unterscheidung darf man das Wort (des Apostels) verstehen: Aus ihm und durch ihn und in ihm. Er sagt vielmehr ‚aus ihm‘ in Bezug auf den Vater, ‚durch ihn‘ in Bezug auf den Sohn, ‚in ihm‘ in Bezug auf den Heiligen Geist.“ In sehr zutreffender Weise pflegt die Kirche jene Werke der Gottheit, in denen sich besonders die Macht kundgibt, dem Vater; jene, in denen die Weisheit aufleuchtet, dem Sohn; jene, in denen die Liebe vorherrscht, dem Heiligen Geiste zuzueignen. Keineswegs als wären nicht alle Vollkommenheiten und nicht alle äußeren Werke den drei göttlichen Personen gemeinsam; denn „das Wirken der Dreieinigkeit ist ungeteilt, wie das Wesen der Dreieinigkeit ungeteilt ist“ (hl. Augustinus) […] wohl aber werden die Werke auf Grund einer gewissen Gleichartigkeit und beinahe einer Verwandtschaft, die zwischen den Werken und den Eigenschaften der Personen besteht, der einen Person eher als der anderen zugeschrieben oder, wie man sagt, zugeeignet. […] Auf diese Weise ist der Vater, welcher „der Ursprung der ganzen Gottheit“ (hl. Augustinus) ist, zugleich die bewirkende Ursache aller Geschöpfe, der Menschwerdung des Wortes und der Heiligung der Seelen. Aus ihm ist alles; ‚aus ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Vater. Der Sohn seinerseits, Wort und Abbild Gottes, ist die vorbildliche Ursache, der alle Dinge in ihrer Gestalt und Schönheit, ihrer Ordnung und Harmonie nachgebildet sind; für uns ist er der Weg, die Wahrheit und das Leben, der Versöhner des Menschen mit Gott. Durch ihn ist alles, ‚durch ihn‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Sohn. Der Heilige Geist aber ist die Endursache aller Dinge deshalb, weil, genauso wie am Ziel der Wille und im Allgemeinen alles zur Ruhe kommt, der Heilige Geist, der die göttliche Güte ist und die gegenseitige Liebe zwischen Vater und Sohn, jenes geheimnisvolle Wirken zum ewigen Heil der Menschen durch seinen wirksamen und innigen Antrieb zu Ende und zur Vollendung führt. In ihm ist alles, ‚in ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Heiligen Geist.

Montag, 26 April 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Deine göttliche Allmacht, Weisheit und Güte, mein Gott, meine beglückende Liebe, segne mich, und bewirke, dass ich ganz bereitwillig zu dir komme, dass ich mich selbst wahrhaft verleugne (vgl. Mt 16,24) und dir von tiefstem Herzen, mit Geist und Seele in vollkommener Weise nachfolge. […] „Hört auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren“ (Ps 34,12). Ja, Jesus, guter Hirt, lass mich deine Stimme hören und erkennen vor allen, was mich hindert, zu dir zu kommen. Trage mich auf deinem Arm. Lass mich, dein durch deinen Geist trächtig gewordenes Schaf, in deinem Schoß ruhen. Dort lehre mich, wie ich dich fürchten soll. Dort zeige mir, wie stark ich dich lieben soll. Dort unterweise mich, auf welche Weise ich dir folgen soll. […] „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1). Du nimmst meine Seele auf und bist meine Zuflucht in bösen Tagen, in allen Versuchungen überschatte mich mit deinen Schwingen. Umgib mich mit dem Schild deiner Wahrheit. Sei du selbst bei mir in jeder Bedrängnis, du meine Hoffnung. Vor jeder Gefahr des Leibes und der Seele verteidige und beschütze mich alle Zeit. […] Amen.

Sonntag, 25 April 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Die Apostel und die Jünger des Herrn waren wie Kinder ohne Vater und wie Soldaten ohne Hauptmann. Ganz verschreckt, wie sie waren, hatten sie sich in ein Haus zurückgezogen. Da erschien der Heiland unter ihnen, um sie in ihrer Betrübnis zu trösten, und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch. Er wollte ihnen gleichsam sagen: Warum seid ihr so furchtsam und betrübt? Wenn es der Zweifel ist, dass nicht eintrifft, was ich euch von meiner Auferstehung gesagt habe, dann Pax vobis; bleibt in Frieden, es werde Friede in euch, denn ich bin auferstanden. Seht meine Hände, berührt meine Wunden; ich bin es doch selbst. Fürchtet euch nicht mehr; Friede sei mit euch. […] Es ist, als wollte er ihnen sagen: Was habt ihr? Ich sehe wohl, dass ihr ganz verschreckt und furchtsam seid; aber dazu habt ihr von jetzt an keinerlei Ursache mehr, denn ich habe den Frieden erworben, den ich euch schenke. Den schuldet mir mein Vater nicht nur, weil ich sein Sohn bin, sondern auch, weil ich ihn erkauft habe um den Preis meines Blutes und dieser Wunden, die ich euch zeige. Seid nun nicht mehr feige und furchtsam, denn der Krieg ist beendet. Ihr hattet einigen Grund zur Furcht in den vergangenen Tagen, als ihr saht, dass ich gegeißelt wurde (oder wenigstens davon sprechen hörtet, denn alle haben mich verlassen außer einem von euch, der mir treu blieb). Ihr habt also gewusst, dass ich geschlagen wurde, mit Dornen gekrönt, zerschlagen vom Kopf bis zu den Füßen (Jes 1,6; 53,5), ans Kreuz geschlagen; dass ich viel Schmach, Verlassenheit und Schimpf ertragen habe […]. Jetzt aber fürchtet euch nicht mehr; der Friede sei in euren Herzen. Ich bin ja Sieger geblieben und habe alle meine Feinde zu Boden geschlagen: Ich habe den Teufel überwunden, die Welt und das Fleisch. […] Bis zur Stunde habe ich euch verschiedene Male meinen Frieden entboten, jetzt aber zeige ich euch, wie ich ihn für euch erworben habe. […] Der Friede ist alles, was ich meinen Liebsten gebe; deshalb Pax vobis und allen, die an mich glauben.

Samstag, 24 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Nehmet und esset“, sagt Jesus, „das ist mein Leib, der für viele geopfert wird.“ Wie kommt es nun aber, dass die Apostel bei diesen Worten nicht erschraken? Weil er ihnen schon oft in der Zeit vorher große Dinge geweissagt hatte. […] Lasst uns also Gott vertrauen und nie widersprechen, auch wenn seine Worte unserer Vernunft und dem Augenschein zu widersprechen scheinen; sein Wort muss uns auf alle Fälle mehr gelten als Vernunft und Sinne. Das muss auch unser Grundsatz bei den Geheimnissen sein. Wir dürfen nicht bloß auf das schauen, was vor uns liegt, sondern müssen uns an seine Worte halten. Sein Wort ist untrüglich, unsere Sinne sind der Täuschung leicht unterworfen. Jenes ist immer wahr, diese irren sich gar oft. Da er nun spricht: „Das ist mein Leib“, so wollen wir uns fügen, wollen glauben und ihn mit den Augen des Geistes betrachten. […] Wie viele gibt es, die wünschen: Könnte ich doch den Herrn von Gestalt sehen, sein Gesicht, seine Kleider, seine Schuhe! Wohlan, du siehst ihn, berührst ihn, genießt ihn. Du willst bloß das Gewand sehen, er aber gibt dir sich selbst, nicht allein zu sehen, sondern sogar zu berühren, zu essen und lässt sich in dein Inneres aufnehmen. Es trete somit niemand voll Überdruß, voll Gleichgültigkeit hinzu, alle vielmehr voll Feuer, voll Glut und Begeisterung.

Freitag, 23 April 2021 : Kommentar Symeon der Neue Theologe

So wie die Teilung des Meeres durch den Stab des Mose und das Herabkommen des Manna vom Himmel nur Bilder und Symbole für die Wahrheit waren und nichts anderes – das Meer für die Taufe und das Manna für den Erlöser – so sind auch die Dinge, von denen wir sprechen, Symbole und Zeichen jener transzendenten und unbeschreiblich herrlichen Wirklichkeiten, in dem Maße, wie das Ungeschaffene von Natur aus das Geschaffene übersteigt. Denn dieses Manna, das „Brot und Speise der Engel“ genannt wird, von dem die Menschen damals in der Wüste aßen, nahm ein Ende und verschwand, und alle, ja all jene, die davon aßen, sind gestorben: denn dieses Manna hatte keinen Anteil am wahren Leben, während das Fleisch meines Meisters, das göttlich und von Leben erfüllt ist, allen, die davon essen, Anteil am Leben gibt und sie unsterblich macht. […] Er begann damit, dass er mich vom Verderben und Tod befreite, indem er mich auf spürbare und bewusste Weise völlig frei machte, und – o Geheimnis, Ehrfurcht gebietender als alle anderen – er machte aus mir einen neuen Himmel und errichtete seine Wohnung in mir, er der Schöpfer aller Dinge; eine Gunst, derer niemand unter den Heiligen früherer Zeiten für würdig befunden wurde. Einst sprach er nämlich durch den göttlichen Geist und wirkte durch diesen seine Wunder, aber nie und nimmer vereinigte sich Gott wesenhaft mit einer Person bevor Christus, mein Gott, Mensch wurde: Er ist es, der, indem er einen Leib annahm, seinen göttlichen Geist schenkte und sich durch ihn mit allen Gläubigen wesenhaft vereint; und er verbindet sie untereinander zu einer untrennbaren Einheit.

Donnerstag, 22 April 2021 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Da also der gute Jesus sah, wie sehr wir der Hilfe bedürfen, suchte er ein bewundernswertes Mittel, durch das er uns seine bis zum Äußersten gehende Liebe bezeugte, und stellte in seinem und seiner Brüder Namen die Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute, Herr.“ […] Er wusste, dass unsere Liebe durch den Anblick seiner Liebe geweckt werden musste, und zwar nicht nur einmal, sondern täglich. Aus diesem Grund hat er sich wohl entschlossen, bei uns zu bleiben. […] Mir ist aufgefallen, dass er in dieser einen Bitte zweimal das gleiche spricht: Zuerst sagt er: „täglich“ und dann: „heute“. Er stellt dies auch seinem Vater vor Augen. Es ist, als wolle er ihm sagen: Da er ihn uns nun einmal geschenkt hat, um für uns zu sterben, und er bereits „uns“ gehört, möge er ihn uns bis zum Ende der Welt nicht mehr nehmen und erlauben, dass er uns täglich diene. […] Wenn ich darüber nachdenke, warum der Herr nach dem Wort „täglich“ noch einmal sagt: „heute“, er soll täglich unser sein, kommt es mir vor, als sage er dies, weil wir ihn bereits hier auf Erden besitzen und ihn auch im Himmel besitzen werden, wenn wir uns seine Gesellschaft gut zunutze machen. […] Das Wort „heute“ scheint mir zu bedeuten: für einen Tag, das heißt, solange die Welt besteht, nicht länger. Und das ist wirklich nur ein Tag! […] Weil es also nur ein Tag ist, bittet der Sohn den Vater, diesen Tag in unserem Dienst verbringen zu dürfen. Denn da Seine Majestät uns den Sohn ganz aus eigenem Willen geschenkt und ihn in die Welt gesandt hat, will dieser uns nun aus eigenem Willen nicht mehr verlassen, sondern hier bei uns bleiben, zur größeren Seligkeit seiner Freunde und zur Pein seiner Feinde. So bittet er den Vater jetzt wiederum nur für „heute“; denn Seine Majestät hat uns dieses allerheiligste Brot für immer gegeben; er hat uns, wie gesagt, diese Nahrung und dieses Manna der Menschheit geschenkt, und wir finden es, sooft wir wollen. Wir werden nicht Hungers sterben, es sei denn durch eigene Schuld; sooft die Seele nämlich nach Nahrung verlangt, wird sie im Allerheiligsten Sakrament Erquickung und Trost finden.

Mittwoch, 21 April 2021 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Sie haben darum gebeten, drei Monate allein mit Jesus verbringen zu dürfen (in Exerzitien), das passt gut zu Ihnen. Wenn aber während dieser Zeit der Hunger nach Jesus in den Herzen derer, die zu seinem Volk gehören, größer ist als Ihr Hunger, dürfen Sie nicht die ganze Zeit mit Jesus allein bleiben. Sie sollten Jesus erlauben, Sie in Brot für all diejenigen zu verwandeln, mit denen Sie in Kontakt sind. Lassen Sie zu, dass die Menschen Sie „verschlingen“; durch Wort und Gegenwart verkünden Sie Jesus. […] Selbst Gott konnte keine größere Liebe anbieten, als sich selbst zu schenken als Brot des Lebens – um gebrochen zu werden, um gegessen zu werden, damit Sie und ich essen und leben können, damit wir essen und so unseren Hunger nach Liebe stillen können. Und doch schien er noch nicht zufrieden zu sein, denn auch er hungerte nach Liebe. Also wurde er zum Hungrigen, zum Durstigen, zum Nackten, zum Obdachlosen und hat nicht aufgehört, zu rufen: „Ich war hungrig, ich war nackt, ich war obdachlos. Das habt ihr mir getan“ (vgl. Mt 25,40). Das Brot des Lebens und der Hungernde, aber eine einzige Liebe: nur Jesus.

Dienstag, 20 April 2021 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an! Preis nach Kräften seine Würde, da kein Lobspruch, keine Zierde seinem Ruhm genügen kann. Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben, das man heut’ den Christen weist. Dieses Brot, mit dem im Saale Christus bei dem Abendmahle die zwölf Jünger hat gespeist. Laut soll unser Lob erschallen und das Herz in Freude wallen, denn der Tag hat sich genaht […] Neuer König, neue Zeiten, neue Ostern, neue Freuden, neues Opfer allzumal! Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen, hell erglänzt des Tages Strahl. Was von Christus dort geschehen, sollen wir fortan begehen, seiner eingedenk zu sein. Treu dem heiligen Befehle wandeln wir zum Heil der Seele in sein Opfer Brot und Wein. […] Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise, doch der Herr bleibt gleicherweise ungeteilt in beider Bild. Wer ihm nahet voll Verlangen, darf ihn unversehrt empfangen, ungemindert, wunderbar. Einer kommt, und tausend kommen, doch so viele ihn genommen, er bleibt immer, der er war. […] Seht das Brot, die Engelspeise! Auf des Lebens Pilgerreise nehmt es nach der Kinder Weise, nicht den Hunden werft es hin! Lang im Bild war‘s vorbereitet: Isaak, der zum Opfer schreitet; Osterlamm, zum Mahl bereitet; Manna nach der Väter Sinn. Guter Hirt, du wahre Speise, Jesus, gnädig dich erweise! Nähre uns auf deinen Auen, lass uns deine Wonnen schauen in des Lebens ewigem Reich! Du, der alles weiß und leitet, uns im Tal des Todes weidet, lass an deinem Tisch uns weilen, deine Herrlichkeit uns teilen. Deinen Seligen mach uns gleich!

Montag, 19 April 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

In Glaube, Hoffnung und Liebe Grüße ich Dich, Du Engelsbrot. Preis sei Dir – aus Seelentiefe, Obwohl ich nur Elend bin und Not. Sei gegrüßt, Du Unsichtbarer, Mein Herz brennt in Liebe zu Dir. Trotz Hüllen schaue ich klarer In Liebe – wie Heilige. Ich grüße Dich, o Gotteslamm, Täglich kommst Du in mein Verlies. Du hebst mich aus der Sünde Schlamm, Und hilfst mir ein ins Paradies.

Sonntag, 18 April 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Nach seiner Auferstehung erschien der Herr seinen Jüngern und grüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (Lk 24,36). Das ist wirklich der Friede, dieser Gruß, der heilt, denn das Wort „salutatio“ – Gruß – kommt von „salus“ – Heil. Was könnten wir Besseres erhoffen? Der Mensch empfängt den Gruß (salutatio) von dem, der das Heil (salus) in Person ist, denn unser Heil ist Christus. Ja, er ist unser Heil, er, der für uns verwundet und ans Holz genagelt wurde, dann vom Holz abgenommen und ins Grab gelegt wurde. Doch aus dem Grab ist er erstanden; seine Wunden sind geheilt, behalten aber ihre Narben. Es ist hilfreich für seine Jünger, dass seine Narben bleiben, damit die Wunden ihres Herzens geheilt werden. Was für Wunden? Die Wunden ihres Unglaubens. Er erschien vor ihren Augen mit einem echten Leib und sie „meinten, einen Geist zu sehen“. Das ist keine leichte Wunde in ihrem Herzen. […] Doch was sagt der Herr Jesus? „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“ (Lk 24,38). Es ist gut für den Menschen, dass nicht sein Denken sich im Herzen erhebt, sondern dass sein Herz sich erhebt, nämlich dorthin, wo der Apostel Paulus die Herzen der Gläubigen verwurzeln wollte, zu denen er sagte: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,1–4). Und was ist das für eine Herrlichkeit? Die Herrlichkeit der Auferstehung. […] Wir aber glauben den Worten dieser Jünger, ohne dass sie uns den auferstandenen Leib des Erlösers gezeigt hätten. […] Doch damals erschien dieses Ereignis unglaublich. Der Erlöser hat sie also nicht nur durch das Sehen zum Glauben geführt, sondern auch durch das Berühren, sodass mittels der Sinne der Glaube in ihr Herz hinabsteigen und in der ganzen Welt denen verkündet werden konnte, die weder gesehen noch berührt hatten, aber doch ohne zu zögern glauben sollten (vgl. Joh 20,29).

Samstag, 17 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

In aller Stürme Toben Bist Du, Herr, uns’re Kraft. Dich, starker Gott, wir loben, Der stets uns Hilfe schafft. Fest drum stehen wir, Dir vertrauen wir. Wenn auch die Erde bebt, Das Meer sich hoch erhebt. Wenn seine Wasser schwellen, Der Berge Feste wankt, Wird Freude uns erhellen, Die Gottesstadt Dir dankt. In ihr weilest Du, Wahrst ihr heil’ge Ruh. Es schützt ein starker Strom Den hehren Gottesdom. Im Wahn die Völker toben, Es stürzt der Staaten Macht. Er hat die Stimm’ erhoben, Die Erde bebt und kracht. Doch mit uns ist Gott Herr, Gott Sabaoth, Du bist uns Heil und Licht, Drum fürchten wir uns nicht. Kommt alle her, zu sehen Die Wunder Seiner Kraft: Die Kriege all vergehen, Des Bogens Sehn’ erschlafft. Wirft in Feuersglut Schild’ und Waffengut. Der Herr, Gott Sabaoth, Hilft uns aus aller Not.

Freitag, 16 April 2021 : Kommentar Hl. Ephräm

In einem Augenblick vermehrte der Herr ein wenig Brot. Was Menschen in zehn Monaten Arbeit schaffen, schafften seine zehn Finger in einem Moment. […] Doch nicht an seinem Können hat er das Wunder bemessen, sondern am Hunger derjenigen, die dort versammelt waren. Wenn das Wunder an seinem Können bemessen worden wäre, dann hätte man es unmöglich bewerten können; gemessen am Hunger dieser Tausenden von Menschen, ging das Wunder noch um zwölf Körbe darüber hinaus. Bei Handwerkern ist das Können geringer als die Wünsche der Kunden; sie vermögen nicht alles zu tun, was man von ihnen verlangt; die Werke Gottes dagegen übertreffen jeden Wunsch. […] Gesättigt in der Wüste, wie einst die Israeliten nach dem Gebet des Moses, riefen sie: „Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll“ (Joh 6,14). Damit spielten sie auf die Worte des Mose an: „Einen Propheten […] wird dir der Herr, dein Gott, erstehen lassen“, nicht irgendeinen, sondern „einen Propheten wie mich“ (vgl. Dtn 18,15), der euch in der Wüste mit Brot sättigen wird. Wie ich, ist er auf dem Meer gegangen, er ist in der erleuchteten Wolke erschienen (vgl. Mt 17,5), er hat sein Volk befreit. […] Er übergab Maria an Johannes, so wie Mose seine Herde an Josua übergab. […] Aber das Brot des Mose war noch nicht vollkommen; es wurde nur den Israeliten gegeben. Um anzudeuten, dass seine Gabe der des Mose überlegen und die Berufung der Völker noch vollkommener ist, sagte unser Herr: „Wer von diesem Brot isst, das ich geben werde, wird in Ewigkeit leben“, denn „das Brot Gottes ist vom Himmel herabgekommen“ und wird der ganzen Welt gegeben (vgl. Joh 6,51).

Donnerstag, 15 April 2021 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Gott hat den Menschen frei erschaffen […], damit er freiwillig und ohne Zwang auf seine Anrufe reagieren kann. Tatsächlich gibt es bei Gott keine Gewaltanwendung, doch lädt er uns ohne Unterlass ein, Gutes zu tun. Er hat dem Menschen die Entscheidungsfähigkeit eingeschaffen, wie er es mit den Engeln getan hat. […] Und das nicht nur im Bereich seiner Handlungen, sondern auch im Bereich des Glaubens hat der Herr die Freiheit […] des Menschen gewahrt. So sagt er: „Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen“ (Mt 9,29). Er zeigt damit, dass der Glaube dem Menschen selbst zu eigen ist, da er auf seiner persönlichen Entscheidung beruht. Er sagt auch: „Alles kann, wer glaubt“ (Mk 9,23), und an anderer Stelle: „Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast“ (Mt 8,13). All diese Texte zeigen, dass der Mensch selbst sein Schicksal bestimmt, je nachdem, ob er sich entscheidet zu glauben oder nicht. Deshalb: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen“ (Joh 3,36). […] Man könnte also sagen, es wäre besser gewesen, Gott hätte die Engel nicht mit der Fähigkeit zur Gesetzesübertretung erschaffen. Auch hätte er die Menschen nicht erschaffen sollen, da sie ihm gegenüber doch so bald undankbar werden würden. Dies war in der Tat das Risiko, das mit ihrer vernünftigen, zur Prüfung und Beurteilung fähigen Natur verbunden war. Er hätte sie den Wesen ohne Vernunft und ohne eigenes Lebensprinzip gleichgestalten sollen. […] Doch in diesem Fall hätte das Gute keine Anziehungskraft für die Menschen, ihre Gemeinschaft mit Gott hätte keinen Wert in ihren Augen. Das Gute würde nicht das geringste Verlangen in ihnen wecken, da sie es besäßen, ohne danach gesucht zu haben […]. Das Gute wäre ihnen angeboren, selbstverständlich. […] Wenn der Mensch von Natur aus gut wäre und nicht durch Willensentscheidung […], dann würde er nicht mehr erkennen, dass das Gute schön ist, er könnte sich nicht daran erfreuen. Welche Freude am Guten könnten diejenigen haben, die es nicht kennen? Welchen Ruhm diejenigen, die sich nicht angestrengt haben? Welche Krone diejenigen, die nicht gekämpft haben, um sie zu erlangen? […] Im Gegenteil: Je mehr unser Lohn die Frucht eines Kampfes ist, umso wertvoller wird er sein; je wertvoller er ist, umso mehr werden wir ihn schätzen.

Mittwoch, 14 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Was sagt uns also das Kreuz Christi, welches in einem bestimmten Sinn das letzte Wort seiner Botschaft und Mission als Messias ist? Und doch ist es nicht das letzte Wort des Bundes Gottes. Dieses wird im Morgengrauen jenes Tages gesprochen, an dem zunächst die Frauen und dann die Apostel zum Grab des gekreuzigten Herrn kommen, es leer vorfinden und zum ersten Mal vernehmen: „Er ist auferstanden!“ Sie werden es weitersagen und Zeugen des Auferstandenen sein. Dennoch ist auch in dieser Verherrlichung des Sohnes Gottes das Kreuz weiterhin gegenwärtig, welches - durch das gesamte messianische Zeugnis des Menschen-Sohnes, der an ihm den Tod erlitten hat − unaufhörlich vom göttlichen Vater spricht, der seiner ewigen Liebe zum Menschen unverbrüchlich treu bleibt, der „die Welt so sehr geliebt hat“ − und somit den Menschen in ihr − , „dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). An den gekreuzigten Sohn glauben, heißt „den Vater sehen“ (vgl. Joh 14,9), heißt glauben, dass die Liebe in der Welt gegenwärtig ist und dass sie mächtiger ist als jedwedes Übel, in das der Mensch, die Menschheit, die Welt verstrickt sind. An diese Liebe glauben, heißt, an das Erbarmen glauben. Dieses ist ja die unerlässliche Dimension der Liebe, ist sozusagen ihr zweiter Name und zugleich die spezifische Art, wie sie sich zeigt und vollzieht angesichts der Wirklichkeit des Übels in der Welt, das den Menschen trifft und bedrängt, sich auch in sein Herz einschleicht und ihn „ins Verderben der Hölle stürzen kann“ (Mt 10,28).

Dienstag, 13 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte mich getreu – ich folgt’ ihm, Zagend erst, dann immer sich’rer. So stand ich endlich an dem Tor der Kirche. Es tat sich auf – ich bat um Einlass. Aus Deines Priesters Mund grüßt mich Dein Segenswort. Im Inneren reiht sich Stern auf Stern. Rote Blütensterne weisen mir den Weg zu Dir. Sie harren Dein zur Heil’gen Nacht. Doch Deine Güte Lässt sie mir leuchten auf dem Weg zu Dir. Sie führen mich voran. Das Geheimnis, das ich im Herzen tief verbergen musste, Nun darf ich laut es künden: Ich glaube – ich bekenne! Der Priester geleitet mich die Stufen zum Altar hinauf: Ich neige die Stirn – Das heil’ge Wasser fließt mir übers Haupt. Ist’s möglich Herr, dass einer neu geboren wird, Der schon des Lebens Mitte überschritten? Du hast’s gesagt, und mir ward’s Wirklichkeit. Eines langen Lebens Last an Schuld und Leiden Fiel von mir. Aufrecht empfang’ ich den weißen Mantel, Den sie mir um die Schultern legen, Der Reinheit lichtes Bild. Ich trag’ in meiner Hand die Kerze. Ihre Flamme kündet, Dass in mir Dein heil’ges Leben glüht. Mein Herz ist nun zur Krippe worden, Die Deiner harrt. Nicht lange! Maria, Deine und auch meine Mutter Hat ihren Namen mir gegeben. Um Mitternacht legt sie ihr neugebor’nes Kind Mir in das Herz. O keines Menschen Herz vermag’s zu fassen, Was denen Du bereitet, die Dich lieben. Nun hab’ ich Dich und lass Dich nimmermehr. Wo immer meines Lebens Straße geht, Bist Du bei mir, Nichts kann von Deiner Liebe je mich scheiden.

Montag, 12 April 2021 : Kommentar Römisches Messbuch

Gott, du Vater aller Gläubigen, durch deine Gnade mehrst du auf dem ganzen Erdenrund die Kinder deiner Verheißung. Durch das österliche Sakrament der Taufe erfüllst du den Eid, den du Abraham geschworen hast, und machst ihn zum Vater aller Völker. Gib allen, die du zu deinem Volk berufen hast, die Gnade, diesem Ruf zu folgen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Gott, deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen. Was einst dein mächtiger Arm an einem Volk getan hat, das tust du jetzt an allen Völkern: Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt; nun aber führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit. Gib, dass alle Menschen Kinder Abrahams werden und zur Würde des auserwählten Volkes gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. […] Gott, unser Vater, du mehrst die Zahl deiner Kinder und rufst aus allen Völkern Menschen in deine Kirche. Beschütze gütig die Täuflinge, damit sie den Quell der Weisheit niemals verlassen und auf deinen Wegen gehen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Gott, du unwandelbare Kraft, du ewiges Licht, schau gütig auf deine Kirche und wirke durch sie das Heil der Menschen. So erfahre die Welt, was du von Ewigkeit her bestimmt hast: Was alt ist, wird neu, was dunkel ist, wird licht, was tot war, steht auf zum Leben, und alles wird wieder heil in dem, der der Ursprung von allem ist, in unserem Herrn Jesus Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Sonntag, 11 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Jesus überantwortet ihnen [den furchtsamen und erstaunten Jüngern] die Gabe, „die Sünden zu vergeben“, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mir großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr heute seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung. Das Herz Christi! Sein „Heiliges Herz“ hat den Menschen alles gegeben: Erlösung, Heil, Heiligung. […] Durch das Geheimnis dieses verwundeten Herzens hört der erquickende Strom der barmherzigen Liebe Gottes nicht auf, sich auch über die Männer und Frauen unseres Zeitalters zu ergießen. Wer sich nach echtem und dauerhaftem Glück sehnt, kann nur hierin dessen Geheimnis finden. „Jesus, ich vertraue auf Dich.“ Dieses Gebet, das vielen Gläubigen sehr am Herzen liegt, bringt gut die Einstellung zum Ausdruck, mit der auch wir uns vertrauensvoll in deine Hände, o Herr, unser einziger Erlöser, überlassen wollen. Du bist erfüllt von der brennenden Sehnsucht, geliebt zu werden, und wer sich auf die Gefühle deines Herzens einstellt, wird lernen, zum Erbauer der neuen Zivilisation der Liebe zu werden. Ein einfacher Akt der Selbsthingabe reicht aus, um die Barrieren der Dunkelheit und Traurigkeit, des Zweifels und der Verzweiflung niederzureißen. Die Strahlen der göttlichen Barmherzigkeit schenken in besonderer Weise all jenen wieder Hoffnung, die sich von der Last der Sünde erdrückt fühlen.

Samstag, 10 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen, Simon von Kyrene; als Vertreterin der Liebenden, die es drängt, dem Herrn zu dienen, Veronika. Jeder, der in der Folge der Zeiten ein schweres Schicksal im Gedanken an den leidenden Heiland geduldig trug oder freiwillige Sühneleistungen auf sich nahm, hat damit etwas von der gewaltigen Schuldenlast der Menschheit getilgt und dem Herrn Seine Last tragen helfen; vielmehr: Christus, das Haupt, leistet Sühne in diesen Gliedern Seines mystischen Leibes, die sich Ihm mit Leib und Seele für Sein Erlösungswerk zur Verfügung stellen. Wir dürfen annehmen, dass der Ausblick auf die Getreuen, die Ihm auf Seinem Leidensweg folgen würden, den Heiland in der Ölbergnacht gestärkt hat. Und die Kraft dieser Kreuzträger kommt Ihm nach jedem Fall zu Hilfe. Die Gerechten des Alten Bundes sind es, die Ihn das Stück Weges vom ersten bis zum zweiten Fall begleiten. Die Jünger und Jüngerinnen, die sich während Seines Erdenslebens um Ihn scharten, sind die Helfer auf der zweiten Wegstrecke. Die Kreuzesliebhaber, die Er erweckt hat und immer aufs Neue erwecken wird in der wechselvollen Geschichte der streitenden Kirche, das sind Seine Bundesgenossen in der Endzeit. Dazu sind auch wir berufen.

Freitag, 9 April 2021 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Was symbolisiert das Meer, wenn nicht die gegenwärtige Welt, die von den turbulenten Wellen des Geschäftslebens und den Wirbelstürmen eines verfallenen Lebens geschlagen wird? Und was bedeutet das feste Ufer, wenn nicht gar die Unvergänglichkeit der ewigen Ruhe? Die Jünger arbeiten daher auf dem See, da sie noch in den Wellen des sterblichen Lebens gefangen sind, aber unser Erlöser steht nach seiner Auferstehung am Ufer, da er den Zustand des zerbrechlichen Fleisches bereits überwunden hat. Es ist, als wolle er diese Dinge nutzen, um seinen Jüngern vom Geheimnis seiner Auferstehung zu erzählen und ihnen zu sagen: „Ich erscheine euch nicht mehr auf dem Meer (vgl. Mt 14,25), denn ich bin nicht mehr unter euch in der Erregung der Wellen.“ In diesem Sinne sagte er an anderer Stelle nach seiner Auferstehung zu denselben Jüngern: „Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war“ (Lk 24,44). Er sagte das nicht, weil er nicht mehr bei ihnen war – sein Körper war anwesend und erschien ihnen –, aber […] sein unsterbliches Fleisch war weit entfernt von ihren sterblichen Körpern: Er sagte, er sei nicht mehr unter ihnen war, obwohl er in ihrer Mitte stand. In der Schriftstelle, die wir heute lesen, gibt er ihnen durch den Ort dasselbe zu verstehen: während seine Jünger noch mit dem Boot fahren, zeigt er sich nunmehr am festen Ufer stehend.

Donnerstag, 8 April 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst“ (Lk 24,39). Es gibt, denke ich, vier Gründe, warum der Herr den Aposteln seine Seite, seine Hände und seine Füße zeigt. Erstens, um zu beweisen, dass er wahrhaft auferstanden ist, und um uns jeden Anlass zum Zweifel zu nehmen. Zweitens, damit die „Taube“, d. h. die Kirche oder die gläubige Seele, ihr Nest in diesen Wunden wie „versteckt an der Steilwand“ (Hld 2,14) bauen kann und dort Schutz findet vor dem lauernden Habicht. Drittens, um unseren Herzen die Wundmale seiner Passion wie Kennzeichen einzuprägen. Viertens, um uns zu warnen und zu bitten, Mitleid mit ihm zu haben und ihn nicht erneut mit den Nägeln unserer Sünden zu durchbohren. Er zeigt uns seine Hände und Füße: „Seht“, sagt er, „dies sind die Hände, die euch geformt haben (vgl. Ps 119(118),73); seht, wie sie von Nägeln durchbohrt sind. Dies ist mein Herz, in dem ihr, die Gläubigen, ihr, meine Kirche, geboren wurdet, so wie Eva aus der Seite Adams geboren wurde; seht, wie die Lanze es geöffnet hat, damit euch das Tor zum Paradies, das der Cherub mit dem lodernden Flammenschwert verschlossen hielt, geöffnet werde. Das Blut, das aus meiner Seite geflossen ist, hat diesen Engel entfernt, hat sein Schwert stumpf gemacht; das Wasser hat das Feuer gelöscht (vgl. Joh 19,34). […] Hört aufmerksam zu, nehmt diese Worte auf, und der Friede wird mit euch sein.“

Mittwoch, 7 April 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Der wahrhaftig Liebende kennt fast keine andere Freude als die an dem, was er liebt. So achtet der glorreiche hl. Paulus alle Dinge […] und Kehricht im Vergleich zu seinem Erlöser (Phil 3,8). Und die Braut des Hoheliedes gehört ganz und einzig ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist ganz mein und ich bin ganz sein […] habt ihr den nicht gesehen, den meine Seele liebt?“ (Hld 2,16; 3,3). Als die große Liebende, Magdalena, die Engel beim Grab traf und diese nach Art der Engel, das will heißen, auf eine sehr liebe Weise zu ihr redeten, um sie in ihrem Kummer zu beruhigen, fand die in Tränen Aufgelöste kein Gefallen, weder an ihren gütigen Worten, noch an dem Glanz ihrer Gewänder, noch an der himmlischen Anmut ihrer Bewegungen, noch an der überaus liebenswürdigen Schönheit ihres Antlitzes. Sie sagte nur, in Tränen aufgelöst: „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben“ (Joh 20,11–16). Sie wendet sich um und sieht ihren geliebten Erlöser, aber in der Gestalt eines Gärtners. Das kann ihr Herz nicht befriedigen, denn es ist so erfüllt von der Liebe zum Tod ihres Meisters, dass sie keine Blumen will und keinen Gärtner. In ihrem Herzen trägt sie das Kreuz, die Nägel, die Dornen, sie sucht den Gekreuzigten. Ach mein lieber Gärtner, spricht sie, wenn du vielleicht meinen geliebten toten Herrn wie eine geknickte, verwelkte Lilie zwischen deine Blumen verpflanzt hast, so sage es mir schnell und ich will ihn holen. Aber kaum ruft er sie bei ihrem Namen, da vergeht sie vor Freude und ruft laut aus: „O Gott, mein Meister!“ […] Um diesen über alles Geliebten noch besser zu verherrlichen, sucht die Seele fort und fort sein Antlitz (Ps 27,8; 105,4), d. h. sie merkt mit einer immer sorgsameren und eifrigeren Aufmerksamkeit auf alle Einzelheiten der Schönheit und Vollkommenheit, die in ihm sind. Ständig schreitet sie voran in diesem lieben Suchen nach Beweggründen, die sie unaufhörlich drängen könnten, ihr Wohlgefallen mehr und mehr in der unbegreiflichen Güte zu finden, die sie liebt.

Dienstag, 6 April 2021 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Du wurdest bei Tagesanbruch beweint Von den Frauen, die duftende Salben brachten. Lass auch mein Herz heiße Tränen vergießen Ob deiner glühenden Liebe. Und dank der frohen Botschaft des Engels, Der von der Höhe des Felsens her rief (vgl. Mt 28,2), Lass mich den Klang der letzten Trompete hören, Die die Auferstehung kundtut. Aus dem neuen, jungfräulichen Grab Bist du erstanden mit deinem aus der Jungfrau geborenen Leib; Bist für uns zur Erstlingsfrucht geworden Und der Erstgeborene der Toten. Und mich, den der Feind gebunden hat Mit dem Übel der leiblichen Sünde, Befreie mich doch gnädig aufs Neue, Wie du es an den Seelen getan hast, die im Gefängnis waren (vgl. 1 Petr 3,19). Du hast dich im Garten Maria Magdalena gezeigt, Aber du hast ihr, die noch von Evas Geschlecht war, Nicht erlaubt, sich zu nähern. Zeige dich auch mir am achten Tage, Am Tag der großen und letzten Morgendämmerung; Und dann erlaube meiner unwürdigen Seele, Sich dir zu nähern.

Montag, 5 April 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die tiefste Ursache dieser Fruchtbarkeit des Wortes Gottes ist die Tatsache, dass Christus immer lebt, dass er immer der ewige Gott ist, der erlöst und belebt. […] Was nun von der Person des Herrn gilt, das gilt in entsprechender Weise auch von seinem Wort. Und für uns ist seine Wirkkraft nicht geringer als zu jener Zeit. Christus lebt im Herzen des Gerechten; unter der unfehlbaren Leitung dieses inneren Lehrmeisters dringt die Seele […] in die göttliche Klarheit ein; Christus teilt ihr seinen Geist mit, der da der erste Urheber der Heiligen Schrift ist, und so „durchdringt sie alles, selbst die Tiefen der Gottheit“ (1 Kor 2,10). Sie betrachtet die Wunder, die Gott für die Menschen gewirkt, ermisst im Glauben die göttlichen Ausmaße des Geheimnisses Christi; während die Herrlichkeiten dieses wunderbaren Schauspiels sie erleuchten, wird sie von ihm erfasst, angezogen, entzückt, erhoben, hingerissen und umgestaltet. Sie erfährt an sich, was die Jünger auf dem Wege nach Emmaus erlebten, da der Herr selbst sich würdigte, ihnen die Schrift auszulegen: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er auf dem Wege mit uns redete und uns die Schrift erklärte“ (Lk 24,32)? Kann es da wundernehmen, wenn die Seele, bezaubert und überwunden von diesem Worte des Lebens, das da eindringt bis ins Innerste, gleich den Jüngern bittet: „Herr, bleibe bei mir (vgl. Lk 24,29)! Verlass mich nicht, o Herr, du unvergängliches Licht, fleckenlose Wahrheit! Du einzig wahres Leben meiner Seele!“ Der Heilige Geist aber kommt diesen Bitten liebender Sehnsucht zuvor, indem er selbst in der Seele jene „unaussprechlichen Seufzer“ (Röm 8,26) weckt, die das wahre Gebet sind, ein gewaltiges Sehnen, Gott zu besitzen und nur mehr zu leben zur Verherrlichung des Vaters und seines Sohnes Jesus Christus. Nun ergreift die in lebendiger Verbindung mit Gott groß und brennend gewordene Liebe alle Fähigkeiten der Seele, macht sie stark und großmütig zur vollkommenen Erfüllung des göttlichen Willens und zu völliger Hingabe an den Herrn nach seinem Wohlgefallen.

Samstag, 3 April 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Es gibt „eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen“, sagt Salomo (Koh 3,4). Die Traurigkeit ist vergangen, die Zeit der Freude ist gekommen, die wahre Freude, die der Auferstehung Christi entspringt. […] Für dich stieg er siegreich aus dem Reich des Todes empor, er zerbrach die ehernen Tore, zerschlug die eisernen Riegel (vgl. Ps 107(106),16), er nahm die Festungen der Unterwelt ein, zermalmte die Köpfe des Drachens. Deine Feinde hat er niedergemetzelt, den Fürsten der Hölle in der Grube gefesselt. Er hat den Tod getötet und den Urheber des Todes in Ketten gelegt. […] Dann führte er die Seinen aus der Finsternis und sprengte ihre Fesseln. Er versammelte um sich die Seelen aller Gerechten, die im Licht seines Angesichts wandeln und in seinem Namen frohlocken. Sie, die wegen ihrer Ungerechtigkeit erniedrigt worden waren, wurden in seiner Gerechtigkeit erhöht. Bei seinem Gang durch die Unterwelt war der Herr Jesus allein, wie David in seinem Namen sang: „Ich aber [bin allein und] entkomme“ (vgl. Ps 141(140),10). War er auch allein bei seinem Eintritt, so war er doch keineswegs allein bei seinem Aufstieg, denn er führte eine unzählbare Schar von Heiligen mit sich. Er fiel in die Erde und starb, so dass er reiche Frucht brachte (vgl. Joh 12,24). Er ließ sich wie ein Samenkorn ausstreuen, um als Ernte das Menschengeschlecht zu erlangen. […] Ja, nachdem im Taufquell die Sünde in uns gestorben sind, werden wir durch das Bad der Wiedergeburt in Christus neu geboren, damit wir für ihn leben, der für alle gestorben ist. So sagt auch der Apostel: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ (vgl. Gal 3,27). Ein einziges Korn bringt also zahlreiche Frucht hervor. […] Weiter sagt der Apostel von ihm: „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“ (Phil 2,9–10). Ja, die Unterwelt beugt vor ihm das Knie aus Furcht, die Erde wegen ihrer Erlösung, der Himmel vor Freude.

Freitag, 2 April 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Vater, das Haupt Deines Sohnes Jesus, vor dem die Erzengel erbeben, wird mit einem Rohr geschlagen. Sein Antlitz, in welches zu blicken der Engel Verlangen ist (vgl. 1 Petr 1,12), wird angespien und durch Ohrfeigen verletzt. Man reißt ihm den Bart aus, schlägt ihn mit Fäusten, zieht ihn an den Haaren. Und du, mildreichster Gott, verbirgst dich, ziehst dich zurück und ziehst es vor, dass einer, dein Einziger, bespuckt und geohrfeigt wird, als dass das ganze Volk zugrunde geht (vgl. Joh 11,50). Dir sei der Lobpreis, Dir die Ehre, denn aus Spucke, Ohrfeigen und Faustschlägen hast du das Gegengift gewonnen, welches das Gift der alten Schlange aus unseren Seelen vertreibt. […] „Seine Hände sind Rollen aus Gold, mit Steinen aus Tarschisch besetzt“, singt die Braut im Hohelied (5,14). Diese Hände wurden von Nägeln durchbohrt. Vor seinen Füßen bot sich der See dar, so dass er auf ihm gehen konnte. Diese Füße wurden ans Kreuz genagelt. Sein Gesicht, das der Sonne im Zenit gleicht, bedeckte sich mit Todesblässe. Seine geliebten Augen, denen kein Geschöpf verborgen blieb, wurden im Tod geschlossen. „Schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz“ (Klg 1,12). In all dem kam ihm nur der Vater zu Hilfe, dessen Händen er seinen Geist anvertraute, indem er sprach: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Und mit diesen Worten neigte er sein Haupt – er, der „keinen Ort [hatte], wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20) – und hauchte seinen Geist aus. […] Lasst uns beten, geliebte Brüder, und den Herrn Jesus Christus, der dem Blinden und dem Tobias das Augenlicht geschenkt hat, eindringlich und andächtig bitten, die Augen unserer Seelen durch den Glauben an seine Menschwerdung und durch die Bitterkeit seines Leidens zu erleuchten, damit wir die Gnade erlangen, denselben Sohn Gottes, das Licht vom Licht, im Glanz der Heiligen und in der Klarheit der Engel zu schauen. Möge er uns zu Hilfe kommen, der mit dem Vater und dem Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Donnerstag, 1 April 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Seid gehorsam bis zum Tod, nach dem Beispiel des Lammes ohne Fehl und Makel, das seinem Vater gehorchte bis zum schmachvollen Tod am Kreuz. Denkt daran, dass er der Weg und die Regel ist, der ihr folgen sollt. Habt ihn beständig vor den Augen eures Geistes. Seht, wie gehorsam er ist, dieser Logos, das Wort Gottes. Er weigert sich nicht, die Last der Leiden zu tragen, mit denen sein Vater ihn betraut hat; im Gegenteil: Er geht, beseelt von großem Verlangen, darauf zu. Ist es nicht das, was er beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag bekundet, wenn er sagt: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen“ (Lk 22,15)? Mit dem „Essen des Paschamahles“ meint er die Erfüllung des Willens und Wunsches des Vaters. Da ihm keine Zeit mehr bleibt (er sah sich schon am Ende seines Weges, da er seinen Leib für uns opfern sollte), jubelt er, frohlockt und spricht voll Freude: „Ich habe mich sehr danach gesehnt“. Das ist das Pascha, vom dem er sprach; jenes, in dem er sich selbst als Speise gab, in dem er seinen eigenen Leib opferte, um dem Vater zu gehorchen. Jesus hatte mit seinen Jüngern sehr wohl andere Paschafeste gefeiert, keines aber war diesem gleich, o unaussprechliche, süße und brennende Liebe! Du denkst nicht an deine Schmerzen, nicht an deinen schändlichen Tod; hättest du daran gedacht, wärest du nicht so freudig bewegt gewesen, du hättest es nicht als Paschafest bezeichnet. Der Logos sieht, dass er selbst es ist, der auserwählt wurde, er selbst, der unsere ganze Menschheit als Braut empfing. Er wurde gebeten, uns sein eigenes Blut zu geben, damit Gottes Wille in uns geschehe, damit es sein Blut sei, das uns heiligt. Dies ist das süße Paschafest, das dieses fehlerlose Lamm annimmt (vgl. Ex 12,5). Und mit großer Liebe und großer Sehnsucht erfüllt es den Willen des Vaters, hält sich ganz und gar an seinen Plan. Welch süße, unaussprechliche Liebe! […] Deshalb bitte ich euch, meine Lieben: Fürchtet nichts, was immer es auch sein möge, und setzt euer ganzes Vertrauen auf das Blut des gekreuzigten Christus. […] Verbannt alle sklavische Furcht aus eurem Geist. Ihr werdet mit dem heiligen Paulus sprechen […]: „Durch Christus den Gekreuzigten vermag ich alles, denn er lebt in mir durch Sehnsucht und Liebe, und er gibt mir Kraft“ (vgl. Phil 4,13; Gal 2,20). Liebt, liebt, liebt! Durch sein Blut hat das sanfte Lamm eure Seele zu einem unerschütterlichen Felsen gemacht.

Mittwoch, 31 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[„Judas reute seine Tat […]. Er brachte den Hohepriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht das uns an? Das ist deine Sache. Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich“ (vgl. Mt 27,3–5). Die heilige Katharina hörte Gott zu ihr sagen:] Die Sünde, die in dieser und der kommenden Welt nicht vergeben werden kann, ist die Sünde eines Menschen, der meine Barmherzigkeit missachtet und keine Vergebung will. Deshalb halte ich sie für die schwerste Sünde, und deshalb hat die Verzweiflung des Judas mich selbst mehr betrübt und war für meinen Sohn schmerzhafter als sein Verrat. Die Menschen werden also verdammt werden für dieses Fehlurteil, das sie glauben lässt, ihre Sünde sei größer als meine Barmherzigkeit. […] Sie werden für ihr Unrecht verurteilt, wenn sie ihr Schicksal mehr beklagen als das Vergehen, das sie gegen mich begangen haben. Denn darin begehen sie Unrecht, dass sie mir nicht geben, was mir gehört, und sich selber nicht geben, was ihnen gehört. Mir schulden sie Liebe, Reue über ihre Sünden und Bußfertigkeit; sie sollten sie mir wegen ihrer Vergehen anbieten, aber sie tun das Gegenteil. Sie empfinden Liebe und Mitgefühl nur für sich selber, da sie nichts anderes tun, als über die Strafe zu jammern, die sie erwartet. Du siehst also, dass sie Unrecht begehen, und deshalb werden sie eine doppelte Bestrafung erleiden, weil sie meine Barmherzigkeit missachtet haben.

Dienstag, 30 März 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Petrus verleugnete Jesus ein erstes Mal und weinte nicht, weil der Herr ihn nicht angeblickt hatte. Er verleugnete ihn ein zweites Mal und weinte nicht, weil ihn der Herr immer noch nicht angeblickt hatte. Er verleugnete ihn ein drittes Mal – da blickte Jesus ihn an, und Petrus weinte bitterlich (vgl. Lk 22,62). Blick uns an, Herr Jesus, damit wir über unsere Sünde weinen können! Dies zeigt, dass sogar der Sündenfall von Heiligen nützlich sein kann. Die Verleugnung des Petrus hat mir nicht geschadet, im Gegenteil, aus seiner Reue habe ich einen Gewinn gezogen: Ich habe daraus gelernt, mich vor Untreue in der Nachfolge zu hüten. […] Petrus weinte also, und zwar bitterlich. Er weinte, um sein Versagen mit Tränen abzuwaschen. Löscht auch ihr, wenn ihr Vergebung erlangen wollt, euer Versagen durch Tränen aus! Sogleich, im selben Augenblick, schaut Christus euch an. Wenn ihr zu Fall kommt, wird er, der Zeuge deines verborgenen Lebens, euch anblicken, um euch zu ermahnen und euch dazu zu bringen, euren Fehler zu bekennen. Macht es dann wie Petrus, der an anderer Stelle dreimal sagt: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ (Joh 21,15). Dreimal hat er verleugnet, dreimal hat er bekannt. Aber verleugnet hat er in der Nacht, und er bekennt am hellen Tag. Dies alles ist geschrieben, damit wir einsehen, dass sich niemand rühmen soll. Wenn Petrus gefallen ist, weil er gesagt hatte: „Und wenn alle an dir Anstoß nehmen – ich niemals“ (Mt 26,33), wer hätte da noch das Recht, sich auf sich selbst zu verlassen? […] Von wo soll ich dich zurückrufen, Petrus, damit du mich die Gedanken lehrst, die dich bewegten, als du weintest? Vom Himmel, wo du schon Platz genommen hast inmitten der Engelchöre, oder noch vom Grab? Denn der Tod, von dem der Herr erstanden ist, schreckt dich nicht ab, wenn du an der Reihe bist. Lehre uns, wozu dir deine Tränen gedient haben. Aber du hast es ja recht schnell gelehrt: Denn nachdem du gefallen bist und geweint hast, haben deine Tränen dazu geführt, dass du erwählt wurdest, andere zu führen, du, der du anfangs nicht wusstest, wie du dich selbst führen solltest.

Montag, 29 März 2021 : Kommentar Hl. Chromatius von Aquileia

Nachdem sie die Füße des Herrn gesalbt hatte, wischte diese Frau sie nicht mit einem Tuch ab, sondern mit ihrem eigenen Haar, um so dem Herrn mehr Ehre zu erweisen. […] Wie ein Dürstender, der Wasser aus einer Quelle trinkt, die in Kaskaden herabfließt, so trank diese heilige Frau an der Quelle der Heiligkeit eine Gnade voller Köstlichkeit, um ihren Glaubensdurst zu löschen. Aber im allegorischen oder mystischen Sinn war diese Frau ein Vorausbild der Kirche, die Christus ihre volle und restlose Glaubenshingabe darbrachte. […] Zwölf Unzen machen ein Pfund aus. Dies also ist das Maß des Duftöls, das die Kirche besitzt, die wie ein kostbares Duftöl die Lehre der zwölf Apostel empfangen hat. In der Tat, was könnte wertvoller sein als die Lehre der Apostel, die den Glauben an Christus und die Herrlichkeit des Himmelreichs umfasst? Mehr noch: Es wird berichtet, dass das ganze Haus vom Duft dieses Öls erfüllt wurde, weil die ganze Welt von der Lehre der Apostel erfüllt worden ist. „Ihre Botschaft“, so steht es geschrieben, „geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde“ (Ps 19(18),5). […] Im Hohelied lesen wir jenes Wort, das Salomo der Kirche in den Mund legt: „Dein Name ist hingegossenes Salböl“ (vgl. 1,3). Nicht ohne Grund wird der Name des Herrn „hingegossenes Salböl“ genannt. Wie ihr wisst, behält ein Duftöl, solange es verschlossen in seinem Gefäß aufbewahrt wird, seine Duftkraft für sich; sobald es aber ausgegossen oder verschüttet wird, verbreitet es seinen Wohlgeruch. Ebenso wurde unser Herr und Erlöser, während er mit dem Vater im Himmel herrschte, von der Welt nicht beachtet, er war hienieden unbekannt. Als er sich aber zu unserem Heil herabließ, vom Himmel herabzusteigen, um einen menschlichen Leib anzunehmen, da goss er die Süße und den Wohlgeruch seines Namens in die Welt aus.

Sonntag, 28 März 2021 : Kommentar Hl. Bonaventura

Um uns die Tiefe seiner erbarmenden Liebe zu erschließen und sie verspüren zu lassen, hat Jesus, der Quell aller Barmherzigkeit, auch um uns in unserem Elend geweint, und nicht nur einmal, sondern mehrmals. Zuerst über Lazarus (Joh 11,35), dann über die Stadt Jerusalem (Lk 19,41); und schließlich am Kreuz, als aus seinen lieben Augen Tränen strömten zur Sühne aller Sünden (Hebr 5,7). […] O du hartes Herz […] Bedenke, dass dein Arzt weint, und „klage in bitterem Leid um den Einziggeborenen“ (Jer 6,26) […]. Jesus hatte Lazarus auferweckt, das Salböl war über seinem Haupt ausgegossen worden, sein Ruf hatte sich im Volk wie Wohlgeruch verbreitet. Und da er selbst vorherwusste, dass die Menge ihm entgegengehen würde, bestieg er einen jungen Esel, um unter dem Beifall der herbeiströmenden Scharen, die Zweige abrissen und ihre Kleider auf dem Weg ausbreiteten, ein Beispiel bewundernswerter Demut zu geben. Nicht einmal der Jubel der Volksmenge ließ ihn das Erbarmen vergessen: Er selbst begann zu klagen über die Zerstörung der Stadt Jerusalem. Steh nun auf, Magd des Erlösers, um wie eine der Töchter Jerusalems den König Salomo in seiner Hoheit zu sehen, womit ihn seine Mutter, die Synagoge, ehrte – denn sie ist das geheimnisvolle Vorausbild der Kirche, die erst geboren werden sollte. Begleite den Herrn des Himmels und der Erde, der auf einem Esel sitzt. Begleite ihn fortwährend gleichsam mit Öl- und Palmenzweigen, indem du Werke der Barmherzigkeit (pietas) vollbringst und durch rechtes Handeln den Sieg erringst.

Samstag, 27 März 2021 : Kommentar Juliana von Norwich

Einmal sagte unser guter Herr zu mir: „Alles wird gut enden“; ein andermal sagte er: „Du wirst es selber sehen: Alles wird gut“. Aus diesen beiden Worten erkannte meine Seele […]: Er möchte uns wissen lassen, dass er seine Aufmerksamkeit nicht nur edlen und großen Dingen zuwendet, sondern auch solchen, die demütig, klein, gering, einfach sind. Das meint er, wenn er sagt: „Alles, was auch immer es sei, wird gut enden.“ Er möchte, dass wir erkennen: Auch das Allerkleinste wird nicht vergessen. Und er möchte, dass wir erkennen: Vieles, was geschieht, ist in unseren Augen so böse und verursacht so viel Schlimmes, dass es uns unmöglich erscheint, es könnte je ein gutes Ende finden. Und so machen wir uns Sorgen und trauern derart, dass wir in der seligen Betrachtung Gottes keinen Frieden mehr finden, wie wir es doch sollten. Denn hier auf Erden ist unsere Art zu Denken so blind, so flach, so simpel, dass wir die erhabene und wunderbare Weisheit, Macht und Güte der seligen Dreifaltigkeit nicht erkennen können […] Es ist so, als sagte Gott: „Achtet jetzt darauf, dass ihr mir glaubt und vertraut, und am Ende werdet ihr alles in der Wahrheit und damit in der Fülle der Freude erkennen.“ […] Soweit ich es sehe, gibt es ein Werk, das die Heilige Dreifaltigkeit am letzten Tag vollbringen wird. Wann und wie dieses Werk vollbracht wird, weiß keines der Christus untergeordneten Geschöpfe und wird es auch nicht wissen, bevor es vollendet ist. […] Wenn Gott uns wissen lassen möchte, dass er dieses Werk vollbringen wird, dann deshalb, damit wir gelassener und friedvoller in der Liebe sind; damit wir aufhören, auf alle möglichen Stürme zu starren, die uns daran hindern, uns wirklich an ihm zu erfreuen. Das ist das große Werk, das unser Herr von aller Ewigkeit her beschlossen hat, ein zutiefst in seinem seligen Inneren verborgener Schatz, der nur ihm bekannt ist. Durch dieses Werk wird er alles zu einem guten Ende führen; denn so wie die Heilige Dreieinheit alles aus dem Nichts erschaffen hat, so wird sie auch alles, was nicht gut ist, gut machen.

Freitag, 26 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

„Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie sprecht ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes“? Wenn das Wort Gottes an Menschen ergangen ist, dass sie Götter genannt wurden, wie sollte dann nicht das Wort Gottes selbst, welches bei Gott ist, Gott sein? Wenn durch die Anrede Gottes Menschen Götter werden, wenn sie durch Teilnahme Götter werden, ist dann der, an welchem sie teilnehmen, nicht Gott? […] Du trittst zum Licht hin und wirst erleuchtet und unter die Söhne Gottes gezählt; wenn du dich vom Lichte entfernst, wirst du verdunkelt und unter die Finsternis gerechnet […] „Glaubt den Werken, damit ihr erkennt und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich in ihm“ (vgl. Joh 10,38). Der Sohn sagt nicht so: In mir ist der Vater und ich in ihm, wie es die Menschen sagen können. Wenn wir nämlich recht denken, sind wir in Gott; und wenn wir recht leben, ist Gott in uns; als Gläubige an seiner Gnade teilnehmend, von ihm erleuchtet, sind wir in ihm und er in uns. […] Erkenne das Eigentum des Herrn und das Geschenk des Knechtes. Das Eigentum des Herrn ist die Gleichheit mit dem Vater, das Geschenk des Knechtes ist die Teilnahme am Heiland. „Sie suchten ihn nun zu ergreifen.“ Dass sie ihn nur ergreifen würden, aber so, dass sie an ihn glauben und ihn verstehen, nicht so, dass sie gegen ihn wüten und ihn töten. Denn jetzt, meine Brüder […] sowohl ihr, die ihr gleichsam aus derselben Masse seid wie ich, als auch ich selbst, der ich zu euch rede, wir alle wollen Christus ergreifen. Was heißt ergreifen? Hast du verstanden, so hast du ergriffen. Aber nicht so die Juden; du hast ihn ergriffen, um ihn zu haben; jene wollten ihn ergreifen, um ihn nicht zu haben. Und da sie ihn in solcher Weise ergreifen wollten, was hat er ihnen getan? „Er entging ihren Händen.“ Sie ergriffen ihn nicht, weil sie nicht die Hände des Glaubens hatten. […] Mit dem Geist das Wort ergreifen, das heißt Christus recht ergreifen.

Donnerstag, 25 März 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Freu dich und juble, o Maria, denn durch einen Hauch wirst du empfangen. Freu dich, denn du wirst schwanger werden vom Heiligen Geist. Zwar warst du dem Josef vermählt, aber der Heilige Geist hat dich zuerst ergriffen. Er, der dich erschaffen hat, hat dich ausgezeichnet und sich selbst vorbehalten. Dein Schöpfer selbst wurde dein Gemahl; er verliebte sich in deine Schönheit. Und dieser Schöpfer selbst ist es, der dir zuruft: „Komm, meine Freundin, meine Schöne, meine Taube, denn der Winter ist vergangen. Komm!“ (vgl. Hld 2,10–11.14). Er hat nach deiner Schönheit verlangt (vgl. Ps 45(44),12), er will sich mit dir vereinen; er duldet keinen Aufschub, er sehnt sich, zu dir zu kommen. Erhebe dich also, kleide dich in die Gewänder deiner Herrlichkeit, schmücke dich mit deinen kostbarsten Edelsteinen, denn der Herr hat Wohlgefallen an dir. Erhebe dich, um deinem Gemahl und Gott zu begegnen und sprich zu ihm: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ (vgl. Lk 1,38). Beeile dich, säume nicht, denn er wird nicht säumen, sondern frohlocken wie ein Held und seine Bahn laufen (vgl. Ps 19(18),6). Beeile auch du dich; vergiss dein Volk und dein Vaterhaus (Ps 45(44),11); lauf ihm entgegen, um geküsst zu werden vom Munde Gottes und einzutauchen in seine beseligende Umarmung. „Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1,35), und bei seiner Berührung wirst du im Innern erbeben, deine Brüste werden schwellen, dein Herz wird sich freuen und dein Schoß erblühen. Sei gepriesen, das heißt, werde noch größer, du, die du von solcher Süße erfüllt wirst, die du eines solch himmlischen Kusses würdig bist, die du einem so großen Bräutigam vereinigt wirst, die du durch einen solchen Gemahl fruchtbar wirst!

Mittwoch, 24 März 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Abraham hatte Gottes Verheißung vor Augen und ließ jedwede menschliche Sichtweise beiseite; denn er wusste, dass Gott Werke vollbringen kann, die die Natur übersteigen, und vertraute den Worten, die an ihn gerichtet worden waren. Er ließ keinerlei Zweifel in seinen Gedanken aufkommen und war nicht unsicher, welche Bedeutung den Worten Gottes wohl zu geben sei. Denn das Eigentliche des Glaubens besteht darin, Vertrauen in die Macht dessen zu haben, der uns eine Verheißung gegeben hat […] Gott hatte Abraham eine unzählbar große Nachkommenschaft verheißen. Diese Verheißung überstieg die Möglichkeiten der Natur und die rein menschlichen Sichtweisen; deshalb „rechnete ihm Gott seinen Glauben als Gerechtigkeit an“ (vgl. Gen 15,6; vgl. Gal 3,6). Nun, wenn wir aufmerksam sind, werden wir feststellen: Uns wurden noch viel herrlichere Verheißungen gegeben, und sie werden uns auf eine Weise erfüllt, die weit darüber hinausgeht, was menschliches Denken zu träumen vermag. Dazu müssen wir nur auf die Macht dessen vertrauen, der uns diese Verheißungen gegeben hat, um die Rechtfertigung, die aus dem Glauben kommt, zu verdienen und die verheißenen Güter zu erhalten. Denn all diese Güter, die wir erhoffen, übersteigen jede menschliche Vorstellung und jeden Gedanken. So herrlich ist das, was uns verheißen wurde! Tatsächlich betreffen diese Verheißungen nicht nur die gegenwärtige Zeit, die Entfaltung unseres Lebens und den Genuss sichtbarer Güter; sondern sie betreffen auch die Zeit, da wir diese Erde verlassen haben werden, wenn unsere sterblichen Überreste zu Staub geworden sind. Da verspricht uns Gott, dass er unsere Leiber auferwecken und ihnen eine wunderbare Herrlichkeit verleihen wird. „Denn“, so versichert uns der selige Paulus, „dieses Verwesliche muss sich mit Unverweslichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,53). Darüber hinaus haben wir die Verheißung erhalten, dass wir uns nach der Auferstehung des Leibes am Reiche Gottes erfreuen werden und dass uns, in der Gemeinschaft der Heiligen, für ewige Zeiten jene unvergänglichen Güter zuteil werden, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist“ (1 Kor 2,9). Erkennst du die Überfülle der Verheißungen? Erkennst du die Großartigkeit dieser Gaben?

Dienstag, 23 März 2021 : Kommentar Hl. Bernhard

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben, weil er ja sein Leben für dein Leben hingegeben und bittere Qualen ertragen hat, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst. Was könnte hart und schrecklich für dich sein, wenn du dir in Erinnerung rufst: Er, der im Zustand der Göttlichkeit war am Tag seiner Ewigkeit, noch ehe der Morgenstern entstand, im Glanz der Heiligen; er, der Abglanz und das Abbild des Wesens Gottes, ist in deinen Kerker gekommen, um sich, wie es heißt, bis zum Hals in die Tiefe deines Schlammes zu versenken (vgl. Vulg.: Phil 2,6; Ps 109(110),3; Hebr 1,3; Ps 68(69),3). Was wird dir nicht süß erscheinen, wenn du in deinem Herzen all die Bitterkeiten deines Herrn vereinst und in Erinnerung rufst: zunächst die Einschränkungen seiner Kindheit, dann die Strapazen seiner Predigten, die Versuchungen während seines Fastens, sein nächtliches Wachen im Gebet, seine Tränen des Mitleids, die Fallstricke, die man ihm legte […] und dann die Beschimpfungen, das Anspeien, die Backenstreiche, die Geißelhiebe, der Hohn und Spott, die Nägel und alles, was er um unseres Heils willen ertragen hat? Welch unverdientes Mitleiden, welch frei geschenkte Liebe, die er uns so bewiesen hat, welch unerwartete Wertschätzung, welch verblüffende Sanftmut, welch unübertreffliche Güte! Der König der Herrlichkeit (Ps 24(23)), wird gekreuzigt für einen so erbärmlichen Knecht! Wer hat je so etwas gehört, wer hat je so etwas gesehen? „Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,7). Er aber, für Feinde und Ungerechte ist er gestorben; er hat sich entschieden, den Himmel zu verlassen, um uns in den Himmel zurückzubringen: er, der sanfte Freund, der weise Ratgeber, der starke Helfer. „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12).

Montag, 22 März 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

[Die Erlösung durch das Geheimnis des Kreuzes Christi] ist die letzte und endgültige Offenbarung der Heiligkeit Gottes, der die absolute Fülle der Vollkommenheit ist: Fülle der Gerechtigkeit und der Liebe, weil die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, von ihr ausgeht und ihr zustrebt. Im Leiden und Tod Christi – in der Tatsache, dass der Vater seinen Sohn nicht verschonte, sondern ihn „für uns zur Sünde gemacht hat“ (2 Kor 5,21) – kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, insofern wegen der Sünden der Menschheit Christus Leiden und Kreuz erduldet. Das ist geradezu ein „Übermaß“ der Gerechtigkeit, denn die Sünde des Menschen wird „aufgewogen“ durch das Opfer des Gott-Menschen. Diese Gerechtigkeit wahrhaft göttlichen „Maßes“ entspringt ganz der Liebe, der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt von ihrem Wesen her Früchte in der Liebe. Diese göttliche Gerechtigkeit, wie sie das Kreuz Christi offenbart, ist eben insofern „nach dem Maße“ Gottes, als sie Ursprung und Erfüllung in der Liebe hat und Früchte des Heils hervorbringt. Die göttliche Dimension der Erlösung beschränkt sich nicht auf das Gericht über die Sünde, sondern sie erneuert in der Liebe jene schöpferische Kraft im Menschen, die ihm wieder die von Gott kommende Fülle des Lebens und der Heiligkeit zugänglich macht. Auf diese Weise beinhaltet die Erlösung die Offenbarung des Erbarmens in seiner Vollendung. Das Paschamysterium ist der Gipfelpunkt der Offenbarung und Verwirklichung des Erbarmens, das den Menschen zu rechtfertigen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen vermag im Sinne der Heilsordnung, die Gott vom Anbeginn her im Menschen und durch ihn in der Welt wollte.

Sonntag, 21 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Jesus Christus sagte eines Tages: „Ich werde alles an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin“ (vgl. Joh 12,32). […] Diejenigen, die in der Wüste die eherne Schlange ansahen, wurden geheilt, ebenso werden diejenigen, welche mich mit Glauben und Liebe anschauen, trotz ihrer Fehler, ihrer Seelenwunden und ihrer Unwürdigkeit zu mir emporgezogen und von mir bis zum Himmel erhoben werden. Ich, der ich dein Gott bin, habe aus Liebe zu euch eingewilligt, wie ein Fluchbeladener am Kreuze zu sterben. Zum Lohn für diese Verdemütigung habe ich die Macht, diejenigen, welche an mich glauben, bis zur Herrlichkeit des Himmels, von der ich herabgestiegen bin, zu erhöhen. Ich komme vom Himmel und werde dahin zurückkehren und diejenigen mit mir nehmen, welche auf meine Gnade hoffen. Diese Gnade ist so mächtig, dass sie euch mit mir vereint, und zwar unzertrennlich vereint, dass „niemand diejenigen meinen Händen entreißen kann, welche mir mein Vater gegeben hat und welche ich aus reiner Barmherzigkeit mit meinem kostbaren Blute erkauft habe“ (Joh 10,29). Welch tröstliche Aussicht für die demütige Seele, dass sie eines Tages, dank der Verdienste Jesu, an seiner Erhöhung teilhaben wird! Der hl. Paulus spricht in erhabenen Worten von dieser Verherrlichung unseres Heilandes, die das Gegenstück bildet zu seinen Erniedrigungen […] Weil Jesus sich gedemütigt hat, darum ist er erhöht worden, weil er sich erniedrigt hat bis zur Erduldung jenes Schimpfes der Verfluchten am Galgen des Kreuzes, darum hat Gott seinen Namen bis in den höchsten Himmel erhöht. Von nun an wird es keinen anderen Namen geben als den seinen, in welchem die Menschen erlöst werden können (Apg 4,12). Einzig ist dieser Name, erhaben ist die Herrlichkeit, unvergleichlich die Macht, deren sich der Gottmensch, sitzend zur Rechten des Vaters, in ewiger Herrlichkeit erfreut. […] Und dieser unvergleichliche Triumph ist die Frucht unermesslicher Verdemütigungen.

Samstag, 20 März 2021 : Kommentar Hl. Titus Brandsma

Wir leben in einer Welt, in der die Liebe selbst verurteilt wird: Sie wird als Schwäche bezeichnet, als etwas, das es zu überwinden gilt. Manche sagen: „Liebe ist nicht von Bedeutung, man soll vielmehr seine Kräfte entwickeln; jeder soll so stark werden, wie er kann, und die Schwachen sollen untergehen!“ Auch sagen sie, dass die christliche Religion mit ihrem Gerede über die Liebe der Vergangenheit angehöre. […] So ist das nun mal: Sie kommen mit diesen Lehren auf euch zu, und sie finden sogar Leute, die sie bereitwillig übernehmen. Die Liebe ist unbekannt: „Die Liebe wird nicht geliebt“, sagte der heilige Franz von Assisi zu seiner Zeit; und einige Jahrhunderte später läutete die heilige Maria-Magdalena von Pazzi, eine Karmelitin, die Glocken ihres Klosters in Florenz, damit die Welt erfahre, wie schön die Liebe ist! Auch ich wollte gerne die Glocken läuten, um der Welt zu sagen, wie schön es ist, zu lieben! Das Neuheidentum (des Nazismus) mag die Liebe verschmähen; aber die Geschichte lehrt uns, dass wir trotz allem durch die Liebe dieses Neuheidentum bezwingen werden. Wir werden die Liebe nicht aufgeben. Die Liebe wird uns die Herzen dieser Heiden wieder zurückgewinnen. Die Natur ist stärker als die Philosophie. Eine Philosophie mag die Liebe verurteilen und ablehnen und sie als Schwäche bezeichnen; das lebendige Zeugnis der Liebe wird jedoch immer wieder ihre Macht erneuern, um die Menschenherzen zu erobern und zu faszinieren.

Freitag, 19 März 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Wie treu war doch darin der große Heilige [Joseph], von dem wir sprechen. Es ist kaum möglich, diese Tugend in ihrer ganzen Größe zu würdigen. In welcher Niedrigkeit lebte er nicht sein Leben lang! Und unter dieser Armut und Niedrigkeit verbarg er seine hohen Tugenden und Würden. […] O, ganz gewiss werden die Engel, von Staunen hingerissen, in Scharen herbeigeeilt sein, um die Demut des hl. Josef zu bewundern, wenn er das teure Kind bei sich in der ärmlichen Werkstatt hatte, wo er sein Handwerk ausübte, um für den Sohn und dessen Mutter, die da bei ihm waren, Brot zu beschaffen! Kein Zweifel […] der hl. Josef war tapferer als David, weiser als Salomo und alle anderen, wer sie auch sein mochten, und dennoch musste er nur Zimmermannsarbeit tun. Wer hätte ohne besondere innere Erleuchtung bei dem armen Zimmermann diese großen Gnadengaben Gottes vermutet, die er so sorgfältig verborgen hielt? Welche Fülle von Weisheit musste er nicht besitzen, da Gott ihm seinen vielgeliebten Sohn anvertraute […] des an Hoheit und Größe alles überragenden, über alles herrschenden herrlichen Königs des Himmels und der Erde […] ihr erinnert euch aber auch, wie er, mehr als man sagen und es sich vorstellen kann, niedergedrückt und gedemütigt worden ist. […] Er geht in seine Heimat, in seine Vaterstadt Betlehem, und nur er wurde, wenigstens soweit man weiß, an allen Herbergen abgewiesen […] Seht nur, wie der Engel mit ihm umgeht: Er befiehlt ihm, nach Ägypten zu gehen, und Josef geht; er befiehlt ihm zurückzukehren, und Josef kehrt zurück. Gott will, dass der hl. Josef immer arm bleibe […], er aber fügte sich gerne und nicht nur für einige Zeit; er war sein ganzes Leben hindurch arm.

Donnerstag, 18 März 2021 : Kommentar Jakobus von Saroug

„Die Haut seines Gesichtes [des Mose] strahlte, weil er mit Gott geredet hatte. Aaron und alle Israeliten sahen es […] und fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen […] Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier“ (vgl. Ex 34,29–33). Der Glanz auf dem Gesicht des Mose, das war Christus, der in ihm strahlte; er war jedoch den Augen der Hebräer verborgen; sie haben ihn nicht gesehen […] Das ganze Alte Testament bietet sich uns verhüllt dar, wie Mose, das Symbol aller Prophezeiungen. Hinter diesem Schleier, der über den Büchern der Propheten liegt, erscheint Christus, der erhabene Richter, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt […] Wenn Moses verhüllt war, welcher andere Prophet hätte sein Gesicht enthüllen können? Ihm folgend verhüllten also alle ihre Reden. Gleichzeitig verkündeten und verhüllten sie; sie überbrachten ihre Botschaft und verhüllten sie gleichzeitig mit einem Schleier […] Jesus strahlte in ihren Büchern auf, aber ein Schleier entzog ihn ihren Blicken, ein Schleier, der dem gesamten Universum verkündet, dass die Worte der Heiligen Schriften einen verborgenen Sinn haben […] Unser Herr entfernte diesen Schleier, als er dem ganzen Universum die Geheimnisse erklärte. Durch sein Kommen hat der Sohn Gottes das Gesicht des bis dahin verschleierten Mose, die unverständlichen Worte, enthüllt. Der Neue Bund ist gekommen, um den Alten Bund zu erläutern; die Welt kann endlich diese Worte begreifen, die durch nichts mehr zugedeckt werden. Der Herr, unsere Sonne, ist über der Welt aufgegangen und hat alle Geschöpfe erleuchtet; das Geheimnis, die Rätsel sind endlich aufgedeckt: Der Schleier, der über den Büchern lag, wurde aufgehoben, und die Welt schaut das unverhüllte Antlitz des Sohnes Gottes.

Mittwoch, 17 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O Gehorsam, wie mühelos kommst du dahergefahren und gelangst gefahrlos zum Hafen des Heils! Du gestaltest Dich dem Wort, Meinem eingeborenen Sohn, gleich, steigst ins Boot des heiligsten Kreuzes, um dich ins Leiden zu begeben und so weder den Gehorsam des Wortes noch seine Weisung zu missachten. Du machst dir daraus einen Tisch, an dem du die Speise der Seelen verzehrst in der Liebe zum Nächsten! Du bist gesalbt mit wahrer Demut, und darum begehrst du nicht außerhalb Meines Willens nach dem Gut des Nächsten. Du bist gerade ohne jede Verdrehung, du machst das Herz aufrichtig ohne Falsch, denn du liebst Meine Geschöpfe freimütig und nicht heuchlerisch. Du bist eine Morgenröte, die das Licht Meiner göttlichen Gnade heraufführt, eine wärmende Sonne, die Glut der Liebe mangelt dir nicht. Du lässest die Erde sprießen und sämtliche Kräfte der Seele und des Leibes die Frucht tragen, die dir selbst und deinem Nächsten das Leben verleiht. Du bist ganz fröhlich, weil dein Antlitz nicht von Ungeduld entstellt ist, sondern freundlich bleibt in der Anmut der Geduld und heiter in der Stärke. Du bist groß an Langmut und spannst dich vom Himmel bis zur Erde, denn mit dir öffnet man den Himmel. Du bist die verborgene Perle, die Welt kennt dich nicht und tritt dich mit Füßen, weil du dich selbst unscheinbar machst und den Geschöpfen unterstellst. Deine Herrschaftlichkeit aber ist so groß, dass dich keiner zu überherrschen vermag, denn du bist dem tödlichen Knechtsdienst der eigenen Sinnlichkeit entronnen, die dir deine Würde raubte. Nun ist dieser Feind tot durch die Abscheu vor jedem Selbstgefallen, und du hast deine Freiheit wieder.

Dienstag, 16 März 2021 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn, denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah. (Biblische Referenzen: Jes 55,1; Joh 7,37; Joh 22,17; Mt 11,28)

Montag, 15 März 2021 : Kommentar Hl. Anastasius von Antiochien

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Röm 14,9). „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ (Lk 20,38). Da also der Herr über die Toten lebt, sind die Toten keine Toten mehr, sondern Lebende: Das Leben herrscht in ihnen, damit sie ohne Furcht vor dem Tod leben. So wie „Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt“ (Röm 6,9), so werden sie, erhöht und von ihrem vergänglichen Zustand befreit, den Tod nicht mehr schauen. Sie nehmen teil an der Auferstehung Christi, so wie er selber teilgenommen hat an unserem Tod. Tatsächlich ist Christus ja nur auf die Erde herabgestiegen, um „die ehernen Tore und die eisernen Riegel zu zerschlagen“ (vgl. Ps 107(106),16), die von jeher verschlossen waren, um unser Leben aus seinem vergänglichen Zustand herauszureißen, um uns aus der Sklaverei in die Freiheit zu rufen und uns so an sich zu ziehen. Wenn dieser Heilsplan noch nicht ganz verwirklicht ist – die Menschen sterben ja immer noch und ihre Leiber verwesen im Grab – so ist das kein Hindernis für den Glauben. Denn schon jetzt haben wir die Anzahlung aller uns verheißenen Güter erhalten in der Person dessen, der unser Erstgeborener ist: Durch ihn sind wir in den höchsten Himmel emporgestiegen. Tatsächlich, wir sitzen ihm zur Seite, der uns mit sich hinaufgetragen hat zur Höhe, wie der hl. Paulus sagt: „Er hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2,6).

Sonntag, 14 März 2021 : Kommentar Dem hl. Ephräm

Als das Volk in der Wüste gesündigt hatte (vgl. Num 21,5ff.), befahl Mose, der ein Prophet war, den Israeliten, eine Schlange an einem Kreuz aufzurichten, das heißt, die Sünde hinzurichten. […] Eine Schlange war es, die angeschaut werden musste, denn durch Schlangen waren die Kinder Israels zur Strafe gezüchtigt worden. Und warum durch Schlangen? Weil sie das Verhalten unserer Stammeltern wiederholt hatten. Adam und Eva hatten beide gesündigt, indem sie von der Frucht des Baums gegessen hatten; die Israeliten hatten wegen einer Angelegenheit des Essens gemurrt. Sich zu beschweren, weil einem Gemüse fehlt, das ist wirklich der Gipfel des Murrens. Das bezeugt der Psalm: „Sie trotzten in der Wüste dem Höchsten“ (Ps 78(77),17). Nun, auch im Paradies war die Schlange der Ursprung des Murrens gewesen. […] Die Kinder Israels sollten auch lernen, dass dieselbe Schlange, die Adams Tod angezettelt hatte, auch ihnen den Tod gebracht hatte. Mose hängte die Schlange also an das Holz, damit sie bei diesem Anblick durch die Ähnlichkeit an den Baum erinnert werden sollten. Jene nämlich, die zu ihr aufblickten, wurden gerettet, freilich nicht durch die Schlange, sondern aufgrund ihrer Bekehrung. Sie blickten zur Schlange und erinnerten sich ihrer Sünden. Weil sie gebissen worden waren, bereuten sie, und wurden wieder einmal gerettet. Ihre Bekehrung verwandelte die Wüste in eine Wohnung Gottes. Das sündige Volk wurde durch die Buße zur einer kirchlichen Versammlung, und besser noch: Es verehrte – ohne es zu ahnen – schon das Kreuz.

Samstag, 13 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Unser göttlicher Erlöser, die Wahrheit und Güte selbst, sagte zu seinen Jüngern: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer sein wird als die der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen“ (Mt 5,20). Das sind in Wahrheit Worte des Herrn. Er, der die Ehebrecherin nicht verurteilen wollte, der sich zu einer Unterredung mit der Samariterin herabließ und ihr, der Sünderin, die Geheimnisse des Himmels offenbarte, der mit dem Zöllner, dem gesellschaftlich geächteten Sünder, zu essen sich würdigte, dem Magdalena die Füße waschen und mit ihren Haaren trocknen durfte, der so „sanft und demütig von Herzen war“ (Mt 11,29), verdammt öffentlich die Pharisäer: „Wehe euch, ihr Heuchler, ihr werdet nicht in das Himmelreich eingehen“ (Mt 23,13). […] Der Heiland schildert einmal einen Pharisäer, der in den Tempel geht, um zu beten. Wie lautet sein Gebet? „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen – ich bin untadelig, beobachte alles ganz genau. Ich faste, ich gebe den Zehnten von allem, was ich habe (Lk 18,11f.). Keinen Fehler kannst du mir vorwerfen – du musst wirklich stolz sein auf mich.“ Wörtlich genommen hatte er recht; er beobachtet alles aufs genaueste. Dennoch – wie beurteilt ihn der Heiland? Dieser Mann, sagte er, ging nicht gerechtfertigt aus dem Tempel, sein Herz blieb leer und ohne die Gnade Gottes. Warum? Weil dieser Unglückliche sich seiner guten Werke rühmte und die ganze Vollkommenheit in der rein äußerlichen Beobachtung des Gesetzes sah, unbekümmert um die innere Seelenverfassung. Darum mahnt Christus: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ […] Im Herzen wohnt die Vollkommenheit; denn die Liebe ist das höchste Gesetz.

Freitag, 12 März 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Die Großen der Erde rühmen sich, Königreiche und Reichtümer zu besitzen. Jesus Christus findet sein ganzes Glück darin, über unsere Herzen zu herrschen. Das ist die Herrschaft, nach der er verlangt und die er durch seinen Tod am Kreuz zu erobern sich entschieden hat: „Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter“ (Jes 9,5). Einige Exegeten verstehen darunter das Kreuz, das unser göttlicher Erlöser auf seinen Schultern getragen hat. Cornelius a Lapide bemerkt dazu: „Dieser König des Himmels ist ein ganz anderer Herr als der Teufel: Der Teufel lädt schwere Lasten auf die Schultern seiner Sklaven, Jesus dagegen nimmt das ganze Gewicht seiner Herrschaft auf sich; er umarmt das Kreuz und will daran sterben, um über unsere Herzen zu herrschen“. Und Tertullian sagt, dass, während die Monarchen der Erde „das Zepter in der Hand und die Krone auf dem Haupt als Zeichen ihrer Macht tragen, Jesus Christus das Kreuz auf seinen Schultern trug. Und das Kreuz war der Thron, den er bestieg, um sein Reich der Liebe zu begründen“. […] Beeilen wir uns also, die ganze Liebe unseres Herzens diesem Gott zu weihen, der dafür sein Blut, sein Leben, sich selbst ganz geopfert hat. „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht“, sagte Jesus zur Samariterin, „und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken“ (Joh 4,10). Das heißt: Wenn du nur wüsstest, wie groß die Gnade ist, die du von Gott empfängst! […] O, wenn die Seele doch verstünde, welch außerordentliche Gnade Gott ihr erweist, wenn er ihre Liebe verlangt mit den Worten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben“ (vgl. Dtn 6,5). Ein Untertan, der hört, dass sein Herr zu ihm sagt: „Hab mich lieb“ – wäre der nicht fasziniert von dieser Aufforderung? Und Gott sollte es nicht gelingen, unser Herz zu erobern, da er uns doch mit solcher Güte darum bittet: „Gib mir dein Herz, mein Sohn“? (Spr 23,26). Aber Gott will dieses Herz nicht zur Hälfte, er will es ganz, ohne Einschränkungen. Das ist sein Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen“.

Donnerstag, 11 März 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus begleitet seine Worte durch zahlreiche „machtvolle Taten, Wunder und Zeichen“ (Apg 2,22). Diese zeigen, dass das Reich in ihm gegenwärtig ist. Sie bezeugen, dass Jesus der angekündigte Messias ist (vgl. Lk 7,18–23). Die von Jesus vollbrachten Zeichen bezeugen, dass der Vater ihn gesandt hat (vgl. Joh 5,36; 10,25). Sie laden ein, an ihn zu glauben (vgl. Joh 10,38). Denen, die sich gläubig an ihn wenden, gibt er, was sie erbitten (vgl. z. B. Mk 5,25–34; 10,52). So stärken die Wunder den Glauben an ihn, der die Werke seines Vaters tut: sie bezeugen, dass er der Sohn Gottes ist (vgl. Joh 10,31–38). Sie können aber auch Anlass zum „Anstoß“ sein (Mt 11,6). Sie wollen nicht Neugier und magische Wünsche befriedigen. Trotz seiner so offensichtlichen Wunder wird Jesus von einzelnen abgelehnt (vgl. Joh 11,47–48), ja man bezichtigt ihn, mit Hilfe der Dämonen zu wirken (vgl. Mk 3,22). Indem er einzelne Menschen von irdischen Übeln: von Hunger (vgl. Joh 6,5–15), Unrecht (vgl. Lk 19,8), Krankheit und Tod (vgl. Mt 11,5) befreit, setzt Jesus messianische Zeichen. Er ist jedoch nicht gekommen, um alle Übel auf Erden zu beheben (vgl. Joh 8,34–36). Diese hindert sie an ihrer Berufung zu Kindern Gottes und bringt sie in vielerlei Abhängigkeiten. Das Kommen des Gottesreiches ist die Niederlage des Reiches Satans (vgl. Mt 12,36): „Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen“ (Mt 12,28). Die von Jesus vorgenommenen Exorzismen befreien die Menschen aus der Macht der Dämonen (vgl. Lk 8,26–39). Sie nehmen den großen Sieg Jesu über den „Herrscher dieser Welt“ (Joh 12,31) vorweg. Das Reich Gottes wird durch das Kreuz Christi endgültig errichtet: „Vom Holz herab herrscht unser Gott“ (LH, Hymnus „Vexilla Regis“).

Mittwoch, 10 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Schau doch die an, die sich aus knechtischer Angst aus dem Sumpf der Todessünde ziehen wollen! Wenn ihr Bemühen nicht letztendlich von der Liebe zur Tugend inspiriert wird, wird ihre knechtische Angst nicht ausreichen, um ihnen das ewige Leben zu verschaffen. Die Furcht muss mit der Liebe vereint werden, denn das Gesetz ist auf Liebe und heilige Furcht gegründet. Das Gesetz der Furcht ist das uralte Gesetz, das ich Mose gab, und das nur auf der Furcht gegründet ist. In diesem Gesetz folgte auf jeden begangenen Fehler die entsprechende Strafe. Aber das Gesetz der Liebe ist das neue Gesetz, gegeben durch das Wort, meinen einzigen Sohn, das auf der Liebe gegründet ist. Das neue Gesetz hebt das alte jedoch nicht auf, sondern vollendet es. Das ist es, was meine Wahrheit euch gesagt hat: „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17). Er [mein Sohn] hat das Gesetz der Furcht mit dem Gesetz der Liebe vereint, und die Liebe hat die Furcht von ihrer Unvollkommenheit, nämlich der Angst vor Strafe, gereinigt; übrig blieb nur die vollkommene Furcht, die heilige Furcht, die einzige, die sich nicht davor fürchtet, ihren eigenen Interessen zu schaden, sondern davor, mich zu beleidigen, der ich die höchste Güte bin. So wurde das unvollkommene Gesetz durch das Gesetzt der Liebe zu seiner Vollkommenheit geführt.

Dienstag, 9 März 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

O Gott der großen Barmherzigkeit, Du unendliche Güte! Heute ruft die ganze Menschheit aus dem Abgrund ihres Elends zu Dir, zu Deinem Erbarmen. O Gott, sie ruft mit der gewaltigen Stimme ihrer Not. Guter Gott, verschmähe nicht das Gebet der Verbannten dieser Erde. O Herr, unbegreifliche Güte, Du kennst unser Elend ganz und gar und weißt, dass wir nicht imstande sind, uns aus eigener Kraft zu Dir zu erheben. Deshalb bitten wir Dich, komme uns mit Deiner Gnade zuvor und vervielfache stets Deine Barmherzigkeit in uns, damit wir Deinen heiligen Willen treu erfüllen im ganzen Leben und in der Stunde des Todes. Möge uns die Allmacht Deiner Barmherzigkeit vor Angriffen der Feinde unserer Erlösung beschirmen, damit wir vertrauensvoll, wie Deine Kinder, auf Dein endgültiges Kommen warten. Dieser Tag ist allein Dir bekannt, doch wir erwarten, dass wir alles erhalten werden, was uns Jesus versprochen hat – und das trotz unseres ganzen Elends – denn Jesus ist unser Vertrauen; wir schreiten durch Sein barmherziges Herz wie durch ein geöffnetes Tor in den Himmel.

Montag, 8 März 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Naaman war ein Syrer und litt am Aussatz und vermochte von niemand gereinigt zu werden. Da sprach ein Mädchen von den Gefangenen, es sei ein Prophet in Israel, der ihn von der ansteckenden Krankheit des Aussatzes reinigen könne. […] Vernimm nun, wer jenes junge Mädchen aus den Gefangenen sei! Es ist die Heidenkirche, das heißt: die Kirche des Herrn, die vorher, als sie sich noch nicht der Freiheit der Gnade erfreute, unter der Gefangenschaft der Sünde schmachtete. Auf ihren Rat hörte jenes törichte Heidenvolk auf das Wort der Propheten, an dem es vorher solange zweifelte, während es jedoch nachher – sobald es glaubte, dasselbe befolgen zu sollen – von jeglicher Sündenbefleckung reingewaschen wurde. Jener Naaman zweifelte wohl, bevor er geheilt wurde: du bist schon geheilt und darfst darum nicht zweifeln. […] Darum wurde dir vorhin eingeschärft, nicht nur das zu glauben, was du sahst, damit nicht auch du etwa so sprechen würdest: das nun soll jenes große Geheimnis sein, „das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen ist?“ (vgl. 1 Kor 2,9). Wasser nur sehe ich, wie ich es alle Tage gesehen: das soll mich reinigen? So oft stieg ich hinein und nie ward ich rein? Lerne daraus, dass das Wasser ohne den Geist nicht reinigt! Eben darum hast du gelesen, dass die drei Zeugen bei der Taufe eins sind: Wasser, Blut und Geist (1 Joh 5,8); denn, wenn du sie auf einen derselben einschränkst, besteht das Sakrament der Taufe nicht zu recht. Was ist denn das Wasser ohne das Kreuz Christi? Ein gewöhnliches Element ohne irgendwelche sakramentale Wirkung. Und umgekehrt: ohne Wasser kein Geheimnis der Wiedergeburt; denn „wer nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geist, kann in das Reich Gottes nicht eingehen“ (vgl. Joh 3,5). Es glaubt aber auch der Katechumene an das Kreuz des Herrn Jesus, mit dem auch er bezeichnet wird; doch, wenn er nicht getauft wird im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, kann er den Nachlass der Sünden nicht empfangen und das Geschenk der geistigen Gnade nicht ganz in sich aufnehmen. Jener Syrer tauchte siebenmal kraft des Gesetzes unter; du aber wurdest getauft im Namen des dreieinigen Gottes: du hast den Vater bekannt – sei dessen eingedenk, was du getan! – hast den Sohn bekannt, hast den Heiligen Geist bekannt. Halte Punkt für Punkt an diesem Glauben fest! Der Welt bist du abgestorben und Gott bist du auferstanden. In jenem irdischen Element gleichsam begraben und der Sünde gestorben, bist du zum ewigen Leben wiedererweckt worden.

Sonntag, 7 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Wir sind immer noch Mitarbeiter Gottes und bauen den Tempel Gottes auf. Die Weihe dieses Tempels wurde bereits an seinem Haupt vollzogen, da der Herr von den Toten auferstanden ist, nachdem er über den Tod triumphiert hat. Als er das, was sterblich an ihm war, getilgt hatte, ist er in den Himmel aufgestiegen. […] Und nun bauen wir diesen Tempel auf durch den Glauben, damit auch seine Weihe erfolgen kann in der endgültigen Auferstehung. Aus diesem Grund […] gibt es einen Psalm mit der Überschrift: „Als der Tempel aufgebaut wurde nach der Gefangenschaft“ (vgl. Ps 95(96),1 Vulg.). Erinnert euch an die Gefangenschaft, in der wir einst waren, als der Teufel die ganze Welt beherrschte wie eine Herde von Ungläubigen. Gerade wegen dieser Gefangenschaft ist der Erlöser gekommen. Er hat sein Blut als Lösegeld für uns vergossen. Durch sein vergossenes Blut hat er den Schuldschein, der uns gefangen hielt, gelöscht (vgl. Kol 2,14). […] Vorher an die Sünde verkauft, wurden wir daraufhin durch die Gnade befreit. Nach dieser Gefangenschaft wird nun der Tempel gebaut, und um ihn zu bauen, wird die Frohe Botschaft verkündigt. Deshalb beginnt dieser Psalm folgendermaßen: „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Und damit du nicht denkst, man würde diesen Tempel in irgendeiner Ecke errichten, wie das die Häretiker tun, die sich von der Kirche trennen, gib acht auf das, was folgt: „Singet dem Herrn, alle Länder der Erde“ (vgl. Ps 95(96),1 Vulg.). […] „Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Länder der Erde.“ Singen und bauen! Singt und „preiset den Namen des Herrn“ (vgl. V. 2). Verkündet den Tag, der aus dem Tag des Heils geboren wurde, den Tag, der aus dem Tag Christi geboren wurde. Wer ist denn das Heil Gottes, wenn nicht sein Gesalbter: Christus? Um dieses Heil beten wir im Psalm: „Lass uns, Herr dein Erbarmen schauen, und schenke uns dein Heil“ (vgl. Ps 84(85),8 Vulg.). Die Gerechten vergangener Tage ersehnten dieses Heil, sie, von denen der Herr zu seinen Jüngern sprach: „Viele sehnten sich danach, zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen“ (vgl. Lk 10,24). […] „Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn“. Seht den Eifer der Bauleute! „Singet dem Herrn, und preiset seinen Namen“. Verkündet die Frohe Botschaft! Welche frohe Botschaft? Der Tag wird aus dem Tag geboren […]; das Licht wird aus dem Licht geboren, der Sohn aus dem Vater, das Heil Gottes! So also wird der Tempel nach der Gefangenschaft aufgebaut.

Samstag, 6 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Was ist nun Zerknirschung? Sie ist ein Zustand der Seele, der bewirkt, dass dieselbe in der Gesinnung einer zur guten Gewohnheit gewordenen Reue verharrt. […] Betrachten wir den verlorenen Sohn nach seiner Rückkehr zum Vaterhaus! Könnten wir ihn uns da ganz sorglos und ungezwungen heiter vorstellen, so als sei er immer treu gewesen? Gewiss nicht! Aber hat ihm denn sein Vater nicht alles vergeben? Sicherlich, er hat seinen Sohn mit offenen Armen empfangen, er hat ihm nicht den geringsten Vorwurf gemacht, ihm nicht gesagt: „Du bist ein erbärmlicher Mensch“, nein, er hat ihn freudig und liebend an sein Herz gedrückt. Und die Heimkehr dieses Sohnes bereitete dem Vater eine solche Freude, dass er dem reuigen Büßer ein großes Festmahl bereitete. Alles ist vergessen, alles vergeben! Hier ist der Vater des verlorenen Sohnes in seinem Benehmen ganz das Bild der Barmherzigkeit unseres himmlischen Vaters. Welches aber sind die Gefühle des verlorenen Sohnes, dem alles vergeben worden, welches die Haltung, die er einnimmt? Sicher sind es die Gefühle, die Haltung, die er hatte, als er sich reumütig dem Vater zu Füßen warf! „Vater, ich habe gesündigt gegen dich, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden, tu mit mir, wie mit dem letzten deiner Knechte.“ Sicher war er von solchen Gedanken beherrscht während aller Freudenfeste, die seine Rückkehr feierten. Und wenn auch später die Zerknirschung sich linderte, ganz ist doch niemals dieses Gefühl geschwunden, selbst dann nicht, als der Sohn seinen früheren Platz am väterlichen Herd wieder eingenommen hatte. Wie oft wohl wird er zu seinem Vater gesagt haben: „Du hast mir alles vergeben; mein Herz aber wird nicht aufhören, immer wieder dankbar zu beteuern, wie sehr es mich reut, dich betrübt zu haben, und wie ich jetzt durch um so größere Treue die verlorenen Stunden der Treulosigkeit zurückerobern will.“ Das muss die Gesinnung einer Seele sein, die Gott beleidigt hat. […] Die Zerknirschung des Herzens erfüllt die Seele mit Abscheu vor dem Bösen und macht sie standhaft in der Liebe zu Gott.

Freitag, 5 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Mein liebster Vater und Bruder in Christus, dem süßen Jesus, ich, Katharina, Sklavin der Diener Gottes, schreibe Euch in seinem kostbaren Blut mit dem Wunsch, Euch als einen guten Arbeiter im Weinberg Eurer Seele zu sehen, damit Ihr zur Zeit der Ernte, das heißt zur Zeit des Todes, wenn jeder Fehler bestraft und jede Tugend belohnt wird, viel Frucht tragt. Ihr wisst, dass die ewige Wahrheit uns nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat; Gott hat uns zu seinem Tempel gemacht, in dem er durch seine Gnade wohnen möchte, vorausgesetzt, dass der Arbeiter dieses Weinbergs bereit ist, ihn gut zu bearbeiten; denn wenn er nicht bearbeitet wird, wenn er mit Dornen und Disteln bedeckt ist, wird Gott dort nicht wohnen können. Lasst uns sehen, lieber Vater, welchen Arbeiter den Meister dort hingestellt hat. Er hat dort den freien Willen hingestellt, dem alle Macht anvertraut ist. Niemand kann die Tür des Willens öffnen oder schließen, wenn der freie Wille es nicht will. Das Licht des Verstandes ist ihm gegeben, um Freunde und Feinde zu erkennen, die eintreten und durch die Tür hereinkommen wollen; und an dieser Tür hat der Hund des Gewissens seinen Platz, der bellt, sobald er jemanden kommen hört, wenn er wach ist und nicht schläft. Dieses Licht lässt den Arbeiter die Frucht sehen und erkennen; er entfernt die Erde, damit die Frucht rein ist, und legt sie in sein Gedächtnis wie in einen Kornspeicher, wo die Erinnerungen an die Wohltaten Gottes gespeichert werden. In der Mitte des Weinbergs steht das Gefäß seines Herzens, gefüllt mit dem kostbaren Blut, um die Pflanzen zu gießen, damit sie nicht verdorren. So ist dieser Weinberg geschaffen und angelegt, der auch, wie wir gesagt haben, der Tempel ist, in dem Gott durch seine Gnade wohnen sollte.

Donnerstag, 4 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Wurde dieser Arme nur wegen seiner Armut von den Engeln empfangen? Und wurde der Reiche nur wegen seines Reichtums qualvollen Schmerzen ausgeliefert? Nein, lasst es uns richtig verstehen: Es ist die Demut, die im Armen geehrt, und der Stolz, der im Reichen verurteilt wurde. Hier ist, in Kürze, der Beweis dafür, dass es nicht der Reichtum, sondern der Stolz war, der dem Reichen die Strafe einbrachte. Der Arme wurde also in Abrahams Schoß getragen; die Schrift sagt aber von Abraham, dass er viel Gold und Silber besaß und auf Erden reich war (Gen 13,2). Wenn jeder Reiche in die Unterwelt kommt: wie konnte Abraham dann den Armen in seinem Schoß aufnehmen? Das geschah, weil Abraham inmitten seines Reichtums arm, demütig, ehrerbietig und alle Weisungen Gottes gehorsam war. Er erachtete seinen Reichtum für so gering, dass er, als Gott es von ihm verlangte, einwilligte, als Opfer seinen Sohn darzubringen, dem er seinen Reichtum zugedacht hatte (Gen 22,4). Lernt also, arm und bedürftig zu sein, ob ihr nun auf dieser Welt Besitz habt oder nicht. Denn es gibt Bettler, die voller Stolz sind, und Reiche, die ihre Sünden bekennen. „Gott tritt den Stolzen entgegen“, ob sie nun seidene Kleider oder Lumpen tragen; „den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6), ob sie nun die Güter dieser Welt besitzen oder nicht. Gott schaut ins Innere: dort wägt er ab, dort prüft er.

Mittwoch, 3 März 2021 : Kommentar Römische Liturgie

Selige Stadt Jerusalem, Vision des Friedens genannt, die gebaut ist in den Himmeln aus lebendigen Steinen, und von Engeln gekrönt ist wie in Begleitung einer Braut. Neu aus dem Himmel kommend, für den hochzeitlichen Saal bereitet, um als Unberührte dem Herrn vermählt zu werden. Ihre Straßen und Mauern sind aus reinstem Gold. Ihre Tore glänzen von Perlen, ihr Innerstes ist frei zugänglich und zum Lohn der Verdienste wird jeder hereingeführt, der für Christi Namen hier auf der Welt bedrängt wurde. Durch den Schlag der Leiden geglättete Steine werden durch die Hand des Künstlers an ihrem Platz eingefügt, wohlgeordnet zu verbleiben den heiligen Gebäuden. (vgl. 1 Petr 2,5; Offb 21,2.18; Kol 3,16)

Dienstag, 2 März 2021 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Höre nicht auf, Akte der Demut und Liebe gegenüber Gott und den Menschen zu vollziehen; denn Gott spricht zu dem, der sein Herz demütig vor ihm hält, und er beschenkt ihn reich mit seinen Gaben. Wenn Gott die Leiden seines Sohnes für dich bereithält und dich deine eigene Schwachheit mit Händen greifen lässt, dann ist es besser, Akte der Demut zu vollziehen, als den Mut zu verlieren. Lass ein Gebet der Hingabe und der Hoffnung zu Gott aufsteigen, wenn deine Schwäche deinen Fall verursacht, und danke dem Herrn für alle Gnaden, mit denen er dich beschenkt.

Montag, 1 März 2021 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Barmherzig zu sein scheint keine leichte Aufgabe zu sein. Wir haben schon genug unter dem eigenen Elend zu leiden, ohne auch noch den Schmerz derer, denen wir begegnen, ertragen zu müssen. Unser Herz würde sich dem verweigern, wenn es andere Mittel gäbe, Barmherzigkeit zu erlangen. Beschweren wir uns also nicht zu sehr, wenn wir beim Anblick von so viel Leid unterwegs oft Tränen in den Augen haben. Durch sie erfahren wir, was die Zärtlichkeit Gottes ist … So wie es starke Schmelztiegel braucht, um geschmolzenes Metall zu transportieren, das ganz vom Feuer in Besitz genommen und bearbeitet ist, so braucht Gott starke Herzen, wo beide gut zusammenleben können: unser siebenfaches Elend auf der Suche nach Heilung und die ewige Barmherzigkeit in der Mühe der Erlösung. Und wenn unser Herz oft angewidert ist, aus nächster Nähe dieses Häufchen Elend zu berühren, von dem man nie weiß, ob man es selbst oder jemand anders ist, so würde es doch um nichts in der Welt seine Aufgabe eintauschen wollen, denn es findet seine Freude an der Gesellschaft dieses unermüdlichen Feuers, das uns ohne Ende die Liebe Gottes zeigt. Und wir haben uns so sehr an die Gegenwart dieses Feuers gewöhnt, dass wir uns unaufgefordert auf die Suche machen nach allem, was es weiter am Brennen hält: alles, was klein ist und schwach, alles, was stöhnt und leidet, alles, was sündigt und kriecht und fällt, alles, was der Heilung bedarf. Und gemeinsam übergeben wir diesem Feuer, das in uns brennt, all diese leidenden Menschen, die unsere Begegnungen auslaugen, damit es sie berühre und heile.

Sonntag, 28 Februar 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Drei nun werden auserwählt auf den Berg zu steigen, weil desgleichen zwei erwählt werden mit dem Herrn zu erscheinen. […] Petrus steigt hinauf, der die Schlüssel des Himmelreiches empfing, Johannes, dem die (Gottes-)Mutter anvertraut wird, Jakobus, der als erster den Thron des Priestertums besteigt. Auf der anderen Seite erscheinen Moses und Elias, d. i. das Gesetz und das Prophetentum mit dem Worte […] Lasst uns zum Berge hinaufsteigen! Lasst uns Gottes Wort bitten, dass es sich uns in seiner Gestalt und Schönheit zeige und (in uns) erstarke und glücklich fortschreite und herrsche (vgl. Ps 45(44),4f.)! Und wenn du dich nicht zum Gipfel höherer Weisheit erhebst, zeigt sich dir die Weisheit nicht, zeigt sich dir die Erkenntnis der Geheimnisse nicht, zeigt sich dir nicht, wie erhaben die Herrlichkeit, wie erhaben die Schönheit in Gottes Wort ist. Gottes Wort erscheint vielmehr gleichsam wie im Fleische ohne die ihm eigentümliche Schönheit und Anmut, erscheint wie ein Mensch in Leiden, der unsere Schwachheiten auf sich nehmen kann (vgl. Jes 53,2f.), erscheint dir wie ein Wort aus Menschenmund hervorgegangen und von hüllenden Buchstaben verdeckt, nicht in der Kraft des Geistes aufleuchtend (vgl. 2 Kor 3,6–17). […] Seine Kleider sehen anders unten, anders oben (auf dem Berge) aus. Vielleicht bedeuten die Kleider des Wortes die Aussprüche der Schrift und gleichsam die Einkleidung des göttlichen Sinnes (in Buchstaben); denn wie seine Person dem Petrus und Johannes und Jakobus in veränderter Gestalt erschien und sein Gewand in hellem Glanz erstrahlte, so leuchtet jetzt auch hellen Strahles vor den Augen deines Geistes der Sinn der göttlichen Schriftlesungen auf: Gottes Worte werden wie Schnee, die Kleider des Wortes „über die Maßen weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden machen kann‟ (vgl. Mk 9,2). […] „Und während dieser Worte kam eine Wolke und überschattete sie‟. Des göttlichen Geistes Überschattung ist hier gemeint, die dem Menschenherzen nicht dunkelt, sondern Verborgenes offenbart. […] Das ist, wie du siehst der vollendete Glaube nicht bloß der Anfänger, sondern auch der Vollkommenen, ja auch der Himmlischen: die Erkenntnis des Sohnes Gottes.

Freitag, 26 Februar 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Es kann vorkommen, […] dass man eigenmächtig die Mitbrüder „exkommuniziert“, wenn man nämlich es an der Liebe fehlen lässt, wenn man jemanden nicht gerade aus seinem Herzen, aber doch aus seinem Wirkungskreise tätiger Liebe ausschließt. Man kann auch jemanden bei anderen „exkommunizieren“, ihn aus den Herzen anderer ausschließen, indem man Misstrauen gegen ihn weckt. Diese Sünde ist dem christlichen Geiste so völlig entgegen, dass wir ihr gegenüber nicht genug auf der Hut sein und in diesem Punkte nicht zartfühlend und vorsichtig genug sein können. Die klösterliche Gemeinschaft ist ein einziges Ganzes; was die einzelnen Glieder miteinander verbindet, ist die Liebe. Wenn sie bei den einzelnen abnimmt, wird damit das übernatürliche Leben in der ganzen klösterlichen Familie vermindert. Was ist in der Tat das unfehlbarste Kennzeichen der Glieder Christi, das Kennzeichen, das der Herr ihr selbst gegeben hat? Die gegenseitige Liebe: „Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebet“ (Joh 13,35). Das gleiche gilt vom klösterlichen Leben, und das einzige wahre Zeichen, dass Christus seine schützende Hand über eine Klostergemeinde hält, ist die dort herrschende brüderliche Liebe. Wehe allen, die auf irgendeine Art und Weise diesen Geist der Liebe zu vermindern suchen. Sie zerreißen das hochzeitliche Kleid des Bräutigams und tilgen in ihrer eigenen Seele das eigentliche Merkmal des Christen. Christus ist nur einer; er sagt uns, dass alles, was wir dem Geringsten unserer – d. h. seiner Brüder – tun, wir ihm selbst getan haben (Mt 25,40.45).

Donnerstag, 25 Februar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Glaube mir, ich verachte nicht das Verlangen meiner Diener. Ich gebe jedem, der mich bittet, und ich lade euch alle ein, zu bitten. Nicht in Wahrheit an die Tür der Weisheit meines eingeborenen Sohnes zu klopfen indem man seiner Lehre folgt, ist etwas, das mir sehr missfällt. Denn seiner Lehre zu folgen bedeutet, an die Tür zu klopfen, mit der Stimme heiligen Verlangens, mit demütigem und beständigem Beten zu mir, dem Ewigen Vater zu rufen. Und ich, der Vater, bin es, der euch das Brot der Gnade durch die Tür der süßen Wahrheit gibt. Um euer Verlangen und eure Beharrlichkeit zu prüfen, tue ich gelegentlich so, als hörte ich euch nicht; ich höre euch aber sehr wohl und gewähre eurem Geist das, was er braucht. Ich bin es, der euch Hunger gibt und Durst, mit dem ihr zu mir ruft; und ich will nur eure Beharrlichkeit prüfen, um eure Wünsche zu erfüllen, wenn sie wohl geordnet und auf mich hin ausgerichtet sind. Zu solchem Rufen lädt euch meine Wahrheit ein, wenn sie sagt: „Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden, klopft an und es wird euch geöffnet“ (vgl. Mt 7,7; Lk 11,9). Und auch ich sage dir: Ich will nicht, dass dein Verlangen nachlässt noch dass du aufhörst, meine Hilfe zu erflehen! Lass deine Stimme nicht leiser werden! Rufe, rufe zu mir, damit ich mich der Welt erbarme! Klopfe ohne Unterlass an die Tür meiner Wahrheit, die mein Sohn ist, und folge seinen Spuren!

Dienstag, 23 Februar 2021 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

In allem, was unsere Gebetsweise und Andachtsübungen betrifft, sollen wir uns nach dem Beispiele Jesu Christi und der Lehre der Kirche richten (Lk 11,1–2). Als die Jünger des Herrn baten: „Herr, lehre uns beten“, da belehrte er sie gewiss über alles, was notwendig ist, um vom ewigen Vater erhört zu werden, da ihm ja sein Wille genau bekannt war. Er lehrte sie nur die sieben Bitten des Vaterunsers, in denen all unsere geistigen und leiblichen Bedürfnisse enthalten sind, und sprach weiter nichts von verschiedenen anderen Gebetsformeln und Zeremonien. Im Gegenteil, er legte ihnen ans Herz, beim Gebete nicht viele Worte zu machen, da unser Vater im Himmel selbst wisse, was wir bedürfen (Mt 6,7–8). Nur eines schärfte er uns mit besonderem Nachdruck ein, dass wir beharrlich sein sollen beim Gebet durch häufige Wiederholung des Vaterunsers; und anderswo sagte er, dass wir allezeit beten und nicht nachlassen sollen (Lk 18,1). Er lehrte uns nicht verschiedene Gebetsformeln, sondern will nur, dass wir das Vaterunser recht oft, inbrünstig und sorgfältig wiederholen. Denn in diesen Bitten ist, wie bereits erwähnt, alles enthalten, was der Wille Gottes und uns zum Heile ist. Als darum der Gottessohn zum ewigen Vater flehte, bediente er sich dreimal derselben Worte des Vaterunsers. Er sprach, wie die Evangelisten bemerken: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht wie ich, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). Was nun die äußeren Übungen betrifft, deren wir uns nach seiner Anweisung bedienen sollen, so finden sich nur zwei angegeben. Entweder sollen wir uns zurückziehen in unser Kämmerlein, wo wir ohne Störung und ohne von jemand bemerkt zu werden mit ganz reinem Herzen beten können […] Oder wir können uns auch nach seinem Beispiele an einen einsamen Ort zurückziehen, am besten zur Nachtzeit, wo mehr Ruhe herrscht.

Montag, 22 Februar 2021 : Kommentar Homilie

Petrus sollte die Schlüssel der Kirche, oder besser gesagt, die Schlüssel des Himmels, erhalten, und ihm sollten viele Menschen anvertraut werden. Denn was hat der Herr zu ihm gesagt? „Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19). Petrus war ja etwas schroff von seinem Charakter her; wenn er nun ohne Sünde gewesen wäre, welche Vergebung hätten die Jünger von ihm erhalten? Deshalb ließ ihn die göttliche Gnade in einen Fehler fallen, damit seine eigene Erprobung ihn anderen gegenüber gnädig machen sollte. Du siehst, wie Gott jemanden in Sünde fallen lassen kann: diesen Petrus, die Koryphäe unter den Aposteln, das unerschütterliche Fundament, der unzerstörbare Fels, der Erste in der Kirche, der uneinnehmbare Hafen, der unerschütterliche Turm, diesen Petrus, der zu Christus sagte: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen“ (Mt 26,35), Petrus der durch göttliche Offenbarung die Wahrheit bekannt hatte: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). […] Aber, wie gesagt, Gott hat es gewollt und zugelassen, dass Petrus sündigte, weil er im Sinn hatte, ihm ein großes Volk anzuvertrauen, und er fürchtete, dass dessen Härte, gepaart mit seiner Untadeligkeit, ihn seinen Brüdern gegenüber rücksichtslos machen würde. Petrus unterlag der Sünde, damit er im Gedenken an seine eigene Schuld und an die Güte des Herrn anderen Zeugnis geben könne von der menschenfreundlichen Güte, wie es im göttliche Plan vorgesehen war. Der Fall wurde zugelassen bei demjenigen, dem die Kirche anvertraut werden sollte, der Stütze der Kirchen, der Hafen des Glaubens. Der Fall wurde zugelassen bei Petrus, dem Lehrer des Universums, damit die empfangene Vergebung stets das Fundament der Liebe zu den anderen bleibt.

Samstag, 20 Februar 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Wollen Sie diesem Gott, der Sie liebt, ein Zeichen des innigen Vertrauens geben, das ihn sehr berühren wird? Wenn Sie einen Fehler machen, zögern Sie nicht, sofort zu ihm zu laufen, sich ihm zu Füßen zu werfen und ihn um Vergebung zu bitten. Begreifen Sie es gut: Gott ist so sehr geneigt zu vergeben, dass er, wenn die Sünder darauf beharren, fern von ihm und des Gnadenlebens beraubt zu leben, über ihre Verlorenheit seufzt und sie diese Rufe seiner Zärtlichkeit hören lässt: „Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt“ (vgl. Ez 18,31–32). Er verspricht, die fliehende Seele aufzunehmen, sobald sie kommt, um sich in seine Arme zu werfen: „Kehrt um zu mir […], dann kehre ich um zu euch“ (Sach 1,3). O, wenn die armen Sünder doch verstehen würden, mit welcher Güte unser Herr sie erwartet, um ihnen zu vergeben! „Der Herr wartet darauf, euch seine Gnade zu zeigen“ (vgl. Jes 30,18). Wenn sie nur verstehen würden, dass er es eilig hat, nicht um sie zu züchtigen, sondern sie umkehren zu sehen, damit er sie in seine Arme schließen und sie an sein Herz drücken kann! Hören wir seine feierliche Erklärung: „So wahr ich lebe – Spruch Gottes, des Herrn –, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt“ (Ez 33,11). […] Schließlich hat Gott in aller Form erklärt, dass er sogar – wenn eine Seele bereut, ihn beleidigt zu haben – die Erinnerung an ihre Sünden verliert: „All seiner Vergehen will ich nicht mehr gedenken“ (vgl. Ez 18,22). Also, sobald Sie einen Fehler begangen haben, erheben Sie ihre Augen zu Gott, schenken Sie ihm einen Liebesakt, und rechnen Sie, indem Sie ihre Sünde bekennen, fest mit seiner Vergebung.

Freitag, 19 Februar 2021 : Kommentar Theodor von Studion

Meine geliebten Kinder und meine Brüder! Gott, der in seiner Weisheit alles regiert, der auf hervorragende und kluge Weise die Zeiten und Jahre zu einem guten Ende führt, hat uns auch dies kundgetan: Sie sind schon da, die Tage des Heils und des Segens für die Seelen. […] Dank sei dem, der uns diese Tage offenbart hat und uns für würdig hielt, sie zu erreichen. Deshalb müssen wir zu jeder Zeit ein heiliges und reines Leben führen und jedes Gebot Gottes beachten, besonders aber in dieser Zeit. […] Da nun also die Zeit der Reinigung ist: Reinigen wir uns! Da nun die Zeit der Enthaltsamkeit ist: Enthalten wir uns, und zwar nicht nur der Nahrung – das genügt nicht –, sondern lasst uns enthaltsam darin sein, […] den guten Ruf unseres Bruders zu beneiden, uns über unseren Nächsten zu ärgern oder aufzuregen, unserer Zunge freien Lauf zu lassen und sie nicht zu zügeln. Vielmehr soll sie sich selbst Grenzen setzen, sodass wir weder zu viel noch zu jeder Zeit und nur über angemessene Dinge reden. Unsere Augen sollen sich vor schamlosen Blicken hüten, unsere Ohren seien geschlossen und sollen sich nur öffnen, um zu hören, was Gott wohlgefällt und was er liebt. Ja, meine geliebten Kinder, ja, ich ermahne euch: Macht aus euch ein Instrument, eine liebliche Harfe des Heiligen Geistes. […] Haltet Frieden untereinander. Die heilige Fastenzeit ist anstrengend für den Leib, das ist wahr, aber lasst nicht zu, dass dadurch euer Mut geschwächt wird! […] Ein bisschen Geduld, und ihr werdet, wie gewohnt, das Gewicht nicht mehr spüren!

Donnerstag, 18 Februar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Als sie vor einem Fest eine Krankheit kommen fühlte, begehrte sie vom Herrn, er möge sie bis nach dem Fest gesund erhalten oder die Krankheit wenigstens so mildern, dass sie an der Feier nicht gehindert würde. Jedoch überließ sie sich gänzlich dem göttlichen Willen. Darauf empfing sie vom Herrn folgende Antwort: „Dadurch, dass du dies von mir begehrst, dich aber meinem Willen überlässt, führst du mich zu einem mit Blumenbeeten übersäten Wohngarten. Wisse jedoch: Wenn ich dich darin erhörte, dass du an meinem Dienst nicht gehindert werdest, so folge ich dir zu deinem Beet, woran du dich mehr erfreust; wenn ich dich aber nicht erhöre und du in Geduld ausharrst, so folgst du mir zu einem Beet, an welchem ich mehr Freude habe. Denn größere Wonne finde ich in dir, wenn jenes Verlangen dich beseelt und du dabei leidest, als wenn du Andacht hast und dich dabei erfreust.“

Dienstag, 16 Februar 2021 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Die Theologen nennen den Glauben einen sicheren, aber (dunklen) geheimnisvollen Zustand der Seele. Der Grund, warum er ein dunkler Zustand ist, liegt darin, dass er der Seele die von Gott selbst geoffenbarten Wahrheiten zum Glauben vorlegt, Wahrheiten, die über jedes natürliche Licht erhaben sind und allen menschlichen Verstand himmelweit überragen. Daher kommt es, dass dieses überschwengliche Licht, das der Seele im Glauben zuteilwird, für sie dunkle Finsternis ist; denn die geringere Kraft wird von der größeren verschlungen und überwältigt. Es ist da wie mit dem Sonnenlicht. Vor diesem verschwinden alle anderen Lichter, so dass man kein Licht mehr gewahrt, sobald die Sonne scheint. Ja sie überwältigt sogar unser Sehvermögen derart, dass sie sogar das Auge blendet und es hindert, die dargebotenen Objekte zu sehen, weil eben das Licht der Sonne in keinem Verhältnis zu unserem Sehvermögen steht, sondern es weit übertrifft. So überragt und überwältigt auch das Licht des Glaubens infolge seiner übergroßen Stärke das Licht unseres Verstandes […] An einem weiteren, noch deutlicherem Beispiel wird man es noch besser verstehen. Wollte man einem Blindgeborenen, der niemals eine Farbe gesehen, erklären, wie die weiße oder gelbe Farbe aussehe, so würde er gleichwohl trotz aller Erklärungen nicht mehr davon verstehen als vorher, weil er eben nie solche Farben, noch auch etwas Ähnliches gesehen hat […] Er könnte nichts als den Namen davon behalten […] Ebenso verhält es sich mit dem Glauben in der Seele, wenn sich auch der Vergleich nicht in jeder Hinsicht durchführen lässt. Auch der Glaube berichtet uns von Dingen, von denen wir nie etwas sahen noch hörten […] So haben wir also von diesen Dingen kein natürliches Licht der Erkenntnis […] Wir wissen es nur, weil wir es gehört haben, und wir glauben, was uns gelehrt wird, und unterwerfen dieser Lehre das Licht unserer natürlichen Erkenntnis, das wir dabei völlig ausschalten. Darum sagt auch der heilige Paulus: […] „Somit kommt der Glaube von der Predigt, gepredigt aber wird auf den Befehl Christi“ (vgl. Röm 10,17), als wollte er sagen: der Glaube ist keine Wissenschaft, die uns durch irgendeinen Sinn vermittelt wird, sondern er ist nur ein Zustimmen der Seele zu dem, was sie hört. […] Die Wissenschaft des Glaubens […] entsteht ohne das Licht der Vernunft, das man eben um des Glaubens willen ausschalten muss; denn gerade dann wird er zuschanden, wenn man das eigene Licht (der Vernunft) gebrauchen will. Darum sprach Isaias: […] „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht zur Einsicht kommen“ (vgl. Is 7,3 Sept.).

Montag, 15 Februar 2021 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Der schönste Glaubensakt ist der, der in völliger Dunkelheit über deine Lippen kommt, unter Opfern, Leiden, in äußerster Anstrengung eines festen Willens, das Gute zu tun. Wie der Blitz zerreißt dieser Glaubensakt das Dunkel deiner Seele, hebt dich mitten im Gewitter empor und führt dich zu Gott. Der lebendige Glaube, die unerschütterliche Gewissheit, das bedingungslose Festhalten am Willen des Herrn – das ist das Licht, das die Schritte des Volkes Gottes in der Wüste erhellt. Es ist das gleiche Licht, das jeden Augenblick in jedem Geist leuchtet, der dem Vater gefällt. Es ist auch das Licht, das die drei Weisen führte und sie dazu brachte, den neugeborenen Messias anzubeten. Es ist der von Bileam prophezeite Stern (vgl. Num 24,17), die Fackel, die die Schritte eines jeden Menschen leitet, der Gott sucht. Dieses Licht, dieser Stern, diese Fackel sind nun auch das, was deine Seele erleuchtet, was deine Schritte lenkt, damit du nicht schwankst, was deinen Geist in der Liebe Gottes stärkt. Du siehst es nicht, du verstehst es nicht, aber das ist auch nicht nötig. Du siehst nur Dunkelheit, aber gewiss nicht jene der Söhne des Verderbens, sondern die, welche die ewige Sonne umhüllt. Sei versichert, dass diese Sonne in deiner Seele leuchtet, diese Sonne, die der Prophet des Herrn besungen hat: „In deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps 36(35),10).

Sonntag, 14 Februar 2021 : Kommentar Oden des Salomo

Meine Arme habe ich zur Höhe erhoben, zur Gnade des Herrn, denn er hat meine Bande von mir weggeworfen, und mein Helfer hat mich erhöht zu seiner Gnade und zu seiner Erlösung. Und ich habe abgelegt die Finsternis und angezogen das Licht. Und es sind mir Glieder zuteil geworden zu meiner Seele, in denen kein Schmerz, auch keine Pein und keine Leiden sind. Und besonders hilfreich war für mich der Gedanke des Herrn und seine unvergängliche Gemeinschaft, und ich wurde erhoben in sein Licht und wirkte vor seinem Antlitz, und ich war ihm nahe, ihn preisend und ihn verkündend. Mein Herz floss über und fand sich in meinem Munde und stieg empor auf meine Lippen, und die jauchzende Begrüßung des Herrn wuchs auf meinem Angesicht und sein Preis. Hallelujah. Ich bin entkommen aus meinen Banden und habe mich zu dir geflüchtet, mein Gott, denn du bist meine Rechte zur Rettung gewesen und mein Helfer. Du hast zurückgehalten, die sich gegen mich erhoben, und ich werde ihn nicht wiedersehen, denn dein Antlitz war mit mir, welches mich errettete durch deine Gnade. Ich aber war verachtet und verworfen in den Augen vieler, und ich war in ihren Augen wie Blei. Und es ward mir Stärke zu teil von dir und Hilfe. Einen Leuchter stelltest du mir zu meiner Rechten und zu meiner Linken, und nichts soll an mir sein, das nicht Licht wäre. Und ich bin bedeckt mit dem Kleide deines Geistes, und er hat weggenommen von mir die Kleider (von) Fell (vgl. Gen 3,21), denn deine Rechte hat mich erhöht und hat Krankheit an mir vorübergehen lassen. Und ich bin stark geworden in der Wahrheit und heilig in deiner Gerechtigkeit […] und ich bin gerechtfertigt worden in seiner Güte, und seine Ruhe währet in alle Ewigkeit. Hallelujah.

Samstag, 13 Februar 2021 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

Der Bericht über dieses Wunder gibt uns die Gelegenheit, die unterschiedlichen Tätigkeiten der Gottheit und der Menschheit in der einen und einzigen Person unseres Erlösers zu erkennen. Folglich müssen wir den Irrtum des Eutyches, der zu behaupten wagte, dass es in Jesus Christus nur eine Tätigkeit gäbe, weit aus unserem Glaubensbekenntnis und aus dem Herzen des Christentums zurückweisen. Wer sieht denn nicht, dass das Gefühl des Erbarmens, das unser Herr für diese Menschenmenge empfindet, ein Gefühl des Mitleids ist, das der menschlichen Natur eigen ist? Aber wer sieht nicht gleichzeitig, dass es ein Werk göttlicher Macht ist, viertausend Menschen mit sieben Broten und ein paar Fischen satt zu machen? „Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll“ (Mt 15,37). Diese Menschenmenge, die soeben gegessen hat und satt geworden ist, nimmt die Brotreste nicht mit, sondern lässt sie von den Jüngern wieder – wie zuvor – in Körben einsammeln, und dieser Umstand – im wörtlichen Sinn erklärt – lehrt uns, mit dem Notwendigen zufrieden zu sein und niemals etwas darüber hinaus zu verlangen. Dann berichtet uns der Evangelist die Zahl derer, die satt wurden: „Es waren viertausend Männer, die an dem Mahl teilgenommen hatten […] Danach schickte er sie nach Hause“ (vgl. Mt 15,38–39). Beachten wir, dass unser Herr niemanden mit leerem Magen wegschicken will; stattdessen will er allen Menschen die Nahrung seiner Gnade geben. Im übertragenen Sinn gibt es einen Unterschied zwischen diesem zweiten Wunder und der ersten Vermehrung der fünf Brote und zwei Fische. Erstere stellt den Buchstaben des Alten Testaments dar, der gleichsam von der geistlichen Gnade des Neuen Bundes erfüllt wurde. Die zweite Vermehrung hingegen steht für die Wahrheit und die Gnade des Neuen Testaments, die den Gläubigen reichlich zuteilwerden. Die vielen Menschen, die nach dem Zeugnis des heiligen Matthäus (vgl. Mt 15) drei Tage auf die Heilung ihrer Kranken warten, stehen für die Auserwählten, die an die heilige Dreifaltigkeit glauben, die in beharrlichem Gebet um Vergebung ihrer Sünde bitten, oder für diejenigen, die sich in Gedanken, Worten und Werken zum Herrn bekehren.

Donnerstag, 11 Februar 2021 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

„Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen“ (Mt 15,28). Ja, die kanaanäische Frau hat einen sehr großen Glauben. Sie kennt weder die alten Propheten noch die jüngsten Wunder des Herrn, weder seine Gebote noch seine Verheißungen und wird außerdem noch von ihm abgewiesen. Sie fährt aber beharrlich fort zu bitten und wird nicht müde, bei dem anzuklopfen, dessen Ruf allein sie darauf hinwies, dass er der Retter ist. So wird ihr Gebet in auffallender Weise erhört. […] Wenn einer von uns ein Gewissen hat, das durch Egoismus, Stolz, Eitelkeit, Verachtung, Zorn, Eifersucht oder irgendein anderes Laster befleckt ist, so hat er, wie jene Frau aus Kanaan, in der Tat „eine Tochter, die vom Dämon gequält wird“ (vgl. Mt 15,22). Also möge er zum Herrn eilen und ihn bitten, sie zu heilen. […] Er möge dies in demütiger Unterwerfung tun; er möge sich nicht für würdig erachten, das Schicksal der Schafe Israels, d. h. der reinen Seelen, zu teilen. Er möge sich der himmlischen Belohnungen für unwürdig erachten. Die Verzweiflung soll ihn jedoch nicht dazu verleiten, in der Beharrlichkeit seines Betens nachzulassen; vielmehr soll sein Herz ein unerschütterliches Vertrauen auf die grenzenlose Güte des Herrn haben. Denn er, der den Dieb in einen Bekenner verwandeln konnte (vgl. Lk 23,39ff.), den Verfolger in einen Apostel (vgl. Apg 9) und einfache Steine in Söhne Abrahams (vgl. Mt 3,9), er ist auch fähig, einen kleinen Hund in ein Schaf Israels zu verwandeln.

Mittwoch, 10 Februar 2021 : Kommentar Hl. Bernhard

Wo kann unsere gebrechliche Natur Ruhe und Sicherheit finden, wenn nicht in den Wunden des Erlösers? Dort berge ich mich mit umso mehr Zuversicht, als seine Macht, mich zu retten, noch größer ist. Die Welt gerät ins Wanken, der Leib lastet schwer auf mir, der Teufel knüpft seine Fallstricke: doch ich komme nicht zu Fall, weil ich auf einen festen Felsen gestellt bin […] Was mir durch eigenes Versagen mangelt, entnehme ich voll Vertrauen dem barmherzigen Innersten des Herrn, denn seinem Leib wurden genügend Wunden geschlagen, damit seine ganze Liebe sich verströmen kann […] Sie haben seine Hände und Füße durchbohrt und mit einem Lanzenstoß seine Seite (vgl. Joh 19,34). Durch diese klaffenden Öffnungen kann ich mich sättigen mit dem Honig aus dem Felsen (Ps 81(80),17) und mit dem Öl, das aus dem harten Gestein fließt, also sehen und schmecken die Süßigkeit des Herrn (vgl. Ps 34(33),9). Er dachte Gedanken des Heils und ich wusste es nicht (vgl. Jer 29,11) […] Aber der Nagel, der ihn durchdringt, ist für mich zu einem Schlüssel geworden, der mir das Geheimnis seiner Pläne eröffnet. Wie könnte man durch diese Öffnungen nicht hindurchblicken? Die Nägel und die Wunden schreien es heraus, dass Gott in der Person Christi wirklich die Welt mit sich versöhnt (2 Kor 5,19). Das Eisen hat sein Wesen durchbohrt und sein Herz getroffen, damit er mit meiner verletzlichen Natur Mitleid empfinden kann. Das Geheimnis seines Herzens liegt entblößt da in den Wunden seines Leibes: das Mysterium der unendlichen Güte ist offen zu sehen, diese zärtliche „Liebe unseres Gottes, durch die uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe besucht hat“ (vgl. Lk 1,78). Wie sollte dieses Herz sich durch solche Wunden nicht offenbaren? Wie kann man denn deutlicher als durch deine Wunden aufzeigen, dass du, Herr, sanft bist, voller Mitgefühl und von großer Barmherzigkeit? Denn es gibt kein größeres Mitgefühl, als wenn einer sein Leben hingibt für jene, die zum Tode verurteilt sind (vgl. Joh 15,13).

Dienstag, 9 Februar 2021 : Kommentar Nachfolge Christi

Oft nehmen wir es auch nicht wahr, dass wir innerlich blind sind. Oft handeln wir schlecht, aber was noch schlimmer ist, wir entschuldigen uns. Zuweilen treibt uns Leidenschaft, wir aber nennen es Eifer. Wir tadeln Kleinigkeiten an anderen und übersehen Krebsschäden an uns. Was wir von anderen auszustehen haben, fühlen wir schnell und kreiden es an. Was aber die anderen von uns hinnehmen, das sehen wir gar nicht. Wer sich selbst recht und gerecht beurteilte, hätte keinen Grund, über andere scharf zu richten. Der innerliche Mensch setzt die Sorge für sich allen Sorgen voran. Wer auf sich selbst sorgsam achtet, redet nicht gern von andern. Du wirst nie ein innerlicher, gottnaher Mensch, wofern du nicht über Fremde schweigst und auf dich selbst ein besonderes Auge hast. […] Die gottliebende Seele wertet im Hinblick auf Gott alle Dinge gering. Gott allein, der Ewige und Unermessliche, der alles erfüllt, ist der Trost der Seele und die wahre Freude des Herzens. […] Wenn dein Herz dich nicht anklagt, wirst du süße Ruhe genießen. Keiner Freude außer im Guttun! Böse haben niemals wahre Freude, sie kosten den inneren Frieden nicht. „Die Gottlosen kennen keinen Frieden“, spricht der Herr (Is 48,22). […] Wer ein reines Gewissen hat, ist wohl zufrieden und ruhig. Du bist nicht heiliger, wenn man dich lobt, nicht schlechter, wenn man dich lästert. Was du bist, das bist du, alle Worte machen dich vor Gott nicht größer. Wenn du darauf siehst, was du innerlich bist, wird es dich nicht kümmern, was die Menschen draußen von dir schwätzen. Der Mensch blickt auf Äußeres, Gott sieht ins Herz.

Montag, 8 Februar 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigkeit Gottes, die uns durch unser ganzes Leben begleitet – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns besonders in der Stunde unseres Todes umfängt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns das ewige Leben schenkt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns in jedem Augenblick unseres Lebens zur Seite steht – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns vor dem Feuer der Hölle schützt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in der Umkehr verhärteter Sünder – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Verwunderung der Engel und unbegreiflich für die Heiligen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, unergründlich in allen Geheimnissen Gottes – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aufrichtend aus allem Elend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Quelle unseres Glücks und unserer Freude – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aus dem Nichts zum Leben rufend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alle Werke Seiner Hände umschließend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alles krönend, was ist und sein wird – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in die wir alle versenkt sind – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, süßer Trost gequälter Herzen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, einzige Hoffnung verzweifelter Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Rast der Herzen, Friede inmitten des Schreckens – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Wonne und Entzücken heiliger Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Vertrauen weckend trotz Hoffnungslosigkeit – ich vertraue auf dich. + O Ewiger Gott, dessen Barmherzigkeit unergründlich und dessen Schatz des Erbarmens unerschöpflich ist, schau gnädig auf uns und vermehre in uns Deine Barmherzigkeit, damit wir in schweren Zeiten nicht verzweifeln und nicht mutlos werden, sondern uns mit großem Vertrauen Deinem heiligen Willen hingeben, der die Liebe und das Erbarmen selber ist.

Sonntag, 7 Februar 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Zu Recht heißt es: „Jakob sah im Traum eine Leiter“ (vgl. Gen 28,12f.); auf ihr kannst du hinaufsteigen […]. Diese Leiter aus zwei Holmen und sechs Sprossen versinnbildlicht Jesus Christus: seine göttliche und menschliche Natur und seine Tugenden: Demut und Armut, Weisheit und Barmherzigkeit, Geduld und Gehorsam. Jesus war demütig, indem er unsere Natur annahm und „auf die Niedrigkeit seiner Magd“ (Lk 1,48) schaute. Er war arm in seiner Geburt, als die Jungfrau, die Ärmste, ihn zur Welt brachte und keinen anderen Ort hatte, um ihn, in Windeln gehüllt, hinzulegen, als in eine Futterkrippe für Tiere (vgl. Lk 2,7). Er war weise im Predigen, da er anfing zu wirken und zu lehren (vgl. Apg 1,1). Er war barmherzig, indem er die Sünder aufnahm: „Ich bin gekommen“, sprach er, „um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Er war geduldig unter den Geißelhieben, den Ohrfeigen und den Bespeiungen: „Ich machte mein Gesicht hart wie einen Kiesel“, sagt er durch den Mund des Jesaja (vgl. 50,7). Jesus „schmähte nicht, als er geschmäht wurde; als er litt, drohte er nicht“ (vgl. 1 Petr 2,23). Er war schließlich „gehorsam bis zum Tod am Kreuz“ (vgl. Phil 2,8). Diese Leiter stand auf der Erde, als Christus predigte und Wunder wirkte; sie berührte den Himmel, als er seine Nächte im Gebet zu seinem Vater verbrachte. Hier also ist die Leiter aufgestellt. Warum steigst du nicht hinauf? Warum schleppst du dich weiter mit Händen und Füßen am Boden herum? Steig doch hinauf! Steigt hinauf, ihr Engel, Bischöfe, Ordensobere und Gläubige Jesu Christi! Steigt hinauf, sage ich euch, und betrachtet, wie süß der Herr ist! Steigt dann auch wieder herunter, um zu helfen und zu ermutigen, denn das ist es, was unser Nächster braucht. Warum versucht ihr, auf diesen Berg auf andere Weise als mit dieser Leiter zu gelangen?

Samstag, 6 Februar 2021 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Kinder, Gottes Wort ist etwas Großes. Die ersten Worte des Herrn an die Apostel waren: „Gehet hin und lehret …“; damit wollte er uns zeigen, dass die Unterweisung an erster Stelle steht. Wodurch haben wir unseren Glauben kennengelernt? Durch die Belehrung, der wir Gehör geschenkt haben. Was hat uns Abscheu vor der Sünde eingeflößt, die Schönheit der Tugend uns sehen lassen … uns erfüllt mit dem Verlangen nach dem Himmel? Die Belehrungen. […] Meine Kinder, warum ist man so blind und unwissend? Weil wir uns aus dem Wort Gottes nichts machen … Wer gut unterwiesen wurde, für den gibt es immer Hilfe. Sollte er sich auf allen möglichen Irrwegen verlieren, so besteht immer noch Hoffnung, dass er zum lieben Gott früher oder später zurückfinden wird, und sei es auch erst in seiner Todesstunde. Wer aber nicht genügend Wissen von seiner Religion hat, gleicht einem Todkranken, der nicht mehr bei Bewusstsein ist. Er erkennt weder die Schwere der Sünden noch die Schönheit seiner Seele, noch den Wert der Tugend. Er fällt von einer Sünde in die andere. Wer gut informiert ist, hat immer zwei Führer, die ihm vorhergehen: guten Rat und Gehorsam.

Mittwoch, 3 Februar 2021 : Kommentar Brief an Diognet

Deswegen sandte der Vater den Logos, damit er der Welt erschiene, der von seinem Volk missachtet, von den Aposteln gepredigt und von den Heiden gläubig aufgenommen wurde. Dieser ist es, der von Anfang an war, als ein Neuer erschien und als der Alte erfunden wurde, der immerfort neu in den Herzen der Heiligen geboren wird. Er ist der Ewige, von dem es heißt, er sei „heute der Sohn“ (vgl. Ps 2,7). Durch ihn wird die Kirche bereichert und die Gnade, die sich in den Heiligen entfaltet, vermehrt, die da Verständnis gewährt, Geheimnisse erschließt, Zeiten ankündigt, sich an den Gläubigen erfreut, sich den Suchenden mitteilt, jenen nämlich, von denen die Gelöbnisse des Glaubens nicht gebrochen und die von den Vätern gesteckten Grenzen nicht überschritten werden. Dann wird die Gesetzesfurcht gepriesen, die Prophetengabe erkannt, der Glaube der Evangelien gefestigt und die Überlieferung der Apostel bewahrt; es frohlockt die Gnade der Kirche. Wenn du diese Gnade nicht betrübst, wirst du erkennen, was der Logos verkündet, durch wen und wann er will. […] Wenn ihr darauf achtet und es mit Eifer anhört, werdet ihr innewerden, was Gott denen bietet, die ihn in rechter Weise lieben, die ihr geworden seid ein Paradies der Wonne und in euch aufsprossen lasst einen herrlich blühenden, fruchtbeladenen Baum, mit allerlei Früchten geschmückt. An diesem Ort nämlich ist ein Baum der Erkenntnis und ein Baum des Lebens gepflanzt […] Wer aber mit Furcht erkennt und Leben sucht, der pflanzt auf Hoffnung in Erwartung der Frucht. Möge dir das Herz Erkenntnis und das wahre, tieferfasste Wort sein. Wenn du davon Holz trägst und Frucht nimmst, wirst du immerdar ernten.

Dienstag, 2 Februar 2021 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Lasst eure Lampen brennen“ (Lk 12,35). […] Zeigen wir durch dieses sichtbare Zeichen die Freude, die wir mit Simeon teilen, welcher in seinen Händen das Licht der Welt trägt. […] Lasst uns glühen in unserer Hingabe und strahlen durch unsere Werke, so werden wir mit Simeon Christus in unseren Händen tragen. […] Heute hat die Kirche den schönen Brauch, dass wir Kerzen tragen. […] Wer erinnert sich heute, wenn er seine brennende Lampe in der Hand hält, nicht an den seligen Greis? An diesem Tag nahm er Jesus in seine Arme, das Wort, das im Fleisch gegenwärtig ist, wie das Licht im Wachs, und bezeugte, dass er es ist, „das Licht, das die Heiden erleuchtet“. Simeon war gewiss selbst eine „Lampe, die brennt und leuchtet“, indem er Zeugnis ablegte vom Licht (Joh 5,35; vgl. Joh 1,7). Deshalb war er in den Tempel gekommen, geführt vom Heiligen Geist, der ihn erfüllte, „um dein Erbarmen, o Gott, zu empfangen inmitten deines Tempels“ (vgl. Ps 47(48),10 Vulg.) und um zu verkünden, dass es das Erbarmen und das Licht deines Volkes ist. O Greis, strahlend von Frieden, du trugst das Licht nicht nur in deinen Händen, du wurdest von ihm durchdrungen. Du warst so von Christus erleuchtet, dass du im Voraus schautest, wie er die Völker erleuchten würde […], wie heute der Glanz unseres Glaubens aufleuchten würde. Freu dich nun, heiliger Greis; sieh heute, was du im Voraus erblickt hattest: Die Finsternis der Welt hat sich verflüchtigt, „Völker wandern zu deinem Licht“, „die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit“ (Jes 60,3; vgl. Jes 6,3).

Montag, 1 Februar 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Tatsache der Macht des Bösen im Herzen des Menschen und in der menschlichen Geschichte ist also unbestreitbar. Die Frage ist: Wie ist dieses Böse zu erklären? […] Der christliche Glaube [sagt uns]: Es gibt zwei Geheimnisse des Lichts und ein Geheimnis der Nacht, das jedoch von den Geheimnissen des Lichts umhüllt ist. Das erste Geheimnis des Lichts ist dieses: Der Glaube sagt uns, dass es nicht zwei Prinzipien, ein gutes und ein böses, gibt, sondern nur ein einziges Prinzip, den Schöpfergott, und dieses Prinzip ist gut, nur gut, ohne jeglichen Schatten des Bösen. Und deshalb ist auch das Sein keine Mischung aus Gutem und Bösem. Das Sein als solches ist gut, und deshalb ist es gut zu sein, ist es gut zu leben. Das ist die Frohbotschaft des Glaubens: Es gibt nur einen guten Quell, den Schöpfer. […] Dann folgt ein Geheimnis der Finsternis, der Nacht. Das Böse stammt nicht aus der Quelle des Seins selbst, es ist nicht gleichursprünglich. Das Böse stammt aus einer geschaffenen Freiheit, aus einer missbrauchten Freiheit. Wie war das möglich, wie ist das geschehen? Das bleibt im Dunkeln. Das Böse ist nicht logisch. […] Wir können es rätselnd ahnen, aber nicht erklären; und wir können es auch nicht wie eine Tatsache unter anderen erzählen, weil es sich um eine tiefere Wirklichkeit handelt. Es bleibt ein Geheimnis der Dunkelheit, der Nacht. Aber da kommt sogleich ein Geheimnis des Lichts hinzu. Das Böse kommt aus einer untergeordneten Quelle. Gott ist stärker mit seinem Licht. Und deshalb kann das Böse überwunden werden. Deshalb ist das Geschöpf, der Mensch heilbar. […] Und schließlich als letzter Punkt: Der Mensch ist nicht nur heilbar, er ist tatsächlich geheilt. Gott hat die Heilung eingeleitet. Er ist selbst in die Geschichte eingetreten. Der ständigen Quelle des Bösen hat er eine Quelle des reinen Guten entgegengesetzt. Der gekreuzigte und auferstandene Christus, der neue Adam, setzt der schmutzigen Flut des Bösen eine Flut des Lichts entgegen. Und diese Flut ist in der Geschichte gegenwärtig: Wir sehen die Heiligen, die großen Heiligen, aber auch die demütigen Heiligen, die einfachen Gläubigen. Wir sehen, dass die Flut des Lichts, das von Christus kommt, gegenwärtig und stark ist.

Sonntag, 31 Januar 2021 : Kommentar Hl. Hieronymus

Jesus ging also in die Synagoge von Kafarnaum und begann zu lehren […] Und er „lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Er sagte beispielsweise nicht „Wort des Herrn!“ oder gar: „So spricht er, der mich gesandt hat“. Nein, Jesus spricht in seinem eigenen Namen: er war es, der einst durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Es ist bereits gut, wenn man, in Bezug auf einen Text, sagen kann: „Es steht geschrieben …“ oder: „Wort des Herrn!“ Doch etwas ganz anderes ist es, versichern zu können: „Wahrlich, ich sage euch …“ Wie kannst du es wagen zu sagen: „Wahrlich, ich sage euch“, wenn du nicht derjenige bist, der einst das Gesetz gegeben hat? Niemand wagt es, das Gesetz zu ändern, wenn nicht der König selbst […] „Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre“. Was ist denn nun so neu an seiner Lehre? Was sagte er denn so Neues? Er sagte nur das, was er bereits durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Aber die Leute waren erstaunt, weil er nicht nach der Weise der Schriftgelehrten lehrte. Er lehrte als einer, der selber Vollmacht hat; nicht als Rabbi, sondern als Herr. Er sprach nicht, indem er sich auf einen größeren als ihn selbst bezog. Nein, das Wort, das er sprach, war sein eigenes; und er sprach so, weil jener, den er durch die Propheten angekündigt hatte, jetzt mit lauter Stimme sagte: „Ich bin es, der zu euch spricht: Ich bin da“ (vgl. Jes 52,6).

Samstag, 30 Januar 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Es missfällt Gott keinesfalls, wenn du dich manchmal sachte bei ihm beklagst. Hab keine Angst, ihm zu sagen: „Warum, Herr, hast du dich so weit entfernt? (vgl. Ps 9,22 LXX). Du weißt sehr wohl, dass ich dich liebe und dass ich nach nichts anderem verlange als nach deiner Liebe. Um der Liebe willen rette mich, verlass mich nicht.“ Wenn die Trostlosigkeit lange andauert und du sehr große Angst hast, dann vereine deine Stimme mit der Stimme Jesu, als er ohnmächtig am Kreuz hing. Flehe um das göttliche Mitleid und sage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Mache dir aber diese Prüfung zunutze: zunächst um dich noch mehr zu demütigen, indem du dir selbst immer wieder vorsagst, dass man keinerlei Trost verdient, wenn man Gott beleidigt hat; dann rufe dir, um dein Vertrauen zu stärken, ins Gedächtnis, dass Gott, was immer er auch tut oder zulässt, nur dein Wohl im Sinn hat, dass also deiner Seele „alles zum Guten gereicht“ (vgl. Röm 8,28). Je mehr dich Ärger und Mutlosigkeit heimsuchen, desto unerschrockener musst du dich mit großem Mut wappnen und ausrufen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Ps 27,1). Ja, Herr, du bist es, der mich erleuchten wird, du bist es, der mich retten wird. Ich vertraue auf dich, „auf dich habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich soll nicht zuschanden werden (bis) in Ewigkeit“ (vgl. Ps 30,2 LXX). Bleibe also unerschütterlich im Frieden, und sei gewiss, dass „keiner, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, zuschanden wurde“ (vgl. Sir 2,11 Vulg.); keiner ging verloren, wenn er sein Vertrauen auf Gott gesetzt hatte.

Freitag, 29 Januar 2021 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Was mich angeht, mein Gott, bin ich so davon überzeugt, dass du über die wachst, die auf dich hoffen, und dass es einem an nichts fehlen kann, wenn er alles von dir erwartet. So habe ich mich entschlossen, künftig ohne jede Sorge zu leben und all meine Besorgnisse bei dir abzuladen: „Ganz und gar im Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich in Sicherheit ruhen“ (vgl. Ps 4,9 Vulg.). Menschen können mich der Güter und der Ehre berauben; Krankheiten können mir die Kraft und die Möglichkeiten entziehen, dir zu dienen; durch die Sünde kann ich sogar deiner Gnade verlustig gehen; aber niemals werde ich meine Hoffnung verlieren; ich werde sie bis zum letzten Augenblick meines Lebens bewahren. Sollen doch alle Dämonen der Hölle in diesem Moment vergebliche Anstrengungen unternehmen, um sie mir zu entreißen: „Ganz und gar im Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein“. Andere mögen in der Erwartung ihres Glücks, ihres Reichtums oder ihrer Talente sein; wieder andere mögen sich auf die Unschuld ihres Lebens oder auf die Strenge ihrer Bußübungen verlassen oder auf die Vielzahl ihrer Almosen oder auf die Glut ihres Gebets: „Du allein, Herr, lässt mich in Sicherheit ruhen.“ Herr, mein ganzes Vertrauen liegt für mich im Vertrauen selbst. Dieses Vertrauen hat noch niemanden getäuscht: „Wisset, dass niemand, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, jemals in seiner Hoffnung getäuscht worden ist“ (vgl. Koh 2,11 Vulg.).

Donnerstag, 28 Januar 2021 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Selig der Knecht, der alles Gute Gott, dem Herrn, zurückerstattet; denn wer etwas für sich zurückbehält, verbirgt bei sich das Geld Gottes, seines Herrn, und was er zu haben meinte, wird ihm genommen werden (Lk 8,18). Selig der Knecht, der sich nicht für besser hält, wenn er von den Menschen laut gepriesen und erhoben wird, als wenn er für unbedeutend, einfältig und verächtlich gehalten wird. Denn was der Mensch vor Gott ist, das ist er und nicht mehr. […] Selig jener Ordensmann, der nur an den hochheiligen Worten und Werken des Herrn seine Lust und Freude hat und dadurch die Menschen mit Fröhlichkeit und Freude zur Liebe Gottes führt. […] Selig der Knecht, der, wenn er redet, nicht mit dem Blick auf eine Belohnung alles, was er weiß, bekannt macht und der nicht rasch beim Reden ist, sondern vorher weise bedenkt, was er reden und antworten soll. Wehe jenem Ordensmann, der das Gute, das der Herr ihm zeigt, nicht in seinem Herzen bewahrt und, anstatt es anderen vor allem durch das Tun zu zeigen, es den Menschen mehr durch Worte zu zeigen wünscht, mit dem Blick auf eine Belohnung. Er selbst empfängt schon seinen Lohn, und die Zuhörer tragen wenig Frucht davon. […] Selig der Knecht, der das Gute, das der Herr ihm zeigt, als Schatz im Himmel sammelt (vgl. Mt 6,20) und der kein Verlangen hat, es mit dem Blick auf Belohnung den Menschen zu offenbaren, denn der Allerhöchste selbst wird seine Werke offenbaren, wem immer er will. Selig der Knecht, der die Geheimnisse des Herrn in seinem Herzen bewahrt (vgl. Lk 2,19.51).

Mittwoch, 27 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages erwog sie den Reichtum der mannigfachen Gnaden, welche die überströmende Güte Gottes ihr eingegossen, weil sie unzählige Geschenke Gottes nachlässig vergeudet und nicht die geringste Frucht davon gebracht habe, weder in sich selbst durch Genuss oder Danksagung noch in andern, die sie, wenn es ihnen bekannt gewesen wäre, hätte erbauen oder in göttlicher Erkenntnis fördern können. Hierüber wurde sie durch folgende Erleuchtung getröstet: Zuweilen ergießt der Herr seine Gnadengaben auf die Auserwählten nicht in der Art, dass er von jeder einzelnen würdige Früchte verlangt, weil die menschliche Gebrechlichkeit dies oftmals verhindert. Seine überfließende Freigebigkeit vielmehr, die sich nicht mäßigen kann, obgleich sie weiß, dass der Mensch sich nicht in allem Einzelnen zu üben vermag, vermehrt beständig die Fülle der Gnaden, um dem Menschen hierdurch in Zukunft eine Fülle von Seligkeit zueignen zu können. Solches betrachten wir für gewöhnlich auch bei irdischen Geschenken, die man hin und wieder einem kleinen Kind macht, ohne dass es um den Nutzen des Geschenkes weiß, damit es ihn aber später als Erwachsenen mit Gütern überschütte. Ebenso ist es, wenn unser Herr in diesem Leben seinen Auserwählten Gnade verleiht: Er bereitet und sichert ihnen Geschenke, deren ewiger Genuss sie im Himmel selig machen wird.

Dienstag, 26 Januar 2021 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Christus der Herr, der Sohn des lebendigen Gottes, ist gekommen, sein Volk von den Sünden zu erlösen und alle Menschen zu heiligen. Wie er selbst vom Vater gesandt worden ist, so sandte er seine Apostel (vgl. Joh 20,21). Darum heiligte er sie, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, damit auch sie auf Erden den Vater verherrlichen und die Menschen retten, „zum Aufbau des Leibes Christi“ (Eph 4,12), der die Kirche ist. In dieser Kirche besitzt der römische Bischof als Nachfolger des Petrus, dem Christus seine Schafe und Lämmer zu weiden anvertraute, aufgrund göttlicher Einsetzung die höchste, volle, unmittelbare und universale Seelsorgsgewalt. […] Aber auch die Bischöfe sind vom Heiligen Geist eingesetzt und treten an die Stelle der Apostel als Hirten der Seelen. Gemeinsam mit dem Papst und unter seiner Autorität sind sie gesandt, das Werk Christi, des ewigen Hirten, durch alle Zeiten fortzusetzen. Christus hat nämlich den Aposteln und ihren Nachfolgern den Auftrag und die Vollmacht gegeben, alle Völker zu lehren, die Menschen in der Wahrheit zu heiligen und sie zu weiden. Daher sind die Bischöfe durch den Heiligen Geist, der ihnen mitgeteilt worden ist, wahre und authentische Lehrer des Glaubens, Priester und Hirten geworden. […] Als rechtmäßige Nachfolger der Apostel und Glieder des Bischofskollegiums sollen sich die Bischöfe immer einander verbunden wissen und sich für alle Kirchen besorgt zeigen. Durch göttliche Einsetzung und Vorschrift ist ja jeder einzelne gemeinsam mit den übrigen Bischöfen mitverantwortlich für die apostolische Aufgabe der Kirche. Vor allem seien sie besorgt um jene Gegenden der Erde, in denen das Wort Gottes noch nicht verkündet ist oder in denen die Gläubigen, besonders wegen der geringen Anzahl der Priester, in der Gefahr schweben, den Geboten des christlichen Lebens untreu zu werden, ja den Glauben selbst zu verlieren. Mit allen Kräften seien sie deshalb bemüht, dass die Gläubigen die Werke der Verkündigung und des Apostolats freudig unterstützen und fördern.

Montag, 25 Januar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O ewige Dreieinigkeit und einzige Gottheit! Gottheit, eine Wesenheit in drei Personen! Darf ich dich mit einem Weinstock vergleichen, der drei Zweige hat? Du hast den Menschen nach deinem Bild und Gleichnis geschaffen, damit er durch die drei Fähigkeiten, die er in der einen Seele besitzt, mit dem Abdruck deiner Dreifaltigkeit und Gottheit geprägt ist. Und dadurch ist er dir nicht nur ähnlich, sondern er vereint sich sogar mit dir. […] O großer heiliger Paulus, du bist in diese Wahrheit eingedrungen, du, der du sehr wohl wusstest, woher du kamst, wohin du gingst und auf welchem Weg. Du hattest deinen Ursprung und dein Ziel erkannt, wie auch den Weg, der zu gehen war. Durch diese Betrachtungen haben sich die drei Fähigkeiten deiner Seele mit den drei göttlichen Personen vereint. Dein Gedächtnis haftete am Vater durch die überaus deutliche Erinnerung, dass er der Ursprung ist, aus dem alles hervorgeht: nicht nur das, was ist, sondern auch die göttlichen Personen. Von daher konntest du gar nicht anders als erkennen, dass er dein eigener Ursprung ist. Deine mit dem Sohn, dem Wort, vereinte Intelligenz durchforschte gründlich die durch die Weisheit des Wortes verfügte Ordnung, der zufolge die Geschöpfe zu ihrem Ziel heimkehren, das mit ihrem Anfang identisch ist. Deinen Willen hattest du mit dem Heiligen Geist vereint, da du von ganzem Herzen jene Liebe, jene Milde geliebt hast, von der du wusstest, dass sie die Ursache der ganzen Schöpfung ist, die Ursache aller Gnaden, die dir zufielen, ganz ohne eigene vorhergehende Verdienste deinerseits. Du wusstest, dass die göttliche Gnade bei all ihren Werken nur ein Ziel hatte: deine Heiligung. Deshalb hast du am gleichen Tag, an dem du durch das Wort vom Irrtum zur Wahrheit zurückgeführt wurdest, die Gunst einer Verzückung erhalten, in der du die göttliche Wesenheit in drei Personen schautest. Als du in deinen Leib, oder besser, zu deinen Sinnen zurückkehrtest, blieb dir nur die Schau des Fleisch gewordenen Wortes: Davon aber warst du ganz und gar durchdrungen.

Samstag, 23 Januar 2021 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Jesus, du Nahrung der Seelen, die jede natürliche Wirklichkeit übersteigt, diese gewaltige Menschenmenge schreit nach dir. Es bemüht sich, seiner menschlichen und christlichen Berufung neuen Schwung zu geben, sich mit inneren Tugenden zu schmücken, stets bereit zu dem Opfer, dessen Vorbild du selbst bist, durch Wort und Beispiel. Du bist der erste unserer Brüder; du bist den Schritten eines jeden von uns vorausgegangen; du hast die Fehler eines jeden vergeben. Und Du rufst sie alle zu einem großherzigeren, tätigeren, verständnisvolleren Lebenszeugnis auf. Jesus, du „Brot des Lebens“ (Joh 6,35), einzigartige und einzig lebenswichtige Speise der Seele, heiße alle Menschen an deinem Tisch willkommen. Dies ist bereits die göttliche Wirklichkeit auf Erden, das Unterpfand der himmlischen Güter, die Gewissheit einer glücklichen Verständigung zwischen den Völkern und eines friedlichen Kampfes für wahren Fortschritt und Zivilisation. Durch dich und von dir genährt, werden die Menschen stark im Glauben, fröhlich in der Hoffnung und eifrig in Werken der Liebe sein. Die Menschen guten Willens werden triumphieren über alle vom Bösen gestellten Fallen; sie werden triumphieren über Selbstsucht und Trägheit. Und die aufrichtigen und gottesfürchtigen Menschen werden hören, wie sich die ersten geheimnisvollen und sanften Echos der Gottesstadt, deren Abbild die Kirche hier unten sein will, über die Erde erheben. Du führst uns auf gute Weideplätze; du beschützt uns. Zeige uns, Jesus, deine Güte im Land der Lebenden (vgl. Ps 27(26),13).

Sonntag, 24 Januar 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wer sich am Gängelbande des hl. Gehorsams leiten lässt wie ein Kind, der wird ins Reich Gottes gelangen, das den „Kleinen“ verheißen ist. Der Gehorsam führte die Königstochter aus dem Hause Davids in das schlichte Häuschen des armen Zimmermanns von Nazareth; er führte die beiden heiligsten Menschen aus der sichern Umfriedung dieses bescheidenen Heims auf die Landstraße und in den Stall von Bethlehem; er legte den Gottessohn in die Krippe. In freigewählter Armut wanderten der Heiland und Seine Mutter über die Straßen von Judäa und Galiläa und lebten von den Almosen der Gläubigen. Nackt und bloß hing der Herr am Kreuz und überließ die Sorge für Seine Mutter der Liebe Seines Jüngers. Darum verlangt Er die Armut von denen, die Ihm nachfolgen wollen. Frei muss das Herz sein von der Bindung an irdische Güter, von der Sorge darum, der Anhänglichkeit daran, dem Verlangen danach, wenn es ungeteilt dem göttlichen Bräutigam angehören will; wenn der Wille in ungehemmter Bereitwilligkeit jedem Wink des hl. Gehorsams folgen will.

Freitag, 22 Januar 2021 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Der Bischof ist, mit der Fülle des Weihesakramentes ausgezeichnet, „Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums“, vorzüglich in der Eucharistie, die er selbst darbringt oder darbringen lässt und aus der die Kirche immerfort lebt und wächst. Diese Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen (vgl. Apg 8,1; 14,22–23; 20,17). Sie sind nämlich je an ihrem Ort, im Heiligen Geist und mit großer Zuversicht (vgl. 1 Thess 1,5), das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen, „auf dass durch Speise und Blut des Herrn die ganze Bruderschaft verbunden werde“. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener „Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann“. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird. Denn „nichts anderes wirkt die Teilhabe an Leib und Blut Christi, als dass wir in das übergehen, was wir empfangen“. […] So spenden die Bischöfe durch Gebet und Arbeit für das Volk vielfältige und reiche Gaben von der Fülle der Heiligkeit Christi aus. Durch den Dienst des Wortes teilen sie die Kraft Gottes den Glaubenden zum Heil mit (vgl. Röm 1,16), und durch die Sakramente, deren geregelte und fruchtbare Verwaltung sie mit ihrer Autorität ordnen, heiligen sie die Gläubigen.

Donnerstag, 21 Januar 2021 : Kommentar Johannes Cassianus

Gott hat den Menschen nicht geschaffen, damit er verloren gehe, sondern damit er ewig lebe; und diese seine Absicht bleibt unveränderlich. […] Denn „er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). „So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht“ (Mt 18,14). An anderer Stelle heißt es ebenfalls: „Gott will nicht, dass auch nur eine einzige Seele verloren geht; er schiebt die Ausführung seiner Beschlüsse auf, damit einer, der verworfen wurde, nicht endgültig zugrunde geht (vgl. 2 Sam 14,14 Vulg.; vgl. 2 Petr 3,9). Gott ist wahrhaftig; er lügt nicht, wenn er mit einem Eid bekräftigt: „So wahr ich lebe – ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt“ (vgl. Ez 33,11). […] Darf man denn, ohne sich einer ungeheuren Gotteslästerung schuldig zu machen, annehmen, dass er nicht das Heil ausnahmslos aller will, sondern nur einiger weniger? Wer verloren geht, der geht gegen den Willen Gottes verloren. Tagtäglich ruft er ihm zu: „Kehrt um auf euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel?“ (Ez 33,11). Und wiederum fragt er: „Warum wendet dieses Volk sich ab und beharrt auf der Abkehr? Ihre Stirn ist härter als Stein, sie weigern sich umzukehren“ (Jer 8,5; 5,3). Die Gnade Christi steht uns also immer zur Verfügung. Da er will, dass alle Menschen gerettet werden, […] ruft er sie alle ohne Ausnahme auf: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).

Mittwoch, 20 Januar 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Jesus, Ewige Wahrheit, unser Leben, ich flehe und bettle um Deine Barmherzigkeit für die armen Sünder. Du süßes Herz meines Herrn, voll von Mitleid und unergründlicher Barmherzigkeit, ich flehe zu Dir für die armen Sünder. O heiligstes Herz, Quelle der Barmherzigkeit, aus der über die ganze Menschheit Strahlen unbegreiflicher Gnaden strömen, ich flehe Dich an um Erleuchtung für die armen Sünder. O Jesus, gedenke Deines bitteren Leidens und lasse nicht zu, dass Seelen verlorengehen, die mit Deinem so kostbaren heiligsten Blut erkauft wurden. O Jesus, wenn ich den gewaltigen Preis Deines Blutes bedenke, freut mich seine Größe, denn ein Tropfen hätte für alle Sünder gereicht. Obgleich die Sünde ein Abgrund der Boshaftigkeit und Undankbarkeit darstellt, ist der für uns entrichtete Preis unvergleichlich – deshalb möge jede Seele im Leiden des Herrn Vertrauen finden und Hoffnung in Seiner Barmherzigkeit. Gott verweigert niemandem Seine Barmherzigkeit. Himmel und Erde können sich verändern, doch Gottes Barmherzigkeit wird sich nicht erschöpfen. Ach, welche Freude brennt in meinem Herzen, wenn ich Deine unfassbare Güte sehe, o mein Jesus. Ich möchte alle Sünder zu Deinen Füßen bringen, auf dass sie auf ewig Deine Barmherzigkeit preisen.

Dienstag, 19 Januar 2021 : Kommentar Leo XIII.

Ist auch das irdische Leben fürwahr ein Gut, das aller Sorge wert ist, so besteht doch in ihm nicht das höchste uns gesetzte Ziel. Es hat nur als Weg, als Mittel zur Erreichung des Lebens der Seele zu gelten. Dieses Leben der Seele ist Erkenntnis der Wahrheit und Liebe zum Guten. In die Seele ist das erhabene Ebenbild des Schöpfers eingedrückt, und in ihr thront jene hohe Würde des Menschen, kraft deren er über die niedrigen Naturwesen zu herrschen und Erde und Meer sich dienstbar zu machen berufen ist (vgl. Gen 1,28). […] Unter dieser Rücksicht sind alle Menschen gleich; kein Unterschied der Menschenwürde zwischen reich und arm, Herr und Diener, Fürst und Untertan, „denn derselbe ist der Herr aller“ (Röm 10,12). Keine Gewalt darf sich ungestraft an der Würde des Menschen vergreifen, da doch Gott selbst „mit großer Achtung“, wie es heißt, über ihn verfügt; keine Gewalt darf ihn auf dem Wege christlicher Pflicht und Tugend, der ihn zum ewigen Leben im Himmel führen soll, zurückhalten. […] Hiermit ist die Grundlage der pflichtmäßigen Sonntagsruhe bezeichnet. Die Sonntagsruhe bedeutet nicht soviel wie Genuss einer trägen Untätigkeit. Noch weniger besteht sie in der Freiheit von Regel und Ordnung, und sie ist nicht dazu da, wozu sie manchen erwünscht ist, nämlich um Leichtsinn und Ausgelassenheit zu begünstigen oder um Gelegenheit zu überflüssigen Ausgaben zu schaffen. Sie ist vielmehr eine durch die Religion geheiligte Ruhe von der Arbeit. […] Das ist die Natur, das die Ursache der Sonntagsruhe. Das hat Gott im Alten Testamente eindringlich durch das Gebot bekräftigt: „Gedenke, dass du den Sabbat heiligst“ (Ex 20,8), und diesen Charakter verlieh er dieser Ruhe, da er in seiner eigenen geheimnisvollen Ruhe nach der Erschaffung des Menschen das Vorbild gab: „Er ruhte am siebten Tage von jedem Werke, das er geschaffen hatte“ (Gen 2,2).

Montag, 18 Januar 2021 : Kommentar Hl. Ephräm

Herr, ich lade Dich ein zu einem Hochzeitsmahl aus Festgesängen. In Kana fehlte der Wein, der unseren Lobpreis versinnbildet; Du, der Du eingeladen warst und die Krüge mit gutem Wein gefüllt hast, sättige meinen Mund mit Deinem Lobpreis! Der Wein von Kana ist das Symbol unseres Lobpreises, weil alle, die von ihm tranken, davon begeistert waren. Bei diesem Hochzeitsmahl, das nicht das Deinige war, hast Du, der wahre Gerechte, sechs große Krüge von köstlichem Wein überfließen lassen; bei dem Festmahl, zu dem ich Dich einlade, kannst Du die Ohren vieler Menschen mit Deiner Süße erfüllen. Einst warst Du bei der Hochzeit anderer der Eingeladene; jetzt jedoch hast Du hier Dein eigenes Festmahl, das keusch und schön ist. Möge es doch Dein Volk erfreuen! Deine Festgesänge sollen Deine Gäste erquicken; meine Zither soll Deinen Gesang begleiten! Deine Verlobte ist unsere Seele; unser Leib ist Dein Hochzeitsgemach; unsere Sinne und Gedanken sind die zum Mahl Eingeladenen. Wenn für Dich schon ein einziger Mensch zum Hochzeitsmahl wird, wie groß wird dann erst das Festmahl der ganzen Kirche sein!

Sonntag, 17 Januar 2021 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

Am Tag darauf sah Johannes „Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Jetzt heißt es nicht mehr: „Bereitet dem Herrn den Weg“ (Mt 3,3), da der, dessen Ankunft vorbereitet worden ist, sich nun sehen lässt: Von nun an bietet er sich den Blicken dar. Die Natur des Ereignisses verlangt eine andere Redeweise: Jetzt gilt es, den bekannt zu machen, der da ist, zu erklären, wozu er vom Himmel herabgestiegen und zu uns gekommen ist. Deshalb verkündet Johannes: „Seht, das Lamm Gottes“. Der Prophet Jesaja hat ihn uns angekündigt, indem er von ihm sagte: „Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf“ (Jes 53,7). Das mosaische Gesetz hat ihn angedeutet, aber […] es brachte nur ein unvollständiges Heilswerk hervor, und seine Barmherzigkeit erstreckte sich nicht auf alle Menschen. Doch heute wird das wahre Lamm, das einst durch Symbole dargestellt wurde, das Opfer ohne Fehl und Makel, zur Schachtbank geführt. Es geht darum, die Sünde aus der Welt zu verbannen, den Verderber der Erde zu entmachten, den Tod zu vernichten, indem er für alle den Tod auf sich nimmt; den Fluch zu brechen, der auf uns lastete und ein Ende zu setzen jenem Wort: „Staub bist du, zum Staub musst du zurück“ (Gen 3,19). So wurde er der zweite Adam, und zwar himmlischen, nicht irdischen Ursprungs (vgl. 1 Kor 15,47); die Quelle alles Guten für die Menschheit […], der Weg, der zum Himmelreich führt. Denn ein einziges Lamm ist für alle gestorben und hat für Gott, den Vater, die ganze Herde der Erdenbewohner zurückerworben. „Einer ist für alle gestorben“, um sie alle Gott unterzuordnen. „Einer ist für alle gestorben“, um sie alle zu gewinnen, auf dass von nun an „die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde“ (2 Kor 5,14–15).

Samstag, 16 Januar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O mildreicher Vater, als das Menschengeschlecht darniederlag, verwundet durch die Sünde Adams, hast du ihm den Arzt geschickt, deinen lieben Sohn, das Wort der Liebe. Und als ich selbst erschlafft in Nachlässigkeit und tiefer Unwissenheit dahinschmachtete, da hast du, der mildreichste und sanfteste Arzt, der ewige Gott, mir eine liebliche, zugleich süße und bittere Medizin gegeben, um mich zu heilen und mich aus meinem Siechtum herauszuholen. Sie war lieblich, denn mit deiner Liebe, mit deiner Sanftheit hast du dich mir offenbart, du Milde über aller Milde. Du hast das Auge meines Verstandes durch das Licht des heiligsten Glaubens erleuchtet. Und da es dir gefiel, mir dieses Licht zu offenbaren, erkannte ich in diesem Licht die Vorzüglichkeit und Gnade, die du dem Menschengeschlecht erwiesen hast, indem du dich ihm gänzlich hingegeben hast, du wahrer Gott und wahrer Mensch, im mystischen Leib der heiligen Kirche. […] O unaussprechliche Liebe! Indem du mir diese Dinge enthülltest, hast du mir eine süße und zugleich bittere Medizin verabreicht, um mich von meiner Schwachheit zu heilen, mich meiner Unwissenheit und Lauheit zu entreißen, meinen Eifer neu zu entfachen und eine glühende Sehnsucht zu wecken, zu dir zu kommen! Indem du mir auf diese Weise deine Güte vor Augen führst und die Beleidigungen, die dir von allen Menschen, besonders aber von deinen Dienern, zugefügt werden, wolltest du, dass ich arme Sünderin über mich selbst und all die Toten, die so elend dahinleben, einen Strom von Tränen vergieße, der aus der Erkenntnis deiner unendlichen Güte entspringt. Ich will also, o ewiger Vater, du Feuerofen unaussprechlicher Liebe und glühender Barmherzigkeit, keinen Augenblick aufhören, deine Ehre und das Heil der Seelen zu wünschen!

Freitag, 15 Januar 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Durch die Sakramente der christlichen Initiation erhält der Mensch das neue Leben in Christus. Nun aber tragen wir dieses Leben „in zerbrechlichen Gefäßen“ (2 Kor 4,7). Jetzt ist es noch „mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Wir leben noch in unserem „irdischen Zelt“ (2 Kor 5,1) und sind dem Leiden, der Krankheit und dem Tod unterworfen. So kann auch das neue Leben als Kind Gottes geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden. Der Herr Jesus Christus, der Arzt unserer Seelen und unserer Leiber, der dem Gelähmten die Sünden vergeben und ihm wieder die Gesundheit geschenkt hat (vgl. Mk 2,1–12), will, dass seine Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes sein Heilungs- und Heilswerk fortsetzt. Dessen bedürfen auch ihre eigenen Glieder. Dazu sind die beiden Sakramente der Heilung da: das Bußsakrament und die Krankensalbung. „Die ganze Wirkung der Buße besteht darin, dass sie uns Gottes Gnade wieder verleiht und uns mit ihm in inniger Freundschaft vereint“ (Catech. R. 2,5, 18). Ziel und Wirkung dieses Sakramentes ist somit die Versöhnung mit Gott Bei denen, die das Bußsakrament reuevoll und fromm empfangen, können „Friede und Heiterkeit des Gewissens, verbunden mit starker Tröstung des Geistes“ folgen (K. v. Trient: DS 1674). Das Sakrament der Versöhnung mit Gott bewirkt eine wirkliche „geistige Auferstehung“, eine Wiedereinsetzung in die Würde und in die Güter des Lebens der Kinder Gottes, deren kostbarstes die Freundschaft mit Gott ist (vgl. Lk 15,32). Dieses Sakrament versöhnt uns auch mit der Kirche. Die Sünde beeinträchtigt oder bricht die brüderliche Gemeinschaft. Das Bußsakrament erneuert sie oder stellt sie wieder her. Es heilt denjenigen, der wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen wird, und übt auch einen belebenden Einfluss auf das Leben der Kirche aus, die unter der Sünde eines ihrer Glieder gelitten hat (vgl. 1 Kor 12,26). Der Sünder wird wieder in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen oder in ihr gefestigt und durch den Austausch geistlicher Güter gestärkt. Dieser Austausch findet unter allen lebendigen Gliedern des Leibes Christi statt […] „Der Beichtende, dem verziehen wird, wird in seinem innersten Sein mit sich selbst versöhnt, wodurch er seine innerste Wahrheit wiedererlangt; er versöhnt sich mit seinen Brüdern, die von ihm irgendwie angegriffen und verletzt worden sind; er versöhnt sich mit der Kirche und der ganzen Schöpfung“ (RP 31).

Donnerstag, 14 Januar 2021 : Kommentar Die Dreigefährtenlegende des hl. Franz von Assisi

Franziskus begegnete eines Tages, als er in der Nähe von Assisi einherritt, einem Aussätzigen. Und während er sonst gewohnt war, vor Aussätzigen großen Abscheu zu haben, tat er sich jetzt Gewalt an, stieg vom Pferd, reichte dem Aussätzigen ein Geldstück und küsste ihm die Hand. Und nachdem er von ihm den Friedenskuss empfangen hatte, stieg er wieder aufs Pferd und setzte seinen Weg fort. Seitdem begann er, mehr und mehr sich selbst zu verachten, bis er durch die Gnade Gottes vollkommen zum Sieg über sich gelangte. Wenige Tage später nahm er viel Geld mit sich und begab sich zum Hospital der Aussätzigen. Nachdem er alle versammelt hatte, gab er jedem von ihnen ein Almosen und küsste ihnen die Hand. Als er wegging, war ihm wirklich das, was ihm früher bitter war, nämlich die Aussätzigen zu sehen und zu berühren, in Süßigkeit verwandelt worden. Denn so widerwärtig war ihm, wie gesagt, der Anblick von Aussätzigen, dass er sie nicht nur nicht sehen, sondern nicht einmal ihrer Behausung nahe kommen wollte. Und wenn es doch geschah, dass er an ihren Häusern vorbeiging oder sie sah, wandte er das Gesicht stets ab und hielt sich mit seinen Händen die Nase zu […] Aber durch die Gnade Gottes wurde er so sehr ein Vertrauter und Freund der Aussätzigen, dass, wie er selbst in seinem Testament bezeugt, er unter ihnen weilte und ihnen demütig diente. Nach den Besuchen bei den Aussätzigen war er zum Guten verwandelt.

Mittwoch, 13 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Für eine Person betend, empfing sie Unterweisung, wie dieselbe ihren Lebenswandel einzurichten habe. Sie sollte […] nach dem Bericht der heiligen Schriften den Lebenswandel Christi beherzigend, sein Beispiel in allem nachzuahmen suchen, besonders in drei Stücken. Das erste ist, dass der Herr oftmals die Nächte im Gebet zubrachte (vgl. Lk 6,12; Mt 14,23), weshalb auch sie in allen Bedrängnissen zum Gebet ihre Zuflucht nehmen sollte. Zweitens hierin: Gleichwie der Herr predigend in den Städten und Flecken (kleinen Ortschaften) umherging (vgl. Mt 9,35), so bemühe auch sie sich, nicht bloß im Reden, sondern in jeglichem Werk, in Gebärden und Bewegungen des Körpers den Nächsten durch gutes Beispiel zu erbauen. Drittens solle sie, gleichwie Christus der Herr den Bedürftigen mannigfache Wohltaten erwiesen hat (vgl. Apg 10,38), ebenso ihrerseits allem Tun und Reden immer die Absicht vorausschicken, es dem Herrn in Vereinigung mit seinen höchst vollkommenen Werken zu empfehlen, damit dieser gemäß seinem anbetungswürdigsten Willen es zum Heil des Nächsten und der Gesamtheit lenke. Und nach der Vollendung solle sie es abermals dem Sohn Gottes aufopfern, damit dieser es ergänze und Gott dem Vater würdig vorstelle.

Dienstag, 12 Januar 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Sondern erlöse uns von dem Bösen“: In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, sondern bezeichnet eine Person, Satan, den Bösen, den Engel, der sich Gott widersetzt. Der „Teufel“ [diabolos] stellt sich dem göttlichen Ratschluss und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen. Der Teufel „war ein Mörder von Anfang an … denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Er ist es, „der Satan heißt und die ganze Welt verführt“ (Offb 12,9). Durch ihn sind die Sünde und der Tod in die Welt gekommen. Durch seine endgültige Niederlage wird „die ganze Schöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todes befreit“ werden (MR, Viertes Hochgebet). „Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen“ (1 Joh 5, 18–19). […] In der Stunde, in der Jesus freiwillig den Tod auf sich nimmt, um uns sein Leben zu geben, ist der Sieg über den „Herrscher der Welt“ (Joh 14,30) ein für allemal errungen. Es ist das Gericht über diese Welt, und der Herrscher dieser Welt wird „hinausgeworfen“ (Joh 12,31; vgl. Offb 12,11). Dieser „verfolgt die Frau“ (vgl. 1 Kor 16,13; Kol 4,2; 1 Thess 5,6; 1 Petr 5,8), hat aber keine Gewalt über sie; die neue Eva, die vom Heiligen Geist „Begnadete“, wird von der Sünde und der Verderbnis des Todes befreit (in der Unbefleckten Empfängnis und durch die Aufnahme der allzeit jungfräulichen Mutter Gottes Maria in den Himmel). „Da geriet der Drache in Zorn über die Frau, und er ging fort, um Krieg zu führen gegen ihre übrigen Nachkommen“ (Offb 12,17). Darum beten der Geist und die Kirche: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20; vgl. Offb 22,17), denn sein Kommen wird uns vom Bösen befreien. Wenn wir darum bitten, vom Bösen befreit zu werden, bitten wir auch um Befreiung von allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Übeln, deren Urheber und Anstifter der Böse ist. In dieser letzten Bitte trägt die Kirche das gesamte Elend der Welt vor den Vater. Mit der Erlösung von den Übeln, welche die Menschheit bedrücken, erfleht sie das kostbare Gut des Friedens und die Gnade des beharrlichen Wartens auf die Wiederkunft Christi. Wenn die Kirche so betet, nimmt sie in der Demut des Glaubens die Vereinigung von allen und allem in jenem vorweg, der „die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ (Offb 1,18) hat, „der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung“ (Offb 1, 8; vgl. Offb 1,4).

Sonntag, 10 Januar 2021 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

Heute ist der Herr Jesus gekommen, um sich taufen zu lassen. Er wollte seinen Leib im Wasser des Jordan waschen. Es könnte vielleicht jemand sagen: „Warum wollte er, der Heilige, getauft werden?“ Höre also: Christus wurde nicht getauft, um durch das Wasser geheiligt zu werden, sondern um selbst das Wasser zu heiligen und durch sein eigenes Tun die Flut, die er berührt, zu reinigen. Es handelt sich hier also vielmehr um die Weihe des Wassers, als um die Weihe Christi. Denn von dem Augenblick an, da der Heiland gewaschen wird, werden alle Wasser rein im Hinblick auf unsere Taufe. Die Quelle wird gereinigt, damit die Gnade den Völkern, die noch kommen werden, zuteilwerden kann. Christus geht also als erster zur Taufe, damit die christlichen Völker sich ohne zu zögern in seine Nachfolge begeben. Und hierin sehe ich ein Geheimnis. Ist die Feuersäule nicht vorangezogen durch das Rote Meer, um den Kindern Israels auf ihrem Durchzug Mut zu machen, als sie ihr folgten? Sie hat das Wasser als erste durchquert, um den Folgenden den Weg zu bahnen. Dieses Ereignis war, den Worten des Apostels Paulus zufolge, ein Symbol für die Taufe (vgl. 1 Kor 10,1f.). Es war zweifellos eine Art Taufe, bei der die Menschen durch die Wolke überschattet und durch das Wasser geführt wurden. Und das alles hat derselbe Christus, unser Herr, vollbracht, der jetzt bei der Taufe den christlichen Völkern in der Säule seines Leibes vorangeht, so wie er den Kindern Israel in der Feuersäule durch das Meer vorangegangen ist. Dieselbe Säule, die einst den Augen der Wandernden Licht spendete, lässt ihr Licht nun in den Herzen der Gläubigen erstrahlen. Damals steckte sie einen sicheren Weg durch die Fluten ab, und nun festigt sie die Schritte des Glaubens in diesem Bad.

Samstag, 9 Januar 2021 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Führ, freundliches Licht, inmitten der Dunkelheit, führ du mich voran! Die Nacht ist finster, die Heimat noch gar so weit, führ du mich voran! Gib Halt meinen Füßen. Nicht das, was noch fern liegt, will ich sehen; den nächsten Schritt nur – das genügt. Ich war nicht immer so, noch bat ich früher dich: „Führ du mich voran!“ Ich selbst wollte wählen den Weg, doch nun bitt ich: „Führ du mich voran!“ Ich wollt’ den grellen Tag, trotz Angst, Stolz trieb mich an. Gedenke nicht all der Jahre, die ich vertan. So lang hat deine Macht mich gesegnet, gewiss führt sie mich voran, über Moor und Sumpf, über Felsen und Flut bis die Nacht irgendwann vorbei; am Morgen winken mich Engel empor, die seit langem ich liebte, und kurz nur verlor.

Freitag, 8 Januar 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Noch etwas anderes ersehen wir aus dem Bericht [der Brotvermehrung], nämlich, welchen Eifer die Jünger für das Notwendige zeigten, und wie wenig sie an Nahrung dachten. Denn obgleich sie zwölf waren, hatten sie doch bloß fünf Brote und zwei Fische. So nebensächlich waren ihnen die leiblichen Bedürfnisse, und so sehr war ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das Geistige gerichtet. Ja selbst an dem Wenigen hingen sie nicht, sondern gaben auch das her, als man sie darum bat. Daraus sollen wir die Lehre ziehen, auch unseren geringen Besitz mit den Armen zu teilen. Als ihnen der Herr befahl, die fünf Brote herbeizubringen, da sagten sie nicht: Und womit werden wir uns nähren? Womit werden wir unseren Hunger stillen? Nein, sie gehorchten ohne Zögern. […] Der Herr nahm also die Brote, brach sie und verteilte sie durch seine Jünger, wodurch er auch diese ehrte. Aber nicht bloß ehren wollte er sie; er tat es auch in der Absicht, dass, wenn das Wunder geschähe, sie nicht ungläubig blieben, und, wenn es geschehen und vorüber wäre, sie es nicht vergäßen, indem ja das, was sie in Händen hielten, ihnen zum Zeugnis diente. […] Er lässt durch sie das Volk einladen, sich zu setzen, und nimmt mit ihrer Hilfe die Verteilung vor […] damit sie eine dauernde Erinnerung an dasselbe hätten. […] Also durch den Ort, sowie dadurch, dass er nicht mehr bietet als Brot und Fisch, dass er allen dasselbe gibt und allen gemeinsam verteilt, und keinem mehr zukommen lässt als dem anderen, durch all das lehrt er sie Demut, Enthaltsamkeit, Liebe, gleichmäßige Behandlung aller, sowie das Bewusstsein, dass alles gemeinsam sei.

Donnerstag, 7 Januar 2021 : Kommentar Hl. Romanos Melodos

Heute, hast du dich dem Universum offenbart, Herr, und dein Licht ist uns erschienen. Angesichts dieser Offenbarung jubeln wir dir zu: Du bist gekommen, du hast dich offenbart, du, das unzugängliche Licht! (vgl. 1 Tim 6,16). […] Im heidnischen Galiläa, im Land Sebulon, im Gebiet von Naftali ist, wie der Prophet sagt, Christus, das helle Licht aufgestrahlt (vgl. Jes 8,23–9,1); über denen, die im Land der Finsternis wohnten, leuchtete – ausgehend von Betlehem – ein großes Licht auf. Der aus Maria geborene Herr, die Sonne der Gerechtigkeit (vgl. Mal 3,20), breitet seine Strahlen über das ganze Universum aus. Wir, die nackten Söhne Adams kommen, wir wollen uns mit ihm bekleiden, um uns zu wärmen. Um die Nackten zu bekleiden, um die zu erleuchten, die in der Dunkelheit sind, hast du, das unzugängliche Licht, dich offenbart. Gott hat den nicht verachtet, der – im Paradies durch eine List entkleidet – das von Gottes Händen gewebte Gewand verlor. Gott geht wieder auf ihn zu und ruft mit seiner heiligen Stimme den, der nicht auf ihn gehört hatte: „Adam, wo bist du? (vgl. Gen 3,9). Hör auf, dich vor mir zu verstecken. Wie nackt und arm du auch bist, ich will dich sehen. Hab keine Angst, ich bin dir gleich geworden. Du wolltest werden wie Gott (vgl. Gen 3,5) und konntest es nicht. Nun aber, weil ich es wollte, habe ich Fleisch angenommen. Tritt also vor, erkenne mich und sprich: Du bist gekommen, du hast dich offenbart, du, das unzugängliche Licht.“ […] Sing, Adam, sing; bete den an, der zu dir kommt. Als du dich entfernt hattest, ist er dir erschienen, um gesehen, berührt und aufgenommen zu werden. Er, vor dem du Angst hattest, als du vom Teufel verführt worden warst, hat sich dir um deinetwillen gleich gemacht. Er stieg herab auf die Erde, um dich in den Himmel zu bringen; er wurde sterblich, damit du göttlich werden und deine erste Schönheit wiedererlangen kannst. Er nahm in Nazareth Wohnung, weil er dir des Paradieses Pforten öffnen wollte. Für all das, singe, Mensch, singe und preise den, der erschienen ist und das ganze Universum erleuchtet hat.

Mittwoch, 6 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Am Fest der Erscheinung], erhob sie [Gertrud] sich […], aufgeopfert durch das Beispiel der seligen Weisen, in der Inbrunst des Geistes, warf sich in demütigster Andacht zu den hochheiligen Füßen des Herrn Jesus nieder und betete ihn an im Namen aller, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind (vgl. Phil 2,10). Und da sie keine würdige Opfergabe für ihn fand, begann sie mit ängstlichem Verlangen das ganze Weltall zu durcheilen und forschte in jeglicher Kreatur nach etwas, das sie würdig darbringen konnte. Während sie nun so brennend und schmachtend in dem Durst glühender Sehnsucht dahineilte, fand sie einiges Weggeworfene und von jeglichem Geschöpf Verachtete, das nicht zur Verherrlichung des Erlösers zu dienen schien, was sie aber begierig aufsammelte und auf den zu beziehen suchte, dem alles Geschaffene zu dienen verpflichtet ist. So zog sie nämlich durch ein glühendes Verlangen in ihr Herz zuerst alle Strafen, Schmerzen, Befürchtungen und Beängstigungen, die jemals irgendein Geschöpf nicht zur Ehre des Schöpfers, sondern infolge eigener Armseligkeit erduldet hat, und dies opferte sie dem Herrn gleichsam als erprobte Myrrhe auf. Zweitens zog sie in sich alle erheuchelte Heiligkeit und prahlerische Frömmigkeit der Heuchler, Pharisäer, Ketzer und Ähnlicher, und dies brachte sie Gott ebenso dar als Opfer des wohlduftendsten Weihrauchs. Drittens schien sie in ihr Herz zu ziehen jede menschliche Zuneigung und unechte und unreine Liebe aller Geschöpfe und opferte sie dem Herrn als kostbares Gold auf. Dies alles nämlich schien in ihrem Herzen durch die Glut der Liebessehnsucht, wodurch sie alles in den Dienst ihres Liebhabers zu ziehen suchte, wie im Ofen geläutertes Gold (vgl. Sir 17,3), von allen Schlacken vollständig gereinigt, wunderbar veredelt, um dem Herrn vorgestellt zu werden. Und der Herr, dem dies allerseitig gefiel und der sich darüber wie über die seltensten Geschenke unaussprechlich freute, sammelte dieselben in Gestalt kostbarer Edelsteine.

Dienstag, 5 Januar 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Er [der Apostel Bartholomäus] wird traditionsgemäß mit Natanaël identifiziert: ein Name, der „Gott hat gegeben“ bedeutet. Dieser Natanaël stammte aus Kana (vgl. Joh 21,2); es ist also möglich, dass er Zeuge des großen „Zeichens“ gewesen ist, das Jesus an jenem Ort vollbrachte (vgl. Joh 2,1–11). Die Gleichsetzung der beiden Personen hat ihren Grund wahrscheinlich darin, dass dieser Natanaël in der Berufungsszene, von der das Johannesevangelium berichtet, an die Seite des Philippus gestellt wird, das heißt an den Platz, den in den von den anderen Evangelien wiedergegebenen Apostellisten Bartholomäus einnimmt. Diesem Natanaël hatte Philippus mitgeteilt, dass sie den gefunden haben, „über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs“ (Joh 1,45). Wie wir wissen, hielt ihm Natanaël ein ziemlich schweres Vorurteil entgegen: „Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46a). Diese Art von Ablehnung ist in gewisser Weise für uns wichtig. Sie lässt uns nämlich sehen, dass den jüdischen Erwartungen nach der Messias nicht aus einem derart unbekannten Dorf stammen konnte, wie es eben Nazaret war (vgl. auch Joh 7,42). Zugleich macht sie jedoch auch die Freiheit Gottes deutlich, der uns in unseren Erwartungen überrascht und gerade dort zu finden ist, wo wir ihn nicht erwarten würden. Andererseits wissen wir, dass Jesus in Wirklichkeit nicht ausschließlich „aus Nazaret“ war, sondern in Betlehem geboren wurde (vgl. Mt 2,1; Lk 2,4) und dass er letzten Endes vom Himmel kam, vom Vater, der im Himmel ist. Die Geschichte von Natanaël gibt uns Anregung zu einer weiteren Überlegung: In unserer Beziehung zu Jesus dürfen wir uns nicht allein mit Worten zufriedengeben. In seiner Antwort richtet Philippus eine bedeutsame Einladung an Natanaël: „Komm und sieh!“ (Joh 1,46b). Unsere Kenntnis von Jesus bedarf vor allem einer lebendigen Erfahrung: Das Zeugnis der anderen ist sicherlich wichtig, da ja in der Regel unser ganzes christliches Leben mit der Verkündigung beginnt, die durch einen oder mehrere Zeugen zu uns gelangt. Aber dann müssen wir es selbst sein, die persönlich in eine innige und tiefe Beziehung zu Jesus hineingenommen werden.

Montag, 4 Januar 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Es stand Johannes da und zwei von seinen Jüngern. Siehe, zwei von den Jüngern des Johannes; weil Johannes, der Freund des Bräutigams von solcher Art war, suchte er nicht seine Ehre, sondern gab der Wahrheit Zeugnis. Wollte er etwa, dass seine Jünger bei ihm blieben, um nicht dem Herrn zu folgen? Vielmehr er zeigte den Jüngern, wem sie folgen sollten. […] Und er sprach: Was schaut ihr auf mich? Ich bin nicht das Lamm. „Siehe, das Lamm Gottes“ […] „Siehe“, sagt er, „das da hinwegnimmt die Sünde der Welt.“ […] Und die zwei Jünger hörten ihn dies sagen und folgten Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie ihm nachfolgen sah, sprach er: Was sucht ihr? Sie sagten: Rabbi (was so viel als Lehrer heißt), wo wohnst Du? Sie folgten ihm nicht so nach, als ob sie ihm bereits anhingen; denn es ist offenbar, dass sie ihm erst anhingen, als er sie vom Schiff rief. […] „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (vgl. Mt 4,19). Und von da an hingen sie ihm so an, dass sie nicht mehr von ihm wichen. Wenn die beiden ihm also jetzt folgen, so folgen sie ihm nicht, um ihn nicht mehr zu verlassen, sondern sie wollten sehen, wo er wohne, und tun, was geschrieben steht: „Die Schwelle seiner Türe betrete oft dein Fuß; steh auf und komme beständig zu ihm, und lass dich unterweisen durch seine Lehren“ (vgl. Sir 6,36f.). Er zeigte ihnen, wo er wohnte; sie kamen dahin und blieben bei ihm. Welch seligen Tag haben sie verbracht, welch selige Nacht! Wer mag uns sagen, was sie da vom Herrn gehört haben? Erbauen auch wir in unseren Herzen eine Wohnstätte und machen wir ein Haus, damit er dorthin komme und uns lehre, mit uns rede.

Sonntag, 3 Januar 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Herr, wir haben von deinen Taten gehört und sind erschrocken; wir haben deine Wunder bedacht und sind überwältigt. Da nun dein Wort herabgestiegen ist, ist unser Herz zerschmolzen, und unser ganzes Inneres übergab sich ihm zitternd. Wahrhaftig: Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht in ihrem Lauf bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom königlichen Thron herab (vgl. Weish 18,14–15). Du hast nämlich, Vater, das Innerste deiner Liebe über uns ausgegossen und konntest die Fülle deiner Erbarmungen nicht länger zurückhalten. Du hast das Licht in die Finsternis gesandt, den Tau auf dürres Land, und in der schneidenden Kälte hast du das machtvollste Feuer entzündet. Deshalb ist das Erscheinen deines Sohnes für uns wie ein Überfluss an Nahrung angesichts einer drohenden Hungersnot größten Ausmaßes und wie ein Quell lebendigen Wassers für die leidende Seele, die in der sengenden Hitze vergeht. Oder auch so, wie es gewöhnlich Belagerten geht, die im Begriff sind, sich in den Kampf zu stürzen, den Tod vor Augen angesichts der drohenden Schwerter des Feindes, wenn auf einmal ein mächtiger Helfer und Befreier eintrifft: So erschien er uns und wurde unser Retter. Es ist sehr gut für uns und sehr heilsam, uns auf die Ursprünge unseres Heilands zurückzubesinnen, und wiederum von seiner Menschwerdung zu sprechen, uns zu erinnern, woher er gekommen ist und auf welche Weise er herabstieg, wo und wie er empfangen wurde.

Samstag, 2 Januar 2021 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Brüder, auch wenn ihr auf diesem Weg schon weit fortgeschritten seid, müsst ihr ihn immer noch bereiten, damit ihr von dem Punkt aus, den ihr erreicht habt, immer weiter vorangeht, immer ausgestreckt nach dem, was vor euch liegt (vgl. Phil 3,13). Wenn also der Weg mit jedem Schritt, den ihr tut, für seine Ankunft bereitet ist, wird der Herr euch entgegenkommen, immer neu, immer größer. Der Gerechte betet also zu Recht: „Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote, ich habe an ihm Gefallen“ (vgl. Ps 119(118),33). Und dieser Weg wird „der Weg der Ewigkeit“ genannt (vgl. Ps 138,24 LXX), (…) weil die Güte dessen, auf den wir zugehen, kein Ende hat. Deshalb wird der weise und entschlossene Pilger, auch wenn er am Ende angelangt ist, daran denken, wieder anzufangen; „vergessend, was hinter ihm liegt“ (vgl. Phil 3,13), wird er jeden Tag zu sich selbst sagen: „Nun beginne ich!“ (Ps 76(77),11 Vulg). […] Wir, die wir davon reden, auf diesem Weg weiter voranzugehen: Gebe Gott, dass wir uns wenigstens auf die Reise begeben haben. Meiner Meinung nach ist derjenige, der sich auf die Reise begeben hat, schon auf dem rechten Weg. Wir müssen jedenfalls wirklich anfangen „den Weg zur wohnlichen Stadt“ (Ps 107(106),4) zu finden. Denn „nur wenige finden ihn“, sagt die Wahrheit (Mt 7,14); „viele irren umher in der Wüste, im Ödland“ (vgl. Ps 107(106),4). […] Und du, Herr, hast einen Weg für uns bereitet; wenn wir uns doch nur darauf einlassen wollten! […] Durch deine Gebote hast du uns den Weg deines Willens gelehrt und gesagt: „Hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen, auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet“ (Jes 30,21). Das ist der Weg, den der Prophet verheißen hat: „Eine gerade Straße wird es dort geben und Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre“ (vgl. Jes 35,8). […] Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Unerfahrener auf deinem Weg in die Irre geht, Herr […]; aber wehe euch, die ihr in euren eigenen Augen weise seid (vgl. Jes 5,21); eure Weisheit hat euch vom Weg des Heils abgebracht, und euch daran gehindert, der Torheit des Heilands zu folgen. […] Begehrenswerte Torheit, die Weisheit genannt werden wird vor dem Gericht Gottes, und die uns nicht von seinem Weg abkommen lässt.

Freitag, 1 Januar 2021 : Kommentar Pius X.

Oder ist Maria nicht die Mutter Christi? Dann ist sie aber auch unsere Mutter. – Gehen wir zunächst von jener Grundwahrheit aus, die jeder festhalten muss: Jesus, das menschgewordene Wort, ist der Erlöser des Menschengeschlechtes. Wenn er nun als Gottmensch, wie alle anderen Menschen, einen ganz bestimmten Leib angenommen hat, so verfügt er als Erlöser unseres Geschlechtes ebenso über einen geistigen oder mystischen Leib; dieser mystische Leib ist die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben. „Wir, die vielen, sind ein Leib in Christus“ (Röm 12,5). Nun aber hat die Jungfrau den ewigen Sohn Gottes nicht bloß empfangen, damit er die menschliche Natur annehme und so nur Mensch sei, sondern dass er durch die Annahme dieser Menschennatur aus ihr auch der Erlöser der Menschen würde. Deshalb sagte der Engel den Hirten: „Heute ist euch geboren der Erlöser, welcher ist Christus der Herr“ (Lk 2,11). In einem und demselben Schoße der reinsten Mutter hat er Fleisch angenommen und sich zugleich einen geistigen Leib beigefügt, der aus denen besteht, „die an ihn glauben würden“. So kann man mit Recht sagen: Dadurch, dass Maria in ihrem Schoß den Erlöser umschloss, trug sie in demselben auch die, deren Leben in das Leben des Erlösers einbezogen war. Wir alle also, die wir mit Christus vereinigt und nach den Worten des Apostels „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein“ (Eph 5,30) sind, sind gleichsam aus dem Schoße Mariens hervorgegangen als ein Leib, der mit dem Haupte vereinigt ist. Somit heißen wir geistiger- und mystischerweise mit Recht Kinder Mariens, und sie ist unser aller Mutter […]. Die allerseligste Jungfrau ist also zugleich Mutter Gottes und Mutter der Menschen. – Ohne Zweifel wird sie deshalb alles aufbieten, damit Christus, „das Haupt des Leibes, der Kirche“ (Kol 1,18), uns als seinen Gliedern alle seine Gnadenschätze mitteile, vor allem, damit wir ihn erkennen und „durch ihn leben“ (1 Joh 4,9).

Donnerstag, 31 Dezember 2020 : Kommentar Thalassios der Libyer

Gott ist auf Erden, und der Mensch ist im Himmel. Gott, der den Geschöpfen das Sein geschenkt hat, hat alles an seine Vorsehung gebunden. Er, welcher der Meister ist und sich selbst zum Sklaven machte (vgl. Phil 2,6–7), hat der Schöpfung den Gipfel seiner Vorsehung offenbart. Gott, der Logos (das Wort), der, ohne sich zu verändern, Fleisch annahm, hat sich im Fleisch mit der ganzen Schöpfung vereint. Ein sonderbares Wunder ereignet sich im Himmel und auf der Erde: Gott ist auf Erden, und der Mensch ist im Himmel. Nachdem er die Menschen mit den Engeln vereint hat, gewährt er so allen erschaffenen Menschen die Vergöttlichung. Die Heiligung und Vergöttlichung der Engel und Menschen besteht in der Erkenntnis der heiligen und wesensgleichen Dreifaltigkeit. […] Als der Logos (das Wort) in seiner Liebe zu den Menschen Fleisch annahm (vgl. Joh 1,14), vertauschte er nicht, was er war, noch änderte er, was er geworden ist. So wie wir sagen, dass ein und derselbe Christus aus der Gottheit und der Menschheit geboren wurde und in seiner Gottheit und Menschheit existiert, so sagen wir auch, dass er aus zwei Naturen geboren wurde und in zwei Naturen existiert. […] Jesus ist der Christus, eine Person der Dreifaltigkeit, zu deren Erbe auch du bestimmt bist (vgl. Röm 8,17).

Mittwoch, 30 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Basilius

Gott auf der Erde, Gott unter den Menschen! Dieses Mal verkündet er nicht das Gesetz unter Blitz und Donner, bei Hörnerschall, bei rauchendem Berg, im Dunkel eines schreckenerregenden Gewitters (Ex 19,16f.); sondern er redet sanft, friedlich, in einem menschlichen Leib mit seinen Brüdern. Gott im Fleisch! […] Wie kann die Gottheit im Fleisch wohnen? So, wie das Feuer im Eisen wohnt und dabei die Stelle, wo es lodert, nicht verlässt, sondern sich mit dem Eisen verbindet. Tatsächlich wirft sich das Feuer nicht auf das Eisen, sondern bleibt an seinem Platz und teilt dem Eisen so seine Kraft mit. Dabei wird das Feuer keineswegs schwächer, sondern füllt das Eisen, mit dem es sich verbindet, vollständig aus. Ebenso hat Gott, das Wort, das „unter uns gewohnt“ hat, sich selbst nicht verlassen. „Das Wort, das Fleisch geworden ist“ (vgl. Joh 1,14), wurde keiner Veränderung unterzogen; dem Himmel wurde von dem, was er enthielt, nichts weggenommen, und dennoch hat die Erde in ihrem Schoß den empfangen, der im Himmel ist. Mach dir dieses Geheimnis ganz zu eigen: Gott ist im Fleisch, damit er den Tod, der sich darin verbirgt, tötet […] weil „die Gnade Gottes erschienen ist, um alle Menschen zu retten“ (vgl. Tit 2,11), weil „die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist“ (vgl. Mal 3, 20), „ist der Tod vom Sieg verschlungen“ (vgl. 1 Kor 15,54); denn der Tod kann nicht wirklich zusammen mit dem wahren Leben existieren. O Tiefe der Güte und Liebe Gottes zu den Menschen! Geben wir ihm die Ehre zusammen mit den Hirten, tanzen wir mit den Chören der Engel, denn „heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (vgl. Lk 2,11–12). „Der Herr ist Gott, und hat vor uns sein Angesicht leuchten lassen“ (vgl. Ps 117(118),27 Vulg.), nicht in der Gestalt Gottes, um uns schwache Menschen nicht in Angst zu versetzen, sondern in der Gestalt des Erlösers, um denen die Freiheit zu bringen, die zur Knechtschaft verdammt waren. Wessen Herz könnte so schläfrig und gleichgültig sein, dass er sich nicht freuen würde, nicht jubeln würde vor Fröhlichkeit, erstrahlen würde vor Freude angesichts dieses Ereignisses? Dies ist ein Fest für die gesamte Schöpfung. Alle sollen dazu einen Beitrag leisten, keiner darf sich undankbar erweisen. Auch wir, wir wollen unsere Stimme erheben und unsere Freude hinaussingen!

Dienstag, 29 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

„Das Reich Gottes ist nahe“ (vgl. Lk 21,31). […] Das Reich Gottes, geliebteste Brüder, ist in nächste Nähe gerückt; der Lohn des [himmlischen] Lebens und die Freude des ewigen Heils, unvergängliche Seligkeit und der dereinst verlorene Besitz des Paradieses winken bereits mit dem bevorstehenden Übergang der Welt. Schon folgt dem Irdischen das Himmlische, Großes dem Kleinen, das Ewige dem Vergänglichen. Wo wäre hier Raum für Angst und Sorge? […] Es steht geschrieben, der Gerechte lebe durch den Glauben (vgl. Röm 1,17). Wenn du aber gerecht bist und durch den Glauben lebst, wenn du wahrhaft auf Gott vertraust, warum begrüßest du es dann nicht mit Freuden, dass du zu Christus gerufen wirst, […] denn du bist dann doch bei Christus und kannst der Verheißung des Herrn sicher sein? So hatte jener gerechte Simeon, der in Wahrheit ein Gerechter war und der mit vollem Glauben Gottes Gebote hielt, von Gott den Bescheid erhalten, er werde nicht eher sterben, als bis er Christus gesehen habe. Als nun das Christuskind mit seiner Mutter in den Tempel kam, da erkannte er im Geiste, dass Christus, von dem ihm vorher geweissagt war, nunmehr geboren sei. Er wusste, dass er nun bald sterben werde, nachdem er ihn gesehen. Voll Freude also über den schon so nahen Tod und der baldigen Abberufung gewiss, nahm er das Kind auf seine Arme, pries Gott, rief und sprach: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen“ (Lk 2,29–30). Damit bewies und bezeugte er doch offenbar, dass wir Diener Gottes dann erst Frieden, dann erst volle und ungestörte Ruhe haben, wenn wir den Stürmen dieser Welt entrückt sind und in den Hafen der ewigen Heimat und Sicherheit einlaufen […] Denn das ist der wahre Friede, das ist die zuverlässige Ruhe, das die beständige, feste und ewige Sicherheit.

Montag, 28 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

Der Apostel Johannes schreibt: „Wer sagt, dass er in Christus bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat“ (vgl. 1 Joh 2,6); und der Apostel Paulus: „Wir sind Kinder Gottes; sind wir aber Kinder, dann auch Erben, Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (vgl. Röm 8,16f.). […] Geliebte Brüder, lasst uns Abel nachahmen, den Gerechten, der das Martyrium einführte, indem er als erster um der Gerechtigkeit willen den Tod erlitt (vgl. Gen 4,8) […]; lasst uns die drei Jünglinge Hananja, Asarja und Mischaël nachahmen, die durch ihren beherzten Glauben einen König besiegten (vgl. Dan 3). […] Die Propheten, denen der Heilige Geist das Wissen um die Zukunft geschenkt hatte, und die Apostel, die der Herr erwählt hatte, nahmen den Tod auf sich; lehren uns diese Gerechten dadurch nicht, auch unsererseits für die Gerechtigkeit zu sterben? Die Geburt Christi stand gleich unter dem Zeichen des Martyriums von Kindern unter zwei Jahren, um seines Namens willen; sie waren nicht in der Lage zu kämpfen, errangen aber dennoch die Krone. Um deutlich zu machen, dass alle, die für Christus den Tod erleiden, unschuldig sind, wurden unschuldige Kinder um seines Namens willen getötet. […] Wie schlimm wäre es für einen Diener, der den Namen Christi trägt, nicht leiden zu wollen, wenn sein Herr, Christus, doch zuerst gelitten hat […]! Der Sohn Gottes hat gelitten, um uns zu Kindern Gottes zu machen, und die Menschenkinder wollen nicht leiden, um Kinder Gottes zu bleiben […]? Der Herr der Welt ruft uns ins Gedächtnis: „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber ihr stammt nicht von der Welt, weil ich euch aus der Welt erwählt habe […] Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr“ (vgl. Joh 15,18–20). […] Wenn wir den Kampf des Glaubens auf uns nehmen, dann schaut Gott auf uns, seine Engel schauen auf uns, Christus schaut auf uns. Welche Ehre und welche Chance, Gott als König bei der Prüfung und Christus als Richter zu haben, wenn wir gekrönt werden. Wappnen wir uns also, liebste Brüder, mit all unseren Kräften, bereiten wir uns zum Kampf mit reiner Seele, ungeteiltem Glauben und hochherzigem Mut.

Sonntag, 27 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Der Lehrmeister der vollkommenen Demut wollte, obwohl er dem Vater in allem gleich war, sich nicht bloß der demütigsten Jungfrau Maria, sondern auch dem Gesetz unterwerfen, um „diejenigen, die unter dem Gesetz standen, loszukaufen und zu befreien von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Gal 4,5 u. Röm 8,21). Er wollte deshalb, dass auch seine allerreinste Mutter das Gesetz der Reinigung erfülle, und dass er, der Erlöser aller Menschen, als Erstgeborener erlöst, das heißt losgekauft, im Tempel Gott aufgeopfert und für ihn ein Opfer dargebracht werde in Gegenwart der frohlockenden Gerechten. Frohlocke auch du mit jenem glücklichen Greis Simeon und der hochbetagten Hanna. Gehe der Mutter und dem Kind entgegen. Die Liebe möge die Scheu besiegen, und das Herz die Furcht austreiben. Nimm auch du das Kind Jesus in deine Arme und sprich mit der Braut im Hohenlied: „Ich halte ihn und lasse ihn nicht“ (vgl. Hld 3,4). Juble mit dem ehrwürdigen Greis Simeon und stimme ein in den Lobgesang: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“ (Lk 2,29).

Samstag, 26 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Ahmen wir unseren Herrn nach und beten wir für unsere Feinde […] Er wurde gekreuzigt und betete dabei zu seinem Vater für die, die ihn kreuzigten. Aber wie könnte ich denn den Herrn nachahmen, könnte man sich fragen. Wenn du es willst, kannst du es. Wenn du nicht dazu in der Lage wärest, wie hätte er dann sagen können: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“? (Mt 11,29). […] Wenn es dir schwerfällt, den Herrn nachzuahmen, dann ahme wenigstens den nach, der auch [so wie du] sein Diener ist, sein Diakon. Ich spreche von Stephanus. Er hat tatsächlich den Herrn nachgeahmt. So wie Christus inmitten derer, die ihn kreuzigten, den Vater für seine Henker anflehte (vgl. Lk 23,34) – ohne auf das Kreuz zu achten, ohne auf seine Situation zu achten – so sagte sein Diener, umringt von denen, die ihn steinigten – von allen Seiten angegriffen, von Steinwürfen getroffen, der Schmerzen, die sie ihm zufügten, nicht achtend: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“ (Apg 7,60). Merkst du, wie der Sohn sprach und wie der Diener betete? Ersterer sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, und der zweite: „Herr, rechne ihnen diese Schuld nicht an“. Und damit man besser erkenne, mit welcher Inbrunst er betete, blieb er nicht einfach aufrecht stehen in dem Steinhagel, sondern betete auf den Knien mit Überzeugung und Mitgefühl […] Christus sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Stephanus ruft aus: „Herr, rechne ihnen diese Schuld nicht an“. Paulus seinerseits erklärt: „Ich biete dieses Opfer an für meine Brüder, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind“ (vgl. Röm 9,3). Mose sagt: „Doch jetzt nimm ihr Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du angelegt hast“ (Ex 32,32). David sagt: „Erheb deine Hand gegen mich und gegen das Haus meines Vaters“ (2 Sam 24,17). […] Was für eine Vergebung glauben wir, erhalten zu können, wenn wir das Gegenteil von dem tun, was uns aufgetragen ist, und gegen unsere Feinde beten, wenn doch der Herr selbst und seine Diener im Alten und Neuen Testament uns dazu auffordern, für sie zu beten?

Freitag, 25 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Durch wunderbare Herablassung, durch staunenswerte und unglaubliche Liebe stieg Gott herab in einen menschlichen Leib, nahm Fleisch an und besuchte die Kinder Adams. […] So wurde der Gottessohn zum Menschensohn, wenn er auch in der Einheit der Person Gott und Mensch zugleich war: Gott, gezeugt aus dem Wesen des Vaters vor aller Zeit, und Mensch, geboren aus dem Wesen seiner Mutter im Lauf der Zeit. Er sprang herbei, ein gewaltiger Held von zweifacher Natur, um in wohlklingenden Worten und überaus harmonischen Klängen auf der Zither unseres Leibes zu singen, um sehr sanfte Töne hervorzubringen auf dem von unserem Fleisch geformten Instrument, um es wie Musik von unaussprechlicher Harmonie ertönen zu lassen, damit die Steine sich aufrichten, die Bäume erzittern, die wilden Tiere sich erziehen lassen und die von ihrem Fleisch befreiten Menschen zur Höhe geführt werden. Ja wirklich, durch den süßen Klang dieser staunenswerten Musik hat er aus Steinen Kinder Abrahams erweckt und die Bäume des Waldes – das heißt die Herzen der Heiden – zum Glauben bewegt. Auch die wilden Tiere – das heißt die ungezügelten Leidenschaften und die raue Barbarei – hat er nach guter Sitte erzogen; und Menschen, die aus der Mitte der Menschen genommen waren, hat er in den Rang von Göttern erhoben. Daher ist es nur gut und recht, dass […] die Lieder bis an die Enden der Erde erklingen.

Donnerstag, 24 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Bei der Niederkunft Mariens freute sich der Himmel und die Erde jubelte; selbst die Hölle war erschüttert und erschrak. In seiner Freude schenkte der Himmel den leuchtenden Stern und die herrliche Heerschar der Engel, die diesen Lobgesang anstimmten: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2,14). In ihrem Jubel schenkte die Erde die lobpreisenden Hirten und die Magier, die anbeteten und ihre Gaben darbrachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. […] Bedenke, dass die Nacht Licht in die Dunkelheit und statt der Finsternis strahlendes Licht hervorbrachte. Diese Nacht schenkte Licht, bevor die Sonne aufging, ein Licht, das durch seinen außergewöhnlichen Glanz die Pracht der Sonne in den Schatten stellte. Von dieser Nacht sagt der Psalmist: „Die Nacht wird für mich Licht in meinen Wonnen sein.“ Dann wendet er sich an den Herrn und fährt fort: „Finsternis wird vor dir nicht finster sein, und die Nacht wird wie der Tag erleuchtet sein. So wie ihre Finsternis ist, so wird auch ihr Licht sein“ (vgl. Ps 138(139),11–12 LXX). […] Als Maria den neugeborenen Emmanuel in Empfang nahm, da schaute sie ein Licht, das unvergleichlich schöner ist als die Sonne; sie spürte ein Feuer, das Wasser nicht löschen könnte. In der Hülle des Leibes, den sie geboren hatte, empfing sie den Glanz, der alles erleuchtet, und sie verdiente es, das Wort, das das Universum trägt, in ihren Armen zu tragen.

Mittwoch, 23 Dezember 2020 : Kommentar Homilie

[Johannes der Täufer sagte:] In deiner Gegenwart, Herr Jesus, kann ich nicht schweigen, denn ich bin „die Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg. Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ (vgl. Mt 3,3.14). Als ich geboren wurde, nahm ich die Unfruchtbarkeit von derjenigen, die mich gebar; und als Neugeborener heilte ich die Stummheit meines Vaters, indem ich von dir die Gnade dieses Wunders erhielt. Du aber, geboren von der Jungfrau Maria, auf die Art und Weise, wie du es gewollt hast und die nur du kennst, du hast ihre Jungfräulichkeit nicht von ihr genommen; du hast sie geschützt, indem du ihr den Titel Mutter hinzufügtest. Ihre Jungfräulichkeit war weder ein Hindernis für deine Geburt noch hat deine Geburt ihre Jungfräulichkeit befleckt. Diese beiden unvereinbaren Wirklichkeiten – Mutterschaft und Jungfräulichkeit – haben sich zu einer einzigartigen Harmonie zusammengefunden, die nur im Bereich des Schöpfers der Natur liegt. Ich, der ich ein Mensch bin, kann an der göttlichen Gnade nur teilhaben; du aber bist Gott und Mensch zugleich, denn du bist dem Wesen nach ein Menschenfreund (vgl. Weish 1,6).

Dienstag, 22 Dezember 2020 : Kommentar Eine griechische Homilie aus dem 4. Jh.

Da sagte Maria: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. […] Er nimmt sich Israels, seines Kindes, an (vgl. Lk 1,54 griech.)* und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“ Seht ihr, wie die Jungfrau den Patriarchen an Vollkommenheit übertrifft und den Bund bestätigt, den Gott mit Abraham geschlossen hat, als er zu ihm sagte: „Das ist mein Bund zwischen mir und euch“? (Gen 17,10). […] Es ist das Loblied auf diese Prophetie, mit dem sich die heilige Gottesmutter an Gott wendet, wenn sie sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, […] denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Da er mich zur Mutter Gottes macht, bewahrt er meine Jungfräulichkeit. Die Fülle aller Geschlechter fließt in meinem Schoß zusammen, um dort geheiligt zu werden. Denn er hat alle Lebensalter gesegnet, Männer, Frauen, Junge, Kinder, Greise.“ […] „Er hat die Mächtigen von ihrem Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht“ […]. Die Niedrigen, die heidnischen Völker, die nach Gerechtigkeit hungerten (vgl. Mt 5,6), sind erhöht worden. Da sie ihre Demut und ihren Hunger nach Gott bekundeten und um das Wort Gottes baten, so wie die kanaanäische Frau um die Brosamen bat (vgl. Mt 15,27), wurden sie mit dem Reichtum erfüllt, der in den göttlichen Geheimnissen enthalten ist. Denn Jesus Christus, unser Gott, der Sohn der Jungfrau, hat die ganze Fülle göttlicher Gnaden an die Heiden ausgeteilt. „Er hat Israel, sein Kind, erhöht“, nicht irgendein Israel, sondern sein Kind, dessen hohe Abstammung er ehrt. Deshalb bezeichnet die Gottesmutter dieses Volk als ihr Kind und Erbe. Gott, der erkennt, wie sehr dieses Volk zermürbt ist vom Buchstaben, erschöpft vom Gesetz, ruft es zu seiner Gnade. Indem er Israel diesen Namen gibt, erhebt er es, „eingedenk seines Erbarmens, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig“. Diese wenigen Worte fassen das ganze Geheimnis unseres Heils zusammen. In dem Wunsch, die Menschheit zu retten und den mit unseren Vätern geschlossenen Bund zu besiegeln, „neigte er [Jesus Christus] den Himmel und fuhr herab“ (Ps 18(17),10). Und so offenbarte er sich uns und kam in unsere Nähe, so dass wir ihn sehen, berühren und seine Worte hören können. * Das griechische παιδὸς kann sowohl „Knecht“ als auch „Kind“ bedeuten.

Montag, 21 Dezember 2020 : Kommentar Byzantinische Liturgie

Da Maria Gott empfangen, eilte sie zu Elisabeth. Deren Ungeborenes erkannte sogleich ihren liebenden Gruß und freute sich ihrer Freude, als sänge es der Mutter Gottes: Sei gegrüßt, Reis des nie verdorrenden Stammes; sei gegrüßt, reich bist du an lauterer Frucht. Sei gegrüßt, du ernährst den, der uns Nahrung gewährt; sei gegrüßt, du geleitest zum Leben den, der unser Leben leitet. Sei gegrüßt, solchen Reichtum des Erbarmens ziehst du auf deiner Flur; sei gegrüßt, wie von einem Altar hebst du den Segen der Versöhnung. Sei gegrüßt, dass du dem Leibe Stärkung in Fülle gewährst; sei gegrüßt, dass du den Seelen die bergende Hülle bereitest. Sei gegrüßt, des Lobgesanges Weihe; sei gegrüßt, du Aussöhnung für das unendliche All. Sei gegrüßt, du bist Gottes Wohlgefallen bei den Sterblichen; sei gegrüßt, der Sterblichen Fürbitte bei Gott bist du. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! Ein innerer Ansturm zweideutiger Gedanken verwirrte den besonnenen Josef. Er, der dich als die Unvermählte kannte, tadelte dich im Argwohn hinterlistiger Verbindung, du ohne Fehl. Als er aber deiner Erwählung vom Heiligen Geiste gewahr wurde, sprach er: Halleluja, Halleluja, Halleluja! Aus den Jubelchören der Engel vernahmen die Hirten die fleischgewordene Gegenwart Christi. Wie zu einem Hirten liefen sie zu ihm und sahen das Lamm Gottes unschuldig in Mariens Schoße weiden. Da jubelten auch sie: Sei gegrüßt, des Lammes Mutter und des Hirten; sei gegrüßt, Hürde der geistigen Schafe Sei gegrüßt, du beschützest vor den unerkannten Gegnern; sei gegrüßt, du erschließest das Heiligtum des Paradieses. Sei gegrüßt, die Himmel jauchzen mit der Erde; sei gegrüßt, in Christus frohlocken alle Geschöpfe. Sei gegrüßt, durch dich sind die Apostel mündig geworden; sei gegrüßt, an dir haben die Märtyrer Gleichmut gewonnen. Sei gegrüßt, du starker Halt des Glaubens; sei gegrüßt, du lichte Offenbarung der Gnade. Sei gegrüßt, durch dich wird die Unterwelt entmachtet; sei gegrüßt, von dir sind wir im Glauben ermächtigt. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! […] Solch ungewöhnlicher Geburt nachsinnend werden wir dem Gewöhnlichen mehr und mehr entwöhnt und wenden unser Sinnen zum Himmel. Denn der Gewaltige hat die Schwäche des Menschseins auf sich genommen, damit er aus der Tiefe führe, die als Herrn ihn glauben: Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Sonntag, 20 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Sophronius von Jerusalem

„Freue dich, die du voll der Gnade bist, der Herr ist mit dir.“ Was könnte es Größeres geben als diese Freude, o Jungfrau Maria? Was könnte es Größeres geben als diese Gnade, die einzig du empfangen hast als Mitgift von Gott? Was kann man Froheres und Lichtvolleres empfangen? Alles bleibt zurück hinter deinen wunderbaren Eigenschaften; alles bleibt unterhalb deiner Gnade. Die sichersten Vorrechte nehmen nur den zweiten Platz ein und besitzen nur einen blassen Glanz. „Der Herr ist mit dir.“ Wer würde es wagen in diesem Punkt mit dir zu wetteifern? Gott wird aus dir geboren. Wer also würde dir nicht sofort den Platz räumen, um dir mit Freude den ersten Platz und alle Ehre zu geben? Deshalb verkünde ich laut dein Lob, wenn ich dich betrachte, wie du über allen Geschöpfen thronst: „Freue Dich, du Gnadenvolle, der Herr ist mit Dir.“ Die Freude, die von dir ausgeht, wird nicht nur den Menschen verliehen, sondern auch allen Engelsmächten des Himmels […] Gott selbst wohnt leibhaftig in deinem Schoß; er geht daraus hervor wie ein Bräutigam (vgl. Ps 19(18),6), um allen Menschen die himmlische Freude und das himmlische Licht zu bringen. Und in dir, o Jungfrau, hat Gott wie in einem strahlendreinen und lichten Himmel „seine Wohnung bereitet“ (vgl. Ps 76(75),3). Aus dir tritt er aus seinem Gemach hervor wie ein Bräutigam, er gleicht dem frohlockenden Held, der seine Bahn läuft, um sein Leben zu durchschreiten, das allen Lebendigen das Heil bringen wird. Er erstreckt sich von einem Ende des Himmels bis zum anderen wie die Sonne (vgl. Ps 19(18),6-7), er erfüllt alles mit seiner göttlichen Glut und seinem lebenspendenden Licht.

Samstag, 19 Dezember 2020 : Kommentar Origenes

In uns sind Stimme und Wort nicht dasselbe, denn die Stimme kann sich vernehmen lassen, ohne dass sie Sinn vermittelt, wortlos; ebenso kann das Wort auf dem Weg unseres Denkens ohne Stimme dem Geist übermittelt werden. Und da der Herr das Wort ist […], unterscheidet sich Johannes von ihm als die Stimme, und Christus ist das Wort. Das gibt Johannes selbst denen zur Antwort, die ihn fragen, wer er ist: „Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1,23). Vielleicht hat Zacharias [ausgerechnet] seine Stimme verloren, weil er an die Geburt dieser Stimme, die das Wort Gottes verkünden sollte, nicht geglaubt hat, und vielleicht findet er sie deshalb erst wieder, als die Stimme geboren wurde, die dem Herrn voranging (Lk 1,64). Denn man muss auf die Stimme hören, damit der Geist das Wort erfassen kann, das die Stimme bezeichnet. Deshalb ist auch Johannes durch das Datum seiner Geburt ein wenig älter als Christus; denn wir vernehmen die Stimme ja tatsächlich schon bevor wir das Wort wahrnehmen. Johannes weist so auf Christus hin, denn durch die Stimme offenbart sich eben das Wort. Auch wird Christus von Johannes getauft, der bekennt, dass er selbst von ihm getauft werden müsste (Mt 3,14) […] Kurz gesagt, wenn Johannes auf Christus hinweist, so weist ein Mensch hin auf Gott, den ungeschaffenen [incorporel] Retter; eine menschliche Stimme also weist auf das göttliche Wort hin […].

Freitag, 18 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Der Name Jesus ist ein göttlicher Name, den der Herr durch die Stimme des Erzengels Gabriel Maria mitteilte: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben“ (vgl. Lk 1,31). Aus diesem Grund wird der Name auch als „Name, der größer ist als alle Namen“ bezeichnet, der einzige Name, „durch den wir gerettet werden sollen“ (vgl. Phil 2,9; Apg 4,12). Dieser große Name wird vom Heiligen Geist mit Öl verglichen: „Dein Name ist hingegossenes Salböl“ (vgl. Hld 1,3). Warum? Der hl. Bernhard erklärt es so: Wie das Öl gleichzeitig Licht, Nahrung und Heilmittel ist, so ist der Name Jesus Licht für unseren Geist, Nahrung für unser Herz, Heilmittel für unsere Seele. Licht für unseren Geist: Der Glanz dieses Namens ist es, der die Welt aus der Dunkelheit des Götzendienstes zur Klarheit des Glaubens geführt hat. Wir sind in einem Land geboren, dessen Bewohner vor der Ankunft des Erlösers allesamt Heiden waren; und wir wären wie sie, wenn er nicht gekommen wäre, uns zu erleuchten. Wie sehr müssen wir Jesus doch für das Geschenk des Glaubens danken! […] Nahrung für unser Herz: Auch das ist der Name Jesus. Er erinnert uns an das ganze schmerzvolle Heilswerk, das Jesus zu unserer Rettung vollbracht hat. So tröstet er uns in der Trübsal, gibt uns die Kraft, auf dem Weg des Heiles zu wandeln; erweckt unsere Hoffnung neu und entfacht uns mit Liebe zu Gott. Heilmittel schließlich für unsere Seele: Der Name Jesus macht sie stark gegen die Versuchungen und Angriffe unserer Feinde. Sobald sie die Anrufung dieses heiligen Namens hören, erzittern die Mächte der Hölle und fliehen. Der Apostel Paulus sagt: „Damit vor dem Namen Jesu alle ihre Knie beugen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde“ (vgl. Phil 2,10). Wer in Versuchung geraten ist, wird nicht fallen, wenn er Jesus anruft: Solange er ihn anruft, wird er durchhalten und gerettet werden (vgl. Ps 18(17),4).

Donnerstag, 17 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Fleischwerdung des Logos, des Wortes Gottes, betrifft sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Kein Zeitalter, wie fern es auch sein mag, musste das Sakrament der Erlösung der Menschheit entbehren. Was die Apostel predigten ist das, was die Propheten angekündigt hatten, und man kann nicht sagen, dass das, was zu allen Zeiten geglaubt wurde, reichlich verspätet eingetroffen wäre. Indem Gott das Werk der Erlösung aufschob, hat er uns in seiner Weisheit und Güte dank dieser alten und häufigen Ankündigungen fähiger gemacht, auf seinen Ruf zu antworten […]. Es ist also nicht wahr, dass Gott sich der menschlichen Geschicke angenommen hätte, indem er seinen Ratschluss geändert und von spätem Erbarmen bewegt worden sei: Seit Erschaffung der Welt hat er für alle ein und denselben Heilsweg beschlossen. In Wirklichkeit nahm die Gnade Gottes mehr und mehr zu, durch die seit jeher alle seine Heiligen gerechtfertigt wurden, und begann nicht erst mit der Geburt Christi. Dieses Geheimnis einer großen Liebe, von der jetzt die ganze Welt erfüllt ist, war bereits in seinen Vorzeichen so mächtig. Diejenigen, die daran glaubten, als sie verheißen wurde, hatten nicht weniger Nutzen davon als diejenigen, die sie erhielten, als sie geschenkt wurde. Meine Lieben, mit offenkundiger Güte wurde der Reichtum der Gnade Gottes über uns ausgegossen. Zu ewigem Leben berufen, werden wir nicht nur durch Vorbilder aus der Vergangenheit auferbaut, sondern haben die Wahrheit selbst gesehen, wie sie in sichtbarer und körperlicher Form erschien. Wir müssen also den Geburtstag des Herrn mit inniger Freude, die nicht von dieser Welt ist, feiern […]. Erkennt dank des Lichtes des Heiligen Geistes den, der uns in sich aufgenommen hat und den wir in uns aufgenommen haben: Denn so wie der Herr Jesus in seiner Geburt unser Fleisch geworden ist, so sind auch wir bei unserer Wiedergeburt sein Leib geworden. […] Gott hat uns das Beispiel seines Wohlwollens und seiner Demut gegeben […]: Gleichen wir uns also dem Herrn in seiner Demut an, wenn wir ihm in seiner Herrlichkeit ähnlich sein wollen. Er selber wird uns helfen und uns zur Erfüllung dessen führen, was er verheißen hat.

Dienstag, 15 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

Es ist eine Freude für mich, Brüder, mit euch die Erinnerung an diesen Weg des Herrn wachzurufen […], für den Jesaia so schöne Worte findet: „In der Wüste […] wird es eine Straße geben; man nennt sie den Heiligen Weg“ (vgl. Jes 35,6–8), weil er die Heiligung der Sünder bedeutet und die Rettung der Verlorenen. […] „Kein Unreiner darf ihn betreten.“ Lieber Jesaja, dann sollen die Unreinen also auf einem anderen Weg gehen? Oh, nein! Vielmehr sollen alle auf diesen Weg kommen, alle sollen auf ihm vorangehen. Vor allem für die Unreinen hat Christus ihn doch angelegt, er, der „gekommen ist, zu suchen und zu retten, was verloren war“ (vgl. Lk 19,10). […] Dann wird also der Unreine den Heiligen Weg durchschreiten? Gott bewahre! Wie beschmutzt einer auch sein mag, wenn er ihn betritt, so wird er es nicht mehr sein, wenn er ihn durchschreitet! Denn sobald er den Fuß darauf setzt, wird sein Schmutz verschwinden. So steht der Heilige Weg tatsächlich dem unreinen Menschen offen; aber sobald er ihn einschlägt, reinigt der Weg ihn und löscht alles Böse aus, das er getan hat. […] Er belässt ihn nicht in seinem Schmutz, denn es ist der „schmale Weg“, sozusagen das „Nadelöhr“ (vgl. Mt 7,14; 19,24). […] Wenn du also bereits auf dem Weg bist, dann weiche nicht davon ab, sonst wird dich der Herr „dem Weg deines eigenen Herzens überlassen“ (vgl. Jes 57,17). […] Wenn dir der Weg zu eng vorkommt, dann denke an das Ziel, zu dem er dich führt. […] Sollte aber dein Blick nicht so weit reichen, dann vertraue Jesaja, dem Seher. Er, der sowohl die Enge als auch das Ziel des Weges sah, fügte hinzu: „Auf diesem Weg gehen die Befreiten, die Erlösten des Herrn; sie kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen“ (vgl. 35,9–10).

Montag, 14 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Jedes Geschöpf wurde erschaffen, um Zeugnis für Gott abzulegen, denn jedes Geschöpf ist wie ein Beweis seiner Güte. Die Größe der Schöpfung legt auf ihre Weise Zeugnis ab von der göttlichen Kraft und Allmacht, und ihre Schönheit zeugt von der göttlichen Weisheit. Einige Menschen erhalten von Gott eine besondere Sendung: Sie geben Zeugnis von Gott nicht nur auf natürliche Weise, nämlich durch die Tatsache ihrer Existenz, sondern vielmehr noch auf geistliche Weise, durch ihre guten Werke. […] Aber diejenigen, die sich nicht damit begnügen, die göttlichen Gnaden zu empfangen und durch Gottes Gnade gute Werke zu tun, sondern diese Gaben durch Wort, Ermutigung und Ermahnung anderen mitzuteilen, diese sind in noch vorzüglicherer Weise Zeugen Gottes. Johannes ist einer dieser Zeugen; er kam, um die Gaben Gottes auszuteilen und sein Lob zu verkünden. Diese Sendung des Johannes, diese Rolle eines Zeugen ist von unvergleichlicher Größe, denn es kann einer nur Zeugnis geben von einer Wirklichkeit in dem Maße, wie er an ihr teilhat. Jesus sagte: „Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir“ (Joh 3,11). Zeugnis zu geben von der göttlichen Wahrheit setzt voraus, dass man diese Wahrheit kennt. Deshalb hatte auch Christus diese Rolle des Zeugen inne. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37). Doch Christus und Johannes hatten diese Rolle auf verschiedene Weise inne. Christus besaß dieses Licht in sich selbst; mehr noch, er war dieses Licht, während Johannes nur an ihm teilhatte. Von daher gibt Christus ein vollendetes Zeugnis; er offenbart die Wahrheit in vollkommener Weise. Johannes und die anderen Heiligen tun das nur in dem Maße, in dem sie diese Wahrheit empfangen. Erhabene Sendung des Johannes: Sie umfasst seine Teilhabe am Licht Gottes und seine Ähnlichkeit mit Christus, der sich ebenfalls dieser Sendung unterworfen hat.

Sonntag, 13 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Aber als was kam er? Als Mensch erschien er. Weil er also so Mensch war, dass in ihm die Gottheit verborgen war, so wurde vor ihm her ein großer Mensch gesandt, durch dessen Zeugnis er als mehr erfunden würde denn als Mensch. […] Wie beschaffen war der, welcher Zeugnis geben sollte vom Licht? Etwas Großes war dieser Johannes, hervorragend durch Verdienste, groß an Gnade, groß an Würde! Bewundere ihn, bewundere ihn ganz und gar, aber als einen Berg. Ein Berg aber ist in der Finsternis, wenn er nicht vom Licht bestrahlt wird. Also bewundere Johannes so, dass du auch hörst, was folgt: „Er war nicht das Licht“, damit du nicht, indem du den Berg für das Licht hältst, Schiffbruch am Berg leidest, keinen Trost findest. Doch was sollst du bewundern? Den Berg als Berg. Erhebe dich aber zu dem, der den Berg erleuchtet, der deshalb emporragt, damit er zuerst die Strahlen empfange und deinen Augen melde. […] Denn auch unsere Augen werden Lichter genannt, und doch, wenn nicht entweder während der Nacht eine Lampe angezündet wird oder am Tag die Sonne scheint, sind jene Lichter vergeblich offen. So war auch Johannes ein Licht, aber nicht das wahre Licht, weil er, wenn er nicht erleuchtet worden wäre, Finsternis wäre, aber durch Erleuchtung ist er ein Licht geworden. […] Wo aber ist das Licht selbst? „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (Joh 1,9). Wenn jeden Menschen, der kommt, dann auch den Johannes. Er selbst also erleuchtete den, von welchem er gezeigt werden wollte. […] Er kam nämlich zu den matten Geistern, zu den kranken Herzen, zu dem geschwächten Auge der Seele. […] So also waren alle jene, zu denen Christus gekommen war, noch nicht ganz fähig, ihn zu sehen; er bestrahlte den Johannes, und durch ihn, der bekannte, dass er bestrahlt und erleuchtet sei, selbst aber nicht bestrahle und erleuchte, wurde jener erkannt, welcher erleuchtet, wurde jener erkannt, welcher erhellt, wurde jener erkannt, welcher erfüllt.

Freitag, 11 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

„Du Feuer, das nicht erlischt“, sagen wir mit dem heiligen Augustinus, „entflamme unsere Herzen!“ Fleischgewordenes Wort, du bist Mensch geworden, um in unseren Herzen das Feuer der göttlichen Liebe zu entfachen: Wie hast du nur in uns auf so viel Undank treffen können? Du hast keine Mühe gescheut, um unsere Liebe zu gewinnen; du bist sogar so weit gegangen, dein Blut und dein Leben zu opfern. Wie kommt es nur, dass die Menschen so vielen Wohltaten gegenüber gleichgültig bleiben? Wissen sie vielleicht nichts davon? Doch, sie wissen, sie glauben, dass du aus Liebe zu ihnen vom Himmel herabgekommen bist, dass du menschliches Fleisch angenommen und ihr Elend auf dich genommen hast. Sie wissen, dass du aus Liebe zu ihnen ein Leben fortwährender Leiden führen und einen schändlichen Tod erleiden wolltest. Wie lässt es sich dann erklären, dass sie in völliger Vergessenheit deiner übergroßen Güte dahinleben? Sie lieben ihre Eltern, sie lieben ihre Freunde, sie lieben sogar die Tiere […]; nur dir gegenüber lassen sie es an Liebe und Dankbarkeit fehlen! Aber was rede ich da? Indem ich andere der Undankbarkeit bezichtige, verurteile ich mich selbst, denn mein Verhalten dir gegenüber war schlimmer als das ihre. Deine Barmherzigkeit aber macht mir wieder Mut. Ich weiß, dass sie mich so lange ertragen hat, um mir zu vergeben und mich mit deiner Liebe zu entflammen, unter der einzigen Bedingung, dass ich bereuen und dich lieben will. Ja, mein Gott, ich will bereuen […]; ich will dich von ganzem Herzen lieben. Ich erkenne wohl, dass mein Herz […] dich verlassen hat, um die Dinge dieser Welt zu lieben. Ich erkenne aber auch, dass du trotz dieses Verrates immer noch um mein Herz bittest. Deshalb weihe und schenke ich es dir mit der ganzen Kraft meines Willens. Entzünde es doch mit deiner ganzen heiligen Liebe und mache, dass es von nun an nichts anderes mehr liebt als dich. […] Ich liebe dich, mein Jesus; ich liebe dich, mein höchstes Gut! Ich liebe dich, du einzige Liebe meiner Seele. Maria, meine Mutter, du bist „die Mutter der schönen Liebe“ (Sir 24,24 Vulg), erlange mir die Gnade, meinen Gott zu lieben; das erhoffe ich von dir.

Donnerstag, 10 Dezember 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Das ewige Leben bietet sich uns an, meine Kinder, das Himmelreich ist für uns vorbereitet, und das Erbe Christi wartet auf uns: der Genuss zahlreicher und unvorstellbarer Güter, das Glück einer unermesslichen Freude und der Unsterblichkeit, ein Übermaß an Herrlichkeit und Ehre und an allen anderen Gütern, und das in so großer Zahl, dass eine menschliche Zunge es nicht vermöchte, die Gnade und Barmherzigkeit auszudrücken (vgl. Weish 3,9)! Lasst uns fortan mit noch größerem Eifer laufen, und das gilt vor allem euch, den Faulen, den Ungehorsamen, den schwerfälligen Herzen, den Freunden des Murrens, die ihr, wenn ihr euch nicht ändert, dem verfluchten Feigenbaum gleicht. Wir düngen ihn (vgl. Lk 13,8), und er schlägt keine Wurzeln; wir berieseln euch mit Worten, und es zeigt sich kein Wachstum! „Schon“, sagt die Schrift, „ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt“ (Lk 3,9), und über das, was darauf folgt, will ich lieber schweigen. Suchen wir den Kampf, vergießen wir tapfer unseren Schweiß, ergreifen wir die Kronen, lasst uns Lob erringen, lasst uns als Schatz sammeln „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist“ (1 Kor 2,9). Richten wir unser Leben nach dem unserer Väter aus, das auf den Ursprung zurückgeht; folgen wir Schritt für Schritt ihren Tugenden, lieben wir ihre rechtschaffenen Taten, gleichen wir unsere Lebensweise der ihren an! […] Ja, lasst uns mit ihnen zusammenarbeiten! Ja, lasst uns mit ihnen zusammenwirken! Ja, folgen wir ihnen Schritt für Schritt! Ja, lasst auch uns tun, was gerecht und heilig ist! So werden wir teilhaben an ihrer Herrlichkeit, werden mit ihnen gekrönt und werden mit ihnen Freudensprünge machen im Himmelreich, in Jesus Christus unserem Herrn, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist Ehre und Macht gebühren, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Mittwoch, 9 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

Von der dritten Ankunft Christi. Die dritte, noch in der Zukunft verborgene, Ankunft Christi findet beim Gerichte oder in der Stunde des Todes statt. […] Die Gerechtigkeit des Richters – denn das Urteil und der Urteilsspruch kommt Christus zu. Er ist der Menschen Sohn und die Weisheit des Vaters. Dieser Weisheit steht alles Urteil zu, denn vor ihr sind alle Herzen im Himmel, auf Erden und in der Hölle offenkundig und offenbar. […] Christus unser Bräutigam und Richter wird bei diesem Gerichte lohnen und strafen nach Gerechtigkeit, denn er vergilt jedem nach Verdienst. Er schenkt dem Gerechten für jedes Werk, das Gott aufgeopfert wurde, einen unermesslichen Lohn, den kein Geschöpf verdienen kann, nämlich sich selbst. Denn indem Gott das Werk mitwirkt in der Kreatur, so verdient das Geschöpf in der Kraft Gottes, Gott selbst zum Lohn. […] Der ersten Ankunft, in der Gott Mensch wurde, in Demut lebte und in Liebe für uns starb, sollen wir entsprechen: äußerlich durch vollkommene, sittliche Tugenden und innerlich durch Liebe und wahrhafte Demut. Die zweite Ankunft, die sich in der Gegenwart vollzieht, indem Gott mit Gnade jedes minnende Herz heimsucht, soll unsere Sehnsucht sein, und wir sollen täglich bitten, dass wir standhaft bleiben und zunehmen in neuen Tugenden. Die dritte Ankunft zum Gerichte oder in unserer Todesstunde, sollen wir mit Verlangen, Vertrauen und mit Ehrfurcht erwarten, auf dass wir aus diesem Elende erlöst werden und eintreten mögen in den Saal der ewigen Herrlichkeit.

Dienstag, 8 Dezember 2020 : Kommentar Pius X.

Der Glaube aber ist, wie der Apostel sagt, „das feste Vertrauen auf das, was man erhofft“ (Hebr 11,1). Wenn wir also durch die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau in unserem Glauben bestärkt werden, so gilt dies selbstverständlich erst recht für die Hoffnung. Und dieses umso mehr, da Maria ja nur deswegen von der Erbsünde bewahrt wurde, weil sie Mutter Christi sein sollte; Mutter Christi wurde sie aber, damit in uns die Hoffnung auf die ewigen Güter neu geweckt würde. Über die Liebe zu Gott brauchen wir keine Worte zu verlieren. Eine besondere Erwägung indessen verdient, wie die Betrachtung der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau uns aufmuntern kann zur Beobachtung jenes Gesetzes, das Jesus mit Vorzug sein Gebot genannt hat, nämlich das Gebot, dass wir einander lieben sollen, wie er selbst uns geliebt hat. – „Ein großes Zeichen“, so beschreibt der Apostel Johannes das ihm zuteil gewordene Gesicht, „ein großes Zeichen erschien am Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, den Mond zu ihren Füßen, und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupte“ (Offb 12,1). Jeder aber weiß, dass diese Frau niemand anderen bedeutet als Maria, die als unversehrte Jungfrau Christus, unser Haupt geboren. „Und die Frau“ so fährt der Apostel fort, „war gesegneten Leibes und schrie in ihren Wehen und Geburtsnöten“ (Offb 12,2). Der Apostel sah also die heilige Gottesmutter, obwohl sie bereits beseligt im Himmel war, doch an geheimnisvollen Geburtswehen leiden. Was für eine Geburt mag damit wohl gemeint sein? Zweifellos handelt es sich um die Geburt von uns selbst, die wir, in der irdischen Verbannung noch zurückgehalten, erst zur vollkommenen Liebe Gottes und zur ewigen Glückseligkeit geboren werden müssen. Die Geburtswehen Mariens aber veranschaulichen ihre Liebe und ihr Bemühen, mit denen die Jungfrau auf dem Himmelsthron wacht und durch ihre fortwährende Fürbitte zu bewirken sucht, dass die Zahl der Erwählten ihr Vollmaß erreiche. Dass nun diese Liebe besonders bei Gelegenheit dieser Feste zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der Gottesgebärerin das Ziel aller werden möge, dahin geht Unser sehnlichstes Verlangen.

Montag, 7 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

„Als er nun ihren Glauben sah“ (Lk 5,20), heißt es. Groß ist der Herr. Um des Verdienstes der einen willen verzeiht er anderen und lässt, indem er die einen prüft, anderen die Verirrungen nach. Warum soll bei dir, o Mensch, deinesgleichen nichts vermögen, nachdem beim Herrn selbst der Diener das Verdienst der Fürbitte und das Anrecht auf Erhörung hat? Lerne, wenn du richtest, verzeihen; lerne, wenn du krank bist, beten! Wenn du dir keine Hoffnung auf Nachlass der schweren Sünden machen kannst, so wende dich an Fürsprecher, wende dich an die Kirche, die für dich flehen soll; anbetracht derer der Herr dir Verzeihung gewährt, die er dir sonst verweigern könnte! Wiewohl wir die Geschichtlichkeit des Vorganges nicht preisgeben dürfen, sodass wir an der wirklichen leiblichen Heilung dieses Gelähmten festhalten, so erblicke doch hierin die Heilung des inneren Menschen, dem die Sünden nachgelassen werden! […] Weil aber der Herr die Sünder retten wollte, zeigte er sowohl durch sein Wissen um das Verborgene wie durch das Bewunderungswürdige seines Tuns, dass er Gott ist, und fügte darum bei: „Was ist leichter zu sagen: Vergeben sind dir deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und wandle?“ (Lk 5,23). Mit dieser Stelle entrollt der Herr ein vollständiges Bild der Auferstehung: er heilt die geistigen und leiblichen Wunden, […] das heißt nämlich, den ganzen Menschen zu heilen.

Sonntag, 6 Dezember 2020 : Kommentar Homilie

[„Jesus kommt zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: ‚Ich müsste von dir getauft werden!‘“ (vgl. Mt 3,13–14).] In deiner Gegenwart, Herr Jesus, kann ich nicht schweigen, denn „ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg. Ich müsste mich von dir taufen lassen und du kommst zu mir!“ […] Im Anfang warst du, du warst bei Gott und du warst Gott (vgl. Joh 1,1); du, der du der leuchtende Abglanz der Herrlichkeit des Vaters bist, du, das vollkommene Abbild des Vaters (vgl. Hebr 1,3); du, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt (vgl. Joh 1,9); du, der du in der Welt warst, bist dorthin gekommen, wo du schon warst; du, der du Fleisch angenommen hast, aber in uns wohnst (vgl. Joh 1,14; 14,23); und du ließest dich von deinen Knechten in der Gestalt eines Knechtes sehen (vgl. Phil 2,7); du, der du Himmel und Erde durch deinen heiligen Namen wie durch eine Brücke verbunden hast: Du kommst zu mir? Du, der du so groß bist, zu mir, der ich so arm bin? Der König zum Vorläufer, der Herr zum Diener. […] Ich weiß, welcher Abgrund die Erde vom Schöpfer trennt. Ich weiß, welcher Unterschied besteht zwischen dem Schlamm der Erde und dem, der ihn geformt hat (vgl. Gen 2,7). Ich weiß, wie sehr deine Sonne der Gerechtigkeit hoch über mir steht, der ich nur die Lampe von deiner Gnade bin (vgl. Mal 3,20; Joh 5,35). Und obwohl du in die reinste Wolke deines Leibes gekleidet bist, erkenne ich meinen Stand als Diener an und verkünde deine Größe. „Ich bin es nicht wert, die Riemen deiner Sandalen zu lösen“ (vgl. Mk 1,7). Und wie könnte ich es wagen, den unbefleckten Scheitel deines Hauptes zu berühren? Wie die Hand über dir ausstrecken, der „der du den Himmel wie ein Zelt ausspannst“ und „die Erde über den Wassern gegründet hast“ (vgl. Ps 104(103),2; 136(135),6). […] Was für ein Gebet soll ich über dich sprechen, der du sogar die Gebete derer annimmst, die dich missachten?

Samstag, 5 Dezember 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Die Kirche, zu der wir alle in Christus Jesus berufen werden und in der wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit erlangen, wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet werden, wenn die Zeit der allgemeinen Wiederherstellung kommt (Apg 3,21). Dann wird mit dem Menschengeschlecht auch die ganze Welt, die mit dem Menschen innigst verbunden ist und durch ihn ihrem Ziele entgegengeht, vollkommen in Christus erneuert werden (vgl. Eph 1,10; Kol 1,20; 2 Petr 3,10–13) […] Die Wiederherstellung also, die uns verheißen ist und die wir erwarten, hat in Christus schon begonnen, nimmt ihren Fortgang in der Sendung des Heiligen Geistes und geht durch ihn weiter in der Kirche, in der wir durch den Glauben auch über den Sinn unseres zeitlichen Lebens belehrt werden, bis wir das vom Vater uns in dieser Welt übertragene Werk mit der Hoffnung auf die künftigen Güter zu Ende führen und unser Heil wirken (vgl. Phil 2,12). Das Ende der Zeiten ist also bereits zu uns gekommen (vgl. 1 Kor 10,11), und die Erneuerung der Welt ist unwiderruflich schon begründet und wird in dieser Weltzeit in gewisser Weise wirklich vorausgenommen. Denn die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet. Bis es aber einen neuen Himmel und eine neue Erde gibt, in denen die Gerechtigkeit wohnt (vgl. 2 Petr 3,13), trägt die pilgernde Kirche in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die noch zu dieser Weltzeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und zählt selbst so zu der Schöpfung, die bis jetzt noch seufzt und in Wehen liegt und die Offenbarung der Kinder Gottes erwartet (vgl. Röm 8,19–22).

Freitag, 4 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Anselm

Sprich jetzt, mein ganzes Herz, sprich jetzt zu Gott: „Ich suche Dein Antlitz; Dein Antlitz, Herr, suche ich“ (vgl. Ps 27(26),8). Wohlan, jetzt also, Du Herr, mein Gott, lehre mein Herz, wo und wie es Dich suche, wo und wie es Dich finde. Herr, wenn Du hier nicht bist, wo soll ich suchen Dich, den Abwesenden? Wenn Du aber überall bist, warum sehe ich nicht den Anwesenden? Doch gewiss wohnst Du in einem unzugänglichen Lichte. Und wo ist das unzugängliche Licht? Oder wie kann ich zu dem unzugänglichen Lichte gelangen? Oder wer wird mich führen und hineinführen in es, dass ich Dich sehe in jenem? Sodann: unter welchen Zeichen, unter welchem Antlitz soll ich Dich suchen? Nie habe ich Dich gesehen, Herr, mein Gott, nicht kenne ich Dein Antlitz. Was soll tun, höchster Herr, was soll tun dieser Dein in die Ferne Verbannter? Was soll tun Dein Knecht, der ängstlich besorgt ist in Liebe zu Dir und weit hinweg von Deinem Antlitz verstoßen ist? Er lechzt Dich zu sehen – und allzu ferne ist jenem Dein Antlitz; er begehrt zu Dir zu gelangen – und unzugänglich ist Deine Wohnung; er wünscht Dich zu finden – und weiß nicht Deinen Ort; er verlangt Dich zu suchen – und kennt nicht Dein Antlitz. Herr, mein Gott bist Du und mein Herr bist Du – und niemals habe ich Dich gesehen; Du hast mich geschaffen und wiedergeschaffen und alle Güter hast Du mir verliehen – und noch habe ich Dich nicht erkannt; schließlich wurde ich geschaffen, um Dich zu sehen – und noch habe ich nicht getan, wofür ich geschaffen wurde. O elendes Los der Menschen, da er das verlor, wozu er geschaffen ward […] Lass mich Dich suchen, indem ich nach Dir verlange, lass mich nach Dir verlangen, indem ich Dich suche! Lass mich Dich finden, indem ich Dich liebe, lass mich Dich lieben, indem ich Dich finde!

Donnerstag, 3 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Der Glaube ist eine fundamentale Tugend. […] Unser Glaube ist der Beginn, die Grundlage, die Wurzel unseres Lebens als Kinder Gottes. […] Der Glaube ist nicht nur für die Weckung des übernatürlichen Lebens erforderlich, sondern auch für dessen Wachstum und Entfaltung. Er ist wirklich Grundlage und Wurzel des inneren Lebens. Warum legt man Grundsteine, wenn man ein Gebäude errichten will? Nicht nur, weil sie es ermöglichen, dass man dann mit dem Bauen beginnen kann, sondern auch, weil die Festigkeit, das Gleichgewicht und die Lebensdauer des Gebäudes davon abhängt. Das gilt auch vom Glauben im Leben jedes Christen. Nur auf dem Fundament eines starken Glaubens können Hoffnung und Liebe gedeihen, kann das Gebet zu Gott emporsteigen. Wo sollten wir in der Stunde der Prüfung wie auch im Alltag Halt finden, wo wirksame Motive für unser Handeln, wenn nicht im Glauben? Deshalb ermahnt der heilige Paulus die Kolosser, „im Glauben festgegründet und beständig zu bleiben“ (1,23). […] So groß ist die Bedeutung der Glaubensgewissheit. Sie übt unaufhörlich ihren Einfluss: sie verleiht dem Leben Adel, der Seele Kraft; ihr dankt es der Christ […], dass er im Kampf mit den Mächten der Finsternis nie am Siege zweifelt (vgl. 1 Joh 5,4). Der hl. Paulus fasste diese Lehre, die ihm sehr teuer war, in ein kurzes Wort zusammen: „Der Gerechte lebt aus dem Glauben“ (Gal 3,11; Röm 1,17; Hebr 10,38). Wir können die praktische Bedeutung des Glaubens gar nicht hoch genug einschätzen, denn je stärker unser Glaube ist, desto mehr wird unser ganzes Leben neugestaltet, desto fester werden die Bande, die uns als Adoptivkinder mit dem himmlischen Vater verbinden.

Mittwoch, 2 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

Die zweite Ankunft Christi, unseres Bräutigams, ereignet sich täglich in guten Menschen und häufig mit Gnaden und neuen Gaben in all denen, die sich nach Kräften darauf vorbereiten. Wir wollen hier weder von der ersten Bekehrung des Menschen reden noch von der ersten Gnade, die ihm verliehen wurde, als er sich von der Sünde zu den Tugenden bekehrte; sondern wir wollen sprechen von einem täglichen Zuwachs an neuen Gnaden und neuen Tugenden und von einer Ankunft Christi, unseres Bräutigams, in der Gegenwart, die täglich in unserer Seele stattfindet. […] Es gibt noch eine Ankunft Christi, unseres Bräutigams, die täglich stattfindet, verbunden mit einer Vermehrung der Gnade und der Ausspendung neuer Gaben. Das geschieht, wenn der Mensch eines von den Sakramenten mit demütigem Herzen empfängt, ohne im Widerstreit mit dem Sakrament zu sein. Da erhält er neue Gaben und noch mehr Gnade als Lohn für seine Demut, durch Christi verborgenes Wirken im Sakrament. […] Das ist die zweite Ankunft Christi, unseres Bräutigams, die nun täglich stattfindet. Wir sollen ihr mit verlangendem Herzen entgegensehen, damit sie sich in uns auswirke, denn das ist notwendig, wenn wir standhaft bleiben und fortschreiten wollen bis in das ewige Leben.

Dienstag, 1 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Mein Gott, wie gut bist Du, dass du uns aufrufst, Dich zu loben! Was gibt es Schöneres, als den Geliebten zu loben! […] Lasst uns Gott loben! Gott selbst gibt uns das Gebot und das Beispiel. Wie viele Psalmen sind Psalmen des Lobes: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ (Ps 150,6 Vulg.), „Lobet den Herrn, alle Völker“ (Ps 117(116),1) … Wie oft ruft unser Herr aus: „Ich preise dich, Vater, weil …!“ (vgl. Lk 10,21), wie oft gibt er ihm diese lobpreisenden Namen: „Heiliger Vater … Gerechter Vater …“ (Joh 17,11.25). Und wenn er uns beten lehrt, was lässt er uns dann sagen? „Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt“ (Mt 6,9), das heißt: Er möge verherrlicht werden sowohl durch Worte als auch durch die Gedanken und Taten aller Menschen. […] Der Lobpreis ist zudem ein Bedürfnis der Liebe, und selbst wenn Gott uns weder das Gebot noch das Beispiel gegeben hätte, ihn zu loben, wäre es verpflichtend für uns, dies zu tun, allein deswegen, weil er uns sagt: „Euer erstes Gebot ist es, mich zu lieben“. Die Verehrung ist grundlegender Bestandteil jeder wahren Liebe: Sie ist ihr Fundament, ihre Ursache; das Motiv der wahren Liebe ist das Gute, das Vollkommene, das im Wesen des Geliebten ist; dieses Gute, diese Vollkommenheit ruft die Bewunderung hervor; auf die Bewunderung – und kaum von ihr zu unterscheiden – folgt die Liebe. Nun ist der Lobpreis nichts anderes als der Ausdruck der Bewunderung; daher findet man ihn notwendigerweise […] überall dort, wo wahre Liebe ist. Loben wir also Gott: innerlich durch das stille Lob liebevoller Kontemplation und äußerlich durch Worte der Verehrung, welche die Bewunderung seiner Vollkommenheit uns auf die Lippen legen wird.

Montag, 30 November 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

[„Oh gutes Kreuz, das du deine Herrlichkeit von den Gliedern des Herrn bezogen hast! Langersehntes Kreuz, innig geliebt, ohne Unterlass gesucht und schließlich bereitet für meine brennende Sehnsucht.“*] Am Tag des heiligen Andreas war ich davon berührt, diesen Heiligen zu sehen, wie er sich beim Anblick des Kreuzes unvermittelt zu Boden wirft, seine Freude nicht zurückhalten kann und sie mit so leidenschaftlichen Worten hervorbrechen lässt. „Bona“: nützlich, ehrenhaft, angenehm; es ist sein ganzes Gut, es ist das einzige Gut, das ihn berührt. „Diu desiderata“ („langersehntes Kreuz“); er wünschte es nicht nur, sondern er wünschte es sich sehnlichst: Woher kam es, dass ihm die Zeit lang wurde? „Diu solicite amata“ („innig geliebtes Kreuz“): Die Liebe kann nicht ohne Sorgen sein; dieser Heilige suchte das Kreuz mit dem Eifer und der Sorge eines Mannes, der befürchtet, es nicht zu finden, der es nicht früh genug finden kann; man möchte also meinen, dass er, sobald er ihm begegnete, einen Schatz gefunden hat; der Begeisterungsausbruch, den er zeigt, ist der eines Liebenden, eines von äußerster Liebe besessenen. „Sine intermissione quaesita“ („ohne Unterlass gesucht“): Das ist unser Leitsatz, und so hat er auch verdient, es zu finden. „Et aliquando …“ („schließlich bereitet für meine glühende Sehnsucht“), dieses Wort bezeichnet ein enormes Verlangen. Er musste Jesus Christus sehr lieben, um solches Gefallen am Kreuz zu finden. Man liebt die Menschen oft um der Güter willen, die sie besitzen; aber sie in ihrem Elend um ihrer selbst willen zu lieben, das ist außerordentlich; es ist wunderbar, wenn man sie wegen ihres Elends nicht hasst. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Brüder hingibt (vgl. Joh 15,13); aber es gibt Abstufungen in diesem Opfer, denn mit dieser Freude, mit diesem Eifer zu sterben, das ist eine unvergleichliche Liebe. Welch ein Glaube! (* Offizium für das Fest – Matutin, 2. Nokturn, 6. Lektion – diese Worte sind dem hl. Andreas zugeschrieben.)

Sonntag, 29 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Bei seiner ersten Ankunft kam Gott ohne jeden Glanz, unerkannt von den meisten, und dehnte das Geheimnis seines verborgenen Lebens über viele Jahre aus. Als er vom Berg der Verklärung hinabstieg, bat Jesus seine Jünger, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Er kam also wie ein Hirte, um seine verlorenen Schafe zu suchen; und um das widerspenstige Tier ergreifen zu können, musste er im Verborgenen bleiben. Wie ein Arzt, der sich wohl hütet, seinen Patienten schon auf den ersten Blick zu verschrecken, so vermeidet es der Erlöser, sich schon zu Beginn seiner Sendung zu erkennen zu geben: Er macht es beinahe unmerklich und nach und nach. Der Prophet hatte diese glanzlose Ankunft mit diesen Worten vorhergesagt: „Er wird herabsteigen wie Regen auf ein Vlies, und wie Tropfen, die auf die Erde tropfen“ (vgl. Ps 71,6 LXX). Er zerriss nicht das Firmament, um auf den Wolken zu kommen, sondern kam schweigend in den Schoß einer Jungfrau und wurde neun Monate von ihr getragen. Er wurde in einer Krippe geboren, als Sohn eines demütigen Handwerkers … Er geht hierhin und dorthin wie ein gewöhnlicher Mensch; seine Kleidung ist einfach, sein Tisch noch bescheidener. Er wandert ohne Unterlass bis er müde ist. So jedoch wird sein zweites Kommen nicht sein. Er wird mit solchem Glanz kommen, dass es nicht nötig sein wird, sein Kommen anzukündigen: „Denn wie der Blitz bis zum Westen hin leuchtet, wenn er im Osten aufflammt, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein“ (Mt 24,27). Dann wird die Zeit des Gerichts und des Urteilsspruchs sein. Dann wird der Herr nicht als Arzt erscheinen, sondern als Richter. Der Prophet Daniel sah seinen Thron, den Strom, der am Fuße des Richterstuhls seine Wasser ergießt, und dieses Gefährt ganz aus Feuer, den Wagen und die Räder (vgl. Dan 7,9–10). […] David, der Propheten-König, spricht nur von Glanz, von Pracht, von Feuer, das von allen Seiten lodert: „Feuer wird vor ihm entbrennen; und um ihn herum wird ein Sturm heftig brausen“ (vgl. Ps 49,3 LXX). All diese Vergleiche haben das Ziel, uns die Hoheit Gottes begreifen zu lassen, das strahlende Licht, das ihn umgibt, und seine unzugängliche Natur.

Samstag, 28 November 2020 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Vielleicht werdet ihr mir sagen, meine lieben Töchter, dass ihr so wenig gesammelt seid, selbst wenn ihr zu Gott betet; dass ihr keine Viertelstunde ohne Ablenkung sein könnt. Dies soll euch nicht erstaunen. Die größten Diener Gottes erleben manchmal den gleichen Kummer. Ich habe kürzlich mit einem guten Priester gesprochen, der vor etlichen Jahren konvertiert ist, und viel Zeit im Gebet zu Gott verbringt. Er sagte mir, dass er oft weder Lust noch Befriedigung verspüre und nur sagen kann: „Mein Gott, ich bin hier in deiner Gegenwart, um deinen heiligsten Willen zu erfüllen. Es genügt, dass du mich hier siehst.“ Macht es ebenso. […] Dies ist ein sehr einfaches Mittel: Nehmt die Passion unseres Herrn zum Gegenstand eurer Gebete. Es gibt keine von euch, die nicht alles weiß, was dort geschehen ist, entweder weil ihr Predigten darüber gehört habt oder weil ihr darüber betrachtet habt. Oh meine Töchter, das ausgezeichnete Mittel des Gebets ist die Passion unseres Herrn! Es ist ein Jungbrunnen, in dem ihr jeden Tag etwas Neues entdecken werdet. Der heilige Franziskus hatte nie einen anderen Gegenstand zum Gebet als die Passion unseres Herrn, und er empfiehlt allen seinen lieben geistlichen Kindern, sich beständig darin zu üben. Und woraus glaubt Ihr, meine Töchter, hat der große heilige Bonaventura sein ganzes Wissen geschöpft? Aus dem heiligen Buch des Kreuzes. Ihr tut gut daran, euch damit vertraut zu machen. Ich empfehle es euch.

Freitag, 27 November 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Da wir nun an vielen großen und herrlichen Taten Anteil bekommen haben, wollen wir dem von Anfang an uns gesteckten Friedensziel von neuem zueilen, den Blick richten auf den Vater und Schöpfer der ganzen Welt und uns eng verbinden mit seinen großartigen und überschwenglichen Segnungen des Friedens und seinen Wohltaten. Betrachten wir ihn im Geiste und schauen wir mit den Augen der Seele auf die Langmut seines Willens; betrachten wir, wie gütig er sich gegen seine ganze Schöpfung erzeigt. […] Er spendet allen Wohltaten, in reichstem Übermaß aber uns, die wir unsere Zuflucht zu Seinen Erbarmungen genommen haben […] Seht zu, Geliebte, dass uns allen seine vielen Wohltaten nicht zum Gericht werden, wenn wir seiner nicht würdig wandeln und das Gute und Wohlgefällige vor ihm tun in Eintracht. Er sagt nämlich irgendwo: „Der Geist des Herrn ist eine Leuchte, die das Innere des Leibes durchforscht“ (Spr 20,27). Betrachten wir, wie nahe er ist, und dass ihm nichts verborgen ist von unseren Gedanken oder von den Plänen, die wir schmieden. Es ist also recht, dass wir uns seinem Willen nicht entziehen. […] Nimmer passe auf uns dieser Schrifttext, wo es heißt: „Unglücklich sind die Zweifler, die geteilten Herzens sind und sagen: Dies haben wir gehört auch schon zur Zeit unserer Väter, und siehe, wir sind alt geworden, und nichts davon ist uns zugekommen. O ihr Toren, vergleichet euch mit einem Baum; nehmet einen Weinstock: zuerst verliert er die (alten) Blätter, dann wächst eine Knospe, dann ein Blatt, dann eine Blüte, hernach eine saure Traube, und dann erst ist die reife Traube da“ (vgl. Jak 1,8; Mt 24,32). Ihr seht, dass in kurzer Zeit die Frucht des Baumes zur Reife gelangt. Wahrhaftig, schnell und plötzlich wird sein Wille Vollendung finden, da ja auch die Schrift selbst hierfür Zeugnis gibt: „Schnell wird er kommen und nicht zögern, und plötzlich wird einziehen der Herr in seinen Tempel und der Heilige, den ihr erwartet“ (Jes 14,11; Mal 3,1).

Donnerstag, 26 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Warum kommt ihr nicht wieder zur Besinnung (vgl. 2 Tim 2,26), ihr, die ihr in Trostlosigkeit versinkt? Warum lauft ihr nicht, ihr, die ihr euch dahinschleppt? Ja, ja, das frage ich euch, meine Lieben! Du siehst doch, der Tod ist dir gewiss; wenn du dir nicht einmal sicher sein kannst, den heutigen Tag zu überleben, ist es absolut sicher, dass du morgen sterben wirst. Wie groß wird deine Freude sein, wenn du diese Welt verlassen und dich in himmlischen Gefilden niederlassen wirst, bei Gott, in unzugänglichem Licht (vgl. 1 Tim 6,16), an einem Tag, der keinen Abend kennt, in unsagbarem Glück, in unvorstellbarer Herrlichkeit, in den Wohnstätten der Heiligen, in den Höfen des Herrn (vgl. Ps 84(83),3), in der Gemeinschaft der Erstgeborenen (vgl. Hebr 12,23), im Schoß Abrahams (vgl. Lk 16,22), im Paradies aller Schönheit und Tugend, in einem nicht von Menschenhand gemachten Brautgemach, in den Gütern, die kein Auge geschaut, in dem Erhofften, das kein Ohr gehört hat, in dem unaussprechlichen Ziel unserer Sehnsucht, in den Chören der Engel, im Kreis der Propheten, in der Versammlung der Apostel, in den Palästen des Himmelskönigs, in der Stadt des Gottes Jakobs (vgl. Jes 2,3). Und wen wirst du dort sehen? Wer wird da sein? Die Herrin der Welt und Mutter Gottes, unseres Meisters, die ehrwürdigen körperlosen Kräfte, Cherubim und Seraphim, die Scharen und Rangordnungen der Priester und Heiligen, die Menge derer, die man nicht benennen kann und die keinen Namen haben, Bewohner dieser Orte, und schließlich die selige und reine Dreieinigkeit selbst. Entzückt dich das nicht, mein Bruder? Spürst du bei all dem noch die Wunden, selbst wenn man dir die Haut abzieht? Also was nun? Lassen wir uns wegen einer kleinen Trübsal, wegen eines Hiebes, einer Bestrafung, wegen des Durstes oder wegen irgendwelcher Nahrungseinschränkungen überwältigen? Keineswegs! Dann wird Christus, unser Gott, euch bewahren, geliebte Kinder, und mein armseliges Zureden in eure frommen Herzen dringen lassen; er wird sie stärken, erleuchten und heiligen.

Mittwoch, 25 November 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Es ist schon seltsam, gegen wie viele Feinde man kämpfen muss, sobald man den Entschluss fasst, heilig zu werden. Alles scheint wie entfesselt: der Teufel mit seinen Tricks, die Welt mit ihren Reizen und die Natur mit ihrem Widerstand gegen unsere guten Bestrebungen; dazu das Lob der Guten, der Spott der Bösen, die Forderungen der Lauen. Wenn Gott euch nahe ist, ist Eitelkeit zu fürchten; zieht er sich zurück, dann Verzagtheit; Verzweiflung kann der größten Inbrunst folgen. Unsere Freunde verführen uns durch die Gefälligkeit, die wir ihnen gegenüber zu üben gewohnt sind; die uns gegenüber Gleichgültigen durch unsere Angst, ihnen zu missfallen. Unbesonnenheit ist im Eifer zu befürchten, Sinnlichkeit im Maßhalten und Eigenliebe überall! Was also tun? […] Vor allem, da Heiligkeit nicht darin besteht, einen Tag oder ein Jahr lang treu zu sein, sondern darin, durchzuhalten und bis zum Tod darin zu wachsen, muss uns Gott als ein Schild dienen, aber als Schild, der uns ganz umschließt, weil wir von allen Seiten bedrängt werden (vgl. Ps 91(90),4). Gott muss alles tun. Umso besser; dann ist nicht zu befürchten, dass es uns an etwas fehlt. Für uns genügt es, unsere Ohnmacht zu erkennen und inständig und beharrlich um Hilfe zu bitten auf die Fürsprache Mariens, der Gott nichts verweigert. Aber selbst das können wir nur mit Hilfe einer großen Gnade tun, oder vielmehr mit vielen großen Gnadenerweisen Gottes.

Montag, 23 November 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Gertrud sagte zum Herrn]: „Ach Herr, […] ich habe nichts, was sich für deine Würde geziemte; doch habe ich den Willen, dass, wenn ich alles besäße, was du hast, ich allem entsagen und alles dir so freigebig mitteilen wollte, dass du es geben könntest, wem du wolltest.“ Der Herr antwortete freundlich: „Wenn du das in deinem Herzen findest, dass du also an mir tun wolltest, so darfst du versichert sein, dass ich in ähnlicher Weise an dir handeln will, und dies um so mehr, je mehr meine Güte und Liebe die deine überragt.“ Sie erwiderte: „Mit welcher Würdigkeit werde ich dir entgegengehen, da du so freigebig zu mir kommst?“ „Nichts anderes“, sagte der Herr, „verlange ich von dir, als dass du leer zum Empfang kommst. Denn alles, was mir in dir gefallen soll, wirst du durch mein Geschenk empfangen.“ Hieraus erkannte sie, dass jene Leere die Demut sei, in der sie glaubte, durchaus nichts von Verdiensten zu besitzen noch auch etwas zu können, außer durch die unverdiente Gnade Gottes, und dass sie alles, was sie tun könnte, für nichts erachten solle.

Sonntag, 22 November 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Das Wort Gottes ist „König, König des Himmels und der Erde.“ Das Wort „lebt und regiert“ in Gott. Christus lebt nur da, wo er regiert, er ist wesentlich König! Er lebt in uns in dem Maße, in welchem er in uns alles beherrscht, über unsere Fähigkeiten regiert, all unser Handeln befiehlt. Wenn alles in uns von ihm kommt, d. h. wenn wir nur noch denken wie er, wollen wie er, wenn wir nur nach seinem Wohlgefallen handeln, so legen wir uns selbst, unser ganzes Sein ihm zu Füßen, dann herrscht er in uns. Alles, was uns eigen, uns persönlich ist, verschwindet, um dem Gedanken und dem Willen des göttlichen Wortes Platz zu machen. Diese Herrschaft Christi in uns muss vollständig sein; hundertmal am Tage bitten wir: „Dein Reich komme!“ O Herr, dass er doch käme, dieser Tag, wo du ganz in mir regieren wirst, wo kein eigener Wille mehr deine Macht in mir stören wird, wo ich gleich dir ganz dem Vater hingegeben wäre, wo keine eigene Eingebung mehr das Wirken deines Geistes in mir betrüben würde! An diesem Tage werden wir, so viel an uns liegt, unsere eigene Persönlichkeit abgelegt und sie vor Christi Herrscherthron niedergelegt haben. Er wird dann in Wirklichkeit „Alles in Allem“ (1 Kor 15,28) für uns sein. Wir werden dann moralisch nichts mehr zu eigen haben, alles wird ihm gehören, alles ihm untertan, ihm gegeben sein […].

Samstag, 21 November 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Der christliche Auferstehungsglaube ist von Anfang an auf Unverständnis und Widerstand gestoßen (vgl. Apg 17,32; 1 Kor 15,12–13). „Der christliche Glaube stößt in keinem Punkt auf mehr Widerspruch als in Bezug auf die Auferstehung des Fleisches“ (Augustinus, Psal. 88,2,5). Man nimmt allgemein an, dass das Leben der menschlichen Person nach dem Tod geistig weitergeht. Wie kann man aber glauben, dass dieser so offensichtlich sterbliche Leib zum ewigen Leben auferstehen wird? Was heißt „auferstehen“? Im Tod, bei der Trennung der Seele vom Leib, fällt der Leib des Menschen der Verwesung anheim, während seine Seele Gott entgegengeht und darauf wartet, dass sie einst mit ihrem verherrlichten Leib wiedervereint wird. In seiner Allmacht wird Gott unserem Leib dann endgültig das unvergängliche Leben geben, indem er ihn kraft der Auferstehung Jesu wieder mit unserer Seele vereint. Wer wird auferstehen? Alle Menschen, die gestorben sind: „die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (Joh 5,29; vgl. Dan 12,2). Wie? Christus ist mit seinem eigenen Leib auferstanden: „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst“ (Lk 24,39), aber er ist nicht in das irdische Leben zurückgekehrt. Desgleichen werden in ihm „alle … mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen“ (4. K. im Lateran: DS 801). Ihr Leib wird aber in „die Gestalt [eines] verherrlichten Leibes“ verwandelt werden (Phil 3,21), in einen „überirdischen Leib“ (1 Kor 15,44): „Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn … Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich … die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt … Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,35–37.42.52–53). Dieses „Wie“ übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen; es ist uns nur im Glauben zugänglich. Der Empfang der Eucharistie gibt uns aber schon eine Vorahnung von der Verklärung unseres Leibes durch Christus: „Wie das von der Erde stammende Brot, wenn es die Anrufung Gottes empfängt, nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern die Eucharistie, die aus zwei Elementen, einem irdischen und einem himmlischen besteht, so gehören auch unsere Leiber, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr der Verweslichkeit an, sondern haben die Hoffnung auf Auferstehung“ (Irenäus, her. 4,18,5). Wann? Endgültig „am Letzten Tag“ (Joh 6,39–40.44.54; 11,24), „am Ende der Welt“ (LG 48). Die Auferstehung der Toten ist nämlich eng mit der Wiederkunft Christi verbunden […].

Freitag, 20 November 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Zu deiner Ehre wurde dieses Haus errichtet, in dem du deine pilgernde Kirche versammelst, um ihr darin ein Bild deiner Gegenwart zu zeigen und ihr die Gnade deiner Gemeinschaft zu schenken. Denn du selbst erbaust dir einen Tempel aus lebendigen Steinen. Von allen Orten rufst du deine Kinder zusammen und fügst sie ein in den geheimnisvollen Leib deines Sohnes. Hier lenkst du unseren Blick auf das himmlische Jerusalem und gibst uns die Hoffnung, dort deinen Frieden zu schauen. Darum preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig …

Donnerstag, 19 November 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Zweierlei Liebe also hat die beiden Staaten gegründet, und zwar den Weltstaat die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe, den himmlischen Staat die bis zur Verachtung seiner selbst gehende Gottesliebe. Kurz gesagt: der eine rühmt sich in sich selbst, der andere im Herrn (vgl. 2 Kor 10,17). Der eine sucht Ruhm bei den Menschen, für den andern ist der höchste Ruhm Gott, der Zeuge des Gewissens. Der eine hebt sein Haupt empor in eigenem Ruhm, der andere spricht zu seinem Gott: „Du bist mein Ruhm und hebst mein Haupt empor“ (vgl. Ps 3,4). Jenen beherrscht in seinen Fürsten oder in den von ihm unterjochten Völkern die Herrschsucht; in diesem sind sich gegenseitig in Liebe dienstbar die Vorgesetzten durch Fürsorge, die Untergebenen durch Gehorsam. Jener liebt in seinen Mächtigen seine eigene Stärke; dieser spricht zu seinem Gott: „Ich will Dich lieben, Herr, meine Stärke“ (vgl. Ps 18(17),2). In jenem Weltstaat haben daher dessen Weise – nach Menschenweisheit lebend – die Güter des Leibes oder die ihres Geistes oder beide angestrebt, oder die unter ihnen, die „Gott erkannt haben, haben ihn nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind eitel geworden in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. […] Sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers – gepriesen ist er in Ewigkeit“ (vgl. Röm 1,21–25). Im Gottesstaat dagegen gibt es keine andere Weisheit des Menschen als die Frömmigkeit, die in der rechten Weise den wahren Gott verehrt, und dabei in der Gemeinschaft der Heiligen, die sowohl Engel als auch Menschen umfasst, als ihren Lohn erhofft, „dass Gott alles in allem sei“ (vgl. 1 Kor 15,28).

Mittwoch, 18 November 2020 : Kommentar Origenes

Hat der Mensch etwas, was er Gott anbieten kann? Ja, seinen Glauben und seine Liebe. Das ist es, was Gott vom Menschen verlangt, so wie geschrieben steht: „Und nun, Israel, was fordert der Herr, dein Gott, von dir außer dem einen: dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf allen seinen Wegen gehst, ihn liebst, und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst […] auf die Gebote des Herrn und seine Gesetze achtest“ (Dtn 10,12–13). Dies sind die Opfergaben, dies die Geschenke, die dem Herrn dargebracht werden sollen. Um ihm diese Gaben unseres Herzens anbieten zu können, müssen wir ihn aber zuerst kennenlernen: Wir müssen die Erkenntnis seiner Güte aus den tiefen Wassern seines Brunnens getrunken haben […] Diejenigen, die leugnen, dass das Heil des Menschen in der Macht seiner Freiheit liegt, müssen erröten, wenn sie diese Worte hören. Würde Gott den Menschen um etwas bitten, wenn dieser der Bitte Gottes gar nicht entsprechen könnte, ihm nicht anbieten könnte, was er ihm schuldet? Denn da ist einerseits die Gabe Gottes, da ist andererseits aber auch der Beitrag des Menschen. Es lag zum Beispiel sehr wohl in der Macht des Mannes, ob ein Geldstück zehn weitere einbrachte oder fünf; aber es lag an Gott, dass der Mann dieses eine Geldstück hatte, mit dem er zehn weitere erwirtschaften konnte. Als er Gott diese zehn von ihm dazugewonnenen Geldstücke überreichte, empfing der Mann ein neues Geschenk. Diesmal nicht mehr Geld, sondern die Macht und Königswürde über zehn Städte. Ebenso bat Gott Abraham, ihm auf dem Berg, den er ihm zeigen würde, seinen Sohn Isaak darzubringen. Und Abraham brachte Gott ohne zu zögern seinen einzigen Sohn dar: Er legte ihn auf den Altar und zog das Messer, um ihm die Kehle durchzuschneiden. In diesem Augenblick aber hielt ihn eine Stimme zurück, und es wurde ihm ein Widder gegeben, damit er ihn an Stelle seines Sohnes opfere (Gen 22). Du siehst also: Das, was wir Gott geben, bleibt bei uns. Die Opfergabe wird uns aber abverlangt, damit wir in der Darbringung unsere Liebe zu Gott und unseren Glauben an ihn bezeugen können.

Dienstag, 17 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Mir scheint, dass das, was sich zwischen Jesus und dem „obersten Zollpächter“ von Jericho abspielt, in verschiedener Hinsicht einer Feier des Sakramentes der Versöhnung gleicht. […] Jede Begegnung mit einem Gläubigen, der bei uns beichten möchte […] kann durch die überraschende Gnade Gottes immer jene „Stelle“ beim Maulbeerfeigenbaum sein, an der Christus zu Zachäus hinaufschaute. Wie tief die Blicke Christi in das Herz des Zöllners von Jericho eingedrungen sind, können wir unmöglich ermessen. Wir wissen jedoch, dass es dieselben Blicke sind, die sich auf jeden unserer Pönitenten richten. Wir sind im Bußsakrament Werkzeuge einer übernatürlichen Begegnung mit ihren eigenen Gesetzen, die wir nur respektieren und unterstützen dürfen. Für Zachäus musste es eine überwältigende Erfahrung sein, sich bei seinem Namen gerufen zu hören. Sein Name wurde bei Landsleuten mit Geringschätzung bedacht. Nun hörte er ihn mit einem Hauch von Zärtlichkeit aussprechen, die nicht nur Vertrauen, sondern Vertraulichkeit und fast das Drängen auf Freundschaft ausdrückte. Ja, Jesus spricht zu Zachäus wie ein alter, vielleicht in Vergessenheit geratener Freund, der aber nicht von seiner Treue abgelassen hat und daher mit deutlich spürbarer Zuneigung in das Leben und in das Haus des wiedergefundenen Freundes eintritt: „Komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lk 19,5). In der Erzählung des Lukas berührt uns der Tonfall der Rede: Alles ist auf die Person abgestimmt, so feinfühlig, so liebevoll! Es handelt sich nicht nur um ergreifende Züge von Menschlichkeit. In diesem Text liegt eine innige Dringlichkeit, die Jesus als endgültiger Offenbarer der Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

Montag, 16 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Ihr seid das Salz der Erde.“ Damit zeigt er [der Herr], dass er nur aus Notwendigkeit solche Gebote gegeben hat. Denn nicht bloß für die Dauer eures eigenen Lebens, will er sagen, sondern für das ganze Menschengeschlecht ist euch die Verkündigung des Wortes anvertraut. Ich sende euch nicht in zwei Städte, oder in zehn oder hundert, auch nicht zu einem einzigen Volk, wie die Propheten, sondern über Land und Meer, über die ganze Welt und zwar eine schlechte Welt. Mit den Worten: „Ihr seid das Salz der Erde“ zeigt er nämlich, dass die gesamte Menschheit schal geworden und von der Sündenfäulnis angesteckt war. Das ist der Grund, weshalb er von den Aposteln gerade solche Tugenden verlangt, die ganz besonders bei der Leitung der großen Massen notwendig und nützlich sind. Wer nämlich sanftmütig ist, bescheiden, barmherzig und gerecht, der beschränkt seine guten Werke nicht bloß auf sich selbst, sondern sorgt dafür, dass diese kostbaren Quellen auch zum Nutzen anderer fließen. Ebenso wird auch der, der reinen Herzens ist und friedfertig, und um der Wahrheit willen Verfolgung leidet, sein Leben so einrichten, dass es zum Nutzen aller dient.

Sonntag, 15 November 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Um Gott zu zeigen, dass diese unsere Sehnsucht aufrichtig ist, müssen wir unaufhörlich auf das göttliche Ideal hinschauen und uns bemühen, die Vollkommenheit, zu der wir nach Gottes Willen gelangen sollen, in der Nachahmung seines göttlichen Sohnes zu verwirklichen. Dieser ist das Urbild unsrer Auserwählung, und für einen jeden von uns gibt es ein Maß, in dem die Gleichförmigkeit mit Christus uns zugeteilt wird (Eph 4,7). Hienieden kennen wir dieses Maß, das Gott für uns bestimmt hat, nicht, dürfen aber gewiss sein, dass es, seinem Zwecke entsprechend, hinreicht, Christus in uns zu bilden, die Züge dieses vom Vater selbst uns gegebenen Ideals in uns hervorzubringen […]. Wenn wir trotz aller Versuchungen und Schwierigkeiten treu an diesem Werke arbeiten, so „wird uns jener Lohn zuteil, den der Herr selbst verheißen hat“. […] Wenn wir uns beharrlich bemühen, die Wünsche unseres himmlischen Vaters aus Liebe möglichst vollkommen zu erfüllen, immer „das zu tun, was ihm wohlgefällt“ (Joh 8,29), dann wird uns sicherlich jener wunderbare Lohn zuteil, den die ewige Treue selbst verhieß mit den Worten: „Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; geh ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21). Jedem Heiligen tönt dieses Wort bei seinem Einzug in den Himmel entgegen; es ist der Willkommgruß Jesu Christi. Welches aber sind die Güter, die der Herr der Seele mitteilt? Gott selbst in seiner Dreieinigkeit und Vollkommenheit und mit Gott alle geistlichen Güter. Die Seele wird Gott ähnlich sein, weil sie „ihn sieht, so wie er ist“ (1 Joh 3,2). In dieser unaussprechlichen Anschauung, die auf den Glauben folgt, wird die Seele ganz in Gott gefestigt, hat teil an der göttlichen Unveränderlichkeit; sie wird nun auf immer ganz und gar dem höchsten und unveränderlichen Gut anhangen, ohne Furcht, es jemals wieder zu verlieren.

Samstag, 14 November 2020 : Kommentar Pius XII.

Wenn wir euch hier um uns versammelt sehen, dann scheint es uns, als machten wir diese grandiose und bewegende Szene aus der Heiligen Schrift zu unserer eigenen, indem wir sie noch einmal durchleben: Wir sehen darin – während das Volk Gottes in der Ebene kämpft – Mose, der auf den Gipfel des Berges Horeb gestiegen ist, und dort mit erhobenen Armen und Händen betet: ein prophetisches und unbewusstes Bild jenes großen Mittlers, der mit ausgestreckten Armen am Kreuz hängt. Neben dem betenden Anführer stehen hier zwei seiner getreuesten Gefährten, die – aus Sorge, seine Kräfte könnten ihn in diesem schwierigen Akt des Flehens verlassen – seine Arme mit kindlicher Fürsorge stützen, voller Vertrauen in die Wirksamkeit des Gebets ihres Anführers (vgl. Ex 17). Auch wir, hier oben auf dem Hügel des Vatikans, sind Zeugen eines großen Konflikts, der unvergleichlich ausgedehnter und schwerwiegender ist als der eben zitierte, eines wirklich gewaltigen Konflikts, der die Völker der Erde gegeneinander ausspielt; eines geistlichen Kampfes, der nichts anderes als eine Episode in dem andauernden und erbitterten Kampf des Bösen gegen das Gute, des Satans gegen Christus ist. Mit zum Himmel erhoben Händen spüren wir die Last einer unsagbar schweren Verantwortung auf unseren Schultern, und ein tiefer Schmerz bedrückt unser Herz. Doch es findet Trost in euch, die ihr uns treu zur Seite steht, indem ihr euer Gebet mit dem unseren verbindet, eure Opfer mit unseren Leiden, eure Arbeit mit unseren Anstrengungen. […] Das wahre Gebet des Christen, das Jesus uns alle gelehrt hat, das aber in besonderer Weise das eure ist, ist ein wesentlich apostolisches Gebet. Es beinhaltet die Heiligung des Namens Gottes, das Kommen und die Ausbreitung seines Reiches, das treue Festhalten an den Fügungen seiner liebevollen Vorsehung und seines erlösenden und seligmachenden Willens; es umschließt auch alle geistlichen und materiellen Belange der Menschen, das tägliche Brot, die Vergebung der Sünden, die brüderliche Einheit, die weder Hass noch Rachsucht kennt, die notwendigen Hilfen, um nicht der Versuchung zu erliegen, die Erlösung von allem Bösen. […] Gewaltig in seiner Kürze erfasst und umfasst das Gebet des Herrn die Gesamtheit der menschlichen Bedürfnisse; und der Erlöser weiß sehr wohl um all diese Bedürfnisse und bringt sie bis ins kleinste Detail vor seinen himmlischen Vater, denn jedes einzelne ist ihm in besonderer Weise gegenwärtig […]. Hier ist euer Modell.

Donnerstag, 12 November 2020 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Ist es schwierig für den Glauben, das Wort der Schrift über unsere Verbindung mit einer höheren Welt anzunehmen? […] Die Welt der Geister ist zwar unsichtbar, aber gegenwärtig: Gegenwart, nicht Zukunft, nicht Ferne. Sie ist nicht oberhalb des Himmels, sie ist nicht jenseits des Grabes, sie ist hier und jetzt: „Das Reich Gottes ist unter uns“ (vgl. Lk 17,21). Davon spricht der hl. Paulus, wenn er sagt: „Wir starren nicht auf das Sichtbare, sondern blicken nach dem Unsichtbaren aus, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (vgl. 2 Kor 4,18) […] So ist das verborgene Reich Gottes; und wie es jetzt verborgen ist, so wird es offenbar werden, wenn die Zeit gekommen ist. Die Menschen denken, sie seien die Herren der Welt und könnten machen, was sie wollen. Sie denken, diese Erde sei ihr Eigentum und sie könnten ihren Lauf bestimmen; während […] doch die Kleinen darin wohnen, die zu Christus gehören, von ihnen jedoch verachtet werden, und seine Engel, an die sie nicht glauben. Und diese werden am Ende die Welt in Besitz nehmen und sich offenbaren. Gegenwärtig läuft scheinbar alles so weiter wie von Beginn der Schöpfung an, und die Spötter fragen: „Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft?“ (2 Petr 3,4). Zur festgesetzten Zeit aber wird es „das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ geben, und dann „werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten“ (Mt 13,43; vgl. Röm 8,19). Als die Engel den Hirten erschienen, war das eine plötzliche Erscheinung: „Plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer“ (Lk 2,13). Was für ein wunderbarer Anblick! Vorher schien es eine Nacht wie jede andere Nacht zu sein: Sie hielten Wache bei ihren Herden; sie beobachteten den Lauf der Nacht. Die Sterne zogen ihre Bahn: es war Mitternacht. Sie hatten keine Ahnung von dem Ereignis, als der Engel erschien. So ist es mit der Macht und Stärke, die in den Dingen, die wir sehen, verborgenen sind, und nach Gottes Willen werden sie offenbar.

Mittwoch, 11 November 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Manche Menschen wenden sich in der Not sehr wohl an Gott, vergessen und verlassen ihn aber, wenn es ihnen gut geht. Das ist zu viel an Treulosigkeit und Undank. Handelt nicht so. Wenn ihr eine angenehme Nachricht erhaltet, dann macht es mit Gott so, wie mit einen vertrauten Freund, der an eurem Glück interessiert ist: Schnell, lasst ihn sogleich an eurer Freude teilhaben und erkennt an, dass es sich um ein Geschenk aus seiner Hand handelt; lobt ihn, dankt ihm. Das Beste an dieser Freude soll für euch darin bestehen, in ihr sein Wohlgefallen zu finden. So werdet ihr all eure Freude, all euren Trost in Gott haben: „Ich werde frohlocken in Gott, meinem Retter. Ich will dem Herrn lobsingen, der mir Gutes getan hat“ (vgl. Ps 12,6 Vulg.). Sprecht so zu Jesus: „Ich preise dich und werde dich immer preisen: Du gibst mir so viele Gnaden! Und dabei sind es nicht Gnaden, sondern Strafen, die ich verdiene, ich, der ich dich so viel beleidigt habe.“ Sagt ihm auch mit der heiligen Braut: „Allerlei Früchte, alte und neue, habe ich für dich, mein Geliebter, aufbewahrt“ (vgl. Hld 7,13 Vulg.). Diese Früchte sind die Erweise deiner Huld, für die ich dir danke; alte und neue, ich bewahre sie in meinem Gedächtnis, um dich in Ewigkeit zu verherrlichen.

Dienstag, 10 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Liebe Brüder, Väter und Kinder, wieder einmal komme ich dem nach, was ich euch schulde, ich meine die Ermahnung der Katechese. […] Wer mit Eifer seine Aufgaben erfüllt und sorgfältig den ihm anvertrauten Dienst erledigt, mehr noch, so, als diente er Gott und nicht den Menschen, der erweist sich als untadeliger Arbeiter (vgl. 2 Tim 2,15), und er möge die schwierigsten Aufgaben übernehmen, sich darüber freuen, dass er über seinen Nächsten wachen darf, und wissen, dass ihn im Himmel großer Lohn erwartet […] Welche Aufgabe wir auch immer übernommen haben, sei sie nun klein oder groß: In unaufhörlichem Wettlauf und unstillbarer Sehnsucht nach den ewigen Gütern wollen wir alles tapfer auf uns nehmen, alles gut gelaunt ertragen, alles unter Gottes Eingebung vollbringen, einander – von inniger Liebe erfüllt – vergeben (vgl. Eph 4,32; vgl. Kol 3,13), bis zu dem Punkt, dass jeder für seinen Bruder sein Leben hingeben will (vgl. 1 Thess 2,2), im Geist und im Fleisch. Und wenn der einzige Sohn Gottes euch dazu einlädt und euch ermuntert (so zu handeln), er, der sich im Gehorsam Gott, dem Vater, gegenüber unendlich erniedrigte, sogar wie ein Sklave wurde und den Tod, den Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,8) erlitt – dann ist das doch für mich, der ich ein hoffnungsloser Sünder bin, eine nie versiegende, unsagbare Freude! Freude und unaussprechliche Befriedigung auch für euch, die ihr seine Gebote erfüllt! Nicht nur, dass ihr hier auf Erden glänzende Lobsprüche von jedem bekommt, der Zeuge dessen wird, was da bei euch geschieht, und dass ihr über den Feind triumphiert und seinen Einflüsterungen und Raffinessen widersteht, sondern ihr werdet auch in der zukünftigen Welt in der Gegenwart der Herrlichkeit Christi, unseres Gottes, tanzen und den Engelschören und den Scharen der Heiligen zugezählt werden, dort, „wo die Wohnung all jener ist, die sich freuen“ (vgl. Ps 86,7 LXX), wie der Psalm sagt, o ehrwürdigste Brüder. Dies ist unsere Ermahnung!

Sonntag, 8 November 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Du, eine jener Jungfrauen, deren geistliches Licht sogar die Anmut ihres Leibes erstrahlen lässt, die man zu Recht mit der Kirche vergleicht; die du nachts in deiner Kammer wachst: Denke beständig an Christus und erwarte jeden Augenblick sein Kommen … Christus tritt ein bei verschlossener Türe, und er kann es ausbleiben, weil er sein Kommen versprochen hat. Umarme also den, den du gesucht hast; nahe dich ihm, und du wirst erleuchtet. Halte ihn fest. Bitte ihn, nicht gleich wieder aufzubrechen. Flehe ihn an, nicht fortzugehen. „Rasch eilt sein Wort“ (vgl. Ps 147,15); es lässt sich von Schlaftrunkenen nicht fassen und von Nachlässigen nicht festhalten. Deine Seele möge ihm entgegengehen. Folge den Spuren dieses Wortes, das vom Himmel gekommen ist, denn rasch eilt es vorüber. […] Und wie lässt sich Christus ergreifen? Nicht mit den Maschen eines Netzes, sondern mit den Banden der Liebe. Allein die Fesseln des Geistes können ihn binden, nur die Zuneigung des Herzens kann ihn halten. Wenn auch du Christus festhalten willst, suche ihn fortwährend, ohne Angst vor Ermüdung. Oft findet man Christus am ehesten unter Qualen und sogar unter der Hand der Verfolger. […] Kurz nachdem du den Händen der Verfolger entkommen bist, und damit du nicht den Mächten der Welt erliegst, wird Christus dir entgegenkommen und nicht zulassen, dass deine Prüfung andauert.

Samstag, 7 November 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Es gibt einen Reichtum, der allen, bei denen er sich findet, den Tod bringt; sein Verlust aber bringt Heil. Von diesem Reichtum muss man die Seele rein, das heißt arm und frei machen und danach das Wort des Herrn hören: „Komm, und folge mir nach!“ (Mk 10,21). Denn nun wird er selbst der Weg (vgl. Joh 14,6) für den, der reinen Herzens ist; in ein unreines Herz dagegen zieht die Gnade Gottes nicht ein; unrein ist aber ein Herz, das reich an Begierden ist und schwanger geht mit vielen irdischen Lüsten. Wer dagegen Vermögen und Gold und Silber und Häuser als Gottes Gaben besitzt und damit Gott, der es gegeben hat, zum Wohl der Menschen dient, und sich dessen bewusst ist, dass er all dieses mehr seiner Brüder als seiner selbst wegen besitzt; wer Herr seines Vermögens, nicht ein Sklave seines Besitzes ist, und ihn nicht in seinem Herzen trägt und ihn nicht zum Ziel und Inhalt seines Lebens macht, sondern immer auch ein edles und göttliches Werk zu vollbringen sucht; wer fähig ist, wenn er einmal seiner Güter beraubt werden sollte, auch ihren Verlust mit Gemütsruhe zu ertragen ebenso wie den Überfluss an ihnen: Wer alle diese Eigenschaften hat, der wird vom Herrn selig gepriesen und arm im Geiste genannt, würdig, ein Erbe des Himmelreiches zu werden (vgl. Mt 5,3). […] Wer aber den Reichtum in seiner Seele trägt und statt des göttlichen Geistes in seinem Herzen Gold oder Grundbesitz hat und immer danach trachtet, seinen Besitz unendlich groß zu machen; und wer, nach unten blickend und durch die Fangstricke der Welt gefesselt, immer nach mehr trachtet, obwohl er von Erde ist und zu Erde werden wird (vgl. Gen 3,19): Wie kann ein solcher nach dem Himmelreich verlangen und seinen Sinn darauf richten, ein Mensch, der nicht ein Herz, sondern einen Acker oder ein Bergwerk in sich trägt, und notwendigerweise in dem erfunden werden wird, was er sich gewählt hat? „Denn wo der Sinn des Menschen ist, da ist auch sein Schatz“ (vgl. Mt 6,21).

Freitag, 6 November 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Eines steht für die Glaubenden fest: das persönliche und gemeinsame menschliche Schaffen, dieses gewaltige Bemühen der Menschen im Lauf der Jahrhunderte, ihre Lebensbedingungen stets zu verbessern, entspricht als solches der Absicht Gottes. Der nach Gottes Bild geschaffene Mensch hat ja den Auftrag erhalten, sich die Erde mit allem, was zu ihr gehört, zu unterwerfen, die Welt in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu regieren und durch die Anerkennung Gottes als des Schöpfers aller Dinge sich selbst und die Gesamtheit der Wirklichkeit auf Gott hinzuordnen, so dass alles dem Menschen unterworfen und Gottes Name wunderbar sei auf der ganzen Erde. Das gilt auch für das gewöhnliche alltägliche Tun; denn Männer und Frauen, die, etwa beim Erwerb des Lebensunterhalts für sich und ihre Familie, ihre Tätigkeit so ausüben, dass sie ein entsprechender Dienst für die Gemeinschaft ist, dürfen überzeugt sein, dass sie durch ihre Arbeit das Werk des Schöpfers weiterentwickeln, dass sie für die Wohlfahrt ihrer Brüder sorgen und durch ihre persönliche Bemühung zur geschichtlichen Erfüllung des göttlichen Plans beitragen. Den Christen liegt es deshalb fern, zu glauben, dass die von des Menschen Geist und Kraft geschaffenen Werke einen Gegensatz zu Gottes Macht bilden oder dass das mit Vernunft begabte Geschöpf sozusagen als Rivale dem Schöpfer gegenübertrete. Im Gegenteil, sie sind überzeugt, dass die Siege der Menschheit ein Zeichen der Größe Gottes und die Frucht seines unergründlichen Ratschlusses sind.

Donnerstag, 5 November 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Das Verhalten Jesu Christi während seines sterblichen Lebens zeigt uns die Größe seines Erbarmens mit den Sündern. Wir sehen, dass sie alle kommen, um Gemeinschaft mit ihm zu haben; und er, weit davon entfernt, sie zurückzuweisen oder sich wenigstens von ihnen fernzuhalten – im Gegenteil –, er tut alles Mögliche, um unter ihnen zu sein, damit er sie zu seinem Vater ziehen kann. Er sucht ihr Gewissen durch Reue zu bewegen, er bringt sie durch seine Gnade zurück und gewinnt sie durch sein liebenswertes Wesen. Er geht mit ihnen so gütig um, dass er sie sogar gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer in Schutz nimmt, die sie beschuldigen wollen und es offensichtlich nicht leiden können, sie in der Nähe Jesu Christi zu sehen. Er geht sogar noch weiter: Er will sein Verhalten ihnen gegenüber rechtfertigen mit einem Gleichnis, das ihnen auf unübertreffliche Weise die Größe seiner Liebe zu den Sündern aufzeigt, indem er zu ihnen sagt: „Ein guter Hirte, der hundert Schafe hatte, lässt, nachdem er eines verloren hat, alle anderen zurück …“. Er fügt noch jenes Gleichnis von einer Frau hinzu, die, nachdem sie von ihren zehn Drachmen eine verloren hat, ihre Lampe anzündet, um in jedem Winkel ihres Hauses danach zu suchen, und, nachdem sie sie gefunden hat, alle ihre Freundinnen einlädt, sich mit ihr darüber zu freuen. […] Wir sehen, dass Jesus Christus selbst sich dieser anschaulichen Bilder bedient, um die Größe seines Erbarmens gegenüber den Sündern zu beschreiben. Ach! Welch ein Glück für uns, zu wissen, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist! Welch heftiges Verlangen muss in uns erwachen, uns einem Gott zu Füßen zu werfen, der uns mit solcher Freude aufnehmen wird! Nein, wenn wir uns selbst verdammen, gibt es für uns keinerlei Entschuldigung, da Jesus Christus selbst uns zeigen wird, dass seine Barmherzigkeit immer groß genug war, um uns zu vergeben, wie schuldig wir auch sein mögen. […] O mein Gott, wie kann man bloß darin einwilligen, verdammt zu sein, da es so wenig kostet, gerettet zu werden, und Jesus Christus unser Heil so sehr wünscht? …

Mittwoch, 4 November 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Meine geliebte Schwester […] Wie können Sie mich fragen, ob es Ihnen möglich ist, den Lieben Gott so zu lieben, wie ich ihn liebe? […] Mein Verlangen nach dem Martyrium ist nichts, nicht das ist es, was mir das grenzenlose Vertrauen schenkt, das ich in meinem Herzen fühle. Die geistigen Schätze machen nämlich ungerecht, wenn man sich wohlgefällig darauf ausruht und meint, sie seien etwas Großes […] Ah! ich fühle wohl […] ihm gefällt zu sehen, dass ich meine Kleinheit und meine Armut liebe, meine blinde Hoffnung auf seine Barmherzigkeit … Das ist mein einziger Schatz. […] O meine geliebte Schwester […] Verstehen Sie: Wenn man Jesus lieben, sein Opfer der Liebe sein will – je schwächer man ist, ohne Wünsche, ohne Tugenden, um so eher ist man geeignet für das Wirken dieser verzehrenden und umwandelnden Liebe. … Schon allein der Wunsch, Opfer zu sein, genügt. Aber man muss einwilligen, immer arm und kraftlos zu bleiben, und das ist schwer, denn: „Den Armen im Geiste, wo soll man ihn finden, man muss ihn weit suchen“, sagt der Psalmist … Er sagt nicht, man müsse ihn unter den großen Seelen suchen, sondern „weit“, d. h. in der Niedrigkeit, im Nichts … Ah! bleiben wir also weit weg von allem, was glänzt, lieben wir unsere Kleinheit, lieben wir es, nichts zu fühlen, dann werden wir arm sein im Geist, und Jesus kommt, uns zu holen, so weit wir auch entfernt sein mögen, und wandelt uns um zu Flammen der Liebe … O wie möchte ich Ihnen begreiflich machen, was ich fühle! … Das Vertrauen, und nichts als das Vertrauen muss uns zur Liebe führen … Führt die Furcht nicht zur Gerechtigkeit? … Da wir den Weg sehen, laufen wir miteinander. Ja, ich fühle es, Jesus will uns dieselben Gnaden gewähren, er will uns seinen Himmel umsonst schenken.

Montag, 2 November 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Liebe jeden mit echter, starker Nächstenliebe; Freundschaft dagegen schenke nur solchen, die mit dir Verbindung in wertvollen Dingen aufnehmen können […] Wenn ihr eure wissenschaftlichen Kenntnisse austauscht, so ist eure Freundschaft gewiss lobenswert; noch besser ist sie, wenn ihr einander zur Tugend der Klugheit, der taktvollen Mäßigung, der Stärke und Gerechtigkeit aneifert; wenn ihr einander aber die Liebe, die Frömmigkeit, die christliche Vollkommenheit vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine ausgezeichnete sein, weil sie von Gott kommt, weil sie auf Gott hinzielt, weil Gott ihr Band ist, weil sie ewig in Gott weiterleben wird. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel lieben wird, und zu lernen, einander auf dieser Welt so herzlich verbunden zu sein, wie wir es in der anderen ewig sein werden! Ich spreche hier nicht von der einfachen Nächstenliebe, die wir allen Menschen schulden, sondern von der geistlichen Freundschaft, in der zwei, drei oder mehr Seelen einander ihre Frömmigkeit mitteilen, ihre geistigen Empfindungen austauschen und eins werden im Geist. Mit Recht können diese glücklichen Menschen singen: „Wie schön und lieblich ist es, wenn Brüder einig zusammenleben!“ (Ps 133,1) […] Ich meine, dass jede andere Freundschaft im Vergleich damit nur ein Schatten ist […] Für solche […], die mitten unter Weltmenschen die wahre Tugend anstreben, ist es notwendig, sich untereinander durch eine heilige Freundschaft zu verbinden; dadurch ermuntern sie sich gegenseitig, helfen einander und tragen sich gleichsam gegenseitig zum guten Ziel […] Niemand kann leugnen, dass der Herr in besonders liebevoller Freundschaft den Heiligen Johannes, Lazarus, Marta, Magdalena zugetan war, da es die Heilige Schrift bezeugt (Joh 13,23; 11,5).

Sonntag, 1 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Freut euch also im Herrn zu jeder Zeit (vgl. Phil 4,4), geliebte Kinder. Freut euch, ich bitte euch, ihr Bürger des Himmels, die ihr noch im Exil auf der Erde seid, ihr Bewohner des himmlischen Jerusalems (vgl. Gal 4,26), die ihr aus den Angelegenheiten dieser Welt verbannt seid, ihr Erben des Himmelreichs, die als Enterbte keinen Anteil an den irdischen Freuden haben! Freut euch, die ihr voll Eifer auf der Reise seid, dass ihr im Namen des Gebotes Gottes das Exil und Misshandlungen auf fremder Erde ertragen müsst. Freut euch, ihr, die ihr in den Augen der Welt die Letzten, in Wirklichkeit aber die Herren unvorstellbarer Güter seid (vgl. Phil 4,7)! Freu dich, du von Gott vereinte edle Schar, an Seele und Herz zur Einheit zusammengefügt, beseelt von kindlicher und brüderlicher Liebe, irdische Abbilder der Engelsheere! […] Freut euch, ihr Arbeiter Gottes, […] und apostolische Männer! […] Freut euch, die ihr aneinander Freude habt und jeder sich den guten Ruf seines Bruders zu eigen macht, ihr, bei denen man weder Eifersucht noch Rivalität noch Neid findet, dafür aber Frieden, Liebe, Gemeinschaft. Wahrlich, ich sage nicht, dass wir nicht angegriffen werden – wer bekommt denn die Krone, wenn nicht derjenige, der streitet und kämpft, der Schläge und Wunden austeilt und einsteckt wie der Angreifer? –, sondern ich sage, dass wir uns nicht durch die Machenschaften Satans unterkriegen lassen. Ja, meine von Gott zusammengeführten Kinder, nährt euch von der Speise des Geistes und trinkt das vom Herrn gespendete Wasser! Wer in den Besitz dieses Wassers kommt, wird nie mehr Durst leiden, sondern es wird für ihn zur sprudelnden Quelle werden, deren Wassers ewiges Leben schenkt (vgl. Joh 4,14). […] Nur noch kurze Zeit, und der Sieg ist unser. Selig werden wir sein, selig werden auch die Orte, die Eltern und die Heimatländer genannt werden, aus denen ihr hervorgegangen seid (vgl. Lk 11,27–28).

Samstag, 31 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

O Demut, du herrliche Blume, ich sehe, dass dich nur wenige Seelen besitzen. Ob deshalb, weil du so schön und zugleich schwer zu gewinnen bist? Sicher beides. Gott Selbst findet Gefallen an ihr. Über einer demütigen Seele stehen die Schleusen des Himmels offen und ein Meer von Gnaden strömt auf sie nieder. Wie schön ist eine demütige Seele; aus ihrem Herzen steigt, wie aus einem Weihrauchgefäß, lieblicher Duft auf und dringt durch die Wolken bis hin zu Gott, um Sein Heiligstes Herz zu erfreuen. Einer solchen Seele versagt Gott nichts; sie ist allmächtig, sie beeinflusst das Schicksal der ganzen Welt. Gott erhebt sie bis zu Seinem Thron. Je mehr sie sich demütigt, um so mehr neigt sich Gott herab zu ihr. Er verfolgt sie mit Seinen Gnaden und begleitet sie jederzeit mit Seiner Allmacht. Solche Seelen sind mit Gott am tiefsten verbunden. O Demut, verwurzele dich tief in meinem ganzen Wesen. O reinste, aber auch demütigste Jungfrau, hilf mir, tiefe Demut zu erlangen. Ich kann verstehen, weshalb es so wenige Heilige gibt – es gibt wenige Seelen, die tiefe Demut haben.

Freitag, 30 Oktober 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Der Sabbat – der Abschluss der „sechs Tage“. Die Heilige Schrift sagt: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte“ – so „wurden Himmel und Erde vollendet“ – „und er ruhte am siebten Tag … Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig“ (Gen 2,1–3). Diese inspirierten Worte sind sehr aufschlussreich: In der Schöpfung hat Gott eine Grundlage und Gesetze gelegt, die bestehen bleiben (vgl. Hebr 4,3–4). Der Glaubende kann sich auf sie verlassen; sie sind ihm Zeichen und Gewähr der unerschütterlichen Treue, mit der Gott an seinem Bund festhält (vgl. Jer 31,35–37; 33,19–26). Der Mensch muss sich seinerseits treu an diese Grundlage halten und die Gesetze, die Gott in die Schöpfung eingeschrieben hat, achten. Die Schöpfung geschah im Hinblick auf den Sabbat und somit auf die Verehrung und Anbetung Gottes. Der Gottesdienst ist in die Schöpfungsordnung eingeschrieben (vgl. Gen 1,14). „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, sagt die Regel des hl. Benedikt, die uns so auf die richtige Ordnung der menschlichen Anliegen hinweist. Der Sabbat bildet im Gesetz Israels die Mitte. Die Gebote halten heißt der Weisheit und dem Willen Gottes entsprechen, die in seinem Schöpfungswerk zum Ausdruck kommen. Der achte Tag Für uns aber ist ein neuer Tag angebrochen: der Tag der Auferstehung Christi. Der siebte Tag vollendet die erste Schöpfung. Am achten Tag beginnt die Neuschöpfung. So gipfelt das Schöpfungswerk im noch größeren Werk der Erlösung. Die erste Schöpfung findet ihren Sinn und Höhepunkt in der Neuschöpfung in Christus, welche die erste an Glanz übertrifft (vgl. MR, Osternacht 24: Gebet nach der ersten Lesung).

Dienstag, 27 Oktober 2020 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Wie gut bist du doch, mein Gott, dass du alle Völker zum Heil rufst. […] Und nicht nur alle Völker im Allgemeinen durch deine Apostel und ihre Nachfolger, sondern jeden Menschen im Besonderen und zu allen Zeiten, durch das unaufhörliche Wirken deiner Gnade! Und nicht nur zum Heil und zum Himmel, sondern auf „den ersten Platz“ im Himmel, da du ohne Unterlass durch deine Gnade „an die Tür jeder einzelnen Seele anklopfst“ und es auf jede Seele ankommt, die Gnade eines solchen Augenblicks anzunehmen. Bleibt die Seele treu, wird sie sofort danach eine größere Gnade erhalten und sehen, wie die Gnade wächst, wie sie von Augenblick zu Augenblick zunimmt und sich alsbald stark weiterentwickelt, vorausgesetzt, die Seele empfängt sie treu weiter. Bleiben wir der Gnade treu, mit Beharrlichkeit, egal, in welchem Augenblick unseres Lebens wir gerade stehen, und sie wird sich in kurzer Zeit in uns entwickeln wie das Senfkorn, das zu einem Baum wird, in dem sich die Vögel des Himmels ausruhen können, und wo durch die Gemeinschaft der Heiligen, durch ihre Verdienste, durch die Kraft ihrer Gebete und ihres Beispiels Gott große Ehre zuteilwird, nicht nur um seiner selbst willen sondern auch als Hilfe für die Heiligung vieler anderer. […] Oh mein Gott, welche Verheißung hast du für jeden von uns! Jede Seele kann eine Sonne werden, ein großer Baum, „der erste im Himmelreich“, jede Seele kann Ströme der Gnade erhalten; all das bietest du jeder und jedem von uns unaufhörlich an: Es genügt, der Gnade stets treu zu sein, egal in welchem Augenblick unseres Lebens wir stehen. Möge der jetzige Moment für mich dieser gesegnete Augenblick sein!

Montag, 26 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Paulus sagt: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen“ (Gal 6,14). Etwas Wunderbares war es, dass einer, der von Geburt aus blind war, im Teich Siloa das Augenlicht erhielt. Doch was ist der Eine gegen die Blinden der ganzen Welt? Etwas Großes, Übernatürliches war es, dass Lazarus, der schon den vierten Tag tot war, von den Toten auferstand. Doch nur an ihm hatte sich die Gnade geoffenbart. Was aber ist der eine Lazarus gegenüber denen, die auf dem Erdkreis durch ihre Sünden gestorben sind? Es war ein Wunder, dass fünf Brote zur Ernährung von fünftausend Mann ausreichten. Doch was sind diese fünftausend gegenüber denen, welche auf dem ganzen Erdkreis Hunger leiden, weil sie in Unwissenheit leben? Wunderbar war die Befreiung der Frau, welche achtzehn Jahre vom Satan gefesselt war. Aber was ist diese eine Frau gegenüber uns allen, welche wir von den Ketten unserer Sünden gefesselt sind? Der Siegeskranz des Kreuzes hat den geistig Blinden Licht gebracht, hat alle, die unter der Sünde darniederlagen, befreit und die ganze Menschenwelt erlöst. Wundere dich nicht, dass die ganze Welt erlöst wurde! Denn der, welcher für sie starb, war kein gewöhnlicher Mensch, sondern der eingeborene Sohn Gottes. Die Sünde eines einzigen Mannes, des Adam, vermochte der Welt den Tod zu bringen. Wenn aber durch den Fall des einen der Tod zur Herrschaft in der Welt kam, soll dann nicht noch mehr das Leben zur Herrschaft gelangen durch die gerechte Tat des Einen? (vgl. Röm 5,12ff.). Wenn seinerzeit die Stammeltern aus dem Paradies vertrieben wurden wegen des Holzes, von dem sie gegessen hatten, sollten nicht die Gläubigen jetzt leicht in das Paradies eintreten wegen des Holzes Jesu? Wenn der, welcher zuerst aus Erde gebildet worden war, allen den Tod gebracht hat, sollte dann nicht der, welcher ihn aus Erde gebildet hatte, ewiges Leben bringen, da er selbst das Leben ist?

Sonntag, 25 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Lasst uns alle aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzer Gesinnung, aus aller Kraft und Stärke, mit ganzem Verstand, mit allen Kräften, mit ganzer Anstrengung, mit ganzer Zuneigung, mit unserem ganzen Inneren, mit allen Wünschen und aller Willenskraft Gott den Herrn lieben, der uns allen den ganzen Leib, die ganze Seele und das ganze Leben geschenkt hat und schenkt; der uns erschaffen hat, erlöst hat und uns einzig durch sein Erbarmen retten wird, der uns Elenden und Armseligen, Üblen und Verweslichen, Undankbaren und Bösen alles Gute erwiesen hat und erweist. Nichts anderes wollen wir darum ersehnen, nichts anderes wollen, nichts anderes soll uns gefallen und erfreuen als unser Schöpfer und Erlöser und Retter, der allein wahre Gott, der ist die Fülle des Guten, alles Gute, das gesamte Gut, das wahre und höchste Gut, der allein gut ist, gnädig, milde, süß und freundlich, der allein heilig ist, gerecht, wahr und richtig, der allein gütig, uneigennützig, rein ist, von dem und durch den und in dem alle Vergebung, alle Gnade, alle Herrlichkeit für alle Büßenden und alle Gerechten herkommt, und das Glück für alle Seligen, die sich zusammen im Himmel erfreuen. Nichts also soll uns hindern, nichts trennen, nichts dazwischenkommen. Überall, an jedem Ort, zu jeder Stunde und zu jeder Zeit, täglich und unablässig wollen wir alle wahrhaft und demütig an ihn glauben und an ihm im Herzen festhalten und ihn lieben, ehren, anbeten, ihm dienen, ihn loben und benedeien, verherrlichen und hoch erheben, ihn preisen und ihm Dank erweisen, dem erhabensten und höchsten ewigen Gott, der Dreifaltigkeit und Einheit, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist […].

Samstag, 24 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Gegenstand unserer Angst sollte nicht die geringe Anzahl der Erwählten sein, sondern die Sünden, die uns daran hindern, zu dieser Zahl zu gehören. Ihr werdet nicht verurteilt, weil ihr getadelt wurdet, sondern weil ihr ein schlechtes Leben geführt habt. […] Furcht ist nötig, und zwar immer, aber eine Furcht, die Weisheit hervorbringt, und keine, die zum Erlahmen und zur Verzweiflung führt. Es ist so schwierig, den menschlichen Geist in rechter Mäßigung zu halten. Manchmal fürchten sich die Leute nicht genug, manchmal fürchten sie sich zu viel, und manchmal ist ihre Furcht fehl am Platz. In ihrer Verstiegenheit gehen sie so weit, dass sie fürchten, ihr Unglück komme von Gott, der doch die Quelle all ihrer Güter ist, der ihr Heil will. Alles, was er getan hat, konnte sie noch nicht davon überzeugen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu retten. Und doch ist es ein Glaubensartikel, dass Gott uns alle retten will und dass wir uns alle retten können, wenn wir es nur wollen. Wir sehen die Türe zum Himmel, und wenn wir sie nicht sähen, wäre es unvernünftig von Gott, uns aufzufordern, einzutreten. Außerdem sehen wir sehr wohl, welche Menschen durch diese Tür eintreten, und was wir tun müssen, um hineinzukommen. An wem liegt es also, wenn wir nicht eintreten? An Gott oder an uns?

Freitag, 23 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Ist es nicht vielleicht ein „Zeichen der Zeit“, dass man heute in der Welt trotz der weitreichenden Säkularisierungsprozesse ein verbreitetes Bedürfnis nach Spiritualität verzeichnet, das größtenteils eben in einem erneuerten Gebetsbedürfnis zum Ausdruck kommt? Auch die anderen Religionen, die nunmehr in den alten Christianisierungsgebieten weit verbreitet sind, bieten ihre eigenen Antworten auf dieses Bedürfnis an und tun dies manchmal mit gewinnenden Methoden. Da uns die Gnade gegeben ist, an Christus zu glauben, den Offenbarer des Vaters und Retter der Welt, haben wir die Pflicht zu zeigen, in welche Tiefe die Beziehung zu ihm zu führen vermag. Die große mystische Tradition der Kirche im Osten wie im Westen hat diesbezüglich viel zu sagen. Sie zeigt, wie das Gebet Fortschritte machen kann. Als wahrer und eigentlicher Dialog der Liebe kann er die menschliche Person ganz zum Besitz des göttlichen Geliebten machen, auf den Anstoß des Heiligen Geistes hin bewegt und als Kind Gottes dem Herzen des Vaters überlassen. Dann macht man die lebendige Erfahrung der Verheißung Christi: „Wer mich liebt, wird von meinem himmlischen Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ (Joh 14,21). […] Ja, liebe Schwestern und Brüder, unsere christlichen Gemeinden müssen echte „Schulen“ des Gebets werden, wo die Begegnung mit Christus nicht nur im Flehen um Hilfe Ausdruck findet, sondern auch in Danksagung, Lob, Anbetung, Betrachtung, Zuhören, Leidenschaft der Gefühle bis hin zu einer richtigen „Liebschaft“ des Herzens. Ein intensives Gebet also, das jedoch nicht von der historischen Aufgabe ablenkt: Denn während es auf Grund seiner Natur das Herz der Gottesliebe öffnet, öffnet es dieses auch der Liebe zu den Brüdern und befähigt sie, die Geschichte nach Gottes Plan aufzubauen.

Donnerstag, 22 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Was auch immer wir tun werden, selbst wenn es eine mehr als heroische Tat wäre, die die Grundfesten allen Übels auf dieser Erde erschüttert, wird diese Tat nur in dem Maße von Wert sein, wie unser Wille mit dem Willen der Immaculata und durch sie mit dem Willen Gottes im Einklang steht … Es ist die Liebe in ihrer ganzen Tiefe (jenseits des Gefühls, obwohl dieses auch schön ist), die uns durch die Immaculata in Gott umgestalten muss, die uns verzehren und durch uns die Erde in Brand setzen und alles Böse in ihr vernichten und verbrennen muss. Dies ist das Feuer, von dem der Erlöser sagte: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49). Verzehrt von diesem Feuer der göttlichen Liebe (ich wiederhole: geht es hier nicht um süße Tränen oder Gefühle, sondern um den Willen, selbst inmitten von Ekel und Antipathie), werden wir die ganze Welt in Brand stecken! Liebe ruht nie, sondern breitet sich aus wie das Feuer, das alles verbrennt. Und wir – alle Menschen – müssen danach streben, von diesem Feuer der Liebe entflammt zu werden, und es in allen Seelen, die in der Welt sind und noch sein werden, brennen zu lassen. Das ist das Ideal, das wir anstreben müssen. Wir müssen uns an die Worte Jesu erinnern: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“ (Lk 12, 49). Wir unsererseits müssen alles tun, damit diese Liebe von Tag zu Tag stärker auflodert.

Mittwoch, 21 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“ (Mt 24,44). Darum befiehlt Jesus seinen Jüngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht erwartet, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und um Tugend bemüht seien. Er will sagen: Wüssten die Leute, wann sie sterben müssen, dann würden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen. Damit sie nun nicht bloß an jenem Tag eifrig wären, sondern jederzeit, so offenbart er ihnen weder im Allgemeinen noch im Besonderen den Tag, weil er will, dass sie denselben immer erwarten. Ebendarum hat er auch das Lebensende eines jeden einzelnen im Dunkel gelassen […] Deshalb verlangt der Herr von den Knechten zwei Dinge: Klugheit und Treue. Die Sünde hat nämlich ihre Quelle in der Einsichtslosigkeit. Treu heißt er ihn, weil er vom Eigentum des Herrn nichts veruntreut oder zweck- und planlos verwendet hatte, und klug, weil er die anvertrauten Güter in gebührender Weise zu verwalten wusste. Beides ist ja auch notwendig […] Siehst du, welche Folgen es hatte, dass jener Tag unbekannt blieb? „Der Herr lässt sich Zeit“, sagt der Knecht; dem möchte ich entgegnen: Nicht weil der Tag unbekannt war, handelte der Knecht so, sondern weil er selbst nichtsnutzig war. Warum kam denn der kluge und getreue Knecht nicht auf solche Gedanken? Wie, Elender, wenn der Herr auch säumt, erwartest du überhaupt, dass er kommt? Weshalb kümmerst du dich dann nicht darum? Wir lernen also daraus, dass der Herr auch nicht säumt. Der böse Knecht meinte es bloß so, aber der Herr hatte dies nicht gesagt […].

Dienstag, 20 Oktober 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Wenn man sich mit emsiger Treue den Gedanken an die Gegenwart Gottes zur Gewohnheit macht, bleibt die Flamme der Liebe immer erhalten; dann werden wir nicht nur, wie es der heilige Ordensvater [Benedikt] will, „rein von allem Fehl jederzeit über unser ganzes Tun und Lassen wachen“ (Reg. 4); es wird auch durchaus übernatürlich sein, unser ganzes Leben wird von himmlischer Klarheit durchleuchtet und einer Süßigkeit getragen sein, die „vom Vater der Lichter kommt“ (Jak 1,17) und die das Geheimnis all unserer Kraft und Freude ist. Diese Übung der Gegenwart Gottes bereitet die Seele vor für den Empfang Gottes. Es kommt vor, bei manchen Seelen ist es sogar häufig der Fall, dass sie trotz guten Willens eine wirkliche Schwierigkeit empfinden, zur bestimmten Zeit ihre Betrachtung zu machen. Übermüdung, Schläfrigkeit, ein kränklicher Zustand oder auch die Zerstreutheit verhindern jeden Erfolg. Das ist die Geistesdürre und Trockenheit. Möge die Seele dennoch treu ausharren und sich nach besten Kräften bemühen, beim Herrn zu verbleiben, wenn sie auch allen inneren Trostes und fühlbaren Eifers bar ist, gleichsam „ein Lasttier vor dem Herrn geworden, aber dennoch bei ihm“ (Ps 72(73),23 Vulg.). Dann wird Gott sich ihr zu anderer Zeit nahen. Von diesen Herablassungen des Herrn gilt, was die Schrift von seiner letzten Ankunft vor unserm Ende sagt: „Ihr wisset nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird“ (Mt 24,42). Wenn wir überall in der Zelle, in den Gängen, im Garten, im Speisesaal gesammelt vor Gott weilen, dann wird der Heiland kommen, die allerheiligste Dreifaltigkeit wird kommen; denn „wir werden zu ihm kommen“, sagt der Herr (Joh 14,23), mit einer Fülle von Licht, von jenem Lichte und jener Klarheit, die uns zu innerst durchdringen und nicht selten von entscheidendem Einfluss auf unser inneres Leben sind. […] Wir sollten daher durch unsere Sammlung den „Knechten ähnlich sein, die ihren Herrn erwarten“ (Lk 12,36); denn wenn der Herr uns bereit findet, dürfen wir „mit ihm“ (Mt 25,10) in den Festsaal eintreten.

Montag, 19 Oktober 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Manche Leute sagen vielleicht: „In soundso vielen Jahren werde ich dieses oder jenes tun und zu Ende führen“. Nun, wenn du so redest, ohne zu wissen, wie du den heutigen Tag verbringen wirst – meinst du nicht selbst, dass du dabei das Wort nicht beachtest, das sagt: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du zum Verderben deiner Seele angehäuft hast?“ (vgl. Lk 12,20; vgl. Apg 8,20). Lasst uns also die unauflösliche Einheit der Apostel mit dem Meister aller und unserem Gott nachahmen. Eilt darum eurem Heil entgegen, so, als ruhte der Blick des Herrn auf euch! Lasst uns gerne Kümmernisse auf uns nehmen, damit wir uns in Ewigkeit freuen können! Lasst uns doch, auch wenn es mühsam ist, den vorübergehenden Traum des gegenwärtigen Lebens annehmen, damit wir den endlosen Tag des Himmelreiches genießen können! Seht, Gott ruft euch, jetzt streckt er euch seine Hand entgegen, jetzt arbeitet der Heilige Geist mit euch, und jetzt stützt euch Jesus Christus, der Herr, mit seiner Rechten. Habt keine Angst! Der Teufel ist geschlagen, der Sieg ist unser, Christus ist auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr (vgl. Röm 6,9), die Kraft Belials ist gebrochen. Ihr seid kostbare und zarte Söhne, ihr bezieht euren sehr hohen Preis aus der Süße der Tugend, ihr seid reiner als Gold (vgl. Kgl 4,2; vgl. Offb 21,18.21), ihr strahlt heller als Diamanten, ihr gleicht jungen Bräuten, nach denen Gott sich sehnt, Söhnen des Himmels, der Bewunderung wert. Euer einziges Gut, eure einzige Heimat, das einzige Leben, das eurer Herkunft entspricht, ist Gott, der Herr aller, der Urheber der Schöpfung. Nur noch kurze Zeit, und wir haben gesiegt, nur noch kurze Zeit, und der Tod ist da. Möget ihr alle gerettet sein, fasst Mut im Herrn!

Sonntag, 18 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Die gute Ordnung der Welt hängt davon ab, wie treu jeder Einzelne die Pflichten seines Standes wahrnimmt. Alle Unordnungen entstehen aus der Nachlässigkeit, mit der man ihnen nachkommt. Wie schön wäre es in der Welt, wenn jeder Einzelne seine Standespflicht wahrnähme. Dies aber wird weitgehend versäumt, sogar von barmherzigen Menschen, und von denen manchmal mehr als von anderen. Man macht sich deshalb aber keinerlei Vorwürfe. […] Ein Mensch, der seinen Standespflichten nicht nachkommt, ist, egal was er auch tut, ein Missklang in der Harmonie der Welt. […] Wenn man einen Stand wählt, hat man nur dessen menschliche Vorteile im Blick, keineswegs die Verpflichtungen. Man kann diese Pflichten nicht verletzen, ohne seinem Nächsten zu schaden. Und weil Gott dessen Belange weit mehr am Herzen liegen als die eigenen, ist man auch viel gefährdeter, wenn man ihnen nicht nachkommt. […] Solche Unterlassungen können einem leicht unterlaufen. Man merkt sie kaum, und deshalb werden sie nur selten wiedergutgemacht. Dies sind Sünden, die man tut, indem man nichts tut. Es ist eine Sünde, die nicht in einer bösen Handlung besteht, und oft sogar die Folge eines guten Werkes ist. Wenn Sie Ihre Pflichten vernachlässigen, fügen Sie anderen und sich selbst Schaden zu: anderen, weil Sie nicht darauf achten, wenn diese dann auch ihre Pflichten nicht erfüllen, und sich selber, weil Sie Ihre eigenen nicht erfüllen.

Samstag, 17 Oktober 2020 : Kommentar Protokoll des Märtyriums des hl. Justin und seiner Begleiter

Die heiligen Männer wurden ergriffen und zu Rom vor den Stadtpräfekten Rustikus geführt. Als sie vor den Richterstuhl gestellt waren, sagte der Präfekt Rustikus zu Justinus: […] Mit welcher Gattung von Wissenschaft beschäftigst du dich? Justinus entgegnete: Ich bemühte mich, alle Systeme kennenzulernen; zuletzt habe ich mich den wahren Lehren der Christen hingegeben […] Der Präfekt Rustikus fragte: Welche Lehre ist das? Justinus antwortete: Die christliche Gottesverehrung besteht darin, dass wir an einen Gott glauben, der die ganze sichtbare und unsichtbare Schöpfung gemacht und hervorgebracht hat, und an den Herrn Jesus Christus, von dem die Propheten vorherverkündet haben, dass er dem Menschengeschlecht erscheinen werde als Herold des Heils und als Verkünder trefflicher Lehren. Ich, ein Mensch, bin zu schwach, solches auszusagen, was seiner unendlichen Gottheit würdig wäre, ich kenne aber eine prophetische Macht an; […] ich weiß, dass durch Eingebung Gottes die Propheten sein zukünftiges Verweilen unter den Menschen vorhergesagt haben. […] Der Präfekt Rustikus sagte: Sage: Wo kommt ihr zusammen oder wo versammelst du deine Schüler? Justinus entgegnete: Ich wohne in dieser ganzen Zeit oberhalb des Timothinischen Bades […]; wer mich da besuchen wollte, dem teilte ich die Lehren der Wahrheit mit. Rustikus sagte: Du bleibst also dabei, ein Christ zu sein? Justinus entgegnete: Ja, ich bin ein Christ. Der Präfekt Rustikus sagte zu Chariton: Nun sage mir: Bist du auch ein Christ? Chariton antwortete: Ich bin ein Christ nach Gottes Geheiß. […] Rustikus sagte zu Euelpistus: Wer bist denn du? Euelpistus, ein kaiserlicher Sklave, antwortete: Auch ich bin ein Christ; von Christus bin ich freigekauft und nehme an derselben Hoffnung teil durch die Gnade Christi. […] Der Präfekt Rustikus sagte: Hat Justinus euch zu Christen gemacht? Hieran antwortete: Ich war schon Christ und werde es immer sein. Päon, der dabei stand, sagte: Auch ich bin ein Christ. […] Euelpistus sagte: Die Reden des Justinus habe ich zwar mit Freuden gehört, aber Christ zu sein, habe auch ich von meinen Eltern gelernt. […] Der Präfekt Rustikus sagte zu Liberianus: Was sagst denn du? Bist du Christ und bist auch du gottlos? Liberianus antwortete: Auch ich bin Christ; ich bin gottesfürchtig und verehre den einen wahren Gott. Der Präfekt sagte zu Justinus: Höre, der du als gelehrt giltst und die wahre Wissenschaft zu haben vermeinst: Glaubst du, wenn du gegeißelt und enthauptet wirst, in den Himmel aufzusteigen? Justinus antwortete: Ich glaube, dass ich seiner Verheißungen teilhaftig werde, wenn ich dieses erleide; denn ich weiß, dass allen, die so leben, das göttliche Gnadengeschenk bis zum Ende des Weltalls bleiben werde. Der Präfekt Rustikus sagte: Du nimmst also an, du werdest in den Himmel aufsteigen, um einen Lohn zu erlangen? Justinus antwortete: Das nehme ich nicht an, sondern ich weiß es und bin ganz davon überzeugt.

Freitag, 16 Oktober 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnungen haben kann, aber im letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist (vgl. Eph 2,12). Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein – der Gott, der uns „bis ans Ende“, „bis zur Vollendung“ (vgl. Joh 13,1 und 19,30) geliebt hat und liebt. Wer von der Liebe berührt wird, fängt an zu ahnen, was dies eigentlich wäre: „Leben“. Er fängt an zu ahnen, was mit dem Hoffnungswort gemeint ist, das uns im Taufritus begegnete: Vom Glauben erwarte ich das „ewige Leben“ – das wirkliche Leben, das ganz und unbedroht, in seiner ganzen Fülle einfach Leben ist. Jesus, der von sich gesagt hat, er sei gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle, im Überfluss, haben (vgl. Joh 10,10), hat uns auch gedeutet, was dies heißt – „Leben“: „Das ist das ewige Leben: dich erkennen, den einzigen wahren Gott und den du gesandt hast, Jesus Christus“ (Joh 17,3). Leben im wahren Sinn hat man nicht in sich allein und nicht aus sich allein: Es ist eine Beziehung. Und das Leben in seiner Ganzheit ist Beziehung zu dem, der die Quelle des Lebens ist. Wenn wir mit dem in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben selber ist und die Liebe selber, dann sind wir im Leben. Dann „leben“ wir.

Dienstag, 13 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Gott ist in einem losgelösten Herzen zu finden, in der Stille des Gebetes, im Leiden als einem freiwilligen Opfer; in der Abgeschiedenheit von der Welt und ihren Kreaturen … Gott ist im Kreuz, und solange wir das Kreuz nicht lieben, werden wir ihn nicht sehen, ihn nicht wahrnehmen … Schweigt doch, ihr Menschen, die ihr ständig Lärm macht! O Herr, wie glücklich bin ich in meiner Zurückgezogenheit! Wie sehr liebe ich dich in meiner Einsamkeit! Wie gerne wollte ich dir schenken, was nicht mehr mein ist, weil ich dir schon alles gegeben habe. Bitte mich um etwas, Herr! … Aber was könnte ich dir geben? Meinen Leib hast du schon, er gehört dir; meine Seele, wonach sehnt sie sich denn, wenn nicht nach dir, damit du sie endlich zu dir nimmst? Mein Herz liegt Maria zu Füßen, es weint vor Liebe und will nichts anderes mehr als dich. Mein Wille … – will ich vielleicht etwas, Herr, was du nicht willst? Sag es mir; sag mir doch, Herr, was dein Wille ist, und ich werde meinem damit in Einklang bringen. Ich liebe alles, was du mir schickst und mir gibst: Gesundheit ebenso wie Krankheit, Hier-Sein wie Dort-Sein, dieses wie jenes. Mein Leben … – nimm es, Herr, wann immer du willst. Wie sollte ich so nicht glücklich sein? Wenn die Welt und die Menschen wüssten … Aber sie werden es nicht erfahren: Sie sind zu sehr mit ihren Interessen beschäftigt; ihre Herzen sind voll von Dingen, die nicht Gott sind. Die Welt lebt doch sehr auf ein irdisches Ziel hin. Die Menschen träumen von diesem Leben, in dem doch alles nichtig ist, und so können sie das wahre Glück – die Liebe Gottes – nicht finden. Es gelingt ihnen vielleicht, dieses Glück zu verstehen, aber um es empfinden zu können, gibt es nur sehr wenige, die sich selbst loslassen und das Kreuz Jesu auf sich nehmen … (vgl. Mt 16,24), selbst unter Ordensleuten … Herr, was lässt du mir alles zukommen! … Deine Weisheit weiß, was sie tut. Und ich … – bewahre mich in deiner Hand, lass nicht zu, dass mein Fuß ausgleitet, denn, ohne dich – wer käme mir zu Hilfe? Und „wenn du nicht das Haus baust …“ (vgl. Ps 127(126),1) O Herr, wie ich dich liebe! … Wie lange noch, Herr! …

Montag, 12 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Den schlechten Christen fehlt es an Glauben, und sie leugnen das auch gar nicht; aber sie meinen, sich damit entschuldigen zu können, dass ihnen die Grundlage fehle, um glauben zu können. Daher ist im Mund vieler Menschen nichts so häufig wie diese Rede: „Wenn ich ein Wunder gesehen hätte, wäre ich ein Heiliger“. – „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen“ (Mt 12,39). Die Bösen suchen Wunder. Am Erstaunlichsten daran ist: Obwohl sie mehrere gesehen haben, sich täglich solche vor ihren Augen abspielen, so dass sie sozusagen von Wundern umgeben sind, hören sie nicht auf, immer noch nach weiteren zu suchen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie wollten, nachdem sie schon Wunder auf der Erde gesehen hatten, auch noch welche am Himmel sehen. Aber weder durch die Totenerweckungen zu Lebzeiten des Erlösers [auf der Erde] noch durch die Sonnenfinsternis bei seinem Tod [am Himmel] wurden sie gläubig; ihr Neid wurde immer stärker, ihr Hass immer giftiger; beides steigerte sich bis zur Raserei –, ihr Unglaube jedoch wurde nicht geheilt. Und genauso wird es denen ergehen, die, während sie ein schlechtes Leben führen, Wunder erwarten, um glauben zu können: „Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (vgl. Lk 16,31). […] All die Schwierigkeiten, von denen sich die Ungläubigen aufhalten lassen, all die Widersprüche, die ihnen in den Dogmen des Glaubens begegnen, all die scheinbaren Ärgernisse, die sie in ihnen finden, alles was ihnen neu, überraschend, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Vernunft, unvorstellbar, unmöglich erscheint; all ihre Argumente, all ihre angeblichen Beweisführungen: All das – weit davon entfernt, mich zu erschüttern –, macht mich stärker, macht mich unerschütterlich in meiner Religion. […] Alle neuen Zweifel sind für mich lauter neue Gründe zu glauben.

Sonntag, 11 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Habt ihr begriffen, wer dieser König ist, der Vater eines Sohnes, der selbst König ist? Er ist es, von dem der Psalmist sagt: „Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten“ (Ps 72(71),1). […] „Er richtete seinem Sohn die Hochzeit aus.“ Der Vater feierte also die Hochzeit seines königlichen Sohnes, als er ihn im Geheimnis der Menschwerdung mit der Kirche vereinte. Und der Schoß der Jungfrau Maria war das Hochzeitsgemach dieses Bräutigams. Deshalb heißt es in einem anderen Psalm: „Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam“ (Ps 19(18),5–6). […] Er schickte also seine Diener, um seine Freunde zur Hochzeit einzuladen. Er schickte sie ein erstes und dann ein zweites Mal, d. h. zuerst die Propheten, dann die Apostel, um die Menschwerdung des Herrn zu verkünden. […] Durch die Propheten kündigte er die Menschwerdung seines Sohnes als zukünftiges Ereignis an, durch die Apostel predigte er sie, als sie sich erfüllt hatte. […] „Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden.“ Auf sein Feld gehen, das bedeutet, sich den irdischen Aufgaben ungehemmt hinzugeben; in seinen Laden gehen bedeutet, in den Angelegenheiten dieser Welt gierig auf Gewinn aus zu sein. Beide versäumen es, über das Geheimnis der Menschwerdung des Wortes – des Wortes Gottes – nachzudenken und ihr Leben danach auszurichten. […] Schlimmer noch: Einigen genügt es nicht, den Gunsterweis dessen in den Wind zu schlagen, der sie gerufen hat; sie verfolgen ihn auch noch. […] Der Herr aber wird bei der Hochzeitsfeier seines königlichen Sohnes die Plätze nicht unbesetzt lassen. Er schickt nach anderen Gästen aus; denn das Wort Gottes das vielen noch unbekannt ist, wird doch eines Tages Aufnahme finden. […] Ihr aber, Brüder, die ihr durch die Gnade Gottes bereits den Festsaal – also die heilige Kirche – betreten habt: Prüft euch sehr sorgfältig, damit der König bei seinem Eintreten nichts an dem Gewand eurer Seele findet, was tadelnswert ist.

Samstag, 10 Oktober 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Das Magnifikat [Mariens] — gleichsam ein Porträt ihrer Seele — ist ganz gewoben aus Fäden der Heiligen Schrift, aus den Fäden von Gottes Wort. So wird sichtbar, daß sie im Wort Gottes wirklich zu Hause ist, darin aus- und eingeht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes; das Wort Gottes wird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommt vom Wort Gottes her. So ist auch sichtbar, daß ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, daß ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden. Endlich: Maria ist eine Liebende. Wie könnte es anders sein? Als Glaubende und im Glauben mit Gottes Gedanken denkend, mit Gottes Willen wollend kann sie nur eine Liebende sein. Wir ahnen es an den leisen Gebärden, von denen uns die Kindheitsgeschichten aus dem Evangelium erzählen. Wir sehen es in der Diskretion, mit der sie in Kana die Not der Brautleute wahrnimmt und zu Jesus trägt. Wir sehen es in der Demut, mit der sie die Zurückstellung in der Zeit des öffentlichen Lebens annimmt — wissend, daß der Sohn nun eine neue Familie gründen muß und daß die Stunde der Mutter erst wieder sein wird im Augenblick des Kreuzes, der ja die wahre Stunde Jesu ist (vgl. Joh 2,4; 13,1). Dann, wenn die Jünger geflohen sind, wird sie es sein, die unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19,25-27); und später, in der Stunde von Pfingsten, werden die Jünger sich um sie scharen in der Erwartung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1,14).

Freitag, 9 Oktober 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Meine Brüder, Väter und Kinder, das Wort meiner Wenigkeit soll euch nicht zur Last fallen! Glaubt mir bitte, dass meine dauernden Einmischungen der Liebe entspringen, die ich zu euch habe, und meiner drängenden Sorge um euch […] Reinigt den Weg der Gebote Gottes vor den Augen eurer Seele, macht ihn frei von Dornen und Hindernissen, […] bleibt auf dem geraden Weg und „ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (vgl. Mt 11,29). […] Haltet es für gut, meine Brüder, dass ihr eine Kampftruppe Christi seid, eine Armee, die Gott aufgestellt hat. Der Feind wird auf jede Weise zuschlagen; wenn ihr aber dicht beieinandersteht, wird er sich tatsächlich jedes Mal jammernd und protestierend zurückziehen: „Ich kann nirgendwo hingehen“ – so hat er einmal in einer Offenbarung zum seligen Makarius gesagt –, „alle stoßen mich weg“. Das wird er sagen, meine Kinder, und vielleicht euretwegen. Und er soll keinen finden, der sich nach dem Wind dreht, und immer bereit ist, ihm zu gehorchen. Ihr habt Christus, der euch führt, und seine Engel, die euch verteidigen und schützen. „Er lässt deinen Fuß nicht wanken, und nicht schlummern wird, der dich bewahrt. Siehe, weder schlummern noch schlafen wird, der Israel bewahrt“ (vgl. Ps 120(121),3–4 Vulg. u. LXX), so heißt es in der Heiligen Schrift. […] Man muss sich nach allen Seiten wappnen und sich an die Gesetze, Sitten und Regeln halten. Und Christus, unser Gott, „die Rechte des Höchsten“ (vgl. Ps 77(76),11), komme uns in allen Dingen zu Hilfe, leite uns, behüte uns, rette uns bis ans Ende unseres Lebens. Denn ihm gebührt die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Donnerstag, 8 Oktober 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Irgendwo steht geschrieben, dass der Vater denen Gutes geben wird, die ihn bitten (vgl. Mt 7,11). Und an anderer Stelle heißt es, dass er den Heiligen Geist denen geben wird, die ihn bitten (vgl. Lk 11,13). Diesen Worten entnehmen wir: Wer Gott anfleht und beim Gedanken an eine solche Hoffnung getröstet wird, der erhält nicht nur den Nachlass der Sünden, sondern auch das Geschenk himmlischer Gnaden. Denn nicht den Gerechten, sondern den Sündern verspricht der Herr diese Gaben. „Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk 11,13). Bitte also, ohne je darin nachzulassen, ohne je zu zögern, auch wenn du der letzte wärest, der ein tugendhaftes Leben führen könnte, auch wenn du noch so schwach, noch so ehrlos wärest: Du wirst Größtes erhalten. […] Kämpfe darum, das Licht, das in deinem Verstand leuchtet, ungetrübt zu bewahren. Wenn du anfängst, mit den Augen der Leidenschaft zu sehen, hüllt dich der Herr in Finsternis. Er löst das Seil vor dir (vgl. Ijob 30,11) und das Licht deiner Augen ist nicht mehr bei dir (vgl. Ps 37,11 LXX). Aber selbst wenn du in diesem Zustand wärest: Verliere nicht den Mut, gib nicht auf. Bete mit dem heiligen König David: „Sende dein Licht und deine Wahrheit“ zu mir, der ich traurig bin. „Du bist das Heil meines Angesichts, Gott“ (vgl. Ps 42,3.5 LXX). Denn „du wirst deinen Geist aussenden, und sie werden erschaffen werden, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern“ (Ps 103,30 LXX).

Mittwoch, 7 Oktober 2020 : Kommentar Evagrius Ponticus

Wenn du beten willst, brauchst du Gott, der dem Betenden das Gebet eingibt. Ruf ihn an und sprich: Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme (vgl. Mt 6,9–10), also der Heilige Geist und dein eingeborener Sohn. Denn das lehrte er, als er sagte, dass der Vater im Geist und in der Wahrheit angebetet werden soll (vgl. Joh 4,24). Wer im Geist und in der Wahrheit anbetet, verherrlicht den Schöpfer nicht mehr vonseiten der Geschöpfe, sondern vonseiten Gottes selbst preist er Gott. […] Der Heilige Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt, sucht uns auf, auch dann, wenn wir noch nicht gereinigt sind. Vorausgesetzt nur, dass er unseren Geist aufrichtig betend vorfindet, kommt er auf einmal über ihn und zerstreut die ganze Schar der Bedenken und Überlegungen, die ihn bedrängen, und bringt ihn dahin, das Beten im Heiligen Geist zu lieben. […] Sei dir bewusst, dass die heiligen Engel uns zum Gebet ermuntern und dann freudig und für uns betend an unserer Seite stehen. Sind wir aber nachlässig und fremden Gedanken zugetan, dann erzürnen wir sie sehr, denn während sie sich doch so stark für uns einsetzen, wollen wir Gott nicht einmal für uns selbst anflehen. Wenn wir ihre Dienste ausschlagen, wenden wir uns von Gott, ihrem Herrn, ab. Bete, wie es sich gehört und ungestört, sing die Psalmen aufmerksam und wohlklingend, dann wirst du sein wie das Adlerjunge, das in den Höhen schwebt.

Dienstag, 6 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich mit Gott auf Du und Du zu unterhalten, unverkrampft, mit Vertrauen und Liebe, wie mit dem liebsten und liebevollsten Freund, den Sie haben. […] Es wird von Ihnen nicht eine ständige Geistesanstrengung erwartet, sodass Sie Ihre Pflichten oder sogar Ihre Erholung vergessen. Das einzige, was von Ihnen verlangt wird, ist, dass Sie sich – ohne ihre Aufgaben zu vernachlässigen – Gott gegenüber so verhalten, wie Sie es unter den verschiedenen sich bietenden Umständen Menschen gegenüber tun, mit denen Sie in gegenseitiger Liebe verbunden sind. Ihr Gott ist immer bei Ihnen, ja sogar in Ihrem Innern: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Wer mit ihm sprechen möchte, muss nicht erst ins Vorzimmer, nein ganz im Gegenteil: Gott wünscht sich, dass Sie mit ihm ohne viel Zeremoniell umgehen. Reden Sie einfach mit ihm über Ihre Angelegenheiten, Ihre Pläne, Ihre Sorgen, Ihre Ängste, über alles, was Sie interessiert. Das Wichtigste ist, ich wiederhole, dass Sie es unbefangen und mit offenem Herzen tun. Gott spricht in der Tat kaum zu einer Seele, die nicht zu ihm spricht und die folglich nur schwer seine Stimme hören würde, da sie es nicht gewohnt ist, sich mit ihm zu unterhalten. […] Es stimmt, dass wir Gott immer den höchsten Respekt schulden; aber wenn er Sie mit seiner spürbaren Gegenwart beschenkt und Sie bittet, mit ihm wie mit dem besten Ihrer Freunde zu sprechen, dann lassen Sie Ihrem Herzen frei und vertrauensvoll Ihren Lauf.

Montag, 5 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

„Und wer ist mein Nächster?“ Als Antwort darauf stellt der Logos, das Wort Gottes, die ganze Geschichte der Barmherzigkeit in Form einer Erzählung dar: Er schildert den Abstieg des Menschen, den Hinterhalt der Räuber, den Verlust seines unvergänglichen Gewandes, die Wunden der Sünde, die Herrschaft des Todes über die Hälfte der Natur (die Seele selbst bleibt unsterblich), das fruchtlose Vorübergehen des Gesetzes – da weder Priester noch Levit die Wunden des Mannes, der Opfer der Räuber geworden war, versorgt haben. „Denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen“ (Hebr 10,4). Dazu war nur derjenige fähig, der sich mit der ganzen menschlichen Natur bekleidet hat, mit den Anfängen des Erdenstaubes, an dem alle Rassen Anteil hatten: Juden, Samariter, Griechen und die ganze Menschheit. Er war es, der sich mit seinem Leib, d. h. mit seinem Reittier, am Ort des Elends des Menschen befand; er versorgte seine Wunden, ließ ihn auf seinem eigenen Reittier ruhen und schenkte ihm seine Barmherzigkeit als Zufluchtsort, wo alle, die sich plagen und schwere Lasten tragen, Ruhe finden (vgl. Mt 11,28) […] „Wer in mir bleibt, in dem bleibe auch ich“ (vgl. Joh 6,56) […] Wer bei dieser Barmherzigkeit Christi seine Zuflucht sucht, erhält von ihm zwei Silbermünzen, von denen die eine bedeutet: Gott mit ganzer Seele lieben, die andere: den Nächsten lieben wie sich selbst – gemäß der Antwort des Schriftgelehrten (vgl. Mk 12,30–31). Aber da „vor Gott nicht die gerecht sind, die das Gesetz hören, sondern die, die das Gesetz tun“ (vgl. Röm 2,13), darf man diese beiden Silbermünzen nicht einfach nur annehmen […], sondern man muss auch durch seine Taten persönlich dazu beitragen, dass diese beiden Gebote erfüllt werden. Deshalb sagt der Herr zum Herbergsvater, er werde bei seinem Wiederkommen ihm alles zurückerstatten, was er für die Versorgung des Verwundeten aufgewendet habe.

Sonntag, 4 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Gott hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen“ (vgl. 2 Kor 5,18). Hier zeigt Paulus sowohl die Würde der Apostel, indem er auf die Größe der Sache, die in ihre Hände gelegt ist, hinweist als auch das Übermaß der Liebe Gottes. Denn selbst dann, als die Menschen den erschienenen Gesandten nicht hatten hören wollen, ergrimmte Gott nicht über die Menschen, noch überließ er sie ihrem Schicksal, sondern unablässig fährt er fort, teils selbst, teils durch andere zu mahnen. Wer kann über solch’ väterliche Liebe genügend staunen? Der Sohn, der zur Versöhnung gekommen war, wurde getötet, der echte, eingeborene Sohn; aber auch da wendet sich der Vater nicht von den Mördern ab noch spricht er: Ich habe zur Vermittlung meinen Sohn geschickt, aber statt auf ihn zu hören, haben sie ihn gekreuzigt und getötet; so ziemt es sich, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Im Gegenteil, der Vater hat, nachdem der Sohn die Erde verlassen hatte, uns die Sache übertragen. Denn es heißt: „Er hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete“ (vgl. 2 Kor 5,18–19). Siehst du eine Liebe, die jede Rede, jeden Verstand übersteigt? Wer ist es denn, der beleidigt worden war? Gott selbst. Und wer ist zuerst zur Versöhnung gekommen? Wieder Gott selbst. […] Hätte Gott uns für die Sünden zur Rechenschaft ziehen wollen, so wären wir alle verloren; denn alle waren gestorben. Aber trotz der Zahl und Größe der Sünden hat Gott sich – anstatt der Bestrafung – sogar mit uns versöhnt; er hat die Sünden nicht bloß erlassen, sondern gar nicht angerechnet. So müssen denn auch wir den Feinden vergeben, damit wir ebenfalls der gleichen Vergebung teilhaftig werden. „Er hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen.“

Samstag, 3 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die christliche Freude ist ihrem Wesen nach innere Teilhabe an der unergründlichen, zugleich göttlichen und menschlichen Freude im Herzen des verherrlichten Herrn, Jesus Christus […] Betrachten wir nun ein wenig die Person Jesu im Verlauf seines irdischen Lebens. Er hat in seiner Menschheit unsere Freuden erfahren. Er hat offenbar eine breite Skala menschlicher Freuden kennengelernt, geschätzt und geteilt, einfache tägliche Freuden, wie sie jedem zugänglich sind. Die Tiefe seines Innenlebens hat keineswegs seinen Blick für das Konkrete abgestumpft, nicht seine Empfindungsfähigkeit beeinträchtigt. Er bewundert die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes. In ihm wiederholt sich auf unmittelbare Weise der Blick Gottes auf die Schöpfung am Morgenrot der Geschichte. Gern hebt er die Freude des Sämanns und des Schnitters hervor, die Freude des Mannes, der einen verborgenen Schatz findet, die des Hirten, der sein Schaf, oder die der Frau, die ihr verlorenes Geldstück wiederfindet, die Freude der zum Fest geladenen Gäste, die Freude bei einer Hochzeit, die Freude des Vaters, der seinen Sohn, von einem Leben der Verschwendung endlich heimgekehrt, aufnimmt, und die der Frau, die ein Kind zur Welt bringt. Diese menschlichen Freuden sind für Jesus von solch hoher Bedeutung, da sie für ihn die Zeichen der geistlichen Freuden des Reiches Gottes sind: Freude jener Menschen, die in dieses Reich eintreten, dorthin zurückkehren oder dort arbeiten; Freude des Vaters, der sie empfängt. Auch Jesus selbst zeigt seinerseits Genugtuung und Zärtlichkeit, als er Kindern begegnet, die zu ihm kommen wollen, als er einen reichen Jüngling trifft, der gewissenhaft und bestrebt ist, noch mehr zu tun; als er zu Freunden kommt, die ihm ihr Haus öffnen wie Martha, Maria und Lazarus. Eine Freude ist es für ihn vor allem, wenn er erlebt, dass man das Wort aufnimmt, seine Reichtümer opfert, dass eine Sünderin oder ein Zöllner wie Zachäus sich bekehrt, dass eine Witwe sich trotz ihrer Not zum Geben entschließt. Er jubelt vor Freude, als er feststellt, dass den Kleinen und Demütigen die Botschaft vom Reich geoffenbart wird, während sie den Weisen und Klugen verborgen bleibt (vgl. Lk 10,21).

Freitag, 2 Oktober 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. […] Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi – „Ehre sei Gott …“ (Lk 2,14) – klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalter (vgl. Mt 1,20; 2,13.19), dienen ihm in der Wüste (vgl. Mk,12; Mt 4,11), stärken ihn in der Todesangst (vgl. Lk 22,43), und sie hätten ihn auch […] aus der Hand der Feinde retten können (vgl. Mt 26,53). Die Engel sind es auch, die „evangelisieren“ (Lk 2, 10), indem sie die frohe Botschaft der Menschwerdung (vgl. Lk 2,8–14) und der Auferstehung (vgl. Mk 16,5–7) Christi verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen (vgl. Apg 1,10–11), werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen (vgl. Mt 13,41; 25,31; Lk 12,8–9). Bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der Kirche zugute (vgl. Apg 5,18–20; 8,26–29; 10,3–8; 12,6–11; 27,23–25). In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten (vgl. MR, „Sanctus“); sie bittet um deren Beistand (so im „Supplices te rogamus …“ des römischen Hochgebetes, im „In paradisum deducant te angeli …“ der Bestattungsliturgie und auch im „Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus) und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen Michael, Gabriel und Raphael und der heiligen Schutzengel). Von der Kindheit an (vgl. Mt 18,10) bis zum Tod (vgl. Lk 16,22) umgeben die Engel mit ihrer Hut (vgl. Ps 34,8; 91,10–13) und Fürbitte das Leben des Menschen (vgl. Ijob 33,23–24; Sach 1,12; Tob 12,12). „Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (Basilius, Eun. 3,1). Schon auf dieser Erde hat das christliche Leben im Glauben an der glückseligen Gemeinschaft der in Gott vereinten Engel und Menschen teil. ********** „Hymnus der Cherubim“ aus der Göttlichen Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus (© Joachim Schäfer: Artikel Göttliche Liturgie unseres heiligen Vaters Johannes „Chrysostomus“, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon) „Die wir die Cherubim im Mysterium abbilden und der lebenschaffenden Dreiheit den Hymnus des Dreimalheilig singen, lasst uns nun ablegen alle irdischen Sorgen, damit wir empfangen den König des Alls, der unsichtbar geleitet wird von den Ordnungen der Engel. Alleluïa, Alleluïa, Alleluïa.“

Mittwoch, 30 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Du Aufheiterung meines Geistes, du Lob meines Herzens und meines Mundes, mein Jesus, dir werde ich folgen, wohin immer du gehst. Weil du mein Herz dir erworben und als dein Eigentum in Besitz genommen hast, so kannst du mir in Ewigkeit nicht mehr weggenommen werden. […] „Das sind die Menschen, die den Herrn suchen; die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs“ (Ps 24,6). […] Lass mich, Jesus, mein Glück, eingeschrieben und hinzugezählt werden zum Geschlecht derer, die dich kennen, Gott Israels; zum Geschlecht derer, die dein Angesicht suchen, Gott Jakobs; zum Geschlecht derer, die dich lieben, Gott Zebaoth. Ja, dass ich mit reinen Händen und reinem Herzen Segen und Barmherzigkeit von dir empfange, Gott, du mein Heil. […] Lamm Gottes, halte auf dem Weg, den ich wandle, meine rechte Hand, damit ich nicht ermatte. Lamm Gottes, lass mich mit deiner Hilfe treu erfüllen, was ich hier in deinem Namen begonnen habe. Lamm Gottes, meine Sünden sollen mich nicht hindern, dein Erbarmen möge mich vielmehr in all diesem fördern. Christus, höre mich, und erfreue mich in der Todesstunde mit deinem Heil.

Dienstag, 29 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Das Apostolische Credo bekennt, dass Gott „der Schöpfer des Himmels und der Erde“ ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: „der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. […] Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich „Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung. Der hl. Augustinus sagt: „‚Engel‘ bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel“ (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie „beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist“ (Mt 18,10), sind sie „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“ (Ps 103,20). Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale (vgl. Pius XII.: DS 3891) und unsterbliche (vgl. Lk 20,36) Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Der Glanz ihrer Herrlichkeit zeugt davon (vgl. Dtn 10,9–12). Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm“ (Mt 25,31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ (Hebr 1,14). Sie sind da, seit der Welterschaffung (vgl. Ijob 38,7, wo die Engel „Gottessöhne“ genannt werden) und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil in und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen.

Sonntag, 27 September 2020 : Kommentar Isaak von Stella

Brüder, es ist an der Zeit, dass jeder von uns für seinen Teil den Ort seiner Sünde verlässt. Verlassen wir Babylon, um Gott, unserem Retter, zu begegnen, wie uns der Prophet mahnt: „Mach dich bereit, Israel, deinem Gott gegenüberzutreten, denn er kommt!“ (vgl. Am 4,12). Verlassen wir die Abgründe unserer Sünde, und brechen wir willig auf zum Herrn, der gekommen ist „in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht“ (Röm 8,3). Nehmen wir Abstand vom Willen zu sündigen und gehen wir daran, Buße zu tun für unsere Sünden. Dann werden wir Christus finden: Er selbst hat die Sünde, die er absolut nicht begangen hat, gebüßt. Dann wird derjenige, der die Büßer rettet, uns das Heil schenken: „Er hat Erbarmen mit denen, die sich bekehren“ (vgl. Sir 17,29). Nun werdet ihr mir sagen: […] „Wer kann denn von sich aus der Sünde entkommen?“ Ja, in Wahrheit ist die größte Sünde die Liebe zur Sünde, das Verlangen zu sündigen. Weise dieses Verlangen also von dir, […] hasse die Sünde, und schon bist du ihr entkommen. Wenn du die Sünde hasst, bist du Christus dort begegnet, wo er ist. Dem, der die Sünde hasst, […] vergibt Christus den Fehler, in der Erwartung, dass wir unsere schlechten Gewohnheiten mit der Wurzel ausreißen. Aber ihr sagt nun, dass euch sogar dies zu schwer fällt, und dass es dem Menschen ohne die Gnade Gottes nicht möglich ist, seine Sünde zu hassen und das rechte Verhalten zu wünschen: „Sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen“ (Ps 107(106),8). […] O Herr, dessen Hand mächtig ist; komm, allmächtiger Jesus, und befreie meinen Verstand, der vom Dämon der Unwissenheit gefangengehaltenen wird, entreiße meinen kranken Willen der Pest seiner Begierlichkeit. Setze meine Fähigkeiten frei, damit ich mit Entschiedenheit handeln kann – wie ich es mit von ganzem Herzen wünsche.

Samstag, 26 September 2020 : Kommentar Origenes

Freilich geht das von allen seinen Wundern und seiner ganzen Hoheit am weitesten über die Bewunderung des menschlichen Geistes und über die schwachen Begriffe des Sterblichen hinaus, dass jene herrliche Gottesmacht, das Wort des Vaters und die Weisheit selbst, in welcher alles, Sichtbares und Unsichtbares geschaffen ist, in der Begrenzung des Mannes, der in Galiläa aufstand, begriffen sein soll: noch mehr, dass die göttliche Weisheit den Schoß einer Frau nicht verschmähte, als Kind geboren wurde und wie andere Menschenkinder wimmerte: dass ebendieser im Todeskampf heftig erschüttert war, wie er selbst bekennt mit den Worten: meine Seele ist betrübt bis in den Tod; dass er zum schmachvollsten Tod, den es unter Menschen gibt, geführt wurde, obgleich er am dritten Tage auferstand […] Die Wahrheit davon menschlichen Ohren vernehmlich zu machen, übersteigt freilich das Maß meines Verdienstes, oder meines Geistes und meiner Beredsamkeit weit; ich glaube sogar […], dass die Erklärung jenes Geheimnisses selbst für die ganze höhere Geisterwelt zu hoch ist.

Freitag, 25 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Gott ist souverän Herr über seinen Ratschluss. Aber um ihn auszuführen, bedient er sich auch der Mitwirkung der Geschöpfe. Das ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern der Größe und Güte Gottes. Denn Gott gibt seinen Geschöpfen nicht nur das Dasein, sondern auch die Würde, selbst zu handeln, Ursache und Ursprung voneinander zu sein und so an der Ausführung seines Ratschlusses mitzuarbeiten. Den Menschen gewährt Gott sogar die Möglichkeit, in Freiheit an seiner Vorsehung teilzunehmen, indem er ihnen die Verantwortung anvertraut, sich die Erde zu „unterwerfen“ und über sie zu herrschen (vgl. Gen 1,26–28). Gott ermöglicht so den Menschen, vernünftige, freie Ursachen zu sein, um das Schöpfungswerk zu vervollständigen und zu ihrem und der Mitmenschen Wohl seine Harmonie zu vervollkommnen. Die Menschen sind oft unbewusst Mitarbeiter Gottes, können jedoch auch bewusst auf den göttlichen Plan eingehen durch ihre Taten, ihre Gebete, aber auch durch ihre Leiden (vgl. Kol 1,24). Dadurch werden sie voll und ganz „Mitarbeiter Gottes“ (1 Kor 3,9; 1 Thess 3,2) und seines Reiches (vgl. Kol 4,11). Vom Glauben an Gott den Schöpfer lässt sich somit die Wahrheit nicht trennen, dass in jedem Tun seiner Geschöpfe Gott tätig ist. Er ist die Erstursache, die in und durch die Zweitursachen wirkt. „Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13; vgl. 1 Kor 12,6).

Donnerstag, 24 September 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Wir bitten beharrlich und inständig, dass der Schöpfer des Weltalls die abgezählte Zahl seiner Auserwählten auf der ganzen Welt unversehrt erhalten wolle durch seinen geliebten Sohn Jesus Christus. Durch den er uns berufen hat von der Finsternis zum Licht, von der Unwissenheit zur Erkenntnis der Herrlichkeit seines Namens, auf dass wir hoffen auf Deinen Namen, der aller Schöpfung den Anfang gab. Da Du uns geöffnet hast die Augen unseres Herzens, damit wir Dich erkennen, den einzigen „Höchsten in der Höhe, den Heiligen, der im Heiligtume ruht“. „Dich, der Du den Stolz der Prahler demütigst“, „die Pläne der Heiden vereitelst“, „die Demütigen erhöhst und die Hohen erniedrigst“, „der Du reich machst und arm“, „tötest und rettest und Leben weckst“. „Dich, den einzigen Wohltäter der Geister und den Gott alles Fleisches“, „der Du hineinsiehst in die Unterwelt“, schaust auf die Werke der Menschen, den Helfer in Gefahr, „den Retter in der Verzweiflung“, den Schöpfer und Aufseher jeglichen Geistes […] Wir bitten Dich, Herr, Du mögest unser „Helfer und Beistand“ sein. Unsere Bedrängten errette, mit den Bedrückten habe Erbarmen, die Gefallenen richte auf. Den Betenden zeige Dich, die Kranken heile, die Irrenden aus Deinem Volke führe den rechten Weg; gib Nahrung den Hungernden, befreie unsere Gefangenen, richte auf die Schwachen, tröste die Kleinmütigen; „erkennen sollen Dich alle Völker, dass Du bist der einzige Gott“ und Jesus Christus Dein Sohn und „wir Dein Volk und die Schafe Deiner Weide“.

Sonntag, 20 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Somit ist in jeder Hinsicht klar, dass das Gleichnis erzählt wurde, sowohl für jene, welche in früher Jugend, als auch für jene, welche im hohen Alter und spät erst sich der Tugend zuwenden; für jene, damit sie nicht etwa voll Hochmut die verachten, welche um die elfte Stunde kommen, für diese, um sie zu lehren, dass man auch in kurzer Zeit alles erreichen könne. Da nämlich der Herr von Dingen redete, die großen Eifer erfordern, vom Hingeben des Vermögens und der Verachtung alles Besitzes und dazu gehört viel Hochherzigkeit und jugendliches Feuer, so suchte er in ihnen die Flamme der Liebe zu entfachen und ihre Bereitwilligkeit zu wecken durch den Hinweis, dass auch die spät Ankommenden den Lohn des ganzen Tages verdienen können. Indes sprach er das nicht so offen aus, damit sie sich nicht etwas einbildeten, sondern führt vielmehr alles auf seine freie Güte zurück und zeigt, dass sie es ihr zu danken haben, wenn sie nicht vom Lohne ausgeschlossen, sondern im Gegenteil eine unbeschreibliche Seligkeit genießen werden. […] Und in allen seinen Gleichnissen, z.B. von den Jungfrauen, vom Netze, von den Dornen, von unfruchtbaren Bäumen, verlangt er ein tugendhaftes Leben. […] Vom Leben […] spricht er oft, ja eigentlich immer, denn ein tugendhaftes Leben erfordert einen beständigen Kampf, also auch Mühe.

Samstag, 19 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages erwog sie den Reichtum der mannigfachen Gnaden, welche die überströmende Güte Gottes ihr eingegossen, weil sie unzählige Geschenke Gottes nachlässig vergeudet und nicht die geringste Frucht davon gebracht habe, weder in sich selbst durch Genuss oder Danksagung noch in andern, die sie, wenn es ihnen bekannt gewesen wäre, hätte erbauen oder in göttlicher Erkenntnis fördern können. Hierüber wurde sie durch folgende Erleuchtung getröstet: Zuweilen ergießt der Herr seine Gnadengaben auf die Auserwählten nicht in der Art, dass er von jeder einzelnen würdige Früchte verlangt, weil die menschliche Gebrechlichkeit dies oftmals verhindert. Seine überfließende Freigebigkeit vielmehr, die sich nicht mäßigen kann, obgleich sie weiß, dass der Mensch sich nicht in allem Einzelnen zu üben vermag, vermehrt beständig die Fülle der Gnaden, um dem Menschen hierdurch in Zukunft eine Fülle von Seligkeit zueignen zu können. Solches betrachten wir für gewöhnlich auch bei irdischen Geschenken, die man hin und wieder einem kleinen Kind macht, ohne dass es um den Nutzen des Geschenkes weiß, damit es ihn aber später als Erwachsenen mit Gütern überschütte. Ebenso ist es, wenn unser Herr in diesem Leben seinen Auserwählten Gnade verleiht: Er bereitet und sichert ihnen Geschenke, deren ewiger Genuss sie im Himmel selig machen wird.

Freitag, 18 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Jesus wählte zwar, das wissen wir, unter seinen Jüngern zwölf Männer als Väter des neuen Israel aus, weil er sie „bei sich haben und [sie] dann aussenden wollte, damit sie predigten“ (Mk 3,14–15). Das ist eine offenkundige Tatsache, aber außer den Zwölf, Säulen der Kirche, Väter des neuen Gottesvolkes, werden in die Schar der Jünger auch viele Frauen gewählt. Ich kann nur ganz kurz auf jene Frauen hinweisen, die auf dem Weg Jesu selbst anzutreffen sind, angefangen bei der Prophetin Anna (vgl. Lk 2,36–38) bis hin zur Samariterin (vgl. Joh 4,1–39), zu der Syro-Phönizierin (vgl. Mk 7,24–30), zu der Frau, die an Blutfluss litt (vgl. Mt 9,20–22), und zu der Sünderin, der vergeben wird (vgl. Lk 7,36–50). Ich gehe auch nicht näher auf die weiblichen Hauptfiguren einiger eindrucksvoller Gleichnisse ein, zum Beispiel auf die Frau, die Brot bäckt (vgl. Mt 13,33), auf die Frau, die die Drachme verliert (vgl. Lk 15,8–10), auf die Witwe, die den Richter immer wieder aufsuchte (vgl. Lk 18,1–8). Bedeutsamer für unser Thema sind jene Frauen, die im Rahmen der Sendung Jesu eine aktive Rolle gespielt haben. An erster Stelle denken wir dabei natürlich an die Jungfrau Maria, die durch ihren Glauben und durch ihr Muttersein in einzigartiger Weise an unserer Erlösung mitgewirkt hat, so dass Elisabet sie sogar „Gesegnete unter den Frauen“ (Lk 1,42) nennen konnte und hinzufügte: „Selig ist die, die geglaubt hat“ (Lk 1,45). Maria ist zur Jüngerin des Sohnes geworden, sie zeigte in Kana ihr vollkommenes Vertrauen in ihn (vgl. Joh 2,5) und folgte ihm bis unter das Kreuz, wo sie von ihm einen Auftrag erhielt, nämlich Mutter zu sein für alle seine Jünger aller Zeiten, dort verkörpert von Johannes (vgl. Joh 19,25–27). Dann gibt es verschiedene Frauen, die in unmittelbarer Umgebung der Gestalt Jesu verschiedene verantwortungsvolle Funktionen wahrnahmen. Ein beredtes Beispiel dafür sind die Frauen, die Jesus folgten, um ihn mit ihrem Besitz zu unterstützen, und von denen uns Lukas einige Namen überliefert: Maria Magdalene, Johanna, Susanna und „viele andere“ (vgl. Lk 8,2–3). Dann informieren uns die Evangelien darüber, dass die Frauen, im Unterschied zu den Zwölf, Jesus in der Stunde seines Leidens nicht verlassen haben (vgl. Mt 27,56.61; Mk 15,40). Unter ihnen sticht besonders Magdalene hervor, die nicht nur bei seinem Leiden und Sterben zugegen war, sondern dann auch die erste Zeugin und Verkünderin des Auferstandenen war (vgl. Joh 20,1.11–18). Gerade dieser Maria von Magdala behält der hl. Thomas von Aquin die einzigartige Bezeichnung „Apostolin der Apostel“ („apostola apostolorum“) vor und widmet ihr diesen schönen Kommentar: „So wie eine Frau dem ersten Menschen Worte des Todes verkündet hatte, so verkündete als erste eine Frau den Aposteln Worte des Lebens“ (Super Ioannem, ed. Cai, § 2519).

Donnerstag, 17 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Gertrud erkannte: Wer sich Gott anempfiehlt, indem er ihn um Bewahrung vor der Sünde bittet, den wird, falls er auch nach dem verborgenen Ratschluss Gottes vor den Menschen in irgendeinem Stück schwer zu fehlen scheint, dennoch die Gnade Gottes wie ein Stab stützen und er kann zu jeder Zeit viel leichter zurückkehren […] Einmal stellte sie sich vor den Herrn und begehrte seinen Segen. Nachdem sie diesen erlangt hatte, schien auch der Herr von ihr Segnung zu verlangen. Hieraus erkannte sie, dass der Mensch den Herrn dann segnet oder lobpreist, wenn er in Gedanken Reue erweckt, dass er seinen Schöpfer jemals beleidigt hat, und dessen Hilfe anfleht, um künftig die Sünden zu meiden. Auf diese Lobpreisung neigt der Herr der Himmel voll Huld sich tief herab und zeigt, dieselbe werde ihm so wohlgefällig sein, als wenn seine ganze Seligkeit hierdurch vervollkommnet würde […] Ein andermal sagte sie wegen der Schwierigkeit eines Werkes zu Gott dem Vater: „O Herr! ich opfere dir dieses Werk auf durch deinen eingeborenen Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes zur ewigen Verherrlichung.“ Als Wirkung dieses Wortes erkannte sie, dass durch eine solche Absicht alles, was aufgeopfert wird, über menschliche Schätzung wunderbar geadelt wird. Gleichwie nämlich grün erscheint, was durch grünes Glas, und rot, was durch rotes gesehen wird: So ist alles, was durch seinen eingeborenen Sohn ihm dargebracht wird, Gott dem Vater überaus angenehm und wohlgefällig.

Mittwoch, 16 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet – das am meisten überraschende Attribut des Schöpfers und des Erlösers – und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, welche sie hütet und aus denen sie austeilt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der ständigen Betrachtung des Wortes Gottes zu und vor allem der bewussten, mit innerer Reife vollzogenen Feier der Eucharistie und des Sakraments der Buße oder Versöhnung. Die Eucharistie nähert uns ja immer mehr jener Liebe, die mächtiger ist als der Tod: „Sooft wir von diesem Brot essen und aus diesem Kelch trinken“, verkünden wir nicht nur den Tod des Erlösers, sondern auch seine Auferstehung, „bis er kommt“ in Herrlichkeit. Die gleiche Eucharistiefeier, die zum Gedächtnis dessen gefeiert wird, der uns in seiner messianischen Sendung durch sein Wort und sein Kreuz den Vater geoffenbart hat, beweist die unerschöpfliche Liebe, durch die er immer danach strebt, sich mit uns zu verbinden und mit uns eins zu werden, indem er allen Menschenherzen entgegenkommt. Das Sakrament der Buße oder Versöhnung ebnet dabei den Weg zu jedem Menschen selbst dann, wenn er mit schwerer Schuld beladen ist. In diesem Sakrament kann jeder Mensch auf einzigartige Weise das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe, die mächtiger ist als die Sünde.

Dienstag, 15 September 2020 : Kommentar Ludwig-Maria Gringnion de Montfort

Die wahre Andacht zu Maria ist weiterhin ein leichter, kurzer, vollkommener und sicherer Weg, um zur Vereinigung mit Gott zu gelangen, worin die Vollkommenheit des Christen besteht. Jesus Christus selbst hat diesen Weg gebahnt, als er zu uns kam, und auf ihm gibt es kein Hindernis, das uns den Zugang zu ihm versperren oder uns aufhalten könnte. Man kann gewiss auch auf anderen Wegen zur Vereinigung mit Gott gelangen. Aber auf ihnen werden viel mehr Kreuze stehen, weit schwerere Opfer verlangt werden und viel größere Schwierigkeiten zu überwinden sein. Auf diesen Wegen muss man über schroffe Felsen, spitzige Dornen, durch entsetzliche Wüsten und finstere Nächte wandeln, schwere Kämpfe und schreckliche Todesängste bestehen. Auf dem Wege Mariä wandelt man angenehmer und ruhiger. Man muss gewiss auch dort noch schwere Kämpfe durchmachen und große Schwierigkeiten überwinden. Aber diese gute Mutter und Herrin hält sich stets in nächster Nähe ihrer treuen Diener auf, um sie in ihren Finsternissen zu erleuchten, in ihren Zweifeln aufzuklären, in ihren Beängstigungen zu stärken und in ihren Kämpfen und Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten, sodass dieser jungfräuliche Weg im Vergleich zu den anderen, in Wahrheit ein Weg von Rosen und Honig ist.

Montag, 14 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Gertrud empfing einmal] folgende Unterweisung: Wenn der Mensch sich zu einem Kruzifix hinwendet, so denke er in seinem Herzen, er höre den Herrn Jesus mit freundlicher Stimme also zu ihm reden: „Sieh, wie ich aus Liebe zu dir am Kreuz hing, nackt und verachtet, am ganzen Körper verwundet und an allen Gliedern ausgespannt! Und noch ist mein Herz von solcher Liebesglut gegen dich entzündet, dass, wenn du anders nicht gerettet werden könntest, ich für dich allein alles ertragen möchte, was ich jemals nach deiner Schätzung für die ganze Welt könnte erduldet haben.“ Durch solche Betrachtung wecke der Mensch sein Herz zur Dankbarkeit auf, weil es wahrhaftig niemals ohne die Gnade Gottes geschieht, dass jemand den Gekreuzigten sieht. […] Als sie ein andermal ihren Geist mit dem Leiden des Herrn beschäftigte, erkannte sie, dass Gebete oder Lesungen, die dasselbe zum Gegenstand haben, von unendlich größerer Kraft sind, als andere Übungen. Denn gleichwie es unmöglich ist, dass jemand Mehl trage, ohne Mehlstaub an sich zu ziehen, so kann niemand andächtig an das Leiden des Herrn denken, ohne irgendeine Frucht davon zu empfangen. Ja, liest jemand auch nur etwas darüber, so bereitet er wenigstens seine Seele zum Empfang irgendeiner Gnade vor und oftmaliges Gedenken daran bringt größeren Gewinn als viele andere fromme Absichten. Bestreben wir uns deshalb, öfter etwas aus dem Leiden des Herrn zu betrachten, damit dasselbe uns werde Honig im Mund, Musik im Ohr und Jubel im Herzen.

Sonntag, 13 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Christus legt auf die Notwendigkeit, den anderen zu verzeihen, so großen Nachdruck, dass er Petrus auf die Frage, wie oft er dem Nächsten verzeihen müsse, die symbolische Zahl „siebenundsiebzigmal“ nennt und hiermit die Antwort gibt, dass er jedem und jedes Mal verzeihen muss. Selbstverständlich hebt die Forderung, hochherzig zu verzeihen, die objektiven Forderungen der Gerechtigkeit nicht auf. Die richtig verstandene Gerechtigkeit ist sozusagen der Zweck des Verzeihens. An keiner Stelle der Frohen Botschaft bedeutet das Verzeihen, noch seine Quelle, das Erbarmen, ein Kapitulieren vor dem Bösen, dem Ärgernis, vor der erlittenen Schädigung oder Beleidigung. In jedem Fall sind Wiedergutmachung des Bösen und des Ärgernisses, Behebung des Schadens, Genugtuung für die Beleidigung Bedingungen der Vergebung. So braucht also das Erbarmen als grundlegende Struktur immer die Gerechtigkeit. Aber es hat die Kraft, der Gerechtigkeit einen neuen Inhalt zu geben. Dieser findet seinen einfachsten und vollsten Ausdruck im Verzeihen. Es macht uns deutlich, dass es außer […] Forderungen der Gerechtigkeit – auch die Liebe geben muss, wenn der Mensch Mensch bleiben soll. Dass die Forderungen der Gerechtigkeit erfüllt werden, ist eine Hauptbedingung dafür, dass das Antlitz der Liebe aufleuchten kann. […] Die Kirche betrachtet es mit Recht als ihre Pflicht, als Ziel ihrer Sendung, die Echtheit des Verzeihens zu bewahren […].

Samstag, 12 September 2020 : Kommentar Thalassios der Libyer

Wer mit dem Mund segnet, in seinem Herzen jedoch verflucht (vgl. Ps 61,5 LXX), der verbirgt die Heuchelei unter dem Deckmantel der Liebe. Wer zur Liebe gelangt ist, der erträgt unbeirrt alles Betrübliche und Unangenehme, das die Feinde ihm bereiten. Allein die Liebe vereint die Schöpfung mit Gott und die Geschöpfe untereinander in Eintracht. Wahre Liebe besitzt, wer weder Verdacht noch üble Nachrede gegen seinen Nächsten zulässt. Geehrt von Gott und den Menschen ist jener, der nichts unternimmt, was die Liebe zerstören könnte. Kennzeichen einer aufrichtigen Liebe sind wahre Worte, die einem guten Gewissen entspringen. Wer seinem Bruder die Vorwürfe zuträgt, die ein anderer über ihn machte, der verbirgt Eifersucht unter dem Deckmantel des Wohlwollens. […] Hüte dich vor Unmäßigkeit und Hass, und du wirst nichts finden, was dich in der Zeit des Gebets behindern könnte. So wie es nicht möglich ist, Parfüm im Schlamm zu riechen, so ist es auch nicht möglich, den Wohlgeruch der Liebe in einer nachtragenden Seele zu wahrzunehmen. […] Derjenige trägt die gleiche Liebe zu allen in sich, der die Guten nicht beneidet und Mitleid hat mit den Bösen. […] Traue nicht dem Gedanken, der den Nächsten verurteilt, denn da sein Schatz böse ist (vgl. Mt 6,21; 12,35), trachtet er nach dem Bösen.

Freitag, 11 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst (vgl. hl. Augustinus). Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück (vgl. Ps 73(72),23–28). So wird Nächstenliebe in dem von der Bibel, von Jesus verkündigten Sinn möglich. Sie besteht ja darin, dass ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe. Das ist nur möglich aus der inneren Begegnung mit Gott heraus, die Willensgemeinschaft geworden ist und bis ins Gefühl hineinreicht. Dann lerne ich, diesen anderen nicht mehr bloß mit meinen Augen und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus. Sein Freund ist mein Freund. […] Ich sehe mit Christus und kann dem anderen mehr geben als die äußerlich notwendigen Dinge: den Blick der Liebe, den er braucht.

Donnerstag, 10 September 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

„Wer mich liebt“, spricht der Herr, „der wird meine Gebote halten. Das ist mein Gebot: dass ihr einander liebt“ (vgl. Joh 14,15.23; 15,12). Wer also seinen Nächsten nicht liebt, hält das Gebot nicht. Und wer das Gebot nicht hält, kann den Herrn nicht lieben. […] Wenn die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist (vgl. Röm 13,10), übertritt dann nicht das Gesetz und verdient die ewige Strafe, wer gegen seinen Bruder übel gesinnt ist, wer gegen ihn Böses plant oder es ihm wünscht und sich über seinen Fall freut? Wenn einer, der seinen Bruder verleumdet und verurteilt, das Gesetz verleumdet und verurteilt (vgl. Jak 4,11), und wenn das Gesetz Christi die Liebe ist, bringt sich dann der Verleumder nicht um die Liebe Christi und setzt sich selbst der ewigen Strafe aus? Leih dein Ohr nicht der Zunge des Verleumders, und lass deine Zunge nicht in das Ohr dessen sprechen, der gerne Böses redet. Hab kein Gefallen daran, schlecht über deinen Nächsten zu sprechen, noch zu hören, was gegen ihn gesagt wird, damit du nicht die göttliche Liebe verlierst und vom ewigen Leben ausgeschlossen wirst. […] Verschließ deine Ohren vor den Reden aus dem Mund des Verleumders, damit du nicht zusammen mit ihm die doppelte Sünde begehst, dich an die gefährliche Leidenschaft zu gewöhnen und den Verleumder nicht daran zu hindern, falsch über seinen Nächsten zu reden. […] Wenn alle Gaben des Geistes ohne die Liebe für ihren Besitzer nutzlos sind, wie der große Apostel sagt (vgl. 1 Kor 13,3), welchen Eifer müssen wir dann an den Tag legen, um Liebe zu erlangen!

Mittwoch, 9 September 2020 : Kommentar Isaak von Stella

„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Durch dieses Wort will der Herr uns zu verstehen geben, dass der Weg zur Freude über das Weinen führt. Durch Betrübnis gelangt man zur Tröstung. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden; wer es hasst, liebt es; wer es verachtet, bewahrt es (vgl. Mt 16,24–25). Wenn du dich selber erkennen und zügeln willst, geh in dich und suche dich nicht draußen […]. Geh in dich, du Sünder, geh dorthin, wo du bist, in dein Herz […]. Wird der Mensch, der in sich geht, sich nicht in einem fernen Land entdecken, wie der verlorene Sohn, in einer ihm fremden Gegend, auf fremder Erde, wo er im Gedenken an seinen Vater und sein Heimatland sitzt und weint? (vgl. Lk 15,17). […] „Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). Vielleicht noch im Dunkel, damit du dich nicht selber siehst; um deine Blöße zu bedecken, heftest du Feigenblätter zusammen und betrachtest das, was um dich herum ist und dir gehört. […] Schau in dich hinein, schau dich an […]. Kehr in dein Inneres zurück, du Sünder, komm zurück zu deiner Seele. Schau und weine um diese Seele, die der Eitelkeit, der Umtriebigkeit ausgeliefert ist und sich aus ihrer Gefangenschaft nicht befreien kann. […] Es ist offensichtlich, Brüder, wir leben außerhalb von uns selbst, wir vergessen uns selbst, wann immer wir uns in Geschwätz oder Ablenkungen zerstreuen, wenn wir Geschmack finden an Nichtigkeiten. Und deshalb ist es stets das Herzensanliegen der göttlichen Weisheit, eher in das Haus der Buße einzuladen als in das Haus der Genüsse, also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, in seinem Innern zu erinnern, indem sie sagt: „Selig, die weinen“ (vgl. Lk 6,21), und an anderer Stelle: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (Lk 6,25). Meine Brüder, seufzen wir in der Gegenwart des Herrn, denn seine Güte führt zur Vergebung; kehren wir um zu ihm „mit Fasten, Weinen und Klagen“ (Joel 2,12) über uns selbst, damit eines Tages […] seine Tröstungen unsere Seelen erquicken. Selig sind wirklich diejenigen, die weinen, nicht, weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Das Weinen ist der Weg; Trost ist die Seligkeit.

Dienstag, 8 September 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Sie wurde nach einem Plan der göttlichen Vorsehung Maria, d. h. Stern des Meeres genannt, um schon durch ihren Namen zu verkünden, was sie in der Realität noch viel deutlicher offenbart. […] Ebenso wie in Schönheit, ist sie auch in Kraft gekleidet und hat sich umgürtet, um mit einer Handbewegung die gewaltigen Strudel des Meeres zu besänftigen. Jene, die auf dem Meer der gegenwärtigen Welt unterwegs sind und voll Vertrauen zu ihr rufen, entreißt sie dem Toben des Sturmes und dem Wüten der Orkane und führt sie im Triumphzug an das Ufer der seligen Heimat. Es ist unmöglich zu sagen, meine Teuersten, wie oft die einen an die schroffsten Felsen angeschlagen und in Gefahr gewesen wären, unterzugehen, und die anderen auf den schlimmsten Riffen auf Grund gelaufen und nie mehr zurückgekehrt wären, […] wenn nicht der Stern des Meeres, Maria, die immerwährende Jungfrau, mit ihrer überaus mächtigen Hilfe dem entgegengewirkt und sich der Ihren angenommen hätte – die Ruder waren bereits gebrochen und das Boot zerschlagen, aller menschlichen Hilfe beraubt –, um sie unter ihrer himmlischen Führung in den Hafen des inneren Friedens zu führen. So freut sie sich über immer neue Triumphe, über die neue Befreiung der Verurteilten und über das neue Wachstum der Völker und jubelt sich im Herrn. […] Sie strahlt und ragt heraus durch ihre zweifache Liebe: Einerseits ist sie überaus glühend in Gott verankert, dem sie, eines Geistes mit ihm, anhängt; andererseits zieht sie sanft die Herzen der Erwählten an, tröstet sie und teilt ihnen die vorzüglichen Gaben zu, die aus der freigebigen Fülle ihres Sohnes kommen.

Montag, 7 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus ist „am ersten Tag der Woche“ (Mt 28, 1; Mk 16,2; Lk 24,1; Joh 20,1) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag“ erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt (vgl. Mk 16,1; Mt 28,1), bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“ [hè kyriakè heméra, dies dominica], zum „Sonntag“. […] Der Sonntag unterscheidet sich ausdrücklich vom Sabbat, anstelle dessen er, in Erfüllung des Sabbatgebotes, von den Christen allwöchentlich am Folgetag des Sabbats gefeiert wird. Der Sonntag erfüllt im Pascha Christi den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbats und kündigt die ewige Ruhe des Menschen in Gott an.

Sonntag, 6 September 2020 : Kommentar Tertullian

Unter Mitbrüdern und Mitknechten, wo Hoffnung, Furcht, Freude, Schmerz und Leiden gemeinsam sind, weil derselbe Geist von demselben Herrn und Vater allen gemein ist – warum wolltest du diese für etwas anderes als dich selbst halten? Warum fliehst du wie Spötter die, welche an deinen Unfällen Anteil nehmen? Ein Leib kann ja nicht froh sein bei der Plage eines seiner Glieder, er muss dann notwendig in seiner Ganzheit Schmerz empfinden und zur Genesung mitarbeiten. In dem einen wie in dem andern lebt ja die Kirche; die Kirche aber ist Christus. Wenn du dich also den Mitbrüdern zu Füßen wirfst, so umfassest du Christum und flehest Christum an. Umgekehrt, wenn jene über dich Tränen vergießen, so leidet Christus, so fleht Christus zum Vater. Mit Leichtigkeit wird stets erlangt, um was der Sohn bittet.

Samstag, 5 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Zum Sonntag gehört die Eucharistie. Am Ostermorgen haben zuerst die Frauen, dann die Jünger den Auferstandenen sehen dürfen. So wussten sie von da an, dass nun der erste Wochentag, der Sonntag, sein Tag ist, der Tag Christi. Der Tag des Schöpfungsbeginns wird zum Tag der Erneuerung der Schöpfung. Schöpfung und Erlösung gehören zusammen. Deswegen ist der Sonntag so wichtig. Es ist schön, dass in vielen Kulturen heute der Sonntag ein freier Tag ist oder gar mit dem Samstag ein sogenanntes freies Wochenende bildet. Aber diese freie Zeit bleibt leer, wenn Gott nicht darin vorkommt. Liebe Freunde! Manchmal ist es vielleicht im ersten Augenblick unbequem, am Sonntag auch die heilige Messe einzuplanen. Aber Ihr werdet sehen, dass gerade das der Freizeit erst die rechte Mitte gibt. Lasst Euch nicht abbringen von der sonntäglichen Eucharistie, und helft auch den anderen, dass sie sie entdecken. Damit von ihr die Freude kommt, die wir brauchen, müssen wir sie natürlich auch immer mehr von innen verstehen und lieben lernen. Mühen wir uns darum – es lohnt sich. Entdecken wir den inneren Reichtum des Gottesdienstes der Kirche und seine wahre Größe: dass da nicht wir selber uns allein ein Fest machen, sondern dass der lebendige Gott selbst uns ein Fest gibt.

Freitag, 4 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28). Das bezeugen die Heiligen immer wieder: Die hl. Katharina von Siena sagt deshalb „zu denen, die an dem, was ihnen zustößt, Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen“: „Alles geht aus Liebe hervor, alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet. Gott tut nichts außer mit diesem Ziel“ (dial. 4,138). Der hl. Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter: „Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste“ (Brief). Und Juliana von Norwich sagt: „Durch die Gnade Gottes wurde ich inne, dass ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muss, dass alles, wie es auch sein mag, gut sein wird. … Und du wirst sehen, dass alles, alles gut sein wird“ (rev. 32). Wir glauben fest, dass Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Erst am Schluss, wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott „von Angesicht zu Angesicht“ schauen werden (1 Kor 13,12), werden wir voll und ganz die Wege erkennen, auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe (vgl. Gen 2,2) führt, auf die hin er Himmel und Erde erschaffen hat.

Donnerstag, 3 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels. Er lässt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen: ,,Der allmächtige Gott … könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgendetwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, dass er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte“ (Augustinus, enchir. 11,3). So kann man mit der Zeit entdecken, dass Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines durch seine Geschöpfe verursachten moralischen Übels etwas Gutes zu ziehen vermag. Josef sagt zu seinen Brüdern: ,,Nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott … Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn … um … viel Volk am Leben zu erhalten“ (Gen 45,8; 50,20). Aus dem schlimmsten moralischen Übel, das je begangen worden ist, aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes, hat Gott im Übermaß seiner Gnade (vgl. Röm 5,20) das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung. Freilich wird deswegen das Böse nicht zu etwas Gutem.

Mittwoch, 2 September 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Die Einsamkeit, o mein Gott, besteht nicht darin, dass wir allein sind, sondern, dass du da bist, denn dir gegenüber erscheint alles wie tot oder alles wird uns zu dir. […] Sind wir Kinder genug, um zu denken, dass all diese Scharen von Menschen groß genug, wichtig genug, lebendig genug sind, um uns den Horizont zu versperren, wenn wir nach dir Ausschau halten. Alleinsein heißt nicht, über die Menschen hinausgegangen zu sein oder sie hinter sich gelassen zu haben; alleinsein heißt, zu wissen, dass du groß bist, o mein Gott, dass nur du allein groß bist, und dass es keinen besonderen Unterschied gibt zwischen der Unermesslichkeit der Sandkörner und der Unermesslichkeit der Scharen von Menschenleben. Die Verschiedenheit beeinträchtigt die Einsamkeit nicht, denn das, was sie – diese Menschenleben – den Augen unserer Seele sichtbarer, präsenter macht, ist diese Botschaft, die sie von dir haben, ist ihre wunderbare Ähnlichkeit mit dem Einzigen, der ist. Sie ist wie ein Zipfel von dir und dieser Zipfel verletzt nicht die Einsamkeit. […] Machen wir der Welt keinen Vorwurf, machen wir dem Leben keinen Vorwurf, dass es uns das Antlitz Gottes verhüllt. Dieses Antlitz, lasst es uns finden, dieses Antlitz ist es, das verhüllt, das alle Dinge in sich aufnimmt. […] Ganz gleich, wo unser Ort auf der Welt ist, ganz gleich, ob er bevölkert oder unbewohnt ist, überall sind wir „Gott mit uns“, überall sind wir Immanuel.

Montag, 31 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott“ (Offb 11,17). […] Ich denke vor allem an die Dimension des Lobes. Von hier geht nämlich jede echte Glaubensantwort auf die Offenbarung Gottes in Christus aus. Das Christentum ist Gnade, ist die Überraschung eines Gottes, der sich, da er sich mit der Erschaffung der Welt und des Menschen nicht zufrieden gab, in Gleichschritt mit seinem Geschöpf begeben hat und, nachdem er viele Male und auf vielerlei Weise durch die Propheten gesprochen hatte, „in dieser Endzeit aber zu uns gesprochen hat durch den Sohn“ (Hebr 1,1–2). In dieser Endzeit! Ja, das Jubiläum hat uns spüren lassen, dass zweitausend Jahre Geschichte vergangen sind, ohne die Frische jenes „heute“ zu entkräften, mit dem die Engel den Hirten das wunderbare Ereignis der Geburt Jesu in Betlehem verkündeten: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,11). Zweitausend Jahre sind mittlerweile vergangen, aber die Rede Jesu über seine Sendung, die er vor seinen erstaunten Mitbürgern in der Synagoge von Nazaret hielt und dabei die Prophezeiung des Jesaja auf sich anwandte, ist lebendiger denn je: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,21). Zweitausend Jahre sind vergangen, aber noch immer erweist sich für die Sünder, die des Erbarmens bedürfen – und wer ist das nicht? –, jenes „heute“ des Heils als trostreich, das am Kreuz dem reuigen Verbrecher die Pforten des Himmelreiches öffnete: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).

Sonntag, 30 August 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages betete sie für eine Person mit dem Bedauern, dass sie aus deren Mund ein Wort der Ungeduld gehört hatte, warum Gott ihr solche Beschwerden schicke, die nicht für sie geeignet wären. Da sprach der Herr zu ihr: „Frage jene Person, welche Beschwerden ihr denn zusagen, und sage ihr, weil sie ohne irgendein Leiden das Himmelreich nicht gewinnen könne, so solle sie sich die ihr passenden Leiden auswählen und wenn diese über sie kämen, dann auch die Geduld bewahren.“ Aus diesen Worten des Herrn erkannte sie, dass es die gefährlichste Art der Ungeduld sei, wenn jemand glaubt, in anderen Leiden wolle er wohl geduldig sein, aber in denen, die Gott ihm schickt, könne er es nicht, während der Mensch im Gegenteil doch immer vertrauen soll, das sei ihm das Nützlichste, was Gott sendet, und sich verdemütigen muss, wenn er hierin die Geduld nicht bewahrt. Der Herr fügte noch gleichsam liebreich lächelnd hinzu: „Und was glaubst du von dir? Schicke ich auch dir ungeeignete Leiden?“ Sie erwiderte: „Nein, mein Herr; vielmehr bekenne ich und werde es bekennen, solang ich atme, dass du sowohl betreffs des Leibes als der Seele und in allem Glück und Unglück so für mich gesorgt hast, wie dies niemals eine andere Weisheit vom Anfang der Welt bis zum Ende vermocht hätte, außer deiner unerschaffenen Weisheit allein, o mein süßester Gott, die von einem Ende bis zum andern reicht und alles mächtig und lieblich ordnet“ (vgl. Weish 8,1).

Samstag, 29 August 2020 : Kommentar Johannes Justus Landsberg

Johannes hat nicht für sich selbst gelebt und ist nicht für sich selbst gestorben. Wie viele sündenbeladene Menschen wurden durch sein hartes und karges Leben nicht zur Umkehr gebracht? Wie viele Menschen hat sein unverdienter Tod nicht dazu ermutigt, ihre Prüfungen zu ertragen? Und wir? Was gibt uns heute Veranlassung, Gott in Treue Dank zu sagen, wenn nicht das Andenken an den heiligen Johannes, der um der Gerechtigkeit willen, also um Christi willen, ermordet wurde? […] Ja, Johannes der Täufer hat von ganzem Herzen sein irdisches Leben um der Liebe Christi willen geopfert. Er zog es vor, lieber die Gebote des Tyrannen zu missachten als die Gebote Gottes. Dieses Beispiel lehrt uns, dass uns nichts teurer sein sollte als der Wille Gottes. Den Menschen zu gefallen nützt nicht viel, oft schadet es sogar sehr […] Deshalb lasst uns mit allen Freunden Gottes unseren Sünden und unseren Sorgen sterben, unserer verirrten Eigenliebe einen Fußtritt geben und darauf bedacht sein, die glühende Liebe Christi in uns wachsen zu lassen.

Freitag, 28 August 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Wir sind eingehend darüber aufgeklärt worden, dass alles, was wir auf Erden zu tun haben, darin besteht, Gott zu lieben. Und damit wir nicht unentschlossen sind und uns fragen, wie wir das anstellen sollen, hat Jesus uns gesagt, dass die einzige Weise, das einzige Rezept, der einzige Weg sei, einander zu lieben. Diese Liebe, die auch eine theologale ist, insofern sie uns untrennbar mit ihm (Gott) verbindet, ist die einzige Tür, die einzige Schwelle, der einzige Zugang zur Liebe Gottes. An dieser Tür enden alle Wege, also die Tugenden, die ja dorthin führen. Sie alle sind im Grunde nur dazu gemacht, uns schneller, fröhlicher, sicherer dorthin zu führen. Eine Tugend, die nicht dort mündet, ist eine töricht gewordene Tugend. […] Und es kann uns vielleicht Vergnügen bereiten, eine sensationelle Demut zu erreichen oder eine unübertroffene Armut, oder einen unerschütterlichen Gehorsam, oder eine narrensichere Reinheit; wenn aber diese Demut, diese Armut, diese Reinheit, dieser Gehorsam uns nicht zur Güte geführt haben; wenn die Menschen in unserem Haus, auf unserer Straße, in unserer Stadt immer noch hungern und frieren wie eh und je, wenn sie immer noch so traurig sind und düster, wenn sie immer noch so einsam sind – dann sind wir vielleicht Helden, gehören aber nicht zu denen, die Gott lieben. Denn es gibt unter den Tugenden so etwas wie kluge Jungfrauen, die mit ihren Lampen in der Hand an dieser einen Tür hockend ausharren, an der Tür der Wahl, der brüderlichen Fürsorge, an der einzigen Tür, die sich öffnet, wenn Gott Hochzeit hält mit seinen Freunden.

Donnerstag, 27 August 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Hört aufmerksam meinen Worten zu, und leiht euer Ohr meiner bescheidenen Rede. Euch allen rufe ich zu, euch alle ermahne ich: „Erhebt euch zu Gott, entledigt euch eurer Anhänglichkeit an die Leidenschaften!“ Hört, was euch der Prophet zuruft: „Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs“ (Jes 2,3), dem unerschütterlichen Haus, und lasst uns mit den Augen unseres Geistes die Freude betrachten, die uns durch himmlische Verheißungen bestimmt ist. Meine geliebten Kinder, rafft euren Eifer zusammen, nehmt feurige Flügel wie Tauben, wie es geschrieben steht, fliegt davon (vgl. Ps 55(54),7) und gelangt auf die Plätze der Tugendhaften zu seiner Rechten (vgl. Mt 25,33). Empfangt Freude, geistliches und leidenschaftliches Verlangen nach Gott. Verkostet die überaus große Süße seiner Liebe und betrachtet von daher alles andere als zweitrangig; tretet mit Füßen eitlen Ruhm, Fleischeslust und wilden Zorn! […] Für diesen raschen Flug, der von der Erde in den Himmel führt, lasst uns die Röcke hochraffen, lasst uns wachsam sein und unseren Blick schärfen. Sicher können die Reisenden unter Umständen zu leiden haben. Und das geschieht auch euch: Wie ihr seht, müht ihr euch in harter Arbeit ab, ihr werdet müde, ihr bearbeitet die Erde bis zur Erschöpfung; es fließt euer Schweiß, ihr seid am Ende eurer Kräfte, hungrig und durstig: der eine kämpft mit dem Pflug, der andere im Weinberg, wieder einer an der Ölpresse oder beim Kochen, beim Bauen, beim Brotbacken oder im Keller, kurz: jeder an seinem Platz. Alle schreiten auf dem Weg zu Gott voran, sie nähern sich der großen Stadt und durch den Tod hindurch werden sie Zugang erhalten zu der unaussprechlichen Freude an den Gütern, die Gott denen vorbehält, die ihn geliebt haben. […] Mögen wir für würdig befunden werden des Reiches Christi, unseres Gottes, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist die Herrlichkeit und die Macht gehört, jetzt und immer und in Ewigkeit. Amen.

Dienstag, 25 August 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Wir müssen uns doch vor einer gewissen irrigen Auffassung der Vollkommenheit hüten, der man zuweilen bei wenig erleuchteten Seelen begegnet. Diese setzen die ganze Vollkommenheit in die rein äußerliche, materielle Beobachtung der Vorschriften. Wohl klingt es hart, muss aber dennoch gesagt werden: Solche Auffassung grenzt an Pharisäismus oder kann dahinführen, und darin liegt die große Gefahr. […] In den Augen der Menge galten die Pharisäer als Heilige. Auch sie selbst hielten sich für heilig; denn sie suchten die Vollkommenheit lediglich in der genauen Beobachtung rein äußerlicher Vorschriften. Manche Beispiele ihrer Buchstabentreue und kleinlichen Genauigkeit wirken geradezu lächerlich. Nicht zufrieden mit der ängstlichen Beobachtung des mosaischen Gesetzes, das allein schon eine schwere Last darstellte, fügten sie noch eine ganze Reihe von Vorschriften nach eigenem Gutdünken bei, die der Heiland „Menschensatzungen“ (Mk 7,8) nannte. Äußerlich beobachteten sie alles untadelhaft, so dass es unmöglich gewesen wäre, mustergültigere Jünger Moses zu finden. […] Sollen wir denn nicht alles beobachten, was vorgeschrieben ist? Gewiss sollen wir das tun […] Nur müssen wir wohl beachten, dass das Wichtige in der Beobachtung äußerer Vorschriften der innere Beweggrund ist, der uns leitet. Die Pharisäer beobachteten alles ganz genau, jedoch nur, um von den Menschen gesehen und gelobt zu werden, und diese sittliche Verirrung verdarb von Grund aus alle ihre Werke. – Die rein äußerliche, mit mathematischer Genauigkeit, aber nur um ihrer selbst willen und ohne veredelnden Beweggrund geübte Regeltreue ist zum allerwenigsten keine Vollkommenheit. Inneres Leben muss unsere äußere Treue beseelen. Diese sei das Ergebnis, die Frucht und die Äußerung der Gesinnungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die in unserem Herzen herrschen.

Montag, 24 August 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

[Johannes, der] Evangelist berichtet, dass Jesus, als er Natanaël näherkommen sieht, ausruft: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit“ (Joh 1,47). Es handelt sich um ein Lob, das einen Psalm in Erinnerung ruft: „Wohl dem Menschen, … dessen Herz keine Falschheit kennt“ (Ps 32,2). Aber es weckt die Neugier Natanaëls, der erstaunt erwidert: „Woher kennst du mich?“ (Joh 1,48a). Die Antwort Jesu ist nicht sofort verständlich. Er sagt: „Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen“ (Joh 1,48b). Wir wissen nicht, was unter diesem Feigenbaum geschehen war. Offensichtlich handelt es sich um einen entscheidenden Augenblick im Leben Natanaëls. Er fühlt sich von diesen Worten Jesu zutiefst berührt, er fühlt sich verstanden und begreift: Dieser Mann weiß alles über mich, er weiß und kennt den Weg des Lebens, diesem Mann kann ich mich wirklich anvertrauen. Und so antwortet er mit einem klaren und schönen Glaubensbekenntnis, wenn er sagt: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“ (Joh 1,49). In diesem Bekenntnis ist ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg der Treue zu Jesus gegeben. Die Worte Natanaëls werfen Licht auf einen doppelten, komplementären Aspekt der Identität Jesu: Er wird sowohl in seiner besonderen Beziehung zu Gott Vater erkannt, dessen eingeborener Sohn er ist, als auch in seiner Beziehung zum Volk Israel, zu dessen König er erklärt wird; dieser Titel ist dem erwarteten Messias zu eigen. Wir dürfen niemals weder das eine noch das andere dieser beiden Elemente aus den Augen verlieren, denn falls wir nur die himmlische Dimension Jesu verkünden, laufen wir Gefahr, aus ihm ein ätherisches und substanzloses Wesen zu machen; und wenn wir umgekehrt nur seinen konkreten Ort in der Geschichte anerkennen, vernachlässigen wir letztendlich die göttliche Dimension, die ihn eigentlich kennzeichnet.

Sonntag, 23 August 2020 : Kommentar Pius X.

Wir [fühlen] Uns sicher in der Burg der Heiligen Kirche. […] Die Verheißungen Christi [haben zu keiner Zeit] die Erwartungen getäuscht; […] bestätigt durch die Erfahrungen vieler Jahrhunderte, erprobt in den Umwälzungen einer langen Vergangenheit müssen sie Uns umso mehr bestärken. Königreiche und Kaisertümer sind dahingesunken. Einst hochberühmte und mit allen Segnungen menschlicher Kultur ausgezeichnete Völker sind dem Untergang verfallen. Nicht selten haben die Völker gleichsam vom Alter gebeugt sich verloren. Die Kirche hingegen ist unvergänglich; unlösbar ist das Band, welches sie mit ihrem himmlischen Bräutigam verbindet. Nicht wie eine hinfällige Jugendblüte ist ihre Kraft. Fortwährend ist sie von derselben Lebensfrische beseelt, mit der sie aus Jesu durchstochenem Herzen nach seinem Tode am Kreuze hervorging. Die Mächtigen der Erde haben sich gegen sie erhoben. Sie verschwanden, aber jene blieb. Ruhmredige Philosophen haben in fast unübersehbarer Mannigfaltigkeit Theorien ersonnen und die Lehre der Kirche gewähnt entkräftet, die Hauptstücke des Glaubens widerlegt und alle Dogmen als unhaltbar erwiesen zu haben. Die Geschichte aber zählt heute diese Philosophen alle zu den vergessenen und gänzlich abgetanen Erscheinungen, während das Licht der Wahrheit vom Felsen Petri noch immer im gleichen Glanze strahlt, den Jesus ihm gegeben und vor dem Erbleichen durch sein göttliches Wort schützt: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35). […] Lenket daher, […] Denken und Forschen nach wie vor auf den festen Felsen, auf welchen, ihr wisst es, unser Erlöser die Kirche für die ganze Welt begründet hat; so wird aufrichtiger Sinn nicht durch Irrwege vom rechten Pfad abgelenkt werden.

Samstag, 22 August 2020 : Kommentar Isaak der Syrer 

Die Demut ist eine geheime Kraft, die die Heiligen empfangen, wenn sie die ganze mühevolle Übung ihres Lebens gut durchlaufen haben. Diese Kraft wird nämlich nur denen gegeben, die die Tugend durch die Kraft der Gnade zur Vollendung bringen. […] Es ist die gleiche Kraft, die die seligen Apostel in Gestalt des Feuers empfangen haben. Der Erlöser hatte ihnen befohlen, Jerusalem nicht zu verlassen bis sie die Kraft aus der Höhe empfangen hätten (vgl. Apg 2,3; 1,4). Jerusalem steht hier für die Tugend. Die Kraft ist die Demut. Und die Kraft aus der Höhe ist der Paraklet, das heißt der Tröster Geist. Das ist es, was die Heilige Schrift sagt: Die Geheimnisse werden den Demütigen geoffenbart (vgl. Lk 10,21). Den Demütigen ist es gegeben, in ihrem Innern diesen Geist der Offenbarung zu empfangen, der die Geheimnisse enthüllt. Deshalb haben einige Heilige davon gesprochen, dass die Demut die Seele vervollkommnet in göttlicher Kontemplation. Niemand soll sich also einbilden, er habe das Maß der Demut erreicht, weil ihm irgendwann ein zerknirschter Gedanke gekommen sei oder weil er ein paar Tränen vergossen habe. […] Doch wenn ein Mensch alle bösen Geister besiegt hat […], wenn er alle Festungen der Feinde überwunden und erobert hat, und wenn er dann spürt, dass er diese Gnade empfangen hat, was „der Geist selber seinem Geist bezeugt“ (vgl. Röm 8,16) nach den Worten des Apostels Paulus, dann ist das die Vollendung der Demut. Selig ist, wer sie besitzt. Denn dann ruht er beständig an der Brust Jesu (vgl. Joh 13,25).

Freitag, 21 August 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Hier zeigt sich die notwendige Wechselwirkung zwischen Gottes- und Nächstenliebe […] Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur „fromm“ sein möchte, nur meine „religiösen Pflichten“ tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung. Dann ist sie nur noch „korrekt“, aber ohne Liebe. Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt. Die Heiligen – denken wir zum Beispiel an die sel. Theresa von Kalkutta – haben ihre Liebesfähigkeit dem Nächsten gegenüber immer neu aus ihrer Begegnung mit dem eucharistischen Herrn geschöpft, und umgekehrt hat diese Begegnung ihren Realismus und ihre Tiefe eben von ihrem Dienst an den Nächsten her gewonnen. Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar: Es ist nur ein Gebot. Beides aber lebt von der uns zuvorkommenden Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat. So ist es nicht mehr „Gebot“ von außen her, das uns Unmögliches vorschreibt, sondern geschenkte Erfahrung der Liebe von innen her, die ihrem Wesen nach sich weiter mitteilen muss. Liebe wächst durch Liebe. Sie ist „göttlich“, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozess zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins werden lässt, so dass am Ende „Gott alles in allem“ ist (vgl. 1 Kor 15, 28).

Donnerstag, 20 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Es gibt drei Arten von Hochzeiten: die der Vereinigung, die der Rechtfertigung und die der Verherrlichung. Die erste wurde im Tempel der Jungfrau Maria gefeiert; die zweite wird täglich im Tempel der gläubigen Seele gefeiert; die dritte wird im Tempel der himmlischen Herrlichkeit gefeiert werden. Das Wesen der Hochzeit besteht in der Vereinigung zweier Personen: Bräutigam und Braut. Wenn zwei Familien miteinander zerstritten sind, werden sie gewöhnlich durch die Hochzeit wieder versöhnt, wenn ein Angehöriger der einen Familie sich eine Frau aus der anderen Familie nimmt. Zwischen uns und Gott herrschte große Zwietracht; um sie zu beheben und Frieden zu stiften, war es notwendig, dass der Sohn Gottes seine Braut aus unserem Geschlecht nahm. Um diese Hochzeit zu schließen, traten viele Vermittler und Friedenstifter auf, die durch beharrliches Beten die Hochzeit unter großen Mühen zustande brachten. Schließlich gab der Vater selbst seine Zustimmung und sandte seinen Sohn, der sich im Brautgemach der Jungfrau Maria mit unserer Natur vereinigte. Und so richtete der Vater „ein Hochzeitsfest für seinen Sohn aus“. Ebenso wird die Hochzeit der zweiten Art gefeiert, wenn die Gnade des Heiligen Geistes sich herabsenkt und die Seele sich bekehrt. Der Gemahl der Seele ist die Gnade des Heiligen Geistes. Wenn er die Seele durch seine innere Eingebung zur Buße ruft, verhallt jeder Ruf der Laster wirkungslos. Die Hochzeit der dritten Art schließlich wird am Tag des Gerichts gefeiert, bei der Ankunft Jesu Christi, des Bräutigams, von dem geschrieben steht: „Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“ (Mt 25,6). Er wird wirklich die Kirche zur Braut nehmen, wie Johannes in der Offenbarung schreibt: „Komm, ich will dir die Braut zeigen, die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes“ (vgl. Offb 21,9–11). Die Kirche der Gläubigen kommt vom Himmel, von Gott herab, denn sie erlangte von Gott, dass ihre Wohnung im Himmel sei. So lebt sie jetzt im Glauben und in der Hoffnung, aber nur noch kurze Zeit, dann wird sie ihre Hochzeit mit ihrem Gemahl feiern. „Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist“, heißt es in der Offenbarung (Offb 19,9).

Mittwoch, 19 August 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Einer der mit Jesus gekreuzigten Verbrecher spricht: „Gedenke meiner, o Herr!“ (Lk 23,42). Das heißt: An dich richte ich mein Wort […] Nicht sage ich: Gedenke meiner Werke; denn diese ängstigen mich. Jeder Mensch hat Sympathie für seinen Reisegefährten, ich bin dein Reisegefährte auf dem Weg zum Tod. Gedenke meiner, deines Reisegefährten! Nicht jedoch sage ich: jetzt schon gedenke meiner, sondern „wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23,42). Welche Macht hat dich, Räuber, erleuchtet? Wer hat dich gelehrt, den anzubeten, der geschmäht und mit dir gekreuzigt wurde? O ewiges Licht, das die erleuchtet, welche in der Finsternis sind! Mit Recht bekam der Räuber das Wort zu hören: „Sei getrost!“ (vgl. Lk 23,43; fast in allen Handschriften fehlen diese Worte). […] ‚„Wahrlich sage ich dir: heute wirst du bei mir im Paradiese sein‘ (Lk 23,43); denn heute hast du meine Stimme gehört und hast du dein Herz nicht verhärtet (vgl. Ps 94(95),8). Gar schnell habe ich über Adam das Urteil gefällt […] Du bist heute dem Glauben gefolgt, und heute schon wird dir das Heil. Adam ist wegen des Holzes gefallen; du wirst vom Holz weg in das Paradies eingeführt. […]“ O große, unaussprechliche Gnade! Noch nicht war der gläubige Abraham in das Paradies eingegangen, und der Räuber tritt ein. Noch nicht waren Moses und die Propheten eingegangen, und der sündhafte Räuber tritt ein. Vor dir hat sich schon Paulus darüber gewundert; denn er sagte: „Wo die Sünde voll war, war die Gnade übervoll“ (vgl. Röm 5,20). Die, welche „die Hitze ertragen hatten“ (Mt 20,12), waren noch nicht eingegangen, und der, welcher erst in der elften Stunde kam, ist eingetreten. Niemand darf gegen den Hausvater murren; denn er sagt: „Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Habe ich nicht die Macht, auf meinem Gebiete zu tun, was ich will?“ (Mt 20,13.15). Der Räuber ist entschlossen, Gutes zu tun; doch der Tod kommt ihm zuvor. […] ich nehme schon den Glauben an. […] Das Schaf, das ich verloren habe, habe ich gefunden und nehme ich auf meine Schulter. Er glaubt ja; denn er sprach: „Ich ging in die Irre wie ein verlorenes Schaf (Ps 118(119),176). Gedenke meiner, o Herr, wenn du in dein Reich, kommst!“

Dienstag, 18 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Wir haben alles verlassen“ (Mt 19,27). – Was meint er mit „alles“? Die äußeren und die inneren Dinge; das, was wir besaßen und sogar den Willen, etwas zu besitzen; so ist uns absolut nichts geblieben. […] Deinetwegen haben wir alles verlassen und sind arm geworden. Doch weil du reich bist, sind wir dir nachgefolgt, damit du auch uns reich machst. Wir sind dir nachgefolgt, ja dir! Wir Geschöpfe folgten dir, dem Schöpfer; wir Söhne folgten dem Vater, Kinder der Mutter, Hungrige dem Brot, Durstige der Quelle, Kranke dem Arzt, Müden der Kraft, Verbannte dem Paradies. „Wir sind dir nachgefolgt“ (vgl. Mt 19,27). […] „Was werden wir dafür bekommen?“ (Mt 19,27). Ihr Apostel, die ihr euren Schatz gefunden habt, ihr, die ihr ihn schon besitzt – was sucht ihr noch? […] Bewahrt, was ihr gefunden habt, denn er ist alles, was ihr sucht. In Ihm, sagt Baruch, ist die Weisheit, die Einsicht, die Kraft, die Klugheit, die Lebensdauer und Nahrung, Licht für die Augen und Friede (vgl. Bar 3,12–14). Dort ist die Weisheit, die alles erschafft; die Einsicht, die die geschaffenen Dinge regiert; die Kraft, die den Teufel bezwingt; die Klugheit, die alles durchdringt; Lebensdauer, die den Erlösten Ewigkeit schenkt; Nahrung, die sättigt; Licht, das erleuchtet; Friede, der tröstet und beruhigt. […] Der Herr antwortet nicht: „Ihr, die ihr alles verlassen habt“, sondern: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid“ (Mt 19,28). Er nennt also das, was charakteristisch für die Apostel und all jene ist, die nach Vollkommenheit streben. Viele sind es, die alles verlassen, ohne jedoch Christus nachzufolgen, weil sie sozusagen sich selbst festhalten. Wenn du das Ziel verfolgen und erreichen willst, musst du dich selbst verlassen. Wer jemandem auf einem Weg folgt, schaut nicht auf sich selbst, sondern auf den, den er als Führer für seine Reise gewählt hat.

Montag, 17 August 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Ihr müsst wissen, dass der feste Wille, den Willen Gottes ausnahmslos in allen Dingen zu tun, im Gebet des Herrn, im Vater unser ausgesprochen ist, in den Worten, die wir täglich beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ (Mt 6,10). Der göttliche Wille stößt im Himmel auf keinerlei Widerstand, alles ist ihm untertan, alles gehorcht ihm. Wir beten nun, dass es auch mit uns so werde, und wir versprechen dem Herrn, so handeln zu wollen, seinem Willen keinen Widerstand zu leisten und ihm in allem ganz gefügig sein zu wollen. […] Unter dem Willen Gottes verstehen wir seinen ausgesprochenen Willen und den Willen seines Wohlgefallens. Der Wille Gottes tut sich uns in vierfacher Weise kund: 1) in den Geboten Gottes, 2) in den Geboten der Kirche, 3) in den Räten, 4) in den Einsprechungen. Unter die Gebote Gottes und der Kirche muss jeder Christ seinen Nacken beugen; jeder muss sich ihnen gehorsam fügen. In diesen Geboten spricht sich der Wille Gottes ohne Einschränkung aus und fordert, dass wir gehorchen, wenn wir gerettet werden wollen. Die Beobachtung der Räte empfiehlt er uns nur; er fordert sie nicht bedingungslos von uns, legt uns aber seinen Willen in Form eines Wunsches nahe. Wir verscherzen uns also seine Liebe nicht, trennen uns auch nicht von ihm, wenn wir nicht den Mut aufbringen, die Räte zu erfüllen. Wir dürfen auch gar nicht einmal alle Räte befolgen wollen, sondern nur jene, die unserem Stand entsprechen; denn manche sind einander so entgegengesetzt, dass es ganz unmöglich ist, den einen zu befolgen, ohne sich zugleich der Möglichkeit zu berauben, den anderen zu erfüllen. Es ist z. B. ein evangelischer Rat, alles zu verlassen und ganz arm dem Herrn nachzufolgen; es ist auch ein evangelischer Rat, den Bedürftigen zu borgen und Almosen zu geben. Wie aber könnte, wer all seinen Besitz auf einmal hergeschenkt hat, noch etwas ausleihen und Almosen geben, wo er doch nichts mehr hat? Wir sollen also die Räte befolgen, die Gott von uns geübt haben will, und nicht meinen, wir müssten alle befolgen, die er gegeben. […] Außer diesem ausgesprochenen Willen Gottes gibt es noch den Willen seines Wohlgefallens. Auf diesen müssen wir schauen in allen Vorkommnissen, also bei allem, was uns begegnet: In Krankheit und Tod, in Trübsal und Freude, in guten wie in schlimmen Tagen, kurz in allem, was unvorhergesehen an uns herankommt. Und wir müssen allzeit bereit sein, uns diesem Willen Gottes zu fügen, in angenehmen wie in unangenehmen Lagen, in Freud wie in Leid, im Leben wie im Sterben, in allem, was nicht offensichtlich gegen den ausgesprochenen Willen Gottes ist; denn dieser geht immer vor.

Sonntag, 16 August 2020 : Kommentar Isaak von Stella

„Ich bin“, sagt der Herr, „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Kurz gesagt […]: Er wurde zu dem gesandt, dem er verheißen war. „Abraham“, heißt es, „und seinen Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen“ (vgl. Gal 3,16). Die in der Zeit gegebene Verheißung wird zu ihrer Zeit erfüllt, und zwar für die Juden von den Juden, wie geschrieben steht: „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22). Zu ihnen wurde Christus, der dem Fleisch nach von ihnen abstammt, am Ende der Zeiten geschickt; ihnen war er am Anfang der Zeiten verheißen worden, er, der vor allen Zeiten dazu vorherbestimmt war. Vorherbestimmt für Juden und Heiden, doch ausschließlich jüdischer Abstammung, ohne leiblichen [Vater als] Vermittler, wurde er bei seiner Geburt im Fleische denen vorgestellt, denen er verheißen worden war. […] Aber das Wort „Israel“ bedeutet „einer, der Gott sieht“: Das bezieht sich also ganz zu recht auf jedes vernunftbegabte Wesen. Daher versteht man, dass der Begriff „Haus Israel“ auch die Engel einschließt, jene zur Schau Gottes vorherbestimmte Geistwesen. […] Während die neunundneunzig Schafe […], auf dem Berg der Schau ihres Hirten, d. h. des Wortes Gottes, und der Freude, die von ihm ausgeht, ins Weite hinausgehen und furchtlos auf den fetten, immergrünen Auen lagern (vgl. Ps 23(22),2), stieg der Gute Hirte vom Vater herab, als „die Zeit der Gnade“ gekommen war (vgl. Ps 102(101),14). Aus Barmherzigkeit wurde er in die Zeit geschickt, er, der […] von Ewigkeit verheißen war; er kam, um das eine Schaf zu suchen, das sich verirrt hatte (vgl. Lk 15,4–5). […] Der Gute Hirt wurde also gesandt, um aufzurichten, was zerbrochen war, um zu kräftigen, was schwach war (vgl. Ez 34,16). Das, was zerbrochen und schwach war, war der freie Wille des Menschen. Damals, als er sich über sich selbst erheben wollte, ist er gefallen; da er nicht die Kraft hatte, sich aufrecht zu halten, stürzte er und zerbrach […], völlig unfähig, sich wieder aufzurichten. Von Christus selbst schließlich getröstet und gestärkt […], aber noch nicht ganz bei Kräften, solange er nicht zusammen mit den Neunundneunzig auf fette Weiden gebracht ist, wird er auf den Armen des Hirten getragen: „Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam“ (Jes 40,11).

Samstag, 15 August 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Er ist dein Sohn, o Maria! Er ist es, der für dich am dritten Tag von den Toten auferstanden ist und in dem Fleisch, das er von dir hat, über alle Himmel aufgefahren ist, um alles zu erfüllen. Nun bist du also im Besitz deiner Freude, o Glückselige, denn dir wurde zuteil, wonach du dich sehntest, und die Krone schmückt dein Haupt. Er schenkt dir die himmlische Hoheit durch Herrlichkeit, das Königtum der Welt durch Barmherzigkeit, die Herrschaft über die Hölle durch Macht. So antworten alle Geschöpfe mit unterschiedlichen Empfindungen auf deine große und unaussprechliche Herrlichkeit: die Engel mit Ehrerbietung, die Menschen mit Liebe, die Dämonen mit Furcht. Denn du bist verehrungswürdig für den Himmel, liebenswürdig für die Welt und schrecklich für die Hölle. Freue dich also und frohlocke, denn auferstanden ist er, der dich aufnimmt, der deine Herrlichkeit ist, der dein Haupt erhebt. Du freutest dich in seiner Empfängnis, betrübtest dich in seinem Leiden. Freue dich nun von neuem in seiner Auferstehung, und niemand wird dir deine Freude nehmen, denn Christus, von den Toten auferweckt, stirbt nicht mehr, der Tod hat keine Macht mehr über ihn (vgl. Röm 6,9). Deshalb ruft dich der Geist und Gott sagt zu dir: „Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! Denn vorbei ist der Winter, verrauscht der Regen. Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit zum Singen ist da“ (Hld 2,10–12). […] Das Räuchergefäß folgt dem Weihrauch; durch die Hand des Herrn erhoben, steigt es empor bis zum Thron Gottes. Es steigt auf, umringt von einer Engelschar, die in den Höhen rufen: „Wer ist sie, die da aus der Steppe heraufsteigt in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, von allen Wohlgerüchen der Händler?“ (Hld 3,6).

Freitag, 14 August 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und das Werk deiner Gnade zu rühmen. Denn du hast den Menschen als Mann und Frau erschaffen und ihren Bund zum Abbild deiner schöpferischen Liebe erhoben. Die du aus Liebe geschaffen und unter das Gesetz der Liebe gestellt hast, die verbindest du in der Ehe zu heiliger Gemeinschaft und gibst ihnen Anteil an deinem ewigen Leben. So heiligt das Sakrament der Ehe den Bund der Gatten und macht ihn zu einem Zeichen deiner göttlichen Liebe durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …

Donnerstag, 13 August 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Der Herr segne dich (vgl. Num 6,24). So gut ich kann, sage ich dir zum Anliegen deiner Seele: Jene Dinge, die dich hindern, Gott, den Herrn, zu lieben, und wer immer dir Schwierigkeiten machen mag, Brüder oder andere, auch wenn sie dich schlagen sollten, alles musst du für Gnade halten. […] Und liebe jene, die dir solches antun. Und du sollst nichts anderes von ihnen wollen, als was der Herr dir geben wird. Und darin liebe sie […] Und daran will ich erkennen, ob du den Herrn und mich, seinen und deinen Knecht, liebst, wenn du Folgendes tust, nämlich: Es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er auch gesündigt haben, soviel er nur sündigen konnte, der deine Augen gesehen hat und dann von dir fortgehen müsste ohne dein Erbarmen, wenn er Erbarmen sucht. Und sollte er nicht Erbarmen suchen, dann frage du ihn, ob er Erbarmen will. Und würde er danach auch noch tausendmal vor deinen Augen sündigen, liebe ihn mehr als mich, damit du ihn zum Herrn ziehst. Und mit solchen habe immer Erbarmen. Und teile dies, sobald du kannst, den Guardianen mit, dass du für dich fest entschlossen bist, so zu handeln.

Mittwoch, 12 August 2020 : Kommentar Hl. Cäsarius von Arles

Zu unserem Wohl und zu unserem Heil halten uns alle Heiligen Schriften dazu an, unaufhörlich und demütig unsere Sünden zu bekennen, nicht nur vor Gott, sondern auch vor einem heiligen und gottesfürchtigen Mann. So rät uns der Heilige Geist durch die Stimme des Apostel Jakobus: „Bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr das Heil erlangt“ (vgl. 5,16 Vulg.) […] und der Psalmist sagt: „Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben“ (Ps 32(31),5). Wir sind immer durch unsere Sünden verwundet; deshalb müssen wir stets auf die Heilmittel der Beichte zurückgreifen. Wenn Gott tatsächlich will, dass wir unsere Sünden bekennen, dann nicht deswegen, weil er selbst sie nicht kennt, sondern weil der Teufel etwas vorfinden will, um uns vor dem Tribunal des ewigen Richters anzuklagen; deshalb will er, dass wir unsere Sünden entschuldigen, anstatt sie anzuklagen. Unser Gott möchte, im Gegensatz dazu, weil er gut und barmherzig ist, dass wir unsere Sünden in dieser Welt bekennen, damit wir ihretwegen in der anderen Welt nicht beschämt werden. Wenn wir sie also bekennen, ist er barmherzig; wenn wir sie gestehen, vergibt er […] Und wir, liebe Brüder, sind wirklich eure geistlichen Ärzte; wir bemühen uns mit Sorgfalt, eure Seelen zu heilen.

Dienstag, 11 August 2020 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Könnt ihr euch, meine Schwestern, die Freude vorstellen, die Gott daran hat, eine Seele zu betrachten, die aufmerksam darauf bedacht ist, ihm zu gefallen und achtsam, ihm anzubieten, was sie zu tun unternimmt? O, es ist unvorstellbar, meine Schwestern, und wir haben guten Grund zu sagen, dass es Gott Freude macht. O ja, das ist seine Freude, das ist sein Vergnügen, das ist sein Entzücken. Es ist wie bei einem Kind, dem es daran liegt, seinem Vater alles zu bringen, was es bekommen hat. Wenn ihm jemand etwas gibt, ruht es nicht eher, bis es seinen Vater findet: „Schau mal, Papa, was ich habe; das habe ich bekommen; das habe ich gemacht.“ Und dieser Vater hat eine unbeschreibliche Freude daran, die Fügsamkeit dieses Kindes zu sehen und diese kleinen Zeichen der Liebe und seiner Abhängigkeit. So ist es auch bei Gott, meine lieben Schwestern, und das in einem weitaus höheren Maße. Wenn ihm eine Seele schon am Morgen sagt: „Mein Gott, ich übergebe Dir alles, was mir an diesem Tag geschehen wird“; und wenn sie darüber hinaus bei Gelegenheiten, wo es etwas zu tun oder zu leiden gilt, einen Blick auf seine göttliche Majestät wirft, um ihm wortlos zu sagen: „Schau, mein Gott, das werde ich um deiner Liebe willen tun: Diese Begegnung ist mir unangenehm und schwer zu ertragen; aber um deiner Liebe willen ist mir nichts unmöglich“ – dann, meine Töchter, steigert Gott die Gnade in dem Maß, wie seine Güte sieht, dass die Seele Nutzen daraus zieht. Und wenn sie heute die Kraft hatte eine Schwierigkeit zu überwinden, dann wird sie morgen eine andere oder mehrere, noch viel größere und unangenehmere, überschreiten können.

Montag, 10 August 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Die glorreichen Taten der Märtyrer, die überall in der Kirche ihre Schönheit verbreiten, zeigen uns jene Wahrheit auf, die wir besungen haben: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen“ (Ps 116,15). Denn es ist tatsächlich kostbar, in unseren Augen und in den Augen dessen, für dessen Namen sie gestorben sind. Aber was all diese Tode so wertvoll macht, ist der Tod eines einzigen. Wie viele Tote hat er, der eine durch sein Sterben? Denn wenn er nicht gestorben wäre, hätte das Weizenkorn sich nicht vervielfacht. Ihr habt gehört, was er sagte, als er sich seinem Leiden, das heißt unserer Erlösung näherte: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Joh 12,24). […] Als seine Seite durch die Lanze, die ihn traf, geöffnet wurde, strömte der Lösepreis für das ganze Universum hervor (vgl. Joh 19,34). Die Gläubigen und die Märtyrer wurden losgekauft. Doch der Glaube der Märtyrer hat sich bewährt, wie ihr Blut es bezeugt. Sie gaben Christus zurück, was er ihnen gegeben hatte, und erfüllten, was Johannes sagt: „Christus hat für uns sein Leben hingegeben. So müssen auch wir für unsere Brüder das Leben hingeben“ (vgl. 1 Joh 3,16). An anderer Stelle heißt es: „Wenn du dich an eine herrliche Tafel setzt, achte gut auf das, was man dir vorsetzt, denn du wirst Gleichwertiges zubereiten müssen“ (vgl. Spr 23,1). Was für eine herrliche Tafel ist es, an der sich der Hausherr selbst zur Nahrung gibt! Er ist der Gastgeber, der einlädt, und er ist selbst die Speise und der Trank. Die Märtyrer achteten also darauf, was sie aßen und tranken, um gleichermaßen zurückgeben zu können. Doch wie hätten sie gleichermaßen zurückgeben können, wenn nicht derjenige, der sie zuerst mit seinen Gaben erfüllte, ihnen geschenkt hätte, was sie ihm geben könnten? Das also sagt uns der Psalm, den wir gesungen haben: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen.“

Sonntag, 9 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Die Jünger dagegen werden, von neuem von den Wogen hin und hergeworfen und sind dem Sturme preisgegeben wie schon früher einmal (vgl. Mt 8,24). Damals hatten sie den Herrn bei sich im Schiff, als der Sturm kam; diesmal sind sie ganz allein auf sich angewiesen. […] Der Herr will sie eben langsam und schrittweise zu Größerem anleiten […] und brachte so, wie ich glaube, deren verblendetes Herz in die entsprechende Verfassung. Das ist eben die Wirkung der Furcht, die nicht bloß durch das Unwetter, sondern auch durch die Länge der Zeit hervorgebracht wurde, So erweckte der Herr in den Jüngern nicht bloß Zerknirschung, sondern auch ein umso größeres Verlangen nach ihm und machte, dass sie das Erlebnis nie wieder vergaßen. Darum kam er ihnen auch nicht sogleich zu Hilfe. „Denn zur Zeit der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, auf dem See wandelnd.“ […] Was tut nun da Petrus, der stets voll Eifer ist und den anderen immer vorauseilt? „Herr“, sagt er, „wenn Du es bist, so befiehl, dass ich zu Dir auf dem Wasser komme.“ […] Er sagte nämlich nicht: Befiehl, dass ich auf dem Wasser wandle, sondern: „Befiehl, dass ich zu Dir komme.“ Kein anderer liebte ja Jesus in demselben Maße. Gerade so machte er es auch nach der Auferstehung; er erwartete es nicht, bis er mit den anderen käme, sondern eilte ihnen voraus. […] Petrus stieg aus dem Schifflein und ging ihm entgegen, wobei er sich nicht so sehr darüber freute, dass er auf dem Wasser wandelte, als darüber, dass er zum Herrn kam. Nachdem er aber das Größere überwunden, sollte er dem Geringeren unterliegen, ich meine der Gewalt des Windes, nicht der des Sees. So ist eben die Menschennatur: oft vollbringt sie das Große und fällt dafür im Kleinen. […] Auch bei Petrus ging es so: während ihn noch die Furcht beherrschte, hatte er den Mut, über dem Wasser zu wandeln; dem Andrang des Windes aber konnte er nicht mehr standhalten, und das, obgleich Christus in der Nähe war. So nützt es also nichts, dass Christus einem nahe ist, wenn er nicht durch den Glauben nahe ist. Das zeigte denn auch den Unterschied zwischen dem Meister und dem Schüler […] „Warum hast du gezweifelt, Kleingläubiger?“ Wäre er also nicht im Glauben schwach geworden, so hätte er auch dem Wind gegenüber leicht standgehalten. Darum lässt auch der Herr, nachdem er ihn gefasst hatte, den Wind weiter wehen […] Wenn ein junges Vögelchen vor der Zeit das Nest verlässt und schon im Begriffe steht, herabzufallen, so stützt es die Mutter mit ihren Flügeln und bringt es wieder ins Nest zurück. Geradeso macht es auch Christus.

Freitag, 7 August 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Beim Responsorium […] „Siehe, der Herr kommt, unser Beschützer, der Heilige Israels“ verstand Gertrud, dass jemand, der sich in seinem Herzen bemüht, seinen Willen darauf auszurichten, nichts anderes zu wünschen, als sein ganzes Leben lang, in Freuden wie in Widrigkeiten, dem anbetungswürdigen Willen Gottes zu gehorchen, dem Herrn – mit der Gnade Gottes – durch eine solche Gesinnung die gleiche Ehre erweise, wie einer, der dem Herrscher die Kaiserkrone aufs Haupt setzt. […] Sie [sah] den Herrn über einen Weg gehen, der zwar durch Grün und Blumenschmuck angenehm, aber durch dichte Dornen doch auch eng und rauh war; das Bild des Kreuzes sah sie ihm vorangehen, es zerteilte die Dornen und erweiterte den Weg. Der Herr, kehrte sich den Seinigen mit freundlichem Antlitz zu und lud sie ein: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Hierbei erkannte sie, dass für jeden seine Versuchung sein Kreuz sei. Für einige bestand es darin, dass sie durch die Stacheln des Gehorsams zu Dingen angetrieben wurden, die ihnen widerwärtig waren; für andere darin, dass sie durch Krankheitsbeschwerden an dem verhindert wurden, was ihnen erwünscht war; und so hatte jeder sein besonderes Kreuz. Dieses Kreuz muss jeder so auf sich nehmen, dass er dabei den Entschluss fasst, das ihm Widerstrebende gern zu leiden und zugleich nach Kräften nichts von dem zu vernachlässigen, was er als ehrenvoller für Gott erkennt.

Donnerstag, 6 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Er wurde vor ihren Augen verwandelt“ (Mt 17,2). Drücke dich wie weiches Wachs auf diese Gestalt, um das Bild Christi einzuprägen, von dem es heißt: „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee“ (Mt 17,2 Vulg.). In diesem Abschnitt müssen wir vier Dinge beachten: das Angesicht, die Sonne, die Kleider und den Schnee. Im vorderen Kopfbereich, der das Gesicht des Menschen genannt wird, gibt es drei Sinne, die auf wunderbare Weise angeordnet und eingerichtet sind: das Sehen, das Riechen und das Schmecken. Dem entsprechend gibt es im Antlitz unserer Seele den Blick des Glaubens, den Geruchssinn der Unterscheidung und den Geschmack der Kontemplation. […] In der Sonne gibt es Helligkeit, Reinheit und Wärme. Die Helligkeit der Sonne entspricht hervorragend dem Glaubensblick, der mit der Helligkeit seines Lichtes die unsichtbaren Wirklichkeiten wahrnimmt und glaubt. Möge das Antlitz unserer Seele wie die Sonne leuchten. Möge das, was wir durch den Glauben sehen, in unseren Werken aufstrahlen; möge das Gute, das wir mit unseren inneren Augen erkennen, sich nach außen in der Reinheit unserer Taten verwirklichen; möge das, was wir in der Kontemplation von Gott verkosten, sich in Wärme der Nächstenliebe verwandeln. So wird unser Antlitz gleich dem Antlitz Jesu „wie die Sonne leuchten“.

Mittwoch, 5 August 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Pax vobis. Der Friede sei mit euch! Das ist der Ostergruß des Auferstand’nen. Den Frieden in die Welt zu bringen ist Er Mensch geworden. Ihn kündeten die Engel auf den Fluren Bethlehems. Frieden – Geborgenheit im Schoß des ew’gen Vaters: Du hattest ihn, o Herr, auch da als Pilger Du auf Erden weiltest. Und Deine Mutter hatte ihn, weil ihr Herz eins mit Deinem. Du gabst dem Vater in der Höhe Ehre, Dass Er den Blick zur Erde wieder lenke Und Friede auch den Friedelosen werde. Vollendet ward es erst durch Deinen Tod. Da Du vollbracht das blut’ge Werk der Sühne Und in des Vater Hände Deinen Geist gegeben, Da neigte Er sich nieder zu den Deinen Und nahm mit Dir sie auf in Seinen Schoß. Nimmer versiegend quillt der Strom des Friedens, Er nimmt den Weg durch Deiner Mutter Herz, Sie leitet ihn mit milden Händen zu den Menschen. Du, Königin des Friedens, bautest unser Haus, Dass eine Stätte es des Friedens werde. Die Herzen Deiner Kinder sollen Schalen werden, Die überfließen von dem Himmelstau Und Fruchtbarkeit dem dürren Lande geben.

Dienstag, 4 August 2020 : Kommentar Origenes

Als in den letzten Tagen das Wort Gottes, in Fleisch gekleidet, von Maria geboren wurde und sich in dieser Welt zeigte, war das, was man von ihm sah, verschieden von dem, was der Verstand in ihm erkennen konnte. Sein Fleisch war für alle offensichtlich, aber die Kenntnis seiner Göttlichkeit war nur wenigen gegeben. Genauso verhält es sich, wenn das Wort Gottes sich durch das Gesetz des Alten Bundes und die Propheten an die Menschen wendet: Es zeigt sich verschleiert durch eine entsprechende Verhüllung. In seiner Menschwerdung ist es mit Fleisch bekleidet, in der Heiligen Schrift ist es mit dem Schleier des Buchstabens bekleidet. Der Schleier des Buchstabens ist vergleichbar mit seiner Menschlichkeit, und der geistliche Sinn des Gesetzes mit seiner Göttlichkeit. Im Buch Levitikus finden wir Beschreibungen der Opferriten, der verschiedenen Opfergaben, der liturgischen Dienste der Priester […]; selig die Augen, die den göttlichen Geist sehen, der sich hinter dem Schleier verbirgt. […] „Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet“, sagt der Apostel Paulus, „wird die Hülle entfernt. […] und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (vgl. 2 Kor 3,16–17). Der Herr selbst, der Heilige Geist selbst ist es, zu dem wir beten müssen, damit er in seiner Güte alle Finsternis von uns nimmt und wir fähig werden, in Jesus den wunderbaren geistlichen Sinn des Gesetzes zu betrachten, so wie jener sagte: „Enthülle meine Augen, dass ich die Wunder deines Gesetzes betrachte!“ (Ps 118,18 LXX).

Montag, 3 August 2020 : Kommentar Hl. Hilarius

Dass aber aus der Zahl aller Anwesenden in dem Schiff Petrus allein es wagt, zu antworten, und um den Auftrag bittet, auf dem Wasser zu dem Herrn zu kommen, dies bezeichnet die Beschaffenheit seines Willens zur Zeit des Leidens, zu jener Zeit, da er allein zurückkehrte, den Fußstapfen des Herrn folgte, und ihn mit Verachtung der Stürme der Welt, wie der des Meeres, mit gleichem Mut zur Verachtung des Todes begleitete; seine Furchtsamkeit aber weist auf seine Schwäche bei der künftigen Versuchung hin. Denn obwohl er zu wandeln wagte, so sank er dennoch; durch die Schwachheit des Fleisches und die Furcht vor dem Tod nämlich wurde er sogar in die Notwendigkeit zu leugnen versetzt. Aber er ruft, und bittet den Herrn um Rettung. Dieses Rufen bedeutet den Seufzer seiner Reue. […] Auch muss man bei Petrus betrachten, dass er an Glauben die Übrigen übertraf. Denn da es die andern nicht wussten, war er der Erste, welcher antwortete: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ (vgl. Mt 16,16). Er war der Erste, welcher das Leiden, weil er es für ein Übel hielt, zurückwies (vgl. Mt 16,22). Er war der Erste, welcher erklärte, dass er sterben und nicht verleugnen wolle (vgl. Mt 26,35). Er war der Erste, welcher sich weigerte, die Füße sich waschen zu lassen (vgl. Joh 13,8). Er zog sogar das Schwert gegen diejenigen, welche den Herrn ergriffen (vgl. Joh 18,10). Dass aber nach seinem Einsteigen in das Schiff Wind und Wogen sich legten, dadurch wird nach der Wiederkunft in seiner Herrlichkeit der ewige Friede und die Ruhe der Kirche angezeigt. Und weil er dann geoffenbart kommen wird, deswegen sagten alle sich verwundernd mit Recht: „Wahrhaftig, er ist Gottes Sohn!“ (vgl. Mt 14,33). Denn das Bekenntnis aller wird dann vollständig und allgemein sein, der Sohn Gottes habe nicht mehr in körperlicher Niedrigkeit, sondern in himmlischer Herrlichkeit der Kirche den Frieden wiedergegeben.

Sonntag, 2 August 2020 : Kommentar Hl. Athanasius

Jeder der Heiligen hat den „breiten und bequemen Weg“ (vgl. Mt 7,13) verlassen müssen, um allein zu bleiben, abgeschieden, und dort in der Tugend zu leben: Elija, Elischa […], Jakob […]. Die Wüste und das Hinter-sich-Lassen der lärmenden Geschäftigkeit des Lebens vermitteln dem Menschen die Freundschaft Gottes. So wurde Abraham, als er aus dem Land der Chaldäer auszog, „Freund Gottes“ (Jak 2,23) genannt. So auch der große Mose: Als er das Land Ägypten verließ […] sprach er mit Gott von Angesicht zu Angesicht, wurde vor den Händen seiner Feinde gerettet und durchquerte die Wüste. All diese Menschen sind ein Bild für den Auszug aus der Finsternis in das wunderbare Licht und des Aufstiegs zur himmlischen Stadt (vgl. Heb 11,16), ein Vorausbild der wahren Glückseligkeit und des ewigen Festmahls. Was uns betrifft, so haben wir die Wirklichkeit unter uns, die durch Schatten und Symbole angekündigt wurde, ich meine das Ebenbild des Vaters, unseren Herrn Jesus Christus (vgl. Kol 2,17; 1,15). Wenn wir ihn allezeit als Nahrung empfangen, und wenn wir die Türpfosten unserer Herzen mit seinem Blut bestreichen, werden wir von der Fronarbeit unter dem Pharao und seinen Aufsehern befreit werden (vgl. Ex 12,7; 5,6f.). […] Jetzt haben wir den Weg gefunden, um von der Erde zum Himmel hinübergehen zu können […]. Einst ging der Herr den Kindern Israels unter der Führung des Mose in einer Feuer- und in einer Wolkensäule voran; jetzt ruft er selbst uns zu: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“ (Joh 7,37f.). So bereite sich ein jeder mit glühendem Verlangen vor, zu diesem Festmahl zu gelangen; er höre, wie der Erlöser ihn zu sich ruft, da doch er es ist, der uns alle und jeden einzelnen tröstet. Wer hungert, der komme zu ihm: Er ist das wahre Brot (Joh 6,32). Wer dürstet, der komme zu ihm: Er ist die Quelle lebendigen Wassers (vgl. Joh 4,10). Der Kranke komme zu ihm: Er ist der Logos, das Wort Gottes, das die Kranken heilt. Wenn jemand von der Last der Sünde niedergedrückt wird und sie bereut, soll er Zuflucht finden zu seinen Füssen: Er ist die Ruhe und der Hafen des Heils. Der Sünder soll vertrauen, da er sagte: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).

Samstag, 1 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche des ersten Jahrtausends ist aus dem Blut der Märtyrer entstanden: „Sanguis martyrum – semen christianorum“ (Tertullian). Die geschichtlichen Ereignisse im Zusammenhang mit der Gestalt Konstantins des Großen hätten niemals eine Entwicklung der Kirche, wie sie im ersten Jahrtausend eintrat, gewährleisten können, wenn es nicht jene Märtyrersaat und jenes Erbe an Heiligkeit gegeben hätte, die die ersten Christengenerationen kennzeichnen. Am Ende des zweiten Jahrtausends ist die Kirche erneut zur Märtyrerkirche geworden. Die Verfolgung von Gläubigen – Priestern, Ordensleuten und Laien – hat in verschiedenen Teilen der Welt eine reiche Saat von Märtyrern bewirkt. Das Zeugnis für Christus bis hin zum Blutvergießen ist zum gemeinsamen Erbe von Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern und Protestanten geworden, wie schon Paul VI. in der Homilie bei der Heiligsprechung der Märtyrer von Uganda betonte. Das ist ein Zeugnis, das nicht vergessen werden darf. […] In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zurückgekehrt, häufig unbekannt, gleichsam „unbekannte Soldaten“ der großen Sache Gottes. Soweit als möglich dürfen ihre Zeugnisse in der Kirche nicht verlorengehen. […] Von den Ortskirchen [muss] alles unternommen werden, um durch das Anlegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an diejenigen, die das Martyrium erlitten haben. Dies sollte auch einen ökumenisch beredten Zug haben. Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist vielleicht am überzeugendsten. Die communio sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, spricht mit lauterer Stimme als die Urheber von Spaltungen. […] Die größte Verehrung, die alle Kirchen an der Schwelle des dritten Jahrtausends Christus darbringen werden, wird der Beweis der allmächtigen Gegenwart des Erlösers durch die Früchte von Glaube, Hoffnung und Liebe in Männern und Frauen vieler Sprachen und Rassen sein, die Christus in den verschiedenen Formen der christlichen Berufung nachgefolgt sind.

Freitag, 31 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Einige neuere Theologen sind der Meinung, dass das verbrennende und zugleich rettende Feuer Christus ist, der Richter und Retter. Das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst. Unsere Lebensbauten können sich dabei als leeres Stroh, als bloße Großtuerei erweisen und zusammenfallen. Aber in dem Schmerz dieser Begegnung, in der uns das Unreine und Kranke unseres Daseins offenbar wird, ist Rettung. Sein Blick, die Berührung seines Herzens heilt uns in einer gewiss schmerzlichen Verwandlung „wie durch Feuer hindurch“. Aber es ist ein seliger Schmerz, in dem die heilige Macht seiner Liebe uns brennend durchdringt, sodass wir endlich ganz wir selber und dadurch ganz Gottes werden. So wird auch das Ineinander von Gerechtigkeit und Gnade sichtbar: Unser Leben ist nicht gleichgültig, aber unser Schmutz befleckt uns nicht auf ewig, wenn wir wenigstens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben sind. Er ist im Leiden Christi letztlich schon verbrannt. Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude.

Donnerstag, 30 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Lebensentscheidung des Menschen wird mit dem Tod endgültig – dieses sein Leben steht vor dem Richter. Sein Entscheid, der im Lauf des ganzen Lebens Gestalt gefunden hat, kann verschiedene Formen haben. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die dem Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Weise solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird. Auf der anderen Seite kann es ganz reine Menschen geben, die sich ganz von Gott haben durchdringen lassen und daher ganz für den Nächsten offen sind – Menschen, in denen die Gottesgemeinschaft jetzt schon all ihr Sein bestimmt und das Gehen zu Gott nur vollendet, was sie schon sind. Aber weder das eine noch das andere ist nach unseren Erfahrungen der Normalfall menschlicher Existenz. Bei den allermeisten – so dürfen wir annehmen – bleibt ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im tiefsten ihres Wesens gegenwärtig. Aber es ist in den konkreten Lebensentscheidungen überdeckt von immer neuen Kompromissen mit dem Bösen – viel Schmutz verdeckt das Reine, nach dem doch der Durst geblieben ist und das doch auch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt. Was geschieht mit solchen Menschen, wenn sie vor den Richter hintreten? Ist all das Unsaubere, das sie in ihrem Leben angehäuft haben, plötzlich gleichgültig? Oder was sonst? Der heilige Paulus gibt uns im Ersten Korinther-Brief eine Vorstellung von der unterschiedlichen Weise, wie Gottes Gericht auf den Menschen je nach seiner Verfassung trifft. […] „Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“ (1 Kor 3,12–15).

Mittwoch, 29 Juli 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Was heißt das? „Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er schon gestorben ist“, wie Lazarus gestorben ist, „leben“, weil er nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Betreffs der schon längst gestorbenen Väter Abraham, Isaak und Jakob, hat Gott den Juden diese Antwort gegeben: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“ (Mt 22,32; Lk 20,37f.); alle leben in ihm. Glaube also, und wenn du auch gestorben bist, so wirst du leben; wenn du aber nicht glaubst, so bist du, auch wenn du lebst, tot. […] Woher der Tod der Seele nach? Weil der Glaube fehlt. Woher der Tod dem Leibe nach? Weil die Seele fehlt. Also ist die Seele deiner Seele der Glaube. „Wer an mich glaubt“, sagt er, „wird, auch wenn er gestorben ist“ dem Fleische nach, „leben“ der Seele nach, bis auch das Fleisch aufersteht, um nachher nie mehr zu sterben. Das heißt: „Wer an mich glaubt“, mag er auch sterben, „wird leben. Und jeder, der lebt“ dem Fleische nach „und an mich glaubt, wird“, obwohl er für jetzt wegen des Todes des Fleisches sterben wird, „nicht sterben in Ewigkeit“ wegen des Lebens des Geistes und der unvergänglichen Dauer der Auferstehung. Das ist es, was er sagt mit den Worten: „Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Sie [Marta] sprach zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß Du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Indem ich dies glaube, glaube ich, daß Du die Auferstehung bist, glaube ich, daß Du das Leben bist, glaube ich, daß, wer an Dich glaubt, auch wenn er stirbt, leben wird, und daß, wer lebt und an Dich glaubt, nicht sterben wird in Ewigkeit.

Dienstag, 28 Juli 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Im Geiste sehen wir unseren Herrn Jesus Christus auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen. Um ihn herum sind Seraphim, Cherubim und Engel jeden Ranges, die ihm mit Furcht und Zittern dienen. Dann werden all jene die gebenedeite Stimme des Meisters hören, die den Kampf bis zum Ende geführt haben, ohne sich von den Verlockungen ihres Zeitalters anziehen oder von den Reizen dieser eitlen Welt verführen zu lassen. „Dann“, so sagt er, „werden die Gerechten leuchten wie die Sonne“ (vgl. Mt 13,43), wenn sie vom Morgen- und Abendland, vom Norden und vom Meer kommend mit Abraham, Isaak und Jakob (vgl. Mt 8,11) in unsagbarer Freude (vgl. 1 Petr 1,8) beim Festmahl Platz nehmen; wenn unser König und Herr seine Gaben an sie verteilen wird, ihren Verdiensten entsprechend. Ach, meine Brüder, meine Kinder, ach! Wie groß und schön ist doch die Herrlichkeit, die den dreimal Seligen und Heiligen zuteilwird, die Verzicht geübt haben! Ja, ganz sicher wird ein jeder die verheißenen Gaben empfangen, je nach dem Stand, in dem er Gott wohlgefällig war. […] Folgt also weiter der Wahrheit (vgl. Gal 5,7), und lasst euch nicht vom Teufel verblenden (vgl. Gal 3,1) oder behindern! […] Es möge über euch kommen […] Barmherzigkeit, Friede, Liebe, die Freiheit von Neid, Eifersucht und Prahlerei; sodann Gelehrigkeit, aufbauendes Reden, Solidarität, Mitgefühl füreinander, Demut. Lebt und verhaltet euch so, und betet auch von ganzem Herzen für meine armselige Person, damit ich nicht in das ewige Feuer geworfen werde. Mögen wir alle dem entkommen, nachdem wir des Himmelreiches für würdig befunden worden sind, in Christus, unserem Gott, dem alle Herrlichkeit, Ehre, Anbetung und Größe gebührt mit dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen.

Montag, 27 Juli 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Die Gnade Gottes ist ein Same, der nicht erstickt, aber auch nicht zu sehr herausgestellt werden darf. Wir müssen ihn in unseren Herzen nähren und dürfen ihn menschlichen Blicken nicht zu sehr aussetzen. Es gibt zwei Arten von Gnaden, die zwar unscheinbar sind, doch von denen unsere Vervollkommnung und unser Heil abhängen können: 1. Ein Licht, das uns eine Wahrheit erkennen lässt: Wir müssen es sorgsam aufnehmen und achtgeben, dass es nicht durch unsere Schuld ausgelöscht wird; wir müssen es wie eine Regel in all unseren Handlungen benützen und erkennen, wohin es uns führt, usw.; 2. Eine Anregung, die uns dazu veranlasst, bei bestimmten Gelegenheiten etwas Tugendhaftes zu tun. Diesen Anregungen müssen wir treu folgen, weil von dieser Treue manchmal unser Glück abhängt. Eine Abtötung, zu der Gott uns unter bestimmten Umständen anregt – wenn wir auf seine Stimme hören –, wird vielleicht reiche Früchte und Heiligkeit in uns bewirken; missachten wir stattdessen diese kleine Gnade, könnte das sehr schlimme Folgen haben. Denn es ist vorgekommen, dass Menschen, die hoch in Gunst standen, in Ungnade gefallen sind, weil sie es in ganz kleinen Dingen an Dienstbereitschaft hatten fehlen lassen.

Sonntag, 26 Juli 2020 : Kommentar Hl. Basilius

Da unser Herr Jesus Christus nach wiederholter und durch mehrere Taten bekräftigter Aufforderung zu allen sagt: „Wenn jemand zu mir kommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (vgl. Mt 16,24) […] Und anderswo fügt er zu den Worten: „Wenn du vollkommen werden willst“ erst dann hinzu: „Komm und folge mir nach“, nachdem er vorhergesagt hat: „Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen“ (vgl. Mt 19,21). Auch das Gleichnis von dem Kaufmann weist, wie jeder Vernünftige leicht begreift, ebendahin. „Denn das Himmelreich“, sagt er, „ist gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht. Wenn er eine kostbare Perle gefunden hat, geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft sie“ (vgl. Mt 13,45–46). Denn offenbar bezeichnet die kostbare Perle gleichnisweise das Himmelreich, welches wir, wie die Worte des Herrn zeigen, unmöglich erlangen können, wenn wir nicht zugleich alles, was wir haben, Reichtum, Ehre, hohe Geburt und was es sonst noch gibt, wonach die Menschen streben, aufgeben, um es gegen jenes einzutauschen. Dass es ferner auch unmöglich sei, wenn das Gemüt von verschiedenen Sorgen zerrissen ist, das, wonach man strebt, auf die rechte Weise zu tun, zeigt der Herr in den Worten: „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24). […] Daher müssen wir einzig und allein den himmlischen Schatz wählen, um bei ihm das Herz zu haben. „Denn wo dein Schatz ist“, heißt es, „da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21). […] Diese Freiheit [losgelöst sein von allem Irdischen], um es mit einem Wort zu sagen, ist eine Versetzung des menschlichen Herzens in den Himmel, sodass wir sagen können: „Unser Wandel aber ist im Himmel“ (Phil 3,20 Vulg.). Ja sie ist, was das Größte ist, der Anfang der Gleichförmigkeit mit Christus, der unseretwegen arm wurde, da er reich war (vgl. 2 Kor 8,9).

Samstag, 25 Juli 2020 : Kommentar Hl. Basilius

„Was soll ich dem Herrn vergelten?“ (Ps 115,3 LXX). Weder Opfer noch Brandopfer, noch die Befolgung des vorgeschriebenen Kultes, sondern mein Leben selbst, ganz und gar. Deshalb sagt der Psalmist „Ich werde den Kelch des Heils erheben“ (Ps 115,4 LXX). Als seinen Kelch bezeichnet der Psalmist die Mühsale, die er in den Kämpfen seiner kindlichen Hingabe an Gott ertrug, und die Beharrlichkeit, mit der er der Sünde Widerstand leistete bis in den Tod. Von diesem Kelch spricht der Herr selbst in den Evangelien: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39). Und zu den Jüngern sagt er: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Damit meinte er den Tod, den er für das Heil der Welt erleiden wollte. Deshalb sagt er: „Ich werde den Kelch des Heils erheben“, d. h. ich bin mit meinem ganzen Sein danach ausgestreckt, dürstend nach der Vollendung des Martyriums, dass ich sogar die Qualen, die ich in den Kämpfen meiner Sohnesliebe erduldete, für eine Erholung der Seele und des Leibes halte und nicht für Leiden. Ich selbst, sagt er, biete mich dem Herrn als Opfer und Opfergabe dar […]. Und ich bin bereit, diese Verheißungen vor dem ganzen Volk zu bezeugen, denn „ich werde dem Herrn meine Gelübde erfüllen vor all seinem Volk!“ (Ps 115,9 LXX).

Freitag, 24 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wenn Europa sich selbst treu bleiben will, muss es alle lebendigen Kräfte dieses Kontinentes vereinen, indem es den eigentümlichen Charakter jeder Region berücksichtigt, aber auch in seinen Wurzeln einen gemeinsamen Geist findet. Die Mitgliedsstaaten Ihres Rates sind sich bewusst, dass sie nicht das ganze Europa darstellen; durch den Ausdruck meines innigen Wunsches, die begonnene Zusammenarbeit mit den anderen Völkern, insbesondere derjenigen Mittel- und Osteuropas, vertieft zu sehen, habe ich das Empfinden dem Wunsche vieler Millionen Männer und Frauen entgegenzukommen, die auf ein den Möglichkeiten dieses Kontinentes angemessenes Leben in Einheit und Solidarität hoffen. Über Jahrhunderte hinweg hat Europa eine beträchtliche Rolle in den anderen Teilen der Welt gespielt. Man muss jedoch einräumen, dass es bei seiner Begegnung mit anderen Kulturen sich nicht immer von seiner besten Seite gezeigt hat, niemand kann jedoch bestreiten, dass es auf eine glückliche Art und Weise viele seiner langsam herangereiften Werte mit den anderen geteilt hat. Seine Söhne haben bei der Verbreitung der christlichen Botschaft eine wesentliche Rolle gespielt. Wenn Europa heute eine Rolle zu spielen gedenkt, muss es in Einheit sein Unternehmen klar auf den menschlichsten und großzügigsten Teil seines Erbes begründen. […] Indern ich heute vor die erste in der Welt bestehende internationale parlamentarische Versammlung komme, bin ich mir bewusst, dass ich mich an berufene Volksvertreter wende, die in der Treue zu ihren Lebensquellen sich zusammenschließen wollten, um ihre Einheit zu festigen und sich den anderen Völkern aller Kontinente in der Achtung der menschlichen Wahrheit zu erschließen. ich kann bezeugen, dass die Christen bereit sind, bei den Aufgaben Ihrer Institutionen aktiv mitzuarbeiten. Ich wünsche diesem Ihrem Rat eine fruchtbare Arbeit, um die Seele Europas stets lebendiger und weitherziger zu gestalten.

Donnerstag, 23 Juli 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Dieses also ist das Wesen der Vollkommenheit, dass wir immer und überall dem himmlischen Vater zu gefallen suchen, damit er dadurch verherrlicht werde, damit sein Reich in uns gefestigt und sein Wille in uns erfüllt werde. […] Das Ergebnis solch innerer Gesinnung ist, dass wir „an jeglichen guten Werken Frucht bringen“, wie Paulus sagt (Kol 1,10). Hat nicht der liebe Heiland selbst eine solche Vollkommenheit als Verherrlichung Gottes bezeichnet: „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Frucht bringt“ (Joh 15,8)? Wo aber sollen wir die Kraft schöpfen, die all unsere Handlungen befruchten und uns fähig machen soll, dem Vater jene reiche Ernte zu bringen, durch die wir ihn verherrlichen? Diese geheimnisvolle Kraft ist die Gnade, die uns nur durch Christus zuteilwird. Nur wenn wir mit ihm vereint bleiben, können wir göttliche Fruchtbarkeit erlangen: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht“ (Joh 15,5). Wenn wir „ohne ihn nichts tun können“, was Gottes würdig wäre, so bringen wir mit ihm und in ihm viele Frucht; denn er ist der Weinstock, und wir sind die Reben (Joh 15,5). Da könnte man nun fragen: Ja, wie bleiben wir denn in ihm? Zunächst durch den Glauben. Paulus sagt, dass „Christus durch den Glauben in unserm Herzen wohne“ (Eph 3,17). – Sodann durch die Liebe: „Bleibet in meiner Liebe“ (Joh 15,9), in der Liebe, die im Verein mit der Gnade uns ganz und gar dem Dienste Christi und der Erfüllung seiner heiligen Gebote anheimgibt. […] Wir müssen uns also eifrigst bestreben, in allem mit Christo vereinigt zu bleiben, ihn als unser Vorbild ständig vor Augen zu haben und gleich ihm alles aus Liebe zu tun: „Ich liebe den Vater“ (Joh 14,30) – „ich tue immer, was dem Vater wohlgefällig ist“ (Joh 8,29). Dies ist das Geheimnis der Vollkommenheit, dies das unfehlbare Mittel, auch auf uns jenes Wohlgefallen herabzuziehen, das der Vater „an seinem eingeborenen Sohne hat“ (Mt 3,17).

Mittwoch, 22 Juli 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Sage oft zu Gott: „Mein Herr, warum liebst du mich so sehr? Was siehst du denn Gutes in mir? Hast du vergessen, welche Beleidigungen ich dir angetan habe? O, seitdem du mich so liebevoll behandelt hast, mich anstatt in die Hölle zu schicken, mit Gnaden erfüllt hast: Wem wenn nicht dir, sollte ich jetzt meine Liebe anbieten, o Gut, der du mein Gut und mein ganzes Gut bist?“ Mein Gott, liebster Gott, was mich bei meinen vergangenen Sünden am meisten betrübt, sind nicht die Züchtigungen, zu denen ich dich veranlasst habe, dich, der du doch unendlicher Liebe würdig bist, dich, der du kein Herz, das bereut und sich demütigt, verachten kannst (vgl. Ps 51(50),19). Ach, von nun an – sowohl in diesem Leben wie im kommenden – sehnt sich mein Herz nur noch danach, dich mein zu nennen, denn: „Was habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde. Du bist der Gott meines Herzens, der Gott, der mein Anteil ist auf ewig“ (vgl. Ps 73(72),25–26). Ja, du bist und bleibst für immer der alleinige Meister meines Herzens, meines Willens und mein einziger Schatz, mein Paradies, das Ziel meiner Hoffnungen und meiner Zuneigung, mein Alles, mit einem Wort: „Du bist der Gott meines Herzens, mein Anteil für immer“ (vgl. Ps 73(72),26). Dein Vertrauen in Gott muss immer stärker werden. Rufe dir deshalb häufig sein Verhalten dir gegenüber ins Gedächtnis, all seine Zärtlichkeit, die sanften Mittel, die seine Barmherzigkeit eingesetzt hat, um dich von den Wegen zurückzuholen, wohin du dich verirrt hattest, um dich von den Fesseln der Erde zu befreien und dich an seine heilige Liebe zu ziehen.

Dienstag, 21 Juli 2020 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Die Vollkommenheit liegt in der Heiligung unserer Seele und jeder einzelnen Seele. Sie vollzieht sich nicht im Laufe der Jahre, sondern zu jeder Zeit. Jeder Augenblick, der vor uns liegt, kehrt nicht mehr zurück. Wenn er gut gelebt wird, kann er für die Ewigkeit zählen. Das ist die Wahrheit […] Jeder Moment liegt in unserer Hand, aber wir vergessen es oft. Wir machen uns Sorgen darüber, was passieren könnte, was der eine oder andere denken wird, welche Mühsal uns bevorsteht … Wie schade! Der lohnendste Gedanke ist, zu wissen, dass nur der gegenwärtige Augenblick uns gehört. Wir leben voll und ganz den gegenwärtigen Augenblick, wenn wir den Willen Gottes tun. Damit all diese Momente voll ausgelebt werden, muss die Immaculata sie an unserer Stelle leben. Wir geben uns ihr hin, damit wir aus all diesen Augenblicken Nutzen ziehen können und damit sie es ist, die durch uns denkt und handelt. Der Wert des gegenwärtigen Augenblickes hängt nicht davon ab, was wir tun oder wie wir es tun, sondern davon, ob wir aus Liebe zu Gott arbeiten oder aus Liebe zu uns selbst. Wir müssen uns in jedem gegenwärtigen Augenblick heiligen, denn wir wissen nicht, ob wir über den nächsten Moment noch verfügen werden. Jetzt müssen wir uns heiligen; denn wir sind nicht sicher, ob uns der Abend noch gehören wird. Je besser wir unsere Standespflichten erfüllen, desto besser geben wir Gott die Ehre –, und desto besser erfüllen wir den Willen der Immaculata. Dieser gegenwärtige Augenblick ist sehr kostbar, und wir müssen uns oft daran erinnern, dass wir uns in ihm heiligen müssen. Wenn unsere Seele sich jeden Augenblick heiligen will, fängt sie an, eine neue Welt zu entdecken, einen Schatz von Gedanken und Vollkommenheiten.

Montag, 20 Juli 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Den schlechten Christen fehlt es an Glauben, und sie leugnen das auch gar nicht; aber sie meinen, sich damit entschuldigen zu können, dass ihnen die Grundlage fehle, um glauben zu können. Daher ist im Mund vieler Menschen nichts so häufig wie diese Rede: „Wenn ich ein Wunder gesehen hätte, wäre ich ein Heiliger“. – „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen“ (Mt 12,39). Die Bösen suchen Wunder. Am Erstaunlichsten daran ist: Obwohl sie mehrere gesehen haben, sich täglich solche vor ihren Augen abspielen, so dass sie sozusagen von Wundern umgeben sind, hören sie nicht auf, immer noch nach weiteren zu suchen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie wollten, nachdem sie schon Wunder auf der Erde gesehen hatten, auch noch welche am Himmel sehen. Aber weder durch die Totenerweckungen zu Lebzeiten des Erlösers [auf der Erde] noch durch die Sonnenfinsternis bei seinem Tod [am Himmel] wurden sie gläubig; ihr Neid wurde immer stärker, ihr Hass immer giftiger; beides steigerte sich bis zur Raserei –, ihr Unglaube jedoch wurde nicht geheilt. Und genauso wird es denen ergehen, die, während sie ein schlechtes Leben führen, Wunder erwarten, um glauben zu können: „Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (vgl. Lk 16,31). […] All die Schwierigkeiten, von denen sich die Ungläubigen aufhalten lassen, all die Widersprüche, die Ihnen in den Dogmen des Glaubens begegnen, all die scheinbaren Ärgernisse, die sie in ihnen finden, alles was ihnen neu, überraschend, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Vernunft, unvorstellbar, unmöglich erscheint; all ihre Argumente, all ihre angeblichen Beweisführungen: All das – weit davon entfernt, mich zu erschüttern –, macht mich stärker, macht mich unerschütterlich in meiner Religion. […] Alle neuen Zweifel sind für mich lauter neue Gründe zu glauben.

Sonntag, 19 Juli 2020 : Kommentar Dem hl. Makarius

Wenn jemand Weizenmehl knetet, aber keinen Sauerteig dazutut, so mag er noch so sehr sich abmühen, es umwenden und verarbeiten, die Masse bleibt doch ungesäuert und zum Essen unbrauchbar. Kommt aber der Sauerteig hinzu, so zieht er die ganze Mehlmasse an sich und durchsäuert sie vollständig. So hat es auch der Herr im Gleichnis vom Reiche [Gottes] gesagt […] Oder, jemand verwendet auf Fleisch alle Sorgfalt. Allein das Salz […] lässt er weg. Die Folge davon ist, dass das Fleisch stinkt und fault und für die Menschen ungenießbar wird. Stelle dir nun die ganze Menschheit als Fleisch und ungesäuerte Masse vor. Als das Salz und den Sauerteig […] aber denke dir die göttliche Natur des Heiligen Geistes. Wird nun in die gefallene Menschennatur nicht […] der himmlische Sauerteig des Geistes und das gute, heilige Salz der Gottheit gemischt und gelegt, so wird die Seele des Gestankes der Bosheit nicht los, sie wird nicht durchsäuert, so dass sie ihre Schwere verliert und vom Sauerteig der Schlechtigkeit frei wird. Wenn die Seele meint, sie könne von sich aus etwas tun, besorgen und ausrichten und sich nur auf ihre eigene Kraft stützt und glaubt, sie könne durch sich selbst ohne Mitwirkung des Geistes ein vollkommenes Werk zustande bringen, so ist sie in großem Irrtum. Denn nicht geeignet für die himmlischen Räume, nicht geeignet für das Reich ist die Seele, die meint, aus sich und durch sich allein ohne den Geist es zu vollkommener Reinheit bringen zu können. Denn wenn der unter der Einwirkung der Leidenschaften stehende Mensch sich nicht Gott naht, die Welt verleugnet und zuversichtlich und geduldig ein seiner Natur fremdes Gut, das die Kraft des Heiligen Geistes ist, zu empfangen hofft, wenn der Herr nicht von oben göttliches Leben in die Seele träufelt, so wird ein solcher das wahre Leben nicht verspüren […] Hat er dagegen die Geistesgnade empfangen, wendet er sich in keiner Hinsicht von ihr ab, verspottet er nicht durch Nachlässigkeit und Schlechtigkeit die Gnade, führt er so einen fortwährenden Kampf und „betrübt er nicht den Geist“ (Eph 4,30), dann wird er das ewige Leben erlangen können.

Samstag, 18 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Warum ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist nicht zu vergeben? Was ist unter dieser Lästerung zu verstehen? Der heilige Thomas von Aquin antwortet, dass es sich hier um eine Sünde handelt, „die ihrer Natur nach unvergebbar ist, weil sie jene Elemente ausschließt, derentwegen die Vergebung der Sünden geschieht“. Nach dieser Deutung besteht die Lästerung nicht eigentlich in verletzenden Worten gegen den Heiligen Geist, sondern in der Weigerung, das Heil anzunehmen, welches Gott dem Menschen durch den Heiligen Geist anbietet, der in der Kraft des Kreuzesopfers wirkt. Wenn der Mensch jenes „Offenlegen der Sünde“, das vom Heiligen Geist ausgeht und heilswirksamen Charakter hat, zurückweist, weist er damit zugleich das „Kommen“ des Trösters zurück, jenes „Kommen“, das sich im Ostergeheimnis vollzieht, in der Einheit mit der erlösenden Kraft des Blutes Christi, das „unser Gewissen von toten Werken reinigt“. Wir wissen, dass die Frucht einer solchen Reinigung die Vergebung der Sünden ist. Wer den Geist und das Blut zurückweist, verbleibt deshalb in „toten Werken“, in der Sünde. Die Lästerung gegen den Heiligen Geist besteht gerade in der radikalen Verweigerung der Annahme jener Vergebung, deren innerster Vermittler er ist und die eine echte Bekehrung voraussetzt, die von ihm im Gewissen gewirkt wird. Wenn Jesus sagt, dass die Lästerung gegen den Heiligen Geist weder in diesem noch im zukünftigen Leben vergeben wird, dann liegt der Grund darin, dass diese „Nicht-Vergebung“ ursächlich mit der Unbußfertigkeit verbunden ist, das heißt mit der radikalen Weigerung, sich zu bekehren […] Nun ist aber die Lästerung gegen den Heiligen Geist die Sünde jenes Menschen, der sich auf sein vermeintliches „Recht“ zum Verharren im Bösen – in jeglicher Sünde – beruft und dadurch die Erlösung verwirft. Ein solcher Mensch bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet. Dies ist eine Situation des geistlichen Ruins; denn die Lästerung gegen den Heiligen Geist erlaubt es dem Menschen nicht, sich aus seiner selbstverhängten Gefangenschaft zu befreien und sich den göttlichen Quellen der Reinigung der Gewissen und der Verzeihung der Sünden zu öffnen.

Freitag, 17 Juli 2020 : Kommentar Der sogenannte Barnabasbrief

Zudem aber sagt er ihnen: „Eure Neumonde und eure Sabbate ertrage ich nicht mehr“ (Jes 1,13). Seht, wie er sagt: Nicht die jetzigen Sabbate sind mir angenehm, sondern den ich eingesetzt habe, an dem ich, nachdem ich alles beendigt habe, den Anfang des achten Tages, das heißt den Beginn einer anderen Welt ansetzen werde. Deshalb begehen wir auch den achten Tag (= den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche) in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist. Auch über den Tempel will ich noch zu euch reden, wie die Unglücklichen in ihrem Irrtum ihre Hoffnung setzten auf den Bau, als wäre er das Haus Gottes, statt dass sie auf ihren Gott, der sie erschaffen, gehofft hätten […] Untersuchen wir nun aber, ob es einen Tempel Gottes gibt. Es gibt einen da, wo er selbst ihn zu bauen und aufzurichten bezeugt. Es steht nämlich geschrieben: „Und es wird geschehen, wenn die Woche zu Ende geht, wird der Tempel prachtvoll erbaut werden auf den Namen des Herrn“ (Dan 9,2–27?). Ich finde also, dass es einen Tempel gibt. Wie er nun erbaut werden wird auf den Namen des Herrn, das vernehmt. Bevor wir nämlich unserem Gott glaubten, war die Wohnung unseres Herzens dem Verderben zugänglich und schwach, wie ein wirklich von Händen erbauter Tempel, weil es voll war von Götzendienst und weil es war eine Behausung für Dämonen, weil wir taten, was Gott zuwider war. Er wird aber aufgebaut werden auf den Namen des Herrn. Gebt aber acht, auf dass der Tempel des Herrn prachtvoll aufgebaut werde. Wie? Das vernehmt! Da wir Verzeihung der Sünden erlangten und gehofft haben auf den Namen des Herrn, sind wir neu geboren worden, wiederum von neuem geschaffen; deshalb wohnt in uns im Gemach (unseres Herzens) wahrhaftig Gott.

Donnerstag, 16 Juli 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Wir können die Sanftmut Christi unter vier Umständen betrachten: in seinem gewöhnlichen Leben, in seinen Zurechtweisungen, wenn er jemanden in Gnade aufnahm und schließlich in seiner Passion. Zunächst können wir die Sanftmut Christi in seinem gewöhnlichen Leben erkennen, denn all seine Gesinnungen waren friedlich: Er legte es nie darauf an, Streitgespräche zu provozieren, sondern vermied alles, was zu einer Auseinandersetzung führen konnte. Er sagte: „Lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und demütigen Herzens“ (vgl. Mt 11,29 Vulg.). Darin müssen wir ihn nachahmen. […] Ebenso scheint die Sanftmut Christi auf in seinen Zurechtweisungen. Er musste von seinen Verfolgern viel Schmach erleiden, und doch antwortete er ihnen nie wütend oder in einem aggressiven Ton. Der heilige Augustinus sagt, indem er die Worte „um der Wahrheit und der Sanftmut willen“ (vgl. Ps 44,5 Vulg.) kommentiert, dass die Wahrheit erkannt wurde, als Christus predigte; und dass seine Sanftmut bewundert wurde, als er mit Geduld seinen Feinden antwortete. […] Seine Sanftmut tritt erneut in Erscheinung, wenn er jemanden in Gnade aufnahm. Einige wissen nicht, wie man Christus mit Sanftmut empfängt –, ihn, der die Sünder gütig empfing und mit ihnen aß. Er ließ sie an seinen Mahlzeiten teilnehmen oder nahm ihre Einladung an, was die Pharisäer mit Staunen erfüllte: „Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?“ (Mt 9,11). Schließlich offenbart sich die Sanftmut Christi in seiner Passion, denn er ging in diese Passion wie ein Lamm, er, der, „als er geschmäht wurde, nicht schmähte“ (vgl. 1 Petr 2,23). […] Durch den Propheten Jeremia sagt er: „Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird“ (Jer 11,19). […] Die Sanftmut sichert uns das Erbe des (verheißenen) Landes der Seligkeit. Deshalb lesen wir bei Matthäus: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen!“ (Mt 5,5 Vulg.).

Mittwoch, 15 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Der Ausdruck: „Ich preise Dich“, bedeutet […] „Ich danke Dir“, sagt Jesus, „dass Du dies den Weisen und Einsichtigen verborgen hast“ (vgl. Mt 11,25). Aber wie? Du freust dich über ihr Verderben, und darüber, dass sie diese Dinge nicht kennen? Durchaus nicht; wohl aber ist das der beste Weg zum Heil, dass diejenigen, die meine Worte verschmähen und sie nicht annehmen wollen, auch nicht durch Zwang dazu gebracht werden. Nachdem sie eben trotz meiner Einladung nicht besser wurden, sondern den Herrn verließen und verachteten, so sollten sie durch ihre Verwerfung zum Verlangen nach diesen Dingen gebracht werden. Auf diese Weise mussten dann auch diejenigen eifrig werden, die auf ihn achteten. Denn dass seine Worte ihnen geoffenbart wurden, war gewiss ein Grund zur Freude; dass sie dagegen den anderen verborgen blieben, musste nicht zur Freude, sondern zur Trauer stimmen. Dem entsprechend handelte auch der Herr; er weinte über die Städte. Also nicht über die Blindheit der einen freute er sich, sondern weil die anderen erkannten, was die Weisen nicht einsehen wollten. In ähnlichem Sinne sagt auch Paulus: „Ich danke Gott, dass ihr Sklaven der Sünde wart und doch von Herzen geachtet habt auf die Art der Lehre, die ihr empfangen habt“ (vgl. Röm 6,17).[…] Unter den Weisen versteht hier der Herr die Schriftgelehrten und Pharisäer. Dies sagt er, um seine Jünger zu ermutigen, und um zu zeigen, welche Auszeichnung den Fischern zuteilwurde, während jene alle zusammen dessen verlustig gingen. Mit der Bezeichnung „Weiser“ meint er aber nicht die wahre und lobenswerte Weisheit, sondern jene, die sie durch eigene Tüchtigkeit erworben zu haben schienen. Deshalb sagte er auch nicht: Du hast es den Toren enthüllt, sondern den Kindern, das heißt den Ungebildeten und Einfältigen. […] Ebenso weist er uns durch all dies an, die Torheit zu fliehen, um die Einfalt dagegen uns zu bemühen. Deshalb sagte auch Paulus mit noch mehr Nachdruck dasselbe mit den Worten: „Wenn einer unter euch weise zu sein scheint in dieser Welt, so werde er zum Tor, damit er weise werde“ (vgl. 1 Kor 3,18).

Montag, 13 Juli 2020 : Kommentar Hl. Patrick

Seht, ich übergebe mein Leben nun meinem treuesten Gott (vgl. 1 Petr 4,19), für den ich missionarisch unterwegs bin in all meiner Bedeutungslosigkeit. Doch achtet er nicht auf das Ansehen der Person (vgl. Gal 2,6), und deshalb hat er mich für diese Aufgabe ausgewählt, damit ich nur ein weiterer Diener seiner niedersten Dienerschaft sei (vgl. Mt 25,40). Deshalb möchte ich ihm all das vergelten, was er für mich getan hat (vgl. Ps 116,12). Doch was soll ich sagen und was kann ich meinem Herrn versprechen, da ich doch nur das vermag, was er selbst mir gibt? […] Daher möge mein Gott es niemals zulassen, dass ich sein Volk verliere, das er in den entlegendsten Gegenden dieser Welt für sich gewonnen hat. Ich bete zu Gott, dass er mir die Ausdauer gibt und dass er mich seinen zuverlässigen Zeugen sein lässt bis an mein Lebensende für meinen Gott. Und wenn ich jemals irgendetwas Gutes getan habe für meinen Gott, den ich liebe, so möchte ich ihn darum bitten, dass er mich mit denen gemeinsam, die hierhergekommen und in Gefangenschaft geraten sind, für seinen Namen mein Blut vergießen lässt […] Ich bin fest davon überzeugt, wenn mir dies zustoßen würde, ich würde meine Seele mit meinen Körper zusammen gewinnen, weil es keinen Zweifel daran gibt, dass wir an jenem Tag auferstehen werden im Glanz der Sonne, das heißt im Ruhme Jesu Christi unseres Erlösers, als Söhne des lebendigen Gottes und als Erben Christi und nach der Gestalt seines zukünftigen Bildes, weil wir aus ihm und durch ihn und in ihm herrschen werden (vgl. 1 Kor 15,43; Phil 3,20–21). […] Ich bete für alle Gläubigen und Gottesfürchtigen. Ich, Patrick, ungebildeter Sünder, habe diese Schrift in Irland verfasst. Wer immer sie findet und liest, niemand soll behaupten, was ich tat – sei es auch nichtig – und was ich gelehrt haben mag, um Gott zu Gefallen, sei meiner Unwissenheit entsprungen. Man betrachte und würdige es vielmehr als das, was es in Wahrheit war: ein Geschenk Gottes. Das ist mein Bekenntnis im Angesicht des Todes.

Sonntag, 12 Juli 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn ein Baum, der gefällt worden ist, noch treibt, soll dann der Mensch, wenn er gefällt ist, nicht leben? Wenn das Getreide geerntet ist, harrt es der Scheune. Der Mensch aber soll, wenn er von dieser Welt abgeerntet ist, nicht der Scheune harren? Die Zweige der Weinstöcke und anderer Bäume erhalten, wenn sie auch vollständig abgeschnitten und verpflanzt worden sind, doch wieder Leben und treiben Früchte. Soll nun der Mensch, um dessentwillen die Pflanzenwelt existiert, nicht, wenn er in die Erde gesenkt ist, wieder auferstehen? […] Die Naturgeschichte möge dir die Augen für die Wahrheit öffnen, die tägliche Erfahrung den Verstand erleuchten! Nehmen wir an, es werde Weizen oder eine andere Samenart gesät. Ist der Same in die Erde gefallen, dann stirbt er und fault und wird ungenießbar. Trotzdem er verfault ist, wird er wiedererweckt und grünt. Und war er auch klein, da er (in die Erde) fiel, er wird herrlich, da er aufersteht. Nun ist aber der Weizen unseretwegen erschaffen worden; denn zu unserem Gebrauch und nicht seiner selbst wegen sind der Weizen und die (anderen) Samen entstanden. Wenn nun das, was unseretwegen erschaffen worden ist, stirbt und wieder lebend wird, sollten dann wir, deretwegen jene Samen entstanden sind, nach unserem Tod nicht auferweckt werden?

Samstag, 11 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

[Gemäß der Regel des hl. Benedikt] muss ein Abt, um verantwortlich entscheiden zu können, ein Mann sein, der „auf den Rat der Brüder hört“ (3,2), „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (3,3). Diese Anordnung macht eine vor fast fünfzehn Jahrhunderten geschriebene „Regel“ überraschend modern! Ein Mensch mit öffentlicher Verantwortung, auch in kleinen Bereichen, muss immer auch ein Mensch sein, der hinzuhören weiß und aus dem, was er hört, zu lernen vermag. […] Diese Regel bietet nützliche Anweisungen nicht nur für die Mönche, sondern auch für all jene, die auf ihrem Weg zu Gott eine Anleitung suchen. Durch ihr Maß, ihre Menschlichkeit und ihre nüchterne Unterscheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Zweitrangigen im geistlichen Leben konnte sie ihre erhellende Kraft bis heute aufrechterhalten. Als Paul VI. […] den hl. Benedikt zum Patron Europas erklärte, wollte er damit das wunderbare Werk anerkennen, das von dem Heiligen durch die „Regel“ für die Formung der Zivilisation und der europäischen Kultur vollbracht worden ist. Heute ist Europa – das gerade aus einem Jahrhundert gekommen ist, das von zwei Weltkriegen tief verletzt worden ist, und nach dem Zusammenbruch der großen Ideologien, die sich als tragische Utopien erwiesen haben – auf der Suche nach seiner Identität. Um eine neue und dauerhafte Einheit zu schaffen, sind die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Instrumente sicher wichtig, aber es ist auch notwendig, eine ethische und geistliche Erneuerung zu erwecken, die aus den christlichen Wurzeln des Kontinents schöpft; andernfalls kann man Europa nicht wiederaufbauen. Ohne diesen Lebenssaft bleibt der Mensch der Gefahr ausgesetzt, der alten Versuchung zu erliegen, sich selbst erlösen zu wollen – eine Utopie, die auf verschiedene Weise im Europa des 20. Jahrhunderts, wie Papst Johannes Paul II. festgestellt hat, „einen Rückschritt ohnegleichen in der gequälten Geschichte der Menschheit“ verursacht hat (Insegnamenti, XIII/1, 1990, S. 58). Hören wir auf der Suche nach dem wahren Fortschritt auch heute die „Regel“ des hl. Benedikt als ein Licht für unseren Weg. Der große Mönch bleibt ein wahrer Lehrmeister, in dessen Schule wir die Kunst lernen können, den wahren Humanismus zu leben.

Freitag, 10 Juli 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Beharrlichkeit ist in der Tat der Inbegriff und die Krone aller Tugenden. […] Ein Mittel […] ist uns gegeben, damit wir sicher auf diese unendlich kostbare Gabe – die Krone aller Gaben – zählen können: das ist die tägliche Treue im Kleinen. Wir werden das große Werk unseres Lebens gut zu Ende führen, wenn wir jedes Werk, das wir für Gott unternehmen, gut verrichten: Das aber ist Gegenstand der Tugend der Beharrlichkeit. Der hl. Thomas verbindet diese Tugend mit der Kardinaltugend der Stärke und zwar mit vollem Recht; denn was ist diese Tugend der Stärke anders als eine gewisse Festigkeit der Gesinnung, wodurch die Seele befähigt wird, alle Übel, selbst die schlimmsten und andauerndsten, viel eher tapfer zu ertragen als vom Guten abzulassen? In ihrer höchsten Stufe befähigt die Stärke gar zum Martyrium! […] In Erwartung der seligen Stunde, da unsern geläuterten Blicken der Glanz des ewigen Lichtes leuchten wird, wollen wir oft und oft das herrliche Gebet der Kirche sprechen […]: „O Gott, der du die Unschuld liebst und wiederherstellst, lenke die Herzen deiner Diener zu dir, damit sie, von der Glut deines Geistes entflammt, im Glauben treu und fruchtbar in ihren Werken befunden werden“ (vgl. Feria IV post Dominic. II Quadrages).

Donnerstag, 9 Juli 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben an. Da rief der gute Vater alle seine Söhne zu sich, sprach zu ihnen gar vieles über das Reich Gottes, die Verachtung der Welt, die Verleugnung des Eigenwillens und die Buße des Leibes, und er eröffnete ihnen seine Absicht, sie in die vier Richtungen der Welt zu senden. […] „Geht“, so sprach der gütige Vater zu seinen Söhnen, „verkündet den Menschen den Frieden und predigt Buße zur Vergebung der Sünden (vgl. Mk 1,4)! Seid geduldig in Bedrängnis, im Gebet wachsam (Röm 12,12), bei der Arbeit fleißig, im Reden bescheiden (vgl. Tit 3,2), in euren Sitten ernst, für Wohltaten seid dankbar; denn zum Lohn für all dies wird euch das ewige Reich bereitet.“ Jene warfen sich dann vor dem Gottesknecht demütig zu Boden nieder und nahmen in der Freude des Geistes den Auftrag des heiligen Gehorsams entgegen. Er aber sprach zu jedem Einzelnen von ihnen: „Wirf all deine Sorge auf den Herrn, und er wird dich ernähren!“ (Ps 55,23). Dieses Wort pflegte er stets zu gebrauchen, sooft er einen Bruder im Gehorsam aussandte. Weil er wusste, dass er selbst den andern zum Beispiel gegeben war, damit er zuvor selbst tue, was er andere lehre, machte auch er sich mit einem Gefährten in eine Himmelsrichtung auf, sobald er die anderen sechs in Kreuzesform in die übrigen drei Richtungen gesandt hatte.

Montag, 6 Juli 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Hört, meine Brüder: Wenn die selige Jungfrau so geehrt wird, wie es sich geziemt, weil sie ihn in ihrem heiligsten Schoß getragen hat; wenn der selige [Johannes der] Täufer erzitterte und nicht wagte, den heiligen Scheitel Gottes zu berühren; wenn das Grab verehrt wird, in dem er eine Zeitlang gelegen hat, wie heilig, gerecht und würdig muss dann der sein, der den, der nicht mehr sterben, sondern ewig leben und verherrlicht sein wird, den zu schauen die Engel sich sehnen (1 Petr 1,12), mit den Händen berührt, mit dem Herzen und Munde empfängt und anderen zum Empfang darreicht! Seht eure Würde, ihr Brüder Priester, und seid heilig, weil er selbst heilig ist (vgl. Lev 19,2)! […] Es ist ein großes Elend und eine beklagenswerte Schwäche, wenn ihr euch, während ihr ihn so gegenwärtig habt, noch um irgendetwas anderes in der ganzen Welt kümmert. Der ganze Mensch erschauere, die ganze Welt erbebe, und der Himmel juble, wenn auf dem Altar in der Hand des Priesters Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, ist (Joh 11,27)! O wunderbare Hoheit und staunenswerte Herablassung! O erhabene Demut! O demütige Erhabenheit, dass der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, dass er sich zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt! Seht, Brüder, die Demut Gottes und schüttet vor ihm eure Herzen aus (Ps 62,9)! Erniedrigt auch ihr euch, damit ihr von ihm erhöht werdet (vgl. 1 Petr 5,6; Jak 4,10)! Behaltet darum nichts von euch für euch zurück, damit euch ganz aufnehme, der sich euch ganz hingibt! .

Sonntag, 5 Juli 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Es steht geschrieben: „Auf wem soll ich ruhen, wenn nicht auf dem, der sanftmütig und demütig ist und der meine Worte fürchtet?“ (vgl. Jes 66,2 LXX). Daraus geht klar hervor, dass das Reich Gottes des Vaters den Demütigen und Sanftmütigen gehört. Es heißt ja: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen“ (Mt 5,5 Vulg.). […] Das „Land“ ist der feste und gänzlich unveränderliche Zustand und die Macht, die durch die Schönheit und Rechtschaffenheit der Sanftmütigen hervorgerufen werden, denn dieses Land ist immer beim Herrn, es trägt eine unvergängliche Freude in sich, hat das von Anbeginn bereitete Reich in Besitz genommen und ist des Himmels – seines Ortes und seiner Ordnungen – würdig gemacht worden. Wie ein Land, das seinen Platz in der Mitte des Universums hat, liegt der Grund für die Tugend darin, dass der sanftmütige Mensch in der Mitte zwischen Lob und Verleumdung in gleichmütiger Haltung verharrt: weder durch Lob aufgebläht noch durch Verleumdungen betrübt. Denn nachdem die Vernunft das Verlangen nach jenen Dingen, von denen sie naturgemäß geprägt ist, zurückgewiesen hat, spürt sie deren bedrängende Angriffe nicht mehr: Sie ruht sich von diesem ruhelosen Treiben aus und hat die ganze Kraft der Seele in den Hafen der göttlichen Freiheit geführt, jener unbelasteten Freiheit, die der Herr seinen Jüngern vermitteln wollte. Er sagte: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,29). „Ruhe“ nennt er die Macht des göttlichen Königreichs, jene Macht, die in denen, die dessen würdig sind, eine von aller Knechtschaft befreite Souveränität entstehen lässt. Wenn nun die unzerstörbare Macht des Königreichs in seinem reinen Zustand den Demütigen und Sanftmütigen gegeben wird, wer wäre dann so lieblos und ohne jedes Verlangen nach göttlichen Gütern, dass er nicht bis zum Äußersten nach Demut und Sanftmut streben wollte, um, soweit es dem Menschen möglich ist, zu einer Ausprägung des Reiches Gottes zu werden, indem er das in sich trägt, was ihm durch die Gnade eine geistliche Gestalt verleiht, die der Gestalt Christi ähnlich ist, der natürlich wahrhaft und wesentlich der große König ist?

Samstag, 4 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Eucharistie vergegenwärtigt und verwirklicht auf sakramentale Weise aufs Neue den Erlösungsakt Christi, der die Kirche als seinen Leib „erschafft“. Mit diesem „Leib“ ist Christus verbunden wie der Bräutigam mit der Braut. […] Das II. Vatikanische Konzil hat in der Kirche das Bewusstsein des allgemeinen Priestertums erneuert. Im Neuen Bund gibt es nur ein Opfer und nur einen Priester: Christus. An diesem einen Priestertum Christi haben alle Getauften, Männer wie Frauen, teil, denn sie „sollen sich als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen (vgl. Röm 12,1), überall von Christus Zeugnis geben und allen, die es fordern, Rechenschaft ablegen von ihrer Hoffnung auf das ewige Leben (vgl. 1 Petr 3,15)“ (Lumen gentium, 10). […] alle in der Kirche […] [haben] nicht nur an der priesterlichen, sondern auch an der prophetischen und königlichen Sendung Christi, des Messias, teil […]. Diese Teilhabe bestimmt ferner die organische Verbundenheit der Kirche als Volk Gottes mit Christus. In ihr kommt zugleich das „tiefe Geheimnis“ des Epheserbriefes zum Ausdruck: die mit ihrem Bräutigam vereinte Braut; vereint, weil sie sein Leben lebt; vereint, weil sie an seiner dreifachen Sendung (tria munera Christi) teilhat; vereint in einer Weise, dass sie mit ihrer „aufrichtigen Hingabe“ das unermessliche Geschenk der Liebe des Bräutigams, des Erlösers der Welt, erwidert. Das betrifft alle in der Kirche, Frauen ebenso wie Männer, und es betrifft natürlich auch jene, die am Amtspriestertum teilhaben, das Dienstcharakter besitzt. Vor dem „tiefen Geheimnis“ Christi und der Kirche sind alle aufgerufen, wie eine Braut mit der Gabe ihres Lebens auf die unermessliche Hingabe der Liebe Christi zu antworten, der als Erlöser der Welt allein der Bräutigam der Kirche ist.

Freitag, 3 Juli 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Thomas sagt zu den anderen: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Thomas bedeutet „Abgrund“, denn durch seinen Zweifel gelangte er zu einer tieferen Erkenntnis und erstarkte in seinem Glauben. […] Es war kein Zufall, sondern göttliche Fügung, dass Thomas abwesend war und nicht glauben wollte, was er gehört hatte. O wunderbare Vorsehung! O heiliger Zweifel des Jüngers! „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe“, sagt er (Joh 20,25). Er wollte die zerfallene Hütte Davids wiederaufgebaut sehen, von der Amos gesagt hatte: „An jenem Tag richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf und bessere ihre Risse aus“ (Am 9,11). Mit „David“ ist die Gottheit gemeint; die „Hütte“ meint den Leib Christ, in dem, wie in einer Hütte, die Gottheit wohnte: Diese „Hütte“ war zerfallen, vernichtet im Tod und in der Passion. Die Risse der Mauern bedeuten die Wunden an Händen, Füßen und an der Seite. Diese Wunden sind es, die der Herr in seiner Auferstehung wieder ausbesserte. Von ihnen sagt Thomas: „Wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ Der verständnisvolle Herr wollte seinen aufrichtigen Jünger, der sein auserwähltes Gefäß werden sollte, nicht im Zweifel lassen. Daher vertrieb er durch eine gütige Geste den Qualm des Zweifels aus seinem Geist, so wie er von Paulus die Verblendung der Ungerechtigkeit nahm. „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,27–28).

Donnerstag, 2 Juli 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Darum verkündete der Engel, da er verborgene Dinge kundtat, der Jungfrau Maria, um deren Glaubwürdigkeit durch einen analogen Fall zu begründen, dass eine hochbetagte und unfruchtbare Frau empfangen habe; er wollte dartun, wie für Gott alles möglich ist, was ihm gefällt. Sobald nun Maria das vernommen hatte, trat sie […] sondern froh nach Herzenswunsch, fromm aus Dienstgefälligkeit, eilends vor Freude den Weg ins Gebirge an. […] Die Gnade des Heiligen Geistes kennt keine langsamen schwerfälligen Schritte. […] Schnell auch offenbaren sich die Segnungen der Ankunft Marias und der Gegenwart des Herrn; denn: „Sobald Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte gleichzeitig das Kind freudig auf in ihrem Schoße, und sie ward erfüllt vom Heiligen Geiste“ (vgl. Lk 1,41). […] „Selig“, heißt es, „die du geglaubt hast!“ Selig aber auch ihr, die ihr gehört und geglaubt habt! Denn jede Seele, die glaubt, empfängt und gebiert das Wort Gottes und wird seiner Werke gewahr. In jeder (Seele) sei Marias Seele, dass sie „groß mache den Herrn“, in jeder sei der Geist Marias, dass er „frohlocke in Gott!“ (vgl. Lk 1,46–47). Gibt es auch nur eine leibliche Mutter Christi, so ist doch in der Ordnung des Glaubens Christus die Frucht aller. Denn jede Seele empfängt Gottes Wort, wenn sie sonst ohne Makel und Sünde in unversehrter Reinheit die Unschuld wahrt. Jede Seele in solcher Verfassung ‚macht groß‘ den Herrn, wie die Seele Marias „den Herrn großgemacht und in Gott dem Heiland frohlockt hat“. Der Herr lässt sich nämlich ‚großmachen‘; so heißt es auch an einer anderen Stelle: „Macht mit mir groß den Herrn!“ (vgl. Ps 34(33),4). Nicht als ob Menschenwort dem Herrn etwas hinzufügen könnte, sondern weil in uns seine Größe kundwird. Das Bild Gottes ist nämlich Christus (vgl. 2 Kor 4,4; Kol 1,15), darum macht die Seele mit jedem rechten und frommen Handeln dieses Bild Gottes, dem sie nacherschaffen ist, in seiner Größe offenbar; darum hat sie, während sie dasselbe in seiner Größe offenbart, an dessen Größe teil […].

Mittwoch, 1 Juli 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

[…] die moderne Welt [zeigt sich] zugleich stark und schwach, in der Lage, das Beste oder das Schlimmste zu tun; für sie ist der Weg offen zu Freiheit oder Knechtschaft, Fortschritt oder Rückschritt, Brüderlichkeit oder Hass. Zudem wird nun der Mensch sich dessen bewusst, dass es seine eigene Aufgabe ist, jene Kräfte, die er selbst geweckt hat und die ihn zermalmen oder ihm dienen können, richtig zu lenken. Wonach er fragt, ist darum er selber. In Wahrheit hängen die Störungen des Gleichgewichts, an denen die moderne Welt leidet, mit jener tiefer liegenden Störung des Gleichgewichts zusammen, die im Herzen des Menschen ihren Ursprung hat. Denn im Menschen selbst sind viele widersprüchliche Elemente gegeben. Einerseits erfährt er sich nämlich als Geschöpf vielfältig begrenzt, andererseits empfindet er sich in seinem Verlangen unbegrenzt und berufen zu einem Leben höherer Ordnung. Zwischen vielen Möglichkeiten, die ihn anrufen, muss er dauernd unweigerlich eine Wahl treffen und so auf dieses oder jenes verzichten. Als schwacher Mensch und Sünder tut er oft das, was er nicht will, und was er tun wollte, tut er nicht (vgl. Röm 7,14ff.). So leidet er an einer inneren Zwiespältigkeit, und daraus entstehen viele und schwere Zerwürfnisse auch in der Gesellschaft. […] Dennoch wächst angesichts der heutigen Weltentwicklung die Zahl derer, die die Grundfragen stellen oder mit neuer Schärfe spüren: Was ist der Mensch? Was ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes - alles Dinge, die trotz solchen Fortschritts noch immer weiterbestehen? Wozu diese Siege, wenn sie so teuer erkauft werden mussten? Was kann der Mensch der Gesellschaft geben, was von ihr erwarten? Was kommt nach diesem irdischen Leben? Die Kirche aber glaubt: Christus, der für alle starb und auferstand (vgl. 2 Kor 5,15), schenkt dem Menschen Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung nachkommen kann; es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem sie gerettet werden sollen (vgl. Apg 4,12). Sie glaubt ferner, dass in ihrem Herrn und Meister der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte gegeben ist. Die Kirche bekennt überdies, dass allen Wandlungen vieles Unwandelbare zugrunde liegt, was seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit (vgl. Hebr 13,8).

Dienstag, 30 Juni 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Es missfällt Gott keinesfalls, wenn du dich manchmal sachte bei ihm beklagst. Hab keine Angst, ihm zu sagen: „Warum, Herr, hast du dich so weit entfernt? (vgl. Ps 9,22 LXX). Du weißt sehr wohl, dass ich dich liebe und dass ich nach nichts anderem verlange als nach deiner Liebe. Um der Liebe willen rette mich, verlass mich nicht.“ Wenn die Trostlosigkeit lange andauert und du sehr große Angst hast, dann vereine deine Stimme mit der Stimme Jesu, als er ohnmächtig am Kreuz hing. Flehe um das göttliche Mitleid und sage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Mache dir aber diese Prüfung zunutze: zunächst um dich noch mehr zu demütigen, indem du dir selbst immer wieder vorsagst, dass man keinerlei Trost verdient, wenn man Gott beleidigt hat; dann rufe dir, um dein Vertrauen zu stärken, ins Gedächtnis, dass Gott, was immer er auch tut oder zulässt, nur dein Wohl im Sinn hat, dass also deiner Seele „alles zum Guten gereicht“ (vgl. Röm 8,28). Je mehr dich Ärger und Mutlosigkeit heimsuchen, desto unerschrockener musst du dich mit großem Mut wappnen und ausrufen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Ps 27,1). Ja, Herr, du bist es, der mich erleuchten wird, du bist es, der mich retten wird. Ich vertraue auf dich, „auf dich habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich soll nicht zuschanden werden (bis) in Ewigkeit“ (vgl. Ps 30,2 LXX). Bleibe also unerschütterlich im Frieden, und sei gewiss, dass „keiner, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, zuschanden wurde“ (vgl. Sir 2,11 Vulg.); keiner ging verloren, wenn er sein Vertrauen auf Gott gesetzt hatte.

Montag, 29 Juni 2020 : Kommentar Hl. Hilarius

Der Herr hatte gefragt: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Selbstverständlich offenbarte der Anblick seines Leibes den Menschensohn, aber durch den Zusatz: „Für wen halten sie mich?“ gab er zu verstehen, dass man außer dem, was man an ihm sah, noch etwas anderes beachten müsse […] Die Ursache seiner Frage war ein Geheimnis, zu dem der Glaube der Gläubigen sich hinwenden sollte […] Das Bekenntnis des Petrus hat einen würdigen Lohn erhalten, weil er Gottes Sohn in dem Menschen gesehen hatte. Selig ist der, welchem das Lob zu Teil geworden ist, dass er mehr, als die menschlichen Augen, wahrgenommen und gesehen habe; indem er nicht auf das, was aus Fleisch und Blut war, seinen Blick richtete, sondern Gottes Sohn durch die Offenbarung des himmlischen Vaters erblickte, und für würdig gehalten wurde, das, was in Christo von Gott wäre, zuerst zu erkennen. O du durch die Belegung mit dem neuen Namen glücklicher Grundstein der Kirche, und der Erbauung derselben würdiger Fels, der die Gesetze der Hölle […] und alle Fesseln des Todes sprengen sollte! O du seliger Pförtner des Himmels, dessen Gutdünken die Schlüssel zum ewigen Eingang übergeben werden, dessen Gericht auf Erden schon voraus Kraft im Himmel hat! so dass über dasjenige, was auf Erden entweder gebunden oder gelöst worden ist, auch im Himmel ein Ausspruch von derselben Art erfolgt. Jesus gebietet auch den Jüngern, sie sollten Niemanden sagen, dass er der Gesalbte (Christus) ist; denn es mussten andere, nämlich das Gesetz und die Propheten, Zeugen seines Geistes sein. Das Zeugnis der Auferstehung aber ist den Aposteln eigen. Und weil die Seligkeit derer, welche Christus im Geiste kennen, ausgesprochen ist; so wird im Gegenteil die Gefahr, welche mit der Leugnung seiner Niedrigkeit und seines Leidens verbunden ist, angedeutet.

Sonntag, 28 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen, Simon von Kyrene; als Vertreterin der Liebenden, die es drängt, dem Herrn zu dienen, Veronika. Jeder, der in der Folge der Zeiten ein schweres Schicksal im Gedanken an den leidenden Heiland geduldig trug oder freiwillige Sühneleistungen auf sich nahm, hat damit etwas von der gewaltigen Schuldenlast der Menschheit getilgt und dem Herrn Seine Last tragen helfen; vielmehr: Christus, das Haupt, leistet Sühne in diesen Gliedern Seines mystischen Leibes, die sich Ihm mit Leib und Seele für Sein Erlösungswerk zur Verfügung stellen. Wir dürfen annehmen, dass der Ausblick auf die Getreuen, die Ihm auf Seinem Leidensweg folgen würden, den Heiland in der Ölbergnacht gestärkt hat. Und die Kraft dieser Kreuzträger kommt Ihm nach jedem Fall zu Hilfe. Die Gerechten des Alten Bundes sind es, die Ihn das Stück Weges vom ersten bis zum zweiten Fall begleiten. Die Jünger und Jüngerinnen, die sich während Seines Erdenslebens um Ihn scharten, sind die Helfer auf der zweiten Wegstrecke. Die Kreuzesliebhaber, die Er erweckt hat und immer aufs Neue erwecken wird in der wechselvollen Geschichte der streitenden Kirche, das sind Seine Bundesgenossen in der Endzeit. Dazu sind auch wir berufen.

Samstag, 27 Juni 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Was suchst du? Das Glück. […] Du suchst etwas Gutes, doch es ist nicht hier zu finden. […] Als Christus aus einem anderen Land hierherkam, konnte er nur das vorfinden, was es hier im Überfluss gibt: Mühe, Schmerz und Tod. Das also ist es, was du hier hast, das ist es, was es hier im Überfluss gibt. Er hat mit dir gegessen, was im armen Haus deines Unglücks im Überfluss zu finden war: Er hat dort Essig getrunken, hat Galle gekostet: Das ist es, was er in deinem armen Haus gefunden hat! Doch er hat dich an seine prächtige Tafel geladen, an seine himmlische Tafel, an seine Tafel der Engel, wo er selbst das Brot ist (vgl. Ps 78(77),25; Joh 6,34). Als er zu dir herabgestiegen ist und das Unglück in deinem armen Haus fand, war er sich nicht zu schade, sich an deine Tafel – so wie sie war – zu setzen, und er versprach dir die Seine. […] Er hat dein Unglück genommen und wird dir seine Glückseligkeit geben. Ja, er wird sie dir geben. Er hat uns sein Leben versprochen. Und noch Unglaublicheres hat er getan: Er hat uns als Pfand seinen eigenen Tod gegeben. Das ist, als würde er uns sagen: „Ich lade euch ein in mein Leben, wo niemand mehr stirbt, wo die wahre Glückseligkeit zu finden ist, wo die Nahrung nicht verdirbt, wo sie stärkt und niemals ausgeht. Seht, wohin ich euch einlade: in das Land der Engel, in die Freundschaft des Vaters und des Heiligen Geistes, zu einem ewigen Mahl, in meine brüderliche Freundschaft. Letztendlich lade ich euch zu mir selbst ein, in mein eigenes Leben. – Ihr wollt nicht glauben, dass ich euch mein Leben geben werde? Nehmt meinen Tod als Pfand!“

Freitag, 26 Juni 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Zur menschlichen Existenz gehört das Leiden ebenso wie das Tun. Es folgt zum einen aus unserer Endlichkeit, zum anderen aus der Masse der Schuld, die sich in der Geschichte angehäuft hat und auch in der Gegenwart unaufhaltsam wächst. Natürlich muss man alles tun, um Leid zu mindern: das Leid der Unschuldigen zu verhindern, so gut es geht; Schmerzen zu lindern; in seelischem Leid zur Überwindung zu helfen. All dies sind Pflichten sowohl der Gerechtigkeit wie der Liebe, die zu den Grundforderungen christlicher Existenz und eines jeden wahrhaft menschlichen Lebens gehören. Im Kampf gegen den physischen Schmerz sind große Fortschritte gelungen; das Leiden der Unschuldigen und auch die seelischen Leiden haben in den letzten Jahrzehnten eher zugenommen. Ja, wir müssen alles tun, um Leid zu überwinden, aber ganz aus der Welt schaffen können wir es nicht – einfach deshalb nicht, weil wir unsere Endlichkeit nicht abschütteln können und weil niemand von uns imstande ist, die Macht des Bösen, der Schuld, aus der Welt zu schaffen, die immerfort – wir sehen es – Quell von Leiden ist. Das könnte nur Gott: Nur ein Gott, der selbst in die Geschichte eintritt, Mensch wird und in ihr leidet. Wir wissen, dass es diesen Gott gibt und dass daher die Macht in der Welt da ist, die die „Schuld der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Mit dem Glauben, dass diese Macht besteht, ist die Hoffnung auf die Heilung der Welt in der Geschichte hervorgetreten.

Donnerstag, 25 Juni 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Der Gerechte d. h. derjenige, der in der Taufe den neuen, in Gerechtigkeit geschaffenen Menschen angezogen hat, lebt, insoweit er gerecht ist, aus dem Glauben, aus jenem Licht, welches ihm das Sakrament der Erleuchtung bringt. Je mehr er aus dem Glauben lebt, desto mehr lebt er ein wahrhaft übernatürliches Leben und desto mehr verwirklicht er in sich die Vollkommenheit seiner Gotteskindschaft. Zu beachten ist die Ausdrucksweise: Ex fide, aus dem Glauben. Was will dies genau besagen? Dass der Glaube die Wurzel aller unserer Handlungen und unseres ganzen Lebens sein soll. Es gibt Seelen, die cum fide, mit dem Glauben leben. Sie haben den Glauben, und man kann nicht leugnen, dass sie ihn betätigen. Aber sie erinnern sich desselben in wirksamer Weise nur bei bestimmten Anlässen […] Wenn aber der Glaube lebendig, starkmütig und überzeugt ist, wenn man wirklich aus dem Glauben lebt, d. h. wenn man sich in allem von den Grundsätzen des Glaubens leiten lässt, so dass der Glaube die Wurzel aller unserer Handlungen, der innere Beweggrund all unserer Tätigkeit ist, dann allerdings wird unsere Seele trotz aller inneren und äußeren Schwierigkeiten, trotz Finsternis, Widerspruch und Versuchung gefestigt und zielsicher. Das ist begreiflich; denn durch den Glauben beurteilen und bewerten wir alle Dinge so, wie Gott sie schaut, beurteilt und wertet: wir nehmen gewissermaßen teil an der göttlichen Unfehlbarkeit, Unveränderlichkeit und Beständigkeit. Hat der Herr nicht selbst gesagt: „Wer diese meine Worte hört und sie befolgt“ – und das heißt aus dem Glauben leben, – der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat: da strömte ein Platzregen nieder, Fluten kamen, Stürme brausten und tobten gegen das Haus; doch es stürzte nicht ein, – „denn“, so fügt der Herr hinzu – „es war auf Felsengrund gebaut“ (Matth. 7,25).

Mittwoch, 24 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt“ (Jes 49,1). Heute feiern wir die Geburt Johannes’ des Täufers. Die Worte des Propheten Jesaja passen gut zu dieser bedeutenden Person aus der Bibel, die zwischen dem Alten und Neuen Testament steht. In der großen Schar der Propheten und Gerechten Israels wurde Johannes der Täufer von der Vorsehung zeitlich unmittelbar vor den Messias gestellt, um Ihm durch seine Verkündigung und das Zeugnis seines Lebens den Weg zu bereiten. […] „Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich“ (Ps 71(70),6). Wir können uns heute diesen Ausruf des Psalmisten zu eigen machen. Gott hat uns gekannt und geliebt, noch bevor unsere Augen die Wunder der Schöpfung betrachten konnten. Jeder Mensch erhält bei seiner Geburt einen menschlichen Namen. Zuvor besitzt er jedoch einen göttlichen Namen: den Namen, mit dem Gott-Vater ihn kennt und liebt seit ewig und auf ewig. Dies gilt für alle Menschen ohne Ausnahme. Kein Mensch ist für Gott namenlos! In den Augen Gottes haben alle den gleichen Wert: Alle sind verschieden, doch sind auch alle gleich, und alle sind berufen, Söhne im Sohn zu sein. „Sein Name ist Johannes“ (Lk 1,63). Zacharias bestätigt vor den erstaunten Verwandten den Namen des Sohnes, indem er ihn auf ein Täfelchen schreibt. Gott selbst hatte durch seinen Engel diesen Namen kundgetan, der auf Hebräisch bedeutet: Gott ist gnädig. Gott ist dem Menschen gnädig: Er will sein Leben, sein Heil. Gott ist seinem Volk gnädig: Er will es zum Segen für alle Nationen der Erde werden lassen. Gott ist der Menschheit gnädig: Er leitet ihren Weg in das Land, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen. All dies ist in jenem Namen enthalten: Johannes!

Dienstag, 23 Juni 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Das ist der Weg, Geliebte, auf dem wir unser Heil finden, Jesus Christus, den Hohenpriester unserer Opfergaben, den Anwalt und Helfer in unserer Schwäche. Durch ihn streben wir standhaft nach den Höhen des Himmels, durch ihn schauen wir sein heiliges und erhabenes Antlitz, durch ihn wurden die Augen unseres Herzens geöffnet, durch ihn ringt sich unser unweiser und dunkler Verstand durch zum Licht, durch ihn wollte der Herr uns kosten lassen von dem unsterblichen Wissen, der, „da er der Abglanz ist seiner Majestät, um so viel größer ist als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt“ (vgl. Hebr 1,3–4). […] Nehmen wir unseren Körper; der Kopf ist nichts ohne die Füße, ebenso die Füße nichts ohne den Kopf; und die kleinsten Glieder unseres Leibes sind notwendig und nützlich für den ganzen Körper; aber alle halten zusammen, und es bedarf eines einmütigen Gehorsams zum Wohl des ganzen Körpers. So soll denn unser ganzer Körper gerettet werden in Christus Jesus, und jeder soll seinem Nächsten sich fügen, wie es in seiner Gnadengabe begründet ist. Der Starke sorge für den Schwachen, und der Schwache kümmere sich um den Starken; der Reiche unterstütze den Armen, der Arme aber danke Gott dafür, dass er jenem gegeben, wodurch seinem Mangel abgeholfen werde; der Weise zeige seine Weisheit nicht in Worten, sondern in guten Werken; der Demütige stelle sich selbst kein Zeugnis aus, sondern lasse einen anderen über sich Zeugnis geben; wer keusch ist im Fleisch, rühme sich nicht in der Erkenntnis, dass ein anderer es ist, der ihm die (Gnade der) Enthaltsamkeit verleiht. Betrachten wir nun, Brüder, aus welchem Stoff wir geschaffen wurden, welcher Art und was wir waren beim Eintritt in diese Welt, aus welch dunkler Gruft unser Bildner und Schöpfer uns in seine Welt geführt, da er seine Wohltaten bereithielt, schon bevor wir geboren waren. Da wir nun dies alles von ihm bekommen haben, schulden wir ihm in allem Dank.

Montag, 22 Juni 2020 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Für jede Krankheit gibt es Medikamente und Behandlungen. Aber solange sich keine sanfte, dienstbereite Hand und kein großzügiges, zu spontaner Liebe bereites Herz findet, glaube ich nicht, dass eine so schreckliche Krankheit, wie es der Mangel an Liebe ist, jemals geheilt werden kann. Keiner von uns hat das Recht, jemanden – wer auch immer es sein mag – zu verurteilen. Selbst dann nicht, wenn wir Menschen absinken sehen, ohne verstehen zu können, warum. Lädt Jesus uns nicht dazu ein, keinen zu verurteilen? Vielleicht haben auch wir Anteil daran, dass diese Menschen so geworden sind, wie sie jetzt sind. Wir müssen begreifen, dass sie unsere Brüder und Schwestern sind. Dieser Aussätzige, jener Trunksüchtige, dieser Kranke – sie alle sind unsere Brüder, weil auch sie für eine größere Liebe geschaffen worden sind. Das dürfen wir nie vergessen. Jesus Christus selbst identifiziert sich mit ihnen, wenn er sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Und vielleicht befinden sich diese Menschen auf der Straße, ohne jegliche Liebe und Fürsorge, weil wir ihnen unsere Fürsorge, unsere Zuneigung verweigert haben. Sei sanft, unendlich sanft gegenüber dem Armen, der leidet! Wir verstehen so wenig davon, was er gerade durchmacht. Am schwersten ist es, nicht angenommen zu sein.

Sonntag, 21 Juni 2020 : Kommentar Hl. Patrick

Nicht ich, sondern Christus der Herr hat mir aufgetragen, hierher [zu den Iren] zu kommen, damit ich mein restliches Leben mit ihnen verbringe, solange der Herr nur will und solange er mich schützt vor allen Abwegen, dass ich vor ihm nicht sündige. Ich hoffe, getan zu haben, was von mir verlangt wurde. Aber ich traue mir selber nicht, solange ich in diesem todgeweihten Körper sein werde. […] Ich bin mir in gewisser Weise bewusst, dass ich kein perfektes Leben geführt habe, wie es andere Gläubige zu tun vermochten. Doch bekenne ich dies vor meinem Herrn und ich erröte nicht vor seinem Angesicht, weil ich nicht lüge: Seit ich ihn in meiner Jugendzeit kennenlernte, wuchs meine Liebe zu Gott und meine Furcht vor ihm, und bis zum heutigen Tag habe ich mit Gottes Hilfe meinen Glauben bewahrt. Möge darüber lachen und schimpfen wer will, ich werde nicht schweigen und die Zeichen und Wunder verheimlichen, die der Herr mir gezeigt hat, viele Jahre bevor sie sich zugetragen haben, da er alle Dinge dieser Welt schon vor der Zeit weiß. Daher muss ich Gott ohne Unterlass danken. Oft war er nachsichtig mit meiner Dummheit und meiner Unachtsamkeit, und mehr als nur einmal sparte er seinen heftigen Zorn über mich, der ich als Gehilfe eingesetzt worden bin und nur langsam so handelte, wie mir geheißen und vom Geist geraten wurde. Viele tausend Male hatte der Herr Mitleid mit mir, weil ich bereit war […] Denn viele waren gegen meine Mission und sprachen miteinander hinter meinem Rücken und sagten: „Warum bloß setzt er sich der Gefahr aus und begibt sich unter Feinde, die nichts von Gott wissen?“ Sie taten dies nicht aus Boshaftigkeit. Sie konnten es einfach nicht nachvollziehen, da ich doch, wie ich es ja selber zugebe, nur ein einfacher Mann vom Lande war. Und ich begriff nur langsam, dass die Gnade damals in mir war. Nun weiß ich, was ich früher hätte tun sollen. Ich habe dies nun in einfache Worte gefasst, für meine Brüder und alle Diener von meinesgleichen, die mir vertraut haben in dem, was ich verkündet habe und immer noch verkünde, um euren Glauben zu stärken und zu festigen. Möget auch ihr nach Größerem streben und noch bessere Taten vollbringen! Es würde mir zum Ruhm gereichen, denn der weise Sohn ist der Ruhm des Vaters.

Samstag, 20 Juni 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Man vergleicht die heilige Jungfrau oft mit einer Mutter, aber sie ist viel besser als die beste der Mütter […] Sie ist so gut, dass sie uns immer liebevoll behandelt. Das Herz dieser guten Mutter besteht nur aus Liebe und Barmherzigkeit. Ihr einziger Wunsch ist es, uns glücklich zu sehen. Man braucht sich nur an sie zu wenden, um erhört zu werden. […] Obwohl wir Sünder sind, ist sie voll Zärtlichkeit und Mitleid mit uns. Ist nicht das Kind, das der Mutter die meisten Tränen gekostet hat, ihrem Herzen das teuerste? Eilt nicht eine Mutter immer dem schwächsten und gefährdetsten Kind zu Hilfe? Alle Heiligen hatten eine große Verehrung zur Mutter Gottes. Keine Gnade kommt vom Himmel, die nicht durch ihre Hände ginge. Man betritt ein Haus nicht, ohne mit dem Pförtner zu sprechen: Nun gut, die heilige Jungfrau ist die Pförtnerin des Himmels! […] solange die Welt […] besteht, wird sie von allen Seiten bestürmt werden … Sie ist wie eine Mutter mit vielen Kindern, ständig damit beschäftigt, von einem zum anderen zu gehen.

Freitag, 19 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Ja, nun, o Liebe, mein König und mein Gott, nun, o Jesus, mein Geliebter, nimm mich auf in die gütigste Fürsorge deines göttlichen Herzens. Dort, dort, klebe mich fest an deine Liebe, auf dass ich ganz dir lebe. Ja, versenke mich nun in das große Meer deiner abgrundtiefen Barmherzigkeit. Dort, dort übergib mich dem Innersten deiner überströmenden, gütigen Liebe. Ja, nun wirf mich in die verzehrende Flamme deiner lebendigen Liebe. Dort, dort lasse mich, bis dass meine Seele und mein Geist zu Glut und Asche werden, übergehen in dich. Ja, und in meiner Sterbestunde übergib mich der Vorsehung deiner väterlichen Liebe. Dort, dort tröste mich, o du mein süßes Heil, durch den Blick auf deine Gegenwart, die angenehm wie fließender Honig ist. Dort erfrische mich im Genuss des kostbaren Loskaufes, mit dem du mich erlöst hast. Dort rufe mich hin zu dir selbst mit der lebendigen Stimme deiner schönen Liebe. Dort nimmt mich auf in die Umarmung deiner Nachsicht und Versöhnung. Dort ziehe mich an dich selbst im beglückenden Hauch deines lieblich strömenden Geistes, ziehe mich und trinke mich in dich hinein. Dort versenke mich im Kuss vollkommenen Einswerdens, so dass ich dich immer während genieße. Und gib mir nun, dass ich dich sehe, dass ich dich habe und dass ich dich auf ewig in völliger Glückseligkeit genieße; denn meine Seele sehnt sich nach dir, o Jesus, Liebster von allen Liebenswerten. Amen.

Donnerstag, 18 Juni 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Präge dir, fromme Seele, präge deinem Geist ganz tief folgende Lehre ein, die den Meistern des geistlichen Lebens gemeinsam ist: Du musst, wenn du untreu warst, sofort zu Gott zurückkehren, selbst wenn du hundert Mal am Tag fallen würdest; und wenn das geschehen ist, dann versetze dich gleich wieder in den inneren Frieden. […] Unter Freunden, die sich von ganzem Herzen lieben, kommt es nicht selten vor, dass ein Fehlverhalten, wenn es durch demütige Entschuldigungen wiedergutgemacht wird, die Freundschaft noch vertieft. Lass es zwischen Gott und dir genauso sein: Benutze deine Fehler, um die Liebesbeziehung mit ihm zu vertiefen. Es kommt vor, dass du vor einer Entscheidung, die du treffen oder einem Rat, den du geben sollst, unsicher bist. Sei auch hier nicht ängstlich und scheue dich nicht, so mit Gott umzugehen, wie es treue Freunde miteinander tun: Bei jeder Gelegenheit beratschlagen sie sich. Suche also Rat bei Gott, bitte ihn, dir die Lösung einzugeben, die ihm besser gefällt: „Herr, lege auf meine Lippen das Wort, das gesagt werden soll, und in mein Herz den Beschluss, der gefasst werden soll!“ (vgl. Jdt 9,18 Vulg.). Gib mir ein, was ich tun oder antworten soll, und ich werde es tun. „Rede, Herr, denn dein Diener hört“ (vgl. 1 Sam 3,10). Gib Gott immer wieder aufs Neue dieses Zeugnis freundschaftlichen Vertrauens, um es nicht nur in Bezug auf deine eigenen Angelegenheiten zu pflegen, sondern auch in Bezug auf die deines Nächsten. Welch große Freude würdest du seinem Herzen bereiten, wenn du sogar manchmal deine eigenen Sorgen vergessen und ihn an die Interessen seiner Herrlichkeit und an das Unglück der anderen erinnern würdest! […] „O Gott, der du aller Liebe so überaus würdig bist, mache, dass du erkannt und geliebt wirst. Möge deine Herrschaft von allen verehrt und gepriesen werden, möge deine Liebe in allen Herzen herrschen.“ […] Kommen wir zum Schluss. Wenn du das liebende Herz deines Gottes bezaubern willst, solltest du dich bemühen, so oft wie möglich und gewissermaßen unaufhörlich mit ihm zu sprechen, und zwar in der vollkommensten und vertrauensvollsten Freiheit. Er wird es nicht verschmähen, dir zu antworten und seinerseits das Gespräch weiterzuführen.

Mittwoch, 17 Juni 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Nach Überlieferung der Alten sagte der Herr oft den Seinen: „Seid gute Wechsler“. Wenn die Münze nicht von echtem Gold ist, wenn sie ihr Gewicht nicht hat und nicht in der richtigen Weise geprägt ist, so weist man sie als nicht gangbare Münze zurück. Wenn ein Werk nicht von guter Art ist, wenn die Liebe es nicht schmückt, wenn die Absicht nicht fromm ist, so wird es nicht unter die guten Werke aufgenommen. Wenn ich faste, um zu sparen, ist mein Fasten nicht von guter Art. Wenn ich aus Mäßigkeit faste, aber eine Todsünde meine Seele belastet, so fehlt meinem Werk das Gewicht, denn die Liebe gibt dieses allem, was wir tun. Faste ich bloß aus gesellschaftlichen Gründen, um mich meiner Umgebung anzupassen, so trägt dieses Werk nicht das Gepräge einer gültigen Absicht. Faste ich aber aus Mäßigkeit, bin im Zustand der Gnade Gottes und habe die Absicht, durch diese Mäßigkeit der göttlichen Majestät zu gefallen, so wird dieses Werk eine gute Münze sein, geeignet, in mir den Schatz der Liebe zu vermehren. Man verrichtet kleine Dinge dann in ausgezeichneter Weise, wenn man sie in sehr reiner Absicht und mit dem festen Willen tut, Gott zu gefallen. Dann heiligen sie uns in sehr wirksamer Weise. Es gibt Menschen, die viel essen und immer mager, schlaff und kraftlos sind, weil sie nicht gut verdauen können. Es gibt andere, die wenig essen und immer in guter Verfassung und kräftig sind, weil sie einen guten Magen haben. So gibt es auch Seelen, die viele gute Werke verrichten und dabei sehr wenig in der Liebe zunehmen, weil sie diese entweder kalt oder lässig oder mehr aus natürlichem Antrieb oder aus natürlicher Neigung als auf Eingebung Gottes oder aus übernatürlichem Eifer tun. Im Gegensatz dazu gibt es andere, die wenig tun, aber mit so heiligem Willen und so heiliger Absicht, dass sie außerordentlich große Fortschritte in der Liebe machen. Sie haben wenig Talente empfangen, aber sie verwenden diese so treu, dass der Herr sie in reichem Maße dafür belohnen wird (Mt 25,21–23).

Dienstag, 16 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Es gibt in der Kommunität eine Schwester, die das Talent hat, mir in jeder Hinsicht zu missfallen, ihre Manieren, ihre Worte, ihr Charakter schienen mir sehr unangenehm. Sie ist jedoch eine heilige Klosterfrau, die dem Lieben Gott sicher sehr angenehm ist; so wollte ich der natürlichen Antipathie, die ich empfand, nicht nachgeben, ich sagte mir, die Liebe dürfe nicht in Gefühlen bestehen, sondern müsse sich in Werken äußern; nun bemühte ich mich, für diese Schwester zu tun, was ich für den mir liebsten Menschen getan hätte. Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, betete ich für sie zum Lieben Gott und bot ihm alle ihre Tugenden und Verdienste an. Ich fühlte, dies machte Jesus Freude, denn es gibt keinen Künstler, der nicht gern Lob für seine Werke empfängt, und Jesus, der Künstler der Seelen, ist glücklich, wenn man sich nicht beim Äußeren aufhält, sondern bis zum inneren Heiligtum vordringt, das er sich zum Wohnsitz erkoren hat, und dessen Schönheit bewundert. Ich gab mich nicht damit zufrieden, viel für die Schwester zu beten, die mir so viele Kämpfe verursachte, ich suchte ihr alle möglichen Dienste zu leisten, und wenn ich in Versuchung kam, ihr auf unangenehme Art zu antworten, begnügte ich mich damit, ihr mein liebenswürdigstes Lächeln zu zeigen, und versuchte, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken […] Oft auch, wenn ich außerhalb der Rekreation (ich meine während der Arbeitsstunden) mit dieser Schwester eine gemeinsame Arbeit zu verrichten hatte, und meine inneren Kämpfe zu heftig wurden, rannte ich wie ein Fahnenflüchtiger davon. Da sie völlig ahnungslos war in Bezug auf das, was ich für sie empfand, hat sie nie Verdacht geschöpft über die Beweggründe meines Verhaltens und bleibt überzeugt, ihr Charakter sei mir angenehm. Eines Tages in der Rekreation sagte sie mit sehr zufriedener Miene ungefähr folgende Worte zu mir: „Schw. Th. vom Kinde Jesus, würden Sie mir sagen, was Sie so sehr zu mir hinzieht, jedes Mal, wenn Sie mich anblicken, sehe ich Sie lächeln?“ Ach! Was mich anzog, war Jesus, verborgen auf dem Grund ihrer Seele … Jesus, der das Bitterste süß macht …

Montag, 15 Juni 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Christus sagt: „Wer dir das Hemd wegnimmt, dem gib auch deinen Mantel; wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ (vgl. Mt 5,40; vgl. Lk 6,30–31). So wollen wir uns nicht betrüben wie Leute, die man gegen ihren Willen enteignet hat, sondern im Gegenteil uns freuen, wie Leute, die frohen Herzens gegeben haben, weil wir ja dem Nächsten lieber etwas absichtslos geben, als es ihm unter Zwang abzutreten. Weiter sagt Christus: „Wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm“, damit du ihm nicht wie ein Sklave folgst, sondern ihm wie ein Freier vorangehst, indem du dich in allem für den Nächsten dienstbereit und nützlich erweisest, nicht auf ihre Bosheit schauend, sondern deine Güte vervollkommnend, dich anpassend deinem „Vater, der seine Sonne über Gute und Böse aufgehen lässt und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“ (vgl. Mt 5,45). Das aber löst, wie wir gesagt haben, das Gesetz nicht auf, sondern erfüllt es und erweitert es in uns, sodass man sagen könnte, unsern Herzen sei eine größere Wirksamkeit der Freiheit und vollere Unterwerfung und Ergebenheit gegen unsern Erlöser eingeprägt. Denn deswegen hat er uns nicht befreit, dass wir ihn verlassen […] sondern damit wir, die wir mehr Gnade erlangt haben, ihn auch mehr lieben. Je mehr wir aber ihn lieben werden, umso größeren Ruhm werden wir von ihm erlangen, wenn wir dereinst immer in der Anschauung des Vaters leben werden.

Sonntag, 14 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Für den Empfang der Kommunion des Lebens schenkenden Leibes und Blutes Jesu Christi, des makellosen Lammes: Dein ehrwürdiger Leib und dein kostbares Blut, du mein Herr Jesus Christus, mögen meinen Leib und meine Seele für das ewige Leben behüten. Amen. Dein Frieden sei mit mir. In dir, o Jesus, du wahrer Friede, möchte ich ewig Frieden über Frieden haben, damit ich durch dich zu dem Frieden gelange, der alle Sinn weit übersteigt, dorthin, wo ich dich, voll Freude in dir, auf ewig anschauen werde. Wünsch’ dir während dieser Kommunion, dass dein ganzes Leben in Gemeinschaft mit Christus in Gott verborgen sei und du selbst in der Todesstunde vollkommen vollendet angetroffen wirst: O Jesus, du süßester Gastfreund meiner Seele, von ganzem Herzen Geliebtester, deine süße Einverleibung sei heute für mich Vergebung aller meiner Sünden, Vervollkommnung all dessen, was ich vernachlässigt habe, und Genesung meines ganzen verderbten Lebens. Sie sei für mich ein ewiges Heil und eine Erneuerung meiner Seele und meines Körpers. Sie entzünde die Liebe, stelle meine Standhaftigkeit wieder her und werde zur immerwährenden Vollendung meines Lebens in dir. Sie sei Freiheit für meinen Geist, Heilung meines Lebens, Ehrbarkeit meiner Lebensführung. Sie sei für mich ein Schutz für meine Geduld, Wahrzeichen meiner Demut, Stütze meines Vertrauens, Trost in meiner Trauer, eine Hilfe für meine Beharrlichkeit. Sie sei mir Ausrüstung für den Glauben, Kraft meiner Hoffnung, meiner Liebe Vollendung, deiner Gebote Erfüllung, meines Gemütes Erneuerung. Sie sei Heiligung in der Wahrheit und höchste Vollendung eines ganzen gottgeweihten Lebens. Sie sei für mich Ursprung eines tugendreichen und Ende eines lasterhaften Lebens, das Aufblühen alles Guten und die beständige Verheißung deiner Liebe, damit […] ich am Ende dieses Lebens […], befreit von den Lasten dieses Lebens, in Ewigkeit voll Freude beim Mahl sitze und jauchze über die Reichtümer deiner Liebe, so wie die Braut sich freut an den Wonnen, die ihr König ihr bereitet. Amen.

Samstag, 13 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Ich kann nun das einmal Geschehene nicht mehr ungeschehen machen, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu dieser Majestät meine Zuflucht zu nehmen und auf die Verdienste Jesu Christi und seiner jungfräulichen Mutter zu vertrauen, deren Kleid ich trotz meiner Unwürdigkeit trage. Auch ihr traget dieses Kleid; lobpreiset Gott dafür! Denn ihr seid in Wahrheit Töchter dieser Herrin. Ihr müsst euch deshalb nicht schämen, dass ich so böse bin, da ihr eine so heilige Mutter habt. Folget ihr nach und erwäget, wie erhaben diese Herrin sein muss, welch ein Glück es ist, sie zur Beschützerin zu haben […] Auf eines jedoch möchte ich euch aufmerksam machen: Ihr dürft euch deshalb nicht für sicher halten, weil […] ihr eine so heilige Mutter habt […] Wir, die wir das Ordenskleid tragen, sind vielleicht der Ansicht, als sei damit schon alles getan, dass wir es freiwillig angenommen und um Gottes willen alle Dinge der Welt und unseren Besitz verlassen haben; denn waren dies auch nur Fischernetze, wie sie der hl. Petrus verlassen, so glaubt doch der, der seinen ganzen Besitz hingibt, viel zu geben. Dies ist allerdings eine sehr gute Vorbereitung, wenn man dabei beharrlich ist und nicht wieder, auch nicht dem Verlangen nach, zu dem Ungeziefer der ersten Gemächer zurückkehrt. Wer in der Losschälung von allem verharrt, wird ohne Zweifel das Ziel seines Strebens erreichen, vorausgesetzt, dass er sich, was wohl zu beachten ist, für einen unnützen Knecht hält, wie der hl. Paulus oder Christus sagt (Lk 17,10); er glaube nicht, unseren Herrn verpflichtet zu haben, ihm solche Gnaden zu erweisen; vielmehr sei er der Überzeugung, umso mehr schuldig zu sein, je mehr er empfangen habe.

Freitag, 12 Juni 2020 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die eheliche Liebe zeigt sich uns in ihrem wahren Wesen und Adel, wenn wir sie von ihrem Quellgrund hersehen; von Gott, der „Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4–8) […]. Weit davon entfernt, das bloße Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit vom Schöpfergott in weiser Voraussicht so eingerichtet, dass sie in den Menschen seinen Liebesplan verwirklicht. Darum streben Mann und Frau durch ihre gegenseitige Hingabe, die ihnen in der Ehe eigen und ausschließlich ist, nach jener personalen Gemeinschaft, in der sie sich gegenseitig vollenden, um mit Gott zusammenzuwirken bei der Weckung und Erziehung neuen menschlichen Lebens. Darüber hinaus hat für die Getauften die Ehe die hohe Würde eines sakramentalen Gnadenzeichens, und bringt darin die Verbundenheit Christi mit seiner Kirche zum Ausdruck. In diesem Licht wird die besondere Eigenart und Forderung der ehelichen Liebe deutlich. […] An erster Stelle müssen wir sie als vollmenschliche Liebe sehen; das heißt als sinnenhaft und geistig zugleich. Sie entspringt darum nicht nur Trieb und Leidenschaft, sondern auch und vor allem einem Entscheid des freien Willens, der darauf hindrängt, in Freud und Leid des Alltags durchzuhalten, ja dadurch stärker zu werden: so werden dann die Gatten ein Herz und eine Seele und kommen gemeinsam zu ihrer menschlichen Vollendung. Weiterhin ist es Liebe, die aufs Ganze geht; jene besondere Form personaler Freundschaft, in der die Gatten alles großherzig miteinander teilen, weder unberechtigte Vorbehalte machen noch ihren eigenen Vorteil suchen. Wer seinen Gatten wirklich liebt, liebt ihn um seiner selbst willen, nicht nur wegen dessen, was er von ihm empfängt. Und es ist seine Freude, daß er durch seine Ganzhingabe bereichern darf. Die Liebe der Gatten ist zudem treu und ausschließlich bis zum Ende des Lebens; so wie sie Braut und Bräutigam an jenem Tag verstanden, da sie sich frei und klar bewusst durch das gegenseitige eheliche Jawort aneinandergebunden haben. […] Diese Liebe ist schließlich fruchtbar, da sie nicht ganz in der ehelichen Vereinigung aufgeht, sondern darüber hinaus fortzudauern strebt und neues Leben wecken will.

Mittwoch, 10 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Der heutige Besuch will einen entschiedenen Beitrag leisten zur Festigung der guten Beziehungen zwischen unseren beiden Gemeinschaften […] Wir sind uns alle bewusst, dass aus dem reichen Inhalt dieser Nr. 4 der Erklärung Nostra aetate drei Punkte besonders wichtig sind. […] Der erste Punkt ist der, dass die Kirche Christi ihre „Bindung“ zum Judentum entdeckt, indem sie sich auf ihr eigenes Geheimnis besinnt (vgl. Nostra aetate, Nr. 4, Absatz 1). Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderen Religion. Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder. […] Ferner muss gesagt werden, dass der eingeschlagene Weg noch an den Anfängen steht. Deshalb bedarf es […] noch ziemlich viel, um jede – auch die subtile – Form des Vorurteils zu überwinden […] und somit […] das wahre Antlitz der Juden und des Judaismus wie auch der Christen und des Christentums zu zeigen […] Niemandem entgeht, dass der anfängliche grundsätzliche Unterschied in der Zustimmung der Katholiken zur Person und zur Lehre Jesu von Nazaret besteht, der ein Sohn eures Volkes ist, aus dem auch die Jungfrau Maria, die Apostel – Fundament und Säulen der Kirche – und die Mehrzahl der Gläubigen der ersten christlichen Gemeinde stammen. […] Ferner muss gesagt werden, dass die Wege, die für unsere Zusammenarbeit offenstehen im Licht des vom Gesetz und von den Propheten stammenden gemeinsamen Erbes, vielfältig und bedeutend sind. Wir möchten vor allem erinnern an die Zusammenarbeit zum Wohl des Menschen […], zugunsten seiner Würde, seiner Freiheit, seiner Rechte, seiner Entfaltung in einer Gesellschaft […], wo die Gerechtigkeit regiert und wo […] der Friede herrscht, der shalom, der von den Gesetzgebern, von den Propheten und von den Weisen Israels herbeigesehnt worden ist. […] Möge von diesem meinen Besuch und von unserer gefundenen Eintracht und gelösten Atmosphäre wie aus dem Strom, den Ezechiel von der östlichen Pforte des Tempels in Jerusalem hervorbrechen sah (vgl. Ez 47,1ff.), eine frische und wohltuende Quelle entspringen, die die vielen Wunden zu heilen hilft, an denen Rom leidet. Wenn wir das tun, so erlaube ich mir zu sagen, werden wir unseren jeweiligen heiligsten Verpflichtungen treu sein, aber auch jener, die uns am tiefsten verbindet und eint: der Glaube an den einen Gott, der „die Fremden liebt“ und „den Waisen und Witwen ihr Recht verschafft“ (vgl. Dtn 10,18), indem auch wir uns bemühen, sie zu lieben und ihnen beizustehen (vgl. ebd. und Lev 19,18.34). Die Christen haben diesen Willen des Herrn von der Torah gelernt, die ihr hier verehrt, und von den Worten Jesu, der die Liebe, die die Torah fordert, bis in die äußersten Konsequenzen verwirklicht hat.

Dienstag, 9 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eine Person wurde dadurch beschwert, dass sie in den verschiedenen Sorgen ihres Dienstes ein Hindernis des Gebetes zu haben glaubte. Als Gertrud darum für sie betete, empfing sie folgende Antwort: „Ich habe sie nicht dazu erwählt, dass sie nur eine Stunde des Tages mir diene, sondern sie soll den ganzen Tag ohne Unterbrechung bei mir sein, das heißt alle ihre Werke beständig zu meiner Ehre verrichten, und zwar in der Absicht, mit der sie beten möchte. Auch verlange sie bei allen Werken ihres Dienstes, es möchten alle, die sich ihrer Arbeiten bedienen, nicht bloß körperlich erquickt, sondern auch im Geist zu meiner Liebe angezogen und in jeglichem Guten gestärkt werden. Sooft sie dies tut, würzt sie gleichsam die einzelnen Gerichte ihrer Werke und Arbeiten für mich auf das schmackhafteste.“

Montag, 8 Juni 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt nichts Schöneres als eine reine Seele … Wenn man dies begreifen würde, könnte man die Reinheit nie verlieren. […] Eine reine Seele gleicht einer schönen Perle. Solange sie in einer Muschel auf dem Meeresboden verborgen liegt, kommt es niemandem in den Sinn, sie zu bewundern. Wenn ihr sie aber ins Sonnenlicht bringt, glänzt und funkelt sie und zieht die Blicke auf sich. […] Die Reinheit ist ein Geschenk des Himmels. Man muss sie von Gott erbitten. Wenn wir darum bitten, werden wir sei erhalten. Man muss sehr achtgeben, sie nicht zu verlieren. Wir müssen unser Herz dem Stolz, der Sinnlichkeit und allen anderen Leidenschaften verschließen […] Meine Kinder, wir können den Einfluss, den eine reine Seele auf den lieben Gott hat, nicht begreifen: sie erhält alles, was sie will. Eine reine Seele ist bei Gott wie ein Kind bei seiner Mutter. Es liebt und herzt sie, und die Mutter erwidert ihm seine Zärtlichkeiten. Um die Reinheit zu bewahren, gibt es drei Dinge: die Gegenwart Gottes, das Gebet und die Sakramente.

Sonntag, 7 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Du thronest an des Vaters rechter Hand Im Reiche seiner ew’gen Herrlichkeit Als Gottes Wort von Anbeginn. Du herrschest auf dem allerhöchsten Thron Auch in verklärter menschlicher Gestalt, Seitdem vollbracht Dein Erdenwerk. So glaube ich, weil es Dein Wort mich lehrt, Und weil ich glaube, weiß ich es beglückt, Und sel’ge Hoffnung draus erblüht: Denn wo Du bist, da sind die Deinen auch, Der Himmel ist mein herrlich Vaterland, Ich teil’ mit Dir des Vaters Thron. Der Ewige, der alle Wesen schuf, Der, dreimal heilig, alles Sein umfaßt, Hat noch ein eig’nes stilles Reich. Der Menschenseele innerstes Gemach Ist des Dreifalt’gen liebster Aufenthalt, Sein Himmelsthron im Erdenland. Dies Himmelreich aus Feindeshand zu lösen, Ist Gottes Sohn als Menschensohn gekommen, Er gab sein Blut als Lösepreis. Im Herzen Jesu, das durchstochen ward, Sind Himmelreich und Erdenland verbunden, Hier ist für uns des Lebens Quell. Dies Herz ist der Dreifalt’gen Gottheit Herz Und aller Menschenherzen Mittelpunkt, Das uns der Gottheit Leben spendet. Es zieht uns an sich mit geheimer Macht, Es birgt in sich uns in des Vaters Schoß Und strömt uns zu den Heil’gen Geist.

Samstag, 6 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Ohn’ in mir zu leben, leb’ ich, und so hohes Leben hoff’ ich, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Jene Einigung mit Gott durch die Lieb’, in der ich lebe, übergibt mir Gott gefangen, während sie mein Herz befreit; doch zu schmerzlich ist es mir, Gott zu seh’n in meinen Banden, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. (…) O wie ist dies Leben lang, und wie hart ist dieses Elend, dieser Kerker, diese Ketten, drin die Seele ist gelegt! Mit so herben Schmerzen quält schon die Hoffnung auf Errettung, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Ach wie ist das Leben herb, wenn man Gottes nicht genießet; und wenn auch die Liebe süß ist, ist’s die lange Hoffnung nicht. Nimm von mir, Gott, diese Last, die so schwer wie Blei mich drücket, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Nur die Hoffnung auf den Tod hält mich immer noch am Leben; denn sie gibt mir das Vertrauen, dass der Tod mir Leben bringt. Tod, aus dem das Leben quillt, säume nicht, auf dich nur hoff’ ich dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Sieh’, wie stark die Liebe ist! (vgl. Hld 8,6) Leben, sei mir nimmer lästig: Dich gewinnt, wer dich verlieret, (vgl. Lk 9,24) und nichts andres führt zum Ziel. Komme denn, o süßer Tod, komm, o sanftes leichtes Sterben; denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Jenes Leben droben nur kann man wahres Leben nennen. Nimmer freut man sich des Lebens, ehe dieses Leben stirbt. Tod, sei gegen mich nicht spröd, dann erst leb’ ich, wenn ich sterbe; denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Leben, was kann meinem Gott der in mir lebt, ich sonst geben, als dass gern ich dich verliere, mehr an IHM mich zu erfreu’n? IHN möcht’ sterbend ich um fah’n, denn in IHM ruht mein Verlangen, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe.

Freitag, 5 Juni 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Beachte wohl, wie es sich mit dem Mysterium Christi verhält! Aus dem Schoß der Jungfrau ist er geboren, Diener und Herr zugleich; Diener, um ein Werk zu vollbringen, Herr, um Befehle zu erteilen, um Gott ein Königreich im menschlichen Herzen einzurichten. Er hat eine doppelte Herkunft, ist aber ein einziges Wesen. Er ist nicht jemand anderes, wenn er aus dem Vater hervorgeht und nicht jemand anderes, wenn er aus der Jungfrau hervortritt. Sondern er ist derselbe, der vor aller Zeit aus dem Vater geboren, zur festgesetzten Zeit von der Jungfrau Fleisch angenommen hat. Darum wird er sowohl Diener als auch Herr genannt: Diener wegen uns, aber aufgrund der Einheit mit dem göttlichen Wesen, dem Gott von Gott, dem Ursprung allen Ursprungs, ist er Sohn, der dem Vater in allem gleich ist und somit Gott gleich. Der Vater hat nämlich nicht einen Sohn gezeugt, der ihm fremd wäre, sondern einen Sohn, von dem er aussagt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17) […] Der Diener behält immerfort die Bezeichnungen seiner Würde. Ist Gott groß, ist es auch der Diener: indem er Fleisch annimmt, verliert er nichts von seiner „Größe, die kein Ende kennt“ (vgl. Ps 144(145),3 Vulg.). […] „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2, 6–7). […] Als Sohn Gottes ist er also Gott gleich; und indem er Mensch wurde, hat er die Knechtsgestalt angenommen; „er hat den Tod erlitten“ (vgl. Hebr 2,9), er dessen „Größe, kein Ende kennt“. […] Wie gut ist doch diese Knechtsgestalt, die uns alle befreit hat! Wahrlich, wie gut ist sie! Sie hat ihm den Namen verdient, „der größer ist als alle Namen“! Wie gut ist seine Erniedrigung! Sie hat bewirkt, dass „alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil 2,10–11).

Donnerstag, 4 Juni 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Gott ist es, den wir lieben und die Liebe zu Gott ist das erste Gebot; aber das zweite entspricht ihm, weil wir Gott die Liebe, die er uns erwiesen hat, nur mittels der anderen zurückschenken können. Es besteht die Gefahr, dass das zweite Gebot zum ersten wird. Hier aber können wir einen Gegentest machen und prüfen, ob wir jeden Menschen lieben, also Christus lieben, Gott in jedem Menschen lieben, ohne Bevorzugung, ohne Kategorien, ohne Ausnahme. Die zweite Gefahr besteht darin, dass wir es nicht zu Stande bringen und auch nicht bringen werden, wenn wir die Nächstenliebe vom Glauben und der Hoffnung abkoppeln. Der Glaube und die Hoffnung erwachsen aus dem Gebet. Ohne Gebet können wir nicht lieben. […] Denn nur der Glaube und die Hoffnung, die durch das Gebet vermehrt werden, vermögen den Weg unserer Liebe von ihrem lästigsten Hindernis zu befreien: die Sorge um uns selbst. Die dritte Gefahr ist die, dass wir nicht „wie Jesus uns geliebt hat“, sondern auf rein menschliche Art lieben. Und das ist vielleicht die größte Gefahr. […] Es ist nicht unsere Liebe, die wir zu geben haben: es ist Gottes Liebe. Die Liebe Gottes, die eine göttliche Person ist, die ein Geschenk Gottes an uns ist, die aber ein Geschenk bleibt, das sozusagen durch uns hindurchgehen, uns durchdringen [durchbohren] muss, um anderswo hinzugehen, um in andere hineinzugehen.

Mittwoch, 3 Juni 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Schrift und die Überlieferung lehren und preisen stets die Grundwahrheit: „Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen“ (1. Vatikanisches K.: DS 3025). Wie der hl. Bonaventura erklärt, hat Gott alles erschaffen „nicht um seine Herrlichkeit zu mehren, sondern um seine Herrlichkeit zu bekunden und mitzuteilen“ (sent. 2,1,2,2,1). Gott hat nämlich keinen anderen Grund zum Erschaffen als seine Liebe und Güte: „Die Geschöpfe gingen aus der mit dem Schlüssel der Liebe geöffneten Hand [Gottes] hervor“ (Thomas v. A., sent. 2, prol.). […] Gottes Ehre ist es, dass sich seine Güte zeigt und mitteilt. Dazu ist die Welt geschaffen. „Er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade“ (Eph 1,5–6). „Denn Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch; das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes. Wenn ja schon die Offenbarung Gottes durch die Schöpfung allen, die auf Erden leben, das Leben verleiht, wieviel mehr muss dann die Kundgabe des Vaters durch das Wort denen, die Gott schauen, Leben verleihen“ (Irenäus, hær. 4,20,7). Das letzte Ziel der Schöpfung ist es, dass Gott „der Schöpfer von allem, endlich ,alles in allem‘ (1 Kor 15,28) sein wird, indem er zugleich seine Herrlichkeit und unsere Seligkeit bewirkt“ (AG 2).

Dienstag, 2 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

O Seele, suche dich in Mir, und Seele, suche Mich in dir. Die Liebe hat in Meinem Wesen dich abgebildet treu und klar; kein Maler lässt so wunderbar o Seele deine Züge lesen. Hat doch die Liebe dich erkoren als Meines Herzens schönste Zier; bist du verirrt, bist du verloren, o Seele suche dich in Mir. In Meines Herzens Tiefe trage Ich dein Portrait, so echt gemalt; sähst du, wie es vor Leben strahlt, verstummte jede bange Frage. Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet, dann such nicht dort und such nicht hier; gedenk, was dich im Tiefsten bindet, und, Seele, suche Mich in dir. Du bist Mein Haus und Meine Bleibe, bist Meine Heimat für und für; Ich klopfe stets an deine Tür, dass dich kein Trachten von Mir treibe. Und meinst du, Ich sei fern von hier, dann ruf Mich, und du wirst erfassen, dass Ich dich keinen Schritt verlassen; und, Seele, suche Mich in dir.

Montag, 1 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Christus hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben“ (vgl. 2 Kor 5,18). Paulus zeigt hier sowohl die Würde der Apostel, indem er hinweist auf die Größe des Dienstes, der in ihre Hände gelegt ist, als auch das Übermaß der Liebe Gottes. Denn selbst dann, als die Menschen den erschienenen Gesandten nicht hatten hören wollen, ergrimmte Gott nicht über die Menschen, noch überließ er sie ihrem Schicksal, sondern unablässig fährt er fort, teils selbst, teils durch andere zu mahnen. […] „Und der in (auf) uns gelegt hat das Wort der Versöhnung“ (vgl. 5,19). Wir sind also nicht gekommen, um ein mühseliges Werk zu verrichten, sondern um alle zu Freunden Gottes zu machen. Denn nachdem sie mir, spricht Gott, nicht folgen wollten, so ermahnt ihr sie solange weiter, bis ihr sie überredet habt. Darum heißt es dann: „Für Christus sind wir demnach Gesandte, als ob Gott durch uns ermahnte. Wir bitten für Christus. Versöhnt euch mit Gott“ (vgl. 2 Kor 5,20). […] Was lässt sich mit einer so überschwenglichen Liebe vergleichen? Gott ist es, der beleidigt worden, und zwar nach Erweisung unzähliger Wohltaten; aber statt der Bestrafung gab er seinen Sohn, damit wir ausgesöhnt würden; aber die ihn empfingen, töteten den Sohn, statt sich zu versöhnen. Wieder schickte Gott andere Gesandte, die da mahnen sollten; aber obschon er sie gesendet, fährt er dennoch fort, selbst zu mahnen. Und zu was ermahnt er? „Versöhnt euch mit Gott!“ Es heißt nicht: Versöhnt Gott mit euch; denn nicht Gott hält Feindschaft, sondern ihr; denn Gott hält niemals Feindschaft.

Sonntag, 31 Mai 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

So bitten wir nun den gütigsten Vater durch dich, seinen eingeborenen Sohn, der für uns Mensch wurde, den Kreuzestod erlitt und verherrlicht wurde, er sende aus seinen Schatzkammern auf uns den Heiligen Geist, der über dir in der Fülle ruhte: Den Geist der Weisheit, durch die wir die Frucht des Lebensbaumes, der in Wahrheit du bist, und ihren lebensspendenden Geschmack verkosten, die Gabe der Einsicht, die Licht in unseres Geistes Augen strahlt, die Gabe des Rates, so dass wir deinen Spuren folgen, auf rechtem Pfade wandern, die Gabe der Stärke, in der wir der Gewalt andringender Feinde die Kraft zu nehmen vermögen, die Gabe des Wissens, durch die wir, erfüllt vom Glanze deiner heiligen Belehrung, Gut und Böse zu unterscheiden verstehen, die Gabe der Barmherzigkeit, in der wir uns bekleiden mit herzlichem Erbarmen, die Gabe auch der Furcht, in der wir unsern Schritt von jedem bösen Weg zurückziehn, und unsere Ruhe finden, weil das Gewicht der Ehrfurcht, die deiner ewigen Majestät gebührt, uns stillt. Um diese Gaben sollen wir auf deine Bitte hin flehen in dem heiligen Gebet, das du uns gelehrt hast. Diese Gaben, so bitten wir auch jetzt, wollest du uns durch dein heiliges Kreuz gewähren, zum Lob deines allerheiligsten Namens, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist sei alle Ehre, Lob, Dank, Herrlichkeit und Herrschaft für alle Zeiten. So sei es [Amen].

Samstag, 30 Mai 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Auf die Liebe Jesu zu seinem treuen Jünger weisen die Worte hin: „Petrus wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte und der beim Abendmahl an seiner Brust gelegen hatte“ (vgl. Joh 21,20). Wer dem Herrn wirklich folgt, will, dass ihm alle folgen: deshalb wendet er sich dem Nächsten aufmerksam zu, betet und verkündet das Wort Gottes. Das Sich-Umwenden des Petrus bedeutet all das. Den gleichen Gedanken finden wir in der Offenbarung: „Der Geist und die Braut – Christus und die Kirche – sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm!“ (vgl. Offb 22,17). Christus spricht durch innere Eingebungen, die Kirche durch Verkündigung zum Menschen: „Komm!“ Und wer diese Worte hört, sagt zu seinem Nächsten: „Komm!“, das heißt: „Folge Jesus!“ Als Petrus sich umwandte, sah er also direkt hinter sich den Jünger gehen, den Jesus liebte. Jesus liebt den, der ihm nachfolgt. Obwohl sein Name nicht genannt wird, unterscheidet sich Johannes von den Anderen; nicht, weil Jesus nur ihn liebte, sondern weil er ihn mehr liebte als die anderen. Er liebte alle anderen, aber dieser war ihm vertrauter. […] Er ist es, „der beim Abendmahl an seiner Brust gelegen hatte“ (vgl. Joh 21,20). Es war ein starkes Zeichen der Liebe, dass nur er sich an die Brust Jesu legen konnte, in dem „alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind (vgl. Kol 2,3). […] So werden wir beim himmlischen Abendmahl in Ewigkeit gesättigt und werden mit Johannes an der Brust Jesu liegen. In der Brust ist das Herz, im Herzen die Liebe. Wir werden in seiner Liebe ruhen, weil wir ihn aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele lieben und in ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis finden werden. […] Ihm sei Lob und Ehre, von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Donnerstag, 28 Mai 2020 : Kommentar Guigo von Kastell

Man muss Christus nachfolgen, ihm anhangen; man darf nicht von ihm weichen bis zum Tod. So wie Elischa zu seinem Meister sagte: „So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht“ (2 Kön 2,2). […] Folgen wir also Christus nach und binden wir uns an ihn! „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, sagt der Psalmist (73(72),28) und „meine Seele hängt an dir, Herr, deine rechte Hand hält mich fest“ (vgl. Ps 63(62),9). Der hl. Paulus setzt hinzu: „Wer sich […] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17): nicht nur ein Leib, sondern ein Geist. Von Christi Geist lebt sein ganzer Leib, durch den Leib Christi kommt man zum Geist Christi. Bleibe also durch den Glauben im Leib Christi, und du wirst eines Tages ein Geist mit ihm sein. Du bist schon durch den Glauben mit seinem Leib vereinigt; in der (seligen) Schau wirst du auch mit seinem Geist vereinigt sein. Nicht, dass wir dort oben körperlos schauen würden; aber unsere Körper werden geistlicher Art sein (vgl. 1 Kor 15,44). „Vater“, sagt Christus, „ich will, dass sie eins seien in uns, wie du, Vater, und ich eins sind, damit die Welt glaubt“ (vgl. Joh 17,21–22): hier haben wir die Einheit durch den Glauben. Und dann bittet er: „Sie sollen vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt“ (vgl. Joh 17,23): hier haben wir die Einheit durch die Schau. Das ist die Art und Weise, sich geistlich zu nähren vom Leib Christi: einen reinen Glauben an ihn haben, durch die ständige Betrachtung den Inhalt dieses Glaubens suchen, durch den Verstand das Gesuchte finden, den Gegenstand unserer Entdeckung glühend lieben, so weit wie möglich den nachahmen, den wir lieben, und indem wir ihn nachahmen, ihm beständig anhangen, um zur ewigen Vereinigung zu gelangen.

Freitag, 29 Mai 2020 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Ein Hirte im eigentlich Sinne ist, wer fähig ist, die verlorenen vernunftbegabten Schafe durch Arglosigkeit, eigenen Eifer und Gebet zu suchen und aufzurichten. Ein Steuermann ist, wer von Gott und durch eigene Anstrengungen geistige Kraft erhielt und es vermag, das Schiff nicht nur den hohen Wellen, sondern auch dem Abgrund selbst zu entreißen. Ein Arzt ist, wer Leib und Seele gesund hat und für sie kein Pflaster benötigt. Ein guter Steuermann wird das Schiff retten und ein guter Hirte die kranken Schafe beleben und aufrichten. Umso folgsamer die Schafe ohne zu säumen dem Hirten nachfolgen und Fortschritte machen, desto mehr rechtfertigt er sie vor dem Hausherrn. Der Hirt sollte die zögernden und fressgierigen Schafe, die zurückbleiben, mit den Steinen des Wortes bewerfen, da ja auch dies ein Merkmal eines guten Hirten ist. Den wahren Hirten wird die Liebe ausweisen, denn aus Liebe wurde der Hirt gekreuzigt.

Mittwoch, 27 Mai 2020 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Wer sich unnötigerweise an Nichtigkeiten bindet, geht der Barmherzigkeit verlustig, die ihm angeboten ist“ (vgl. Jona 2,9 LXX). Gott ist von Natur aus barmherzig und bereit, durch Milde die zu retten, die er durch Gerechtigkeit nicht retten kann. Wir aber missbrauchen und verlieren durch unsere Laster die Barmherzigkeit, die bereitsteht und sich anbietet. […] Obwohl die Barmherzigkeit, das heißt Gott selbst, beleidigt wurde, verlässt er die nicht, die sich an Nichtigkeiten binden und verflucht sie nicht, denn „der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade“ (Ps 145(144),8). Vielmehr wartet er darauf, dass sie zurückkehren. Sie jedoch wenden sich willentlich von der Barmherzigkeit ab, die da vor ihnen liegt. […] „Aber ich will dir mit lautem Lob und Dank ein Opfer darbringen. Die Gelübde, die ich abgelegt habe, werde ich Dir, Herr, als Zeichen der Errettung erfüllen“ (vgl. Jona 2,10 LXX). […] Ich, der ich zum Heil vieler verschlungen worden bin, biete dir ein Opfer des Lobes und des Dankes an, indem ich mich selbst anbiete. Denn „Christus, unser Paschalamm, ist geopfert worden“ (vgl. 1 Kor 5,7). Als wahrer Hohepriester und Opferlamm hat er sich für uns hingegeben. – Und ich werde dir danken, sagt er, wie ich dir gedankt habe mit den Worten: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde“ (Mt 11,25), und ich erfülle die Gelübde, die ich zum Heil aller gelobt habe, damit „keiner von denen, die du mir gegeben hast, zugrunde geht“ (vgl. Joh 6,39). Wir sehen, was der Herr in seiner Passion für unser Heil versprochen hat. Machen wir Jesus nicht zum Lügner, sondern lasst uns rein und frei von aller Sünde sein, damit er uns Gott anbieten kann, dem er uns geweiht hat.

Dienstag, 26 Mai 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Im großen Credo der Kirche schließt der Mittelteil, der das Geheimnis Christi von der ewigen Geburt aus dem Vater und von der zeitlichen Geburt aus Maria der Jungfrau über Kreuz und Auferstehung bis zu seiner Wiederkunft behandelt, mit den Worten: „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Der Ausblick auf das Gericht hat die Christenheit von frühesten Zeiten an als Maßstab des gegenwärtigen Lebens, als Forderung an ihr Gewissen und zugleich als Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit bis in das alltägliche Leben hinein bestimmt. Der Glaube an Christus hat nie nur nach rückwärts und nie nur nach oben, sondern immer auch nach vorn, auf die Stunde der Gerechtigkeit hingeblickt, die der Herr wiederholt angekündigt hatte. […] In ihm, dem Gekreuzigten, ist die Verneinung falscher Gottesbilder bis zum äußersten gesteigert. Nun zeigt Gott gerade in der Gestalt des Leidenden, der die Gottverlassenheit des Menschen mitträgt, sein eigenes Gesicht. Dieser unschuldig Leidende ist zur Hoffnungsgewissheit geworden: Gott gibt es, und Gott weiß, Gerechtigkeit zu schaffen auf eine Weise, die wir nicht erdenken können und die wir doch im Glauben ahnen dürfen. Ja, es gibt die Auferstehung des Fleisches. Es gibt Gerechtigkeit. Es gibt den „Widerruf“ des vergangenen Leidens, die Gutmachung, die das Recht herstellt. Daher ist der Glaube an das Letzte Gericht zuallererst und zuallermeist Hoffnung – die Hoffnung, deren Notwendigkeit gerade im Streit der letzten Jahrhunderte deutlich geworden ist. Ich bin überzeugt, dass die Frage der Gerechtigkeit das eigentliche, jedenfalls das stärkste Argument für den Glauben an das ewige Leben ist. Das bloß individuelle Bedürfnis nach einer Erfüllung, die uns in diesem Leben versagt ist, nach der Unsterblichkeit der Liebe, auf die wir warten, ist gewiss ein wichtiger Grund zu glauben, dass der Mensch auf Ewigkeit hin angelegt ist, aber nur im Verein mit der Unmöglichkeit, dass das Unrecht der Geschichte das letzte Wort sei, wird die Notwendigkeit des wiederkehrenden Christus und des neuen Lebens vollends einsichtig.

Samstag, 23 Mai 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Bedenkt, meine Kinder, der Schatz eines Christen liegt nicht auf Erden, er ist im Himmel. Dorthin müssen wir unsere Gedanken richten, wo unser Schatz ist. Der Mensch hat eine schöne Aufgabe, nämlich zu beten und zu lieben … Lasst uns deshalb beten und lieben! Darin besteht die menschliche Seligkeit auf Erden. Das Gebet ist nichts anderes, als sich mit Gott vereinen. Wenn unser Herz rein und mit Gott verbunden ist, fühlen wir in uns eine süße, berauschende Labung und ein blendendes Licht. In dieser innigen Gemeinschaft sind Gott und die Seele wie zwei zusammengeschmolzene Wachsstücke, die man nicht mehr trennen kann. Diese Vereinigung Gottes mit seinem kleinen Geschöpf ist etwas Wunderbares – ein unbegreiflich großes Glück. Wir hatten es verdient, nicht mehr beten zu können, aber Gott hat uns in seiner Güte erlaubt, mit ihm zu sprechen. Unser Gebet ist der Weihrauch, den er mit größtem Wohlgefallen annimmt. Meine Kinder, klein ist euer Herz, doch das Gebet macht es groß und fähig, Gott zu lieben. Das Gebet ist ein Vorgeschmack des Himmels, ein Labsal aus dem Paradies. Niemals lässt es uns ohne Trost. Wie Honig ist es, der in die Seele fließt und alles versüßt. Im guten Gebet schmilzt das Leid wie der Schnee in der Sonne.

Freitag, 22 Mai 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Was hat es uns genützt, in Kümmernis zu fallen, uns, die unaufhörlich beten und lobpreisen? Wo doch andere, die nicht beten, nicht nachtwachen und heiterer Stimmung sind, gedeihen und sich vergnügen? Wie der Prophet sagt: „Siehe, Fremde haben Häuser gebaut und wir schätzen sie glücklich.“ Er fügt hinzu: „Das ist es, was die Diener Gottes zum Vorwurf machen“ (vgl. Mal 3,15–16 LXX), sie, die das Wissen haben. Man muss jedoch wissen, dass die Heimgesuchten, die schwer Bekümmerten, solche die durch viele Prüfungen das Zeichen ihres Meisters an sich tragen, nichts erleiden, was sie überraschen könnte. Denn sie haben die Ankündigung davon in den Evangelien gehört: „Amen, amen, ich sage euch, die ihr bei mir seid: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen“ (vgl. Joh 16,20). Nur noch eine kurze Zeit, und ich werde durch den Tröster zu euch kommen; ich werde euch aus eurer Niedergeschlagenheit herausholen und euch durch Gedanken des Lebens und des himmlischen Friedens wiederaufrichten, auch durch sanfte Tränen, die ihr während der Tage eurer Prüfung nicht geweint habt. Ich nähre euch mit meiner Gnade, wie eine Mutter ihr weinendes Kind stillt. Ich werde euch, die ihr vom Kampf erschöpft seid, durch die Kraft von oben stärken. Euch, die ihr mit Bitterkeit bedeckt wart, werde ich mit Sanftmut und Milde erfüllen, wie es Jeremia in den Klageliedern sagt, wenn er von dem Jerusalem spricht, das in dir verborgen ist. Aber ich komme euch besuchen und euer Herz wird sich über diesen heimlichen Besuch freuen. Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln, und niemand wird euch eure Freude nehmen können (vgl. Joh 16,22).

Donnerstag, 21 Mai 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Die Himmelfahrt Christi war aus drei Gründen […] im Einklang mit der Vernunft: Erstens gebührte ihm der Himmel aufgrund seiner Natur. Denn es ist naturgemäß, dass jedes Wesen dorthin zurückkehrt, wo es seinen Ursprung hat. Nun hat Christus seinen Ursprung in Gott, der über allem steht. Jesus sagt nämlich zu seinen Aposteln (Joh 16,28): „Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ […] Auch die Heiligen steigen zum Himmel auf, jedoch nicht auf die gleiche Weise wie Christus; Christus ist nämlich aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren, während die Heiligen als von Christus Emporgezogene hinauffahren. Deshalb sagen wir mit der Braut des Hoheliedes zu ihm (vgl. 1,4): „Zieh uns her hinter dir!“ Man kann auch sagen, dass niemand außer Christus in den Himmel aufsteigt. Christus ist nämlich das Haupt der Kirche, und die Heiligen steigen nur in den Himmel auf, weil sie seine Glieder sind. Zweitens musste der Himmel Jesus Christus seines Sieges wegen zuteilwerden. Christus wurde nämlich in die Welt gesandt, um gegen den Teufel zu kämpfen, und er ging siegreich aus dem Kampf hervor: „Ich habe gesiegt“, spricht Jesus, „und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt“ (vgl. Offb 3,21). Schließlich hatte Christus seiner Demut wegen verdient, im Himmel zu sein: In der Tat gibt es keine Demut, die so tief wäre, wie die Demut Christi; denn da er Gott war, wollte er Mensch werden; da er Herr war, wollte er Sklavendasein annehmen, wurde gehorsam bis zum Tod (vgl. Phil 2,7–8) und stieg hinab bis in die Hölle: Also verdiente er es auch, bis zum Himmel, zum Thron Gottes, erhoben zu werden. Demut ist nämlich der Weg, der zur Erhöhung führt. Denn „wer sich selbst erniedrigt“, sagt der Herr (Lk 14,11), „wird erhöht werden.“ Und der hl. Paulus schreibt an die Epheser (4,10): „Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel“.

Mittwoch, 20 Mai 2020 : Kommentar Wilhelm von Saint-Thierry

„Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, […] dann wird er Zeugnis für mich ablegen und euch alles lehren. Die ganze Wahrheit wird vom Geist der Wahrheit zu euch kommen. Wer von den Menschen kennt den Menschen, wenn nicht der Geist des Menschen, der in ihm ist? So erkennt auch keiner Gott – nur der Geist Gottes“ (vgl. Joh 15,26; 1 Kor 2,11). Beeile dich also, dich mit dem Heiligen Geist zu verbinden. […] Dann werden für dich all diese Wahrheiten zu leuchten beginnen, die die Weisheit selbst (vgl. 1 Kor 1,24) den Jüngern sagte, als sie auf Erden weilte, die diese aber nicht erfassen konnten, bevor nicht der Geist der Wahrheit gekommen war, der sie in die ganze Wahrheit führen würde. […] „Gott ist Geist“ (Joh 4,24); und so wie diejenigen, die ihn anbeten, ihn notwendigerweise „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten müssen (Joh 4,24), so müssen diejenigen, die ihn kennenlernen wollen, einzig im Heiligen Geist das Glaubensverständnis suchen und den Sinn dieser reinen und unverfälschten Wahrheit. Inmitten der Finsternis und Unwissenheit dieses Lebens ist er selbst für die Armen im Geist (vgl. Mt 5,3) das Licht, das erleuchtet, die Liebe, die anzieht, die Süße, die ergreift; er ist der Zugang des Menschen zu Gott, die Liebe dessen, der liebt, die Hingabe dessen, der sich vorbehaltlos hingibt. Er ist es, der den Gläubigen fortschreitend die Gerechtigkeit Gottes enthüllt. Er schenkt „Gnade über Gnade“ (Joh 1,16), und wo sich der Glaube mit dem Hören des Wortes verbindet, schenkt er als Gegengabe den erleuchteten Glauben.

Dienstag, 19 Mai 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wer bist Du, süßes Licht, das mich erfüllt Und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet? […] Bist Du der Meister, der den ew’gen Dom erbaut, Der von der Erde durch den Himmel ragt? Von Dir belebt erheben sich die Säulen hoch empor Und stehen unverrückbar fest. Bezeichnet mit dem ew’gen Namen Gottes Recken sie sich hinauf ins Licht Und tragen die Kuppel, die den heil’gen Dom bekrönend abschließt: Dein weltumfassendes Werk, Heiliger Geist – Gottes bildende Hand. Bist Du das süße Lied der Liebe und der heil’gen Scheu, Das ewig tönt um des Dreifalt’gen Thron, Das aller Wesen reinen Klang in sich vermählt? Der Einklang, der zum Haupt die Glieder fügt, Darin ein jeder seines Seins geheimen Sinn beseligt findet Und jubelnd ausströmt, Frei gelöst in Deinem Strömen: Heiliger Geist – Ewiger Jubel.

Montag, 18 Mai 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Der von den Propheten verheißene Geist stieg auf den Sohn Gottes, der zum Menschensohn geworden war, hinab und gewöhnte sich bei ihm, im Menschengeschlecht zu wohnen und in den Menschen zu ruhen und Wohnung zu nehmen im Geschöpf Gottes, indem er in ihnen den Willen des Vaters vollzog und sie aus dem Alten zur Neuheit Christi erneuerte. Diesen Geist erbat David für das menschliche Geschlecht, indem er sprach: „Mit einem leitenden Geist stärke mich“ (Ps 50(51),14 LXX). Dass dieser nach der Himmelfahrt des Herrn auf die Jünger am Pfingstfest herabgestiegen sei (Apg 2,3) und allen Völkern den Eintritt zum Leben eröffnete und das Neue Testament erschloss, berichtet Lukas. Deshalb lobpriesen sie auch in dem Zusammenwehen aller Sprachen Gott, indem der Geist die auseinanderwohnenden Stämme zur Einheit zurückführte und die Erstlinge aller Völker dem Vater darbot. Deshalb versprach der Herr auch, den Tröster zu senden (Joh 16,7), der uns an Gott anpassen sollte. Wie nämlich aus dem trockenen Weizen ohne Feuchtigkeit kein Teig werden kann, noch ein Brot, so konnten wir viele nicht eins werden in Christus Jesus ohne das Wasser, das vom Himmel kommt. Und wie die trockene Erde, wenn sie keine Feuchtigkeit empfängt, auch keine Frucht bringt, so würden auch wir, die wir von Haus aus trockenes Holz sind, niemals das Leben ohne den „Gnadenregen“ von oben (vgl. Ps 68(67),10) Frucht bringen. Denn unsere Leiber haben durch jenes Bad [die Taufe], das zur Unvergänglichkeit dient, die Einheit empfangen, unsere Seelen aber durch den Geist. Daher ist auch beides nötig, da beides hinführt zum Leben in Gott.

Sonntag, 17 Mai 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wer vom Heiligen Geist geleitet wird, denkt Rechtes. So kommt es, dass es viele Ungelehrte gibt, die weiser als die Gelehrten sind. Wenn wir von einem Gott der Stärke und des Lichtes geleitet werden, können wir uns nicht irren. Der Heilige Geist ist Helligkeit und Stärke. Er ist es, der uns das Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen unterscheiden lässt. […] Indem der liebe Gott uns den Heiligen Geist schickt, handelt er aus Rücksicht zu uns wie ein großer König, der seinen Diener beauftragt, einen seiner Untertanen zu begleiten, wobei er ihm sagt: „Du begleitest diesen Menschen überall hin und bringst ihn mir dann wieder gesund und heil zurück.“ Wie herrlich ist es, vom Heiligen Geist begleitet zu werden! Er ist ein guter Führer […] Der Heilige Geist führt uns wie eine Mutter ihr kleines Kind, wie ein Sehender einen Blinden. Jeden Morgen sollen wir beten: „Sende mir den Heiligen Geist, damit ich erkenne, wer ich bin und wer Du bist! …“ Eine Seele, die den Heiligen Geist besitzt, findet im Gebet eine besondere Freude, die ihr immer die Zeit zu kurz werden lässt; sie verliert niemals die heilige Gegenwart Gottes.

Samstag, 16 Mai 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Lk 6,22–23). Der Herr wollte, dass wir uns freuen, dass wir jubeln vor Freude, wenn wir verfolgt werden, denn wenn Verfolgungen kommen, dann werden die „Kränze des Lebens“ (vgl. Jak 1,12) verteilt, dann bewähren sich die Soldaten Christi, dann öffnen sich die Himmel für seine Zeugen. Wir haben uns nicht in das Heer Gottes eingeschrieben, um nur an die Ruhe zu denken, um den Dienst zu verweigern und uns davor zu drücken, wenn der Herr selbst, der Meister der Demut, der Geduld und des Leidens, den gleichen Dienst vor uns geleistet hat. Was er gelehrt hat, hat er zuerst getan, und wenn er uns drängt, standhaft zu bleiben, dann deshalb, weil er selbst vor uns und für uns gelitten hat. […] Um an den Wettkämpfen im Stadion teilzunehmen, üben die Athleten, trainieren sie und fühlen sich sehr geehrt, wenn sie vor den Augen der Menge und des Kaisers das Glück haben, den Siegespreis zu erhalten. Hier jedoch ist eine Prüfung, die in anderer Weise edel und großartig ist, bei der Gott uns beim Kampf zusieht, uns, seinen Kindern, und bei der er selbst uns eine himmlische Krone verleiht (vgl. 1 Kor 9,25). […] Während wir den Kampf des Glaubens unterstützen, schaut Gott auf uns, seine Engel schauen auch auf uns und Christus schaut auf uns: Welche Ehre für uns! […] Wappnen wir uns deshalb, liebe Brüder, mit all unserer Kraft; bereiten wir uns mit einer beständigen Seele, mit ganzem Glauben und opferbereitem Mut vor.

Freitag, 15 Mai 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Das Gesetz der Gnade lehrt diejenigen, die sie führt, auf direkte Weise, Gott selbst nachzuahmen; Gott, der uns so geliebt hat – mehr als sich selbst, wenn man so sagen darf (weil wir doch wegen der Sünde seine Feinde waren), – dass er, ohne sich zu verändern, in unser Sein eintrat. Er, der über allen Wesen steht, wurde Mensch, wollte wie ein Mensch sein und schreckte nicht davor zurück, unsere Verdammung auf sich zu nehmen. Und so wie er selbst durch Selbstbescheidung Mensch wurde, so hat er uns durch Gnade vergöttlicht, damit wir nicht nur lernen, auf natürliche Weise einander zugetan zu sein und den anderen geistig zu lieben wie uns selbst, sondern auch auf göttliche Weise für einander Sorge zu tragen, mehr als für uns selber, und unsere Liebe einander dadurch zu beweisen, dass wir uns, kraft der Tugend, hochherzig dazu entschließen, freiwillig füreinander zu sterben. Denn Christus sagt, dass es keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13). Das Gesetz der Gnade, das höher angesiedelt ist als die Natur, führt zur Gottähnlichkeit, indem es die Natur beharrlich umwandelt und der menschlichen Natur bildhaft das Modell vor Augen stellt, das sein Wesen und die Natur übersteigt und ihm den beständigen Zustand eines in Ewigkeit seligen Seins anbietet. Den Nächsten als seinesgleichen zu sehen, bedeutet, Sorge zu tragen für sein derzeitiges Leben: für sein natürliches Leben. Den Nächsten zu lieben wie sich selbst, bedeutet aus der Tugend heraus für das Leben des Nächsten besorgter zu sein als für das eigene: das ist tatsächlich das Eigentümliche des Gesetzes der Gnade.

Donnerstag, 14 Mai 2020 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Freude ist für uns ein Bedürfnis und eine Stärke, auch körperlich. Eine Schwester, die den Geist der Freude gepflegt hat, spürt die Müdigkeit weniger und ist stets bereit, Gutes zu tun. Eine von Freude erfüllte Schwester predigt ohne zu predigen. Eine fröhliche Schwester ist wie der Sonnenstrahl der göttlichen Liebe, die Hoffnung auf ewige Freude, die Flamme einer brennenden Liebe. Freude ist eine der besten Garantien gegen Versuchungen. Der Teufel führt Staub und Schlamm mit sich und ihm ist jede Gelegenheit recht, uns damit zu bewerfen. Ein fröhliches Herz weiß sich davor zu schützen.

Mittwoch, 13 Mai 2020 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Ich habe den höchst ehrenwerten Ruf Eures heiligen Lebenswandels im Ordensstand vernommen; er ist nicht nur bis zu mir gedrungen, sondern nahezu auf der ganzen Welt glanzvoll bekannt. Darüber freue ich mich gar sehr im Herrn und juble. Nicht nur ich allein darf darüber jubeln, sondern auch all jene überall, die im Dienst Jesu Christi stehen oder zu stehen verlangen. Der Grund ist dieser: Ihr hättet außer anderem Prunk, Ehren und weltlicher Würde den außerordentlichen Ruhm genießen können, mit dem erlauchten Kaiser rechtmäßig vermählt zu werden, wie es Eurer und seiner Hoheit geziemt hätte. Doch Ihr habt das alles verschmäht. Ihr habt mit ganzer Seele und Leidenschaft des Herzens lieber die heiligste Armut und leibliche Not erwählt und einen Bräutigam edleren Geschlechts genommen, den Herrn Jesus Christus, der Eure Jungfräulichkeit immer unbefleckt und unversehrt bewahren wird. Wenn Eure Liebe ihm gehört, seid Ihr keusch, wenn Ihr ihn berührt, werdet Ihr noch reiner, wenn Ihr ihn aufnehmt, seid Ihr Jungfrau. Seine Macht ist stärker, seine edle Art erhabener, sein Aussehen schöner, seine Liebe holder und all seine Anmut feiner. Von seinen Umarmungen seid Ihr schon umfangen, er hat Eure Brust mit kostbaren Steinen geschmückt und Euren Ohren unschätzbare Perlen geschenkt. Und ganz hat er Euch umgeben mit leuchtenden und funkelnden Edelsteinen und Euch gekrönt mit einer goldenen Krone, dem ausdrücklichen Zeichen der Heiligkeit.

Dienstag, 12 Mai 2020 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Der Geist Gottes ist ein Geist des Friedens; selbst in unseren schwersten Verfehlungen lässt er uns gerade durch seine Barmherzigkeit einen ruhigen, demütigen und vertrauensvollen Schmerz empfinden. Im Gegensatz dazu: der Geist des Bösen erregt, verärgert und lässt uns in unserem Versagen eine Art Wut gegen uns selbst verspüren; und doch sollten wir uns selbst gegenüber in erster Linie die Liebe walten lassen. Wenn Sie also von bestimmten Gedanken gequält werden, kommt diese Unruhe niemals von Gott, sondern vom Teufel; da Gottes Geist ein Geist des Friedens ist, schenkt er Ihnen die Gelassenheit.

Montag, 11 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Der hl. Bernhard sagt in der Erklärung des Hohenliedes: Die heilige Seele ist nicht bloß himmlisch wegen des Ursprungs, sondern kann auch wegen der Ähnlichkeit selbst ein Himmel genannt werden, weil ihr Wandel im Himmel ist. Deshalb sagt die Schrift: „Die Seele des Gerechten ist der Wohnsitz der Weisheit“ (vgl. Spr 12,23). Und: „Der Himmel ist mein Sitz“ (Jes 66,1). Wer aber weiß, dass Gott ein Geist ist, der wird ihm auch einen geistigen Wohnsitz zuschreiben. In dieser Anschauung bestärkt mich zumeist jene Verheißung: „Zu ihm [das heißt zu dem heiligen Menschen] werden wir kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23). Auch glaube ich, dass der Prophet keinen andern Himmel gemeint hat mit den Worten: „Du aber, o Lobpreis Israels, wohnst in dem Heiligen“ (Ps 21,4). Und der Apostel sagt, Christus wohne durch den Glauben in unseren Herzen (Eph 3,17). Ich aber seufzte von fern zu jenen Seligen auf, von denen es heißt: „Ich werde in ihnen wohnen und in ihnen wandeln“ (2 Kor 6,16). O wie groß muss die Ausdehnung der Seele sein, wie groß auch ihr Vorzug an Verdiensten, wenn sie würdig erfunden wird, die göttliche Macht in sich aufzunehmen, und fähig, sie zu fassen, die auch Räume und Gänge genug besitzt für das Werk der Majestät! Sie ist emporgewachsen zu einem heiligen Tempel im Herrn, gewachsen nach dem Maß der Liebe, welche die Größe der Seele ist. Die heilige Seele ist sonach ein Himmel, der seine Sonne hat, und diese ist die Erkenntnis, seinen Mond, der ist der Glaube, und seine Sterne, die Tugenden; oder auch: Die Sonne ist die Gerechtigkeit oder der Eifer der glühenden Liebe und der Mond die Enthaltsamkeit. Kein Wunder, wenn der Herr Jesus einen solchen Himmel gern bewohnt! Denn von diesem hat er nicht, wie von den Übrigen, nur gesprochen und sie wurden, sondern er hat ihn erkämpft und erkauft durch seinen Tod. Darum sprach er, als er nach der Arbeit sein Verlangen erfüllt sah: „Hier ist meine Ruhe auf ewig, hier will ich wohnen“ (Ps 131,14).

Sonntag, 10 Mai 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Hören wir ihn selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Wenn du die Wahrheit suchst, halte den Weg ein; denn der Weg ist zugleich die Wahrheit. Er ist es, wohin du gehst, er ist es, worauf du gehst; nicht durch ein anderes gehst du zu einem andern, nicht durch ein anderes kommst du zu Christus, durch Christus kommst du zu Christus. Wie durch Christus zu Christus? Durch Christus den Menschen zu Christus dem Gott, durch das Fleisch gewordene Wort zu dem Worte, welches im Anfang war Gott bei Gott; von dem, was der Mensch aß, zu dem, was die Engel täglich essen. Denn so steht geschrieben: „Das Brot des Himmels hast du ihnen gegeben; das Brot der Engel hat der Mensch gegessen“ (Ps 77(78),24–25). Wer isst das Brot der Engel? „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Wie hat der Mensch das Brot der Engel gegessen? „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Samstag, 9 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Da sie [Gertrud] zu wissen begehrte, welche Frucht durch die Hinkehr der Gedanken auf Gott gewonnen würde, wurde sie also belehrt: Wenn der Mensch in der Betrachtung oder bei der Erweckung der Absicht seine Gedanken auf Gott richtet, so stellt er vor dem Thron der Herrlichkeit Gott gleichsam einen Spiegel von wunderbarem Glanz auf, worin der Herr sein eigenes Bild gar angenehm beschaut, weil er es ist, der alles Gute einflößt und zum Ziel ordnet. Und je mehr der Mensch zuweilen sich hierin abmüht, um so ergötzlicher erscheint jener Spiegel vor dem Angesicht der heiligsten Dreifaltigkeit und aller Heiligen. Und dies wird ewig bleiben zur Verherrlichung Gottes und zum beständigen Frohlocken jener Seele. […] Eines Tages sagte sie in übergroßer Liebe zum Herrn: „Hätte ich doch, o Herr, ein solches Feuer, dass meine Seele vollständig hinschmelzen und zerfließen würde, damit ich sie ganz umso reiner in dich ergießen könnte!“ Der Herr antwortete ihr: „Dein Wille ist dir ein solches Feuer.“ Aus diesen Worten erkannte sie, dass der Mensch durch seinen Willen die volle Verwirklichung aller jener Wünsche erlangt, die sich auf Gott beziehen.

Freitag, 8 Mai 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Folgt Tag für Tag dem Weg Gottes, haltet euch eng an ihn, um seiner Verheißung willen. In der Tat, er selbst hat allen, die seinen Willen und seine Zeichen suchen (vgl. Ps 118,31 LXX), durch die Vermittlung seiner Apostel gesagt, dass er bis zum Ende der Welt bei ihnen sein werde (Mt 28,20), dort, wo niemand seine Wege und Spuren sieht (vgl. Ps 77(76),20), wie es der Gottesmann David in seinen Liedern besang. Auf unsichtbare Weise zwar, ist er den Augen des Geistes gegenwärtig und lässt sich von denen schauen, die ein reines Herz haben, und spricht mit ihnen. Folgt also eurem Weg […]. Nehmt die Flügel der Gottesliebe, um wie die Wolken zu fliegen (vgl. Jes 60,8), hoch erhoben über den Fallstricken dieser Erde. Salbt eure Füße mit dem Öl der Freude (vgl. Ps 45(44),8) und der Mäßigkeit. Belästigt nicht mit euren trägen Schritten den schmalen Pfad des Herrn. Wenn ihr in eurem Kleinmut Durst habt, so trinkt das Wasser der Geduld (vgl. Sir 15,3); wenn ihr in eurer geistlichen Erschlaffung Hunger habt, esst Brot, das das Menschenherz nährt und stärkt (vgl. Ps 104(103),15): ein Wort der Weisheit und der Ermutigung. Krempelt die Ärmel hoch und seid bereit zu handeln, schaut hinauf zur Höhe und beladet euch nicht mit der überwältigenden Last eurer bösen Begehrlichkeiten; denn für den, der die Reise von der Erde zum Himmel unternimmt, genügt es, eifrig seinem Weg zu folgen, ohne sich zusätzliche Lasten aufzuladen. […] Seid stark im Herrn, zieht hinauf zum Berg des Herrn, zu seinem heiligen Haus (vgl. Jes 2,3), zusammen mit dem Sänger Jesaja, dem Propheten mit einer so mächtigen Stimme. Keiner bleibe zurück, keiner ruhe sich aus; helft einander, seid alle verwurzelt in beständiger Nächstenliebe.

Donnerstag, 7 Mai 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Gedenkt der Wunder, die er an uns in der Vergangenheit getan hat (vgl. Ps 105,5) und die er heute noch vollbringt. […] Meine geliebten Brüder, geben wir ihm für das, was er an uns getan hat, noch mehr zurück, ja, geben wir ihm das, was wir ihm schuldig sind. Was will er denn anderes von uns, als dass wir ihn fürchten, ihn lieben mit ganzem Herzen und mit unserem ganzen Denken (vgl. Mt 22,37), ihn nachahmen so gut es möglich ist in seiner Art, im Fleisch zu leben? Er entäußerte sich selbst, indem er den Himmel verließ und auf die Erde herabstieg, damit auch wir unseren Gedanken und unserem eigenen Willen entsagen. Er war seinem Vater gehorsam, damit auch wir unverzüglich gehorchen […]. Er erniedrigte sich bis zum Tod (vgl. Phil 2,8), damit auch ihr ihm darin ähnlich seid, damit auch ihr euch niederbeugt und euch in euren Gedanken, euren Taten, euren Worten und euren Gesten erniedrigt. Gibt es eine andere, wirkliche Ehre Gottes, als um Gottes Willen unter den Menschen ehrlos zu sein? […] Alles Niedrige und Verachtete hat mein Gott und Heiland erwählt, er, der unser Fleisch annahm, um zu vernichten, was unter den Menschen angesehen und wertvoll ist (vgl. 1 Kor 1,27–28). Deshalb kam er in einer Höhle zur Welt und wurde in eine Krippe gebettet, deshalb wurde er „Sohn des Zimmermanns“ und „Nazarener“ genannt, deshalb kleidete ihn nur eine einfache Tunika und ein einfacher Mantel, deshalb ging er zu Fuß, kannte Mühsal und Plage, wurde von den Juden gesteinigt (vgl. Joh 10,31), beleidigt, verhaftet, gekreuzigt, mit einer Lanze durchbohrt, ins Grab gelegt und ist auferstanden. So möchte er auch uns dazu bewegen, meine Brüder, dass wir vor den Engeln Gottes (vgl. Lk 12,8; 15,10) denselben Weg wählen wie er, damit wir mit ihm im Himmelreich gekrönt werden, durch denselben Christus, unserem Herrn, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist alle Ehre und Macht gebührt jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Mittwoch, 6 Mai 2020 : Kommentar Didachè

Bezüglich der Eucharistie haltet es so: Zunächst in Betreff des Kelches: Wir danken Dir, unser Vater, für den heiligen Weinstock Davids, Deines Knechtes, den Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Und in Betreff des gebrochenen Brotes: Wir danken Dir, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht eins wurde, so möge Deine Gemeinde von den Enden der Erde zusammengebracht werden in Dein Reich; weil Dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit. […] Wenn ihr aber gesättigt seid, danket also: Wir danken Dir, heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Du allmächtiger Herrscher, „hast alles erschaffen“ um Deines Namens willen, hast Speise und Trank gegeben den Menschen zum Genusse, damit sie Dir danken; uns aber hast Du geschenkt eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ein ewiges Leben durch Deinen Knecht. Vor allem danken wir Dir, weil Du mächtig bist; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Gedenke, o Herr, Deiner Gemeinde, dass Du sie erlösest von allem Übel und sie vollkommen machest in Deiner Liebe, „führe sie zusammen von den vier Winden“, die Geheiligte, in Dein Reich, das Du ihr bereitet hast; weil Dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. Es soll kommen die Gnade und vergehen diese Welt. „Hosanna dem Gotte Davids“ (Mt 21,9.15). Ist einer heilig, so soll er kommen; ist er’s nicht, so soll er sich bekehren, maranatha (1 Kor 16,22), Amen.

Dienstag, 5 Mai 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Christen werden im „Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19) getauft. Vorher antworten sie auf die dreifache Frage, ob sie an den Vater, an den Sohn und an den Heiligen Geist glauben, mit: „Ich glaube“. „Der Inbegriff des Glaubens aller Christen ist die Dreifaltigkeit“ (Cæsarius v. Arles, symb.). Die Christen werden „im Namen“ (Einzahl) und nicht „auf die Namen“ (Mehrzahl) des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft [vgl. das Glaubensbekenntnis des Papstes Vigilius im Jahre 552: DS 415], denn es gibt nur einen einzigen Gott, den allmächtigen Vater und seinen eingeborenen Sohn und den Heiligen Geist: die heiligste Dreifaltigkeit. Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt. Es ist in der „Hierarchie der Glaubenswahrheiten“ (DCG 43) die grundlegendste und wesentlichste. „Die ganze Heilsgeschichte ist nichts anderes als die Geschichte des Weges und der Mittel, durch die der wahre, einzige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – sich offenbart, sich mit den Menschen, die sich von der Sünde abwenden, versöhnt und sie mit sich vereint“ (DCG 47). […] Die Trinität ist ein Glaubensmysterium im strengen Sinn, eines der „in Gott verborgenen Geheimnisse … die, wenn sie nicht von Gott geoffenbart wären, nicht bekannt werden könnten“ (1. Vatikanisches K.: DS 3015). Zwar hat Gott in seinem Schöpfungswerk und in seiner Offenbarung im Laufe des Alten Bundes Spuren seines trinitarischen Wesens hinterlassen. Aber sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der Vernunft nicht zugänglich ist und vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des Heiligen Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war.

Sonntag, 3 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Deine göttliche Allmacht, Weisheit und Güte, mein Gott, meine beglückende Liebe, segne mich, und bewirke, dass ich ganz bereitwillig zu dir komme, dass ich mich selbst wahrhaft verleugne (vgl. Mt 16,24) und dir von tiefstem Herzen, mit Geist und Seele in vollkommener Weise nachfolge. […] „Hört auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren“ (Ps 34,12). Ja, Jesus, guter Hirt, lass mich deine Stimme hören und erkennen vor allen, was mich hindert, zu dir zu kommen. Trage mich auf deinem Arm. Lass mich, dein durch deinen Geist trächtig gewordenes Schaf, in deinem Schoß ruhen. Dort lehre mich, wie ich dich fürchten soll. Dort zeige mir, wie stark ich dich lieben soll. Dort unterweise mich, auf welche Weise ich dir folgen soll. […] „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1). Du nimmst meine Seele auf und bist meine Zuflucht in bösen Tagen, in allen Versuchungen überschatte mich mit deinen Schwingen. Umgib mich mit dem Schild deiner Wahrheit. Sei du selbst bei mir in jeder Bedrängnis, du meine Hoffnung. Vor jeder Gefahr des Leibes und der Seele verteidige und beschütze mich alle Zeit. […] Amen.

Samstag, 2 Mai 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: Er besitzt es schon auf Erden als Erstlingsgabe der künftigen Fülle, die den ganzen Menschen betreffen wird. In der Eucharistie empfangen wir tatsächlich auch die Garantie der leiblichen Auferstehung am Ende der Welt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag“ (Joh 6, 54). Diese Garantie der künftigen Auferstehung kommt aus der Tatsache, dass das Fleisch des Menschensohnes, das uns zur Speise gereicht wird, sein Leib im verherrlichten Zustand des Auferstandenen ist. Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das „Geheimnis“ der Auferstehung in uns auf. Deshalb definierte der heilige Ignatius von Antiochien das eucharistische Brot zu Recht als „Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod“. Die eschatologische Spannung, die durch die Eucharistie wachgerufen wird, drückt die Gemeinschaft mit der himmlischen Kirche aus und stärkt sie. Es ist kein Zufall, dass die orientalischen Anaphoren und die eucharistischen Hochgebete des lateinischen Ritus das ehrfürchtige Gedenken Mariens, der allzeit jungfräulichen Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, der Engel, der heiligen Apostel, der ruhmreichen Märtyrer und aller Heiligen enthalten. Dies ist ein Aspekt der Eucharistie, der es verdient, hervorgehoben zu werden: Während wir das Opfer des Lammes feiern, vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie und gesellen uns zu jener gewaltigen Schar, die ruft: „Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!“ (Offb 7,10). Die Eucharistie ist wirklich ein Aufbrechen des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und Licht auf unseren Weg wirft.

Freitag, 1 Mai 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Der Herr lässt uns auf diesem Weg nicht allein. Er ist bei uns ja, er möchte unser Schicksal mit uns teilen und geht dabei so weit, dass er uns in sich aufnimmt. In dem Gespräch, von dem uns soeben das Evangelium berichtet hat, sagt er: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Wie sollten wir uns über eine solche Verheißung nicht freuen? Wir haben jedoch gehört, dass die Menschen auf jene erste Verkündigung hin zu murren und zu protestieren begannen, anstatt sich zu freuen: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh 6,52). Um ehrlich zu sein, diese Haltung hat sich im Laufe der Geschichte viele Male wiederholt. Man könnte im Grunde genommen sagen, die Menschen wollen Gott gar nicht so nahe, so verfügbar haben, sie wollen nicht, dass er so an ihren Angelegenheiten teilnimmt. Die Menschen wollen einen Gott, der groß ist, und schließlich wollen auch wir ihn oft etwas von uns fernhalten. Da werden Fragen aufgeworfen, die schließlich beweisen sollen, dass eine solche Nähe tatsächlich unmöglich wäre. Die Worte aber, die Christus bei dieser Gelegenheit gesprochen hat, behalten ganz klar ihre Gültigkeit: „Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). […] Angesichts des mürrischen Protests hätte Jesus auch auf beruhigende Worte ausweichen und sagen können: „Freunde, macht euch keine Sorgen! Ich habe von Fleisch gesprochen, aber es handelt sich nur um ein Symbol. Was ich möchte, ist nur eine tiefe gefühlsmäßige Verbundenheit“. Aber nein, Jesus hat nicht derartige milde Worte verwendet. Er hat an seiner Aussage, an ihrem ganzen Realismus festgehalten, selbst auf die Gefahr hin, dass sich viele seiner Jünger zurückziehen würden (vgl. Joh 6,66). Ja er wäre sogar bereit gewesen, den Weggang seiner eigenen Apostel in Kauf zu nehmen, nur um die Konkretheit seiner Rede auf keinen Fall zu verändern: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67), fragte er sie. Gott sei Dank gab Petrus eine Antwort, die auch wir heute uns mit vollem Bewusstsein zu eigen machen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Donnerstag, 30 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Meine Mutter, ich glaube, ich muss Ihnen zu der Stelle aus dem Hohenlied: – „Ziehe mich an dich, wir werden eilen“, noch einige Erklärungen geben […] „Niemand“, hat Jesus gesagt, „kann mir nachfolgen, wenn MEIN VATER, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ (Joh 6,44). Darauf lehrt Er uns […], dass es genügt zu klopfen, damit aufgetan werde, zu suchen, um zu finden und demütig die Hand hinzustrecken, um das zu erhalten, worum man bittet (vgl. Mt 7,8) … Er sagt ferner, sein Vater gewähre alles, worum man Ihn in seinem Namen bittet (Joh 16,23) […] Was bedeutet denn die Bitte, „Angezogen“ zu werden anderes, als sich aufs innigste mit dem Gegenstand vereinen zu wollen, der das Herz in Bann schlägt? Wenn Feuer und Eisen vernunftbegabt wären, und dieses zu jenem sagte: Ziehe mich an, bewiese das nicht, dass es mit dem Feuer so eins sein möchte, dass dieses es durchdringe und durchtränke mit seiner brennenden Substanz und nur mehr eins scheine mit ihm. Vielgeliebte Mutter, das ist mein Gebet, ich bitte Jesus, mich in die Flammen seiner Liebe hineinzuziehen, mich so innig mit Ihm zu vereinen, dass Er in mir lebe und wirke. Ich fühl’ es, je mehr das Feuer der Liebe mein Herz durchglüht, je mehr ich zu sagen vermag: Ziehe mich an dich, umso mehr werden auch die Seelen, die sich mir nahen werden (einem armseligen, unnützen Stückchen Eisen, sobald ich mich vom göttlichen Glutofen entfernte), mit Geschwindigkeit dem Duft der Wohlgerüche ihres Viel-Geliebten nacheilen, denn eine von Liebe entflammte Seele kann nicht untätig bleiben; gewiss sitzt sie wie die Hl. Magdalena zu Füßen Jesu, sie lauscht seinem süßen, feurigen Wort. Sie scheint nichts zu geben und gibt doch viel mehr als Martha (vgl. Lk 10,41) […].

Mittwoch, 29 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

„Kommt, kommt, kommt.“ Ich komme, ich komme, ich komme zu dir, Jesus, Geliebtester, den ich geliebt, gesucht, mir gewünscht habe: wegen deiner Süße, deiner Güte und deiner barmherzigen Liebe folge ich dir nach in Liebe von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit aller meiner Kraft, da du nach mir rufst: Lass mich nicht scheitern, sondern handle an mir nach deiner Güte und deinem großen Erbarmen. […] Mir Herr, die ich flehentlich um deine Hilfe bitte, und mir, die ich von dem Sakrament deines Segens Kraft und Stärke ersehne, schenke das Bollwerk deines Schutzes und deine Leitung. […] Es herrsche in mir, Herr, durch die Gabe deines Geistes kluges Maß, weise Güte, besonnene Milde, keusche Freiheit. Lass mich in barmherziger Liebe brennen, nichts außer dir lieben, lobenswert leben, aber ein Lob dafür nicht anstreben. Dich lass mich in der Heiligkeit deines Leibes, dich in der Reinheit deiner Seele lobpreisen, voll Liebe dich lieben, voll Liebe dir dienen. Sei du mir meine Ehre, du meine Freude, du meine Begierde, du in der Trauer mein Trost, du im unschlüssigen Zweifel mein Rat. Sei du im Unrecht meine Verteidigung, in der Bedrängnis Geduld, in der Armut Überfluss, beim Hunger Speise, beim Wachen mein Schlaf, in Krankheit Medizin. In dir möchte ich alles besitzen, in dir, den ich mehr als alles zu lieben bestrebt bin.

Dienstag, 28 April 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an! Preis nach Kräften seine Würde, da kein Lobspruch, keine Zierde seinem Ruhm genügen kann. Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben, das man heut’ den Christen weist. Dieses Brot, mit dem im Saale Christus bei dem Abendmahle die zwölf Jünger hat gespeist. Laut soll unser Lob erschallen und das Herz in Freude wallen, denn der Tag hat sich genaht […] Neuer König, neue Zeiten, neue Ostern, neue Freuden, neues Opfer allzumal! Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen, hell erglänzt des Tages Strahl. Was von Christus dort geschehen, sollen wir fortan begehen, seiner eingedenk zu sein. Treu dem heiligen Befehle wandeln wir zum Heil der Seele in sein Opfer Brot und Wein. […] Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise, doch der Herr bleibt gleicherweise ungeteilt in beider Bild. Wer ihm nahet voll Verlangen, darf ihn unversehrt empfangen, ungemindert, wunderbar. Einer kommt, und tausend kommen, doch so viele ihn genommen, er bleibt immer, der er war. […] Seht das Brot, die Engelspeise! Auf des Lebens Pilgerreise nehmt es nach der Kinder Weise, nicht den Hunden werft es hin! Lang im Bild war‘s vorbereitet: Isaak, der zum Opfer schreitet; Osterlamm, zum Mahl bereitet; Manna nach der Väter Sinn. Guter Hirt, du wahre Speise, Jesus, gnädig dich erweise! Nähre uns auf deinen Auen, lass uns deine Wonnen schauen in des Lebens ewigem Reich! Du, der alles weiß und leitet, uns im Tal des Todes weidet, lass an deinem Tisch uns weilen, deine Herrlichkeit uns teilen. Deinen Seligen mach uns gleich!

Montag, 27 April 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

In Glaube, Hoffnung und Liebe Grüße ich Dich, Du Engelsbrot. Preis sei Dir – aus Seelentiefe, Obwohl ich nur Elend bin und Not. Sei gegrüßt, Du Unsichtbarer, Mein Herz brennt in Liebe zu Dir. Trotz Hüllen schaue ich klarer In Liebe – wie Heilige. Ich grüße Dich, o Gotteslamm, Täglich kommst Du in mein Verlies. Du hebst mich aus der Sünde Schlamm, Und hilfst mir ein ins Paradies.

Sonntag, 26 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Wann, Brüder, hat sich der Herr zu erkennen gegeben? Als er das Brot brach. Wir sind uns daher sicher: Wenn wir das Brot brechen, erkennen wir den Herrn. Wenn er in keinem anderen als in diesem Moment erkannt werden wollte, dann unseretwegen, die wir ihn nicht im Fleische sehen und dennoch sein Fleisch essen sollten. Du also, der du an ihn glaubst, wer auch immer du bist; du, der du nicht umsonst den Namen eines Christen trägst; du, der du nicht rein zufällig in die Kirche kommst; du, der du das Wort Gottes in Furcht und Hoffnung hörst: Das gebrochene Brot wird für dich ein Trost sein! Die Abwesenheit des Herrn ist keine wirkliche Abwesenheit. Hab Vertrauen, bewahre den Glauben, und er ist mit dir, auch wenn du ihn nicht siehst. Als der Herr sich den Jüngern näherte, hatten sie keinen Glauben. Sie glaubten nicht an seine Auferstehung; sie hatten nicht einmal die Hoffnung, dass er auferstehen könnte. Sie hatten den Glauben verloren; sie hatten die Hoffnung verloren. Sie waren Tote, die mit einem Lebenden unterwegs waren. Tot gingen sie mit dem Leben. Das Leben ging mit ihnen, aber in ihren Herzen war das Leben noch nicht erneuert. Und du, begehrst du das Leben? Mach es wie die Jünger, und du wirst den Herrn erkennen. Sie boten Gastfreundschaft an; der Herr schien entschlossen, seinen Weg fortzusetzen, aber sie hielten ihn zurück. […] Halte auch du den Fremden zurück, wenn du deinen Retter erkennen willst. […] Lerne, wo du den Herrn suchen, wo du ihn besitzen, wo du ihn erkennen kannst: indem du das Brot mit ihm teilst.

Samstag, 25 April 2020 : Kommentar Hl. Gregor der Große

„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ (Mk 16,19). So kehrte er an den Ort zurück, von dem er stammte, er kam von einem Ort zurück, an dem er weiterhin blieb; als er mit seinem Menschsein in den Himmel aufstieg, vereinigte er durch seine Göttlichkeit den Himmel und die Erde. Was wir, vielgeliebte Brüder, in der heutigen Feier zu beachten haben, ist die Aufhebung des Urteils, das uns verdammte, und des Schuldspruchs, der uns der Verderbnis anheimgab. Die menschliche Natur, an die folgende Worte gerichtet waren: „Staub bist du, zum Staub musst du zurück“ (Gen 3,19), ist heute mit Christus in den Himmel aufgefahren. Deshalb, vielgeliebte Brüder, müssen wir ihm aus ganzem Herzen dorthin folgen, wohin er, wie uns der Glaube lehrt, mit seinem Leib aufgefahren ist. Lasst uns die Begierden der Erde fliehen: Kein irdisches Band möge uns fesseln, uns, die wir einen Vater im Himmel haben. Lasst uns auch die Tatsache bedenken, dass er, der voller Milde in den Himmel aufgefahren ist, mit Forderungen wiederkehren wird […] Das, meine Brüder, soll euer Tun bestimmen; denkt ständig daran. Wenn ihr auf den Wellen irdischer Geschäfte hin und hergerissen seid, werft dennoch heute noch den Anker der Hoffnung in die ewige Heimat (vgl. Hebr 6,19). Möge eure Seele nur das wahre Licht suchen. Wir haben gerade vernommen, dass der Herr in den Himmel aufgefahren ist; lasst uns voller Ernst an das denken, was wir glauben. Trotz der Schwäche der menschlichen Natur, die uns hier unten immer noch zurückhält, zieht uns diese Liebe, ihm zu folgen, denn wir sind sicher, dass derjenige, der uns diesen Wunsch eingegeben hat, Jesus Christus, uns in unserer Hoffnung nicht enttäuschen wird.

Freitag, 24 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Es besteht kein Zweifel, dass unter den verschiedenen Aspekten der Eucharistie jener des Gastmahles am meisten ins Auge fällt. Die Eucharistie entstand im Kontext des Paschamahles am Abend des Gründonnerstages. Daher ist ihrer Struktur die Bedeutung der Tischgemeinschaft eingeschrieben: „Nehmt und esst … Dann nahm er den Kelch … und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus“ (Mt 26,26.27). Dieser Aspekt drückt die Gemeinschaftsbeziehung gut aus, die Gott mit uns aufnehmen will und die wir selbst untereinander entfalten müssen. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass das eucharistische Mahl auch und zuerst einen tiefen Opfercharakter besitzt. Christus legt uns darin das Opfer wieder vor, das er ein für allemal auf Golgota dargebracht hat. Wenn er darin auch als Auferstandener gegenwärtig ist, so trägt er doch die Zeichen seines Leidens, zu dessen „Gedächtnis“ jede heilige Messe gefeiert wird. Daran erinnert uns die Liturgie in der Akklamation nach der Wandlung: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir …“. Während die Eucharistie das Vergangene vergegenwärtigt, versetzt sie uns zugleich in die Zukunft der letzten Wiederkunft Christi am Ende der Geschichte. Dieser „eschatologische“ Aspekt verleiht dem eucharistischen Sakrament eine mitreißende Dynamik, die den christlichen Weg mit dem Schritt der Hoffnung ausstattet. Diese Dimensionen der Eucharistie verdichten sich in einem Aspekt, der mehr als alle anderen unseren Glauben auf die Probe stellt: das Geheimnis der „Realpräsenz“. […] Gerade seine Gegenwart verleiht den übrigen Dimensionen – des Gastmahls, des Pascha-Gedächtnisses, der eschatologischen Vorausnahme – eine Bedeutung, die weit über einen reinen Symbolismus hinausgeht. Die Eucharistie ist das Geheimnis der Gegenwart, durch das sich die Verheißung Christi, immer bei uns zu sein bis ans Ende der Welt, auf höchste Weise verwirklicht.

Donnerstag, 23 April 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Wie kann man den Ungläubigen oder einen, der wenig Glauben hat, davon überzeugen, dass die Ameise Flügel haben kann, dass eine Raupe fliegen kann, und dass in der Schöpfung viele andere widersprüchliche Dinge geschehen – sodass er, indem er sich von der Krankheit des Unglaubens und der Verzweiflung befreit, selber Flügel bekommt und sich wie ein Baum mit Blüten der heiligen Erkenntnis bedeckt? Es heißt in der Tat: „Ich lasse den verdorrten Baum erblühen und mache ausgetrocknete Gebeine lebendig“ (vgl. Ez 17,24; 37,1–11). […] Der Seele, die sich selbst verwirft angesichts ihrer zahlreichen Versuchungen und des so großen Sündenschwarms, und die sagt: „Meine Hoffnung ist untergegangen, ich bin verloren“ (vgl. Ez 37,11), dieser Seele wurde Antwort gegeben von Gott, der nicht an unserem Heil verzweifelt: „Ihr werdet lebendig werden und erkennen, dass ich der Herr bin“ (vgl. Ez 37,6). Und der Seele, die sich fragt, wie sie wohl durch große Tugenden Christus gebären könne, wurde gesagt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1,35). Da aber, wo der Heilige Geist ist, erwarte nicht mehr die Norm, das Naturgesetz und die Gewohnheit! Denn der Heilige Geist, den wir anbeten, ist allmächtig, und er mutet dir Dinge zu, die du gar nicht tragen könntest, sodass du staunst. Das bedeutet auch, dass der Verstand, der vorher unterlegen war, jetzt den Sieg davonträgt. Denn der Tröster, der in seiner Barmherzigkeit auf uns herabkommt, waltet über allem. Er ist erhaben über alle natürlichen Regungen.

Mittwoch, 22 April 2020 : Kommentar Hl. Hippolyt von Rom

Wenn der Bischof zugegen ist und es Abend geworden ist, bringt der Diakon die Lampe. Und inmitten aller anwesenden Gläubigen wird er Dank sagen. Zunächst wird er die Anwesenden grüßen mit den Worten: „Der Herr sei mit euch“, und das Volk wird antworten: „Und mit deinem Geiste“. „– Lasset uns danken dem Herrn.“ Und das Volk erwidert: „Das ist würdig und recht; Größe und Macht kommen ihm zu wie auch die Herrlichkeit“ […] Und dann wird er auf diese Weise beten, indem er spricht: „Wir sagen dir Dank, Herr, durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, durch den du uns erleuchtet hast, indem du uns das Licht offenbart hast, das nicht erlischt. Der Tag hat sich geneigt, und es will Nacht werden. Du hast uns mit dem Licht des Tages gesättigt, das du zu unserer Freude geschaffen hast; so fehlt es uns, durch deine Gnade, auch jetzt nicht an Licht für den Abend. Wir loben und preisen dich durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn sei dir Ruhm und Ehre und Macht zusammen mit dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in Ewigkeit. Amen.“ Und alle werden sagen: „Amen.“ Sie stehen also nach dem Essen auf und beten. Die Kinder sagen Psalmen auf, desgleichen die Jungfrauen.

Dienstag, 21 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte mich getreu – ich folgt’ ihm, Zagend erst, dann immer sich’rer. So stand ich endlich an dem Tor der Kirche. Es tat sich auf – ich bat um Einlass. Aus Deines Priesters Mund grüßt mich Dein Segenswort. Im Inneren reiht sich Stern auf Stern. Rote Blütensterne weisen mir den Weg zu Dir. Sie harren Dein zur Heil’gen Nacht. Doch Deine Güte Lässt sie mir leuchten auf dem Weg zu Dir. Sie führen mich voran. Das Geheimnis, das ich im Herzen tief verbergen musste, Nun darf ich laut es künden: Ich glaube – ich bekenne! Der Priester geleitet mich die Stufen zum Altar hinauf: Ich neige die Stirn – Das heil’ge Wasser fließt mir übers Haupt. Ist’s möglich Herr, dass einer neu geboren wird, Der schon des Lebens Mitte überschritten? Du hast’s gesagt, und mir ward’s Wirklichkeit. Eines langen Lebens Last an Schuld und Leiden Fiel von mir. Aufrecht empfang’ ich den weißen Mantel, Den sie mir um die Schultern legen, Der Reinheit lichtes Bild. Ich trag’ in meiner Hand die Kerze. Ihre Flamme kündet, Dass in mir Dein heil’ges Leben glüht. Mein Herz ist nun zur Krippe worden, Die Deiner harrt. Nicht lange! Maria, Deine und auch meine Mutter Hat ihren Namen mir gegeben. Um Mitternacht legt sie ihr neugebor’nes Kind Mir in das Herz. O keines Menschen Herz vermag’s zu fassen, Was denen Du bereitet, die Dich lieben. Nun hab’ ich Dich und lass Dich nimmermehr. Wo immer meines Lebens Straße geht, Bist Du bei mir, Nichts kann von Deiner Liebe je mich scheiden.

Montag, 20 April 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

Allmächtiger, ewiger Gott, deine unsichtbare Macht bewirkt das Heil der Menschen durch sichtbare Zeichen. Auf vielfältige Weise hast du das Wasser dazu erwählt, dass es hinweise auf das Geheimnis der Taufe: Schon im Anfang der Schöpfung schwebte dein Geist über dem Wasser und schenkte ihm die Kraft, zu retten und zu heiligen. Selbst die Sintflut war ein Zeichen der Taufe, denn das Wasser brachte der Sünde den Untergang und heiligem Leben einen neuen Anfang. Als die Kinder Abrahams, aus Pharaos Knechtschaft befreit, trockenen Fußes das Rote Meer durchschritten, da waren sie ein Bild deiner Gläubigen, die durch das Wasser der Taufe aus der Knechtschaft des Bösen befreit sind. Allmächtiger, ewiger Gott, dein geliebter Sohn wurde von Johannes im Jordan getauft und von dir gesalbt mit Heiligem Geiste. Als er am Kreuz hing, flossen aus seiner Seite Blut und Wasser. Nach seiner Auferstehung befahl er den Jüngern: „Geht hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Allmächtiger, ewiger Gott, schau gnädig auf deine Kirche und öffne ihr den Brunnen der Taufe. Dieses Wasser empfange die Gnade deines eingeborenen Sohnes vom Heiligen Geiste, damit der Mensch, der auf dein Bild hin geschaffen ist, durch das Sakrament der Taufe gereinigt wird von der alten Schuld und aus Wasser und Heiligem Geiste aufersteht zum neuen Leben deiner Kinder. Durch deinen geliebten Sohn steige herab in dieses Wasser die Kraft des Heiligen Geistes, damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, durch die Taufe mit Christus auferstehn zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

Sonntag, 19 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Jesus überantwortet ihnen [den furchtsamen und erstaunten Jüngern] die Gabe, „die Sünden zu vergeben“, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mir großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr heute seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung. Das Herz Christi! Sein „Heiliges Herz“ hat den Menschen alles gegeben: Erlösung, Heil, Heiligung. […] Durch das Geheimnis dieses verwundeten Herzens hört der erquickende Strom der barmherzigen Liebe Gottes nicht auf, sich auch über die Männer und Frauen unseres Zeitalters zu ergießen. Wer sich nach echtem und dauerhaftem Glück sehnt, kann nur hierin dessen Geheimnis finden. „Jesus, ich vertraue auf Dich.“ Dieses Gebet, das vielen Gläubigen sehr am Herzen liegt, bringt gut die Einstellung zum Ausdruck, mit der auch wir uns vertrauensvoll in deine Hände, o Herr, unser einziger Erlöser, überlassen wollen. Du bist erfüllt von der brennenden Sehnsucht, geliebt zu werden, und wer sich auf die Gefühle deines Herzens einstellt, wird lernen, zum Erbauer der neuen Zivilisation der Liebe zu werden. Ein einfacher Akt der Selbsthingabe reicht aus, um die Barrieren der Dunkelheit und Traurigkeit, des Zweifels und der Verzweiflung niederzureißen. Die Strahlen der göttlichen Barmherzigkeit schenken in besonderer Weise all jenen wieder Hoffnung, die sich von der Last der Sünde erdrückt fühlen.

Samstag, 18 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Duc in altum! Gehen wir voll Hoffnung voran! Ein neues Jahrtausend liegt vor der Kirche wie ein weiter Ozean, auf den es hinauszufahren gilt. Dabei zählen wir auf die Hilfe Jesu Christi. Der Sohn Gottes, der aus Liebe zum Menschen vor zweitausend Jahren Mensch wurde, vollbringt auch heute sein Werk. Wir brauchen aufmerksame Augen, um es zu sehen, und vor allem ein großes Herz, um selber seine Werkzeuge zu werden. Haben wir etwa das Jubiläumsjahr nicht deshalb gefeiert, um wieder mit dieser lebendigen Quelle unserer Hoffnung Kontakt aufzunehmen? Nun fordert uns Christus, den wir in Liebe betrachteten, noch einmal auf, uns auf den Weg zu machen: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Der Missionsauftrag führt uns mit der Aufforderung zu derselben Begeisterung, welche die Christen der ersten Stunde auszeichnete, in das dritte Jahrtausend ein: Wir können auf die Kraft desselben Geistes zählen, der am Pfingstfest ausgegossen wurde und uns heute dazu anspornt, einen Neuanfang zu setzen. Dabei fühlen wir uns getragen von der Hoffnung, „die nicht zugrunde gehen lässt“ (Röm 5,5). Am Beginn dieses neuen Jahrhunderts muss unser Schritt schneller werden, wenn wir erneut die Straßen der Welt zurücklegen. Es gibt so viele Straßen, auf denen jeder von uns und jede unserer Kirchen geht, aber jene, die zusammengebunden werden durch die eine Gemeinschaft, die Gemeinschaft, die sich täglich am Tisch des eucharistischen Brotes und des Wortes des Lebens nährt, kennen keine Distanz. Jeden Sonntag gewährt uns der auferstandene Christus gleichsam eine Begegnung im Abendmahlssaal, wo er sich am Abend „des ersten Tages der Woche“ (Joh 20,19) seinen Jüngern zeigte, um ihnen das lebendig machende Geschenk des Geistes »einzuhauchen« und sie in das große Abenteuer der Evangelisierung einzuführen.

Freitag, 17 April 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte (vgl. Hld 5,1). Ich lade euch ein an den Tisch der Weisheit und zum Trinken des Weines, den sie euch in ihrem Becher mischte (vgl. Spr 9,5). Selig, wer zu solchem Festmahl geladen ist und vor den Gästen in hochzeitlichem Gewand erstrahlt (vgl. Mt 22,11). Das Brot des Lebens wird ihm gereicht, das mit einer wunderbaren Süße stärkt, erfüllt und sättigt; und dazu der Wein der Freude, der aus der Frucht des Weinstocks quillt, der wahre Wein der Auferstehung, gepresst aus dem Baum der Passion des Herrn. […] Außerdem wird dieser Gast in seinem schönsten Gewand und mit dem Ring des Friedens das vom Vater geschlachtete Mastkalb essen (vgl. Lk 15,22). Die Hüften umgürtet mit dem Gürtel des Glaubens und der Keuschheit, an den Füßen Sandalen, um zu jedem guten Werk gerüstet zu sein (vgl. 2 Tim 3,17), wird er das Fleisch des über dem Feuer gebratenen Osterlammes essen (vgl. Ex 12,9). […] Nachdem er den Fisch zu sich genommen hat, der über dem Kohlenfeuer am Seeufer gebraten wurde, als der Herr nach seiner Auferstehung den Jüngern erschien (vgl. Joh 21,9), wird er auch die Honigwabe kosten. Dann wird er die Verse aus dem Hohenlied zitieren: „Ich esse meine Wabe samt meinem Honig, ich trinke meinen Wein samt meiner Milch.“ So voll aller Freuden, wird er alle, die bei ihm sind, zum Festmahl einladen: „Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte“ (vgl. Hld 5,1). Auch ich, meine Brüder, lade euch zu diesem Festmahl ein: „Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte.“ Esst das Brot des Lebens, trinkt den Wein der Freude, berauscht euch an der Freude der Auferstehung. Dieser Rausch ist die allergrößte Nüchternheit, sie löscht die Erinnerung an die Welt und prägt dem Geist unaufhörlich den Gedanken an die Gegenwart Gottes ein. Jeder, der davon berauscht ist, vergisst alles und erinnert sich nur noch an die göttliche Liebe. […] Freut euch an seiner Freude, ihr, die ihr an seinem Leid gelitten habt.

Donnerstag, 16 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Nach seiner Auferstehung erschien der Herr seinen Jüngern und grüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (Lk 24,36). Das ist wirklich der Friede, dieser Gruß, der heilt, denn das Wort „salutatio“ – Gruß – kommt von „salus“ – Heil. Was könnten wir Besseres erhoffen? Der Mensch empfängt den Gruß (salutatio) von dem, der das Heil (salus) in Person ist, denn unser Heil ist Christus. Ja, er ist unser Heil, er, der für uns verwundet und ans Holz genagelt wurde, dann vom Holz abgenommen und ins Grab gelegt wurde. Doch aus dem Grab ist er erstanden; seine Wunden sind geheilt, behalten aber ihre Narben. Es ist hilfreich für seine Jünger, dass seine Narben bleiben, damit die Wunden ihres Herzens geheilt werden. Was für Wunden? Die Wunden ihres Unglaubens. Er erschien vor ihren Augen mit einem echten Leib und sie „meinten, einen Geist zu sehen“. Das ist keine leichte Wunde in ihrem Herzen. […] Doch was sagt der Herr Jesus? „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“ (Lk 24,38). Es ist gut für den Menschen, dass nicht sein Denken sich im Herzen erhebt, sondern dass sein Herz sich erhebt, nämlich dorthin, wo der Apostel Paulus die Herzen der Gläubigen verwurzeln wollte, zu denen er sagte: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,1–4). Und was ist das für eine Herrlichkeit? Die Herrlichkeit der Auferstehung. […] Wir aber glauben den Worten dieser Jünger, ohne dass sie uns den auferstandenen Leib des Erlösers gezeigt hätten. […] Doch damals erschien dieses Ereignis unglaublich. Der Erlöser hat sie also nicht nur durch das Sehen zum Glauben geführt, sondern auch durch das Berühren, sodass mittels der Sinne der Glaube in ihr Herz hinabsteigen und in der ganzen Welt denen verkündet werden konnte, die weder gesehen noch berührt hatten, aber doch ohne zu zögern glauben sollten (vgl. Joh 20,29).

Mittwoch, 15 April 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Wer meint, der Herr sei lediglich der Schöpfer von Wesen, die im Entstehen und Vergehen sind, der kennt ihn nicht. Er sieht in ihm den Gärtner, wie Maria Magdalena. Deshalb vermeidet der Herr die Berührung eines solchen Menschen, und zwar zu dessen Wohl. Er sagt zu ihm: „Fass mich nicht an“, denn dieser kann noch nicht an seiner Seite zum Vater hinaufgehen (vgl. Joh 20,15–17). Er weiß, dass einer, der zu ihm kommt und ihn dabei niedriger einschätzt als er ist, sich Schaden zufügt. Diejenigen, die aus Galiläa gekommen sind, haben aus Angst vor den Juden die Türen verschlossen und sich ins Obergemach zurückgezogen (vgl. Joh 20,19–20). Das heißt: diejenigen, die aus dem Land der Offenbarungen gekommen sind, haben aus Angst vor bösen Geistern Zuflucht gesucht in der Höhe göttlicher Kontemplation und ihre Sinne so verschlossen, wie man Türen verschließt. Sie empfangen Gott, das Wort Gottes, das zu ihnen kam, ohne dass sie wussten wie; der ihnen jenseits aller Sinneswahrnehmung erschien, der ihnen Festigkeit gibt durch den Frieden, der ihnen den Heiligen Geist vermittelt durch den Anhauch, der ihnen die Macht verleiht, die bösen Geister zu vertreiben, und der ihnen die Zeichen seiner Mysterien zeigt. Für diejenigen, die das Wort Gottes im Fleisch erkennen wollen, steigt der Herr nicht zum Vater auf, sondern für diejenigen, die ihn im Heiligen Geist durch hohe Kontemplation suchen, steigt er zum Vater auf. Lasst uns also den nicht ständig hier unten festhalten, der in seiner Liebe zum Menschen für uns herabgekommen ist, sondern mit ihm hinauf und zum Vater aufsteigen, indem wir die Erde und die Dinge dieser Welt zurücklassen, damit er nicht auch uns sagt, was er zu den Juden sagte, die sich nicht [von ihm] führen lassen wollten: „Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen“ (Joh 8,21). Denn ohne das Wort ist es nicht möglich, zum Vater des Wortes zu gelangen.

Dienstag, 14 April 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

So wie der König des Universums, dessen Reich weder Anfang noch Ende hat, ewig ist, ebenso wird die Anstrengung derer belohnt, die sich entscheiden, für ihn und für die Übung der Tugenden zu leiden. Denn die Ehren des gegenwärtigen Lebens, so groß ihr Glanz auch sein mag, verflüchtigen sich gänzlich mit diesem Leben. Aber die Ehren, die Gott denen zuteilt, die ihrer würdig sind, diese Ehren, die ohne Bestechung verliehen werden, bleiben für immer. […] Es steht geschrieben: „Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll“ (Lk 2,10), nicht nur einem Teil des Volkes. Und „Die ganze Erde bete dich an und singe dir“ (vgl. Ps 65(66),4 LXX). Es ist nicht die Rede von einem Teil der Erde. Und das soll es auch nicht. Singen ist nicht Sache derer, die um Hilfe rufen, sondern derer, die voller Freude sind. Wenn das aber so ist, verzweifeln wir in keiner Weise, sondern gehen freudig durch das gegenwärtige Leben und denken an die Freude und die Fröhlichkeit, die es uns bringt. Doch vermischen wir mit der Freude die Furcht Gottes, entsprechend dem Wort: „Dient dem Herrn mit Furcht und jubelt ihm zu mit Zittern! (vgl. Ps 2,11 LXX); so wie die Frauen, die sich um Maria scharten, voll Furcht und großer Freude vom Grab wegliefen (vgl. Mt 28,8). Auch wir werden eines Tages, wenn wir die Furcht mit der Freude verbinden, vom geistigen Grab weglaufen. Ich wundere mich, dass man die Furcht außer Acht lassen kann. Denn niemand ist ohne Sünde, weder Mose noch der Apostel Petrus. Bei ihnen freilich war die Liebe zu Gott die stärkste Kraft, sie hat die Furcht vertrieben (vgl. 1 Joh 4,18) zur Stunde des Exodus. […] Wer will weise, klug und ein Freund Gottes genannt werden, um dem Herrn seine Seele so darzubieten, wie er sie von ihm empfangen hat: rein, unversehrt, ganz untadelig? Wer will das, um dafür im Himmel gekrönt und von den Engeln seliggepriesen zu werden?

Montag, 13 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Und derselbe Heiland, den das Wort der Schrift uns auf allen seinen Erdenwegen in menschlicher Gestalt vor Augen führt, er wohnt unter uns verhüllt in der Gestalt des eucharistischen Brotes, er kommt zu uns alle Tage als das Brot des Lebens. In dieser und jener Gestalt ist er uns nahe, unter dieser und jener Gestalt will er von uns gesucht und gefunden werden. Eins unterstützt das andere. Wenn wir den Heiland mit dem geistigen Auge vor uns sehen, wie ihn die Heilige Schrift uns zeichnet, dann wächst unser Verlangen, ihn im Brot des Lebens bei uns aufzunehmen. Das eucharistische Brot wiederum weckt unser Verlangen, den Herrn aus dem Wort der Schrift immer tiefer kennen zu lernen, und stärkt unsern Geist zu besserem Verständnis.

Sonntag, 12 April 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

Hier ist ein weises Wort: „Das Glück von heute lässt alles Unglück vergessen“ (vgl. Sir 11,25). Heute ist vergessen der erste Urteilsspruch gegen uns – besser gesagt: nicht vergessen, sondern zunichtegemacht! Dieser Tag hat alle Erinnerung an unsere Verurteilung gänzlich ausgelöscht. Einst wurden Kinder unter Schmerzen geboren; jetzt geschieht unsere Geburt ohne Leiden. Einst waren wir nichts als Fleisch, vom Fleisch geboren; heute ist das, was geboren wird, Geist, geboren aus dem Heiligen Geist. Gestern wurden wir als einfache Menschenkinder geboren; heute werden wir als Kinder Gottes geboren. Gestern waren wir Verstoßene des Himmels auf die Erde; heute macht uns derjenige, der im Himmel regiert, zu Bürgern des Himmels. Gestern herrschte der Tod als Folge der Sünde; heute ist es die Gerechtigkeit, die – Dank des Lebens – die Macht wiedererlangt. Ein Mensch hatte uns einst die Pforten des Todes geöffnet. Heute bringt uns ein Mensch wieder zum Leben. Gestern haben wir das Leben verloren durch den Tod; heute aber hat das Leben den Tod zerstört. Gestern hat uns die Scham dazu gebracht, uns unter dem Feigenbaum zu verstecken; heute zieht uns die Herrlichkeit zum Baum des Lebens. Gestern hatte uns der Ungehorsam aus dem Paradies vertrieben; heute lässt unser Glaube uns wieder eintreten. Von neuem wird uns die Frucht des Lebens angeboten, damit wir sie nach Herzenslust genießen können. Von neuem erfrischt die Quelle des Paradieses, deren Wasser uns durch die vier Ströme der Evangelien tränkt (vgl. Gen 2,10), das ganze Antlitz der Kirche. […] Was sollen wir nun anderes tun, als es den Bergen und Hügeln der Prophezeiungen gleichzutun in ihren fröhlichen Sprüngen: „Ihr Berge, hüpft wie die Widder, und ihr Hügel wie junge Lämmer“ (vgl. Ps 114(113),4). Kommt also alle, lasst uns jubeln vor dem Herrn! (Ps 95(94),1). Er hat gebrochen die Macht des Feindes und aufgerichtet das große Siegeszeichen des Kreuzes […]. Sagen wir also: „Denn groß ist der Herr, unser Gott, ein großer König über die ganze Erde!“ (vgl. Ps 95(94),3; 47(46),3). Er krönt das Jahr mit seinem Segen (vgl. Ps 65(64),12) und führt uns zusammen zu einem geistlichen Chor in Jesus Christus, unserem Herrn, dem die Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

Samstag, 11 April 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Der dritte Tag der heiligen Grabesruhe des Herrn brach an […] An diesem Tag warf „Gottes Kraft und Weisheit“ (1 Kor 1,24), Christus, den Tod und seinen Urheber endgültig nieder. Uns aber gewährte er Zutritt zum ewigen Leben, indem er in göttlicher Macht von den Toten erstand, um uns die Wege des Lebens kund zu machen (Ps 16,10). Da „gab es ein gewaltiges Erdbeben“ und der Engel des Herrn stieg vom Himmel hernieder, in einem weißen Gewand (vgl. Mt 28,1ff.), leuchtend wie ein Blitz. Den Frommen freilich zeigte er sich freundlich, den Gottlosen aber unerbittlich streng. Die frechen Söldner setzte er in Schrecken, die angstvollen Frauen ermutigte er. Sie waren es ja, denen der Herr selbst zu allererst erschien, weil ihre tiefe und innige Liebe dies verdiente. Dann wurde er von Petrus gesehen, danach von den Jüngern, die nach Emmaus unterwegs waren. Darauf ließ er sich vor den Aposteln sehen, mit Ausnahme des Thomas; und dann ließ er sich von Thomas berühren – worauf dieser voll Glauben rief: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,24). So erschien er den Jüngern durch vierzig Tage hindurch in vielfacher Weise; und er aß und trank mit ihnen. Uns aber erleuchtete er durch seine Beweisführungen zum Glauben und richtete durch seine Verheißungen unsere Hoffnung auf, um uns schließlich durch die himmlische Gabe zur Liebe zu entflammen.

Freitag, 10 April 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

„Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott“ (Jes 45,15). Warum verborgen? Weil ihm weder Glanz noch Schönheit blieb, während doch die Macht in seinen Händen lag. Hier verbirgt sich seine Stärke. War er nicht verborgen, als er seine Hände rohen Kerlen überließ und seine Handflächen von Nägeln durchbohrt wurden? Die Nägel durchbrachen seine Hände, und seine unschuldige Seite bot sich der Verwundung dar. Sie fesselten seine Füße, das Eisen durchbohrte seine Fußsohlen, und seine Füße wurden an den Kreuzesstamm geheftet. Diese Wunden hat Gott in seinem eigenen Haus und durch die Hände der Seinen für uns erlitten (vgl. Sach 13,6). O, wie edel sind doch seine Wunden, die die Wunden der Welt geheilt haben. Wie siegreich sind doch seine Wunden, durch die er den Tod getötet und die Unterwelt besiegt hat! […] Da hast du, o Kirche, da hast du, o Taube, das Felsennest und das Loch in der Steilwand, wo du zur Ruhe kommen kannst (vgl. Hld 2,14). […] Und was wirst du tun […], wenn er mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen wird? Er wird herabsteigen, wenn Himmel und Erde prasselnd vergehen und die Elemente sich auflösen bei der Schrecklichkeit seiner Ankunft (vgl. 2 Petr 3,10). Wenn er kommt, wird das Zeichen des Kreuzes am Himmel erscheinen, und der Geliebte wird die Narben seiner Wunden zeigen und die Male der Nägel, mit denen du ihn in seinem eigenen Haus angenagelt hast.

Donnerstag, 9 April 2020 : Kommentar Origenes

„Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf“. Was vorher nicht in Jesu Händen war, wird ihm vom Vater in seine Hände gelegt: nicht nur bestimmte Dinge und andere nicht, sondern alles. David hatte gesagt: „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße“ (Ps 110(109),1). Die Feinde Jesu waren nun tatsächlich ein Teil von diesem „Alles“, von dem er wusste, dass sein Vater es ihm gegeben hatte. […] Wegen jener, die in die Gottferne gegangen waren, ist er, der von Natur aus den Vater nicht verlassen will, in die Gottferne gegangen. Er ist aus Gott herausgetreten, damit alles, was sich von Gott entfernt hatte, mit ihm, in seiner Hand, zu Gott zurückkehrt, nach seinem ewigen Plan. […] Was tat Jesus denn, als er den Jüngern die Füße wusch? Hat Jesus ihnen nicht, indem er sie wusch und mit dem Tuch, mit dem er umgürtet war, abtrocknete, die Füße schön gemacht, in dem Moment, als sie die frohe Botschaft verkünden sollten? Damals erfüllte sich meiner Meinung nach das Prophetenwort: „Wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen!“ (vgl. Jes 52,7; Röm 10,15). Wenn Jesus aber schon die Füße der Jünger wäscht und sie schönmacht: Wie soll man dann die wahre innere Schönheit derer beschreiben, die er ganz „mit dem Heiligen Geist und mit Feuer“ tauft (Mt 3,11)? Die Füße der Apostel wurden schön, damit […] sie die heilige Straße betreten und in dem wandeln konnten, der gesagt hat: „Ich bin der Weg“ (Joh 14,6). Denn jeder, dem die Füße von Jesus gewaschen wurden – und nur er –, folgt diesem lebendigen Weg, der zum Vater führt; dieser Weg hat keinen Platz für schmutzige Füße. […] Um diesem lebendigen und geistlichen (vgl. Hebr 10,20) Weg zu folgen, müssen die Füße von Jesus gewaschen werden, der seine Kleider ablegte […], um an seinem eigenen Leib den Schmutz ihrer Füße aufzunehmen, mit diesem Leinen, das sein einziges Kleidungsstück war, denn „er hat unsere Krankheit getragen“ (Jes 53,4).

Mittwoch, 8 April 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Seht! Derjenige, der den Gefangenen die Freiheit gibt, wird ausgeliefert; er, den die Engel verherrlichen, wird verspottet; der Gott des Universums wird ausgepeitscht; der „makellose Spiegel der Majestät Gottes, und das Abbild seiner Güte“ (vgl. Weish 7,26) wird angespuckt, das Leben der Sterblichen wird ausgelöscht. Was bleibt uns anderes übrig, als mit ihm zu sterben? (vgl. Joh 11,16). – Zieh uns, Herr Jesus, heraus aus der Grube des Grauens (vgl. Ps 40(39),3) mit dem „Haken“, der dein Kreuz ist, damit wir hinterhereilen können (vgl. Hld 1,4), ich sage nicht dem Duft, sondern der Bitternis deiner Passion. Weine bitterlich, meine Seele, über den Tod des einzigen Sohnes, über die Passion des Gekreuzigten. „Was wollt ihr mir geben“, sagt der Verräter, „wenn ich euch Jesus ausliefere?“ (Mt 26,15). Welch ein Schmerz! Es wird ein Preis festgesetzt für Unschätzbares. Gott wird verraten, für einen schnöden Preis verkauft! „Was wollt ihr mir geben?“, sagt er. O Judas, du willst den Sohn Gottes verkaufen, als wäre er ein gemeiner Sklave, ein toter Hund; du willst nicht den Preis wissen, den du bezahlen würdest, sondern den der Käufer. „Was wollt ihr mir geben?“ – Wenn sie dir den Himmel geben würden und seine Engel, die Erde und die Menschen auf ihr, das Meer und alles, was es enthält: Könnten sie damit den Sohn Gottes kaufen, „in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind“ (vgl. Kol 2,3)? Kann der Schöpfer von einem Geschöpf gekauft oder verkauft werden? Sag mir: Womit hat er dich beleidigt? Was hat er dir Böses getan, dass du sagst: „Ich liefere ihn euch aus“? Solltest du die unvergleichliche Demut des Gottessohnes vergessen haben und seine freiwillige Armut, seine Sanftheit und seine Freundlichkeit, sein ansprechendes Predigen und seine Wunder, die Gunst, mit der er dich zum Apostel erwählt und zu seinem Freund gemacht hat? … Wie viele Judas Iskariots gibt es noch immer in unseren Tagen, die für ein paar materielle Vorteile die Wahrheit verkaufen, ihren Nächsten ausliefern und sich am Strick der ewigen Verdammnis aufhängen?

Dienstag, 7 April 2020 : Kommentar Hl. Leo der Große

Mit den Worten: „Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich verraten“ (vgl. Mt 26,21), bewies also der Herr, dass er um die böse Absicht seines Verräters wusste. Nicht durch harten und offenen Tadel bringt er den gottvergessenen Jünger in Verwirrung, nein, mit sanftem und stillem Mahnen naht er sich ihm, um den umso leichter durch Reue zu bessern, dem die Schmach einer Ausstoßung erspart geblieben war. Warum machst du dir, unseliger Judas, eine solche Güte nicht zunutze? Siehe, in schonender Weise spricht der Herr von deinem Vorhaben, und Christus verrät dich keinem, außer dir selbst! Weder dein Name noch deine Person wird bloßgestellt. Nur auf deine geheimen Gedanken spielt er mit wahrheitsgetreuen und mitleidigen Worten an. Weder die Ehre des apostolischen Ranges noch die Teilnahme an den Sakramenten wird dir versagt. Kehre wieder auf den rechten Weg zurück, lass ab von deinem wahnsinnigen Beginnen und besinne dich auf dich selbst! Gottes Milde ladet dich dazu ein, dein Retter klopft an dein Herz, und er, der das Leben selbst ist (vgl. Joh 14,6), ruft dich zum Leben zurück. Siehe, die anderen Jünger, die rein und schuldlos sind, erschrecken bei der Andeutung dieser Missetat und fürchten insgesamt für sich selbst, da sie nicht den Namen des Frevlers hören! Sie sind traurig geworden (vgl. Mt 26,22), nicht etwa weil sie sich schuldig fühlen, sondern weil sie wissen, wie unbeständig und wankelmütig der Mensch ist. Sie sind in Sorge, es möchte ihre Kenntnis des eigenen Ichs weniger zuverlässig sein als das, was die Wahrheit selbst vorhersah. Sie, die sich keiner Schuld bewusst sind, zittern, und du missbrauchst die Langmut des Herrn und hältst dich, dreist wie du bist, für unentdeckt. […] Da sprach der Herr, als er sah, auf welche Untat des Judas Sinnen und Trachten gerichtet war: „Was du tun willst, tue bald!“ (vgl. Joh 13,27). In diesem Wort liegt kein Befehl, sondern eine stille Erlaubnis. Es offenbart sich darin nicht Furcht, sondern Bereitschaft. Damit bekundete vielmehr jener, der über alle Zeit gebietet, dass er seinem Verräter freie Hand lässt und er in der Weise dem Willen seines Vaters, die Welt zu erlösen, nachkommt, ohne das von seinen Gegnern geplanten Verbrechen zu provozieren noch davor zurückzuschrecken.

Montag, 6 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Beim Andenken an den Herrn, von dem es heißt, dass er an diesem Tag spät zu Martha und Maria nach Betanien ging, [wurde sie] von dem Verlangen, ihn zu beherbergen, entzündet. [Sie] ging zu einem Kruzifix, küsste mit innigster Liebe die Wunde der heiligsten Seite und zog alles Verlangen des liebevollsten Herzens des Sohnes Gottes in sich, indem sie mit der Innigkeit aller Gebete, welche jemals aus diesem süßesten Herzen herausgeflossen sind, flehte, er möge in das Hütchen ihres unwürdigsten Herzens einkehren. Darauf gewährte der Herr, der stets allen, die ihn anrufen, nahe ist, ihr die ersehnte Gegenwart und sprach: „Sieh, hier bin ich! (vgl. Ps 144,18; Jes 58,9). Was wirst du mir denn nun geben?“ Sie antwortete: „Sei mir willkommen, du mein einziges Heil und mein ganzes, mein allein wahres Gut! Ach Herr, ich Unwürdige habe nichts, was deiner göttlichen Erhabenheit geziemen kann, bereitet; aber ich opfere mein ganzes Wesen deiner Güte auf, begehrend und bittend, dass du selber dir in mir bereiten mögest, was deine göttliche Huld erfreuen kann.“ Der Herr sagte: „Ja, wenn du mir diese Freiheit in dir gewähren willst, so gib mir den Schlüssel, womit ich alles nehmen und zurücklegen kann, was mir zur Bequemlichkeit und zur Erquickung gefällt.“ Sie entgegnete: „Aber was ist denn der Schlüssel?“ Der Herr erwiderte: „Dein eigener Wille.“ Bei diesen Worten erkannte sie, dass, wenn jemand den Herrn beherbergen will, er sich seinem preiswürdigsten Wohlgefallen vollständig anheimstellen muss, in der Zuversicht, seine gütigste Huld werde in allem sein Heil wirken. Dann kehrt der Herr bei ihm ein und vollendet in seinem Herzen und in seiner Seele alles, woran sein göttlicher Wille sich erfreut.

Sonntag, 5 April 2020 : Kommentar Hl. Thomas More

Vielleicht fragen wir uns verwundert, wie Christus, unser Erlöser, obwohl wahrer Gott und dem allmächtigen Vater gleich, Traurigkeit, Leiden und Kummer kennen konnte. Sicherlich wäre das nicht möglich gewesen, wenn er Gott, und zwar nur Gott gewesen wäre, ohne zugleich Mensch zu sein. […] Aber in Wahrheit, da er nicht weniger wahrer Mensch als wahrer Gott war, denke ich, sollte uns die Tatsache, dass er als Mensch die gewöhnlichen menschlichen Gefühle erlebte (vorausgesetzt, dass es sich nicht um Sünde handelte), nicht mehr verwundern, als die gewaltigen Wunder, die er als Gott vollbrachte. […] Denn wenn wir uns wundern, dass Christus Angst, Abscheu und Kummer erlebte, obwohl er doch offensichtlich Gott war, wie sollte es uns dann nicht ebenso verwundern, dass er Hunger und Durst hatte, dass er schlief? Indem er sich diesen Notwendigkeiten beugte, war er nicht weniger Gott. […] Indessen hatte Christus sehr wohl seine Gründe, Angst, Traurigkeit und Kummer erleben zu wollen. „Wollen“ sage ich, nicht „dazu gezwungen werden“. Denn wer hätte Gott zu etwas zwingen können? Doch Christus wollte dies, wie ich bereits sagte, in seiner wunderbaren Güte aus vielen Gründen. […] Er kam nämlich, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Es fehlte nicht an Menschen, die seine wahre Menschheit bestritten. Um also diese so tödliche Krankheit zu heilen, wollte unser vortrefflicher und zartfühlender Arzt uns zeigen, dass er wirklich Mensch war.

Samstag, 4 April 2020 : Kommentar Juliana von Norwich

Einmal sagte unser guter Herr zu mir: „Alles wird gut enden“; ein andermal sagte er: „Du wirst es selber sehen: Alles wird gut“. Aus diesen beiden Worten erkannte meine Seele […]: Er möchte uns wissen lassen, dass er seine Aufmerksamkeit nicht nur edlen und großen Dingen zuwendet, sondern auch solchen, die demütig, klein, gering, einfach sind. Das meint er, wenn er sagt: „Alles, was auch immer es sei, wird gut enden.“ Er möchte, dass wir erkennen: Auch das Allerkleinste wird nicht vergessen. Und er möchte, dass wir erkennen: Vieles, was geschieht, ist in unseren Augen so böse und verursacht so viel Schlimmes, dass es uns unmöglich erscheint, es könnte je ein gutes Ende finden. Und so machen wir uns Sorgen und trauern derart, dass wir in der seligen Betrachtung Gottes keinen Frieden mehr finden, wie wir es doch sollten. Denn hier auf Erden ist unsere Art zu Denken so blind, so flach, so simpel, dass wir die erhabene und wunderbare Weisheit, Macht und Güte der seligen Dreifaltigkeit nicht erkennen können […] Es ist so, als sagte Gott: „Achtet jetzt darauf, dass ihr mir glaubt und vertraut, und am Ende werdet ihr alles in der Wahrheit und damit in der Fülle der Freude erkennen.“ […] Soweit ich es sehe, gibt es ein Werk, das die Heilige Dreifaltigkeit am letzten Tag vollbringen wird. Wann und wie dieses Werk vollbracht wird, weiß keines der Christus untergeordneten Geschöpfe und wird es auch nicht wissen, bevor es vollendet ist. […] Wenn Gott uns wissen lassen möchte, dass er dieses Werk vollbringen wird, dann deshalb, damit wir gelassener und friedvoller in der Liebe sind; damit wir aufhören, auf alle möglichen Stürme zu starren, die uns daran hindern, uns wirklich an ihm zu erfreuen. Das ist das große Werk, das unser Herr von aller Ewigkeit her beschlossen hat, ein zutiefst in seinem seligen Inneren verborgener Schatz, der nur ihm bekannt ist. Durch dieses Werk wird er alles zu einem guten Ende führen; denn so wie die Heilige Dreieinheit alles aus dem Nichts erschaffen hat, so wird sie auch alles, was nicht gut ist, gut machen.

Freitag, 3 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie sprecht ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes“? Wenn das Wort Gottes an Menschen ergangen ist, dass sie Götter genannt wurden, wie sollte dann nicht das Wort Gottes selbst, welches bei Gott ist, Gott sein? Wenn durch die Anrede Gottes Menschen Götter werden, wenn sie durch Teilnahme Götter werden, ist dann der, an welchem sie teilnehmen, nicht Gott? […] Du trittst zum Licht hin und wirst erleuchtet und unter die Söhne Gottes gezählt; wenn du dich vom Lichte entfernst, wirst du verdunkelt und unter die Finsternis gerechnet […] „Glaubt den Werken, damit ihr erkennt und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich in ihm“ (vgl. Joh 10,38). Der Sohn sagt nicht so: In mir ist der Vater und ich in ihm, wie es die Menschen sagen können. Wenn wir nämlich recht denken, sind wir in Gott; und wenn wir recht leben, ist Gott in uns; als Gläubige an seiner Gnade teilnehmend, von ihm erleuchtet, sind wir in ihm und er in uns. […] Erkenne das Eigentum des Herrn und das Geschenk des Knechtes. Das Eigentum des Herrn ist die Gleichheit mit dem Vater, das Geschenk des Knechtes ist die Teilnahme am Heiland. „Sie suchten ihn nun zu ergreifen.“ Dass sie ihn nur ergreifen würden, aber so, dass sie an ihn glauben und ihn verstehen, nicht so, dass sie gegen ihn wüten und ihn töten. Denn jetzt, meine Brüder […] sowohl ihr, die ihr gleichsam aus derselben Masse seid wie ich, als auch ich selbst, der ich zu euch rede, wir alle wollen Christus ergreifen. Was heißt ergreifen? Hast du verstanden, so hast du ergriffen. Aber nicht so die Juden; du hast ihn ergriffen, um ihn zu haben; jene wollten ihn ergreifen, um ihn nicht zu haben. Und da sie ihn in solcher Weise ergreifen wollten, was hat er ihnen getan? „Er entging ihren Händen.“ Sie ergriffen ihn nicht, weil sie nicht die Hände des Glaubens hatten. […] Mit dem Geist das Wort ergreifen, das heißt Christus recht ergreifen.

Donnerstag, 2 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Als […] im Evangelium die Worte gelesen wurden: „Du hast einen Teufel“ (Joh 7,20), wurde sie über die Schmähung ihres Herrn innerlich erschüttert, und es nicht ertragend, dass der Geliebte ihrer Seele auf so unverdiente Worte horche, redete sie mit der innigsten Liebe des Herzens ihn also an: „[…] Liebreichster Jesus, du mein höchstes und einziges Heil!“ Hierfür in gewohnter Weise sie würdig belohnend, neigte der Herr sich freundlich zu ihr und flößte dem Ohr ihrer Seele folgende Worte ein: „Ich, dein Schöpfer und Erlöser, habe dich durch Todesängste mit all meiner Seligkeit erworben.“ […] Bemühen wir uns darum, mit ganzer Zuneigung des Herzens dem Herrn liebe Worte zu sagen, sooft irgendeine Schmähung erwähnt wird, die ihm jemand zugefügt hat! Und wenn wir es nicht mit demselben Eifer tun können, sagen wir ihm zumindest unseren Willen und Wunsch nach diesem Eifer, bringen wir ihm unsere Sehnsucht und die Liebe der ganzen Schöpfung. Vertrauen wir auf seine großzügige Güte. Er wird die bescheidene Opfergabe seiner armen Kinder nicht verschmähen, sondern sie vielmehr nach dem Reichtum seiner Barmherzigkeit und Milde annehmen und sie uns weit über unsere Verdienste hinaus vergelten.

Mittwoch, 1 April 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Durch den Glauben hängen wir uns an Christus; durch ihn wird das Gebäude unseres übernatürlichen Lebens fest und sicher. Christus lässt uns an der Festigkeit des göttlichen Felsens teilhaben, den selbst die Mächte der Unterwelt nicht überwinden können (vgl. Mt 16,18). Mit der göttlichen Hilfe können auch wir die Angriffe und Versuchungen der Welt und des Teufels, des Fürsten dieser Welt, überwinden (1 Joh 5,4). Der Teufel und die Welt, deren der Teufel sich als Komplize bedient, gefährden und verlocken uns. Im Glauben an das Wort Jesu gehen wir siegreich aus diesen Angriffen hervor. […] Der Teufel ist der Vater der Lüge und Weltherrscher der Finsternis (vgl. Eph 6,12; vgl. auch Joh 8,44), während Gott die Wahrheit ist und das Licht, in dem keine Finsternis ist (vgl. Joh 14,6; 1 Joh 1,5). Wenn wir stets auf Gott hören, werden wir immer Sieger sein. Wenn unser Herr, der in allem unser Vorbild ist, selbst auch versucht worden ist, dann schauen wir doch auf ihn, was er getan hat, um die Versuchung zu vertreiben. Jeder Verlockung des Bösen setzte er die Autorität des Wortes Gottes entgegen. Wir müssen dasselbe tun; wir müssen die Angriffe der Hölle durch den Glauben an das Wort Jesu vertreiben. Was für den Teufel gilt, gilt auch für die Welt: Durch den Glauben sind wir Sieger. Wer einen lebendigen Glauben an Christus hat, der fürchtet weder Schwierigkeiten, noch Widerspruch, noch das Urteil der Welt, denn er weiß, dass Christus durch den Glauben in ihm wohnt und dass er sich auf ihn stützen kann.

Dienstag, 31 März 2020 : Kommentar Hl. Bernhard

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben, weil er ja sein Leben für dein Leben hingegeben und bittere Qualen ertragen hat, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst. Was könnte hart und schrecklich für dich sein, wenn du dir in Erinnerung rufst: Er, der im Zustand der Göttlichkeit war am Tag seiner Ewigkeit, noch ehe der Morgenstern entstand, im Glanz der Heiligen; er, der Abglanz und das Abbild des Wesens Gottes, ist in deinen Kerker gekommen, um sich, wie es heißt, bis zum Hals in die Tiefe deines Schlammes zu versenken (vgl. Vulg.: Phil 2,6; Ps 109(110),3; Hebr 1,3; Ps 68(69),3). Was wird dir nicht süß erscheinen, wenn du in deinem Herzen all die Bitterkeiten deines Herrn vereinst und in Erinnerung rufst: zunächst die Einschränkungen seiner Kindheit, dann die Strapazen seiner Predigten, die Versuchungen während seines Fastens, sein nächtliches Wachen im Gebet, seine Tränen des Mitleids, die Fallstricke, die man ihm legte […] und dann die Beschimpfungen, das Anspeien, die Backenstreiche, die Geißelhiebe, der Hohn und Spott, die Nägel und alles, was er um unseres Heils willen ertragen hat? Welch unverdientes Mitleiden, welch frei geschenkte Liebe, die er uns so bewiesen hat, welch unerwartete Wertschätzung, welch verblüffende Sanftmut, welch unübertreffliche Güte! Der König der Herrlichkeit (Ps 24(23)), wird gekreuzigt für einen so erbärmlichen Knecht! Wer hat je so etwas gehört, wer hat je so etwas gesehen? „Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,7). Er aber, für Feinde und Ungerechte ist er gestorben; er hat sich entschieden, den Himmel zu verlassen, um uns in den Himmel zurückzubringen: er, der sanfte Freund, der weise Ratgeber, der starke Helfer. „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12).

Montag, 30 März 2020 : Kommentar Isaak von Stella

Jesus der Herr, der Retter aller, „ist allen alles geworden“ (vgl. 1 Kor 9,22), indem er sich kleiner als die Kleinen erwies und größer als die Großen. Um eine beim Ehebruch ertappte und von Dämonen angeklagte Seele zu retten, bückte er sich, um mit dem Finger auf die Erde zu schreiben […]. Er selbst ist diese heilige und erhabene Leiter, die Jakob auf seiner Reise im Traum sah (Gen 28,12), die Leiter, die von der Erde bis zu Gott reicht und von Gott hinab bis auf die Erde. Wenn er [Jesus] will, steigt er bis zu Gott hinauf, manchmal mit ein paar Begleitern, manchmal ohne dass ein Mensch ihm folgen kann. Und wenn er will, begibt er sich wieder unter die Menschenmenge, heilt Aussätzige, isst mit Zöllnern und Sündern, berührt die Kranken, um sie zu heilen. Selig die Seele, die dem Herrn folgen kann, wohin er auch geht: emporsteigend in der Ruhe der Beschauung und andererseits herabsteigend, um Nächstenliebe zu üben; ihm folgend, indem sie bereit ist, sich im Dienst zu bücken, die Armut zu lieben, Müdigkeit auf sich zu nehmen, Arbeit, Tränen, Gebet und schließlich Mitleid und Leiden. Denn er ist gekommen, um gehorsam zu sein bis zum Tod; um zu dienen, nicht um bedient zu werden, und um zu geben: nicht Gold oder Geld, sondern Belehrung und Hilfe den Vielen, sein Leben für die Vielen (vgl. Mk 10,45). […] Wenn dies doch auch das Lebensmodell für euch, Brüder, sein könnte: […] Christus folgen im Aufstieg zum Vater […] Christus folgen im Abstieg zum Bruder und keinen Akt der Nächstenliebe verweigern, allen alles werden.

Sonntag, 29 März 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

„Lazarus, komm heraus!“ – Im Grabe ruhend, hörtest du diesen schallenden Ruf. Gibt es eine stärkere Stimme, als die des [fleischgewordenen göttlichen] Wortes? Also bist du herausgekommen, du, der du tot warst, und zwar nicht erst seit vier Tagen, sondern seit so langer Zeit. Du bist auferstanden mit Christus […]; deine Binden sind gefallen. Falle nicht wieder zurück in den Tod. Schließe dich nicht wieder denen an, die in den Gräbern hausen. Lasse dich nicht ersticken durch die Binden deiner Sünden. Weißt du denn, ob du noch einmal wirst auferstehen können? Ob du aus dem Tod wirst kommen können, bei der Auferstehung aller am Ende der Zeiten? […] Der Ruf des Herrn soll dir also in den Ohren klingen! Verschließe sie heute nicht vor der Lehre und dem Rat des Herrn. Wenn du in deinem Grab blind warst und ohne Licht, so öffne die Augen, um nicht in den Schlaf des Todes zu versinken. Im Licht des Herrn schaue das Licht; im Geist Gottes richte die Augen auf den Sohn. Wenn du das ganze Wort aufnimmst, dann richtest du die ganze Kraft Christi, der heilt und auferweckt, auf deine Seele. […] Fürchte dich nicht vor der Mühe, die du auf dich nehmen musst, um die Reinheit deiner Taufe zu bewahren, und bahne in deinem Herzen die Wege, die zum Herrn aufsteigen. Bewahre sorgfältig den Freibrief, den du aus reiner Gnade erhalten hast […] Lasst uns Licht sein, wie es die Jünger lernten von dem, der das große Licht ist: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Lasst uns Leuchten in der Welt sein, indem wir das Wort des Lebens hochhalten, indem wir Lebenskraft für andere sind. Machen wir uns auf die Suche nach Gott, auf die Suche nach dem, der das erste und reinste Licht ist.

Samstag, 28 März 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben, werden […] schließlich gemacht zu „einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum …, einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung … Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk“ (1 Petr 2,9–10). […] So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfasst und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13–16) in alle Welt gesandt. […] Gott hat die Versammlung derer, die zu Christus als dem Urheber des Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens glaubend aufschauen, als seine Kirche zusammengerufen und gestiftet, damit sie allen und jedem das sichtbare Sakrament dieser heilbringenden Einheit sei. Bestimmt zur Verbreitung über alle Länder, tritt sie in die menschliche Geschichte ein und übersteigt doch zugleich Zeiten und Grenzen der Völker. Auf ihrem Weg durch Prüfungen und Trübsal wird die Kirche durch die Kraft der ihr vom Herrn verheißenen Gnade Gottes gestärkt, damit sie in der Schwachheit des Fleisches nicht abfalle von der vollkommenen Treue, sondern die würdige Braut ihres Herrn verbleibe und unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes nicht aufhöre, sich selbst zu erneuern, bis sie durch das Kreuz zum Lichte gelangt, das keinen Untergang kennt.

Freitag, 27 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Wo hast du, Liebster dich verborgen? Warum mich seufzend hier zurückgelassen? Dem Hirsche gleich bist du entflohen, Nachdem du Wunden mir geschlagen; Ich lief dir rufend nach, doch warst du schon entschwunden. […] „Wo hast du dich verborgen?“ Damit will sie sagen: Wort, mein Bräutigam, zeig mir den Ort, wo du dich verborgen hast. Mit diesen Worten bittet sie ihn um die Offenbarung seines göttlichen Wesens. Denn der Ort, wo der Sohn Gottes sich verborgen hält, ist nach den Worten des hl. Johannes (Joh 1,18) der Schoß des Vaters, nämlich die göttliche Wesenheit, die für jedes sterbliche Auge unzugänglich und jedem menschlichen Verstand verborgen ist. Darauf wollte auch Jesaja hinweisen, wenn er zu Gott sprach: […] „Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott“ (Jes 45,15). Daraus ist zu entnehmen, dass die außergewöhnlichen Mitteilungen und Offenbarungen sowie die tiefen und erhabenen Erkenntnisse Gottes, die einer Seele in diesem Leben zuteil werden können, Gottes Wesenheit nicht kundgeben noch auch eine Ähnlichkeit damit haben. Denn in Wahrheit bleibt er der Seele immer verborgen und sie muss ihn trotz dieser erhabenen Gnadenerweise als verborgen ansehen, in seiner Verborgenheit ihn suchen und ausrufen: „Wo hast du dich verborgen.“ Und in der Tat, wie die erhabenen Mitteilungen und die fühlbare Gegenwart kein Zeichen seiner gnadenvollen Anwesenheit in der Seele sind, so beweisen auch die Trockenheiten und der Mangel all dieser Gunstbezeugungen in keiner Weise seine Abwesenheit nach den Worten des Propheten Ijob: […] „Wenn er zu mir kommt, sehe ich ihn nicht, und geht er weg, merke ich es nicht“ (vgl. Ijob 9,11). Damit will er zu verstehen geben, dass die Seele, wenn sie einer außergewöhnlichen Mitteilung gewürdigt wird, sei es auf dem Wege einer sinnlichen Wahrnehmung oder einer geistigen Erkenntnis, nicht im Glauben leben soll, es bestehe hierin der Besitz oder die klare und wesenhafte Anschauung Gottes. Mag die Wirkung dieser Gunstbezeugungen auch noch so tiefgehend sein, so soll sie dies doch nicht als ein Zeichen ansehen, als sei sie inniger mit Gott vereint oder fester in ihm begründet. Ebensowenig darf sie annehmen, dass Gott, wenn sie dieser sinnenfälligen und geistigen Mitteilungen entbehrt und in Trockenheit, Finsternis und Verwirrung sich befindet, ihr ferner stehe als sonst. […] Was daher die Seele in diesem Verse vor allem im Auge hat, ist nicht bloß die Bitte um inbrünstige und fühlbare Andacht, da ja hierin ein deutlich gesicherter Besitz des Bräutigams in diesem Leben nicht besteht, es ist vielmehr das Verlangen nach der reinen Gegenwart und klaren Anschauung seiner Wesenheit, die sie im anderen Leben in ungestörter Sicherheit und voller Befriedigung zu besitzen hofft.

Donnerstag, 26 März 2020 : Kommentar Jakobus von Saroug

„Die Haut seines Gesichtes [des Mose] strahlte, weil er mit Gott geredet hatte. Aaron und alle Israeliten sahen es […] und fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen […] Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier“ (vgl. Ex 34,29–33). Der Glanz auf dem Gesicht des Mose, das war Christus, der in ihm strahlte; er war jedoch den Augen der Hebräer verborgen; sie haben ihn nicht gesehen […] Das ganze Alte Testament bietet sich uns verhüllt dar, wie Mose, das Symbol aller Prophezeiungen. Hinter diesem Schleier, der über den Büchern der Propheten liegt, erscheint Christus, der erhabene Richter, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt […] Wenn Moses verhüllt war, welcher andere Prophet hätte sein Gesicht enthüllen können? Ihm folgend verhüllten also alle ihre Reden. Gleichzeitig verkündeten und verhüllten sie; sie überbrachten ihre Botschaft und verhüllten sie gleichzeitig mit einem Schleier […] Jesus strahlte in ihren Büchern auf, aber ein Schleier entzog ihn ihren Blicken, ein Schleier, der dem gesamten Universum verkündet, dass die Worte der Heiligen Schriften einen verborgenen Sinn haben […] Unser Herr entfernte diesen Schleier, als er dem ganzen Universum die Geheimnisse erklärte. Durch sein Kommen hat der Sohn Gottes das Gesicht des bis dahin verschleierten Mose, die unverständlichen Worte, enthüllt. Der Neue Bund ist gekommen, um den Alten Bund zu erläutern; die Welt kann endlich diese Worte begreifen, die durch nichts mehr zugedeckt werden. Der Herr, unsere Sonne, ist über der Welt aufgegangen und hat alle Geschöpfe erleuchtet; das Geheimnis, die Rätsel sind endlich aufgedeckt: Der Schleier, der über den Büchern lag, wurde aufgehoben, und die Welt schaut das unverhüllte Antlitz des Sohnes Gottes.

Mittwoch, 25 März 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Das Wort kam aus sich, und es stieg unter sich selbst herab, als es Fleisch wurde und unter uns gewohnt hat (vgl. Joh 1,14), als es sich entäußerte und wie ein Sklave wurde (Phil 2,7). Seine Entäußerung war ein Abstieg. Es stieg jedoch herab, ohne seiner selbst beraubt zu werden, und wurde Fleisch, ohne aufzuhören, Wort zu sein, ohne die Herrlichkeit seiner Majestät durch die Annahme der Menschennatur zu trüben. […] So wie der Sonnenstrahl das Glas durchdringt, ohne es zu zerbrechen, und wie der sichtbare Strahl in eine reine und ruhige Flüssigkeit eintaucht – alles bis auf den Grund durchleuchtend –, ohne sie zu trennen oder zu teilen, ebenso kam das Wort Gottes in das jungfräuliche Gemach und verließ es wieder; der Schoß der Jungfrau blieb verschlossen. […] Der unsichtbare Gott wurde also ein sichtbarer Mensch. Leidensunfähig und unsterblich wurde er leidend und sterblich. Er, den die Beschränkungen unserer Natur nicht einschränken können, er wollte dort eingeschlossen sein. In den Schoß einer Mutter schließt der sich ein, dessen unermessliche Größe Himmel und Erde umfasst. Und den die Himmel der Himmel nicht fassen können, ihn umschließt der Leib Mariens. Wenn du wissen möchtest, auf welche Weise das geschah, so höre, wie der Erzengel [Gabriel] Maria den Vorgang des Geheimnisses mit folgenden Worten erklärt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). […] Denn mehr als alle und vor allen hat er dich erwählt, damit du durch die Fülle der Gnade alle übertriffst, die vor dir oder nach dir gewesen sind oder sein werden.

Dienstag, 24 März 2020 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn, denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah. (Biblische Referenzen: Jes 55,1; Joh 7,37; Joh 22,17; Mt 11,28)

Montag, 23 März 2020 : Kommentar Nachfolge Christi

„Wer die Majestät ergründen will, wird von ihrem Glanz erdrückt“ (Sprüche 25,27). Gott kann mehr tun, als ein Mensch einsieht. […] Glaube und lauteres Leben sind vonnöten, nicht hoher Verstand und tiefe Kenntnis der Geheimnisse Gottes. Wo du nicht erkennst und fasst, was unter dir lebt, wie kannst du die Welt über dir begreifen? Beuge dich unter Gott, opfere deine Sinne dem Glauben, und das Licht der Erkenntnis fällt dir zu, wie es dir nützlich und nötig ist. Mancher erleidet schwere Anfechtungen im Glauben an das Sakrament. Die Schuld dafür trägt weniger er als der Feind. Streite dich nicht ab mit deinem Verstande, antworte nicht auf die Zweifel des Teufels, glaube vielmehr Gottes Wort, seinen Heiligen und Propheten, und der Feind hat verloren. Es nützt dem Diener Gottes sehr, solches oft zu erdulden. Denn Ungläubige und Sünder versucht er nicht, er ist ihrer sicher, gläubige Fromme aber plagt er mit vielerlei Anfechtung. Verharre also einfältig im Glauben, ohne zu zweifeln, und tritt mit Ehrfurcht und Ergebung hin zum heiligen Sakrament! Was du nicht einsehen kannst, überlasse getrost dem allmächtigen Gott. Gott täuscht nicht. Wer sich zu viel zutraut, fällt. Gott hält es mit dem Einfältigen, er offenbart sich dem Demütigen, er gibt dem Kinde Einsicht und erschließt dem reinen Gemüt den Sinn, Neugierigen und Stolzen aber entzieht er seine Gnade. Der Geist des Menschen ist schwach und kann sich irren. Der wahre Glaube aber geht nie fehl. Alle Vernunft und natürliche Wissbegier hinkt hinter dem Glauben her. Sie kann ihm nicht vorangehen noch in ihn einbrechen.

Sonntag, 22 März 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Dem aber, der von Geburt an blind war, gab er nicht durch ein Wort, sondern durch eine Handlung das Gesicht wieder, was keineswegs unbedeutend oder zufällig war, sondern auf die Hand Gottes hinweisen sollte, die im Anfang den Menschen geschaffen hat. Als daher die Schüler ihn fragten, wegen welcher Ursache jener blind geboren sei, ob aus eigener Schuld oder aus Schuld der Eltern, da sagte er: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden“ (Joh 9,3). Das Werk Gottes aber ist die Erschaffung des Menschen. Diese nämlich geschah durch eine Handlung, wie die Schrift sagt: „Und es nahm Gott Schlamm von der Erde und bildete den Menschen“ (vgl. Gen 2,7). Deshalb spie auch der Herr auf die Erde und machte einen Kot: und strich ihn über die Augen, indem er auf die Weise hinwies, wie der Mensch ursprünglich gebildet wurde, und die Hand Gottes, durch die aus dem Schlamme der Mensch gemacht war, für die offenbarte, die es verstehen konnten. […] Und da der Mensch in jenem Leib Adams in Ungehorsam verfiel und des „Bades der Wiedergeburt“ (vgl. Tit 3,5) bedurfte, so sprach er zu ihm, nachdem er den Kot über seine Augen gestrichen hatte: „Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!“ (Joh 9,7). Und zugleich mit der Wiederherstellung seines Körpers gab er ihm das Bad der Wiedergeburt. Deshalb kam er auch nach dem Bade sehend zurück, damit der Mensch seinen Schöpfer erkennen und den begreifen sollte, der ihm das Leben geschenkt hatte. […] Vielmehr hat der, welcher im Anfang den Adam bildete, und zu dem der Vater sprach: „Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bild und Gleichnis“ (vgl. Gen 1,26), auch in den letzten Zeiten sich selbst geoffenbart, indem er dem, welcher seit Adam her blind war, das Augenlicht gab.

Samstag, 21 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Wenn du dich aufmachst, um vor den Herrn zu treten, sei dein Gewand gänzlich aus dem Stoff oder besser dem Material des Nichtnachtragens gewoben, andernfalls wird dir das Gebet nichts nutzen. Die Art deines Gebetes sollte äußerst einfach sein, denn mit einem Wort söhnten der Zöllner und der verlorene Sohn Gott mit sich aus. Versuche nicht viele Worte zu machen, damit sich dein Geist nicht bei der Suche nach Worten verliert. Ein Wort des Zöllners hat Gott Genüge getan, und ein Wort des Glaubens hat den Räuber gerettet. Viele Worte haben im Gebet oft den Geist mit Vorstellungen erfüllt und ihn zerstreut. Die wenigen Worte aber pflegen den Geist zu sammeln. Verspürst du Lieblichkeit und Ergriffenheit bei einem bestimmten Satz des Gebets, so verweile bei ihm, denn dies bedeutet, dass unser Wächter gemeinsam mit uns im Gebet ist. Bitte mit der Trauer, suche mit dem Gehorsam, und klopfe an mit der Langmut, denn wer auf diese Weise bittet, „ der erhält, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan“ (Lk 11,10)! […] Wer pausenlos den Stab des Gebetes hält, wird nicht anstoßen. Sollte dies dennoch geschehen, wird er jedoch nicht ganz und gar fallen, denn das Gebet ist eine fromme „Tyrannei“, die auf Gott ausgeübt wird.

Freitag, 20 März 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Liebe ist letztlich der Maßstab für den Wert all unserer Handlungen, selbst der gewöhnlichsten. So bezeichnet der hl. Benedikt die Gottesliebe als allererstes „Werkzeug“: „Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“. Ebenso sagt er uns: „Gebt vor allem der Liebe einen Platz in eurem Herzen; die Liebe lenke und leite euch in allem, was ihr tut; die Liebe ist es, die alle anderen Werkzeuge guter Werke in eure Hände legen muss; sie ist es, die den unbedeutendsten Einzelheiten eurer Tage einen hohen Wert verleiht. Die kleinen Dinge, sagt der hl. Augustinus, sind an und für sich klein; aber sie werden groß durch die treue Liebe, mit der sie vollbracht werden“ (De doctrina christiana, 1. IV, Kap. 18). […] Das Ideal, das wir anstreben müssen, ist […] die Genauigkeit der Liebe, weder der Skrupel noch die Sorge, sich bloß nicht zu irren, noch der Wunsch, sich sagen zu können: „Ich möchte, dass man mir niemals einen Fehler nachweisen kann“. Das zeugt von Stolz. Aus dem Herzen entspringt das innere Leben; und wenn ihr das besitzt, werdet ihr versuchen, all eure Vorschriften aus Liebe zu erfüllen, mit der reinsten Absicht und der größtmöglichen Sorgfalt. […] Der wahre Wert einer Sache liegt in dem Grad der Vereinigung mit Christus, den wir ihm durch Glaube und Liebe geben. Alles was wir tun, muss aus Liebe zu unserem Vater im Himmel und – durch den Glauben – in Einheit mit unserem Herrn geschehen. Lasst uns nie vergessen: Die eigentliche Quelle des Wertes unserer Werke liegt in unserer gnadenhaften Vereinigung mit Christus, in der Liebe, mit der wir unsere Taten vollbringen. Dazu ist es nötig, wie der hl. Benedikt sagt, dass wir vor jeder guten Unternehmung unsere Absicht auf Gott ausrichten, mit großer Intensität des Glaubens und der Liebe.

Donnerstag, 19 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Am Anfang dieses Pilgerweges trifft sich der Glaube Mariens mit dem Glauben Josefs. Wenn Elisabet von der Mutter des Erlösers sagte: „Selig ist die, die geglaubt hat“, so kann man gewissermaßen dieses Seligsein auch auf Josef beziehen, weil er positiv auf das Wort Gottes antwortete, als es ihm in jenem entscheidenden Augenblick überbracht wurde. Um genau zu sein: Josef antwortete auf die „Verkündigung“ des Engels nicht wie Maria, sondern „er tat, was der Herr ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich“. Was er getan hat, ist reinster „Gehorsam des Glaubens“ (vgl. Röm 1,5; 16,26; 2 Kor 10,5–6). Man kann sagen, das, was Josef getan hat, verband ihn in ganz besonderer Weise mit dem Glauben Mariens: er nahm als von Gott kommende Wahrheit an, was sie bereits bei der Verkündigung angenommen hatte. Das Konzil lehrt: „Dem offenbarenden Gott ist der ‚Gehorsam des Glaubens‘ zu leisten. Darin überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit, indem er sich ‚dem offenbarenden Gott mit Verstand und Willen voll unterwirft‘ und seiner Offenbarung willig zustimmt“ (Dei Verbum, 5). Der eben zitierte Satz, der das Wesen selbst des Glaubens berührt, trifft voll und ganz auf Josef von Nazaret zu. Er wurde deswegen in einzigartiger Weise ein Hüter des Geheimnisses, das „von Ewigkeit her in Gott verborgen war“ (vgl. Eph 3,9), so wie es Maria in jenem entscheidenden Augenblick wurde, den der Apostel die „Fülle der Zeit“ nennt, als nämlich „Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, sandte, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (vgl. Gal 4,4–5). […] Der erste Hüter dieses göttlichen Geheimnisses ist Josef, zusammen mit Maria. […] Wenn wir den Text beider Evangelisten, Matthäus und Lukas, vor Augen haben, können wir auch sagen, dass Josef der erste ist, der am Glauben der Gottesmutter teilhat, und dass er dadurch seine Frau im Glauben der göttlichen Verkündigung unterstützt. Er ist es auch, der von Gott als erster auf den „Pilgerweg des Glaubens“ gestellt wurde, auf dem Maria – vor allem seit Golgota und Pfingstgeschehen – in vollkommener Weise „vorangegangen ist“. Josefs eigener Weg, sein Pilgerweg des Glaubens wird früher enden […] Doch der Glaubensweg Josefs schlägt dieselbe Richtung ein […].

Mittwoch, 18 März 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Treue ist die wertvollste und zarteste Blüte der Liebe hier unten. Im Himmel droben wird sich die Liebe entfalten in Danksagung, in Zufriedenheit, in Freude, im vollen und ganzen Besitz dessen, den sie liebt. Hier unten kommt sie durch eine großherzige und beständige Treue Gott gegenüber zum Ausdruck, trotz der Dunkelheit im Glauben, trotz der Prüfungen, der Schwierigkeiten, der Widersprüchlichkeiten. Nach dem Beispiel unseres göttlichen Vorbildes sollen wir uns ohne Vorbehalt hingeben, so wie er selbst sich bei seinem Eintritt in die Welt ohne Vorbehalt dem Vater hingegeben hat: „Ja, ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun“ (vgl. Hebr 10,7). […] Wir sollen zu Jesus sagen: „Ich will dir ganz gehören; ich möchte dein Leben leben in Glaube und Liebe; ich will, dass deine Wünsche meine Wünsche seien, und wie du, will ich aus Liebe zu deinem Vater alles tun, was dir gefällt: ‚Ich habe dein Gesetz in die Mitte meines Herzens gestellt‘ (vgl. Ps 39(40),9 Vulg.); es gefällt dir, dass ich die von dir gegebenen Vorschriften des christlichen Gesetzes treu befolge […]; um dir die Zartheit meiner Liebe zu zeigen will ich sagen, was du selber gesagt hast: ‚Nicht ein Jota und nicht ein Strichlein werde ich aus deinem Gesetz streichen‘ (vgl. Mt 5,18). Gib mir deine Gnade, dass ich nicht das Geringste vernachlässige, was dir gefallen könnte, damit ich, nach deinem eigenen Wort ‚durch Zuverlässigkeit in den kleinen Dingen auch in den großen zuverlässig werde‘ (vgl. Lk 16,10). Lass mich vor allem immer aus Liebe zu dir und zu deinem Vater handeln (vgl. Joh 14,31). Ich sehne mich aus ganzem Herzen danach, wie du sagen zu können: ‚Ich tue immer das, was dem Vater gefällt‘“ (vgl. Joh 8,29).

Dienstag, 17 März 2020 : Kommentar Die byzantinischen und orientalischen Liturgien zur Fastenzeit

Herr und Gebieter meines Lebens, den Geist des Müßiggangs, der Verzagtheit, der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit gib mir nicht! (große Metanie) Gib mir hingegen, Deinem Knecht, den Geist der Keuschheit, der Demut, der Geduld und der Liebe! (große Metanie) Ja, mein Herr und mein König, gib mir meine eigenen Sünden zu sehen und nicht meinen Bruder zu verurteilen, denn gesegnet bist Du in der Ewigkeit der Ewigkeit. Amen. (große Metanie) (Es folgen 11 kleine Metanien mit den Worten) Herr, reinige mich Sünder. (Und eine zwölfte mit den Worten) Herr, reinige mich Sünder und erbarme Dich meiner.

Montag, 16 März 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Naaman war ein Syrer und litt am Aussatz und vermochte von niemand gereinigt zu werden. Da sprach ein Mädchen von den Gefangenen, es sei ein Prophet in Israel, der ihn von der ansteckenden Krankheit des Aussatzes reinigen könne. […] Vernimm nun, wer jenes junge Mädchen aus den Gefangenen sei! Es ist die Heidenkirche, das heißt: die Kirche des Herrn, die vorher, als sie sich noch nicht der Freiheit der Gnade erfreute, unter der Gefangenschaft der Sünde schmachtete. Auf ihren Rat hörte jenes törichte Heidenvolk auf das Wort der Propheten, an dem es vorher solange zweifelte, während es jedoch nachher – sobald es glaubte, dasselbe befolgen zu sollen – von jeglicher Sündenbefleckung reingewaschen wurde. Jener Naaman zweifelte wohl, bevor er geheilt wurde: du bist schon geheilt und darfst darum nicht zweifeln. […] Darum wurde dir vorhin eingeschärft, nicht nur das zu glauben, was du sahst, damit nicht auch du etwa so sprechen würdest: das nun soll jenes große Geheimnis sein, „das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen ist?“ (vgl. 1 Kor 2,9). Wasser nur sehe ich, wie ich es alle Tage gesehen: das soll mich reinigen? So oft stieg ich hinein und nie ward ich rein? Lerne daraus, dass das Wasser ohne den Geist nicht reinigt! Eben darum hast du gelesen, dass die drei Zeugen bei der Taufe eins sind: Wasser, Blut und Geist (1 Joh 5,8); denn, wenn du sie auf einen derselben einschränkst, besteht das Sakrament der Taufe nicht zu recht. Was ist denn das Wasser ohne das Kreuz Christi? Ein gewöhnliches Element ohne irgendwelche sakramentale Wirkung. Und umgekehrt: ohne Wasser kein Geheimnis der Wiedergeburt; denn „wer nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geist, kann in das Reich Gottes nicht eingehen“ (vgl. Joh 3,5). Es glaubt aber auch der Katechumene an das Kreuz des Herrn Jesus, mit dem auch er bezeichnet wird; doch, wenn er nicht getauft wird im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, kann er den Nachlass der Sünden nicht empfangen und das Geschenk der geistigen Gnade nicht ganz in sich aufnehmen. Jener Syrer tauchte siebenmal kraft des Gesetzes unter; du aber wurdest getauft im Namen des dreieinigen Gottes: du hast den Vater bekannt – sei dessen eingedenk, was du getan! – hast den Sohn bekannt, hast den Heiligen Geist bekannt. Halte Punkt für Punkt an diesem Glauben fest! Der Welt bist du abgestorben und Gott bist du auferstanden. In jenem irdischen Element gleichsam begraben und der Sünde gestorben, bist du zum ewigen Leben wiedererweckt worden.

Sonntag, 15 März 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Jesus also, ermüdet von der Reise, setzte sich so hin an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde.“ Nun beginnen die Geheimnisse. Denn nicht umsonst wird Jesus müde; nicht umsonst wird die Kraft Gottes müde […] Deinetwegen ist Jesus ermüdet von der Reise. Wir finden die Kraft Jesus, wir finden den schwachen Jesus; den starken und den schwachen Jesus: den starken, denn „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott“. Willst du sehen, wie stark dieser Sohn Gottes war? „Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nichts geworden“; und ohne Anstrengung ist es geworden. Was ist also stärker als der, durch den ohne Anstrengung alles geworden ist? Willst du den schwachen kennenlernen? „Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,1.3.14). Die Stärke Christi hat dich erschaffen, die Schwäche Christi hat dich neugeschaffen. Die Stärke Christi hat bewirkt, dass sei, was nicht war; die Schwäche Christi hat bewirkt, dass nicht verloren gehe, was war. Er hat uns erschaffen durch seine Stärke, uns gesucht durch seine Schwäche. Er nährt also, selbst schwach, die Schwachen, wie eine Henne ihre Jungen; denn dieser hat er sich ähnlich gemacht: „Wie oft wollte ich“, sagt er zu Jerusalem, „deine Kinder unter die Flügel versammeln, und du hast nicht gewollt“? (Mt 23,37). […] So also wird Jesus schwach, müde von der Reise. Seine Reise ist das Fleisch, das er für uns angenommen hat. Denn wie kann man bei dem von einer Reise reden, der überall ist, der nirgends abwesend ist? Er geht und kommt, aber er würde zu uns nicht kommen, wenn er nicht die Gestalt des sichtbaren Fleisches angenommen hätte. Weil er also, um zu uns zu kommen, sich in der Weise würdigte, dass er durch Annahme des Fleisches in Knechtsgestalt erschien, so ist die Annahme des Fleisches seine Reise. Was heißt darum „müde von der Reise“ anderes als Ermüdung im Fleisch? Jesus wird schwach im Fleisch, aber werde du nicht schwach; in seiner Schwäche sollst du stark sein; denn was schwach ist an Gott, ist stärker als die Menschen (1 Kor 1,25).

Samstag, 14 März 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Das eigentlich Neue des Neuen Testaments sind nicht neue Ideen, sondern die Gestalt Christi selber, der den Gedanken Fleisch und Blut, einen unerhörten Realismus gibt. Schon im Alten Testament besteht das biblisch Neue nicht einfach in Gedanken, sondern in dem unerwarteten und in gewisser Hinsicht unerhörten Handeln Gottes. Dieses Handeln Gottes nimmt seine dramatische Form nun darin an, dass Gott in Jesus Christus selbst dem „verlorenen Schaf“, der leidenden und verlorenen Menschheit, nachgeht. Wenn Jesus in seinen Gleichnissen von dem Hirten spricht, der dem verlorenen Schaf nachgeht, von der Frau, die die Drachme sucht, von dem Vater, der auf den verlorenen Sohn zugeht und ihn umarmt, dann sind dies alles nicht nur Worte, sondern Auslegungen seines eigenen Seins und Tuns. In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form. Der Blick auf die durchbohrte Seite Jesu, von dem Johannes spricht (vgl. 19,37), begreift, was Ausgangspunkt dieses Schreibens war: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden. Und von dort her ist nun zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens. Diesem Akt der Hingabe hat Jesus bleibende Gegenwart verliehen durch die Einsetzung der Eucharistie während des Letzten Abendmahles. Er antizipiert seinen Tod und seine Auferstehung, indem er schon in jener Stunde den Jüngern in Brot und Wein sich selbst gibt, seinen Leib und sein Blut […] Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein. […] Die „Mystik“ des Sakraments, die auf dem Abstieg Gottes zu uns beruht, […] führt höher, als jede mystische Aufstiegsbegegnung des Menschen reichen könnte.

Freitag, 13 März 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Gott pflanzte den Weinberg des Menschengeschlechts zuerst durch die Erschaffung Adams und die Erwählung der Patriarchen und übergab ihn den Bauern durch die Gesetzgebung des Moses. Dann umgab er ihn mit einem Zaun, d. h. er umgrenzte ihr Gebiet, und baute einen Turm, indem er Jerusalem erwählte. Dann grub er eine Kelter, indem er das Gefäß für den prophetischen Geist vorbereitete. Und so schickte er die Propheten bereits vor der babylonischen Gefangenschaft und wieder andere nach derselben, und zwar mehr als vorher, die Früchte fordern sollten, indem sie zu ihnen sprachen: „‚Bessert euer Verhalten und euer Tun‘ (Jer 7,3); ‚Haltet gerechtes Gericht, jeder zeige seinem Bruder gegenüber Güte und Erbarmen; unterdrückt nicht die Witwen und Waisen, die Fremden und Armen, und plant in eurem Herzen nichts Böses gegeneinander!‘ (Sach 7,9–10) […] ‚Wascht euch, reinigt euch! Lasst ab von eurem üblen Treiben! […] Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten!‘“ (Jes 1,16–17). […] Indem die Propheten dies verkündeten, suchten sie die Frucht der Gerechtigkeit. Da sie aber jenen nicht glaubten, sandte der Herr zuletzt seinen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus. Diesen schlugen die bösen Bauern und warfen ihn aus dem Weinberge hinaus. Nun aber umgab ihn der Herr Gott nicht mit einem Wall, sondern dehnte ihn aus über die ganze Welt und übergab ihn anderen Bauern, die Frucht geben zu ihrer Zeit, nachdem der Turm seiner Erwählung prächtig an allen Orten erhöht worden ist. Denn überall ist die herrliche Kirche und überall gegraben ringsherum die Kelter, denn überall nimmt man den Geist auf. […] Deshalb sprach der Herr zu seinen Jüngern, um uns zu guten Arbeitern vorzubereiten: „‚Nehmt euch in acht und wacht allezeit, dass nicht Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch verwirren‘ (vgl. Lk 21,34.36) […]; ‚Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten‘“ (Lk 12,35–36).

Donnerstag, 12 März 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Eure Aufgabe gleicht jener der Engel. Wenn wir auch manche Leiden ertragen müssen, wenn wir uns ein wenig abtöten müssen – gedulden wir uns noch ein wenig. Und schon ist das Ziel und das Ende unseres Lebens da; wir werden von den heiligen Engeln geleitet werden, ewige Freude genießen und mit allen Heiligen Miterben derselben Verheißung sein (vgl. Hebr 11,9). […] Deshalb nehmen wir künftig geduldig an, was auch mit uns geschehen mag; denn wir erhalten dafür ewiges Glück, so wie umgekehrt denen, die Böses tun, Unglück zuteilwird. Der Himmel möge uns davor bewahren, diese Unglücksworte zu hören: „Du hast in deinem Leben Gutes empfangen, jetzt aber wird dieser getröstet“, und „zwischen uns und euch ist ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund“ (vgl. Lk 16,25–26). Sind sie nicht schrecklich zu hören, diese göttlichen Worte, die den Sünder von dem Gerechten scheiden? In der Tat entfernen der Abstand, der Abgrund, der Verlust und Fall derer, die in der Sünde stehen, diese vom Herrn, unserem Gott so weit, wie der Himmel von der Erde entfernt ist (vgl. Jes 55,9). Aber jene, die wie ihr jeden Tag mit brennendem Verlangen danach streben, seine Freunde und seine wahren Diener zu sein, werden mit ihm in die himmlischen Wohnungen einziehen, in das himmlische Jerusalem (vgl. Gal 4,26), die große Stadt, die erfüllt ist von unvorstellbaren Wundern, verbunden mit grenzenloser Herrlichkeit und ewiger Macht. Dort werden wir einander sehen und vollkommen erkennen. Und ich glaube, dass wir, wenn wir den Willen Gottes erfüllen, allesamt in ewiger Freude vereint sein werden. Verhaltet auch ihr euch nach Art der Engel, und haltet euch fest am Arm Gottes, der euch Kraft verleiht, an den Ermutigungen des Heiligen Geistes, der euch stark macht, an den heiligen Engeln, an allen Märtyrern und von Gott gesegneten Heiligen, die euch zu Hilfe kommen.

Mittwoch, 11 März 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Es ist unsere Aufgabe und es ist eine Verpflichtung für uns, euch – nach dem Maß unser Kräfte – zum Gegenstand all unserer Bemühung, all unseres Eifers, unserer Fürsorge zu machen, durch Wort und Tat, durch Warnungen, Ermutigungen, durch Ermahnungen, Ansporn, […] damit wir euch auf diese Weise dem Rhythmus des göttlichen Willens angleichen und euch auf das Ziel ausrichten, dass uns vorgegeben ist: Gott zu gefallen. […] Er, der unsterblich ist, hat freiwillig sein Blut vergossen; er, der das Heer der Engel geschaffen hat, wurde von Soldatenhänden gefesselt; er, der die Lebenden und die Toten richten wird (vgl. Apg 10,42; 2 Tim 4,1), wurde vor Gericht geschleppt; die Wahrheit in Person wurde falschen Zeugenaussagen ausgesetzt, wurde verleumdet, geschlagen, mit Speichel bedeckt, ans Holz des Kreuzes gehängt. Der Herr der Herrlichkeit (vgl. 1 Kor 2,8) ertrug alle Schmach und alle Leiden, ohne dass diese Prüfungen notwendig gewesen wären. Wie hätte das auch sein können bei ihm, der als Mensch selber sündenlos war, der uns vielmehr befreit hat von der Tyrannei der Sünde, durch die der Tod in die Welt gekommen war und sich unseres Urvaters trügerisch bemächtigt hatte? Wenn also wir einer dieser Prüfungen unterworfen werden, gibt es daran nichts Überraschendes, denn es entspricht unserer menschlichen Verfasstheit […]. Auch wir müssen also geschmäht und versucht werden, geplagt durch die Beschneidung unseres Willens. Gemäß der Deutung unserer Väter ist das ein [geistliches] Blutvergießen, denn das bedeutet, Mönch zu sein. Und so müssen wir das Himmelreich erwerben, indem wir unser Leben in der Nachfolge des Herrn verbringen. […] Geht also mit Eifer an euren Dienst, in dem Bewusstsein, dass ihr – weit davon entfernt, Sklaven der Menschen zu sein – Gott dient.

Dienstag, 10 März 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

Wir dürfen um unsere Brüder nicht trauern, wenn sie durch den Ruf des Herrn von der Welt befreit worden sind. Wissen wir doch, dass sie nicht verloren gehen, sondern nur vorausgehen, dass sie mit dem Hinscheiden uns nur voranschreiten; dass man sich zwar, wie gewöhnlich bei einer Land- oder Seereise, nach ihnen sehnen, aber nicht um sie klagen darf, und dass man hier nicht schwarze Kleider anlegen soll, wenn sie dort bereits weiße Gewänder angetan haben; dass man den Heiden keine Gelegenheit geben darf, uns mit Fug und Recht zu tadeln, weil wir dieselben, die doch nach unserer Behauptung bei Gott leben, als tot und verloren betrauern und den Glauben, den wir in Wort und Rede kundtun, nicht auch mit Herz und Seele bezeugen und beweisen. Heuchler in unserer Hoffnung und in unserem Glauben sind wir, wenn nur vorgetäuscht, wenn nur erdichtet, wenn nur erlogen erscheint, was wir sagen. Es nützt nichts, wenn man in Worten Mut zur Schau trägt und durch Taten seine Echtheit widerlegt. […] Wenn wir sterben, so gehen wir durch den Tod zur Unsterblichkeit ein, und das ewige Leben kann nicht nachfolgen, wenn es uns nicht zuerst geschenkt ist, von hier wegzugehen. Das ist kein Hinscheiden für immer, sondern nur ein Übergang und ein Hinüberschreiten zur Ewigkeit, nachdem die zeitliche Laufbahn durchmessen ist. Wer sollte nicht dem Besseren zueilen? Wer sollte nicht wünschen, recht bald verwandelt und umgeformt zu werden nach Christi Gestalt […] Als unsere Heimat betrachten wir das Paradies […] warum eilen und laufen wir dann nicht, um unsere Heimat sehen, um unsere Eltern begrüßen zu können? Eine große Anzahl von Lieben erwartet uns dort, eine stattliche, mächtige Schar von Eltern, Geschwistern und Kindern sehnt sich nach uns, um die eigene Rettung bereits unbesorgt und nur um unser Heil noch bekümmert. Unter ihre Augen, in ihre Arme zu eilen, welch große Freude für sie und uns zugleich!

Montag, 9 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Jesus Christus hat gelehrt, dass der Mensch das Erbarmen Gottes nicht nur empfängt und erfährt, sondern auch berufen ist, an seinen Mitmenschen „Erbarmen zu üben“: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7). […] Die erbarmende Liebe ist in den zwischenmenschlichen Beziehungen nie ein einseitiger Akt oder Prozess. Selbst dort, wo allem Anschein nach nur ein Teil gibt und hingibt und der andere nur empfängt und nimmt (z.B. im Fall des Arztes, der behandelt; des Lehrers, der unterrichtet; der Eltern, die die Kinder ernähren und erziehen; des Wohltäters, der die Bedürftigen unterstützt), wird tatsächlich auch der Geber immer zum Beschenkten. Auch kann er leicht selbst in die Lage dessen kommen, der empfängt, dem eine Wohltat zuteilwird, der die erbarmende Liebe erfährt, der Gegenstand von Erbarmen wird. Der gekreuzigte Christus ist uns hierin im Höchstmaß Beispiel, Anregung und Aufruf. Auf dieses ergreifende Vorbild schauend, können wir in aller Demut den anderen Erbarmen erweisen, wohl wissend, dass Christus es als ihm selbst erwiesen annimmt (vgl. Mt 25,34–40). […] während ein echter Akt erbarmender Liebe die Überzeugung in uns voraussetzt, dass wir zugleich von denen Erbarmen empfangen, denen wir es erweisen. Fehlt diese Gegenseitigkeit, dann sind weder unsere Handlungen echte Akte des Erbarmens, noch hat sich in uns die Bekehrung restlos vollzogen, deren Weg uns Christus mit seinem Wort und Beispiel bis zum Kreuz gewiesen hat, noch haben wir schon vollen Anteil an dem wunderbaren Quell der erbarmenden Liebe, den er uns erschlossen hat. […] Das wahrhaft christliche Erbarmen ist in gewisser Hinsicht auch die vollkommenste Inkarnation der „Gleichheit“ unter den Menschen und daher auch die vollkommenste Inkarnation der Gerechtigkeit, insofern auch diese in ihrem Bereich das gleiche Ergebnis anstrebt. Die von der Gerechtigkeit bewirkte Gleichheit beschränkt sich jedoch auf den Bereich der äußeren, der Sachgüter, während Liebe und Erbarmen die Menschen dazu bringen, einander in dem Wert zu begegnen, den der Mensch selbst in der ihm eigenen Würde darstellt. […] Mithin wird das Erbarmen zu einem unerlässlichen Element, sollen die Beziehungen der Menschen zueinander vom Geist höchster Achtung des wahrhaft Menschlichen und gegenseitiger Brüderlichkeit geprägt werden. […] Am wenigsten darf die erbarmende Liebe zwischen denen fehlen, die einander am nächsten sind: Ehegatten, Eltern und Kinder, Freunde; unerlässlich ist sie auch im Erziehungswesen und in der Seelsorge.

Sonntag, 8 März 2020 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Apostel, die in ihrem Glauben gestärkt werden sollten, empfingen im Wunder der Verklärung eine besondere Belehrung, um sie zur Erkenntnis aller Dinge zu führen. Denn es erschienen Mose und Elija, das heißt das Gesetz und die Propheten, und redeten mit dem Herrn […] Wie der hl. Johannes sagt: „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus“ (Joh 1,17). Der Apostel Petrus war gleichsam in Verzückung geraten durch das Verlangen nach den ewigen Gütern. Von Freude erfüllt durch eine solche Schau, wünschte er sich, mit Jesus zusammen an einem Ort zu wohnen, wo ihn seine derart geoffenbarte Herrlichkeit mit Freude erfüllte. Er sagte also: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Doch der Herr ging nicht auf diesen Vorschlag ein. Sicherlich nicht, um zu zeigen, dass dieser Wunsch schlecht, sondern dass er unangebracht war. Denn die Welt konnte nur durch den Tod Christi gerettet werden, und das Beispiel des Herrn forderte den Glauben der Gläubigen auf, zu verstehen, dass wir, ohne an der versprochenen Seligkeit zu zweifeln, dennoch inmitten der Versuchungen dieses Lebens eher um Geduld als um Ehre bitten sollten, denn die Glückseligkeit des Himmelreichs kann unmöglich der Zeit des Leidens vorausgehen. Deshalb wurden sie, während er noch sprach, von einer leuchtenden Wolke eingehüllt. Und siehe, aus der Wolke rief eine Stimme: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“ […] „Das ist mein Sohn, durch den alles geworden ist und ohne den nichts wurde (vgl. Joh 1,3). Alles, was ich tue, das tut auch er; was ich wirke, das wirkt auch er zusammen mit mir, ohne Unterschied (vgl. Joh 5,17–19) […] Das ist mein Sohn, der nicht eifersüchtig an dieser Gleichheit festhielt, die er mit mir teilte, nicht sein Recht einforderte, sondern sich, während er in meiner göttlichen Herrlichkeit verblieb, erniedrigte bis zur Knechtsgestalt (vgl. Phil 2,6f.), um unseren gemeinsamen Plan der Erneuerung des Menschengeschlechts ins Werk zu setzen. Hört also ohne Zögern auf ihn, der meine ganze Gunst besitzt, dessen Lehre mich bezeugt, dessen Demut mich verherrlicht, denn er ist die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6). Er ist meine Kraft und meine Weisheit (vgl. 1 Kor 1,24). Hört auf ihn, der die Welt durch sein Blut erlöst […], der den Weg zum Himmel öffnet durch die Schmach seines Kreuzes.“

Samstag, 7 März 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Achte auf dich selbst. Beachte, dass das Böse, das dich von deinem Bruder trennt, nicht etwa in deinem Bruder, sondern in dir liegt. Eile, dich mit ihm zu versöhnen (vgl. Mt 5,24), um nicht gegen das Gebot der Liebe zu verstoßen. Schätze das Gebot der Liebe nicht gering. Denn durch dieses wirst du zum Kind Gottes. Doch wenn du es missachtest, wirst du dich als Sohn der Hölle wiederfinden. […] Hast du ein Leid erfahren wegen deines Bruders, und die Traurigkeit darüber hat dich zum Hass verführt? Lass dich nicht vom Hass besiegen, sondern besiege den Hass durch Liebe. Und so wirst du siegen: indem du aufrichtig zu Gott für ihn betest, seine Verteidigung anerkennst, ihn sogar bei seiner Rechtfertigung unterstützt, in der Erwägung, dass du selber für dein Leid verantwortlich bist, und indem du es mit Geduld durchstehst, bis sich die Wolke verzogen hat. […] Lass nicht zu, dass du die geistliche Liebe verlierst, denn es ist dem Menschen kein anderer Weg zum Heil gegeben. […] Eine vernunftbegabte Seele, die in sich Hass gegen einen Menschen nährt, kann nicht mit Gott in Frieden sein, der die Gebote gegeben hat. „Denn“, sagt er, „wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, dann wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (vgl. Mt 6,14–15). Wenn ein Mensch nicht im Frieden mit dir sein will, hüte du dich wenigstens vor Hass, indem du aufrichtig für ihn betest und zu niemandem schlecht über ihn redest. […] Bemühe dich nach Möglichkeit, jeden Menschen zu lieben. Und wenn du das noch nicht kannst, hasse wenigstens niemanden. Aber auch das wirst du nicht können, wenn du die Dinge der Welt nicht geringschätzt. […] Die Freunde Christi lieben wirklich alle Lebewesen, aber sie werden nicht von allen geliebt. Die Freunde Christi verbleiben bis zum Ende in ihrer Liebe. Die Freunde der Welt jedoch bleiben so lange Freunde, bis die Welt sie dazu bringt, auf einander loszuschlagen.

Freitag, 6 März 2020 : Kommentar Origenes

Es dürfte wohl niemand dieses oder jenes erlangen, wenn er nicht so betet, mit solcher Gesinnung, mit diesem Glauben […] Man soll also nicht „plappern“ (vgl. Mt 6,7), auch nicht „unbedeutende Dinge“ erbitten, auch nicht um „Irdisches“ beten, auch nicht mit „Zorn“ und verwirrten „Gedanken“ (vgl. 1 Tim 2,8) zum Gebet kommen; ebenso wenig darf man denken, dass man sich ohne Reinheit „dem Gebet widmen“ könne (vgl. 1 Kor 7,5). Aber auch Vergebung der Sünden kann der Betende unmöglich erlangen, wenn er nicht „dem Bruder“, der gefehlt hat und Verzeihung erhalten will, „von Herzen vergibt“ (vgl. Mt 18,35). […] Und zuerst hat der innerlich zum Gebet Gesammelte unbedingt einen Nutzen, wenn er gerade durch seine Gebetshaltung ausdrückt, dass er sich vor Gott hinstellt und zu ihm, dem Gegenwärtigen, redet, in der Überzeugung, dass Gott ihn sieht und hört. Denn wie diese und jene Vorstellung und Erinnerung an das und jenes bei den Gegenständen, deren Erinnerung geweckt wird, die innerhalb solcher Vorstellungen erzeugten Gedanken befleckt, ebenso muss man überzeugt sein, dass in gleicher Weise Nutzen bringt die Erinnerung an Gott, an den man glaubt und der die Regungen in dem Innersten der Seele wahrnimmt, während diese sich in die geeignete Stimmung bringt, um dem, der „die Herzen prüft und die Nieren erforscht“ (vgl. Ps 7,10), als dem, der gegenwärtig ist und auf sie blickt und jedem Gedanken zuvorkommt, zu gefallen. […] Aus den heiligen Schriften lässt sich das Gesagte auf diese Weise begründen. „Reine Hände“ muss der Betende „erheben“ (vgl. 1 Tim 2,8) dadurch, dass er einen „jeden von denen, die sich an ihm vergangen haben, vergibt“ (vgl. Mt 6,12.14), die leidenschaftliche Erregung aus seiner Seele tilgt und niemandem grollt. […] Wie sollte dies nicht der glückselige Zustand sein? So lehrt Paulus, indem er im ersten Brief an Timotheus sagt: „Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit“ (1 Tim 2,8).

Donnerstag, 5 März 2020 : Kommentar Ludwig-Maria Gringnion de Montfort

Bete mit viel Vertrauen, das sich auf die unendliche Güte und Freigebigkeit Gottes und auf die Verheißungen Jesu Christi stützt. […] „Kommt, trinkt durch das Gebet von meinen Wassern!“ (vgl. Jes 55,1). Und wenn man ihn nicht bittet, so beklagt er sich, dass man ihn verlässt: „Mich, den Quell lebendigen Wassers, haben sie verlassen“ (vgl. Jer 2,13). Man bereitet Jesus Christus eine große Freude, wenn man ihn um seine Gnade bittet, […] tut man es nicht, so beklagt er sich ganz liebreich: „Bis jetzt habt ihr mich um nichts gebeten. O bittet mich und ich werde geben, sucht bei mir und ihr werdet finden; klopft an meine Tür, und ich werde euch öffnen!“ (vgl. Joh 16,24; vgl. Mt 7,7; vgl. Lk 11,9). Um dir noch mehr Vertrauen zum Gebet einzuflößen, hat er sein Wort darauf gegeben, dass der Ewige Vater uns alles gewähren werde, um was wir ihn in seinem Namen bitten werden (vgl. Joh 16,23). Zum Vertrauen fügen wir […] die Beharrlichkeit im Gebet hinzu. Nur wer ausharrt im Beten, im Suchen und Anklopfen, wird empfangen, finden und Einlass erhalten.

Mittwoch, 4 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Hüten wir uns davor, alle Hoffnung zu verlieren, doch vermeiden wir ebenfalls, zu leicht der Lässigkeit nachzugeben […] Die Verzweiflung verhindert, dass der Gefallene wieder aufsteht, und die Lässigkeit bringt den Stehenden zu Fall […] Wenn die Vermessenheit uns aus der Himmelshöhe herabstößt, schleudert uns die Verzweiflung in den bodenlosen Abgrund des Bösen; dabei würde doch ein wenig Hoffnung genügen, um uns da herauszureißen […] So wurde Ninive gerettet. Dabei hätte das gegen die Einwohner Ninives ausgesprochene Urteil diese in Verzweiflung stürzen können, denn es besagte nicht: „Wenn ihr umkehrt, werdet ihr gerettet“, sondern einfach: „Noch drei Tage, und Ninive ist zerstört“ (vgl. Jona 3,4 LXX). Aber weder die Drohungen des Herrn, noch die Aufforderungen des Propheten, noch die Härte des Urteils […] brachten ihr Vertrauen ins Wanken. Gott will, dass wir aus diesem unbedingten Urteil eine Lehre ziehen, damit wir durch dieses Beispiel sowohl der Verzweiflung als auch der Passivität widerstehen […] Das göttliche Wohlwollen zeigt sich überdies nicht nur in der Vergebung, die den bußfertigen Ninivitern gewährt wird […]: auch der gewährte Aufschub beweist Gottes unbeschreibliche Güte. Glaubt ihr, dass drei Tage ausgereicht hätten, um so viel Missetat auszulöschen? Gottes Güte leuchtet hinter diesen Worten auf. Ist nicht sie die hauptsächliche Urheberin der Rettung der ganzen Stadt? Möge dieses Beispiel uns vor aller Verzweiflung bewahren. Denn der Teufel betrachtet diese Schwäche als seine wirksamste Waffe, und selbst wenn wir sündigen, können wir ihm kein größeres Vergnügen bereiten, als die Hoffnung zu verlieren.

Dienstag, 3 März 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Heute gibt es so wenig Glauben in der Welt, dass man entweder zu viel hofft oder verzweifelt. Manche sagen: „Ich habe so viel Böses getan, dass mir Gott nicht mehr verzeihen kann.“ Meine Kinder, das ist eine große Gotteslästerung. Hier wird der göttlichen Barmherzigkeit eine Grenze gesetzt, und sie ist doch grenzenlos und unendlich. Wenn ihr so viel Böses getan hättet, dass daran die Seelen einer ganzen Pfarrei zugrunde gingen, würde der liebe Gott es euch verzeihen, wenn ihr aufrichtig beichtet, es von Herzen bereut und den Vorsatz habt, es nicht wieder zu tun. Unser Herr ist wie eine Mutter, die ihr Kind auf ihren Armen trägt. Dieses Kind ist böse, stößt seine Mutter mit den Füßen, beißt und kratzt sie. Die Mutter aber achtet gar nicht darauf. Sie weiß, wenn sie es losließe, würde es fallen, es könnte nicht einmal allein gehen. Seht ihr, so ist unser Herr … Er duldet es, wenn wir ihn schlecht behandeln; er erträgt unsere Anmaßung; er verzeiht unsere Torheit, denn er hat Mitleid mit uns, obwohl wir dessen nicht wert sind. Der liebe Gott ist ebenso bereit, uns zu verzeihen, wenn wir ihn darum bitten, wie eine Mutter bereit ist, ihr Kind aus dem Feuer zu ziehen.

Montag, 2 März 2020 : Kommentar Thalassios der Libyer

Nach dem Maß, mit dem du selbst misst, wirst du einst auch von Gott gemessen werden (vgl. Mt 7,2). Die Taten des göttlichen Gerichts sind wirklich der gerechte Lohn für das, was ein Mensch auf dieser Erde vollbracht hat. […] Christus gibt den Lebenden wie den Verstorbenen den gerechten Lohn, jedem nach seinen Taten. […] Das Gewissen ist ein wahrer Lehrmeister. Wer ihm gehorcht, wird stets vor Fehltritten bewahrt. […] Das Reich Gottes ist Güte und Weisheit. Wer sie findet, dessen Heimat ist der Himmel (vgl. Phil 3,20). […] Ein furchtbares Gericht wartet auf die harten Herzen. Denn ohne große Qualen lassen sie sich nicht erweichen. […] Kämpfe bis zum Tod für die Gebote Christi. Denn geläutert durch sie wirst du ins Ewige Leben eingehen. […] Kind Gottes ist, wer Gott ähnlich wird in seiner Güte und Weisheit, in seiner Macht und Gerechtigkeit. […] Am Tag des Gerichts wird Gott von uns Rechenschaft verlangen für unsere Worte, unsere Taten und unsere Gedanken. […] Gott ist ewig, unendlich, grenzenlos, und er hat denen ewige, unendliche, unaussprechliche Güter versprochen, die auf ihn hören.

Sonntag, 1 März 2020 : Kommentar Hesychius

Unser Meister und menschgewordener Gott hat uns ein Vorbild jeder Tugend gegeben (vgl. 1 Petr 2,21), ein Beispiel für das Menschengeschlecht, und er führte uns aus dem alten Sündenfall zurück, indem er das Tugendleben an seinem eigenen Fleisch deutlich machte. Er offenbarte uns all seine guten Werke, und mit ihnen ging er nach der Taufe in die Wüste, wo er durch Fasten in den geistigen Kampf eintrat, bei dem der Teufel sich ihm in der Gestalt eines Menschen näherte (vgl. Mt 4,3). Durch die Art und Weise wie er siegte, lehrte uns der Meister dann, wie auch wir unnütze Menschen den Kampf gegen die bösen Geister führen sollen: in Demut, Fasten, Gebet (vgl. Mt 17,21), Nüchternheit und Wachsamkeit. Christus selbst allerdings bedurfte dieser Dinge keineswegs. Denn er ist Gott, der Gott aller Götter. […] Wer den inneren Kampf führt, muss in jedem Augenblick diese vier Dinge haben: Demut, größte Aufmerksamkeit, Gegenrede und Gebet. Demut, weil der Kampf ihn stolzen Dämonen gegenüberstellt, und um die Hilfe Christi in Reichweite seines Herzens zu haben, denn „der Herr widersteht den Stolzen“ (vgl. Spr 3,34 LXX). Aufmerksamkeit, um sein Herz stets von allen Gedanken rein zu bewahren, wie gut sie auch erscheinen mögen. Gegenrede, damit wir dem Teufel sofort mit Zorn widersprechen können, sobald wir ihn kommen sehen. Es steht geschrieben: „Ich will Antwort geben dem, der mich schmäht“ (vgl. Ps 119(118),42), „bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe“ (Ps 62(61),2). Schließlich das Gebet, damit wir mit „unaussprechlichen Seufzen“ (vgl. Röm 8,26) zu Christus rufen, gleich nach der Gegenrede. Dann wird derjenige, der kämpft, den Feind mit seinem Trugbild wie Staub im Wind oder verfliegenden Rauch verschwinden sehen, vertrieben durch den anbetungswürdigen Namen Jesu. […] Die Seele soll also ihr Vertrauen auf Christus setzen, ihn anrufen und überhaupt keine Angst haben. Denn sie kämpft nicht alleine, sondern mit dem gewaltigen König, mit Jesus Christus, dem Schöpfer aller Wesen, der körperlichen und der unkörperlichen, das heißt der sichtbaren und der unsichtbaren.

Samstag, 29 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Auf Christus hören und ihn anbeten führt dazu, mutige Entscheidungen zu treffen, manchmal sogar heroische Entschlüsse zu fassen. Jesus ist anspruchsvoll, denn er möchte unser wahres Glück. Einige beruft er, alles zu verlassen, damit sie ihm im Priestertum oder im geweihten Leben folgen. Wer diese Einladung verspürt, soll keine Angst haben, ihm mit einem „Ja“ zu antworten und ihm großmütig nachzufolgen. Aber über die Berufungen zur besonderen Weihe hinaus gibt es die jedem Getauften eigene Berufung: Auch diese ist eine Berufung zu jenem „hohen Maßstab“ des alltäglichen christlichen Lebens, der sich in der Heiligkeit ausdrückt (vgl. Novo millennio ineunte, 31). […] Es gibt noch so viele Zeitgenossen, die die Liebe Gottes noch nicht kennen oder die ihr Herz mit unbedeutenden Ersatzmitteln zu füllen suchen. Deswegen ist es dringend notwendig, Zeugen der in Christus vertieften Liebe zu sein. […] die Kirche braucht wahre Zeugen für die Neuevangelisierung: Männer und Frauen, deren Leben durch die Begegnung mit Christus gewandelt worden ist; Männer und Frauen, die fähig sind, diese Erfahrung den anderen mitzuteilen. Die Kirche braucht Heilige. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen, und nur die Heiligen können die Menschheit erneuern.

Freitag, 28 Februar 2020 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

[…] keine von uns, die gesund und bei Kräften ist, [darf] etwas anderes als Fastenspeisen essen […], sowohl an Wochentagen wie an Festtagen; wir fasten jeden Tag, außer an den Sonntagen und am Geburtsfest des Herrn: an diesen Tagen sollen wir zweimal essen. Auch an den Donnerstagen der gewöhnlichen Zeit [im Jahreskreis] ist das Fasten der Entscheidung der einzelnen Schwester anheimgestellt, so dass diejenige, die nicht fasten möchte, nicht dazu verpflichtet ist. Wir Gesunden aber fasten täglich, außer an den Sonntagen und an Weihnachten. An jedem Hochfest aber, so heißt es in einem Schreiben des heiligen Franziskus, sowie an den Marien- und Apostelfesten sind wir nicht zum Fasten verpflichtet, außer das Fest fällt auf einen Freitag; und wie schon gesagt, essen wir Gesunden und Kräftigen immer Fastenspeisen. Aber unser Fleisch ist weder Fleisch aus Erz, noch Felsenkraft unsere Kraft. Im Gegenteil, wir sind gebrechlich und anfällig für allerhand Schwächen. Daher bitte ich Dich, Liebste, dass Du weise und besonnen von jeder unvernünftigen und unmöglichen Strenge der Enthaltsamkeit, wie Du sie meines Wissens auf Dich genommen hast, Abstand nimmst. Ich bitte Dich im Herrn, dass Du als Lebendige lebendig den Herrn preisest, dem Herrn einen geistigen Gottesdienst darbringst und Dein Opfer stets mit Salz gewürzt sei. Lebe stets wohl im Herrn, wie auch ich es für mich sehr wünsche […].

Donnerstag, 27 Februar 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Wir lieben uns selber auch auf verschiedene Weise, denn unsere Selbstliebe ist sowohl eine Tat- als auch eine Gefühlsliebe. Die Tatliebe beherrscht die Großen, die Machthungrigen, die Geldgierigen, die Besitz um Besitz zusammenraffen und nie genug haben. Andere lieben sich wieder eher mit einer mehr sentimentalen Liebe, sie gehen sehr zärtlich mit sich um und tun nichts, als sich verhätscheln, verpäppeln und pflegen. Immer sind sie voller Angst, dass ihnen etwas schaden könnte. Es ist geradezu ein Jammer! […] Seelische Verweichlichung ist noch unausstehlicher als körperliche. Leider wird sie gerade von geistlichen Personen am meisten gepflegt und großgezogen; sie möchten ohne Anstrengung mit einem Schlag heilig sein; ja, sie möchten sogar verschont bleiben von allen Kämpfen, welche das Niedere in unserer Seele mit seinem Widerstreben gegen alles, was der Natur entgegen ist, heraufbeschwört. […] Unseren Widersprüchen widersprechen, unseren Neigungen abgeneigt sein, unsere Gefühle unterdrücken, auf unsere eigene Meinung verzichten – das alles kann die gefühlvolle, sentimentale Liebe, die wir für uns hegen, nicht zulassen, ohne Ach und Weh zu schreien. Und das ist die Ursache, dass wir untätig bleiben. […] Auch trüge ich lieber ein kleines Strohkreuz, das mir auf die Schultern gelegt würde, ohne dass ich es wählte, als ein großes Kreuz, das ich mir mit großer Mühe selber aus dem Wald geholt und an dem ich recht schwer schleppen müsste. Ich glaube, dass ich dem lieben Gott wahrscheinlich mit dem Strohkreuz lieber bin als mit dem anderen großen, das ich mir mit vieler Plage und vielen Schweißtropfen selber gezimmert habe. Denn dieses selbstgewählte Kreuz tragen, ist eine größere Befriedigung für die Eigenliebe, die ein großes Gefallen an dem hat, was sie sich selber zurechtlegt, während es ihr nicht gefällt, sich einfach führen und leiten zu lassen.

Mittwoch, 26 Februar 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Seit den Ursprüngen wird daher die Fastenzeit als eine Zeit der unmittelbaren Vorbereitung auf die Taufe gelebt, die in der Osternacht feierlich gespendet werden soll. Die ganze Fastenzeit war ein Weg hin zu dieser großen Begegnung mit Christus, zu diesem Eintauchen in Christus und dieser Erneuerung des Lebens. Wir sind schon getauft, aber die Taufe ist in unserem Alltagsleben oft nicht sehr wirksam. Darum ist auch für uns die Fastenzeit ein neues „Katechumenat“, in dem wir erneut unserer Taufe entgegengehen, um sie wieder neu zu entdecken und zutiefst wieder zu erleben, um wieder wirklich Christen zu werden. Die Fastenzeit ist also eine Gelegenheit, um wieder neu Christen „zu werden“, durch einen ständigen Prozess des inneren Wandels und des Fortschreitens in der Erkenntnis und in der Liebe Christi. Die Umkehr geschieht nie ein für allemal, sondern sie ist ein Prozess, ein innerer Weg während unseres ganzen Lebens. Dieser Weg der dem Evangelium entsprechenden Umkehr darf sich gewiss nicht auf eine besondere Periode des Jahres beschränken: Es ist ein Weg, der jeden Tag zu gehen ist, der den ganzen Bogen der Existenz, jeden Tag unseres Lebens umfassen muss. […] Umkehren: Was heißt das wirklich? Umkehren heißt Gott suchen, mit Gott gehen, die Lehren seines Sohnes, Jesu Christi, willig befolgen. Umkehren ist nicht ein Bemühen um Selbstverwirklichung, denn der Mensch ist nicht der „Architekt“ seines eigenen ewigen Schicksals. Wir haben uns nicht selbst gemacht. Deshalb ist die Selbstverwirklichung ein Widerspruch und für uns auch zu wenig. Wir haben eine höhere Bestimmung. Wir könnten sagen, dass die Umkehr gerade darin besteht, sich nicht als „Schöpfer“ seiner selbst zu betrachten und so die Wahrheit zu entdecken, denn wir sind nicht die Urheber von uns selbst. Umkehr besteht darin, frei und mit Liebe zu akzeptieren, dass wir in allem von Gott, unserem wahren Schöpfer, abhängig sind, dass wir von der Liebe abhängig sind. Das ist nicht Abhängigkeit, sondern Freiheit.

Dienstag, 25 Februar 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Sollte aber jemand sagen: „Wie denn? Konnte Gott nicht von Anfang an den Menschen vollkommen machen?“ so soll er wissen, dass Gott, der Unveränderliche und Unerschaffene, an und für sich alles vermag, das Erschaffene aber, eben weil es seinen Anfang erst später genommen hat, deshalb auch seinem Schöpfer nachstehen muss. […] Weil sie nicht unerschaffen sind, daher bleiben sie hinter dem Vollkommenen zurück. Weil sie jünger sind, darum sind sie gleichsam Kinder und folglich noch nicht gewöhnt und ungeübt in der Wissenschaft des Vollkommenen. […] Gott war imstande, dem Menschen die Vollkommenheit von Anfang an zu gewähren, der Mensch aber war unfähig, sie aufzunehmen; denn er war noch ein Kind. Und deswegen kam unser Herr in den letzten Zeiten, indem er alles in sich rekapitulierte, zu uns, nicht wie er selber hätte können, sondern wie wir ihn zu sehen vermochten. Er hätte nämlich in seiner unaussprechlichen Herrlichkeit zu uns kommen können; aber wir waren nicht im geringsten imstande, die Größe seiner Herrlichkeit zu ertragen. […] Deshalb wurde das Wort, der Sohn Gottes, mit uns zum Kinde, obgleich er vollkommen war, nicht seinetwegen, sondern wegen des Kindheitszustandes des Menschen, so begreifbar geworden, wie eben der Mensch ihn begreifen konnte.

Montag, 24 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder […] und sagte …“ (vgl. Apg 1,15f.). Da er leidenschaftlich ist und der Erste der Gemeinschaft, ergreift er auch immer als erster das Wort: „Brüder, wir müssen einen von den Männern wählen, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren“ (vgl. Apg 1,21). Seht nur, wie sehr ihm daran gelegen ist, dass diese neuen Apostel Augenzeugen sind. Zweifellos musste der Heilige Geist kommen, aber Petrus war dieser Aspekt sehr wichtig. „Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging.“ Er weist darauf hin, dass sie mit ihm zusammen gelebt haben müssen und nicht bloß einfach Jünger gewesen sein dürfen. Anfangs sind ihm tatsächlich viele gefolgt […] „[…] bis zu dem Tag, an dem er von uns ging […] einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.“ Petrus hat nicht gesagt: „Zeuge von allem Übrigen“, sondern nur „Zeuge der Auferstehung“. Denn jener Jünger wäre ja viel glaubwürdiger, der sagen könnte: „Derjenige, der aß, der trank, der gekreuzigt wurde: der ist es, der auferstand“. Daher brauchte er weder Zeuge der vorausgegangenen noch der nachfolgenden Zeit noch der Wunder sein. Erforderlich war nur, dass er Zeuge der Auferstehung war. Alles übrige war offenkundig und schon verkündigt worden, während sich die Auferstehung im Geheimen vollzogen hatte und daher nur einigen wenigen offenkundig war.

Sonntag, 23 Februar 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Selig der Mensch, der alle Menschen gleichermaßen lieben kann. Selig der Mensch, der sich an nichts bindet, was hinfällig und vergänglich ist. […] Wer Gott liebt, liebt auch seinen Nächsten ganz und gar. Ein solcher Mensch kann nicht für sich behalten, was er hat, sondern teilt es aus wie Gott, indem er jedem gibt, was er braucht. Wer in Nachahmung Gottes Almosen gibt, kennt keinen Unterschied zwischen Bösen und Guten, Gerechten und Ungerechten (vgl. Mt 5,45), wenn sie körperlich leiden. Sondern er gibt allen gleichermaßen, je nach ihren Bedürfnissen, auch wenn er den Tugendhaften wegen seines guten Willens dem Verdorbenen vorzieht. So wie Gott, der wesenhaft gut und unerschütterlich ist, zwar alle Lebewesen als seine Geschöpfe gleichermaßen liebt, den tugendhaften Menschen jedoch verherrlicht, weil dieser mit ihm durch die [Gottes-]Erkenntnis vereint ist, während er in seiner Güte den Verdorbenen bemitleidet und ihn umkehren lässt, indem er ihn noch zu Lebzeiten unterweist. Ebenso liebt einer, der aus eigenem Antrieb gut und unerschütterlich ist, alle Menschen gleichermaßen. Er liebt den Tugendhaften wegen seines Wesens und seines guten Willens. Und er liebt den Verderbten wegen seines Wesens und aus Mitleid, denn er hat Erbarmen mit ihm wie mit einem Verrückten, der in der Dunkelheit umherirrt. Nicht nur teilen, wie es uns die Kunst des Liebens ans Herz legt, sondern vielmehr das Wort umsetzen und den anderen in ihrem Leibe dienen. […] „Ich aber sage euch“, bittet der Herr: „Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, die euch verfolgen“ (vgl. Mt 5,44; vgl. Lk 6,27–28).

Samstag, 22 Februar 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“. Man nennt ihn Petrus, weil er der erste war, der bei den Völkern die Fundamente des Glaubens legte, und weil er der unzerstörbare Fels ist, auf dem die Basis und das ganze Bauwerk ruhen, das Jesus Christus errichtet hat. Wegen seiner Treue heißt er Fels, während der Herr denselben Namen wegen seiner Macht trägt, nach dem Wort des heiligen Paulus: „[…] sie tranken aus dem geistgeschenkten Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus“ (1 Kor 10,4). Ja, er hatte es verdient, denselben Namen mit Christus zu teilen, dieser Apostel, der auserwählt wurde, um Mitarbeiter an seinem Werk zu sein. Gemeinsam bauten sie dasselbe Gebäude. Petrus ist es, der pflanzt, der Herr ist es, der Wachstum schenkt, der Herr ist es auch, der diejenigen sendet, die begießen sollen (vgl. 1 Kor 3,6f.). Ihr wisst, geliebte Brüder, es war seine eigene Schuld im Augenblick des Leidens seines Retters, aus der der selige Petrus erhoben wurde. Nachdem er den Herrn verleugnet hatte, wurde er bei ihm der erste. Da er über seinen Glaubensverrat weinte, fand er zu größerer Treue, und es wurde ihm eine größere Gnade zuteil, als die, die er verloren hatte. Christus hat ihm seine Herde anvertraut, auf dass er sie führe wie der gute Hirte, und er, der so schwach gewesen war, wurde zur Stütze für alle. Er, der gefallen war, als nach seinem Glauben gefragt wurde, sollte die anderen auf das unerschütterliche Fundament des Glaubens stellen. Deshalb wird er genannt: der Grundstein der Frömmigkeit der Kirchen.

Freitag, 21 Februar 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

O du geliebtester Tod, du bist mein glücklichstes Los. Ja, bei dir, bei dir kann meine Seele ein Nest für sich finden, o Tod. O Tod, der du die Früchte für ein ewiges Leben zur Welt bringst, ach wenn doch deine Lebensflüsse mich ganz umhüllten. O Tod, du ewiges Leben, ach lass mich doch immerfort hoffnungsfroh sein unter deinen Flügeln. O du heilbringender Tod, ach wenn doch meine Seele verweilen könnte bei deinen Gütern. O ganz kostbarer Tod, meine liebste Erwerbung bist du. Ja, so nimm doch mein ganzes Leben auf, in dich hinein, und versenke in dir meinen Tod. […] O Tod, voller Leben, ja unter deinen Flügeln lass mich dahinschmelzen. O Tod, du Lebenstropfen, ja, in alle Ewigkeit glühe in mir der Funken deiner überaus süßen Lebenskraft. […] O du herzinnigster Tod, du geistige Zuversicht meines Herzens. O Tod, du geliebtester, in dir sind für mich alle Güter aufbewahrt. Ja, so umgebe mich deine gütige Sorge, damit ich im Sterben lieblich in deinem Schatten ruhen kann. O Tod, du barmherzigster, du bist mein allerglücklichstes Leben. Du bist mein bestes Teil (Lk 10,42). Du bist der, der mich freikauft, versehen mit den reichsten Mitteln. Du bist mein alles überstrahlendes Erbteil. Ja, so hülle mich doch ganz in dir ein, verbirg in dir mein ganzes Leben, birg in dir meinen Tod. O herzinnigster Tod, bewahre du mich auf für dich in alle Ewigkeit in deiner väterlichen barmherzigen Liebe als ewigwährende Erwerbung und Besitz.

Donnerstag, 20 Februar 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Wir sollten uns nicht des Kreuzes unseres Retters schämen, sondern uns vielmehr seiner rühmen. „Das Wort vom Kreuz ist […] für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber […] Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,18–24). Denn nicht ein bloßer Mensch war es, der da starb, sondern der Sohn Gottes, Gott, der Mensch geworden war. Das Lamm zur Zeit des Mose hielt den Engel der Vernichtung fern (vgl. Ex 12,23); hat uns das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29), nicht weitaus mehr befreit von unseren Sünden? […] Nicht durch Zwang ist er aus diesem Leben geschieden, nicht durch Gewalt wurde er geopfert, sondern aus eigenem Willen. Hört, was er sagt: „Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“ (vgl. Joh 10,18). […] Er trat aus freiem Entschluss in seine Passion ein, froh über seine Ausbeute, lächelnd in seinem Triumph, glücklich, die Menschen zu retten. Er schämte sich des Kreuzes nicht, denn er erlöste dadurch die ganze Erde. Es war kein armer Mensch, der da litt, sondern der menschgewordene Gott, der kämpfte, um den Preis der Geduld zu erringen. […] Freue dich des Kreuzes nicht nur in Zeiten des Friedens; bewahre denselben Glauben in Zeiten der Verfolgung. Sei nicht nur in Friedenszeiten der Freund Jesu, um in Kriegszeiten zu seinem Feind zu werden. Du empfängst jetzt die Vergebung deiner Sünden und die geistlichen Gaben, mit denen dein König dich überhäuft. Wenn dann der Krieg ausbricht, kämpfe tapfer für deinen König. Jesus wurde für dich gekreuzigt, er, der ohne Sünde war. Nicht du bist es, der ihm diese Gnade gegeben hat, denn du hast sie zuerst empfangen. Du aber danke dem, der deine Schuld bezahlt hat, indem er für dich auf Golgotha gekreuzigt wurde.

Dienstag, 18 Februar 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

„Gott, du mein Gott, dich suche ich vom Morgengrauen an“ (Ps 63,2). […] O du meiner Seele heiterster Morgen und hellstes Licht, ja lass es in mir taghell werden, und erleuchte mich so sehr, dass ich in deinem Licht das Licht schauen (Ps 36,10) kann, und dass durch dich meine Nacht sich verwandelt in einen hellen Tag. O du mein geliebtester Morgen, alles was du nicht bist, das ist für mich aus Liebe zu deiner Liebe geradezu nichts und nichtig. Ja, besuche mich doch schon beim ersten Morgengrauen, damit ich sofort und gänzlich in dich umgewandelt werde. […] Komm zu mir, […] damit ich […], zu nichts geworden, weg von mir, ganz in dich hinein fließe, damit ich mich von jetzt an in dieser Zeit nie mehr in mich selbst zurückziehen kann, sondern in Ewigkeit fest mit dir verbunden bleibe. […] Wann wird mich die so große, außerordentliche Schönheit erquicken? O du majestätischer Morgenstern, hervorblitzend in seiner göttlichen Klarheit. O wann werde ich im Licht deiner Gegenwart stehen? O liebenswertester schönster Anblick, wann wirst du mich sättigen durch dich selbst? Ach könnte ich doch die zarten Strahlen deiner Anmut hier für eine Zeit nur empfangen, damit ich deine Beglückung wenigstens für einen Augenblick vorkosten, und von dir, meinem besten Teil, einen süßen Vorgeschmack haben darf. […] Du bist ein strahlend helles Spiegelbild der heiligen Dreifaltigkeit, das ich dort von Angesicht zu Angesicht, hier aber nur in einem Rätselbild durch das Auge eines reinen Herzens betrachten darf.

Montag, 17 Februar 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

In eurem Unverstand betet ihr Standbilder aus Stein an, die ihr eigenhändig hergestellt habt? […] Allein der Schöpfer der Welt, der Vater, dessen Kunst ohnegleichen ist, hat eine lebendige Statue geschaffen: uns, den Menschen; während die Götzenbilder […] nur das geistlose Werk menschlicher Hände sind. Der Logos, das Wort Gottes, ist das Abbild Gottes (vgl. Hebr 1,3) […]; und der wirkliche Mensch, der Geist im Menschen, ist das Abbild des [göttlichen] Wortes. Deshalb heißt es, dass der Mensch geschaffen ist „als Gottes Abbild, ihm ähnlich“ (vgl. Gen 1,26), dem göttlichen Wort ähnlich durch die Intelligenz seines Geistes […] So nehmt denn ihr, die ihr noch unrein seid, das geistliche Wasser entgegen; wascht euch, reinigt euch, indem ihr euch mit dem Wasser der Wahrheit besprengt; ihr könnt nur gereinigt in den Himmel eingehen. Du bist Mensch, was allgemeiner ist: suche also deinen Schöpfer. Du bist Sohn, was persönlicher ist: erkenne deinen Vater. Verharrst du aber in der Sünde […] zu wem wird der Herr dann sagen: „Euch gehört das Himmelreich“? (vgl. Mt 5,3) Es gehört euch, wenn ihr wollt, wenn ihr euch für Gott entschieden habt. Es gehört euch, wenn ihr nur glauben wollt, wenn ihr die Botschaft befolgen wollt, so wie es die Bewohner Ninives getan haben. Da sie auf den Propheten hörten, haben sie durch aufrichtige Reue das Glück der Rettung erfahren anstelle des angedrohten Verderbens (Jona 3). Wie steigt man zum Himmel auf?, wird gefragt. Der Weg, das ist der Herr (Joh 14,6) – ein schmaler Weg (vgl. Mt 7,13–14), aber er ist vom Himmel (Joh 3,13); ein schmaler Weg, aber er führt zum Himmel. Als schmaler Weg verachtet auf Erden, als breiter Weg im Himmel verehrt. Wer nie vom Wort Gottes gehört hat, dessen Fehler sind durch seine Unwissenheit entschuldigt. Der jedoch, dessen Ohren die Botschaft zwar vernommen, der aber in seinem Herzen nicht zugehört hat, der trägt die Verantwortung für seinen gewollten Ungehorsam. Je bewusster er sich dessen ist, desto mehr wird ihm sein Wissen schaden; sein eigenes Wissen wird ihn dafür verurteilen, dass er nicht das Beste gewählt hat. Denn von seiner Natur als Mensch her wurde er zur Freundschaft mit Gott geschaffen.

Sonntag, 16 Februar 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Zu aller Zeit und in jedem Volk ruht Gottes Wohlgefallen auf jedem, der ihn fürchtet und gerecht handelt (vgl. Apg 10,35). Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll. So hat er sich das Volk Israel zum Eigenvolk erwählt und hat mit ihm einen Bund geschlossen und es Stufe für Stufe unterwiesen. Dies tat er, indem er sich und seinen Heilsratschluß in dessen Geschichte offenbarte und sich dieses Volk heiligte. Dies alles aber wurde zur Vorbereitung und zum Vorausbild jenes neuen und vollkommenen Bundes, der in Christus geschlossen, und der volleren Offenbarung, die durch das Wort Gottes selbst in seiner Fleischwerdung übermittelt werden sollte. „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da schließe ich mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund … Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres geben, und ihrem Herzen will ich es einschreiben, und ich werde ihnen Gott sein, und sie werden mir zum Volke sein … Alle nämlich werden mich kennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der Herr“ (Jer 31,31–34). Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben, werden nämlich, durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23) wiedergeboren […], schließlich gemacht zu „einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum …, einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung … Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk“ (1 Petr 2,9-10). […] Wie aber schon das Israel dem Fleische nach auf seiner Wüstenwanderung Kirche Gottes genannt wird (2 Esr 13,1; vgl. Num 20,4; Dtn 23,1ff.), so wird auch das neue Israel, das auf der Suche nach der kommenden und bleibenden Stadt (vgl. Hebr 13,14) in der gegenwärtigen Weltzeit einherzieht, Kirche Christi genannt (vgl. Mt 16,18). Er selbst hat sie ja mit seinem Blut erworben (vgl. Apg 20,28), mit seinem Geiste erfüllt und mit geeigneten Mitteln sichtbarer und gesellschaftlicher Einheit ausgerüstet.

Samstag, 15 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

An diesem Punkt erscheint es einzigartig und bewundernswert, wie die beiden heiligen Brüder, die in so schwierigen und unsicheren Situationen wirkten, nicht einmal versuchten, den Völkern, die ihrer Predigt zugewiesen waren, die unbestrittene Überlegenheit der griechischen Sprache und der byzantinischen Kultur oder die Sitten und Gebräuche der fortgeschritteneren Gesellschaft aufzudrängen, in welcher sie selbst aufgewachsen waren und ihre Angehörigen und Freunde selbstverständlich noch lebten. Vom Ideal bewegt, die neuen Gläubigen in Christus zu einigen, passten sie die reichen und verfeinerten Texte der byzantinischen Liturgie der slawischen Sprache an und glichen ebenso die ausgefeilten und komplizierten Werke des griechisch-römischen Rechtes der Mentalität und den Gewohnheiten der neuen Völker an. Aufgrund des gleichen Programms von Eintracht und Frieden erfüllten sie jederzeit die Verpflichtungen ihrer Mission, indem sie auf die traditionellen Vorrechte und kirchlichen Rechte achteten, die in den Konzilskanones festgelegt waren, wie sie es auch für ihre Pflicht hielten − als Untertanen des Ostreiches und als Gläubige des Patriarchates von Konstantinopel −, dem römischen Papst Rechenschaft über ihre Missionsarbeit abzulegen und seinem Urteil zur Bestätigung die Lehre, die sie bekannten und verbreiteten, die in slawischer Sprache verfassten liturgischen Bücher und die Methoden, die sie bei der Evangelisierung jener Völker anwandten, zu unterbreiten. Als sie ihre Missionsarbeit im Auftrag von Konstantinopel aufnahmen, versuchten sie gewissermaßen die Bestätigung hierfür zu erhalten, indem sie sich an den Apostolischen Stuhl in Rom wandten, das sichtbare Zentrum der Einheit der Kirche. […] Man kann sagen, dass die Bitte Jesu im Hohenpriesterlichen Gebet − damit sie eins sind − ihr missionarisches Motto darstellt nach den Worten des Psalmisten: „Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen“. Für uns Menschen heute liegt in ihrem Apostolat auch ein ökumenischer Appell: die Aufforderung, in Versöhnung und Frieden die Einheit wieder herzustellen, die in der Zeit nach den heiligen Cyrill und Methodius tief verletzt worden ist, zu allererst die Einheit zwischen Ost und West.

Freitag, 14 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die große Mission dieser beiden Brüder endete mit dem Tod von Methodius im Jahre 885. Sein Bruder Constantin-Cyrill war 16 Jahre vorher hier in Rom gestorben. Diesen beiden großen Aposteln hat der ewige Hirte das Evangelisationswerk unter den Slawen anvertraut. Sie wurden die ersten Evangelisten der Völker, die im östlichen und südlichen Teil Europas leben. Sie sind die Väter ihres Glaubens und ihrer Kultur geworden. […] Um die Mitte des 9. Jahrhunderts und in der unmittelbar darauffolgenden Zeit kam es zur politischen und kulturellen Reife der großen Gruppe slawischer Völker. Sie wurden Vorkämpfer im internationalen Zusammenleben, in dem vom alten römischen Reich übernommenen System. Das war jedoch auch der Moment, wo die antike Zivilisation zerbrach und zersplitterte, wo Spannungen zwischen Ost und West bald zu Spaltungen und dann zu Trennungen führten. Die Slawen betraten die Weltbühne, indem sie sich zwischen diese beiden Teile schoben und in der Folge an sich selbst die tragischen Wirkungen des Schismas erfuhren. Auch sie wurden geteilt, so wie damals die europäische Welt geteilt war. Umso mehr müssen wir deshalb die geistliche Hellsichtigkeit der beiden heiligen Brüder bewundern, die in einem mutigen Beschluss eine geistige Brücke genau dort bauten, wo die damalige Welt Gräben der Trennung und der Zwietracht grub. „Cyrill und Methodius“ – so habe ich im Apostolischen Brief von 31. Dezember 1980 geschrieben, durch den ich sie als himmlische Patrone ganz Europas proklamierte – „erfüllten ihren missionarischen Auftrag sowohl in Einheit mit der Kirche in Konstantinopel, von der sie ausgesandt worden waren, als auch mit dem Petrussitz in Rom, von dem sie Unterstützung und Beistand erfuhren. Sie machten so die Einheit der Kirche deutlich, die zu ihrer Zeit noch nicht von dem Unglück der Trennung zwischen Orient und Okzident heimgesucht war, trotz der schweren Spannungen, die schon damals die Beziehungen zwischen Rom und Konstantinopel kennzeichneten.“

Donnerstag, 13 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Wie nun die kanaanäische Frau vor ihn tritt, sagt sie nichts anderes als nur: „Erbarme Dich meiner“, und veranlasst durch ihr Geschrei einen großen Auflauf. Es war auch in der Tat ein mitleiderweckender Anblick, eine Frau zu sehen, die mit solchem Schmerz rief, eine Mutter, die für ihre Tochter bat, und zwar für eine Tochter, die so elend dran war. […] Auch sagt sie nicht: Erbarme Dich meiner Tochter, sondern: „Erbarme Dich meiner.“ Meine Tochter fühlt ja ihr Leiden nicht, ich aber habe schon unzählige Schmerzen gelitten, weil ich es empfinde, dass ich leide, weil ich weiß, dass ich von Sinnen bin. […] Christus aber spricht: „Ich ward einzig nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (vgl. Mt 15,24). Was tat nun die Frau, als sie diese Worte hörte? Wurde sie still? Ging sie weg? Ließ sie von ihrem Vorhaben ab? Keineswegs, sie wurde vielmehr noch zudringlicher. Wir handeln freilich nicht so: wenn wir etwas nicht gleich erhalten, so lassen wir vom Bitten ab, während wir gerade dann um so eifriger flehen sollten. Und doch, wen hätten die Worte des Herrn nicht entmutigen sollen? Hätte schon das Schweigen die Frau zur Verzweiflung bringen können […], jetzt kommt sie sogar noch näher heran, betet ihn an und spricht: „Herr, hilf mir!“ […] „Dass man die Nahrung für die Kinder braucht, weiß ich wohl, allein auch mir kann sie nicht verweigert werden, da ich wenigstens ein Hündlein bin. […] gerade so erhalte ich am sichersten einen Anteil, wenn ich ein Hündlein bin.“ Christus wusste, dass sie so reden würde; deshalb hatte er sie hingehalten, darum hatte er ihr die Gewährung verweigert, um ihre Klugheit zeigen zu können. […] So lag also in seinen Worten keine Verachtung, sondern eine Aufmunterung und er deckte durch sie einen großen Schatz auf.

Mittwoch, 12 Februar 2020 : Kommentar Philotheos vom Sinai

Lasst uns jederzeit und in jedem Augenblick unser Herz sorgsam bewahren (vgl. Koh 4,23 LXX) vor Gedanken, die den Spiegel der Seele verdunkeln wollen, auf den Jesus Christus, die Weisheit und die Kraft Gottes, des Vaters (vgl. 1 Kor 1,24), seinen Stempel setzt und sein leuchtendes Bild einzeichnet. Und lasst uns unermüdlich im Herzen nach dem Königreich des Himmels suchen (vgl. Mt 6,33). […] Es ist unmöglich für jemanden, der sich auf böse Gedanken einlässt, sich von Sünden in seinem äußeren Menschsein frei zu halten. Und wenn er die bösen Gedanken nicht aus seinem Herzen reißt, kann er auch nicht verhindern, dass er sie in böse Taten umsetzt. Die Ursache für den ehebrecherischen Blick ist, dass das innere Auge sich schon dem Ehebruch und der Finsternis hingegeben hat. Und die Ursache für das Verlangen, Abscheulichkeiten zu hören ist, dass wir uns anhören, was uns die abscheulichen Dämonen, die in uns sind, zuflüstern. Wir müssen uns also im Herrn – jeder von uns – innerlich und äußerlich reinigen, unsere Sinne hüten, uns von allen Handlungen reinhalten, die durch Leidenschaft und Sünde angeregt werden. Und so wie einst, als wir in unserer Unwissenheit und unserem eitlen Denken dem Leben der Welt ergeben, unser Verstand und all unsere Sinne gänzlich dem Irrweg der Sünde unterworfen waren, so müssen wir uns nun, nachdem wir uns wieder einem gottgefälligen Leben zugewandt haben, mit unserem ganzen Verstand und allen Sinnen dem lebendigen und wahren Gott unterwerfen (vgl. 1 Thess 1,9), seiner Gerechtigkeit und seinem Willen […] Lasst uns also einen verständigen Kampf gegen diese Dämonen führen, damit ihre bösen Absichten nicht zu realen Sünden in unseren Taten werden. Wenn wir jedoch die Sünde aus unserem Herzen verbannen, werden wir in uns das Königreich Gottes finden. Lasst uns durch diese schöne Askese im Namen Gottes die Reinheit und bleibende Würde unseres Herzens bewahren.

Dienstag, 11 Februar 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Stellen wir uns nun in unserem Innern einen überaus kostbaren Palast vor, der ganz aus Gold und Edelsteinen erbaut ist – kurz, der eines so großen Herrn würdig ist und zu dessen Schönheit wir selbst beitragen. Dies ist tatsächlich so; denn es gibt kein schöneres Bauwerk als eine reine, mit Tugenden geschmückte Seele; und je größer die Tugenden sind, um so herrlicher erglänzen die Edelsteine. In diesem Palast stellt euch den großen König vor, der in seiner Güte euer Vater sein will und der sich auf einem überaus kostbaren Thron niedergelassen hat, dem Thron eures Herzens. […] Vielleicht werdet ihr über mich lachen und sagen, dies sei doch ganz klar. Damit hättet ihr allerdings recht; mir war dies nämlich eine Zeitlang nicht klar gewesen. Wohl verstand ich, dass ich eine Seele hatte; aber was diese Seele wert ist und wer in ihr wohnt, verstand ich nicht, weil mir die Eitelkeiten des Lebens den Blick trübten. Hätte ich damals in der gleichen Tiefe wie heute erkannt, dass in diesem kleinen Palast meiner Seele ein so großer König wohnt, hätte ich ihn meiner Meinung nach nicht so häufig allein gelassen, sondern wäre öfter bei ihm geblieben, und ich hätte mich mehr darum gesorgt, dass meine Seele nicht so schmutzig sei. Wie wunderbar: Er, der tausend Welten und noch viel mehr mit seiner Größe erfüllen könnte, schließt sich in eine so kleine Wohnung ein!

Montag, 10 Februar 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigkeit Gottes, die uns durch unser ganzes Leben begleitet – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns besonders in der Stunde unseres Todes umfängt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns das ewige Leben schenkt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns in jedem Augenblick unseres Lebens zur Seite steht – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns vor dem Feuer der Hölle schützt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in der Umkehr verhärteter Sünder – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Verwunderung der Engel und unbegreiflich für die Heiligen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, unergründlich in allen Geheimnissen Gottes – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aufrichtend aus allem Elend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Quelle unseres Glücks und unserer Freude – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aus dem Nichts zum Leben rufend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alle Werke Seiner Hände umschließend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alles krönend, was ist und sein wird – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in die wir alle versenkt sind – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, süßer Trost gequälter Herzen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, einzige Hoffnung verzweifelter Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Rast der Herzen, Friede inmitten des Schreckens – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Wonne und Entzücken heiliger Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Vertrauen weckend trotz Hoffnungslosigkeit – ich vertraue auf dich. + O Ewiger Gott, dessen Barmherzigkeit unergründlich und dessen Schatz des Erbarmens unerschöpflich ist, schau gnädig auf uns und vermehre in uns Deine Barmherzigkeit, damit wir in schweren Zeiten nicht verzweifeln und nicht mutlos werden, sondern uns mit großem Vertrauen Deinem heiligen Willen hingeben, der die Liebe und das Erbarmen selber ist.

Sonntag, 9 Februar 2020 : Kommentar Hesychius

Das Salz verleiht dem Brot und allen Lebensmitteln Geschmack, verhindert das Faulen bestimmter Fleischsorten und konserviert es lange. Bedenke, dass für den wachsamen Verstand das Gleiche gilt. Denn er erfüllt den inneren wie den äußeren Menschen mit göttlichem Geschmack, er vertreibt den üblen Geruch schlechter Gedanken und gibt uns die Möglichkeit, im Guten zu verharren. Aus der Einbildungskraft entstehen vielerlei Gedanken und aus diesen die schlechte Tat. Wer aber mit Jesus den ersten schlechten Gedanken im Keim erstickt, entgeht den folgenden und wird mit süßer göttlicher Erkenntnis bereichert, durch die er zu Gott findet, der überall gegenwärtig ist. Indem er den Spiegel des Verstandes vor Gott hält, ist er ständig erleuchtet wie reiner Kristall und ungetrübter Sonnenschein. Dann, am höchsten Gipfel seiner Sehnsüchte angekommen, zieht sich der Verstand von jeglicher Betrachtung zurück und ruht in ihm. […] Es ist unmöglich, dass die Augen eines Menschen, der in die Sonne schaut, nicht vom Licht durchflutet werden. So wird einer, der sich immer in sein Herz vertieft, notwendigerweise erleuchtet. […] Wenn die Wolken sich auflösen, erscheint die Luft rein. Ebenso lösen sich unter Jesus Christus, der Sonne der Gerechtigkeit, die Trugbilder der Leidenschaften auf, und im Herzen werden ständig lichtvolle Gedanken geboren wie Sterne. Weil Jesus den Raum des Herzens erhellt.

Samstag, 8 Februar 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Wenn du zu mir kommen und mich finden willst, dann folge mir und suche mich in der Abgeschiedenheit. Markus sagt nämlich: „Kommt mit an einen einsamen Ort, und ruht ein wenig aus!“ Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen (vgl. Mk 6,31). Ach, die Leidenschaften des Fleisches, der Tumult der Gedanken, die in unserem Herzen kommen und gehen, ist derart, dass wir keine Zeit haben, die ewig süße Speise zu verkosten, auf den Geschmack der inneren Betrachtung zu kommen. Deshalb sagt unser Meister: „Kommt mit“, weg vom lärmenden Gedränge; „an einen einsamen Ort“, in die Einsamkeit des Geistes und des Herzens, „und ruht ein wenig aus“. Wirklich nur ein ganz klein wenig, denn so spricht er in der Offenbarung: „Es trat im Himmel Stille ein, etwa eine halbe Stunde lang“ (vgl. Offb 8,1); und im Psalm: „Wer wird mir Flügel geben wie die einer Taube, und ich würde fortfliegen und ausruhen?“ (vgl. Ps 54(55),7 LXX). Hören wir aber, was der Prophet Hosea sagt: „Ich will sie locken“, sagt er, „und sie in die Wüste führen, und ihr zu Herzen reden“ (vgl. Hos 2,14 Vulg.). Die drei Ausdrücke: locken, in die Wüste führen, zu Herzen reden, stehen für die drei Etappen des geistlichen Lebens: den Anfang, den Fortschritt, die Vollendung. Der Herr lockt den Anfänger, indem er ihn durch seine Gnade erleuchtet, damit er wachse und von Tugend zu Tugend fortschreite. Dann führt er ihn weg vom Getöse der Laster und dem Gewirr der Gedanken in die Ruhe des Geistes. Endlich zur Vollkommenheit gebracht, spricht er zu seinem Herzen. Die Seele erfährt dann die Süße der göttlichen Inspiration und kann sich ganz der Freude des Geistes hingeben. Was für eine Tiefe der Hingabe, des Staunens und des Glücks in seinem Herzen! Durch die Hingabe erhebt er sich über sich selbst; durch das Staunen wird er über sich hinausgeführt; durch das Glück wird er seiner selbst enthoben.

Mittwoch, 5 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Alltäglicher Ausdruck dieser Liebe im Leben der Familie von Nazareth ist die Arbeit. […] Er, der als der „Sohn des Zimmermanns“ galt, hatte von seinem vermeintlichen „Vater“ das Handwerk gelernt. Wenn die Familie von Nazareth in der Ordnung des Heils und der Heiligkeit das Beispiel und Vorbild für die menschlichen Familien ist, so gilt das analog auch für die Arbeit Jesu an der Seite des Zimmermanns Josef. […] Die menschliche Arbeit und im Besonderen die manuelle Arbeit finden im Evangelium besonderen Nachdruck. Zusammen mit dem Menschsein des Gottessohnes ist sie in das Geheimnis der Menschwerdung aufgenommen, so wie sie auch in besonderer Weise erlöst wurde. Dank seiner Werkbank, an welcher er sein Handwerk zusammen mit Jesus ausübte, brachte Josef die menschliche Arbeit in die Nähe des Geheimnisses der Erlösung. Einen beachtlichen Anteil an seinem menschlichen Heranwachsen und seiner Zunahme „an Weisheit, Alter und Gnade“ hatte bei Jesus die Tugend des Fleißes, da ja „die Arbeit ein Gut für den Menschen ist“, das „die Natur umwandelt“ und bewirkt, dass der Mensch „gewissermaßen mehr Mensch wird“. Die Wichtigkeit der Arbeit im Leben des Menschen erfordert, dass man ihre Inhalte kennt und sich aneignet, „um allen Menschen zu helfen, durch die Arbeit Gott, dem Schöpfer und Erlöser, näherzukommen, an seinem Heilsplan für Mensch und Welt mitzuwirken und in ihrem Leben die Freundschaft mit Christus zu vertiefen und durch den Glauben lebendig teilzunehmen an seiner dreifachen Sendung als Priester, Prophet und König“. Schließlich geht es um die Heiligung des Alltagslebens, die ein jeder seiner Lage und Stellung entsprechend erlangen muss […].

Dienstag, 4 Februar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Liebe Jugendliche, die Zukunft hängt von euch ab; von euch hängt der Abschluss dieses Jahrtausends und der Beginn des nächsten ab. Seid also nicht passiv: Nehmt eure Verantwortung in allen Gebieten ernst, die sich euch in unserer Welt eröffnen. […] Übernehmt eure Verantwortung! „Seid stets bereit“, beseelt durch den Glauben an den Herrn, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). […] Was ist der Grund eures Vertrauens? Euer Glaube, die Dankbarkeit und die Annahme der unermesslichen Liebe, die Gott unentwegt den Menschen erweist. […] Jesus Christus, „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebr 13,8), erweist weiterhin den Jugendlichen dieselbe Liebe, wie sie im Evangelium beschrieben wird, wenn Er einer oder einem Jugendlichen begegnet. So können wir die Auferweckung der Tochter des Jairus betrachten, die „zwölf Jahre alt“ war […] Jairus legt sein ganzes Leid offen vor dem Meister dar; er bittet Jesu Herz inständig: „Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.“ „Da ging Jesus mit ihm.“ Christi Herz, das vom menschlichen Leid dieses Mannes und seiner Tochter bewegt wird, bleibt auch in unseren Leiden nicht gefühllos. Christus hört uns immer zu, doch er möchte, dass wir gläubig unsere Zuflucht zu ihm nehmen. […] Alle Gesten und Worte des Herrn zeugen von dieser Liebe. Ich möchte besonders bei jenen Worten verweilen, die über die Lippen des Herrn selbst kamen: „Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.“ Diese Worte haben zutiefst offenbarenden Charakter; sie drängen mich, an die wunderbare Gegenwart des Herrn des Lebens in einer Welt zu denken, die im schamlosen Drang zu Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit verstrickt zu sein scheint. Doch diese Welt, eure Welt, ist nicht tot, sie schläft nur. Liebe Jugendliche, in eurem Herzen erkennt man den starken Schlag des Lebens, die Liebe Gottes. Die Jugend ist nicht tot, wenn sie nahe beim Meister ist, ja, wenn sie nahe bei Jesus ist. Und ihr seid alle nahe bei Jesus. Hört auf seine Worte, auf alle seine Worte, auf alles. Lieber Jugendlicher, liebe Jesus, suche Jesus, begegne Jesus!

Montag, 3 Februar 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Tatsache der Macht des Bösen im Herzen des Menschen und in der menschlichen Geschichte ist also unbestreitbar. Die Frage ist: Wie ist dieses Böse zu erklären? […] Der christliche Glaube [sagt uns]: Es gibt zwei Geheimnisse des Lichts und ein Geheimnis der Nacht, das jedoch von den Geheimnissen des Lichts umhüllt ist. Das erste Geheimnis des Lichts ist dieses: Der Glaube sagt uns, dass es nicht zwei Prinzipien, ein gutes und ein böses, gibt, sondern nur ein einziges Prinzip, den Schöpfergott, und dieses Prinzip ist gut, nur gut, ohne jeglichen Schatten des Bösen. Und deshalb ist auch das Sein keine Mischung aus Gutem und Bösem. Das Sein als solches ist gut, und deshalb ist es gut zu sein, ist es gut zu leben. Das ist die Frohbotschaft des Glaubens: Es gibt nur einen guten Quell, den Schöpfer. […] Dann folgt ein Geheimnis der Finsternis, der Nacht. Das Böse stammt nicht aus der Quelle des Seins selbst, es ist nicht gleichursprünglich. Das Böse stammt aus einer geschaffenen Freiheit, aus einer missbrauchten Freiheit. Wie war das möglich, wie ist das geschehen? Das bleibt im Dunkeln. Das Böse ist nicht logisch. […] Wir können es rätselnd ahnen, aber nicht erklären; und wir können es auch nicht wie eine Tatsache unter anderen erzählen, weil es sich um eine tiefere Wirklichkeit handelt. Es bleibt ein Geheimnis der Dunkelheit, der Nacht. Aber da kommt sogleich ein Geheimnis des Lichts hinzu. Das Böse kommt aus einer untergeordneten Quelle. Gott ist stärker mit seinem Licht. Und deshalb kann das Böse überwunden werden. Deshalb ist das Geschöpf, der Mensch heilbar. […] Und schließlich als letzter Punkt: Der Mensch ist nicht nur heilbar, er ist tatsächlich geheilt. Gott hat die Heilung eingeleitet. Er ist selbst in die Geschichte eingetreten. Der ständigen Quelle des Bösen hat er eine Quelle des reinen Guten entgegengesetzt. Der gekreuzigte und auferstandene Christus, der neue Adam, setzt der schmutzigen Flut des Bösen eine Flut des Lichts entgegen. Und diese Flut ist in der Geschichte gegenwärtig: Wir sehen die Heiligen, die großen Heiligen, aber auch die demütigen Heiligen, die einfachen Gläubigen. Wir sehen, dass die Flut des Lichts, das von Christus kommt, gegenwärtig und stark ist.

Sonntag, 2 Februar 2020 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Lasst eure Lampen brennen“ (Lk 12,35). […] Zeigen wir durch dieses sichtbare Zeichen die Freude, die wir mit Simeon teilen, welcher in seinen Händen das Licht der Welt trägt. […] Lasst uns glühen in unserer Hingabe und strahlen durch unsere Werke, so werden wir mit Simeon Christus in unseren Händen tragen. […] Heute hat die Kirche den schönen Brauch, dass wir Kerzen tragen. […] Wer erinnert sich heute, wenn er seine brennende Lampe in der Hand hält, nicht an den seligen Greis? An diesem Tag nahm er Jesus in seine Arme, das Wort, das im Fleisch gegenwärtig ist, wie das Licht im Wachs, und bezeugte, dass er es ist, „das Licht, das die Heiden erleuchtet“. Simeon war gewiss selbst eine „Lampe, die brennt und leuchtet“, indem er Zeugnis ablegte vom Licht (Joh 5,35; vgl. Joh 1,7). Deshalb war er in den Tempel gekommen, geführt vom Heiligen Geist, der ihn erfüllte, „um dein Erbarmen, o Gott, zu empfangen inmitten deines Tempels“ (vgl. Ps 47(48),10 Vulg.) und um zu verkünden, dass es das Erbarmen und das Licht deines Volkes ist. O Greis, strahlend von Frieden, du trugst das Licht nicht nur in deinen Händen, du wurdest von ihm durchdrungen. Du warst so von Christus erleuchtet, dass du im Voraus schautest, wie er die Völker erleuchten würde […], wie heute der Glanz unseres Glaubens aufleuchten würde. Freu dich nun, heiliger Greis; sieh heute, was du im Voraus erblickt hattest: Die Finsternis der Welt hat sich verflüchtigt, „Völker wandern zu deinem Licht“, „die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit“ (Jes 60,3; vgl. Jes 6,3).

Samstag, 1 Februar 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Durch Dunkel und Schatten der Nacht, Steuert einsam mein Lebensschiff. Ich treibe auf offenem Meer, Und sehe kein Land und kein Riff. Der kleinste Sturm kann mich versenken, Mich bringen auf des Meeres Grund. Würdest nicht Du, o Gott, mich lenken, Jede Minute – zu jeder Stund. Durch aufbrausende Meereswogen, Schwimme ich ruhig – hin zum Licht. Sehe die Ferne mit Kindesauge, Denn Du, Herr, bist meine Zuversicht. Rings um mich sind Entsetzen und Grauen, Ich bleibe still – wie die Tiefe im Meer. Denn wer zu Dir, Herr, fasste Vertrauen, Geht nicht verloren – nach Deiner Lehr’. Überall lauern Gefahren entgegen. Ich schau zu den Sternen und fürchte mich nicht. Ich gehe mutig und freudig des Weges, Wie es einem reinen Herzen entspricht. Mein Lebensschiff treibt sicher im Meer, Denn Du, mein Gott, bist sein Steuermann. In Demut danke ich Dir dafür, Dass ich so friedlich treiben kann.

Freitag, 31 Januar 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Das Wort Gottes scheint, wie das Senfkorn, sehr klein zu sein, bevor es ausgesät wird. Wenn es aber richtig ausgesät wurde, erweist es sich als so groß, dass der edle Verstand empfänglicher und vernunftbegabter Geschöpfe sich darauf niederlassen kann. Denn es umfasst das Denken aller Wesen. Aber das Wort selbst ist von keinem Wesen ganz zu erfassen. Deshalb kann derjenige, dessen Glaube so groß ist wie ein Senfkorn, durch das Wort Berge versetzen, wie der Herr gesagt hat (vgl. Mt 17,20), das heißt, die Macht, die der Teufel über uns hat, austreiben und das Fundament ändern. Der Herr ist ein solches Senfkorn, das im Geiste durch den Glauben in die Herzen derjenigen gesät wird, die es aufnehmen. Wer es durch Tugendhaftigkeit sorgfältig gepflegt hat, versetzt damit den Berg irdischer Sorgen. Wenn er dann die Neigung zum Bösen von sich abgelegt hat – was schwer zu erreichen ist –, dann lässt er die Worte der Gebote und der Lebensformung oder die göttlichen Kräfte wie die Vögel des Himmels bei sich nisten. […] Wer den Herrn sucht, braucht ihn nicht außerhalb seiner selbst zu suchen, sondern die Suchenden müssen ihn in sich selbst suchen, und zwar durch den Glauben, der in ihnen wirksam ist. Denn es heißt: „Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen“ (Röm 10,8), nämlich das Wort des Glaubens, das Christus selber ist: das Wort des Einen, den wir suchen.

Donnerstag, 30 Januar 2020 : Kommentar Hl. Paul VI.

Unser Aufruf lässt sich hier nun vom Eifer der größten Prediger und Verkünder des Evangeliums inspirieren, die ihr Leben dem Apostolat gewidmet haben. […] Sie haben es verstanden, nicht wenige Hindernisse der Evangelisierung zu überwinden. Von diesen Hindernissen, die sich auch in unserer Zeit stellen, wollen Wir hier jedoch nur eines hervorheben, nämlich den Mangel an Eifer, der umso schwerwiegender ist, weil er aus dem Innern entspringt. Er zeigt sich in der Müdigkeit, in der Enttäuschung, der Bequemlichkeit und vor allem im Mangel an Freude und Hoffnung. Wir ermahnen deshalb alle diejenigen, die auf irgendeine Weise und auf welcher Ebene auch immer mit der Evangelisierung beauftragt sind, gerade den geistlichen Eifer zu fördern (vgl. Röm 12,11). […] Bewahren Wir also das Feuer des Geistes. Hegen Wir die innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums, selbst wenn Wir unter Tränen säen sollten. Es sei für uns – wie für Johannes den Täufer, für Petrus und Paulus, für die anderen Apostel und die vielen, die sich in bewundernswerter Weise im Lauf der Kirchengeschichte für die Evangelisierung eingesetzt haben – ein innerer Antrieb, den niemand und nichts ersticken kann. Es sei die große Freude Unseres als Opfer dargebrachten Lebens. Die Welt von heute, die sowohl in Angst wie in Hoffnung auf der Suche ist, möge die Frohbotschaft nicht aus dem Munde trauriger und mutlos gemachter Verkünder hören, die keine Geduld haben und ängstlich sind, sondern von Dienern des Evangeliums, deren Leben voller Glut erstrahlt, die als erste die Freude Christi in sich aufgenommen haben und die entschlossen sind, ihr Leben einzusetzen, damit das Reich Gottes verkündet und die Kirche in das Herz der Welt eingepflanzt werde.

Mittwoch, 29 Januar 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages erwog sie den Reichtum der mannigfachen Gnaden, welche die überströmende Güte Gottes ihr eingegossen, weil sie unzählige Geschenke Gottes nachlässig vergeudet und nicht die geringste Frucht davon gebracht habe, weder in sich selbst durch Genuss oder Danksagung noch in andern, die sie, wenn es ihnen bekannt gewesen wäre, hätte erbauen oder in göttlicher Erkenntnis fördern können. Hierüber wurde sie durch folgende Erleuchtung getröstet: Zuweilen ergießt der Herr seine Gnadengaben auf die Auserwählten nicht in der Art, dass er von jeder einzelnen würdige Früchte verlangt, weil die menschliche Gebrechlichkeit dies oftmals verhindert. Seine überfließende Freigebigkeit vielmehr, die sich nicht mäßigen kann, obgleich sie weiß, dass der Mensch sich nicht in allem Einzelnen zu üben vermag, vermehrt beständig die Fülle der Gnaden, um dem Menschen hierdurch in Zukunft eine Fülle von Seligkeit zueignen zu können. Solches betrachten wir für gewöhnlich auch bei irdischen Geschenken, die man hin und wieder einem kleinen Kind macht, ohne dass es um den Nutzen des Geschenkes weiß, damit es ihn aber später als Erwachsenen mit Gütern überschütte. Ebenso ist es, wenn unser Herr in diesem Leben seinen Auserwählten Gnade verleiht: Er bereitet und sichert ihnen Geschenke, deren ewiger Genuss sie im Himmel selig machen wird.

Dienstag, 28 Januar 2020 : Kommentar Evagrius Ponticus

Bete nicht um die Erfüllung deiner Wünsche; denn sie entsprechen nicht notwendigerweise dem Willen Gottes. Bete vielmehr gemäß der Lehre, die du erhalten hast: Dein Wille geschehe an mir (vgl. Mt 6,10); und ebenso bitte ihn in allen Dingen darum, dass sein Wille geschehe; denn er will das Gute und deiner Seele Nützliche, wohingegen du nicht unbedingt danach trachtest. Oft bat ich in meinen Gebeten um die Erfüllung dessen, was ich für mich als gut erachtete, und ich beharrte auf meiner Bitte und tat dem Willen Gottes törichterweise Gewalt an, statt mich ihm zu überlassen, damit er das verfüge, was er für mich als nützlich erkannte. Bei Erhalt des Gewünschten war dann aber mein Bedauern groß, nicht doch lieber gewünscht zu haben, dass der Wille Gottes geschehe, anstatt der meine; denn die Sache ging nicht immer so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wer ist gut außer Gott? Also überlassen wir doch alles ihm, was uns betrifft, und es wird uns gut gehen. Denn wer gut ist, schenkt notwendigerweise auch hervorragende Gaben. Bekümmere dich nicht, wenn du nicht sofort von Gott bekommst, worum du bittest; er will dir nämlich noch mehr des Guten tun, und zwar dadurch, dass du beharrlich bei ihm bleibst im Gebet. Was gibt es in der Tat Erhebenderes als mit Gott zu reden und hingezogen zu werden in die Vertrautheit mit ihm? […] Wolle nicht, dass deine Angelegenheiten sich nach deinen Vorstellungen regeln, sondern nach Gottes Wohlgefallen. Dann wirst du ohne Unruhe sein und dein Gebet voller Dankbarkeit.

Montag, 27 Januar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Warum ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist nicht zu vergeben? Was ist unter dieser Lästerung zu verstehen? Der heilige Thomas von Aquin antwortet, dass es sich hier um eine Sünde handelt, „die ihrer Natur nach unvergebbar ist, weil sie jene Elemente ausschließt, derentwegen die Vergebung der Sünden geschieht“. Nach dieser Deutung besteht die Lästerung nicht eigentlich in verletzenden Worten gegen den Heiligen Geist, sondern in der Weigerung, das Heil anzunehmen, welches Gott dem Menschen durch den Heiligen Geist anbietet, der in der Kraft des Kreuzesopfers wirkt. Wenn der Mensch jenes „Offenlegen der Sünde“, das vom Heiligen Geist ausgeht und heilswirksamen Charakter hat, zurückweist, weist er damit zugleich das „Kommen“ des Trösters zurück, jenes „Kommen“, das sich im Ostergeheimnis vollzieht, in der Einheit mit der erlösenden Kraft des Blutes Christi, das „unser Gewissen von toten Werken reinigt“. Wir wissen, dass die Frucht einer solchen Reinigung die Vergebung der Sünden ist. Wer den Geist und das Blut zurückweist, verbleibt deshalb in „toten Werken“, in der Sünde. Die Lästerung gegen den Heiligen Geist besteht gerade in der radikalen Verweigerung der Annahme jener Vergebung, deren innerster Vermittler er ist und die eine echte Bekehrung voraussetzt, die von ihm im Gewissen gewirkt wird. Wenn Jesus sagt, dass die Lästerung gegen den Heiligen Geist weder in diesem noch im zukünftigen Leben vergeben wird, dann liegt der Grund darin, dass diese „Nicht-Vergebung“ ursächlich mit der Unbußfertigkeit verbunden ist, das heißt mit der radikalen Weigerung, sich zu bekehren […] Nun ist aber die Lästerung gegen den Heiligen Geist die Sünde jenes Menschen, der sich auf sein vermeintliches „Recht“ zum Verharren im Bösen – in jeglicher Sünde – beruft und dadurch die Erlösung verwirft. Ein solcher Mensch bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet. Dies ist eine Situation des geistlichen Ruins; denn die Lästerung gegen den Heiligen Geist erlaubt es dem Menschen nicht, sich aus seiner selbstverhängten Gefangenschaft zu befreien und sich den göttlichen Quellen der Reinigung der Gewissen und der Verzeihung der Sünden zu öffnen.

Samstag, 25 Januar 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Wir haben gesehen, wie die Begegnung mit Christus auf der Straße nach Damaskus sein Leben buchstäblich „revolutioniert“ hat. […] Es ist daher wichtig, dass wir uns bewusst werden, wie sehr Jesus Christus das Leben eines Menschen und auch unser eigenes Leben prägen kann. […] Wie vollzieht sich die Begegnung eines Menschen mit Christus? Und worin besteht die daraus erwachsende Beziehung? […] An erster Stelle hilft uns Paulus, den absolut grundlegenden und unersetzlichen Wert des Glaubens zu verstehen. So schreibt er im Brief an die Römer: „Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes“ (3,28). Und ebenso auch im Brief an die Galater: „Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus […]“ (2,16). „Gerecht werden“ heißt „gerecht gemacht werden“, also angenommen zu sein von der barmherzigen Gerechtigkeit Gottes, mit ihm in Gemeinschaft zu treten und infolgedessen eine viel authentischere Beziehung zu allen unseren Brüdern herstellen zu können, auf der Grundlage einer vollkommenen Vergebung unserer Sünden. Paulus sagt also in aller Deutlichkeit, dass dieser Daseinszustand nicht von etwaigen guten Werken unsererseits abhängt, sondern rein von der Gnade Gottes: „Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus“ (Röm 3,24). Mit diesen Worten bringt der hl. Paulus den grundlegenden Inhalt seiner Bekehrung zum Ausdruck, die neue Ausrichtung seines Lebens, die seiner Begegnung mit dem auferstandenen Christus entspringt. Vor seiner Bekehrung war Paulus keineswegs ein Mensch, der Gott und seinem Gesetz fernstand. Im Gegenteil, er war ein strenggläubiger Jude, treu gegenüber den Vorschriften bis hin zum Fanatismus. Im Licht der Begegnung mit Christus verstand er jedoch, dass er auf diese Weise versucht hatte, sich selbst und seine eigene Gerechtigkeit aufzubauen, und dass er mit dieser ganzen Gerechtigkeit nur für sich selbst gelebt hatte. Er verstand, dass eine neue Ausrichtung seines Lebens absolut notwendig war. Und diese neue Ausrichtung finden wir in seinen Worten ausgedrückt: „Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Paulus lebt also nicht mehr für sich selbst und für seine Gerechtigkeit. Er lebt aus Christus und mit Christus, indem er sich selbst hingibt und nicht mehr sich selbst sucht und die eigene Person aufbaut.

Donnerstag, 23 Januar 2020 : Kommentar Hl. Bernhard

Folgt dem Beispiel unseres Erlösers, der seine Passion erleiden wollte, um das Mitleid zu lernen, der sich dem Elend unterwerfen wollte, um die Elenden zu verstehen. So wie er „durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt hat“ (vgl. Hebr 5,8), so hat er auch Erbarmen lernen wollen […] Vielleicht werdet ihr sonderbar finden, was ich gerade von Christus gesagt habe: Er, der die Weisheit Gottes ist (vgl. 1 Kor 1,24), was könnte er gelernt haben? […] Ihr erkennt an, dass er Gott und Mensch in einer Person ist. Als ewiger Gott besaß er immer die Erkenntnis aller Dinge; als Mensch, der in der Zeit geboren ist, hat er viele Dinge in der Zeit gelernt. Da er begonnen hat, in unserem Fleisch zu sein, hat er auch begonnen, die Leiden des Fleisches zu erfahren. Für unsere Stammeltern wäre es besser und weiser gewesen, diese Erfahrung nicht gemacht zu haben. Doch ihr Schöpfer ist gekommen, „zu suchen, was verloren ist“ (vgl. Lk 19,10). Er hatte Mitleid mit seiner Schöpfung und ist gekommen, um sie wiederzufinden, indem er voll Erbarmen hinabstieg, wo sie erbärmlich zugrunde ging […] Nicht einfach um ihr Unglück zu teilen, tat er das, sondern um Anteil zu haben an ihrem Elend und um sie zu befreien: Um barmherzig zu werden nicht als ein Gott in seiner ewigen Seligkeit, sondern als ein Mensch, der teilhat an der Situation der Menschen […] Welch wunderbare Logik der Liebe! Wie hätten wir sonst diese bewundernswerte Barmherzigkeit erkennen sollen, wenn sie sich nicht über das herrschende Elend gebeugt hätte? Wie hätten wir sonst das Mitleiden Gottes verstehen können, wenn es dem Leiden menschlich fremd geblieben wäre? […] Mit der Barmherzigkeit Gottes hat Christus also die eines Menschen vereinigt, ohne sie zu verändern, sondern indem er sie vervielfachte, wie geschrieben steht: „Menschen und Vieh hilfst du, o Herr! Wie vielfältig ist dein Erbarmen, o Gott!“ (Ps 35(36),7–8 Vulg.).

Mittwoch, 22 Januar 2020 : Kommentar Meliton von Sardes

Er ist das Lamm, das verstummt, er ist das geschlachtete Lamm, er, der geboren wurde aus Maria, dem anmutigen Mutterschaf. Er ist es, der aus der Herde herausgenommen und dem Tod geweiht wurde, am Abend umgebracht, nachts beerdigt […], um von den Toten aufzuerstehen und den Menschen aus der Tiefe seines Grabes zu erwecken. Er wurde also getötet. Und wo getötet? Im Herzen Jerusalems. Warum? Weil er ihre Lahmen geheilt, ihre Aussätzigen reingemacht, ihre Blinden wieder an das Licht geführt und ihre Toten auferweckt hat (Lk 7,22). Deshalb hat er gelitten. Im Gesetz und bei den Propheten steht geschrieben: „Sie vergelten mir Gutes mit Bösem; meine Seele ist verlassen. Sie planen Böses gegen mich und sagen: ‚Legen wir den Gerechten in Fesseln, denn er ist unausstehlich‘“ (vgl. Jer 11,19). Warum hast du dieses unsägliche Verbrechen begangen? Du hast den entehrt, der dich geehrt hat, du hast den erniedrigt, der dich erhoben hat, du hast den verleugnet, der dich anerkannt hatte, du hast den zurückgewiesen, der dich herbeigerufen hatte, du hast den getötet, der dir das Leben gegeben hatte. […] Er musste leiden, aber doch nicht durch dich. Er musste gedemütigt werden, aber nicht von dir. Er musste verurteilt werden, aber nicht durch dich. Er musste gekreuzigt werden, aber nicht durch deine Hand. Das sind die Worte, die du zu Gott hättest schreien sollen: „O Herr, wenn dein Sohn schon leiden muss, wenn es dein Wille ist, dass er leidet, dann aber nicht durch mich!“

Dienstag, 21 Januar 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Schließlich ist es in unserer Zeit besonders dringend, daran zu erinnern, dass der Tag des Herrn auch der Tag der Ruhe von der Arbeit ist. Wir wünschen uns von Herzen, dass er als solcher auch von der zivilen Gesellschaft anerkannt wird, so dass es möglich ist, von der beruflichen Tätigkeit frei zu sein, ohne dafür bestraft zu werden. Tatsächlich haben die Christen – nicht ohne Beziehung zur Bedeutung des Sabbats in der jüdischen Tradition – im Tag des Herrn auch den Tag der Ruhe von den alltäglichen Mühen gesehen. Das hat seinen ganz bestimmten Sinn, denn es stellt eine Relativierung der Arbeit dar, die auf den Menschen ausgerichtet wird: Die Arbeit ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Arbeit. Der Schutz, der dadurch dem Menschen selbst geboten wird, ist leicht zu erahnen: Auf diese Weise ist er von einer möglichen Form der Sklaverei befreit. Wie ich bereits betont habe, „besitzt die Arbeit eine primäre Bedeutung für die Verwirklichung des Menschen und für die Entwicklung der Gesellschaft, und muss darum immer in voller Achtung der menschlichen Würde und im Dienst am Gemeinwohl organisiert und entfaltet werden. Zugleich ist es unverzichtbar, dass der Mensch sich nicht von der Arbeit verknechten lässt, dass er sie nicht zum Götzen macht, indem er sich einbildet, in ihr den letzten und endgültigen Sinn des Lebens zu finden.“ Der gottgeweihte Tag ist es, der dem Menschen das Verständnis für den Sinn seines Lebens und auch seiner beruflichen Tätigkeit erschließt.

Montag, 20 Januar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Von grundlegender Bedeutung sind hierbei die Worte aus dem Epheserbrief: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten […] Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (5,25–32). […] Wir befinden uns hier mitten im Ostergeheimnis, das Gottes bräutliche Liebe zutiefst offenbart. Christus ist der Bräutigam, weil er „sich hingegeben hat“: Sein Leib wurde „hingegeben“, sein Blut wurde „vergossen“ (vgl. Lk 24,19.20). So hat er „seine Liebe bis zur Vollendung erwiesen“ (Joh 13, 1). Die „aufrichtige Hingabe“, die im Kreuzesopfer enthalten ist, hebt endgültig den bräutlichen Sinn der Liebe Gottes hervor. Christus ist als Erlöser der Welt der Bräutigam der Kirche. Die Eucharistie ist das Sakrament unserer Erlösung. Sie ist das Sakrament des Bräutigams und der Braut. Die Eucharistie vergegenwärtigt und verwirklicht auf sakramentale Weise aufs Neue den Erlösungsakt Christi, der die Kirche als seinen Leib „erschafft“. Mit diesem „Leib“ ist Christus verbunden wie der Bräutigam mit der Braut. Alle diese Aussagen sind im Brief an die Epheser enthalten. In dieses „tiefe Geheimnis“ Christi und der Kirche wird die seit dem „Anfang“ von Mann und Frau gebildete bleibende „Einheit der zwei“ eingefügt.

Sonntag, 19 Januar 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

[In der Apokalypse schreibt der hl. Apostel Johannes]: „Ich sah: und siehe, inmitten des Thrones […] stand ein Lamm wie getötet …“ (Apocal. 5,6). Als der Seher von Patmos dieses Gesicht schaute, da lebte in ihm noch die Erinnerung an den unvergesslichen Tag am Jordan, als Johannes der Täufer ihm das „Lamm Gottes“ zeigte, das „hinwegnimmt die Sünden der Welt“ (Joh. 1,29). […] Aber warum hatte Er denn das Lamm als bevorzugtes Sinnbild gewählt? Warum zeigte Er sich noch in dieser Gestalt auf dem ewigen Thron der Herrlichkeit? Weil Er unschuldig war wie ein Lamm und demütig wie ein Lamm; und weil er gekommen war, um sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen (Is. 53,7). Auch das hatte Johannes mitangesehen, als der Herr sich im Ölgarten binden ließ und auf Golgotha ans Kreuz nageln. Dort auf Golgotha war das wahre Versöhnungsopfer vollbracht worden. Damit hatten die alten Opfer ihre Kraft verloren; und bald hörten sie ganz auf, wie auch das alte Priestertum, als der Tempel vernichtet wurde. Das alles hatte Johannes miterlebt. Darum wunderte er sich nicht über das Lamm auf dem Thron. […] Wie das Lamm getötet werden musste, um auf den Thron der Herrlichkeit erhöht zu werden, so führt der Weg zur Herrlichkeit für alle, die zum Hochzeitsmahl des Lammes auserwählt sind, durch Leiden und Kreuz. Wer sich dem Lamm vermählen will, der muss sich mit Ihm ans Kreuz heften lassen. Dazu sind alle berufen, die mit dem Blut des Lammes bezeichnet sind, und das sind alle Getauften. Aber nicht alle verstehen den Ruf und folgen ihm.

Samstag, 18 Januar 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Der große Arzt der Leidenden ist nahe. Er hat auf sich genommen unsere Krankheiten. Er hat uns geheilt, und er hat uns geheilt durch seine Wunden (vgl. Jes 53,5; vgl. Mt 8,17). Er ist da; er wendet jetzt die heilsamen Arzneien an. Es heißt ja: Ich bin es, der geschlagen hat, der preisgegeben hat, und ich bin es, der heilen wird (vgl. Dt 32,39). Hab also keine Angst. Wenn sich mein glühender Zorn gelegt hat, werde ich wieder heilen. Wie eine Frau niemals vergessen wird, Mitleid mit ihren Kindern zu haben, so werde ich dich nicht vergessen, sagt der Herr (vgl. Jes 49,15). Wenn der Vogel seine Jungen mit Zärtlichkeit überschüttet, wenn er jeden Augenblick zu ihnen hinfliegt, wenn er sie lockt, wenn er ihnen Nahrung in den Schnabel steckt – um wie viel mehr ergießt sich mein Mitgefühl über meine Geschöpfe! Noch viel mehr ergießt sich meine Zärtlichkeit über dich. Ich besuche dich heimlich. Ich spreche zu deinem Verstand. Ich bringe die Nahrung für dein Nachdenken, das sich öffnet wie der Schnabel der kleinen Schwalbe. Ich bringe dir die Nahrung der Ehrfurcht vor dem Allmächtigen, die Nahrung der Sehnsucht nach dem Himmel, die Nahrung des Trostes in Kummer, die Nahrung der Gewissensbisse, die Nahrung des Gesanges, die Nahrung tiefster Erkenntnis, die Nahrung göttlicher Geheimnisse. Wenn ich aber lüge, indem ich so zu dir spreche, ich, der ich dein Meister und dein Vater bin, so weise es mir nach, und ich bin still. So spricht der Herr unaufhörlich zu unseren Gedanken. Der Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes (2 Kor 1,3) gebe euch ewigen Trost und gute Hoffnung in Christus Jesus, unserem Herrn. Ihm sei Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amen.

Freitag, 17 Januar 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Warum bist du betrübt? Schau: Einer hat schmierige Hände. Ein bisschen Öl macht sie sauber. Um wie viel stärker reinigend ist das Erbarmen Gottes! Denn so leicht es für dich ist, dein Gewand zu waschen, so leicht und noch leichter ist es für den Herrn, dich von aller Verschmutzung reinzuwaschen, auch wenn du natürlich jeden Tag in Versuchung gerätst. Kaum sagst du: „Ich habe mich gegen den Herrn versündigt“, bekommst du schon die Antwort: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mt 9,2). „Ich bin, ich bin es, der deine Frevel wegwischt, und werde (ihrer) gewiss nicht gedenken“ (vgl. Jes 43,25 LXX). „So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit habe ich deine Frevel von dir entfernt. Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so habe ich Mitleid mit dir“ (vgl. Ps 102,12–13 LXX). Nur entferne dich nicht, geh nicht weg von dem, der dich erwählt hat zu singen und zu beten, sondern bleibe dein ganzes Leben lang mit ihm verbunden, sei es durch reines Vertrauen oder durch heilige Kühnheit und mutiges Bekenntnis. Dann hört er dich und reinigt dich. Hat nicht Gott uns in seiner Menschenliebe gerechtfertigt? Wer sollte uns dann verurteilen? (vgl. Röm 8,33). Wenn wir den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen, ist unser Gewissen schnell gereinigt, und es trennt uns nichts von den Propheten und den anderen Heiligen. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Heil, durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist. So werden wir mit Christus leben, ob wir nun in Tugendhaftigkeit wachen oder aber in einem elenden Zustand schlafen, in den uns bestimmte Lebensumstände natürlicherweise bringen (vgl. 1 Thess 5,9–10). Wir richten unseren Blick auf ihn, seufzen aus Herzensgrund, weinen ohne Unterlass und atmen nur noch ihn. Lasst uns also den Panzer des Glaubens anlegen und den Helm der Hoffnung auf Heil tragen (vgl. 1 Thess 5,8), damit die Pfeile der Entmutigung und der Verzweiflung uns nicht durchbohren können.

Donnerstag, 16 Januar 2020 : Kommentar Papst Franziskus

Der Christ weiß, dass das Leiden nicht beseitigt werden, aber einen Sinn erhalten kann, dass es zu einem Akt der Liebe und des Sich-Anvertrauens in die Hände Gottes, der uns nicht verlässt, und auf diese Weise zu einer Stufe des Wachstums im Glauben und in der Liebe werden kann. […] Das Licht des Glaubens lässt uns nicht die Leiden der Welt vergessen. Für wie viele Männer und Frauen des Glaubens waren die Leidenden Mittler des Lichts! So der Leprakranke für den heiligen Franz von Assisi oder für die selige Mutter Teresa von Kalkutta ihre Armen. Sie haben das Geheimnis verstanden, das in ihnen zugegen ist. Sicher haben sie nicht alle ihre Leiden getilgt, wenn sie sich ihnen genähert haben, und konnten auch nicht jedes Übel erklären. Der Glaube ist nicht ein Licht, das all unsere Finsternis vertreibt, sondern eine Leuchte, die unsere Schritte in der Nacht leitet, und dies genügt für den Weg. Dem Leidenden gibt Gott nicht einen Gedanken, der alles erklärt, sondern er bietet ihm seine Antwort an in Form einer begleitenden Gegenwart, einer Geschichte des Guten, die sich mit jeder Leidensgeschichte verbindet, um in ihr ein Tor zum Licht aufzutun. In Christus wollte Gott selbst diesen Weg mit uns teilen und sein Sehen schenken, um darin das Licht zu schauen. Christus, der den Schmerz erduldet hat, ist „der Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,2).

Mittwoch, 15 Januar 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Zu Recht heißt es: „Jakob sah im Traum eine Leiter“ (vgl. Gen 28,12f.); auf ihr kannst du hinaufsteigen […]. Diese Leiter aus zwei Holmen und sechs Sprossen versinnbildlicht Jesus Christus: seine göttliche und menschliche Natur und seine Tugenden: Demut und Armut, Weisheit und Barmherzigkeit, Geduld und Gehorsam. Jesus war demütig, indem er unsere Natur annahm und „auf die Niedrigkeit seiner Magd“ (Lk 1,48) schaute. Er war arm in seiner Geburt, als die Jungfrau, die Ärmste, ihn zur Welt brachte und keinen anderen Ort hatte, um ihn, in Windeln gehüllt, hinzulegen, als in eine Futterkrippe für Tiere (vgl. Lk 2,7). Er war weise im Predigen, da er anfing zu wirken und zu lehren (vgl. Apg 1,1). Er war barmherzig, indem er die Sünder aufnahm: „Ich bin gekommen“, sprach er, „um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Er war geduldig unter den Geißelhieben, den Ohrfeigen und den Bespeiungen: „Ich machte mein Gesicht hart wie einen Kiesel“, sagt er durch den Mund des Jesaja (vgl. 50,7). Jesus „schmähte nicht, als er geschmäht wurde; als er litt, drohte er nicht“ (vgl. 1 Petr 2,23). Er war schließlich „gehorsam bis zum Tod am Kreuz“ (vgl. Phil 2,8). Diese Leiter stand auf der Erde, als Christus predigte und Wunder wirkte; sie berührte den Himmel, als er seine Nächte im Gebet zu seinem Vater verbrachte. Hier also ist die Leiter aufgestellt. Warum steigst du nicht hinauf? Warum schleppst du dich weiter mit Händen und Füßen am Boden herum? Steig doch hinauf! Steigt hinauf, ihr Engel, Bischöfe, Ordensobere und Gläubige Jesu Christi! Steigt hinauf, sage ich euch, und betrachtet, wie süß der Herr ist! Steigt dann auch wieder herunter, um zu helfen und zu ermutigen, denn das ist es, was unser Nächster braucht. Warum versucht ihr, auf diesen Berg auf andere Weise als mit dieser Leiter zu gelangen?

Dienstag, 14 Januar 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Hinter der Entscheidung unserer Stammeltern zum Ungehorsam steht eine verführerische widergöttliche Stimme (vgl. Gen 3,1–5), die sie aus Neid in den Tod fallen läßt (vgl. Weish 2,24). Die Schrift und die Überlieferung der Kirche erblicken in diesem Wesen einen gefallenen Engel, der Satan oder Teufel genannt wird (vgl. Joh 8,44; Offb 12,9). Die Kirche lehrt, dass er zuerst ein von Gott erschaffener guter Engel war. „Die Teufel und die anderen Dämonen wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie wurden aber selbst durch sich böse“ (4. K. im Lateran 1215: DS 800). Die Schrift spricht von einer Sünde der gefallenen Engel (vgl. 2 Petr 2,4). Ihr „Sündenfall“ besteht in der freien Entscheidung dieser geschaffenen Geister, die Gott und sein Reich von Grund auf und unwiderruflich zurückwiesen. Wir vernehmen einen Widerhall dieser Rebellion in dem, was der Versucher zu unseren Stammeltern sagte: „Ihr werdet sein wie Gott“ (Gen 3,5). Der Teufel ist „Sünder von Anfang an“ (1 Joh 3,8), „der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Wegen des unwiderruflichen Charakters ihrer Entscheidung und nicht wegen eines Versagens des unendlichen göttlichen Erbarmens kann die Sünde der Engel nicht vergeben werden. „Es gibt für sie nach dem Abfall keine Reue, so wenig wie für die Menschen nach dem Tode“ (Johannes v. Damaskus, f. o. 2,4). Die Schrift bezeugt den unheilvollen Einfluß dessen, den Jesus den „Mörder von Anfang an“ nennt (Joh 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom Vater erhaltenen Sendung abzubringen (vgl. Mt 4,1–11). „Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1 Joh 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen. Die Macht Satans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reiner Geist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des Reiches Gottes nicht verhindern.

Montag, 13 Januar 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Folge mir!“ Diese Worte spricht Jesus […] zu jedem Christen. Folge mir nach, nackt, wie auch ich nackt bin, frei von jedem Hindernis, wie auch ich es bin. [Durch] Jeremia sagt [Gott]: „Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir“ (Jer 3,19). Folge mir also nach, und lege die Lasten ab, die du trägst. Du kannst mir, so beladen wie du bist, bestimmt nicht folgen, denn ich eile rasch voran. „Ich eilte voller Durst“ (vgl. Ps 61,5 LXX), sagt der Psalm über mich. Es ist der Durst, die Menschheit zu retten. Und wohin eilt er? Ans Kreuz. Eile auch du ihm nach. Wie er sein Kreuz für dich getragen hat, so nimm auch du dein Kreuz zu deinem Heil auf dich. Daher die Worte im Lukasevangelium: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst“, indem er seinem eigenen Willen widersagt; er „nehme täglich“, also ohne Unterlass, „sein Kreuz auf sich“, indem er seine Leidenschaften bezwingt, „und folge mir nach“ (vgl. Lk 9,23). […] Jesus spricht zu uns wie eine Mutter, die ihrem kleinen Kind das Laufen beibringen will, ihm ein Brot oder einen Apfel zeigt und zu ihm sagt: „Komm mir nach, dann gebe ich es dir.“ Und wenn das Kind so nahe dran ist, dass es das Versprochene fast greifen kann, geht sie einen kleinen Schritt zurück, zeigt ihm den Gegenstand und sagt ihm immer wieder: „Komm mir nach, wenn du es haben willst.“ Manche Vögel ziehen ihren Nachwuchs aus dem Nest und lehren sie im Fluge das Fliegen, ihnen nach. Ebenso handelt Jesus. Er gibt uns sich selbst zum Vorbild und verspricht uns seinen Lohn im Königreich, damit wir ihm nachfolgen. „Folge mir nach“, denn ich kenne den richtigen Weg und werde dich führen. Im Buch der Sprichwörter lesen wir: „Den Weg der Weisheit zeige ich dir, ich leite dich auf ebener Bahn. Wenn du gehst, ist dein Schritt nicht beengt, wenn du läufst, wirst du nicht straucheln“ (vgl. Spr 4,11–12). […] Deshalb: „Folge mir nach!“

Sonntag, 12 Januar 2020 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.“ Unser Erlöser empfing die Taufe des Johannes aus drei Gründen: Erstens weil er, nachdem er als Mensch geboren worden war, auch die kleinsten Vorschriften des Gesetzes erfüllen wollte. Zweitens um durch seine Taufe die Taufe des Johannes zu heiligen. Drittens um durch jene Taube, die über ihm schwebte, als er das Wasser des Jordans heiligte, die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Taufe der Gläubigen zu offenbaren. „Lasse es jetzt geschehen“ (Mt 3,15 Vulg.). Zurecht sagt er „jetzt“ um anzuzeigen, dass wenn Christus im Wasser getauft werden musste, Johannes durch Christus im Geist getauft werden musste. Oder aber – eine andere Deutung – „Lasse es jetzt geschehen“, denn ich, der ich die Gestalt eines Sklaven angenommen habe, möchte die ganze Erniedrigung vollenden. Doch wisse auch, dass du am Tage des Gerichts mit meiner Taufe getauft werden musst. „Lasse es jetzt geschehen“, sagt der Herr, es gibt noch eine andere Taufe, mit der ich getauft werden muss. [Es geht um die Taufe seines Leidens, vgl. Lk 12,50]. Du taufst mich im Wasser, damit ich dich für mich in deinem Blut taufe. [Es geht um die Blutstaufe des Johannes durch sein Martyrium.] „Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen.“ Er fügte nicht hinzu „die Gerechtigkeit des Gesetzes oder der natürlichen Ordnung“, damit wir beides darin vernehmen. Wenn Gott von einem Menschen die Taufe empfangen hat, soll niemand es für unwürdig halten, sie von einem Gefährten der Knechtschaft zu empfangen. „[…] da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.“ In dieser Taufe offenbart sich das Geheimnis der Dreifaltigkeit. Unser Herr wird getauft, der Heilige Geist steigt unter der Gestalt einer Taube herab und es erklingt die Stimme des Vaters, der Zeugnis ablegt für seinen Sohn. Der Himmel öffnet sich; nicht als ob die Elemente auseinandergerissen würden, sondern er öffnet sich vor den Augen des Geistes, vor jenen Augen, mit denen auch Ezechiel den Himmel offen sah, wie er zu Beginn seines Buches berichtet (vgl. Ez 1,1). Die Taube ließ sich auf dem Haupt Jesu nieder, damit niemand meinen konnte, das Wort des Vaters richte sich an Johannes statt an Jesus.

Samstag, 11 Januar 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

„Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen […] Da sagte ich: Ja, ich komme […] um deinen Willen, Gott, zu tun“ (Hebr 10,5–7; vgl. Ps 39(40),7–9 LXX). Ist das wirklich wahr, dass Gott Mensch werden wollte, um uns aus unserm Elend zu erretten […] und unsere Liebe zu gewinnen? Es ist so wahr, dass es ein Glaubensartikel geworden ist: „Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen […] und ist Mensch geworden“ (Großes Glaubensbekenntnis). […] Ja, das hat Gott getan, um von uns geliebt zu werden. […] So wollte er die Größe seiner Liebe zu uns zeigen: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11). „Der Mensch liebt mich nicht“, scheint der Herr gesagt zu haben, „weil er mich nicht sieht. Ich werde mich sichtbar machen, mich bei ihm aufhalten, dann wird er mich gewiss lieben“: „Er erschien auf der Erde und hielt sich unter den Menschen auf“ (vgl. Bar 3,38). Die Liebe Gottes zum Menschen ist unermesslich, unermesslich von Ewigkeit an. „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt“ (Jer 31,3). Aber wir hatten noch nicht erkannt, wie groß und unbegreiflich diese Liebe ist. Als der Sohn Gottes sich in der Gestalt eines Kindes schauen ließ, das in einem Stall auf Stroh lag, da hat er sie [seine Liebe] wirklich offenbart: „Die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, ist erschienen“ (vgl. Tit 3,4). Der hl. Bernhard bemerkt dazu: „Die Erschaffung der Welt hat Gottes Macht aufleuchten lassen, die Ordnung der Welt seine Weisheit; aber die Menschwerdung des Wortes hat seine Barmherzigkeit vor aller Augen ausbrechen lassen“. […] Der hl. Fulgentius sagt: „In seiner Gottesverachtung hatte der Mensch sich für immer von ihm getrennt; und da der Mensch nicht zu Gott zurückkonnte, ließ Gott sich herab, zu kommen und ihn auf der Erde zu finden.“ Der hl. Augustinus hatte bereits gesagt: „Wir konnten nicht zum Arzt gehen; deshalb war der Arzt so gütig, zu uns zu gekommen“.

Freitag, 10 Januar 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Ein Sinnbild des Heiligen Geistes ist auch die Salbung mit Öl, und zwar so sehr, dass sie zu einem Synonym für ihn wird (vgl. 1 Joh 2,20.27; 2 Kor 1,21). In der christlichen Initiation ist sie das sakramentale Zeichen der Firmung, die in den Ostkirchen deshalb „Chrismation“ genannt wird. Um jedoch die ganze Bedeutungskraft dieses Sinnbildes zu erfassen, muss man auf die erste Salbung zurückkommen, die der Heilige Geist vorgenommen hat: die Salbung Jesu. „Christus“ [Übersetzung des hebräischen Wortes „Messias“] bedeutet der mit dem Geist Gottes „Gesalbte“. Schon im Alten Bund gab es „Gesalbte“ des Herrn (vgl. Ex 30,22–32); vor allem David war ein Gesalbter (vgl. 1 Sam 16,13). Jesus aber ist der einzigartig von Gott Gesalbte: die menschliche Natur, die der Sohn annimmt, ist ganz „vom Heiligen Geist gesalbt“. Jesus wird durch den Heiligen Geist zum „Christus“ (vgl. Lk 4,18–19; Jes 61,1). Die Jungfrau Maria empfängt Christus durch den Heiligen Geist, der ihn durch den Engel schon bei seiner Geburt als Christus bekanntgibt (vgl. Lk 2,11) und der Simeon in den Tempel führt, damit dieser den Gesalbten des Herrn sehe (vgl. Lk 2,26–27). Er ist es, der Christus erfüllt (vgl. Lk 4,1) und dessen Kraft von Christus ausgeht, wenn dieser Heilungen und Heilstaten vollbringt (vgl. Lk 6,19; 8,46). Er endlich ist es, der Jesus von den Toten auferweckt (vgl. Röm 1,4; 8,11). In seiner Menschennatur, die Siegerin ist über den Tod (vgl. Apg 2,36), voll und ganz zum „Christus“ geworden, spendet Jesus überreichlich den Heiligen Geist, bis „die Heiligen“ in ihrer Vereinigung mit der Menschennatur des Gottessohnes zum „vollkommenen Menschen“ werden und „Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph 4,13): den „ganzen Christus“, wie der heilige Augustinus sagt (serm. 341,1,1.9,11).

Donnerstag, 9 Januar 2020 : Kommentar Hl. Bernhard

„Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, ist erschienen“ (vgl. Tit 3,4). Danken wir Gott, der uns seinen überreichen Trost spendet […], uns, die wir in diesem Exil, in diesem irdischen Elend auf Pilgerschaft sind. Vor seiner Menschwerdung war seine Güte noch verhüllt. Gewiss gab es sie schon immer, denn „die Huld des HERRN währt immer und ewig“ (Ps 103(102),17). Aber wie hätten wir wissen können, dass sie von solcher Größe ist? Sie war Inhalt einer Verheißung, nicht einer Erfahrung. Und deshalb glaubten viele nicht daran […] Nun aber können die Menschen an das glauben, was sie sehen; denn „deine Zeugnisse sind überaus treu bewährt“, und damit sie niemandem verborgen bleiben, „schlug er sein Zelt in der Sonne auf“ (vgl. Ps 92,5 Vulg.; vgl. 18,6 Vulg.). Jetzt ist der Friede nicht mehr verheißen, sondern gestiftet; nicht mehr auf später verschoben, sondern gewährt; nicht mehr vorhergesagt, sondern angeboten. Nun hat Gott die Schatztruhe seines Erbarmens auf die Erde gesandt, die Schatztruhe, die durch die Passion geöffnet werden sollte, um den wertvollen Preis unseres Heils auszugießen, der darin verborgen war […] Denn wenn es auch nur ein kleines Kind ist, das uns geschenkt worden ist (Jes 9,5), „so wohnt doch die ganze Fülle Gottes in ihm“ (vgl. Kol 2,9). Als die Fülle der Zeiten gekommen war, wurde die Gottheit Fleisch, um für die Augen unseres Leibes sichtbar zu werden; und als wir sahen, was für ein Mensch er war und wie freundlich, da erkannten wir seine Güte […] Was könnte seine Barmherzigkeit stärker unter Beweis stellen als die Tatsache, dass er unser Elend auf sich genommen hat? „Herr!, was ist der Mensch, dass du dich ihm zu erkennen gibst und dass du ihn so hoch achtest?“ (vgl. Ps 143,3 Vulg.; Ijob 7,17 Vulg.).

Mittwoch, 8 Januar 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

So gab uns auch Christus sein Fleisch zur Speise, um uns zu einer innigeren Freundschaft anzulocken. Nahen wir ihm also mit Eifer und brennender Liebe […] Diesen Leib beteten auch die Weisen an, als er in der Krippe lag […] Diese traten mit großer Ehrfurcht vor ihn hin, als sie ihn in einer Krippe und in einem Stalle liegen sahen und nichts von all dem erblickten, was du jetzt siehst. Du siehst ihn nicht mehr in der Krippe liegen, sondern auf dem Altar, siehst ihn nicht mehr in den Händen einer Frau, sondern siehst den Priester dastehen und den Geist in reichem Maß über den Opfergaben schweben. Du siehst nicht bloß einfach diesen Leib wie jene, sondern du kennst auch seine Kraft und seine ganze Heilstätigkeit und weißt alles, was durch ihn bewirkt worden ist, indem du vollkommen in alle Geheimnisse eingeweiht bist. […] Lasset uns also uns selber aufmuntern und erschaudern und ihm eine weit größere Ehrfurcht erweisen als jene Barbaren, damit wir nicht unvorbereitet und unehrerbietig hinzutreten […]! […] dieses Mahl ist die Kraft unserer Seele, das Band unseres Geistes, der Grund unseres Vertrauens, unsere Hoffnung, unser Heil, unser Licht und Leben. Wenn wir mit dieser Speise von hinnen scheiden, so werden wir furchtlos, ringsum wie mit goldenen Waffen geschmückt, jene heiligen Vorhöfe im Jenseits betreten, doch was rede ich vom Zukünftigen? Schon in diesem Leben, macht dir dieses Geheimnis die Erde zum Himmel. Öffne also die Tore des Himmels und schau’ hinein, ja nicht in den Himmel, sondern in den Himmel der Himmel und du wirst sehen, was ich gesagt habe; denn das Herrlichste was dort ist, werde ich dir auch auf Erden hier zeigen. […] Denn ich zeige dir nicht Engel, nicht Erzengel, nicht den Himmel und den Himmel der Himmel, sondern den Herrn des Himmels selber. Siehst du also, wie du das Allerkostbarste hier auf Erden zu erblicken vermagst? Und du erblickst es nicht nur, sondern berührst es auch; ja du genießt es und nimmst es mit dem Genuss nach Hause. So reinige denn deine Seele und bereite dein Herz vor zum Empfange dieser Geheimnisse!

Dienstag, 7 Januar 2020 : Kommentar Rupert von Deutz

Jesus zog „sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: […] das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen“ (Mt 4,12–16) […] Wenn Matthäus vom Sehen, oder besser: vom Aufgehen eines hellen Lichts spricht, will er uns die lichtvolle Ankündigung des Retters, das Aufstrahlen der Frohen Botschaft von der Königsherrschaft Gottes erklären; dies hat – vor allen anderen – das Gebiet von Sebulon und Naftali aus dem Mund des Herrn selbst vernommen. […] Tatsächlich hat der Herr genau in diesem Gebiet zu predigen begonnen, dort eröffnete er seine Predigttätigkeit. […] Und die Apostel, die als erste dieses wahre Licht über dem Land von Sebulon und Naftali sahen, wurden selber zum „Licht der Welt“ (Mt 5,14). […] „Man freut sich in deiner Nähe“, fährt Jesaja fort, „wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird“. Diese Freude wird die eigentliche Freude der Apostel sein, eine „vervielfachte Freude“, wenn sie „wie bei der Ernte ihre Garben einbringen“ und „wie Sieger die Beute der Besiegten“, also des besiegten Teufels, „unter sich verteilen“. […] Du bist es, Herr und Erlöser, der wirklich „das drückende Joch“ von ihren Schultern genommen hat, dieses Joch des Teufels, der ehemals in der Welt triumphierte, als er über alle Nationen herrschte und die Nacken unter das Joch einer sehr harten Sklaverei zwang. […] Du bist es, der du ohne Armee, ohne Blutvergießen, in deiner geheimnisvollen Macht die Menschen befreit hast, um sie in deinen Dienst zu stellen. […] Ja, der Teufel wird „verbrannt, wird ein Fraß des Feuers“, denn „uns ist ein Kind geboren“, der demütige Sohn Gottes, „auf dessen Schulter die Herrschaft ruht“, der als Gott aus eigener Kraft die Macht ergreift. […] Und „seine Herrschaft ist groß“, denn er wird nicht nur wie David über die Juden herrschen, sondern über alle Nationen herrschen „jetzt und für alle Zeiten“. (weitere Schriftstellen: vgl. Jes 9,1−6; vgl. Ps 126(125),6)

Montag, 6 Januar 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Am Fest der Erscheinung brachte sie [Gertrud] nach dem Beispiel der königlichen Opfergaben Gott als Myrrhe den Leib Christi dar mit allen seinen Nöten und seinem ganzen Leiden zur Sühne aller Sünden der Menschen von Adam bis zum letzten, als Weihrauch die andachtsvollste Seele Christi zum Ersatz sämtlicher Vernachlässigungen und als Gold die hoch erhabene Gottheit Christi mit der Wonne ihres Genusses zur Ergänzung der Mängel aller Geschöpfe. Darauf erschien ihr der Herr Jesus, indem er ihr Opfer der heiligsten Dreifaltigkeit vorstellte. Als sodann der Herr mitten durch den Himmel zu gehen schien, sah man die ganze himmlische Heerschar aus Ehrfurcht vor jenem Opfer die Knie beugen und das Haupt tief verneigen […] Hiernach erinnerte sie sich, dass einige Personen aus Demut ihr aufgetragen hatte, ihre Gebetchen, die sie vor dem Fest dem Herrn dargebracht hatten, zur Erinnerung an die genannten königlichen Opfergaben für sie Gott aufzuopfern. Als sie dies mit Andacht tat, erschien ihr der Herr Jesus wiederum, indem er auch dieses Opfer, wie um es Gott dem Vater darzubringen, durch den Himmel trug, wobei die ihm begegnende himmlische Heerschar dasselbe als ein sehr geziemendes Geschenk lobpries. Hierdurch erkannte sie: Wenn jemand Gott seine eigenen Gebete und Bemühungen aufopfert, so preist der ganze himmlische Hof sie als Gott angenehme Geschenke. Wenn aber jemand den seinigen die vollkommeneren des Sohnes Gottes hinzufügt, so verehren die Heiligen dies also, als wenn zur Würde dieses Opfers niemand aufschauen dürfe außer allein die über alle hocherhabene Dreifaltigkeit.

Sonntag, 5 Januar 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Blick auf die Geheimnisse der Liebe, und dann wirst du den Schoß des Vaters schauen, den der eingeborene Gott allein verkündigte (vgl Joh 1,18). Aber auch Gott selbst ist Liebe (1 Joh 4,8.16), und aus Liebe ließ er sich von uns schauen. Und das Unaussprechliche seines Wesens wurde Vater, das gegen uns Mitleidige aber wurde Mutter. Und infolge seiner Liebe nahm der Vater ein weibliches Wesen an, und der deutliche Beweis dafür ist der Sohn, den er selbst aus sich erzeugte; und die aus Liebe geborene Frucht ist Liebe. Deshalb ist er auch selbst herabgekommen, deshalb hat er menschliche Gestalt angenommen, deshalb hat er aus freiem Willen Menschenschicksal ertragen, damit er, nachdem er aus Liebe zu uns (vgl. z.B. Joh 13,1) sich dem Maß unserer Schwachheit hat angleichen lassen, umgekehrt uns dem Maß seiner eigenen Macht angleiche. Und als sein Opfertod nahe bevorstand und er sich zum Lösegeld hingab, da hinterlässt er uns eine neue letztwillige Verfügung: „Meine Liebe gebe ich euch“ (vgl. Joh 13,34). Worin besteht diese Liebe und wie groß ist sie? Für jeden einzelnen von uns hat er sein Leben hingegeben, das an Wert der ganzen Welt gleich ist.

Samstag, 4 Januar 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Es stand Johannes da und zwei von seinen Jüngern. Siehe, zwei von den Jüngern des Johannes; weil Johannes, der Freund des Bräutigams von solcher Art war, suchte er nicht seine Ehre, sondern gab der Wahrheit Zeugnis. Wollte er etwa, dass seine Jünger bei ihm blieben, um nicht dem Herrn zu folgen? Vielmehr er zeigte den Jüngern, wem sie folgen sollten. […] Und er sprach: Was schaut ihr auf mich? Ich bin nicht das Lamm. „Siehe, das Lamm Gottes“ […] „Siehe“, sagt er, „das da hinwegnimmt die Sünde der Welt.“ […] Und die zwei Jünger hörten ihn dies sagen und folgten Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie ihm nachfolgen sah, sprach er: Was sucht ihr? Sie sagten: Rabbi (was so viel als Lehrer heißt), wo wohnst Du? Sie folgten ihm nicht so nach, als ob sie ihm bereits anhingen; denn es ist offenbar, dass sie ihm erst anhingen, als er sie vom Schiff rief. […] „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (vgl. Mt 4,19). Und von da an hingen sie ihm so an, dass sie nicht mehr von ihm wichen. Wenn die beiden ihm also jetzt folgen, so folgen sie ihm nicht, um ihn nicht mehr zu verlassen, sondern sie wollten sehen, wo er wohne, und tun, was geschrieben steht: „Die Schwelle seiner Türe betrete oft dein Fuß; steh auf und komme beständig zu ihm, und lass dich unterweisen durch seine Lehren“ (vgl. Sir 6,36f.). Er zeigte ihnen, wo er wohnte; sie kamen dahin und blieben bei ihm. Welch seligen Tag haben sie verbracht, welch selige Nacht! Wer mag uns sagen, was sie da vom Herrn gehört haben? Erbauen auch wir in unseren Herzen eine Wohnstätte und machen wir ein Haus, damit er dorthin komme und uns lehre, mit uns rede.

Freitag, 3 Januar 2020 : Kommentar Hl. Romanos Melodos

Über Adam, in Eden verblendet, erschien eine Sonne, die aus Bethlehem aufging. Sie öffnete ihm die Augen, indem sie diese im Wasser des Jordan wusch. Über ihm, der von Schatten und Finsternis bedeckt war, stieg ein Licht auf, das nie verlöschen wird. Nun gibt es keine Nacht mehr für ihn, alles ist Tag. Die Zeit der Morgendämmerung ist angebrochen für ihn, denn es war zur Zeit der Abenddämmerung, als er sich versteckte, wie die Schrift sagt (Gen 3,8). Der am Abend zu Fall gekommen war, erlebte nun die Morgenröte, die ihn erleuchtete; er entkam der Finsternis, er schritt er auf den anbrechenden Morgen zu, der alles ins Licht tauchte. […] Sing, Adam, sing! Bete ihn an, der zu dir kommt. Da du dich entfernt hattest, offenbarte er sich dir, damit du ihn schauen, berühren und begrüßen könntest. Er, den du fürchtetest, als du getäuscht worden warst, machte sich um deinetwillen dir gleich. Er stieg herab zur Erde, um dich in den Himmel zu bringen. Er wurde sterblich, damit du Gott [ähnlich] werden und dich mit deiner ursprünglichen Schönheit bekleiden kannst. Um dir die Tore zum Garten Eden wieder zu öffnen, wohnte er in Nazareth. Für all das singe ihm, o Mensch, und preise im Psalm den, der sich offenbart und alles erleuchtet hat. […] Die Augen der Erdenkinder empfingen die Kraft, das himmlische Antlitz zu betrachten. Die Blicke der Kreaturen aus Lehm sahen den schattenlosen Glanz des ungeschaffenen Lichtes, das Propheten und Könige sehen wollten, aber nicht gesehen haben (vgl. Mt 13,17). Der große Daniel wurde ein Mann der Sehnsucht genannt, weil er den zu schauen begehrte, den wir schauen. Auch David hoffte auf diesen himmlischen Ratschluss. Das, was damals noch verborgen war, können wir jetzt erkennen: Er ist es, der sich offenbarte und alles erleuchtete.

Donnerstag, 2 Januar 2020 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn!“ Brüder, wir müssen uns vor allem über die Gnade der Einsamkeit und über die Glückseligkeit der Wüste Gedanken machen; sie wird seit dem Beginn der Zeit des Heiles für würdig befunden, den Heiligen als Ort der Ruhe zu dienen. Gewiss ist die Wüste uns heilig durch die Stimme des Johannes, der in der Wüste rief, predigte und die Taufe der Buße spendete. Schon vor ihm hatten die größten Propheten die Einsamkeit zur Freundin, als Gehilfin des Geistes (vgl. 1 Kön 17,2f.; 19,3f.). Eine unvergleichlich höhere Gnade der Heiligung ist diesem Ort jedoch zuteil geworden, als nach Johannes Jesus dort auftrat (vgl. Mt 4,1). […] Jesus ist für vierzig Tage in die Wüste gegangen, um an diesem zu neuem Leben erweckten Ort einem neuen Leben die Weihe zu geben; er hat den Tyrannen, der ihn verfolgte, besiegt, und das weniger um seinetwillen, sondern um deretwillen, die nach ihm die Wüste bewohnen sollten. Wenn du dich also in der Wüste angesiedelt hast, so bleibe dort und warte auf den, der dich aus dem Kleinmut des Geistes und aus dem Sturm retten kann. Welche Kämpfe auch immer gegen dich wüten, welche Entbehrungen auch immer du erleidest, kehre nicht nach Ägypten zurück. Die Wüste wird dich besser ernähren mit Manna […] Der Herr wird dich dort viel wunderbarer sättigen als die Menschenmenge, die ihm gefolgt ist (Lk 4,42). In dem Augenblick, wo du glaubst, dass er dich schon längst verlassen hat, ist er es, der eingedenk seiner Güte kommt, um dich zu trösten, und der sagt: „Ich habe deiner gedacht, mich deiner Jugend erbarmend, und der Liebe deines Brautstandes, da du mir durch die Wüste folgtest“ (Jer 2,2 Vulg.). Der Herr macht aus deiner Wüste ein wonnevolles Paradies; und du wirst (wie der Prophet) verkünden, dass ihr die Herrlichkeit des Libanon geschenkt wird, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon (Jes 35,2) […] Dann wird aus deiner gesättigten Seele deine Lobeshymne aufsteigen: „Der Herr sei verherrlicht um der Wunder willen, die er an den Menschenkindern vollbracht hat! Er hat den Durst und den Hunger der Seelen gestillt“ (vgl. Ps 106(107),8–9 Vulg.).

Mittwoch, 1 Januar 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Bitte die jungfräuliche Mutter, dass sie selbst eine vollkommene Erneuerung deines Lebens für dich erlange. Und sie, die verehrungswürdige Rose, werde so durch diese Gnade deine Mutter und Patin, damit du in deinem Lebenswandel für sie eine wahre Tochter wirst. Sie aber, die wahre Perle der Keuschheit, bewahre deine Seele, eingehüllt in den Schutzmantel ihrer Reinheit, in ihrem lieblichsten Schutz ohne jeden Makel für ihren Sohn, den König, den Herrn. Sie sorge dafür, dass dein Name in Israel gezählt werde zu denen, die die zuhöchst Auserwählten sind, damit du Anteil hast an denen, die in der Unschuld ihres Herzens wandeln, die immer und auf allen ihren Wegen auf den Herrn schauen. Sei gegrüßt Maria, Königin der Milde, Ölbaum der Barmherzigkeit, durch die das Heilmittel des Lebens zu uns kam, Königin der Milde, Jungfrau und Mutter des göttlichen Sprosses. Durch dich kam der Sohn des höchsten Lichtes zu uns, ein Spross im Wohlgeruch Israels (2 Kor 2,14–16). Ja, so wie du durch deinen Sohn zur wahren Mutter von uns allen wurdest, deren Bruder zu werden dein einziger Sohn nicht für unter seiner Würde hielt: so nimm um seiner Liebe willen mich, die Unwürdige, in deine mütterliche Obhut auf. Hilf du meinem Glauben, bewahre und unterweise ihn, werde du jetzt Patin meiner Erneuerung und meines Glaubens, damit du in alle Ewigkeit meine einzige und herzliebste Mutter seiest. Sorge voll Güte während meines ganzen Lebens für mich und nimm mich in der Stunde meines Todes auf in deine allumfassende Mütterlichkeit. Amen.

Dienstag, 31 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Herr, wir haben von deinen Taten gehört und sind erschrocken; wir haben deine Wunder bedacht und sind überwältigt. Da nun dein Wort herabgestiegen ist, ist unser Herz zerschmolzen, und unser ganzes Inneres übergab sich ihm zitternd. Wahrhaftig: Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht in ihrem Lauf bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom königlichen Thron herab (vgl. Weish 18,14–15). Du hast nämlich, Vater, das Innerste deiner Liebe über uns ausgegossen und konntest die Fülle deiner Erbarmungen nicht länger zurückhalten. Du hast das Licht in die Finsternis gesandt, den Tau auf dürres Land, und in der schneidenden Kälte hast du das machtvollste Feuer entzündet. Deshalb ist das Erscheinen deines Sohnes für uns wie ein Überfluss an Nahrung angesichts einer drohenden Hungersnot größten Ausmaßes und wie ein Quell lebendigen Wassers für die leidende Seele, die in der sengenden Hitze vergeht. Oder auch so, wie es gewöhnlich Belagerten geht, die im Begriff sind, sich in den Kampf zu stürzen, den Tod vor Augen angesichts der drohenden Schwerter des Feindes, wenn auf einmal ein mächtiger Helfer und Befreier eintrifft: So erschien er uns und wurde unser Retter. Es ist sehr gut für uns und sehr heilsam, uns auf die Ursprünge unseres Heilands zurückzubesinnen, und wiederum von seiner Menschwerdung zu sprechen, uns zu erinnern, woher er gekommen ist und auf welche Weise er herabstieg, wo und wie er empfangen wurde.

Montag, 30 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Bonaventura

Der Lehrmeister der vollkommenen Demut wollte, obwohl er dem Vater in allem gleich war, sich nicht bloß der demütigsten Jungfrau Maria, sondern auch dem Gesetz unterwerfen, um „diejenigen, die unter dem Gesetz standen, loszukaufen und zu befreien von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Gal 4,5 u. Röm 8,21). Er wollte deshalb, dass auch seine allerreinste Mutter das Gesetz der Reinigung erfülle, und dass er, der Erlöser aller Menschen, als Erstgeborener erlöst, das heißt losgekauft, im Tempel Gott aufgeopfert und für ihn ein Opfer dargebracht werde in Gegenwart der frohlockenden Gerechten. Frohlocke auch du mit jenem glücklichen Greis Simeon und der hochbetagten Hanna. Gehe der Mutter und dem Kind entgegen. Die Liebe möge die Scheu besiegen, und das Herz die Furcht austreiben. Nimm auch du das Kind Jesus in deine Arme und sprich mit der Braut im Hohenlied: „Ich halte ihn und lasse ihn nicht“ (vgl. Hld 3,4). Juble mit dem ehrwürdigen Greis Simeon und stimme ein in den Lobgesang: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“ (Lk 2,29).

Samstag, 28 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Nicht weit von dem ersten Märtyrer [hl. Stephanus] stehen die flores Martyrum, die zarten Blüten, die gebrochen wurden, ehe sie zur Opfertat herangereift waren. Es ist frommer Glaube, dass die Gnade der natürlichen Entwicklung bei den Unschuldigen Kindern zuvorkam und ihnen das Verständnis erschloss für das, was mit ihnen geschah, um sie zu freier Hingabe zu befähigen und ihnen den Märtyrerlohn zu sichern. Doch auch so gleichen sie nicht dem mannhaften Bekenner, der sich mit Heldenmut für die Sache Christi einsetzt. Sie gleichen vielmehr den Lämmern, die zur Schlachtbank geführt werden, in ihrem wehrlosen Preisgegebensein. So sind sie das Bild der äußersten Armut. Sie haben kein anderes Gut als ihr Leben. Nun wird ihnen auch das genommen, und sie lassen es ohne Widerstand geschehen. Sie umgeben die Krippe, um uns zu zeigen, welcher Art die Myrrhe ist, die wir dem göttlichen Kinde darbringen sollen: Wer ihm ganz angehören will, der muss sich ihm in restloser Selbstentäußerung ausliefern, dem göttlichen Belieben preisgegeben wie diese Kinder.

Freitag, 27 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

An seiner Krippe will der Heiland auch den nicht vermissen, der ihm im Leben besonders teuer war: den Jünger, den Jesus liebhatte (vgl. Joh 13,23). Er ist uns vertraut als Bild jungfräulicher Reinheit. Weil er rein war, hat er dem Herrn wohlgefallen. Er durfte am Herzen Jesu vorher ruhen und dort eingeweiht werden in die Geheimnisse des göttlichen Herzens (vgl. Joh 13,25). Wie der himmlische Vater für seinen Sohn Zeugnis ablegte, als er rief: „Dieser ist mein geliebter Sohn. Ihn sollt ihr hören!“ (vgl. Mk 9,7), so scheint auch das göttliche Kind uns auf den Lieblingsjünger hinzuweisen und zu sagen: kein Weihrauchist mir angenehmer als die liebende Hingabe eines reinen Herzens. Höret auf ihn, der Gott schauen durfte, weil er reinen Herzens war (vgl. Mt 5,8). Niemand hat tiefer hineingeschaut in die verborgenen Abgründe des göttlichen Lebens als er. Darum verkündet er das Geheimnis von der ewigen Geburt des göttlichen Wortes […] Er hat die Kämpfe seines Herrn mitgelebt, wie nur eine bräutlich liebende Seele es vermag. […] Er hat uns die Selbstzeugnisse sorgfältig verwahrt und übermittelt, in denen der Heiland vor Freunden und Feinden seine Gottheit bekannte. […] Durch ihn wissen wir, welcher Anteil am Leben Christi – als den Reben am göttlichen Weinstock – und am Leben des dreifaltigen Gottes uns zugedacht ist. […] Johannes an der Krippe des Herrn – das sagt uns: sehet, was denen beschieden ist, die sich mit reinem Herzen Gott schenken. Die ganze unausschöpfliche Fülle des gott-menschlichen Lebens Jesu wird ihnen als königliche Gegengabe zuteil. Kommet und trinket aus den Quellen lebendigen Wassers, die der Heiland den Dürstenden öffnet und die fortströmen ins ewige Leben (vgl. Joh 7,37; 4,14). Das Wort ist Fleisch geworden und liegt vor uns in der Gestalt eines neugeborenen Kindleins.

Donnerstag, 26 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Am nächsten beim neugeborenen Heiland sehen wir den Hl. Stephanus. Was hat dem ersten Blutzeugen des Gekreuzigten diesen Ehrenplatz verschafft? Er hat in jugendlicher Begeisterung vollbracht, was der Herr bei seinem Eintritt in die Welt sprach: „Einen Leib hast Du mir gegeben. Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen“ (vgl. Hebr 10,5–7). Er hat den vollkommenen Gehorsam geübt, der in der Liebe seine Wurzel hat und in der Liebe sich äußert. Er ist dem Herrn nachgefolgt in dem, was dem Menschenherzen natürlicherweise vielleicht am schwersten fällt, ja unmöglich scheint: er hat das Gebot der Feindesliebe erfüllt wie der Heiland selbst. Das Kind in der Krippe, das gekommen ist, um den Willen seines Vaters zu vollbringen bis zum Tode am Kreuz, sieht im Geist vor sich alle, die ihm auf diesem Wege nachfolgen werden. Sein Herz schlägt dem Jüngling entgegen, den er einst als ersten am Thron des Vaters mit der Palme erwarten wird. Sein Händchen weist uns auf ihn hin als auf unser Vorbild, gleich als wollte es sagen: Sehet das Gold, das ich von euch erwarte.

Mittwoch, 25 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Christus kam vom Vater, er kam vom Wort, er kam vom Heiligen Geist, da die ganze Dreieinigkeit seine Empfängnis und Fleischwerdung bewirkt hat. Denn aus der Höhe der Dreieinigkeit zu kommen, das bedeutete nichts anderes als durch das Handeln eben dieser Dreieinigkeit empfangen und Fleisch geworden zu sein. Deshalb heißt es: „Am einen Ende des Himmels geht er auf“ (vgl. Ps 19,7). Der einzige Sohn, […] vom Vater gezeugt in Ewigkeit, kam, gezeugt in der Zeit, aus seiner Mutter hervor. Beim Vater unsichtbar lebend, lebte er sichtbar unter den Menschen. Aus dem Vater hervorzugehen, bedeutete für ihn, in unsere Geschichte einzutreten, sichtbar zu erscheinen, und das zu werden, was er durch das Wesen des Vaters nicht war. Wie wunderbar! Er kam von dem, von dem er sich nicht entfernte [nämlich vom Vater], er trat aus dem heraus, in dem er blieb [nämlich aus sich selbst, aus dem Wort], sodass er auch in der Ewigkeit ebenso ganz blieb, wie er ganz in der Zeit war. Er war zur gleichen Zeit ganz im Vater wie auch ganz in der Jungfrau, ganz in seiner und seines Vaters Majestät, wie auch gleichzeitig ganz in unserer Menschheit. Wenn du fragst, wie das möglich ist, wird dir ein Vergleich helfen, die Wahrheit zu verstehen: Ein Wort, das zuerst im Herzen gezeugt wird, geht ganz in die Stimme über, so dass es unverfälscht zu den anderen gelangt und trotzdem ganz im Herzen verbleibt. Ebenso ging das Wort der Güte, das dem Herzen des Vaters entströmte, hinaus, ohne den Vater zu verlassen.

Dienstag, 24 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

Brüder, aufmerksam gemacht durch das Wunder, wollen wir wie Mose die außergewöhnliche Erscheinung sehen (Ex 3,3): In Maria verbrennt der brennende Dornbusch nicht; die Jungfrau bringt das Licht zur Welt ohne Schaden zu erleiden […] Gehen wir also nach Bethlehem, dem Dorf der Frohen Botschaft. Wenn wir wahre Hirten sind, wenn wir wach bleiben während unserer Nachtwache, dann gilt uns die Stimme der Engel, die eine große Freude ankündigt […]: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!“ (vgl. Lk 2,14). Wo es gestern nichts anderes gab als Fluch, Kriegsschauplätze und Verbannung, da empfängt die Erde auf einmal Frieden; denn heute „sprosst aus der Erde Treue hervor und Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder“ (vgl. Ps 85,12). Das ist die Frucht, die die Erde den Menschen gibt, als Lohn für den guten Willen, der unter den Menschen herrscht (vgl. Lk 2,14). Gott vereinigt sich mit dem Menschen, um den Menschen zur Höhe Gottes zu erheben. Auf diese Nachricht hin, Brüder, lasst uns nach Bethlehem gehen, um […] das Geheimnis der Krippe zu betrachten: ein kleines Kind, das in Windeln gewickelt in einem Futtertrog liegt. Die treue Mutter, Jungfrau auch nach ihrer Niederkunft, küsst ihren Sohn. Lasst uns mit den Hirten die Worte des Propheten wiederholen: „Wie wir’s gehört hatten, so erlebten wir’s jetzt in der Stadt des Herrn der Heere“ (Ps 48,9). Warum aber sucht der Herr Zuflucht in dieser Grotte zu Bethlehem? Warum schläft er in einem Futtertrog? Warum lässt er sich in die Volkszählung in Israel hineinziehen? Brüder, derjenige, der der Welt die Befreiung bringt, wird hineingeboren in unsere Todverfallenheit. Er wird in einer Grotte geboren, um sich den Menschen zu zeigen, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes. Er liegt in einem Futtertrog, weil er es ist, der das Gras für das Vieh wachsen lässt (vgl. Ps 104(103),14). Er ist das Brot des Lebens, das den Menschen mit geistiger Speise nährt, damit auch er im Geist lebt. […] Welches Fest wäre fröhlicher als das heutige? Christus, die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,20) kommt, um unsere Nacht zu erhellen. Was gefallen war, steht wieder auf, was besiegt wurde, wird frei […], was tot war, wird wieder lebendig. […] So lasst uns heute alle mit einer Stimme auf dem ganzen Erdkreis singen: „Durch einen Menschen, Adam, war der Tod gekommen; durch einen Menschen kommt heute das Heil“ (vgl. Röm 5,17).

Montag, 23 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Ebenso sagt er [der Evangelist Lukas] auch, wenn er von Johannes spricht: „Er wird nämlich groß sein vor dem Herrn und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott bekehren, und er selbst wird vor ihm einher gehen im Geist und in der Kraft des Elias, dem Herrn ein vollkommenes Volk zu bereiten“ (Lk 1,15ff.). Wem also hat er das Volk bereitet, und vor welchem Herrn ist er groß geworden? Doch nur vor dem, der von ihm gesagt hat, dass dieser Johannes doch ein beträchtliches mehr gewesen ist als ein Prophet, und dass keiner unter den vom Weibe Geborenen größer gewesen ist als Johannes der Täufer (Mt 11,9.11). Dieser bereitete das Volk vor auf die Ankunft des Herrn, indem er seinen Mitknechten Buße verkündete und predigte, damit sie von dem Herrn, wenn er erschien, Verzeihung erlangten und zu ihm sich bekehrten, von dem sie wegen ihrer Ursünden und Übertretungen sich entfernt hatten […] Gott ergoss über uns nach seiner großen Güte seine Barmherzigkeit, in der er uns anschaute als der Aufgang aus der Höhe und denen erschien, die in der Finsternis und im Schatten des Todes saßen, und unsere Füße lenkte auf den Weg des Friedens (Lk 1,78f.). Wie auch Zacharias aufhörte stumm zu sein, was er wegen seines Unglaubens geworden war, und mit dem neuen Geiste erfüllt, aufs neue Gott pries. Alles nämlich wurde erneut, als das Wort auf neue Weise seine Ankunft im Fleisch bewirkte, um den Menschen für Gott zu gewinnen, der von Gott fortgegangen war. Deshalb wurden die Menschen auch gelehrt, Gott auf neue Weise zu verehren […].

Sonntag, 22 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

„Seht“, so spricht der Prophet Jesaja, „die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben“ (Jes 7,14). Der Name des Retters „Gott mit uns“, den der Prophet genannt hat, weist hin auf die beiden Naturen seiner einzigen Person. In der Tat: Er, der Gott ist, aus dem Vater geboren vor aller Zeit, ist selbst jener Immanuel am Ende der Zeiten, das heißt „Gott mit uns“. Er wurde es im Schoß seiner Mutter, weil er die Hinfälligkeit unserer Natur in die Einheit seiner Person hat aufnehmen wollen, als „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (vgl. Joh 1,14). Das heißt, dass er auf wundersame Weise begonnen hat zu sein, was wir sind, ohne aufzuhören, das zu sein, was er war, indem er unsere Natur annahm, ohne aufzugeben, was er aus sich selbst war […] „Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen […] und gab ihm den Namen Jesus“ (vgl. Lk 2,7.21). Der Name Jesus ist also jener des von der Jungfrau geborenen Sohnes und bedeutet gemäß der Erklärung des Engels, dass er sein Volk von seinen Sünden erlösen wird. […] Er ist offensichtlich auch derjenige, der uns von der Verderbnis der Seele und des Leibes, den Folgen der Sünde, erlösen wird. Was den Namen Christus betrifft, so ist dies die Bezeichnung einer priesterlichen und königlichen Würde. Denn nach dem alten Gesetz wurden Priester und Könige aufgrund der Salbung mit Chrisam „Christoi“ genannt. Diese Salbung mit heiligem Öl war ein Vorausbild dessen, der als wahrer König und Priester in die Welt kam und „mit dem Öl der Freude gesalbt wurde wie keiner seiner Gefährten“ (vgl. Ps 45,8). Aufgrund dieser Salbung (Chrismation) werden sowohl Christus selbst als auch jene, die an derselben Salbung, d.h. an der spirituellen Gnade teilhaben, „Christen“ genannt. Weil Christus Erlöser ist, kann er uns von unseren Sünden erlösen; weil er Priester ist, kann er uns mit Gott, dem Vater, versöhnen; weil er König ist, möge er uns das ewige Reich seines Vaters schenken.

Samstag, 21 Dezember 2019 : Kommentar Byzantinische Liturgie

Da Maria Gott empfangen, eilte sie zu Elisabeth. Deren Ungeborenes erkannte sogleich ihren liebenden Gruß und freute sich ihrer Freude, als sänge es der Mutter Gottes: Sei gegrüßt, Reis des nie verdorrenden Stammes; sei gegrüßt, reich bist du an lauterer Frucht. Sei gegrüßt, du ernährst den, der uns Nahrung gewährt; sei gegrüßt, du geleitest zum Leben den, der unser Leben leitet. Sei gegrüßt, solchen Reichtum des Erbarmens ziehst du auf deiner Flur; sei gegrüßt, wie von einem Altar hebst du den Segen der Versöhnung. Sei gegrüßt, dass du dem Leibe Stärkung in Fülle gewährst; sei gegrüßt, dass du den Seelen die bergende Hülle bereitest. Sei gegrüßt, des Lobgesanges Weihe; sei gegrüßt, du Aussöhnung für das unendliche All. Sei gegrüßt, du bist Gottes Wohlgefallen bei den Sterblichen; sei gegrüßt, der Sterblichen Fürbitte bei Gott bist du. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! Ein innerer Ansturm zweideutiger Gedanken verwirrte den besonnenen Josef. Er, der dich als die Unvermählte kannte, tadelte dich im Argwohn hinterlistiger Verbindung, du ohne Fehl. Als er aber deiner Erwählung vom Heiligen Geiste gewahr wurde, sprach er: Halleluja, Halleluja, Halleluja! Aus den Jubelchören der Engel vernahmen die Hirten die fleischgewordene Gegenwart Christi. Wie zu einem Hirten liefen sie zu ihm und sahen das Lamm Gottes unschuldig in Mariens Schoße weiden. Da jubelten auch sie: Sei gegrüßt, des Lammes Mutter und des Hirten; sei gegrüßt, Hürde der geistigen Schafe Sei gegrüßt, du beschützest vor den unerkannten Gegnern; sei gegrüßt, du erschließest das Heiligtum des Paradieses. Sei gegrüßt, die Himmel jauchzen mit der Erde; sei gegrüßt, in Christus frohlocken alle Geschöpfe. Sei gegrüßt, durch dich sind die Apostel mündig geworden; sei gegrüßt, an dir haben die Märtyrer Gleichmut gewonnen. Sei gegrüßt, du starker Halt des Glaubens; sei gegrüßt, du lichte Offenbarung der Gnade. Sei gegrüßt, durch dich wird die Unterwelt entmachtet; sei gegrüßt, von dir sind wir im Glauben ermächtigt. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! […] Solch ungewöhnlicher Geburt nachsinnend werden wir dem Gewöhnlichen mehr und mehr entwöhnt und wenden unser Sinnen zum Himmel. Denn der Gewaltige hat die Schwäche des Menschseins auf sich genommen, damit er aus der Tiefe führe, die als Herrn ihn glauben: Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Freitag, 20 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Sag uns, seliger David, wie die Herabkunft des Wortes vor sich ging. „Er strömte wie Regen herab auf die Felder, wie Regenschauer, die die Erde benetzen“ (vgl. Ps 72,6 LXX). […] Wie gelangt der Regen auf das Feld und wie fallen die Tropfen auf die Erde? […] Der Regen fällt geräuschlos auf das Feld, ohne Aufprall, ungeteilt und ungetrennt. Er sickert sanft ein, wird in Ruhe aufgenommen, wird mit Wonne aufgesogen. So dringen die Tröpfchen langsam und allmählich in die Erde ein, auf eine so erstaunliche und so subtile Weise, dass man es kaum sieht, und sie nur durch ihre Wirkung hervortreten, indem sie die Pflanzen wachsen lassen. Ebenso stieg der Tau von jenseits der überirdischen Wasser in den Schoß der Jungfrau, ohne menschliches Zutun, ohne Begehrlichkeit, unter Achtung ihrer Makellosigkeit und indem er das Siegel ihrer Jungfräulichkeit unversehrt ließ. Er sickerte sanft ein, wurde in Ruhe aufgenommen und nahm Fleisch an auf unsagbare Weise. Auch tropfte er allmählich auf die Erde, nicht wahrnehmbar bei seiner Ankunft, doch bei seiner Geburt in Erscheinung tretend. […] Wir haben gerade die Herabkunft des Wortes Gottes beschrieben. Was den Ort der Herabkunft betrifft, so trat ebenso zutage, dass es der Schoß der Jungfrau war, in den er herabstieg: ein Schoß, der, durch göttliche Salbung geweiht, unberührt und unbefleckt verblieb.

Donnerstag, 19 Dezember 2019 : Kommentar Origenes

In uns sind Stimme und Wort nicht dasselbe, denn die Stimme kann sich vernehmen lassen, ohne dass sie Sinn vermittelt, wortlos; ebenso kann das Wort auf dem Weg unseres Denkens ohne Stimme dem Geist übermittelt werden. Und da der Herr das Wort ist […], unterscheidet sich Johannes von ihm als die Stimme, und Christus ist das Wort. Das gibt Johannes selbst denen zur Antwort, die ihn fragen, wer er ist: „Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1,23). Vielleicht hat Zacharias [ausgerechnet] seine Stimme verloren, weil er an die Geburt dieser Stimme, die das Wort Gottes verkünden sollte, nicht geglaubt hat, und vielleicht findet er sie deshalb erst wieder, als die Stimme geboren wurde, die dem Herrn voranging (Lk 1,64). Denn man muss auf die Stimme hören, damit der Geist das Wort erfassen kann, das die Stimme bezeichnet. Deshalb ist auch Johannes durch das Datum seiner Geburt ein wenig älter als Christus; denn wir vernehmen die Stimme ja tatsächlich schon bevor wir das Wort wahrnehmen. Johannes weist so auf Christus hin, denn durch die Stimme offenbart sich eben das Wort. Auch wird Christus von Johannes getauft, der bekennt, dass er selbst von ihm getauft werden müsste (Mt 3,14) […] Kurz gesagt, wenn Johannes auf Christus hinweist, so weist ein Mensch hin auf Gott, den ungeschaffenen [incorporel] Retter; eine menschliche Stimme also weist auf das göttliche Wort hin […].

Mittwoch, 18 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

„Maria, seine Mutter, war […] verlobt“. Es hätte auch genügt zu sagen: Maria war verlobt. Was soll das bedeuten: eine verlobte Mutter? Wenn Sie Mutter ist, ist sie nicht verlobt; wenn sie verlobt ist, ist sie noch nicht Mutter. „Maria, seine Mutter, war verlobt“: verlobt wegen ihrer Jungfräulichkeit, Mutter wegen ihrer Fruchtbarkeit. Sie war ein Mutter, die keinen Mann erkannte und dennoch die Mutterschaft kannte. Wie sollte sie nicht Mutter sein bevor sie empfangen hat – sie, die nach der Geburt Mutter und Jungfrau ist? Wann war sie nicht Mutter, sie, die den Begründer der Zeiten hervorbrachte, der allen Dingen den Anfang gab? […] Warum hat sich das Geheimnis der himmlischen Unschuld eine Verlobte ausersehen und nicht eine Jungfrau, die noch frei war? Warum sollte die Eifersucht eines Verlobten die Verlobte in Gefahr bringen? Warum erscheint so viel Tugend als Sünde und das ewige Heil als Gefahr? […] Was für ein Geheimnis umarmen wir da, meine Brüder? Es gibt keinen Federstrich, kein Buchstabe, keine Silbe, kein Wort, kein Name, kein Zeichen im Evangelium, das keine göttliche Bedeutung hätte. Eine Braut wird auserwählt, damit die Kirche, die Braut Christi, bereits dargestellt wird, gemäß dem Wort des Propheten Hosea: „Ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue“ (2,21–22). Deshalb sagt Johannes: „Wer die Braut hat, ist der Bräutigam“ (Joh 3,29). Und der hl. Paulus: „Ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen (2 Kor 11,2). O Kirche, du wahre Braut, die durch die jungfräuliche Geburt [der Taufe] eine neue Kindheit Christi hervorbringt!

Dienstag, 17 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Fleischwerdung des Logos, des Wortes Gottes, betrifft sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Kein Zeitalter, wie fern es auch sein mag, musste das Sakrament der Erlösung der Menschheit entbehren. Was die Apostel predigten ist das, was die Propheten angekündigt hatten, und man kann nicht sagen, dass das, was zu allen Zeiten geglaubt wurde, reichlich verspätet eingetroffen wäre. Indem Gott das Werk der Erlösung aufschob, hat er uns in seiner Weisheit und Güte dank dieser alten und häufigen Ankündigungen fähiger gemacht, auf seinen Ruf zu antworten […]. Es ist also nicht wahr, dass Gott sich der menschlichen Geschicke angenommen hätte, indem er seinen Ratschluss geändert und von spätem Erbarmen bewegt worden sei: Seit Erschaffung der Welt hat er für alle ein und denselben Heilsweg beschlossen. In Wirklichkeit nahm die Gnade Gottes mehr und mehr zu, durch die seit jeher alle seine Heiligen gerechtfertigt wurden, und begann nicht erst mit der Geburt Christi. Dieses Geheimnis einer großen Liebe, von der jetzt die ganze Welt erfüllt ist, war bereits in seinen Vorzeichen so mächtig. Diejenigen, die daran glaubten, als sie verheißen wurde, hatten nicht weniger Nutzen davon als diejenigen, die sie erhielten, als sie geschenkt wurde. Meine Lieben, mit offenkundiger Güte wurde der Reichtum der Gnade Gottes über uns ausgegossen. Zu ewigem Leben berufen, werden wir nicht nur durch Vorbilder aus der Vergangenheit auferbaut, sondern haben die Wahrheit selbst gesehen, wie sie in sichtbarer und körperlicher Form erschien. Wir müssen also den Geburtstag des Herrn mit inniger Freude, die nicht von dieser Welt ist, feiern […]. Erkennt dank des Lichtes des Heiligen Geistes den, der uns in sich aufgenommen hat und den wir in uns aufgenommen haben: Denn so wie der Herr Jesus in seiner Geburt unser Fleisch geworden ist, so sind auch wir bei unserer Wiedergeburt sein Leib geworden. […] Gott hat uns das Beispiel seines Wohlwollens und seiner Demut gegeben […]: Gleichen wir uns also dem Herrn in seiner Demut an, wenn wir ihm in seiner Herrlichkeit ähnlich sein wollen. Er selber wird uns helfen und uns zur Erfüllung dessen führen, was er verheißen hat.

Montag, 16 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Wahrlich, meine Brüder, was Gott verheißen hat, schien den Menschen unglaublich: Aus diesem sterblichen Zustand, worin sie dem Verderben preisgegeben, verachtenswert, schwach, Staub und Asche sind, sollten sie den Engeln Gottes gleich werden! Deshalb begnügte Gott sich nicht damit, den Vertrag der Heiligen Schrift mit den Menschen abzuschließen, damit sie glauben könnten, sondern er hat als Garanten seiner Glaubwürdigkeit einen Mittler eingesetzt: nicht einen Fürsten, einen Engel oder einen Erzengel, sondern seinen einzigen Sohn. So sollte er durch seinen Sohn selbst den Weg zeigen und geben, auf dem er uns zu dem Ziel führen würde, das er uns verheißen hatte. Aber für Gott war es zu wenig, dass sein Sohn uns den Weg nur zeige: Er hat ihn zum Weg gemacht (Joh 14,6), auf dem du unter seiner Führung gehen solltest, zum Weg, dem du folgen solltest. […] Wie weit waren wir doch von ihm entfernt! Er so hoch und wir so tief! Wir waren krank, ohne Hoffnung auf Heilung. Ein Arzt wurde geschickt, aber der Kranke erkannte ihn nicht; „denn hätten sie ihn erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt“ (vgl. 1 Kor 2,8). Doch der Tod des Arztes war das Heilmittel für den Kranken; der Arzt war gekommen, um ihn zu besuchen, und er starb, um ihn zu heilen. Er ließ die, die an ihn glaubten, erkennen, dass er Gott und Mensch ist: Gott, der uns erschaffen hat, Mensch, der uns neu erschuf. Das eine war sichtbar an ihm, das andere war verborgen; und das Verborgene überwog bei weitem das, was sichtbar war. […] Der Kranke wurde durch das geheilt, was sichtbar war, um später in Fülle sehen zu können. Mit dieser letzten, endgültigen Schau verfährt Gott anders, indem er sie verbirgt, nicht verweigert.

Samstag, 14 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Gott hat eine Zeit für seine Verheißungen festgelegt und eine Zeit, um zu erfüllen, was er verheißen hat. Die Zeit der Verheißungen war die Zeit der Propheten bis hin zu Johannes dem Täufer. Von da an bis zum Ende ist die Zeit der Erfüllung dessen, was verheißen wurde. Gott ist treu, der sich zu unserem Schuldner gemacht hat, nicht indem er etwas von uns empfinge, sondern indem er uns so Großes verheißt. Und es war ihm zu wenig, nur zu verheißen: Er wollte sich auch schriftlich verpflichten, indem er gleichsam einen Vertrag mit uns über seine Verheißungen abschloss, und zwar so, dass, wenn er damit beginnen würde, seine Verheißungen zu erfüllen, wir in der Schrift die Reihenfolge erkennen könnten, in der sich verwirklichen würde, was er verheißen hat. Deshalb war, wie wir oft gesagt haben, die Zeit der Prophetien die Vorhersage der Verheißungen. Er hat das ewige Heil verheißen, das selige Leben ohne Ende mit den Engeln; das unvergängliche Erbe (vgl. 1 Petr 1,4), die ewige Herrlichkeit, die Milde seines Antlitzes, die Wohnstätte seiner Heiligkeit im Himmel und durch die Auferstehung von den Toten keine Angst mehr vor dem Sterben. Dies ist seine Verheißung als das Ziel, auf das sich all unser Streben hinbewegt; und wenn wir dort angelangt sind, werden wir nichts mehr suchen, nichts mehr verlangen. Und den Plan, nach dem wir dieses Endziel erreichen, hat er uns durch seine Verheißungen und seine Ankündigungen aufgezeigt. Er hat den Menschen tatsächlich Vergöttlichung verheißen, den Sterblichen Unsterblichkeit, den Sündern Rechtfertigung, den Gedemütigten Verherrlichung.

Freitag, 13 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Auf niemand dürften die Ermahnungen der anderen Heiligen einen solchen Eindruck machen wie der Herr selbst, der menschenfreundliche. Denn dies und nichts sonst ist sein einziges Bestreben, dass der Mensch gerettet wird. Deshalb nötigt er selbst zum Heil und ruft: „Das Himmelreich ist herangekommen!“ (Mt 4,17). Er will die Menschen, die sich ihm nahen, durch die Furcht zur Sinnesänderung veranlassen. In diesem Sinn erklärt auch der Apostel des Herrn das Wort Gottes, wenn er sich an die Makedonen wendet und sagt: „Der Herr ist nahe herangekommen; hütet euch, dass wir nicht leer erfunden werden!“ (vgl. Phil 4,5; vgl. 1 Thess 5,4). Ihr aber seid so sehr ohne Furcht, vielmehr so sehr ohne Glauben, dass ihr weder dem Herrn selbst noch Paulus gehorcht, obwohl dieser um Christus willen ein Gefangener (vgl. Phil 1,7) war. „Schmecket und sehet, dass Gott gütig ist!“ (Ps 33(34),9). Der Glaube wird euch herbeiführen, die Erfahrung lehren, die Schrift erziehen. „Kommt her, ihr Kinder“, sagt sie, „höret auf mich, ich will euch die Furcht des Herrn lehren!“ (Ps 33(34),12) Dann fügt sie, da sie zu solchen spricht, die schon zum Glauben gekommen sind, kurz hinzu: „Wer ist der Mensch, der sich nach Leben sehnt, der gute Tage zu sehen wünscht?“ (Ps 33,13). Wir sind es, werden wir antworten, wir, die Verehrer des Guten, wir, die wir nach den Gütern streben. Hört also „ihr, die ihr ferne seid“, hört „ihr, die ihr nahe seid!“ (Jes 57,19). Das Wort wurde keinem verborgen; es ist ein gemeinsames Licht; es leuchtet allen Menschen (vgl. Joh 1,9); hinsichtlich des Wortes ist keiner ein Kimmerier [die Kimmerier, deren Land nach Hom. Od. 11,14ff. in ewige Nacht getaucht ist, sind für in Finsternis lebenden Menschen sprichwörtlich geworden]. Lasst uns eilen zum Heil, zur Wiedergeburt [zur Taufe]! Lasst uns eilen, dass wir, die wir viele sind, entsprechend der Einheit des einzigartigen Wesens zu einer Herde versammelt werden! (vgl. Joh 10,16). Da wir Gutes erfahren, lasst uns in gleicher Weise nach Einheit streben, indem wir eifrig nach der guten Monas [Einheit] suchen! Wenn die aus vielen bestehende Vereinigung aus den vielen und zerstreuten Stimmen zu einer göttlichen Harmonie gelangt ist, dann entsteht ein einziger zusammenklingender Gesang, der sich von einem einzigen Chorführer und Meister, dem Logos, leiten lässt und sein Ende erst bei der Wahrheit selbst mit dem Ruf findet: „Abba, Vater!“ (vgl. Mk 14,36).

Donnerstag, 12 Dezember 2019 : Kommentar Johannes von Karpathos

Wie können wir die Sünde überwinden, wenn sie sich schon unser bemächtigt hat? Dazu ist Gewalt nötig. Es heißt tatsächlich: „Ein Mensch entreißt sich dem Verderben, indem er sich abmüht“ (vgl. Spr 16,26 LXX), und ständig darauf bedacht ist, nach der Heiligkeit seiner eigenen Gedanken zu streben. Gewalt mit Gewalt zu brechen war noch nie gesetzlich verboten. Wenn wir also etwas Gewalt anwenden – mag sie noch so schwach sein –, und wenn wir anschließend erwarten, dass uns Kraft von oben zukommt, während wir in Jerusalem bleiben (vgl. Lk 24,49), also in unablässigem Gebet und jeglicher Tugend, dann wird dieses Handeln uns eines Tages große Gewalt einbringen, nicht zu vergleichen mit unserer eigenen, die ja so gering ist. Lippen von Fleisch sind nicht fähig, eine solche Gewalt in Worte zu fassen, die in der Lage ist, sich mit all ihrer Kraft zu behaupten und die schlimmsten Gewohnheiten und Bosheiten der Dämonen zu überwinden, zu überwinden auch den inneren Drang, der unsere Seelen zum Schlimmsten antreibt, zu überwinden schließlich auch die ungeordneten Regungen des Leibes. In der Apostelgeschichte (2,2) steht tatsächlich: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“, um die Bosheit zu verjagen, die uns ständig zum Schlimmsten antreibt. Möge auf dem Altar deiner Seele beständig das Feuer des Gebetes brennen, heilige Betrachtung geisterfüllter Worte, jene Gebete, die aufsteigen zum Höchsten.

Mittwoch, 11 Dezember 2019 : Kommentar Hesychius

Die Eigenart eines Sternes ist das Licht, mit dem er sich umgibt. Die Eigenart eines Menschen, der Gott fürchtet und ehrt, ist die Einfachheit und die Demut. Denn es gibt kein anderes Zeichen, an dem die Jünger Christi zu erkennen und wahrzunehmen sind, als eine demütige innere Haltung und ein schlichtes Äußeres. Das verkünden die vier Evangelien immer wieder. Wer nicht so, das heißt nicht demütig lebt, verliert seinen Anteil an Jenem, der sich selbst bis zum Tod am Kreuz erniedrigt hat (vgl. Phil 2,8), der das Gesetz der göttlichen Evangelien erlassen und umgesetzt hat. Es heißt: „Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser“ (Jes 55,1). Ihr, die ihr nach Gott dürstet, kommt zur Lauterkeit der Besinnung. Wer jedoch durch diese hoch empor fliegt, muss auch den Boden seiner eigenen Einfachheit im Blick haben. Denn niemand ist höher als der Demütige. So wie alles dunkel und düster ist, wenn das Licht fehlt, so ist all unser Bemühen, Gott ähnlich zu werden, eitel und nichtig, wenn die Demut fehlt […]. Die von Jesus mit Wohltaten und Süßigkeit erfüllte Seele antwortet ihrem Wohltäter durch Danksagung in Jubel und Liebe. Sie dankt und ruft mit Freude Jenen an, der ihr Frieden schenkt. Sie sieht durch die ihr innewohnende Erkenntnis, wie er die Trugbilder böser Geister vertreibt […]. Binden wir uns also fest an das Gebet und an die Demut, an diese beiden, die – zusammen mit Nüchternheit und Wachsamkeit – uns wie mit einem feurigen Schwert gegen die Dämonen bewaffnen. Wenn wir nämlich so leben, wird es uns möglich sein, jeden Tag und jede Stunde in geheimer Freude zu einem Herzensfest zu machen […]. Der Herr hat gesagt: „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,29).

Dienstag, 10 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Grauer Alltag hat wieder begonnen. Die feierliche Zeit der ewigen Gelübde ist vorüber, aber in der Seele verblieb die große Gnade Gottes. Ich fühle, dass ich ganz Gott angehöre, ich fühle, dass ich Sein Kind bin, dass ich ganz Sein eigen bin. Das erfahre ich sogar physisch und fühlbar. In jeder Hinsicht bin ich beruhigt, denn ich weiß, dass es Sache des Bräutigams ist, an mich zu denken. Mich selbst habe ich vollkommen vergessen. Mein grenzenloses Vertrauen liegt in Seinem barmherzigsten Herzen. Fortwährend bin ich mit Ihm vereinigt. Ich sehe, als ob Jesus ohne mich nicht glücklich sein könnte, und ich ohne Ihn. Doch ich verstehe gut, dass Er als Gott in Sich selbst glücklich ist und zu Seinem Glück überhaupt kein Geschöpf benötigt, und doch veranlasst Ihn seine Güte, sich den Geschöpfen hinzugeben – und das in so unbegreiflicher Fülle.

Montag, 9 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Es preise dich, mein Gott, o mein Glück, die heilige Herrlichkeit deiner Gottheit, mit welcher du neun Monate lang den keuschen Schoß der Jungfrau Maria erfüllt und in ihm gewohnt hast. Es preise dich die höchste Kraft deiner Gottheit, die sich zur Niedrigkeit des jungfräulichen Tales herabgeneigt hat. Es preise dich deine höchst kunstreiche Allmacht, höchster Gott, durch welche du der jungfräulichen Rose so große Kraft, Schönheit und Zier verliehen hast, wie du selber sie dir wünschen konntest. Es preise dich deine wunderbare Weisheit, deren Reichtum an Gnade bewirkt hat, dass Marias ganzes Leben, sowohl dem Leib als auch der Seele nach, deiner Würde entsprechend war. Es preise dich deine starke, weise und überaus süße Liebe, die bewirkt hat, dass du, der Jungfräulichkeit Blüte und Bräutigam, der Sohn der Jungfrau geworden bist. […] Es juble dir an meiner Stelle das überaus würdige Herz und die Seele der glorreichen Jungfrau und Mutter Maria, die du zur Mutter erwählt hast, weil ich heilsbedürftig bin, damit mir stets ihre mütterliche Milde offen stehe. Es juble dir die treueste Sorge, die du um mich hast, in der du für mich eine solch große Fürsprecherin und Beschützerin bestellt hast, durch die ich ganz leicht die Gnade finden kann. Und ich glaube vertrauensvoll, dass mir in ihr deine ewige Barmherzigkeit erhalten bleibt. Es juble dir dieses bewundernswerte Zelt deiner Herrlichkeit, das allein dir würdig als heilige Wohnung gedient hat, und durch das du dir am besten die Weise des Lobes und der Verherrlichung ergänzen kannst, die ich dir schulde.

Sonntag, 8 Dezember 2019 : Kommentar Origenes

Johannes der Täufer sagte: „Jede Schlucht soll aufgefüllt werden“ (Lk 3,5), aber nicht Johannes war es, der jede Schlucht aufgefüllt hat; es ist der Herr, unser Retter […] „Was krumm ist, soll gerade werden“. Jeder von uns war krumm […], und es ist das Kommen Christi, das sich bis in unsere Seele hinein erfüllt, das gerade gemacht hat, was krumm war. […] Nichts war unbrauchbarer als ihr. Schaut doch auf eure ungeordneten Begierden von früher, auf euren Jähzorn und eure anderen bösen Neigungen – wenn sie denn überhaupt verschwunden sind: Ihr werdet erkennen, dass nichts unbrauchbarer war als ihr, oder um es noch deutlicher zu sagen: nichts war ungehobelter. Euer Betragen war ungehobelt, eure Worte und Werke waren ungehobelt. Aber mein Herr Jesus ist gekommen: Er hat eure Grobheiten geglättet, er hat dieses ganze Chaos in ordentliche Straßen verwandelt, um in euch einen ebenen Weg zu schaffen, einen geraden und sehr sauberen Weg, damit Gott, der Vater, in euch wandeln kann und Christus, der Herr, in euch Wohnung nehmen und sagen kann: „Mein Vater und ich werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (vgl. Joh 14,23).

Samstag, 7 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wenn man die heutige Welt oberflächlich betrachtet, ist man nicht wenig betroffen von den negativen Tatsachen, die zum Pessimismus führen können. Aber dieses Gefühl ist nicht gerechtfertigt: wir glauben an Gott, den Vater und Herrn, an seine Güte und Barmherzigkeit. Unmittelbar vor Anbruch des dritten Jahrtausends der Erlösung ist Gott dabei, einen großen christlichen Frühling zu bereiten, dessen Morgenröte man schon ahnend erkennen kann. Tatsächlich gibt es sowohl in der nichtchristlichen Welt als auch in der alten Christenheit eine fortschreitende Annäherung der Völker an die Ideale und Werte des Evangeliums, die zu fördern sich die Kirche bemüht. In der Tat zeigt sich heute seitens der Völker ein neues Zusammengehen hinsichtlich dieser Werte: die Absage an Gewalt und Krieg; die Achtung der menschlichen Person und ihrer Rechte; der Wunsch nach Freiheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit; die Überwindung von Rassismen und Nationalismen; die Bejahung der Würde und Aufwertung der Frau. Die christliche Hoffnung bestärkt uns darin, uns mit allen Kräften für die Neuevangelisierung und für die Weltmission einzusetzen, indem sie uns beten lässt, wie Jesus uns gelehrt hat: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde“ (Mt 6,10). Die Zahl der Menschen, die auf Christus warten, ist noch immer unendlich groß: Die menschlichen und kulturellen Räume, die von der Verkündigung des Evangeliums noch gar nicht erreicht worden sind oder wo die Kirche nur schwach präsent ist, sind so ausgedehnt, dass sie die Einheit aller ihrer Kräfte erfordern. Mit der Vorbereitung auf die Feier des Jubeljahres Zweitausend engagiert sich die ganze Kirche noch mehr für einen neuen missionarischen Advent. Wir müssen in uns den apostolischen Eifer nähren, das Licht und die Freude des Glaubens an andere weiterzugeben, und zu diesem Ideal müssen wir jeden von uns und das ganze Volk Gottes erziehen.

Freitag, 6 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Jeder Einzelne von uns besitzt die Kraft des Heiligen Geistes. Sie wirkt und zeigt sich in dem Maß des Glaubens, der in ihm vorhanden ist. So ist jeder der Verwalter seiner eigenen Gnade. Und niemals sollte einer, der gutgesinnt ist, jemanden, der mit Gnaden ausgestattet ist, um etwas beneiden können, solange er selbst in der Lage ist, von Gott Gaben zu erlangen. Es ist das Maß des Glaubens eines jeden Einzelnen, was dazu führt, dass Gottes Gaben in ihm verbleiben. Denn in dem Maß, wie wir glauben, wird uns auch der Eifer zum Handeln gegeben. Wer handelt, der offenbart also je nach seinem Handeln das Maß seines Glaubens: Er empfängt die Zuteilung der Gnade dem entsprechend, was er geglaubt hat. […] Durch das Üben und Erstarken einzelner Tugenden lassen wir die Charismen, die uns zugeteilt wurden, sich ihrem Urgrund, dem sie entstammen, mit Gottes Hilfe annähern, sodass wir unseren Glauben nicht durch allmähliche Nachlässigkeit blind und augenlos machen, des Lichtes beraubt, das die Werke des Geistes hervorbringt; und damit wir nicht in Ewigkeit dafür bestraft werden, die göttlichen Augen des Glaubens in uns selbst geblendet zu haben, wie es in unserer Macht lag. […] Wer die göttlichen Gebote des Glaubens nicht erfüllt, hat einen blinden Glauben. Denn wenn die Gebote Gottes erleuchten (vgl. Ps 19,9), bedeutet dies, dass derjenige, der die Gebote Gottes nicht erfüllt, ohne göttliches Licht ist. Er lässt den göttlichen Ruf unbeantwortet. Er antwortet ihm nicht wirklich.

Donnerstag, 5 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Das Fiat voluntas tua [Dein Wille geschehe] in seinem vollen Ausmaß muss die Richtschnur des Christenlebens sein. Es muss den Tageslauf vom Morgen bis zum Abend, den Gang des Jahres und das ganze Leben regeln. Es wird dann auch des Christen einzige Sorge. Alle andern Sorgen nimmt der Herr auf sich. Diese eine aber bleibt uns, solange wir noch in statu viae [auf dem Weg] sind. Es ist objektiv so, dass wir nicht endgültig versichert sind, immer auf Gottes Wegen zu bleiben. […] In den Kindertagen des geistlichen Lebens, wenn wir eben angefangen haben, uns Gottes Führung zu überlassen, da fühlen wir die leitende Hand ganz stark und fest; sonnenhell liegt es vor uns, was wir zu tun und was wir zu lassen haben. Aber das bleibt nicht immer so. Wer Christus angehört, der muss das ganze Christusleben durchleben. Er muss zum Mannesalter Christi heranreifen, er muss einmal den Kreuzweg antreten […] Darum: Fiat voluntas tua! auch und gerade in der dunkelsten Nacht.

Dienstag, 3 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Antonius der Große

Der mit Vernunft und Wahrheit begabte Mensch hat nur einen Wunsch: Dem Gott des Universums zu gehorchen und zu gefallen. Seine Seele richtet sich auf eine einzige Sorge: Ihn zu erfreuen, indem er Ihm dankt für die reale und wirkmächtige Vorsehung, mit der Gott alle Dinge lenkt, die dem Menschen im Laufe seines Lebens auch zustoßen mögen. Es wäre in der Tat nicht angebracht, den Ärzten für unsere Gesundheit zu danken, welche uns bittere und unerfreuliche Medikamente verschreiben, und dabei Gott den Dank verweigern für Dinge, die uns schwerfallen, als wüssten wir nicht, dass durch die Vorsehung alles geschieht, wie es soll und zu unserem Wohl. Denn die Erkenntnis Gottes und der Glaube an Ihn sind Heil und Vollkommenheit der Seele. […] Eine Seele ohne Verstand denkt nicht daran. Denn sie erkennt nicht, dass sich alles im Guten ereignet und wie es für uns am besten ist, damit unsere Tugenden aufstrahlen und wir von Gott die Krone erlangen. […] Allein dem Menschen hört Gott zu. Allein dem Menschen offenbart sich Gott. Gott liebt die Menschen so weit, dass er sie zu einem Gott macht. Allein der Mensch ist würdig, Gott anzubeten. Für ihn nimmt Gott eine andere Gestalt an. Für ihn hat Gott den ganzen Himmel mit all seinen Sternen erschaffen; für ihn auch die Erde. Und die Menschen dürfen sie zu ihrem eigenen Nutzen bestellen. Wer diese Vorsehung Gottes nicht wahrnimmt, dessen Seele hat keinen Verstand. […] Gott richtete auf der Erde Geburt und Tod ein. Im Himmel richtete er die Vorsehung ein. Er hat alles für den Menschen und zu seinem Heil erschaffen. Er, der über alle Güter verfügt, schuf für die Menschen den Himmel, die Erde mit ihren Elementen, und die Freude an all diesen Gütern. […] Die Danksagung – ja, nur sie – ist Gott wohlgefälliger als jedes kostbare Opfer. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

Montag, 2 Dezember 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Während sie selbst der Welt hilft oder von dieser vieles empfängt, strebt die Kirche nach dem einen Ziel, nach der Ankunft des Reiches Gottes und der Verwirklichung des Heiles der ganzen Menschheit. Alles aber, was das Volk Gottes in der Zeit seiner irdischen Pilgerschaft der Menschenfamilie an Gutem mitteilen kann, kommt letztlich daher, dass die Kirche das „allumfassende Sakrament des Heiles“ (Lumen gentium) ist, welches das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen zugleich offenbart und verwirklicht. Gottes Wort, durch das alles geschaffen ist, ist selbst Fleisch geworden, um in vollkommenem Menschsein alle zu retten und das All zusammenzufassen. Der Herr ist das Ziel der menschlichen Geschichte, der Punkt, auf den hin alle Bestrebungen der Geschichte und der Kultur konvergieren, der Mittelpunkt der Menschheit, die Freude aller Herzen und die Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Ihn hat der Vater von den Toten auferweckt, erhöht und zu seiner Rechten gesetzt; ihn hat er zum Richter der Lebendigen und Toten bestellt. Von seinem Geist belebt und geeint, schreiten wir der Vollendung der menschlichen Geschichte entgegen, die mit dem Plan seiner Liebe zusammenfällt: „alles in Christus dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und was auf Erden ist“ (Eph 1,10). Der Herr selbst spricht: „Sieh, ich komme bald, und mein Lohn ist mit mir, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, Anfang und Ende“ (Offb 22,12–13).

Sonntag, 1 Dezember 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Es ist recht, Brüder, die Ankunft des Herrn mit aller nur möglichen Hingabe zu feiern; so sehr erfreut uns sein Trost […], und so sehr brennt seine Liebe in uns. Denkt aber nicht nur an seine erste Ankunft, als er kam, um „zu suchen und zu retten, was verloren war“ (vgl. Lk 19,10), denkt auch an die zweite Ankunft, wenn er wiederkommen wird, um uns mit sich zu nehmen. Ich würde euch gerne damit beschäftigt sehen, ständig diese zweifache Ankunft zu betrachten […], „euch auszuruhen zwischen den beiden Hürden“ (vgl. Ps 67(68),14 Vulg.); denn es sind die beiden Arme des Bräutigams, in denen die Braut des Hoheliedes ruhte: „Seine Linke liegt unter meinem Kopf, seine Rechte umfängt mich“ (2,6) […] Aber es gibt eine dritte Ankunft zwischen den beiden, die ich erwähnt habe, und jene, die davon wissen, können sich zu ihrem größten Glück dort ausruhen. Die anderen beiden sind sichtbar, diese nicht. Bei der ersten [Ankunft] „erschien der Herr auf der Erde und hielt sich unter den Menschen auf“ (vgl. Bar 3,38) […]; bei der letzten „werden alle Menschen das Heil sehen, das von Gott kommt“ (vgl. Lk 3,6; vgl. Jes 40,5) […] Jene mittlere Ankunft ist verborgen; es ist jene, in der nur die Auserwählten den Retter sehen, und zwar in sich selbst, und wo ihre Seelen gerettet werden. Bei seiner ersten Ankunft erschien der Herr in unserem Fleisch und in unserer Schwachheit, bei der mittleren Ankunft kommt er im Geist und in Kraft; bei seiner letzten Ankunft wird er in seiner Herrlichkeit und Majestät kommen. Es ist aber die Kraft der Tugenden, durch die man zur Herrlichkeit gelangt, wie geschrieben steht: „Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit“ (Ps 24(23),10), und im gleichen Buch: „um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen“ (Ps 63(62),3). Die zweite Ankunft ist also wie der Weg, der von der ersten zur letzten führt. In der ersten war Christus unsere Erlösung; in der letzten wird er als unser Leben erscheinen; in seinem mittleren Kommen ist er unsere Ruhe und unser Trost.

Samstag, 30 November 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Eine spätere Überlieferung berichtet […] vom Tod des Andreas in Patras, wo auch er durch die Kreuzigung hingerichtet wurde. In jener großen Stunde jedoch bat er, ebenso wie es sein Bruder Petrus tat, darum, an ein Kreuz gehängt zu werden, das sich vom Kreuz Jesu unterschied. In seinem Fall handelte es sich um ein x-förmiges Kreuz, das heißt ein Kreuz mit zwei diagonal verlaufenden Balken, das deshalb auch „Andreaskreuz“ genannt wurde. Einem antiken Bericht […] zufolge […] soll der Apostel damals gesagt haben: „Gegrüßet seist du, o Kreuz, das du durch den Leib Christi geweiht und von seinen Gliedern wie mit kostbaren Perlen geschmückt wurdest. Bevor der Herr dich bestieg, hattest du irdische Angst eingeflößt. Jetzt hingegen bist du mit himmlischer Liebe ausgestattet und wirst deshalb wie eine Gabe empfangen. Die Gläubigen wissen von dir, welch große Freude du besitzt, wie viele Geschenke du bereithältst. Nun komme ich sicher und voller Freude zu dir, damit du auch mich unter Jubel als Jünger dessen empfängst, der an dich gehängt wurde… O seliges Kreuz, das du die Majestät und Schönheit der Glieder des Herrn empfingst! … Nimm mich, führe mich weit weg von den Menschen und gib mich meinem Meister zurück – auf daß mich durch dich derjenige empfange, der mich durch dich erlöst hat. Gegrüßet seist du, o Kreuz; ja, sei wahrhaft gegrüßt!“ Wie man sieht, tritt hier eine sehr tiefe christliche Spiritualität zutage, die im Kreuz nicht so sehr ein Folterwerkzeug sieht als vielmehr das herausragende Mittel für eine vollkommenen Angleichung an den Erlöser, an das in die Erde gefallene Weizenkorn. Wir müssen daraus eine sehr wichtige Lehre ziehen: Unsere Kreuze erhalten einen Wert, wenn sie als Teil des Kreuzes Christi betrachtet und angenommen werden, wenn der Abglanz seines Lichtes sie erreicht. Nur von jenem Kreuz werden auch unsere Leiden geadelt und erhalten ihren wahren Sinn.

Freitag, 29 November 2019 : Kommentar Origenes

„Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, dir allein soll sie gehören“ (vgl. Spr 5,15.17). Sieh zu, der du mir zuhörst, dass du deinen eigenen Brunnen und deine eigene Quelle hast, so dass du, wenn du die Schrift aufschlägst, auch selber eine Auslegung zu entdecken vermagst. Ja, von dem, was du in der Kirche gelernt hast, versuche auch du an der Quelle deines Geistes zu trinken. In deinem Inneren ist […] „das lebendige Wasser“ (vgl. Joh 4,10), da sind die nie versiegenden Kanäle und die angeschwollenen Ströme geistlichen Schriftsinns, sofern sie nicht durch Erde und Schmutzt verstopft sind. In diesem Fall muss man graben und reinigen, also die Trägheit des Geistes vertreiben und die Unruhe des Herzens abschütteln. Reinige also deinen Geist, damit du eines Tages aus deinen Quellen trinken und lebendiges Wasser aus deinen Brunnen schöpfen kannst. Denn wenn du das Wort Gottes in dir empfangen hast, wenn du von Jesus das lebendige Wasser empfangen und wenn du es im Glauben empfangen hast, wird es in dir zur „sprudelnden Quelle für das ewige Leben“ werden (vgl. Joh 4,14).

Donnerstag, 28 November 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Röm 14,9). Der Aufstieg Christi zum Himmel bedeutet, dass er nun in seiner Menschennatur an der Macht und Autorität Gottes selbst teilhat. Jesus Christus ist der Herr: er besitzt alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er ist „hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften“ erhoben, denn der Vater hat ihm „alles“ „zu Füßen gelegt“ (Eph 1,20–22). Christus ist der Herr des Weltalls und der Geschichte. In ihm wird die Geschichte des Menschen, ja die ganze Schöpfung erneut unter ein Haupt „zusammengefasst“ (vgl. Eph 1,10) und jenseitig vollendet. Als der Herr ist Christus auch das Haupt der Kirche, die sein Leib ist. Obwohl in den Himmel aufgenommen und verherrlicht, da er seine Sendung voll erfüllt hat, bleibt er auf Erden in seiner Kirche. Die Erlösung ist die Quelle der Autorität, die Christus kraft des Heiligen Geistes über die Kirche ausübt. „Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3), ist „Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden“ (LG 5). Seit der Himmelfahrt geht der Plan Gottes seiner Erfüllung entgegen. Wir leben schon in der „letzten Stunde“ (1 Joh 2,18). […] Das Reich Christi, in der Kirche schon gegenwärtig, ist jedoch noch nicht durch die Ankunft des Königs auf Erden „mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Lk 21,27) vollendet. Es wird noch von bösen Mächten angegriffen, obwohl diese durch das Pascha Christi im Grunde schon besiegt sind. Bis ihm dann alles unterworfen sein wird, bis es „neue Himmel und eine neue Erde geben wird, in denen die Gerechtigkeit wohnt, trägt die pilgernde Kirche in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die zu dieser Zeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und weilt selbst unter den Geschöpfen, die seufzen und bis jetzt noch in Wehen liegen und die Offenbarung der Kinder Gottes erwarten“ (LG 48). Aus diesem Grund beten die Christen, besonders in der Eucharistiefeier, um das rasche Eintreten der Wiederkunft Christi, indem sie zu ihm rufen: „Komm, Herr!“ (Offb 22,20; vgl. 1 Kor 16,22; vgl. Offb 22,17).

Mittwoch, 27 November 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

Ein heilsames Gebot unseres Herrn und Meisters lautet: „Wer ausharren wird bis zum Ende, der wird selig sein“ (Mt 10,22) […] denn schon der Umstand, dass wir Christen sind, ist eine Sache des Glaubens und der Hoffnung. Damit aber die Hoffnung und der Glaube zu ihrer Frucht gelangen können, bedarf es der Geduld. Denn wir streben nicht nach dem gegenwärtigen Ruhm, sondern nach dem künftigen, wie der Apostel Paulus mahnt mit den Worten: „Durch die Hoffnung sind wir gerettet. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Denn was einer sieht, was hofft er da noch? Wenn wir aber hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir in Geduld“ (Röm 8,24f.). […] So unterweist und belehrt auch an einer anderen Stelle derselbe Apostel die Gerechten und Wohltätigen, die durch den Zuwachs ihres an Gott geliehenen Gutes sich Schätze im Himmel zurücklegen […]: „Lasst uns also, solange wir Zeit haben, an allen Gutes tun […]! Gutes zu tun aber lasst uns nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten“ (Gal 6,10.9). […] Darum hat auch der Apostel, als er von der Liebe sprach, die Ausdauer und Geduld ihr an die Seite gestellt. „Die Liebe“, sagt er, „ist hochherzig, die Liebe ist gütig, die Liebe eifert nicht, sie bläht sich nicht auf, sie lässt sich nicht reizen, sie denkt nichts Schlimmes, alles liebt sie, alles glaubt sie, alles hofft sie, alles erträgt sie“ (1 Kor 13,4–7). Er zeigte, dass sie [die Liebe] nur deshalb fest ausharren könne, weil sie alles zu ertragen verstehe. Und an einer anderen Stelle sagt er: „[…] indem ihr einander ertraget in Liebe, indem ihr so recht bestrebt seid, die Einheit des Geistes in der Verbindung des Friedens zu erhalten“ (Eph 4,2f.). Er legte dar, dass weder die Einheit noch der Friede erhalten werden könne, wenn nicht die Brüder einander in gegenseitiger Duldung entgegenkämen und das Band der Eintracht mit Hilfe der Geduld bewahrten.

Dienstag, 26 November 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Auch die Vorbereitungen für den Empfang des Königs werden ja umso eifriger betrieben, je näher dessen Ankunft rückt; je näher der Siegespreis rückt, desto mehr strengen sich die Kämpfer an. Auch die im Wettlauf tun dasselbe. Wenn sie sich dem Ende des Wettlaufes nähern und dem Empfang des Siegespreises, dann greifen sie umso mehr aus. Darum sagt er: „Jetzt ist unsere Rettung näher als damals, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahet heran“ (Röm 13,11–12). Wenn jene zu Ende geht, dann ist dieser nahegerückt. Lasset uns darum Werke des Tages vollbringen, nicht solche der Nacht! Das geschieht ja auch so im täglichen Leben. Wenn wir sehen, dass die Nacht ins Morgengrauen übergeht und wenn wir das Zwitschern der Schwalbe vernehmen, dann wecken wir ein jeder seinen Nachbar auf, obgleich es eigentlich noch Nacht ist. Wenn diese aber vollends geschwunden ist, dann sprechen wir zueinander, indem wir zur Arbeit drängen: „Es ist Tag geworden.“ Wir tun dann alles, was der Tag verlangt: wir kleiden uns an, verscheuchen die Traumbilder, reiben uns den Schlaf aus den Augen, damit uns der Tag zur Arbeit bereitfinde und wir nicht erst aufstehen und mit der Arbeit beginnen, wenn die Sonne schon hoch am Himmel steht. Was wir da leiblicher Weise tun, das wollen wir nun geistiger Weise vollbringen. Wir wollen die falschen Vorstellungen aufgeben, die Traumbilder des gegenwärtigen Lebens verscheuchen, den tiefen Schlaf abbrechen und das Kleid der Tugend anlegen. Das alles meint der Apostel, wenn er spricht: „Lasset uns also ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichtes!“ Auch an die Front und zum Kampf ruft uns nämlich der Tag. Erschrick aber nicht, wenn du von Front und von Waffen hörst! Bei der leiblichen Waffenrüstung ist es etwas Schweres und Lästiges, sie anzulegen, hier aber ist es angenehm und begehrenswert; denn es sind Waffen des Lichtes. Darum lassen sie dich leuchtender erscheinen als den Sonnenstrahl, sie geben einen hellen Schimmer von sich und gewähren dir Sicherheit; es sind ja Waffen. Sie verleihen dir Glanz; es sind ja Waffen des Lichtes. Ist es nun etwa nicht nötig, zu kämpfen? O ja, nötig ist es, aber es ist nicht schwierig und mühevoll. Denn nicht eigentlich ein Kampf ist es, sondern ein Reigen und ein Fest.

Montag, 25 November 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Im Lukasevangelium lehrt der Herr, wie man den Armen gegenüber barmherzig und großzügig sein soll, ohne dass dabei der Gedanke an die eigene Armut eine Rolle spielt. Denn Großherzigkeit bemisst sich nicht nach der Größe des eigenen Vermögens, sondern nach der Bereitschaft zu opfern. Deshalb gibt das Wort des Herrn der Witwe den Vorzug vor allen andern. Von ihr ist gesagt: „Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen.“ Im moralischen Sinn lehrt der Herr, man solle sich, bloß weil man sich der eigenen Armut schämt, nicht davon abhalten lassen, Gutes zu tun; auch hätten die Reichen keinen Grund groß zu tun, weil sie scheinbar reichlicher geben als die Armen. Eine kleine Münze, die man spendet, obwohl man wenig hat, ist mehr wert als ein Haufen Geld, wenn man aus dem Vollen schöpfen kann. Das Augenmerk ruht nicht auf dem, was gegeben wird, sondern auf dem, was übrig bleibt. Niemand hat mehr gegeben als die Witwe, die nichts für sich behalten hat […] Wenn diese Frau zwei Münzen in den Opferstock wirft, so darf man den tieferen Sinn dahinter nicht vergessen. Sicherlich hat die Frau eine menschliche Größe, die es verdient, vom Urteil Gottes allen anderen vorgezogen zu werden. Ist es nicht sie, die in ihrem Glauben aus beiden Testamenten schöpfte, um den Menschen zu helfen? Niemand hat doch mehr getan und niemands Gabe ist an Größe ihrer Gabe gleichgekommen, da sie den Glauben mit der Barmherzigkeit vereint hat. Auch du, wer immer du bist […], wirf, ohne zu zögern, zwei Münzen in den Opferstock, die beladen sind mit Glaube und Erbarmen.

Sonntag, 24 November 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Heute wurde das Paradies, nachdem es Tausende von Jahren verschlossen war, für uns geöffnet; an diesem Tag, in dieser Stunde hat Gott den Schächer dort eingelassen. Er hat also zwei Wunder vollbracht: Er öffnet uns das Paradies und holt einen Dieb herein. Heute hat Gott uns unser altes Vaterland zurückgegeben, heute hat er uns wieder in der Stadt unserer Väter versammelt, heute hat er sein Haus für die gesamte Menschheit geöffnet. „Heute noch“, sagt er, „wirst du mit mir im Paradies sein.“ Was sagst du da, Herr? Du wurdest gekreuzigt, mit Nägeln durchbohrt, und du versprichst das Paradies? – Ja, sagt er, damit du durch das Kreuz meine Macht erkennst […] Denn nicht indem er einen Toten auferweckt, dem Meer und dem Wind gebietet oder Dämonen austreibt, hat er die böse Seele des Diebes ändern können, sondern als Gekreuzigter, mit Nägeln Angehefteter, mit Schmähungen, Speichel, Spott und Verhöhnungen Überschütteter, damit du die beiden Seiten seiner souveränen Macht siehst. Er erschütterte die gesamte Schöpfung, er spaltete die Felsen (Mt 27,51); und er zog die Seele des Diebes, die härter als Stein war, an sich und erfüllte sie mit Ehre. […] Sicherlich würde kein König jemals zulassen, dass ein Dieb oder ein anderer seiner Untertanen neben ihm sitzt, wenn er Einzug in seine Stadt hält. Doch Christus tat es: Als er in sein heiliges Vaterland kam, hat er einen Dieb mit sich hineingeführt. Indem er so handelt […], entehrt er das Paradies nicht etwa durch die Anwesenheit eines Diebes. Ganz im Gegenteil: Er ehrt es, denn es ist eine Ehre für das Paradies, einen Herrn zu haben, der einen Dieb der Wonnen würdig machen kann, die man dort verkostet. Ebenso, wenn er die Zöllner und Dirnen in das Himmelreich führt (Mt 21,31) […], ist es eine Ehre für diesen heiligen Ort, denn es zeigt, dass der Herr des Himmelreiches so groß ist, dass er Dirnen und Zöllnern ihre ganze Würde so weit zurückgeben kann, dass sie diese Ehre und dieses Geschenk verdienen. Wir bewundern einen Arzt umso mehr, wenn wir sehen, dass er Menschen heilt, die an Krankheiten leiden, die als unheilbar gelten. Es ziemt sich also, Christus zu bewundern […], wenn er die Zöllner und Dirnen in einer solchen geistlichen Gesundheit wiederherstellt, dass sie des Himmels würdig werden.

Samstag, 23 November 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Angesichts des Todes wird das Rätsel des menschlichen Daseins am größten. Der Mensch erfährt nicht nur den Schmerz und den fortschreitenden Abbau des Leibes, sondern auch, ja noch mehr die Furcht vor immerwährendem Verlöschen. Er urteilt aber im Instinkt seines Herzens richtig, wenn er die völlige Zerstörung und den endgültigen Untergang seiner Person mit Entsetzen ablehnt. Der Keim der Ewigkeit im Menschen lässt sich nicht auf die bloße Materie zurückführen und wehrt sich gegen den Tod. Alle Maßnahmen der Technik, so nützlich sie sind, können aber die Angst des Menschen nicht beschwichtigen. Die Verlängerung der biologischen Lebensdauer kann jenem Verlangen nach einem weiteren Leben nicht genügen, das unüberwindlich in seinem Herzen lebt. Während vor dem Tod alle Träume nichtig werden, bekennt die Kirche, belehrt von der Offenbarung Gottes, dass der Mensch von Gott zu einem seligen Ziel jenseits des irdischen Elends geschaffen ist. Außerdem lehrt der christliche Glaube, dass der leibliche Tod, dem der Mensch, hätte er nicht gesündigt, entzogen gewesen wäre, besiegt wird, wenn dem Menschen sein Heil, das durch seine Schuld verlorenging, vom allmächtigen und barmherzigen Erlöser wiedergeschenkt wird. Gott rief und ruft nämlich den Menschen, dass er ihm in der ewigen Gemeinschaft unzerstörbaren göttlichen Lebens mit seinem ganzen Wesen anhange. Diesen Sieg hat Christus, da er den Menschen durch seinen Tod vom Tod befreite, in seiner Auferstehung zum Leben errungen. Jedem also, der ernsthaft nachdenkt, bietet daher der Glaube, mit stichhaltiger Begründung vorgelegt, eine Antwort auf seine Angst vor der Zukunft an; und zugleich zeigt er die Möglichkeit, mit den geliebten Brüdern, die schon gestorben sind, in Christus Gemeinschaft zu haben in der Hoffnung, dass sie das wahre Leben bei Gott erlangt haben.

Freitag, 22 November 2019 : Kommentar Hl. Ignatius von Antiochien

Aber weil mich die Liebe nicht schweigen lässt, wennʼs euch angeht, deshalb habe ich mir vorgenommen, euch zu ermahnen, dass ihr in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes wandelt. Denn auch Jesus Christus, unser untrennbares Leben, ist der Wille des Vaters, wie auch die Bischöfe, die bis an die Grenzen der Welt aufgestellt sind, im Willen Jesu Christi sind. Daher ziemt es sich für euch, dem Willen des Bischofs entsprechend zu wandeln, wie ihr es auch tut. Denn euer ehrwürdiges Presbyterium, seines Gottes wert, ist so mit dem Bischof verbunden, wie die Saiten mit der Zither. Deshalb erklingt Jesu Christi Lied in eurer Eintracht und einmütigen Liebe. Aber auch die einzelnen sollen einen Chor bilden, damit ihr in Eintracht zusammenstimmet, in Einigkeit die Melodie Christi auffasset und mit einer Stimme durch Jesus Christus dem Vater (lob)singet, auf dass er euch höre und aus euren guten Werken erkenne, dass ihr Glieder seid seines Sohnes. […] [Ihr seid] Bausteine für den Tempel des Vaters, zubereitet für den Bau Gottes des Vaters, in die Höhe gehoben durch das Hebewerk Jesu Christi, welches ist das Kreuz, während euch als Seil diente der Heilige Geist; euer Glaube ist euer Führer nach oben, die Liebe der Weg, der zu Gott emporführt. Ihr seid also alle Weggenossen, Gottesträger und Tempelträger, Christusträger, Heiligenträger, in allen Stücken geschmückt mit den Geboten Jesu Christi; ich frohlocke auch über euch, da ich gewürdigt worden bin, durch diesen Brief mit euch zu reden und mich mit euch zu freuen, weil ihr entsprechend einem anderen (das ist nicht fleischlichen) Leben nichts liebet als Gott allein.

Donnerstag, 21 November 2019 : Kommentar Hl. Paul VI.

Es ist aber nur allzu deutlich, dass Rom nicht das Ziel unserer Pilgerfahrt in der Zeit darstellt. Keine irdische Heilige Stadt kann ein solches Ziel sein. Dieses liegt jenseits dieser Welt, in der Tiefe des Geheimnisses Gottes verborgen, das für uns noch nicht sichtbar ist. Denn wir wandeln noch im Glauben, nicht im klaren Schauen, und was wir sein werden, ist noch nicht offenbar. Das neue Jerusalem, von dem wir schon jetzt Bürger und Kinder sind, ist jenes in der Höhe, das von Gott herniedersteigt. Von dieser einzigen endgültigen Stadt haben wir noch nicht den Glanz geschaut, es sei denn nur wie in einem Spiegel auf undeutliche Weise, indem wir am prophetischen Wort festhalten. Wir sind aber schon jetzt deren Bürger oder sind dazu eingeladen, es zu werden. Jede geistliche Pilgerfahrt erhält von dieser letzten Bestimmung her ihren inneren Sinn. In solcher Weise ist das Jerusalem von den Psalmisten gepriesen worden. Jesus selbst und Maria, seine Mutter, haben auf Erden, als sie nach Jerusalem hinaufgingen, die Gesänge von Sion gesungen als der „Krone der Schönheit, Wonne der ganzen Erde“ (vgl. Ps 50,2). Es ist aber nun mehr Christus, von dem das himmlische Jerusalem seine Anziehungskraft erhält. Er ist es, zu dem wir auf unserem inneren Weg unterwegs sind.

Mittwoch, 20 November 2019 : Kommentar Origenes

Hat der Mensch etwas, was er Gott anbieten kann? Ja, seinen Glauben und seine Liebe. Das ist es, was Gott vom Menschen verlangt, so wie geschrieben steht: „Und nun, Israel, was fordert der Herr, dein Gott, von dir außer dem einen: dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf allen seinen Wegen gehst, ihn liebst, und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst […] auf die Gebote des Herrn und seine Gesetze achtest“ (Dtn 10,12–13). Dies sind die Opfergaben, dies die Geschenke, die dem Herrn dargebracht werden sollen. Um ihm diese Gaben unseres Herzens anbieten zu können, müssen wir ihn aber zuerst kennenlernen: Wir müssen die Erkenntnis seiner Güte aus den tiefen Wassern seines Brunnens getrunken haben […] Diejenigen, die leugnen, dass das Heil des Menschen in der Macht seiner Freiheit liegt, müssen erröten, wenn sie diese Worte hören. Würde Gott den Menschen um etwas bitten, wenn dieser der Bitte Gottes gar nicht entsprechen könnte, ihm nicht anbieten könnte, was er ihm schuldet? Denn da ist einerseits die Gabe Gottes, da ist andererseits aber auch der Beitrag des Menschen. Es lag zum Beispiel sehr wohl in der Macht des Mannes, ob ein Geldstück zehn weitere einbrachte oder fünf; aber es lag an Gott, dass der Mann dieses eine Geldstück hatte, mit dem er zehn weitere erwirtschaften konnte. Als er Gott diese zehn von ihm dazugewonnenen Geldstücke überreichte, empfing der Mann ein neues Geschenk. Diesmal nicht mehr Geld, sondern die Macht und Königswürde über zehn Städte. Ebenso bat Gott Abraham, ihm auf dem Berg, den er ihm zeigen würde, seinen Sohn Isaak darzubringen. Und Abraham brachte Gott ohne zu zögern seinen einzigen Sohn dar: Er legte ihn auf den Altar und zog das Messer, um ihm die Kehle durchzuschneiden. In diesem Augenblick aber hielt ihn eine Stimme zurück, und es wurde ihm ein Widder gegeben, damit er ihn an Stelle seines Sohnes opfere (Gen 22). Du siehst also: Das, was wir Gott geben, bleibt bei uns. Die Opfergabe wird uns aber abverlangt, damit wir in der Darbringung unsere Liebe zu Gott und unseren Glauben an ihn bezeugen können.

Dienstag, 19 November 2019 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Céline, welches Geheimnis: unsere Größe in Jesus … Dies alles hat Jesus uns gezeigt, als er uns den symbolischen Baum ersteigen ließ, von dem ich eben sprach. Und welche Wissenschaft wird Er uns nunmehr lehren? Hat Er uns nicht alles gelehrt? … Hören wir, was Er uns sagt: „Steigt schnell herab, ich muss heute in eurem Hause bleiben.“ Wie, Jesus sagt, wir sollen hinabsteigen … Wohin sollen wir denn herabsteigen? Céline, Du weißt es besser als ich, und dennoch: lass mich es Dir sagen, wohin wir jetzt Jesus folgen müssen. Einst fragten die Juden unseren göttlichen Erlöser: „Meister, wo wohnst du?“ – und Er antwortete ihnen: „Die Füchse haben ihre Höhle und die Vögel des Himmels ihre Nester, und ich habe nicht, wohin ich mein Haupt legen kann.“ Das ist es, wohin wir hinabsteigen müssen, um Jesus als Wohnung dienen zu können. So arm sein, dass wir nichts haben, wohin wir unser Haupt legen. Das, geliebte Céline, hat Jesus während meiner Exerzitien in meiner Seele gewirkt … Du verstehst, es handelt sich um ein inneres Geschehen. […] Jesus wünscht, dass wir ihn in unseren Herzen empfangen. Zweifellos sind sie bereits leer von den Geschöpfen, aber leider fühle ich, dass meines noch nicht ganz leer von mir selbst ist, und deshalb sagt Jesus zu mir, ich soll hinabsteigen … Er, der König der Könige, verdemütigte sich so, dass sein Antlitz verborgen war und niemand ihn erkannte … Und auch ich will mein Antlitz verbergen. Ich will, dass allein mein Vielgeliebter es sehen kann, dass Er allein es sei, der meine Tränen zählt … Dass Er wenigstens in meinem Herzen sein Haupt zum Ausruhen hinlegen kann und dass er fühlt, hier wird Er erkannt und verstanden!

Montag, 18 November 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Beachten wir, dass der Blinde wieder sehend wird, als Jesus sich Jericho nähert. Jericho bedeutet „Mond“, und in der Heiligen Schrift ist der Mond das Symbol für das Fleisch, das zur Vergänglichkeit verurteilt ist: Er nimmt zu einer bestimmten Zeit des Monats ab und symbolisiert so den Untergang unseres dem Tod geweihten Menschseins. Nun gibt unser Schöpfer, als er sich Jericho nähert, dem Blinden das Augenlicht zurück. Indem er sich zu unserem Nächsten macht, da er das Fleisch samt dessen Sterblichkeit annimmt, gibt er dem Menschengeschlecht das Licht zurück, das wir verloren hatten. Weil Gott unsere Natur annimmt, hat der Mensch Zugang zur göttlichen Natur. Mit Fug und Recht wird die Menschheit in diesem Blinden dargestellt, der bettelnd am Wegrand sitzt; denn die Wahrheit sagt von sich selbst: „Ich bin der Weg“ (Joh 14,6). Wer den Glanz des ewigen Lichts nicht kennt, ist wahrlich blind. Wenn er aber anfängt, an den Erlöser zu glauben, dann „sitzt er am Wegrand“. Wenn er nun, während er glaubt, es versäumt, das Geschenk des ewigen Lichtes zu erflehen, wenn er sich weigert, darum zu bitten, dann bleibt er ein Blinder am Wegrand – er macht sich nicht zu einem Bittsteller […] Ach, dass doch jeder Mensch, der erkennt, dass die Finsternis aus ihm einen Blinden macht, jeder Mensch, der begreift, dass ihm das ewige Licht fehlt, aus tiefstem Herzen schreien, mit seinem ganzen Verstand schreien möge: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“

Sonntag, 17 November 2019 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Wer sich in Zeiten von Versuchung und Kümmernis wenig geduldig erweist und in der Liebe zu seinen geistigen Brüdern nachlässt, der hat weder die vollkommene Liebe noch ein tiefes Verständnis der göttlichen Vorsehung schon erlangt. Das Ziel der göttlichen Vorsehung ist es, jene im rechten Glauben und in geistiger Liebe wieder zu vereinen, welche vielfältiges Übel entzweit hat. Dafür hat unser Erlöser gelitten: „Um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln“ (vgl. Joh 11,52). Wer also seine Beschwerden nicht durchsteht, wer seine Kümmernisse nicht erträgt, wer seinen Schmerz nicht annimmt, der wandelt nicht auf dem Weg der göttlichen Liebe und verfehlt das Ziel der Vorsehung. Die Liebe ist langmütig und gütig (vgl. 1 Kor 13,4). Wer also das Leid nicht tapfer erträgt, der tut dem, der ihm zu Ärgernis gereicht, unrecht und schneidet sich selbst von der Liebe ab, die er dem Anderen schuldet. Zwangsläufig wird er das Ziel der göttlichen Vorsehung verfehlen. […] Wer auf das Ende der Prüfung harrt, der ist geduldig und wird am Ende die Krone der Standhaftigkeit erlangen. „Der Langmütige ist reich an Einsicht“ (vgl. Spr 14,29 LXX), denn er hält allem, was ihm widerfährt, bis zum Schluss stand. Er erträgt das Leiden und harrt auf das Ende. Das Ende aber ist – wie der Apostel sagt – das Ewige Leben (vgl. Röm 6,22). Und das Ewige Leben ist: Dich, den einzig wahren Gott erkennen, und den Du gesandt hast, Jesus Christus (vgl. Joh 17,3).

Samstag, 16 November 2019 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Wie groß ist doch die Macht des Gebetes! Man könnte es mit einer Königin vergleichen, die allzeit freien Zutritt hat beim König und alles erlangen kann, worum sie bittet. Es ist durchaus nicht nötig, ein schönes, für den entsprechenden Fall formuliertes Gebet aus einem Buch zu lesen, um Erhörung zu finden; träfe das zu […] ach! wie wär’ ich zu bedauern! […] Neben dem göttlichen Offizium, das zu beten ich sehr unwürdig bin, habe ich nicht den Mut, mich zum Suchen schöner Gebete in Büchern zu zwingen, das macht mir Kopfweh, es gibt ihrer so viele! […] und dann ist ein jedes schöner als das andere […] Ich könnte nicht alle beten, und da ich nicht weiß, welches auswählen, mache ich es wie die Kinder, die nicht lesen können, ich sage dem Lieben Gott ganz einfach, was ich ihm sagen will, ohne schöne Phrasen zu machen, und er versteht mich immer […] Für mich ist das Gebet ein Schwung des Herzens, ein einfacher Blick zum Himmel empor, ein Schrei der Dankbarkeit und der Liebe, aus der Mitte der Prüfung wie aus der Mitte der Freude; kurz, es ist etwas Großes, Übernatürliches, das mir die Seele weitet und mich mit Jesus vereint.

Freitag, 15 November 2019 : Kommentar Origenes

Soweit mein geringer Verstand es mir erlaubt, denke ich, dass die Sintflut, die damals der Welt beinahe ein Ende bereitet hätte, ein Symbol für das Ende der Welt ist, ein Ende, das in der Tat kommen muss. Der Herr selbst hat es angekündigt, als er sagte: „In den Tagen des Noach kauften und verkauften die Menschen, sie bauten und heirateten und verheirateten ihre Töchter – und die Sintflut kam und ließ alle zugrunde gehen. Ebenso wird es sein, wenn der Menschensohn wiederkommt“ (vgl. Lk 17,27–30). In diesem Text, so hat es durchaus den Anschein, beschreibt der Herr auf ein und dieselbe Weise die bereits stattgefundene Sintflut und das von ihm angekündigte Ende der Welt. Nun wurde einst dem Noach befohlen, eine Arche zu bauen und nicht nur seine Söhne und seine Verwandten mit hineinnehmen, sondern auch Tiere aller Art. Ebenso ist Jesus Christus, als die Zeit erfüllt war, vom Vater gesagt worden, er, unser neuer Noach, der einzige Gerechte und Untadelige (vgl. Gen 6,9), solle eine Arche aus Kantholz bauen und ihr Ausmaße voll von göttlichen Geheimnissen geben (vgl. Gen 6,15). Das wird in einem Psalm aufgezeigt, der sagt: „Fordere von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum“ (2,8). Er baute also eine Arche mit jeder Art von Unterkünften, um die verschiedenen Tiere aufnehmen zu können. Diese Wohnungen meinte der Prophet, wenn er schreibt: „Auf, mein Volk, geh in deine Kammern […] Verbirg dich für kurze Zeit, bis der Zorn vergangen ist“ (Jes 26,20). Es gibt da wirklich eine geheimnisvolle Entsprechung zwischen diesem Volk, das in der Kirche gerettet wurde, und all jenen Lebewesen, Menschen und Tieren, die vor der Sintflut in der Arche gerettet worden sind.

Donnerstag, 14 November 2019 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Ist es schwierig für den Glauben, das Wort der Schrift über unsere Verbindung mit einer höheren Welt anzunehmen? […] Die Welt der Geister ist zwar unsichtbar, aber gegenwärtig: Gegenwart, nicht Zukunft, nicht Ferne. Sie ist nicht oberhalb des Himmels, sie ist nicht jenseits des Grabes, sie ist hier und jetzt: „Das Reich Gottes ist unter uns“ (vgl. Lk 17,21). Davon spricht der hl. Paulus, wenn er sagt: „Wir starren nicht auf das Sichtbare, sondern blicken nach dem Unsichtbaren aus, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (vgl. 2 Kor 4,18) […] So ist das verborgene Reich Gottes; und wie es jetzt verborgen ist, so wird es offenbar werden, wenn die Zeit gekommen ist. Die Menschen denken, sie seien die Herren der Welt und könnten machen, was sie wollen. Sie denken, diese Erde sei ihr Eigentum und sie könnten ihren Lauf bestimmen; während […] doch die Kleinen darin wohnen, die zu Christus gehören, von ihnen jedoch verachtet werden, und seine Engel, an die sie nicht glauben. Und diese werden am Ende die Welt in Besitz nehmen und sich offenbaren. Gegenwärtig läuft scheinbar alles so weiter wie von Beginn der Schöpfung an, und die Spötter fragen: „Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft?“ (2 Petr 3,4). Zur festgesetzten Zeit aber wird es „das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ geben, und dann „werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten“ (Röm 8,19; Mt 13,43). Als die Engel den Hirten erschienen, war das eine plötzliche Erscheinung: „Plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer“ (Lk 2,13). Was für ein wunderbarer Anblick! Vorher schien es eine Nacht wie jede andere Nacht zu sein: Sie hielten Wache bei ihren Herden; sie beobachteten den Lauf der Nacht. Die Sterne zogen ihre Bahn: es war Mitternacht. Sie hatten keine Ahnung von dem Ereignis, als der Engel erschien. So ist es mit der Macht und Stärke, die in den Dingen, die wir sehen, verborgenen sind, und nach Gottes Willen werden sie offenbar.

Mittwoch, 13 November 2019 : Kommentar Das Leben des hl. Franziskus von Assisi

Als nun der selige Franziskus dort über fünfzig Tage lang krank darniederlag, ertrug er es nicht, tagsüber das Tageslicht und in der Nacht das Licht des Feuers zu sehen, sondern blieb im Haus und in jener kleinen Zelle stets im Dunkeln. […] Als der selige Franziskus daher eines Nachts darüber nachdachte, wie viel Not er leide, wurde er von Mitleid gegen sich selbst bewegt und sagte in seinem Inneren: „Herr, schau her zu meiner Hilfe in meinen Krankheiten, damit ich sie geduldig zu ertragen vermag!“ Und sogleich wurde ihm im Geist gesagt: „Sag mir, Bruder: Wenn dir jemand für diese deine Krankheiten und Plagen einen so großen und kostbaren Schatz gäbe […] Würdest du dich dann nicht sehr freuen? […] Wohlan denn, Bruder, freue dich und frohlocke sehr in deinen Krankheiten und Plagen, denn fortan magst du dich so sicher fühlen, als wärst du schon in meinem Königreich.“ Als er sich frühmorgens erhob, sagte er zu seinen Gefährten: „[…] Also muss ich […] im Herrn Mut schöpfen. Gott, dem Vater, und seinem einzigen Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, und dem Heiligen Geist muss ich immer danken für die so große, mir erwiesene Gnade und den Segen, hat er doch einem noch im Fleische Lebenden, nämlich mir, seinem unwürdigen kleinen Diener, durch seine Barmherzigkeit gnädig sein Königreich zugesichert. Daher will ich zu seinem Lob, zu unserem Trost und zur Erbauung des Nächsten ein neues ‚Loblied des Herrn auf seine Geschöpfe‘ dichten, deren wir uns täglich bedienen und ohne die wir nicht leben können. In ihnen beleidigt die Menschheit den Schöpfer sehr, und täglich sind wir undankbar für eine so große Gnade, weil wir unseren Schöpfer und Spender aller Güter nicht dafür loben, wie wir sollten.“ […] Nun gab er dem „Loblied des Herrn“, das er schuf, nämlich: „Höchster, allmächtiger, guter Herr“, einen Namen und nannte es: „Gesang von Bruder Sonne“, welcher schöner als alle anderen Geschöpfe und mit Gott mehr zu vergleichen ist. Daher sagte er: „Am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, sollte jeder Mensch Gott loben, der sie geschaffen hat, da durch sie unsere Augen am Tage erleuchtet werden. Abends, wenn es Nacht wird, sollte jeder Mensch Gott loben wegen des anderen Geschöpfes, des Bruders Feuer, da durch dieses unsere Augen in der Nacht erleuchtet werden.“ Und er sagte: „Wir alle sind wie Blinde, und der Herr erleuchtet durch diese beiden Geschöpfe unsere Augen. Wegen dieser und seiner anderen Geschöpfe, deren wir uns täglich bedienen, müssen wir ihn, den glorreichen Schöpfer, deshalb immer ganz besonders loben.“

Dienstag, 12 November 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Dieses rechte Dienen macht den Helfer demütig. Er setzt sich nicht in eine höhere Position dem andern gegenüber, wie armselig dessen Situation im Augenblick auch sein mag. Christus hat den letzten Platz in der Welt – das Kreuz – eingenommen, und gerade mit dieser radikalen Demut hat er uns erlöst und hilft uns fortwährend. Wer in der Lage ist zu helfen, erkennt, dass gerade so auch ihm selber geholfen wird und dass es nicht sein Verdienst und seine Größe ist, helfen zu können. Dieser Auftrag ist Gnade. Je mehr einer für die anderen wirkt, desto mehr wird er das Wort Christi verstehen und sich zueignen: „Unnütze Knechte sind wir“ (Lk 17,10). Denn er erkennt, dass er nicht aufgrund eigener Größe oder Leistung handelt, sondern weil der Herr es ihm gibt. Manchmal kann ihm das Übermaß der Not und die Grenze seines eigenen Tuns Versuchung zur Mutlosigkeit werden. Aber gerade dann wird ihm helfen zu wissen, dass er letzten Endes nur Werkzeug in der Hand des Herrn ist, er wird sich von dem Hochmut befreien, selbst und aus Eigenem die nötige Verbesserung der Welt zustande bringen zu müssen. Er wird in Demut das tun, was ihm möglich ist und in Demut das andere dem Herrn überlassen. Gott regiert die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur, soweit wir können und er uns die Kraft dazu gibt. Mit dieser Kraft freilich alles zu tun, was wir vermögen, ist der Auftrag, der den rechten Diener Jesu Christi gleichsam immerfort in Bewegung hält: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14).

Montag, 11 November 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

„Die Liebe“, sagt er, „ist hochherzig […] alles glaubt sie, alles hofft sie, alles erträgt sie“ (1 Kor 13,4–5.7). Er zeigte, dass sie [die Liebe] nur deshalb fest ausharren könne, weil sie alles zu ertragen verstehe. Und an einer anderen Stelle sagt er: „[…] indem ihr einander ertraget in Liebe, indem ihr so recht bestrebt seid, die Einheit des Geistes in der Verbindung des Friedens zu erhalten“ (Eph 4,2–3). Er legte dar, dass weder die Einheit noch der Friede erhalten werden könne, wenn nicht die Brüder einander in gegenseitiger Duldung entgegenkämen und das Band der Eintracht mit Hilfe der Geduld bewahrten. Und ferner, dass du nicht schwörst und fluchst, dass du das dir Abgenommene nicht zurückforderst, dass du dem, der dich schlägt, auch die andere Wange darreichst, wenn du einen Backenstreich erhalten hast, dass du dem Bruder, der sich an dir versündigt, nicht nur siebzigmal siebenmal, sondern überhaupt alle seine Verfehlungen verzeihst, dass du deine Feinde liebst, dass du für deine Widersacher und Verfolger Fürbitte einlegst (vgl. Mt 5), wirst du all das über dich bringen können ohne zähe Geduld und Ausdauer? Das sehen wir aber erfüllt in Stephanus, der bei seinem gewaltsamen Tod durch die Steine der Juden nicht um Rache für sich, sondern um Verzeihung für seine Mörder flehte mit den Worten: „Herr, rechne ihnen nicht diese Sünde an!“ (Apg 7,60).

Sonntag, 10 November 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Wir glauben fest und hoffen zuversichtlich: Wie Christus wirklich von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, so werden die Gerechten nach ihrem Tod für immer mit dem auferstandenen Christus leben und er wird sie am Letzten Tag auferwecken (vgl. Joh 6,39–40). Wie seine, so wird auch unsere Auferweckung das Werk der heiligsten Dreifaltigkeit sein. „Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Röm 8,11). Der Ausdruck „Fleisch“ bezeichnet den Menschen in seiner Schwäche und Sterblichkeit (vgl. Gen 6,3; Ps 56,5; Jes 40,6). „Auferstehung des Fleisches“ (wie die Formulierung im apostolischen Glaubensbekenntnis wörtlich lautet) bedeutet somit, dass nach dem Tod nicht nur die unsterbliche Seele weiterlebt, sondern dass auch unsere „sterblichen Leiber“ (Röm 8,11) wieder lebendig werden. Der Glaube an die Auferstehung der Toten war von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Glaubens. „Die Auferstehung der Toten ist die Zuversicht der Christen; im Glauben an sie existieren wir“ (Tertullian, res. 1,1): „Wie können einige von euch sagen: eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos … Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen“ (1 Kor 15,12–14.20). Gott hat seinem Volk die Auferstehung von den Toten Schritt für Schritt geoffenbart. Die Hoffnung auf die leibliche Auferstehung der Toten setzte sich durch als eine Folgerung aus dem Glauben an einen Gott, der den ganzen Menschen, Seele und Leib, erschaffen hat. […] Die Pharisäer und viele Zeitgenossen des Herrn hatten die Hoffnung auf die Auferstehung. Jesus lehrt diese nachdrücklich. Den Sadduzäern, die sie leugnen, erwidert er: „Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes“ (Mk 12,24). Der Glaube an die Auferstehung der Toten beruht auf dem Glauben, dass Gott „nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ ist (Mk 12,27).

Samstag, 9 November 2019 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Ist eine Kathedrale die Frucht eines flüchtigen Begehrens oder eine Sache, die wir wollen und nach Belieben vollbringen können? […] Ganz sicher sind die Kirchen, die wir als Erbe übernehmen, weder eine reine Kapitalanlage noch lediglich die Schöpfung eines Genies, sondern sie sind Früchte des Martyriums, hochherziger Taten und Leiden, so lange vor dem Baubeginn, wie wir danach. Ihre Fundamente sind sehr tief gelegt; sie ruhen auf der Verkündigung der Apostel, auf dem Glaubensbekenntnis der Heiligen, auf den ersten Siegen des Evangeliums in unserem Land. Alles, was an ihrer Architektur so edel ist, alles, was das Auge fesselt und zu Herzen geht, ist nicht das Werk menschlicher Phantasie, sondern ein Geschenk Gottes, ein Ergebnis, welches das sittliche Streben fördert, ein geistliches Werk. Das Kreuz wird immer unter Gefahr und Leiden aufgerichtet und ist getränkt mit Tränen und Blut. Nirgends schlägt es Wurzeln und trägt Frucht, außer seine Verkündigung wird von Selbstverleugnung begleitet. Es ist in der Tat leicht für Machthaber, ein Dekret zu erlassen und eine Religion zu begünstigen, ihr Einflussgebiet zu erweitern und ihren Namen bekanntzumachen, aber sie können sie nicht einpflanzen, höchstens aufzwingen. Nur die Kirche kann die Kirche einpflanzen. Nur die Kirche kann ihre Amtssitze gründen und mit Mauern umschließen. Niemand außer heiligen Menschen, demütigen Menschen, Verkündern der Gerechtigkeit und Bekennern der Wahrheit können der Wahrheit in jedem Land ein Heim errichten. Von daher sind die Tempel Gottes auch die Denkmäler seiner Heiligen […] Ihre Einfachheit, Größe, Stabilität, Erhabenheit, ihre Anmut und ihr Reichtum an Ornamenten erinnern ständig an die Geduld und Reinheit, den Mut, die Sanftmut und die große Nächstenliebe, die Himmelssehnsucht, das Mühen, Gutes zu tun, den Glauben und die Ergebung derer, die selber Gott nicht anderswo als in Bergen und in Wüsten und in Höhlen und Erdlöchern angebetet haben. Sie haben sich abgemüht, aber nicht vergeblich; denn andere Männer sind dazugekommen und haben weitergearbeitet (vgl. Joh 4,38). Und wie als natürliche Folge war ihr Wort schließlich fruchtbar und schuf sich selbst ein Zuhause, ja sogar diese heiligen Paläste [Kathedralen] in denen es schon so lange wohnt […] Selig, die in einer sorgenvollen Zeit dieses Band der Gemeinschaft mit den Heiligen der alten Zeit und mit der Universalkirche nutzen! […] Selig, die eintreten in ihre heiligen Grenzen, die im Herzen eintreten in den Himmel.

Freitag, 8 November 2019 : Kommentar Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

Man sollte nicht vergessen, dass die Würde der Arbeit sich auf die Liebe gründet […] Der Mensch darf sich nicht damit begnügen, Dinge zu machen, Gegenstände herzustellen. Die Arbeit wird aus der Liebe geboren, gibt der Liebe Ausdruck, und regelt sich nach der Liebe. Wir erkennen Gott nicht nur in dem Schauspiel, das uns die Natur bietet, sondern auch in der Erfahrung unserer Arbeit und Bemühung. So ist die Arbeit Gebet, Danksagung; denn wir wissen, dass Gott uns auf der Erde unseren Platz zugewiesen hat, dass er uns liebt und wir die Erben seiner Verheißung sind. Folgerichtig sagt er uns: „Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes“ (1 Kor 10,31). Berufliche Arbeit ist auch Apostolat, eine Gelegenheit, sich den Mitmenschen hinzugeben, um ihnen Christus zu offenbaren und sie Gott dem Vater zuzuführen, was nur eine Folge der Liebe ist, die der Heilige Geist in unsere Seelen ausgießt. Unter den Hinweisen, die Paulus den Ephesern gibt, wie sich ihre Bekehrung in der Praxis zeigen sollte, finden wir folgenden: „Der Dieb soll nicht mehr stehlen, sondern arbeiten und sich mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann“ (Eph 4,28). Die Menschen brauchen das Brot der Erde, um sich zu sättigen, aber auch das Brot des Himmels, damit es in ihren Herzen hell und warm wird. Bei eurer Arbeit, bei den Initiativen, die sich daraus entwickeln, bei euren Gesprächen, in euren Beziehungen, könnt und sollt ihr diese Regel anwenden. Wenn wir in diesem Geist arbeiten, wird unser Leben, trotz aller Begrenzungen, die allem Irdischen anhaften, eine Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit sein, eine Vorwegnahme der Verbindung mit Gott und den Heiligen, wo allein Liebe, Großmut, Treue, Freundschaft und Freude herrschen. Ihr findet in eurer normalen beruflichen Betätigung das wirkliche, handfeste und solide Material, mit dem es euch möglich wird, eurem ganzen christlichen Leben Gestalt zu verleihen und Christi Gnade in der Praxis erfahrbar zu machen.

Donnerstag, 7 November 2019 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Ich habe mich in der Wüste verlaufen, Ich irrte umher in unbewohntem Land, Wie in dem Gleichnis vom Schaf, dem Einen aus der Schar der Hundert. Der böse Feind hat es zerrissen: Unheilbare Wunden schlug er ihm; Daher gibt es keine andere Heilung für die Wunde, Es sei denn, du nimmst dich seiner an. Aufgelöst in Tränen flehe ich dich an, Mein Schreien steigt auf zu meinem Retter: Du guter Hirte, der du vom Himmel gekommen bist, Mach dich auf die Suche nach der kleinen Herde. Suche, Herr, die gefallene Drachme, Die dein verlorenes Ebenbild ist (vgl. Gen 1,26), Das ich im Laster der Sünde verscharrt habe Und in ekligem Schlamm. Wasche mich, o Herr, von meiner Unreinheit Mach rein meine Seele, weiß wie Schnee (vgl. Jes 1,18). Mach die Zehnerzahl wieder vollständig, Wie du’s getan mit den vierzig Heiligen [von Sebaste]. Nimm mich auf deine Schultern, du, der du das Kreuz getragen hast, Erhebe meine gefallene Seele; Erfreue der Engel himmlisches Heer Durch die Umkehr eines einzigen Sünders.

Montag, 4 November 2019 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

Bewegt von der großen Not des Menschen, gab Gott ihm das Gesetz und die Propheten, nachdem er ihm das ungeschriebene Naturrecht (vgl. Röm 2,14f.) gegeben hatte […]; schließlich gab er sich selbst für das Leben der Welt dahin. Er hat uns großzügig beschenkt mit Aposteln, Evangelisten, Lehrern, Hirten, Heilungen und Wundern. Er hat uns wieder lebendig gemacht, den Tod vernichtet, über den triumphiert, der uns besiegt hatte, uns den Bund des Vorausbildes geschenkt, den wahren Bund, die Gaben des Heiligen Geistes, das Mysterium des neuen Heils […] Gott überschüttet uns mit geistlichen Gütern, wenn wir sie nur annehmen wollen. Zögere also nicht, denen zu Hilfe zu kommen, die Hilfe brauchen. Vor allem gib dem, der dich bittet, ja noch bevor er dich bittet, und spende unermüdlich geistliche Lehre […] Hast du diese Gaben nicht, dann biete ihm wenigstens bescheidenere Dienste an: Gib ihm zu essen, biete ihm alte Kleidung an, versorge ihn mit Arzneien, verbinde seine Wunden, frage ihn nach seinem Missgeschick, lehre ihn Geduld. Nähere dich ihm ohne Angst. Fürchte nicht, dass du dir dadurch schaden oder dass du dich anstecken könntest […] Stütze dich auf den Glauben; die Nächstenliebe triumphiere über deine Scheu […] Achte deine Brüder nicht gering, bleib nicht taub für ihre Rufe, geh ihnen nicht aus dem Weg. Ihr seid Glieder desselben Leibes (1 Kor 12,12f.), auch wenn er durch Unglück zerbrochen ist. Ebenso wie Gott ist auch dir der Arme anvertraut (vgl. Ps 10,14[9,33]).

Sonntag, 3 November 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Mir scheint, dass das, was sich zwischen Jesus und dem „obersten Zollpächter“ von Jericho abspielt, in verschiedener Hinsicht einer Feier des Sakramentes der Versöhnung gleicht. […] Jede Begegnung mit einem Gläubigen, der bei uns beichten möchte […] kann durch die überraschende Gnade Gottes immer jene „Stelle“ beim Maulbeerfeigenbaum sein, an der Christus zu Zachäus hinaufschaute. Wie tief die Blicke Christi in das Herz des Zöllners von Jericho eingedrungen sind, können wir unmöglich ermessen. Wir wissen jedoch, dass es dieselben Blicke sind, die sich auf jeden unserer Pönitenten richten. Wir sind im Bußsakrament Werkzeuge einer übernatürlichen Begegnung mit ihren eigenen Gesetzen, die wir nur respektieren und unterstützen dürfen. Für Zachäus musste es eine überwältigende Erfahrung sein, sich bei seinem Namen gerufen zu hören. Sein Name wurde bei Landsleuten mit Geringschätzung bedacht. Nun hörte er ihn mit einem Hauch von Zärtlichkeit aussprechen, die nicht nur Vertrauen, sondern Vertraulichkeit und fast das Drängen auf Freundschaft ausdrückte. Ja, Jesus spricht zu Zachäus wie ein alter, vielleicht in Vergessenheit geratener Freund, der aber nicht von seiner Treue abgelassen hat und daher mit deutlich spürbarer Zuneigung in das Leben und in das Haus des wiedergefundenen Freundes eintritt: „Komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lk 19,5). In der Erzählung des Lukas berührt uns der Tonfall der Rede: Alles ist auf die Person abgestimmt, so feinfühlig, so liebevoll! Es handelt sich nicht nur um ergreifende Züge von Menschlichkeit. In diesem Text liegt eine innige Dringlichkeit, die Jesus als endgültiger Offenbarer der Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

Samstag, 2 November 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Und wie das Holz der Weinrebe, in der Erde wurzelnd, zu seiner Zeit Frucht hervorbringt, und wie das Weizenkorn in die Erde fällt, sich auflöst und vielfältig aufersteht durch den Geist Gottes, der alles umfasst – und alsdann kommt dieses weisheitsvoll in den Gebrauch der Menschen, nimmt auf das Wort Gottes und wird zur Eucharistie, welche der Leib und das Blut Christi ist. So werden auch unsere Körper aus ihr genährt, und wenn sie in der Erde geborgen und dort aufgelöst sein werden, dann werden sie zu ihrer Zeit auferstehen, indem das Wort Gottes ihnen verleiht, aufzuerstehen für die Herrlichkeit Gottes des Vaters. Er umgibt dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, schenkt dem Verweslichen aus Gnade seine Unverweslichkeit (1 Kor 15,53), da die Kraft Gottes in der Schwäche vollkommen wird (2 Kor 12,3). Damit wir nicht in Undankbarkeit gegen Gott uns jemals hochmütig aufbliesen, gleich als ob wir das Leben aus uns selbst hätten. So sollte die Erfahrung uns lehren, dass wir aus seiner Größe, nicht kraft unserer Natur ewig fortdauern, so sollten wir Gottes Herrlichkeit, wie sie ist, uns vor Augen halten und unsere eigene Schwäche nicht verkennen. Sollten wissen, was Gott vermag, und was der Mensch Gutes empfängt, sollten niemals irre gehen in der wahren Erkenntnis der Wirklichkeit, d. h. des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen, Ja freilich, deswegen hat Gott zugelassen, dass wir in Erde uns auflösen, damit wir allseitig erzogen, in Zukunft in allem gewissenhaft seien und unsere Stellung zu Gott nicht verkännten.

Freitag, 1 November 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Bis also der Herr kommt in seiner Majestät und alle Engel mit ihm (vgl. Mt 25,31) und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen sein wird (vgl. 1 Kor 15,26–27), pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden, die andern sind aus diesem Leben geschieden und werden gereinigt, wieder andere sind verherrlicht und schauen „klar den dreieinen Gott selbst, wie er ist“. Wir alle jedoch haben, wenn auch in verschiedenem Grad und auf verschiedene Weise, Gemeinschaft in derselben Gottes- und Nächstenliebe und singen unserem Gott denselben Lobgesang der Herrlichkeit. Alle nämlich, die Christus zugehören und seinen Geist haben, wachsen zu der einen Kirche zusammen und sind in ihm miteinander verbunden (vgl. Eph 4,16). Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, hört keineswegs auf, wird vielmehr nach dem beständigen Glauben der Kirche gestärkt durch die Mitteilung geistlicher Güter. Dadurch nämlich, dass die Seligen inniger mit Christus vereint sind, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit, erhöhen die Würde des Gottesdienstes, den sie auf Erden Gott darbringt, und tragen auf vielfältige Weise zum weiteren Aufbau der Kirche bei (vgl. 1 Kor 12,12–27). Denn in die Heimat aufgenommen und dem Herrn gegenwärtig (vgl. 2 Kor 5,8), hören sie nicht auf, durch ihn, mit ihm und in ihm beim Vater für uns Fürbitte einzulegen, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus (vgl. 1 Tim 2,5), auf Erden erworben haben, zur Zeit, da sie in allem dem Herrn dienten und für seinen Leib, die Kirche, in ihrem Fleisch ergänzten, was an den Leiden Christi noch fehlt (vgl. Kol 1,24). Durch ihre brüderliche Sorge also findet unsere Schwachheit reichste Hilfe.

Donnerstag, 31 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

In Jerusalem gewesen zu sein, ist kein Grund sich zu beglückwünschen, wohl aber, in der Stadt recht gelebt zu haben. Die Stadt, nach der wir Ausschau halten, ist nicht jene, die die Propheten umgebracht und das Blut Christi vergossen hat, sondern jene, die von den Wassern eines Stromes erquickt wird; jene, die auf einem Berg liegt und nicht verborgen bleiben kann, jene, die der Apostel Paulus die Mutter der Heiligen nennt und in der man sich freut, bei den Gerechten zu wohnen (Ps 46(45),5; Mt 5,14; Gal 4,26) […] Ich würde es nicht wagen, die Allmacht Gottes auf ein einziges Land zu begrenzen oder auf ein kleines Fleckchen Erde den zu beschränken, den der Himmel nicht fassen kann. Jeder Gläubige wird nach dem Verdienst seines Glaubens beurteilt und nicht nach seinem Wohnort, und die wahren Anbeter brauchen weder Jerusalem noch den Berg Garizim, um den Vater anzubeten; denn „Gott ist Geist“ und seine Anbeter müssen ihn „im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh 4,21–23). „Der Geist aber weht, wo er will“ (vgl. Joh 3,8), und „dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt“ (Ps 24(23),1) […] Die heiligen Orte des Kreuzes und der Auferstehung sind nur für diejenigen von Nutzen, die ihr Kreuz tragen, täglich mit Christus auferstehen und sich würdig erweisen, an solchen Orten zu wohnen. Und was diejenigen betrifft, die sagen: „Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn“ (Jer 7,4) – nun, sie mögen sich anhören, was der Apostel sagt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16) […] Denk also nicht, dass deinem Glauben etwas abgeht, wenn du Jerusalem nicht gesehen hast, und halte mich nicht für besser, weil ich dort wohne! Ob hier oder anderswo wirst du die gleiche Belohnung erhalten, deinen Werken vor Gott entsprechend.

Mittwoch, 30 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Vorsehung des barmherzigen Gottes, dessen Plan es war, der dem Verderben geweihten Welt „am Ende der Zeiten“ (1 Petr 1,20) zu Hilfe zu kommen, bestimmte schon im voraus die Erlösung aller Völker in Christus. […] In diesen Völkern waren einst dem hochseligen Patriarchen Abraham zahllose Nachkommen verheißen worden, die nicht aus dem Samen des Fleisches, sondern aus der Befruchtung durch den Glauben hervorgehen sollten. Und deshalb wurde sein Geschlecht mit der Menge der Sterne verglichen (Gen 15,5), damit sich der Stammvater aller Völker keine irdische sondern eine himmlische Nachkommenschaft erhoffe. […] Eintreten, eintreten soll in die Familie der Patriarchen die Gesamtheit der Völker (vgl. Röm 11,25), und der Segen im Samen Abrahams (vgl. Röm 9,8), von dem sich die Kinder des Fleisches abwenden, werde den Kindern der Verheißung zuteil! Alle Nationen mögen in den drei Weisen zu dem Schöpfer des Weltalls beten! Nicht nur in Judäa, sondern auf dem ganzen Erdenrund werde Gott bekannt, auf dass allerorts „in Israel sein Name groß“ sei! (vgl. Ps 76(75),2). Da uns also, Geliebteste, diese Geheimnisse der göttlichen Gnade geoffenbart wurden, so lasst uns den Tag unserer Erstlingsgaben und die beginnende Berufung der Heidenvölker in angemessener Freude feiern! Danken wollen wir dem barmherzigen Gott, wie der Apostel sagt: „Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (Kol 1,12f.). Wie Jesaja prophezeite […]: „Die Heiden, die dich nicht kannten, werden dich anrufen, und Völker, die von dir nichts wussten, werden zu dir ihre Zuflucht nehmen“ (vgl. Jes 55,5). „Abraham sah diesen Tag und freute sich“ (vgl. Joh 8,56), indem er die Kinder seines Glaubens erkannte, die in seinem Samen, das heißt in Christus, gesegnet werden sollten, und sich im voraus als den künftigen Vater aller Völker durch den Glauben schaute, „Gott die Ehre gebend und vollkommen überzeugt, dass er mächtig ist zu tun, was immer er versprochen hat“ (vgl. Röm 4,18–21).

Dienstag, 29 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Der Herr erzählt dann das Gleichnis vom Sauerteig. „Wie der Sauerteig seine unsichtbare Kraft an die ganze Teigmasse weitergibt, so wird die Kraft des Evangeliums durch den Dienst meiner Apostel die ganze Welt verwandeln […] Sagt mir nicht: ‚Was können wir tun, wir zwölf elenden Sünder, angesichts der ganzen Welt?‘ Genau darin besteht der enorme Unterschied zwischen Ursache und Wirkung: der Sieg einer Handvoll Männer gegenüber der Menge ist es, der den Glanz eurer Macht aufstrahlen lässt. Verwandelt nicht der Sauerteig die ganze Masse dadurch um, dass man ihn – wie das Evangelium sagt – dem Teig untermischt, ihn darin geradezu versteckt? So werdet ihr, meine Apostel, indem ihr euch unter die Völkermassen mengt, diese mit eurem Geist durchdringen und über eure Gegner triumphieren. Während der Sauerteig in der Masse verschwindet, verliert er nicht seine Kraft. Im Gegenteil, er verändert die Natur des gesamten Teiges. So wird eure Verkündigung alle Völker verändern. Seid also voller Zuversicht“ […] Christus ist es, der dem Sauerteig eine solche Kraft gibt […] Macht ihm also nicht zum Vorwurf, seine Jünger seien zu gering an Zahl: Es ist die Kraft der Botschaft, die groß ist […] Ein Funke genügt, um einige trockene Holzscheite in eine Feuersbrunst zu verwandeln, die dann sogar das ganze grüne Holz rings umher entzündet.

Sonntag, 27 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Einst erkannte sie [Gertrud] in der Betrachtung aufs Klarste ihre innere Verunstaltung und missfiel sich darin selber so sehr, dass sie mit Bangen bei sich erwog, ob sie Gott überhaupt jemals gefallen könnte, da er doch so viele Flecken an ihr sähe. Denn wo sie nur einen erkennte, dort würde das durchdringende Auge der Gottheit unzählige schauen. Hierüber wurde sie durch die Antwort getröstet: „Die Liebe bewirkt Wohlgefallen.“ Sie erkannte daraus: Wenn in den irdischen Menschen die Liebe so viel vermag, dass zuweilen Missgestalten jenen, von denen sie geliebt werden, gefallen: Wie darf man dann gegen Gott Misstrauen haben, welcher die Liebe selbst ist, als wenn er nicht auch durch die Kraft der Liebe diejenigen, welche er liebt, sich wohlgefällig machen könnte? […] Einstmals beugte das Andenken an frühere Sünden sie so sehr nieder, dass sie sich gänzlich verbergen wollte. Da neigte der Herr sich mit solcher Huld zu ihr nieder, dass der ganze himmlische Hof gleichsam staunend ihn zurückzurufen suchte, worauf er antwortete: „Ich vermag es durchaus nicht über mich, ihr nicht zu folgen, die durch so wirksame Anziehungskräfte der Demut mein göttliches Herz in sich einschließt.“

Samstag, 26 Oktober 2019 : Kommentar Juliana von Norwich

Die Sünde ist die schärfste Peitsche, die eine erwählte Seele überhaupt treffen kann. Sie zerbricht jeden, ob Mann oder Frau, und erniedrigt ihn in seinen eigenen Augen so sehr, dass er glaubt, nichts anderes zu verdienen als in die Hölle zu fallen – bis zu dem Augenblick, da er, vom Heiligen Geist berührt, von Reue ergriffen wird und erlebt, dass seine Bitterkeit sich in Hoffnung auf die göttliche Barmherzigkeit verwandelt. Dann beginnen seine Wunden zu heilen und seine Seele lebt wieder auf, sobald er sich dem Leben der heiligen Kirche zuwendet. Der Heilige Geist führt ihn zur Beichte, damit er seine Sünden frei bekenne, ungeschminkt und offen, mit großer Trauer und Beschämung, das schöne Bild Gottes beschmutzt zu haben. Er erhält von seinem Beichtvater für jede Sünde seine Busse, wie es durch die Unterweisung des Heiligen Geistes in der heiligen Kirche festgelegt ist. Und diese Demut gefällt Gott sehr […] Unser Herr behütet uns mit überaus großer Sorgfalt, selbst wenn wir uns wegen unserer Sünden nahezu verstoßen und verworfen vorkommen und dies verdient zu haben glauben. Die Demut, die wir so erlangen, hebt uns in den Augen Gottes hoch empor. Die göttliche Gnade erwirkt eine so große Zerknirschung, Mitgefühl und wahren Durst nach Gott, dass der Sünder – plötzlich von Sünde und Kummer befreit – bis zur Seligkeit erhoben wird, wie es großen Heiligen zuteil wurde.

Freitag, 25 Oktober 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Neben dem individuellen Wohl gibt es eines, das an das Leben der Menschen in Gesellschaft gebunden ist: das Gemeinwohl. Es ist das Wohl jenes „Wir alle“, das aus einzelnen, Familien und kleineren Gruppen gebildet wird, die sich zu einer sozialen Gemeinschaft zusammenschließen […] Das Gemeinwohl wünschen und sich dafür verwenden ist ein Erfordernis von Gerechtigkeit und Liebe […] Jeder Christ ist zu dieser Nächstenliebe aufgerufen, in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflussmöglichkeiten in der Polis. Das ist der institutionelle – wir können auch sagen politische – Weg der Nächstenliebe, der nicht weniger tauglich und wirksam ist als die Liebe, die dem Nächsten unmittelbar, außerhalb der institutionellen Vermittlungen der Polis entgegenkommt. Wenn der Einsatz für das Gemeinwohl von der Liebe beseelt ist, hat er eine höhere Wertigkeit als der nur weltliche, politische. Wie jeder Einsatz für die Gerechtigkeit gehört er zu jenem Zeugnis der göttlichen Liebe, das, während es in der Zeit wirkt, die Ewigkeit vorbereitet. Wenn das Handeln des Menschen auf Erden von der Liebe inspiriert und unterstützt wird, trägt es zum Aufbau jener universellen Stadt Gottes bei, auf die sich die Geschichte der Menschheitsfamilie zubewegt. In einer Gesellschaft auf dem Weg zur Globalisierung müssen das Gemeinwohl und der Einsatz dafür unweigerlich die Dimensionen der gesamten Menschheitsfamilie, also der Gemeinschaft der Völker und der Nationen, annehmen, so dass sie der Stadt des Menschen die Gestalt der Einheit und des Friedens verleihen und sie gewissermaßen zu einer vorausdeutenden Antizipation der grenzenlosen Stadt Gottes machen.

Donnerstag, 24 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Geist Gottes, Du Geist der Wahrheit, Geist des Lichts, Meine Seele soll Deine Wohnung bleiben. In Deinem Licht wird Gutes vervielfältigt, Dein Hauch möge Dunkel und Nacht vertreiben. Geist Gottes, Geist der Liebe, des Erbarmens, Durch Gnade gibst Du im Guten Beständigkeit. Du gießt in mein Herz den Trost des Vertrauens, Und schenkst mir ungebrochene Festigkeit. Geist Gottes, Geist des Friedens und der Freude, Du stärkst mein dürstendes Herz in der Glut. Schenkst den lebendigen Quell Deiner Liebe, Im Kampf die Unerschrockenheit der Seele und Mut. Geist Gottes, Du liebster Gast meiner Seele, Dir will ich das Wort meiner Treue geben. In Stunden der Leiden, wie auch der Freude, Will ich in Deiner Anwesenheit leben. Geist Gottes, Du durchdringst mein ganzes Sein, Lässt mich Dein Göttliches Leben erkennen. Führst mich in Dein Göttliches Wesen hinein, Von Deiner Gegenwart kann mich nichts trennen.

Mittwoch, 23 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“ (Mt 24,44) […] Darum befiehlt Jesus seinen Jüngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht erwartet, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und um Tugend bemüht seien. Er will sagen: Wüßten die Leute, wann sie sterben müssen, dann würden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen. Damit sie nun nicht bloß an jenem Tag eifrig wären, sondern jederzeit, so offenbart er ihnen weder im allgemeinen noch im besonderen den Tag, weil er will, dass sie denselben immer erwarten. Ebendarum hat er auch das Lebensende eines jeden einzelnen im Dunkel gelassen […] Deshalb verlangt der Herr von den Knechten zwei Dinge: Klugheit und Treue. Die Sünde hat nämlich ihre Quelle in der Einsichtslosigkeit. Treu heißt er ihn, weil er vom Eigentum des Herrn nichts veruntreut oder zweck und planlos verwendet hatte, und klug, weil er die anvertrauten Güter in gebührender Weise zu verwalten wußte. Beides ist ja auch notwendig […] Siehst du, welche Folgen es hatte, dass jener Tag unbekannt blieb? „Der Herr lässt sich Zeit“, sagt der Knecht; dem möchte ich entgegnen: Nicht weil der Tag unbekannt war, handelte der Knecht so, sondern weil er selbst nichtsnutzig war. Warum kam denn der kluge und getreue Knecht nicht auf solche Gedanken? Wie, Elender, wenn der Herr auch säumt, erwartest du überhaupt, dass er kommt? Weshalb kümmerst du dich dann nicht darum? Wir lernen also daraus, dass der Herr auch nicht säumt. Der böse Knecht meinte es bloß so, aber der Herr hatte dies nicht gesagt […]

Dienstag, 22 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Was muss man tun, um die Schwäche der Seele zu überwinden? Es gibt zwei Möglichkeiten: das Gebet und die Loslösung von sich selbst. Der Herr Jesus empfiehlt uns, wachsam zu sein. Wir müssen wachsam sein, wenn wir ein reines Herz haben wollen, aber wachsam in Frieden, damit unser Herz berührt werden kann. Denn es kann von guten wie von schlechten Dingen berührt werden, von innen oder von außen. Wir müssen also sehr wachsam sein. Für gewöhnlich ist Gottes Eingebung eine unaufdringliche Gnade: man darf sie nicht zurückweisen […]; wenn unser Herz nicht aufmerksam ist, zieht sich die Gnade zurück. Die göttliche Eingebung ist sehr präzise; so wie der Schriftsteller seine Schreibfeder führt, so führt die Gnade Gottes die Seele. Versuchen wir also, zu einer größeren inneren Sammlung zu kommen. Der Herr will, dass wir uns danach sehnen, ihn zu lieben. Die wachsame Seele ist sich bewusst, dass sie schwach ist, und dass sie ihr Ziel von sich aus nicht erreichen kann. Deshalb verspürt sie das Bedürfnis zu beten. Das Bittgebet gründet auf der Gewissheit, dass wir aus uns selbst nichts tun können, dass Gott jedoch alles kann. Das Gebet ist notwendig, um Licht und Kraft zu erlangen.

Montag, 21 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wer sich am Sonntag abrackert, weil er denkt, so mehr Geld zu verdienen oder noch produktiver zu sein, der liegt falsch! Können zwei oder drei Francs jemals den Schaden ersetzen, den er sich selbst zufügt, wenn er das Gebot des lieben Gottes bricht? Ihr glaubt, dass alles von eurer Arbeit abhängt; und da trifft euch eine Krankheit, ein Unfall. Es kann eine Kleinigkeit sein: ein Gewitter, Hagel, Frost […] Arbeitet nicht für die Nahrung, die verdirbt, sondern für die, die für das ewige Leben bleibt. Was bringt euch eure Sonntagsarbeit? Ihr lasst die Erde doch so zurück, wie sie ist, wenn ihr von hier scheidet; ihr nehmt nichts mit. Euer vorrangiges Ziel ist, zu Gott zu kommen; nur deshalb sind wir auf Erden. Meine Brüder, man müsste am Sonntag sterben, und am Montag wieder auferstehen. Der Sonntag ist Gottes Eigentum, der Tag, der ihm gehört, der Tag des Herrn. Gott hat alle Tage der Woche gemacht, er könnte sie alle für sich beanspruchen. Sechs davon hat er uns gegeben und nur den siebten für sich zurückbehalten.

Sonntag, 20 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Gebet ist seiner Beschaffenheit nach Umgang und Vereinigung des Menschen mit Gott, der Wirkung nach dagegen Erhaltung der Welt, Aussöhnung mit Gott, Mutter und zugleich Tochter der Tränen, Vergebung der Sünden, Brücke über die Versuchungen, Schutzwall vor Betrübnissen, Aufhören der Kriege […] künftiger Frohsinn, ewige Beschäftigung, Quelle der Tugenden, Ursache für die Gnadengaben, unsichtbarer Fortschritt, Nahrung der Seele, Erleuchtung des Geistes, Axt gegen die Verzweiflung, Beweis der Hoffnung, Lösung der Traurigkeit […] Verminderung des Zorns, Spiegel des Fortschritts, das Sichtbarwerden des geistlichen Zustands, die Offenbarung des Zukünftigen, ein Kennzeichen des Ruhmes […] Erwirb dir jede Tapferkeit, und du wirst Gott zum Lehrer deines Gebetes haben. Sehen kann man nicht durch Worte erlernen, weil es von der Natur abhängt, noch kann man die Schönheit des Gebetes von einer fremden Lehre erfahren, denn dies hat Gott zum Lehrer, welcher „den Menschen Wissen lehrt und dem Betenden das Gebet gibt“ (vgl. Ps 94(93),10) und die Jahre der Gerechten segnet (1 Kön 2,9). Amen.

Samstag, 19 Oktober 2019 : Kommentar Brief der Kirche von Smyrna über das Martyrium des hl. Polykarp

Als Polykarp in die Rennbahn eintrat, erscholl eine Stimme vom Himmel: „Mut, Polykarp, halte dich männlich!“ Den Redenden sah niemand, die Stimme aber hörten alle, die von den Unsrigen anwesend waren. Wie schon gesagt wurde, war bei seinem Eintreten der Lärm groß, da man gehört hatte, dass Polykarp ergriffen worden war. Als er nun vorgeführt wurde, fragte ihn der Prokonsul, ob er Polykarp sei. Er bejahte das, worauf jener ihn bereden wollte [Christus] zu verleugnen und sagte: „Bedenke dein hohes Alter […] schwöre beim Glück des Kaisers! Gehe in dich […] fluche Christus!“ Da entgegnete Polykarp: „Sechsundachtzig Jahre diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan; wie könnte ich meinen König und Erlöser lästern?“ Als der Prokonsul aber aufs neue in ihn drang […] antwortete Polykarp: „Wenn du dir mit dem Gedanken schmeichelst, ich würde, wie du es nennst, beim Glück des Kaisers schwören, und so tust, als wüsstest du nicht, wer ich bin, so höre mein freimütiges Bekenntnis: Ich bin ein Christ. Willst du aber die Lehre des Christentums kennen lernen, so bestimme mir einen Termin zur Aussprache“. Der Prokonsul sagte: „Rede dem Volk zu!“ Polykarp antwortete: „Dich habe ich einer Erklärung für würdig gehalten; denn man hat uns gelehrt, den von Gott gesetzten Obrigkeiten und Gewalten die gebührende Ehre zu erweisen, wenn sie uns [unserm Gewissen] keinen Schaden bringt; jene aber halte ich nicht für wert, mich vor ihnen zu verteidigen.“ Da erklärte der Prokonsul: „Ich habe wilde Tiere, denen werde ich dich vorwerfen lassen, wenn du nicht anderen Sinnes wirst.“ Polykarp aber entgegnete: „Lass sie kommen; denn unmöglich ist uns die Bekehrung vom Besseren zum Schlimmeren; ehrenvoll aber ist es, sich vom Schlechten zur Gerechtigkeit hinzuwenden.“ Jener aber fuhr fort: „Wenn du dir aus den Tieren nichts machst, lasse ich dich vom Feuer verzehren, sofern du deine Meinung nicht änderst.“ Darauf sagte Polykarp: „Du drohst mir mit einem Feuer, das nur eine Stunde brennt und nach kurzem erlischt; denn du kennst nicht das Feuer des zukünftigen Gerichtes und der ewigen Strafe, das auf die Gottlosen wartet. Doch was zögerst du? Hole herbei, was dir gefällt!“ […] Das wurde schneller ausgeführt, als es erzählt werden kann. Die Volksmassen trugen auf der Stelle aus den Werkstätten und Bädern Holz und Reisig zusammen […] Als der Holzstoß errichtet war, legte er alle seine Oberkleider ab, löste seinen Gürtel und versuchte, auch seine Schuhe auszuziehen. Das hatte er früher nicht getan, weil allezeit die Gläubigen wetteiferten, wer zuerst seinen Leib berühre; denn wegen seines guten Wandels war er schon vor seinem Martyrium mit aller Tugend geschmückt.

Freitag, 18 Oktober 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Niemandem kann es entgehen, dass unter allen Schriften, auch unter denen des Neuen Bundes, den Evangelien mit Recht ein Vorrang zukommt. Denn sie sind das Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers. Am apostolischen Ursprung der vier Evangelien hat die Kirche immer und überall festgehalten und hält daran fest; denn was die Apostel nach Christi Gebot gepredigt haben, das haben später unter dem Anhauch des Heiligen Geistes sie selbst und Apostolische Männer uns als Fundament des Glaubens schriftlich überliefert: das viergestaltige Evangelium nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Unsere heilige Mutter, die Kirche, hat entschieden und unentwegt daran festgehalten und hält daran fest, dass die vier genannten Evangelien, deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde (vgl. Apg 1,1–2). Die Apostel haben nach der Auffahrt des Herrn das, was er selbst gesagt und getan hatte, ihren Hörern mit jenem volleren Verständnis überliefert, das ihnen aus der Erfahrung der Verherrlichung Christi und aus dem Licht des Geistes der Wahrheit zufloss. Die biblischen Verfasser aber haben die vier Evangelien redigiert, indem sie einiges aus dem vielen auswählten, das mündlich oder auch schon schriftlich überliefert war, indem sie anderes zu Überblicken zusammenzogen oder im Hinblick auf die Lage in den Kirchen verdeutlichten, indem sie schließlich die Form der Verkündigung beibehielten, doch immer so, dass ihre Mitteilungen über Jesus wahr und ehrlich waren. Denn ob sie nun aus eigenem Gedächtnis und Erinnern schrieben oder auf Grund des Zeugnisses jener, „die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren“, es ging ihnen immer darum, dass wir die Wahrheit der Worte erkennen sollten, von denen wir Kunde erhalten haben (vgl. Lk 1,2–4).

Donnerstag, 17 Oktober 2019 : Kommentar Römisches Messbuch

Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt? Antworte mir. Aus der Knechtschaft Ägyptens habe ich dich herausgeführt. Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser. Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich betrübt? Antworte mir. […] Vierzig Jahre habe ich dich geleitet durch die Wüste. Ich habe dich mit Manna gespeist und dich hineingeführt in das Land der Verheißung. Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser. […] Was hätte ich dir mehr tun sollen und tat es nicht? Als meinen erlesenen Weinberg pflanzte ich dich, du aber brachtest mir bittere Trauben, du hast mich in meinem Durst mit Essig getränkt und mit der Lanze deinem Erlöser die Seite durchstoßen.

Mittwoch, 16 Oktober 2019 : Kommentar Didachè

Mein Kind, fliehe vor allem Bösen und allem, was ihm ähnlich ist. Sei nicht zum Zorn geneigt, denn der Zorn führt zum Mord, noch eifersüchtig, noch zänkisch, noch reizbar; denn all das führt zu Mordtaten. Mein Kind, sei nicht lüstern, denn die Lüsternheit führt zur Unzucht, meide die Zoten und freche Blicke; denn all das führt zum Ehebruch. Mein Kind, achte nicht auf den Vogelflug, da dies zum Götzendienst führt; halte dich frei von Beschwörungen, Sterndeuterei, Zauberei, wünsche nicht einmal zuzuschauen oder zuzuhören; denn aus all dem entsteht Götzendienst. Mein Kind, sei kein Lügner, da das Lügen zum Diebstahl führt; sei weder geldgierig noch ruhmsüchtig; denn aus all dem entsteht der Diebstahl. Mein Kind, sei nicht mürrisch, da dies zur Lästerung führt, sei nicht frech, nicht bösartig; denn aus all dem entstehen Lasterreden. Sei vielmehr sanftmütig, da „die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden“ (Mt 5,4). Sei langmütig, barmherzig, ohne Falsch, ruhig, gut und „zittre allzeit vor den Worten“ (Jes 66,2), die du gehört hast. Du sollst dich nicht selbst erhöhen und deiner Seele keinen Übermut gestatten. Deine Seele soll nicht zusammen sein mit den Hochmütigen, sondern sie soll wandeln mit den Gerechten und den Demütigen. Was dir Schlimmes zustößt, nimm als gut auf, du weißt ja, dass ohne Gott nichts geschieht.

Dienstag, 15 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Wenn die Welt, die Gott sucht, wüsste! Wenn die Gelehrten, die Gott in intellektueller Erkenntnis und vergeblichen Diskussionen suchen, wüssten! Wenn die Menschen wüssten, wo Gott zu finden ist! Wie viele Kriege würden verhindert, wie viel Frieden gäbe es auf der Welt, wie viele Seelen würden gerettet werden! Ihr Toren und Narren, die ihr Gott dort sucht, wo er nicht ist. Hört und staunt: Gott ist im Herzen des Menschen, ich weiß es. Aber seht, Gott lebt im Herzen des Menschen, wenn dieses Herz losgelöst lebt von allem, was nicht er ist; wenn dieses Herz erkennt, dass Gott an seine Tür klopft (Offb 3,20) und, indem er alle seine Zimmer kehrt und putzt, sich so darauf vorbereitet, denjenigen zu empfangen, der allein wirklich sättigt. Wie süß ist es, so mit Gott tief im Herzen zu leben! Was für eine großartige Süßigkeit, von Gott erfüllt zu sein […] Wie wenig, oder vielmehr gar nichts kostet es, alles zu tun, was er will, weil wir seinen Willen lieben; und sogar Schmerz und Leid werden zu Frieden, weil wir aus Liebe leiden. Gott allein sättigt die Seele und füllt sie vollständig aus. […] Die Gelehrten mögen kommen und fragen, wo Gott ist: Gott ist dort, wo der Gelehrte mit seiner ganzen stolzen Wissenschaft nicht hinkommt.

Montag, 14 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Hüten wir uns davor, alle Hoffnung zu verlieren, doch vermeiden wir ebenfalls, zu leicht der Lässigkeit nachzugeben […] Die Verzweiflung verhindert, dass der Gefallene wieder aufsteht, und die Lässigkeit bringt den Stehenden zu Fall […] Wenn die Vermessenheit uns aus der Himmelshöhe herabstößt, schleudert uns die Verzweiflung in den bodenlosen Abgrund des Bösen; dabei würde doch ein wenig Hoffnung genügen, um uns da herauszureißen […] So wurde Ninive gerettet. Dabei hätte das gegen die Einwohner Ninives ausgesprochene Urteil diese in Verzweiflung stürzen können, denn es besagte nicht: „Wenn ihr umkehrt, werdet ihr gerettet“, sondern einfach: „Noch drei Tage, und Ninive ist zerstört“ (vgl. Jona 3,4 LXX). Aber weder die Drohungen des Herrn, noch die Aufforderungen des Propheten, noch die Härte des Urteils […] brachten ihr Vertrauen ins Wanken. Gott will, dass wir aus diesem unbedingten Urteil eine Lehre ziehen, damit wir durch dieses Beispiel sowohl der Verzweiflung als auch der Passivität widerstehen […] Das göttliche Wohlwollen zeigt sich überdies nicht nur in der Vergebung, die den bußfertigen Ninivitern gewährt wird […]: auch der gewährte Aufschub beweist Gottes unbeschreibliche Güte. Glaubt ihr, dass drei Tage ausgereicht hätten, um so viel Missetat auszulöschen? Gottes Güte leuchtet hinter diesen Worten auf. Ist nicht sie die hauptsächliche Urheberin der Rettung der ganzen Stadt? Möge dieses Beispiel uns vor aller Verzweiflung bewahren. Denn der Teufel betrachtet diese Schwäche als seine wirksamste Waffe, und selbst wenn wir sündigen, können wir ihm kein größeres Vergnügen bereiten, als die Hoffnung zu verlieren.

Sonntag, 13 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Als ich die Liebe Gottes betrachtete, berührte es mich sehr, die Wohltaten zu sehen, die ich vom ersten Augenblick meines Lebens an bis jetzt von Gott empfangen habe. Was für eine Güte! Was für eine Fürsorge! Was für eine Vorsehung, sowohl für den Körper, als auch für die Seele! Welche Geduld! Welche Süßigkeit! […] Gott hat mich, wie mir scheint, diese Wahrheit durchdringen und klar erkennen lassen: erstens, dass er in allen Kreaturen [am Werk] ist; zweitens, dass er alles bewirkt, was an Gutem in ihnen vorhanden ist; drittens, dass er uns all das Gute tut, das wir von diesen empfangen. Und es schien mir, als sähe ich diesen König der Herrlichkeit und Majestät damit beschäftigt, uns zu wärmen in unseren Kleidern, uns zu erfrischen in der Luft, uns zu ernähren in dem Fleisch [das wir essen], uns zu erfreuen in den Klängen und den angenehmen Dingen, in mir alle zum Leben und Handeln notwendigen Bewegungen hervorzurufen. Was für ein Wunder! Wer bin ich, o mein Gott, dass du mich so bedienst, zu jeder Zeit, mit solcher Hingabe und in allen Dingen mit solcher Fürsorge und Liebe! Er handelt in allen anderen Geschöpfen ebenso; doch das alles tut er für mich, wie ein eifriger und aufmerksamer Verwalter, der allerorts im Königreich für seinen König arbeiten lässt. Und was noch bewundernswerter ist: Gott tut dies für alle Menschen, obwohl fast niemand daran denkt, außer irgendeiner auserwählten Seele, einer heiligen Seele. Also ist es notwendig, dass zumindest ich daran denke und dafür dankbar bin. Ich stelle mir vor, dass Gott, da seine Herrlichkeit das letzte Ziel aller seiner Taten ist, alle diese Dinge hauptsächlich aus Liebe zu denen tut, die daran denken und darin seine Güte bewundern, die ihm dafür dankbar sind, die darin die Gelegenheit ergreifen, ihn zu lieben. Die anderen empfangen die gleichen Wohltaten. aber wie durch Zufall und Glück […] Gott schenkt uns ununterbrochen das Sein, das Leben, die Abläufe alles dessen, was es an Geschöpflichem im All gibt. Das ist seine Beschäftigung in der Natur. Unsere hingegen soll es sein, ohne Unterlass zu empfangen, was er uns von allen Seiten schickt, und es ihm voller Dankbarkeit zurückzugeben, indem wir ihn loben und ihm dankbar sind dafür, dass er der Urheber aller Dinge ist. Ich habe Gott versprochen, das zu tun, so sehr ich vermag.

Samstag, 12 Oktober 2019 : Kommentar Kardinal Charles Journet

Jesus sprach zur Menge. Einige, die ihn nicht verstanden, diskutierten miteinander, und eine Frau rief: „Selig, die deine Mutter war und dich geboren hat“. Eine Frau, die das ruft – großartig so etwas! Das Volk, wenn es authentisch ist, hat Tiefgang! In diesem Moment wird Jesus sagen: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ – Er will sich dieser familiären Einengung entziehen, heute würde man sagen „Einengung durch die Gruppe“. In den Berggegenden oder auf dem Land sind die Familienbande sehr eng, wie bei kleinen Stämmen. Jesus geht weg. Da sagte man zu ihm: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen“. – „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder? Die, die das Wort Gottes befolgen“ (vgl. Lk 8,20–21). – Er gründet eine Gesellschaft jenseits der natürlichen Zugehörigkeit. Sie basiert nicht auf einer Angleichung von Empfindungen, sozialen Bedingungen, Klasse und Herkunft. Nein, etwas anderes. Er wird zu der Frau sagen: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Diese Frau aber hatte das Wort Gottes gehört, denn sie hatte zu ihm gesagt: „Selig, die deine Mutter war!“ (vgl. Lk 11,27–28). Es ist kein Tadel, den Jesus daraufhin an sie richtet, es ist im Gegenteil eine Bestätigung, wenn er sagt: „Selig bist du, weil du verstanden hast, dass es etwas Größeres gibt als Familienbeziehungen, etwas, das Familienbeziehungen, wenn sie in Ordnung sind, Licht verleihen kann – jedoch Licht von anderer Art.

Freitag, 11 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Der Mensch ist eine Mischung aus Seele und Fleisch: Fleisch, geformt nach dem Bilde Gottes und modelliert von seinen beiden Händen, das heißt dem Sohn und dem Geist. Zu ihnen hat er gesagt: „Lasset uns den Menschen machen“ (Gen 1,26 Vulg.) […] Wie will der also Gott werden, der noch nicht einmal Mensch geworden ist? Wie will vollkommen werden, der eben erst gemacht ist, unsterblich, der in seiner sterblichen Natur dem Schöpfer nicht gehorcht? […] Wenn du also ein Werk Gottes bist, so erwarte die Hand deines Künstlers, die alles zur rechten Zeit macht, zur rechten Zeit nämlich für dich, der du gemacht wirst! Bringe ihm aber ein weiches und williges Herz entgegen und bewahre die Gestalt, die dir der Künstler gegeben, und halte die Feuchtigkeit in dir fest, damit du nicht verhärtest und die Spur seiner Finger verlierst! Wenn du so das Gefüge behütest, so wirst du zur Vollkommenheit emporsteigen, denn durch die Kunst Gottes wird der Lehm in dir verborgen […] Wenn du jedoch sogleich verhärtest und seine Kunst verwischst und undankbar gegen ihn wirst, weil du nur ein Mensch geworden bist, so hast du durch deine Undankbarkeit gegen Gott mit einem Schlag seine Kunst und das Leben verloren. Das Schaffen nämlich kommt der Güte Gottes zu, geschaffen zu werden ist die Eigentümlichkeit der menschlichen Natur. Wenn du ihm also das Deinige gibst, d. h. den Glauben an ihn und den Gehorsam gegen ihn, dann wirst du seine Kunst an dir erfahren und ein vollkommenes Werk Gottes sein. Wenn du ihm aber nicht glaubst und seinen Händen entfliehst, so ist die Ursache der Unvollkommenheit in dir, der du nicht geglaubt hast, aber nicht in dem, der dich berufen hat.

Donnerstag, 10 Oktober 2019 : Kommentar Marcus der Asket

Bete ohne Unterlass bei allen Dingen. Denn ohne Gottes Hilfe kannst du nichts ausrichten. Nichts ist mächtiger als das Gebet, um göttliche Kraft zu erhalten, und nichts ist nützlicher, um das Wohlwollen Gottes zu erlangen. Das Befolgen der Gebote kommt aus dem Gebet. Denn es gibt nichts Höheres als die Liebe Gottes. Beten ohne Zerstreuung ist ein Zeichen der Liebe Gottes in jenem, der ausharrt. Aber Nachlässigkeit und Zerstreuung während unseres Betens weisen hin auf Vergnügungssucht. Wer mühelos wacht, ausharrt und betet, empfängt offensichtlich den Heiligen Geist als Anteil. Aber wer sich in all dem abmüht und seinem Entschluss treu bleibt, auch der bekommt schnell Hilfe. […] Wenn du jemandem, der gerne lernt, mit wenigen Worten einen Dienst leisten willst, so zeige ihm das Gebet, den rechten Glauben, Geduld in Prüfungen. Durch diese drei Tugenden erhält man all die anderen Güter. […] Entfliehe der Versuchung durch Geduld und Gebet. Wenn du sie ohne diese Tugenden bekämpfen willst, greift sie dich immer mehr an. […] Alles, was wir sagen oder tun können, ohne zu beten, erweist sich später als gefährlich oder nutzlos, und wir werden, ohne uns dessen bewusst zu sein, durch die Tatsachen bloßgestellt. […] Wir müssen das innere Haus Christi suchen, insoweit wir das Haus Gottes sind, und im Gebet ständig anklopfen (vgl. Mt 7,7), damit – jetzt oder bei unserem Tod – der Herr uns öffnet und nicht zu uns wie zu nachlässigen Leuten sagt: „Ich weiß nicht, woher ihr seid“ (Lk 13,25). Und wir dürfen nicht nur bitten und erhalten, sondern müssen auch das, was uns gegeben wurde, bewahren. Es gibt nämlich einige, die wieder verlieren, was sie zuvor empfangen haben.

Mittwoch, 9 Oktober 2019 : Kommentar Ludwig-Maria Gringnion de Montfort

Das Vaterunser oder Gebet des Herrn empfängt seinen ersten Vorzug von seinem Urheber; denn nicht ein Engel oder ein Mensch ist sein Urheber, sondern der König der Engel und Menschen, Jesus Christus selbst. Es war notwendig, sagt der heilige Cyprian, dass derjenige, der gekommen war, uns als Erlöser das Leben der Gnade zu geben, uns als himmlischer Lehrmeister die Art und Weise zu beten lehre. Die Weisheit dieses himmlischen Lehrers erhellt aus der Ordnung, der Lieblichkeit, der Kraft und Klarheit dieses göttlichen Gebetes; es ist kurz, aber reich an Unterweisung, leicht fassbar für die Einfachen und voll der Geheimnisse für die Gelehrten. Das Vaterunser enthält alle Aufgaben, die wir Gott gegenüber zu erfüllen haben, die Akte aller Tugenden und die Bitten für alle unsere geistigen und leiblichen Bedürfnisse. Es enthält, sagt Tertullian, die Kurzform des Evangeliums. Es übersteigt, sagt Thomas von Kempen, alle Wünsche der Heiligen; es enthält im Auszug alle lieblichen Lehren der Psalmen und Gesänge; es bittet um alles, was uns nötig ist; es lobt Gott auf vorzügliche Weise; es erhebt die Seele von der Erde zum Himmel und vereinigt sie innigst mit Gott […] Wir müssen das Gebet des Herrn mit der Gewissheit verrichten, dass der ewige Vater es erhören wird, weil es das Gebet seines Sohnes ist, den er immer erhört, und weil wir dessen Glieder sind; denn was könnte ein so gütiger Vater auf ein Bittgesuch hin verweigern, das so gut abgefasst ist und sich auf die Verdienste und die Empfehlung eines so würdigen Sohnes stützt?

Dienstag, 8 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Als sie einst in ihrem Herzen sich beklagte, dass sie es nicht vermöchte, ein so großes Verlangen zu haben, wie es der Ehre Gottes entspräche, wurde sie von Gott belehrt, dass es ihm vollkommen genüge, wenn der Mensch nur wünsche, ein großes Verlangen zu haben, sofern er kein größeres haben könne; und dass sein Verlangen vor Gott ebenso groß sei, wie er es zu haben wünsche. Ja, wenn das Herz den Wunsch in sich trage, ein solches Verlangen zu besitzen, so habe Gott eine größere Freude daran, in einem solchen Herzen zu wohnen, als je ein Mensch sich freuen könne, unter Blumen zu weilen, die in Frühlingsanmut blühen. Einstmals durch körperliches Leiden gehindert, hatte sie einige Tage weniger aufmerksam auf Gott geachtet, sobald sie aber zu sich selber zurückkehrte, fühlte sie ihre Gewissen sehr beschwert und bekannte diesen Fehler demütig vor dem Herrn. Augenblicklich empfand sie, dass die göttliche Huld sich zu ihr hinneigte und sprach: „Meine Tochter, du bist immer bei mir, und alles, was ich habe, ist dein.“ Hierdurch wurde ihr Folgendes klar: Wenn der Mensch aus Gebrechlichkeit es zuweilen auch unterlässt, seine Absicht auf Gott zu richten, so unterlässt es die huldreiche Barmherzigkeit Gottes doch nicht, alle unsere Werke einer ewigen Belohnung würdig zu halten, sofern nur der Wille nicht von Gott abgekehrt wird und der Mensch oftmals über alles, was sein Gewissen quält, Reue erweckt.

Montag, 7 Oktober 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (vgl. Lk 10,25–37) bringt vor allem zwei wichtige Klärungen. Während der Begriff „Nächster“ bisher wesentlich auf den Volksgenossen und den im Land Israel ansässig gewordenen Fremden, also auf die Solidargemeinschaft eines Landes und Volkes bezogen war, wird diese Grenze nun weggenommen: Jeder, der mich braucht und dem ich helfen kann, ist mein Nächster. Der Begriff „Nächster“ wird universalisiert und bleibt doch konkret. Er wird trotz der Ausweitung auf alle Menschen nicht zum Ausdruck einer unverbindlichen Fernstenliebe, sondern verlangt meinen praktischen Einsatz hier und jetzt. Es bleibt Aufgabe der Kirche, diese Verbindung von Weite und Nähe immer wieder ins praktische Leben ihrer Glieder hinein auszulegen. Schließlich ist hier im Besonderen noch das große Gleichnis vom letzten Gericht (vgl. Mt 25,31–46) zu erwähnen, in dem die Liebe zum Maßstab für den endgültigen Entscheid über Wert oder Unwert eines Menschenlebens wird. Jesus identifiziert sich mit den Notleidenden: den Hungernden, den Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken, denen im Gefängnis. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Gottes- und Nächstenliebe verschmelzen […].

Sonntag, 6 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Patrick

Ich, der ich anfangs ein ungebildeter Bauernbursche auf der Flucht war, „der nicht weiß, was die Zukunft bringen wird“ (vgl. Koh 4,13 Vulg.), weiß doch eine Sache mit Gewissheit: „Ehe ich gedemütigt wurde“ (Ps 119(118),67), war ich einem Stein gleich, der in tiefem Schlamm steckte. Aber er ist gekommen, „der Mächtige“ (Lk 1,49), und in seinem Erbarmen hat er mich genommen, hat mich wirklich sehr hoch hinaufgehoben und mich oben auf die Mauer gesetzt. Deshalb muss ich meine Stimme sehr laut erheben, um dem Herrn etwas zurückzugeben für seine Wohltaten hier auf Erden und in der Ewigkeit, Wohltaten, die so groß sind, dass der menschliche Geist sie nicht fassen kann. Preist also unseren Gott, „alle, die ihn fürchten, Kleine und Große“ (vgl. Offb 19,5). Und ihr, Herren und Meister der schönen Rede, hört zu und prüft aufmerksam: Wer hat mich, den Narren, denn aus der Mitte derer herausgehoben, die als weise und gesetzeskundig gelten, „mächtig in Wort und Tat“ (Lk 24,19)? Wer hat mich mehr als andere inspiriert, mich, den Abschaum dieser Welt, damit ich in „Furcht und Ehrerbietung“ (Hebr 12,28 Vulg.) […] dem Volk, welches die Liebe Christi mir anvertraut und welchem er mich übergeben hat, getreulich Gutes tue, damit ich ihm, wenn ich dessen würdig bin, mein ganzes Leben lang in Demut und Wahrheit diene? Deshalb muss ich, „nach dem Maß meines Glaubens“ (vgl. Röm 12,3) an die Dreifaltigkeit, die Gabe Gottes und seinen „ewigen Trost“ anerkennen und verkünden (vgl. 2 Thess 2,16). Ich muss ohne Furcht, aber mit Zuversicht den Namen Gottes überall bekannt machen, damit ich auch noch nach meinem Tod meinen Brüdern und meinen Kindern ein Erbe hinterlasse, so vielen Tausenden von Menschen, die ich im Herrn getauft habe.

Samstag, 5 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die christliche Freude ist ihrem Wesen nach innere Teilhabe an der unergründlichen, zugleich göttlichen und menschlichen Freude im Herzen des verherrlichten Herrn, Jesus Christus […] Betrachten wir nun ein wenig die Person Jesu im Verlauf seines irdischen Lebens. Er hat in seiner Menschheit unsere Freuden erfahren. Er hat offenbar eine breite Skala menschlicher Freuden kennengelernt, geschätzt und geteilt, einfache tägliche Freuden, wie sie jedem zugänglich sind. Die Tiefe seines Innenlebens hat keineswegs seinen Blick für das Konkrete abgestumpft, nicht seine Empfindungsfähigkeit beeinträchtigt. Er bewundert die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes. In ihm wiederholt sich auf unmittelbare Weise der Blick Gottes auf die Schöpfung am Morgenrot der Geschichte. Gern hebt er die Freude des Sämanns und des Schnitters hervor, die Freude des Mannes, der einen verborgenen Schatz findet, die des Hirten, der sein Schaf, oder die der Frau, die ihr verlorenes Geldstück wiederfindet, die Freude der zum Fest geladenen Gäste, die Freude bei einer Hochzeit, die Freude des Vaters, der seinen Sohn, von einem Leben der Verschwendung endlich heimgekehrt, aufnimmt, und die der Frau, die ein Kind zur Welt bringt. Diese menschlichen Freuden sind für Jesus von solch hoher Bedeutung, da sie für ihn die Zeichen der geistlichen Freuden des Reiches Gottes sind: Freude jener Menschen, die in dieses Reich eintreten, dorthin zurückkehren oder dort arbeiten; Freude des Vaters, der sie empfängt. Auch Jesus selbst zeigt seinerseits Genugtuung und Zärtlichkeit, als er Kindern begegnet, die zu ihm kommen wollen, als er einen reichen Jüngling trifft, der gewissenhaft und bestrebt ist, noch mehr zu tun; als er zu Freunden kommt, die ihm ihr Haus öffnen wie Martha, Maria und Lazarus. Eine Freude ist es für ihn vor allem, wenn er erlebt, dass man das Wort aufnimmt, seine Reichtümer opfert, dass eine Sünderin oder ein Zöllner wie Zachäus sich bekehrt, dass eine Witwe sich trotz ihrer Not zum Geben entschließt. Er jubelt vor Freude, als er feststellt, dass den Kleinen und Demütigen die Botschaft vom Reich geoffenbart wird, während sie den Weisen und Klugen verborgen bleibt (vgl. Lk 10,21).

Freitag, 4 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

„Ach, würdet ihr doch heute auf meine Stimme hören! Verhärtet euer Herz nicht wie in der Wüste. Dort haben eure Väter mich versucht […] Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe“ (vgl. Ps 95(94),7–11). Die Gnade der Verheißung Gottes ist überreich, wenn wir heute auf seine Stimme hören; denn dieses Heute erstreckt sich auf jeden neuen Tag, solange man „heute“ sagt. Dieses Heute bleibt, ebenso wie die Gelegenheit zu lernen, bis zum Ende der Zeiten. In jenem Moment wird das wahre Heute, der endlose Tag Gottes, mit der Ewigkeit verschmelzen. Lasst uns also immer der Stimme des göttlichen Wortes, dem fleischgewordenen göttlichen Wort gehorchen; denn das Heute jeden Tages ist das Bild der Ewigkeit, und der Tag ist das Symbol des Lichtes; das Wort ist also das Licht der Menschen (vgl. Joh 1,9), in welchem wir Gott schauen. Es ist also ganz natürlich, dass die Gnade für diejenigen, die geglaubt und gehorcht haben, in überreichem Maß vorhanden ist; gegen diejenigen aber, die ungläubig waren […], die die Wege des Herrn nicht erkannt haben […], gegen sie entbrennt natürlich der Zorn Gottes und droht ihnen. […] Deshalb irrten die Juden in der Wüste umher; sie kamen nicht an den Ort der Ruhe wegen ihres Unglaubens. […] Weil der Herr die Menschen liebt, lädt er sie alle ein, zur „Erkenntnis der Wahrheit“ (1 Tim 2,4) zu gelangen, und er sendet ihnen den Heiligen Geist, den Beistand. […] Hört also, ihr in der Ferne und ihr in der Nähe (vgl. Eph 2,17). Das Wort verbirgt sich vor niemandem. Es ist unser gemeinsames Licht, es scheint allen Menschen. Eilen wir also hin zum Heil, hin zur neuen Geburt [zur Taufe]. Eilen wir, um uns in großer Zahl in einer Herde zu versammeln, in der Einheit der Liebe. Und diese Vielfalt der Stimmen […], die einem einzigen Herrn, dem Wort, gehorsam ist, wird ihre Ruhe in der Wahrheit selbst finden und sagen können: „Abba, Vater“ (Röm 8,15).

Mittwoch, 2 Oktober 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Jetzt fordere eindringlich, dass der Herr Jesus selbst, der höchste Priester, dir die Hand auflegt, damit du auf ewig im Schutz des Höchsten wohnst und weilen kannst im Schatten des Allmächtigen (vgl. Ps 91,1) […] O Jesus, Friedensfürst, Bote des großen Ratschlusses, sei du selbst mir immer der Führer zu meiner Rechten und der Wächter über meine Pilgerfahrt, damit ich nicht in Unruhe gerate und von dir abirre. Sende mir in deiner Gnade deinen heiligen Engel herab vom Himmel, der unter deiner gütigen Achtsamkeit um mich besorgt sein soll und mich in deinem Wohlgefallen lenke. Er möge mich, vollendet auf deinem Weg zu dir selbst zurückführen […] Sei gegrüßt, heiliger Engel Gottes, Behüter meiner Seele und meines Leibes. Nimm mich auf in die Fürsorge deiner getreuesten väterlichen Liebe: durch das allersüßeste Herz Jesu Christi, des Gottessohnes; um der Liebe dessen willen, der dich und mich erschaffen hat; um der Liebe dessen willen, der mich dir in der Taufe anvertraut hat, sodass ich unter deinem Schutz auf einem Pfad ohne Fehl den wilden Strom dieses Lebens durchschreiten kann, bis ich mit dir zusammen voll Freude dahin gelange, wo ich jenes honigfließende Angesicht schauen kann, das du siehst, und diese beglückendste Schönheit herrscherlicher Göttlichkeit, die das Liebliche aller Süße übertrifft […] Ja Jesus, mein herzliebster Hirte, lass mich unwürdiges Schäfchen immer deiner süßesten Stimme folgen und lass mich sie erkennen. Lass mich im süßesten Geruch des lebendigen Glaubens zu den Weiden des ewigen Lebens eilen, wo ich in alle Ewigkeit frei sein und sehen kann, dass du wahrhaft lieblich bist, o mein Herr.

Dienstag, 1 Oktober 2019 : Kommentar Isaak der Syrer 

Wenn jemand für würdig befunden wurde, die Liebe Gottes zu kosten, vergisst er ihrer Süße wegen gewöhnlich alles andere. Denn sobald er diese Liebe einmal gekostet hat, erscheinen ihm alle sichtbaren Dinge uninteressant. Seine Seele nähert sich fröhlich der schönen Menschenliebe, ohne zu unterscheiden. Er lässt sich von ihren Schwächen niemals verunsichern, sie erschrecken ihn nicht, genauso wenig, wie die seligen Apostel, die inmitten allen Übels, das sie von Seiten ihrer Peiniger erdulden mussten, völlig unfähig waren, diese zu hassen und nicht müde wurden, sie zu lieben. Das zeigte sich, als sie zuletzt sogar den Tod auf sich nahmen, um ihnen eines Tages im Himmel wieder zu begegnen. Und doch, es waren dieselben, die kurz zuvor Christus gebeten hatten, Feuer vom Himmel auf die Samariter fallen zu lassen, bloß weil diese ihnen die Unterkunft in ihrem Dorf verweigert hatten. Aber sobald sie die Gabe empfangen hatten, die Liebe Gottes zu kosten, sind sie zur Vollkommenheit gelangt, bis dahin, auch die Bösen zu lieben.

Montag, 30 September 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, dass die Schrift sagt: „Wer nicht liebt, kennt Gott nicht“ (1 Joh 4,8). So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht. Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, dass sie „einen guten Wandel unter den Völkern führen“ (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (vgl. Röm 12,18), so dass sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (vgl. Mt 5,45).

Sonntag, 29 September 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Wurde dieser Arme nur wegen seiner Armut von den Engeln empfangen? Und wurde der Reiche nur wegen seines Reichtums qualvollen Schmerzen ausgeliefert? Nein, lasst es uns richtig verstehen: Es ist die Demut, die im Armen geehrt, und der Stolz, der im Reichen verurteilt wurde. Hier ist, in Kürze, der Beweis dafür, dass es nicht der Reichtum, sondern der Stolz war, der dem Reichen die Strafe einbrachte. Der Arme wurde also in Abrahams Schoß getragen; die Schrift sagt aber von Abraham, dass er viel Gold und Silber besaß und auf Erden reich war (Gen 13,2). Wenn jeder Reiche in die Unterwelt kommt: wie konnte Abraham dann den Armen in seinem Schoß aufnehmen? Das geschah, weil Abraham inmitten seines Reichtums arm, demütig, ehrerbietig und alle Weisungen Gottes gehorsam war. Er erachtete seinen Reichtum für so gering, dass er, als Gott es von ihm verlangte, einwilligte, als Opfer seinen Sohn darzubringen, dem er seinen Reichtum zugedacht hatte (Gen 22,4). Lernt also, arm und bedürftig zu sein, ob ihr nun auf dieser Welt Besitz habt oder nicht. Denn es gibt Bettler, die voller Stolz sind, und Reiche, die ihre Sünden bekennen. „Gott tritt den Stolzen entgegen“, ob sie nun seidene Kleider oder Lumpen tragen; „den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6), ob sie nun die Güter dieser Welt besitzen oder nicht. Gott schaut ins Innere: dort wägt er ab, dort prüft er.

Samstag, 28 September 2019 : Kommentar Origenes

Freilich geht das von allen seinen Wundern und seiner ganzen Hoheit am weitesten über die Bewunderung des menschlichen Geistes und über die schwachen Begriffe des Sterblichen hinaus, dass jene herrliche Gottesmacht, das Wort des Vaters und die Weisheit selbst, in welcher alles, Sichtbares und Unsichtbares geschaffen ist, in der Begrenzung des Mannes, der in Galiläa aufstand, begriffen sein soll: noch mehr, dass die göttliche Weisheit den Schoß einer Frau nicht verschmähte, als Kind geboren wurde und wie andere Menschenkinder wimmerte: dass ebendieser im Todeskampf heftig erschüttert war, wie er selbst bekennt mit den Worten: meine Seele ist betrübt bis in den Tod; dass er zum schmachvollsten Tod, den es unter Menschen gibt, geführt wurde, obgleich er am dritten Tage auferstand […] Die Wahrheit davon menschlichen Ohren vernehmlich zu machen, übersteigt freilich das Maß meines Verdienstes, oder meines Geistes und meiner Beredsamkeit weit; ich glaube sogar […], dass die Erklärung jenes Geheimnisses selbst für die ganze höhere Geisterwelt zu hoch ist.

Freitag, 27 September 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Man muss zugeben, dass eine der schwerwiegendsten Wirkungen der eben erwähnten Säkularisierung darin besteht, dass sie den christlichen Glauben an den Rand der Existenz verbannt hat, als sei er in Bezug auf die konkrete Entfaltung des Lebens der Menschen unnötig. Das Scheitern dieser Art zu leben, „als ob Gott nicht existierte“, steht jetzt allen vor Augen. Heute ist es nötig wiederzuentdecken, dass Jesus Christus nicht eine bloße private Überzeugung oder eine abstrakte Lehre ist, sondern eine reale Person, deren Eintreten in die Geschichte imstande ist, das Leben aller zu ändern. Darum muss die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche in Spiritualität, in Leben „nach dem Geist“ (Röm 8,4f.; vgl. Gal 5,16.25) umgesetzt werden. Es ist bezeichnend, dass der hl. Paulus an der Stelle des Briefes an die Römer, wo er dazu auffordert, den neuen geistigen Gottesdienst zu leben, zugleich an die Notwendigkeit der Änderung der eigenen Art zu leben und zu denken erinnert: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist; was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist“ (12,2). Auf diese Weise unterstreicht der Völkerapostel die Verbindung zwischen dem wahren geistigen Gottesdienst und der Notwendigkeit einer neuen Art, das Dasein wahrzunehmen und das Leben zu führen. Ein wesentlicher Bestandteil der eucharistischen Form des christlichen Lebens ist die Erneuerung des Denkens, um „nicht mehr unmündige Kinder [zu] sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen“ (Eph 4,14).

Donnerstag, 26 September 2019 : Kommentar Hl. Johannes von Damaskus

„Gott hat niemand jemals gesehen. Der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, er hat [ihn] kundgemacht“ (Joh 1,18). Unaussprechlich also ist das göttliche Wesen und unbegreiflich. Denn „niemand kennt den Vater außer der Sohn und niemand den Sohn außer der Vater“ (Mt 11,27). Aber auch der Hl. Geist weiß, was Gottes ist […] Nach der ersten, seligen (= göttlichen) Natur aber hat niemand Gott je erkannt, außer der, dem er sich persönlich geoffenbart […] Gleichwohl hat uns Gott nicht in völliger Unkenntnis gelassen. Denn die Erkenntnis des Daseins Gottes ist von ihm allen von Natur aus eingepflanzt. Aber auch die Schöpfung selbst, deren Erhaltung und Regierung verkündet die Majestät der göttlichen Natur (vgl. Röm 1,20). Ferner hat er sich, zuerst durch Gesetz und Propheten, dann aber auch durch seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, Gott und Heiland Jesus Christus entsprechend unserem Fassungsvermögen erkennbar gemacht. Daher nehmen wir alles an, was uns durch Gesetz und Propheten, Apostel und Evangelisten überliefert ist, studieren und verehren es und suchen nichts darüber hinaus. Gott ist gut, darum ist er der Geber alles Guten […] Da er alles weiß und eines jeden Interesse im Auge hat, so hat er gerade das geoffenbart, dessen Kenntnis in unserem Interesse lag. Was wir jedoch nicht ertragen konnten, hat er verschwiegen. Damit wollen wir uns zufriedengeben; dabei wollen wir bleiben […].

Mittwoch, 25 September 2019 : Kommentar Papst Franziskus

Der Auftrag lautet: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15), denn „die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ (Röm 8,19). Die ganze Schöpfung – das heißt auch alle Aspekte der menschlichen Natur […] Die Lehren der Kirche zu den säkularen Angelegenheiten sind größeren und neuen Entwicklungen unterworfen und mögen Diskussionsgegenstand sein; wir können jedoch nicht vermeiden, konkret zu sein […] Die Hirten haben unter Berücksichtigung der Beiträge der verschiedenen Wissenschaften das Recht, Meinungen über all das zu äußern, was das Leben der Menschen betrifft, da die Evangelisierungsaufgabe eine ganzheitliche Förderung jedes Menschen einschließt und verlangt. Man kann nicht mehr behaupten, die Religion müsse sich auf den Privatbereich beschränken und sie existiere nur, um die Seelen auf den Himmel vorzubereiten. Wir wissen, dass Gott das Glück seiner Kinder, obwohl sie zur ewigen Fülle berufen sind, auch auf dieser Erde wünscht, denn er hat alles erschaffen, „damit sie sich daran freuen können“ (1 Tim 6,17), damit alle sich daran freuen können. Daraus folgt, dass die christliche Umkehr verlangt, „besonders […] all das zu überprüfen, was das Sozialwesen ausmacht und zur Erlangung des Allgemeinwohls beiträgt“. Folglich kann niemand von uns verlangen, dass wir die Religion in das vertrauliche Innenleben der Menschen verbannen, ohne jeglichen Einfluss auf das soziale und nationale Geschehen, ohne uns um das Wohl der Institutionen der menschlichen Gemeinschaft zu kümmern, ohne uns zu den Ereignissen zu äußern, die die Bürger angehen. Wer würde es wagen, die Botschaft des heiligen Franz von Assisi und der seligen Teresa von Kalkutta in ein Gotteshaus einzuschließen und zum Schweigen zu bringen? Sie könnten es nicht hinnehmen. Ein authentischer Glaube – der niemals bequem und individualistisch ist – schließt immer den tiefen Wunsch ein, die Welt zu verändern, Werte zu übermitteln, nach unserer Erdenwanderung etwas Besseres zu hinterlassen.

Dienstag, 24 September 2019 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Wie gerne wäre ich Priester gewesen, um über die Heilige Jungfrau predigen zu können! Ein einziges Mal hätte mir genügt, um alles zu sagen, was ich über diesen Gegenstand denke! Zuerst hätte ich gezeigt, wie wenig man über ihr Leben weiß. Man sollte nicht unwahrscheinliche Dinge sagen oder Dinge, die man nicht weiß, wie zum Beispiel, dass sie, als sie noch ganz klein war, als Dreijährige, in den Tempel gegangen ist, um sich Gott in glühender Liebe und mit ganz außerordentlichen Gefühlen darzubringen; in Wirklichkeit ist sie vielleicht einfach hingegangen, um ihren Eltern zu gehorchen […] Damit mir eine Predigt über die Heilige Jungfrau gefällt und nützt, muss ich ihr Leben vor mir sehen, wie es wirklich war, aber nicht ein erdachtes Leben; und ich bin überzeugt, dass ihr wirkliches Leben ganz einfach gewesen sein muss. Man stellt sie unnahbar dar, aber man müsste sie nachahmbar zeigen, ihre Tugenden aufzeigen, sagen, dass sie aus dem Glauben lebte wie wir, die Beweise aus dem Evangelium dafür anführen, wo wir lesen: „Sie verstanden nicht, was Er zu ihnen sagte“ (vgl. Lk 2,50). Und diese andere, nicht minder geheimnisvolle Stelle: „Seine Eltern waren voll Bewunderung über das, was man über Ihn sagte“ (vgl. Lk 2,33). Diese Bewunderung setzt ein gewisses Staunen voraus, finden Sie nicht, Mütterchen? Man weiß, dass die Heilige Jungfrau die Königin des Himmels und der Erde ist, aber sie ist mehr Mutter als Königin, und man sollte nicht ihrer Vorzüge wegen sagen, sie verdunkle die Herrlichkeit sämtlicher Heiligen, wie die Sonne bei ihrem Aufgang die Sterne zum Verschwinden bringt. Mein Gott, ist das merkwürdig! Eine Mutter, die den Glanz ihrer Kinder zum Verschwinden bringt! Ich denke genau das Gegenteil, ich glaube, sie wird den Glanz der Auserwählten noch stark erhöhen. Es ist gut, dass man von ihren Vorzügen spricht, aber man sollte nicht ausschließlich von ihnen sprechen […] Wer weiß, ob das nicht manche Seele soweit bringt, dass sie schließlich einem dermaßen überlegenen Geschöpf gegenüber eine gewisse Entfremdung fühlt und sich sagt: „Wenn das so ist, dann kann man sich besser in eine kleine Ecke verziehen und dort leuchten, so gut man eben kann!“ Die Heilige Jungfrau hatte uns voraus, dass sie nicht sündigen konnte, dass sie frei war vom Makel der Erbsünde, aber andrerseits hat sie auch wieder weniger Glück gehabt als wir, denn sie hat keine Heilige Jungfrau zum Lieben gehabt, und das ist eine so große Seligkeit mehr für uns […]!

Montag, 23 September 2019 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Das Licht auf dem Leuchter ist unser Herr Jesus Christus, das wahre Licht des Vaters, „das in die Welt kam und jeden Menschen erleuchtet“ (vgl. Joh 1,9). Mit anderen Worten, es ist die Weisheit und das Wort des Vaters. Indem er unser Fleisch annahm, ist er wirklich „das Licht“ der Welt geworden und wurde auch so genannt. Es wird in der Kirche gefeiert und gerühmt durch unseren Glauben und unsere Frömmigkeit. So wird es sichtbar für alle Nationen und „leuchtet allen im Haus“, das heißt für die ganze Welt, gemäß seinem Wort: „Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus“ (Mt 5,15). Wie wir sehen, nennt Christus sich selbst eine Leuchte. Seinem Wesen nach Gott, ist er dem Heilsplan gemäß Fleisch geworden, ein Licht, das – wie in einem Gefäß – im Fleisch enthalten ist […] Daran dachte David, als er sagte: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ (Ps 119,105). Weil er die Finsternis der menschlichen Unwissenheit und Bosheit vertreibt, wird mein Retter und Gott in der Heiligen Schrift eine Leuchte genannt. Weil er allein die Finsternis der Unwissenheit vernichten und die Dunkelheit der Sünde zerstreuen kann, ist er für alle zum Weg des Heils geworden. Er führt jene zum Vater, die durch Erkenntnis und Tugendhaftigkeit mit ihm auf dem Pfad der Gebote sowie auf dem Weg der Gerechtigkeit wandeln. Der Leuchter ist die heilige Kirche; denn das Wort Gottes erglänzt durch ihre Verkündigung. So können die Strahlen seiner Wahrheit die ganze Welt erleuchten […] Aber unter einer Bedingung: Man darf das Licht nicht unter dem Buchstaben des Gesetzes verbergen. Wer am Buchstaben der Schrift klebt, lebt nach dem Fleisch: Er stülpt ein Gefäß über das Licht. Wenn es dagegen auf den Leuchter, die Kirche, gestellt wird, erleuchtet es alle Menschen.

Sonntag, 22 September 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

„Kein Sklave kann zwei Herren dienen“. Nicht, dass es zwei geben würde: es gibt nur einen Herrn. Denn selbst wenn es Leute gibt, die dem Geld dienen, so besitzt dieses doch kein Recht, Herr zu sein. Jene laden sich vielmehr selbst das Joch dieser Sklaverei auf. Tatsächlich hat das Geld keine legitime Macht, sondern lässt eine ungerechte Sklaverei entstehen. Darum sagt Jesus: „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons“, damit wir durch unsere Großzügigkeit gegenüber den Armen die Gunst der Engel und Heiligen erlangen. Der Verwalter wird nicht kritisiert: Wir lernen daraus, dass wir keine Herren, sondern vielmehr Verwalter der Reichtümer eines anderen sind. Obwohl er gefehlt hat, wird er gelobt, denn indem er anderen im Namen seines Herrn Schulden erlässt, schafft er sich Unterstützung. Und Jesus sprach sehr richtig vom „ungerechten Reichtum“, denn die Habsucht versucht unser Herz durch die mannigfachen Lockungen des Reichtums zu verleiten, auf dass wir willentliche Sklaven des Reichtums würden. Deshalb sagt er: „Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben?“ (Lk 16,12). Reichtum ist uns fremd, weil er außerhalb unserer Natur liegt. Er wird nicht mit uns geboren und folgt uns nicht im Tod. Christus dagegen gehört zu uns, weil er das Leben ist […] Seien wir also keine Sklaven äußerer Güter, da wir einzig Christus als Herrn anerkennen sollen.

Samstag, 21 September 2019 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

„Jesus sah einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach!“ Er sah ihn nicht so sehr mit seinen leiblichen Augen als vielmehr mit dem inneren Blick seines Erbarmens […] Er sah den Zöllner, und da er ihn mit einem mitleidvollen Blick sah, mit einem auserwählenden Blick, „sagte er zu ihm: Folge mir nach!“, das heißt: Ahme mich nach. Indem er ihn aufforderte, ihm zu folgen, lud er ihn weniger dazu ein, hinter ihm herzugehen, als vielmehr zu leben wie er; denn „wer sagt, dass er in Christus bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat“ (vgl. 1 Joh 2,6) […] Matthäus „stand auf und folgte ihm“. Es ist nicht erstaunlich, dass der Zöllner beim ersten Aufruf des Herrn, der so voller Autorität war, seine Jagd nach irdischem Gewinn aufgab und, indem er auf die Güter dieser Welt verzichtete, den erwählte, den er ohne jeglichen Reichtum sah. Denn der Herr, der ihn von außen rief durch sein Wort, berührte ihn im Innersten seiner Seele, indem er dort das Licht der Gnade erstrahlen ließ. Dieses Licht ließ Matthäus verstehen, dass jener, der ihn aufrief, die materiellen Güter auf Erden zu verlassen, ihm einen unvergänglichen Schatz im Himmel geben konnte (vgl. Mt 6,20) […] „Als Jesus im Haus des Zöllners beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern“: Die Umkehr eines einzigen Zöllners hat den Weg der Buße und Vergebung für viele Zöllner und Sünder geöffnet […] Was für ein schönes Vorzeichen! Im Augenblick seiner Bekehrung führt einer, der später Apostel und Lehrer unter den Heiden sein sollte, eine ganze Schar von Sündern mit sich auf den Weg des Heils.

Freitag, 20 September 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht“ (Joh 4,10), sagt Jesus zu der Samariterin in einem jener wunderbaren Gespräche, die beweisen, wieviel Achtung er der Würde jeder Frau und ihrer Berufung, die ihr die Teilnahme an seiner messianischen Sendung erlaubt, entgegenbringt […] Im Marianischen Jahr möchte die Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit für das „Geheimnis der Frau“ und für jede Frau Dank sagen – für das, was das ewige Maß ihrer weiblichen Würde ausmacht, für „Gottes große Taten“, die im Verlauf der Generationen von Menschen in ihr und durch sie geschehen sind. Hat sich schließlich nicht in ihr und durch sie ereignet, was zum Großartigsten in der Geschichte des Menschen auf Erden gehört – die Menschwerdung Gottes selbst? Die Kirche sagt also Dank für alle Frauen und für jede einzelne: für die Mütter, die Schwestern, die Ehefrauen; für die Frauen, die sich in der Jungfräulichkeit Gott geweiht haben; für die Frauen, die sich den unzähligen Menschen widmen, die die selbstlose Liebe eines anderen Menschen erwarten; für die Frauen, die in ihrer Familie, dem grundlegenden Zeichen menschlicher Gemeinschaft, über das menschliche Dasein wachen; für die Frauen, die berufstätig sind und oft schwere soziale Verantwortung zu tragen haben […] Die Kirche sagt Dank für alle Äußerungen des weiblichen „Geistes“, die sich im Laufe der Geschichte bei allen Völkern und Nationen gezeigt haben; sie sagt Dank für alle Gnadengaben, mit denen der Heilige Geist die Frauen in der Geschichte des Gottesvolkes beschenkt […] Gleichzeitig bittet die Kirche darum, dass diese unschätzbaren „Offenbarungen des Geistes“, (vgl. 1 Kor 12,4ff.) […] sorgfältig anerkannt und gewertet werden, damit sie gerade in unserer Zeit der Kirche und der ganzen Menschheit „zum gemeinsamen Nutzen“ gereichen.

Donnerstag, 19 September 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Gertrud erkannte: Wer sich Gott anempfiehlt, indem er ihn um Bewahrung vor der Sünde bittet, den wird, falls er auch nach dem verborgenen Ratschluss Gottes vor den Menschen in irgendeinem Stück schwer zu fehlen scheint, dennoch die Gnade Gottes wie ein Stab stützen und er kann zu jeder Zeit viel leichter zurückkehren […] Einmal stellte sie sich vor den Herrn und begehrte seinen Segen. Nachdem sie diesen erlangt hatte, schien auch der Herr von ihr Segnung zu verlangen. Hieraus erkannte sie, dass der Mensch den Herrn dann segnet oder lobpreist, wenn er in Gedanken Reue erweckt, dass er seinen Schöpfer jemals beleidigt hat, und dessen Hilfe anfleht, um künftig die Sünden zu meiden. Auf diese Lobpreisung neigt der Herr der Himmel voll Huld sich tief herab und zeigt, dieselbe werde ihm so wohlgefällig sein, als wenn seine ganze Seligkeit hierdurch vervollkommnet würde […] Ein andermal sagte sie wegen der Schwierigkeit eines Werkes zu Gott dem Vater: „O Herr! ich opfere dir dieses Werk auf durch deinen eigeborenen Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes zur ewigen Verherrlichung.“ Als Wirkung dieses Wortes erkannte sie, dass durch eine solche Absicht alles, was aufgeopfert wird, über menschliche Schätzung wunderbar geadelt wird. Gleichwie nämlich grün erscheint, was durch grünes Glas, und rot, was durch rotes gesehen wird: So ist alles, was durch seinen eingeborenen Sohn ihm dargebracht wird, Gott dem Vater überaus angenehm und wohlgefällig.

Mittwoch, 18 September 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet – das am meisten überraschende Attribut des Schöpfers und des Erlösers – und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, welche sie hütet und aus denen sie austeilt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der ständigen Betrachtung des Wortes Gottes zu und vor allem der bewussten, mit innerer Reife vollzogenen Feier der Eucharistie und des Sakraments der Buße oder Versöhnung. Die Eucharistie nähert uns ja immer mehr jener Liebe, die mächtiger ist als der Tod: „Sooft wir von diesem Brot essen und aus diesem Kelch trinken“, verkünden wir nicht nur den Tod des Erlösers, sondern auch seine Auferstehung, „bis er kommt“ in Herrlichkeit. Die gleiche Eucharistiefeier, die zum Gedächtnis dessen gefeiert wird, der uns in seiner messianischen Sendung durch sein Wort und sein Kreuz den Vater geoffenbart hat, beweist die unerschöpfliche Liebe, durch die er immer danach strebt, sich mit uns zu verbinden und mit uns eins zu werden, indem er allen Menschenherzen entgegenkommt. Das Sakrament der Buße oder Versöhnung ebnet dabei den Weg zu jedem Menschen selbst dann, wenn er mit schwerer Schuld beladen ist. In diesem Sakrament kann jeder Mensch auf einzigartige Weise das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe, die mächtiger ist als die Sünde.

Montag, 16 September 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben, denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen. Gott hört nie auf, ihn an sich zu ziehen. Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht […] Von jeher geben die Menschen durch ihre Glaubensanschauungen und religiösen Verhaltensweisen (wie Gebet, Opfer, Kult und Meditation) ihrem Suchen nach Gott mannigfach Ausdruck. Diese Ausdrucksweisen können mehrdeutig sein, sind aber so allgemein vorhanden, dass man den Menschen als ein religiöses Wesen bezeichnen kann […] Diese „innigste und lebenskräftige Verbindung mit Gott“ (GS 19,1) kann jedoch vom Menschen vergessen, verkannt, ja ausdrücklich zurückgewiesen werden. Solche Haltungen können verschiedenste Ursachen haben (vgl. GS 19–21): Auflehnung gegen das Übel in der Welt, religiöse Unwissenheit oder Gleichgültigkeit, irdische Sorgen und Reichtum (vgl. Mt 13,22), schlechtes Beispiel der Gläubigen, religionsfeindliche Denkströmungen und schließlich die Neigung des sündigen Menschen, sich aus Angst vor Gott zu verbergen (vgl. Gen 3,8–10) und vor dem Ruf des Herrn zu fliehen (vgl. Jona 1,3). „Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen“ (Ps 105,3). Mag auch der Mensch Gott vergessen oder zurückweisen, hört Gott doch nicht auf, jeden Menschen zu rufen, damit dieser ihn suche und dadurch lebe und sein Glück finde. Dieses Suchen fordert aber vom Menschen die ganze Anstrengung des Denkens und die gerade Ausrichtung des Willens, „ein aufrichtiges Herz“, und auch das Zeugnis anderer, die ihn lehren, Gott zu suchen. „Groß bist du, Herr, und überaus lobwürdig; groß ist deine Stärke und unermesslich deine Weisheit. Und loben will dich der Mensch, der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist, der Mensch, der seine Sterblichkeit mit sich herumträgt und in ihr das Zeugnis seiner Sündhaftigkeit und das Zeugnis, dass du den Stolzen widerstehst. Und dennoch will er dich loben, der Mensch, der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist. Du treibst uns an, so dass wir mit Freuden dich loben, denn du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir“ (hl. Augustinus, conf. 1,1,1).

Sonntag, 15 September 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Da die Schwäche der Menschen nicht in der Lage ist, beständig sicheren Schrittes in dieser spiegelglatten Welt fortzuschreiten, zeigt dir der gute Mediziner die Arzneimittel gegen die Verirrung, und der barmherzige Richter weist die Hoffnung auf Vergebung nicht zurück. Nicht ohne Grund hat der hl. Lukas drei aufeinander folgende Gleichnisse angeboten: das Schaf, das sich verirrt hatte und wiedergefunden wurde, die Drachme, die verloren ging und die man wiederfand, der Sohn, der tot war und wieder lebendig wurde. Diese dreifache Medizin verpflichtet uns dazu, unsere Wunden zu behandeln […] Das erschöpfte Schaf wurde durch den Hirten zurückgebracht; die verlorene Drachme wurde wiedergefunden; der Sohn kehrt um und kommt zu seinem Vater zurück, voll Reue über seine Verirrung […] Freuen wir uns also darüber, dass das Schaf, das sich in Adam verirrt hatte, in Christus wieder aufgehoben wurde. Die Schultern Christi sind die Arme des Kreuzes; dort habe ich meine Sünden abgeladen, an diesem Schandpfahl habe ich meine Ruhe gefunden. Dieses Schaf ist seiner Natur nach ein einziges, doch nicht in seinen Personen, denn wir alle bilden einen einzigen Leib, bestehen aber aus vielen Gliedern. Deshalb steht geschrieben: „Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm“ (1 Kor 12,27). „Der Menschensohn ist gekommen, um zu retten, was verloren war“ (vgl. Lk 19,10), das heißt alle Menschen, denn „wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht“ (1 Kor 15,22) […] Es ist auch nicht gleichgültig, dass diese Frau sich freut, das Geldstück wiedergefunden zu haben: Es bedeutet nicht wenig, dieses Geldstück mit dem Bild eines Fürsten. Ebenso ist das Bild des Königs der Reichtum der Kirche. Wir sind Schafe: beten wir also, dass der Herr uns zum Ruheplatz am Wasser führen wird (vgl. Ps 23(22),2). Wir sind Schafe: bitten wir um Weideplätze. Wir sind das Geldstück: bewahren wir unseren Wert. Wir sind Sohn: kehren wir zum Vater zurück.

Freitag, 13 September 2019 : Kommentar Nachfolge Christi

Wenn ein Mensch sich über seine Fehler demütigt, besänftigt er die anderen leicht und versöhnt, die ihm zürnen. Den Demütigen schützt und rettet Gott, er liebt und tröstet ihn. Zum Demütigen lässt er sich herab, ihm schenkt er reiche Gnade und hebt ihn aus seiner Niedergeschlagenheit empor zum Ruhm. Dem Demütigen entschleiert er seine Geheimnisse, ihn lädt er sanft zu sich und zieht ihn an sich. Der Demütige lebt in Frieden trotz der erlittenen Schmach, denn er gründet in Gott, nicht in der Welt […] Schaffe zuerst Frieden in dir, dann kannst du andere zum Frieden führen. Ein Friedfertiger stiftet mehr Nutzen als ein Gelehrter. Ein Leidenschaftlicher kehrt selbst das Gute ins Böse, er glaubt das Böse leicht. Ein guter, friedfertiger Mensch wendet alles zum Guten. Wer im Frieden lebt, wähnt von keinem Arges. Wer mit sich selbst im Streite steht, den treibt bald der, bald jener Wahn, er hat keine Ruhe und lässt auch den Nachbarn nicht in Frieden. Er redet oft, was er nicht reden sollte, und versäumt, was er besser hätte tun sollen. Er stellt fest, was andere zu tun gehalten sind, und vergisst seine eigene Pflicht. Ereifere dich zunächst über dich selbst, und dann magst du dich um deinen Nächsten verwenden.

Samstag, 14 September 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

O du Weisheit, was für ein Spiel führst du zu Ende, mit was für einer scherzenden Rede umkreist du meinen Jesus. Vollständig entblößt du den König der Herrlichkeit, machst ihn zu einer Schaustellung der Schande. Du bindest den Kaufpreis für die ganze Welt an eine Säule. Du als Einzige wägst ab und entscheidest darüber, welchen Wert das Sakrament haben soll, das die Schuld sämtlicher Gesetzesübertretung tilgen kann. Du bist es, die am Kreuz das Leben aller von der Erde aus erhöht, damit es in seinem Tod alles an sich zieht und lebendig macht. O Liebe, du weise, was für ein Verband bereitest du als Heilmittel gegen den allgemeinen Untergang. O was für ein Wundpflaster legst du auf, damit du die Wunden aller heilst. O Liebe, dein Beschluss wird die Hilfe für die Verlorenen. Den Unschuldigen verdammst du, damit du den elenden Angeklagten zum Heil führen kannst. Unschuldiges Blut vergießt du, damit du die zürnende Gerechtigkeit besänftigen kannst und den Armen und Mittellosen einen milden Vater verschaffst. O du weise Liebe, dein Spruch ist das erlösende Wort für die Elenden. Du betreibst die Sache des Friedens. Dem Einspruch des Erbarmens schenkst du Gehör. Der Not eines jeden kommst du mit klugem Ratschlag zu Hilfe, mit dem gütigsten Willen deiner Milde. Du setzt dem allgegenwärtigen Elend ein Ende durch das herrliche Werk deiner Barmherzigkeit. O Liebe, es ist dieser Gedanke von dir, der den Verlorenen die Gelegenheit für das Heil bietet. Schau her, o Weisheit, schon steht dein Vorratskeller offen, erfüllt von deiner Güte. Ja, schau mich doch an, mich, den Angeklagten, der draußen vor der Tür deiner erbarmenden Liebe steht. Ja, fülle doch das dünne Mäntelchen meiner Armut mit dem Segen deiner Süße. Sieh her, vor dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht. Ja, wenn sich doch nur ein kleines Schloss zu deiner Fülle öffnete. Lehre mein Herz deine lauteren Pläne, deine klaren Anordnungen, deine verlässlichen Gesetze. (Ps 19,8) Lass mich an deine Gebote denken und danach handeln. Mein Jesus, handle an mir nicht nach meinen Sünden und vergilt mir nicht nach meiner Schuld. (Ps 103,10.18) Ja, und so wie du mir durch dein Blut wahrhaft verziehen hast, so mache für mich durch die Kraft deines kostbaren Kreuzes allen Lebensverlust wieder gut.

Donnerstag, 12 September 2019 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Meine Tochter, wenn ich Sie recht verstehe, meinen Sie, dass es besser sei, eine Zurechtweisung schweigend zu ertragen, als uns zu verteidigen, wenn uns jemand ungerechtfertigt einen Fehler vorwirft. Oh, ich bin gewiss Ihrer Meinung, dass es angemessener ist, so zu handeln, vorausgesetzt, dass das Schweigen keine Sünde ist oder die Interessen des Nächsten beeinträchtigt. So ahmen wir unseren Herrn nach. Wie viele Menschen haben ihn doch angeklagt, sein Leben verurteilt, seine Lehre missbilligt, ihn auf abscheuliche Weise verhöhnt! Doch er hat sich kein einziges Mal gerechtfertigt. Sie führten ihn vor Pilatus und Herodes, er aber sagte nichts zu seiner Verteidigung. Schließlich ließ er sich ans Kreuz nageln. Es gibt nichts Besseres, als seinem Bespiel zu folgen. Meine lieben Schwestern, ich möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit eines sagen: Ich habe es noch nie erlebt, dass jemand Nachteile erlitten habe, weil er sich nicht gerechtfertigt hat. Niemals. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Fall aufzuklären. Wenn man uns einen Fehler zuschreibt, den wir nicht begangen haben, so ist es nicht unsere Aufgabe, uns zu verteidigen. Meine Töchter, Gott möchte, dass wir das Urteil ihm überlassen. Er wird zu gegebener Zeit sehr wohl wissen, die Wahrheit kundzutun. Ja, wenn Sie nur wüssten, wie gut es ist, ihm alle Sorgen zu überlassen, dann hätten Sie keinen Grund, sich zu rechtfertigen. Gott sieht, was uns auferlegt wird; und er lässt es zu, um unsere Treue zu prüfen. Er weiß, wie Sie es annehmen; er kennt den Nutzen, den Sie daraus ziehen werden, oder den Schaden, den Sie damit anrichten. Wenn er also zulässt, dass man Sie angeklagt, dann wird er später auch die Wahrheit offenbaren. Dies ist ein wahrer und zuverlässiger Grundsatz, meine Töchter: Gott rechtfertigt die, welche nicht meinen, sich selbst rechtfertigen zu müssen.

Mittwoch, 11 September 2019 : Kommentar Hl. Paul VI.

Hier muss man freilich das Geheimnis der unergründlichen Freude, die in Christus lebt und ihm eigen ist, gebührend beachten […] Wenn Jesus einen solchen Frieden, eine derartige Sicherheit und Zuversicht, Freude und Verfügbarkeit ausstrahlt, dann ist das in der unaussprechlichen Liebe begründet, mit der er sich von seinem Vater geliebt weiß. Seit seiner Taufe an den Ufern des Jordan wird diese Liebe, die vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung in ihm gegenwärtig ist, offenbar: „Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich mein Wohlgefallen“ (Lk 3,22). Diese Gewissheit ist dem Bewusstsein Jesu unauslöschlich eingeprägt. Es ist eine Gegenwart, aufgrund der er sich nie allein fühlt (Joh 16,32). Ein innerstes Wissen erfüllt ihn: „Der Vater kennt mich, und ich kenne den Vater“ (Joh 10,15). Es ist ein ständiger und vorbehaltloser Austausch: „Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein“ (Joh 17,10) […] „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24). Gemeint ist jene nicht mitteilbare Liebesbeziehung, die mit seiner Existenz als Sohn gegeben ist und das Geheimnis des trinitarischen Lebens bildet: der Vater erscheint darin als derjenige, der sich dem Sohn schenkt, ohne Vorbehalt und unaufhörlich, aus überströmender hochherziger Freude; der Sohn hingegen als der, welcher sich auf gleiche Weise dem Vater hinschenkt, in überströmend dankbarer Freude, im Heiligen Geist. Die Jünger und alle, die an Christus glauben sind aufgerufen, an dieser Freude teilzunehmen. Jesus will, dass sie seine Freude in Fülle in sich tragen (vgl. Joh 17,13): „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart und werde ihn offenbaren, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (Joh 17,26). Diese Freude, in der Liebe Gottes zu verweilen, beginnt schon hier auf Erden. Es ist die Freude des Reiches Gottes. Sie wird aber nur auf einem steilen Weg geschenkt, der vollkommenes, uneingeschränktes Vertrauen in den Vater und den Sohn und eine Vorliebe für das Reich Gottes erfordert. Die Botschaft Jesu verheißt vor allem Freude, eine anspruchsvolle Freude. Wird sie nicht in den Seligpreisungen offenbar? „Wohl euch, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Wohl euch, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet satt werden. Wohl euch, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen“ (Lk 6,20−21).

Dienstag, 10 September 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Die einzelne Menschenseele ein Tempel Gottes – das eröffnet uns einen ganz neuen großen Ausblick. Das Gebetsleben Jesu sollte der Schlüssel zum Verständnis des Gebetes der Kirche sein. Wir sahen: Christus hat an dem öffentlichen und verordneten Gottesdienst seines Volkes (d. h. an dem, was man als „Liturgie“ zu bezeichnen pflegt) teilgenommen […] eben damit hat er die Liturgie des Alten Bundes in die des Neuen Bundes übergeführt. Aber Jesus hat nicht nur am öffentlichen und verordneten Gottesdienst teilgenommen. Vielleicht noch häufiger als davon berichten die Evangelien von einsamem Gebet in der Stille der Nacht, auf freier Bergeshöhe, in der menschenfernen Wüste. Vierzig Tage und Nächte des Gebets gingen der öffentlichen Wirksamkeit Jesu, voraus. Ehe er seine zwölf Apostel auswählte und entsandte, zog er sich zum Gebet in die Bergeseinsamkeit zurück. Durch seine Ölbergstunde bereitete er sich auf den Gang nach Golgotha vor. Was er in dieser schwersten Stunde seines Lebens zum Vater emporrief, ist uns in einigen kurzen Worten offenbart worden. Worte, die uns als Leitsterne gegeben sind für unsere Ölbergstunden. „Vater, wenn du willst, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Sie sind wie ein Blitz, der für einen Augenblick das innerste Seelenleben Jesu vor uns aufleuchten lässt, das unergründliche Geheimnis seines gottmenschlichen Seins und seiner Zwiesprache mit dem Vater. Sicherlich war diese Zwiesprache eine lebenslange, niemals unterbrochene.

Montag, 9 September 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus ist „am ersten Tag der Woche“ (Mk 16,2) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag“ erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt (vgl. Mk 16,1; Mt 28,1), bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“ [hè kyriakè heméra, dies dominica], zum „Sonntag“ […] Der Sonntag unterscheidet sich ausdrücklich vom Sabbat, anstelle dessen er, in Erfüllung des Sabbatgebotes, von den Christen allwöchentlich am Folgetag des Sabbats gefeiert wird. Der Sonntag erfüllt im Pascha Christi den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbats und kündigt die ewige Ruhe des Menschen in Gott an.

Sonntag, 8 September 2019 : Kommentar Johannes Cassianus

Einige, die, um Christus nachzufolgen, ein beträchtliches Vermögen, enorme Gold- und Silbermengen und herrliche Landgüter verachtet hatten, haben sich später von einem Radiermesser, von einer Ahle, von einer Nadel, von einer Schreibfeder anziehen lassen […] Nachdem sie alle ihre Reichtümer um der Liebe Christi willen verteilt haben, halten sie an ihrer alten Leidenschaft fest und richten sie auf Nichtigkeiten, schnell zum Zorn bereit, wenn es darum geht, sie zu verteidigen. Weil sie nicht die Liebe besitzen, von der der hl. Paulus spricht, ist ihr Leben mit Unfruchtbarkeit geschlagen. Der selige Apostel hat dieses Unglück vorhergesehen: „Und wenn ich meine ganze Habe zur Nahrung für die Armen verschenkte und meinen Leib den Flammen übergäbe, aber die Liebe nicht habe, nützt es mir nichts“ (vgl. 1 Kor 13,3). Das ist ein offensichtlicher Beweis dafür, dass man allein durch den Verzicht auf jeden Reichtum und die Verachtung von Ehren nicht schon mit einem Schlag vollkommen wird, wenn man sich nicht mit jener Liebe verbindet, deren verschiedene Seiten der Apostel beschreibt. Sie ist jedoch nur vorhanden in der Reinheit des Herzens. Denn Neid, Prahlerei, Zorn und Zügellosigkeit zu verwerfen, nicht die eigenen Interessen zu suchen, sich nicht am Unrecht zu freuen, das Böse nicht nachzutragen und vieles andere mehr (vgl. 1 Kor 13,4–6): Was ist das anderes, als Gott ständig ein vollkommenes und ganz reines Herz darzubieten und es von jeder Regung der Leidenschaft unversehrt zu bewahren? Die Reinheit des Herzens will also die einzige Prägung unserer Handlungen und unserer Wünsche sein.

Samstag, 7 September 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Als liebende Mutter hält die Kirche es für ihre Aufgabe, das Heilswerk ihres göttlichen Bräutigams an bestimmten Tagen das Jahr hindurch in heiligem Gedenken zu feiern. In jeder Woche begeht sie an dem Tag, den sie Herrentag genannt hat, das Gedächtnis der Auferstehung des Herrn, und einmal im Jahr feiert sie diese Auferstehung zugleich mit dem seligen Leiden des Herrn an Ostern, ihrem höchsten Fest […] Indem sie so die Mysterien der Erlösung feiert, erschließt sie die Reichtümer der Machterweise und der Verdienste ihres Herrn, so dass sie jederzeit gewissermaßen gegenwärtig gemacht werden und die Gläubigen mit ihnen in Berührung kommen und mit der Gnade des Heiles erfüllt werden […] Aus apostolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag Christi zurückführt, feiert die Kirche Christi das Pascha-Mysterium jeweils am achten Tage, der deshalb mit Recht Tag des Herrn oder Herrentag genannt wird. An diesem Tag müssen die Christgläubigen zusammenkommen, um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen, der sie „wiedergeboren hat zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1 Petr 1,3). Deshalb ist der Herrentag der Ur-Feiertag, den man der Frömmigkeit der Gläubigen eindringlich vor Augen stellen soll, auf dass er auch ein Tag der Freude und der Muße werde.

Freitag, 6 September 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Möge die Seele sich erinnern: Der Bräutigam ist es, der sie zuerst gesucht und zuerst geliebt hat. Er ist die Quelle ihrer eigenen Suche und ihrer eigenen Liebe […] „Ich suchte ihn, den meine Seele liebt“ (vgl. Hld 3,1), sagt die Braut [des Hoheliedes]. Ja, zu dieser Suche lädt dich die zuvorkommende Zärtlichkeit desjenigen ein, der dich zuerst gesucht und geliebt hat. Du würdest ihn nicht suchen, wenn er dich nicht zuerst gesucht hätte. Du würdest ihn nicht lieben, wenn er dich nicht zuerst geliebt hätte. Nicht ein einzelner Segen des Bräutigams ist es, der dich vorbereitet hat, sondern zwei: Er hat dich geliebt, er hat dich gesucht. Die Liebe ist die Ursache für seine Suche; seine Suche ist die Frucht seiner Liebe, sie ist auch der versprochene Lohn. Du wirst von ihm geliebt, so dass du ihm nicht unterstellen kannst, er würde dich suchen, um dich zu bestrafen. Du wirst von ihm gesucht, so dass du dich nicht beklagen kannst, du würdest nicht wirklich geliebt. Diese zweifache Erfahrung seiner Zärtlichkeit hat dich mit Kühnheit erfüllt: Sie hat alle Scham verjagt, sie hat dich bewegt, zu ihm zurückzukehren, sie hat deinen Schwung gesteigert. Daher dieser Eifer, daher diese Glut, „den zu suchen, den deine Seele liebt“, denn offensichtlich hättest du ihn nicht suchen können, wenn er dich nicht zuerst gesucht hätte; und nun, da er dich sucht, kannst du nicht anders, als ihn zu suchen.

Donnerstag, 5 September 2019 : Kommentar Papst Franziskus

Die Verkündigung des Petrus und der Apostel besteht nicht nur aus Worten, sondern die Treue zu Christus geht ihr Leben selbst an; es wird verändert, erhält eine neue Richtung, und gerade mit ihrem Leben geben sie für den Glauben und die Verkündigung Christi Zeugnis […] Doch dies gilt für alle: Das Evangelium muss verkündet und bezeugt werden. Jeder müsste sich fragen: Wie bezeuge ich Christus mit meinem Glauben? Habe ich den Mut Petri und der anderen Apostel, als Christ zu denken, zu entscheiden und zu leben, indem ich Gott gehorche? Gewiss, das Zeugnis für den Glauben kennt viele Formen, wie es in einem großen Gemälde die Vielfalt der Farben und der Schattierungen gibt; aber alle sind wichtig, auch diejenigen, die nicht augenfällig sind. Im großen Plan Gottes ist jedes Detail wichtig, auch dein, auch mein kleines demütiges Zeugnis, auch das verborgene dessen, der in Einfachheit seinen Glauben im Alltag der Beziehungen in Familie, Arbeit und Freundschaft lebt. Es gibt die Heiligen des Alltags, die „verborgenen“ Heiligen, eine Art „Mittelklasse der Heiligkeit“ […] zu der wir alle gehören können. Doch in verschiedenen Teilen der Welt gibt es auch die, welche wie Petrus und die Apostel für das Evangelium leiden; die ihr Leben hingeben, um Christus treu zu bleiben, und dieses Zeugnis mit ihrem Blut bezahlen. Erinnern wir uns alle gut daran: Man kann das Evangelium Jesu nicht ohne das konkrete Lebenszeugnis verkünden. Wer uns hört und uns sieht, muss in unserem Tun das lesen können, was er aus unserem Mund hört, und Gott die Ehre geben! Da kommt mir jetzt ein Rat in den Sinn, den der heilige Franziskus von Assisi seinen Mitbrüdern gab: „Verkündet das Evangelium und, sollte es nötig sein, auch mit Worten!“

Mittwoch, 4 September 2019 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Niemals jedoch möge Gott zulassen, dass wir einen solchen Meister wie diesen vergessen, der uns dieses Gebet mit so viel Liebe und so innigem Verlangen, uns zu helfen, gelehrt hat! […] so wisst ihr ja, dass Seine Majestät uns lehrt, in der Einsamkeit zu beten. So tat er selbst es immer, wenn er betete, jedoch nicht, weil er es brauchte, sondern zu unserer Belehrung. Wie gesagt, es ist unmöglich, gleichzeitig mit Gott und mit der Welt zu reden. Gerade das tun wir jedoch, wenn wir beten und dabei darauf achten, was um uns herum gesprochen wird, oder unsere Gedanken umherschweifen lassen, ohne uns immer wieder neu um Sammlung zu mühen. Es kann jedoch Zeiten geben, wo man sich trotz aller Anstrengung nicht sammeln kann, sei es aufgrund schlechter Gemütsstimmung, vor allem bei einem melancholischen Naturell, oder weil der Kopf wie leer ist oder schmerzt. Auch können Tage kommen, an denen Gott über seine Diener zu ihrem Besten schwere innere Stürme hereinbrechen lässt; obwohl sie darunter leiden und versuchen, innerlich zur Ruhe zu kommen, vermögen sie trotz aller Mühe nicht bei dem zu sein, was sie beten; ihr Verstand kann sich auf nichts konzentrieren und schweift wie ein Rasender umher. An dem Schmerz, den der Betreffende darüber empfindet, wird er erkennen, dass er keine Schuld daran trägt. Um seinen Zustand nicht noch zu verschlimmern, soll er sich nicht quälen […] [Er] verschaffe seiner kranken Seele Linderung, indem er sich einem anderen guten Werk widmet. Dies gilt für Personen, die bereits über sich selbst wachen und verstanden haben, dass sie nicht mit Gott und der Welt zugleich sprechen dürfen.

Dienstag, 3 September 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels (vgl. Augustinus, lib. 1,1,1; Thomas v. A., s. th. 1–2,79,1). Er lässt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen […] Aus dem schlimmsten moralischen Übel, das je begangen worden ist, aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes, hat Gott im Übermaß seiner Gnade (vgl. Röm 5,20) das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung. Freilich wird deswegen das Böse nicht zu etwas Gutem. „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28). Das bezeugen die Heiligen immer wieder: Die heilige Katharina von Siena sagt deshalb „zu denen, die an dem, was ihnen zustößt, Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen“: „Alles geht aus Liebe hervor, alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet. Gott tut nichts außer mit diesem Ziel“ (dial. 138) […] Und Juliana von Norwich sagt: „Durch die Gnade Gottes wurde ich inne, dass ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muss, dass alles, wie es auch sein mag, gut sein wird. … Und du wirst sehen, dass alles, alles gut sein wird“ (rev. 13,32). Wir glauben fest, dass Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Erst am Schluss, wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott „von Angesicht zu Angesicht“ schauen werden (1 Kor 13,12), werden wir voll und ganz die Wege erkennen, auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe (vgl. Gen 2,2) führt, auf die hin er Himmel und Erde erschaffen hat.

Montag, 2 September 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Naaman war ein Syrer und litt am Aussatz und vermochte von niemand gereinigt zu werden […] Er kam zu Elisäus und dieser befahl ihm, siebenmal im Jordanfluss unterzutauchen. Da begann jener bei sich zu denken, dass doch seine heimatlichen Gewässer besser seien, in die er so oft getaucht, ohne jemals vom Aussatz geheilt worden zu sein […] Doch gab er dem Mahnen und Zureden seiner Diener nach und tauchte unter. Da ward er auf der Stelle rein und sah ein, dass die Reinigung eines Menschen nicht vom Wasser, sondern von der Gnade ausgeht […] Deshalb wurde dir [bei deiner Taufe] gesagt: Glaube nicht nur das, was du siehst, denn auch du könntest sonst wie Naaman sagen: Das nun soll jenes große Geheimnis sein, „das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen ist?“ (1 Kor 2,9). Wasser nur sehe ich, wie ich es alle Tage gesehen: Das soll mich reinigen? So oft stieg ich hinein und nimmer ward ich rein? Lerne daraus, dass das Wasser ohne den Geist nicht reinigt! Eben darum hast du gelesen, dass die drei Zeugen bei der Taufe eins sind: Wasser, Blut und Geist (1 Joh 5,8); denn, wenn du sie auf einen derselben einschränkst, besteht das Sakrament der Taufe nicht zu recht. Was ist denn das Wasser ohne das Kreuz Christi? Ein gewöhnliches Element ohne irgendwelche sakramentale Wirkung. Und umgekehrt: Ohne Wasser kein Geheimnis der Wiedergeburt; denn „wer nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geiste, kann in das Reich Gottes nicht eingehen“ (Joh 3,5). Es glaubt aber auch der Katechumene an das Kreuz des Herrn Jesus, mit dem auch er bezeichnet wird; doch, wenn er nicht getauft wird im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, kann er den Nachlass der Sünden nicht empfangen und das Geschenk der geistigen Gnade nicht aufnehmen. Jener Syrer tauchte siebenmal kraft des Gesetzes unter; du aber bist getauft worden im Namen des dreieinigen Gottes: Du hast den Vater bekannt – sei dessen eingedenk, was du getan! – hast den Sohn bekannt, hast den Heiligen Geist bekannt. Halte Punkt für Punkt fest an diesem Glauben! Der Welt bist du abgestorben und bist auferstanden für Gott.

Sonntag, 1 September 2019 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

[Christus:] Seht [meine] Hingabe für die Menschen und messt, wie die eure sein muss […] Seht diese Demut zum Wohl der Menschen und lernt, euch zu erniedrigen, das Gute zu tun […], euch klein zu machen, um andere zu gewinnen, euch nicht zu fürchten, hinabzusteigen, eure Rechte zu verlieren, wenn es darum geht, den anderen Gutes zu tun; nicht mehr zu glauben, dass ihr unfähig seid, Gutes zu tun, wenn ihr euch erniedrigt. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn man hinabsteigt, ahmt man mich nach; wenn man hinabsteigt, gebraucht man das Mittel, das ich selber auch gebraucht habe, um Seelen zu retten: Erniedrigt man sich, geht man auf meinem Weg, folglich in der Wahrheit, und ist auf dem besten Weg, das Leben zu haben und es den anderen zu geben […] Durch meine Menschwerdung stelle ich mich auf die Ebene der Geschöpfe, der Sünder […] durch die Taufe: Erniedrigung, Demut […] Steigt immer hinab, erniedrigt euch immer. Diejenigen, die die ersten sind, stellen sich immer aus Demut und innerer Verfügbarkeit an den letzten Platz, im Bewusstsein des Hinabsteigens und Dienens. Liebe zu den Menschen, Demut, letzter Platz. Letzter Platz, solange uns der Wille Gottes nicht an einen anderen ruft, denn dann muss man gehorchen. Der Gehorsam, und nicht nur der Gehorsam, sondern die Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen. Selbst auf den ersten Plätzen seid ihr auf dem letzten durch den Geist, die Demut, den Geist des Dienens, um euch zu sagen, dass ihr nur dazu da seid, den anderen zu dienen und sie zum Heil zu führen.

Samstag, 31 August 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Siehe, tief erbleiche ich ob meiner Sünden, ob meiner Versäumnisse erröte ich so sehr. Heftig fürchte ich mich vor dem Verlust meines Lebens. Jene Prüfung, die auf mich zukommt, in dem Christus, der edle Mensch, mit mir die Rechnung aufstellt, ängstigt mich. Wenn er von mir das meiner Lebenszeit Anvertraute einfordern wollte, sowie den Ertrag aus dem Reichtum meines Verstandes, der er mir gegeben hat: Ganz gewiss werde ich keine Erwiderung, die deiner Güte angemessen ist, finden können. Was soll ich tun? Wohin mich wenden? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich (Lk 16,3). O Güte, du Güte, öffne jetzt deinen Mund. Dein guter Rat soll, ich beschwöre dich, meinen Geist erquicken. Ja, antworte mir, was ich unter diesen Umständen tun kann, denn deinem Namen entsprechend bist du wahrhaft von Herzen gütig und weißt am besten, was mir in meiner Lage von Nutzen ist. Ja, verschone mich, komm mir zu Hilfe und sei in der Betrübnis nicht wie eine Fremde zu mir. Lass dich von der Armut meines Geistes bewegen und, angerührt vom Erbarmen deines Herzens, sag in deiner Güte zu mir: Es soll eine Gemeinsame Geldbörse geben für dich und für mich (Spr 1,14). O Güte, du Güte, du hast bei dir die zurückgelegten Reichtümer, die so groß, so außerordentlich sind, dass Himmel und Erde nicht ausreichen um sie ausreichen um sie aufzunehmen. Du hast meinen Jesus dazu genötigt, dass er für meine Seele die seine hingab, für mein Leben das seine, so dass du alles Seine zu dem Meinem machtest und so aus deinem Überfluss ein Besitz für den Armen erwuchs. Ja, rufe meine hungrige Seele zu deiner reichen Pfründe, damit ich aus deinen Reichtümern lebe. Und weil du mich leitest, du mich ernährst, werde ich unter der strengen Zucht des Herren nicht ermatten, bis dass ich unter deiner Leitung zu meinem Gott zurückkehren und meinen Geist dem zurückgeben werde, der ihn gegeben hat.

Freitag, 30 August 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Dass du mich in der Stunde meines Todes im Brautkleid mit brennender Lampe in der Schar der klugen Jungfrauen wie die Braut dem Bräutigam dir entgegengehen lässt: Wir bitten dich, erhöre uns. Dass du mich mit einem Kuss deines honigfließenden Mundes als dein Eigentum hineinführst in das Brautgemach festlicher Liebe […] Zu dir, der das Herz erforscht, lass mich hingehen zur Schar der klugen Jungfrauen, nicht als eine, deren Leib, sondern deren Geist gefällt, damit ich den himmlischen Bräutigam mit entzündeter Lampe, mit dem Öl meiner Vorbereitung erwarten kann. Damit ich nicht in Verwirrung gestürzt werde durch eine unvorhergesehene Ankunft des Königs, vielmehr sicher mit dem Licht dem Chor der ihm vorausgehenden Jungfrauen entgegenlaufen kann und nicht mit den Törichten ausgeschlossen werde (Mt 25,1–13). Damit ich vielmehr frei bin, mit den klugen Jungfrauen den königlichen Palasthof zu betreten. Und in der ewigwährenden Gemeinschaft deines Lammes möchte ich bleiben in dieser Reinheit […] O Liebe, o Liebe, in deiner schönen Liebe bereite mir den Weg zu dir: […] Du führst im seligsten himmlischen Reigentanz mit dir die Tausende und Abertausende der alles überstrahlenden Jungfrauen an, […] die voll Jubel singen die süßen Lieder von der ewigen Hochzeit mit dir. Ja, o Liebe, in diesem Elend behüte mich unter dem Schatten deiner erbarmenden Liebe, damit ich nach diesem Leben in der Fremde von dir geführt ohne jeden Makel eintreten kann in dein Heiligtum, in jene große Schar der Jungfrauen, und mich dann nur noch dies eine Äderigen göttlicher Zuneigung erfrischt, dieser eine honigfließende Genuss mich sättigt. Amen, Amen, sollen alle sagen.

Donnerstag, 29 August 2019 : Kommentar Johannes Justus Landsberg

Johannes hat nicht für sich selbst gelebt und ist nicht für sich selbst gestorben. Wie viele sündenbeladene Menschen wurden durch sein hartes und karges Leben nicht zur Umkehr gebracht? Wie viele Menschen hat sein unverdienter Tod nicht dazu ermutigt, ihre Prüfungen zu ertragen? Und wir? Was gibt uns heute Veranlassung, Gott in Treue Dank zu sagen, wenn nicht das Andenken an den heiligen Johannes, der um der Gerechtigkeit willen, also um Christi willen, ermordet wurde? […] Ja, Johannes der Täufer hat von ganzem Herzen sein irdisches Leben um der Liebe Christi willen geopfert. Er zog es vor, lieber die Gebote des Tyrannen zu missachten als die Gebote Gottes. Dieses Beispiel lehrt uns, dass uns nichts teurer sein sollte als der Wille Gottes. Den Menschen zu gefallen nützt nicht viel, oft schadet es sogar sehr […] Deshalb lasst uns mit allen Freunden Gottes unseren Sünden und unseren Sorgen sterben, unserer verirrten Eigenliebe einen Fußtritt geben und darauf bedacht sein, die glühende Liebe Christi in uns wachsen zu lassen.

Mittwoch, 28 August 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

„Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider“, sagt der Prophet (Joel 2,13). Ist einer unter euch, der besonders an Verstocktheit leidet? Er zerreiße sein Herz mit dem Schwert des Geistes (vgl. Eph 6,17), das nichts anderes ist als das Wort Gottes! Er zerreiße sein Herz und zermalme es zu Staub, denn nur mit einem zerbrochenen Herzen kann man sich zum Herrn bekehren (vgl. Ps 51(50),19) […] Höre einen Mann, den Gott nach seinem Herzen gefunden hat: „Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit“ (Ps 57(56),8). Er ist bereit für Widrigkeiten, er ist bereit für Wohlstand, er ist bereit für niedere Dienste, er ist bereit für erhabene; er ist bereit für das, was du befiehlst […] „Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit“. Wer ist, wie David, bereit, hinauszuziehen und zurückzukehren und zu gehen nach dem Willen des Königs? (vgl. 2 Sam 5,2). David sagte weiter in Bezug auf die Sünder: „Erstarrt wie Fett ist ihr Herz; ich aber betrachte dein Gesetz“ (vgl. Ps 118,70 im Hebr. u. Vulg.). Die Härte des Herzens, der Starrsinn des Geistes entstehen, wenn wir unseren eigenen Willen betrachten, anstatt das Gesetz Gottes zu betrachten.

Dienstag, 27 August 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Schon rein menschlich gesehen befreit uns das Bekenntnis oder Geständnis der Sünden und erleichtert unsere Versöhnung mit den anderen. Durch das Geständnis stellt sich der Mensch den Sünden, die er sich zuschulden kommen ließ; er übernimmt die Verantwortung dafür und öffnet sich dadurch Gott und der Gemeinschaft der Kirche von neuem, um so eine neue Zukunft zu ermöglichen. Das Geständnis vor dem Priester bildet einen wesentlichen Teil des Bußsakramentes: […] „Indem die Christgläubigen also alle Sünden, die [ihnen] ins Gedächtnis kommen, zu bekennen trachten, legen sie zweifellos alle der göttlichen Barmherzigkeit vor […] ‚Wenn sich nämlich der Kranke schämt, dem Arzt seine Wunde zu entblößen, so heilt die Arznei nicht, was sie nicht kennt‘ (vgl. Hieronymus, Eccl. 10, 11)“ (K. v. Trient, Lehre über das Sakrament der Buße, K. 5: DS 1680). Es ist Vorschrift der Kirche, dass jeder Gläubige nach Erreichen des Unterscheidungsalters die schweren Sünden, deren er sich bewusst ist, wenigstens einmal im Jahr beichtet (vgl. CIC, can. 989; K. v. Trient, DS 1683 und 1708). […] Das Bekenntnis der alltäglichen Fehler, der lässlichen Sünden, ist genaugenommen nicht notwendig, wird aber von der Kirche nachdrücklich empfohlen (vgl. K. v. Trient, DS 1680; CIC, can. 988, § 2). Das regelmäßige Bekenntnis unserer lässlichen Sünden ist für uns eine Hilfe, unser Gewissen zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistigen Leben zu wachsen. Wenn wir in diesem Sakrament öfter das Geschenk der Barmherzigkeit Gottes empfangen, wird es uns drängen, selbst barmherzig zu sein wie er (vgl. Lk 6,36). „[…] Wenn du das, was du gemacht hast, zu verabscheuen beginnst, beginnen deine guten Werke, weil du deine schlechten Werke anklagst. Das Bekenntnis der schlechten Werke ist der Beginn deiner guten Werke. Du tust die Wahrheit und kommst ans Licht“ (hl. Augustinus, ev. Jo. 12, 13).

Montag, 26 August 2019 : Kommentar Die Regel des Meisters

Mensch, der du diese Regel der Gemeinschaft laut vorliest, und du, der du mir zuhörst indem du diese Lesung hörst: Lass jetzt deine anderen Gedanken beiseite. Wisse, dass wenn ich zu dir spreche, es Gott selbst ist, der dich durch meinen Mund warnt. Wir müssen zu unserem Herrn und Gott gehen aus freiem Willen, mit unseren guten Taten und unserer redlichen Absicht. Andernfalls werden wir zu unserem Schaden wegen unserer sündhaften Nachlässigkeit gerufen – vom Tod hinweggerafft –, um vor ihm zu erscheinen […] Die Zeit, die uns noch bleibt, verleben wir wie eine Gnadenfrist, während die Güte Gottes jeden Tag Fortschritte von uns erwartet; sie will, dass wir heute besser sind als gestern. Du, der du mir zuhörst: sei aufmerksam! So werden meine Worte […] durch den Gebrauch deines Geistes zum Scheidepunkt deines Herzens gelangen. Wenn du an diesem Scheidepunkt bist […], dann lass den schlechten Weg, den Weg deiner Unwissenheit, hinter dir und stelle dich vor die beiden Wege, die sich dir öffnen: Es sind die beiden Weisen, die Gebote des Herrn zu befolgen. Wir, die wir den Weg zu Gott suchen: Lasst uns an diesem Scheideweg in unserem Herzen innehalten und diese beiden Wege prüfen, diese beiden Möglichkeiten, die sich uns eröffnen. Untersuchen wir, auf welchem dieser beiden Wege wir zu Gott gelangen können. Wenn wir nach links weitergehen, müssen wir befürchten – da dieser Weg breit ist –, dass es eher jener ist, der ins Verderben führt. Wenn wir uns nach rechts wenden, sind wir auf dem guten Weg; denn er ist eng und dieser ist es, der die treuen Diener zu ihrem Herrn selbst führt […] Halte dich also an das, was du hörst, bevor du das Licht dieser Welt verlässt; denn du wirst nicht hierher zurückkommen, außer zur Auferstehung. Und bei der Auferstehung wirst du, wenn du dich hienieden in der gegenwärtigen Zeit gut verhalten hast, zusammen mit den Heiligen zur ewigen Herrlichkeit bestimmt sein.

Sonntag, 25 August 2019 : Kommentar Hl. Anselm

Welch großes Glück, das Reich Gottes zu besitzen! Was für eine Freude für dich, Menschenherz, du armes Herz, an Leid gewöhnt und von Unheil zermalmt, wenn du nur überfließen würdest von einem solchem Glück! […] Und doch, wenn irgendein anderer, den du liebtest wie dich selbst, teilhätte an eben diesem Glück, so würde sich deine Freude verdoppeln; denn du würdest dich für ihn nicht weniger freuen als für dich. Und wenn zwei oder drei oder noch mehr an dem selben Glück teilhätten, würdest du dich für jeden von ihnen genauso freuen, wie für dich selbst; denn du liebtest ja jeden so sehr wie dich selbst. So wird also in dieser Liebesfülle, in der die unzähligen Seligen vereint sind, und wo keiner den Anderen weniger liebt als sich selbst, ein jeder sich am Glück des Anderen genauso freuen wie am eigenen. Und das Menschenherz, das kaum fähig ist, seine eigene Freude zu fassen, wird in den Ozean vieler großer Glückseligkeiten eintauchen. Nun wisst ihr ja, dass man sich über jemandes Glück in dem Maße freut, wie man ihn liebt. In dieser vollkommenen Seligkeit, in der jeder Gott unvergleichlich mehr liebt als sich selbst und als alle anderen, wird also das unendliche Glück Gottes für jeden eine Quelle unvergleichlicher Freude sein.

Samstag, 24 August 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Er [der Apostel Bartholomäus] wird jedoch traditionsgemäß mit Natanaël identifiziert: ein Name, der „Gott hat gegeben“ bedeutet. Dieser Natanaël stammte aus Kana (vgl. Joh 21,2); es ist also möglich, dass er Zeuge des großen „Zeichens“ gewesen ist, das Jesus an jenem Ort vollbrachte (vgl. Joh 2,1–11). Die Gleichsetzung der beiden Personen hat ihren Grund wahrscheinlich darin, dass dieser Natanaël in der Berufungsszene, von der das Johannesevangelium berichtet, an die Seite des Philippus gestellt wird, das heißt an den Platz, den in den von den anderen Evangelien wiedergegebenen Apostellisten Bartholomäus einnimmt. Diesem Natanaël hatte Philippus mitgeteilt, dass sie den gefunden haben, „über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs“ (Joh 1,45). Wie wir wissen, hielt ihm Natanaël ein ziemlich schweres Vorurteil entgegen: „Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46a). Diese Art von Ablehnung ist in gewisser Weise für uns wichtig. Sie lässt uns nämlich sehen, dass den jüdischen Erwartungen nach der Messias nicht aus einem derart unbekannten Dorf stammen konnte, wie es eben Nazaret war (vgl. auch Joh 7,42). Zugleich macht sie jedoch auch die Freiheit Gottes deutlich, der uns in unseren Erwartungen überrascht und gerade dort zu finden ist, wo wir ihn nicht erwarten würden. Andererseits wissen wir, dass Jesus in Wirklichkeit nicht ausschließlich „aus Nazaret“ war, sondern in Betlehem geboren wurde (vgl. Mt 2,1; Lk 2,4) und dass er letzten Endes vom Himmel kam, vom Vater, der im Himmel ist. Die Geschichte von Natanaël gibt uns Anregung zu einer weiteren Überlegung: In unserer Beziehung zu Jesus dürfen wir uns nicht allein mit Worten zufriedengeben. In seiner Antwort richtet Philippus eine bedeutsame Einladung an Natanaël: „Komm und sieh!“ (Joh 1,46b). Unsere Kenntnis von Jesus bedarf vor allem einer lebendigen Erfahrung: Das Zeugnis der anderen ist sicherlich wichtig, da ja in der Regel unser ganzes christliches Leben mit der Verkündigung beginnt, die durch einen oder mehrere Zeugen zu uns gelangt. Aber dann müssen wir es selbst sein, die persönlich in eine innige und tiefe Beziehung zu Jesus hineingenommen werden.

Freitag, 23 August 2019 : Kommentar Hl. Basilius

Wir haben von Gott die natürliche Neigung empfangen, das zu tun, was er befiehlt, und können uns also nicht auflehnen, als ob er von uns etwas ganz und gar Ungewöhnliches verlangen würde, noch stolz sein, so als ob wir mehr erbrächten als uns gegeben wurde […] Da wir von Gott das Gebot der Liebe empfingen, hatten wir auch von Anfang an die natürliche Fähigkeit zu lieben. Nicht von außen wurde sie an uns herangetragen. Jeder kann es an sich selbst erkennen: Wir streben von Natur aus nach dem, was schön ist […] Ohne dass man es uns beibringen müsste, lieben wir diejenigen, die durch Blut oder Bund mit uns verwandt sind; und wir bezeigen schließlich auch gerne unseren Wohltätern unser Wohlwollen. Was ist bewundernswerter als die Schönheit Gottes? […] Welches Verlangen ist so glühend wie der Durst, den Gott in einer geläuterten Seele bewirkt, wenn sie in echtem Angerührtsein ruft: „Ich bin krank vor Liebe“ (Hld 2,5) […] Diese Schönheit ist für die Augen des Leibes unsichtbar, nur Seele und Geist können sie erfassen. Jedes Mal, wenn sie die Heiligen erleuchtet hat, hat sie in ihnen den Stachel einer großen Sehnsucht hinterlassen, so dass sie riefen: „Weh mir, dass ich als Fremder hier wohnen muss“ (vgl. Ps 120(119),5); „wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?“ (Ps 42(41),3); „ich sehne mich danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein“ (Phil 1,23) und „meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Ps 42(41),3). So strecken sich die Menschen von Natur aus nach dem Schönen aus. Was aber gut ist, ist auch überaus liebenswert. Gott ist gut; alles sucht das Gute; also sucht alles Gott […] Wenn die Liebe der Kinder zu ihren Eltern ein natürliches Gefühl ist, das sich sowohl im Instinkt der Tiere äußert als auch in der Veranlagung der Menschen, die Mutter von klein auf zu lieben, dann sollten wir nicht weniger gescheit sein als Kinder und auch nicht dümmer als wilde Tiere: Verharren wir also vor Gott, der uns geschaffen hat, nicht lieblos, wie Fremde. Auch wenn wir nicht durch seine Güte gelernt haben, was er ist, sollten wir ihn doch schon allein aus dem Grund, dass wir von ihm geschaffen wurden, über alles lieben und an seinem Gedenken festhalten, wie Kinder an dem ihrer Mutter.

Donnerstag, 22 August 2019 : Kommentar Dem hl. Makarius

Wenn ein ganz kleines Volk zum Krieg gegen den König sich erhebt, so bleibt ihm die Mühe erspart, persönlich den Feldzug mitzumachen. Vielmehr sendet er seine Soldaten mit ihren Befehlshabern aus und sie führen den Krieg. Ist aber das Volk, das gegen ihn anrückt, sehr mächtig, imstande, sein Reich zu zerstören, so sieht sich der König gezwungen, persönlich samt seinen Palastleuten und seinen Heeren auszuziehen und die Schlacht zu schlagen. Da sieh nun deine Würde: Gott selbst hat sich mit seinen Heerscharen, den Engeln und den heiligen Geistern, aufgemacht, als Gesandter ist er in eigener Person zu dir gekommen, um dich vom Tod zu retten. Fasse also Zuversicht und erwäge, welch eine Fürsorge deinetwegen getroffen worden ist. Nehmen wir noch ein Beispiel aus dem Leben, da wir ja im Leben [stehen]. Da ist ein König. Der findet einen armen, kranken Menschen. Er schämt sich dessen nicht, sondern heilt mit heilsamen Arzneien seine Wunden. Er nimmt ihn in seinen Palast, bekleidet ihn mit dem Purpur und dem Diadem und macht ihn zu seinem Tischgenossen. So kommt auch der himmlische König Christus zum kranken Menschen, heilt ihn und macht ihn zum Genossen seines königlichen Tisches. Und dabei nötigt er seinen Willen nicht, sondern ladet ihn ein und erhebt ihn zu solcher Ehrenstellung. Im Evangelium steht geschrieben: „Der Herr sandte seine Knechte aus, die, welche [kommen] wollten, einzuladen und ihnen kundzutun: Mein Gastmahl ist bereitet. Sie aber, die Geladenen, entschuldigten sich […]“. Du siehst, der Gastgeber war bereit, die Gäste aber weigerten sich. Folglich waren sie selbst an ihrem Los schuld. So groß also ist die Würde der Christen. Sieh, der Herr bereitet ihnen das Reich, er ladet sie ein zu kommen, sie aber wollen nicht. Mit Rücksicht auf das Geschenk, das sie empfangen sollen, kann man wohl mit Recht sagen: Wenn jemand von der Erschaffung Adams bis zum Ende der Welt gegen den Satan kämpfte und Widerwärtigkeiten erduldete, so täte er nichts Großes im Vergleich zu der Herrlichkeit, die er empfangen soll (vgl. Röm 8,18). Denn er wird mitherrschen mit Christus in endlose Ewigkeit. Preis ihm, der eine solche Seele so geliebt, dass er sich selbst und seine Gnade der Seele gegeben und anvertraut hat! Preis seiner Majestät!

Mittwoch, 21 August 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Der Herr hört nie auf, Arbeiter auszusenden, um seinen Weinberg zu pflegen […]: Zuerst durch die Patriarchen, dann durch die Gesetzeslehrer und Propheten, zuletzt durch die Apostel arbeitete er auf unterschiedliche Weise durch seine Arbeiter an der Pflege seines Weinbergs. Alle, die mit dem rechten Glauben gute Werke verbanden, waren Arbeiter in diesem Weinberg […] Mit den Arbeitern der ersten, dritten, sechsten und neunten Stunde ist also das alte hebräische Volk gemeint, das sich […] von Anfang an um einen rechtgläubigen Gottesdienst bemüht und nicht aufgehört hat, sozusagen an der Pflege des Weinbergs zu arbeiten. Aber in der elften Stunde werden die Heiden gerufen, und ihnen gelten die Worte: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?“ Denn diese ganze lange Zeit der Weltgeschichte hindurch hatten die Heiden es versäumt, im Hinblick auf das ewige Leben zu arbeiten; sie standen gewissermaßen nur herum und taten nichts. Nun aber, meine Brüder, gebt gut acht, was sie auf die an sie gerichtete Frage antworten: „Niemand hat uns angeworben.“ Tatsächlich, kein Patriarch oder Prophet war zu ihnen gekommen. Und was bedeutet: „Niemand hat uns angeworben“, wenn nicht: „Niemand hat uns die Wege des Lebens gelehrt“. Was aber werden wir zu unserer Entschuldigung vorbringen, wenn wir die guten Werke nicht tun? Bedenkt, dass wir den Glauben schon beim Verlassen des Mutterschoßes bekommen, die Worte des Lebens schon in der Wiege gehört und gleichzeitig mit der Muttermilch schon den Trank der himmlischen Lehre an der Brust der heiligen Kirche eingesogen haben.

Dienstag, 20 August 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Abraham folgte infolge der Großmut seines Glaubens freiwillig und ohne Fesseln, wodurch er ein Freund Gottes wurde. Aber nicht wegen des eigenen Bedürfnisses nahm das Wort Gottes die Freundschaft Abrahams an, war es doch von Anfang an vollkommen: „Ehe denn Abraham war, bin ich“, sagte es (Joh 8,58), sondern weil es dem Abraham in seiner Güte das ewige Leben schenken wollte […] Also hat Gott im Anfang den Adam erschaffen, nicht als ob er selbst des Menschen bedurft hätte, sondern damit er auf jemand sein Wohlgefallen ausschütten konnte […] Auch uns befahl er, ihm zu folgen, nicht als ob er unseres Dienstes bedurfte, sondern weil er uns sein Heil zuwenden wollte. Denn dem Erlöser nachfolgen, heißt teilnehmen am Heil, und dem Licht folgen, heißt das Licht erlangen. Die aber im Licht sind, erleuchten nicht selber das Licht, sondern werden von ihm erleuchtet und erhellt; sie selbst geben ihm nichts, sondern empfangen die Wohltat, vom Licht erleuchtet zu werden. So bringt auch unsere Tätigkeit im Dienst Gottes Gott nichts ein, noch bedarf er des menschlichen Dienstes, wohl aber verleiht er denen, die ihm folgen und dienen, Leben, Unvergänglichkeit und ewigen Ruhm; aber von ihnen empfängt er keine Wohltat, denn er ist reich, vollkommen und ohne Bedürfnis. Nur deswegen verlangt Gott den Dienst der Menschen, weil er gut und barmherzig ist und denen wohltun will, die in seinem Dienst verharren. Denn ebenso sehr, wie Gott keines Menschen bedarf, bedarf der Mensch der Gemeinschaft Gottes, Das nämlich ist der Ruhm des Menschen, auszuharren und zu verbleiben im Dienst Gottes. Deswegen sagte der Herr zu seinen Schülern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16). Das bedeutet: […] dadurch, dass sie dem Sohn Gottes folgten, wurden sie von ihm verherrlicht. Und abermals sagt er: „Ich will, dass dort, wo ich bin, auch diese sind, damit sie meine Herrlichkeit sehen“ (Joh 17,24).

Sonntag, 18 August 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Der Friede besteht nicht darin, dass kein Krieg ist; er lässt sich auch nicht bloß durch das Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte sichern; er entspringt ferner nicht dem Machtgebot eines Starken; er heißt vielmehr mit Recht und eigentlich ein „Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32,17). Er ist die Frucht der Ordnung, die ihr göttlicher Gründer selbst in die menschliche Gesellschaft eingestiftet hat und die von den Menschen durch stetes Streben nach immer vollkommenerer Gerechtigkeit verwirklicht werden muss […] Der Friede [ist] niemals endgültiger Besitz, sondern immer wieder neu zu erfüllende Aufgabe. Da zudem der menschliche Wille schwankend und von der Sünde verwundet ist, verlangt die Sorge um den Frieden, dass jeder dauernd seine Leidenschaft beherrscht und dass die rechtmäßige Obrigkeit wachsam ist. Dies alles genügt noch nicht […] Der feste Wille, andere Menschen und Völker und ihre Würde zu achten, gepaart mit einsatzbereiter und tätiger Brüderlichkeit – das sind unerlässliche Voraussetzungen für den Aufbau des Friedens. So ist der Friede auch die Frucht der Liebe, die über das hinausgeht, was die Gerechtigkeit zu leisten vermag. Der irdische Friede, der seinen Ursprung in der Liebe zum Nächsten hat, ist aber auch Abbild und Wirkung des Friedens, den Christus gebracht hat und der von Gott dem Vater ausgeht. Dieser menschgewordene Sohn, der Friedensfürst, hat nämlich durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt. Er hat den Hass an seinem eigenen Leib getötet, und durch seine Auferstehung erhöht, hat er den Geist der Liebe in die Herzen der Menschen ausgegossen. Das ist ein eindringlicher Aufruf an alle Christen: „die Wahrheit in Liebe zu tun“ (Eph 4,15) und sich mit allen wahrhaft friedliebenden Menschen zu vereinen, um den Frieden zu erbeten und aufzubauen […] Insofern die Menschen Sünder sind, droht ihnen die Gefahr des Krieges, und sie wird ihnen drohen bis zur Ankunft Christi. Soweit aber die Menschen sich in Liebe vereinen und so die Sünde überwinden, überwinden sie auch die Gewaltsamkeit, bis sich einmal die Worte erfüllen: „Zu Pflügen schmieden sie ihre Schwerter um, zu Winzermessern ihre Lanzen. Kein Volk zückt mehr gegen das andere das Schwert. Das Kriegshandwerk gibt es nicht mehr“ (Jes 2,4).

Samstag, 17 August 2019 : Kommentar Joseph Kardinal Ratzinger

Wir müssen uns daran erinnern, dass das wesentliche Merkmal Jesu, jenes, das seine Würde ausdrückt, sein „Sohn-Sein“ ist […] Die Ausrichtung seines Lebens, das ursprüngliche Motiv und das Ziel, wodurch es geprägt wurde, kommen in einem einzigen Wort zum Ausdruck: „Abba, lieber Vater“. Jesus wusste, dass er nie allein war, und bis zum letzten Schrei am Kreuz gehorchte er dem, den er Vater nannte und nach dem er sich ganz ausstreckte. Das allein erklärt, warum er sich letztlich geweigert hat, sich König oder Herr zu nennen oder einen anderen Machttitel zu beanspruchen. Vielmehr griff er auf ein Wort zurück, das wir auch mit „kleines Kind“ übersetzen könnten. Man kann also Folgendes sagen: Wenn das Kind-Sein in der Verkündigung Jesu einen so außerordentlichen Platz einnimmt, dann deshalb, weil es am tiefsten seinem persönlichen Geheimnis, seiner Sohnschaft, entspricht. Seine höchste Würde, die auf seine Gottheit hinweist, besteht letztlich nicht in einer Macht, über die er hätte verfügen können; sie gründet sich auf sein Ausgerichtet-Sein auf den Anderen: Gott den Vater. Der deutsche Exeget Joachim Jeremias sagt sehr zutreffend, ein Kind im Sinne Jesu zu sein, bedeute zu lernen, „Vater“ zu sagen.

Freitag, 16 August 2019 : Kommentar Römisches Messbuch

Der allmächtige Gott segne euch durch das Wort seines Mundes und vereine eure Herzen durch das unvergängliche Band reiner Liebe. (Alle: Amen.) Seid gesegnet in euren Kindern, und die Liebe, die ihr ihnen erweist, sollen sie euch hundertfach vergelten. Der Friede Gottes wohne allezeit in euren Herzen und in eurem Haus. (Alle: Amen.) Wahre Freunde mögen euch in Freude und Leid zur Seite stehen. Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe, und der Segen, der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus. (Alle: Amen.) Gesegnet sei eure Arbeit, und ihre Frucht bleibe euch erhalten. Die Sorge soll euch nicht quälen noch der Glanz des Irdischen euch verführen, sondern euer Herz gedenke allezeit der Schätze, welche bleiben zum ewigen Leben. (Alle: Amen.) Der Herr führe euch zu hohen Jahren und schenke euch die Ernte eures Lebens. Und nachdem ihr seinem Reiche in Treue gedient habt, nehme er euch auf in seine ewige Herrlichkeit. (Alle: Amen.) Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Alle: Amen.

Donnerstag, 15 August 2019 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Wer kann das Lob ihrer heiligsten Aufnahme würdig feiern? Wer vermag zu sagen, mit welcher Glückseligkeit sie aus ihrem Leib auszog? Mit welcher Glückseligkeit sie ihren Sohn erblickte, mit welcher Freude sie sich dem Herrn näherte, umgeben von den Chören der Engel, getragen vom begeisterten Eifer der Apostel, während sie den König in seiner Schönheit betrachtete und sah, wie ihr Kind sie erwartete in der Herrlichkeit, frei von allem Leid, so wie sie frei von allem Makel gewesen war. Sie verließ die Wohnstatt ihres Leibes, um auf ewig bei Christus zu wohnen. Sie trat ein in die Schau Gottes und hauchte ihre gebenedeite Seele – strahlender als die Sonne, erhabener als der Himmel, edler als die Engel – dem Herrn entgegen […] Ist das nicht in Wahrheit Leben, wenn man zur Quelle des Lebens geht und aus dem Leben ewiges Leben schöpft in unaufhörlicher Flut? Vor ihrem Weggang hat die Jungfrau-Mutter bereits aus dieser unerschöpflichen Quelle getrunken, so dass sie bei ihrem Hinübergang auch nicht im Geringsten berührt wurde vom Geschmack des Todes. Da sie bei ihrem Auszug das Leben schaute, schaute sie nicht den Tod. Da sie ihren Sohn schaute, litt sie nicht unter der Trennung vom Leib. Vorwärtseilend also, befreit, in einer so beseligenden Schau und sich labend am Antlitz Gottes, dem so ersehnten, begegnet sie den ehrwürdigen Bewohnern des Himmels, die schon bereit sind, ihr zu dienen und ihr das Geleit zu geben.

Mittwoch, 14 August 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

Der Herr sprach: „Ich sage euch: Wenn zwei von euch übereinstimmen auf Erden, so wird euch in jeder Sache, um die ihr bittet, Erfüllung werden von meinem Vater, der im Himmel ist. Denn wo immer zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mit ihnen“ (Mt 18,19f.); damit wollte er nur zeigen, dass es nicht auf die Menge, sondern auf die Einmütigkeit der Bittenden am meisten ankomme. „Wenn zwei von euch“, sagte er, „übereinstimmen auf Erden“: die Einmütigkeit hat er vorangestellt, friedliche Eintracht hat er vorausgesetzt; übereinstimmen sollen wir, das hat er getreulich und mit Bestimmtheit gelehrt. Wie aber kann der mit irgendeinem übereinstimmen, der mit dem Leib der Kirche selbst und mit der gesamten Brüdergemeinde keine Übereinstimmung zeigt? […] Der Herr aber spricht nur von seiner Kirche, und er redet nur zu denen, die in der Kirche stehen; sie können, wenn sie selbst eines Herzens sind, wenn sie nach seinem Gebot und seiner Mahnung auch nur zu zweien oder dreien sich versammeln und einmütig bitten, von der Majestät Gottes das Gewünschte erlangen, selbst wenn es nur zwei oder drei sind. „Wo immer zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich“, sagte er, „mit ihnen“: mit den Herzenseinfältigen nämlich und Friedfertigen, mit solchen, die Gott fürchten und Gottes Gebote halten. Mit diesen ist er, hat er gesagt, selbst wenn es nur zwei oder drei sind. So war er auch mit den drei Jünglingen im Feuerofen (Dan 3) und belebte sie inmitten der sie umzüngelnden Flammen mit dem Hauch des Tauwindes, weil sie herzenseinfältig gegen Gott und einmütig untereinander blieben. So erschien er auch selber den beiden im Kerker eingeschlossenen Aposteln (Apg 5,19), weil sie herzenseinfältig, weil sie einmütig waren; er selbst öffnete das Schloss des Kerkers […] Wenn er also in seinen Geboten die Worte gebraucht: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mit ihnen“, so will er damit nicht etwa die Menschen von der Kirche trennen, er, der die Kirche eingesetzt und geschaffen hat, sondern er hält den Treulosen ihre Zwietracht vor und legt den Getreuen den Frieden durch sein Wort ans Herz […]

Dienstag, 13 August 2019 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Könnt ihr euch, meine Schwestern, die Freude vorstellen, die Gott daran hat, eine Seele zu betrachten, die aufmerksam darauf bedacht ist, ihm zu gefallen und achtsam, ihm anzubieten, was sie zu tun unternimmt? O, es ist unvorstellbar, meine Schwestern, und wir haben guten Grund zu sagen, dass es Gott Freude macht. O ja, das ist seine Freude, das ist sein Vergnügen, das ist sein Entzücken. Es ist wie bei einem Kind, dem es daran liegt, seinem Vater alles zu bringen, was es bekommen hat. Wenn ihm jemand etwas gibt, ruht es nicht eher, bis es seinen Vater findet: „Schau mal, Papa, was ich habe; das habe ich bekommen; das habe ich gemacht.“ Und dieser Vater hat eine unbeschreibliche Freude daran, die Fügsamkeit dieses Kindes zu sehen und diese kleinen Zeichen der Liebe und seiner Abhängigkeit. So ist es auch bei Gott, meine lieben Schwestern, und das in einem weitaus höheren Maße. Wenn ihm eine Seele schon am Morgen sagt: „Mein Gott, ich übergebe Dir alles, was mir an diesem Tag geschehen wird“; und wenn sie darüber hinaus bei Gelegenheiten, wo es etwas zu tun oder zu leiden gilt, einen Blick auf seine göttliche Majestät wirft, um ihm wortlos zu sagen: „Schau, mein Gott, das werde ich um deiner Liebe willen tun: Diese Begegnung ist mir unangenehm und schwer zu ertragen; aber um deiner Liebe willen ist mir nichts unmöglich“ – dann, meine Töchter, steigert Gott die Gnade in dem Maß, wie seine Güte sieht, dass die Seele Nutzen daraus zieht. Und wenn sie heute die Kraft hatte eine Schwierigkeit zu überwinden, dann wird sie morgen eine andere oder mehrere, noch viel größere und unangenehmere, überschreiten können.

Montag, 12 August 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Da Christus die Welt mit Gott versöhnte, brauchte er selbst sicherlich keine Versöhnung. Für welche Sünde hätte er denn wohl zu sühnen, er, der keine Sünde begangen hatte? Als die Juden die Doppeldrachme verlangten, die nach dem Gesetz der Sünde wegen gefordert wurde, sagte Jesus zu Petrus: „Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige dieser Welt Zölle und Steuern? Von ihren eigenen Söhnen oder von den anderen Leuten?“ Petrus antwortete: „Von den anderen!“ Der Herr sagte darauf zu ihm: „Also sind die Söhne frei. Damit wir aber bei niemand Anstoß erregen, geh an den See und wirf die Angel aus; den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul, und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib den Männern als Steuer für mich und für dich.“ Dadurch zeigt er, dass er nicht für seine eigenen Sünden Sühne leisten muss, weil er nicht Sklave der Sünde, sondern, als Sohn Gottes, frei von jeder Schuld war. In der Tat: der Sohn befreit, während der Sklave der Sünde unterworfen ist. Jener also, der völlig frei ist, muss kein Lösegeld für sein Leben zahlen, und sein Blut konnte überreiche Genugtuung leisten zur Erlösung der ganzen Welt von allen Sünden. Es ist normal, dass derjenige die anderen befreit, der selber keine Schuld hat. Ich gehe noch weiter: Nicht nur, dass Christus weder Lösegeld für seine eigene Erlösung zahlen noch für eigene Sünden sühnen muss, sondern wenn du jeden beliebigen Menschen in Betracht ziehst, ist klar, dass keiner von ihnen für sich selbst Sühne leisten muss; denn Christus ist das Sühnopfer für alle, die Erlösung aller.

Sonntag, 11 August 2019 : Kommentar Hl. Fulgentius von Ruspe

Um die besondere Pflicht der Diener, die er an die Spitze seines Volkes gestellt hat, herauszustellen, sagte der Herr: „Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt“ (Lk 12,42–43). Wer ist dieser Herr des Hauses? Zweifellos Christus, da er seinen Jüngern sagte: „Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es“ (Joh 13,13). Und wer ist dieses Gesinde? Offenkundig jene, die der Herr selber erlöst hat […] Dieses heilige Gesinde ist die katholische Kirche, die sich dank ihrer großen Fruchtbarkeit über die ganze Welt ausbreitet und die sich rühmt, durch das Lösegeld des Blutes ihres Herrn freigekauft worden zu sein. Da er selber gesagt hat: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Er ist auch der gute Hirte, „der sein Leben hingegeben hat für die Schafe“ (vgl. Joh 10,11) […] Wer aber ist der besagte Verwalter, der zugleich treu und klug sein soll? Der Apostel Paulus verrät es uns, wenn er über sich selbst und seine Gefährten sagt: „Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes. Von Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich treu erweisen“ (1 Kor 4,1–2). Aber keiner von uns soll meinen, einzig den Aposteln sei das Amt des Verwalters übertragen worden […]; auch die Bischöfe sind Verwalter, da Paulus sagt: „Ein Bischof muss unbescholten sein, weil er das Haus Gottes verwaltet“ (Tit 1,7). Wir Bischöfe sind also die Knechte des Hausherrn, wir sind die Verwalter des Herrn, wir haben den Weizen erhalten, den wir an euch austeilen müssen.

Samstag, 10 August 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

In der Kirche von Rom versah der selige Laurentius den Dienst des Diakons. Dort teilte er den Gläubigen das heilige Blut Christi aus, und dort vergoss er sein eigenes Blut für den Namen Christi […] Der heilige Apostel Johannes legte das Mysterium des Herrenmahls in voller Klarheit dar, als er sagte: „Jesus hat für uns sein Leben hingegeben. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben“ (vgl. 1 Joh 3,16). Der heilige Laurentius hat das verstanden, meine Brüder; er hat es verstanden und danach gehandelt. Er bereitete dieses Opfer durch das vor, was er von dieser Tafel empfangen hatte. Er liebte Christus in seinem Leben, er ahmte ihn nach in seinem Tod. Auch wir, meine Brüder, müssen ihn nachahmen, wenn wir ihn wirklich lieben. Der beste Beweis, den wir ihm für unsere Liebe geben können, ist die Nachahmung seines Vorbildes. „[…] denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt“ (1 Petr 2,21) […] Im Garten des Herrn gibt es alle möglichen Arten von Blumen: nicht nur die Rosen der Märtyrer, sondern auch die Lilien der Jungfrauen, das Efeu der Eheleute, die Veilchen der Witwen. Überhaupt niemand, meine Lieben, muss an seiner Berufung zweifeln, denn für alle hat der Herr gelitten […] Wir müssen also verstehen, wie der Christ, auch ohne sein Blut zu vergießen, ohne sich den Leiden des Martyriums zu stellen, Christus nachfolgen soll. Der Apostel Paulus sagt im Hinblick auf Christus den Herrn: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein“. O welche Hoheit! „Sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich“ (Phil 2,6ff.). O welche Erniedrigung! Christus „erniedrigte sich“: Sieh, Christ, welches Mittel dir hier geboten wird. „Christus war gehorsam“ (vgl. Phil 2,8): Warum also bist du stolz? […] Dann aber, nachdem er sich bis zum Ende erniedrigt und den Tod besiegt hatte, ist Christus in den Himmel aufgestiegen: Folgen wir ihm.

Freitag, 9 August 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

O unwandelbar beständige Liebe, kühn und unüberwindlich, deine Klugheit soll mich lehren, mit unbesiegbarer Standhaftigkeit Jesus zu lieben und ihm mit unbesiegter Beharrlichkeit zu dienen. Und da du mich aufweckst, mich in Bewegung bringst, will ich immer bereit sein, falls mein Herr in der ersten oder zweiten Nachtwache kommt, damit ich nicht träge bin und nicht schlafe, wenn um Mitternacht der Ruf erschallt (vgl. Lk 12,38), vielmehr mit deiner Hilfe, unter deiner Führung, in würdiger Weise mit dem Lamm eintrete zur Hochzeit. Ja und da du vorsorgst, wird sich dann meine Lampe finden voll mit dem Öl der Barmherzigkeit, voll von der Flamme der Liebe, voll vom strahlenden Licht der Werke lebendigen Glaubens, so dass ich durch dich die Freuden ewigen Lebens besitze (vgl. Mt 25,1–3). Mein süßester Jesu, über alles Geliebter Bräutigam, wecke jetzt meinen trägen Geist zu dir hin auf, stelle durch deinen Tod für mich wieder ein Leben her, das dir allein lebt. Schenke mir einen Lebenswandel, der in einer würdigen Weise dem Preis deines Blutes entspricht. Schenke mir einen Geist, der dich versteht, einen Sinn, der dich fühlt, eine Seele, die deinen Willen erkennt, Kraft, die das vollendet, was dir besonders gefällt, Beständigkeit, die mit dir ausharrt. Ja und in der Stunde meines Todes öffne mit unverzüglich den Eingang zu deinem allergütigsten Herzen, damit ich vollkommen ungehindert eintreten darf in das Brautgemach deiner lebendigen Liebe, wo ich dich genießen, dich besitzen kann, o du meines Herzens wahre Freude. Amen.

Donnerstag, 8 August 2019 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Die Beichte ist ein großartiges Geschehen, ein Akt großer Liebe, nur hier können wir als Sünder, als Sündenbeladene hineingehen und herauskommen als Sünder, denen vergeben ist, als Sündenfreie. Die Beichte ist niemals etwas anderes als in die Tat umgesetzte Demut. Wir nannten sie früher Bußsakrament; aber in Wahrheit handelt es sich um ein Sakrament der Liebe, um ein Sakrament der Versöhnung. Wenn sich eine Bresche auftut zwischen mir und Christus, wenn ein Riss durch meine Liebe geht, dann kann alles Mögliche diese Spalte auffüllen. Die Beichte ist der Zeitpunkt, wo ich Christus erlaube, alles von mir zu nehmen, was spaltet, alles was zerstört. Dass ich Sünder bin, muss mir bewusst sein. Die meisten von uns laufen Gefahr zu vergessen, dass wir Sünder sind und dass wir als solche in die Beichte gehen. Wir müssen uns an Gott wenden, um ihm zu sagen, wie tiefbetrübt wir sind über alles, was wir zu tun im Stande waren und was ihn verletzt hat. Der Beichtstuhl ist kein Ort für banale Unterhaltung oder bloßes Gerede. Hier geht es nur um das Eine: um meine Sünden, meine Reue, meine Vergebung; darum, wie ich meiner Versuchungen Herr werden kann, wie ich Tugend in die Tat umsetzen kann und wie die Liebe zu Gott wachsen kann.

Mittwoch, 7 August 2019 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

O Güte, du Güte, mich, die Verängstigte, verlasse nicht. Wende dein Angesicht nicht ab von meinem Seufzen und meinem Schreien. Deine Güte soll dich dazu zwingen, dass du mich geduldig anhörst. Ja, halte deinen Schoß offen, in dem ich eine Weile mich ausruhen und vor dir mein Herz ausschütten kann, deiner Gutherzigkeit gewiss und deiner natürlichen Güte, denn weder verachtest du einen, der vereinsamt ist, noch siehst du auf den Bedrängten herab. O wie sehr sind doch deine Gewohnheiten denen angemessen, die im Elend sind. O wie hoch willkommen sind doch die Düfte deiner Salben denen, die fast schon ermattet dahingesunken sind. Du bist es, der die Zerschlagenen aufrichtet, du bist es, der die Gefangenen befreit (vgl. Ps 146,7f.). Du verachtest keinen, der betrübt ist, du nimmst mütterlich und barmherzig Rücksicht auf die Nöte aller Menschen. Gütig gibst du Rat denen, die verzweifelt sind. Der Bedürftigkeit aller kommst du zu Hilfe. Ja, jetzt neige dein Ohr zu mir, die ich dessen bedarf, damit ich zum Besten meiner Seele mit dir diese einzigartigen Gespräche führen und von dir wertvolle Ratschläge erhalten kann.

Dienstag, 6 August 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

Jesus bestieg den Berg mit den drei Jüngern, die er ausgewählt hatte. Dort wurde er durch ein blendendweißes göttliches Licht verklärt, so dass sogar sein Gewand wie Licht zu strahlen schien. Dann sprachen Mose und Elija, die Jesus umrahmten, miteinander über sein Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte, das heißt über das Geheimnis seiner Menschwerdung und seines heilbringenden Leidens, das sich am Kreuz vollenden sollte. Denn das Gesetz des Mose und die Weissagung der Propheten hatten wahrhaftig im Voraus auf das Geheimnis Christi hingewiesen […] Dieses Erscheinen von Mose und Elija und ihre Unterredung sollten aufzeigen, dass das Gesetz und die Propheten gleichsam die Eskorte unseres Herrn Jesus Christus bildeten, des Herrn, auf den sie hingewiesen hatten. Nachdem sie erschienen waren, schwiegen sie nicht, sondern sprachen von der Herrlichkeit, die dem Herrn in Jerusalem durch sein Leiden und Kreuz, vor allem aber durch seine Auferstehung zuteilwerden sollte. Vielleicht wollte der selige Petrus auf dem Berg bleiben, weil er glaubte, nun sei die Königsherrschaft Gottes angebrochen; denn er sagte, dass sie „drei Hütten bauen wollen, er wusste aber nicht, was er sagte“ (vgl. Lk 9,33). Die Zeit für das Ende der Welt war nämlich noch nicht gekommen, und die Heiligen genießen ja nicht schon in der Gegenwart die ihnen verheißene Hoffnung. Denn der hl. Paulus versichert: „Er wird unseren armseligen Leib in die Gestalt seines verherrlichten Leibes verwandeln“ (vgl. Phil 3,21). Da der Heilsplan noch nicht erfüllt war, sondern erst an seinem Beginn stand, konnte Christus, der aus Liebe in die Welt gekommen war, nicht darauf verzichten, für sie leiden zu wollen. Denn er hat die menschliche Natur angenommen, um in seinem Fleisch den Tod zu erleiden und ihn durch seine Auferstehung von den Toten zu vernichten.

Montag, 5 August 2019 : Kommentar Hl. Hilarius

Denn nachdem der Herr die fünf Brote genommen hatte, richtete er seinen Blick gegen den Himmel, und bekannte selbst die Ehre dessen, von dem er war; nicht als wenn es nötig gewesen wäre, den Vater mit fleischlichen Augen zu schauen, sondern auf dass die Anwesenden erkennen möchten, von wem er eine solche Wunderkraft empfangen hatte. Hierauf gibt er die Brote den Jüngern. Nicht die fünf werden in mehrere vervielfältiget; sondern Stücke kommen auf Stücke, und täuschen immer bei dem Brechen die Brechenden. Der Stoff nimmt dann zu […] Wundere dich nicht, dass Quellen fließen, dass Trauben an den Weinstöcken hängen, dass aus den Trauben Wein sich ergießt, und dass alle Schätze der Welt in einem jährlich wiederkehrenden und unermüdeten Gange zufließen; denn den Urheber dieses Weltalls gibt die so große Vermehrung der Brote zu erkennen, damit durch diesen vermittelst einer solchen Vermehrung das Maß des behandelten Stoffes beigefügt würde. Denn in dem sichtbaren Werk wird ein unsichtbares Walten vollbracht: und der Herr der himmlischen Geheimnisse bewirkt das Geheimnis des gegenwärtigen Werkes. Aber die Macht des Wirkenden übertrifft alle Natur, und die Beschaffenheit der Macht übersteigt die Erkenntnis der Tatsache, und nur die Bewunderung der Macht bleibt übrig.

Sonntag, 4 August 2019 : Kommentar Hl. Basilius

„Was soll ich tun? Ich werde größere Scheunen bauen!“ Warum waren sie so ertragreich, die Ländereien dieses Mannes, der von seinem Reichtum bloß schlechten Gebrauch machen würde? Dadurch sollte die unermessliche Güte Gottes, dessen Gnade sich auf alle erstreckt, noch deutlicher offenbar werden, „denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45) […] Solche Wohltaten erwies Gott diesem Reichen: fruchtbares Ackerland, mildes Klima, reichlich Saatgut, Ochsen für die Feldarbeit und alles, was den Wohlstand sichert. Und er, was gibt er dafür zurück? Schlechte Laune, Verdrossenheit und Ichsucht. So dankte er seinem Wohltäter. Er vergaß, dass wir alle zu derselben menschlichen Natur gehören. Es dachte nicht daran, seinen Überfluss an die Armen zu verteilen. Er ignorierte diese göttlichen Anweisungen: „Versag keine Wohltat dem, der sie braucht“ (Spr 3,27); „Nie sollen Liebe und Treue dich verlassen“ (3,3); „Teile dein Brot an die Hungrigen aus“ (vgl. Jes 58,7). Alle Propheten, alle Weisen riefen ihm diese Anweisungen zu, aber er stellte sich taub. Seine Speicher quollen über, sie waren viel zu klein für das Getreide, das in ihnen angehäuft wurde; sein Herz aber war noch nicht befriedigt […] Er wollte nichts weggeben, konnte aber nicht alles lagern. Dieses Problem setzte ihm zu: „Was soll ich tun?“, fragte er sich immer wieder. Wer sollte nicht Mitleid haben mit einem derart besessenen Mann? Der Überfluss macht ihn unglücklich […]; er jammert genauso wie die Habenichtse: „Was soll ich tun?“ „Was soll ich essen, was soll ich anziehen?“ […] Bedenke, Mensch, wer es ist, dich mit seinen Gaben überhäuft. Denke ein wenig über dich selbst nach. Wer bist du? Was ist dir anvertraut worden? Von wem hast du diese Verantwortung bekommen? Warum wurdest du auserwählt? Du bist der Diener des guten Gottes; du bist verantwortlich für deine Gefährten, die mit dir im Dienst stehen […] „Was soll ich tun?“ Die Antwort ist einfach: „Ich will die Hungrigen sättigen, die Armen einladen […] Ihr alle, denen es an Brot mangelt, kommt und schöpft die von Gott geschenkten Gaben, die wie aus einem Brunnen fließen.“

Freitag, 2 August 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Brüder, erinnert euch an den Patriarchen Josef […] von dem Josef, der Mann Marias, nicht nur den Namen, sondern auch Keuschheit, Unschuld und Gnade erbte. Der erste empfing vom Himmel die Gabe der Traumdeutung (Gen 40–41); der zweite hatte nicht nur die Erkenntnis der Geheimnisse des Himmels, sondern auch die Ehre, an ihnen teilzuhaben. Der erste sorgte für den Bestand eines ganzen Volkes, indem er ihm Getreide in Fülle verschaffte (Gen 41,54ff.); der zweite wurde zum Hüter des lebendigen Brotes bestellt, das wie ihm selbst, so der ganzen Welt Leben schenken sollte (Joh 6,51). Ohne Zweifel war Josef, der mit der Mutter des Erlösers verlobt war, ein guter und treuer Mann, oder vielmehr „ein tüchtiger und treuer Diener“ (Mt 25,21), den der Herr seiner Familie zugewiesen hat, um der Trost seiner Mutter zu sein, der Nährvater seiner menschlichen Natur, der treue Mitwirkende an seinem Heilsplan für die Welt. Und er war aus dem Hause David […], von königlicher Herkunft, adelig von Geburt, aber noch adeliger dem Herzen nach. Ja, er war wirklich Davids Sohn, nicht nur dem Blute nach, sondern durch seinen Glauben, durch seine Heiligkeit, durch seinen Eifer im Dienste Gottes. In Josef fand der Herr wirklich – wie in David – „einen Mann nach seinem Herzen“ (1 Sam 13,14), dem er das größte Geheimnis seines Herzens sicher anvertrauen konnte. Er enthüllte ihm „die verborgensten Absichten seiner Weisheit“ (vgl. Ps 51(50),8), ließ ihn ein Wunder erleben, wie es kein Fürst dieser Welt erlebt hat; und schließlich gewährte er ihm zu sehen, „was viele Könige und Propheten sehen wollten und nicht gesehen haben“, und den zu hören, den viele „hören wollten und nicht gehört haben“ (vgl. Lk 10,24). Und nicht nur sehen und hören durfte er ihn, sondern in den Armen tragen, an der Hand führen, an sein Herz drücken, küssen, ernähren und behüten.

Donnerstag, 1 August 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Auch der Herr, dieses unerreichte Vorbild der Geduld, der sogar unter seinen zwölf Aposteln bis zur Stunde seines Leidens einen Teufel duldete (vgl. Joh 6,70f.), hat gesprochen: „Laßt beides wachsen bis zur Ernte, damit ihr nicht, indem ihr das Unkraut sammeln wollt, zugleich auch den Weizen mitausreißt!“ (Mt 13,29f.). Er hat aber auch in dem bekannten Gleichnis von der Kirche vorhergesagt, dass die Netze bis ans Ufer, d.h. nämlich bis ans Ende der Welt, gute und schlechte Fische haben werden (Mt 13,47ff.). So hat er noch mancherlei über die Vermischung der Guten und Bösen bald in klaren Worten, bald in Gleichnissen gesprochen; und doch glaubte er deshalb nicht, man dürfe die Zucht in der Kirche aufgeben. Nein, im Gegenteil: er fordert vielmehr zu ihrer Handhabung auf mit den Worten: „Sehet zu! Wenn dein Bruder gegen dich gesündigt hat, so gehe hin und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen […]“ (Mt 18,15) […] Auch in dem Falle, den wir gerade behandeln sehen manche nur auf jene strengen Gebote, die uns ermahnen, Ruhestörer zurechtzuweisen, das Heilige nicht den Hunden vorzuwerfen, einen Verächter der Kirche den Heiden gleichzuachten und ein Glied, das uns ärgert, von der Verbindung mit dem Körper zu trennen (1 Thess 5,14; Mk 7,27; Mt 18,17; 5,29). Solche Leute bringen aber Unruhe in die Kirche, da sie schon vor der Zeit das Unkraut aussondern wollen und so blind in ihren Irrtum verrannt sind, dass sie sich lieber selbst von der Einheit mit Christus trennen […] […] so beschleiche unser Herz nicht der unchristliche und verderbliche Wahn, als müssten wir uns von solchen Menschen trennen, um uns nicht selbst mit ihren Sünden zu verunreinigen. Wir dürfen auch nicht den Versuch machen, einzelne Schüler als Reine und Heilige von der alle verbindenden Einheit weg an uns zu ziehen, gerade als hätten wir sie damit von der Gesellschaft der Bösen getrennt. Vielmehr sollen wir uns in solchen Fällen der Gleichnisse der Heiligen Schrift, der göttlichen Weissagungen oder zuverlässiger Beispiele erinnern, wodurch uns ganz deutlich vorausgesagt ist, dass in der Kirche bis ans Ende der Welt und bis zum Tag des Gerichtes mit den Guten immer auch Böse vermischt sein werden, ohne dass sie den Guten schaden, die zwar die nämliche kirchliche Einheit und die nämlichen Sakramente haben [wie die Bösen], mit ihren Werken aber keineswegs einverstanden sind.

Mittwoch, 31 Juli 2019 : Kommentar Hl. Bonaventura

Christus ist der Schatz aller Gnade, denn er ist „voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14), und Engel und Menschen schöpfen aus seiner Fülle. Er besitzt die Quelle der Fülle selbst und „öffnet er seine Hand, so erfüllt er mit Segen jegliches Geschöpf“ (vgl. Ps 144(145),16), das mit Vernunft begabt ist. Aber dieser Gnadenschatz ist verborgen unter dem Schleier des Altarsakraments. „Ist es mit dem Himmelreich nicht wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben ist“? (vgl. Mt 13,44). Und dieser Acker, ist das nicht hier das Sakrament des Leibes Christi […]? In diesem Acker besitzen wir einen verborgenen Schatz, weil dort alle Arten von Gnaden verborgen sind. „Ein Mann entdeckte ihn […]. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker“ (Mt 13,44). Wer den Reichtum dieses Sakraments kennt, verzichtet bereitwillig auf jede andere Tätigkeit, um sich in aller Freiheit dem Sakrament hinzugeben in seinem Tun und in seiner Andacht. Er weiß, dass er damit den Besitz des ewigen Lebens gewinnt, gemäß dem Wort des Herrn: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben“ (vgl. Joh 6,55). Und der Schatz aller Herrlichkeit ist in Christus. Alle Herrlichkeit der Engel und der Menschen, die gerettet werden, bis zum Tag des Gerichts, ziehen diese – sei es die Herrlichkeit des Leibes oder der Seele –, aus diesem Schatz. Er [Christus] ist es ja, dessen Schätze unermesslich groß sind, und der die unbegreiflichen Grenzen seiner Herrlichkeit festgesetzt hat. Daher gebietet er uns, hinzueilen zu diesem Schatz: „Sammelt euch Schätze im Himmel“ (vgl. Mt 6,20). Dieser Schatz liegt unter dem Schleier von Brot und Wein verborgen, damit du das Verdienst des Glaubens hast. Gelobt sei der Herr für seine Erbarmungen, weil er uns im Voraus seinen Leib unter dem Bild des himmlischen Schatzes dargestellt hat.

Dienstag, 30 Juli 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Die Welt wurde auf die Kirche hin erschaffen“, sagten die Christen der ersten Zeiten (Hermas, vis. 2,4,1). Gott hat die Welt auf die Teilnahme an seinem göttlichen Leben hin erschaffen. Diese Teilhabe kommt dadurch zustande, dass die Menschen in Christus versammelt werden, und diese „Versammlung“ ist die Kirche. Die Kirche ist das Ziel aller Dinge. Selbst die schmerzlichen Ereignisse wie der Fall der Engel und die Sünde des Menschen wurden von Gott nur zugelassen als Anlass und Mittel, um die ganze Kraft seines Armes zu entfalten und der Welt das Vollmaß seiner Liebe zu schenken: „Wie Gottes Wille ein Werk ist und Welt heißt, so ist seine Absicht das Heil der Menschen, und diese heißt Kirche“ (hl. Clemens v. Alexandrien, pæd. 1,6,27). Die Sammlung des Gottesvolkes beginnt in dem Augenblick, als die Sünde die Gemeinschaft der Menschen mit Gott und mit den Mitmenschen zerstört. Die Sammlung der Kirche ist gewissermaßen die Reaktion Gottes auf das durch die Sünde hervorgerufene Chaos. Diese Wiedervereinigung geschieht insgeheim in allen Völkern: Gott, unserem Vater, ist „in jedem Volk willkommen …, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (Apg 10,35). Die entfernte Vorbereitung der Sammlung des Gottesvolkes beginnt mit der Berufung Abrahams, dem Gott verheißt, er werde der Stammvater eines großen Volkes werden (vgl. Gen 12,2; 15,5–6). Die unmittelbare Vorbereitung beginnt mit der Erwählung Israels zum Gottesvolk (vgl. Ex 19,5–6; Dtn 7,6). Israel wird erwählt, um das Zeichen der künftigen Sammlung aller Nationen zu sein (vgl. Jes 2,2–5; Mi 4,1–4). […] Aufgabe des Sohnes und Grund seiner Sendung ist es, in der Fülle der Zeiten den Heilsratschluss seines Vaters zu verwirklichen. […] Um den Willen des Vaters zu erfüllen, gründete Christus auf Erden das Himmelreich. Die Kirche ist „das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3). […] „Die Kirche … wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet werden“ (LG 48), bei der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. […] [Sie] sehnt sich nach dem vollendeten Reich […]. Zur Vollendung der Kirche und durch sie zur Vollendung der Welt in Herrlichkeit wird es nicht ohne große Prüfungen kommen. Erst dann werden „alle Gerechten von Adam an, ‚von dem gerechten Abel bis zum letzten Erwählten‘, in der allumfassenden Kirche beim Vater versammelt werden“ (LG 2).

Montag, 29 Juli 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Liebe jeden mit echter, starker Nächstenliebe; Freundschaft dagegen schenke nur solchen, die mit dir Verbindung in wertvollen Dingen aufnehmen können […] Wenn ihr eure wissenschaftlichen Kenntnisse austauscht, so ist eure Freundschaft gewiss lobenswert; noch besser ist sie, wenn ihr einander zur Tugend der Klugheit, der taktvollen Mäßigung, der Stärke und Gerechtigkeit aneifert; wenn ihr einander aber die Liebe, die Frömmigkeit, die christliche Vollkommenheit vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine ausgezeichnete sein, weil sie von Gott kommt, weil sie auf Gott hinzielt, weil Gott ihr Band ist, weil sie ewig in Gott weiterleben wird. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel lieben wird, und zu lernen, einander auf dieser Welt so herzlich verbunden zu sein, wie wir es in der anderen ewig sein werden! Ich spreche hier nicht von der einfachen Nächstenliebe, die wir allen Menschen schulden, sondern von der geistlichen Freundschaft, in der zwei, drei oder mehr Seelen einander ihre Frömmigkeit mitteilen, ihre geistigen Empfindungen austauschen und eins werden im Geist. Mit Recht können diese glücklichen Menschen singen: „Wie schön und lieblich ist es, wenn Brüder einig zusammenleben!“ (Ps 133,1) […] Ich meine, dass jede andere Freundschaft im Vergleich damit nur ein Schatten ist […] Für solche […], die mitten unter Weltmenschen die wahre Tugend anstreben, ist es notwendig, sich untereinander durch eine heilige Freundschaft zu verbinden; dadurch ermuntern sie sich gegenseitig, helfen einander und tragen sich gleichsam gegenseitig zum guten Ziel […] Niemand kann leugnen, dass der Herr in besonders liebevoller Freundschaft den Heiligen Johannes, Lazarus, Marta, Magdalena zugetan war, da es die Heilige Schrift bezeugt (Joh 13,23; 11,5).

Sonntag, 28 Juli 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Beim Vor-Gott-Treten der Betenden handelt es sich zwar nur um eines, doch gibt es darin Vielfältigkeit und Unterschiede. Die einen treffen mit dem König wie mit einem Freund und Herrn zusammen und bringen im folgenden ihren Lobgesang und ihr Bittgesuch vor, um für andere und nicht für sich selbst eine Gunst zu erlangen. Einige fragen nach mehr Reichtum, Ehre und Freimütigkeit, während andere darum bitten, völlig von ihrem Widersacher erlöst zu werden. Einige flehen um eine Würde, andere dagegen um den völligen Erlass aller ihrer Schulden, einige um die Befreiung aus der Gefangenschaft, andere wieder um die Lösung ihrer Verbrechen. Ganz oben auf der Liste unseres Flehgebets sollten wir die aufrichtige Danksagung setzen, an zweiter Stelle dagegen die Beichte und die fühlbare Ergriffenheit der Seele, um anschließend dem höchsten König unsere Bitte vorzutragen. Die beschriebene Weise zu beten ist die Vornehmste […].

Samstag, 27 Juli 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

In der Kirche leben nicht nur Schafe und fliegen nicht nur reine Vögel. Der Weizen wird auf das Feld gesät, und „inmitten prächtiger Kulturen wuchern Kletten und Dornen, auch wilder Hafer“ (Vergil, Georgika). Was soll der Bauer tun? Wird er das Unkraut ausreißen? Aber dann wäre doch gleichzeitig die ganze Ernte verwüstet! Jeden Tag verjagen gewiefte Bauern die Vögel durch Geschrei, erschrecken sie durch Vogelscheuchen […]. Trotzdem wird hier eingebrochen, sei es von schnellen Hirschen, sei es vom ausgelassenen Wildesel; auf der einen Seite sammeln die Wühlmäuse den Weizen in ihren unterirdischen Verstecken, auf der anderen verwüsten die Ameisen in fieberhafter Kolonne die Ernte. So ist es nun einmal! Keiner ist frei von Sorgen, wenn er ein Feld besitzt. Während der Familienvater schlief, säte der Feind das Unkraut, und als die Knechte sich beeilten, es zu entwurzeln, hinderte der Herr sie daran und behielt es sich selbst vor, Stroh und Weizen voneinander zu trennen […] Niemand kann sich vor dem Tag des Gerichts die Worfelschaufel Christi aneignen, niemand kann richten, wer er auch sei.

Freitag, 26 Juli 2019 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Geh in Einfachheit auf den Wegen des Herrn und mach dir keine Sorgen. Hasse deine Fehler, ja, aber gelassen, ohne Aufregung oder Sorge. Man muss mit ihnen Geduld haben und, dank einer heiligen Demut, Nutzen daraus ziehen. Ohne Geduld werden deine Unvollkommenheiten, anstatt zu verschwinden, nur noch zunehmen. Denn nichts verstärkt unsere Fehler so sehr wie die Sorge und die fixe Idee, sie loswerden zu müssen. Kultiviere deinen Weinberg im gegenseitigen Einvernehmen mit Jesus. Es liegt an dir, die Steine zu entfernen und die Dornen auszureißen. Es liegt an Jesus zu säen, zu pflanzen, zu pflegen und zu bewässern. Aber selbst wenn du arbeitest, ist doch er es, der am Werk ist. Denn ohne Christus könntest du gar nichts tun.

Donnerstag, 25 Juli 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

„Christus hat sein Leben für uns hingegeben. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben“ (vgl. 1 Joh 3,16) […] Jesus sagte zu Petrus: „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wird dich ein anderer gürten und dich führen, wohin du nicht willst“ (vgl. Joh 21,18). Was er ihm verheißen hat, ist nichts anderes als das Kreuz, die Passion. „Geh hin“, sagt der Herr, „weide meine Schafe, leide für meine Schafe.“ So verhält sich der gute Bischof. Anderenfalls ist er kein Bischof […] Höre auch noch folgendes Zeugnis. Zwei seiner Jünger, die Brüder Johannes und Jakobus, Söhne des Zebedäus, hatten es beide auf die ersten Plätze abgesehen, zum Nachteil der anderen […] Der Herr antwortete ihnen: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet“, und fügte hinzu: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Was für einen Kelch, wenn nicht den Kelch der Passion? […] Und sie, gierig nach Würden, vergaßen, wie schwach sie waren, und sagten sofort: „Wir können es.“ Er sagte ihnen: „Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat“ […] So zeigte er Demut: Tatsächlich wird alles, was der Vater vorbereitet, auch vom Sohn vorbereitet […] Er kam demütig: Er, der Schöpfer, wurde unter uns erschaffen; er hat uns gemacht, aber er wurde für uns gemacht. Gott vor der Zeit, Mensch in der Zeit, hat er den Menschen von der Zeit befreit. Dieser große Arzt ist gekommen, um unser Krebsgeschwür zu heilen […]; er ist gekommen um selber unseren Stolz durch sein Beispiel zu heilen. Das ist es, worauf wir beim Herrn achten müssen: Schauen wir auf seine Demut, trinken wir den Kelch seiner Demut, ergreifen wir ihn, betrachten wir ihn. Es ist leicht, edle Gedanken zu haben; leicht, sich an Ehrungen zu erfreuen; leicht, das Ohr Schmeichlern zu leihen und denen, die uns loben. Aber Beleidigungen zu ertragen, Demütigungen geduldig auf sich zu nehmen, für den zu beten, der uns beleidigt (Mt 5,39.44): das ist der Kelch des Herrn, das ist das Festmahl des Herrn.

Montag, 22 Juli 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Der wahrhaftig Liebende kennt fast keine andere Freude als die an dem, was er liebt. So achtet der glorreiche hl. Paulus alle Dinge […] und Kehricht im Vergleich zu seinem Erlöser (Phil 3,8). Und die Braut des Hoheliedes gehört ganz und einzig ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist ganz mein und ich bin ganz sein […] habt ihr den nicht gesehen, den meine Seele liebt?“ (Hld 2,16; 3,3). Als die große Liebende, Magdalena, die Engel beim Grab traf und diese nach Art der Engel, das will heißen, auf eine sehr liebe Weise zu ihr redeten, um sie in ihrem Kummer zu beruhigen, fand die in Tränen Aufgelöste kein Gefallen, weder an ihren gütigen Worten, noch an dem Glanz ihrer Gewänder, noch an der himmlischen Anmut ihrer Bewegungen, noch an der überaus liebenswürdigen Schönheit ihres Antlitzes. Sie sagte nur, in Tränen aufgelöst: „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben“ (Joh 20,11–16). Sie wendet sich um und sieht ihren geliebten Erlöser, aber in der Gestalt eines Gärtners. Das kann ihr Herz nicht befriedigen, denn es ist so erfüllt von der Liebe zum Tod ihres Meisters, dass sie keine Blumen will und keinen Gärtner. In ihrem Herzen trägt sie das Kreuz, die Nägel, die Dornen, sie sucht den Gekreuzigten. Ach mein lieber Gärtner, spricht sie, wenn du vielleicht meinen geliebten toten Herrn wie eine geknickte, verwelkte Lilie zwischen deine Blumen verpflanzt hast, so sage es mir schnell und ich will ihn holen. Aber kaum ruft er sie bei ihrem Namen, da vergeht sie vor Freude und ruft laut aus: „O Gott, mein Meister!“ […] Um diesen über alles Geliebten noch besser zu verherrlichen, sucht die Seele fort und fort sein Antlitz (Ps 27,8; 105,4), d. h. sie merkt mit einer immer sorgsameren und eifrigeren Aufmerksamkeit auf alle Einzelheiten der Schönheit und Vollkommenheit, die in ihm sind. Ständig schreitet sie voran in diesem lieben Suchen nach Beweggründen, die sie unaufhörlich drängen könnten, ihr Wohlgefallen mehr und mehr in der unbegreiflichen Güte zu finden, die sie liebt.

Sonntag, 21 Juli 2019 : Kommentar Hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit

Wir müssen uns bewusst sein, dass Gott am innigsten vertraut mit uns ist und alles mit Ihm angehen. Dann ist man niemals oberflächlich, selbst wenn man die gewöhnlichsten Tätigkeiten ausführt; denn man geht nicht in diesen Dingen auf, man überschreitet sie! Eine übernatürliche Seele gibt sich niemals mit zweitrangigen Dingen ab, sondern allein mit Gott. Oh! Wie einfach wird da ihr Leben, wie nahe kommt sie dem Leben seliger Geister, wie ist sie befreit von sich selbst und von allen Dingen! Alles reduziert sich für sie auf das Einssein, auf jenes „einzig Notwendige“, von dem der Meister zu Magdalena gesprochen hat. Dann ist sie wahrhaft groß, wahrhaft frei, weil sie „ihren Willen eingefügt hat in den Willen Gottes“.

Samstag, 20 Juli 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Warum ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist nicht zu vergeben? Was ist unter dieser Lästerung zu verstehen? Der heilige Thomas von Aquin antwortet, dass es sich hier um eine Sünde handelt, „die ihrer Natur nach unvergebbar ist, weil sie jene Elemente ausschließt, derentwegen die Vergebung der Sünden geschieht“. Nach dieser Deutung besteht die Lästerung nicht eigentlich in verletzenden Worten gegen den Heiligen Geist, sondern in der Weigerung, das Heil anzunehmen, welches Gott dem Menschen durch den Heiligen Geist anbietet, der in der Kraft des Kreuzesopfers wirkt. Wenn der Mensch jenes „Offenlegen der Sünde“, das vom Heiligen Geist ausgeht und heilswirksamen Charakter hat, zurückweist, weist er damit zugleich das „Kommen“ des Trösters zurück, jenes „Kommen“, das sich im Ostergeheimnis vollzieht, in der Einheit mit der erlösenden Kraft des Blutes Christi, das „unser Gewissen von toten Werken reinigt“. Wir wissen, dass die Frucht einer solchen Reinigung die Vergebung der Sünden ist. Wer den Geist und das Blut zurückweist, verbleibt deshalb in „toten Werken“, in der Sünde. Die Lästerung gegen den Heiligen Geist besteht gerade in der radikalen Verweigerung der Annahme jener Vergebung, deren innerster Vermittler er ist und die eine echte Bekehrung voraussetzt, die von ihm im Gewissen gewirkt wird. Wenn Jesus sagt, dass die Lästerung gegen den Heiligen Geist weder in diesem noch im zukünftigen Leben vergeben wird, dann liegt der Grund darin, dass diese „Nicht-Vergebung“ ursächlich mit der Unbußfertigkeit verbunden ist, das heißt mit der radikalen Weigerung, sich zu bekehren […] Nun ist aber die Lästerung gegen den Heiligen Geist die Sünde jenes Menschen, der sich auf sein vermeintliches „Recht“ zum Verharren im Bösen – in jeglicher Sünde – beruft und dadurch die Erlösung verwirft. Ein solcher Mensch bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet. Dies ist eine Situation des geistlichen Ruins; denn die Lästerung gegen den Heiligen Geist erlaubt es dem Menschen nicht, sich aus seiner selbstverhängten Gefangenschaft zu befreien und sich den göttlichen Quellen der Reinigung der Gewissen und der Verzeihung der Sünden zu öffnen.

Freitag, 19 Juli 2019 : Kommentar Der sogenannte Barnabasbrief

Zudem aber sagt er ihnen: „Eure Neumonde und eure Sabbate ertrage ich nicht mehr“ (Jes 1,13). Seht, wie er sagt: Nicht die jetzigen Sabbate sind mir angenehm, sondern den ich eingesetzt habe, an dem ich, nachdem ich alles beendigt habe, den Anfang des achten Tages, das heißt den Beginn einer anderen Welt ansetzen werde. Deshalb begehen wir auch den achten Tag (= den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche) in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist. Auch über den Tempel will ich noch zu euch reden, wie die Unglücklichen in ihrem Irrtum ihre Hoffnung setzten auf den Bau, als wäre er das Haus Gottes, statt dass sie auf ihren Gott, der sie erschaffen, gehofft hätten […] Untersuchen wir nun aber, ob es einen Tempel Gottes gibt. Es gibt einen da, wo er selbst ihn zu bauen und aufzurichten bezeugt. Es steht nämlich geschrieben: „Und es wird geschehen, wenn die Woche zu Ende geht, wird der Tempel prachtvoll erbaut werden auf den Namen des Herrn“ (Dan 9,2–27?). Ich finde also, dass es einen Tempel gibt. Wie er nun erbaut werden wird auf den Namen des Herrn, das vernehmt. Bevor wir nämlich unserem Gott glaubten, war die Wohnung unseres Herzens dem Verderben zugänglich und schwach, wie ein wirklich von Händen erbauter Tempel, weil es voll war von Götzendienst und weil es war eine Behausung für Dämonen, weil wir taten, was Gott zuwider war. Er wird aber aufgebaut werden auf den Namen des Herrn. Gebt aber acht, auf dass der Tempel des Herrn prachtvoll aufgebaut werde. Wie? Das vernehmt! Da wir Verzeihung der Sünden erlangten und gehofft haben auf den Namen des Herrn, sind wir neu geboren worden, wiederum von neuem geschaffen; deshalb wohnt in uns im Gemach (unseres Herzens) wahrhaftig Gott.

Donnerstag, 18 Juli 2019 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn (Jes 55,1; Joh 7,37), denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah.

Mittwoch, 17 Juli 2019 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Wenn ihr wüsstet, meine Töchter, wie sich Gott freut beim Anblick eines armen Mädchens vom Land, einer armen [religiösen] „Tochter der Nächstenliebe“, die sich ihm liebevoll zuwendet! Oh, dann würdet ihr euch auf den Weg machen mit mehr Vertrauen, als ich es für ratsam halte. Wenn ihr wüsstet, wie viel Wissen ihr daraus schöpft, wie viel Liebe und Sanftmut euch dort zuteilwird! Alles, meine lieben Töchter, werdet ihr dort vorfinden, denn es ist der Brunnen und die Quelle aller Wissenschaften, [aller Erkenntnis]. Woher kommt es, dass ungebildete Menschen so trefflich über Gott sprechen und die Mysterien intelligenter auslegen, als es ein Gelehrter könnte? Ein Gelehrter, der nur seine Lehre hat, spricht über Gott doch nur so, wie es ihm seine Lehre eben beigebracht hat. Ein Mensch des Gebets aber spricht ganz anders von Gott. Und was die beiden unterscheidet, meine Töchter: der eine spricht aus einem simplen, erworbenen Wissen heraus, der andere aus einem Wissen, das ganz von Liebe durchdrungen ist. So kommt es, dass bei einem Aufeinandertreffen der beiden der Gelehrte keineswegs die größere Sachkenntnis besitzt. Und er muss schweigen, wenn es einen Betenden gibt, weil dieser ganz anders von Gott spricht, als er es kann. Woher kommt es, dass ungebildete Menschen so trefflich über Gott sprechen und die Mysterien intelligenter auslegen, als es ein Gelehrter könnte? Ein Gelehrter, der nichts hat als seine Lehre, spricht über Gott doch nur so, wie es ihm seine Lehre eben beigebracht hat. Ein Mensch des Gebets aber spricht ganz anders von Gott. Und was die beiden unterscheidet, meine Töchter: der eine spricht aus einem simplen erworbenen Wissen heraus, der andere aus einem Wissen, das ganz durchdrungen ist von Liebe. So kommt es, dass bei einem Aufeinandertreffen der beiden der Gelehrte keineswegs die größere Sachkenntnis besitzt. Und er hat den Mund zu halten vor einem Mann des Gebets, der doch ganz anders von Gott spricht, als er es könnte.

Montag, 15 Juli 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen, Simon von Kyrene; als Vertreterin der Liebenden, die es drängt, dem Herrn zu dienen, Veronika. Jeder, der in der Folge der Zeiten ein schweres Schicksal im Gedanken an den leidenden Heiland geduldig trug oder freiwillige Sühneleistungen auf sich nahm, hat damit etwas von der gewaltigen Schuldenlast der Menschheit getilgt und dem Herrn Seine Last tragen helfen; vielmehr: Christus, das Haupt, leistet Sühne in diesen Gliedern Seines mystischen Leibes, die sich Ihm mit Leib und Seele für Sein Erlösungswerk zur Verfügung stellen. Wir dürfen annehmen, daß der Ausblick auf die Getreuen, die Ihm auf Seinem Leidensweg folgen würden, den Heiland in der Ölbergnacht gestärkt hat. Und die Kraft dieser Kreuzträger kommt Ihm nach jedem Fall zu Hilfe. Die Gerechten des Alten Bundes sind es, die Ihn das Stück Weges vom ersten bis zum zweiten Fall begleiten. Die Jünger und Jüngerinnen, die sich während Seines Erdenslebens um Ihn scharten, sind die Helfer auf der zweiten Wegstrecke. Die Kreuzesliebhaber, die Er erweckt hat und immer aufs neue erwecken wird in der wechselvollen Geschichte der streitenden Kirche, das sind Seine Bundesgenossen in der Endzeit. Dazu sind auch wir berufen.

Sonntag, 14 Juli 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Er [der Herr] war der Samaritan, der herabkam – wer ist es, der „vom Himmel herabkam, als der zum Himmel aufstieg, der Menschensohn, der im Himmel ist“? (Joh 3,13) – und der den Halbtoten erblickte, den niemand vorher zu heilen vermochte […] „Und er trat zu ihm hin“, das heißt er wurde durch die Annahme unserer leidensfähigen Natur sein Nächster, durch das Erbarmen, das er ihm erwies, sein Bruder. „Und er goß Öl und Wein in seine Wunden und verband sie“. Über viele Heilmittel verfügt dieser Arzt, womit er zu heilen pflegt. Schon sein Wort ist ein Heilmittel. Das eine Wort von ihm verbindet die Wunden, ein anderes heilt sie mit Öl, wieder ein anderes gießt Wein in dieselben: es bindet die Wunden mit strengem Gebot […] „Und er setzte ihn“, heißt es, „auf sein Lasttier“. Vernimm, wie er dich daraufsetzt! „Dieser ladet unsere Sünden auf sich und trägt unseren Schmerz“ (vgl. Jes 53,4). Auch der Hirte legte das ermattete Schaf auf seine Schulter (Lk 15,5) […] [Er „brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.“] […] Doch blieb unserem Samaritan nicht Zeit zu langem Weilen auf Erden: er musste dahin zurückkehren, von wo er herabgekommen war. Des anderen Tags nun – wer ist dieser „andere Tag“ als vielleicht der Auferstehungstag des Herrn, von dem gesprochen ward: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat“? (Ps 117(118),24) – zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirte und sprach: Trag Sorge für ihn! Welches nun sind diese zwei Denare, wenn nicht vielleicht die zwei Testamente, die das Bild des ewigen Königs in ihrer Prägung tragen? Mit deren Preis unsere Wunden geheilt werden? […] Selig der Wirt, der des Nächsten Wunden heilen kann! Selig der, zu dem Jesus spricht: „Was immer du noch darüber aufwendest, will ich dir bei meiner Rückkehr heimbezahlen!“ […] Er verpflichtet sich, dass er ihn entlohnen werde. Wann, Herr, wirst Du zurückkehren, wenn nicht am Tage des Gerichtes? Denn wenn Du auch immer und überall bist und, unsichtbar für uns, in unserer Mitte stehst, wird doch der Zeitpunkt kommen, da alles Fleisch Dich wiederkehren sieht. Da wirst Du nun vergelten, was Du schuldest […] Wie wirst Du vergelten, Herr Jesus? Wohl lautet Deine Verheißung, der Lohn für die Guten ist groß im Himmel (Mt 5,12); doch auch mit den Worten willst Du Vergeltung üben: „Wohlan, du guter Knecht, weil du über Weniges getreu gewesen, will ich dich über Vieles setzen: geh ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21.23).

Samstag, 13 Juli 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Mächtig stürmen die Wogen, und es tobt die Flut; aber wir fürchten nicht, unterzugehen; denn wir stehen auf einem Felsen. Mag wüten das Meer – den Felsen kann es nicht wegschwemmen. Mag steigen die Flut – das Schifflein Jesu kann sie nicht versenken. Was fürchten wir denn? Den Tod? „[…] für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn“ (Phil 1,21). Oder Verbannung? „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt“ (Ps 24(23),1). Oder Einziehung der Güter? „[…] wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen“ (1 Tim 6,7) […] Wenn du dem Worte nicht glaubst, so glaube den Tatsachen. Wie viele Tyrannen haben schon die Kirche bezwingen wollen […] und haben sie nicht bezwungen! Wo sind jene, die den Krieg gegen die Kirche geführt haben? Man spricht nicht mehr von ihnen, sie sind der Vergessenheit anheimgefallen. Wo ist die Kirche? Sie glänzt heller als die Sonne […] Hörst du nicht, was der Herr sagt: „[…] wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20) […] Seine Handschrift hab’ ich. Sie ist mein Pfand, sie meine Sicherheit, sie ist mein Hafen, der mich schützt vor tobenden Fluten. Wird auch die ganze Welt erregt, ich halte mich an dieser Handschrift. Ihre Worte lese ich; sie sind mein Wall, meine Sicherheit. Welche Worte? „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Christus ist bei mir, wen soll ich fürchten? Jetzt mögen Fluten, mögen die Tiefen des Meeres sich gegen mich erheben und der Fürsten Zorn, – Das alles ist mir geringer als Spinngewebe.

Freitag, 12 Juli 2019 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Unser Herr Jesus Christus fordert von uns die Einfachheit der Taube, die darin besteht, Dinge ganz einfach zu sagen, so wie man sie denkt, ohne unnütze Überlegungen, und sich wahrhaftig zu benehmen, ohne Verstellung und Künstelei, und nur auf Gott allein zu schauen; aus diesem Grund wird jeder von uns bestrebt sein, alle seine Handlungen in diesem Geist der Einfachheit zu tun, und sich vor Augen zu halten, dass Gott sich gerne den Einfachen mitteilt und ihnen seine Geheimnisse offenbart, die er vor den Weisen und Klugen verbirgt (Mt 11,25). Aber zur gleichen Zeit, in der Jesus Christus die Einfachheit der Taube empfiehlt, befiehlt er uns, die Klugheit der Schlange zu nutzen, was eine Tugend ist, die uns mit Umsicht sprechen und handeln lässt […] Unser Herr sagte zu den Aposteln, dass er sie wie Schafe unter die Wölfe sandte, und sagte ihnen gleichzeitig, klug wie Schlangen und einfach wie Tauben zu sein. Dann fügt er hinzu: „Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch um meinetwillen vor die Gerichte bringen […] Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt“ (vgl. Mt 10,17–19). Er spricht zuerst von der Klugheit und dann von der Einfachheit; Klugheit braucht man, um wie Schafe mitten unter Wölfe gehen zu können, wo sie Gefahr liefen, missbraucht zu werden. „Seid klug“, sagt er ihnen, „seid schlau und trotzdem einfach“. „Nehmt euch vor den Menschen in acht“: Nehmt euch mit Klugheit in acht; wenn ihr aber vor die Richter geschleppt werdet, macht euch keine Sorgen, was ihr antworten sollt. Das ist die Einfachheit. Ihr seht, dass unser Herr diese beiden Tugenden verbindet, er will, dass man sie bei der gleichen Gelegenheit benutzt; er empfiehlt uns, dass wir sie auch anwenden und macht uns verständlich, dass Klugheit und Einfachheit gut zusammenpassen, wenn sie recht verstanden werden.

Donnerstag, 11 Juli 2019 : Kommentar Pius XII.

Seine Zeit war durch Laster altersschwach geworden, Italien und Europa boten das überaus traurige Schauspiel sich zerfleischender Völker, und selbst das Mönchswesen, von Erdenstaub entstellt, […] weniger imstande, als es nötig gewesen wäre. Sankt Benedikt hat durch seine hervorragende Tat und Heiligkeit die immerwährende Jugendkraft der Kirche bezeugt; er hat durch seine Lehre und sein Beispiel die Sittenstrenge erneuert und hat die Heimstätten des religiösen Lebens mit festeren und heiligeren Gesetzen umhegt. Mehr noch: in eigener Person und durch seine Jünger hat er die Barbarenstämme aus ihren rauen Lebensgewohnheiten zu einer bürgerlichen und christlichen Kultur emporgeführt, hat sie zu Tugend, Arbeit und friedlicher Pflege der Künste und Wissenschaften angeleitet und sie in brüderlicher Eintracht und Liebe untereinander verbunden. […] Cassino war bekanntlich der Hauptsitz des heiligen Patriarchen und der vornehmlichste Schauplatz seiner Tugend und Heiligkeit. Während ringsumher Unwissenheit und Laster alles verdunkelten und verschütteten, strahlte von jener Bergeshöhe ein neues Licht aus, das nicht nur durch die Weisheit der alten Kultur und Zivilisation, sondern auch durch die christliche Lehre genährt wurde, die irregeleiteten Völker und Stämme erleuchtete und sie wieder zur Wahrheit und auf den rechten Weg zurückführte. […] Hier gab Benedikt dem monastischen Leben jene vollendete Form, nach der er zuvor lange in Gebet, Betrachtung und Übung gestrebt hatte. Die göttliche Vorsehung scheint ihm besonders die Aufgabe zugedacht zu haben, nicht so sehr die in den östlichen Ländern übliche mönchische Lebensweise nach dem Westen zu verpflanzen, als sie vielmehr der Denkart, den Bedürfnissen und Verhältnissen Italiens und der übrigen Völker Europas in glücklicher Form anzupassen. So fügte er zu der erhabenen östlichen Aszese das tätige Leben hinzu, nach dem Grundsatz: „Das Betrachtete andern vermitteln“, um nicht nur aus unbebautem Land irdische Früchte, sondern durch apostolische Anstrengungen auch geistlichen Segen zu gewinnen.

Montag, 8 Juli 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Was heißt das? „Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er schon gestorben ist“, wie Lazarus gestorben ist, „leben“, weil er nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Betreffs der schon längst gestorbenen Väter Abraham, Isaak und Jakob, hat Gott den Juden diese Antwort gegeben: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“ (Mt 22,32; Lk 20,37f.); alle leben in ihm. Glaube also, und wenn du auch gestorben bist, so wirst du leben; wenn du aber nicht glaubst, so bist du, auch wenn du lebst, tot. […] Woher der Tod der Seele nach? Weil der Glaube fehlt. Woher der Tod dem Leibe nach? Weil die Seele fehlt. Also ist die Seele deiner Seele der Glaube. „Wer an mich glaubt“, sagt er, „wird, auch wenn er gestorben ist“ dem Fleische nach, „leben“ der Seele nach, bis auch das Fleisch aufersteht, um nachher nie mehr zu sterben. Das heißt: „Wer an mich glaubt“, mag er auch sterben, „wird leben. Und jeder, der lebt“ dem Fleische nach „und an mich glaubt, wird“, obwohl er für jetzt wegen des Todes des Fleisches sterben wird, „nicht sterben in Ewigkeit“ wegen des Lebens des Geistes und der unvergänglichen Dauer der Auferstehung. Das ist es, was er sagt mit den Worten: „Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Sie [Marta] sprach zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß Du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Indem ich dies glaube, glaube ich, daß Du die Auferstehung bist, glaube ich, daß Du das Leben bist, glaube ich, daß, wer an Dich glaubt, auch wenn er stirbt, leben wird, und daß, wer lebt und an Dich glaubt, nicht sterben wird in Ewigkeit.

Sonntag, 7 Juli 2019 : Kommentar Das Leben des hl. Franziskus von Assisi

Als der heilige Franziskus schon voll der Gnade des Heiligen Geistes war, sagte er seinen Brüdern die Zukunft voraus. Seine sechs Brüder, die er hatte, zu sich rufend, versammelte er sie in dem Wald neben der Kirche von Santa Maria von Portiunkula, wohin sie häufig zum Gebet gingen; und er sagte zu ihnen: „Erwägen wir unsere Berufung, liebste Brüder, da Gott uns barmherzig berufen hat nicht nur zu unserem Heil, sondern auch zum Besten vieler und auch zu ihrem Heil. Ziehen wir also durch die Welt, um Männer und Frauen zu ermahnen und durch Wort und Beispiel zu lehren, damit sie Buße tun für ihre Sünden und sich an die Gebote des Herrn erinnern, die so lange Zeit in Vergessenheit geraten sind.“ Und weiter sagte er zu ihnen: „Fürchtet euch nicht, kleine Herde (vgl. Lk 12,32), sondern habt Vertrauen auf den Herrn. Und sagt nicht untereinander: ‚Wir sind dumm und ohne Bildung, wie sollen wir da predigen?‘ Erinnert euch vielmehr an die Worte des Herrn, die er seinen Jüngern sagte, indem er sprach: ‚Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet‘ (vgl. Mt 10,20). Denn der Herr selbst wird euch den Geist und die Weisheit geben, um zu ermahnen und den Männern und Frauen den Weg und die Werke gemäß seinen Geboten zu lehren.“

Samstag, 6 Juli 2019 : Kommentar Dem hl. Makarius

Mag die wahrhaft gott- und christusliebende Seele auch tausend Werke der Gerechtigkeit vollbracht haben, wegen ihres unersättlichen Verlangens nach dem Herrn benimmt sie sich doch so, als hätte sie noch nichts getan. Hat sie auch durch „Fasten und Wachen“ (vgl. 2 Kor 6,5) den Leib verzehrt, so ist es ihr doch, als hätte sie noch gar nicht angefangen, die Tugenden zu üben. Selbst wenn sie verschiedener Geistesgaben oder himmlischer Offenbarungen und Geheimnisse gewürdigt wurde, wegen der unermesslichen, unersättlichen Liebe zum Herrn ist es ihr doch, als besäße sie noch nichts. Vielmehr hat sie, Tag für Tag hungernd und dürstend in Glauben, Liebe und beharrlichem Gebet, ein unersättliches Verlangen nach den Geheimnissen der Gnade und dem vollen Tugendstand. Sie ist verwundet von der Liebe des himmlischen Geistes, durch die Gnade erweckt sie in sich immerdar ein feuriges Verlangen nach ihrem himmlischen Bräutigam, sie sehnt sich, der geheimnisvollen, unaussprechlichen Gemeinschaft mit ihm in „Heiligung durch den Geist“ (vgl. 1 Petr 1,2) vollkommen gewürdigt zu werden. Ihr Antlitz enthüllt, ihr Angesicht unverwandt auf den himmlischen Bräutigam in geistigem, unaussprechlichem Lichte gerichtet, vermischt sich die Seele in voller Gewissheit mit diesem. „Gleichgestaltet seinem Tode“ (vgl. Phil 3,10) erwartet sie in glühendem Verlangen allzeit den Tod um Christi willen, im zuversichtlichen Glauben, vollkommene Erlösung von der Sünde und den finsteren Leidenschaften vom Geiste zu erlangen. Gereinigt durch den Geist, an Leib und Seele geheiligt, wird sie ein reines Gefäß zur Aufnahme des himmlischen Salböls und gewürdigt, eine Wohnstätte des himmlischen, wahren Königs Christus zu werden.

Freitag, 5 Juli 2019 : Kommentar Johannes von Karpathos

Der Herr sagt zu dir, wie zu Matthäus: „Folge mir nach!“ (Mt 9,9). Wenn du deinen geliebten Meister von ganzem Herzen suchst; wenn dein Fuß auf deinem Lebensweg gegen den Stein der Leidenschaften stößt (vgl. Ps 90(91),12 LXX) oder wenn du auf sumpfigem Gelände – wie es häufig passiert – aus Versehen ausrutschst und stürzt; jedes Mal, wenn du hinfällst und dich verletzt: dann erhebe dich von ganzem Herzen und suche den Herrn, bis du ihn gefunden hast. So „erscheine ich vor dir in deinem Heiligtum, vor deinem Antlitz, um die Macht und Herrlichkeit zu sehen“, die mich rettet, und: „In deinem Namen, Herr, erhebe ich die Hände und gebe dir Antwort. Ich werde satt, wie von Fett und Mark, und meine Lippen freuen sich und singen dir“ (vgl. Ps 62(63),3.5–6 LXX). Denn es ist etwas Großes, Christ genannt zu werden, wie mir der Herr durch Jesaja sagt: „Für dich ist es etwas Großes, mein Kind genannt zu werden“ (vgl. Jes 49,6 LXX). […] Hüte dich mir aller Kraft vor dem Fallen. Denn zu fallen, ist eines Menschen, der stark ist und der kämpft, nicht würdig. Wenn es dir aber dennoch passiert, dann erhebe dich sofort und nimm den guten Kampf wieder auf. Und selbst wenn es dir zehntausendmal passieren sollte, dass du fällst, dann vollziehe diese Bewegung eben zehntausendmal: steh auf. Bis an dein Lebensende. Denn es steht geschrieben: „Siebenmal fällt der Gerechte – das heißt sein ganzes Leben lang – und er steht siebenmal wieder auf“ (vgl. Spr 24,16).

Donnerstag, 4 Juli 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Die Juden hatten gesagt, nur Gott könne Sünden nachlassen; er aber lässt nicht bloß die Sünden nach, sondern tut noch zuvor etwas, was nur Gott tun konnte, er liest die geheimen Gedanken ihres Herzens. […] Dass aber nur Gott allein die geheimen Gedanken erkennt, das kannst du von dem Propheten hören, der da sagt: „Du allein kennst die Herzen“ (vgl. 2 Chr 6,30), und an einer anderen Stelle: „Gott erforscht Herz und Nieren“ (Ps 7,10). Und Jeremias sagt: „Das Menschenherz ist tiefer als irgendetwas, und er ist ein Mensch, und wer wird ihn kennen?“ (Jer 17,9); endlich: „Der Mensch schaut ins Gesicht, Gott aber in das Herz“ (1 Kön 16,7). Auch auf andere vielfache Weise kann man sehen, dass Gott allein die Gedanken wissen kann. Nachdem also Christus gezeigt hatte, dass er Gott ist und seinem Vater gleichstehe, so enthüllt und offenbart er ihre verborgenen Gedanken. Sie fürchteten eben das Volk und wagten deshalb ihre Meinung nicht zu äußern. Doch auch hierbei verfuhr er sehr schonend […] Wenn jemand das Recht hatte unwillig zu werden, so war es der Kranke, der gewissermaßen enttäuscht worden war. Er konnte sagen: Für eines wollt ihr Genesung suchen, und Du heilst etwas anderes? Wie sollte ich wissen können, dass mir meine Sünden nachgelassen sind? In der Tat aber sagt der Gichtbrüchige nichts dergleichen, sondern überlässt sich ganz der Macht dessen, von dem er Heilung erwartet […] Als aber die Juden ihn herausforderten, da zeigte er seine Macht schon viel deutlicher und sprach: […] Was haltet ihr für leichter, einen gichtbrüchigen Leib zu heilen, oder die Sünden der Seele nachzulassen? Offenbar, dem Leibe seine Kraft wiederzugeben. Denn um wieviel höher die Seele über dem Leibe steht, um wieviel mehr ist es auch, Sünden nachzulassen. Da aber das eine sichtbar, der andere unsichtbar ist, so lasse ich auch das nachfolgen, was zwar in sich geringer, dafür aber deutlicher bemerkbar ist. Dieses soll zum Beweise dienen für das Größere und Unsichtbare, indem ich durch die Wunderwerke im Voraus die Verheißung des Johannes erfülle, der da sagte: „Er nimmt hinweg die Sünden der Welt“ (Joh 1,29).

Mittwoch, 3 Juli 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Sehr bekannt und geradezu sprichwörtlich ist sodann die Szene des ungläubigen Thomas, die sich acht Tage nach Ostern abspielte. Im ersten Moment hatte er nicht geglaubt, dass in seiner Abwesenheit Jesus erschienen war, und hatte gesagt: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Im Grunde geht aus diesen Worten die Überzeugung hervor, dass Jesus nun nicht mehr so sehr an seinem Antlitz als vielmehr an den Wundmalen zu erkennen sei. Thomas meint, dass die für die Identität Jesu ausschlaggebenden Zeichen jetzt vor allem die Wundmale seien, an denen offenbar wird, wie sehr er uns geliebt hat. Darin irrt der Apostel nicht. Wie wir wissen, erscheint Jesus acht Tage später wieder unter seinen Jüngern, und diesmal ist Thomas anwesend. Und Jesus fordert ihn auf: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (Joh 20,27). Thomas reagiert mit dem schönsten Glaubensbekenntnis des ganzen Neuen Testaments: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28). Dazu merkt der hl. Augustinus an: Thomas „sah und berührte den Menschen, bekannte aber seinen Glauben an Gott, den er weder sah noch berührte. Was er aber sah und berührte, veranlasste ihn, an das zu glauben, woran er bis dahin gezweifelt hatte“ (In Ioann. 121,5). Der Evangelist fährt mit einem letzten Wort Jesu an Thomas fort: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht gesehen haben und doch glauben werden.“ Diesen Satz kann man auch ins Präsens setzen: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29) […] Der Fall des Apostels Thomas ist für uns aus mindestens drei Gründen wichtig: erstens, weil er uns in unseren Ungewissheiten tröstet; zweitens, weil er uns zeigt, dass jeder Zweifel über alle Ungewissheiten hinaus zum Licht führen kann; und schließlich, weil die an Thomas gerichteten Worte Jesu uns den wahren Sinn des reifen Glaubens in Erinnerung rufen und uns ermutigen, ungeachtet der Schwierigkeiten auf unserem Weg der Treue zu Jesus weiterzugehen.

Dienstag, 2 Juli 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Die selige Jungfrau ist aber durch das Geschenk und die Aufgabe der göttlichen Mutterschaft, durch die sie mit ihrem Sohn und Erlöser vereint ist, und durch ihre einzigartigen Gnaden und Gaben auch mit der Kirche auf das innigste verbunden. Die Gottesmutter ist […] der Typus der Kirche unter der Rücksicht des Glaubens, der Liebe und der vollkommenen Einheit mit Christus (189). Im Geheimnis der Kirche, die ja auch selbst mit Recht Mutter und Jungfrau genannt wird, ist die selige Jungfrau Maria vorangegangen, da sie in hervorragender und einzigartiger Weise das Urbild sowohl der Jungfrau wie der Mutter darstellt (190). Im Glauben und Gehorsam gebar sie den Sohn des Vaters auf Erden, und zwar ohne einen Mann zu erkennen, vom Heiligen Geist überschattet, als neue Eva, die nicht der alten Schlange, sondern dem Boten Gottes einen von keinem Zweifel verfälschten Glauben schenkte. Sie gebar aber einen Sohn, den Gott gesetzt hat zum Erstgeborenen unter vielen Brüdern (Röm 8,29), den Gläubigen nämlich, bei deren Geburt und Erziehung sie in mütterlicher Liebe mitwirkt. Während aber die Kirche in der seligsten Jungfrau schon zur Vollkommenheit gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist (vgl. Eph 5,27), bemühen sich die Christgläubigen noch, die Sünde zu besiegen und in der Heiligkeit zu wachsen. Daher richten sie ihre Augen auf Maria, die der ganzen Gemeinschaft der Auserwählten als Urbild der Tugenden voranleuchtet. Indem die Kirche über Maria in frommer Erwägung nachdenkt und sie im Licht des menschgewordenen Wortes betrachtet, dringt sie verehrend in das erhabene Geheimnis der Menschwerdung tiefer ein und wird ihrem Bräutigam mehr und mehr gleichgestaltet. Denn Maria vereinigt, da sie zuinnerst in die Heilsgeschichte eingegangen ist, gewissermaßen die größten Glaubensgeheimnisse in sich und strahlt sie wider. Daher ruft ihre Verkündigung und Verehrung die Gläubigen hin zu ihrem Sohn und seinem Opfer und zur Liebe des Vaters. Die Kirche aber wird, um die Ehre Christi bemüht, ihrem erhabenen Typus ähnlicher durch dauerndes Wachstum in Glaube, Hoffnung und Liebe und durch das Suchen und Befolgen des Willens Gottes in allem.

Montag, 1 Juli 2019 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Deshalb, liebste Schwester, ja mehr noch: hoch zu ehrende Herrin – denn Ihr seid ja Braut, Mutter und Schwester meines Herrn Jesus Christus –, die Ihr strahlend ausgezeichnet seid mit dem Banner unverletzlicher Jungfräulichkeit und heiligster Armut: werdet stark im heiligen Dienst, den Ihr in glühender Sehnsucht zum armen Gekreuzigten begonnen habt! Er hat ja für uns alle das Leiden des Kreuzes auf sich genommen und uns dadurch der Macht des Fürsten der Finsternis entrissen, in der wir wegen der Übertretung des Stammvaters in Banden gefesselt gehalten wurden. Und so hat er uns mit Gott, dem Vater, versöhnt. O selige Armut! Denen, die sie lieben und umfangen, gewährt sie ewige Reichtümer! O heilige Armut! Wer sie besitzt und sich nach ihr verzehrt, dem wird von Gott das Himmelreich verheißen und ohne Zweifel wartet seiner ewiger Ruhm und seliges Leben. O milde Armut! Sie hat der Herr Jesus Christus, der Himmel und Erde regierte und regiert, der auch sprach und es ward, vor allem anderen erwählt und an sich gezogen. Die Füchse nämlich, so spricht er, haben ihre Höhlen und die Vögel des Himmels ihre Nester, der Menschensohn aber, das heißt Christus, hat keinen Ort, sein Haupt zurückzulehnen, vielmehr neigte er sein Haupt und gab den Geist auf.

Sonntag, 30 Juni 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist uns vorausgegangen auf dem Weg der Armut. Ihm gehörten alle Güter des Himmels und der Erde. Sie waren für ihn keine Gefahr, er konnte sie gebrauchen und doch sein Herz vollkommen frei davon bewahren. Aber er wusste, dass es den Menschen kaum möglich ist, Güter zu besitzen, ohne ihnen zu verfallen und durch sie versklavt zu werden. Darum gab er alles preis und zeigte mehr noch durch sein Beispiel als durch seinen Rat, dass nur der alles besitzt, der nichts besitzt. Seine Geburt im Stall, seine Flucht nach Ägypten zeigten schon an, dass der Menschensohn keinen Platz haben sollte, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Wer ihm nachfolgt, der muss wissen, dass wir hier keine dauernde Statt haben. Je lebendiger wir das fühlen, umso eifriger werden wir nach der zukünftigen hinstreben und jubeln in dem Gedanken, dass wir unser Bürgerrecht im Himmel haben.

Samstag, 29 Juni 2019 : Kommentar Isaak von Stella

„Jene aber sind die ehrwürdigen Männer, deren Hoffnung nicht vergeht. Bei ihren Nachkommen bleibt ihr Gut, ihr Erbe bei ihren Enkeln“ (Sir 44,10–11). Wir feiern, geliebte Brüder, den Tag der Geburt der Apostel Petrus und Paulus; und es ist ganz angemessen […] dass ein solcher Tod als Geburt bezeichnet wird, da er Leben hervorbringt […] Das ist der Werdegang der Heiligen: durch diesen Tod, der das Leben hervorbringt, verlassen sie dieses Leben, das zum Tod führt, um zu dem lebendig machenden Leben zu gelangen, das in der Hand desjenigen ist, der „das Leben in sich hat“, des Vaters, wie Christus es ausdrückt (Joh 5,26). […] Es gibt drei Arten von Menschen, die barmherzig sind. Die ersten geben von ihrem Besitz […], um durch ihren Überfluss den Mangel von anderen auszugleichen […] Die zweiten verteilen ihren gesamten Besitz, und haben von da an […] alles mit anderen gemeinsam […] Was die dritten angeht, so geben sie nicht nur alles her, sondern „reiben sich selber ganz auf“ (vgl. 2 Kor 12,15) und nehmen die Gefahren von Gefängnis, Exil und Tod auf sich, um die anderen aus der Gefahr zu befreien, in der sich ihre Seelen befinden. Sie gehen mit sich selbst verschwenderisch um, weil ihnen nur die anderen am Herzen liegen. Sie werden den Lohn für ihre Liebe erhalten, „es gibt keine größere Liebe, als sein Leben hinzugeben für seine Freunde“ (vgl. Joh 15,13) […] Das sind die ruhmreichen Fürsten der Erde und Diener des Himmels, deren siegreichen Tod wir heute – nach lang währenden Entbehrungen durch „Hunger und Durst, Kälte und Blöße“, nach schweren Mühsalen und Gefahren, verursacht „durch das eigene Volk, Heiden und falsche Brüder“ (2 Kor 11,26–27) – feiern. Auf solche Männer trifft dieser Satz zu: „Ihre Wohltaten geraten nicht in Vergessenheit“, weil sie die Barmherzigkeit nicht vergessen haben […] Ja, den Barmherzigen „fällt auf schönem Land ihr Anteil zu, ihr Erbe gefällt ihnen gut“ (vgl. Ps 16(15),6).

Freitag, 28 Juni 2019 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Ich spüre, dass mein Jesus mir immer näherkommt. Er hat in diesen Tagen erlaubt, dass ich ins Meer falle und dass ich beim Betrachten meines Elends und meines Stolzes ertrinke, damit ich verstehe, wie sehr ich ihn brauche. In dem Augenblick, in dem ich unterzugehen drohe, kommt mir Jesus, über das Wasser schreitend, lächelnd entgegen, um mich zu retten. Ich möchte ihm mit Petrus sagen: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder“ (Lk 5,8), doch die Zärtlichkeit seines Herzens und die Sanftheit seiner Worte kommen mir zuvor: „Fürchte dich nicht!“ (Lk 5,10). Oh, an deiner Seite fürchte ich nichts mehr! Ich lehne mich ganz an dich; wie das verlorene Schaf, so höre ich die Schläge deines Herzens. Jesus, ich bin wieder dein, dein für immer. Mit dir bin ich wirklich groß; ohne dich bin ich nur ein schwaches Schilfrohr, aber wenn ich mich an dich anlehne, bin ich eine Säule. Ich will niemals mein Elend vergessen, nicht etwa, um ständig zu zittern, sondern damit ich mich trotz meiner Niedrigkeit und Verwirrung mit immer größerem Vertrauen deinem Herzen nähere, denn mein Elend ist der Thron deiner Barmherzigkeit und deiner Liebe.

Donnerstag, 27 Juni 2019 : Kommentar Das Leben des hl. Franziskus von Assisi

Vom Beginn seiner Bekehrung an baute der selige Franziskus mit Hilfe des Herrn wie ein Weiser sich selbst und sein Haus, nämlich den Orden, auf festen Fels, nämlich auf die größte Demut und Armut des Gottessohnes, und nannte ihn „Orden der Minderbrüder“. Auf größte Demut: Daher wollte er am Anfang des Ordens, als die Zahl der Brüder langsam zunahm, dass die Brüder in den Spitälern der Aussätzigen weilten, um ihnen zu dienen. Daher wurde zu jener Zeit, als Vornehme und Niedrige in den Orden kamen, diesen unter anderem angekündigt, dass sie den Aussätzigen dienen und in ihren Häusern weilen müssten. Auf größte Armut, wie es in der Regel heißt: dass die Brüder wie Fremde und Pilger in den Häusern weilen sollen, in denen sie sich länger aufhalten, und nichts unter dem Himmel zu haben verlangen als die heilige Armut, durch welche sie vom Herrn in dieser Welt mit Speise für Leib und Seele genährt werden und in der zukünftigen das himmlische Erbe antreten mögen. Sich selbst gründete er auf größte Armut und Demut, da er, obwohl er in der Kirche Gottes ein hoher Vorgesetzter war, bewusst wählte, ein Verworfener zu sein – nicht nur in der Kirche Gottes, sondern auch unter seinen Brüdern.

Mittwoch, 26 Juni 2019 : Kommentar Papst Franziskus

In einer Zivilisation, die an der Anonymität leidet und paradoxerweise zugleich, schamlos krank an einer ungesunden Neugier, darauf versessen ist, Details aus dem Leben der anderen zu erfahren, braucht die Kirche den Blick der Nähe, um den anderen anzuschauen, gerührt zu werden und vor ihm Halt zu machen, so oft es nötig ist. In dieser Welt können die geweihten Diener und die übrigen in der Seelsorge Tätigen den Wohlgeruch der Nähe und Gegenwart Jesu und seines persönlichen Blicks wahrnehmbar machen. Die Kirche wird ihre Glieder – Priester, Ordensleute und Laien – in diese „Kunst der Begleitung” einführen müssen, damit alle stets lernen, vor dem heiligen Boden des anderen sich die Sandalen von den Füßen zu streifen (vgl. Ex 3,5). Wir müssen unserem Wandel den heilsamen Rhythmus der Zuwendung geben, mit einem achtungsvollen Blick voll des Mitleids, der aber zugleich heilt, befreit und zum Reifen im christlichen Leben ermuntert. […] Mehr denn je brauchen wir Männer und Frauen, die aus ihrer Erfahrung als Begleiter die Vorgehensweise kennen, die sich durch Klugheit auszeichnet sowie durch die Fähigkeit zum Verstehen, durch die Kunst des Wartens sowie durch die Fügsamkeit dem Geist gegenüber, damit wir alle zusammen die Schafe, die sich uns anvertrauen, vor den Wölfen, die die Herde zu zerstreuen trachten, beschützen. Wir müssen uns in der Kunst des Zuhörens üben, die mehr ist als Hören. In der Verständigung mit dem anderen steht an erster Stelle die Fähigkeit des Herzens, welche die Nähe möglich macht, ohne die es keine wahre geistliche Begegnung geben kann. Zuhören hilft uns, die passende Geste und das passende Wort zu finden, die uns aus der bequemen Position des Zuschauers herausholen. Nur auf der Grundlage dieses achtungsvollen, mitfühlenden Zuhörens ist es möglich, die Wege für ein echtes Wachstum zu finden, das Verlangen nach dem christlichen Ideal und die Sehnsucht zu wecken, voll auf die Liebe Gottes zu antworten und das Beste, das Gott im eigenen Leben ausgesät hat, zu entfalten.

Dienstag, 25 Juni 2019 : Kommentar Hl. Benedikt von Nursia

Und der Herr sucht in der Volksmenge, der er dies zuruft, einen Arbeiter für sich und sagt wieder: „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ Wenn du hörst und antwortest: „Ich“, dann sagt Gott zu dir: Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute! Such Frieden und jage ihm nach! […] Liebe Brüder, was kann beglückender für uns sein als dieses Wort des Herrn, der uns einlädt? Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens. Gürten wir uns also mit Glauben und Treue im Guten, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat. Wollen wir in seinem Reich und in seinem Zelt wohnen, dann müssen wir durch gute Taten dorthin eilen; anders kommen wir nicht ans Ziel. Fragen wir nun mit dem Propheten den Herrn: „Herr, wer darf wohnen in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg?“ Hören wir Brüder, was der Herr auf diese Frage antwortet und wie er uns den Weg zu seinem Zelt weist […] Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten. Bei dieser Gründung hoffen wir, nichts Hartes und nichts Schweres festzulegen. Sollte es jedoch aus wohlüberlegtem Grund etwas strenger zugehen, um Fehler zu bessern und die Liebe zu bewahren, dann lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg des Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng. Wer aber im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes. Darum wollen wir uns seiner Unterweisung niemals entziehen und in seiner Lehre im Kloster ausharren bis zum Tod. Wenn wir so in Geduld an den Leiden Christi Anteil haben, dann dürfen wir auch mit ihm sein Reich erben. Amen.

Montag, 24 Juni 2019 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

Zu Recht war die Geburt dieses Kindes für viele ein Grund zur Freude: sie bleibt es bis heute. Seinen Eltern im fortgeschrittenen Alter geschenkt kam er, um einer alternden Welt die Gnade einer neuen Geburt zu verkünden. Es ist gut, dass die Kirche diese Geburt, die wunderbare Frucht der Gnade, die die Natur bestaunt, als Festtag feiert […] Mir bringt diese Lampe, die dazu bestimmt ist, die Welt zu erleuchten (Joh 5,35), durch ihre Geburt eine neue Freude; denn dank ihr habe ich das wahre Licht erkannt, das in der Finsternis leuchtet, das aber die Finsternis nicht erfasst hat (Joh 1,5.9). Ja, die Geburt dieses Kindes bringt mir eine unbeschreibliche Freude, da es die Quelle so großer Güter für die Welt ist. Johannes lehrt als erster die Kirche, beginnt sie durch Buße zu formen, bereitet sie durch die Taufe vor, und wenn er sie auf diese Weise vorbereitet hat, übergibt er sie Christus und vereinigt sie mit ihm (Joh 3,29). Er lehrt sie, genügsam zu leben, und gibt ihr durch das Beispiel des eigenen Todes die Kraft, mutig zu sterben. Durch all dies bereitet er ein vollkommenes Volk für den Herrn vor (Lk 1,17).

Sonntag, 23 Juni 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Die Kreuzeslast, mit der sich Christus beladen hat, das ist die Entartung der Menschennatur mit ihrem ganzen Gefolge an Sünde und Leid, womit die gefallene Menschheit geschlagen ist. Diese Last aus der Welt hinauszutragen ist der Sinn des Kreuzwegs. […] Weil aber das Einssein mit Christus unsere Seligkeit ist und das fortschreitende Einswerden mit Ihm unsere Beseligung auf Erden, darum steht Kreuzesliebe zu froher Gotteskindschaft keineswegs in Gegensatz. Christi Kreuz tragen helfen, das gibt eine starke und reine Freudigkeit, und die es dürfen und können, die Bauleute an Gottes Reich, sind die echtesten Gotteskinder. Und so bedeutet die Vorliebe für den Kreuzweg auch durchaus kein Absehen davon, daß der Karfreitag vorbei und das Erlösungswerk vollbracht ist. Nur Erlöste, nur Kinder der Gnade können ja Christi Kreuzträger sein. Nur aus der Vereinigung mit dem göttlichen Haupt bekommt menschliches Leiden sühnende Kraft. Zu leiden und im Leiden selig zu sein, auf der Erde zu stehen, über die schmutzigen und rauen Wege dieser Erde zu gehen und doch mit Christus zur Rechten des Vaters zu thronen, mit den Kindern dieser Welt zu lachen und zu weinen und mit den Chören der Engel ohne Unterlass Gottes Lob zu singen, das ist das Leben des Christen, bis der Morgen der Ewigkeit anbricht.

Samstag, 22 Juni 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Schöpfung hat ihre eigene Güte und Vollkommenheit. Sie ging jedoch aus den Händen des Schöpfers nicht ganz fertig hervor. Sie ist so geschaffen, dass sie noch „auf dem Weg“ [in statu viæ] zu einer erst zu erreichenden letzten Vollkommenheit ist, die Gott ihr zugedacht hat. Wir nennen die Fügungen, durch die Gott seine Schöpfung dieser Vollendung entgegenführt, die „göttliche Vorsehung“. […] Das Zeugnis der Schrift lautet einstimmig: Die Fürsorge der Vorsehung ist konkret und unmittelbar; sie kümmert sich um alles, von den geringsten Kleinigkeiten bis zu den großen weltgeschichtlichen Ereignissen. Die heiligen Bücher bekräftigen entschieden die absolute Souveränität Gottes im Lauf der Ereignisse: „Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm gefällt, das vollbringt er“ (Ps 115,3). Und Christus ist der, „der öffnet, so dass niemand mehr schließen kann, der schließt, so dass niemand mehr öffnen kann“ (Offb 3,7). „Viele Pläne fasst das Herz des Menschen, doch nur der Ratschluss des Herrn hat Bestand“ (Spr 19,21). […] Jesus verlangt eine kindliche Hingabe an die Vorsehung des himmlischen Vaters, der sich um die geringsten Bedürfnisse seiner Kinder kümmert: „Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? . . . Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6,31–33).

Donnerstag, 20 Juni 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Dies Herz, es schlägt für uns im kleinen Zelt, Wo es geheimnisvoll verborgen weilt, In jenem stillen, weißen Rund. Das ist Dein Königsthron, o Herr, auf Erden, Den sichtbar Du für uns errichtet hast, Und gerne siehst Du mich ihm nah’n. Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen Und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten Und füllst mit Frieden tief das Herz. Doch Deine Liebe findet kein Genügen In diesem Austausch, der noch Trennung lässt: Dein Herz verlangt nach mehr. Du kommst als Frühmahl zu mir jeden Morgen, Dein Fleisch und Blut wird mir zu Trank und Speise Und Wunderbares wird gewirkt. Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen, Und Deine Seele eint sich mit der meinen: Ich bin nicht mehr, was einst ich war. Du kommst und gehst, doch bleibt zurück die Saat, Die Du gesät zu künft’ger Herrlichkeit, Verborgen in dem Leib von Staub. Es bleibt ein Glanz des Himmels in der Seele, Es bleibt ein tiefes Leuchten in den Augen, Ein Schweben in der Stimme Klang. Es bleibt das Band, das Herz mit Herz verbindet, Der Lebensstrom, der aus dem Deinen quillt Und jedes Glied belebt. Wie wunderbar sind Deiner Liebe Wunder, Wir staunen nur und stammeln und verstummen, Weil Geist und Wort versagt.

Mittwoch, 19 Juni 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

In den seligen Geistern, die in die Einheit des innergöttlichen Lebens eingegangen sind, ist alles eins: Ruhe und Tätigkeit, Schauen und Wirken, Schweigen und Reden, Lauschen und Sich-mitteilen liebend-empfangende Hingabe und Ausströmen der Liebe im dankenden Lobgesang. […] Wir bedürfen der Stunden, in denen wir schweigend lauschen und das göttliche Wort in uns wirken lassen, bis es dahin drängt, im Opfer des Lobes und im Opfer der Tat fruchtbar zu werden. Wir bedürfen der überlieferten Formen und der Teilnahme am öffentlichen und verordneten Gottesdienst, damit das innere Leben geweckt und in den rechten Bahnen bewahrt bleibe und damit es einen angemessenen Ausdruck finde. Das feierliche Gotteslob muss seine Heimstätten auf Erden haben, wo es zur höchsten Vollendung ausgebildet wird, deren Menschen fähig sind. Von hier aus kann es für die ganze Kirche zum Himmel aufsteigen und auf die Glieder der Kirche einwirken: inneres Leben wecken und zum äußeren Einstimmen aneifern. Aber es muss von innen her belebt sein dadurch, dass auch an diesen Stätten der schweigenden Vertiefung Raum gegönnt wird. Sonst würde es zu starrem und totem Lippendienst entarten. Und den Schutz gegen diese Gefahr gewähren die Heimstätten des inneren Lebens, wo die Seelen in Einsamkeit und Schweigen vor Gottes Angesicht stehen, um im Herzen der Kirche die alles belebende Liebe zu sein.

Dienstag, 18 Juni 2019 : Kommentar Hl. Cäsarius von Arles

Bei all den Werken wahrer, vollkommener Nächstenliebe, von denen ich zu euch spreche, wird nichts mit den Händen oder den Füßen gemacht – also kann niemand behaupten, er sei dazu nicht in der Lage oder er sei gebrechlich. […] Niemand kann sich hier auf glaubwürdige Weise herausreden und sagen, er könne diese Ratschläge nicht umsetzen. Denn es wird dir ja nicht gesagt: „Faste strenger als du kannst, bleib nachts länger wach, als es deine Kräfte erlauben“ […]; du bist nicht verpflichtet, all dein Hab und Gut zu verkaufen und alles den Armen zu geben, noch jungfräulich zu bleiben. […] Wer all das kann, der möge Gott dafür danken. Und wer das nicht kann, der bewahre die wahre Nächstenliebe, und mit ihr wird er alles besitzen, denn die Liebe genügt, auch ohne all diese guten Werke. Aber diese guten Werke ohne die Liebe sind zu nichts nütze. Deshalb sage ich euch das alles immer wieder, geliebte Brüder, damit ihr immer besser verstehen könnt, dass keiner geltend machen kann, die Gebote Gottes nicht erfüllen zu können. […] Bewahrt euch also das sanfte und heilsame Band der Liebe, ohne dass der Reiche arm und mit dem der Arme reich ist. Was besitzt denn der Reiche, wenn er die Liebe nicht hat? […] Und da, wie der Evangelist Johannes sagt, „Gott die Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4,8), was kann denn dem Armen fehlen, wenn er durch die Liebe verdient, Gott zu besitzen? […] Liebt also, geliebte Brüder, und bewahrt die Liebe; ohne die niemand Gott je sehen wird.

Montag, 17 Juni 2019 : Kommentar Hl. Dorotheos von Gaza

Im alten Bund hieß es: „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ (Ex 21,24). Der Herr aber fordert uns auf, nicht nur geduldig den Schlag dessen hinzunehmen, der uns ohrfeigt, sondern ihm auch noch demütig die andere Wange hinzuhalten. Zweck des Gesetzes war es ja, uns beizubringen, das nicht zu tun, was wir nicht erleiden wollen. Es hinderte uns also daran Böses zu tun, und zwar aus Angst, selber leiden zu müssen. Die Forderung jetzt aber heißt, nein zu sagen zu Hass, Vergnügungssucht, Ehrsucht und anderen schlechten Neigungen […] Durch die heiligen Gebote lehrt uns Christus, wie wir von unseren Leidenschaften frei werden können, um so nicht immer wieder in die gleichen Sünden zu verfallen. Er deckt uns die Ursache auf, die uns zur Missachtung und Übertretung der Gebote Gottes verleitet, und gibt uns so ein Mittel an die Hand, mit dem wir gehorchen und gerettet werden können. Was ist das nun für ein Mittel, und was ist die Ursache der Missachtung? Hört, was unser Herr dazu sagt: „[…] lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,29). Damit zeigt er uns kurz und in einem einzigen Wort sowohl die Wurzel und Ursache all unserer Übel auf, als auch sein Heilmittel, die Quelle alles Guten. Er zeigt uns, dass es der Hochmut ist, der uns zu Fall gebracht hat, und dass es uns nur mit der entgegengesetzten Haltung, der Demut, möglich ist, Erbarmen zu finden. Und in der Tat, Hochmut bewirkt Missachtung und Ungehorsam und führt zum Tod; Demut hingegen bringt Gehorsam und das Seelenheil hervor. Ich verstehe darunter echte Demut, nicht bloß eine Demut in Worten und im Verhalten, sondern eine wirklich demütige Grundhaltung des Herzens und des Geistes. Deshalb sagt der Herr: „Ich bin gütig und von Herzen demütig“. Wer also die echte Seelenruhe finden möchte, übe sich in der Demut.

Sonntag, 16 Juni 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Keiner erkennt Gott – nur der Geist Gottes“ (1 Kor 2,11). Der Geist, der Gott offenbart, lässt uns Christus, sein lebendiges Wort erkennen; er spricht aber nicht von sich. Er, der „durch die Propheten gesprochen hat“ (Glaubensbekenntnis v. Nizäa-Konstantinopel: DS 150), lässt uns das Wort des Vaters vernehmen. Ihn selbst aber hören wir nicht. Wir erkennen ihn nur darin, dass er uns das Wort offenbart und uns bereitmacht, es im Glauben anzunehmen. Der Geist der Wahrheit, der uns Christus „enthüllt“, redet nicht „aus sich selbst heraus“ (vgl. Joh 16,13). Diese wahrlich göttliche Zurückhaltung erklärt, warum ihn „die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt“, während die an Christus Glaubenden ihn kennen, weil er bei ihnen bleibt (Joh 14,17). Als lebendige Glaubensgemeinschaft, die den Glauben der Apostel weitergibt, ist die Kirche der Ort unserer Erkenntnis des Heiligen Geistes: – in den von ihm inspirierten Schriften; – in der Überlieferung, deren stets aktuelle Zeugen die Kirchenväter sind; – im Lehramt der Kirche, dem er beisteht; – in der sakramentalen Liturgie: durch ihre Worte und Sinnbilder, in denen uns der Heilige Geist mit Christus verbindet; – im Gebet, in dem er für uns eintritt; – in den Charismen und Dienstämtern, durch die die Kirche aufgebaut wird; – im apostolischen und missionarischen Leben; – im Zeugnis der Heiligen, worin er seine Heiligkeit bekundet und das Heilswerk fortsetzt.

Samstag, 15 Juni 2019 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Ich kann nun das einmal Geschehene nicht mehr ungeschehen machen, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu dieser Majestät meine Zuflucht zu nehmen und auf die Verdienste Jesu Christi und seiner jungfräulichen Mutter zu vertrauen, deren Kleid ich trotz meiner Unwürdigkeit trage. Auch ihr traget dieses Kleid; lobpreiset Gott dafür! Denn ihr seid in Wahrheit Töchter dieser Herrin. Ihr müsst euch deshalb nicht schämen, dass ich so böse bin, da ihr eine so heilige Mutter habt. Folget ihr nach und erwäget, wie erhaben diese Herrin sein muss, welch ein Glück es ist, sie zur Beschützerin zu haben […] Auf eines jedoch möchte ich euch aufmerksam machen: Ihr dürft euch deshalb nicht für sicher halten, weil […] ihr eine so heilige Mutter habt […] Wir, die wir das Ordenskleid tragen, sind vielleicht der Ansicht, als sei damit schon alles getan, dass wir es freiwillig angenommen und um Gottes willen alle Dinge der Welt und unseren Besitz verlassen haben; denn waren dies auch nur Fischernetze, wie sie der hl. Petrus verlassen, so glaubt doch der, der seinen ganzen Besitz hingibt, viel zu geben. Dies ist allerdings eine sehr gute Vorbereitung, wenn man dabei beharrlich ist und nicht wieder, auch nicht dem Verlangen nach, zu dem Ungeziefer der ersten Gemächer zurückkehrt. Wer in der Losschälung von allem verharrt, wird ohne Zweifel das Ziel seines Strebens erreichen, vorausgesetzt, dass er sich, was wohl zu beachten ist, für einen unnützen Knecht hält, wie der hl. Paulus oder Christus sagt (Lk 17,10); er glaube nicht, unseren Herrn verpflichtet zu haben, ihm solche Gnaden zu erweisen; vielmehr sei er der Überzeugung, umso mehr schuldig zu sein, je mehr er empfangen habe.

Freitag, 14 Juni 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Das Gesetz war nämlich für Knechte gegeben; durch seine äußerlichen, körperlichen Vorschriften unterwies es die Seele, indem es wie durch ein Band heranziehen wollte zur Beobachtung der Gebote, damit der Mensch lernen sollte, Gott zu gehorchen. Das Wort aber befreite die Seele und lehrte, wie sich der Körper durch sie freiwillig reinige. Demgemäß war es nötig, die Bande wegzunehmen, an die der Mensch sich schon gewöhnt hatte, und ungefesselt Gott zu folgen. Erweitern aber mussten sich die Gebote der Freiheit und wachsen musste die Unterwürfigkeit gegen den König, damit niemand wieder umkehre und dessen unwürdig erscheine, der ihn befreit hat. […] Deswegen hat der Herr statt des Gebotes: Du sollst nicht ehebrechen, das: Du sollst nicht begehren gesetzt; statt des: Du sollst nicht töten, das: Du sollst nicht einmal zürnen; statt des Zehnten die Verteilung der gesamten Habe unter die Armen geboten und befohlen, nicht nur den Nächsten, sondern auch die Feinde zu lieben, nicht nur gute Geber und Verteiler zu sein, sondern freiwillige Geber gegen die, welche uns das Unsrige nehmen. Das ist unser Herr, das Wort Gottes, das zuerst die Knechte zu Gott hinzog, dann aber die befreite, die sich ihm unterwarfen, wie er selber seinen Jüngern sagt: „Nicht mehr werde ich euch Knechte nennen, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut, Euch habe ich meine Freunde genannt, da ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Joh 15,15). […] Dadurch aber, dass er „Freunde Gottes“ seine Jünger nennt, zeigt er deutlich an, dass er das Wort Gottes ist, dem Abraham freiwillig und ohne Fesseln infolge der Großmut seines Glaubens folgte, wodurch er ein Freund Gottes wurde.

Mittwoch, 12 Juni 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Der heutige Besuch will einen entschiedenen Beitrag leisten zur Festigung der guten Beziehungen zwischen unseren beiden Gemeinschaften […] Wir sind uns alle bewusst, dass aus dem reichen Inhalt dieser Nr. 4 der Erklärung Nostra aetate drei Punkte besonders wichtig sind. […] Der erste Punkt ist der, dass die Kirche Christi ihre „Bindung“ zum Judentum entdeckt, indem sie sich auf ihr eigenes Geheimnis besinnt (vgl. Nostra aetate, Nr. 4, Absatz 1). Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderen Religion. Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder. […] Ferner muss gesagt werden, dass der eingeschlagene Weg noch an den Anfängen steht. Deshalb bedarf es […] noch ziemlich viel, um jede – auch die subtile – Form des Vorurteils zu überwinden […] und somit […] das wahre Antlitz der Juden und des Judaismus wie auch der Christen und des Christentums zu zeigen […] Niemandem entgeht, dass der anfängliche grundsätzliche Unterschied in der Zustimmung der Katholiken zur Person und zur Lehre Jesu von Nazaret besteht, der ein Sohn eures Volkes ist, aus dem auch die Jungfrau Maria, die Apostel – Fundament und Säulen der Kirche – und die Mehrzahl der Gläubigen der ersten christlichen Gemeinde stammen. […] Ferner muss gesagt werden, dass die Wege, die für unsere Zusammenarbeit offenstehen im Licht des vom Gesetz und von den Propheten stammenden gemeinsamen Erbes, vielfältig und bedeutend sind. Wir möchten vor allem erinnern an die Zusammenarbeit zum Wohl des Menschen […], zugunsten seiner Würde, seiner Freiheit, seiner Rechte, seiner Entfaltung in einer Gesellschaft […], wo die Gerechtigkeit regiert und wo […] der Friede herrscht, der shalom, der von den Gesetzgebern, von den Propheten und von den Weisen Israels herbeigesehnt worden ist. […] Möge von diesem meinen Besuch und von unserer gefundenen Eintracht und gelösten Atmosphäre wie aus dem Strom, den Ezechiel von der östlichen Pforte des Tempels in Jerusalem hervorbrechen sah (vgl. Ez 47,1ff.), eine frische und wohltuende Quelle entspringen, die die vielen Wunden zu heilen hilft, an denen Rom leidet. Wenn wir das tun, so erlaube ich mir zu sagen, werden wir unseren jeweiligen heiligsten Verpflichtungen treu sein, aber auch jener, die uns am tiefsten verbindet und eint: der Glaube an den einen Gott, der „die Fremden liebt“ und „den Waisen und Witwen ihr Recht verschafft“ (vgl. Dtn 10,18), indem auch wir uns bemühen, sie zu lieben und ihnen beizustehen (vgl. ebd. und Lev 19,18.34). Die Christen haben diesen Willen des Herrn von der Torah gelernt, die ihr hier verehrt, und von den Worten Jesu, der die Liebe, die die Torah fordert, bis in die äußersten Konsequenzen verwirklicht hat.

Dienstag, 11 Juni 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

An euch, ihr jungen Männer und Frauen der ganzen Welt, will das Konzil seine letzte Botschaft richten. Denn ihr werdet die Flamme aus den Händen eurer älteren Geschwister entgegennehmen und in der Welt leben, die im Begriff ist, die größten Umwälzungen ihrer Geschichte mitzumachen. Ihr seid es, die, indem ihr das Beste aus dem Beispiel und der Lehre eurer Eltern und Lehrer sammelt, die Gesellschaft von morgen formen werdet: Ihr werdet euch retten oder mit ihr zugrunde gehen. Die Kirche hat vier Jahre lang daran gearbeitet, ihr Antlitz zu verjüngen, um besser auf den Plan ihres Gründers, des großen Lebendigen, des ewig jungen Christus, antworten zu können. Und am Ende dieser gewichtigen „Lebensrevision“ wendet sie sich euch zu. Für euch, die jungen Leute, vor allem für euch, will sie mit ihrem Konzil ein Licht anzünden: ein Licht, das die Zukunft erleuchtet, die eure Zukunft sein wird. Die Kirche sorgt sich darum, dass diese Gesellschaft, die ihr bilden werdet, die Würde, die Freiheit und das Recht der menschlichen Personen achtet. Ihr selbst seid diese Menschen. Sie sorgt sich vor allem darum, dass diese Gesellschaft ihren Schatz, den immer alten und immer neuen, aufblühen lässt: den Glauben, und dass eure Seelen sich frei in seiner wohltuenden Klarheit erfrischen können. Die Kirche vertraut euch, dass ihr eine solche Kraft und Freude finden werdet, dass ihr noch nicht einmal in Versuchung kommt – wie einige eurer Vorfahren –, der Verführung von Philosophien der Selbstsucht und des Vergnügens oder solchen der Verzweiflung und des Nichts nachzugeben. Und dass ihr angesichts von Atheismus, Alters- und Erschlaffungserscheinungen euren Glauben an das Leben zu bekennen wisst und an das, was dem Leben einen Sinn gibt: die Glaubensgewissheit der Existenz eines Gottes, der gerecht und gut ist.

Montag, 10 Juni 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Wenn dies der Gipfel äußerster Sanftmut ist, sogar in Anwesenheit dessen, der uns reizte, ihm gegenüber im Herzen friedlich und liebevoll gestimmt zu sein, so ist jedenfalls folgendes der Gipfel äußerster Wut: dass man selbst solange man für sich allein ist, mit Worten und Gebärden wider denjenigen, der einen betrübte, streitet und in Raserei verfällt. Der Anfang der Zornlosigkeit ist das Schweigen der Lippen bei aufgebrachtem Herz, die Mitte ist das Schweigen der Gedanken bei geringer Aufregung der Seele, das Ende jedoch ist unveränderlicher Friede beim Wehen unreiner Winde. Sanftmut ist ein unerschütterlicher Zustand der Seele, welcher sich in Unehren und Lobpreisungen immer gleich bleibt. Wenn der Heilige Geist als Friede der Seele definiert wird und es ist, der Zorn hingegen Aufruhr des Herzens ist und genannt wird, dann versperrt nichts so sehr Seine Gegenwart in uns wie die Wut.

Sonntag, 9 Juni 2019 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Aus sich selbst heraus ist der Mensch nichts, mit dem Heiligen Geist jedoch ist er viel. Der Mensch ohne Seele ist ganz Erde und Tier. Nur der Heilige Geist kann seine Seele zu Höherem entfalten und emportragen. Wie durch ein Vergrößerungsglas lässt er uns das Gute und Böse deutlich erkennen. Mit dem Heiligen Geist sehen wir alles groß: wir erkennen die Größe der geringsten für Gott getanen Werke und die Größe der kleinen Fehler. Wie ein Uhrmacher mit seiner Lupe das kleinste Räderwerk einer Uhr sieht, so erkennen wir durch das Licht des Heiligen Geistes jeden Teil unseres armen Lebens. Ohne den Heiligen Geist ist alles kalt. Wenn wir spüren, dass unser Eifer nachlässt, müssen wir schnell eine Novene zum Heiligen Geist beten und Ihn um Glauben und Liebe bitten!

Samstag, 8 Juni 2019 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Es liegt […] sehr viel daran, zu verstehen, dass Gott nicht alle denselben Weg führt. Und vielleicht steht gerade derjenige, der den niedrigsten Weg zu gehen meint, in den Augen des Herrn sehr hoch. Weil alle in diesem Haus das Gebet üben, müssen darum nicht alle kontemplativ sein; das ist unmöglich. Wenn eine Schwester, die es nicht ist, diese Wahrheit nicht versteht, wird sie untröstlich sein. […] Ich konnte über vierzehn Jahre lang ohne Buch nicht einmal Betrachtung halten. Es gibt sicher viele Personen, denen es genauso geht, und manche vermögen nicht einmal mit Hilfe eines Buches Betrachtung zu halten; sie können nur mündlich beten; dabei können sie am längsten verweilen. […] Es gibt recht viele Menschen, denen es genauso ergeht. Wenn sie demütig sind, so glaube ich, dass ihnen am Ende nicht weniger zuteil wird als denen, die großen geistigen Genuss erfahren; sie empfangen genausoviel und gehen in gewisser Hinsicht sogar einen viel sichereren Weg; denn wir wissen nicht, ob diese geistigen Genüsse von Gott stammen oder vom Teufel. […] Diejenigen, denen keine geistigen Genüsse zuteil werden, leben in Demut und fragen sich, ob nicht sie selbst schuld daran sind. Immer sind sie darum bemüht, vorwärtszuschreiten. Sehen sie andere auch nur eine Träne vergießen, so meinen sie gleich, sie selbst würden dem Herrn viel zu wenig dienen, weil ihnen keine Tränen kommen. Dabei dienen sie ihm vielleicht viel mehr; denn so gut Tränen auch sein mögen, sie sind nicht immer ein Zeichen der Vollkommenheit, während in der Demut, Abtötung, Losschälung und den anderen Tugenden immer eine viel größere Sicherheit liegt. Es besteht also kein Grund zur Furcht, und ihr braucht keine Angst zu haben, dass ihr nicht zur Vollkommenheit gelangt, so wie die großen Kontemplativen.

Freitag, 7 Juni 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Der Bischof von Rom ist der Bischof der Kirche, die die prägende Spur des Martyriums des Petrus und des Paulus bewahrt […] Das Matthäusevangelium beschreibt und präzisiert die pastorale Sendung des Petrus in der Kirche […] „Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen […]“ (Mt 16,18). Lukas hebt hervor, dass Christus dem Petrus aufträgt, die Brüder zu stärken, ihn aber gleichzeitig seine menschliche Schwäche und die Notwendigkeit seiner Bekehrung erkennen lässt (vgl. Lk 22,31–32). Es ist gerade so, als würde vor dem Hintergrund der menschlichen Schwachheit des Petrus voll offenkundig werden, dass sein besonderes Amt in der Kirche vollständig seinen Ursprung aus der Gnade hat […] Gleich nach seiner Einsetzung wird Petrus von Christus mit seltener Strenge gerügt, der zu ihm sagt: „Du willst mich zu Fall bringen!“ (Mt 16,23). Sollte man nicht in dem Erbarmen, das Petrus braucht, einen Bezug zu dem Amt jener Barmherzigkeit sehen, die er als erster erfährt? […] Auch das Johannesevangelium hebt hervor, dass Petrus die Aufgabe, die Herde zu weiden, in einem dreifachen Liebesbekenntnis (vgl. 21,15–17) empfängt, das dem dreifachen Verrat entspricht (vgl. 13,38). […] Was Paulus betrifft, so kann er die Beschreibung seines Dienstes mit der ergreifenden Feststellung abschließen, die er aus dem Mund des Herrn vernehmen darf: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit“, und kann daher ausrufen: „denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2 Kor 12,9–10). […] Als Erbe der Sendung des Petrus […] übt der Bischof von Rom ein Amt aus, das seinen Ursprung in der vielgestaltigen Barmherzigkeit Gottes hat, die die Herzen bekehrt und mit der Kraft der Gnade erfüllt, während der Jünger den bitteren Geschmack seiner Schwachheit und seines Elends wahrnimmt. Die diesem Amt eigene Autorität steht ganz im Dienst des barmherzigen Planes Gottes und muss immer in dieser Perspektive gesehen werden. Aus ihm erklärt sich die Vollmacht dieses Amtes. Durch seine Bindung an das dreifache Liebesbekenntnis des Petrus, das dem dreifachen Verrat entspricht, weiß sein Nachfolger, dass er Zeichen der Barmherzigkeit sein muss. Sein Dienst ist ein Dienst der Barmherzigkeit, geboren aus einem Barmherzigkeitsakt Christi. Diese ganze Lehre aus dem Evangelium muss dauernd neu gelesen werden, damit die Ausübung des Petrusamtes nichts von ihrer Glaubwürdigkeit und Transparenz verliert.

Donnerstag, 6 Juni 2019 : Kommentar Johannes Cassianus

Dann wird sich wohl vollkommen in uns jenes Gebet des Herrn erfüllen, in welchem er für seine Jünger zum Vater betete mit den Worten: „Möge die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sein und sie in uns.“ Und wieder: „Mögen sie alle Eins sein, auf dass, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so auch sie in uns Eins seien“ – wenn jene vollkommene Liebe Gottes, mit der er uns zuerst liebte, auch in unsere Herzensneigung übergegangen ist und sich so dies Gebet des Herrn erfüllt hat, das, wie wir glauben, durchaus nicht vergeblich gemacht werden kann. Das wird nun so sein, wenn all unser Lieben und Sehnen, alles Streben und Suchen, alles Denken und Schauen, Reden und Hoffen Gott sein wird und jene Einheit, die nur der Vater mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater hat, in unsern Sinn und Geist gegossen ist, dass nämlich, wie Jener uns mit aufrichtiger, reiner und unvergänglicher Liebe liebt, so auch wir mit ihm in ewiger und unzertrennlicher Liebe geeint werden, so mit ihm verbunden, dass, was immer wir hoffen, einsehen und reden, Gott sein wird. So, sage ich, werden wir zu jenem obengenannten Ziel kommen, welches ebenderselbe Herr in seinem Gebet für uns erfüllt wünscht: „Dass alle Eins seien, wie wir Eins sind; ich in ihnen und du in mir, so dass auch sie ganz Eins seien“ und wieder: „Vater, ich will, dass diejenigen, welche du mir gegeben hast, auch dort bei mir seien, wo ich bin.“ Das muss also die Absicht des Einsamen, das seine ganze Meinung sein, dass er ein Bild des künftigen seligen Zustandes schon in diesem Leben besitze und gleichsam einen Teil jenes himmlischen, glorreichen Wandels auf dieser Erde zum Unterpfand vorauszukosten beginne.

Mittwoch, 5 Juni 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Der Unterschied, den der Herr zwischen den geweihten Amtsträgern und dem übrigen Gottesvolk gesetzt hat, schließt eine Verbundenheit ein, da ja die Hirten und die anderen Gläubigen in enger Beziehung miteinander verbunden sind. Die Hirten der Kirche sollen nach dem Beispiel des Herrn einander und den übrigen Gläubigen dienen, diese aber sollen voll Eifer mit den Hirten und Lehrern eng zusammenarbeiten. So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christi: denn gerade die Vielfalt der Gnadengaben, Dienstleistungen und Tätigkeiten vereint die Kinder Gottes, weil „dies alles der eine und gleiche Geist wirkt“ (1 Kor 12,11). Wie die Laien aus Gottes Herablassung Christus zum Bruder haben, der, obwohl aller Herr, doch gekommen ist, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28), so haben sie auch die geweihten Amtsträger zu Brüdern, die in Christi Autorität die Familie Gottes durch Lehre, Heiligung und Leitung so weiden, dass das neue Gebot der Liebe von allen erfüllt wird. Daher sagt der heilige Augustinus sehr schön: „Wo mich erschreckt, was ich für euch bin, da tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ. Jenes bezeichnet das Amt, dieses die Gnade, jenes die Gefahr, dieses das Heil.“

Dienstag, 4 Juni 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Wenn der Herr mit den Worten: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“, alle verstanden wissen wollte, auch diejenigen, die einst an ihn glauben und zu seiner großen, aus allen Völkern zu sammelnden Kirche gehören sollten, von der im Psalm gesungen wird: „In großer Versammlung werde ich Dich lobpreisen“ (Ps 34(35),18 Vulg.), so ist das gewiss jene Verherrlichung, durch welche der Sohn den Vater verherrlicht, indem er seinen Namen allen Völkern und so vielen Geschlechtern von Menschen bekannt macht. Und was er mit den Worten sagt: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“, hat Ähnlichkeit mit dem, was er kurz vorher gesagt hatte: „Ich habe Dich verherrlicht auf Erden“ (Joh 17,4 Vulg.) […] Also „ich habe Deinen Namen“ jenen „Menschen geoffenbart, die Du mir gegeben hast von der Welt“, die mich dies sagen hörten, jedoch nicht jenen Namen, wonach Du Gott heißest, sondern jenen, wonach Du mein Vater heißest, ein Name, der ohne die Offenbarung des Sohnes nicht geoffenbart werden könnte. Denn dass er der Gott der gesamten Schöpfung heißt, dieser Name konnte allen Völkern, noch bevor sie an Christus glaubten, nicht ganz und gar unbekannt sein. Denn das ist die Macht der wahren Gottheit, dass sie der vernünftigen, ihre geistige Kraft bereits gebrauchenden Natur nicht durchaus und völlig verborgen bleiben kann. Denn mit Ausnahme weniger, in welchen die Natur allzu sehr entstellt ist, bekennt das ganze Menschengeschlecht Gott als den Urheber dieser Welt. […] Darin jedoch, dass er der Vater dieses Christus ist, durch den er die Sünde der Welt hinwegnimmt, diesen seinen vorher allen unbekannten Namen hat er jetzt denen geoffenbart, die ihm der Vater selbst von der Welt gegeben hat.

Montag, 3 Juni 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Familien, die Gruppen, die Staaten, die Völkergemeinschaft selbst müssen sich der Vergebung öffnen, um unterbrochene Verbindungen wieder aufzunehmen, um Situationen einer fruchtlosen gegenseitigen Verurteilung zu überwinden, um über die Versuchung zu siegen, die anderen auszuschließen, indem man ihnen die Berufungsmöglichkeit verwehrt. Die Fähigkeit zur Vergebung liegt jedem Plan für eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft in der Zukunft zugrunde. Umgekehrt kommt die versäumte Vergebung, besonders wenn dadurch die Fortdauer von Konflikten geschürt wird, der Entwicklung der Völker sehr teuer zu stehen. Die Ressourcen werden verwendet, um den Rüstungswettlauf, die Kriegskosten und die Folgen wirtschaftlicher Repressalien zu tragen. Damit fehlen die notwendigen Geldmittel, um Entwicklung, Frieden und Gerechtigkeit voranzubringen. Unter wie vielen Schmerzen leidet die Menschheit, weil sie sich nicht zu versöhnen weiß, wie oft wird sie zurückgeworfen, weil sie nicht zu vergeben weiß! Der Friede ist die Voraussetzung für die Entwicklung, aber ein wirklicher Friede wird nur durch die Vergebung ermöglicht. Das Angebot der Vergebung ist weder unmittelbar zu verstehen, noch mühelos anzunehmen; es ist eine in gewisser Hinsicht paradoxe Botschaft. Tatsächlich schließt die Vergebung immer kurzfristig einen scheinbaren Verlust ein, während sie langfristig einen tatsächlichen Gewinn sicherstellt. Die Gewalt ist das genaue Gegenteil; sie entscheidet sich für einen kurzfristigen Gewinn, bereitet aber auf lange Sicht einen tatsächlichen, anhaltenden Verlust vor. Die Vergebung könnte als eine Schwäche erscheinen; in Wirklichkeit setzt sie, sowohl um gewährt wie um angenommen zu werden, eine große geistige Kraft und einen bewährten moralischen Mut voraus. Weit davon entfernt, die Person herabzusetzen, führt die Vergebung sie zu einem erfüllten und reicheren Menschsein, das fähig ist, in sich einen Strahl des Glanzes des Schöpfers widerzuspiegeln.

Sonntag, 2 Juni 2019 : Kommentar Guigo von Kastell

Man muss Christus nachfolgen, ihm anhangen; man darf nicht von ihm weichen bis zum Tod. So wie Elischa zu seinem Meister sagte: „So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht“ (2 Kön 2,2). […] Folgen wir also Christus nach und binden wir uns an ihn! „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, sagt der Psalmist (73(72),28) und „meine Seele hängt an dir, Herr, deine rechte Hand hält mich fest“ (vgl. Ps 63(62),9). Der hl. Paulus setzt hinzu: „Wer sich […] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17): nicht nur ein Leib, sondern ein Geist. Von Christi Geist lebt sein ganzer Leib, durch den Leib Christi kommt man zum Geist Christi. Bleibe also durch den Glauben im Leib Christi, und du wirst eines Tages ein Geist mit ihm sein. Du bist schon durch den Glauben mit seinem Leib vereinigt; in der (seligen) Schau wirst du auch mit seinem Geist vereinigt sein. Nicht, dass wir dort oben körperlos schauen würden; aber unsere Körper werden geistlicher Art sein (vgl. 1 Kor 15,44). „Vater“, sagt Christus, „ich will, dass sie eins seien in uns, wie du, Vater, und ich eins sind, damit die Welt glaubt“ (vgl. Joh 17,21–22): hier haben wir die Einheit durch den Glauben. Und dann bittet er: „Sie sollen vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt“ (vgl. Joh 17,23): hier haben wir die Einheit durch die Schau. Das ist die Art und Weise, sich geistlich zu nähren vom Leib Christi: einen reinen Glauben an ihn haben, durch die ständige Betrachtung den Inhalt dieses Glaubens suchen, durch den Verstand das Gesuchte finden, den Gegenstand unserer Entdeckung glühend lieben, so weit wie möglich den nachahmen, den wir lieben, und indem wir ihn nachahmen, ihm beständig anhangen, um zur ewigen Vereinigung zu gelangen.

Samstag, 1 Juni 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

„Und führe uns nicht in Versuchung“ […] Wenn wir darum bitten, dass wir nicht in Versuchung kommen, so werden wir an unsere eigene Ohnmacht und Schwäche erinnert; denn wir beten so, damit sich keiner voll Vermessenheit überhebe, damit sich keiner voll Stolz und Eitelkeit etwas anmaße, damit keiner für sich den Ruhm des Bekenntnisses oder des Leidens in Anspruch nehme. Hat doch der Herr selbst Demut gelehrt und gesagt: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ (Mk 14,38). Indem man also ein demütiges und ehrfürchtiges Bekenntnis vorausschickt und alles Gott zuschreibt, erhält man all das von seiner liebevollen Güte gewährt, was man in Ehrfurcht und Verehrung vor Gott flehentlich erbittet. Nach all dem kommt am Ende des Gebetes ein Schlusssatz, der alle unsere Bitten und Anliegen in gedrängter Kürze in sich zusammenfasst. Denn wir schließen mit den Worten: „sondern erlöse uns von dem Bösen“, indem wir alle Widerwärtigkeiten zusammenfassen, die der Feind in dieser Welt gegen uns im Schilde führt. Vor ihnen kann es nur dann einen festen und zuverlässigen Schutz geben, wenn uns Gott erlöst, wenn er uns auf unser Bitten und Flehen hin seine Hilfe gewährt. Wenn wir aber sagen: „Erlöse uns von dem Bösen“, so bleibt uns nichts weiter zu erflehen übrig, da wir damit ein für allemal Gottes Schutz gegen den Bösen erbitten. Haben wir aber diesen erlangt, so sind wir gegen alle Machenschaften des Teufels und der Welt gefeit. Denn wie kann einer sich fürchten vor der Welt, wenn ihm Gott in der Welt als Beschützer zur Seite steht? Was Wunder, geliebteste Brüder, wenn das Gebet von so trefflicher Kürze ist! Hat es doch Gott gelehrt, der durch eine Unterweisung all unser Flehen in heilsamen Worten kurz zusammenfasste. […] Denn da das Wort Gottes, unser Herr Jesus Christus, für alle gekommen ist, da er ohne Unterschied Gelehrte wie Ungelehrte um sich gesammelt und jedem Geschlecht und Alter seine Heilsgebote gegeben hat, so stellte er seine Vorschriften in einem vollständigen Auszug zusammen […] Als er zum Beispiel lehrte, was das ewige Leben sei, da fasste er das heilige Geheimnis des Lebens in vorzüglicher und göttlicher Kürze zusammen in den Worten: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast“ (Joh 17,3).

Freitag, 31 Mai 2019 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Also hat Gott im Anfang den Adam erschaffen, nicht als ob er selbst des Menschen bedurft hätte, sondern damit er auf jemand sein Wohlgefallen ausschütten konnte. Denn nicht nur vor Adam, sondern schon vor aller Schöpfung verherrlichte das Wort seinen Vater, indem es in ihm blieb, und es selbst wurde von dem Vater verherrlicht, wie er selber sagt: „Vater, verkläre mich mit der Klarheit, die ich bei dir gehabt habe, bevor die Welt ward“ (Joh 17,5 Vulg.). Auch befahl er uns, ihm zu folgen, nicht als ob er unseres Dienstes bedurfte, sondern weil er uns sein Heil zuwenden wollte. Denn dem Erlöser nachfolgen, heißt teilnehmen am Heil, und dem Lichte folgen, heißt das Licht erlangen. Die aber im Lichte sind, erleuchten nicht selber das Licht, sondern werden von ihm erleuchtet und erhellt; sie selbst geben ihm nichts, sondern empfangen die Wohltat, vom Lichte erleuchtet zu werden. So bringt auch unsere Tätigkeit im Dienste Gottes Gott nichts ein, noch bedarf er des menschlichen Dienstes, wohl aber verleiht er denen, die ihm folgen und dienen, Leben, Unvergänglichkeit und ewigen Ruhm […] Nur deswegen verlangt Gott den Dienst der Menschen, weil er gut und barmherzig ist und denen wohltun will, die in seinem Dienst verharren. Denn ebenso sehr, wie Gott keines Menschen bedarf, bedarf der Mensch der Gemeinschaft Gottes, Das nämlich ist der Ruhm des Menschen, auszuharren und zu verbleiben im Dienste Gottes. Deswegen sagte der Herr zu seinen Schülern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16 Vulg.). Das bedeutet: Nicht sie verherrlichten ihn, indem sie ihm folgten, sondern dadurch, dass sie dem Sohne Gottes folgten, wurden sie von ihm verherrlicht. Und abermals sagt er: „Ich will, dass dort, wo ich bin, auch diese sind, damit sie meine Herrlichkeit sehen“ (Joh 17,24 Vulg.).

Donnerstag, 30 Mai 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ (Mk 16,19). So kehrte er an den Ort zurück, von dem er stammte, er kam von einem Ort zurück, an dem er weiterhin blieb; als er mit seinem Menschsein in den Himmel aufstieg, vereinigte er durch seine Göttlichkeit den Himmel und die Erde. Was wir, vielgeliebte Brüder, in der heutigen Feier zu beachten haben, ist die Aufhebung des Urteils, das uns verdammte, und des Schuldspruchs, der uns der Verderbnis anheimgab. Die menschliche Natur, an die folgende Worte gerichtet waren: „Staub bist du, zum Staub musst du zurück“ (Gen 3,19), ist heute mit Christus in den Himmel aufgefahren. Deshalb, vielgeliebte Brüder, müssen wir ihm aus ganzem Herzen dorthin folgen, wohin er, wie uns der Glaube lehrt, mit seinem Leib aufgefahren ist. Lasst uns die Begierden der Erde fliehen: Kein irdisches Band möge uns fesseln, uns, die wir einen Vater im Himmel haben. Lasst uns auch die Tatsache bedenken, dass er, der voller Milde in den Himmel aufgefahren ist, mit Forderungen wiederkehren wird […] Das, meine Brüder, soll euer Tun bestimmen; denkt ständig daran. Wenn ihr auf den Wellen irdischer Geschäfte hin und hergerissen seid, werft dennoch heute noch den Anker der Hoffnung in die ewige Heimat (vgl. Hebr 6,19). Möge eure Seele nur das wahre Licht suchen. Wir haben gerade vernommen, dass der Herr in den Himmel aufgefahren ist; lasst uns voller Ernst an das denken, was wir glauben. Trotz der Schwäche der menschlichen Natur, die uns hier unten immer noch zurückhält, zieht uns diese Liebe, ihm zu folgen, denn wir sind sicher, dass derjenige, der uns diesen Wunsch eingegeben hat, Jesus Christus, uns in unserer Hoffnung nicht enttäuschen wird.

Mittwoch, 29 Mai 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi, die Kirche“ (hl. Augustinus, serm. 268,2) […] Der Heilige Geist macht die Kirche zum „Tempel des lebendigen Gottes“ (2 Kor 6,16; vgl. 1 Kor 3,16–17; vgl. Eph 2,21): „Dieses göttliche Geschenk ist der Kirche anvertraut … In ihr ist niedergelegt die Gemeinschaft mit Christus, das heißt der Heilige Geist, das Angeld der Unverweslichkeit, die Befestigung unseres Glaubens, die Himmelsleiter zu Gott … Wo die Kirche, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes, dort ist die Kirche und alle Gnade“ (hl. Irenäus, hær. 3,24,1). Der Heilige Geist […] bewirkt auf vielfältige Weise die Auferbauung des ganzen Leibes in der Liebe (vgl. Eph 4,16): durch das Wort Gottes, […] durch die Taufe, durch die er den Leib Christi bildet (vgl. 1 Kor 12,13); durch diejenigen Sakramente, die den Gliedern Christi Wachstum und Heilung geben; durch die „Gnade der Apostel“, die unter den Gnadengaben „hervorragt“ (LG 7); durch die Tugenden, die das gute Handeln bewirken; durch die vielfältigen besonderen Gaben, die sogenannten Charismen, durch die er die Gläubigen „geeignet und bereit macht, verschiedene für die Erneuerung und den weiteren Aufbau der Kirche nützliche Werke und Dienste zu übernehmen“ (LG 12). Die Charismen, ob außergewöhnlich oder schlicht und bescheiden, sind Gnadengaben des Heiligen Geistes, die direkt oder indirekt der Kirche dienen: sie sind zum Aufbau der Kirche, zum Wohl der Menschen und für die Nöte der Welt geschenkt.

Dienstag, 28 Mai 2019 : Kommentar Sel. John Henry Newman

Mein Gott, ich bete dich an, o ewiger Paraklet, Licht und Leben meiner Seele. Du hättest dich damit begnügen können, mir lediglich gute Anregungen, inspirierende Gnade und Hilfe von außen zu geben. Du hättest mich weiterführen können, um mich erst bei meinem Übergang in die andere Welt mit deiner nach innen wirkenden Kraft zu reinigen. Aber in deiner unendlichen Barmherzigkeit bist du gleich zu Beginn in meine Seele eingetreten und hast sie in Besitz genommen. Du hast sie zu deinem Tempel gemacht. Du wohnst durch deine Gnade auf unsagbare Weise in mir und vereinigst mich mit dir und der ganzen Schar von Engeln und Heiligen. Mehr noch: Wie einige festgehalten haben, bist du nicht nur durch deine Gnade in mir zugegen, sondern durch dein ewiges Sein, als ob ich, bei Wahrung meiner eigenen Persönlichkeit, in gewissem Sinne schon hier in Gott versunken wäre. Mehr noch: als ob du auch meinen Leib in Besitz genommen hättest, dieses irdische, fleischliche, elende Zelt – sogar mein Leib ist dein Tempel (vgl. 1 Kor 6,19). O staunenswerte und furchterregende Wahrheit! Ich glaube es, ich weiß es, o mein Gott! O mein Gott, kann ich sündigen, wenn du so innig mit mir verbunden bist? Kann ich vergessen, wer bei mir ist, wer in mir ist? Kann ich einen göttlichen Bewohner mit einer Sache vertreiben, die er mehr als alles andere verabscheut? Mit der einzigen Sache auf der ganzen Welt, die ihn beleidigt, mit der einzigen Sache, die nicht die Seine ist? […] Mein Gott, ich bin in zweifacher Weise gegen die Sünde abgesichert: zunächst durch die Angst vor einer solchen Entweihung all dessen, was du mir bist in deiner wirklichen Gegenwart; und dann weil ich vertraue, dass diese Gegenwart mich vor der Sünde bewahren wird […] Ich werde dich anrufen in Prüfungen und Versuchungen […] Durch dich werde ich dich niemals verlassen.

Montag, 27 Mai 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Wenn der Vater sein Wort sendet, dann sendet er stets auch seinen Hauch – es ist eine gemeinsame Sendung, in der der Sohn und der Heilige Geist sich voneinander unterscheiden, aber nicht voneinander trennen lassen. Christus erscheint, das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes, aber es ist der Heilige Geist, der ihn offenbart. Jesus ist der Christus, der „Gesalbte“, weil der Geist seine Salbung ist und alles, was von der Menschwerdung an geschieht, aus dieser Fülle fließt (vgl. Joh 3,34). Und wenn am Ende Christus verherrlicht wird (vgl. Joh 7,39), kann er denen, die an ihn glauben, vom Vater her den Geist senden: Der Sohn teilt ihnen seine Herrlichkeit mit (vgl. Joh 17,22), das heißt den Heiligen Geist, der ihn verherrlicht (vgl. Joh 16,14). Die gemeinsame Sendung entfaltet sich von da an in denen, die der Vater im mystischen Leib seines Sohnes als seine Kinder angenommen hat. Der Geist der Sohnschaft hat die Sendung, diese mit Christus zu vereinen und in ihm leben zu lassen. Die Sendung Christi und des Heiligen Geistes vollzieht sich in der Kirche, dem Leib Christi und dem Tempel des Heiligen Geistes. Diese gemeinsame Sendung nimmt die Glaubenden in die Gemeinschaft Christi mit seinem Vater im Heiligen Geist hinein. Der Geist macht die Menschen bereit und kommt ihnen mit seiner Gnade zuvor, um sie zu Christus zu ziehen. Er offenbart ihnen den auferstandenen Herrn, erinnert sie an sein Wort und erschließt ihrem Geist den Sinn seines Todes und seiner Auferstehung. Er vergegenwärtigt ihnen das Mysterium Christi, vor allem in der Eucharistie, um sie mit Gott zu versöhnen, mit ihm zu vereinen und so „reiche Frucht“ bringen zu lassen (vgl. Joh 15,5.8.16). Die Sendung der Kirche kommt also nicht zu der Sendung Christi und des Heiligen Geistes hinzu, sondern ist deren Sakrament. Ihrem ganzen Wesen nach und in allen ihren Gliedern ist die Kirche gesandt, das Mysterium der Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit zu verkünden und zu bezeugen, zu vergegenwärtigen und immer mehr auszubreiten.

Sonntag, 26 Mai 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Christus, der am Kreuz „seinen Geist aufgegeben hatte“ (vgl. Joh 19,30) als Menschensohn und Lamm Gottes, geht gleich nach der Auferstehung zu den Aposteln, um sie mit jener Kraft „anzuhauchen“ […] Das Kommen des Herrn erfüllt die Anwesenden mit Freude: Ihr „Kummer wird sich in Freude verwandeln“ (Joh 16,20), wie er selbst vor seinem Leiden schon versprochen hatte. Und vor allem verwirklicht sich die hauptsächliche Verheißung der Abschiedsrede: Der auferstandene Christus „bringt“ den Aposteln, indem er gleichsam eine neue Schöpfung einleitet, den Heiligen Geist. Er bringt ihn um den Preis seines „Fortgehens“: Er schenkt ihnen diesen Geist gewissermaßen durch die Wunden seiner Kreuzigung: „Er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite“. Kraft dieser Kreuzigung kann er ihnen sagen: „Empfangt den Heiligen Geist“. Es bildet sich so ein enges Band zwischen dem Senden des Sohnes und dem Senden des Heiligen Geistes. Es gibt keine Sendung des Heiligen Geistes (nach der Ursünde) ohne das Kreuz und die Auferstehung: „Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen“ (Joh 16,7). Es bildet sich auch ein enges Band zwischen der Sendung des Heiligen Geistes und der Sendung des Sohnes innerhalb der Erlösung. Die Sendung des Sohnes findet in gewissem Sinne ihre „Vollendung“ in der Erlösung. Die Sendung des Heiligen Geistes „schöpft“ aus der Erlösung: „Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden“ (Joh 16,15). Die Erlösung wird vollständig gewirkt vom Sohn als dem Gesalbten, der in der Kraft des Heiligen Geistes gekommen ist und gehandelt hat, indem er sich schließlich am Holz des Kreuzes als Ganzopfer hingegeben hat. Aber zugleich wird diese Erlösung im Herzen und Gewissen der Menschen – in der Geschichte der Welt – vom Heiligen Geist, dem „anderen Beistand“, ständig gewirkt.

Samstag, 25 Mai 2019 : Kommentar Hl. Chromatius von Aquileia

„Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf“ (Mt 27,28–29). Als König wird Christus mit einer roten Tunika bekleidet und als Fürst der Märtyrer […], weil von seinem heiligen Blut ein Glanz ausgeht wie von kostbarem Purpur. Als Sieger empfängt er die Krone, denn es ist üblich, dem Sieger eine Krone zu verleihen […] Aber wir können feststellen, dass die purpurne Tunika auch ein Symbol für die Kirche ist, die - insofern sie in Christus, dem König bleibt - in königlicher Herrlichkeit erstrahlt. Daher der Titel „königliches Geschlecht“, den Johannes in seiner Offenbarung gibt (vgl. 1,6) […] Purpurstoff ist wirklich kostbar und königlich. Obwohl es sich dabei um ein Naturprodukt handelt, verändert er, wenn er in das Farbbad getaucht wird, seine Qualität und sein Aussehen […] An sich wertlos, wird er durch seine Umwandlung ein kostbares Produkt. So ist es auch mit uns: Aus uns selber wertlos, wandelt uns die Gnade um und macht uns wertvoll, wenn wir (bei unserer Taufe), wie der Purpurstoff, dreimal in das geistliche Rot, das Mysterium der Dreifaltigkeit, eingetaucht werden […] Wir können noch anmerken, dass der rote Mantel auch ein Symbol für die Herrlichkeit der Märtyrer ist. Denn benetzt mit ihrem eigenen vergossenen Blut, geschmückt mit dem Blut des Martyriums, erstrahlen sie in Christus wie in einer kostbaren purpurroten Tunika. Einst schrieb das Gesetz vor, mit roten Purpur das Heiligtum Gottes zu schmücken (Ex 25,4); die Märtyrer sind tatsächlich der Schmuck der Kirche Christi […] Die Dornenkrone, die man dem Herrn auf das Haupt gesetzt hat, ist das Symbol unseres Zusammenschlusses, die wir aus den Völkern zum Glauben gekommen sind. Damals waren wir nur Dornen, das heißt Sünder; durch unseren Glauben an Christus sind wir jedoch zu einer Krone der Gerechtigkeit geworden, weil wir aufgehört haben, den Heiland zu stechen oder zu verletzen, und wir krönen sein Haupt mit dem Bekenntnis unseres Glaubens […] Ja, einst waren wir Dornen, nun aber […] sind wir Edelsteine geworden.

Freitag, 24 Mai 2019 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

[…] o wie selig und gesegnet sind jene, die Gott lieben und so handeln, wie der Herr selbst im Evangelium sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deinem ganzen Sinnen und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Lasst uns also Gott lieben und ihn anbeten mit reinem Herzen und reinem Sinn […] Und lasst uns unsere Nächsten lieben wie uns selbst (vgl. Mt 22,39). Und wenn einer sie nicht genauso lieben will wie sich selbst, so möge er ihnen wenigstens nichts Böses antun, sondern Gutes erweisen. Die aber die Vollmacht erhalten haben, andere zu richten, sollen das Richteramt mit Erbarmen ausüben, wie sie selbst vom Herrn Erbarmen zu erhalten wünschen. […] Lasst uns daher Liebe und Demut haben; und lasst uns Almosen spenden, denn gerade das Almosen wäscht die Seelen von den Makeln der Sünden rein. Die Menschen verlieren ja doch alles, was sie in dieser Welt zurücklassen; mit sich nehmen sie jedoch den Lohn der Wohltätigkeit und die gespendeten Almosen, für welche sie vom Herrn Lohn und würdiges Entgelt erhalten werden. […] Und alle jene Männer und Frauen: sofern sie solches tun und darin bis zum Ende ausharren, wird der Geist des Herrn auf ihnen ruhen (Jes 11,2), und er wird sich in ihnen eine Wohnung und Bleibe schaffen (vgl. Joh 14,23). Und sie werden Kinder des himmlischen Vaters sein (vgl. Mt 5,45), dessen Werke sie tun. Und sie sind Verlobte, Geschwister und Mütter unseres Herrn Jesus Christus (vgl. Mt 12,50). […] O, wie ehrenvoll und heilig und groß, im Himmel einen Vater zu haben! O, wie heilig, als Tröster einen schönen und wunderbaren Bräutigam zu haben! O, wie heilig und wie erfreulich, einen solch wohlgefälligen, demütigen, Frieden stiftenden, süßen und liebevollen und über alles ersehnenswerten Bruder und Sohn zu haben, der sein Leben für seine Schafe hingegeben (vgl. Joh 10,15) und für uns zum Vater gebetet hat, indem er sprach: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast. […] Und ich will, Vater, dass, wo ich bin, auch jene mit mir seien, damit sie meine Herrlichkeit sehen in deinem Reich“ (vgl. Joh 17,6–24).

Donnerstag, 23 Mai 2019 : Kommentar Hl. Thomas von Celano

Das sicherste Mittel gegen tausenderlei Nachstellungen und Listen des bösen Feindes ist, wie Franziskus zu versichern pflegte, die geistliche Freude. Er sagte nämlich: „Dann hüpft der Teufel am meisten vor Freude, wenn er einem Knecht Gottes die Freude des Geistes entreißen kann. Er trägt Staub bei sich, den er nach Belieben in die kleinen Falten des Gewissens hineinwirft, um die Sauberkeit des Gewissens und die Lauterkeit des Lebens zu beschmutzen. Wenn aber“, sagte er, „die geistliche Freude die Herzen erfüllt, dann spritzt die Schlange vergeblich das tödliche Gift aus. Die bösen Geister können einem Knecht Christi nichts anhaben, wenn sie ihn mit heiliger Fröhlichkeit erfüllt sehen. Wenn jedoch der Geist in kläglicher Stimmung trostlos und traurig ist, wird er leicht entweder von der Traurigkeit aufgesogen oder eitlen Freuden überlassen.“ Daher trachtete der Heilige danach, stets im Jubel des Herzens zu verharren, die Salbung des Geistes und das Öl der Freude zu bewahren (vgl. Ps 45,8). Die Krankheit des Überdrusses suchte er als die schlimmste mit der größten Sorgfalt zu vermeiden. Sobald er merkte, dass sie auch nur ein wenig in seinem Geist Eingang gefunden hat, eilte er schnell zum Gebet. Er pflegte nämlich zu sagen: „Der Knecht Gottes, der, wie es vorkommen kann, aus irgendeinem Grund verwirrt ist, muss sich sofort zum Gebet erheben und so lange vor dem höchsten Vater verharren, bis er ihm die Freude seines Heiles wiedergibt (vgl. Ps 51,14).“ […] Manchmal hob er auch, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, ein Holz vom Boden auf und legte es über seinen linken Arm, nahm dann einen kleinen, mit Faden bespannten Bogen in seine Rechte und führte ihn über das Holz wie über eine Geige. Dazu führte er entsprechende Bewegungen aus und sang in französischer Sprache vom Herrn.

Mittwoch, 22 Mai 2019 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Ich habe den höchst ehrenwerten Ruf Eures heiligen Lebenswandels im Ordensstand vernommen; er ist nicht nur bis zu mir gedrungen, sondern nahezu auf der ganzen Welt glanzvoll bekannt. Darüber freue ich mich gar sehr im Herrn und juble. Nicht nur ich allein darf darüber jubeln, sondern auch all jene überall, die im Dienst Jesu Christi stehen oder zu stehen verlangen. Der Grund ist dieser: Ihr hättet außer anderem Prunk, Ehren und weltlicher Würde den außerordentlichen Ruhm genießen können, mit dem erlauchten Kaiser rechtmäßig vermählt zu werden, wie es Eurer und seiner Hoheit geziemt hätte. Doch Ihr habt das alles verschmäht. Ihr habt mit ganzer Seele und Leidenschaft des Herzens lieber die heiligste Armut und leibliche Not erwählt und einen Bräutigam edleren Geschlechts genommen, den Herrn Jesus Christus, der Eure Jungfräulichkeit immer unbefleckt und unversehrt bewahren wird. Wenn Eure Liebe ihm gehört, seid Ihr keusch, wenn Ihr ihn berührt, werdet Ihr noch reiner, wenn Ihr ihn aufnehmt, seid Ihr Jungfrau. Seine Macht ist stärker, seine edle Art erhabener, sein Aussehen schöner, seine Liebe holder und all seine Anmut feiner. Von seinen Umarmungen seid Ihr schon umfangen, er hat Eure Brust mit kostbaren Steinen geschmückt und Euren Ohren unschätzbare Perlen geschenkt. Und ganz hat er Euch umgeben mit leuchtenden und funkelnden Edelsteinen und Euch gekrönt mit einer goldenen Krone, dem ausdrücklichen Zeichen der Heiligkeit.

Dienstag, 21 Mai 2019 : Kommentar Nachfolge Christi

Wir hätten mehr Frieden, wenn wir uns nicht mit fremden Worten und Taten, die uns nichts angehen, abgäben. Kann einer lang im Frieden leben, wenn er sich in fremde Sorgen mengt? Wenn er äußere Ablenkung sucht? Wenn er sich nur wenig und selten zu sich sammelt? Selig die Schlichten, sie haben Frieden! Warum lebten manche große Heilige so völlig beschaulich? Sie wollten sich von allem irdischen Begehren völlig ablösen und konnten so aus ganzem Herzen sich Gott hingeben und einzig für ihn da sein. Wir haben zu viel mit eigenen Trieben zu tun und mühen uns um Vergängliches. Selten vernichten wir ein Laster von Grund auf, am täglichen Fortschritt liegt uns nicht viel, also bleiben wir kalt und lau. Wären wir uns ganz tot und innerlich ausgeglichen, wir würden das Göttliche kosten und auch die himmlische Beschauung genießen. Das ganz entscheidende Hindernis besteht in der Versklavung an Begehren und Süchte. Wir weigern uns, den Weg der Vollendung unserer Heiligen zu beschreiten. Bei der geringsten Schwierigkeit sind wir geschlagen und flüchten zu menschlichem Trost. Wollten wir als tapfere Männer im Kampfe stehen, wir würden gewiss Gottes Hilfe über uns am Himmel leuchten sehen. Wer streitet und auf ihn hofft, den stützt er. Er bietet uns die Stunde des Streites, dass wir siegen. […] O, dass du erkenntest, wie du dir durch gute Führung Frieden schaffst und wieviel Freude dem Nächsten – ich glaube, du würdest mehr für deinen Fortschritt im Geiste tun.

Montag, 20 Mai 2019 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

[…] das schauende Leben ist ein himmlisches Leben […] [Dank der Liebeseinheit mit Gott] wächst der Mensch über seine Geschaffenheit hinaus und findet und kostet den Reichtum und die Wonne, die Gott selber ist, und die Gott ohne Unterlaß ausgießt in der Verborgenheit des Geistes, durch den der Mensch der Edelheit Gottes gleicht. Sobald der innige, schauende Mensch derart sein ewiges Bild erreicht hat und in dieser Lauterkeit durch den Sohn eingegangen ist in den Schoß des Vaters, so ist er mit göttlicher Wahrheit erleuchtet […] Ihr müsst wissen, dass der himmlische Vater als ein lebendiger Grund mit allem, was in ihm lebt, seinem Sohne, als seiner eigenen, ewigen Weisheit, tätig zugewandt ist. Und dieselbe Weisheit und alles, was in ihr lebt, ist wiederum dem Vater, das heißt demselben Grunde, aus dem er hervorgeht, tätig zugewandt. Und in dieser Begegnung geht die dritte Person zwischen dem Vater und dem Sohne hervor, nämlich der Heilige Geist, die Liebe beider, die mit beiden eins ist in [ein und] derselben Natur. Und dieser umfängt und durchdringt wirkend und genießend den Vater und den Sohn und alles, was in ihnen beiden lebt, mit so großem Reichtum und solcher Freude, dass alle Kreatur hierüber ewiglich schweigen muss. Denn das unbegreifliche Wunder, das in dieser Liebe liegt, das übersteigt ewiglich das Verständnis aller Geschöpfe. Aber wo man dieses Wunder ohne Staunen versteht und kostet, da ist der Geist sich selbst entrückt und eins mit Gottes Geist und kostet und sieht ohne Maß gleich Gott den Reichtum, der Gott selber ist, in der Einheit des lebendigen Grundes, wo er sich nach der Weise seiner Ungeschaffenheit besitzt. Nun wird diese wonnevolle Begegnung in uns nach der Weise Gottes ohne Aufhören tätig erneuert […] Denn gleichwie der Vater ohne Aufhören in der Geburt seines Sohnes alles aufs neue schaut, so werden alle Dinge in der Ausströmung des Heiligen Geistes vom Vater und Sohne aufs neue geliebt. Und das ist die tätige Begegnung des Vaters und des Sohnes, darin wir minniglich [liebevoll] umfangen werden durch den Heiligen Geist in ewiger Liebe.

Sonntag, 19 Mai 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

„Ein neues Gebot“, sagt er [Jesus Christus], „gebe ich euch, dass ihr einander liebet“. […] Es erneuert den Hörenden oder vielmehr den Gehorchenden zwar nicht jede, aber doch die Liebe, welche der Herr von der fleischlichen Liebe unterschied, indem er beifügte: „Wie ich euch geliebt habe“. […] Darum sind die Glieder in ihr füreinander besorgt, und wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder (1 Kor 12,25f.). Denn sie hören und beobachten: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet“, weder wie die sich lieben, die einander verderben; noch wie die Menschen sich lieben, weil sie Menschen sind; sondern wie sie sich lieben, weil „sie Götter sind und Söhne des Höchsten“ (Ps 82(81),6), damit sie Brüder seines eingeborenen Sohnes seien, indem sie einander mit jener Liebe lieben, womit er sie selbst geliebt hat, um sie hinzuführen zu jenem Ziel, das ihnen genüge, wo „ihr Verlangen mit Gütern gesättigt werden soll“ (Ps 103(102),5). Denn dann wird dem Verlangen nichts mangeln, wenn Gott alles in allem sein wird (1 Kor 15,28). […] Denn wer Gott liebt, kann den nicht verachten, der befiehlt, dass er den Nächsten liebe, und wer in heiliger und geistiger Weise den Nächsten liebt, was liebt der [anderes] in ihm als Gott? Dies ist die Liebe, welche sich von jeder weltlichen Liebe unterscheidet, und zur Kennzeichnung derselben hat der Herr beigefügt: „Wie ich euch geliebt habe“. Denn was anderes als Gott hat er in uns geliebt? Nicht dass wir ihn hatten, sondern dass wir ihn haben sollten, damit er uns dahinführe, wo – wie ich kurz vorher bemerkt habe – Gott alles in allem sein soll. So sagt man auch vom Arzt mit Recht, er liebe die Kranken, und was sonst liebt er in ihnen als die Gesundheit, die er natürlich wiederherstellen möchte, nicht die Krankheit, die er zu verscheuchen kam? So sollen auch wir einander lieben, dass wir, soviel wir können, durch die Betätigung der Liebe einander ermuntern, Gott in uns zu haben.

Samstag, 18 Mai 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Auf diese Weise – in Christus und durch Christus – wird Gott auch in seinem Erbarmen besonders sichtbar, das heißt: jene göttliche Eigenschaft tritt hervor, die schon das Alte Testament – in verschiedenen Bildern und Ausdrucksweisen – als „Erbarmen“ beschrieben hat. Christus gibt der gesamten alttestamentlichen Tradition vom göttlichen Erbarmen eine endgültige Bedeutung. Er spricht nicht nur vom Erbarmen und erklärt es mit Hilfe von Gleichnissen und Parabeln, er ist vor allem selbst eine Verkörperung des Erbarmens, stellt es in seiner Person dar. Er selbst ist in gewissem Sinne das Erbarmen. Für den, der es in ihm sieht – und in ihm findet –, wird Gott in besonderer Weise „sichtbar“ als Vater, „der voll Erbarmen ist“ (Eph 2,4). Die Mentalität von heute scheint sich vielleicht mehr als die der Vergangenheit gegen einen Gott des Erbarmens zu sträuben und neigt dazu, schon die Idee des Erbarmens aus dem Leben und aus den Herzen zu verdrängen. Das Wort und der Begriff „Erbarmen“ scheinen den Menschen zu befremden, der dank eines in der Geschichte vorher nie gekannten wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts Herrscher geworden ist und sich die Erde untertan gemacht und unterjocht hat (vgl. Gen 1,28). Dieses Herrschen über die Erde, das zuweilen einseitig und oberflächlich verstanden wird, scheint für das Erbarmen keinen Raum zu lassen. […] Die Lage der Welt von heute weist nicht nur Umwandlungen auf, die zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft des Menschen auf dieser Erde berechtigen, sondern auch vielfache Bedrohungen, welche über die bisher gekannten weit hinausgehen. […] In Christus geoffenbart, erlaubt uns die Wahrheit über Gott, den „Vater des Erbarmens“ (2 Kor 1,3), ihn dem Menschen besonders nahe zu „sehen“, und zwar vor allem dann, wenn der Mensch leidet, wenn er im Kern seiner Existenz und seiner Würde bedroht ist. Das ist der Grund, warum sich in der heutigen Situation der Kirche und der Welt viele Menschen und viele Gemeinschaften, von einem lebendigen Glaubenssinn geführt, sozusagen spontan an Gottes Erbarmen wenden. Sie werden dazu sicher von Christus selbst gedrängt, der durch seinen Geist in den Herzen der Menschen am Werk ist.

Freitag, 17 Mai 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„O seliges Licht, Dreifaltigkeit und Ureinheit!“ Gott ist ewige Glückseligkeit, unsterbliches Leben, nie schwindendes Licht. Gott ist Liebe: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aus freiem Willen will Gott die Herrlichkeit seines glückseligen Lebens mitteilen. Darin besteht der „gnädige Ratschluss“ (vgl. Eph 1,9), den er in seinem geliebten Sohn schon vor der Erschaffung der Welt gefasst hat. Er hat uns ja „im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus“ (Eph 1,5), das heißt, „an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben“ (Röm 8,29) dank dem „Geist …, der … zu Söhnen macht“ (Röm 8,15). Dieser Plan ist eine „Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten … geschenkt wurde“ (2 Tim 1,9) und unmittelbar aus der trinitarischen Liebe hervorging. Er entfaltet sich im Schöpfungswerk, in der ganzen Heilsgeschichte nach dem Sündenfall, in den Sendungen des Sohnes und des Geistes, die in der Sendung der Kirche weitergeführt werden. Die gesamte göttliche Ökonomie ist das gemeinsame Werk der drei göttlichen Personen. So wie die Dreifaltigkeit ein und dieselbe Natur hat, so hat sie auch nur ein und dasselbe Wirken […] Im Anschluß an das Neue Testament bekennt die Kirche: Es ist „ein Gott und Vater, aus dem alles, ein Herr Jesus Christus, durch den alles, und ein Heiliger Geist, in dem alles“ ist. Vor allem die göttlichen Sendungen der Menschwerdung und der Spendung des Heiligen Geistes lassen die Eigenarten der göttlichen Personen zutage treten. Das letzte Ziel der ganzen göttlichen Ökonomie ist die Aufnahme der Geschöpfe in die vollständige Vereinigung mit der glückseligen Trinität (vgl. Joh 17,21–23). Aber schon jetzt sind wir dazu berufen, eine Wohnstätte der heiligsten Dreifaltigkeit zu sein. Der Herr sagt: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23). „O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete, hilf mir, mich ganz zu vergessen, um in dir begründet zu sein, unbewegt und friedvoll, als weilte meine Seele schon in der Ewigkeit. Nichts vermöge meinen Frieden zu stören, mich herauszulocken aus dir, o mein Wandelloser; jeder Augenblick trage mich tiefer hinein in deines Geheimnisses Grund! Stille meine Seele, bilde deinen Himmel aus ihr, deine geliebte Bleibe und den Ort deiner Ruhe. Nie will ich dort dich alleinlassen, sondern als ganze anwesend sein, ganz wach im Glauben, ganz Anbetung, ganz Hingabe an dein erschaffendes Wirken …“ (sel. Elisabeth von der Dreifaltigkeit, Gebet).

Mittwoch, 15 Mai 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der „Erlösung“, die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen läßt: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38–39). Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann – erst dann – ist der Mensch „erlöst“, was immer ihm auch im einzelnen zustoßen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns „erlöst“. Durch ihn sind wir Gottes gewiß geworden – eines Gottes, der nicht eine ferne „Erstursache“ der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von ihm kann jeder sagen: „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2, 20).

Dienstag, 14 Mai 2019 : Kommentar Leo XIII.

Die heiligen Lehrer bezeichnen es [das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit] als Wesenskern des Neuen Testamentes, das heißt als das größte aller Geheimnisse, ist es doch die Grundlage und Krone aller. Und zur Erkenntnis und Betrachtung dieses Geheimnisses sind im Himmel die Engel, auf Erden die Menschen erschaffen worden. […] Um es klarer zu verkünden, stieg Gott selbst aus dem Reich der Engel zu den Menschen herab […] Dazu hatte der Apostel [Paulus] schon längst gemahnt mit den Worten: Denn aus ihm, durch ihn und in ihm ist alles; ihm sei Ehre in Ewigkeit (vgl. Röm 11,36). Damit deutet er einerseits die Dreiheit der Personen an und betont anderseits die Einheit der Natur […] Der heilige Augustinus sagt bei der Erklärung dieses Zeugnisses: „Nicht ohne Unterscheidung darf man das Wort (des Apostels) verstehen: Aus ihm und durch ihn und in ihm. Er sagt vielmehr ‚aus ihm‘ in Bezug auf den Vater, ‚durch ihn‘ in Bezug auf den Sohn, ‚in ihm‘ in Bezug auf den Heiligen Geist.“ In sehr zutreffender Weise pflegt die Kirche jene Werke der Gottheit, in denen sich besonders die Macht kundgibt, dem Vater; jene, in denen die Weisheit aufleuchtet, dem Sohn; jene, in denen die Liebe vorherrscht, dem Heiligen Geiste zuzueignen. Keineswegs als wären nicht alle Vollkommenheiten und nicht alle äußeren Werke den drei göttlichen Personen gemeinsam; denn „das Wirken der Dreieinigkeit ist ungeteilt, wie das Wesen der Dreieinigkeit ungeteilt ist“ (hl. Augustinus) […] wohl aber werden die Werke auf Grund einer gewissen Gleichartigkeit und beinahe einer Verwandtschaft, die zwischen den Werken und den Eigenschaften der Personen besteht, der einen Person eher als der anderen zugeschrieben oder, wie man sagt, zugeeignet. […] Auf diese Weise ist der Vater, welcher „der Ursprung der ganzen Gottheit“ (hl. Augustinus) ist, zugleich die bewirkende Ursache aller Geschöpfe, der Menschwerdung des Wortes und der Heiligung der Seelen. Aus ihm ist alles; ‚aus ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Vater. Der Sohn seinerseits, Wort und Abbild Gottes, ist die vorbildliche Ursache, der alle Dinge in ihrer Gestalt und Schönheit, ihrer Ordnung und Harmonie nachgebildet sind; für uns ist er der Weg, die Wahrheit und das Leben, der Versöhner des Menschen mit Gott. Durch ihn ist alles, ‚durch ihn‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Sohn. Der Heilige Geist aber ist die Endursache aller Dinge deshalb, weil, genauso wie am Ziel der Wille und im Allgemeinen alles zur Ruhe kommt, der Heilige Geist, der die göttliche Güte ist und die gegenseitige Liebe zwischen Vater und Sohn, jenes geheimnisvolle Wirken zum ewigen Heil der Menschen durch seinen wirksamen und innigen Antrieb zu Ende und zur Vollendung führt. In ihm ist alles, ‚in ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Heiligen Geist.

Montag, 13 Mai 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Ein Hirte im eigentlich Sinne ist, wer fähig ist, die verlorenen vernunftbegabten Schafe durch Arglosigkeit, eigenen Eifer und Gebet zu suchen und aufzurichten. Ein Steuermann ist, wer von Gott und durch eigene Anstrengungen geistige Kraft erhielt und es vermag, das Schiff nicht nur den hohen Wellen, sondern auch dem Abgrund selbst zu entreißen. Ein Arzt ist, wer Leib und Seele gesund hat und für sie kein Pflaster benötigt. Ein guter Steuermann wird das Schiff retten und ein guter Hirte die kranken Schafe beleben und aufrichten. Umso folgsamer die Schafe ohne zu säumen dem Hirten nachfolgen und Fortschritte machen, desto mehr rechtfertigt er sie vor dem Hausherrn. Der Hirt sollte die zögernden und fressgierigen Schafe, die zurückbleiben, mit den Steinen des Wortes bewerfen, da ja auch dies ein Merkmal eines guten Hirten ist. Den wahren Hirten wird die Liebe ausweisen, denn aus Liebe wurde der Hirt gekreuzigt.

Sonntag, 12 Mai 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Im alten Orient war es üblich, dass die Könige sich als Hirten ihrer Völker bezeichneten. Dies war ein Bild ihrer Macht, ein zynisches Bild: Die Völker waren wie Schafe für sie, über die der Hirte verfügt. Der wahre Hirte aller Menschen, der lebendige Gott, ist selbst zum Lamm geworden, er hat sich auf die Seite der Lämmer, der Getretenen und Geschlachteten gestellt. Gerade so zeigt er sich als der wirkliche Hirt. „Ich bin der wahre Hirte […] Ich gebe mein Leben für die Schafe“, sagt Jesus von sich (Joh 10,14f.). Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe. Sie ist das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist. Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. Dass er dreinschlagen würde, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien der Gewalt rechtfertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit entgegenstehe. Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns: Die Welt wird durch den Gekreuzigten und nicht durch die Kreuziger erlöst. Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet.

Samstag, 11 Mai 2019 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Die Bitte um jenes andere [materielle] Brot […] mag sich daher angelegen sein lassen, wer immer es will! Wir aber wollen den ewigen Vater um die Gnade bitten, zum Empfang unseres himmlischen Brotes würdig zu sein. Wenn unsere leiblichen Augen sich schon nicht an ihm erfreuen können, weil er ihnen verhüllt ist, so möge er sich doch wenigstens den Augen unserer Seele zeigen und sich ihr zu erkennen geben. Dies ist eine ganz andere Nahrung, eine Nahrung voller Freuden und Beglückungen, die unser Leben erhält. […] Ich kenne eine Person […] Der Herr hatte ihr einen so lebendigen Glauben geschenkt, dass sie innerlich lächelte, wenn sie andere sagen hörte, sie hätten gern zu der Zeit gelebt, als Christus, unser höchstes Gut, auf Erden weilte; sie fragte sich, warum ihnen das wohl etwas ausmache, da wir ihn doch im Allerheiligsten Sakrament ebenso wirklich wie damals besitzen! […] Sie stellte sich vor, sie sitze zu Füßen des Herrn und weinte mit Magdalena, ganz als sähe sie ihn mit leiblichen Augen im Haus des Pharisäers. Und selbst wenn sie keine Andacht verspürte, so sagte ihr doch der Glaube, dass er wirklich da war. Ja, wenn wir uns nicht absichtlich dumm stellen und unseren Verstand verblenden, gibt es keinen Zweifel daran, dass ER wirklich da ist; denn dies ist keine Vorstellung der Einbildungskraft, wie wenn wir den Herrn am Kreuz oder bei einer anderen Station seines Leidens betrachten, deren Verlauf wir uns innerlich vorstellen. Es geschieht jetzt und ist die volle Wirklichkeit; wir brauchen ihn nicht anderswo in der Ferne zu suchen. Da wir ja wissen, dass der gute Jesus bei uns ist, solange die Körperwärme die Gestalt des Brotes noch nicht verzehrt hat, wollen wir uns ihm hier nahen. Als er auf Erden lebte, heilte er die Kranken allein schon durch die Berührung seiner Kleider; wie können wir dann zweifeln, dass er da, wo er so tief in uns gegenwärtig ist, Wunder bewirken wird, wenn wir Glauben haben, und uns geben wird, worum wir ihn bitten? Er ist doch in unserem Haus! Und Seine Majestät bezahlt gewöhnlich die Herberge nicht schlecht, wenn man ihn gut bewirtet.

Freitag, 10 Mai 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Eucharistie ist das Gedächtnis des Pascha Christi, die sakramentale Vergegenwärtigung und Darbringung seines einzigen Opfers in der Liturgie seines Leibes, der Kirche. In allen Hochgebeten finden wir nach den Einsetzungsworten ein Gebet, das Anamnese oder Gedächtnis genannt wird. Im Sinn der Heiligen Schrift ist das Gedächtnis nicht nur ein Sich-Erinnern an Ereignisse der Vergangenheit, sondern die Verkündigung der großen Taten, die Gott für die Menschen getan hat (vgl. Ex 13,3). In der liturgischen Feier dieser Ereignisse werden sie gegenwärtig und wieder lebendig. Auf diese Weise versteht das Volk Israel seine Befreiung aus Ägypten: Jedes Mal, wenn das Pascha gefeiert wird, werden die Ereignisse des Auszugs dem Gedächtnis der Gläubigen wieder gegenwärtig gemacht, damit diese ihr Leben diesen Ereignissen entsprechend gestalten. Im Neuen Bund erhält das Gedächtnis einen neuen Sinn. Wenn die Kirche Eucharistie feiert, gedenkt sie des Pascha Christi; dieses wird gegenwärtig. Das Opfer, das Christus am Kreuz ein für allemal dargebracht hat, bleibt stets gegenwärtig wirksam (vgl. Hebr 7,25–27): „Sooft das Kreuzesopfer, in dem ‚Christus, unser Osterlamm, geopfert wurde‘, auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung“ (II. Vatikanisches Konzil, LG 3). Die Eucharistie ist auch ein Opfer, weil sie Gedächtnis an das Pascha Christi ist. Der Opfercharakter der Eucharistie tritt schon in den Einsetzungsworten zutage: „Das ist mein Leib, der für euch dahingegeben wird“, und „dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19–20). In der Eucharistie schenkt Christus diesen Leib, den er für uns am Kreuz dahingegeben hat, und dieses Blut, das er „für viele vergossen“ hat „zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28). Die Eucharistie ist also ein Opfer, denn sie stellt das Opfer des Kreuzes dar (und macht es dadurch gegenwärtig), ist dessen Gedächtnis und wendet dessen Frucht zu.

Donnerstag, 9 Mai 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Das Manna (Weish 16,20ff.) wurde von allen, die es aßen, als wohlschmeckend empfunden, aber in verschiedener Weise, nach der Verschiedenheit des Geschmackes. Den ganzen Umfang seines Wohlgeschmackes aber vermochte niemand auszuschöpfen, da es mehr Verschiedenheiten im Geschmack hatte, als es deren unter den Israeliten gab. Theotimus, wir werden im Himmel die ganze Gottheit schauen und uns ihrer erfreuen; aber weder ein einzelner Seliger noch alle zusammen werden sie in ihrer Gänze erfassen und ausschöpfen können. […] Den Fischen gehören die unbegrenzten Weiten des Ozeans und doch hat kein Fisch und haben nicht einmal alle Fische zusammen jeden Strand gesehen und ihre Schuppen in allen Wassern der Meere gebadet. Die Vögel tummeln sich nach Herzenslust in den Weiten der Luft und doch hat kein Vogel und haben nicht einmal alle Vögel zusammen das gesamte Luftmeer mit ihrem Flügelschlag durchquert und sind in seine höchsten Schichten gedrungen. Theotimus, so werden sich unsere Seelen nach Herzenslust in Erfüllung all ihrer Sehnsucht in den Tiefen des göttlichen Ozeans, in den Höhen göttlicher Weiten bewegen und es wird ewig unsere Freude sein, zu sehen, wie diese Höhen so unendlich weit und diese Ozeane so unendlich groß sind, daß wir sie nie in ihrer ganzen Unendlichkeit genießen können. Es wird uns freuen, daß bei allem restlosen und vorbehaltlosen seligen Besitz des unendlichen Abgrunds der Gottheit doch niemals die Seligkeit dieser Unendlichkeit gleich sein wird, da diese immer über unsere Fassungskraft unendlich erhaben bleiben wird.

Mittwoch, 8 Mai 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Wir wollen Jesus sehen“ (Joh 12,21). Diese Bitte wurde von einigen Griechen, die als Pilger zum Paschafest nach Jerusalem gekommen waren, an den Apostel Philippus gerichtet. In diesem Jubiläumsjahr ist sie auch uns geistig in den Ohren geklungen. Wie jene Pilger vor zweitausend Jahren, so bitten die Menschen unserer Zeit, wenn auch nicht immer bewusst, die heutigen Gläubigen, nicht nur von Christus zu „reden“, sondern ihnen Christus zu zeigen, ihn gleichsam „sehen“ zu lassen. Ist es etwa nicht Aufgabe der Kirche, das Licht Christi in jeder Epoche der Geschichte widerzuspiegeln, sein Antlitz auch vor den Generationen des neuen Jahrtausends erstrahlen zu lassen? Unser Zeugnis wäre jedoch unerträglich armselig, wenn wir nicht zuerst Betrachter seines Angesichtes wären. […] Die Betrachtung des Angesichtes Christi muss sich an dem inspirieren, was uns die Heilige Schrift über ihn sagt, die von Anfang bis Ende von seinem Geheimnis durchzogen ist. Was im Alten Testament geheimnisvoll angedeutet ist, wird im Neuen voll enthüllt […] Wenn wir in der Schrift verankert sind, öffnen wir uns dem Wirken des Geistes (vgl. Joh 15,26), das jenen Schriften zugrunde liegt, und zugleich dem Zeugnis der Apostel (vgl. Joh 15,27). Sie haben Christus, das Wort des Lebens, lebendig erfahren, mit ihren Augen gesehen, mit ihren Ohren gehört und mit ihren Händen berührt (vgl. 1 Joh 1,1).

Dienstag, 7 Mai 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

„Singet dem Herrn ein neues Lied“ (Ps 96(95),1)! Neu ist das Lied, damit es zur neuen Wirklichkeit passt. Paulus hat es so beschrieben: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“ (2 Kor 5,17). Diejenigen, die dem Blut nach Israeliten waren, wurden dank dem Mittler jener Zeit, dem sehr weisen Mose, aus der Tyrannei der Ägypter befreit; sie wurden befreit von der Anfertigung der Ziegel, vom nutzlosen Schweiß erdverhafteter Fron […] von der Grausamkeit der Aufseher, von der unmenschlichen Härte des Pharaos. Sie sind durch das Meer gezogen; in der Wüste haben sie das Manna gegessen; sie haben das Wasser getrunken, das aus dem Felsen hervorsprudelte; sie haben den Jordan trockenen Fußes durchschritten; sie sind in das Land der Verheißung hineingeführt worden. Nun, für uns ist dies alles ein weiteres Mal geschehen, und die neue Welt ist unvergleichlich besser als die alte. Wir sind aus einer Sklaverei befreit worden, die nicht irdisch, sondern geistig war; wir sind nicht mehr von den Aufgaben dieser Erde befreit worden, sondern aus der Beschmutzung durch fleischliche Lust. Wir sind nicht ägyptischen Vorarbeitern entkommen oder dem gottlosen und hartherzigen Tyrannen, einem Menschen wie wir; sondern bösen und unreinen Dämonen, die zur Sünde verführen, und dem Anführer dieser Sippschaft, dem Satan. Wir haben die Wellen des gegenwärtigen Lebens, wie ein Meer mit seinem Tumult und seinen wilden Erregungen, durchquert. Wir haben das geistige Manna gegessen, das Brot, das vom Himmel gekommen ist und der Welt das Leben gibt. Wir haben das aus dem Felsen hervorsprudelnde Wasser getrunken, und die lebendigen Wasser Christi waren unsere Wonne. Wir haben den Jordan durchschritten dank der heiligen Taufe, die zu empfangen wir gewürdigt worden sind. Wir sind in das Land eingezogen, das den Heiligen verheißen und für sie bereitet ist, das Land, an das uns der Herr erinnert, wenn er sagt: „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5).

Montag, 6 Mai 2019 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wer sich am Sonntag abrackert, weil er denkt, so mehr Geld zu verdienen oder noch produktiver zu sein, der liegt falsch! Können zwei oder drei Francs jemals den Schaden ersetzen, den er sich selbst zufügt, wenn er das Gebot des lieben Gottes bricht? Ihr glaubt, dass alles von eurer Arbeit abhängt; und da trifft euch eine Krankheit, ein Unfall. Es kann eine Kleinigkeit sein: ein Gewitter, Hagel, Frost […] Arbeitet nicht für die Nahrung, die verdirbt, sondern für die, die für das ewige Leben bleibt. Was bringt euch eure Sonntagsarbeit? Ihr lasst die Erde doch so zurück, wie sie ist, wenn ihr von hier scheidet; ihr nehmt nichts mit. Euer vorrangiges Ziel ist, zu Gott zu kommen; nur deshalb sind wir auf Erden. Meine Brüder, man müsste am Sonntag sterben, und am Montag wieder auferstehen. Der Sonntag ist Gottes Eigentum, der Tag, der ihm gehört, der Tag des Herrn. Gott hat alle Tage der Woche gemacht, er könnte sie alle für sich beanspruchen. Sechs davon hat er uns gegeben und nur den siebten für sich zurückbehalten.

Sonntag, 5 Mai 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Was symbolisiert das Meer, wenn nicht die gegenwärtige Welt, die von den turbulenten Wellen des Geschäftslebens und den Wirbelstürmen eines verfallenen Lebens geschlagen wird? Und was bedeutet das feste Ufer, wenn nicht gar die Unvergänglichkeit der ewigen Ruhe? Die Jünger arbeiten daher auf dem See, da sie noch in den Wellen des sterblichen Lebens gefangen sind, aber unser Erlöser steht nach seiner Auferstehung am Ufer, da er den Zustand des zerbrechlichen Fleisches bereits überwunden hat. Es ist, als wolle er diese Dinge nutzen, um seinen Jüngern vom Geheimnis seiner Auferstehung zu erzählen und ihnen zu sagen: „Ich erscheine euch nicht mehr auf dem Meer (vgl. Mt 14,25), denn ich bin nicht mehr unter euch in der Erregung der Wellen.“ In diesem Sinne sagte er an anderer Stelle nach seiner Auferstehung zu denselben Jüngern: „Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war“ (Lk 24,44). Er sagte das nicht, weil er nicht mehr bei ihnen war – sein Körper war anwesend und erschien ihnen –, aber […] sein unsterbliches Fleisch war weit entfernt von ihren sterblichen Körpern: Er sagte, er sei nicht mehr unter ihnen war, obwohl er in ihrer Mitte stand. In der Schriftstelle, die wir heute lesen, gibt er ihnen durch den Ort dasselbe zu verstehen: während seine Jünger noch mit dem Boot fahren, zeigt er sich nunmehr am festen Ufer stehend.

Samstag, 4 Mai 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Herr, stürmisch sind die Wellen Und dunkel ist die Nacht, Willst Du sie nicht erhellen Für mich, die einsam wacht? Halt fest die Hand am Steuer Und sei getrost und still. Dein Schifflein ist mir teuer, Zum Ziel ich’s lenken will. Hab nur mit treuen Sinnen Stets auf den Kompass acht, Der hilft das Ziel gewinnen Durch Stürme und durch Nacht. Die Nadel zittert leise Und steht dann wieder still, Dass Richtung sie Dir weise, Wohin die Fahrt ich will. Sei drum getrost und stille: Es führt durch Sturm und Nacht Getreu Dich Gottes Wille, Wenn das Gewissen wacht.

Donnerstag, 2 Mai 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

In seinem inneren Leben ist Gott Liebe (vgl. 1 Joh 4,8.16), wesenhafte Liebe, die den drei göttlichen Personen gemeinsam ist: Die personhafte Liebe aber ist der Heilige Geist als Geist des Vaters und des Sohnes. Daher „ergründet (er) die Tiefen Gottes“ (1 Kor 2,10) als ungeschaffene Liebe, die sich verschenkt. Man kann sagen, dass im Heiligen Geist das innere Leben des dreieinigen Gottes ganz zur Gabe wird, zum Austausch gegenseitiger Liebe unter den göttlichen Personen, und dass Gott durch den Heiligen Geist als Geschenk existiert. Der Heilige Geist ist der personale Ausdruck dieses gegenseitigen Sich-Schenkens, dieses Seins als Liebe (vgl. hl. Thomas von Aquin). Er ist die Liebe als Person. Er ist Geschenk als Person. Wir stehen hier vor einem unergründlichen Reichtum der Wirklichkeit und vor einer unsagbaren Vertiefung des Begriffes von Person in Gott, wie nur die göttliche Offenbarung sie uns erkennen lässt. Weil eines Wesens mit dem Vater und dem Sohn in seiner Göttlichkeit, ist der Heilige Geist zugleich Liebe und (ungeschaffenes) Geschenk, aus dem wie aus einer Quelle („fons vivus“ – lebendiger Quell) jegliche Gabe an die Geschöpfe entspringt (geschaffenes Geschenk): das Geschenk der Existenz für alle Dinge durch die Schöpfung; das Geschenk der Gnade für die Menschen durch die gesamte Heilsökonomie. Wie der Apostel Paulus schreibt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

Mittwoch, 1 Mai 2019 : Kommentar Hl. Hippolyt von Rom

Wenn der Bischof zugegen ist und es Abend geworden ist, bringt der Diakon die Lampe. Inmitten der Gläubigen stehend wird er Dank sagen. Zunächst wird er die Anwesenden mit den Worten: „Der Herr sei mit euch“ grüßen, worauf das Volk antworten wird: „Und mit deinem Geiste“. „– Lasset uns danken dem Herrn.“ Und das Volk erwidert: „Das ist würdig und recht; Größe und Macht kommen ihm zu wie auch die Herrlichkeit“ […] Und dann wird er auf diese Weise beten und sagen: „Wir sagen dir Dank, Herr, durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn; durch ihn hast du uns erleuchtet, indem du uns das nie erlöschende Licht gezeigt hast. Der Tag hat sich geneigt, und es will Nacht werden. Du hast uns mit dem Licht des Tages gesättigt, das du zu unserer Freude geschaffen hast; so fehlt es uns, durch deine Gnade, auch jetzt nicht an Licht für den Abend. Wir loben und preisen dich durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn sei dir Ruhm und Ehre und Macht zusammen mit dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in Ewigkeit. Amen.“ Und alle sagen: „Amen.“ Sie stehen also nach dem Essen auf und beten. Die Kinder sagen Psalmen auf, desgleichen die Jungfrauen.

Dienstag, 30 April 2019 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte mich getreu – ich folgt’ ihm, Zagend erst, dann immer sich’rer. So stand ich endlich an dem Tor der Kirche. Es tat sich auf – ich bat um Einlass. Aus Deines Priesters Mund grüßt mich Dein Segenswort. Im Inneren reiht sich Stern auf Stern. Rote Blütensterne weisen mir den Weg zu Dir. Sie harren Dein zur Heil’gen Nacht. Doch Deine Güte Lässt sie mir leuchten auf dem Weg zu Dir. Sie führen mich voran. Das Geheimnis, das ich im Herzen tief verbergen musste, Nun darf ich laut es künden: Ich glaube – ich bekenne! Der Priester geleitet mich die Stufen zum Altar hinauf: Ich neige die Stirn – Das heil’ge Wasser fließt mir übers Haupt. Ist’s möglich Herr, dass einer neu geboren wird, Der schon des Lebens Mitte überschritten? Du hast’s gesagt, und mir ward’s Wirklichkeit. Eines langen Lebens Last an Schuld und Leiden Fiel von mir. Aufrecht empfang’ ich den weißen Mantel, Den sie mir um die Schultern legen, Der Reinheit lichtes Bild. Ich trag’ in meiner Hand die Kerze. Ihre Flamme kündet, Dass in mir Dein heil’ges Leben glüht. Mein Herz ist nun zur Krippe worden, Die Deiner harrt. Nicht lange! Maria, Deine und auch meine Mutter Hat ihren Namen mir gegeben. Um Mitternacht legt sie ihr neugebor’nes Kind Mir in das Herz. O keines Menschen Herz vermag’s zu fassen, Was denen Du bereitet, die Dich lieben. Nun hab’ ich Dich und lass Dich nimmermehr. Wo immer meines Lebens Straße geht, Bist Du bei mir, Nichts kann von Deiner Liebe je mich scheiden.

Montag, 29 April 2019 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Warum glauben wir also nicht, dass das, was gesagt wurde, von Gott kommt, weil es von Kleinen und zu Kleinen gesagt wurde? Ja, meine Schwestern, Gott hat ein solches Gefallen daran – wir dürfen sogar sagen, es ist seine große Freude, sich den Demütigen zu offenbaren. Wie gut zeigen die schönen Worte Jesu Christi, dass er seine Freude nicht in Museen oder unter Fürsten findet! An einer Stelle sagt er in der Heiligen Schrift: „Ich preise dich, Vater […] weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.“ Es wäre für ihn ein Leichtes, äußeren Prunk und Pracht herzustellen; doch ihm gefällt es in einer demütigen Seele, die nur ihn als Lehrer gewählt hat und sich nicht von der Wissenschaft dieser Welt beeindrucken lässt.

Sonntag, 28 April 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Herr Jesus Christus, lass es wieder geschehen, dass wir nur „ein Herz und eine Seele“ sind (vgl. Apg 4,32), denn dann wird „große Ruhe“ eintreten (vgl. Mk 4,39). Meine lieben Zuhörer, ich fordere euch auf zu Freundschaft und Wohlwollen unter euch und Frieden mit allen; denn wenn wir Liebe unter uns hätten, dann hätten wir den Frieden und den Heiligen Geist. Wir müssen fromm sein und zu Gott beten […], denn die Apostel verharrten im Gebet […] Wenn wir anfangen, inständig zu beten, wird der Heilige Geist in unser Herz kommen und sagen: „Friede sei mit euch! Ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (vgl. Mk 6,50) […] Was sollen wir von Gott erbitten, meine Brüder? Alles, was zu seiner Ehre und zum Heil eurer Seelen dient, mit einem Wort, den Beistand des Heiligen Geistes: „Sende aus Deinen Geist und alles wird neu erschaffen“ (vgl. Ps 104(103),30) – Ruhe und Frieden […] Wir müssen um diesen Frieden bitten, damit der Geist des Friedens über uns komme. Wir müssen Gott auch für all seine Wohltaten danken, wenn wir wollen, dass er uns Siege schenkt, die den Frieden beginnen lassen. Um den Heiligen Geist zu erlangen, müssen wir Gott, dem Vater, dafür danken, dass er ihn zuerst auf unser Haupt Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn, herabgesandt hat […] – denn „aus seiner Fülle haben wir alle empfangen“ (vgl. Joh 1,16) –, und dass er ihn auf die Apostel herabgesandt hat, um ihn durch ihre Hände auch uns mitzuteilen. Wir müssen dem Sohn danken, denn als Gott sendet er den Geist denen, die sich dafür bereitmachen. Doch vor allem müssen wir ihm danken, dass er uns als Mensch die Gnade erwirkt hat, diesen göttlichen Geist zu empfangen […] Wie hat Jesus Christus das Kommen des Heilige Geistes erwirkt? Als er „das Haupt neigte und den Geist aufgab“ (vgl. Joh 19,30); denn als er seinen letzten Atemzug tat und seinen Geist dem Vater übergab, da hat er erwirkt, dass der Vater seinen Geist aussendet über seinen mystischen Leib.

Samstag, 27 April 2019 : Kommentar Papst Franziskus

Die Evangelisierung folgt dem Missionsauftrag Jesu: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19–20). […] Der Auferstandene [sendet] die Seinen aus, das Evangelium zu jeder Zeit und an allen Orten zu verkünden, so dass der Glaube an ihn sich bis an alle Enden der Erde ausbreite. Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des „Aufbruchs“, die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1–3). Mose gehorchte dem Ruf Gottes: „Geh! Ich sende dich“ (Ex 3,10), und führte das Volk hinaus, dem verheißenen Land entgegen (vgl. Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: „Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen“ (Jer 1,7). […] wir alle sind zu diesem neuen missionarischen „Aufbruch“ berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft sollen unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen. Die Freude aus dem Evangelium, die das Leben der Gemeinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missionarische Freude. Die zweiundsiebzig Jünger, die voll Freude von ihrer Sendung zurückkehren, erfahren sie (vgl. Lk 10,17). Jesus erlebt sie, als er im Heiligen Geist vor Freude jubelt […] Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium verkündet wurde und bereits Frucht bringt. Aber sie hat immer die Dynamik des Aufbruchs und der Gabe, des Herausgehens aus sich selbst, des Unterwegsseins und des immer neuen und immer weiteren Aussäens. Der Herr sagt: „Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen!“ (Mk 1,38). […] In der Treue zum Vorbild des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern, ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden.

Freitag, 26 April 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Nachdem sie so viele große Fische gefangen hatten, stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Ich nehme an, ihr habt begriffen, warum es Petrus war, der das Netz an Land zog. Ihm wurde ja die Kirche anvertraut; ihm persönlich wurde gesagt: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Weide meine Schafe!“ Was später in Worten deutlich ausgesprochen wurde, wird also zunächst durch eine Handlung angezeigt. Der Verkünder der Kirche ist es, der uns von den Fluten dieser Welt scheidet; es ist daher notwendig, dass Petrus das Netz voller Fische an Land bringt. Und er persönlich hat die Fische ans sichere Ufer gezogen, da er durch seine heilige Predigt den Gläubigen die Unwandelbarkeit der ewigen Heimat bekannt gemacht hat. Er tat es durch seine Worte wie durch seine Briefe; er tut es jeden Tag wieder durch seine Wunder. Wann immer er in uns die Liebe zur ewigen Heimat entfacht, wann immer er uns herausholt aus dem Tumult der Dinge dieser Welt – sind wir da nicht Fische, gefangen in den Netzen des Glaubens, die er ans Ufer zieht?

Donnerstag, 25 April 2019 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Die Aufstände in Judäa hatten den Frieden aus der Welt vertrieben […] das Universum in sein ursprüngliches Chaos zurückversetzt […] Auch unter den Jüngern herrschte Krieg; Glaube und Zweifel wüteten heftig gegeneinander […] In ihren Herzen tobte ein Sturm, der sie keine Oase des Friedens, keinen Hafen der Ruhe finden ließ. Christus, der die Herzen erforscht, den Winden befiehlt, die Stürme bändigt und mit einem einzigen Zeichen das Unwetter in heiteren Himmel verwandelt – Er tritt mitten in die Unruhe der Jünger und stärkt sie mit seinem Frieden, indem er sagte: „Der Friede sei mit euch! Ich bin es; fürchtet euch nicht. Ich bin es, der Gekreuzigte, der tot war und begraben wurde. Ich bin es, euer Gott, der für euch Mensch geworden ist. Ich bin es. Nicht nur ein Geist in körperlicher Hülle, sondern die menschgewordene Wahrheit selbst. Ich bin es, als Lebendiger unter den Toten, der vom Himmel mitten in das Reich des Todes hinabgestiegen ist. Ich bin es, vor dem der Tod floh, vor dem sich die Unterwelt fürchtet. In ihrem Schrecken bekannte selbst die Hölle mich als Gott. Fürchte dich nicht, Petrus, der du mich verleugnet hast, und auch nicht du, Johannes, der du geflohen bist. Fürchtet euch nicht, die ihr mich verlassen habt, die ihr mich zu verraten gesonnen wart, die ihr immer noch nicht an mich glaubt, obwohl ihr mich doch seht. Fürchtet euch nicht, ich bin es. Aus Gnade habe ich euch berufen, euch durch die Vergebung der Sünden auserwählt, bin euch durch mein Mitleiden zur Seite gestanden, habe euch in meiner Liebe getragen, und heute nehme ich euch, allein durch meine Güte, auf.“

Mittwoch, 24 April 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Zu welcher Zeit steht der Heiland auf? […] Im Hohen Liede […] heißt es: „Der Winter ist vorüber, der Regen hat aufgehört und ist vorbei; die Blumen sind erschienen im Lande […]“ (2,11–12). Ist jetzt nicht die Erde voll Blumen […] Der Frühling hat bereits begonnen, da wir jetzt im Monat Xanthikos [begann am 24. oder 25. März] stehen. Dies ist der erste Monat bei den Hebräern, die Zeit, da einst das vorbildliche Ostern gefeiert wurde und jetzt das wahre Ostern gefeiert wird. […] Der Ort des Grabes war ein Garten. […] Was soll (nach der Schrift) der im Garten Begrabene sagen? „Ich pflückte meine Myrrhe mit meinen Gewürzen“ (Hld 5,1). Und wiederum: „Myrrhe und Aloe samt allen edelsten Gewürzen“ (Hld 4,14). Dies sind die Kennzeichen der Totenbestattung. In den Evangelien heißt es: „Die Frauen kamen zum Grabmal und brachten Gewürze, welche sie bereitet hatten“ (Lk 24,1) […] Ehe Jesus bei verschlossenen Türen eintrat, wurde er, der Bräutigam und Seelenarzt, von den bekannten trefflichen, mutigen Frauen gesucht. Die seligen Frauen kamen an das Grab und suchten den, der bereits auferstanden war […]. Maria kam, ihn zu suchen, wie das Evangelium erzählt, aber sie fand ihn nicht. Dann hörte sie die Engelsworte, und hierauf sah sie Christum (vgl. Joh 20,1ff.). Ist auch hierüber geschrieben? Im Hohen Liede heißt es: „Auf meiner Ruhestätte suchte ich den, den meine Seele liebte“ (Hld 3,1). […] Maria – sagt (das Evangelium) – kam, „da es noch Nacht war“ (Joh 20,1). „Auf meiner Ruhestätte suchte ich bei Nacht; ich suchte ihn, und nicht fand ich ihn“ (Hld 3,1). Im Evangelium sagt Maria: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben“ (Joh 20,13). Doch die Engel, die damals zugegen waren, heilten die Unwissenheit. Sie sprachen: „Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten?“ (Lk 24,5) […] Maria aber wusste es nicht, und in ihrem Namen sagte das Hohe Lied zu den Engeln: „Habt ihr den, den meine Seele liebt, nicht gesehen? Ein wenig nur war ich an ihnen – d. i. den beiden Engeln – vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn und ließ ihn nicht“ (Hld 3,3–4).

Dienstag, 23 April 2019 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Du wurdest bei Tagesanbruch beweint Von den Frauen, die duftende Salben brachten. Lass auch mein Herz heiße Tränen vergießen Ob deiner glühenden Liebe. Und dank der frohen Botschaft des Engels, Der von der Höhe des Felsens her rief (vgl. Mt 28,2), Lass mich den Klang der letzten Trompete hören, Die die Auferstehung kundtut. Aus dem neuen, jungfräulichen Grab Bist du erstanden mit deinem aus der Jungfrau geborenen Leib; Bist für uns zur Erstlingsfrucht geworden Und der Erstgeborene der Toten. Und mich, den der Feind gebunden hat Mit dem Übel der leiblichen Sünde, Befreie mich doch gnädig aufs Neue, Wie du es an den Seelen getan hast, die im Gefängnis waren (vgl. 1 Petr 3,19). Du hast dich im Garten Maria Magdalena gezeigt, Aber du hast ihr, die noch von Evas Geschlecht war, Nicht erlaubt, sich zu nähern. Zeige dich auch mir am achten Tage, Am Tag der großen und letzten Morgendämmerung; Und dann erlaube meiner unwürdigen Seele, Sich dir zu nähern.

Montag, 22 April 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Auf die Bitte der Jünger von Emmaus, „bei“ ihnen zu bleiben, antwortet Jesus mit einem viel größeren Geschenk: Durch das Sakrament der Eucharistie fand er Gelegenheit, „in“ ihnen zu bleiben. Die Eucharistie empfangen bedeutet in tiefe Gemeinschaft mit Jesus eintreten. „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch“ (Joh 15,4). Diese Beziehung eines zuinnersten, wechselseitigen „Verbleibens“, erlaubt uns in gewisser Weise, den Himmel auf der Erde vorwegzunehmen. Ist dies nicht das größte Verlangen des Menschen? Ist es nicht das, was Gott sich vorgenommen hat in der Verwirklichung seines Heilsplans in der Geschichte? Er hat in das Herz des Menschen den „Hunger“ nach seinem Wort gelegt (vgl. Am 8,11), einen Hunger, der nur in der vollen Einheit mit ihm gestillt werden wird. Die eucharistische Gemeinschaft ist uns geschenkt, um uns auf dieser Erde an Gott zu „sättigen“ in Erwartung der vollen Befriedigung im Himmel. Diese besondere Vertrautheit aber, die sich in der eucharistischen „Gemeinschaft“ mit dem Herrn vollzieht, kann außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft weder richtig verstanden noch voll gelebt werden. […] Die Kirche ist der Leib Christi: Man ist in dem Maß „mit Christus“ auf dem Weg, in dem man in Beziehung „zu seinem Leib“ steht. Um diese Einheit zu bilden und zu fördern, trägt Christus mit der Ausgießung des Heiligen Geistes Sorge. Und er selbst hört nicht auf, diese Einheit durch seine eucharistische Gegenwart zu nähren. Es ist wirklich das eine eucharistische Brot, das uns zu dem einen Leib vereint. Dies bekräftigt schon der Apostel Paulus: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,17).

Sonntag, 21 April 2019 : Kommentar Homilie

„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen“ (Ps 118(117),24). Warum? Weil die Sonne nicht mehr verfinstert ist, sondern hell erstrahlt. Weil der Vorhang des Tempels nicht mehr zerrissen ist, sondern die Kirche offenbart wird. Wir halten keine Palmzweige mehr in Händen, sondern wir umringen die Neugetauften. „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat“ […] Dies ist wirklich der Tag im wahrsten Sinne, der Tag des Triumphes – der Tag, der dem Fest der Auferstehung geweiht ist, der Tag, an dem man sich mit Gnade schmückt, der Tag, an dem man das geistliche Lamm miteinander teilt, der Tag, an dem man den Neugeborenen Milch zu trinken gibt, der Tag, an dem der Plan der Vorsehung zugunsten der Armen sich verwirklicht. „Wir wollen jubeln und uns an ihm freuen“ […] Dies ist der Tag, an dem Adam befreit wurde, an dem Eva aus ihrer Haft entlassen wurde, an dem der wilde Tod zitterte, an dem die Kraft der Steine gebrochen wurde, an dem die Riegel der Gräber aufgerissen wurden […], an dem die unabänderlichen Gesetze der Mächte der Unterwelt aufgehoben wurden, an dem die Himmel sich öffneten, als Christus, unser Meister, auferstanden ist. Dies ist der Tag, an dem zum Heil der Menschen die grüne und fruchtbare Pflanze der Auferstehung ihre Ableger zahlreich hat sprießen lassen im ganzen Universum wie in einem Garten, in dem die Lilien der Neugetauften aufgeblüht sind […], in dem die Menge der Gläubigen sich freut, in dem die Kränze der Märtyrer wieder grünen. „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.“

Samstag, 20 April 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Wir, die Sterblichen, wir müssen schlafen, um unsere Kräfte zu erneuern, und unterbrechen deshalb unser Leben durch den Schlaf, dieses Bild des Todes, der uns wenigstens ein bisschen Leben übrig lässt. Also bereiten sich zweifellos all jene, die in Keuschheit, Unschuld und Eifer wachen, auf das Leben der Engel vor; gegen diese Todesschwere [den Schlaf] angehend, finden sie Gnade in der Ewigkeit […] Nun, meine Brüder, hört die wenigen Worte an, die ich zu euch sprechen werde über das Wachen, das wir in dieser Nacht vollziehen […] Unser Herr Jesus Christus ist am dritten Tag von den Toten auferstanden: kein Christ zweifelt daran. Die Heiligen Evangelien bezeugen, dass das Ereignis in dieser Nacht geschehen ist […] Nicht aus dem Licht in die Finsternis, sondern aus der Finsternis ins Licht wollen wir aufsteigen. Der Apostel Paulus spornt uns dazu an: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts“ (Röm 13,12). […] Wir wachen also in dieser Nacht, in der der Herr auferstanden ist und in der er in seinem eigenen Fleisch jenes Leben begonnen hat, von dem ich gerade zu euch gesprochen habe, das weder Tod noch Schlaf kennt. Und dieses Fleisch, das er aus dem Grab erhob, wird nicht mehr sterben und nicht mehr unter das Gesetz des Todes zurückfallen. Die Frauen, die ihn liebten, kamen beim Morgengrauen sein Grab besuchen; anstatt seinen Leib zu finden, hörten sie Engel, die ihnen die Auferstehung verkündeten. Es ist demnach klar, dass er in der Nacht auferstanden ist, die diesem Morgengrauen vorausging. So wird der, dessen Auferstehung wir in unseren langen Nachtwachen feiern, uns auch gewähren, mit ihm in einem Leben ohne Ende zu herrschen. Und selbst wenn sein Leib zu der Stunde, in der wir wachen, noch im Grab läge und noch nicht auferstanden wäre, so behielte unser Wachen dennoch seinen vollen Sinn: denn er schlief, damit wir wachen – er, der gestorben ist, damit wir leben.

Freitag, 19 April 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

„Im Anfang war das Wort.“ Es ist (stets) dasselbe, es ist in derselben Weise; wie es ist, so ist es immer; es kann sich nicht ändern, d. h. es ist. Diesen seinen Namen hat das Wort seinem Diener Moses genannt: „Ich bin, der ich bin“, und: „Der da ist, hat mich gesandt“. Wer also wird dies begreifen, da ihr seht, dass alles Sterbliche veränderlich ist; da ihr seht, dass nicht bloß die Körper sich ändern nach ihren Eigenschaften, durch Entstehen, Wachsen, Abnehmen, Sterben, sondern auch die Seelen selbst durch den Affekt verschiedener Willensstrebungen sich ausdehnen und teilen; da ihr seht, dass die Menschen sowohl die Weisheit erlangen können, wenn sie sich ihrem Lichte und ihrer Wärme nähern, als auch die Weisheit verlieren können, wenn sie sich davon in böser Stimmung entfernen? Da ihr also seht, dass dies alles vergänglich ist, was ist das, was ist, wenn nicht eben das, was hinausgeht über alles, was so ist, dass es nicht ist? Wer also möchte dies begreifen? Oder wer, wie immer er auch die Kräfte seines Geistes anstrenge, um nach Möglichkeit das, was ist, zu erreichen, möchte zu dem, was er wie auch immer im Geiste erfasst hat, gelangen? Denn es ist so, wie wenn einer von ferne das Vaterland sieht und ein Meer dazwischenliegt; er sieht, wohin er gehen soll, aber er hat keinen Weg, wo er gehen könnte. So wollen wir zu jener unserer Unwandelbarkeit (stabilitas) gelangen, wo das ist, was wahrhaft ist, weil dies allein immer so ist, wie es ist; dazwischen liegt das Meer dieser Welt […] Damit also ein Weg wäre, auf dem wir gehen könnten, kam von dorther der, zu dem wir gehen wollten. Und was hat er getan? Er bereitete ein Holz, durch das wir das Meer überschreiten könnten. Denn niemand kann das Meer dieser Welt überschreiten, außer er werde durch das Kreuz Christi getragen. Dieses Kreuz umfasst manchmal auch einer, der schwach ist an den Augen. Und wer nicht von ferne sieht, wohin er gehen soll, der entferne sich nicht von ihm, und es wird ihn ans Ziel führen. Also, meine Brüder, das möchte ich euch ans Herz gelegt haben: wenn ihr fromm und christlich leben wollt, dann schließet euch an Christus an nach dem, was er für uns geworden ist, damit ihr zu ihm gelanget nach dem, was er ist und nach dem, was er war. Er kam, um für uns das zu werden (was er nicht war), indem er das für uns geworden ist, worauf die Schwachen getragen werden und das Meer der Welt überfahren und zum Vaterland gelangen; da wird es keines Schiffes mehr bedürfen, weil man kein Meer zu überfahren hat. Besser ist es also, im Geiste das nicht zu sehen, was ist, und dennoch vom Kreuze Christi sich nicht zu trennen, als dasselbe im Geiste zu sehen und das Kreuz Christi zu verachten. Gut ist es überdies und sogar sehr gut, wenn es möglich ist, dass man sowohl sehe, wohin die Reise geht, als auch an das sich halte, worauf man auf der Reise getragen wird. […] Sie vermochten es und sahen das, was ist. Denn sehend sagte Johannes: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Sie sahen das, und um zu dem zu kommen, was sie von ferne sahen, trennten sie sich nicht vom Kreuze Christi und verachteten nicht die Niedrigkeit Christi.

Donnerstag, 18 April 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Gott ist Liebe. Wer Ihn hingegen Definitionen unterwerfen will, der zählt mit Blindheit geschlagen Sandkörner auf dem Boden des Ozeans. Der Beschaffenheit nach ist die Liebe die Ähnlichkeit mit Gott, soweit es Sterblichen möglich ist, ihrer Wirkung nach hingegen die Trunkenheit der Seele und ihrer Eigenschaft nach wiederum eine Quelle des Glaubens, ein Abgrund an Langmut, ein Meer von Demut. Die Liebe ist hauptsächlich das Ablegen jedes entgegengesetzten Willens, falls die Liebe wirklich „an nichts Böses denkt“ (vgl. 1 Kor 13,5). Die Liebe, die Leidenschaftslosigkeit und die Annahme an Sohnes statt, unterscheiden sich allein in der Namensgebung. So wie Licht, Feuer und Flamme zu einer Wirkung zusammenlaufen, so musst du es auch bei diesen verstehen. […] Wer vollständig seine Sinne mit Gott vereinte, wird in Seine Wahrheiten von Ihm selbst eingeweiht. Solange diese nämlich nicht mit Ihm verbunden sind, ist es schwierig über Gott zu sprechen. Wenn das Angesicht eines Geliebten ausreicht, uns völlig zu verändern und uns heiter, freundlich und unbekümmert zu stimmen, was vermag dann erst das Angesicht des Herrn auszurichten, sobald es unsichtbar in eine reine Seele kommt?

Mittwoch, 17 April 2019 : Kommentar Sel. John Henry Newman

Als Jesus von seiner Mutter wegging, wählte er sich andere menschliche Freunde – die zwölf Apostel –, so als verlangte ihn danach, jemandem seine Zuneigung schenken zu können. Er wählte sie dazu aus, wie er sagt, „nicht Knechte, sondern Freunde zu sein“ (vgl. Joh 15,15). Er machte sie zu seinen Vertrauten. Er sagte ihnen Dinge, die er anderen nicht sagte. Es war sein Wille, sie zu bevorzugen, nein, sie zu verwöhnen, so wie ein Vater sich seinen Lieblingskindern gegenüber verhält. Er machte sie durch die Dinge, die er ihnen sagte, gesegneter als Könige und Propheten und weise Männer. Er nannte sie „seine Kinder“ (vgl. Joh 13,33) und zog sie für den Empfang seiner Geschenke „den Weisen und Klugen“ (vgl. Mt 11,25) vor. Er jubelte, als er sie seligpries, dass sie in all seinen Prüfungen bei ihm ausgeharrt hätten (vgl. Lk 22,28). Und wie in Dankbarkeit kündete er an, dass sie auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten würden (vgl. Lk 22,30). Er fand Trost in ihrer Zuneigung, als seine große Prüfung sich näherte. Er versammelte sie beim Letzten Abendmahl um sich, als wenn sie ihm Halt geben könnten. „Mit Sehnsucht“, sagt er, „habe ich danach verlangt, dieses Paschamahl mit euch zu essen, bevor ich leide“ (vgl. Lk 22,15). Es bestand also ein gegenseitiger Austausch der Güter und eine innige Zuneigung zwischen ihnen. Es war jedoch sein anbetungswürdiger Wille, dass auch sie ihn verlassen und er sich selbst überlassen bliebe. Einer verriet ihn, ein anderer verleugnete ihn, die übrigen liefen von ihm weg und ließen ihn in den Händen seiner Feinde zurück […] Er trat also die Kelter allein. Er, der allmächtig war und selig und der seine eigene Seele mit der vollen Herrlichkeit der Schau seiner göttlichen Natur erfüllte, wollte dennoch diese Seele allen Schwächen unterwerfen, die von [der menschlichen] Natur aus zu ihr gehören. Und wie er sowohl die Freude über die Zuneigung als auch die Trostlosigkeit unter der Abwesenheit menschlicher Freunde ertrug, so konnte er – und tat es, da es ihm gefiel – dem Licht der Gegenwart Gottes entsagen.

Dienstag, 16 April 2019 : Kommentar Hl. Romanos Melodos

Guter Hirte, der du dein Leben hingegeben hast für deine Schafe (vgl. Joh 10,11), komm schnell, du Heiliger, und rette deine Herde […] Nach dem Mahl sagte Jesus: „Meine Kinder, meine lieben Jünger, in dieser Nacht werdet ihr mich alle verleugnen und fliehen“ (vgl. Joh 16,32). Und da sie alle zutiefst betroffen waren, rief Petrus aus: „Selbst wenn dich alle verleugnen, ich verleugne dich nicht! Ich bleibe bei dir. Mit dir werde ich sterben und dir zurufen: ‚Komm schnell, du Heiliger, und rette deine Herde!‘ Was sagst du da, Meister? Ich, und dich verleugnen? Ich, und dich im Stich lassen und fliehen? Und dein Ruf, der an mich erging, die Ehre, die du mir erwiesen hast –, ich sollte mich nicht mehr daran erinnern? Ich erinnere, wie du mir die Füße gewaschen hast –, und du sagst: ‚Du wirst mich verleugnen‘? Ich sehe dich wieder vor mir, wie du mit einer Wasserschüssel auf mich zukommst, du, der du die Erde hältst und den Himmel trägst. Die Hände, von denen ich geformt wurde, haben gerade meine Füße gewaschen –, und du behauptest, dass ich fallen werde und dass ich dir nicht mehr zurufen werde: ‚Komm schnell, du Heiliger, und rette deine Herde‘“? […] Daraufhin antwortete des Menschen Schöpfer dem Petrus: „Was sagst du da, Petrus, mein Freund? Du wirst mich nicht verleugnen? Du wirst nicht von mir weglaufen? Du wirst mich nicht abweisen? – Das möchte auch ich, aber dein Glaube ist schwankend und du hältst in der Versuchung nicht stand. Weißt du noch, wie du fast ertrunken wärest, wenn ich dir nicht die Hand gereicht hätte? Denn du bist wirklich gut auf dem Wasser gegangen, so wie ich selbst; aber dann wurdest du unsicher und ganz schnell bist du gesunken (vgl. Mt 14,28–32). Da kam ich dir zu Hilfe, da du schriest: ‚Komm schnell, du Heiliger, und rette deine Herde!‘ Und jetzt sage ich dir: noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verraten. Während dein Geist von allen Seiten geschlagen und wie von Meereswogen überwältigt wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Du, der du damals geschrien hast und nun weinen wirst, du wirst mich dann nicht mehr finden, wie beim ersten Mal, um dir die Hand zu reichen. Ich werde sie selber brauchen, um einen Vergebungsbrief zugunsten aller Nachkommen Adams zu schreiben. Aus diesem meinen Fleisch werde ich einen Bogen Papier machen und Tinte aus meinem Blut, um darauf das Geschenk einzutragen, was ich unermüdlich austeilen werde an jene, die rufen: ‚Komm schnell, du Heiliger, und rette deine Herde!‘“

Montag, 15 April 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Von zwei geistlichen Duftölen habe ich bereits zu euch gesprochen: von dem der Zerknirschung, das sich über alle Sünden ergießt – versinnbildlicht durch das Duftöl, das die Sünderin über die Füße des Herrn ausgoss: „Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt“ – und vom Duftöl der Hingabe, das alle Wohltaten Gottes enthält […] Aber da gibt es noch ein Duftöl, das die beiden genannten bei weitem übertrifft – ich würde es Duftöl des Mitleidens nennen. Denn es setzt sich zusammen aus den Kümmernissen der Armut, den Ängsten, in denen die Unterdrückten leben, den Befürchtungen der Schwermütigen, den Fehlern der Sünder – kurz gesagt, aus allem Leid der Menschen, sogar unserer Feinde. Diese Zutaten scheinen unwürdig zu sein, und doch ist das Duftöl, dem sie beigemischt sind, vortrefflicher als alle anderen. Das ist ein Balsam, der heilt: „Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7). Eine große Anzahl von Leiden, vereint unter einem mitleidenden Blick, sind die kostbaren Essenzen […] Selig die Seele, die sich darum gekümmert hat, diese Aromen zu beschaffen, das Öl des Mitleids auszugießen und im Feuer der Liebe zu erwärmen. Wer ist eurer Meinung nach „der Mann, der barmherzig und zum Helfen bereit ist“ (vgl. Ps 112(111),5), der zum Mitfühlen geneigt ist, der nicht zögert, seinem Nächsten zu Hilfe zu eilen, eher bereit zu geben als zu empfangen? Der Mann, der gerne verzeiht, der dem Zorn widersteht, nicht auf Rache sinnt und in allem die Nöte der anderen als seine eigenen ansieht? – Welche Seele auch immer vom Tau des Mitleidens erfüllt ist, mit einem von Erbarmen überquellenden Herzen, das allen gilt, die für sich selbst nichts als ein rissiges Gefäß ist, in dem nichts eifersüchtig zurückbehalten wird; diese Seele, die sich selber so abgestorben ist, dass sie nur für andere lebt – eine solche Seele hat das Glück, dieses dritte, das beste Duftöl zu besitzen. Von ihren Händen tropft unendlich kostbarer Balsam (vgl. Hld 5,5), der im Unglück nicht austrocknet und im Feuer der Verfolgung nicht verdirbt. Denn Gott wird immer ihrer Opfer gedenken.

Sonntag, 14 April 2019 : Kommentar Hl. Romanos Melodos

Im Himmel sitzt du auf deinem Thron, hier unten auf dem Eselsfohlen, Christus, der du Gott bist, du nahmst das Lob der Engel an und das Lied der Kinder, die Dir zuriefen: „Hochgelobt seist du, der du kommst, um Adam zurückzurufen“ […] Seht, unser König, sanft und friedvoll, auf dem Jungen einer Eselin sitzend, der eilends kommt, um sein Leiden auf sich und die Sünden hinweg zu nehmen. Das Wort, die Weisheit Gottes, auf einem unvernünftigen Tier sitzend, will alle vernünftigen Wesen retten. Und man konnte jenen auf dem Rücken eines Esels betrachten, den die Cherubim tragen und der einst Elias im feurigen Wagen hinwegnahm, jenen, der „reich wie er war, arm wurde“ aus freiem Willen (vgl. 2 Kor 8,9), jenen, der, indem er die Schwachheit wählte, allen die Kraft gibt, die ihm zurufen: „Hochgelobt seist du, der du kommst, um Adam zurückzurufen“ […] Du offenbarst deine Kraft, indem du die Bedürftigkeit wählst […] Die Kleider der Jünger waren ein Zeichen der Bedürftigkeit, doch deine Macht war zu messen an dem Loblied der Kinder und der Volksmenge, die rief: „Hosanna – das heißt: Rette doch! – in der Höhe. Errette, Höchster, die Gedemütigten. Erbarme Dich unser wegen unserer Palmen; die Zweige, die sich bewegen, werden Dein Herz rühren, o du, der du kommst, um Adam zurückzurufen“ […] – O Geschöpf aus meiner Hand, antwortet der Schöpfer […], ich selber bin gekommen. Nicht das Gesetz konnte dich retten, da es dich nicht erschaffen hat, und auch die Propheten nicht, die wie du meine Geschöpfe waren. Es liegt allein an mir, dich von deiner Schuld zu befreien. Ich bin für dich verkauft – und ich setze dich frei; Ich bin deinetwegen gekreuzigt – und du entgehst dem Tod. Ich sterbe – und lehre dich rufen: „Hochgelobt seist du, der du kommst, um Adam zurückzurufen“. Habe ich etwa so die Engel geliebt? Nein, dich, den Elenden, habe ich an mein Herz gedrückt. Ich habe meine Herrlichkeit verborgen, und ich, der Reiche, wurde arm aus freien Stücken, weil ich dich so sehr liebe. Für dich habe ich Hunger gelitten, Durst, Müdigkeit. Ich habe Gebirge durchquert, Schluchten und Täler, auf der Suche nach dir, verlorenes Schaf. Ich habe den Namen des Lammes angenommen, um dich zurückzuholen, indem ich dich locke durch meine Hirtenstimme, und ich will mein Leben für dich geben, um dich den Klauen des Wolfs zu entreißen. Ich ertrage alles, damit du rufst: „Hochgelobt seist du, der du kommst, um Adam zurückzurufen“.

Samstag, 13 April 2019 : Kommentar Hl. Prosper von Aquitanien

Der hl. Paulus bekräftigt: „In dieser Endzeit hat Gott zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt hat“ (vgl. Hebr 1,2). Bedeutet diese Aussage nicht, dass der Vater alle Menschen als Teil des Erbes Christi betrachtet? Dies entspricht der Prophezeiung Davids: „Fordere von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum“ (Ps 2,8). Der Herr selbst erklärt: „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen“ (vgl. Joh 12,32). Scheint damit nicht die Umkehr aller verheißen zu sein? An anderer Stelle steht eine Prophezeiung, die die Kirche betrifft: „Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben“ (Jes 40,4): Ist hier vielleicht jemand vergessen worden, jemand, der nicht als zu Christus gehörig bezeichnet ist? Und was sollen wir denken, wenn wir lesen: „Alles Fleisch wird kommen, um mich in Jerusalem anzubeten, spricht der Herr“ (vgl. Jes 66,23 Vulg.) […] Der Begriff „Volk Gottes“ ist daher in seiner ganzen Fülle zu verstehen. Und obwohl die meisten Menschen die Gnade des Erlösers ablehnen oder vernachlässigen, ist doch mit dem Ausdruck „erwählt“ und „vorherbestimmt“ die Gesamtheit gemeint […] Der Apostel Paulus sagt auch: „Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, […] aber […] Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (vgl. 1 Kor 1,23–24). Sollte Christus also für die gleichen Menschen, in deren Augen er „Ärgernis“ und „Torheit“ ist, „Gottes Kraft“ und „Gottes Weisheit“ sein? Da einige aufgrund ihres Glaubens gerettet werden, während andere in ihrer Gottlosigkeit verhärtet sind, fasste der Apostel im Grunde genommen Gläubige und Ungläubige mit dem Überbegriff „Berufene“ zusammen. So zeigte er, dass diejenigen, die er als Heiden bezeichnet, sich selber dem Ruf Gottes entzogen haben, obwohl sie das Evangelium gehört hatten.

Freitag, 12 April 2019 : Kommentar Oden des Salomo

Wie die Flügel der Tauben über ihren Jungen […] so sind auch die Flügel des Geistes über meinem Herzen. Mein Herz ist fröhlich und hüpft wie ein Kind, das im Leibe seiner Mutter hüpft. Ich habe geglaubt, darum habe ich Ruhe gefunden, denn er ist treu, an den ich geglaubt habe. Er hat mich reichlich gesegnet und mein Haupt ist bei ihm, und das Schwert soll mich nicht von ihm scheiden, auch nicht der Säbel. Denn ich war bereit, bevor die Vernichtung kam, und ich war auf seine unvergänglichen Fittiche gesetzt, und unsterbliches Leben ist hervorgekommen und hat mich geküsst, und davon ist der Geist in mir, und er kann nicht sterben, denn er ist lebendig. Es wunderten sich diejenigen, die mich sahen, denn ich war verfolgt und sie meinten, ich wäre verschlungen, denn ich kam ihnen vor wie einer von den Verlorenen. Meine Bedrückung aber wurde mir zur Rettung […]. Weil ich einem jeden Gutes tat, wurde ich gehasst, und sie umringten mich wie tolle Hunde (vgl. Ps 22(21),17), die in ihrem Unverstand gegen ihren eigenen Herrn gehen; Denn ihr Verstand ist verderbt, und ihr Sinn ist verkehrt. Ich aber hielt das Wasser in meiner Rechten und seine Bitterkeit ertrug ich durch meine Süßigkeit. Und ich ging nicht zugrunde, weil ich nicht ihr Bruder war, denn auch meine Abstammung war nicht wie die ihrige. Und sie suchten meinen Tod und fanden ihn nicht, denn ich war älter, als ihr Gedächtnis (reichte); und vergebens bedrohten sie mich und die, welche hinter mir waren, versuchten umsonst das Gedächtnis jenes, der vor ihnen war, zu vernichten; denn dem Gedanken des Herrn kann man nicht zuvorkommen, und sein Herz ist größer als alle Weisheit. Hallelujah.

Donnerstag, 11 April 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Viel wäre über den Glauben zu sagen. […] Vorerst möge es genügen, wenn wir aus den Vorbildern des Alten Testamentes die eine Person Abrahams herausgreifen, zumal wir durch den Glauben seine Kinder geworden sind. Abraham ist nicht nur aufgrund von Werken, sondern auch aufgrund des Glaubens gerechtfertigt worden. Viel hat er geleistet, doch Freund Gottes wurde er immer erst genannt, als er seinen Glauben bekannte. Und alles, was er tat, hat er im Glauben vollendet. Im Glauben verließ er seine Eltern, im Glauben verließ er Vaterland, Haus und Hof. Auf demselben Weg nun, auf dem jener gerechtfertigt wurde, sollst auch du gerecht werden. Sein Körper konnte nicht mehr Kinder zeugen; denn Abraham war ein Greis. Auch seine Frau [Sara] war schon bejahrt und hatte keine Hoffnung mehr, Kinder zu gebären. Gott verspricht dem Greis Nachkommenschaft, und „Abraham war nicht schwach im Glauben“, obwohl er erkannte, dass sein Leib bereits erstorben war. Er sah nicht auf die Schwäche seines Körpers, sondern auf die Kraft dessen, der die Verheißung gab, und hielt ihn für treu, und so empfing er aus erstorbenen Leibern wider Erwarten einen Sohn. […] […] durch den Glauben ist er [Abraham] unser Vorbild, durch ihn werden wir alle Abrahams Söhne. Inwiefern und auf welche Weise? Menschen ist es unglaublich, dass jemand von den Toten aufersteht, wie es ihnen auch unglaublich ist, dass abgestorbene alte Leute Nachkommenschaft erhalten. Doch wenn verkündet wird, dass Christus gekreuzigt worden ist und nach seinem Tode wieder auferstanden ist, glauben wir es. Die Ähnlichkeit des Glaubens ist es, durch welche wir also zur Kindschaft Abrahams gelangen. Sind wir gläubig geworden, dann werden wir Abraham auch ähnlich, sofern wir das geistige Siegel erhalten, vom Heiligen Geist in der Taufe beschnitten werden […].

Mittwoch, 10 April 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Abraham hatte Gottes Verheißung vor Augen und ließ jedwede menschliche Sichtweise beiseite; denn er wusste, dass Gott Werke vollbringen kann, die die Natur übersteigen, und vertraute den Worten, die an ihn gerichtet worden waren. Er ließ keinerlei Zweifel in seinen Gedanken aufkommen und war nicht unsicher, welche Bedeutung den Worten Gottes wohl zu geben sei. Denn das Eigentliche des Glaubens besteht darin, Vertrauen in die Macht dessen zu haben, der uns eine Verheißung gegeben hat […] Gott hatte Abraham eine unzählbar große Nachkommenschaft verheißen. Diese Verheißung überstieg die Möglichkeiten der Natur und die rein menschlichen Sichtweisen; deshalb „rechnete ihm Gott seinen Glauben als Gerechtigkeit an“ (vgl. Gen 15,6; vgl. Gal 3,6). Nun, wenn wir aufmerksam sind, werden wir feststellen: Uns wurden noch viel herrlichere Verheißungen gegeben, und sie werden uns auf eine Weise erfüllt, die weit darüber hinausgeht, was menschliches Denken zu träumen vermag. Dazu müssen wir nur auf die Macht dessen vertrauen, der uns diese Verheißungen gegeben hat, um die Rechtfertigung, die aus dem Glauben kommt, zu verdienen und die verheißenen Güter zu erhalten. Denn all diese Güter, die wir erhoffen, übersteigen jede menschliche Vorstellung und jeden Gedanken. So herrlich ist das, was uns verheißen wurde! Tatsächlich betreffen diese Verheißungen nicht nur die gegenwärtige Zeit, die Entfaltung unseres Lebens und den Genuss sichtbarer Güter; sondern sie betreffen auch die Zeit, da wir diese Erde verlassen haben werden, wenn unsere sterblichen Überreste zu Staub geworden sind. Da verspricht uns Gott, dass er unsere Leiber auferwecken und ihnen eine wunderbare Herrlichkeit verleihen wird. „Denn“, so versichert uns der selige Paulus, „dieses Verwesliche muss sich mit Unverweslichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,53). Darüber hinaus haben wir die Verheißung erhalten, dass wir uns nach der Auferstehung des Leibes am Reiche Gottes erfreuen werden und dass uns, in der Gemeinschaft der Heiligen, für ewige Zeiten jene unvergänglichen Güter zuteil werden, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist“ (1 Kor 2,9). Erkennst du die Überfülle der Verheißungen? Erkennst du die Großartigkeit dieser Gaben?

Dienstag, 9 April 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben, weil er ja sein Leben für dein Leben hingegeben und bittere Qualen ertragen hat, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst. Was könnte hart und schrecklich für dich sein, wenn du dir in Erinnerung rufst: Er, der im Zustand der Göttlichkeit war am Tag seiner Ewigkeit, noch ehe der Morgenstern entstand, im Glanz der Heiligen; er, der Abglanz und das Abbild des Wesens Gottes, ist in deinen Kerker gekommen, um sich, wie es heißt, bis zum Hals in die Tiefe deines Schlammes zu versenken (vgl. Vulg.: Phil 2,6; Ps 109(110),3; Hebr 1,3; Ps 68(69),3). Was wird dir nicht süß erscheinen, wenn du in deinem Herzen all die Bitterkeiten deines Herrn vereinst und in Erinnerung rufst: zunächst die Einschränkungen seiner Kindheit, dann die Strapazen seiner Predigten, die Versuchungen während seines Fastens, sein nächtliches Wachen im Gebet, seine Tränen des Mitleids, die Fallstricke, die man ihm legte […] und dann die Beschimpfungen, das Anspeien, die Backenstreiche, die Geißelhiebe, der Hohn und Spott, die Nägel und alles, was er um unseres Heils willen ertragen hat? Welch unverdientes Mitleiden, welch frei geschenkte Liebe, die er uns so bewiesen hat, welch unerwartete Wertschätzung, welch verblüffende Sanftmut, welch unübertreffliche Güte! Der König der Herrlichkeit (Ps 24(23)), wird gekreuzigt für einen so erbärmlichen Knecht! Wer hat je so etwas gehört, wer hat je so etwas gesehen? „Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,7). Er aber, für Feinde und Ungerechte ist er gestorben; er hat sich entschieden, den Himmel zu verlassen, um uns in den Himmel zurückzubringen: er, der sanfte Freund, der weise Ratgeber, der starke Helfer. „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12).

Montag, 8 April 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Wenn der Herr sagt: „Ich bin das Licht der Welt“, so ist das, glaube ich, denen klar, die Augen haben, wodurch sie dieses Lichtes teilhaft werden; die aber nur Augen haben im Leibe allein, wundern sich über das, was der Herr Jesus Christus gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“. Und vielleicht sagt wohl auch einer bei sich selbst: Ist etwa Christus der Herr die Sonne, die durch Auf- und Untergang den Tag bewirkt? […] Nein, dies ist nicht Christus der Herr. Nicht ist Christus der Herr die Sonne, die gemacht ist, sondern derjenige, durch den sie gemacht ist. Denn alles ist durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht (Joh 1,3). Er ist also das Licht, welches dieses Licht gemacht hat; dieses wollen wir lieben, dieses wollen wir zu erkennen trachten, nach ihm wollen wir verlangen, damit wir dereinst unter seiner Leitung zu ihm kommen und in ihm so leben, dass wir gar nie sterben. […] Ihr seht also, meine Brüder, wenn ihr innerlich seht, was das für ein Licht ist, von dem der Herr sagt: „Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln“.

Sonntag, 7 April 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

[Die Erlösung durch das Geheimnis des Kreuzes Christi] ist die letzte und endgültige Offenbarung der Heiligkeit Gottes, der die absolute Fülle der Vollkommenheit ist: Fülle der Gerechtigkeit und der Liebe, weil die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, von ihr ausgeht und ihr zustrebt. Im Leiden und Tod Christi – in der Tatsache, dass der Vater seinen Sohn nicht verschonte, sondern ihn „für uns zur Sünde gemacht hat“ (2 Kor 5,21) – kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, insofern wegen der Sünden der Menschheit Christus Leiden und Kreuz erduldet. Das ist geradezu ein „Übermaß“ der Gerechtigkeit, denn die Sünde des Menschen wird „aufgewogen“ durch das Opfer des Gott - Menschen. Diese Gerechtigkeit wahrhaft göttlichen „Maßes“ entspringt ganz der Liebe, der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt von ihrem Wesen her Früchte in der Liebe. Diese göttliche Gerechtigkeit, wie sie das Kreuz Christi offenbart, ist eben insofern „nach dem Maße“ Gottes, als sie Ursprung und Erfüllung in der Liebe hat und Früchte des Heils hervorbringt. Die göttliche Dimension der Erlösung beschränkt sich nicht auf das Gericht über die Sünde, sondern sie erneuert in der Liebe jene schöpferische Kraft im Menschen, die ihm wieder die von Gott kommende Fülle des Lebens und der Heiligkeit zugänglich macht. Auf diese Weise beinhaltet die Erlösung die Offenbarung des Erbarmens in seiner Vollendung. Das Paschamysterium ist der Gipfelpunkt der Offenbarung und Verwirklichung des Erbarmens, das den Menschen zu rechtfertigen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen vermag im Sinne der Heilsordnung, die Gott vom Anbeginn her im Menschen und durch ihn in der Welt wollte.

Samstag, 6 April 2019 : Kommentar Origenes

Wir treffen in Christus auf so menschliche Züge, dass sie sich in nichts von denen unterscheiden, die uns Sterblichen in unserer gemeinsamen Schwachheit zu eigen sind, und gleichzeitig auf so göttliche Züge, dass sie nur der souveränen und unbeschreiblichen göttlichen Natur zukommen können. Angesichts dessen wird die menschliche Erkenntniskraft, da sie zu gering ist, von solcher Bewunderung ergriffen, dass sie nicht weiß, woran sie sich halten und wohin sie sich wenden soll. Sie spürt Gott in Christus, sieht ihn jedoch sterben. Sie hält ihn für einen Menschen, und siehe, er kommt von den Toten zurück mit siegreicher Beute, nachdem er das Reich des Todes zerstört hat. Deshalb muss unsere Kontemplation sich üben in großer Ehrfurcht und Zurückhaltung, so dass sie in ein und demselben Jesus die Wahrheit der zwei Naturen betrachtet und sich davor hütet, dem unfassbaren göttlichen Wesen Dinge zuzuschreiben, die seiner nicht würdig sind oder nicht zu ihm passen. Aber sie muss auch vermeiden, in den Ereignissen der Geschichte nur illusorische Erscheinungen zu sehen. Wahrhaftig, solche Dinge menschlichen Ohren mitzuteilen, der Versuch, sie in Worten auszudrücken, übertrifft bei weitem unsere Kräfte, unser Talent und unsere Sprache. Ich denke sogar, dass es das Maß der Apostel übertrifft. Mehr noch: die Erklärung dieses Geheimnisses übersteigt wahrscheinlich sogar die gesamte Ordnung der Engelsmächte.

Freitag, 5 April 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Das Paschageheimnis ist Christus am Höhepunkt der Offenbarung des unerforschlichen Geheimnisses Gottes. Gerade hier bewahrheiten sich voll und ganz die im Abendmahlssaal gesprochenen Worte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Denn Christus, den der Vater zugunsten des Menschen „nicht verschonte“ (Röm 8,32) und dem in seinem Leiden und in der Qual des Kreuzes menschliches Erbarmen nicht zuteilwurde, hat in seiner Auferstehung die Fülle der Liebe des Vaters zu ihm und in ihm zu allen Menschen geoffenbart. „Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ (Mk 12,27). In seiner Auferstehung hat Christus gerade insofern den Gott der erbarmenden Liebe geoffenbart, als er das Kreuz als Weg zur Auferstehung auf sich genommen hat. Deshalb konzentrieren sich, wenn wir des Kreuzes Christi, seines Leidens und seines Todes gedenken, unser Glaube und unsere Hoffnung auf den Auferstandenen – der „am Abend dieses ersten Tages der Woche“ im Abendmahlssaal, wo die Jünger versammelt waren, „in ihre Mitte trat… sie anhauchte und zu ihnen sprach: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,19–23). So hat also der Sohn Gottes in seiner Auferstehung in radikaler Weise selbst das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe des Vaters, die stärker ist als der Tod. Derselbe Gottessohn offenbart […] sich selbst als unerschöpfliche Quelle des Erbarmens, derselben Liebe, die […] sich ständig stärker als die Sünde erweisen wird.

Donnerstag, 4 April 2019 : Kommentar Jakobus von Saroug

„Die Haut seines Gesichtes [des Mose] strahlte, weil er mit Gott geredet hatte. Aaron und alle Israeliten sahen es […] und fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen […] Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier“ (vgl. Ex 34,29–33). Der Glanz auf dem Gesicht des Mose, das war Christus, der in ihm strahlte; er war jedoch den Augen der Hebräer verborgen; sie haben ihn nicht gesehen […] Das ganze Alte Testament bietet sich uns verhüllt dar, wie Mose, das Symbol aller Prophezeiungen. Hinter diesem Schleier, der über den Büchern der Propheten liegt, erscheint Christus, der erhabene Richter, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt […] Wenn Moses verhüllt war, welcher andere Prophet hätte sein Gesicht enthüllen können? Ihm folgend verhüllten also alle ihre Reden. Gleichzeitig verkündeten und verhüllten sie; sie überbrachten ihre Botschaft und verhüllten sie gleichzeitig mit einem Schleier […] Jesus strahlte in ihren Büchern auf, aber ein Schleier entzog ihn ihren Blicken, ein Schleier, der dem gesamten Universum verkündet, dass die Worte der Heiligen Schriften einen verborgenen Sinn haben […] Unser Herr entfernte diesen Schleier, als er dem ganzen Universum die Geheimnisse erklärte. Durch sein Kommen hat der Sohn Gottes das Gesicht des bis dahin verschleierten Mose, die unverständlichen Worte, enthüllt. Der Neue Bund ist gekommen, um den Alten Bund zu erläutern; die Welt kann endlich diese Worte begreifen, die durch nichts mehr zugedeckt werden. Der Herr, unsere Sonne, ist über der Welt aufgegangen und hat alle Geschöpfe erleuchtet; das Geheimnis, die Rätsel sind endlich aufgedeckt: Der Schleier, der über den Büchern lag, wurde aufgehoben, und die Welt schaut das unverhüllte Antlitz des Sohnes Gottes.

Mittwoch, 3 April 2019 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Der Herr hatte die Tochter des Jaïrus auferweckt, aber als der Leichnam noch warm war, als der Tod sein Werk erst zur Hälfte vollbracht hat (Mt 9,18f.) […] Er hat auch den einzigen Sohn einer Mutter auferweckt, indem er die Leichenbahre anhielt und dem Begräbnis zuvorkam […] bevor dieser Tote ganz in das Gesetz des Todes eintritt (Lk 7,11ff.). Aber alles, was mit Lazarus geschieht, ist einmalig […]: In Lazarus hat der Tod seine ganze Macht entfaltet, und in Lazarus strahlt zugleich das volle Bild der Auferstehung auf […] Tatsächlich ist Christus am dritten Tag als Herr ins Leben zurückgekehrt; Lazarus, der Diener, wurde am vierten Tag ins Leben zurückgerufen […] Der Herr sagte zu seinen Jüngern: „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohepriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben, damit er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt wird“ (Mt 20,18–19). Und als er das sagte, sah er, wie unschlüssig, traurig und untröstlich sie waren. Er wusste, dass sie von der Schwere der Passion überwältigt werden mussten, bis in ihnen kein eigenes Leben mehr war, kein Glaube, keine eigene Erkenntnis; dass im Gegenteil ihre Herzen verfinstert würden durch die beinah totale Nacht ihres fehlenden Glaubens. Deshalb überlässt er Lazarus vier Tage lang dem Tod […] Daher sagt der Herr zu seinen Jüngern: „Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war“, „denn ich will, dass ihr glaubt“. Der Tod des Lazarus war also notwendig, damit mit Lazarus auch der Glaube der Jünger aus dem Grab auferstehen konnte. „Dass ich nicht dort war“. Und gab es denn einen Ort, an dem Christus nicht war? […] Christus, Gott, war dort, meine Brüder, aber Christus, der Mensch, war es nicht. Christus, Gott, war dort, als Lazarus starb, aber jetzt sollte Christus zu dem Toten kommen, da Christus, der Herr, in den Tod gehen sollte: „Im Tod, im Grab, in der Unterwelt muss von mir und durch meinen Tod die Macht des Todes gebrochen werden.“

Dienstag, 2 April 2019 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn, denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah. (Biblische Referenzen: Jes 55, 1; Joh 7, 37; Joh 22, 17; Mt 11, 28)

Montag, 1 April 2019 : Kommentar Hl. Anastasius von Antiochien

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Röm 14,9). „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ (Lk 20,38). Da also der Herr über die Toten lebt, sind die Toten keine Toten mehr, sondern Lebende: Das Leben herrscht in ihnen, damit sie ohne Furcht vor dem Tod leben. So wie „Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt“ (Röm 6,9), so werden sie, erhöht und von ihrem vergänglichen Zustand befreit, den Tod nicht mehr schauen. Sie nehmen teil an der Auferstehung Christi, so wie er selber teilgenommen hat an unserem Tod. Tatsächlich ist Christus ja nur auf die Erde herabgestiegen, um „die ehernen Tore und die eisernen Riegel zu zerschlagen“ (vgl. Ps 107(106),16), die von jeher verschlossen waren, um unser Leben aus seinem vergänglichen Zustand herauszureißen, um uns aus der Sklaverei in die Freiheit zu rufen und uns so an sich zu ziehen. Wenn dieser Heilsplan noch nicht ganz verwirklicht ist – die Menschen sterben ja immer noch und ihre Leiber verwesen im Grab – so ist das kein Hindernis für den Glauben. Denn schon jetzt haben wir die Anzahlung aller uns verheißenen Güter erhalten in der Person dessen, der unser Erstgeborener ist: Durch ihn sind wir in den höchsten Himmel emporgestiegen. Tatsächlich, wir sitzen ihm zur Seite, der uns mit sich hinaufgetragen hat zur Höhe, wie der hl. Paulus sagt: „Er hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2,6).

Sonntag, 31 März 2019 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Wenn uns der Lebenswandel dieses jungen Mannes schon missfällt, so stößt uns sein Aufbruch nur noch ab: Wir würden niemals einen solchen Vater verlassen! Allein der Anblick des Vaters verscheucht die Sünden, weist den Fehler zurück, schließt jedes schlechte Betragen und jede Versuchung aus. Falls wir aber doch fortgegangen sind, das ganze väterliche Erbe verschleudert haben durch ein zügelloses Leben, uns eines Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, wenn wir in den Abgrund der Gottlosigkeit und eines totalen Zusammenbruchs gefallen sind, dann lasst uns doch wieder aufstehen und zu einem so guten Vater zurückkehren, eingeladen durch ein so schönes Beispiel! „Als der Vater ihn sah, hatte er Mitleid und lief ihm entgegen, umarmte und küsste ihn“ (vgl. Lk 15,20). Ich frage euch: Wo ist hier noch Platz für Verzweiflung? Welche Ausrede gibt es zur Entschuldigung? Welchen falschen Grund, sich zu fürchten? Es sei denn, man hätte Angst vor der Begegnung mit dem Vater, vor seinen Küssen und seinen Umarmungen. Es sei denn, man glaubt, der Vater würde zugreifen, um sich etwas zurückzuholen, anstatt zu empfangen, um zu verzeihen, wenn er sein Kind an der Hand zieht, es an sein Herz drückt und in seinen Armen hält. Doch ein solcher Gedanke, der das Leben zermalmt, der unserem Heil entgegensteht, wird vollständig besiegt, gänzlich zunichte gemacht durch das, was folgt: „Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“ Nachdem wir solches gehört haben, können wir da noch zögern? Worauf warten wir, um zum Vater zurückzukehren?

Samstag, 30 März 2019 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Wenn du dich aufmachst, um vor den Herrn zu treten, sei dein Gewand gänzlich aus dem Stoff oder besser dem Material des Nichtnachtragens gewoben, andernfalls wird dir das Gebet nichts nutzen. Die Art deines Gebetes sollte äußerst einfach sein, denn mit einem Wort söhnten der Zöllner und der verlorene Sohn Gott mit sich aus. Versuche nicht viele Worte zu machen, damit sich dein Geist nicht bei der Suche nach Worten verliert. Ein Wort des Zöllners hat Gott Genüge getan, und ein Wort des Glaubens hat den Räuber gerettet. Viele Worte haben im Gebet oft den Geist mit Vorstellungen erfüllt und ihn zerstreut. Die wenigen Worte aber pflegen den Geist zu sammeln. Verspürst du Lieblichkeit und Ergriffenheit bei einem bestimmten Satz des Gebets, so verweile bei ihm, denn dies bedeutet, dass unser Wächter gemeinsam mit uns im Gebet ist. Bitte mit der Trauer, suche mit dem Gehorsam, und klopfe an mit der Langmut, denn wer auf diese Weise bittet, „ der erhält, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan“ (Lk 11,10)! […] Wer pausenlos den Stab des Gebetes hält, wird nicht anstoßen. Sollte dies dennoch geschehen, wird er jedoch nicht ganz und gar fallen, denn das Gebet ist eine fromme „Tyrannei“, die auf Gott ausgeübt wird.

Freitag, 29 März 2019 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst (vgl. hl. Augustinus). Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück (vgl. Ps 73(72),23–28). So wird Nächstenliebe in dem von der Bibel, von Jesus verkündigten Sinn möglich. Sie besteht ja darin, dass ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe. Das ist nur möglich aus der inneren Begegnung mit Gott heraus, die Willensgemeinschaft geworden ist und bis ins Gefühl hineinreicht. Dann lerne ich, diesen anderen nicht mehr bloß mit meinen Augen und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus. Sein Freund ist mein Freund. […] Ich sehe mit Christus und kann dem anderen mehr geben als die äußerlich notwendigen Dinge: den Blick der Liebe, den er braucht.

Donnerstag, 28 März 2019 : Kommentar Symeon der Neue Theologe

Dein Meister ärgert sich nicht über den Spott – und du regst dich darüber auf? Er erträgt Speichel, Ohrfeigen und Geißelhiebe – und du kannst kein hartes Wort hinnehmen? Er nimmt das Kreuz an, einen ehrlosen Tod, die Qual der Nägel – und du bist nicht bereit, weniger ehrenvolle Dienste zu verrichten? Und wie wirst du an seiner Herrlichkeit teilhaben (vgl. 1 Petr 5,1), wenn du nicht bereit bist, an seinem schmachvollen Tod teilzuhaben? Wahrlich, vergeblich hast du dich von deinen Reichtümern getrennt, wenn du nicht das Kreuz auf dich nehmen willst, wie er selber es mit seinem Wort der Wahrheit angeordnet hat. „Verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen“, das verlangt Christus vom jungen Mann ebenso wie von uns. „Nimm dein Kreuz auf dich“, „komm und folge mir nach“ (vgl. Mt 19,21; vgl. Mt 16,24). Du hast wohl deine Reichtümer mit anderen geteilt, aber ohne bereit zu sein, das Kreuz auf dich zu nehmen, das heißt, tapfer den Ansturm aller möglichen Prüfungen zu ertragen. Du bist auf dem Weg des Lebens irregegangen und hast dich zu deinem Unglück von deinem so sanften Gott und Meister getrennt. Ich bitte euch, meine Brüder, halten wir uns an alle Gebote Christi, ertragen wir bis zum Tod aus Liebe zum Himmelreich die Prüfungen, die uns bedrängen, um teilzuhaben an der Herrlichkeit Jesu, um teilzuhaben am ewigen Leben und um uns unaussprechlicher Wohltaten erfreuen zu können in Christus Jesus, unserem Herrn.

Mittwoch, 27 März 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Die Gnade, einst im Alten Testament gleichsam verhüllt, wurde vollständig offenbar im Evangelium Christi durch eine harmonische Anordnung der Zeiten, wie Gott ja üblicherweise alles harmonisch einrichtet […] Doch innerhalb dieser wunderbaren Harmonie kann man einen großen Unterschied ausmachen zwischen zwei Epochen. Am Sinai wagte das Volk nicht, sich dem Ort zu nähern, wo der Herr sein Gesetz gab; im Abendmahlssaal steigt der Heilige Geist auf jene herab, die sich versammelt haben, um die Erfüllung der Verheißung zu erwarten (vgl. Ex 19,23; vgl. Apg 2,1). Zuerst hat der Finger Gottes seine Gebote auf Tafeln von Stein geschrieben; jetzt schreibt er sie in das Herz der Menschen (Ex 31,18; 2 Kor 3,3). Einst war das Gesetz äußerlich aufgeschrieben und machte den Sündern Angst; jetzt wurde es ihnen innerlich eingegeben, um sie gerecht zu machen […] In der Tat, wie der Apostel Paulus sagt: Alles, was auf den Tafeln aus Stein geschrieben ist: „Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten […], du sollst nicht begehren! und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes“ (Röm 13,9–10; vgl. Lev 19,18) […] Diese Liebe wurde „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

Dienstag, 26 März 2019 : Kommentar Hl. Cäsarius von Arles

Worin besteht die menschliche Barmherzigkeit? Vor allem darin, auf das Elend der Armen zu achten. Und worin besteht die göttliche Barmherzigkeit? Zweifellos darin, Vergebung der Sünden zu gewähren […] Es ist Gott, der, wie er selber sagt (Mt 25,40), auf dieser Welt in allen Armen friert und Hunger leidet […] Was sind wir doch für Menschen, die wir empfangen wollen, wenn Gott schenkt, und wenn er bittet, wollen wir nichts geben!? Wenn der Arme hungert, ist es Christus, der Not leidet; er selber sagt es ja: „[…] ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben“ (V. 42). Missachte also nicht das Elend der Armen, wenn du mit Zuversicht auf die Vergebung deiner Sünden hoffen willst […] Was er [Christus] auf Erden empfängt, gibt er im Himmel zurück. Ich frage euch, meine Brüder, was wollt ihr, was sucht ihr, wenn ihr in die Kirche kommt? Was, wenn nicht Barmherzigkeit? Gewährt ihr die irdische, und ihr werdet die himmlische erhalten. Der Arme bittet dich, und du bittest Gott: Er bittet um einen Bissen Brot, und du um das ewige Leben […] Deshalb, wenn ihr zur Kirche kommt, gebt also den Armen nach euren Möglichkeiten.

Montag, 25 März 2019 : Kommentar Hl. Ephräm

Betrachtet Maria, meine Lieben; seht, wie Gabriel bei ihr eintritt und hört ihren Einwand: „Wie soll das geschehen?“ Der Diener des Heiligen Geistes gab ihr zur Antwort: „Das ist leicht für Gott; für ihn nichts unmöglich.“ Beachtet, wie sehr sie dem an sie gerichteten Wort Glauben schenkte und antwortete: „Ich bin die Magd des Herrn.“ Daraufhin kam der Herr herab, auf eine Weise, die nur er kennt. Er setzte sich in Bewegung und kam so, wie es ihm gefiel. Er trat in sie ein, ohne dass sie es spürte, und sie nahm ihn auf, ohne Schmerz zu empfinden. Sie trug jenen als Kind in sich, von dem die ganze Welt erfüllt war. Er kam herab, um das Vorbild zu sein, das das alte Bild des Adam erneuern würde. Werde also still, wenn man dir die Geburt Gottes ankündigt. Möge das Wort Gabriels deinem Geist gegenwärtig sein, denn nichts ist unmöglich für diese herrliche Majestät, die unseretwegen herabgestiegen ist und die aus unserem menschlichen Fleisch geboren wurde. An jenem Tag ist Maria für uns zum Himmel geworden, der Gott trägt; denn die erhabene Gottheit ist herabgekommen und hat in Maria Wohnung genommen. In ihr hat sich Gott klein gemacht – ohne jedoch seine Natur zu mindern –, um uns größer zu machen. In ihr hat er uns ein Gewand gewebt, mit dem er uns retten wollte. In ihr haben sich alle Worte der Propheten und der Gerechten erfüllt. Von ihr strahlte das Licht aus, das die Finsternis des Heidentums vertrieb. Zahlreich sind die Ehrentitel Mariens […]: Sie ist der Palast, in dem der mächtige König der Könige wohnte; er hat sie aber nicht so verlassen, wie er gekommen ist, denn von ihr nahm er Fleisch an und wurde geboren. Sie ist der neue Himmel, in dem der König der Könige gewohnt hat. In ihr hat sich Christus erhoben und aus ihr ist er hervorgegangen, um die Schöpfung - geformt und gestaltet nach seinem Bild - zu erleuchten. Sie ist die Rebe, die die Traube getragen hat; sie hat eine Frucht hervorgebracht, die der Natur überlegen ist; und er, obwohl seiner Natur nach verschieden von ihr, kleidete sich in ihre Farbe, als er aus ihr geboren wurde. Sie ist die Quelle, aus der die lebendigen Wasser für die Dürstenden strömen, und jene, die dort ihren Durst löschen, tragen hundertfache Frucht.

Sonntag, 24 März 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

Und die Geduld, geliebteste Brüder, hat unser Herr und Gott Jesus Christus nicht nur mit Worten gelehrt, sondern auch in seinen Taten erfüllt […] In der Zeit des Leidens und des Kreuzes selbst aber, bevor es noch zum grausamen Tod und zum Blutvergießen kam, welch schimpfliche Schmähungen hörte er da geduldig an, welch kränkende Hohnreden ließ er sich da gefallen, so dass der Speichel der höhnenden Rotte ihn traf, der mit seinem Speichel kurz vorher die Augen der Blinden geöffnet hatte (Joh 9,6) […], dass er mit Dornen gekrönt wurde, der die Märtyrer mit unverwelklichen Blumen bekränzt, dass man ihn mit der Hand ins Antlitz schlug, der die wahre Palme den Siegern reicht, dass er der irdischen Kleider beraubt wurde, der die anderen mit dem Gewand der Unsterblichkeit kleidet, dass man ihn mit Galle speiste, der die himmlische Speise darbot, dass man ihn mit Essig tränkte, der den Kelch des Heils kredenzte! Er, der Unschuldige, er, der Gerechte, ja vielmehr die Unschuld und die Gerechtigkeit selber, wird unter die Missetäter gezählt, und durch falsche Zeugnisse wird die Wahrheit unterdrückt, gerichtet wird er, der selbst dereinst richten wird, und das Wort Gottes lässt sich schweigend zum Kreuze führen. Und während bei der Kreuzigung des Herrn die Gestirne aus ihrer Ordnung kommen und die Elemente in Aufruhr geraten, während die Erde erbebt […] spricht er kein Wort und rührt sich nicht und gibt seine Herrlichkeit nicht einmal inmitten des Leidens zu erkennen. Bis zum Ende erträgt er alles beharrlich und beständig, damit die Geduld in ihrer ganzen Vollkommenheit sich in Christus vollende. Und nach dem allem nimmt er sogar noch seine Mörder in Gnaden an, wenn sie sich bekehren und zu ihm kommen, und, in heilbringender Geduld voll Güte auf ihre Rettung bedacht, verschließt er seine Kirche keinem. Jene Widersacher, jene Lästerer, jene beständigen Feinde seines Namens lässt er nicht nur zur Vergebung ihrer Schuld, sondern sogar zum Lohn des himmlischen Reiches gelangen, wenn sie nur über ihr Vergehen Reue zeigen, wenn sie nur den begangenen Frevel erkennen. Was lässt sich Geduldigeres, was lässt sich Gütigeres anführen? Zum Leben wird durch Christi Blut sogar der erweckt, der Christi Blut vergossen hat! So groß und so erhaben ist die Geduld Christi; denn wäre sie nicht so groß und erhaben, so hätte die Kirche auch keinen Apostel Paulus aufzuweisen.

Samstag, 23 März 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Der Mensch – ein jeder Mensch – ist ein solcher verlorener Sohn: betört von der Versuchung, sich vom Vater zu trennen, um ein unabhängiges Leben zu führen; dieser Versuchung verfallen; enttäuscht von der Leere, die ihn wie ein Blendwerk verzaubert hatte; allein, entehrt, ausgenutzt, als er sich eine Welt ganz für sich allein zu schaffen versucht; auch in der Tiefe seines Elendes noch immer gequält von der Sehnsucht, zur Gemeinschaft mit dem Vater zurückzukehren. Wie der Vater im Gleichnis erspäht Gott den heimkehrenden Sohn, er umarmt ihn bei seiner Ankunft und lässt die Tafel herrichten für das Festmahl ihrer neuen Begegnung, mit dem der Vater und die Brüder die Wiederversöhnung feiern. […] Das Gleichnis lässt aber auch den älteren Bruder auftreten, der seinen Platz beim Festmahl verschmäht. Er wirft dem jüngeren Bruder dessen lockeres Treiben vor und dem Vater den Empfang, den dieser dem verlorenen Sohn vorbehalten habe, während es ihm selbst, immer beherrscht und fleißig und treu zum Vater und zum Hause stehend, niemals erlaubt worden sei – wie er sagt –, mit seinen Freunden ein Fest zu feiern. Ein Zeichen, dass er die Güte des Vaters nicht versteht. Solange dieser Bruder, von sich selbst und seinen Verdiensten allzu sehr überzeugt, eifersüchtig und verächtlich, voller Bitterkeit und Zorn, sich nicht bekehrt und mit dem Vater und dem Bruder versöhnt, ist dieses Mahl noch nicht ganz das Fest der Begegnung und des Sich-Wiederfindens. Der Mensch – ein jeder Mensch – ist auch ein solcher älterer Bruder. Egoismus macht ihn eifersüchtig, lässt sein Herz hart werden, verblendet und verschließt ihn gegenüber den anderen und vor Gott. […] Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist vor allem die wunderbare Geschichte der großen Liebe Gottes, des Vaters […]. Weil es aber in der Gestalt des älteren Bruders ebenso an den Egoismus erinnert, der die Brüder untereinander entzweit, wird es auch zur Geschichte der Menschheitsfamilie. Es […] beschreibt […] die Lage der Menschheitsfamilie, die von ihren Egoismen zerrissen ist; es beleuchtet die Schwierigkeiten, der Sehnsucht und dem Heimweh nach einer gemeinsamen, versöhnten und geeinten Familie zu entsprechen, und erinnert so an die Notwendigkeit einer tiefen Änderung der Herzen verbunden mit der Wiederentdeckung der Barmherzigkeit des Vaters und der Überwindung von Unverständnis und Feindseligkeit unter Brüdern.

Donnerstag, 21 März 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Gott hat die Erde mit allem, was sie enthält, zum Nutzen aller Menschen und Völker bestimmt; darum müssen diese geschaffenen Güter in einem billigen Verhältnis allen zustatten kommen; dabei hat die Gerechtigkeit die Führung, Hand in Hand geht mit ihr die Liebe. Wie immer das Eigentum und seine nähere Ausgestaltung entsprechend den verschiedenartigen und wandelbaren Umständen in die rechtlichen Institutionen der Völker eingebaut sein mag, immer gilt es, achtzuhaben auf diese allgemeine Bestimmung der Güter. Darum soll der Mensch, der sich dieser Güter bedient, die äußeren Dinge, die er rechtmäßig besitzt, nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern muß er sie zugleich auch als Gemeingut ansehen in dem Sinn, daß sie nicht ihm allein, sondern auch anderen von Nutzen sein können. Zudem steht allen das Recht zu, einen für sich selbst und ihre Familien ausreichenden Anteil an den Erdengütern zu haben. Das war die Meinung der Väter und Lehrer der Kirche, die sagen, es sei Pflicht, die Armen zu unterstützen, und zwar nicht nur vom Überfluß. Wer aber sich in äußerster Notlage befindet, hat das Recht, vom Reichtum anderer das Benötigte an sich zu bringen. Angesichts der großen Zahl derer, die in der Welt Hunger leiden, legt das Heilige Konzil sowohl den Einzelnen als auch den öffentlichen Gewalten dringend ans Herz, sie möchten doch eingedenk des Väterwortes: „Speise den vor Hunger Sterbenden, denn ihn nicht speisen heißt ihn töten“, jeder nach dem Maße dessen, was ihm möglich ist, Ernst damit machen, ihre Güter mitzuteilen und hinzugeben und dabei namentlich jene Hilfen zu gewähren, durch die sie, seien es Einzelne, seien es ganze Völker, sich selber helfen und entwickeln können.

Freitag, 22 März 2019 : Kommentar Hl. Basilius

Immer wieder und überall vergleicht der Herr die Menschenseele mit dem Weinstock: „Mein Freund“, sagt er (vgl. Jes 5,1), „hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.“ Und: „Ich habe einen Weinberg gepflanzt und mit einem Zaune umgeben“ (vgl. Mt 21,33). Offenbar versteht er unter Weinberg die Menschenseelen, die er mit einem Zaun, d. h. mit dem Wall der Gebote und der Wache der Engel umgeben hat. „Denn der Engel des Herrn wird die beschützen, die ihn fürchten“ (Ps 33(34),8). Sodann hat er gleichsam Schutzwehren um uns aufgestellt, indem er in der Kirche zuerst die Apostel, dann die Propheten und endlich die Lehrer bestellte (vgl. 1 Kor 12,28), indem er mit dem Beispiel der alten, seligen Männer unser Gemüt emporhob und nicht zuließ, dass es zu Boden gedrückt und mit Füßen zerstampft zu werden verdiente. Er will auch, dass wir den Nächsten mit den Umarmungen der Liebe gleichsam wie mit Ranken umfassen und davon nicht ablassen, damit wir immer den Zug nach oben haben und wie an Bäumen gezogene Weinstöcke bis zu den höchsten Gipfeln emporsteigen. Er verlangt von uns, dass wir uns auch eingraben lassen. Eingegraben aber wird die Seele in der Abschüttelung der Weltsorgen, die eine Belastung unseres Herzens sind. Wer also die fleischliche Liebe und die Begierde nach Reichtum ablegt oder die Sucht nach erbärmlichem, eitlem Ruhm abscheulich und verächtlich findet, der ist gleichsam eingegraben und atmet wieder auf, weil er sich der törichten Last irdischer Gesinnung entledigt hat. Es darf aber der Weinstock − nach dem Sprichwort − nicht zu sehr ins Holz wachsen, d.h. wir dürfen nicht einherstolzieren und nach dem Lobe der Draußenstehenden jagen, sondern wir sollen fruchtbar sein, um dem wahren Gärtner unsere Schätze vorzeigen zu können.

Mittwoch, 20 März 2019 : Kommentar Basileios von Seleukia

Willst du den Glauben dieser Frau kennen? Gut, betrachte den Zeitpunkt ihrer Bitte […] Das Kreuz lag bereit, das Leiden stand bevor, die Menge der Feinde bereits an Ort und Stelle. Der Meister spricht von seinem Tod, die Jünger machen sich Sorgen: unmittelbar vor der Passion ließ sie schon der bloße Gedanke daran erschaudern; was sie da hörten, machte sie bestürzt, Verwirrung machte sich unter ihnen breit. Genau in diesem Moment löste sich diese Mutter aus der Schar der Apostel. Sie verlangt das Reich und beansprucht darin einen Thron für ihre Söhne. Was sagst du da, Frau? Du hörst, wie man vom Kreuz spricht, und verlangst einen Thron? Hier geht es um die Passion, und du verlangst das Reich? So überlasse die Jünger ganz ihrer Angst und Sorge angesichts der Gefahr. Aber wie kommst du dazu, um diese Würde zu bitten? Was bringt dich, nach allem was gesagt und geschehen ist, dazu, ans Reich zu denken? […] Ich habe, sagt sie, die Passion vor Augen, aber ich sehe auch die Auferstehung vor mir. Ich sehe das aufgerichtete Kreuz, und ich schaue den offenen Himmel. Ich sehe die Nägel, aber auch den Thron […] Ich habe den Herrn selbst sagen hören: „Ihr werdet auf zwölf Thronen sitzen“ (vgl. Mt 19,28). Ich sehe die Zukunft mit den Augen des Glaubens. Diese Frau scheint mir die Worte des Verbrechers vorwegzunehmen. Auf dem Kreuz sprach er diese Bitte aus: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (vgl. Lk 23,42). Vor dem Kreuz hat sie um das Reich gefleht […] Was für ein verlorener Wunsch angesichts des Kommenden. Was die Zeit verborgen hielt, das hat der Glaube gesehen.

Dienstag, 19 März 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Wie treu war doch darin der große Heilige [Joseph], von dem wir sprechen. Es ist kaum möglich, diese Tugend in ihrer ganzen Größe zu würdigen. In welcher Niedrigkeit lebte er nicht sein Leben lang! Und unter dieser Armut und Niedrigkeit verbarg er seine hohen Tugenden und Würden. […] O, ganz gewiss werden die Engel, von Staunen hingerissen, in Scharen herbeigeeilt sein, um die Demut des hl. Josef zu bewundern, wenn er das teure Kind bei sich in der ärmlichen Werkstatt hatte, wo er sein Handwerk ausübte, um für den Sohn und dessen Mutter, die da bei ihm waren, Brot zu beschaffen! Kein Zweifel […] der hl. Josef war tapferer als David, weiser als Salomo und alle anderen, wer sie auch sein mochten, und dennoch musste er nur Zimmermannsarbeit tun. Wer hätte ohne besondere innere Erleuchtung bei dem armen Zimmermann diese großen Gnadengaben Gottes vermutet, die er so sorgfältig verborgen hielt? Welche Fülle von Weisheit musste er nicht besitzen, da Gott ihm seinen vielgeliebten Sohn anvertraute […] des an Hoheit und Größe alles überragenden, über alles herrschenden herrlichen Königs des Himmels und der Erde […] ihr erinnert euch aber auch, wie er, mehr als man sagen und es sich vorstellen kann, niedergedrückt und gedemütigt worden ist. […] Er geht in seine Heimat, in seine Vaterstadt Betlehem, und nur er wurde, wenigstens soweit man weiß, an allen Herbergen abgewiesen […] Seht nur, wie der Engel mit ihm umgeht: Er befiehlt ihm, nach Ägypten zu gehen, und Josef geht; er befiehlt ihm zurückzukehren, und Josef kehrt zurück. Gott will, dass der hl. Josef immer arm bleibe […], er aber fügte sich gerne und nicht nur für einige Zeit; er war sein ganzes Leben hindurch arm.

Montag, 18 März 2019 : Kommentar Juliana von Norwich

In meinen Augen ist [Gottes] Barmherzigkeit die Liebe, die sanft und gnadenvoll in überreichem Erbarmen zu Werke geht. Sie ist darauf aus, uns zu bewahren; es ist ihr Werk, wenn sich für uns alles zum Guten wendet. Sie lässt es bis zu einem gewissen Grade aus Liebe zu, dass wir schwach werden. In dem Maß, wie wir schwach werden, fallen wir; wie wir fallen, so sterben wir […] Das milde Auge des Mitleids und der Liebe wendet sich jedoch nie von uns ab; die Barmherzigkeit ist immer am Werk. Ich habe erkannt, was Erbarmen ist, was Gnade: Es sind zwei Wirkweisen einer einzigen Liebe. Barmherzigkeit ist dem Mitleid zuzuschreiben und fließt aus der mütterlichen Zärtlichkeit; Gnade ist ein Attribut der Herrlichkeit, und entspringt der königlichen Macht des Herrn in derselben Liebe. Barmherzigkeit will bewahren, stützen, stärken und heilen und ist dabei immer zärtliche Liebe. Gnade will uns erheben und belohnen, und zwar unendlich mehr, als es unser Trachten und Mühen verdient; sie verströmt und offenbart die Großherzigkeit, die uns Gott, unser höchster Herr, in seiner wunderbaren Ritterlichkeit erweist. All das fließt aus der Fülle seiner Liebe. Denn die Gnade wandelt unsere entsetzliche Schwäche in reichen, unendlichen Trost, die Schmach unseres tiefen Falles in gnadenreiches, herrliches Erhobensein, unser trauriges Sterben in ein heiliges, glückseliges Leben. Ich habe es wirklich erkannt: immer wenn unsere Verderbtheit uns hier auf Erden in Schmerz, Schande und Leid führt, lässt uns im Gegensatz dazu die Gnade im Himmel Trost, Ehre und Glück erleben. Und dies so überreich! Wenn wir, im Himmel angekommen, die Belohnung entgegennehmen, die die Gnade für uns bereithält, dann danken wir dem Herrn und preisen ihn dafür und freuen uns ohne Ende darüber, dass wir so viel Not erlitten haben. Diese glückselige Liebe wird von der Art sein, dass wir in Gott Erkenntnisse haben, die wir nie hätten haben können, wenn wir nicht durch diese Prüfungen gegangen wären.

Sonntag, 17 März 2019 : Kommentar Hl. Anastasius vom Sinai

Heute, auf dem Berg Tabor, ist in geheimnisvoller Weise die Situation des zukünftigen Lebens und des Reichs der Freude erschienen. Heute versammeln sich auf erstaunliche Weise die altehrwürdigen Boten des Alten und des Neuen Bundes um Gott auf dem Berg, der Träger eines Mysteriums voller Gegensätzlichkeit ist. Heute, auf dem Berg Tabor, zeichnet sich das Geheimnis des Kreuzes ab, das durch den Tod das Leben schenkt: Genauso wie Christus zwischen zwei Männern auf dem Kalvarienberg gekreuzigt wurde, so erscheint er in göttlicher Majestät zwischen Mose und Elija. Und das heutige Fest zeigt uns diesen anderen Sinai, einen Berg, der viel kostbarer ist als der Sinai aufgrund seiner Wunder und seiner Ereignisse: er übertrifft durch seine Gotteserscheinung die bildhaften und dunklen göttlichen Visionen. Freue dich, o Schöpfer aller Dinge, Christus-König, Sohn Gottes ganz strahlend im Licht, der du die ganze Schöpfung in dein Bild verwandelt und sie auf bessere Weise neu erschaffen hast […] Und freue dich, Abbild des himmlischen Königreichs, sehr heiliger Berg Tabor, der du an Schönheit alle Berge übertriffst! Berg Golgota und Ölberg, singt miteinander ein Loblied und freut euch; singt wie mit einer Stimme Christus auf dem Berg Tabor und feiert ihn alle zusammen!

Samstag, 16 März 2019 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Wir alle wissen, dass es einen Gott gibt, dass er uns liebt und dass er uns geschaffen hat. Wir können uns ihm zuwenden und bitten: „Mein Vater, hilf mir jetzt. Ich möchte heilig sein, ich möchte gut sein, ich möchte lieben.“ Die Heiligkeit ist kein Luxus, nur für eine Elite bestimmt, sie ist nicht einigen wenigen vorbehalten. Wir, du, ich und die ganze Welt, finden unsere Bestimmung in ihr. Und das ist ein einfacher Auftrag, denn wenn wir lernen zu lieben, dann lernen wir auch, heilig zu sein. Der erste Schritt besteht darin, es auch werden zu wollen. Jesus möchte, dass wir heilig sind, wie sein Vater heilig ist. Meine Heiligkeit besteht darin, den Willen Gottes froh zu erfüllen. Zu sagen „Ich möchte heilig sein“, bedeutet „Ich möchte mich von allem befreien, was nicht Gott ist. Ich werde mein Herz befreien und leer machen von allen materiellen Dingen. Ich werde meinen Eigenwillen aufgeben, meine Vorlieben, meine Hirngespinste, meine Wankelmütigkeit; ich werde zu einem hochherzigen Knecht des göttlichen Willens. Mit meinem ganzen Wollen werde ich Gott lieben, werde ich mich zu seinen Gunsten entscheiden, werde ich zu ihm eilen, werde ich zu ihm kommen und ihn besitzen.“ Doch alles hängt von diesen wenigen Worten ab: „Ich will“ oder „Ich will nicht“. Ich muss meine ganze Kraft in diese Worte legen: „Ich will es“.

Freitag, 15 März 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Christus hat sein Leben für dich hingegeben, und du hasst weiterhin denjenigen, der ein Diener ist wie du? Wie kannst du so an den Tisch des Friedens treten? Dein Meister hat nicht gezögert, für dich all die Leiden zu ertragen, und du weigerst dich sogar, deinen Zorn aufzugeben? […] „Der und der hat mich ernsthaft beleidigt“, sagst du, „immer wieder war er mir gegenüber ungerecht, ja, er hat mich sogar mit dem Tode bedroht!“ Was soll das? Noch bist du nicht gekreuzigt worden, so wie seine Feinde den Herrn gekreuzigt haben. Wenn du deinem Nächsten die Beleidigungen nicht vergibst, wird dir dein Vater im Himmel auch deine Sünden nicht vergeben (vgl. Mt 6,15). Was sagt dir dein Gewissen, wenn du folgende Worte aussprichst: „Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name“ und was folgt? Christus hat keinen Unterschied gemacht; er hat sein Blut auch für die vergossen, die sein Blut vergossen haben. Könntest du etwas Ähnliches tun? Wenn du dich weigerst, deinem Feind zu vergeben, dann fügst du dir selbst Schaden zu, nicht ihm […]; was du vorbereitest, ist Strafe für dich selbst am Tag des Gerichts […] Höre, was der Herr sagt: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!“ […] Denn der Menschensohn ist in die Welt gekommen, um die Menschheit mit seinem Vater zu versöhnen. Wie Paulus sagt: „Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt“ (Kol 1,22); „Am Kreuz, in seiner Person, hat er die Feindschaft getötet“ (vgl. Eph 2,16 Vulg.).

Donnerstag, 14 März 2019 : Kommentar Hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit

Werfen Sie Ihre Seele in die Fluten des Vertrauens und der Hingabe und denken Sie daran, dass alles, was Sie beunruhigt und in Angst versetzt, nicht vom lieben Gott kommt, denn Er ist der Fürst des Friedens und Er hat ihn „den Menschen guten Willens“ (vgl. Lk 2,14 – nach der Vulgata) verheißen. Wenn Sie – wie Sie mir sagen – fürchten, Seine Gnade missbraucht zu haben, dann ist dies der Moment, das Vertrauen zu verdoppeln, denn – so sagt der Apostel auch – „wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20) und weiter: „Ich rühme mich meiner Schwachheit, denn dann wohnt die Kraft Jesu Christi in mir“ (vgl. 2 Kor 12,9). „Er ist reich an Erbarmen, unser Gott, in Seiner großen Liebe“ (vgl. Eph 2,4).

Mittwoch, 13 März 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

„Bekehrt euch“, sagt der Herr, „von ganzem Herzen“. Brüder, wenn er gesagt hätte „Bekehrt euch“, ohne etwas hinzuzufügen, dann hätten wir vielleicht antworten können: „Schon geschehen – du kannst uns eine neue Weisung geben.“ Aber, wenn ich es recht verstehe, so spricht Christus hier von einer geistlichen Bekehrung, die sich nicht an einem Tag vollzieht. Könnte sie doch nur innerhalb eines Menschenlebens durchführbar sein! Richte deine Aufmerksamkeit also auf das, was du liebst, auf das, was du fürchtest, auf das, worauf du dich freust, oder das, was dich mit Traurigkeit erfüllt. Und so wirst du manchmal sehen, dass du unter der Ordenstracht ein Mensch dieser Welt bist. Das Herz nämlich bewegt sich ganz und gar in diesen vier Gefühlen und von ihnen her, so meine ich, sind folgende Worte zu verstehen: „Bekehrt euch von ganzem Herzen zum Herrn.“ Deine Liebe möge sich wandeln, sodass du nichts außer dem Herrn liebst oder du nichts liebst außer um Gottes willen. Auch deine Furcht wandle sich auf ihn hin, denn jegliche Furcht, die uns in Angst versetzt vor etwas, was außerhalb von ihm liegt und nicht in ihm ihren Ursprung hat, ist schlecht. Möge deine Freude und Traurigkeit sich auf ihn hin wandeln. So wird es sein, wenn du Leid und Freude ausschließlich in ihm empfindest. Wenn du also niedergeschlagen bist wegen deiner eigenen Sünden oder wegen derjenigen deines Nächsten, so tust du gut daran und deine Trauer ist heilsam. Wenn du dich an den Gaben der Gnade erfreust, so ist diese Freude heilig und du kannst sie in Frieden auskosten im Heiligen Geist. Es ist an dir, dich in Christi Liebe am Wohlergehen deiner Brüder zu freuen und an ihrem Unglück voll Mitgefühl Anteil zu nehmen, gemäß dem Wort: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!“ (Röm 12,15).

Dienstag, 12 März 2019 : Kommentar Hl. Leo der Große

Sollen doch die, welche das Osterfest des Herrn mit geheiligtem Geist und geheiligtem Leib begehen wollen, am meisten nach diesem Gnadengeschenk trachten, das sämtliche Tugenden in sich schließt und die Menge der Sünden deckt (1 Petr 4,8; vgl. Spr 10,12). Da wir also im Begriff sind, jenes alles überragende Geheimnis zu feiern, durch welches Jesus Christus mit seinem Blut unsere Ungerechtigkeiten sühnte, so müssen wir uns in erster Linie durch Opfer der Barmherzigkeit darauf vorbereiten, indem wir das, was Gottes Güte uns erwiesen hat, auch denen gewähren, die gegen uns gefehlt haben. Jede Kränkung möge also vergessen werden und jede Schuld nunmehr straflos bleiben! […] Niemand werde in den Strafgefängnissen zurückgehalten! […] Und wenn jemand solche Leute […] nicht freilässt, so möge er wissen, dass er selbst ein Sünder ist! Freuen soll er sich, jemand gefunden zu haben, gegen den er Schonung üben kann, damit auch ihm Verzeihung zuteilwird! Wenn wir nämlich gemäß göttlicher Unterweisung beten: „Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (vgl. Mt 6,12), so können wir wohl nicht zweifeln, dass wir durch die Art unserer Bitte Gottes Nachsicht erwerben.

Montag, 11 März 2019 : Kommentar Dem hl. Hippolyt von Rom

„Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Kommt, die ihr die Armen und Fremden geliebt habt. Kommt, die ihr meiner Liebe treu geblieben seid, denn ich bin die Liebe […] Seht, mein Reich ist bereitet und mein Himmel steht offen. Seht, meine Unsterblichkeit erscheint in all ihrer Schönheit. Kommt alle, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“ Da erfasst Staunen die Gerechten darüber, dass sie wie Freunde – o Wunder – eingeladen sind, sich dem zu nähern, den die Engelchöre nur undeutlich schauen. Mit lauter Stimme werden sie ihm antworten: „Herr, wann haben wir dich gesehen? Du warst also hungrig, und wir haben dir zu essen gegeben? Meister, du warst durstig, und wir haben dir zu trinken gegeben? Du warst nackt, und wir haben dich, den wir verehren, bekleidet? Du Unsterblicher, wann haben wir dich als Fremden gesehen und dich aufgenommen? Wann haben wir dich, der die Menschen liebt, als Kranken oder als Gefangenen gesehen und sind zu dir gekommen? Du bist der Ewige. Mit dem Vater bist du ohne Anfang und bist ewig mit dem Heiligen Geist. Du bist es, der aus dem Nichts alles erschaffen hat, du, der König der Engel, du, den die Unterwelt fürchtet. Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid (Ps 104(103),2). Aus Erde vom Ackerboden hast du uns gebildet und geformt (vgl. Gen 2,7), du, der du die unsichtbaren Wesen erschaffen hast. Vor deinem Anblick floh die ganze Erde (Offb 20,11). Wie haben wir dein Königtum und deine Herrschaft angenommen?“ Darauf wird der König der Könige ihnen antworten: „Jedes Mal, wenn ihr es für einen dieser Geringsten, die meine Brüder sind, getan habt, habt ihr es mir getan. Jedes Mal, wenn ihr die Armen, von denen ich gesprochen habe, aufgenommen und bekleidet habt, und ihnen, die meine Glieder sind (1 Kor 12,12), zu essen und trinken gegeben habt, habt ihr das mir getan. Aber kommt in das Reich, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Ihr werdet euch in Ewigkeit der Güter meines Vaters, der im Himmel ist, und des Heiligen Geistes, der das Leben gibt, erfreuen. Welche Sprache könnte solche Wohltaten in Worte fassen? ‚Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr gehört, keinem Menschen ist es in den Sinn gekommen: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben‘ (vgl. 1 Kor 2,9).“

Sonntag, 10 März 2019 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Der Teufel griff den ersten Menschen, unseren Stammvater, mit einer dreifachen Versuchung an: er versuchte ihn durch die Genusssucht, durch die Eitelkeit und durch die Begierde. Sein Verführungsversuch ist gelungen, da der Mensch, indem er seine Zustimmung gab, dem Teufel ausgeliefert wurde. Er versuchte ihn durch die Genusssucht, indem er ihm die verbotene Frucht am Baum zeigte und ihn dazu verleitete, davon zu essen; er versuchte ihn durch die Eitelkeit, als er zu ihm sagte: „[…] ihr werdet wie Gott“; er versuchte ihn schließlich durch die Begierde, als er zu ihm sagte: „Ihr erkennt Gut und Böse“ (vgl. Gen 3,5). Gierig zu sein, bedeutet nicht nur Geld, sondern auch jede vorteilhafte Situation zu begehren, über das Maß hinaus, eine hohe Situation […] Der Teufel wurde von Christus besiegt, den er in ähnlicher Weise versucht hat wie den ersten Menschen, den er zu Fall brachte. Wie beim ersten Mal, so versucht er ihn durch die Genusssucht: „[…] so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden“; durch die Eitelkeit: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab“; durch das ungestüme Verlangen nach einer schönen Situation, als er ihm alle Königreiche der Erde zeigt und zu ihm spricht: „Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören“ […] Bei der Versuchung des Herrn ist eines zu beachten: Vom Teufel versucht, hat der Herr mit Texten aus der Heiligen Schrift geantwortet. Er hätte seinen Versucher durch das Wort, das er selbst war, in den Abgrund stürzen können. Und doch hat er nicht auf seine mächtige Kraft zurückgegriffen; einzig die Gebote der Heiligen Schrift hat er ihm entgegengestellt. Er zeigt uns so, wie wir die Prüfung bestehen können, sodass wir, wenn böse Menschen uns leiden lassen, dazu gedrängt werden, die gute Lehre anstelle von Rache anzuwenden. Vergleicht die Geduld Gottes mit unserer Ungeduld. Wenn wir verunglimpft oder beleidigt worden sind, rächen wir uns in unserer Wut so viel wir können oder drohen Rache an. Der Herr hingegen erträgt die Widrigkeiten des Teufels und antwortet nicht anders als mit friedvollen Worten.

Samstag, 9 März 2019 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Es gibt Tage, an denen Flugzeuge mit erstaunlicher Geschwindigkeit den Himmel überqueren und über das Kloster fliegen. Das Geräusch ihrer Motoren erschreckt die kleinen Vögel, die in den Zypressen unseres Friedhofs nisten. Vor dem Kloster durchschneidet eine Asphaltstraße die Felder, auf der zu jeder Tages- und Nachtzeit Lastwagen und Autos von Touristen fahren, die keinen Blick für das Kloster übrig haben. Auch führt eine Hauptlinie der Spanischen Eisenbahn durch die Ländereien des Klosters […] Man sagt, dass all das Freiheit ist […] Aber der Mensch, der ein wenig nachdenkt, wird sehen, wie irregeführt die Welt inmitten dessen ist, was er Freiheit nennt […] Wo nun lässt sich Freiheit finden? Sie findet sich im Herzen des Menschen, das Gott allein liebt. Sie ist im Menschen, dessen Seele weder an den Geist noch an die Materie gebunden ist, sondern nur an Gott. Sie ist in jener Seele, die nicht dem egoistischen Ich unterworfen ist; in der Seele, die sich über ihre eigenen Gedanken, über ihre eigenen Gefühle, über ihr eigenes Freud und Leid erhebt. Die Freiheit ist in jener Seele, deren einziger Existenzgrund Gott ist, deren Leben Gott ist und nichts anderes als Gott. Der menschliche Geist ist von beschränkter Größe, ist reduziert, tausenderlei Veränderungen unterworfen, Höhen und Tiefen, Depressionen, Enttäuschungen usw. und der Körper, mit einer solchen Schwäche. Die Freiheit ist also in Gott. Die Seele, die wirklich alles überwindet, gründet ihr Leben in ihm – wir können sagen, dass sie die Freiheit genießt, so weit es jemandem möglich ist, der noch in dieser Welt ist.

Freitag, 8 März 2019 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Unter den von der Kirche empfohlenen Bußübungen, besonders für die Fastenzeit, befindet sich auch das Fasten. Es beinhaltet eine besondere Genügsamkeit in der Nahrungsaufnahme, unter Sicherung der Grundbedürfnisse des Organismus. Es handelt sich hierbei um eine traditionelle Form der Buße, die nichts von ihrer Bedeutung verloren hat, und die wir vielleicht sogar wiederentdecken müssen, vor allem in diesem Teil der Welt und in dieser Umwelt, in der nicht nur reichlich Nahrung vorhanden ist, sondern manchmal auch Krankheiten durch Überernährung auftreten. Das Bußfasten unterscheidet sich deutlich von therapeutischen Diäten. Aber auf seine Art kann es als eine Therapie der Seele angesehen werden. Als Zeichen der Umkehr praktiziert, erleichtert es in der Tat das innere Bemühen, hellhörig für Gott zu werden. Fasten heißt, sich selbst zu bestätigen, was Jesus dem Satan erwiderte, der ihn nach vierzigtägigem Fasten in der Wüste versuchte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (Mt 4,4). Heute fällt es schwer, besonders in den Wohlstandsgesellschaften, die Bedeutung dieser Worte des Evangeliums zu verstehen. Denn anstatt Bedürfnisse zu befriedigen, schafft die Konsumgesellschaft immer neue, und erzeugt dabei auch noch einen überhöhten Aktivismus. […] Neben anderen Bedeutungen hat das Bußfasten genau den Sinn, uns dabei zu helfen, die Innerlichkeit wiederzufinden. Das Bemühen, sich beim Essen zu mäßigen, erstreckt sich auch auf andere Dinge, die nicht notwendig sind, und bietet eine große Unterstützung für das geistliche Lebens. Genügsamkeit, Betrachtung und Gebet gehen Hand in Hand. Man kann eine aktuelle Anwendung dieses Prinzips auf den Gebrauch der sozialen Massenmedien vornehmen. Sie haben einen unbestreitbaren Nutzen, dürfen aber nicht die „Meister“ unseres Lebens werden. In wie vielen Familien scheint das Fernsehen das Gespräch zwischen den Menschen zu ersetzen, anstatt es anzuregen! Ein gewisses „Fasten“ auch in diesem Bereich kann heilsam sein, entweder um mehr Zeit zum Nachdenken und zum Gebet zu haben oder zur Pflege menschlicher Beziehungen.

Donnerstag, 7 März 2019 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Herr, dein Tod am Kreuz und deine Auferstehung mögen uns lehren, den Angriffen des täglichen Lebens die Stirn zu bieten und die Angst vor dem Tod zu überwinden, damit wir in einer größeren und kreativeren Fülle leben. Demütig und geduldig hast du die Nackenschläge des menschlichen Lebens wie auch die Qualen deiner Kreuzigung hingenommen. Hilf uns, die Nöte und Kämpfe, die jeder Tag uns bringt, wahrzunehmen als Chancen, zu wachsen und dir gleichförmiger zu werden. Mach uns fähig, ihnen geduldig und mutig zu begegnen, voll Vertrauen auf deinen Beistand. Lass uns begreifen, dass wir zur Fülle des Lebens nur gelangen, wenn wir unablässig uns selbst und unseren egoistischen Wünschen sterben. Denn nur wenn wir mit dir sterben, können wir mit dir auferstehen.

Mittwoch, 6 März 2019 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Meine Brüder, heute beginnen wir die große Reise der Fastenzeit. Schaffen wir also unseren ganzen Vorrat an Essen und Trinken auf unser Schiff, indem wir die reiche Barmherzigkeit dort verstauen, die wir brauchen werden. Denn unser Fasten hat Hunger, unser Fasten hat Durst, wenn es sich nicht von Güte ernährt, wenn es seinen Durst nicht an der Barmherzigkeit löscht. Unser Fasten friert, unser Fasten scheitert, wenn die Wolle des Almosens es nicht bedeckt, wenn das Gewand des Mitleids es nicht einhüllt. Brüder, was der Frühling für das Erdreich ist, das ist die Barmherzigkeit für das Fasten: Der sanfte Frühlingswind bringt alle Knospen im weiten Land zur Blüte; das barmherzige Fasten lässt all unsere Saaten wachsen und blühen, lässt sie Frucht tragen bis zur himmlischen Ernte. Was das Öl für die Lampe ist, ist die Güte für das Fasten. Wie das Fett des Öles das Licht der Lampe zum Leuchten bringt und sie mit so wenig Nahrung zum Trost einer ganzen Nacht leuchten lässt, so bringt die Güte das Fasten zum Leuchten: Es sendet Strahlen aus, die in der Enthaltsamkeit ihren vollen Glanz entfalten. Was die Sonne für den Tag ist, das ist das Almosen für das Fasten: Der Glanz der Sonne verstärkt die Helligkeit des Tages und zerstreut das Dunkel der Wolken. Das Almosen, welches das Fasten begleitet, heiligt die Heiligkeit und vertreibt, dank des Lichtes der Güte, alles aus unseren Wünschen, was todbringend sein könnte. Kurz gesagt: Was der Leib für die Seele ist, das ist die Großherzigkeit für das Fasten: Wenn die Seele den Körper verlässt, bringt sie ihm den Tod; wenn die Großherzigkeit das Fasten nicht mehr begleitet, ist es sein Tod.

Dienstag, 5 März 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

„Sät für euch den Samen der Gerechtigkeit“, sagt der Herr, „und erntet die Hoffnung auf das Leben“ (Hos 10,12). Keineswegs schickt dich der Prophet jetzt zum Jüngsten Tag, an dem man dies wirklich erlangt, nicht nur hoffend verlangt, sondern er spricht von der Gegenwart. Groß aber wird die Freude und überbordend der Jubel sein, wenn das Leben kommt. Doch wird etwa die Hoffnung auf eine solche Freude ohne Freude sein? „Seid froh in der Hoffnung“ (Röm 12,12), schreibt der Apostel. Und David sagte nicht, er würde sich freuen, sondern er habe sich gefreut, weil er darauf hoffte, zum Haus des Herrn zu pilgern (Ps 121(122),1). Noch hielt er das Leben nicht in der Hand, doch er hatte schon die Hoffnung auf das Leben geerntet und an sich selbst die Wahrheit des Schriftwortes erfahren, dass nicht nur die Belohnung, sondern bereits „die Erwartung den Gerechten Freude bereitet“ (Spr 10,28). Diese Freude wird im Herzen dessen, der für sich den Samen der Gerechtigkeit ausgesät hat, durch die erwartete Vergebung der Sünden hervorgerufen, wenn die empfangene Gnade, die in Hinkunft ein heiligeres Leben bewirkt, diese Vergebung bezeugt […] Wer von euch nach einem bitteren und tränenreichen Anfang seines Klosterlebens somit die Freude erfährt, dass er in der Hoffnung auf Trost aufatmete und von den Flügeln der Gnade getragen emporstieg, der ist wirklich schon beim Ernten; er empfängt die zeitliche Frucht seiner Tränen, hat Gott selbst geschaut und die Stimme gehört, die da sprach: „Gebt ihm von den Früchten seiner Hände“ (Spr 31,31). Denn wie sollte einer nicht Gott geschaut haben, wenn er verkostet und gesehen hat, wie süß der Herr ist (Ps 33(34),9)? Wie beglückend und süß erfährt dich jeder, Herr Jesus, dem von dir nicht nur die Schuld vergeben, sondern auch das Geschenk der Heiligkeit zuteil wurde; und nicht nur das, sondern darüber hinaus noch – um das Maß des Guten voll zu machen – die Verheißung des ewigen Lebens. Selig, wer jetzt schon so Großes geerntet hat! […] Wie wahr ist doch das Wort, das beim Propheten zu lesen ist: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten!“ (Ps 125(126),5) […] Wenn diese doppelte Erkenntnis in uns vorausgeht, dann bläht das vielleicht dazukommende Wissen keineswegs auf, da es ja keinen irdischen Gewinn oder Ruhm hinzuzufügen vermag, der nicht deutlich geringer wäre als die empfangene Hoffnung und die hoffnungsvolle Freude, die bereits tiefer in der Seele verwurzelt ist. „Die Hoffnung aber lässt nicht untergehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

Montag, 4 März 2019 : Kommentar Hl. Leo der Große

Wenn Jesus sagt: „Selig sind die Armen im Geiste!“, so bringt er damit ganz deutlich zum Ausdruck, dass jenen das Himmelreich zuteil werden soll, die mehr die Demut ihrer Gesinnung als der Mangel an Mitteln empfiehlt. Es kann aber nicht bestritten werden, dass die Tugend der Demut leichter von den Armen als von den Reichen erworben wird; denn bei jenen bringt es ihre Dürftigkeit mit sich, dass sie sich gerne unterordnen, während bei den Reichen Überhebung naheliegt. Trotzdem findet man auch bei sehr vielen Begüterten das Streben, ihren Überfluss nicht zur Befriedigung maßlosen Hochmutes, sondern zu Werken der Nächstenliebe zu verwenden und das als größten Gewinn zu betrachten, was sie zur Linderung fremden Elends aufgewendet haben. Jede Klasse und jedem Stande ist die Möglichkeit geboten, sich diese Tugenden zu eigen zu machen, weil auch jene die gleiche Gesinnung haben können, die sich nicht des gleichen Wohlstandes erfreuen. Wo sich der Besitz an geistigen Gütern als derselbe erweist, da kommt es nicht darauf an, ob die Mittel hier auf Erden die nämlichen sind oder nicht. Glückselig ist demnach jene Armut, die sich nicht von der Liebe zur Welt betören lässt, die nicht nach irdischem Gut verlangt, sondern sich reiche Schätze für den Himmel erwerben will.

Sonntag, 3 März 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Bei der Schöpfung befahl Gott den Pflanzen, Frucht zu tragen, jede nach ihrer Art (Gen 1,11). So gibt er auch den Gläubigen den Auftrag, Früchte der Frömmigkeit zu tragen; jeder nach seiner Art und seinem Beruf. Die Frömmigkeit muss anders geübt werden vom Edelmann, anders vom Handwerker, Knecht oder Fürsten, anders von der Witwe, dem Mädchen, der Verheirateten. Mehr noch: die Übung der Frömmigkeit muss auch noch der Kraft, der Beschäftigung und den Pflichten eines jeden angepasst sein. Wäre es denn in Ordnung, wenn ein Bischof einsam leben wollte wie ein Kartäuser? Oder wenn Verheiratete sich so wenig um Geld kümmerten wie die Kapuziner? Kann ein Handwerker den ganzen Tag in der Kirche verbringen, wie die Mönche es tun? Dürfen andererseits Mönche aus beschaulichen Orden jedermann zur Verfügung stehen, wie es der Bischof muss? – Eine solche Frömmigkeit wäre doch lächerlich, ungeordnet, ja unerträglich. Solche Dinge kommen aber sehr oft vor. […] Nein, echte Frömmigkeit verdirbt nichts; im Gegenteil, sie macht alles vollkommen. Verträgt sie sich nicht mit einem rechtschaffenen Beruf, dann ist sie gewiss nicht echt. Die Bienen, sagt Aristoteles, entnehmen den Blumen Honig, ohne ihnen zu schaden; sie bleiben frisch und unversehrt. Die echte Frömmigkeit schadet keinem Beruf und keiner Arbeit; im Gegenteil, sie gibt ihnen Glanz und Schönheit. […] Die Sorge für die Familie wird friedlicher, die Liebe zum Gatten echter, der Dienst am Vaterland treuer und jede Arbeit angenehmer und liebenswerter. Es ist ein Irrtum, ja sogar eine Irrlehre, die Frömmigkeit aus der Kaserne, aus den Werkstätten, von den Fürstenhöfen, aus dem Haushalt verheirateter Leute verbannen zu wollen. […] Wo immer wir sind, überall können und sollen wir nach einem Leben der Vollkommenheit streben.

Freitag, 1 März 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Wie soll man also zur Frau sprechen? Man soll mit aller Zärtlichkeit zu ihr sagen: […] Deswegen habe ich um dich geworben, deswegen liebe ich dich und stelle dich höher als mein eigenes Leben. Denn das gegenwärtige Leben ist nichts, und ich bitte und beschwöre dich und will auch meinerseits alles tun, dass wir gewürdigt werden mögen, das gegenwärtige Leben so zu führen, dass wir auch drüben im zukünftigen Leben mit aller Sicherheit beisammenbleiben können. Denn diese irdische Lebenszeit ist kurz und vergänglich, wenn wir aber gewürdigt werden, dieses Leben gottgefällig zu beschließen, so werden wir ewig mit Christus und miteinander glückselig sein. Deine Liebe geht mir über alles, und nichts wäre mir so peinlich und unangenehm, als jemals mit dir entzweit zu werden. Müsste ich auch alles einbüßen, müsste ich auch ärmer werden als der Bettler, müsste ich auch die äußersten Gefahren bestehen, müsste ich alles Mögliche erleiden: es wird mir alles erträglich und leicht sein, solange mir deine Liebe und Treue gesichert bleibt; auch die Kinder werden von mir ersehnt werden […] Zeige ihr auch, dass du ihre Gesellschaft hochschätzest und ihretwegen lieber zu Hause bist als draußen! Ehre sie mehr als deine Freunde und als die mit ihr gezeugten Kinder; selbst diese sollen von dir um ihretwillen geliebt werden. […] Betet gemeinschaftlich miteinander! Geht beide in die Kirche, und vor dem dort Gesagten und Gelesenen bittet der Mann seine Frau und diese ihren Mann, über den auf die Familie bezogenen Teil zu berichten! […] Lehre sie Gottesfurcht, und alles Gute wird wir aus einer Quelle zuströmen und dein Haus mit unnennbarem Segen erfüllen. Wenn wir das Unvergängliche suchen, werden auch diese vergänglichen Güter uns zukommen. Denn es steht geschrieben: „Sucht zuerst das Reich Gottes; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (vgl. Mt 6,33).

Donnerstag, 28 Februar 2019 : Kommentar Hl. Paul VI.

Den Spuren des göttlichen Meisters folgend, muss jeder, der sich Christ nennt, sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und an Christi Leiden teilhaben. Wie er so in das Bild seines Todes umgestaltet wird, kann er auch die Herrlichkeit der Auferstehung verdienen. Weiterhin darf er danach nicht mehr für sich leben, sondern für Gott, der ihn geliebt und sich selbst für ihn dahin gegeben hat; leben muss er auch für die Brüder, „damit er an seinem Fleische ersetzt, was dem Leiden Christi noch mangelt … für seinen Leib, der da die Kirche ist“ (vgl. Kol 1,24). Hinzu kommt, dass die Kirche ja in der innigsten Weise mit Christus verbunden ist und deshalb die Buße eines jeden Gläubigen eine gewisse innere Beziehung zur gesamten menschlichen Gemeinschaft hat. Denn es ist nicht so, dass man in der Kirche nur durch die Taufe die grundlegende Gnadengabe der Metanoia empfängt; in der Kirche wird dieselbe Gnadengabe auch erneuert und gestärkt durch das Sakrament der Buße. „Die (aber) zum Sakrament der Buße hinzutreten, erhalten für ihre Gott zugefügten Beleidigungen von seiner Barmherzigkeit Verzeihung und werden zugleich mit der Kirche versöhnt, die sie durch ihre Sünde verwundet haben und die zu ihrer Bekehrung durch Liebe, Beispiel und Gebet mitwirkt“ (vgl. Lumen Gentium, Art. 11). In der Kirche erhält schließlich in einer besonderen Weise auch das geringe Bußwerk aus der übernatürlichen Sühneleistung Christi Anteil, das den einzelnen Büßenden im Bußsakrament auferlegt wird, und mit diesem stehen kraft allgemeiner kirchlicher Anordnung zutiefst auch die übrigen Werke in Verbindung, die der Gläubige tut, leidet und erträgt.

Dienstag, 26 Februar 2019 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

Antworte jenen, die durch die Wundmale der Passion am Leibe Christi verunsichert die Frage stellen: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit?“ (Ps 24(23),8), antworte ihnen, dass es Christus ist, „stark und gewaltig“ (ebd.) in allem was er getan hat und immer noch tut […] Ist er denn wirklich klein, weil er sich um deinetwillen erniedrigt hat? Ist er zu verachten, weil er, der gute Hirt, sein Leben für seine Herde gibt? Weil er gekommen ist, das verirrte Schaf zu suchen, und es, wenn er es gefunden hat, zurückbringt auf seinen Schultern, die um des Schafes willen das Kreuz getragen haben, und weil er es von oben wieder zum ewigen Leben erweckt und in die Schar der treuen Schafe aufnimmt, die in der Herde geblieben sind (vgl. Joh 10,11; vgl. Lk 15,4)? Verachtest du ihn, weil er auf der Suche nach dem verlorenen Geldstück eine Lampe – sein eigenes Fleisch – angezündet und sein Haus gefegt und so die Welt von der Sünde befreit hat, während er die Schönheit seines königlichen Antlitzes durch sein Leiden verlor (vgl. Lk 15,8f.; vgl. Mk 12,16)? […] Glaubst du, er ist weniger groß, weil er sich mit einem Tuch umgürtet, um die Füße seiner Jünger zu waschen und ihnen so zu zeigen, dass die sicherste Weise, sich zu erheben, darin besteht, sich zu erniedrigen (vgl. Joh 13,4f.)? Machst du es Gott zum Vorwurf, dass Christus sich erniedrigt und seine Seele zur Erde beugt, um diejenigen, die unter der Last der Sünde gebeugt sind, mit ihm zu erheben (vgl. Mt 11,28)? Wirfst du ihm vor, dass er mit den Zöllnern und Sündern gegessen hat […] um ihres Heiles willen (Mt 9,10)? Wie kann man einem Arzt den Prozess machen, der sich über die Leiden und Wunden der Kranken beugt, um sie zu heilen?

Montag, 25 Februar 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Merkmale des Glaubens. Die Freiheit des Glaubens: Damit der Glaube menschlich sei, soll „der Mensch freiwillig durch seinen Glauben Gott antworten“; darum darf „niemand gegen seinen Willen zur Annahme des Glaubens gezwungen werden … Denn der Glaubensakt ist seiner eigenen Natur nach freiwillig“ (DH 10). „[…] Dies aber ist vollendet in Christus Jesus erschienen“ (DH 11). Christus hat wohl zum Glauben und zur Bekehrung eingeladen, aber keineswegs gezwungen […] Die Notwendigkeit des Glaubens: An Jesus Christus und an den zu glauben, der ihn um unseres Heiles willen gesandt hat, ist notwendig, um zum Heil zu gelangen (vgl. z. B. Mk 16,16; Joh 3,36; 6,40). […] Das Ausharren im Glauben: Der Glaube ist ein Gnadengeschenk, das Gott dem Menschen gibt. Wir können dieses unschätzbare Geschenk verlieren. Der heilige Paulus macht Timotheus darauf aufmerksam: „Kämpfe den guten Kampf, gläubig und mit reinem Gewissen. Schon manche haben die Stimme ihres Gewissens missachtet und haben im Glauben Schiffbruch erlitten“ (1 Tim 1,18–19). Um im Glauben zu leben, zu wachsen und bis ans Ende zu verharren, müssen wir ihn durch das Wort Gottes nähren und den Herrn anflehen, ihn zu mehren (vgl. Mk 9,24; Lk 17,5; 22,32). Er muss „in der Liebe wirksam“ (Gal 5,6; vgl. Jak 2,14–26), von der Hoffnung getragen (vgl. Röm 15,13) und im Glauben der Kirche verwurzelt sein. Der Glaube – Beginn des ewigen Lebens: Der Glaube lässt uns schon im Voraus die Freude und das Licht der beseligenden Gottesschau genießen, die das Ziel unseres irdischen Weges ist. Wir werden dann Gott „von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor 13,12), „wie er ist“ (1 Joh 3,2), sehen. Der Glaube ist somit schon der Beginn des ewigen Lebens. […] Jetzt aber gehen wir „als Glaubende … unseren Weg, nicht als Schauende“ (2 Kor 5,7) […] Der Glaube wird von Gott, auf den er sich richtet, erhellt; dennoch wird er oft im Dunkel gelebt. Der Glaube kann auf eine harte Probe gestellt werden. Die Welt, in der wir leben, scheint von dem, was der Glaube uns versichert, oft sehr weit entfernt. Die Erfahrungen des Bösen und des Leidens, der Ungerechtigkeiten und des Todes scheinen der Frohbotschaft zu widersprechen. […] Dann müssen wir uns den Glaubenszeugen zuwenden: Abraham, der „gegen alle Hoffnung voll Hoffnung“ glaubte (Röm 4,18); der Jungfrau Maria, die auf dem „Pilgerweg des Glaubens“ (LG 58) […] und vielen weiteren Zeugen des Glaubens: „Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,1–2).

Sonntag, 24 Februar 2019 : Kommentar Hl. Dorotheos von Gaza

Hätten wir die Liebe in uns, begleitet von Mitleid und Schmerz, so würden wir nicht auf die Fehler des Nächsten achten, gemäß diesem Wort: „die Liebe deckt viele Sünden zu“ (1 Petr 4,8), und jenem: „Die Liebe trägt das Böse nicht nach, sie erträgt alles“ (vgl. 1 Kor 13,5.7). Wenn wir also die Liebe hätten, dann würde die Liebe selbst alle Fehler bedecken und wir wären wie die Heiligen, wenn sie die Fehler der Menschen sehen. Sind die Heiligen etwa blind, so dass sie die Sünden nicht sehen? Aber wer hasst die Sünde so sehr wie die Heiligen? Und doch hassen sie den Sünder nicht, richten ihn nicht, fliehen ihn nicht. Ganz im Gegenteil: sie haben Mitleid, ermahnen ihn, trösten ihn, behandeln ihn wie ein krankes Glied des Körpers; sie tun alles, um ihn zu retten […] Wenn eine Mutter ein behindertes Kind hat, dann wendet sie sich nicht mit Entsetzen von ihm ab, sondern freut sich daran, es gut zu kleiden und tut alles, um es schön zu machen. Genauso beschützen die Heiligen den Sünder immer und bemühen sich darum, ihn im günstigen Augenblick zurechtzuweisen, um zu verhindern, dass er einem anderen schadet, aber auch, um selber in der Liebe Christi voranzuschreiten […] Machen auch wir uns die Nächstenliebe zu eigen; machen wir uns die Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten zu eigen, damit wir uns vor der schrecklichen üblen Nachrede, dem Urteilen und Verachten bewahren können. Helfen wir uns gegenseitig, wie wir es bei unseren eigenen Körperteilen machen würden […] Denn „als Einzelne sind wir Glieder, die zueinander gehören“, sagt der Apostel Paulus (vgl. Röm 12,5); „wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“ (vgl. 1 Kor 12,26) […] Mit einem Wort: sorgt dafür, dass ihr untereinander eins seid, ein jeder nach seiner Kraft. Denn je mehr man mit dem Nächsten verbunden ist, desto mehr ist man auch verbunden mit Gott.

Freitag, 22 Februar 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

„Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“. Man nennt ihn Petrus, weil er der erste war, der bei den Völkern die Fundamente des Glaubens legte, und weil er der unzerstörbare Fels ist, auf dem die Basis und das ganze Bauwerk ruhen, das Jesus Christus errichtet hat. Wegen seiner Treue heißt er Fels, während der Herr denselben Namen wegen seiner Macht trägt, nach dem Wort des heiligen Paulus: „[…] sie tranken aus dem geistgeschenkten Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus“ (1 Kor 10,4). Ja, er hatte es verdient, denselben Namen mit Christus zu teilen, dieser Apostel, der auserwählt wurde, um Mitarbeiter an seinem Werk zu sein. Gemeinsam bauten sie dasselbe Gebäude. Petrus ist es, der pflanzt, der Herr ist es, der Wachstum schenkt, der Herr ist es auch, der diejenigen sendet, die begießen sollen (vgl. 1 Kor 3,6f.). Ihr wisst, geliebte Brüder, es war seine eigene Schuld im Augenblick des Leidens seines Retters, aus der der selige Petrus erhoben wurde. Nachdem er den Herrn verleugnet hatte, wurde er bei ihm der erste. Da er über seinen Glaubensverrat weinte, fand er zu größerer Treue, und es wurde ihm eine größere Gnade zuteil, als die, die er verloren hatte. Christus hat ihm seine Herde anvertraut, auf dass er sie führe wie der gute Hirte, und er, der so schwach gewesen war, wurde zur Stütze für alle. Er, der gefallen war, als nach seinem Glauben gefragt wurde, sollte die anderen auf das unerschütterliche Fundament des Glaubens stellen. Deshalb wird er genannt: der Grundstein der Frömmigkeit der Kirchen.

Donnerstag, 21 Februar 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Wir wollen uns also nicht des Kreuzes des Erlösers schämen, sondern uns vielmehr desselben rühmen! Die Kreuzeslehre ist zwar den Juden ein Ärgernis und den Heiden Torheit, uns jedoch Erlösung; sie ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir erlöst werden, Kraft Gottes (vgl. 1 Kor 1,18.23). Denn der für uns gestorben ist, war – wie gesagt – kein gewöhnlicher Mensch, sondern Gottes Sohn, der Mensch gewordene Gott. Wenn das Lamm, welches im Auftrag des Moses geschlachtet wurde, den Verderber fernhielt (vgl. Ex 12,23), sollte dann nicht vielmehr das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt auf sich nahm, von Sünden befreien? […] Jesus hat also in Wahrheit für alle Menschen gelitten. Das Kreuz war kein Wahn, sonst wäre ja auch die Erlösung Wahn. Der Tod war keine Einbildung […] Er hat wahrhaft gelitten, er ist wahrhaft gekreuzigt worden, und ich schäme mich dessen nicht. Er ist gekreuzigt worden, und ich leugne es nicht. Vielmehr bin ich stolz darauf, davon zu sprechen. […] Ich bekenne das Kreuz, da ich von der Auferstehung weiß. Wäre Jesus ein Gekreuzigter geblieben, so hätte ich mich gewiss nicht zu dem Kreuz bekannt, dann hätte ich es wohl zugleich mit meinem Lehrmeister verheimlicht. Da aber dem Kreuz die Auferstehung folgte, so schäme ich mich nicht, vom Kreuz zu predigen.

Mittwoch, 20 Februar 2019 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

Wie man an vielen Meeresufern eine ganz steile, der See zu vollständig senkrecht abfallende Bergwand sehen kann und hoch oben auf derselben einen Felsvorsprung, der über dem Abgrund hängt, und wie es nun dem gewöhnlich ergeht, der auf solch hoher Warte stehend in die Tiefe hinabschaut, so ergreift jetzt auch meine Seele eine Art Schwindel, da sie hoch emporgehoben wird durch dieses so große Wort des Herrn: „Selig, die eines reinen Herzens sind; denn sie werden Gott anschauen.“ Denen, welche ihr Herz gereinigt haben, wird also in Aussicht gestellt, dass sie Gott schauen dürfen, Gott, den doch niemand noch gesehen, wie der große Johannes sagt (Joh 1,18). Aber auch der erhabene Paulus stimmt dieser Meinung bei, indem er sagt: „Niemand hat Gott gesehen; niemand kann ihn sehen“ (1 Tim 6,16). Dies ist der steil und jäh abfallende Fels, der dem Denken keine Stelle bietet, um Fuß zu fassen, den auch Moses durch seine Lehren als so unzugänglich bezeichnet […]. Denn Moses erklärt geradezu: „Es gibt niemanden, der Gott sehen und am Leben bleiben könnte“ (Ex 33,20). Besteht aber nicht das ewige Leben in der Anschauung Gottes? Und scheint diese nicht von den Säulen des Glaubens: von Johannes, Paulus und Moses als unmöglich bezeichnet zu werden? […] Wenn Gott das ewige Leben ist, so kann der, welcher Gott nicht sieht, auch das ewige Leben nicht sehen. […] Aber der Herr kommt dem sinkenden Mut zu Hilfe, wie einstens dem Petrus, als er in Gefahr war unterzugehen, indem er ihn auf das Wasser wie auf eine feste Fläche stellte, stark genug, um auf ihr dahinzuschreiten. Wenn nun das Gotteswort auch uns die rettende Hand entgegenstreckt und uns wegen unserer Unfähigkeit, bei der Tiefe der Gedanken aus eigener Kraft sicheren Schrittes einherzugehen, auf den festen Boden wahrer Erkenntnis stellt, so werden wir diese starke Hand des Gotteswortes ständig umklammern und jegliche Furcht ablegen. Es lautet also die Seligpreisung: „Selig, die eines reinen Herzens sind; denn sie werden Gott anschauen.“ Diese Verheißung ist so groß, dass sie die höchste Stufe der Seligkeit noch zu überschreiten scheint. […] Wer also Gott sieht, ist durch dieses Sehen in den Besitz aller Güter gelangt, die sich nur immer aufzählen lassen, wie: das ewige Leben, die immerwährende Unversehrtheit, die unverlierbare Seligkeit, die endlose Herrschaft, die unaufhörliche Freude, das wahre Licht, die geistige und süße Speise (bzw. Sprache), die unentreißbare Herrlichkeit, der beständige Jubel, überhaupt jedes Gut. So Vieles und so Großes ist es also, was die Seligpreisung unserer Hoffnung in Aussicht stellt.

Dienstag, 19 Februar 2019 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Die Theologen nennen den Glauben einen sicheren, aber (dunklen) geheimnisvollen Zustand der Seele. Der Grund, warum er ein dunkler Zustand ist, liegt darin, dass er der Seele die von Gott selbst geoffenbarten Wahrheiten zum Glauben vorlegt, Wahrheiten, die über jedes natürliche Licht erhaben sind und allen menschlichen Verstand himmelweit überragen. Daher kommt es, dass dieses überschwengliche Licht, das der Seele im Glauben zuteilwird, für sie dunkle Finsternis ist; denn die geringere Kraft wird von der größeren verschlungen und überwältigt. Es ist da wie mit dem Sonnenlicht. Vor diesem verschwinden alle anderen Lichter, so dass man kein Licht mehr gewahrt, sobald die Sonne scheint. Ja sie überwältigt sogar unser Sehvermögen derart, dass sie sogar das Auge blendet und es hindert, die dargebotenen Objekte zu sehen, weil eben das Licht der Sonne in keinem Verhältnis zu unserem Sehvermögen steht, sondern es weit übertrifft. So überragt und überwältigt auch das Licht des Glaubens infolge seiner übergroßen Stärke das Licht unseres Verstandes […] An einem weiteren, noch deutlicherem Beispiel wird man es noch besser verstehen. Wollte man einem Blindgeborenen, der niemals eine Farbe gesehen, erklären, wie die weiße oder gelbe Farbe aussehe, so würde er gleichwohl trotz aller Erklärungen nicht mehr davon verstehen als vorher, weil er eben nie solche Farben, noch auch etwas Ähnliches gesehen hat […] Er könnte nichts als den Namen davon behalten […] Ebenso verhält es sich mit dem Glauben in der Seele, wenn sich auch der Vergleich nicht in jeder Hinsicht durchführen lässt. Auch der Glaube berichtet uns von Dingen, von denen wir nie etwas sahen noch hörten […] So haben wir also von diesen Dingen kein natürliches Licht der Erkenntnis […] Wir wissen es nur, weil wir es gehört haben, und wir glauben, was uns gelehrt wird, und unterwerfen dieser Lehre das Licht unserer natürlichen Erkenntnis, das wir dabei völlig ausschalten. Darum sagt auch der heilige Paulus: […] „Somit kommt der Glaube von der Predigt, gepredigt aber wird auf den Befehl Christi“ (vgl. Röm 10,17), als wollte er sagen: der Glaube ist keine Wissenschaft, die uns durch irgendeinen Sinn vermittelt wird, sondern er ist nur ein Zustimmen der Seele zu dem, was sie hört. […] Die Wissenschaft des Glaubens […] entsteht ohne das Licht der Vernunft, das man eben um des Glaubens willen ausschalten muss; denn gerade dann wird er zuschanden, wenn man das eigene Licht (der Vernunft) gebrauchen will. Darum sprach Isaias: […] „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht zur Einsicht kommen“ (vgl. Is 7,3 (Sept.)).

Montag, 18 Februar 2019 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

In eurem Unverstand betet ihr Standbilder aus Stein an, die ihr eigenhändig hergestellt habt? […] Allein der Schöpfer der Welt, der Vater, dessen Kunst ohnegleichen ist, hat eine lebendige Statue geschaffen: uns, den Menschen; während die Götzenbilder […] nur das geistlose Werk menschlicher Hände sind. Der Logos, das Wort Gottes, ist das Abbild Gottes (vgl. Hebr 1,3) […]; und der wirkliche Mensch, der Geist im Menschen, ist das Abbild des [göttlichen] Wortes. Deshalb heißt es, dass der Mensch geschaffen ist „als Gottes Abbild, ihm ähnlich“ (vgl. Gen 1,26), dem göttlichen Wort ähnlich durch die Intelligenz seines Geistes […] So nehmt denn ihr, die ihr noch unrein seid, das geistliche Wasser entgegen; wascht euch, reinigt euch, indem ihr euch mit dem Wasser der Wahrheit besprengt; ihr könnt nur gereinigt in den Himmel eingehen. Du bist Mensch, was allgemeiner ist: suche also deinen Schöpfer. Du bist Sohn, was persönlicher ist: erkenne deinen Vater. Verharrst du aber in der Sünde […] zu wem wird der Herr dann sagen: „Euch gehört das Himmelreich“? (vgl. Mt 5,3) Es gehört euch, wenn ihr wollt, wenn ihr euch für Gott entschieden habt. Es gehört euch, wenn ihr nur glauben wollt, wenn ihr die Botschaft befolgen wollt, so wie es die Bewohner Ninives getan haben. Da sie auf den Propheten hörten, haben sie durch aufrichtige Reue das Glück der Rettung erfahren anstelle des angedrohten Verderbens (Jona 3). Wie steigt man zum Himmel auf?, wird gefragt. Der Weg, das ist der Herr (Joh 14,6) – ein schmaler Weg (vgl. Mt 7,13–14), aber er ist vom Himmel (Joh 3,13); ein schmaler Weg, aber er führt zum Himmel. Als schmaler Weg verachtet auf Erden, als breiter Weg im Himmel verehrt. Wer nie vom Wort Gottes gehört hat, dessen Fehler sind durch seine Unwissenheit entschuldigt. Der jedoch, dessen Ohren die Botschaft zwar vernommen, der aber in seinem Herzen nicht zugehört hat, der trägt die Verantwortung für seinen gewollten Ungehorsam. Je bewusster er sich dessen ist, desto mehr wird ihm sein Wissen schaden; sein eigenes Wissen wird ihn dafür verurteilen, dass er nicht das Beste gewählt hat. Denn von seiner Natur als Mensch her wurde er zur Freundschaft mit Gott geschaffen.

Sonntag, 17 Februar 2019 : Kommentar Hl. Paul VI.

Man muss freilich das Geheimnis der unergründlichen Freude, die in Christus lebt und ihm eigen ist, gebührend beachten. […] Wenn Jesus einen solchen Frieden, eine derartige Sicherheit und Zuversicht, Freude und Verfügbarkeit ausstrahlt, dann ist das in der unaussprechlichen Liebe begründet, mit der er sich von seinem Vater geliebt weiß. Seit seiner Taufe an den Ufern des Jordan wird diese Liebe, die vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung in ihm gegenwärtig ist, offenbar: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen“ (Lk 3,22). Diese Gewissheit ist dem Bewusstsein Jesu unauslöschlich eingeprägt. Es ist eine Gegenwart, aufgrund der er sich nie allein fühlt (vgl. Joh 16,32). Ein innerstes Wissen erfüllt ihn: „Der Vater kennt mich, und ich kenne den Vater“ (Joh 10,15). Es ist ein ständiger und vorbehaltloser Austausch: „Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein“ (Joh 17,10). […] „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24). Gemeint ist jene nicht mittteilbare Liebesbeziehung, die mit seiner Existenz als Sohn gegeben ist und das Geheimnis des trinitarischen Lebens bildet: der Vater erscheint darin als derjenige, der sich dem Sohn schenkt, ohne Vorbehalt und unaufhörlich, aus überströmender hochherziger Freude; der Sohn hingegen als der, welcher sich auf gleiche Weise dem Vater hinschenkt, in überströmend dankbarer Freude, im Hl. Geist. Die Jünger und alle, die an Christus glauben, sind aufgerufen, an dieser Freude teilzunehmen. Jesus will, dass sie seine Freude in Fülle in sich tragen (vgl. Joh 17,13): „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart und werde ihn offenbaren, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (Joh 17,26). Diese Freude, in der Liebe Gottes zu verweilen, beginnt schon hier auf Erden. Es ist die Freude des Reiches Gottes. Sie wird aber nur auf einem steilen Weg geschenkt, der vollkommenes, uneingeschränktes Vertrauen in den Vater und den Sohn und eine Vorliebe für das Reich Gottes erfordert. Die Botschaft Jesu verheißt vor allem Freude, eine anspruchsvolle Freude. Wird sie nicht in den Seligpreisungen offenbar? „Wohl euch, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Wohl euch, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet satt werden. Wohl euch, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen“ (Lk 6,20–21).

Samstag, 16 Februar 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Wer wird die Großtaten des Herrn preisen? Wer wird sein Lob verkünden?“ (Ps 105(106),2). Wo ist ein Hirt, der seine Schafe mit seinem eigenen Leibe speist? Was rede ich von einem Hirten? Es gibt oft Mütter, die nach den Wehen der Geburt ihre Kinder fremden Ammen übergeben. Der Herr brachte so etwas nicht übers Herz; er nährt uns mit seinem eigenen Blut und kettet uns auf alle Art an sich. Siehe, er wurde aus unserer Natur geboren. Aber, sagst du, das geht nicht alle Menschen an. Und doch geht es alle an. Denn wenn er unsere Natur heimsuchte, hat er offenbar uns alle heimgesucht, und wenn alle, so auch jeden einzelnen von uns. Aber wie kommt es, fragst du, dass nicht alle daraus Nutzen gezogen haben? Die Schuld liegt nicht an ihm, der für alle die menschliche Natur annahm, sondern an den Menschen, die nicht wollten. Er teilt sich jedem einzelnen durch die Geheimnisse mit; die er wiedergeboren, nährt er mit sich selbst und überlässt sie keinem Fremden, um dich auch dadurch zu überzeugen, dass er dein Fleisch angenommen hat.

Freitag, 15 Februar 2019 : Kommentar Oden des Salomo

Er hat mich angefüllt mit Worten der Wahrheit, dass ich sie aussprechen möchte, und wie das Fließen des Wassers fließt die Wahrheit aus meinem Munde, und meine Lippen haben seine Früchte gezeigt. Und er hat in mir gemehrt seine Erkenntnis, denn der Mund des Herrn ist das wahre Wort und das Tor seines Lichtes. Und der Höchste hat es seinen Welten gegeben, den Dolmetschern seiner Schönheit, den Erzählern seines Ruhmes, den Verkündern seines Ratschlusses, den Herolden seines Gedankens und denen, die rein bewahren seine Werke. Denn für die Leichtigkeit des Wortes gibt es keinen Ausdruck, und wie sein Ausdruck, so ist auch seine Leichtigkeit und Schnelligkeit; und ohne Ende ist sein Gang, und niemals fällt es, sondern es steht fest, und es kennt nicht seinen Abstieg und auch nicht seinen Weg. Denn wie sein Werk, so ist auch sein Ende, denn es ist Licht und Aufleuchten eines Gedankens. Und die Welten haben dadurch mit einander geredet und es waren im Wort diejenigen, die schweigsam waren. Und aus ihm ist die Liebe und die Einigkeit entstanden und sie haben eine der andern gesagt, was sie hatten, und sie sind durchdrungen von dem Wort; und sie haben erkannt den, der sie gemacht hat, darum weil sie in Einigkeit waren. Denn es hat zu ihnen der Mund des Höchsten geredet, und seine Erklärung verbreitete sich eilig durch dasselbe; denn der Wohnsitz des Wortes ist der Mensch, und seine Wahrheit ist die Liebe. Selig sind diejenigen, welche dadurch alles verstanden und unsern Herrn erkannt haben in seiner Wahrheit. Hallelujah.

Mittwoch, 13 Februar 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

Wo kann unsere gebrechliche Natur Ruhe und Sicherheit finden, wenn nicht in den Wunden des Erlösers? Dort berge ich mich mit umso mehr Zuversicht, als seine Macht, mich zu retten, noch größer ist. Die Welt gerät ins Wanken, der Leib lastet schwer auf mir, der Teufel knüpft seine Fallstricke: doch ich komme nicht zu Fall, weil ich auf einen festen Felsen gestellt bin […] Was mir durch eigenes Versagen mangelt, entnehme ich voll Vertrauen dem barmherzigen Innersten des Herrn, denn seinem Leib wurden genügend Wunden geschlagen, damit seine ganze Liebe sich verströmen kann […] Sie haben seine Hände und Füße durchbohrt und mit einem Lanzenstoß seine Seite (vgl. Joh 19,34). Durch diese klaffenden Öffnungen kann ich mich sättigen mit dem Honig aus dem Felsen (Ps 81(80),17) und mit dem Öl, das aus dem harten Gestein fließt, also sehen und schmecken die Süßigkeit des Herrn (vgl. Ps 34(33),9). Er dachte Gedanken des Heils und ich wusste es nicht (vgl. Jer 29,11) […] Aber der Nagel, der ihn durchdringt, ist für mich zu einem Schlüssel geworden, der mir das Geheimnis seiner Pläne eröffnet. Wie könnte man durch diese Öffnungen nicht hindurchblicken? Die Nägel und die Wunden schreien es heraus, dass Gott in der Person Christi wirklich die Welt mit sich versöhnt (2 Kor 5,19). Das Eisen hat sein Wesen durchbohrt und sein Herz getroffen, damit er mit meiner verletzlichen Natur Mitleid empfinden kann. Das Geheimnis seines Herzens liegt entblößt da in den Wunden seines Leibes: das Mysterium der unendlichen Güte ist offen zu sehen, diese zärtliche „Liebe unseres Gottes, durch die uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe besucht hat“ (vgl. Lk 1,78). Wie sollte dieses Herz sich durch solche Wunden nicht offenbaren? Wie kann man denn deutlicher als durch deine Wunden aufzeigen, dass du, Herr, sanft bist, voller Mitgefühl und von großer Barmherzigkeit? Denn es gibt kein größeres Mitgefühl, als wenn einer sein Leben hingibt für jene, die zum Tode verurteilt sind (vgl. Joh 15,13).

Dienstag, 12 Februar 2019 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Das Gebet ist ein Herz-zu-Herz mit Gott […] Das gut verrichtete Gebet berührt das Herz Gottes und bewegt ihn, uns zu erhören. Wenn wir beten, soll sich unser ganzes Sein Gott zuwenden: unsere Gedanken, unser Herz. Der Herr lässt sich rühren und kommt uns zu Hilfe. Bete und hoffe. Gerate nicht in Erregung; Aufgeregtheit dient zu nichts. Gott ist barmherzig und er hört dein Gebet. Das Gebet ist unsere stärkste Waffe: es ist der Schlüssel, der das Herz Gottes aufschließt. Du musst dich an Jesus wenden, weniger mit den Lippen als mit dem Herzen.

Montag, 11 Februar 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

Selbst wenn er Tote auferweckt, begnügt sich der Retter nicht damit, durch sein Wort, das doch göttliche Befehle verkündet, zu handeln. Für diese so großartige Tat bedient er sich, wenn man so sagen darf, der Mitwirkung seines Fleisches. Er will damit zeigen, dass es die Macht hat, das Leben zu schenken, und erkennen lassen, dass sein Fleisch eins ist mit ihm: es handelt sich ja in der Tat um sein eigenes Fleisch und nicht um einen fremden Körper. So geschah es auch, als er die Tochter des Synagogenvorstehers auferweckte mit den Worten: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ (Mk 5,41): Er nahm sie bei der Hand, wie geschrieben steht. Er gab ihr das Leben zurück durch einen allmächtigen Befehl als Gott; er belebte sie auch durch die Berührung mit seinem heiligen Fleisch und bezeugte so, dass in seinem Leib wie in seinem Wort ein und dieselbe Kraft am Werk war. Ebenso geschah es, als er in eine Stadt namens Nain kam, wo man den einzigen Sohn einer Witwe zu Grabe trug: er fasste die Leichenbahre an und sagte: „Jüngling, ich sage dir: Steh auf!“ (Lk 7,14). Er verleiht also nicht nur seinem Wort die Macht, Tote aufzuerwecken; sondern um zu zeigen, dass sein Leib lebendig macht, berührt er auch die Toten, und lässt durch sein Fleisch das Leben in ihre Leichen übergehen. Wenn schon der bloße Kontakt mit seinem heiligen Leib einem Körper, der bereits im Zustand der Zersetzung ist, das Leben zurückgibt – welchen Gewinn werden wir dann erst in seiner lebenspendenden Eucharistie finden, wenn wir sie zu unserer Nahrung machen? Sie verwandelt jene, die am Mahl teilgenommen haben, ganz und gar in das ihr eigene Gut: in die Unsterblichkeit.

Sonntag, 10 Februar 2019 : Kommentar Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

Als Jesus mit seinen Jüngern auf das Meer hinausfuhr, dachte er nicht nur an dieses Fischen. Deshalb […] antwortet er Petrus: „Fürchte dich nicht; von nun an wirst du Menschen fischen.“ Und auch bei diesem neuen Fischfang wird die göttliche Großzügigkeit nicht fehlen: Die Apostel werden zu Instrumenten für große Wunder, ihrer persönlichen Schwäche zum Trotz. Wenn wir jeden Tag kämpfen, um zur Heiligkeit zu gelangen in unserem gewöhnlichen Leben, ein jeder an seinem Platz inmitten der Welt und in seinem Beruf, dann wage ich zu behaupten, dass der Herr auch aus uns Instrumente machen wird, die fähig sind, Wunder zu wirken, und zwar noch außergewöhnlichere, wenn nötig. Wir werden den Blinden das Augenlicht geben. Wer könnte nicht tausend Beispiele dafür aufzählen, wie ein fast von Geburt an Blinder wieder sehen kann und den vollen Glanz des Lichtes Christi empfängt? Ein anderer war taub und ein anderer stumm, sie konnten kein einziges Wort als Kinder Gottes hören oder reden […]: nun hören und reden sie als wahre Menschen […] „Im Namen Jesu“ geben die Apostel einem Kranken, der keiner nützlichen Handlung fähig ist, seine Kräfte wieder […] „Im Namen des Herrn, steh auf und geh!“ (vgl. Apg 3,6). Ein anderer Mensch, der gestorben war und schon Verwesungsgeruch verbreitete, hörte die Stimme Gottes, wie beim Wunder an dem Sohn der Witwe von Naim: „Junger Mann, ich sage dir, steh auf“ (vgl. Lk 7,14; vgl. Apg 9,40). Wir werden Wunder wirken wie Christus, Wunder, wie die ersten Apostel. Diese Wunder sind vielleicht Wirklichkeit geworden in dir, in mir: vielleicht waren wir blind oder taub oder lahm oder rochen nach Tod, als das Wort Gottes uns unserer Niedergebeugtheit entriss. Wenn wir Christus lieben, wenn wir ihm im Guten folgen, wenn er allein es ist, den wir suchen und nicht uns selbst, können wir in seinem Namen umsonst weitergeben, was wir umsonst empfangen haben.

Samstag, 9 Februar 2019 : Kommentar Isaak der Syrer 

Wenn David Gott gerecht und beständig nennt, so hat ihn sein Sohn uns als gut und sanft offenbart. […] Fern sei uns der unbillige Gedanke, Gott sei nicht mitfühlend! O erstaunliches Mitleid Gottes! O Wunder der Huld Gottes, unseres Schöpfers! O alles vermögende Macht! O unermessliche Güte, die er unserer Natur erweist, um sie neu zu schaffen! Wer kann seine Herrlichkeit in Worte fassen? Er richtet den wieder auf, der ihn beleidigt und geschmäht hat; er erweckt seelenlose Asche zu neuem Leben […] und aus unserem zerstreuten Geist und unseren verwirrten Sinnen schafft er eine vernunftbegabte und zum Denken befähigte Natur. Der Sünder ist nicht im Stande, die Gnade seiner Auferstehung zu begreifen […] Was bedeutet schon die Hölle angesichts der Gnade der Auferstehung, wenn uns Gott aus der Verdammnis heraushebt und diesem vergänglichen Leib das Geschenk macht, sich mit Unsterblichkeit zu bekleiden (1 Kor 15,53) […] Ihr, die ihr die Gabe der Unterscheidung habt: kommt und staunt. Welcher mit Weisheit und wunderbarer Intelligenz ausgestattete Mensch könnte die Gnade unseres Schöpfers so bewundern, wie sie es verdient? Mit dieser Gnade belohnt er die Sünder. Denn anstelle der vollen Gerechtigkeit, die sie verdienen, schenkt er ihnen die Auferstehung. Die Leiber, die sein Gesetz entweiht haben, bekleidet er mit der Herrlichkeit der Unverweslichkeit. Diese Gnade – die Auferstehung, die uns geschenkt wird, nachdem wir gesündigt haben – ist größer als die erste, als er uns schuf, da wir noch nicht waren. Ehre sei deiner unermesslichen Gnade, o Herr! Angesichts der Fluten deiner Gnade kann ich nur verstummen. Die Dankbarkeit, die ich dir schulde – ich kann sie nicht in Worte fassen.

Freitag, 8 Februar 2019 : Kommentar Hl. Cyprian

„Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm 8,18). Wer wird also nicht auf jede mögliche Weise daran arbeiten, eine solche Herrlichkeit zu erlangen, um ein Freund Gottes zu werden, sich sogleich der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu erfreuen und den göttlichen Lohn zu empfangen nach den Leiden und Bitterkeiten dieser Erde? Für die Soldaten dieser Welt ist es eine Ehre, im Triumph in ihr Vaterland zurückzukehren, nachdem sie den Feind bezwungen haben. Ist es nicht eine viel größere Ehre, im Triumph nach dem Sieg über den Dämon ins Paradies zurückzukehren, aus dem Adam aufgrund seiner Sünde verjagt wurde? Die Siegestrophäe zurückzubringen, nachdem jener zu Fall gebracht wurde, der ihn getäuscht hatte? Gott als herrliche Gabe einen unversehrten Glauben darzubringen, einen geistlichen Mut ohne Schwäche, eine Hingabe, die allen Lobes würdig ist? […] Miterbe Christi zu werden, den Engeln gleichgestellt, sich des Himmelreichs zu erfreuen mit den Patriarchen, Aposteln und Propheten? Welche Verfolgung wäre in der Lage, solche Gedanken zu besiegen, die uns dabei helfen können, die Folterungen zu bestehen? […] Die Welt kerkert uns ein während ihrer Verfolgungen, doch der Himmel bleibt offen […] Was für eine Ehre und was für eine Sicherheit, mit Freude aus dieser Welt gehen zu können, herrlich aus ihr auszuziehen, indem man Prüfungen und Leiden durchschreitet! Nur einen Augenblick die Augen zu schließen, die die Menschen und die Welt gesehen haben, um sie gleich wieder zu öffnen für die Schau Gottes und Christi! […] Wenn die Verfolgung einen Soldaten bedrängt, der so vorbereitet ist, kann sie seinen Mut nicht überwältigen! Selbst wenn wir noch vor dem Kampf in den Himmel gerufen werden, wird der Glaube, der so vorbereitet war, nicht ohne Lohn bleiben […] In der Verfolgung krönt Gott seine Soldaten; im Frieden krönt er das gute Gewissen.

Mittwoch, 6 Februar 2019 : Kommentar Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

Josef liebte Jesus, wie ein Vater seinen Sohn liebt; er nahm sich seiner an und gab ihm das Beste, das er hatte. Josef ging mit diesem Kind um, wie es ihm aufgetragen worden war. Er gab seinen Beruf an ihn weiter und bildete ihn zu einem Handwerker aus. Daher wurde Jesus von seinen Nachbarn in Nazaret schlicht „Zimmermann“ oder „Sohn des Zimmermanns“ genannt (Mt 13,55) […] Jesus muss Josef wohl ähnlich gewesen sein: in seinem Wesen, in der Art und Weise, wie er arbeitete und redete. Sein Realismus, seine Beobachtungsgabe, seine Manieren bei Tisch und beim Brotbrechen, sein Hang zu anschaulicher Darstellung seiner Lehre unter Verwendung von Beispielen aus dem Alltagsleben – all das spiegelt die Kindheit und Jugend Jesu wider und dementsprechend seine Beziehung zu Josef. Welche Tiefe liegt in diesem Geheimnis! Dieser Jesus – ein Mensch, der den Dialekt einer bestimmten Region Israels spricht, der Ähnlichkeit hat mit einem Handwerker namens Josef, er ist Gottes Sohn! Und wer kann Gott irgendetwas beibringen? Freilich, er ist wahrer Mensch und lebt ein normales Leben: zuerst als Kind, dann als junger Mann, der in Josefs Werkstatt mithilft, schließlich ein Mann im reifen Alter: „Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52). Josef war im menschlichen Bereich der Lehrmeister Jesu. Tag für Tag ließ er ihn taktvoll seine Zuneigung spüren. Er kümmerte sich um ihn mit froher Selbstlosigkeit. Ist das nicht ein guter Grund, diesen gerechten Mann (Mt 1,19), diesen heiligen Patriarchen, in dem der Glaube des Alten Bundes seinen Höhepunkt erreichte, als ein Lehrmeister des inneren Lebens zu betrachten?

Dienstag, 5 Februar 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen […] steh auf!“ „Nachdem du ein zweites Mal geboren bist, wirst du ‚Mädchen‘ genannt werden. Mädchen, steh auf um meinetwillen, nicht aufgrund deines Verdienstes, sondern durch das Wirken meiner Gnade. Steh also auf um meinetwillen: deine Heilung kommt nicht aus deiner eigenen Kraft.“ „Sofort stand das Mädchen auf und ging umher.“ Möge Jesus doch auch uns berühren und wir werden sofort umhergehen. Obwohl wir gelähmt sind, obwohl unsere Werke schlecht sind und wir nicht gehen können, obwohl wir auf dem Bett unserer Sünden liegen […] Wenn Jesus uns berührt, sind wir augenblicklich geheilt. Die Schwiegermutter des Petrus lag darnieder, vom Fieber geplagt: Jesus fasste sie an der Hand; da stand sie auf und sorgte sogleich für ihn (Mk 1,31) […] „Die Leute waren ganz fassungslos vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren“. Versteht ihr, warum er die Leute hinausschickte, während er ein Wunder vollbringen wollte? Er befahl nicht nur, sondern er befahl mit Nachdruck, dass niemand davon erfahren dürfe. Er befahl den drei Aposteln, er befahl auch den Eltern, es niemand wissen zu lassen. Der Herr richtete den Befehl an alle, aber das Mädchen konnte es nicht für sich behalten, sie die aufgestanden ist. „[…] dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben“: damit seine [des Mädchens] Auferstehung nicht als Erscheinung eines Geistes angesehen werde. Er selber aß nach seiner Auferstehung ein Stück gebratenen Fisch und Honigwabe (vgl. Lk 24,42 Vulg.) […] Ich bitte dich inständig, Herr, fass auch uns, die wir darniederliegen, an der Hand; zieh uns empor aus dem Bett unserer Sünden und lass uns umhergehen. Und wenn wir umhergegangen sind, gib uns etwas zu essen. Im Liegen können wir nicht essen. Wenn wir nicht stehen, können wir den Leib Christi nicht empfangen.

Montag, 4 Februar 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Wie nämlich der Sohn vom Vater gesandt ist, so hat er selbst die Apostel gesandt (vgl. Joh 20,21) mit den Worten: „Gehet hin und lehret alle Völker, taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,18–20). Diesen feierlichen Auftrag Christi zur Verkündigung der Heilswahrheit hat die Kirche von den Aposteln erhalten und muss ihn erfüllen bis zu den Grenzen der Erde (vgl. Apg 1,8). Daher macht sie sich die Worte des Apostels zu eigen: „Weh … mir, wenn ich die Frohbotschaft nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16.) Unablässig fährt sie darum fort, Verkünder auszusenden, bis die neuen Kirchen voll errichtet sind und auch selbst das Werk der Verkündigung fortsetzen können. Sie wird nämlich vom Heiligen Geiste angetrieben, mitzuwirken, dass der Ratschluss Gottes, der Christus zum Ursprung des Heils für die ganze Welt bestellt hat, tatsächlich ausgeführt werde. In der Verkündigung der Frohbotschaft sucht die Kirche die Hörer zum Glauben und zum Bekenntnis des Glaubens zu bringen, bereitet sie für die Taufe vor, befreit sie aus der Knechtschaft des Irrtums und gliedert sie Christus ein, damit sie durch die Liebe bis zur Fülle in ihn hineinwachsen. Ihre Mühe aber bewirkt, dass aller Same des Guten, der sich in Herz und Geist der Menschen oder in den eigenen Riten und Kulturen der Völker findet, nicht nur nicht untergehe, sondern geheilt, erhoben und vollendet werde zur Ehre Gottes, zur Beschämung des Teufels und zur Seligkeit des Menschen. Jedem Jünger Christi obliegt die Pflicht, nach seinem Teil den Glauben auszusäen. Wenn auch jeder die Glaubenden taufen kann, so ist es doch Sache des Priesters, die Auferbauung des Leibes durch das eucharistische Opfer zu vollenden und so die Worte Gottes, die er durch den Propheten gesprochen hat, zu erfüllen: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist mein Name groß unter den Völkern, und an jedem Ort wird geopfert und meinem Namen eine reine Opfergabe dargebracht“ (Mal 1,11). So aber betet und arbeitet die Kirche zugleich, dass die Fülle der ganzen Welt in das Volk Gottes eingehe, in den Leib des Herrn und den Tempel des Heiligen Geistes, und dass in Christus, dem Haupte aller, jegliche Ehre und Herrlichkeit dem Schöpfer und Vater des Alls gegeben werde.

Sonntag, 3 Februar 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Ein Arzt ist zu uns gekommen, um uns wieder gesund zu machen: unser Herr Jesus Christus. Er hat Blindheit in unseren Herzen angetroffen und das Licht verheißen, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist“ (1 Kor 2,9). Die Demut Jesu Christi ist das Heilmittel für deinen Stolz. Mach dich nicht lustig über das, was dir Heilung bringen wird; sei demütig, du, für den Gott sich verdemütigt hat. Er, der deine Krankheit kennt und sie heilen kann, wusste nämlich, dass das Heilmittel der Demut dich heilen würde. Da du nicht zum Arzt eilen konntest, so ist der Arzt selber zu dir gekommen […] Er kommt und will dir helfen; er weiß, was du brauchst. Gott ist mit Demut gekommen, damit der Mensch sich ihn zum Vorbild nehmen kann. Wäre er hoch über dir geblieben – wie hättest du ihn nachahmen können? Und ohne ihn nachzuahmen, wie hättest du heil werden können? Er ist mit Demut gekommen, weil er die Art des Heilmittels kannte, das er dir verabreichen musste: ein bisschen bitter, gewiss, aber heilsam. Und du, du machst dich weiter über den lustig, der dir den Becher reicht, und sagst bei dir selbst: „Aber was ist das denn für ein Gott, den ich habe? Er wurde geboren, hat gelitten, wurde übel bespuckt, mit Dornen gekrönt, ans Kreuz geheftet.“ Du unglückliche Seele! Du siehst die Demut des Arztes und siehst nicht das Krebsgeschwür deines Stolzes; deshalb gefällt dir die Demut nicht […] Es geschieht häufig, dass Geisteskranke gegenüber ihren Ärzten gewalttätig werden. In diesem Fall zürnt der barmherzige Arzt dem, der ihn geschlagen hat, nicht; vielmehr versucht er, pfleglich mit ihm umzugehen […] Unser Arzt hatte keine Angst davor, von Wahnsinnigen umgebracht zu werden: Er hat seinen eigenen Tod zu einem Heilmittel für sie gemacht. Er ist wahrlich gestorben und auferstanden.

Samstag, 2 Februar 2019 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

Simeon, meine Brüder, hält eine brennende Kerze in seiner Hand. Entzündet auch ihr eure Kerzen an seinem Licht, das sind die Lampen, von denen der Herr will, dass ihr sie in der Hand haltet (Lk 12,35). Die auf ihn blicken, werden strahlen (vgl. Ps 34(33),6), so dass ihr selbst mehr seid als nur Menschen, die Lampen mit sich tragen: nämlich Lichter, die von innen her strahlen, für euch und euren Nächsten. Ihr sollt also eine Lampe tragen in eurem Herzen, in eurer Hand, in eurem Mund. Die Lampe in euren Herzen möge euch selber Licht spenden, die Lampe in Hand und Mund eurem Nächsten. Die Lampe in euren Herzen ist die vom Glauben angeregte Hingabe; die Lampe in eurer Hand das Beispiel eurer guten Werke; die Lampe in eurem Mund das Wort, das auferbaut. Denn wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, aufgrund unserer Taten und unserer Worte Lampen für die Menschen zu sein, sondern wir sollen durch unser Gebet auch vor den Engeln, und durch unsere Gesinnung auch vor Gott leuchten. Unser Licht vor den Engeln besteht in unserer lauteren Hinwendung zu Gott, die uns in ihrer Gegenwart andächtig singen und mit Inbrunst beten lässt. Unser Licht vor Gott ist unser ehrlicher Entschluss, nur dem gefallen zu wollen, vor dem wir Gnade gefunden haben […] Bevor ihr, meine Brüder, alle diese Lichter zum Leuchten bringt, lasst euch selber erleuchten und kommt an die Quelle des Lichtes, zu Jesus, der im Arm Simeons sein Licht aufstrahlen lässt. Er möchte, das ist gewiss, euren Glauben erleuchten, eure Werke zum Strahlen bringen, euch die Worte, die ihr den Menschen sagen sollt, eingeben, euer Gebet befruchten und eure Absichten reinigen […] Und wenn das Licht dieses Lebens erlöscht, werdet ihr das Licht des Lebens aufgehen sehen, das nie mehr erlischt und das den Abendhimmel taghell erleuchtet.

Donnerstag, 31 Januar 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Das Evangelium kann nicht in Geist, Leben und Arbeit eines Volkes tief Wurzel schlagen ohne die tätige Anwesenheit der Laien. […] Hauptaufgabe der Laien, der Männer und der Frauen, ist das Christuszeugnis, das sie durch Leben und Wort in ihrer Familie, in ihrer Gesellschaftsschicht und im Bereich ihrer Berufsarbeit geben müssen. Denn es muß in ihnen der neue Mensch erscheinen, der nach Gottes Bild in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit geschaffen ist. Diese Neuheit des Lebens aber müssen sie im Bereich der heimatlichen Gesellschaft und Kultur ausdrücken, den Traditionen des eigenen Volkes entsprechend. Sie selbst müssen diese Kultur kennen, sie heilen und bewahren, sie müssen sie im Zug der modernen Entwicklung entfalten und endlich in Christus vollenden, so daß der Christusglaube und das Leben der Kirche der Gesellschaft, in der sie leben, nicht mehr äußerlich sei, sondern sie zu durchdringen und zu verwandeln beginne. Ihren Mitbürgern seien sie in aufrichtiger Liebe verbunden, so daß in ihrem Umgang das neue Band der Einheit und der universalen Solidarität sichtbar werde, die aus dem Geheimnis Christi stammt. […] Diese Pflicht ist um so dringender, weil die meisten Menschen nur durch benachbarte Laien das Evangelium hören und Christus kennenlernen können. […] Die Diener der Kirche sollen das Apostolat der Laien hoch bewerten. Sie sollen die Laien formen, daß sie sich als Glieder Christi ihrer Verantwortung für alle Menschen bewußt werden; sie sollen ihnen das Geheimnis Christi tief erschließen, sie sollen sie auch in die methodische Arbeit einführen und ihnen in Schwierigkeiten zur Seite stehen […] Hirten und Laien haben also ihre besonderen Aufgaben und ihre eigene Verantwortung, und so soll die ganze junge Kirche ein einziges Zeugnis Christi geben, lebendig und stark, auf daß sie ein leuchtendes Zeichen des Heils sei, das in Christus zu uns gekommen ist.

Mittwoch, 30 Januar 2019 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Es ist wirklich ein großer und lobenswerter Tausch, das Zeitliche um des Ewigen willen zu verlassen, Himmlisches für Irdisches zu gewinnen, Hundertfaches für Eines zu bekommen und das selige ewige Leben zu besitzen. Deshalb habe ich es unternommen, so sehr ich vermag, Eure Hoheit und Heiligkeit mit demütigen Bitten und mit der herzlichen Liebe, die Christus zu uns hat, anzuflehen, dass Ihr in seinem heiligen Dienst zu erstarken begehrt, wachsend vom Guten zum Besseren, von Tugenden zu Tugenden, damit der, dem Ihr mit der ganzen Sehnsucht des Herzens dient, sich würdige, die ersehnten Belohnungen zu gewähren. Ich beschwöre Euch auch im Herrn, so gut ich es vermag, dass Ihr mich, Eure freilich unnütze Magd, und die übrigen Euch ergebenen Schwestern, die mit mir im Kloster weilen, in Euren heiligen Gebeten dem Herrn anempfehlen möget. Mit der Unterstützung Eurer Gebete können wir die Barmherzigkeit Jesu Christi verdienen, um schließlich zusammen mit Euch für würdig befunden zu werden, uns der ewigen Anschauung zu erfreuen.

Dienstag, 29 Januar 2019 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Ihr müsst wissen, dass der feste Wille, den Willen Gottes ausnahmslos in allen Dingen zu tun, im Gebet des Herrn, im Vater unser ausgesprochen ist, in den Worten, die wir täglich beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ (Mt 6,10). Der göttliche Wille stößt im Himmel auf keinerlei Widerstand, alles ist ihm untertan, alles gehorcht ihm. Wir beten nun, dass es auch mit uns so werde, und wir versprechen dem Herrn, so handeln zu wollen, seinem Willen keinen Widerstand zu leisten und ihm in allem ganz gefügig sein zu wollen. Unter dem Willen Gottes verstehen wir seinen ausgesprochenen Willen und den Willen seines Wohlgefallens. Der Wille Gottes tut sich uns in vierfacher Weise kund: 1) in den Geboten Gottes, 2) in den Geboten der Kirche, 3) in den Räten, 4) in den Einsprechungen. Unter die Gebote Gottes und der Kirche muss jeder Christ seinen Nacken beugen; jeder muss sich ihnen gehorsam fügen. In diesen Geboten spricht sich der Wille Gottes ohne Einschränkung aus und fordert, dass wir gehorchen, wenn wir gerettet werden wollen. Die Beobachtung der Räte empfiehlt er uns nur; er fordert sie nicht bedingungslos von uns, legt uns aber seinen Willen in Form eines Wunsches nahe. Wir verscherzen uns also seine Liebe nicht, trennen uns auch nicht von ihm, wenn wir nicht den Mut aufbringen, die Räte zu erfüllen. Wir dürfen auch gar nicht einmal alle Räte befolgen wollen, sondern nur jene, die unserem Stand entsprechen; denn manche sind einander so entgegengesetzt, dass es ganz unmöglich ist, den einen zu befolgen, ohne sich zugleich der Möglichkeit zu berauben, den anderen zu erfüllen. Es ist z. B. ein evangelischer Rat, alles zu verlassen und ganz arm dem Herrn nachzufolgen; es ist auch ein evangelischer Rat, den Bedürftigen zu borgen und Almosen zu geben. Wie aber konnte, wer all seinen Besitz auf einmal hergeschenkt hat, noch etwas ausleihen und Almosen geben, wo er doch nichts mehr hat? Wir sollen also die Räte befolgen, die Gott von uns geübt haben will, und nicht meinen, wir müssten alle befolgen, die er gegeben. Außer diesem ausgesprochenen Willen Gottes gibt es noch den Willen seines Wohlgefallens. Auf diesen müssen wir schauen in allen Vorkommnissen, also bei allem, was uns begegnet: In Krankheit und Tod, in Trübsal und Freude, in guten wie in schlimmen Tagen, kurz in allem, was unvorhergesehen an uns herankommt. Und wir müssen allzeit bereit sein, uns diesem Willen Gottes zu fügen, in angenehmen wie in unangenehmen Lagen, in Freud wie in Leid, im Leben wie im Sterben, in allem, was nicht offensichtlich gegen den ausgesprochenen Willen Gottes ist; denn dieser geht immer vor.

Montag, 28 Januar 2019 : Kommentar Isaak von Stella

„Nur mit Hilfe von Beelzebul, dem Herrscher der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.“ […] Es ist den schlechten und von der Missgunst angetriebenen Menschen eigen, ihre Augen vor dem Verdienst anderer zu verschließen, so gut sie können; wenn sie es jedoch nicht mehr können, weil die Verdienste offenkundig sind, werten sie diese ab oder verzerren sie. Während also die Menge beim Anblick der Werke Christi mit Hingabe und Erstaunen jubelt, schließen die Pharisäer und Schriftgelehrten die Augen vor dem, was sie als wahr erkennen, schätzen gering, was groß ist, verzerren, was gut ist. Einmal sagten sie zum Beispiel, indem sie Unwissenheit vortäuschten, zu dem, der so viele wunderbare Zeichen tat: „Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben?“ (Joh 6,30). Hier, wo sie die Tatsachen nicht unverschämt bestreiten können, schmälern sie diese sie in gehässiger Weise […]; und sie verzerren sie, indem sie sagen: „Nur mit Hilfe von Beelzebul, dem Herrscher der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.“ Da ist sie, liebe Brüder, die Lästerung gegen den Geist, die jene bindet, die von ihr mit Ketten ewiger Sünde gepackt sind. Es ist nicht so, dass es für den Bußfertigen unmöglich wäre, für alles Vergebung zu erlangen, wenn er „Früchte bringt, die seine Bekehrung zeigen“ (vgl. Lk 3,8). Doch niedergedrückt unter einem solchen Gewicht an Bosheit, hat er nicht die Kraft, sich nach dieser ehrbaren Buße, die die Vergebung erwirkt, auszustrecken […] Wenn einer, der bei seinem Bruder offensichtlich die Gnade und das Wirken des Heiligen Geistes wahrnimmt […], nicht davor zurückschreckt, das, was er als vom Heiligen Geist kommend erkannt hat, zu verunglimpfen, zu verleumden und dreist dem bösen Geist zuzuschreiben, der ist so sehr verlassen von diesem Geist der Gnade, dass er keine Buße mehr will, die ihm Vergebung erwirken würde. Er ist zur Gänze im Dunkel, erblindet durch seine eigene Bosheit. Was gibt es denn Schlimmeres, als aus Neid gegenüber einem Bruder, den man wie sich selbst lieben soll, zu wagen, die Güte Gottes zu schmähen […] und seine Hoheit zu verhöhnen, indem man einen Menschen schlecht macht?

Freitag, 25 Januar 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Paulus verkündet Christus mit den Worten: „Wir verkünden nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen“ (2 Kor 4,5). Wer war nun Paulus? Ehedem ein Verfolger (Christi). O großes Wunder! Er, der früher Christus verfolgt hat, verkündet Christus! Warum? Wurde er bestochen? Niemand hatte ihn bestochen. Oder war er vom persönlichen Verkehr mit Christus ergriffen? Christus war ja bereits in den Himmel aufgefahren. Paulus zog aus zur Verfolgung. Aber schon nach drei Tagen war der Verfolger (Christi) in Damaskus (Christi) Prediger. Welche Kraft hat da gewirkt? Sonst ruft man Freunde als Zeugen für Freunde an; ich aber habe dir einen ehemaligen Feind als Zeugen zitiert. Hast du noch Zweifel? Schwerwiegend wäre zwar auch das Zeugnis von Petrus und Johannes; doch manchem war es ungenügend, da Petrus und Johannes Freunde (Christi) waren. Wer sollte aber noch an der Wahrheit zweifeln, wenn einer zuerst Christi Feind war, später aber für ihn gestorben ist? Hier muss ich wahrlich das Walten des Heiligen Geistes bewundern. Die Briefe der übrigen Apostel beschränkte er nämlich auf eine kleine Zahl; Paulus aber, dem ehemaligen Verfolger, gewährte er die Gnade, vierzehn Briefe zu schreiben. […] Er gewährte seinem früheren Feind und Verfolger, mehr zu schreiben, damit seine Lehre über allem Zweifel erhaben wäre und wir alle deshalb gläubig würden. „Alle staunten über Paulus und sagten: Ist das nicht der, welcher uns früher verfolgte? Ist er nicht hierhergekommen, um uns gefesselt nach Jerusalem zu führen?“ (vgl. Apg 9,21). „Staunt nicht“, entgegnet Paulus, „ich weiß, dass es für mich schwer ist, gegen den Stachel auszuschlagen (vgl. Apg 26,14). Ich weiß, dass ich nicht würdig bin, Apostel zu heißen, da ich die Kirche Gottes verfolgt habe (vgl. 1 Kor 15,9). Doch habe ich sie verfolgt aus Unwissenheit. […] Übergroß war in mir die Gnade Gottes“ (vgl. 1 Tim 1,13–14).

Samstag, 26 Januar 2019 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Die Kirche heißt katholisch, weil sie auf dem ganzen Erdkreis, von dem einen Ende bis zum anderen, ausgebreitet ist, weil sie allgemein und ohne Unterlass all das lehrt, was der Mensch von dem Sichtbaren und Unsichtbaren, von dem Himmlischen und Irdischen wissen muss, weil sie das ganze Menschengeschlecht, Herrscher und Untertanen, Gebildete und Ungebildete, zur Gottesverehrung führt, weil sie allgemein jede Art von Sünden, die mit der Seele und dem Leibe begangen werden, behandelt und heilt, endlich weil sie in sich jede Art von Tugend, die es gibt, besitzt, mag sich dieselbe in Werken oder Worten oder in irgendwelchen Gnadengaben offenbaren. Der Name Kirche (ἐκκλησία) [ekklēsia] erklärt sich daraus, daß durch sie alle Menschen berufen und vereint werden. Im Buch Levitikus sagt der Herr: „Versammle (ἐκκλησίασον) [ekklēsiason] die ganze Gemeinde vor der Türe des Zeltes des Zeugnisses!“ (8,3). […] Im Buch Deuteronomium spricht Gott zu Moses: „Versammle (ἐκκλησίασον) [ekklēsiason] vor mir das Volk! Sie sollen meine Worte hören, dass sie mich fürchten lernen!“ (4,10). […] Und der Psalmist sagt: „Ich will dich preisen, o Herr, in großer Versammlung (ἐκκλησία) [ekklēsia], vor zahlreichem Volke will ich dich loben“ (34,18). […] Seitdem aber die Juden den Erlöser verfolgt haben und deshalb aus der Gnade verstoßen worden sind, hat der Erlöser mit der Gründung unserer heiligen christlichen Kirche eine zweite Kirche, und zwar aus den Heiden, erbaut. Zu Petrus sagte er über dieselbe: „Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). […] Nachdem die eine, jüdische Kirche verworfen ist, mehren sich auf dem ganzen Erdkreis die christlichen Kirchen, worüber in den Psalmen gesagt ist: „Singet dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Kirche der Heiligen!“ (149,1). […] Über diese heilige katholische Kirche schreibt Paulus an Timotheus: „Du sollst wissen, wie du zu wandeln hast im Hause Gottes, welches ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1 Tim 3,15).

Sonntag, 27 Januar 2019 : Kommentar Hl. Ambrosius

Lösche deinen Durst zunächst am Alten Testament und trinke dann aus dem Neuen. Wenn du nicht aus ersterem trinkst, kannst du dich nicht am zweiten laben. Trink aus ersterem, um deinen Durst zu stillen, aus dem zweiten aber um ihn ganz zu löschen […] Trinke aus dem Alten und dem Neuen Testament, denn in beiden trinkst du Christus. Lösche deinen Durst mit Christus, denn er ist der Weinstock, er ist der Fels, aus dem Wasser sprudelte, er ist die Quelle des Lebens. Trinke Christus, denn er ist der Strom, dessen Wasser die Gottesstadt erquicken, er ist der Friede, und aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Trinke Christus, um dich am Blut deiner Erlösung und des Wortes Gottes zu erquicken. Das Alte Testament ist sein Wort, das Neue Testament ebenfalls. Man trinkt die Heilige Schrift und man isst sie, und dann steigt das ewige Wort, das Wort Gottes, herab in die Adern des Geistes und in das Leben der Seele: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Erquicke dich also an diesem Wort, aber in der richtigen Reihenfolge: trinke es zuerst aus dem Alten Testament, und dann sogleich aus dem Neuen. Er selber sagt gleichsam mit Nachdruck: „Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“ Trink also ohne Verzug, und ein helles Licht wird dich erleuchten: nicht mehr das Licht des Tages, der Sonne oder des Mondes, sondern jenes Licht, das den Schatten des Todes vertreibt. (Biblische Referenzen: Joh 15,1; 1 Kor 10,4; Ps 37(36),10; 46(45),5; Eph 2,14; Joh 7,38; Dt 8,3; vgl. Mt 4,4; Jes 9,1 LXX; vgl. Mt 4,16; Lk 1,79)

Dienstag, 22 Januar 2019 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ […] Der Sabbat hat ja auch im Anfang vielen und großen Nutzen gebracht. So machte er, dass die Juden gegen ihre Angehörigen milde und liebevoll waren; er lehrte sie die Vorsehung und die Schöpfung Gottes […] Er selbst hingegen, der das Gesetz des Sabbats gegeben hatte, lässt auch […] erkennen, dass er nur das eine wollte, dass sie sich vom Bösen enthielten. „Denn“, sagt er, „tut nichts, außer was für die Seele getan wird“ (Ex 12,16). So wurde im Heiligtum jede Verrichtung vorgenommen, und zwar mit noch größerem Eifer und mit erhöhter Emsigkeit. So ließ er sie durch den Schatten selbst die Wahrheit schauen. Dann hat also Christus eine so nützliche Einrichtung aufgehoben? Ganz und gar nicht; er hat sie im Gegenteil noch fester begründet. […] Auch sollten sie […] nicht glauben, dass Gott alles allein tue, damit nicht infolgedessen diejenigen lässig würden, die zur Nachahmung der Liebe Gottes selbst berufen waren. „Denn“, heißt es, „werdet barmherzig, wie euer Vater im Himmel“ (Lk 6,36). Ebenso wenig sollten diejenigen nur einen Tag als Fest feiern, die er geheißen hatte, das ganze Leben zu einem Festtag zu gestalten. „Denn“, schreibt Paulus, „lasst uns Feste feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, noch mit dem Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit, sondern mit dem ungesäuerten Brote der Reinheit und Wahrheit“ (1 Kor 5,8). […] Was hat also derjenige den Sabbat nötig, der fortwährend Feiertag hat, dessen Leben sich im Himmel bewegt? Halten wir daher immerdar Feiertag und tun wir nichts Böses; denn darin besteht der wahre Feiertag.

Montag, 21 Januar 2019 : Kommentar Hl. Ephräm

Herr, ich lade Dich ein zu einem Hochzeitsmahl aus Festgesängen. In Kana fehlte der Wein, der unseren Lobpreis versinnbildet; Du, der Du eingeladen warst und die Krüge mit gutem Wein gefüllt hast, sättige meinen Mund mit Deinem Lobpreis! Der Wein von Kana ist das Symbol unseres Lobpreises, weil alle, die von ihm tranken, davon begeistert waren. Bei diesem Hochzeitsmahl, das nicht das Deinige war, hast Du, der wahre Gerechte, sechs große Krüge von köstlichem Wein überfließen lassen; bei dem Festmahl, zu dem ich Dich einlade, kannst Du die Ohren vieler Menschen mit Deiner Süße erfüllen. Einst warst Du bei der Hochzeit anderer der Eingeladene; jetzt jedoch hast Du hier Dein eigenes Festmahl, das keusch und schön ist. Möge es doch Dein Volk erfreuen! Deine Festgesänge sollen Deine Gäste erquicken; meine Zither soll Deinen Gesang begleiten! Deine Verlobte ist unsere Seele; unser Leib ist Dein Hochzeitsgemach; unsere Sinne und Gedanken sind die zum Mahl Eingeladenen. Wenn für Dich schon ein einziger Mensch zum Hochzeitsmahl wird, wie groß wird dann erst das Festmahl der ganzen Kirche sein!

Sonntag, 20 Januar 2019 : Kommentar Hl. Augustinus

Das Wunder unseres Herrn Jesu Christi, wodurch er aus Wasser Wein machte, ist für jene nicht erstaunlich, welche wissen, dass Gott es wirkte. Der nämlich machte an jenem Tag bei der Hochzeit den Wein in sechs Krügen, die er mit Wasser zu füllen befahl, der dies jedes Jahr in den Weinstöcken tut. Denn wie das, was die Diener in die Krüge gossen, in Wein verwandelt wurde durch das Tun des Herrn, so wird auch, was die Wolken ausgießen, in Wein verwandelt durch das Tun desselben Herrn. Darüber aber wundern wir uns nicht, weil es alljährlich geschieht; durch die stete Wiederholung ist es nicht mehr auffallend. Lieber betrachten wir, was in den mit Wasser gefüllten Krügen geschehen ist. Denn wer kann die Werke Gottes, durch welche die ganze Welt geleitet und verwaltet wird, betrachten und muss nicht staunen und von den Wundern gleichsam überwältigt werden? Wenn er die Kraft eines einzigen Kornes betrachtet, eines beliebigen Samens, es ist etwas Großes, ein Gegenstand des Erstaunens für den Betrachtenden. Allein weil die Menschen, auf anderes bedacht, die Aufmerksamkeit auf die Werke Gottes verloren haben, in der sie täglich den Schöpfer preisen sollten, so hat sich Gott vorbehalten, gewisse außerordentliche Dinge zu tun, um die gleichsam schlafenden Menschen zu seiner Verehrung in auffallenderer Weise zu regen.

Samstag, 19 Januar 2019 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündigend, folgt die Heilige Synode den Worten des heiligen Johannes: „Wir künden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschien. Was wir gesehen und gehört haben, künden wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft habt mit uns und unsere Gemeinschaft. Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1 Joh 1,2-3). […] Gott hat in seiner Güte und Weisheit beschlossen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1,9): daß die Menschen durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur (vgl. Eph 2,18; 2 Petr 1,4). In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott (vgl. Kol 1,15; 1 Tim 1,17) aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde (vgl. Ex 33,11; Joh 15,14-15) und verkehrt mit ihnen (vgl. Bar 3,38), um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen. Das Offenbarungsgeschehen ereignet sich in Tat und Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im Verlauf der Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die durch die Worte bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke und lassen das Geheimnis, das sie enthalten, ans Licht treten. Die Tiefe der durch diese Offenbarung über Gott und über das Heil des Menschen erschlossenen Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der zugleich der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung ist.

Freitag, 18 Januar 2019 : Kommentar Hl. Hilarius

[Im Matthäusevangelium hatte Jesus gerade zwei Fremde im heidnischen Land geheilt.] Mit diesem Gelähmten steht die Gesamtheit der Heiden vor Christus und will geheilt werden. Auch die Worte bei der Heilung selbst müssen betrachtet werden. Was er zum Gelähmten sagt, ist nicht etwa: „Sei gesund“, oder: „Steh auf und geh“, sondern: „Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mt 9,2). In dem einzigen Adam werden allen Heiden die Sünden vergeben. Dieser also wird […] zur Heilung gebracht; dieser wird Sohn genannt, weil er das erste Werk Gottes ist […] ihm wird Verzeihung und Vergebung der ersten Übertretung gewährt. Denn wir haben nicht vernommen, dass der Gelähmte eine Sünde begangen habe; zumal der Herr an einem anderen Ort gesagt hat, dass Blindheit von Geburt an nicht die Folge einer eigenen Sünde oder einer Sünde der Eltern ist (Joh 9,3) […] Es kann aber doch gewiss niemand Sünden vergeben, außer Gott allein; folglich ist der, welcher sie vergibt, Gott. […] Damit wir verstehen können, dass er unser Fleisch angenommen hat, um den Seelen die Sünden zu vergeben und den Leibern die Auferstehung zu erwirken, sagte er: „Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett“ (Mt 9,6). Es hätte genügt, wenn er gesagt hätte: „Steh auf“, aber […] er fügte hinzu, „nimm dein Bett und geh in dein Haus!“ Zuerst erteilte er die Vergebung der Sünde, dann zeigte er die Macht der Auserstehung, drittens lehrte er durch das Aufheben des Bettes, dass Schwäche und Schmerz von den Leibern fern sein werde; zuletzt endlich deutete er durch die Rückkehr in das eigene Haus an, dass den Gläubigen der Weg in das Paradies wieder geöffnet werde, aus welchem Adam, der Vater aller, von der Sünde befleckt, sich entfernt hatte.

Donnerstag, 17 Januar 2019 : Kommentar Hl. Athanasius

Was haben denn die Geschöpfe für einen Gewinn davon, wenn sie ihren Schöpfer nicht erkennen? Oder wie wären sie vernünftig, wenn sie den Logos des Vaters nicht erkannten, in dem sie doch entstanden sind? (Joh 1,1f.). […] Wozu hätte sie Gott auch erschaffen, wenn er von ihnen nicht erkannt sein wollte? Eben um dieses zu verhüten, teilt er ihnen in seiner Güte sein eigenes Bild, unseren Herrn Jesus Christus (Heb 1,3; Kol 1,15) mit, und macht sie seinem Bild und seiner Ähnlichkeit gleichförmig (vgl. Gen 1,26), damit sie durch diese das Abbild erkannten, nämlich den Logos des Vaters, und durch ihn eine Vorstellung vom Vater gewinnen könnten und in der Erkenntnis des Schöpfers ein glückliches und wahrhaft seliges Leben führten. Doch die also angebotene Gnade missachteten ihrerseits die Menschen im Unverstand und kamen so weit von Gott ab und befleckten so sehr ihre Seele, dass sie die Vorstellung von Gott vergaßen. […] Was hatte nun Gott zu tun? Oder was anders hatte zu geschehen, als wieder eine Erneuerung nach dem Ebenbilde vorzunehmen, damit die Menschen ihn darin wieder erkennen könnten? Wie hätte aber dies geschehen können, wenn nicht das Ebenbild Gottes selbst, unser Heiland Jesus Christus, erschien? Durch Menschen war dies unmöglich, da ja auch sie nach dem Bilde geschaffen sind, aber auch nicht durch Engel, – sie sind ja keine Ebenbilder. Deshalb kam der Logos persönlich zu uns, um als Bild des Vaters den ebenbildlich erschaffenen Menschen wiederherzustellen. Dies hätte aber wieder nicht anders vor sich gehen können, wenn nicht Tod und Verwesung beseitigt wurden. Daher nahm er natürlich einen sterblichen Leib an, damit nunmehr der Tod in ihm vernichtet werden könnte und die ebenbildlich erschaffenen Menschen wieder erneuert würden.

Mittwoch, 16 Januar 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

„[…] er [Jesus] ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ Tatsächlich konnte diese Kranke sich nicht von alleine erheben; als Bettlägerige konnte sie nicht vor Jesus treten. Doch dieser barmherzige Arzt tritt selbst an ihr Bett. Der ein krankes Schaf auf seinen Schultern getragen hat (vgl. Lk 15,5), geht jetzt zu diesem Bett […] Er geht immer näher heran, um immer mehr heilen zu können. Achtet genau auf das, was hier geschrieben steht […] „Du hättest mir zweifellos entgegenkommen müssen, du hättest mich empfangen müssen an der Schwelle deines Hauses; doch dann wäre deine Heilung nicht so sehr auf mein Erbarmen zurückzuführen gewesen, sondern auf deinen Willen. Und da ein so starkes Fieber dich daran hindert aufzustehen, komme ich selbst zu dir.“ „[…] und richtete sie auf.“ Da sie sich nicht selbst aufrichten konnte, ist es der Herr, der sie aufrichtet. Er „fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ Als Petrus auf dem Meer in Gefahr war – als er gerade unterzugehen drohte – wurde auch er an der Hand gefasst und ließ sich hochziehen […] Was für ein schönes Zeichen der Freundschaft und der Zuneigung für diese Kranke! Er richtet sie auf, indem er sie an der Hand fasst; seine Hand heilt die Hand der Kranken. Er nimmt diese Hand, wie es ein Arzt gemacht hätte, fühlt den Puls und erwägt die Schwere des Fiebers. Und Er ist zugleich Arzt und Arznei. Jesus berührt sie und das Fieber weicht. Wünschen wir uns, dass er unsere Hand berührt, damit unsere Taten gereinigt werden. Dass er in unser Haus eintritt: Stehen wir also endlich einmal auf von unserem Bett und bleiben wir nicht liegen. Jesus steht an unserem Bett und wir bleiben einfach liegen? Auf, aufgestanden! […] „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt“ (Joh 1,26); „das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk 17,21). Glauben wir nur, und wir werden sehen, dass Jesus mitten unter uns gegenwärtig ist.

Dienstag, 15 Januar 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

Jesus ging also in die Synagoge von Kafarnaum und begann zu lehren […] Und er „lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Er sagte beispielsweise nicht „Wort des Herrn!“ oder gar: „So spricht er, der mich gesandt hat“. Nein, Jesus spricht in seinem eigenen Namen: er war es, der einst durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Es ist bereits gut, wenn man, in Bezug auf einen Text, sagen kann: „Es steht geschrieben …“ oder: „Wort des Herrn!“ Doch etwas ganz anderes ist es, versichern zu können: „Wahrlich, ich sage euch …“ Wie kannst du es wagen zu sagen: „Wahrlich, ich sage euch“, wenn du nicht derjenige bist, der einst das Gesetz gegeben hat? Niemand wagt es, das Gesetz zu ändern, wenn nicht der König selbst […] „Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre“. Was ist denn nun so neu an seiner Lehre? Was sagte er denn so Neues? Er sagte nur das, was er bereits durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Aber die Leute waren erstaunt, weil er nicht nach der Weise der Schriftgelehrten lehrte. Er lehrte als einer, der selber Vollmacht hat; nicht als Rabbi, sondern als Herr. Er sprach nicht, indem er sich auf einen größeren als ihn selbst bezog. Nein, das Wort, das er sprach, war sein eigenes; und er sprach so, weil der, der ihn durch die Propheten angekündigt hatte, jetzt mit lauter Stimme sagte: „Ich bin es, der zu euch spricht: Ich bin da“ (vgl. Jes 52,6).

Montag, 14 Januar 2019 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Unsere Liebe Frau war zusammen mit dem heiligen Johannes und – da bin ich mir sicher – mit Maria Magdalena die erste Person, die diesen Schrei Jesu hörte: „Mich dürstet“ (Joh 19,28). Sie kennt die tiefe Intensität dieser brennenden Sehnsucht nach euch und nach den Armen. Aber kennen auch wir sie? Spüren wir diese so wie sie? […] Früher bat mich immer Unsere Liebe Frau darum, jetzt aber bin ich es, die euch in ihrem Namen darum bittet, die euch anfleht: „Hört auf dieses dürstende Verlangen Jesu“. Möge dies für jede und jeden ein Wort des Lebens sein. Wie könnt ihr euch dem Durst Jesu nähern? Ein einziges Geheimnis [gibt es da]: Je näher ihr Jesus kommt, desto besser lernt ihr seinen Durst kennen. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ sagt uns Jesus (Mk 1,15). Doch worin sollen wir umkehren? Weg von unserer Gleichgültigkeit, von der Härte unseres Herzens. Und was sollen wir glauben? Dass es Jesus schon jetzt nach unserem Herzen und den Armen dürstet. Er, der eure Schwäche kennt, sehnt sich dennoch einzig und allein nach eurer Liebe. Er will einfach, dass ihr ihm eine Chance gebt, euch zu lieben. […] Hört auf ihn. Hört, wie er euren eigenen Namen in den Mund nimmt. Und bewirkt so, dass meine Freude und die eure vollkommen sind (1 Joh 1,4).

Sonntag, 13 Januar 2019 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Und er ließ sich von Johannes im Jordan taufen“. Groß ist sein Erbarmen: der ohne Sünde war, wird wie ein Sünder der Taufe unterzogen. Mittels der Taufe des Herrn werden alle Sünden reingewaschen. Doch ist in dieser Taufe die wahre Taufe unseres Herrn nur vorgebildet, denn die wahre Vergebung der Sünden vollzieht sich im Blut Christi, im Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit. „Als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete“. All das ist für uns niedergeschrieben. Also bevor wir die Taufe erhalten, haben wir verschlossene Augen, sehen wir nicht die himmlische Wirklichkeit. „[…] und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Wir schauen auf das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit: Jesus wird getauft, der Heilige Geist kommt herab in der Gestalt einer Taube, der Vater spricht aus dem Himmel. „Er sah den Himmel offen“. Der Ausdruck „er sah“ zeigt, dass die anderen nichts sahen. Und man möge sich die Himmel nicht etwa konkret und körperlich offen vorstellen: wir selbst, die jetzt an diesem Ort versammelt sind, sehen ja je nach Maßgabe unserer Tugenden, den Himmel offen oder verschlossen. Ein vollkommener Glaube sieht den Himmel offen, doch einem zweifelnden Glauben bleibt er verschlossen. „Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb“ (Joh 1,32). Seht, was die Schrift sagt: „blieb“, also nicht wieder wegging. Auf Christus ist der Heilige Geist herabgekommen und ist bei ihm geblieben, während er auf die Menschen herab kommt, aber nicht bei ihnen bleibt. Meinen wir allen Ernstes, der Heilige Geist würde bei uns bleiben, während wir den Bruder hassen oder schlechten Gedanken nachhängen? Wenn wir also guten Gedanken folgen, wissen wir, dass der Heilige Geist in uns wohnt, doch wenn uns schlechte Gedanken kommen, ist dies ein Zeichen, dass der Heilige Geist sich von uns zurückgezogen hat. Deshalb wird vom Retter ausgesagt: „Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es“ (Joh 1,33).

Samstag, 12 Januar 2019 : Kommentar Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und deine Größe zu rühmen. In jedem Haus des Gebetes wohnst du als Spender der Gnade, als Geber alles Guten: Denn du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild deiner Kirche, die du zur Braut deines Sohnes erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, unsere Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder. Darum preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig …

Donnerstag, 10 Januar 2019 : Kommentar Ritus des Sakramentes der Firmung

Im römischen Ritus breitet der Bischof die Hände über die Gesamtheit der Firmlinge aus - eine Geste, die seit der Zeit der Apostel Zeichen der Geistspendung ist. Dabei erfleht der Bischof die Ausgießung des Geistes: „Allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, du hast diese (jungen) Christen (unsere Brüder und Schwestern) in der Taufe von der Schuld Adams befreit, du hast ihnen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Wir bitten dich, Herr, sende ihnen den Heiligen Geist, den Beistand. Gib ihnen den Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, den Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht. Durch Christus, unseren Herrn“ (OCf 25).

Mittwoch, 9 Januar 2019 : Kommentar Hl. Bernhard

„Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, ist erschienen“ (vgl. Tit 3,4). Danken wir Gott, der uns seinen überreichen Trost spendet […], uns, die wir in diesem Exil, in diesem irdischen Elend auf Pilgerschaft sind. Vor seiner Menschwerdung war seine Güte noch verhüllt. Gewiss gab es sie schon immer, denn „die Huld des HERRN währt immer und ewig“ (Ps 103(102),17). Aber wie hätten wir wissen können, dass sie von solcher Größe ist? Sie war Inhalt einer Verheißung, nicht einer Erfahrung. Und deshalb glaubten viele nicht daran […] Nun aber können die Menschen an das glauben, was sie sehen; denn „deine Zeugnisse sind überaus treu bewährt“, und damit sie niemandem verborgen bleiben, „schlug er sein Zelt in der Sonne auf“ (vgl. Ps 92,5 Vulg.; vgl. 18,6 Vulg.). Jetzt ist der Friede nicht mehr verheißen, sondern gestiftet; nicht mehr auf später verschoben, sondern gewährt; nicht mehr vorhergesagt, sondern angeboten. Nun hat Gott die Schatztruhe seines Erbarmens auf die Erde gesandt, die Schatztruhe, die durch die Passion geöffnet werden sollte, um den wertvollen Preis unseres Heils auszugießen, der darin verborgen war […] Denn wenn es auch nur ein kleines Kind ist, das uns geschenkt worden ist (Jes 9,5), „so wohnt doch die ganze Fülle Gottes in ihm“ (vgl. Kol 2,9). Als die Fülle der Zeiten gekommen war, wurde die Gottheit Fleisch, um für die Augen unseres Leibes sichtbar zu werden; und als wir sahen, was für ein Mensch er war und wie freundlich, da erkannten wir seine Güte […] Was könnte seine Barmherzigkeit stärker unter Beweis stellen als die Tatsache, dass er unser Elend auf sich genommen hat? „Herr!, was ist der Mensch, dass du dich ihm zu erkennen gibst und dass du ihn so hoch achtest?“ (vgl. Ps 143,3 Vulg.; Ijob 7,17 Vulg.).

Dienstag, 8 Januar 2019 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein“ (Röm 8,34). Er ist in seiner Kirche auf mehrfache Weise gegenwärtig (vgl. LG 48): in seinem Wort, im Gebet seiner Kirche, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ (Mt 18,20), in den Armen, den Kranken, den Gefangenen (vgl. Mt 25,31–46), in seinen Sakramenten, deren Urheber er ist, im Messopfer und in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht, aber „vor allem unter den eucharistischen Gestalten“ (SC 7). Die Weise der Gegenwart Christi unter den eucharistischen Gestalten ist einzigartig. […] Im heiligsten Sakrament der Eucharistie ist „wahrhaft, wirklich und substanzhaft der Leib und das Blut zusammen mit der Seele und Gottheit unseres Herrn Jesus Christus […] enthalten“ (K. v. Trient: DS 1651). Diese „Gegenwart wird nicht ausschlußweise ‚wirklich‘ genannt, als ob die anderen nicht ‚wirklich‘ seien, sondern vorzugsweise, weil sie substantiell ist; in ihr wird nämlich der ganze und unversehrte Christus, Gott und Mensch, gegenwärtig“ (MF 39). […] Die Verehrung der Eucharistie. Wir bringen in der Messliturgie unseren Glauben, dass Christus unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich zugegen ist, unter anderem dadurch zum Ausdruck, dass wir zum Zeichen der Anbetung des Herrn die Knie beugen oder uns tief verneigen. „Die katholische Kirche erweist der heiligen Eucharistie nicht nur während der heiligen Messe, sondern auch außerhalb der Messfeier den Kult der Anbetung, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie den Gläubigen zur feierlichen Verehrung aussetzt und sie in Prozession trägt“ (MF 56). […] Es hat einen tiefen Sinn, dass Christus in dieser einzigartigen Weise in seiner Kirche gegenwärtig bleiben wollte. Weil Christus seiner sichtbaren Gestalt nach die Seinen verließ, […] wollte er, dass wir das Zeichen des Gedächtnisses der Liebe bei uns haben, mit der er uns „bis zur Vollendung“ liebte (Joh 13,1), bis zur Hingabe seines Lebens. In seiner eucharistischen Gegenwart bleibt er geheimnisvoll in unserer Mitte als der, welcher uns geliebt und sich für uns hingegeben hat (vgl. Gal 2,20), und er bleibt unter den Zeichen gegenwärtig, die diese Liebe zum Ausdruck bringen und mitteilen.

Montag, 7 Januar 2019 : Kommentar Hl. Leo der Große

Da uns also, Geliebteste, diese Geheimnisse der göttlichen Gnade geoffenbart wurden, so lasst uns den Tag unserer Erstlingsgaben und die beginnende Berufung der Heidenvölker in angemessener Freude feiern! Danken wollen wir dem barmherzigen Gott, „der“, wie der Apostel sagt, „uns würdig gemacht hat, teilzunehmen am Erbe der Heiligen im Lichte, der uns […] versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe!“ (Kol 1,12-13). „Hat doch“, wie Isaias prophezeite, „das Volk der Heiden, das im Finstern saß, ein großes Licht gesehen; ist doch denen ein Licht aufgegangen, die im Lande des Todesschattens wohnten“ (Jes 9,2). […] „Abraham sah diesen Tag und freute sich“ (Joh 8,56), indem er die Kinder seines Glaubens erkannte, die in seinem Samen, das heißt in Christus, gesegnet werden sollten, und sich im Voraus als den künftigen Vater aller Völker durch den Glauben schaute, „Gott die Ehre gebend und vollkommen überzeugt, dass er mächtig ist zu tun, was immer er versprochen hat“ (Röm 4,20f.). Diesen Tag besang David in seinen Psalmen mit den Worten: „Alle Völker, die du erschaffen hast, werden kommen und beten vor dir, o Herr; und verherrlichen werden sie deinen Namen“ (Ps 85(86),9). „Kundgetan hat der Herr sein Heil: vor dem Angesichte der Völker hat er geoffenbart seine Gerechtigkeit“ (Ps 97(98),2). Dies ist ja, wie wir wissen, der Fall, seitdem der Stern die drei Weisen aus ihren fernen Ländern herbeirief und zur Erkenntnis und Anbetung des Königs über Himmel und Erde führte. Offenbar ermahnen uns seine Dienste, dem Beispiel seines Gehorsams zu folgen. Sollen wir doch nach Möglichkeit jener Gnade dienen, die alle zu Christus ruft. Jeder nämlich, der in der Kirche ein frommes und keusches Leben führt, „der auf das seinen Sinn richtet, was oben, nicht aber auf das, was auf Erden ist“ (Kol 3,2), gleicht gewissermaßen einem Himmelslicht: während er selbst den Glanz eines heiligen Lebens bewahrt, zeigt er gar vielen wie ein Stern den Weg, der zum Herrn führt. In diesem Streben, Geliebteste, müsst ihr euch alle gegenseitig von Nutzen sein, damit ihr im Reich Gottes, zu dem man durch den rechten Glauben und durch gute Werke gelangt, als Kinder des Lichts erstrahlt […].

Sonntag, 6 Januar 2019 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Die Magier finden eine arme junge Frau mit einem armen Kind, das in ärmliche Windeln gehüllt ist […] doch als sie in die Grotte eintreten, fühlen sie eine Freude, die sie niemals vorher erfahren hatten […] Das göttliche Kind ist fröhlich: ein Zeichen wohlwollender Befriedigung, mit der es sie empfängt, die ersten Früchte seines Erlösungswerkes. Die heiligen Könige sehen daraufhin Maria an, die schweigt. Sie verharrt im Schweigen, doch ihr Antlitz, das die Freude widerspiegelt und eine himmlische Sanftheit atmet, bezeugt, dass sie sie zuvorkommend empfangen will und ihnen dafür dankt, dass sie als erste gekommen sind, um in ihrem Sohn den zu erkennen, der er ist: ihr höchster Herr […] Oh Kind, das du aller Liebe würdig bist, ich sehe dich in dieser Grotte, auf Stroh liegend, ganz arm und ganz verachtet. Doch der Glaube lehrt mich, dass du mein Gott bist, der vom Himmel herabgestiegen ist um meines Heiles willen. Ich erkenne in dir meinen höchsten Herrn und meinen Erlöser; ich verkünde dies von dir, doch kann ich dir nichts darbringen. Ich besitze nicht das Gold der Liebe, denn ich liebe die Dinge dieser Welt; ich liebe nur meine eigenen Vorlieben, obwohl ich dich lieben müsste, der du dieser Liebe unendlich würdig bist. Ich besitze nicht den Weihrauch des Gebets, denn ich habe leider dahingelebt, ohne an dich zu denken. Ich besitze nicht die Myrrhe der Abtötung, denn weil ich mich nicht von erbärmlichen Belustigungen ferngehalten habe, habe ich viele Male deine unendliche Güte betrübt. Was werde ich dir also darbringen? Mein Jesus, ich bringe dir mein Herz dar, so wie es ist – ganz beschmutzt und ganz nackt: Nimm es an und verwandle es, denn du bist auf die Erde gekommen, um in deinem Blut unsere schuldigen Herzen reinzuwaschen und um so aus uns Sündern Heilige zu machen. Schenke du mir also dieses Gold, diesen Weihrauch, diese Myrrhe, die ich nicht besitze. Schenke mir das Gold deiner heiligen Liebe; schenke mir den Weihrauch, den Geist des Gebets; schenke mir die Myrrhe, das Verlangen und die Kraft, mich abzutöten in allem, was dir missfällt […] Oh heilige Jungfrau, du hast die frommen Magier mit herzlicher Zuneigung empfangen und hast zur Gänze ihr Verlangen gestillt. Mache auch mich würdig, von dir empfangen und getröstet zu werden, der ich nach ihrem Beispiel komme, um meinen Besuch abzustatten und mich deinem Sohn darzubringen.

Samstag, 5 Januar 2019 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Du, Herr, hast Jakob, den jüngeren Sohn von Isaak und Rebekka, deinen geliebten Sohn genannt und ihn in Israel umbenannt (Gen 32,29). Du hast ihn in die Zukunft schauen lassen und ihm die Leiter gezeigt, die von der Erde zum Himmel führt. Oberhalb der Leiter stand Gott, und Engel stiegen auf und nieder […] Das war das Zeichen des großen Geheimnisses, wie die Menschen sagten, die vom Geist Gottes erleuchtet waren […] Zu meinem Vorteil bin auch ich der Jüngere. Zu meinem Nachteil bin ich ein reifer Mann, wie mein älterer Bruder Esau […] Ich habe meinen Schatz verkauft, um meine Begehrlichkeit zu befriedigen (Gen 25,33), und ich habe meinen Namen aus dem Buch des Lebens gestrichen, wo im Himmel die Erstgeborenen der Gerechten (Ps 69(68),29) verzeichnet sind. Ich flehe dich an, du Licht aus der Höhe, du Fürst der Chöre von Feuer, dass auch für mich die Pforten des Himmels geöffnet seien, wie sie es einst für Israel waren. Sei barmherzig und lass meine gefallene Seele wieder aufsteigen auf der Leiter des Lichtes, dem geheimnisvollen Zeichen, das den Menschen über ihre Rückkehr von der Erde zum Himmel gegeben ist. Durch die Schläue des Bösen habe ich deine wohlriechende Salbung des Geistes verloren. Salbe doch in deiner Güte mein Haupt wieder mit deiner schützenden Rechten. Ich leiste dir nicht im Zweikampf Widerstand, o Mächtiger, so wie Jakob (Gen 32,25); denn ich bin nichts als Schwachheit.

Freitag, 4 Januar 2019 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

Jesus ist der Menschensohn aufgrund seiner Abstammung von Adam und der Jungfrau. Er ist Christus, der Gesalbte, der Messias, wegen seiner Göttlichkeit. Diese Göttlichkeit ist die Salbung seines Menschseins […], die totale Gegenwart des Einen, der ihn so weiht. Er ist der Weg, weil er selber uns führt. Er ist die Tür, weil er uns einlässt ins Reich. Er ist der Hirte, weil er seine Herde auf die Weide geleitet und sie mit frischem Wasser tränkt; er zeigt ihr den Weg und verteidigt sie gegen wilde Tiere; er bringt das verirrte Schaf zurück, findet das verlorene, verbindet das verletzte; er hütet die gesunden, und durch Worte, die ihm sein Hirtensinn eingibt, versammelt er sie in der ewigen Heimat. Er ist auch das Schaf, weil er Opfertier ist. Er ist das Lamm, weil er ohne Fehl ist. Er ist Hoherpriester, weil er das Opfer darbringt. Er ist Priester nach der Ordnung Melchisedeks, weil er im Himmel keine Mutter, hienieden keinen Vater hat, der, so die Schrift, keinen Stammbaum hat. Er ist auch Melchisedek selber, weil er König von Salem, König des Friedens, König der Gerechtigkeit ist. Das sind die Namen des Sohnes, Jesus Christus, „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“, körperlich und geistig, und er wird es auf ewig sein. Amen. (Bibelstellen: Mt 24,27; Mt 1,16; Joh 14,6; Joh 10,9; Joh 11, Ps 23(22), Jes 53,7; Joh 1,29; Hebr 6,20; Hebr 7,3; Jes 53,8; Hebr 7,2; Hebr 19,8)

Mittwoch, 2 Januar 2019 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn!“ Brüder, wir müssen uns vor allem über die Gnade der Einsamkeit und über die Glückseligkeit der Wüste Gedanken machen; sie wird seit dem Beginn der Zeit des Heiles für würdig befunden, den Heiligen als Ort der Ruhe zu dienen. Gewiss ist die Wüste uns heilig durch die Stimme des Johannes, der in der Wüste rief, predigte und die Taufe der Buße spendete. Schon vor ihm hatten die größten Propheten die Einsamkeit zur Freundin, als Gehilfin des Geistes (vgl. 1 Kön 17,2f.; 19,3f.). Eine unvergleichlich höhere Gnade der Heiligung ist diesem Ort jedoch zuteil geworden, als nach Johannes Jesus dort auftrat (vgl. Mt 4,1). […] Jesus ist für vierzig Tage in die Wüste gegangen, um an diesem zu neuem Leben erweckten Ort einem neuen Leben die Weihe zu geben; er hat den Tyrannen, der ihn verfolgte, besiegt, und das weniger um seinetwillen, sondern um deretwillen, die nach ihm die Wüste bewohnen sollten. Wenn du dich also in der Wüste angesiedelt hast, so bleibe dort und warte auf den, der dich aus dem Kleinmut des Geistes und aus dem Sturm retten kann. Welche Kämpfe auch immer gegen dich wüten, welche Entbehrungen auch immer du erleidest, kehre nicht nach Ägypten zurück. Die Wüste wird dich besser ernähren mit Manna […] Der Herr wird dich dort viel wunderbarer sättigen als die Menschenmenge, die ihm gefolgt ist (Lk 4,42). In dem Augenblick, wo du glaubst, dass er dich schon längst verlassen hat, ist er es, der eingedenk seiner Güte kommt, um dich zu trösten, und der sagt: „Ich habe deiner gedacht, mich deiner Jugend erbarmend, und der Liebe deines Brautstandes, da du mir durch die Wüste folgtest“ (Jer 2,2 Vulg.). Der Herr macht aus deiner Wüste ein wonnevolles Paradies; und du wirst (wie der Prophet) verkünden, dass ihr die Herrlichkeit des Libanon geschenkt wird, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon (Jes 35,2) […] Dann wird aus deiner gesättigten Seele deine Lobeshymne aufsteigen: „Der Herr sei verherrlicht um der Wunder willen, die er an den Menschenkindern vollbracht hat! Er hat den Durst und den Hunger der Seelen gestillt“ (vgl. Ps 107(106),8–9 Vulg.).

Dienstag, 1 Januar 2019 : Kommentar Hl. Ephräm

Komm herbei, Mose, und zeige uns diesen Dornbusch auf dem Gipfel des Berges, dessen Flammen auf deinem Antlitz tanzten (vgl. Ex 3,2): Es ist des Allerhöchsten Kind, das aus dem Schoße der Jungfrau Maria erschienen ist und die Welt durch sein Erscheinen erleuchtet hat. Ihm gebührt Ehre von jedem Geschöpf, und glückselig ist jene, die ihn geboren hat! Komm herbei, Gideon, zeige uns jenes Vlies und jenen süßen Tau (vgl. Ri 6,37), enthülle uns so das Geheimnis deiner Worte: Es ist Maria, im Vlies [von vlius, vlus: zusammenhängende Fellwolle des Schafs] dargestellt, das durch den Tau des fleischgewordenen Wortes Gottes benetzt wird. Es hat sich durch sie der Schöpfung offenbart und die Welt aus dem Irrtum freigekauft. Komm herbei, David, zeige uns die Stadt, die du gesehen hast, und den Spross, der aus ihr keimte: Die Stadt ist Maria – das Reis, das ihr entspross, ist unser Heiland, dessen Name „Morgenröte“ ist (vgl. Jer 23,5; Sach 3,8 LXX). Der Baum des Lebens, den ein Cherub mit feurigem Schwerte bewachte (vgl. Gen 3,24), siehe, er wächst in Maria, der allreinen Jungfrau; Joseph ist es, der ihn bewacht. Der Cherub hat sein Schwert sinken lassen, denn die Frucht, die er bewachte, wurde aus Himmelshöhen ausgesandt zu den Vertriebenen, hinab in ihren Abgrund. Esst alle davon, ihr Sterblichen, und ihr werdet leben. Gepriesen sei die Frucht, die die Jungfrau geboren hat. Gepriesen sei er, der herabgestiegen ist und in Maria Wohnung genommen hat, der aus ihr hervortrat, um uns zu erretten. Glückselige Jungfrau Maria, die du für würdig befunden wurdest, die Mutter des Sohnes des Allerhöchsten zu sein, die du geboren hast den Ältesten, der Adam und Eva ins Dasein rief. Er nahm aus dir Fleisch an, die du die süße Frucht voll des Lebens bist, und durch ihn erhielten die Vertriebenen wieder Zugang zum Paradies.

Montag, 31 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

Wie wir lesen, liebe Brüder, gibt es in Christus zwei Geburten; die eine wie die andere ist Ausdruck einer göttlichen Macht, die unser Begreifen übersteigt. Einerseits zeugt Gott aus sich selbst seinen Sohn; andererseits hat ihn eine Jungfrau durch das Eingreifen Gottes empfangen. […] Einerseits wird er geboren, um das Leben zu erschaffen; andererseits, um den Tod zu beseitigen. Dort wird er aus dem Vater geboren, hier wird er in die Welt gesandt um der Menschen willen. Durch seine Geburt aus dem Vater steht er am Anfang des Menschen; durch seine Geburt als Mensch befreit er den Menschen. Die eine wie die andere Form der Geburt lässt sich nicht in Worte fassen, und zugleich sind beide nicht von einander zu trennen. […] Wenn wir lehren, dass es zwei Geburten in Christus gibt, wollen wir damit nicht sagen, dass der Sohn Gottes zweimal geboren wird, sondern wir stellen die zwei Naturen in ein und demselben Sohn Gottes heraus. Einerseits wurde der geboren, der bereits existierte; andererseits wurde der erzeugt, der noch nicht existierte. Der selige Evangelist Johannes bestätigt es mit diesen Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“, und weiter: „Und das Wort ist Fleisch geworden“. Gott also, der bei Gott war, ist aus ihm hervorgegangen, und das Fleisch Gottes, das nicht in ihm war, ist hervorgegangen aus einer Frau. So ist das Wort Fleisch geworden, freilich nicht in der Weise, dass Gott sich im Menschen aufgelöst hätte, sondern damit der Mensch in Gott herrlich erhoben werde. Deshalb ist Gott nicht zweimal geboren worden, sondern durch diese beiden Arten von Geburten – d. h. die Gottes und die des Menschen – wollte der einzige Sohn des Vaters selber gleichzeitig Gott und Mensch sein in einer einzigen Person: „Wer also könnte von seiner Geburt berichten?“ (vgl. Jes 53,8 Vulg.).

Samstag, 29 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Nach meiner ersten Messe am Grab des hl. Petrus, da legte der Heilige Vater Pius X. seine Hände auf mein Haupt, um mich und mein beginnendes Priesterleben zu segnen. Und nach mehr als einem halben Jahrhundert (nach genau 57 Jahren), breite ich meine Hände über die Katholiken der ganzen Welt – und nicht nur über die Katholiken - als Vater aller. […] Wie der hl. Petrus und seine Nachfolger bin ich berufen zur Leitung der ganzen Kirche Christi, der einen, heiligen, katholischen und apostolischen. Diese Worte sind allesamt heilige Worte und weisen in unvorstellbarer Weise über jegliche persönliche Selbsterhöhung hinaus; sie belassen mich vielmehr in der Tiefe meines Nichts, das erhoben ist auf die Höhe eines Dienstes, das alle menschliche Größe und alle Würde in den Schatten stellt. Als am 28. Oktober 1958 die Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche mich im Alter von 77 Jahren zum Oberhaupt der ganzen Herde Christi erwählten, verbreitete sich die Überzeugung, dass ich ein Papst des provisorischen Übergangs sein werde. Stattdessen stehe ich bereits vor dem vierten Jahre meines Pontifikates und blicke auf ein umfangreiches Programm, auf dessen Durchführung die ganze Welt blickt und wartet. Was mich angeht, so geht es mir wie dem hl. Martin: „Er fürchtete den Tod nicht, aber er weigerte sich nicht, zu leben.“ Ich muss mich immer bereithalten, auch plötzlich zu sterben und nur so lange zu leben, wie es dem Herrn gefällt, mich hier unten zu lassen. Ja, immer. An der Schwelle des achtzigsten Lebensjahres muss ich bereit sein: entweder zu sterben oder zu leben. Und in dem einen wie in dem anderen Fall habe ich auf meine persönliche Heiligung zu achten. Nachdem man mich überall „Heiliger Vater“ nennt, als wäre dies mein erster Titel, nun ja, dann muss ich und will ich es auch wirklich sein.

Freitag, 28 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wohin es uns auf dieser Erde führen will, das wissen wir nicht und sollen wir nicht vor der Zeit fragen. Nur das wissen wir, dass denen, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Guten gereichen. Und ferner, dass die Wege, die der Heiland führt, über diese Erde hinausgehen. O admirabile commercium! Creator generis humani, animatum corpus sumens, largitus est nobis suam Deitatem. [O wunderbarer Tausch! Der den Menschen erschuf, nimmt menschliches Leben an […] und schenkte uns sein göttliches Leben (Antiphon in der Weihnachtszeit)]. Zu diesem wunderbaren Tauschhandel ist ja der Erlöser auf die Welt gekommen. Gott ward ein Menschenkind, damit die Menschenkinder Gotteskinder werden könnten. […] Gotteskind sein heißt an Gottes Hand gehen, Gottes Willen, nicht den eigenen Willen tun, alle Sorgen und alle Hoffnung in Gottes Hand legen, nicht mehr selbst um sich und seine Zukunft sorgen. Darauf beruhen die Freiheit und Fröhlichkeit des Gotteskindes. […] Gott ist Mensch geworden, um uns an seinem Leben aufs neue Anteil zu geben. […] Die menschliche Natur, die er annahm, gab ihm die Möglichkeit zu leiden und zu sterben. […] Leiden und sterben muss jeder Mensch. Aber wenn er lebendiges Glied am Leibe Christi ist, dann bekommt sein Leiden und Sterben durch die Gottheit des Hauptes erlösende Kraft. […] In der Nacht der Sünde strahlt der Stern von Bethlehem auf. Auf den Lichtglanz, der von der Krippe ausgeht, fällt der Schatten des Kreuzes. Das Licht erlischt im Dunkel des Karfreitags, aber es steigt strahlender auf als Gnadensonne am Auferstehungsmorgen. Per passionem et crucem ad resurrectionis gloriam ist der Weg des fleischgewordenen Gottessohnes. Mit dem Menschensohn durch Leiden und Tod zur Herrlichkeit der Auferstehung ist der Weg für jeden von uns, für die ganze Menschheit.

Donnerstag, 27 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Petrus Damiani

Es ist gerecht und gut, dass der Jünger, der von Christus mehr geliebt wurde als alle anderen Sterblichen, auch von den Freunden Christi besonders geliebt wird; zumal Johannes uns so viel Liebe gezeigt […] mit uns den Reichtum des ewigen Lebens geteilt hat, den er selbst empfangen hatte. Ihm sind in der Tat von Gott die Schlüssel zur Weisheit und Erkenntnis gegeben worden (Lk 11,52) […] Der von Gott erleuchtete Geist des Johannes hat die unvergleichliche Tiefe der göttlichen Weisheit erfasst, als er während des heiligen Letzten Abendmahls an der Brust des Erlösers ruhte (Joh 13,25). Und weil im Herzen Jesu „alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen“ sind (Kol 2,3), ist das der Ort, woraus er schöpfen konnte, und von woher er unser Elend der Armen sehr bereichert hat, indem er die an ihrer Quelle geschöpften Güter zum Heil der ganzen Welt weit ausgebreitet hat. Da dieser selige Johannes von Gott auf so wunderbare Weise spricht, die mit keinem anderen unter den Sterblichen vergleichbar ist, ist es richtig, dass sowohl die Griechen wie die Römer ihm den Titel „Theologe“ verliehen haben. Maria ist „Theotokos“, weil sie wirklich Gott geboren hat. Johannes ist „Theologos“, weil er auf eine unbeschreibliche Weise erkannt hat, dass das Wort Gottes vor aller Zeit beim Vater war und dass es [das Wort] Gott war (Joh 1,1), und weil er mit so erstaunlicher Tiefgründigkeit davon berichtet hat.

Mittwoch, 26 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Cäsarius von Arles

„Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt“ (1 Petr 2,21). Welches Beispiel hat uns der Herr gegeben, dem wir folgen sollten? Ist es das der Totenerweckung? Ist es der Gang auf dem Wasser? Keineswegs, sondern gütig und von Herzen demütig sein (Mt 11,29) und nicht nur die Freunde, sondern sogar die Feinde lieben (Mt 5,44). „Damit ihr seinen Spuren folgt“, schreibt der heilige Petrus. Der selige Evangelist Johannes sagt das auch: „Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch einen Lebenswandel führen, wie er ihn geführt hat“ (1 Joh 2,6). Welchen Weg ist Christus gegangen? Am Kreuz hat er für seine Feinde mit folgenden Worten gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Sie waren wirklich von Sinnen und sind besessen von einem bösen Geist. Und während sie uns verfolgen, erleiden sie durch den Teufel eine noch größere Verfolgung. Deshalb müssen wir mehr für ihre Befreiung beten als für ihre Verurteilung. Das ist genau das, was der selige Stephanus getan hat, der als der Erste so ruhmvoll den Spuren Christi gefolgt ist. Denn während er von einem Steinhagel getroffen wurde, hat er stehend für sich selbst gebetet; aber als er in die Knie sank, hat er für seine Feinde gebetet und aus Leibeskräften gerufen: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apg 7,60). Wenn wir nun glauben, unseren Herrn nicht nachahmen zu können, so wollen wir doch wenigstens den nachahmen, der sein Diener war wie wir.

Dienstag, 25 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Basilius

Gott auf der Erde, Gott unter den Menschen! Dieses Mal verkündet er nicht das Gesetz unter Blitz und Donner, bei Hörnerschall, bei rauchendem Berg, im Dunkel eines schreckenerregenden Gewitters (Ex 19,16f.); sondern er redet sanft, friedlich, in einem menschlichen Leib mit seinen Brüdern. Gott im Fleisch! […] Wie kann die Gottheit im Fleisch wohnen? So, wie das Feuer im Eisen wohnt und dabei die Stelle, wo es lodert, nicht verlässt, sondern sich mit dem Eisen verbindet. Tatsächlich wirft sich das Feuer nicht auf das Eisen, sondern bleibt an seinem Platz und teilt dem Eisen so seine Kraft mit. Dabei wird das Feuer keineswegs schwächer, sondern füllt das Eisen, mit dem es sich verbindet, vollständig aus. Ebenso hat Gott, das Wort, das „unter uns gewohnt“ hat, sich selbst nicht verlassen. „Das Wort, das Fleisch geworden ist“ (vgl. Joh 1,14), wurde keiner Veränderung unterzogen; dem Himmel wurde von dem, was er enthielt, nichts weggenommen, und dennoch hat die Erde in ihrem Schoß den empfangen, der im Himmel ist. Mach dir dieses Geheimnis ganz zu eigen: Gott ist im Fleisch, damit er den Tod, der sich darin verbirgt, tötet […] weil „die Gnade Gottes erschienen ist, um alle Menschen zu retten“ (vgl. Tit 2,11), weil „die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist“ (vgl. Mal 3, 20), „ist der Tod vom Sieg verschlungen“ (vgl. 1 Kor 15,54); denn der Tod kann nicht wirklich zusammen mit dem wahren Leben existieren. O Tiefe der Güte und Liebe Gottes zu den Menschen! Geben wir ihm die Ehre zusammen mit den Hirten, tanzen wir mit den Chören der Engel, denn „heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (vgl. Lk 2,11–12). „Der Herr ist Gott, und hat vor uns sein Angesicht leuchten lassen“ (vgl. Ps 117(118),27 Vulg.), nicht in der Gestalt Gottes, um uns schwache Menschen nicht in Angst zu versetzen, sondern in der Gestalt des Erlösers, um denen die Freiheit zu bringen, die zur Knechtschaft verdammt waren. Wessen Herz könnte so schläfrig und gleichgültig sein, dass er sich nicht freuen würde, nicht jubeln würde vor Fröhlichkeit, erstrahlen würde vor Freude angesichts dieses Ereignisses? Dies ist ein Fest für die gesamte Schöpfung. Alle sollen dazu einen Beitrag leisten, keiner darf sich undankbar erweisen. Auch wir, wir wollen unsere Stimme erheben und unsere Freude hinaussingen!

Montag, 24 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Bonaventura

Das „tiefe Schweigen“ (Weish 18,14) der allgemeinen Friedenszeit unter der Herrschaft des Kaisers Augustus hatte die vorher so unruhigen Zeiten derart beruhigt, dass es möglich wurde, aufgrund eines Ediktes des Kaisers den ganzen Erdkreis aufzuzeichnen. Es geschah durch die Vorsehung Gottes, dass Joseph, der Jungfrau Bräutigam, das schwangere Mädchen in die Stadt Bethlehem führte; denn sie war aus königlichem Geschlecht. Schon waren seit der Empfängnis neun Monate verstrichen; da trat „jener Friedenskönig“ (1 Chr 22,9) „wie ein Bräutigam aus seiner Kammer“ (Ps 19,6) aus dem Schoß der Jungfrau hervor. Aus dem unversehrten Schoß trat er ans Licht, wie er auch ohne jeden Anhauch böser Begier empfangen worden war. Er, der groß und reich war, wurde für uns gering und arm. Er wählte für sich, in einer „Herberge“ außer Haus geboren zu werden, in Windeln gewickelt, mit der Milch der Jungfrau genährt und zwischen Ochs und Esel in eine Krippe gelegt zu werden. Da „brach strahlend an der Tag unserer Erlösung, der Wiedergutmachung der alten Schuld, der Tag des ewigen Glücks; da tauten die Himmel Honig allüberall auf der Welt.“ Umarme nun, meine Seele, jene Krippe des Gotteskindes. Drücke deine Lippen auf die Füße des Kindes und verdopple deine Küsse. Dann führe dir im Geist vor Augen, wie die Hirten Nachtwache halten, staune über die herbeiströmende Schar der Engel, und übernimm in der himmlischen Melodie deinen Teil, indem du mit Herz und Mund singst: „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf der Erde Friede den Menschen guten Willens.“

Sonntag, 23 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Es ist dem Heiligen Geist eigen, alle Lauheit aus einem Herzen zu verjagen, wenn er es berührt. Er liebt die sofortige Reaktion und ist ein Feind von Aufschüben, von Verzögerungen in der Erfüllung des göttlichen Willens […] „Maria machte sich eilends auf den Weg“ […] Was für Gnaden erfüllten das Haus des Zacharias, als Maria dort eintrat! Wenn schon Abraham so viele Gnaden dafür erhielt, drei Engel in seinem Haus bewirtet zu haben, welch ein Segen wird sich über das Haus des Zacharias ergossen haben, in das der Engel des großen Rats (mittelalterlicher Choralgesang nach Jes 9,6) eintrat, die wahre Arche des Bundes, der göttliche Prophet, unser Herr, geborgen im Schoß Marias! Das ganze Haus wurde mit Freude erfüllt: das Kind jauchzte, der Vater bekam die Stimme zurück, die Mutter wurde erfüllt vom Heiligen Geist und erhielt die Gabe der prophetischen Rede. Als sie sah, dass Unsere Liebe Frau in ihr Haus eintrat, rief sie aus: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ […] Maria blieb demütig, als sie hörte, was ihre Cousine lobend über sie sagte, und pries Gott für alles. Und sie bekannte, dass sie ihr ganzes Glück Gott verdankte, „der auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut hat“, und sie stimmte dieses schöne und wunderbare Lied ihres Magnifikat an. Wie müssen auch wir von Freude erfüllt sein, wenn dieser göttliche Heiland uns im Heiligen Sakrament besucht und wegen der inneren Gnaden, der Worte, die er täglich in unserem Herzen spricht!

Samstag, 22 Dezember 2018 : Kommentar Benedikt XVI.

Das Magnifikat [von Maria] — gleichsam ein Porträt ihrer Seele — ist ganz gewoben aus Fäden der Heiligen Schrift, aus den Fäden von Gottes Wort. So wird sichtbar, daß sie im Wort Gottes wirklich zu Hause ist, darin aus- und eingeht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes; das Wort Gottes wird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommt vom Wort Gottes her. So ist auch sichtbar, daß ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, daß ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden. Endlich: Maria ist eine Liebende. Wie könnte es anders sein? Als Glaubende und im Glauben mit Gottes Gedanken denkend, mit Gottes Willen wollend kann sie nur eine Liebende sein. Wir ahnen es an den leisen Gebärden, von denen uns die Kindheitsgeschichten aus dem Evangelium erzählen. Wir sehen es in der Diskretion, mit der sie in Kana die Not der Brautleute wahrnimmt und zu Jesus trägt. Wir sehen es in der Demut, mit der sie die Zurückstellung in der Zeit des öffentlichen Lebens annimmt — wissend, daß der Sohn nun eine neue Familie gründen muß und daß die Stunde der Mutter erst wieder sein wird im Augenblick des Kreuzes, der ja die wahre Stunde Jesu ist (vgl. Joh 2, 4; 13, 1). Dann, wenn die Jünger geflohen sind, wird sie es sein, die unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19, 25-27); und später, in der Stunde von Pfingsten, werden die Jünger sich um sie scharen in der Erwartung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1, 14).

Freitag, 21 Dezember 2018 : Kommentar Origenes

„Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, hüpft über die Hügel“ (Hld 2,8). Christus hat sich der Kirche zuerst nur durch seine Stimme zu erkennen gegeben. Anfangs hat er seiner Stimme durch die Propheten Gehör verschafft; ohne selbst zu erscheinen, ließ er sich vernehmen. Seine Stimme war in den Botschaften vernehmbar, die ihn ankündigten, und in dieser ganzen Zeit nahm ihn die von Anbeginn der Welt versammelte Braut-Kirche lediglich durch Hören wahr. Doch eines Tages hat sie ihn mit eigenen Augen gesehen und gesagt: „Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge“! […] Und jede Seele, sofern die Liebe zum Logos sie erfasst hat […], empfindet Glück und Trost, wenn sie die Gegenwart des Bräutigams spürt, wo sie doch vorher dem schwierigen Wortlaut des Gesetzes und der Propheten ausgesetzt war. In dem Maße, wie sich der Bräutigam den Gedanken der Seele nähert, um sie in ihrem Glauben zu erleuchten, sieht sie ihn über Berge und Hügel hüpfen […] und kann mit Recht sagen: „Sieh da, er kommt!“ […] Gewiss, der Bräutigam hat seiner Braut, d.h. seinen Jüngern, versprochen: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Das hindert ihn aber nicht daran, auch zu sagen, dass er geht, um sein Reich in Besitz zu nehmen (Lk 19,12). Da ertönt wieder mitten in der Nacht der Ruf: „Siehe, der Bräutigam!“ (Mt 25,6). Mal ist der Bräutigam also gegenwärtig und unterweist; mal sagt man, er sei abwesend und man hat Sehnsucht nach ihm […] Wenn also die Seele zu verstehen sucht und es ihr nicht gelingt, ist für sie der Logos abwesend. Findet sie aber, was sie sucht, so ist er zweifelsfrei gegenwärtig und erleuchtet sie mit seinem Licht. […] Wenn nun auch wir den Logos, den Bräutigam der Seele, sehen wollen, wie er „über die Hügel springt“, dann lasst uns zuerst auf seine Stimme hören, und dann werden auch wir ihn sehen können.

Donnerstag, 20 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Er sah „die heilige Stadt, das Jerusalem, herabsteigen aus dem Himmel von Gott, bereitet wie eine Braut, die für ihren Gemahl geschmückt ist“ (Offb 21,2 und 9ff.). Wie Christus selbst vom Himmel auf die Erde herabgestiegen ist, so hat auch Seine Braut, die Heilige Kirche, im Himmel ihren Ursprung: aus Gottes Gnade ist sie geboren, ja mit dem Gottessohn selbst ist sie herabgestiegen, unlöslich ist sie mit Ihm verbunden. Aus lebendigen Steinen ist sie gebaut; ihr Grundstein wurde gelegt, als das Wort Gottes im Schoß der Jungfrau die menschliche Natur annahm. Damals schlang sich zwischen der Seele des göttlichen Kindes und der Seele der jungfräulichen Mutter jenes Band innigster Einigung, das wir Brautschaft nennen. Vor aller Welt verborgen war das himmlische Jerusalem auf die Erde herabgekommen. Aus dieser ersten bräutlichen Verbindung mussten alle lebendigen Bausteine geboren werden, die sich zu dem gewaltigen Bau fügen sollten: jede einzelne durch die Gnade zum Leben erweckte Seele. Die bräutliche Mutter sollte Mutter aller Erlösten werden […].

Mittwoch, 19 Dezember 2018 : Kommentar Origenes

In uns sind Stimme und Wort nicht dasselbe, denn die Stimme kann sich vernehmen lassen, ohne dass sie Sinn vermittelt, wortlos; ebenso kann das Wort auf dem Weg unseres Denkens ohne Stimme dem Geist übermittelt werden. Und da der Herr das Wort ist […], unterscheidet sich Johannes von ihm als die Stimme, und Christus ist das Wort. Das gibt Johannes selbst denen zur Antwort, die ihn fragen, wer er ist: „Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1,23). Vielleicht hat Zacharias [ausgerechnet] seine Stimme verloren, weil er an die Geburt dieser Stimme, die das Wort Gottes verkünden sollte, nicht geglaubt hat, und vielleicht findet er sie deshalb erst wieder, als die Stimme geboren wurde, die dem Herrn voranging (Lk 1,64). Denn man muss auf die Stimme hören, damit der Geist das Wort erfassen kann, das die Stimme bezeichnet. Deshalb ist auch Johannes durch das Datum seiner Geburt ein wenig älter als Christus; denn wir vernehmen die Stimme ja tatsächlich schon bevor wir das Wort wahrnehmen. Johannes weist so auf Christus hin, denn durch die Stimme offenbart sich eben das Wort. Auch wird Christus von Johannes getauft, der bekennt, dass er selbst von ihm getauft werden müsste (Mt 3,14) […] Kurz gesagt, wenn Johannes auf Christus hinweist, so weist ein Mensch hin auf Gott, den ungeschaffenen [incorporel] Retter; eine menschliche Stimme also weist auf das göttliche Wort hin […]

Dienstag, 18 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Auch über die Arbeit des Zimmermanns im Haus von Nazaret breitet sich dieselbe Atmosphäre des Schweigens aus, die alles, was sich auf die Gestalt des Josef bezieht, begleitet. Es ist jedoch ein Schweigen, das auf besondere Weise das innere Profil dieser Gestalt freilegt. Die Evangelien sprechen ausschließlich von dem, was Josef „tat“; übereinstimmend decken sie jedoch in seinen bisweilen von Schweigen umhüllten „Handlungen“ eine Atmosphäre tiefer Beschaulichkeit auf. Josef stand in täglichem Kontakt mit dem „von Ewigkeit her verborgenen“ Geheimnis, das unter dem Dach seines Hauses „Wohnung genommen hat“. […] Wie soll man, da die „väterliche“ Liebe Josefs nicht ohne Einfluß auf die „kindliche“ Liebe Jesu und umgekehrt die „kindliche“ Liebe Jesu nicht ohne Einfluß auf die „väterliche“ Liebe Josefs bleiben konnte, in die Tiefgründigkeit dieser einzigartigen Beziehung vordringen? Die für die Anregungen der göttlichen Liebe empfänglichsten Seelen sehen mit Recht in Josef ein leuchtendes Beispiel inneren Lebens. Außerdem wird die scheinbare Spannung zwischen dem tätigen und dem beschaulichen Leben in ihm in idealer Weise überwunden, was nur dem möglich ist, der die Vollkommenheit der Liebe besitzt. Der bekannten Unterscheidung zwischen der Liebe zur Wahrheit (caritas veritatis) und der Notwendigkeit der Liebe (necessitas caritatis) folgend, können wir sagen, daß Josef sowohl die Liebe zur Wahrheit, das heißt die reine betrachtende Liebe zur göttlichen Wahrheit, die vom Menschsein Christi ausstrahlte, gelebt hat als auch die Notwendigkeit der Liebe, das heißt die ebenso reine Liebe des Dienstes, den die Obhut und Entfaltung eben dieses Menschseins von ihm verlangte.

Montag, 17 Dezember 2018 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Gott, der durch das Wort alles erschafft (vgl. Joh 1,3) und erhält, gibt den Menschen jederzeit in den geschaffenen Dingen Zeugnis von sich (vgl. Röm 1,19-20). Da er aber den Weg übernatürlichen Heiles eröffnen wollte, hat er darüber hinaus sich selbst schon am Anfang den Stammeltern kundgetan. Nach ihrem Fall hat er sie wiederaufgerichtet in Hoffnung auf das Heil, indem er die Erlösung versprach (vgl. Gen 3,15). Ohne Unterlaß hat er für das Menschengeschlecht gesorgt, um allen das ewige Leben zu geben, die das Heil suchen durch Ausdauer im guten Handeln (vgl. Röm 2,6-7). Später berief er Abraham, um ihn zu einem großen Volk zu machen (vgl. Gen 12,2), das er dann nach den Patriarchen durch Moses und die Propheten erzog, ihn allein als lebendigen und wahren Gott, als fürsorgenden Vater und gerechten Richter anzuerkennen und auf den versprochenen Erlöser zu harren. So hat er dem Evangelium den Weg durch die Zeiten bereitet. Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten gesprochen hatte, „hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn“ (Hebr 1,1-2). Er hat seinen Sohn, das ewige Wort, das Licht aller Menschen, gesandt, damit er unter den Menschen wohne und ihnen vom Innern Gottes Kunde bringe (vgl. Joh 1,1-18). Jesus Christus, das fleischgewordene Wort, als „Mensch zu den Menschen“ gesandt, „redet die Worte Gottes“ (Joh 3,34) und vollendet das Heilswerk, dessen Durchführung der Vater ihm aufgetragen hat (vgl. Joh 5,36; 17,4). Wer ihn sieht, sieht auch den Vater (vgl. Joh 14,9). Er ist es, der durch sein ganzes Dasein und seine ganze Erscheinung, durch Worte und Werke, durch Zeichen und Wunder, vor allem aber durch seinen Tod und seine herrliche Auferstehung von den Toten, schließlich durch die Sendung des Geistes der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt […].

Sonntag, 16 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

Johannes hat nicht nur zu seiner Zeit gesprochen, als er den Pharisäern den Herrn verkündet hat, wenn er sagte: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mt 3,3). Heute erschallt sein Ruf in uns, und der Donner seiner Stimme erschüttert die Wüste unserer Sünden […] Seine Stimme hallt noch heute wider und ruft: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ […] Er fordert uns auf, den Weg für den Herrn vorzubereiten – nicht dadurch, dass wir eine Straße bauen - sondern durch die Reinheit unseres Glaubens. Der Herr ergreift nicht die Wege dieser Erde, vielmehr dringt er bis in die Tiefe des Herzens vor. Wenn dieser Weg irgendetwas Rohes in den Sitten, etwas Hartes in unserer Grobheit, etwas Schmutziges in unserem Verhalten aufweist, so sollen wir es reinigen, begradigen, einebnen. So wird der Herr bei seinem Kommen, anstatt zu stolpern, einen Weg vorfinden, der von Keuschheit geprägt ist, durch den Glauben geebnet ist und mit unseren Almosen geschmückt wurde. Der Herr hat die Gewohnheit, auf einem solchen Weg voranzuschreiten, denn der Prophet sagt: „[…] bringet seinem Namen ein Loblied; bereitet dem Bahn, der heraufzieht über den Sonnenuntergang! Herr ist sein Name!“ (Ps 68(67),5 Vulg.). […] Johannes selbst hat seinen Weg für das Kommen Christi in vollkommener Weise verfolgt und geordnet, denn er war in allem bescheiden, demütig, arm und jungfräulich. „Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung“ (Mt 3,4). Was ist ein größeres Zeichen der Demut, als die Verachtung weicher Kleider, anstelle derer man sich mit rauem Fell kleidet? Was ist ein tieferes Zeichen des Glaubens, als immer mit gegürteten Hüften bereit zu sein für die Pflichten des Dienstes? Welches Zeichen des Verzichts wäre strahlender, als sich von Heuschrecken zu ernähren und von wildem Honig?

Samstag, 15 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Ephräm

„Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm“ (1 Kön 19,11). Dann kam ein Erdbeben, und nach dem Sturm zuckten Blitze; Elija begriff, dass Gott auch da nicht war. Diese Naturphänomene hatten zum Ziel, den ansonsten lobenswerten Eifer des Propheten in den Grenzen seines Auftrags zu halten und ihn durch die Zeichen göttlicher Autorität beispielhaft zu lehren, dass Strenge sich durch Barmherzigkeit mäßigen müsse. Dem verborgenen Sinn nach waren die Wirbelwinde, die dem Kommen Gottes vorausgingen, die Erdbeben und die von den Winden geschürten Feuersbrünste Vorläufer des Endgerichts […] „Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln“. Mit diesem Symbol hält Gott den unmäßigen Eifer des Elija zurück. Er möchte ihm auf diese Weise sagen: „Du siehst, dass ich keinen Gefallen habe an den entfesselten Winden, auch nicht an den fürchterlichen Erdbeben und auch nicht an Blitzen. Warum ahmst du nicht die Sanftheit deines Gottes nach? Warum nimmst du nicht ein wenig von dem Eifer zurück, der in dir brennt, und wirst eher Beschützer als Ankläger der Männer dieses Volkes?“ Das sanfte Säuseln steht für die Freude des seligen Lebens, das den Gerechten geschenkt wird, wenn am Ende der Zeiten furchtbar Gericht gehalten wird über alles und alle […] „Als Elija es [das Säuseln] hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija? Er antwortete: Mit Leidenschaft bin ich für den HERRN, den Gott der Heerscharen, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen“ haben. Der Prophet hielt sich am Eingang der Höhle auf und wagte nicht, sich Gott zu nähern, als dieser kam. Er bedeckte sein Gesicht, weil er glaubte, er sei unwürdig, Gott zu sehen […] Und doch hatte er ein Zeichen der göttlichen Milde vor Augen, und was ihn noch stärker hätte berühren müssen: er machte in den Worten, die Gott an ihn richtete, persönlich die Erfahrung der wunderbaren Güte Gottes. Wer wäre nicht hingerissen vom Wohlwollen einer solch großen Majestät, von einer so liebenswürdigen Frage: „Was willst du hier, Elija?“

Freitag, 14 Dezember 2018 : Kommentar Römische Liturgie

Gott, heilger Schöpfer aller Stern, erleucht uns, die wir sind so fern, daß wir erkennen Jesus Christ, der für uns Mensch geworden ist. Denn es ging dir zu Herzen sehr, da wir gefangen waren schwer und sollten gar des Todes sein; drum nahm er auf sich Schuld und Pein. Da sich die Welt zum Abend wandt, der Bräut’gam Christus ward gesandt. Aus seiner Mutter Kämmerlein ging er hervor als klarer Schein. Gezeigt hat er sein groß Gewalt, daß es in aller Welt erschallt, sich beugen müssen alle Knie im Himmel und auf Erden hie. Wir bitten dich, o heilger Christ, der du zukünftig Richter bist, lehr uns zuvor dein’ Willen tun und an dem Glauben nehmen zu. Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft und deinem Sohn, der all Ding schafft, dem heilgen Tröster auch zugleich so hier wie dort im Himmelreich.

Donnerstag, 13 Dezember 2018 : Kommentar Origenes

Josua überschritt den Jordan, um die Stadt Jericho anzugreifen. Aber der hl. Paulus lehrt: „[…] wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen“ (Eph 6,12). Die Vorkommnisse, die aufgezeichnet wurden, sind Bilder und Symbole. Denn Paulus sagt an anderer Stelle: „Das aber geschah an ihnen, damit es uns als Beispiel dient; uns zur Warnung wurde es aufgeschrieben, uns, die das Ende der Zeiten erreicht hat“ (1 Kor 10,11). Wenn also diese Dinge zu unserer Ermahnung aufgezeichnet wurden – wohlan denn! Was zögerst du? Brechen wir auf in den Krieg, erstürmen wir die größte Stadt dieser Welt, d.h. die Bosheit, und zerstören wir die stolzen Stadtmauern der Sünde. Schaust du ringsum nach, welcher Weg einzuschlagen ist, welches Schlachtfeld auszusuchen ist? Du findest ohne Zweifel meine Worte verwunderlich, aber sie sind dennoch wahr: beschränke deine Nachforschungen auf dich allein. In dir findet der Kampf statt, den du liefern willst, in deinem Inneren ist das Bauwerk des Bösen und der Sünde, das es niederzureißen gilt. Dein Feind kommt aus der Tiefe deines Herzens. Nicht ich sage dir das, sondern Christus; hör gut zu: „[…] aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Lästerungen“ (Mt 15,19). Machst du dir einen Begriff von der Macht dieser feindlichen Armee, die aus der Tiefe deines Herzens gegen dich vorrückt? Das sind unsere wahren Feinde.

Mittwoch, 12 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Bonaventura

Lerne also wahrhaft demütig zu sein – ohne Verstellung wie jene, die sich in Falschheit demütigen, und nicht wie die Heuchler, von denen es im Buch Sirach (19,23) heißt: „Es ist einer, der sich trügerisch erniedrigt, sein Inneres aber ist voll List.“ „Ein wahrhaft Demütiger“, sagt Bernhard, „will stets geringgeachtet, nicht als demütig gepriesen werden.“ […] Glaube nicht, dass die Jungfräulichkeit Gott gefalle ohne die Demut; sicher wäre auch Maria nicht die Gottesmutter geworden, wenn sie in sich Hochmut gehabt hätte. […] und deswegen handelt es sich hier um eine große Tugend, ohne deren Besitz es nicht bloß keine andere wahre Tugend gibt, sondern diese sich zum Hochmut auswächst. […] Christus hat sich für uns erniedrigt […] dass zu seiner Zeit nichts verächtlicher angesehen wurde als er. […] So tief war seine Erniedrigung, so sehr hatte er sich gebeugt, dass niemand über ihn ein rechtes Urteil abgab, niemand von ihm glaubte, dass er Gott sei. Wenn also unser Herr und Meister selber sagt: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, und der Jünger steht nicht über seinem Meister, dann musst du, wenn du eine Magd Christi, eine Jüngerin Christi bist, gering, verachtet und demütig sein.

Dienstag, 11 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Das Warten der Seele auf die Ankunft des Herrn Ich weiß nicht, Herr, zu welcher Stunde Du kommen wirst, So wache ich stets und lausche, als Braut von Dir erwählt. Du liebst es, Dich unbemerkt zu nähern. Vom reinen Herzen, Herr, wirst Du auch bald erspäht. Ich erwarte Dich, Herr, in Schweigen und Stille, Mit einem Herzen, das vor Sehnsucht bebt. Begierig, in unüberwindlicher Fülle, Fühle ich, wie meine Liebe zu Dir in Glut übergeht. Am Ende des Lebens wird sie lodernd aufsteigen zum Himmelszelt. Dann wird alles Erfüllung finden, alles was mir gefällt. Komme bald, mein süßester Herr, Und nimm mein dürstendes Herz, Hoch droben, zu Dir, ins himmlische Land, Wo ewig währt Deines Lebens Band. Das Leben auf Erden ist ein stetes Sterben. Mein Herz fühlt sich bestimmt für ewige Höhen. Hier, im irdischen Tal, will es nichts erben, Mein Vaterhaus kann ich nur im Himmel sehen.

Montag, 10 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Aelred von Rievaulx

Unglückseliger Adam! Was hast du bloß, über die Gegenwart Gottes hinaus, noch gesucht? Jetzt aber, du Undankbarer, sinnierst du über deine Missetat: „Nein, ich werde sein wie Gott!“ (vgl. Gen 3,5). Welch unerträglicher Stolz! Soeben erst wurdest du aus Ton und Schlamm geformt und willst jetzt in deiner Anmaßung sein wie Gott? […] So hat der Stolz den Ungehorsam gezeugt, die Ursache unseres Unglücks […] Welche Demut könnte einen solchen Stolz wieder gutmachen? Welch menschlicher Gehorsam eine solche Schuld sühnen? Wie könnte ein Gefangener einen Gefangenen befreien? Wie ein Unreiner einen Unreinen? Ist also dein Geschöpf, o Gott, dem Verderben ausgeliefert? „Hat Gott vergessen, dass er gnädig ist? Oder hat er im Zorn sein Erbarmen verschlossen?“ (Ps 77(76),10). Nein! „Ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke - Spruch des HERRN -, Gedanken des Friedens und nicht des Unglücks“ (vgl. Jer 29,11). Beeile dich, Herr, komm schnell! Schau auf die Tränen der Armen! „Das Stöhnen des Gefangenen komme vor dein Angesicht!“ (Ps 79(78),11). Welch glücklicher Augenblick, welch heller und ersehnter Tag, wenn die Stimme des Vaters ertönt: „Wegen der Unterdrückung der Schwachen, wegen des Stöhnens der Armen stehe ich jetzt auf“ (Ps 12(11),6). […] Ja, „hilf doch, HERR, der Fromme ist am Ende, ja, verschwunden sind die Treuen unter den Menschen“ (vgl. Ps 12(11),2).

Sonntag, 9 Dezember 2018 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn!“: Brüder, wir müssen vor allem anderen über die Gnade der Einsamkeit nachsinnen, über die Seligkeit der Wüste, die seit Beginn der Heilszeit es wert war, der Erholung der Heiligen zu dienen. Gewiss, die Wüste ist uns heilig durch die „Stimme eines Rufers in der Wüste“, Johannes des Täufers, der dort predigte und eine Taufe zur Vergebung der Sünden spendete. Schon vor ihm hatten die heiligsten unter den Propheten bereits die Einsamkeit als einen Ort geliebt, der vom Geist Gottes bevorzugt wird (vgl. 1 Kön 17,2ff.; 19,3ff.). Doch dieser Ort erfuhr eine unvergleichlich größere Gnade der Heiligung, als Jesus den Platz des Johannes einnahm (Mt 4,1) […] Vierzig Tage blieb er in der Wüste, als wolle er den Ort für ein neues Leben reinigen und heiligen; er besiegte den Despoten, der ihn dort heimsuchte, weniger für sich selbst als für die, die hier leben würden […] Erwarte also in der Wüste den, der dich aus Angst und Ungemach rettet. Welche Kämpfe auch immer dort über dich hereinbrechen, unter welchen Entbehrungen du auch leidest – geh nicht nach Ägypten zurück. Die Wüste wird dich mit Manna besser ernähren. […] Jesus hat in der Wüste gefastet, viele Male jedoch hat er die vielen Menschen, die ihm dorthin gefolgt sind, auf wunderbare Weise mit Nahrung versorgt […] In dem Augenblick, wo du glaubst, er habe dich längst verlassen, kommt er, eingedenk seiner Güte, dich zu trösten und sagt: „Ich gedenke deiner Jugendtreue, der Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist“ (Jer 2,2). Da macht er dann wirklich aus dieser Wüste ein Paradies der Wonnen, und du wirst wie der Prophet Jesaja verkünden: „Die Herrlichkeit des Libanon wurde ihr gegeben, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon“ (Jes 35,2). […] Dann wird aus deiner gelabten Seele eine Lobeshymne hervorquellen: „Sie sollen dem HERRN danken für seine Huld, für seine Wundertaten an den Menschen, denn er hat gesättigt die lechzende Kehle und die hungernde Kehle hat er gefüllt mit Gutem“ (Ps 107(106),8–9).

Samstag, 8 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Sophronius von Jerusalem

„Freue dich, die du voll der Gnade bist, der Herr ist mit dir.“ Was könnte es Größeres geben als diese Freude, o Jungfrau Maria? Was könnte es Größeres geben als diese Gnade, die einzig du empfangen hast als Mitgift von Gott? Was kann man Froheres und Lichtvolleres empfangen? Alles bleibt zurück hinter deinen wunderbaren Eigenschaften; alles bleibt unterhalb deiner Gnade. Die sichersten Vorrechte nehmen nur den zweiten Platz ein und besitzen nur einen blassen Glanz. „Der Herr ist mit dir.“ Wer würde es wagen in diesem Punkt mit dir zu wetteifern? Gott wird aus dir geboren. Wer also würde dir nicht sofort den Platz räumen, um dir mit Freude den ersten Platz und alle Ehre zu geben? Deshalb verkünde ich laut dein Lob, wenn ich dich betrachte, wie du über allen Geschöpfen thronst: „Freue Dich, du Gnadenvolle, der Herr ist mit Dir.“ Die Freude, die von dir ausgeht, wird nicht nur den Menschen verliehen, sondern auch allen Engelsmächten des Himmels […] Gott selbst wohnt leibhaftig in deinem Schoß; er geht daraus hervor wie ein Bräutigam (vgl. Ps 19(18),6), um allen Menschen die himmlische Freude und das himmlische Licht zu bringen. Und in dir, o Jungfrau, hat Gott wie in einem strahlendreinen und lichten Himmel „seine Wohnung bereitet“ (vgl. Ps 76(75),3). Aus dir tritt er aus seinem Gemach hervor wie ein Bräutigam, er gleicht dem frohlockenden Held, der seine Bahn läuft, um sein Leben zu durchschreiten, das allen Lebendigen das Heil bringen wird. Er erstreckt sich von einem Ende des Himmels bis zum anderen wie die Sonne (vgl. Ps 19(18),6-7), er erfüllt alles mit seiner göttlichen Glut und seinem lebenspendenden Licht.

Freitag, 7 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

Der Tag, den der Herr gemacht hat (Ps 118(117),24), durchdringt alles, enthält alles, umfängt zugleich Himmel, Erde und Hölle. Für das Licht, nämlich Christus, sind Mauern kein Hindernis, es wird nicht durch die Elemente gebrochen noch von der Finsternis verschluckt. Das Licht Christi ist ja ein Tag ohne Nacht, ein Tag ohne Ende; es leuchtet überall, strahlt überall, verbleibt überall. Christus ist der Tag, sagt der Apostel Paulus: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe“ (Röm 13,12). Die Nacht, sagt er, ist vorgerückt, sie geht dem Tag voraus. Dies bedeutet: Sobald das Licht Christi erstrahlt, entschwindet die Finsternis des Teufels, es folgt ihm nicht die Nacht der Sünde; ewiges Licht vertreibt die Schatten des Gestern und hemmt die schleichende Ausbreitung des Bösen. Die Schrift bezeugt, dass der Tag des Herrn Himmel, Erde und Hölle erleuchtet. Er erstrahlt auf Erden: „Er kam“, so sagt Johannes, „als das wahre Licht in die Welt, das jeden Menschen erleuchtet“ (vgl. Joh 1,9). Er leuchtet in der Hölle. „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht“, sagt der Prophet (Jes 9,1). Und dieses Licht wohnt im Himmel, wie David sagt: „Sein Geschlecht soll bleiben auf ewig, sein Thron habe Bestand vor mir wie die Sonne“ (vgl. Ps 89(88),37).

Donnerstag, 6 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Ein Wort hat der ewige Vater gesprochen, und dieses Wort war sein Sohn, und er spricht zu uns dasselbe in ewigem Schweigen. Und im Schweigen soll die Seele dieses Wort vernehmen. Rede wenig und mische dich nicht in Dinge, über die du nicht gefragt bist! Beklage dich über niemand, frage um nichts, und musst du eine Frage stellen, so geschehe es mit wenigen Worten! Widersprich nicht und rede nie ein Wort, das nicht aufrichtig ist! Deine Rede sei so beschaffen, dass sich niemand beleidigt fühlt, und betreffe Dinge, die alle hören können, ohne dass du darüber Reue empfinden musst! Bewahre den geistigen Frieden mit einer liebenden Aufmerksamkeit auf Gott, und wenn du reden musst, so geschehe es mit derselben Ruhe und demselben Frieden! Bewahre Schweigen über die Gunstbezeugungen Gottes und denke an das Wort der Hl. Schrift: Mein Geheimnis ist für mich (Is 24,16). […] Es ist unmöglich, Fortschritte zu machen, wenn man sich bei seinem Handeln und Leiden nicht in Schweigen hüllt. Um den Tugenden zum Wachstum zu verhelfen, muss man schweigen und tätig sein. Denn Reden zerstreut, Schweigen und Handeln führt zur Sammlung. Kennt einmal jemand den Rat, der ihm bezüglich seines geistigen Fortschrittes gegeben wurde, so hat er nicht nötig, noch um weiteren Aufschluss zu bitten. Er soll schweigen und sich mutig, still und sorgfältig ans Werk machen, und zwar in Demut, Liebe und Selbstverachtung. Das Wichtigste und dem Menschen am meisten Zuträgliche ist, Gott in der Stille dienen, d. h. sowohl den Gelüsten als auch der Zunge Schweigen gebieten; nur so vernimmt man die Worte der Liebe.

Mittwoch, 5 Dezember 2018 : Kommentar Sel. John Henry Newman

Die inspirierte Schrift hat uns gesagt: „Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie umkehren. Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast […] Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens“ (Weish 11,23–26). Nun sieh, was ihn vom Himmel herabsteigen lässt und ihm den Namen Jesus gibt […]: „ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (vgl. Mt 1,21). Es ist seine große Liebe zu den Menschen, sein Mitleid mit den Sündern: das ist es, was ihn vom Himmel herabsteigen ließ. Warum also sollte er einwilligen, seine Herrlichkeit in einem sterblichen Leib zu verbergen, hätte er nicht glühend danach verlangt, die zu retten, die sich verirrt und alle Hoffnung auf Rettung verloren hatten. Er selber sagt: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lk 19,10). Statt uns zugrunde gehen zu lassen, hat er vielmehr alles getan, was ein allmächtiger Gott seiner göttlichen Eigenschaften gemäß tun konnte: er hat sich selbst gegeben. Und er liebt uns alle so sehr, dass er für jeden von uns sein Leben hingeben wollte: so absolut, so ausschließlich, als wenn da nur ein einziger Mensch zu retten gewesen wäre. Er ist unser bester Freund […], der einzig wahre Freund, und er hat jedes nur mögliche Mittel angewandt, um zu erreichen, dass wir seine Liebe erwidern. Er verweigert uns nichts, solange wir nur einwilligen, ihn zu lieben […] O mein Herr und Retter, in deinen Armen ruhe ich sicher. Wenn du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten; aber wenn du mich verlässt, habe ich nichts zu hoffen. Ich habe keine Ahnung, was mir noch bis zu meinem Tod geschehen wird, ich weiß nichts über die Zukunft, aber ich vertraue mich dir an […] Ich verlasse mich ganz auf dich, denn du weißt, was für mich gut ist – ich weiß es nicht.

Dienstag, 4 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Karl Borromäus

Jetzt, meine Lieben, ist die so inbrünstig gefeierte Zeit gekommen, die Gnadenzeit des Herrn, wie der Heilige Geist sie nennt (Jes 61,2; Lk 4,19): die Zeit des Heils, des Friedens und der Versöhnung; die Zeit, der einst die inständigsten Wünsche und die brennende Sehnsucht der Propheten und Patriarchen galt; die Zeit, die schließlich der gerechte Simeon mit überbordender Freude begrüßte (Lk 2,26f). Die Kirche hat diese Zeit immer mit großer Inbrunst gefeiert. Deshalb sollen auch wir sie begehen mit Lobpreis und Dank, gerichtet an unseren himmlischen Vater für seine Barmherzigkeit, die er in diesem Geheimnis offenbart hat. Die Kirche lässt jedes Jahr dieses Geheimnis neu aufleben und ruft uns dadurch auf, ständig der großen Liebe eingedenk zu sein, die Gott uns gegenüber hat. Daraus ersehen wir auch, dass das Kommen Christi nicht nur zum Nutzen derer geschah, die zur Zeit des Retters lebten, sondern dass sich seine Kraft auch uns allen mitteilen sollte – zumindest, wenn wir vermittels des Glaubens und der Sakramente die Gnade, die er uns verdient hat, empfangen und unser Leben gehorsam nach dieser Gnade gestalten wollen.

Montag, 3 Dezember 2018 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Der „das Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15) ist, er ist zugleich der vollkommene Mensch, der den Söhnen Adams die Gottebenbildlichkeit wiedergab, die von der ersten Sünde her verunstaltet war. Da in ihm die menschliche Natur angenommen wurde, ohne dabei verschlungen zu werden, ist sie dadurch auch schon in uns zu einer erhabenen Würde erhöht worden. Denn er, der Sohn Gottes, hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde. […] Der christliche Mensch empfängt, gleichförmig geworden dem Bild des Sohnes, der der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist, „die Erstlingsgaben des Geistes“ (Röm 8,23), durch die er fähig wird, das neue Gesetz der Liebe zu erfüllen. Durch diesen Geist, der das „Unterpfand der Erbschaft“ (Eph 1,14) ist, wird der ganze Mensch innerlich erneuert bis zur „Erlösung des Leibes“ (Röm 8,23) […] Auch auf dem Christen liegen ganz gewiss die Notwendigkeit und auch Pflicht, gegen das Böse durch viele Anfechtungen hindurch anzukämpfen und auch den Tod zu ertragen; aber dem österlichen Geheimnis verbunden und dem Tod Christi gleichgestaltet, geht er, durch Hoffnung gestärkt, der Auferstehung entgegen. Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt. Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, dass der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.

Sonntag, 2 Dezember 2018 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

„Der Bräutigam kommt.“ Christus, unser Bräutigam, sagt dieses Wort auf Lateinisch: „Venit.“ Das Wort umschließt in sich zwei Zeiten: die Zeit, die vorbei ist, und die Zeit, die jetzt gegenwärtig ist; dennoch meint er hier die Zeit, die noch kommen wird. Und somit sollen wir eine dreifache Ankunft unseres Bräutigams Jesus Christus unterscheiden. Bei der ersten Ankunft ist er Mensch geworden, der Menschen halber, aus Liebe. Die zweite Ankunft erfolgt täglich, oft und häufig in jedem liebendem Herzen, mit neuen Gnaden und Gaben, je nachdem der Mensch dafür empfänglich ist. In der dritten erschaut man das Kommen Christi zum Gerichte oder in der Todesstunde. […] Die Ursache, warum Gott die Engel und Menschen schuf, war seine grundlose Güte und Edelheit; er wollte, dass die Seligkeit und der Reichtum, die er selber ist, den vernünftigen Kreaturen geoffenbart würden, damit sie seiner kosteten in der Zeit und über die Zeit ihn genössen in der Ewigkeit. Der Grund, weshalb Gott Mensch wurde, das war seine unbegreifliche Liebe und aller Menschen Not; denn sie waren verdorben seit dem Sündenfall und konnten es nicht wiedergutmachen. Die Ursache aber, weshalb Christus, sowohl seiner Gottheit als seiner Menschheit nach, all seine Werke auf Erden vollbrachte, ist vierfach: seine göttliche, unermessliche Liebe; die geschaffene Liebe, Caritas genannt, die seine Seele erfüllte kraft der Vereinigung mit dem ewigen Worte und als vollkommene Gabe seines Vaters; die große Not der menschlichen Natur und schließlich die Ehre seines Vaters. Das sind die Ursachen der Ankunft Christi, unseres Bräutigams, und all seiner Werke, der äußeren und der inneren.

Samstag, 1 Dezember 2018 : Kommentar Hl. Bernhard

Wer im Frieden beten möchte, der wird nicht nur auf den Ort achten, sondern auch auf den Zeitpunkt. Die Zeit der Ruhe ist die beste, und wenn der Schlaf der Nacht über alles ein tiefes Schweigen legt, kann man freier und reiner beten. „Steh auf, klage bei Nacht, zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz vor dem Angesicht des Herrn!“ (Klgl 2,19). Wie sicher steigt doch in der Nacht das Gebet auf, wenn Gott dein einziger Zeuge ist, zusammen mit dem Engel, der es empfängt, um es auf dem himmlischen Altar darzubringen! Es ist Gott angenehm, lichterfüllt und schamhaft. Es ist ruhig, friedvoll, wenn kein Lärm, kein Geschrei es unterbricht. Es ist rein und aufrichtig, wenn der Staub der irdischen Sorgen es nicht beschmutzen kann. Kein Zuschauer ist zugegen, der es der Versuchung aussetzen könnte durch seinen Applaus oder seine Schmeicheleien. Deshalb handelt die Braut [des Hohenliedes] mit soviel Umsicht und Scham, wenn sie die nächtliche Einsamkeit ihres Zimmers wählt, um zu beten, das heißt: um das [fleischgewordene] Wort zu suchen, denn das alles ist eins. Du betest schlecht, wenn du anderes suchst, als das Wort, das Wort Gottes, oder wenn deine Gebetsbitte keinen Bezug zu jenem Wort hat. Denn in Ihm ist alles enthalten: die Arznei deiner Verletzungen, die Hilfe, die dir notwendig ist, der Nachlass deiner Schuld, die Quelle deines Fortschritts, kurz gesagt: alles, was ein Mensch sich wünschen kann und soll. Es gibt keinen Grund, das Wort um etwas anderes zu bitten, als um Es selbst, denn alles ist in Ihm enthalten. Wenn wir, wie es ja nötig ist, gewisse konkrete Dinge erbitten wollen und wenn wir, wie es uns aufgetragen ist, sie ersehnen in Bezug auf das Göttliche Wort, so sind es weniger die Dinge selbst, die wir erbitten, sondern wir erbitten vielmehr Ihn selbst, der die Ursache unseres Gebets ist.

Donnerstag, 29 November 2018 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Röm 14,9). Der Aufstieg Christi zum Himmel bedeutet, dass er nun in seiner Menschennatur an der Macht und Autorität Gottes selbst teilhat. Jesus Christus ist der Herr: er besitzt alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er ist „hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften“ erhoben, denn der Vater hat ihm „alles“ „zu Füßen gelegt“ (Eph 1,20-22). Christus ist der Herr des Weltalls und der Geschichte. In ihm wird die Geschichte des Menschen, ja die ganze Schöpfung erneut unter ein Haupt „zusammengefasst“ (vgl. Eph 1,10) und jenseitig vollendet. Als der Herr ist Christus auch das Haupt der Kirche, die sein Leib ist. Obwohl in den Himmel aufgenommen und verherrlicht, da er seine Sendung voll erfüllt hat, bleibt er auf Erden in seiner Kirche. Die Erlösung ist die Quelle der Autorität, die Christus kraft des Heiligen Geistes über die Kirche ausübt. „Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3), ist „Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden“ (LG 5). Seit der Himmelfahrt geht der Plan Gottes seiner Erfüllung entgegen. Wir leben schon in der „letzten Stunde“ (1 Joh 2, 18). […] Das Reich Christi, in der Kirche schon gegenwärtig, ist jedoch noch nicht durch die Ankunft des Königs auf Erden „mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Lk 21,27) vollendet. Es wird noch von bösen Mächten angegriffen, obwohl diese durch das Pascha Christi im Grunde schon besiegt sind. Bis ihm dann alles unterworfen sein wird, bis es „neue Himmel und eine neue Erde geben wird, in denen die Gerechtigkeit wohnt, trägt die pilgernde Kirche in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die zu dieser Zeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und weilt selbst unter den Geschöpfen, die seufzen und bis jetzt noch in Wehen liegen und die Offenbarung der Kinder Gottes erwarten“ (LG 48). Aus diesem Grund beten die Christen, besonders in der Eucharistiefeier, um das rasche Eintreten der Wiederkunft Christi, indem sie zu ihm rufen: „Komm, Herr!“ (Offb 22,20; vgl. 1 Kor 16,22; vgl. Offb 22,17).

Mittwoch, 28 November 2018 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Die Armen, Schwachen, Kranken und von verschiedener Mühseligkeit Bedrückten oder die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten sollen sich in besonderer Weise mit Christus in seinem Leiden für das Heil der Welt zu vereinigen wissen. Sie hat der Herr im Evangelium seliggepriesen, und „der Gott … aller Gnade, der uns in Christus Jesus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird (sie) nach kurzer Zeit des Leidens selber vollenden, stärken, kräftigen und festigen“ (1 Petr 5,10). […] Da Jesus, der Sohn Gottes, seine Liebe durch die Hingabe seines Lebens für uns bekundet hat, hat keiner eine größere Liebe, als wer sein Leben für ihn und die Brüder hingibt (vgl. 1 Joh 3,16; Joh 15,13). Dieses höchste Zeugnis der Liebe vor allen, besonders den Verfolgern, zu geben war die Berufung einiger Christen schon in den ersten Zeiten und wird es immer sein. Das Martyrium, das den Jünger dem Meister in der freien Annahme des Todes für das Heil der Welt ähnlich macht und im Vergießen des Blutes gleichgestaltet, wertet die Kirche als hervorragendes Geschenk und als höchsten Erweis der Liebe. Wenn es auch wenigen gegeben wird, so müssen doch alle bereit sein, Christus vor den Menschen zu bekennen und ihm in den Verfolgungen, die der Kirche nie fehlen, auf dem Weg des Kreuzes zu folgen.

Dienstag, 27 November 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wegen der vielfältigen Gefährdung und Existenzbedrohung der Menschheit kämpfen die Christen aus der Kraft ihrer Hoffnung mit allen Menschen guten Willens für eine gesicherte, lebenswerte Zukunft. Dabei beseelt uns nicht nur eine rein innerweltliche Hoffnung, sondern vor allem jene Hoffnung, die aus dem Glauben kommt, deren Grund und Ziel letztlich Gott selber ist: Gott, der in Jesus Christus sein endgültiges Ja zum Menschen gesprochen hat. Christus hat in seinem Kreuz und in seiner Auferstehung alles Leid und Unheil der Welt überwunden und ist dadurch für uns alle zum Zeichen der Hoffnung geworden. Hoffnung ist eine göttliche Tugend; sie ist zutiefst ein Geschenk, das ihr euch in diesem Jahr der Vorbereitung miteinander und füreinander von Gott erbitten sollt. Möge es für euch dadurch zugleich ein Jahr der Besinnung und Umkehr, der Glaubenserneuerung und der gelebten Gottes- und Nächstenliebe werden. Wir Christen haben die Aufgabe, unsere Hoffnung auch in der Öffentlichkeit zu bezeugen und den anderen zu vermitteln. Durch unser hoffnungsvolles Wort und Beispiel sollen wir ihnen helfen, Lebensangst, Resignation und Gleichgültigkeit zu überwinden und Vertrauen auf Gott und zu den Menschen zu finden. Als Jünger Christi sollt ihr, liebe Christen in Österreich, den Menschen heute in ihrer mannigfachen Bedrohung und Verwirrung die befreiende Antwort und Hoffnung schenken.

Montag, 26 November 2018 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Das ist das letzte Gebet unseres geliebten Herrn. Könnte es doch unser eigenes sein! Nicht nur das Gebet im letzten Moment unseres Lebens, sondern das eines jeden Augenblicks: „Mein Vater, ich begebe mich in deine Hände; mein Vater, ich vertraue mich dir an; mein Vater, ich überlasse mich dir. Mein Vater, mache mit mir, was dir gefällt; was immer du mit mir tust, ich danke dir dafür; ich danke dir für alles. Ich bin zu allem bereit, nehme alles an, danke dir für alles, wenn nur dein Wille, mein Gott, an mir geschieht, wenn nur dein Wille an allen deinen Geschöpfen geschieht, an all deinen Kindern, an allen, denen dein Herz in Liebe zugeneigt ist. Ich möchte nichts anderes, mein Gott. Ich lege meine Seele in deine Hände, ich überlasse sie dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe und weil meine Liebe mich dazu drängt, mich an dich zu verschenken, mich ohne Maß in deine Hände zu geben. Ich gebe mich in deine Hände, mit unendlichem Vertrauen, denn du bist mein Vater.“

Sonntag, 25 November 2018 : Kommentar Origenes

Das Reich Gottes kann nicht zugleich mit einem Reich der Sünde bestehen. Wenn wir demnach von Gott regiert werden wollen, so „regiere in keiner Weise die Sünde in unserm sterblichen Leib“ (vgl. Röm 6,12). […] Vielmehr „wollen wir in uns das abtöten, was noch irdisch ist“ (vgl. Kol 3,5) und die Früchte des Geistes ernten, damit der Herr in uns wie in einem geistigen „Paradies“ wandle und uns allein mit seinem Gesalbten regiere, der in uns „zur Rechten“ der geistigen „Kraft“ (vgl. Mt 26,64) sitzt, um die wir im Gebet flehen, und (daselbst) sitzt, „bis“ alle seine Feinde in uns „zum Schemel seiner Füße“ geworden sind (vgl. Ps 109(110),1), und von uns aus „alle Herrschaft, Gewalt und Macht vernichtet ist“ (vgl. 1 Kor 15,24). Denn es ist möglich, dass dies bei einem jeden von uns geschieht, und dass „der letzte Feind vernichtet wird, der Tod“ (vgl. 1 Kor 15,26), damit Christus auch in uns spreche: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55). Schon jetzt soll demnach „das Vergängliche“ von uns die in Keuschheit und aller Reinheit bestehende Heiligkeit und „Unvergänglichkeit“ anziehen, und „das Sterbliche“ soll sich, wenn der Tod vernichtet ist, mit „der Unsterblichkeit“ des Vaters umkleiden (vgl. 1 Kor 15,53f.); sodass wir, von Gott regiert, uns schon jetzt inmitten der Güter der neuen Geburt (vgl. Mt 19,28 (Vulg.)) und der Auferstehung befinden.

Freitag, 23 November 2018 : Kommentar Papst Franziskus

Heute möchte ich kurz ein weiteres Bild erwähnen, das uns hilft, das Geheimnis der Kirche zu erläutern: das Bild des Tempels (vgl. Zweites Ökumenisches Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 6). […] In Jerusalem war der große Tempel Salomons der Ort der Begegnung mit Gott im Gebet; im Innern des Tempels befand sich die Bundeslade, […] ein Hinweis darauf, dass Gott immer in der Geschichte seines Volkes gegenwärtig war, seinen Weg begleitet, seine Schritte gelenkt hat. Der Tempel ruft diese Geschichte in Erinnerung: Auch wir müssen uns an diese Geschichte erinnern, wenn wir zum Gotteshaus gehen, ein jeder von uns an unsere Geschichte, wie Jesus mir begegnet ist, wie Jesus mit mir gegangen ist, dass Jesus mich liebt und mich segnet. Denn das, was im alten Tempel Vorzeichen war, wird durch die Macht des Heiligen Geistes in der Kirche Wirklichkeit: Die Kirche ist das „Haus Gottes“, der Ort seiner Gegenwart, wo wir den Herrn finden und ihm begegnen können; die Kirche ist der Tempel, in dem der Heilige Geist wohnt, der sie beseelt, leitet und stützt. Wenn wir uns fragen: Wo können wir Gott begegnen? Wo können wir durch Christus mit ihm in Gemeinschaft treten? Wo können wir das Licht des Heiligen Geistes finden, das unser Leben erleuchtet? Dann lautet die Antwort: im Volk Gottes, unter uns, die wir Kirche sind. […] Und der Heilige Geist ist es, der mit seinen Gaben die Vielfalt entwirft. Das ist wichtig: Was macht der Heilige Geist unter uns? Er entwirft die Vielfalt, die der Reichtum in der Kirche ist, und vereint alles und alle, um einen geistigen Tempel zu bilden, in dem wir keine materiellen Opfer darbringen, sondern uns selbst, unser Leben (vgl. 1 Petr 2,45). Die Kirche ist kein Geflecht aus Dingen und Interessen, sondern sie ist der Tempel des Heiligen Geistes, der Tempel, in dem Gott wirkt, der Tempel, in dem ein jeder von uns durch das Geschenk der Taufe ein lebendiger Stein ist. […] wir alle sind notwendig, um diesen Tempel zu bauen! Niemand ist zweitrangig. Niemand ist der Wichtigste in der Kirche, wir sind alle gleich in den Augen Gottes. Jemand von euch könnte sagen: „Hören Sie, Herr Papst, Sie sind uns nicht gleich.“ Doch, ich bin wie jeder von euch, wir sind alle gleich, wir sind Brüder! Niemand ist anonym […].

Samstag, 24 November 2018 : Kommentar Hl. Pacianus von Barcelona

„Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden. Der erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel“ (1 Kor 15,49.47). Wenn wir uns so verhalten, meine Vielgeliebten, dann werden wir zukünftig nicht mehr sterben. Selbst wenn unser irdischer Leib sich auflöst, werden wir in Christus leben, wie er selbst sagt: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25). Wir sind sicher, dass Abraham, Isaak, Jakob und alle Heiligen leben, wie der Herr selbst bezeugt. Denn auf sie hin sagt der Herr: „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“ Und der Apostel Paulus sagt, indem er von sich selbst spricht: „Denn für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn. Ich habe das Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein“ (Phil 1,21.23). Und weiter: „Solange wir in diesem Leib zu Hause sind, leben wir fern vom Herrn in der Fremde, denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende“ (vgl. 2 Kor 5,6-7) Und das glauben wir, meine Vielgeliebten. Andererseits: „Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf die Welt gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“ (vgl. 1 Kor 15,19). Das Leben in dieser Welt, wie ihr selbst feststellen könnt, ist das gleiche für die Tiere, die Raubtiere, die Vögel und für uns und es kann für sie je nach dem länger sein. Aber das, was dem Menschen gebührt, ist das, was Christus uns durch seinen Geist gegeben hat, und das ist ein Leben ohne Ende, aber unter der Bedingung, dass wir nicht mehr sündigen […]: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6,23).

Donnerstag, 22 November 2018 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Ich schaute aus einem Fenster … Die Sonne ging gerade auf. Ein großer Friede herrschte in der Natur. Alles begann zu erwachen: die Erde, der Himmel, die Vögel. Alles - ganz allmählich - wachte auf, sanft dem Auftrag Gottes entsprechend. Alles gehorchte seinen göttlichen Gesetzen, ohne Klagen und ohne Überstürzung, sanft und friedlich, sowohl das Licht als auch die Finsternis, sowohl der blaue Himmel als auch die harte Erde, bedeckt mit dem Tau der Morgenfrühe. Wie gut ist Gott! – dachte ich. Überall ist Friede, außer im Herzen des Menschen! Behutsam und sanft lehrte mich Gott durch diesen wunderschönen und friedvollen Tagesanbruch den Gehorsam … Ein großer Friede erfüllte meine Seele. Ich dachte daran, dass nur Gott gut ist, dass alles von ihm geordnet ist und dass mir das, was die Menschen tun und sagen, gleichgültig sein soll. Für mich darf es auf der Welt nur eines geben: Gott! Gott, der alles zu meinem Wohl ordnet. Gott, der jeden Morgen die Sonne aufgehen, den Reif vergehen, die Vögel singen und die Wolken des Himmels in tausend sanften Farben erscheinen lässt; Gott, der mir ein Eckchen zum Gebet auf der Erde anbietet, der mir ein stilles Plätzchen schenkt, wo ich das erwarte, worauf ich hoffe. Gott, der so gut zu mir ist, dass er im Schweigen zu meinem Herzen spricht und mich allmählich lehrt - vielleicht unter Tränen, aber immer mit dem Kreuz -, mich von den Geschöpfen zu lösen, die Vollendung nirgendwo anders zu suchen als in ihm. Er zeigt mir Maria und sagt mir: „Sieh hier, das einzig vollkommene Geschöpf. In ihr findest du die Zuneigung und Liebe, die du bei den Menschen nicht antriffst. Worüber beklagst du dich, Bruder Rafael? Liebe mich, leide mit mir, ich bin Jesus!"

Mittwoch, 21 November 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Schweiß und Mühsal, welche die Arbeit in der gegenwärtigen Heilssituation der Menschheit notwendigerweise mit sich bringt, bieten dem Christen und jedem Menschen, der zur Nachfolge Christi berufen ist, die Möglichkeit zur liebenden Teilnahme an jenem Werk, für das Christus gekommen ist. Dieses Heilswerk wurde durch Leid und Kreuzestod vollzogen. Indem der Mensch die Mühsal der Arbeit in Einheit mit dem für uns gekreuzigten Herrn erträgt, wirkt er mit dem Gottessohn an der Erlösung der Menschheit auf seine Weise mit. Er erweist sich als wahrer Jünger Christi, wenn auch er Tag für Tag bei der ihm aufgegebenen Tätigkeit sein Kreuz auf sich nimmt. Christus erduldete „für uns alle, die wir Sünder sind, … den Tod, und belehrt uns so durch sein Beispiel, daß auch das Kreuz getragen werden muß, das Fleisch und Welt denen auf die Schultern legen, die Frieden und Gerechtigkeit suchen.“ Zugleich jedoch „durch seine Auferstehung zum Herrn eingesetzt, wirkt Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, durch die Kraft seines Geistes bereits in den Herzen der Menschen… und beseelt, reinigt und stärkt auch jenes hochherzige Streben, mit dem die Menschheitsfamilie sich bemüht, ihr eigenes Leben menschlicher zu gestalten und die ganze Erde diesem Ziel dienstbar zu machen.“ In der menschlichen Arbeit findet der Christ einen kleinen Teil des Kreuzes Christi und nimmt ihn mit der gleichen Erlösergesinnung auf sich, mit der Christus für uns sein Kreuz auf sich genommen hat. In der Arbeit entdecken wir immer, dank des Lichtes, das uns von der Auferstehung Christi her durchdringt, einen Schimmer des neuen Lebens und des neuen Gutes, gleichsam eine Ankündigung des „neuen Himmels und der neuen Erde“ (Apg 21,1), die gerade durch die Mühsal der Arbeit hindurch dem Menschen und der Welt zuteil werden […].

Dienstag, 20 November 2018 : Kommentar Hl. Ambrosius

Die Reichen müssen es lernen: Es ist kein Fehler reich zu sein, vielmehr ist es einer, die Reichtümer nicht recht gebrauchen zu können. Gesetzt nämlich, dass die Reichtümer die Bösen daran hindern, die Tugend zu erreichen, so sind sie doch den Guten eine Hilfe. Jedenfalls wurde Zachäus, der ja reich war, von Christus auserwählt, allerdings indem er die Hälfte seiner Besitztümer den Armen schenkte und sogar den vierfachen Betrag dessen zurückerstattete, was er sich durch Betrug angeeignet hatte. Denn eine einzige Herangehensweise ist nicht ausreichend: Akte der Freigebigkeit sind wertlos, wenn die Ungerechtigkeit fortbesteht. Gefordert sind nicht geraubtes Gut, sondern echte Zuwendungen. Deshalb war der Lohn, den er empfing, größer als das, was er weggegeben hatte. Es ist ganz passend, dass Zachäus uns als Zollaufseher vorgestellt wird. Denn wenn selbst der noch zum Ziel gelangen kann, der sein Vermögen dem Betrug verdankt, wer kann da noch die Hoffnung für sich selbst aufgeben? „Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt“ (Lk 19,3) […] Solange sich Zachäus in der Menschenmenge befindet, sieht er Christus nicht; er erhob sich jedoch über die Menge und da sah er […] Und Jesus hat Zachäus oben erblickt, denn sein sich erhebender Glaube ließ ihn von diesem Moment an herausragen inmitten der Früchte der neuen Werke, gleichsam wie auf dem Gipfel eines fruchtbaren Baumes.

Montag, 19 November 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Wir wollen auf die Blinden hören, die besser waren als viele Sehende. Waren sie auch führerlos, konnten sie den Herrn auch nicht sehen, wenn er vor ihnen stand, so bemühten sie sich doch, zu ihm zu kommen. Deshalb riefen sie mit lauter Stimme und schrien umso lauter, je mehr man ihnen Schweigen gebot. Darin eben zeigt sich die Beharrlichkeit einer Seele; je mehr man sie hindern will, desto mächtiger strebt sie vorwärts. Christus ließ es zu, dass man sie anfuhr; um ihr Verlangen desto mehr ins Licht zu stellen und zu zeigen, dass sie die Heilung wohl verdienten. Darum fragte er auch nicht: „Glaubt ihr“, wie er es gewöhnlich tat, denn in ihrem Schreien und Vordrängen offenbarte sich ja hinreichend ihr gläubiges Vertrauen. Hieraus magst du ersehen, mein Lieber, dass wir selbst in allen Bitten Erhörung finden können, mögen wir noch so gering und verachtet sein, wenn wir nur mit innigem Verlangen vor Gott hintreten. Die Blinden hatten unter den Aposteln keine Fürsprecher, von vielen Seiten wurde ihnen sogar Schweigen geboten; dennoch überwinden sie alle Hindernisse und setzen es durch, zu Jesus zu gelangen. Auch berichtet der Evangelist nicht, dass sie einen besonders guten Lebenswandel geführt hätten, ihr inbrünstiges Verlangen musste für sie anstelle alles anderen genügen. Hierin nun sollen wir sie nachahmen: Wenn Gott die Erhörung hinausschiebt, wenn manche uns vom Beten abwendig machen wollen, so dürfen wir trotzdem nicht nachlassen. Gerade durch die Ausdauer werden wir uns Gott am meisten geneigt machen.

Sonntag, 18 November 2018 : Kommentar Origenes

„Vom Land bleibt noch sehr viel in Besitz zu nehmen“ (vgl. Jos 13,1) […] Denke an das erste Kommen unseres Herrn und Retters, als er kam, sein Wort auf der Erde auszusäen. Allein mit der Kraft dieser Saat hat er die ganze Erde erobert: Er hat die feindlichen Mächte und die rebellierenden Engel, die das Leben der Heidenvölker beherrschten, in die Flucht geschlagen und zugleich sein Wort ausgesät und überall seine Kirchen gegründet. Auf diese Weise hat er zuerst von der ganzen Erde Besitz ergriffen. Aber geh mit mir sorgfältig die Zeilen der Schrift durch, und ich zeige dir, worin die zweite Eroberung eines Landes besteht, das, wie dem Josua/Jesus gesagt wird, noch nicht in Besitz genommen ist. Höre, was Paulus sagt: „Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (1 Kor 15,25; vgl. Ps 109(110),1). Hier ist das Land, von dem es heißt, es sei noch nicht in Besitz genommen, bis ihm alle Feinde unter die Füße gelegt sind und er alle Völker zum Erbe nimmt […] Was unsere Zeit angeht, so sehen wir sehr vieles, „was noch übrig ist“ und Jesus noch nicht unterworfen ist; er muss jedoch alles in Besitz nehmen. Denn es wird erst ein Weltenende geben, wenn ihm alles unterworfen worden ist. Der Prophet sagt ja: „Alle Völker werden unterworfen sein, von Meer zu Meer, bis an die Enden der Erde; vor ihm werfen sich die Äthiopier nieder“ (vgl. Ps 71(72) Vulg.), und „von jenseits der Ströme Äthiopiens werden sie Opfergaben darbringen“ (vgl. Zef 3,10 (Vulg.)). Daraus geht hervor, dass Jesus bei seinem zweiten Kommen diese Erde beherrschen wird, von der noch viel in Besitz zu nehmen ist. Selig sind jedoch die, die schon bei seinem ersten Kommen unterworfen worden sind. Sie werden wirklich mit Wohltaten überhäuft werden, trotz des Widerstandes so vieler Feinde und so vieler Widersacher: Sie werden ihren Teil des Gelobten Landes in Empfang nehmen. Wenn aber an dem Tag, an dem der letzte Feind, der Tod, entmachtet ist (1 Kor 15,26), die Unterwerfung gewaltsam zu Ende gebracht ist, wird es für alle, die sich nicht unterwerfen wollen, keine Gnade mehr geben.

Samstag, 17 November 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Könnte es eine eindringlichere Mahnung zum Beten geben als das Gleichnis vom ungerechten Richter? Der ungerechte Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm, hörte dennoch auf die Witwe, die ihn um Hilfe anrief. Doch er hörte mehr deshalb, weil er es leid war, als aus Liebe zur Gerechtigkeit. Wenn der also schon jemandem Gehör schenkt, der es hasst, gebeten zu werden, um wie viel mehr erhört uns der, der uns wirklich dazu auffordert zu bitten. Mit diesem Gleichnis fordert uns der Herr also auf, dass wir immer beten sollen und nicht aufhören. Weiter sagt er: „Aber wenn der Menschensohn kommt, wird er dann wohl Glauben finden auf Erden?“ Wenn der Glaube fehlt, dann hört das Gebet auf. Wie kann auch jemand um etwas bitten, wenn er keinen Glauben hat? Auch der Apostel fordert uns zum Beten auf: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Und er zeigt uns, dass der Glaube die Quelle des Betens ist und dass das Wasser nicht fließen kann, wenn die Quelle versiegt ist. Um beten zu können, müssen wir glauben. Damit der Glaube, in dem wir beten, aber nicht versagt, müssen wir beten. Der Glaube drückt sich im Gebet aus, und das Gebet macht den Glauben stark.

Freitag, 16 November 2018 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Wir predigen nicht bloß eine Ankunft Christi, wir verkünden auch noch eine zweite, eine noch viel herrlichere als die erste. Die eine war Leidensoffenbarung, die andere zeigt das Diadem göttlicher Herrschaft. […] Bei der ersten Ankunft war er in einer Krippe in Windeln eingewickelt, bei der zweiten umkleidet er sich mit Licht (Ps 104 (103),2). Bei der ersten Ankunft trug er, der Schmach nicht achtend, das Kreuz; bei der zweiten wird er in Begleitung eines Heeres von Engeln in Herrlichkeit kommen. Wir halten uns nicht allein an die erste Ankunft, wir erwarten auch die zweite. Bei der ersten Ankunft riefen wir: „Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn“ (Mt 21,9). Bei der zweiten wiederholen wir das Wort. Mit den Engeln werden wir dem Herrn entgegeneilen, vor ihm niederfallen und sagen: „Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn!“ Der Heiland wird wiederkommen, nicht um wieder gerichtet zu werden, sondern um zu richten die Richter. […] Seinerzeit kam Jesus nach göttlichem Ratschluss, um die Menschen zu belehren und zu überzeugen; dereinst werden die Menschen mit Gewalt unter seine Herrschaft gebeugt werden, auch wenn sie nicht wollen.

Donnerstag, 15 November 2018 : Kommentar Origenes

Wenn „das Reich Gottes“ nach dem Wort unseres Herrn und Heilandes „nicht mit Aufsehen kommt“ und „man nicht sagen wird: siehe, hier ist es oder siehe dort“, sondern wenn „das Reich Gottes unter uns ist“ (vgl. Lk 17,20f.) – denn „das Wort ist sehr nahe in unserm Munde und in unserm Herzen“ (vgl. Dt 30,14) –, so betet offenbar, wer um das Kommen des Reiches Gottes betet, vernünftigerweise darum, dass das in ihm befindliche Reich Gottes emporwachsen und Frucht bringen und vollendet werden möge. Denn jeder Fromme wird von Gott regiert und gehorcht den geistigen Gesetzen Gottes, indem er sich selbst gleichsam wie eine gut eingerichtete Stadt verwaltet. Zugegen ist bei ihm der Vater, und mit dem Vater herrscht Christus in der vollkommenen Seele nach dem Schriftwort, das wir vor kurzem erwähnten: „Wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen“ (vgl. Joh 14,23). […] Das „Reich Gottes“ in uns wird also, wenn wir ununterbrochen vorwärtsschreiten, seine Höhe erreichen, sobald das Apostelwort sich erfüllt, dass „Christus“, wenn ihm „alle Feinde unterworfen sind, das Reich Gott dem Vater übergeben wird, damit Gott alles in allem sei“ (vgl. 1 Kor 15,24–28). Deshalb wollen wir „ohne Unterlass betend“ (vgl. 1 Thess 5,17) in einer durch das Wort vergöttlichten Seelenstimmung zu unserm Vater in den Himmeln sprechen: „Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme“ (vgl. Mt 6,9f.).

Mittwoch, 14 November 2018 : Kommentar Hl. Bernhard

In unseren Tagen sieht man viele Menschen, die beten, aber leider keine, die umkehren und Gott danken […] „Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?“ Ihr erinnert euch sicher, so glaube ich, dass sich der Herr mit diesen Worten beklagt hat über die Undankbarkeit der neun anderen Aussätzigen. Wir lesen, dass sie sehr wohl wussten, wie man betet, erfleht und bittet, denn sie haben ihre Stimme erhoben, um zu schreien: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ Doch ihnen fehlte eine vierte Eigenschaft, die der Apostel Paulus einfordert: die „Danksagung“ (1 Tim 2,1), denn sie sind nicht umgekehrt und haben Gott nicht gedankt. Wir sehen ja auch in unseren Tagen eine gewisse Zahl von Menschen, die Gott inständig um das bitten, was ihnen fehlt, aber man sieht nur wenige, die dankbar zu sein scheinen über die Wohltaten, die sie empfangen haben. Es ist nichts Schlechtes, inständig zu bitten. Was aber dazu führt, dass Gott uns nicht erhört, ist, dass es uns an Dankbarkeit mangelt. Nach allem, was wir gesagt haben, ist es vielleicht ein Akt der Großmut seinerseits, den Undankbaren nicht zu gewähren, was sie erbitten, damit sie nicht noch strenger gerichtet werden aufgrund ihrer Undankbarkeit […] Aus Barmherzigkeit also hält Gott manchmal seine Barmherzigkeit zurück […] Ihr seht also, dass nicht alle, die geheilt wurden von dem Aussatz der Welt – ich meine von augenscheinlichen Verirrungen – einen Gewinn ziehen aus ihrer Heilung. Mehrere sind denn auch verborgenerweise befallen von einem Geschwür, das schlimmer ist als der Aussatz, jedoch weitaus gefährlicher, da es tiefer im Inneren verborgen ist. Deshalb fragt der Erlöser der Welt zurecht danach, wo die neun anderen Aussätzigen sind, denn die Sünder entfernen sich vom Heil. Deshalb fragt Gott den ersten Menschen, nachdem er gesündigt hatte: „Wo bist Du?“ (Gen 3,9).

Dienstag, 13 November 2018 : Kommentar Benedikt XVI.

Dieses rechte Dienen macht den Helfer demütig. Er setzt sich nicht in eine höhere Position dem andern gegenüber, wie armselig dessen Situation im Augenblick auch sein mag. Christus hat den letzten Platz in der Welt — das Kreuz — eingenommen, und gerade mit dieser radikalen Demut hat er uns erlöst und hilft uns fortwährend. Wer in der Lage ist zu helfen, erkennt, daß gerade so auch ihm selber geholfen wird und daß es nicht sein Verdienst und seine Größe ist, helfen zu können. Dieser Auftrag ist Gnade. Je mehr einer für die anderen wirkt, desto mehr wird er das Wort Christi verstehen und sich zueignen: „Unnütze Knechte sind wir“ (Lk 17,10). Denn er erkennt, daß er nicht aufgrund eigener Größe oder Leistung handelt, sondern weil der Herr es ihm gibt. Manchmal kann ihm das Übermaß der Not und die Grenze seines eigenen Tuns Versuchung zur Mutlosigkeit werden. Aber gerade dann wird ihm helfen zu wissen, daß er letzten Endes nur Werkzeug in der Hand des Herrn ist, er wird sich von dem Hochmut befreien, selbst und aus Eigenem die nötige Verbesserung der Welt zustande bringen zu müssen. Er wird in Demut das tun, was ihm möglich ist und in Demut das andere dem Herrn überlassen. Gott regiert die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur, soweit wir können und er uns die Kraft dazu gibt. Mit dieser Kraft freilich alles zu tun, was wir vermögen, ist der Auftrag, der den rechten Diener Jesu Christi gleichsam immerfort in Bewegung hält: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14).

Montag, 12 November 2018 : Kommentar Papst Franziskus

Heute möchte ich einige Katechesen über das Geheimnis der Kirche beginnen, ein Geheimnis, das wir alle leben und dessen Teil wir sind. Ich möchte das mit Worten tun, die in den Texten des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils enthalten sind. Heute das erste: die Kirche als Familie Gottes. […] Schon das Wort »Kirche«, vom griechischen »ekklesia «, bedeutet »Versammlung«: Gott ruft uns zusammen, er spornt uns an, aus dem Individualismus heraus zu kommen, aus der Tendenz, sich in sich selbst zu verschließen, und ruft uns, Teil seiner Familie zu sein. […] Auch heute noch sagen einige: »Christus ja, die Kirche nein.« Wie jene, die sagen: »Ich glaube an Gott, aber nicht an die Priester.« Aber eben gerade die Kirche ist es, die uns Christus bringt und uns zu Gott bringt; die Kirche ist die große Familie der Kinder Gottes. Gewiss hat sie auch menschliche Aspekte. Bei jenen, aus denen sie sich zusammensetzt, Hirten und Gläubigen, gibt es Fehler, Unvollkommenheiten, Sünden – auch der Papst hat sie, und zwar viele –, aber das Schöne ist: Wenn wir merken, dass wir Sünder sind, finden wir die Barmherzigkeit Gottes, der immer vergibt. Vergesst das nicht: Gott vergibt immer und nimmt uns in seiner verzeihenden und barmherzigen Liebe an. Einige sagen, die Sünde ist eine Beleidigung Gottes, aber auch eine Gelegenheit zur Demut, um wahrzunehmen, dass es noch etwas Anderes, etwas Schöneres gibt: die Barmherzigkeit Gottes. Denken wir daran. Wir wollen uns heute fragen: Wie sehr liebe ich die Kirche? Bete ich für sie? Fühle ich mich als Teil der Familie der Kirche? Was tue ich, damit sie eine Gemeinschaft ist, in der jeder sich angenommen und verstanden fühlt, die Barmherzigkeit und die Liebe Gottes spürt, die das Leben erneuert? Der Glaube ist ein Geschenk und ein Akt, der uns persönlich betrifft, aber Gott ruft uns auf, unseren Glauben gemeinsam zu leben, als Familie, als Kirche.

Sonntag, 11 November 2018 : Kommentar Hl. Anselm

Im Königreich des Himmels werden alle zusammen und wie ein Mann, zu einem einzigen König an der Seite Gottes, weil alle nur eine einzige Sache wünschen, und ihr Wunsch wird sich erfüllen. Dies ist das Gut, das Gott aus himmlischer Höhe zum Verkauf anbietet. Wenn sich nun jemand fragt, zu welchem Preis - hier ist die Antwort: Er, der ein Königreich im Himmel anbietet, hat keine irdische Münze nötig. Niemand kann Gott irgendetwas geben, was ihm nicht schon gehören würde, da alles, was existiert, sein Eigen ist. Und dennoch: Gott gibt eine so großartige Sache nicht einfach, ohne einen Preis festzulegen: Er gibt sie nicht Jemandem, der sie nicht wertschätzt. In der Tat gibt doch niemand etwas, das ihm lieb ist, an jemanden, der den Preis nicht bezahlen will. Daher also, wenn Gott deine Güter nicht braucht, muss er dir auch nicht eine so großartige Sache geben, wenn du es ablehnst, ihn zu lieben: Er verlangt nichts als Liebe, ohne die ihn nichts zwingen kann, zu geben. Liebe also, und du wirst das Königreich erhalten. Liebe, und du wirst es besitzen […] Liebe also Gott mehr als dich selbst, und schon beginnst du zu erhalten, was du im Himmel vollkommen besitzen möchtest.

Samstag, 10 November 2018 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

„Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen“ (Mt 10,42) […] Es ist der einzige Lohn, der nicht eines Tages seinen Wert verliert: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!“ Das Vermögen, über das wir verfügen, darf nicht nur uns dienen; mit ungerechten Gütern kann man ein gerechtes und nützliches Werk tun und einem von denen helfen, die der Vater für seine ewigen Wohnungen vorherbestimmt hat […] Wie schön ist doch das Wort des Apostels Paulus: „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2 Kor 9,7): einen, der gern Almosen gibt; der sät, ohne zu rechnen und doch ebenso reichlich erntet; der ohne zu murren, zu zaudern oder zu zögern teilt […] Und noch gewaltiger ist das, was der Herr an einer anderen Stelle sagt: „Gib jedem, der dich bittet“ (Lk 6,30) […] Denk doch an den herrlichen Lohn, der deiner Großherzigkeit verheißen ist: die ewigen Wohnungen. Das ist doch ein wunderbarer Handel, ein außerordentliches Geschäft! Unsterblichkeit kann für Geld gekauft werden, die vergänglichen Güter dieser Welt können gegen eine ewige Wohnung im Himmel eingetauscht werden! Wenn ihr Reichen also klug seid, verwendet eure Mühe auf diesen Handel […] Warum lasst ihr euch von Diamanten und Smaragden umgarnen, von Häusern, die das Feuer verschlingt, an denen der Zahn der Zeit nagt und die ein Erdbeben zum Einsturz bringt? Trachtet ausschließlich danach, in den Himmel zu kommen und mit Gott zu herrschen. Ein Mensch, ein Armer, schenkt euch dieses Reich […] Der Herr hat übrigens nicht gesagt: „Gib!“ oder „Gewähre!“ oder „Erweise Wohltaten!“ oder „Hilf!“, sondern „Macht euch Freunde“. Freundschaft entsteht nicht durch ein einmaliges Geschenk, sondern erwächst aus einer langen Vertrautheit. Weder der Glaube noch die Nächstenliebe oder die Geduld sind das Werk eines einzigen Tages: „wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“ (Mt 10,22).

Freitag, 9 November 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Salomo, der ja Prophet war, errichtete einen Tempel aus Stein und Holz […] für den lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, und der im Himmel wohnt […] Warum hat Gott verlangt, dass ein Tempel gebaut wird? Hatte er denn keine Bleibe mehr? Hört, was Stephanus während seiner Passion sagte: „Salomo […] baute ihm ein Haus. Doch der Höchste wohnt nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist“ (Apg 7,47f.). Warum also baute er einen Tempel oder ließ er einen Tempel bauen? Um ein Vorabbild des Leibes Christi zu schaffen. Der erste Tempel war nur ein Schatten (Kol 2,17): Wenn das Licht kommt, flieht der Schatten. Suchst du jetzt nach dem von Salomo gebauten Tempel? Du findest eine Ruine! Warum ist nur eine Ruine übriggeblieben? Weil die Wirklichkeit, die er ankündigt hatte, in Erfüllung ging. Der wahre Tempel, der Leib des Herrn, stürzte zwar ebenfalls ein, richtete sich aber wieder auf, und das so fest gegründet, dass er niemals mehr einstürzen kann […] Und unsere Leiber? Sie sind Glieder Christi. Hört, was der hl. Paulus sagt: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?“ (1 Kor 6,15). Wenn er sagt: „Eure Leiber sind Glieder Christi“ – was heißt das anderes, als dass unsere Leiber, zusammen mit unserem Haupt, das Christus ist, einen einzigen Tempel bilden, den Tempel Gottes. Zusammen mit dem Leib Christi stellen unsere Leiber diesen Tempel dar […] Lasst euch zu einer Einheit aufbauen, um nicht - getrennt voneinander - einzustürzen.

Donnerstag, 8 November 2018 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Einen Gegenstand wiederzufinden, den wir verloren haben, erfüllt uns jedes Mal wieder mit Freude. Diese Freude ist größer als die, die wir vor dem Verlust hatten, als der Gegenstand noch in Sicherheit war. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf sagt vor allem etwas aus über die zärtliche Liebe Gottes und nicht so sehr über das normale Verhalten der Menschen. Und es enthält eine tiefe Wahrheit. Von Bedeutendem zu lassen aus Liebe zu etwas sehr Bescheidenem: das ist Zeichen göttlicher Kraft, das ist nicht der menschlichen Begehrlichkeit eigen. Denn Gott ruft ja ins Dasein, was nicht ist; er sucht, was verloren ist, und behütet gleichzeitig, was er zurückgelassen hat; er findet das, was sich verirrt hat, und verliert dabei das nicht, was er hütet. Deshalb eben ist dieser Hirte nicht von der Erde, sondern vom Himmel. Das Gleichnis ist nicht etwa eine Darstellung dessen, was Menschen tun; es birgt vielmehr göttliche Geheimnisse, wie es auch die im Gleichnis enthaltenen Zahlen ohne weiteres veranschaulichen: „Wenn einer von euch“, sagt der Herr, „hundert Schafe hat und eins davon verliert“ […] Vom Verlust eines einzigen Schafes war der Hirt offensichtlich so schmerzlich betroffen, als wäre die ganze Herde seines Schutzes beraubt gewesen und hätte einen falschen Weg eingeschlagen. Deshalb verlässt er die neunundneunzig anderen und macht sich auf die Suche nach einem einzigen; er kümmert sich ausschließlich um ein einziges, damit er in diesem alle finden und retten kann.

Mittwoch, 7 November 2018 : Kommentar Hl. Bonaventura

Dann setzte der leibliche Vater [des hl. Franziskus] alles daran, den Sohn der Gnade, der alles Geld von sich getan hatte, vor den Bischof der Stadt zu bringen, damit er in dessen Hände auf das väterliche Erbe verzichte und alles, was er hatte, zurückgebe. Weil dieser aber die Armut aufrichtig liebte, erklärte er sich dazu gern bereit und erschien vor dem Bischof. Dort zeigte er kein Zaudern und kein Zögern wegen irgendetwas und wartete weder auf ein Wort noch sprach er selbst, sondern zog ohne Verzug seine Kleider aus und gab sie dem Vater zurück. Da sah man nun, dass der Gottesmann unter seinen feinen Gewändern auf bloßem Leibe ein Bußkleid trug. Ja, das wunderbare Feuer des Geistes machte ihn so trunken, dass er auch seine Unterkleider zurückgab und vor allen Leuten ganz entblößt stand und an seinen Vater die Worte richtete: „Bis heute habe ich dich auf Erden meinen Vater genannt, jetzt aber kann ich voll Vertrauen sprechen: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, bei dem ich all meine Schätze hinterlegt und auf den ich meine ganze Hoffnung und Zuversicht gesetzt habe.“ Als der Bischof das sah und erkannte, wie der Gottesmann vor übergroßer Liebe zum Herrn glühte, erhob er sich und schloss Franziskus weinend in seine Arme; da er aber ein guter Mann voll Erbarmen war, schlug er den Mantel, den er trug, um ihn und gebot dem Gesinde, man möge ihm etwas bringen, um die Blöße seines Leibes zu bedecken. Da brachte man das ärmliche und billige Kleid eines Bauern, der beim Bischof in Diensten stand. Voll Dank nahm Franziskus dieses Gewand an, zeichnete eigenhändig mit Kalk, den er fand, ein Kreuz darauf und machte es zum Kleid für einen gekreuzigten Menschen, zum Gewand eines halbnackten Armen. So also wurde der Knecht des allerhöchsten Königs von allem entblößt, um dem entblößten, gekreuzigten Herrn nachzufolgen, den er so sehr liebte; er wappnete sich mit dem Kreuze, um seine Seele dem Holz des Heiles auszuliefern und dadurch dem Schiffbruch der Welt zu entkommen.

Dienstag, 6 November 2018 : Kommentar Didachè

Bezüglich der Eucharistie haltet es so: Zunächst in Betreff des Kelches: Wir danken Dir, unser Vater, für den heiligen Weinstock Davids, Deines Knechtes, den Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Und in Betreff des gebrochenen Brotes: Wir danken Dir, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht eins wurde, so möge Deine Gemeinde von den Enden der Erde zusammengebracht werden in Dein Reich; weil Dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit. […] Wenn ihr aber gesättigt seid, danket also: Wir danken Dir, heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Du allmächtiger Herrscher, „hast alles erschaffen“ um Deines Namens willen, hast Speise und Trank gegeben den Menschen zum Genusse, damit sie Dir danken; uns aber hast Du geschenkt eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ein ewiges Leben durch Deinen Knecht. Vor allem danken wir Dir, weil Du mächtig bist; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Gedenke, o Herr, Deiner Gemeinde, dass Du sie erlösest von allem Übel und sie vollkommen machest in Deiner Liebe, „führe sie zusammen von den vier Winden“, die Geheiligte, in Dein Reich, das Du ihr bereitet hast; weil Dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. Es soll kommen die Gnade und vergehen diese Welt. „Hosanna dem Gotte Davids“ (Mt 21,9.15). Ist einer heilig, so soll er kommen; ist er’s nicht, so soll er sich bekehren, maranatha (1 Kor 16,22), Amen.

Montag, 5 November 2018 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

Lasst uns auf die Gesundheit unseres Nächsten genauso achten wie auf die eigene, mag er wohlauf sein oder von Krankheit ermattet. Denn wir, die vielen, sind ein Leib in Christus (Röm 12,5), ob wir nun Reiche oder Arme, Sklaven oder Freie, Gesunde oder Kranke sind. Alle haben nur ein Haupt; er ist der Ursprung von allem, Christus (Kol 1,18). Was die Glieder des Leibes für einander sind, das ist jeder von uns für jeden seiner Brüder. Wir dürfen also nicht denjenigen gegenüber unachtsam sein noch sie im Stich lassen, die vor uns bereits in einen Zustand der Schwäche geraten sind; denn davon sind wir alle bedroht. Es ist besser, für das Missgeschick unserer armen Brüder Mitgefühl aufzubringen, als sich über die eigene gute Gesundheit zu freuen […] Sie sind wie wir nach dem Bild Gottes geschaffen und haben, trotz ihres sichtbaren gesundheitlichen Verfalls, die Treue zu diesem Bild besser bewahrt als wir. Sie sind in ihrem Inneren mit dem gleichen Christus bekleidet, haben den gleichen Anteil am Geist Gottes (2 Kor 5,5) erhalten; haben die gleichen Gesetze, die gleichen Gebote, die gleichen Verbindungen, die gleichen Zusammenkünfte, die gleichen Mysterien, die gleiche Hoffnung wie wir. Christus ist auch für sie gestorben, er, der die Sünde der Welt hinwegnimmt (Joh 1,29). Sie haben Anteil am Erbe des himmlischen Lebens. Sie, die viele irdische Güter entbehren mussten, werden als Leidensgefährten Christi teilhaben an seiner Herrlichkeit.

Sonntag, 4 November 2018 : Kommentar Hl. Franz von Sales

So wie Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat, hat er auch eine Liebe zu den Menschen geboten, nach dem Bild und Gleichnis jener Liebe, die seiner Gottheit gebührt. „Du sollst“, sprach er, „den Herrn deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ein zweites ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,37-39). Warum lieben wir Gott, Theotimus? „Der Grund, warum wir Gott lieben“, sagt der hl. Bernhard (De dilig. Dei), „ist Gott selbst.“ Es ist, als wollte er sagen, wir lieben Gott, weil er die höchste und unendliche Güte ist. Warum lieben wir uns selbst in christlicher Liebe? Sicher, weil wir ein Bild und Gleichnis Gottes sind. Nachdem aber alle Menschen diese gleiche Würde besitzen, lieben wir sie auch wie uns selbst, nämlich als heilige, lebendige Abbilder Gottes. Denn als solche, Theotimus, gehören wir Gott an und zwar durch eine so enge Verbundenheit mit ihm und in einer so liebenswerten Abhängigkeit von ihm, dass es uns keinerlei Schwierigkeiten macht, ihn unseren Vater und uns seine Kinder zu nennen (1 Joh 3,1f.). Als solche sind wir fähig, mit der Wesenheit Gottes durch den beseligenden Besitz ihrer über alles erhabenen Güte und Seligkeit vereinigt zu werden. Als solche empfangen wir seine Gnade und wird unser Geist seinem überaus heiligen Geist beigesellt und erhalten wir sozusagen Anteil an der göttlichen Natur (2 Petr 1,4), wie der hl. Leo sagt (Sermo 12,1). So bringt also dieselbe heilige Liebe, aus der die Akte der Gottesliebe hervorgehen, in gleichem Maße Akte der Nächstenliebe hervor. Die Leiter, die der Patriarch Jakob sah, berührte gleichzeitig Himmel und Erde und diente den Engeln sowohl zum Herabsteigen wie zum Hinaufsteigen (Gen 28,12). So wissen wir auch, dass ein und dieselbe heilige Liebe die Gottesliebe wie die Nächstenliebe in sich schließt. Sie hebt unseren Geist hinauf zur Vereinigung mit Gott, um uns dann wieder zum liebreichen Verkehr mit dem Nächsten zurückzuführen, jedoch so, dass wir den Nächsten als Abbild und Gleichnis Gottes lieben, der dazu geschaffen ist, mit der göttlichen Güte in Verbindung zu stehen, um teilzuhaben an Gottes Gnade und um sich des Besitzes seiner Glorie zu erfreuen.

Samstag, 3 November 2018 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Demütig sein heißt nicht nur, sich misstrauen, es heißt auch: auf Gott vertrauen. Aus diesem Misstrauen gegen uns und die eigene Kraft erblüht das Vertrauen auf Gott, aus diesem Vertrauen wiederum die Hochherzigkeit, von der wir reden. Die allerseligste Jungfrau gibt uns hierin ein sehr bedeutsames Beispiel: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“, so nennt sie sich selber. Das ist ein Akt allergrößter Demut. Er ist umso größer, als sie ihre Niedrigkeit den Lobsprüchen des Engels entgegenhält, der ihr verkündet, dass sie die Mutter Gottes wird und das Kind in ihrem Schoß „Sohn des Allerhöchsten“ genannt werden soll, ja allen Lobpreisungen und dieser unausdenkbar hohen Würde ihre Geringheit und Unwürdigkeit gegenüberstellt, da sie sich als die „Magd des Herrn“ bezeichnet. Nachdem sie aber so der Demut Genüge getan, schwingt sich ihre Seele allsogleich zu einem herrlichen Akt der Hochherzigkeit auf – beachtet das wohl – und sie spricht: „Mir geschehe nach deinem Wort!“ Sie wollte damit sagen: Schau ich auf das, was ich aus mir selber bin, so muss ich meine Untauglichkeit für eine solche Gnade bekennen; schaue ich aber auf das Gute in mir, das ich von Gott habe, und auf den hochheiligen Willen Gottes, der in deinen Worten ausgesprochen ist, so glaube ich, dass es sein kann und sein wird. So antwortet sie denn ohne das geringste Bedenken: „Mir geschehe nach deinem Wort.“

Freitag, 2 November 2018 : Kommentar Hl. Ambrosius

Was soll ich nun, mein geliebtester Bruder, dich beweinen, der du mir so entrissen wurdest […]? Der Verkehr mit dir ist mir nicht genommen, sondern nur geändert: vorher waren wir leiblich unzertrennlich; jetzt sind wir ungeteilt im Herzen, du bist immer bei mir, du wirst auch stets bei mir bleiben. […] Der Apostel ruft mich zur Besinnung und legt dem Jammer gleichsam Zügel an mit jenen Worten […]: „Wir wollen euch nicht in Ungewissheit lassen hinsichtlich der Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie diejenigen, welche keine Hoffnung haben“ (1 Thess 4,13). […] Nicht jedes Weinen ist ja Zeichen des Unglaubens oder der Schwäche. Ein anderes ist der Schmerz der Natur, ein anderes das Klagen des Misstrauens […] Hat ja auch nicht bloß der Schmerz, sondern ebenso die Freude Tränen! Die Hingabe an Gott weckt die Tränen, das Gebet lässt sie über das Lager ausströmen nach jenem bekannten Worte des Psalmisten (Ps 6,7). So erhoben auch die Hinterbliebenen ein großes Klagen, als die Patriarchen bestattet wurden. Also sind die Tränen Zeugen der Ergebenheit, nicht der Anreiz zum Schmerz. Also habe auch ich geweint, ich will es gestehen; aber auch der Herr hat geweint (Joh 11,35). Er beweinte einen Fremden: ich den Bruder. Er beweinte in dem Einen alle, ich werde in allen dich beweinen, mein Bruder! Der Herr weinte in unserer Natur (unserem Zustand), nicht in der ihm eigenen: denn die Gottheit hat keine Tränen. Er weinte, wie er auch traurig war; er weinte in der Natur, in der er auch gekreuzigt, gestorben und begraben ist […] In der Natur hat er geweint, in welcher er Sion seine Mutter nannte, geboren in Judäa, Fleisch geworden aus der Jungfrau.

Donnerstag, 1 November 2018 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Sr. Maria von der Eucharistie wollte für eine Prozession die Kerzen anzünden; sie hatte keine Streichhölzer; da fällt ihr Blick auf die kleine Lampe, die vor den Reliquien brennt; sie geht hin, aber ach, die Lampe ist halb erloschen, der verkohlte Docht gibt nur noch einen schwachen Schein. Dennoch gelingt es ihr, die Kerze anzuzünden, und mit dieser Kerze werden die Kerzen der ganzen Kommunität angezündet. Diese kleine halberloschene Lampe hat also alle diese schönen Flammen hervorgebracht, die ihrerseits unendlich viele andere hervorbringen und sogar das ganze Universum in Brand stecken können. Immer aber würde man der kleinen Lampe den Ursprung dieser Feuersbrunst verdanken. Wie könnten die schönen Flammen es sich zur Ehre anrechnen, einen solchen Brand entfacht zu haben, da sie doch wissen, dass sie selbst nur mit Hilfe des kleinen Funkens entzündet worden sind? … So ist es auch mit der Gemeinschaft der Heiligen. Oft verdanken wir die Gnaden und Erleuchtungen, die uns zuteil werden, einer verborgenen Seele, denn der liebe Gott will, dass die Heiligen einander die Gnaden durch das Gebet mitteilen, damit sie sich im Himmel mit einer großen Liebe lieben, mit einer Liebe, die noch viel größer ist als jene, mit der man einander in einer Familie, und sei es die idealste Familie auf Erden, liebt. Wie oft habe ich gedacht, dass ich vielleicht alle Gnaden, die ich empfangen habe, dem Gebet einer Seele verdanke, die mich vom lieben Gott erbetet hat und die ich erst im Himmel kennenlernen werde. Ja, ein ganz kleiner Funken kann in der ganzen Kirche große Leuchten entstehen lassen, wie die Kirchenväter und die Märtyrer, die im Himmel ohne Zweifel hoch über ihm stehen werden; aber wie sollte man vergessen, dass ihre Herrlichkeit von der seinen herrührt? Im Himmel wird man nie einem gleichgültigen Blick begegnen, denn alle Auserwählten werden wissen, dass sie die Gnaden, mit deren Hilfe sie ihre Krone erworben haben, einander verdanken.

Mittwoch, 31 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Vorsehung des barmherzigen Gottes, dessen Plan es war, der dem Verderben geweihten Welt „am Ende der Zeiten“ (1 Petr 1,20) zu Hilfe zu kommen, bestimmte schon im voraus die Erlösung aller Völker in Christus. […] In diesen Völkern waren einst dem hochseligen Patriarchen Abraham zahllose Nachkommen verheißen worden, die nicht aus dem Samen des Fleisches, sondern aus der Befruchtung durch den Glauben hervorgehen sollten. Und deshalb wurde sein Geschlecht mit der Menge der Sterne verglichen (Gen 15,5), damit sich der Stammvater aller Völker keine irdische sondern eine himmlische Nachkommenschaft erhoffe. […] Eintreten, eintreten soll in die Familie der Patriarchen die Gesamtheit der Völker (vgl. Röm 11,25), und der Segen im Samen Abrahams (vgl. Röm 9,8), von dem sich die Kinder des Fleisches abwenden, werde den Kindern der Verheißung zuteil! Alle Nationen mögen in den drei Weisen zu dem Schöpfer des Weltalls beten! Nicht nur in Judäa, sondern auf dem ganzen Erdenrund werde Gott bekannt, auf dass allerorts „in Israel sein Name groß“ sei! (vgl. Ps 76(75),2). Da uns also, Geliebteste, diese Geheimnisse der göttlichen Gnade geoffenbart wurden, so lasst uns den Tag unserer Erstlingsgaben und die beginnende Berufung der Heidenvölker in angemessener Freude feiern! Danken wollen wir dem barmherzigen Gott, wie der Apostel sagt: „Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (Kol 1,12f.). Wie Jesaja prophezeite […]: „Die Heiden, die dich nicht kannten, werden dich anrufen, und Völker, die von dir nichts wussten, werden zu dir ihre Zuflucht nehmen“ (vgl. Jes 55,5). „Abraham sah diesen Tag und freute sich“ (vgl. Joh 8,56), indem er die Kinder seines Glaubens erkannte, die in seinem Samen, das heißt in Christus, gesegnet werden sollten, und sich im voraus als den künftigen Vater aller Völker durch den Glauben schaute, „Gott die Ehre gebend und vollkommen überzeugt, dass er mächtig ist zu tun, was immer er versprochen hat“ (vgl. Röm 4,18-21).

Dienstag, 30 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

„Ein Mann nahm ein Senfkorn und säte es in seinen Garten; es wuchs und wurde zu einem Baum und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.“ Wir wollen uns fragen, auf wen das alles zutrifft […] Ich denke, das Gleichnis trifft genau auf Christus unseren Herrn zu, der, hineingeboren in die Niedrigkeit der menschlichen Existenz, sich schließlich in den Himmel erhob wie ein Baum. Zermalmt in der Passion ist Christus das Samenkorn; in seiner Auferstehung wird er zu einem Baum. Ja, er ist ein Samenkorn, wenn er Hunger leidet und nichts zu essen hat; und er ist ein Baum, wenn er mit fünf Broten fünftausend Männer speist (Mt 14,13ff.). Hier nimmt er die Mittellosigkeit eines Menschen auf sich, dort schenkt er Sättigung kraft seiner Gottheit. Ich würde sagen, der Herr ist Samenkorn, wenn er geschlagen, verachtet, geschmäht wird; und er ist Baum, wenn er den Blinden das Augenlicht zurückgibt, wenn er Tote auferweckt und Sünden vergibt. Er selbst versteht sich als Samenkorn: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt […]“ (Joh 12,24).

Montag, 29 Oktober 2018 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlungen Herr ist. „Gott wollte nämlich den Menschen ‚der Macht der eigenen Entscheidung überlassen‘ (Sir 15,14), so dass er von sich aus seinen Schöpfer suche und frei zur vollen und seligen Vollendung gelange, indem er ihm anhängt“ (GS 17). „Der Mensch ist vernünftig und dadurch das Ebenbild Gottes, geschaffen in Freiheit und Herr seines Tuns“ (hl. Irenäus, hær. 4,4,3). Freiheit und Sünde. Die Freiheit des Menschen ist begrenzt und fehlbar. Der Mensch hat sich tatsächlich verfehlt. Er hat freiwillig gesündigt. Indem er den liebevollen Plan Gottes zurückwies, täuschte er sich selbst; er wurde zum Sklaven der Sünde. Diese erste Entfremdung zog viele andere nach sich. Die Geschichte der Menschheit zeugt von Anfang an von schlimmen Geschehnissen und Unterdrückungen, die infolge eines Missbrauchs der Freiheit aus dem Herzen des Menschen hervorgingen. […] Wenn sich der Mensch vom sittlichen Gesetz entfernt, beeinträchtigt er seine Freiheit, kettet sich an sich selbst, zerreißt die Bande der Brüderlichkeit und lehnt sich gegen die göttliche Wahrheit auf. Befreiung und Heil. Durch sein glorreiches Kreuz hat Christus allen Menschen das Heil erworben. Er hat sie von der Sünde befreit, die sie gefangen hielt. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1). In ihm haben wir teil an der „Wahrheit“, die frei macht (vgl. Joh 8,32). Uns wurde der Heilige Geist geschenkt, und „wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17), lehrt der hl. Paulus. Schon jetzt rühmen wir uns der „Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Röm 8,21). Freiheit und Gnade. Die Gnade Christi beeinträchtigt unsere Freiheit keineswegs, falls diese dem Sinn für das Wahre und Gute entspricht, den Gott in das Herz des Menschen gelegt hat. Die christliche Erfahrung bezeugt vor allem im Gebet das Gegenteil: Unsere innere Freiheit und unsere Standhaftigkeit in Prüfungen sowie gegenüber dem Druck und den Zwängen der äußeren Welt nehmen in dem Maß zu, in dem wir den Anregungen der Gnade folgen. Durch das Wirken der Gnade erzieht uns der Heilige Geist zur geistigen Freiheit, um uns zu freien Mitarbeitern seines Werkes in Kirche und Welt zu machen.

Sonntag, 28 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

In dir, du lebendiger Gott, hat mein Herz und mein Fleisch gelebt, und an dir, mein wahres Heil, hat sich meine Seele erfreut. Wann, Gott der Götter, mein Gott, werde ich dich mit eigenen Augen sehen? Wann, du Gott meines Herzens, wird mich der Anblick deines sanften Antlitzes erfreuen? Wann wirst du die Sehnsucht meines Herzens stillen mit der Offenbarung deiner Herrlichkeit? Mein Gott, du bist mein aus allem anderen erwähltes Erbe, meine Kraft und mein Ruhm. Wann kann ich eintreten in den Lichtkreis deiner Macht, um deine Kraft und Herrlichkeit zu sehen? Wann kleidest du mich in den Mantel des Lobes an Stelle des Trauergewandes, damit zusammen mit den Engeln mein ganzer Leib dir ein Jubelopfer darbringe? Wann, du Gott meines Lebens, werde ich in den Tabernakel deines Ruhmes eintreten, um dir in Gegenwart aller Heiligen zu singen und mit Herz und Seele das große Erbarmen verkünden, das du mir erwiesen hast? Wann wird das Netz des Todes reißen, damit meine Seele dich ohne Umschweife sieht? […] Wer kann sich je sattsehen an deinem Lichtglanz? Wann werden Auge und Ohr die Herrlichkeit deines Antlitzes je zur Genüge bewundert haben? (Biblische Referenzen: Ps 83(84),3; Ps 70(71),16; Lk 1,47; Jes 61,10; Ps 26(27),6; Gen 19,19)

Samstag, 27 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Torheiten über Torheiten und Eitelkeiten über Eitelkeiten, meine alten Freundinnen, hielten mich zurück, zupften mich verstohlen am Gewand meines Leibes und flüsterten mir zu: „Du willst uns verlassen?“ und „Von diesem Augenblick sollen wir in Ewigkeit nicht mehr bei dir sein?“ und „Von diesem Augenblick wirst du dies und das in Ewigkeit nicht mehr tun dürfen“. Und was flüsterten sie mir nicht mit den Worten „dies und das“ zu, was flüsterten sie mir zu, mein Gott? […] Freilich hemmten sie mich noch mehr; und nur zögernd konnte ich mich ihnen entreißen, sie von mir abschütteln und den Sprung dorthin tun, wohin ich gerufen wurde; denn die gewalttätige Gewohnheit sagte zu mir: „Glaubst du, es ohne sie aushalten zu können?“ Aber sie sagte es schon mit ersterbender Stimme. Es eröffnete sich mir nämlich von der Seite, der ich mein Angesicht zugewandt hatte und zu der hinüberzueilen ich doch noch zitterte, der Anblick der Enthaltsamkeit in ihrer erhabenen Keuschheit; heiter und doch nicht ausgelassen lustig, mit züchtigem Wohlwollen lud sie mich ein, ohne Zaudern zu ihr zu kommen. Und sie breitete, mich aufzufangen und zu umarmen, die frommen Hände aus, die angefüllt waren von einer Menge guter Beispiele. […] „Gott, der Herr, hat mich ihnen gegeben. Was stellst du dich auf dich selbst und hast doch keinen festen Stand? Wirf dich auf den Herrn und fürchte dich nicht; er wird nicht ausweichen und dich zu Falle bringen; wirf dich unbesorgt auf ihn, er wird dich auffangen und heilen“. […] So verlief in meinem Herzen der Kampf, den ich einzig und allein gegen mich kämpfte. […] Als ich so in tiefschürfender Betrachtung mein ganzes Elend aus seinem geheimen Grund hervorzog und vor die Augen meines Geistes stellte, da erhob sich ein gewaltiger Sturm, der einen ungeheuren Tränenregen mit sich führte. Und um ihn auch in Worten sich völlig austoben zu lassen, stand ich auf und ging von Alypius weg […] Ich aber warf mich, ohne zu wissen wie, unter einem Feigenbaum auf den Boden und ließ meinen Tränen freien Lauf; und wie Ströme brach es aus meinen Augen hervor, dir ein wohlgefällig Opfer; zwar nicht mit denselben Worten, aber doch in demselben Sinne sprach ich zu dir: „Und du, o Herr, wie lange noch?“ „Wie lange noch wirst du zürnen bis zum Ende? Sei unserer vorigen Missetaten nicht eingedenk!“ Denn ich fühlte, wie sie mich festhielten, und stieß die Klagelaute aus: „Wie lange noch? Wie lange noch: Morgen und immer wieder morgen? Warum nicht sogleich? Warum soll diese Stunde nicht das Ende meiner Schande bedeuten“ […] Und siehe, ich höre da aus dem benachbarten Hause die Stimme eines Knaben oder eines Mädchens in singendem Tone sagen und öfters wiederholen: „Nimm und lies, nimm und lies.“ Sogleich veränderte sich mein Gesichtsausdruck, und aufs angestrengteste begann ich nachzudenken, ob etwa die Kinder bei irgendeinem Spiel etwas Derartiges zu singen pflegten, aber ich entsann mich nicht, jemals solches gehört zu haben. Da hemmte ich den Strom meiner Tränen und stand auf; konnte ich mir doch keine andere Erklärung geben, als dass eine göttliche Stimme mir befehle, die Schrift zu öffnen und das erste Kapitel, auf das ich gestoßen, zu lesen. […] Daher kehrte ich eiligst auf den Platz zurück, wo Alypius saß; denn dort hatte ich die Briefe des Apostels liegen lassen, als ich aufgestanden war. Ich griff nach ihnen, öffnete sie und las für mich das Kapitel auf das zuerst meine Augen fielen: „Nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Schlafkammern und Unzucht, nicht in Zank und Neid; sondern ziehet den Herrn Jesum Christum an und pfleget nicht des Fleisches in seinen Lüsten“ (Röm 13,13f.). Ich wollte nicht weiterlesen, es war auch nicht nötig; denn bei dem Schluss dieses Satzes strömte das Licht der Sicherheit in mein Herz ein, und alle Zweifel der Finsternis verschwanden.

Donnerstag, 25 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Hieronymus

Jesus kündet nun weiter an, was seiner Verkündigung folgen wird. Mit dem Christentum hat sich die ganze Welt in zwei Lager geteilt und die einen haben sich gegen die anderen erhoben. Jedes Haus beherbergte Ungläubige wie Gläubige; ein guter Krieg wurde herbeigeführt, um einen faulen Frieden zu zerstören. Im Buch Genesis steht geschrieben, wie Gott in ähnlicher Weise gegen die aufrührerischen Menschen vorging, die vom Osten kamen, um eiligst einen Turm zu bauen, um in den Himmel vorzustoßen (vgl. Gen 11,1-9): Er ließ bei ihnen den Krieg ausbrechen. Daher die Bitte Davids: „Zerstreue die Völker, denen Schlachten gefallen!“ (Ps 68(67),31). Jede Gemütsregung bedarf der Ordnung. Liebe deinen Vater, liebe deine Mutter, liebe deine Kinder – Gott aber liebe an erster Stelle. Wenn es unumgänglich wird, die Liebe zu den Eltern, zu den eigenen Kindern in die eine und die Liebe zu Gott in die andere Waagschale zu werfen, ohne dass es möglich wäre, beiden gleichermaßen zu genügen, dann frommt es sich, den Seinen nicht den Vorzug zu geben, sondern Gott.

Dienstag, 23 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Bedenkt, liebe Töchter, die Treue, die ihr Gott schuldet. Eure Berufung besteht darin, dass ihr euch oft die Gegenwart Gottes bewusst macht. Damit euch das einfacher gelingt, bedient euch der Hinweise, die das Schlagen der Uhr euch geben wird, um dann irgendein Akt der Anbetung zu verrichten. Ein solcher Akt könnte dann darin bestehen, in eurem Innersten etwa folgende Worte zu sagen: „Mein Gott, ich bete Dich an“, oder auch „Mein Gott, Du bist mein Gott“, „Mein Gott, ich liebe Dich aus ganzem Herzen“; „Ich wünschte, dass alle Welt, Dich, o mein Gott, erkennen und ehren würde, dass sie die Ablehnung, die Du freiwillig auf Erden erduldest hast, hochzuschätzen wüsste“. Zu Beginn jedes dieser (Gebets-)Akte könntet ihr die Augen schließen, um euch vorher kurz zu sammeln.

Montag, 22 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Wir alle sehnen uns nach Glück und nach Frieden. Daraufhin sind wir erschaffen worden und können doch das Glück und den Frieden nur finden, wenn wir Gott lieben; ihn zu lieben schenkt uns Freude und Glück. Viele denken, insbesondere im Westen, dass ein bequemes Leben glücklich macht. Ich glaube, es ist schwerer im Reichtum glücklich zu sein, denn die Sorge ums Geldvermehren und um es zu bewahren, kann uns den Blick auf Gott versperren. Wenn euch Gott jedoch Reichtümer anvertraut hat, dann unterstützt damit seine Werke: helft einander, steht den Armen bei, schafft Arbeitsplätze, gebt anderen zu arbeiten. Verschwendet euren Reichtum nicht unnütz; ein Dach über dem Kopf, gesellschaftliches Ansehen, Freiheit, Gesundheit, all das ist euch von Gott gegeben, damit ihr es in den Dienst derer stellt, die weniger erhalten haben als wir. Jesus hat gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder tut, das tut ihr mir“ (vgl. Mt 25,40). Dementsprechend kann mich nur eins betrüben, nämlich aus Egoismus oder aus fehlender Nächstenliebe unseren Herrn zu beleidigen, oder jemandem ein Unrecht zuzufügen. Wenn wir die Armen verletzen, wenn wir einander verletzen, dann verletzen wir Gott. Gott allein obliegt es, zu geben und wieder zu nehmen (vgl. Hiob 1,21); teilt also das, was ihr erhalten habt mit anderen, bis hin zu eurem eigenen Leben.

Sonntag, 21 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Meiner Meinung nach wollten die beiden Brüder Jakobus und Johannes, als sie nach den ersten Plätzen, den höchsten Ämtern und größten Ehren strebten, Macht über die anderen bekommen. Deshalb widersetzt sich Jesus ihrem Anspruch, legt ihre geheimen Gedanken bloß und sagt zu ihnen: „wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“. Mit anderen Worten: „Wenn ihr die ersten Plätze und die höchsten Ehren anstrebt, dann bemüht euch um den letzten Platz, verwendet eure Anstrengung darauf, die Einfachsten, Bescheidensten und Kleinsten von allen zu werden. Stellt euch hinter die anderen. Diese Tugend wird euch die Ehre verschaffen, die ihr anstrebt. Dafür habt ihr ein leuchtendes Beispiel unter euch; denn auch „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). So werden euch Ehre und Ruhm zuteil. Seht doch, wie es bei mir ist: ich strebe nicht nach Ruhm und Ehre, und doch ist das Gute, das ich auf diese Weise bewirke, unendlich groß. Wir wissen es: vor der Menschwerdung Christi, vor seiner Verdemütigung war alles verloren und zersetzt; als er sich aber verdemütigte, richtete er alles wieder auf. Er hat Flüche außer Kraft gesetzt, den Tod vernichtet, das Paradies aufgeschlossen, die Sünde getötet, die Riegel der Himmelspforten gelöst, um den Erstlingen unserer Menschheit wieder Zugang zu verschaffen. Er hat den Glauben auf der ganzen Welt verbreitet, den Irrtum vertrieben und die Wahrheit wieder eingesetzt. Die Erstlinge unserer Menschheit hat er auf einen königlichen Thron gesetzt. Christus ist der Urheber unendlich vieler Wohltaten, die weder ich noch irgendein anderer Mensch recht darstellen könnte. Vor seiner Erniedrigung kannten ihn nur die Engel, aber nach seiner Selbstverdemütigung hat ihn die ganze Menschheit erkannt.

Samstag, 20 Oktober 2018 : Kommentar Brief der Kirche von Smyrna über das Martyrium des hl. Polykarp

Als Polykarp in die Rennbahn eintrat, erscholl eine Stimme vom Himmel: „Mut, Polykarp, halte dich männlich!“ Den Redenden sah niemand, die Stimme aber hörten alle, die von den Unsrigen anwesend waren. Wie schon gesagt wurde, war bei seinem Eintreten der Lärm groß, da man gehört hatte, dass Polykarp ergriffen worden war. Als er nun vorgeführt wurde, fragte ihn der Prokonsul, ob er Polykarp sei. Er bejahte das, worauf jener ihn bereden wollte [Christus] zu verleugnen und sagte: „Bedenke dein hohes Alter […] schwöre beim Glück des Kaisers! Gehe in dich […] fluche Christus!“ Da entgegnete Polykarp: „Sechsundachtzig Jahre diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan; wie könnte ich meinen König und Erlöser lästern?“ Als der Prokonsul aber aufs neue in ihn drang […] antwortete Polykarp: „Wenn du dir mit dem Gedanken schmeichelst, ich würde, wie du es nennst, beim Glück des Kaisers schwören, und so tust, als wüsstest du nicht, wer ich bin, so höre mein freimütiges Bekenntnis: Ich bin ein Christ. Willst du aber die Lehre des Christentums kennen lernen, so bestimme mir einen Termin zur Aussprache“. Der Prokonsul sagte: „Rede dem Volk zu!“ Polykarp antwortete: „Dich habe ich einer Erklärung für würdig gehalten; denn man hat uns gelehrt, den von Gott gesetzten Obrigkeiten und Gewalten die gebührende Ehre zu erweisen, wenn sie uns [unserm Gewissen] keinen Schaden bringt; jene aber halte ich nicht für wert, mich vor ihnen zu verteidigen.“ Da erklärte der Prokonsul: „Ich habe wilde Tiere, denen werde ich dich vorwerfen lassen, wenn du nicht anderen Sinnes wirst.“ Polykarp aber entgegnete: „Lass sie kommen; denn unmöglich ist uns die Bekehrung vom Besseren zum Schlimmeren; ehrenvoll aber ist es, sich vom Schlechten zur Gerechtigkeit hinzuwenden.“ Jener aber fuhr fort: „Wenn du dir aus den Tieren nichts machst, lasse ich dich vom Feuer verzehren, sofern du deine Meinung nicht änderst.“ Darauf sagte Polykarp: „Du drohst mir mit einem Feuer, das nur eine Stunde brennt und nach kurzem erlischt; denn du kennst nicht das Feuer des zukünftigen Gerichtes und der ewigen Strafe, das auf die Gottlosen wartet. Doch was zögerst du? Hole herbei, was dir gefällt!“ […] Das wurde schneller ausgeführt, als es erzählt werden kann. Die Volksmassen trugen auf der Stelle aus den Werkstätten und Bädern Holz und Reisig zusammen […] Als der Holzstoß errichtet war, legte er alle seine Oberkleider ab, löste seinen Gürtel und versuchte, auch seine Schuhe auszuziehen. Das hatte er früher nicht getan, weil allezeit die Gläubigen wetteiferten, wer zuerst seinen Leib berühre; denn wegen seines guten Wandels war er schon vor seinem Martyrium mit aller Tugend geschmückt.

Freitag, 19 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Ich sage dir den wahren Grund, warum deine Betrachtung nicht immer gelingt – und ich täusche mich da nicht! Du bist zu Beginn aufgeregt und besorgt. Das allein bewirkt, dass du nie das erhältst, wonach du trachtest; denn dein Geist konzentriert sich nicht auf die Wahrheit, die du betrachtest, und in deinem Herzen ist keine Liebe. Diese Besorgnis nützt nichts. Du erntest damit lediglich eine tiefe geistige Müdigkeit und eine gewisse seelische Kälte, vor allem im affektiven Bereich. Ich kenne nur eine Arznei dagegen: diese Ängstlichkeit ablegen! Sie ist in der religiösen Praxis und im Gebetsleben eines der Haupthindernisse. Sie hetzt uns, um uns straucheln zu lassen. Ich will dich wirklich nicht einfach deswegen von der Betrachtung dispensieren, weil du glaubst, keinen Nutzen daraus zu ziehen. In dem Maße, wie du dich selbst leer machst, wie du dich in Demut von dieser Neigung löst, wird der Herr dich mit der Gabe des Gebets beschenken, die er in seiner Rechten bereithält.

Donnerstag, 18 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Liest man die heiligen Schriften, so befindet man sich auf einer geistlichen Blumenwiese und in einem Paradies der Wonnen, das weit anziehender ist als das Paradies von damals. Dieses Paradies hat Gott nicht auf Erden angelegt, sondern in den Seelen der Glaubenden. Er hat es weder in Eden angesiedelt, noch an einem genau bestimmten Ort im Osten (Gen 2,8), sondern überall auf Erden, und hat es bis an die Enden der bewohnten Erde ausgedehnt. Und da du wahrnimmst, dass er die heiligen Schriften über die ganze bewohnte Erde ausgebreitet hat, so höre, was der Prophet dazu sagt: „Ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus und ihr Wort bis an die Enden der Erde“ (vgl. Ps 19(18),5; vgl. Röm 10,18) […] Dieses Paradies hat auch eine Quelle, wie das Paradies von damals (Gen 2,6.10), eine Quelle, die unzählige Flüsse speist […] Wer sagt das? Gott selbst, der uns alle diese Flüsse geschenkt hat: „Wer an mich glaubt“, so sagt er, „aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (vgl. Joh 7,38) […] Diese Quelle sucht ihresgleichen, nicht nur wegen ihrer Überfülle an Wasser, sondern auch aufgrund ihrer Natur. Es handelt sich nämlich nicht um fließendes Wasser, sondern um Gaben des Geistes. Dieses Quellwasser verteilt sich auf alle Seelen der Gläubigen, wird deshalb aber nicht weniger. Es verteilt sich, aber erschöpft sich nicht […] Es ist ganz in allen und ganz in jedem: Von dieser Art sind tatsächlich die Gaben des Geistes. Willst du wissen, wie reichhaltig diese Wasser sind? Willst du deren Natur kennenlernen? Wodurch sie sich von den Wassern hier auf Erden unterscheiden, weil sie besser, großartiger sind? Dann höre wieder, was Christus zur Samariterin sagt, um ihr den Reichtum der Quelle begreiflich zu machen: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, in dem wird das Wasser zur Quelle, das fortströmt in das ewige Leben“ (vgl. Joh 4,14) […] Möchtest auch du seine Natur erfahren? Dann mache davon Gebrauch! Für das Leben hienieden ist es freilich nicht zweckdienlich, wohl aber für das ewige Leben. Lasst uns doch unsere Zeit in diesem Paradiese verbringen: Trinken wir doch als Geladene von dieser Quelle!

Mittwoch, 17 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Die wahre Demut wird nicht so sehr nach außen zur Schau getragen, als vielmehr empfunden und gelebt. Gewiss müssen wir in Gottes Gegenwart immer demütig sein, wir dürfen jedoch keine falsche Demut entwickeln, die nur zu Entmutigung, Bedrücktheit und Verzweiflung führt. Was wir haben müssen, ist eine schlechte Meinung von uns selbst. Wir dürfen unseren eigenen Nutzen nicht über den der anderen stellen und sollen uns geringer achten als unseren Nächsten. Wir brauchen Geduld, um das Elend anderer zu ertragen, noch mehr Geduld aber, um uns selbst ertragen zu lernen. Reagiere unaufhörlich mit Demut auf dein tägliches Versagen. Sieht der Herr dann deine Reue, wird er dir seine Hand entgegenstrecken und dich an sich ziehen. Auf dieser Welt kann niemand Verdienste vorweisen; alles gewährt uns der Herr, aus reinem Wohlwollen, und weil er uns in seiner unendlichen Güte alles verzeiht.

Dienstag, 16 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Gebet der liebenden Seele. Herr, mein Gott, mein Geliebter, wenn du immer noch meiner Sünden gedenkst und dich weigerst, meine Bitte zu erhören, so geschehe hierin dein Wille. Das ist mein einziger Wunsch. Erzeige mir deine Güte und Barmherzigkeit, und meine Sünden offenbaren, was du bist. Und wenn du, um meinen Bitten Erhörung zu gewähren, auf meine Werke wartest, so gewähre dieselben und wirke sie in mir, indem du als Sühne die Leiden annimmst, die ich auf mich zu nehmen bereit bin. […] Wer ist imstande, o mein Gott, sich von den armseligen Wegen und Weisen, dich zu lieben, frei zu machen, wenn du ihn nicht selbst zu dir erhebst in der Reinheit der Liebe? Wie könnte sich der Mensch, erzeugt und geboren in Armseligkeit, zu dir erheben, wenn du, o Herr, ihn nicht an dich ziehen würdest durch die Hand, die ihn erschaffen? Du wirst mir, o mein Gott, nicht das entziehen, was du mir in deinem eingeborenen Sohne gegeben, in dem du mir alles geschenkt hast, was ich verlange; und deshalb darf ich mich auf deine Ankunft freuen, wenn ich auf dich hoffe. Wie magst du noch länger zuwarten, meine Seele? Kannst du denn nicht von diesem Augenblicke an Gott lieben von ganzem Herzen? Mein ist der Himmel und mein die Erde, mein sind die Völker, die Gerechten und Sünder. Mein sind die Engel, die Mutter Gottes und alle geschaffenen Dinge; Gott selbst ist mein und für mich, da Jesus Christus mein und ganz für mich ist (vgl. 1 Kor 3,22-23). Was verlangst du, was suchst du noch mehr, meine Seele? All das ist dein und alles für dich. Halte dich nicht für klein und begnüge dich nicht mit den Brosamen, die vom Tische deines Vaters fallen; steh auf von deiner Niedrigkeit und rühme dich deiner Herrlichkeit, verbirg dich in ihr, und du wirst alles besitzen, was dein Herz begehrt! (vgl. Ps 37(36),4).

Montag, 15 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

So wollen auch wir es mit den Heiden machen und sie mehr als die Frauen bejammern, weil sie ihr eigenes Heil nicht erkennen (vgl. Lk 23,28). Denn mehr als der Mann seine Frau lieben soll, sollen wir alle Menschen lieben und zum Heil heranziehen, seien sie nun Heiden oder wer auch immer. Beweinen wollen wir sie, weil ihnen die Lehre vom Kreuz als Torheit gilt, - die Lehre, die doch wirklich Weisheit und Kraft ist; „denn die Lehre vom Kreuz ist Denjenigen, die verlorengehen, eine Torheit“, heißt es (1 Kor 1,18-24). […] Aber, o Mensch, sieh doch! Deinetwegen ward Christus ein Knecht, indem er Knechtsgestalt annahm (Phil 2,7); deinetwegen ward er gekreuzigt und ist auferstanden und anstatt den Auferstandenen anzubeten und seine Menschenfreundlichkeit zu bewundern, dass er, dein Gebieter, für dich, seinen Feind und Beleidiger, dies alles getan hat, was weder Vater noch Freund noch Sohn für dich getan hat, […] nennst du eine Lehre, so voller hoher Weisheit, eine Torheit! […] Wenn ich sage: (Christus) ist gekreuzigt worden, so fragt der Heide: „Wie reimt sich das mit der Vernunft? Sich selber hat er nicht geholfen, als er am Kreuz hing, obwohl er damals dazu aufgefordert wurde; und wie ist er dann auferstanden und hat Andern geholfen? (vgl. Mt 27,42) […] Das ist vernunftwidrig.“ Ganz richtig; das Kreuz, o Mensch, ist über die Vernunft erhaben, und seine Kraft ist unaussprechlich […] Gleichwie es nämlich bei jenen drei Jünglingen ein größeres Wunder war, dass sie, in den Ofen geworfen, in den Flammen unversehrt wandelten, als wenn sie nicht hineingeworfen worden wären (Dan 3), und bei Jonas ein größeres Wunder, dass er im Bauch des Fisches keinen Schaden litt, als wenn er vom Fisch nicht wäre verschlungen worden: so war es auch wunderbarer, dass Christus sterbend den Tod überwand, als wenn er gar nicht gestorben wäre.

Sonntag, 14 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Als Christus dem jungen Mann antwortete: „Wenn du in das Leben eingehen willst, so halte die Gebote“ (Mt 19,17), fragte er: „Welche?“ Durchaus nicht, um ihn zu versuchen, sondern in der Annahme es gäbe außer den Vorschriften des Gesetzes noch andere, die ihm die Pforte zum Leben erschließen könnten: ein klarer Beweis für die Aufrichtigkeit seines Verlangens. Als ihn darauf Jesus auf die Vorschriften des Gesetzes verwies, erklärte er: „Dies alles hab’ ich von meiner Jugend an beobachtet“. Aber auch das genügte ihm noch nicht, er fragte neuerdings: „Was fehlt mir noch?“ (vgl. Mt 19,20). Auch das ist doch wahrlich nichts Geringes, dass er dachte, es fehle ihm noch etwas, die angeführte Gesetzestreue reiche noch nicht aus, um zu erreichen, wonach er verlangte. Was erwidert nun Christus? Da er ihm etwas Großes auferlegen wollte, so stellte er ihm auch einen großen Kampfpreis in Aussicht und spricht: „Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe, was du hast und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komme, folge mir nach!“ Siehst du, was für Preise, was für Siegeskränze der Herr bei diesem Wettkampf in Aussicht stellt? […] Um ihn aufzumuntern, redet Jesus so und deshalb zeigt er ihm auch den großen Lohn, stellt alles seiner Entscheidung anheim und verschleiert auf jede Weise, was an seiner Aufforderung hätte drückend erscheinen können. So weist er ihn denn, ehe er von Kampf und Anstrengung spricht, auf den Siegespreis hin: „Willst du vollkommen sein“ […] „Du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach.“ Wer Christus nachfolgt, empfängt herrlichen Lohn: „Und du wirst einen Schatz im Himmel haben.“ Da von Besitz die Rede war und Jesus den Jüngling auffordere, alles hinzugeben, so zeigt er ihm, dass er sein Vermögen nicht einbüßen, sondern es noch vermehren würde […].

Samstag, 13 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Achtet darauf, was Christus der Herr gesagt hat; „er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mt 12,49-50). Handelte nun die Jungfrau Maria etwa nicht nach dem Willen des Vaters, sie, die im Glauben vertraute und im Glauben empfing […]? Ja, die heilige Maria handelte nach dem Willen des Vaters, sie tat es in vollem Umfang. Darum ist es von größerer Bedeutung, dass sie Jüngerin Christi, als dass sie seine Mutter war. Mehr und seliger war es, Jüngerin Christi zu sein als seine Mutter. Maria war selig, dass sie Christus im Schoße trug, ehe sie ihn zur Welt brachte, ihn, den Meister. Sieh, ob es nicht so ist, wie ich sage: Als der Herr mit den ihm folgenden Scharen einherzog und göttliche Wunder wirkte, da sagte eine Frau: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen hat“ (vgl. Lk 11,27). Und was entgegnete der Herr, damit niemand nach irdischem Glück sucht? „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen!“ (Lk 11,28). Auch Maria ist darum selig zu preisen, weil sie das Wort Gottes hörte und befolgte. Es war bedeutungsvoller, dass sie in ihrem Herzen die Wahrheit, als dass sie in ihrem Leib das Fleisch Christi bewahrte. Christus ist Wahrheit und Fleisch zugleich. Als Wahrheit ist er im Herzen, als Fleisch im Leib Marias. Dass er im Herzen ist, bedeutet mehr, als dass er im Leib getragen wurde. Heilig ist Maria, selig ist sie. […] Liebe Brüder, achtet also darauf, dass auch ihr Glieder Christi, Leib Christi seid. Bedenkt, wieso ihr seid, was er sagt: „Das sind meine Mutter und meine Brüder.“ Wieso seid ihr seine Mutter? „Wer hört und nach dem Willen meines Vaters im Himmel handelt, der ist für mich Bruder, Schwester und Mutter.“

Freitag, 12 Oktober 2018 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Namen, Benennungen und Sinnbilder des Heiligen Geistes: „Heiliger Geist“ ist der Name dessen, den wir mit dem Vater und dem Sohn anbeten und verherrlichen. Die Kirche hat diesen Namen vom Herrn übernommen und spricht ihn bei der Taufe ihrer neuen Kinder aus (vgl. Mt 28,19). Der Ausdruck „Geist“ gibt das hebräische Wort „Ruach“ wieder, das zunächst Hauch, Luft, Wind bedeutet. Jesus gebraucht das eindrucksvolle Bild vom Wind, um Nikodemus das ganz Neue dessen verspüren zu lassen, der der Hauch Gottes, der göttliche Geist in Person ist (vgl. Joh 3,5–8). Andererseits sind „Geist“ und „heilig“ göttliche Eigenschaften, die den drei göttlichen Personen gemeinsam sind. […] Wenn Jesus das Kommen des Heiligen Geistes ankündigt und verheißt, nennt er ihn „Paraklet“, wörtlich: „ad-vocatus“, den „Herbeigerufenen“. „Paraklet“ wird für gewöhnlich mit „Tröster“ oder „Beistand“ wiedergegeben, wobei aber Jesus der erste Beistand ist. Der Herr selbst nennt den Heiligen Geist „Geist der Wahrheit“. […] beim heiligen Paulus [finden sich] die Bezeichnungen: der „Geist der Verheißung“ (Gal 3,14; Eph 1,13); der „Geist der Sohnschaft“ (Röm 8,15; Gal 4,6); der „Geist Christi“ (Röm 8,9); der „Geist des Herrn“ (2 Kor 3,17); der „Geist Gottes“ (Röm 8,9.14; 15,19), und beim hl. Petrus „der Geist der Herrlichkeit“ (1 Petr 4,14). Die Sinnbilder des Heiligen Geistes: [Das Wasser, Die Salbung, Das Feuer, Die Wolke und das Licht, Das Siegel, Die Taube] Die Hand. Jesus heilt Kranke und segnet kleine Kinder, indem er ihnen die Hände auflegt. In seinem Namen tun die Apostel das gleiche. Durch die Auflegung der Hände der Apostel wird der Heilige Geist gespendet. Der Hebräerbrief rechnet die Handauflegung zu den „Grundelementen“ seiner Lehre. In ihren sakramentalen Epiklesen hat die Kirche dieses Zeichen der alles vermögenden Ausgießung des Heiligen Geistes bewahrt. Der Finger. „Durch den Finger Gottes“ treibt Jesus die Dämonen aus7. Während das Gesetz Gottes vom „Finger Gottes“ auf steinerne Tafeln geschrieben wurde (Ex 31, 18), ist der von den Aposteln ausgefertigte „Brief Christi . . . geschrieben . . . mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch“ (2 Kor 3,3). Der Hymnus „Veni, Creator Spiritus“ ruft den Heiligen Geist an als den „Finger der Rechten des Vaters“.

Donnerstag, 11 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Bonaventura

„Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!“, dann ist das nach geistlichem Verständnis Christus, der so spricht. „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde“ (vgl. Joh 15,15). Man muss zu diesem Freund hingehen, des Nachts, d.h. in der Stille der Nacht, so wie Nikodemus damals, von dem berichtet wird, dass er „Jesus bei Nacht aufsuchte“ (vgl. Joh 3,2). Und dies in erster Linie deswegen, weil man im Verborgenen der Nacht durch Beten anklopfen soll, so wie Jesaja sagt: „Meine Seele verlangt nach dir in der Nacht“ (Jes 26,9). Aber auch deshalb in der Nacht, weil in der Not, so wie Hosea sagt: „In ihrer Not werden sie wieder nach mir Ausschau halten“ (Hos 5,15). Der Freund nämlich, der von der Reise heimkehrt, ist unser Verstand, der ebenso oft zu uns zurückkehrt, wie er sich vorher der zeitlichen Güter wegen entfernt hatte. Die Lust lässt diesen Freund weggehen, doch die Not führt ihn heim, so wie es später bei Lukas beschrieben wird, beim verlorenen Sohn, der sich der Ausschweifung wegen entfernt hatte und seiner Verelendung wegen heimgekehrt ist (vgl. Lk 15,11-32). Wer heimkehrt, tritt bei sich ein, doch er findet sich dort entleert von allem geistlichen Trost. Für diesen hungernden Freund muss man also dem wahren Freund um drei Brote bitten, d.h. das Wissen um die heilige Dreifaltigkeit, d.h. der Namen der drei Personen, damit er seine Nahrung in der Erkenntnis des einen Gottes finde. Die drei Brote können auch der Glaube, die Hoffnung und die Liebe sein, durch die sich die Seele in dreifacher Tugend auszeichnet. Ihretwegen liest man im Buch der Könige: „Wenn du dann von dort weiterziehst und zur Tabor-Terebinthe kommst, werden dir dort drei Männer begegnen, die zu Gott nach Bet-El hinaufziehen. Einer trägt ein Böckchen, einer trägt drei Laib Brot und einer trägt einen Schlauch Wein“ (1 Sam 10,3), damit darin die Einheit der Gnade und die Dreieinigkeit der Tugenden verstanden werden, durch die das Bild Gottes in der Seele geformt wird.

Mittwoch, 10 Oktober 2018 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Erwägungen ihrer Fehler sind absolut richtig. Fehler, die aus einer Schwäche herrühren und die wirklich verabscheut werden, hindern Gott nicht daran, uns zu lieben. Sie befeuern sein Erbarmen: „Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über alle, die ihn fürchten […] er bedenkt, dass wir Staub sind“ (Ps 103(102),13.14b). Es war der großen Frömmigkeit des Paulus eigen, sich dem himmlischen Vater mit all seinen Schwächen zu zeigen, und da er sich immer als ein Glied Jesu Christi ansah, waren seine Schwächen die von Christus: „Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt“ (2 Kor 12,9). Bemühen Sie sich also darum, sich von diesem Geist des kindlichen Vertrauens Gott gegenüber immer mehr erfüllen zu lassen. Mir scheint, je mehr ich innerlich mit unserem göttlichen Herrn vereint bin, umso mehr zieht er mich hin zum himmlischen Vater – und umso stärker will er mich mich mit seinem Geist der Sohnschaft erfüllt sehen. Das entspricht genau dem Geist des Neuen Gesetzes: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15).

Dienstag, 9 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit

Damit mich nichts von diesem schönen Schweigen im Inneren entfernt: immer dieselbe Verfassung, dieselbe Abgeschiedenheit, dieselbe Lostrennung, dieselbe Entäußerung! Wenn meine Wünsche, meine Ängste, meine Freuden oder meine Schmerzen […] nicht völlig auf Gott hingeordnet sind, werde ich niemals einsam sein, immer wird es in mir irgendeinen Lärm geben; man muss sie also beruhigen, die Kräfte in den Schlaf wiegen, muss im Wesen eins sein. „Höre, meine Tochter, neige dein Ohr, vergiss dein Volk und dein Vaterhaus, der König verlangt nach deiner Schönheit“ (vgl. Ps 45(44),11-12). […] „Sein Volk“ zu vergessen, das erscheint mir schon viel schwieriger; denn dieses Volk, das ist diese ganze Welt, die sozusagen einen Teil von uns selbst ausmacht: unsere Empfindsamkeit, die Erinnerungen, die Eindrücke, etc… mit einem Wort: das Ich! Man muss es vergessen, es verlassen, und wenn dann die Seele diesen Bruch vollzogen hat, wenn sie von all dem frei ist, dann verlangt der König nach ihrer Schönheit. […] Wenn der Schöpfer das gute Schweigen, das in Seinem Geschöpf herrscht, sieht und vor Augen hat, wie es in seiner inneren Einsamkeit lebt, dann […] lässt [Er] es in diese unermessliche, unendliche Einsamkeit eingehen, in diese „Weite“, die der Prophet besingt und die nichts anderes ist als Er selbst […] „Ich will sie in die Einsamkeit führen und zu ihrem Herzen sprechen“ (Hos 2,16). Das ist diese Seele, die in den weiten Raum der Einsamkeit eingetreten ist, wo Gott Seine Stimme vernehmen lässt! Der heilige Paulus sagt: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert: es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark“ (Heb 4,12). So ist es also gerade dieses Wort, das die Losschälung in der Seele vollbringen wird […] Aber dieses Wort zu hören, ist noch nicht alles, man muss auch daran festhalten (Joh 14,23)! Indem sie daran festhält, wird die Seele „in der Wahrheit geheiligt“, und dies ist der Wunsch des Meisters […] Hat Er nicht dem, der an Seinem Wort festhält, die Verheißung gegeben: „Mein Vater wird ihn lieben, und Wir werden zu ihm kommen und werden in ihm wohnen“ (Joh 14,23)? Die ganze Dreifaltigkeit lebt in der Seele, die Sie in Wahrheit liebt, das heißt in einer Seele, die an Ihrem Wort festhält!

Montag, 8 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Gregor der Große

O Herr Jesus, mögest du die Güte haben, mir aus Mitleid zu Hilfe zu eilen. Von Jerusalem bis nach Jericho hinabsteigend, kommst du aus den Höhen hinunter in unsere Niederungen, von einem mit lebendigen Wesen erfüllten Ort hin zu einem Land von Siechen. Siehe: ich bin in die Hände der Engel der Finsternis gefallen, die mir nicht nur mein Gnadengewand weggenommen haben, sondern mich haben halbtot liegen gelassen, nachdem sich mich verprügelt hatten. Mögest du die Wunden meiner Sünden verbinden, nachdem du mir die Hoffnung schenktest, wieder gesund werden zu können, würde ich nämlich die Hoffnung auf Heilung verlieren, fürchte ich, dass sie sich verschlimmerten. Mögest du mich mit dem Öl deiner Vergebung salben und den Wein der Reue über mich ausgießen. Wenn du mich auf deinen eigenen Sattel heben würdest, dann wirst du „den Geringen aus dem Staub aufrichten“ und „den Armen aus dem Schmutz“ (vgl. Ps 113(112),7). Denn du bist es, der unsere Sünden getragen hat, der für uns eine Schuld beglichen hat, der sie nicht verschuldet hatte. Wenn du mich in die Herberge deiner Kirche führen würdest, wirst du mich mit dem Mahl deines Leibes und deines Blutes nähren. Wenn du dich meiner annehmen würdest, werde ich nicht mehr Opfer der rasenden Bestien sein. Wie sehr bedarf ich deiner Zuwendung, da ich doch in diesem der Sünde unterworfenen Leib lebe. Erhöre mich also, mich den ausgeraubten und verletzten Samariter, der weint und stöhnt, der dich herbeiruft und mit David ausruft: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld“ (Ps 51(50),3).

Sonntag, 7 Oktober 2018 : Kommentar Benedikt XVI.

[In der Bibel] wird das Verhältnis Gottes zu Israel […] unter den Bildern der Brautschaft und der Ehe dargestellt; der Götzendienst ist daher Ehebruch und Hurerei. […] Der Eros Gottes für den Menschen ist — wie wir sagten — zugleich ganz und gar Agape. Nicht nur weil er ganz frei und ohne vorgängiges Verdienst geschenkt wird, sondern auch weil er verzeihende Liebe ist. […] Das philosophisch und religionsgeschichtlich Bemerkenswerte an dieser Sicht der Bibel besteht darin, daß wir einerseits sozusagen ein streng metaphysisches Gottesbild vor uns haben: Gott ist der Urquell allen Seins überhaupt; aber dieser schöpferische Ursprung aller Dinge — der Logos, die Urvernunft — ist zugleich ein Liebender mit der ganzen Leidenschaft wirklicher Liebe. Damit ist der Eros aufs Höchste geadelt, aber zugleich so gereinigt, daß er mit der Agape verschmilzt. […] Die erste Neuheit des biblischen Glaubens liegt, wie wir sahen, im Gottesbild; die zweite, damit von innen zusammenhängende, finden wir im Menschenbild. Der Schöpfungsbericht der Bibel spricht von der Einsamkeit des ersten Menschen, Adam, dem Gott eine Hilfe zur Seite geben will. […] der Gedanke ist doch da, daß der Mensch gleichsam unvollständig ist — von seinem Sein her auf dem Weg, im anderen zu seiner Ganzheit zu finden; daß er nur im Miteinander von Mann und Frau „ganz“ wird. So schließt denn auch der biblische Bericht mit einer Prophezeiung über Adam: „Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch“ (Gen 2,24). Zweierlei ist daran wichtig: Der Eros ist gleichsam wesensmäßig im Menschen selbst verankert; Adam ist auf der Suche und „verläßt Vater und Mutter“, um die Frau zu finden; erst gemeinsam stellen beide die Ganzheit des Menschseins dar, werden „ein Fleisch“ miteinander. Nicht minder wichtig ist das zweite: Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung. Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe.

Samstag, 6 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Hermas aus Rom

Wenn der Misstrauische ein Werk begonnen hat und dieses wegen seines Misstrauens nicht gelingt, dann zieht die Traurigkeit ein bei dem Menschen, sie betrübt den Heiligen Geist und löscht ihn aus. […] Wirf also die Trauer von dir und betrübe den Heiligen Geist nicht (vgl. 1 Thess 5,19), der in dir wohnt, auf dass er nicht etwa bei Gott gegen dich spreche und dich verlasse. Denn der Geist Gottes, der diesem Körper gegeben wurde, erträgt keine Trauer und keine Angst. Ziehe also jenen Frohsinn an, der Gott stets wohlgefällig und angenehm ist und freue dich in ihm. Denn jeder Fröhliche tut Gutes, denkt Gutes und verachtet die Traurigkeit. Ein Trauriger aber macht seine Sache immer schlecht; erstens ist es nicht gut, dass er den Heiligen Geist betrübt, der dem Menschen gegeben wurde als ein Geist der Freude. Zweitens sündigt der, welcher den Heiligen Geist betrübt, weil er nicht mehr zu Gott betet und vor ihm nicht bekennt. Überhaupt hat das Gebet eines traurigen Menschen nicht die Kraft, auf den Altar des Herrn emporzusteigen. […] Wie nämlich Essig und Wein miteinander gemischt nicht den gleich guten Geschmack haben (wie der reine Wein), so hat auch die Traurigkeit mit dem Heiligen Geist gemischt nicht das gleiche Gebet. Mache dich daher frei von dieser schlimmen Traurigkeit, dann wirst du in Gott leben; ebenso werden alle in Gott leben, welche die Traurigkeit von sich werfen und sich in lauter Frohsinn kleiden.

Freitag, 5 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Einer, der den Vers gehört hatte: „Bringe Gott als Opfer Lob dar“ (Ps 49(50),14 (Vulg.)), sprach zu sich selbst: „Jeden Tag gehe ich, wenn ich aufstehe, zur Kirche, singe dort ein Morgenlob, am Ende das Tages ein Abendlob, dann bei mir zuhause einen dritten und vierten Lobgesang. Und so werde ich jeden Tag ein Opfer des Lobes darbringen und es meinem Gott darbringen.“ Es ist gut, so zu handeln, wenn du es wirklich tust, doch hüte dich davor, dir zu sicher zu sein in dem, was du tust. Und nimm dich in acht, dass, während deine Zunge wohlgesetzt vor Gott spricht, dein Leben nicht Schlechtes redet vor ihm […] Hüte dich davor, schlecht zu leben, während du wohlgesetzt sprichst. Warum? Weil Gott zum Sünder sagt: „Warum zählst du meine Satzungen auf und nimmst meinen Bund in deinen Mund, [während du meine Worte hinter dich wirfst]?“ (vgl. ebd.,16-17). Seht, mit wie viel Achtung wir reden müssen […] Ihr, meine Brüder, die ihr in Sicherheit seid: Wenn ihr gute Dinge sagen hört, dann ist es Gott, den ihr hört, was für ein Mund es auch immer sei, der spricht. Doch Gott hat die, die sprechen, nicht ohne Zurechtweisung lassen wollen, damit sie sich nicht vielleicht in Sicherheit wähnen, während sie ein unordentliches Leben führen, und sich sagen, dass sie doch Gutes reden, sich also sagen: „Gott will nicht unser Verderben, wo er doch durch uns so gute Dinge zu seinem Volk hat reden wollen“. Hört also, die ihr redet, wer immer ihr seid, auf das, was ihr sprecht; ihr, die ihr gehört werden wollt, hört zuerst auf euch selbst […] Könnte ich doch zuallererst hören, könnte ich doch hören, besser hören als alle auf das, „was Gott, der Herr, in mir redet. Denn Worte des Friedens verkündet er seinem Volk“ (vgl. Ps 84(85),9).

Donnerstag, 4 Oktober 2018 : Kommentar Pius X.

„Einen andern Grund kann niemand legen, als der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus (1 Kor 3,11). Er allein ist es, „welchen der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat“ (Joh 10,36). „der Abglanz des Vaters und das Ebenbild seines Wesens“ (Hebr 1, 3: Splendor gloriae, der Abglanz der Herrlichkeit), wahrer Gott und wahrer Mensch, ohne den niemand zur heilnotwendigen Erkenntnis Gottes gelangen kann; „denn niemand kennt den Vater als der Sohn und wem ihn der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27). Daraus folgt, dass „alles in Christus erneuern“ soviel heißt, als die Menschen zum Gehorsam gegen Gott zurückführen. Es muss demgemäss unsere Sorge sein, das Menschengeschlecht Christus untertan zu machen. Ist das gelungen, dann ist es auch schon zu Gott zurückgekehrt. Dabei verstehen Wir unter Gott nicht ein träges, um die menschlichen Angelegenheiten unbekümmertes Wesen, wie die Wahngebilde der Materialisten ihn darstellen, sondern den lebendigen, wahren Gott, einfach in seinem Wesen und dreifaltig in den Personen, den Schöpfer der Welt und weisen Lenker des All, endlich den gerechten Geber der Gesetze, der die Schuldigen straft und der Tugend den versprochenen Lohn gibt. Wo nun uns der Weg zu Christus sich öffnet, ist klar erkennbar, nämlich in der Kirche. Deswegen sagt der heilige Chrysostomus mit Recht: „Deine Hoffnung ist die Kirche, dein Heil die Kirche, deine Zuflucht die Kirche“ (Homilie über die Gefangenschaft des Eutrop. Nr. 6). Dazu hat Christus um den Preis seines Blutes sie gegründet, ihr seine Lehre und die Weisungen seiner Gesetze übergehen und sie mit den reichsten göttlichen Gnadengaben ausgestattet, welche den Menschen Rettung und Heiligung haben. So seht ihr also, Ehrwürdige Brüder, welche Aufgabe Uns und euch gleichmäßig gestellt ist. […] Nichts anderes anzustreben, als dass in allen „Christus gestaltet werde“ (Gal 4,10). […] Es ist jene Aufgabe, die Paulus mit jenen herzgewinnenden Worten als seine Obliegenheit bekundet: „O meine Kindlein, für die ich abermals Geburtsschmerzen habe, bis dass Christus in euch gestaltet wird!“ (Gal 4,19). Wie vermöchten sie nur die Obliegenheiten eines solchen Amtes erfüllen, wenn sie nicht selbst zuvor Christus angezogen hätten, und zwar in jener Weise, dass sie das Wort des Apostels von sich gebrauchen können: „Ich lebe, aber doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20), „Christus ist mein Leben!“ (Phil 1,21).

Mittwoch, 3 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Entsinne Dich der Herrlichkeit des Vaters entsinne Dich des göttlichen Glanzes den Du verließest, um im Exil hier auf Erden alle armen Sünder loszukaufen. O Jesus! Dich in die Jungfrau Maria herab hineinbettend, hast Du Deine unendliche Größe und Herrlichkeit verhüllt. Ach, jene mütterliche Brust die Dir zum zweiten Himmel wurde. Entsinne Dich […] Entsinne Dich, wie an anderen Ufern die goldenen Gestirne und der silberne Mond, die ich in wolkenloser Bläue bestaune, Deine Kinderaugen entzückt und verzaubert haben. Mit jener kleinen Hand, die Maria streichelte, stützest Du die ganze Welt und schenktest ihr Leben. Und dachtest an mich, Jesus, mein kleiner König Entsinne Dich. Entsinne Dich, wie in Einsamkeit Du mit Deinen göttlichen Händen gearbeitet hast; unerkannt zu leben war Dir die liebste Übung. Du hast das Wissen der Menschen abgelehnt, Du, der Du mit einem Wort die Welt bezaubern konntest. Dir gefiel es, Deine tiefe Weisheit zu verbergen. Du schienst unwissend zu sein, O allmächtiger Herr! Entsinne Dich. Entsinne Dich, wie Du fremd auf Erden, heimatlos warst, Du, das Ewige Wort, hattest nichts; nein, nicht einmal einen Stein, keinen Unterschlupf, wie der Vogel der Lüfte. O Jesus, komm herein zu mir, komm, Deinen Kopf zu betten, komm, Dich aufzunehmen ist meine Seele ganz und gar bereit, mein liebster Retter, ruhe in meinem Herzen. Es gehört Dir.

Dienstag, 2 Oktober 2018 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Meine Töchter, die ihr euch um kleine Kinder kümmert, welchen Platz nehmt ihr wohl bei ihnen ein? In gewisser Hinsicht seid ihr ihre Engel. Na also, meine Töchter! Werdet ihr es etwa gering schätzen, bei diesen armen kleinen Kindern zu sein, wenn doch ihre Engel sich glücklich schätzen, immer bei ihnen zu weilen? Wenn diese Gott schauen, dann von dort aus; wenn sie ihn rühmen, dann tun sie dies an der Seite dieser kleinen Kinder; wenn sie seine Befehle erhalten, dann tun sie es auch von dort. Sie sind es, die zu Gott jenen Lobpreis erheben, den diese kleinen Wesen durch ihre Schreie und ihr Lallen ihm darbringen. Und sie empfinden es als große Ehre, ihnen zu Diensten zu sein. O meine Töchter, tut es ihnen gleich, denn ihr seid doch, gemeinsam mit diesen glorreichen Geistwesen, zum Dienst an diesen Kinder bestellt.

Montag, 1 Oktober 2018 : Kommentar Johannes Cassianus

„Kommt“, sagt er, „und lernt von mir“, wahrhaftig nicht, dass ihr die Teufel mit himmlischer Macht austreibt, nicht die Aussätzigen rein oder die Blinden sehend zu machen oder Tote zu erwecken […] „Ihr aber“, sagt er, „lernt das von mir, dass ich sanftmütig bin und demütig von Herzen“ (vgl. Mt 11,28-29). Denn das ist es, was Alle insgesamt lernen und ausüben können; aber die Zeichen und Wunderwerke sind weder immer notwendig. noch sind sie Allen verliehen. Die Demut ist also die Meisterin aller Tugenden, sie ist die festeste Grundlage des himmlischen Gebäudes, die eigentliche, herrliche Gabe des Erlösers. Durch sie wirkt alle Wunder, welche Christus getan hat, ohne Gefahr der Überhebung, wer immer dem sanften Herrn nicht in der Erhabenheit der Zeichen, sondern in der Tugend der Geduld und Demut nachfolgt. Wer aber die Herrschaft über die bösen Geister oder die Verleihung der Gesundheit an Kranke oder irgendein Wunderzeichen den Leuten zur Schau tragen will, der ist, obwohl er bei seinen Prahlereien den Namen Christi anruft, doch fern von Christus, weil er dem Lehrer der Demut mit seinem hochmütigen Geiste nicht folgt. Denn auch als dieser zum Vater ging und sozusagen ein Testament machte, hinterließ er den Jüngern, dass er sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt.“ Und sogleich fügt er hinzu: „Daran werden Alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zu einander habt“ (vgl. Joh 13,34-35). Er sagt nicht, wenn ihr Zeichen und Wunder gleich mir tut, sondern: wenn ihr eine würdige Liebe zu einander habt, welche ganz gewiss nur die Sanftmütigen und Demütigen bewahren können.

Sonntag, 30 September 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein“. Der Nachdruck, der in dem Wort „Spaltung“ liegt, und schon der bloße Name dieser Anklage enthält eine scharfe Rüge gegen sie. Denn es gab nicht viele Glieder, die unversehrt waren; auch die Einheit war vernichtet. […] Nachdem er sie durch den Ausdruck Spaltung scharf zurechtgewiesen hat, redet er wieder sanfter und gelinder: „haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“ Nachdem er nämlich gesagt hatte: „dass ihr alle mit einer Stimme redet“, spricht er: Glaubt nicht, dass ich nur eine Übereinstimmung in Worten meine; denn ich fordere die Übereinstimmung der Gesinnung. Weil aber auch in der Gesinnung zwar Einheit herrschen kann, aber nicht in allen Dingen, so fügt er bei: „Seid vollkommen!“ […] Man kann aber auch einerlei Meinung und doch nicht einerlei Grundsätze haben; so können wir z. B. einerlei Glauben haben und doch nicht eins sein in der Liebe; denn auf diese Weise haben wir denselben Lehrbegriff (wir bekennen uns ja zu derselben Lehre), aber keineswegs einerlei Grundsätze. So war es auch damals, indem der eine diesem, der andere einem andern anhing. Daher sagt er, man müsse in den Gesinnungen und Grundsätzen eins sein. Denn die Spaltungen waren nicht daraus entstanden, daß sie im Glauben uneinig waren, sondern daher, dass sie — durch menschliche Zänkerei — in ihren Grundsätzen nicht übereinstimmten. […] „Denn es ist mir bekannt geworden über euch […], dass Streit unter euch ist […] Ist Christus etwa zerteilt?“ (1 Kor 1,13).

Samstag, 29 September 2018 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

 Das Apostolische Glaubensbekenntnis bekennt, dass Gott „der Schöpfer des Himmels und der Erde“ ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: „der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. […] Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich „Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung. Der heilige Augustinus sagt: „,Engel‘ bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel“ (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie „beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist“ (Mt 18,10), sind sie „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“ (Ps 103,20). Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale und unsterbliche Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Der Glanz ihrer Herrlichkeit zeugt davon (vgl. Dan 10,9-12). Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm . . .“ (Mt 25,31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ (Hebr 1,14). Sie sind da, seit der Welterschaffung und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil an und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen.

Freitag, 28 September 2018 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Es gibt auf Erden einen wundersamen Baum. Seine Wurzel, welch Mysterium, gründet im Himmel. Unter seinem Blätterdach gibt es nichts was verwundet; ohne Angst vor dem Sturm kann man dort ruhen. Der Name dieses unsagbaren Baumes? Er lautet Liebe. Und seine köstliche Frucht heißt Verzicht. Schon in diesem Leben beglückt mich diese Frucht; meine Seele erfreut sich an ihrem göttlichen Duft. Berühre ich sie, ist mir diese Frucht wie ein Schatz; hebe ich sie an meinen Mund, ist sie noch süßer. Sie schenkt mir auf dieser Welt ein Meer an Frieden; in diesem tiefen Frieden ruhe ich für immer. Nur der Verzicht, o Jesus, belässt mich in deinen Armen. Du bist’s, der mich leben lässt das Leben der Erwählten.

Donnerstag, 27 September 2018 : Kommentar Hl. Columban

Gott ist überall, ganz, unermesslich. Er ist überall gemäß dem Zeugnis, das er von sich gibt: „Bin ich nur ein Gott aus der Nähe ‒ Spruch des HERRN ‒ und nicht auch ein Gott aus der Ferne?“ (Jer 23,23) Der Gott, den wir suchen, ist also nicht fern von uns: wir haben ihn bei uns. Er wohnt in uns wie die Seele im Leib, nur müssen wir für ihn gesunde Glieder sein, die von der Sünde nicht abgetötet sind […] „Denn in ihm“, sagt der Apostel Paulus, „leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Wer aber wird dem Allerhöchsten bis in sein unaussprechliches und unbegreifliches Sein folgen können? Wer wird die Tiefen Gottes ergründen? Wer wird es wagen, den ewigen Urgrund des Universums zum Thema zu machen? Wer wird sich rühmen, den unendlichen Gott zu kennen, der alles ausfüllt und umhüllt, alles durchringt und übersteigt, alles umfängt und sich allem entzieht, ihn, den kein Mensch gesehen hat, so wie er ist (vgl. 1 Tim 6,16)? Es maße sich keiner an, die unerforschliche Tiefe Gottes auszuloten, das Was, Wie, Warum seines Wesens. Das können wir weder in Worte fassen noch erforschen oder durchdringen. Glaube einfach, aber glaub es mit aller Kraft, dass Gott der ist, der er war und sein wird, denn in ihm gibt es keine Veränderung.

Mittwoch, 26 September 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

In unserer Zeit, mit einer Menschheit in Bewegung und auf der Suche, braucht es einen neuen Anstoß zur Missionstätigkeit der Kirche. Die Horizonte und die Möglichkeiten der Mission weiten sich aus, und wir Christen sind aufgerufen zu apostolischem Mut, der auf das Vertrauen in den Geist gegründet ist. Er ist die Hauptfigur der Mission! Zahlreich sind in der Geschichte der Menschheit die Zeitenwenden, die zu einer missionarischen Dynamik anregen. Die Kirche hat, geführt vom Geist, darauf immer mit Großmut und Weitblick geantwortet. Es gab dabei gute Ergebnisse. Vor kurzem wurde die Tausendjahrfeier der Evangelisierung Rußlands und der Slawischen Völker begangen. Derzeit bereiten wir die Feier des fünfhundertsten Jahrestages der Evangelisierung Amerikas vor. In der letzten Zeit gab es auch festliche Jahrhundertfeiern im Gedenken an die ersten Missionen in verschiedenen Ländern Asiens, Afrikas und Ozeaniens. Heute sieht die Kirche sich mit anderen Herausforderungen konfrontiert; sie muß zu neuen Ufern aufbrechen, sei es in ihrer Erstmission ad gentes, sei es in der Neuevangelisierung von Völkern, die die Botschaft von Christus schon erhalten haben. Heute wird von allen Christen, von den Ortskirchen und von der Weltkirche derselbe Mut verlangt, der die Missionare der Vergangenheit bewegt hat und dieselbe Verfügbarkeit, um die Stimme des Geistes zu hören.

Dienstag, 25 September 2018 : Kommentar Isaak von Stella

„Bei diesen allen sah ich mich um, wo ich eine Ruhestätte fände“, sagt die Weisheit Gottes, und fährt fort: „in dem Erbe des Herrn will ich weilen“ (vgl. Sir 24,11 (Vulg.)). Der Erbbesitz des Herrn ist als Ganzes die Kirche, ganz besonders Maria, und im Einzelnen ist er die Seele eines jeden Gläubigen […] Weiter heißt es: „Da gebot und sprach zu mir der Schöpfer aller Dinge, und der mich geschaffen, ließ mich in meinem Zelte ruhen, und sprach zu mir: In Jakob sei deine Wohnung“ (24,12-13). Denn die Weisheit hatte überall eine Ruhestätte gesucht und nirgendwo eine gefunden. So behielt sich die Weisheit Gottes, sein Logos, zunächst als ihren Erbbesitz das Volk der Juden vor, zu dem sie durch Mose sprach und gebot […] Und der, welcher durch die zweite Schöpfung die Synagoge schuf, die Mutter der Kirche, „fand Ruhe in seinem Zelt“, im Zelt des Bundes. Aber jetzt, in der Kirche, ruht er im Sakrament seines Leibes. Und da er, um es so auszudrücken, unter allen Frauen die suchte, von der er geboren werden sollte, fiel seine Wahl eben auf Maria, die seitdem „gebenedeit unter den Frauen“ genannt wird (vgl. Lk 1,28) […] Christus, der sie als neue Schöpfung geschaffen hatte (vgl. 2 Kor 5,17), kam, um in ihrem Schoß zu ruhen. Ebenso „gebietet und spricht“ die Weisheit mit jeder zum Heil bestimmten treuen Seele, wann sie will und wie sie will. Das tut sie entweder über unsere natürliche Intelligenz, die „jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9), und durch gnadenhafte Inspiration […], oder über Belehrung und über die Schöpfung (vgl. Röm 1,20) […] Und die Weisheit Gottes, sein Logos, die unsere Seele „in Christus Jesus zu guten Werken erschafft“ (vgl. Eph 2,10), nimmt Wohnung in unserem Gewissen.

Montag, 24 September 2018 : Kommentar Hl. Josémaria Escriva de Balaguer

Einer der Kirchenväter [der hl. Johannes Chrysostomus] schreibt: „Christus hat uns in dieser Welt zurückgelassen, damit wir wie Lampen sind […] damit wir wie Sauerteig wirken […] damit wir Saatgut sind; damit wir Frucht bringen. Wenn unser Leben davon etwas widerspiegeln würde, bräuchten wir den Mund nicht aufzumachen. Könnten wir Werke vorweisen, wären Worte überflüssig. Es gäbe keinen einzigen Heiden, wenn wir wirklich Christen wären.“ Wir dürfen nicht den Fehler machen zu glauben, das Apostolat beschränke sich auf ein paar fromme Praktiken. Du und ich, wir sind Christen; zugleich aber und unablässig sind wir Bürger und Berufstätige mit sehr klaren Verpflichtungen. Ihnen müssen wir auf vorbildliche Weise nachkommen, wenn wir ernsthaft heilig werden wollen. Jesus selber drängt uns dazu: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,14-16). Was auch immer ihr beruflich tut, es wird zu einem Licht, das eure Kollegen und Freunde erleuchtet. Deshalb sage ich immer wieder […]: Ich halte nichts davon, wenn man mir sagt, dass der und jener ein guter Sohn ist, ein guter Christ – und dabei ist er ein schlechter Schuhmacher! Wenn er sich keine Mühe gibt, seinen Beruf gründlich zu erlernen und ihn sorgfältig auszuüben, kann er ihn nicht heiligen und ihn auch nicht dem Herrn darbringen. Die Heiligung der Alltagsarbeit ist sozusagen das Scharnier echter Spiritualität für uns alle, die wir eng mit den irdischen Gegebenheiten verflochten sind und doch entschieden den Umgang mit Gott suchen.

Sonntag, 23 September 2018 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Majestät des Gottessohnes war sich nicht zu schade, die Gestalt eines Kindes anzunehmen. Freilich hat sich jene Kindheit, die von der Majestät des Gottessohnes nicht verschmäht wurde, durch Zuwachs an Jahren zum reifen Mannesalter entwickelt, freilich haben durch die Erringung des Triumphes seines Leidens und seiner Auferstehung all die Handlungen, welche Christus in seiner Erniedrigung für uns auf sich nahm, ihren Abschluß gefunden, aber dennoch erneuert uns der heutige Festtag die hochheilige Geburt Jesu, der aus der Jungfrau Maria zur Welt kam. Indem wir die Menschwerdung unseres Erlösers anbeten, feiern wir offenbar den Beginn unseres eigenen Lebens. Ist doch die Erzeugung Christi der Ursprung des christlichen Volkes, und der Geburtstag des Hauptes zugleich auch der Geburtstag des Leibes. Mag auch jeder einzelne von den Berufenen seinen besonderen Stand haben, mögen auch all die Kinder der Kirche durch der Zeiten Folge voneinander getrennt sein, so ist doch die Gesamtheit aller Gläubigen, die aus dem Taufquell hervorging, ebenso mit Christus in seiner Geburt geboren worden, wie sie mit ihm in seinem Leiden gekreuzigt, in seiner Auferstehung auferweckt und in seiner Himmelfahrt zur Rechten des Vaters gesetzt wurde. Denn wer nur immer von den Gläubigen in irgendeinem Teile der Welt in Christus wiedergeboren wird, verwandelt sich durch diese Wiedergeburt in einen neuen Menschen, da ihm der Weg der alten Abstammung abgeschnitten wird. Auch gilt er nicht länger bloß für einen Nachkommen seines leiblichen Vaters, sondern vielmehr für einen Sprossen des Erlösers selbst, der deshalb des Menschen Sohn geworden, damit wir Kinder Gottes werden könnten.

Samstag, 22 September 2018 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wenn ihr mich fragt, was uns Jesus mit diesem Sämann sagen will, der in aller Frühe aufs Feld ging, um seinen Samen auszusäen: Der Sämann, liebe Brüder, ist der gute Gott selber, der seit Beginn der Welt an unserem Heil arbeitet. Vor der Ankunft des Messias hat er deshalb seine Propheten zu uns geschickt, um uns alles zu lehren, was zu unserer Rettung nötig ist. Er hat sich nicht damit begnügt, seine Diener zu schicken; er selbst ist gekommen, er hat den Weg, den wir gehen sollten, vorgegeben; er ist gekommen, um uns das heilige Wort zu verkünden. Wisst ihr, was ein Mensch ist, der sich nicht mit diesem heiligen Wort nährt? […] Er gleicht einem Kranken ohne Arzt, einem irrenden Wanderer ohne Führer, einem Armen ohne Einkommen. Ohne von diesem göttlichen Wort gespeist zu sein, meine Brüder, ist es völlig unmöglich, Gott zu lieben und ihm zu gefallen. Und was lässt uns ihn kennenlernen, ihn mit all seiner Vollkommenheit, seiner Schönheit und seiner Liebe zu uns – wenn nicht das Wort Gottes? Es teilt uns alles mit, was er für uns getan hat, und zeigt uns, welches Glück er im anderen Leben für uns bereithält.

Freitag, 21 September 2018 : Kommentar Hl. Ephräm

Unser Herr hat Matthäus, den Steuereintreiber, erwählt, um dessen Kollegen zu ermutigen, auch zu ihm zu kommen. Der Herr hat die Sünder gesehen, er hat sie gerufen und sie neben sich Platz nehmen lassen. Welch wunderliches Schauspiel: die Engel stehen und beben, während die Zöllner sitzen und guter Dinge sind. Die Engel erstarren in Ehrfurcht vor der Größe des Herrn, und die Sünder essen und trinken mit ihm. Die Schriftgelehrten ersticken an Hass und Ärger, und die Zöllner frohlocken über seine Barmherzigkeit. Der Himmel hat dieses Schauspiel gesehen und war voller Staunen; die Hölle hat es gesehen und war außer sich; Satan hat es gesehen und fiel in Raserei; der Tod hat es gesehen und seine Macht verfiel; die Schriftgelehrten haben es gesehen und waren äußerst beunruhigt. Es herrschte Freude im Himmel und Jubel unter den Engeln. Denn die Aufrührer waren überführt, die Widerspenstigen gezähmt, die Sünder zur Besserung gebracht und die Zöllner gerechtfertigt. Wie unser Herr trotz der Aufforderungen seiner Freunde (Mt 16,22) die Schande des Kreuzes nicht von sich wies, so schlug er trotz der Spötteleien seiner Feinde die Gesellschaft der Zöllner nicht aus. Er gab nichts auf den Spott und verachtete das Lob und tat so alles, was das Beste für die Menschen ist.

Donnerstag, 20 September 2018 : Kommentar Hl. Bernhard

„Mit Küssen seines Mundes küsse er mich“ (Hld 1,2). Wer ist gemeint? Es ist der Bräutigam [des Hohenliedes]. Und wer ist seine Braut? Die nach Gott dürstende Seele. Und zu wem spricht sie? Zu ihrem Gott […] Man findet keine Namen, die zärtlich genug sind, um die gegenseitige zärtliche Zuneigung Gottes und der Seele auszudrücken, als es diejenige von Braut und Bräutigam ist. Alles ist ihnen gemeinsam, sie besitzen nichts, was dem anderen nicht auch gehört. Gemeinsam ist ihnen ihr Erbe, gemeinsam der Tisch, gemeinsam das Haus, gemeinsam selbst das Fleisch, das sie zusammen bilden (vgl. Gen 2,24) […] Wenn also das Wort „lieben“ vor allem und an erster Stelle dem Brautpaar zukommt, so wird nicht ohne Grund der Begriff der Braut auf die Seele angewendet, die Gott liebt. Der Beweis, dass sie liebt, ist ihre Bitte an Gott um einen Kuss. Sie wünscht nicht Freiheit, nicht Belohnung, nicht Erbe, noch nicht einmal Belehrung, sondern einen Kuss, wie ihn eine keusche Braut gibt, erfüllt von einer heiligen Liebe und unfähig, die Flamme zu verbergen, die in ihr brennt […] Ja, ihre Liebe ist keusch, da sie einzig den ersehnt, den sie liebt und nicht eine Sache, die ihm gehört. Ihre Liebe ist heilig, da sie nicht liebt mit drückendem Verlangen des Fleisches, sondern in der Reinheit des Geistes. Ihre Liebe ist glühend, da sie in der Trunkenheit dieser Liebe die Größe dessen vergisst, den sie liebt. Ist nicht er es, der mit einem Blick die Erde erbeben lässt (vgl. Ps 103(104),32)? Und ihn bittet sie um einen Kuss? Ist sie nicht betrunken? Jawohl, sie ist betrunken von der Liebe zu ihrem Gott […] Was für eine Kraft liegt in der Liebe! Welches Vertrauen und welche Freiheit des Geistes! Wie ist klarer zu zeigen, dass „die Liebe die Furcht vertreibt“ (vgl. 1 Joh 4,18)?

Mittwoch, 19 September 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet - das am meisten überraschende Attribut des Schöpfers und des Erlösers - und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, welche sie hütet und aus denen sie austeilt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der ständigen Betrachtung des Wortes Gottes zu und vor allem der bewußten, mit innerer Reife vollzogenen Feier der Eucharistie und des Sakraments der Buße oder Versöhnung. Die Eucharistie nähert uns ja immer mehr jener Liebe, die mächtiger ist als der Tod: »Sooft wir von diesem Brot essen und aus diesem Kelch trinken«, verkünden wir nicht nur den Tod des Erlösers, sondern auch seine Auferstehung, »bis er kommt« in Herrlichkeit. Die gleiche Eucharistiefeier, die zum Gedächtnis dessen gefeiert wird, der uns in seiner messianischen Sendung durch sein Wort und sein Kreuz den Vater geoffenbart hat, beweist die unerschöpfliche Liebe, durch die er immer danach strebt, sich mit uns zu verbinden und mit uns eins zu werden, indem er allen Menschenherzen entgegenkommt. Das Sakrament der Buße oder Versöhnung ebnet dabei den Weg zu jedem Menschen selbst dann, wenn er mit schwerer Schuld beladen ist. In diesem Sakrament kann jeder Mensch auf einzigartige Weise das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe, die mächtiger ist als die Sünde.

Dienstag, 18 September 2018 : Kommentar Hl. Ambrosius

Mag indes das Totenbegräbnis alle Lebenshoffnung rauben, mögen der Verstorbenen Leiber bereits am Grabesrand liegen: auf das Wort Gottes erstehen dennoch die dem Tod verfallenen Leichname von neuem. Die Stimme kehrt wieder, der Sohn wird der Mutter zurückgegeben, von der Gruft bewahrt, vom Grab errettet. Wer anders ist diese deine Gruft als der schlechte Sittenwandel? Deine Gruft ist die Gottlosigkeit […] Von diesem Grab befreit dich Christus; von dieser Gruft wirst du auferstehen, wenn du Gottes Wort vernimmst. Ist auch die Sünde schwer, dass du mit deinen Bußtränen sie nicht abzuwaschen vermagst, so flehe doch für dich die Mutter, die Kirche, die für jeden wie eine Witwe-Mutter für ihren einzigen Sohn vermittelnd bittet. Wie von einem natürlichen geistigen Schmerz ergriffen empfindet sie Mitleid, wenn sie ihre eigenen Kinder von Todsünden in den Tod gezerrt werden sieht. […] Schmerz möge denn die zärtliche Mutter erfassen, ebenso möge das Volk in Menge sich zu ihr gesellen! Nicht nur in Menge, nein, in großer Menge teile es den Schmerz mit der guten Mutter! Jetzt nun wirst du auf der Totenbahre liegend auferstehen, jetzt vom Grab befreit werden. Deine Leichenträger werden innehalten. Du wirst anfangen, lebendige Worte zu sprechen. Alle wird Furcht überkommen. Denn von dem einen werden viele sich ein Beispiel zur Besserung nehmen. Sie werden ebenfalls Gott loben, der uns so große Heilmittel dargeboten hat, dem Tod zu entrinnen.

Montag, 17 September 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Wie hat der Hauptmann die Gnade erlangt, dass sein Diener gesund wird? „Denn auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selbst Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Ich habe Macht über meine Untergebenen, doch bin selbst Untergebener. Wenn also schon ich, der ich gehorchen muss, die Macht habe zu befehlen, was kannst dann Du, dem alle Mächte gehorchen müssen?“ Dieser Mann gehört zu einem heidnischen Volk, denn die jüdische Nation war damals von den Armeen des römischen Reichs besetzt. In Judäa also hat er den Soldaten als Hauptmann Befehle erteilt […] Unser Herr aber, obwohl er mitten im Volk von Judäa stand, tut kund, dass die Kirche sich über die ganze Erde ausbreiten wird, wohin auch immer er seine Apostel senden würde (vgl. Mt 8,11). Und tatsächlich haben die Heiden geglaubt, ohne ihn gesehen zu haben. […] Der Herr ist nicht dem Leibe nach ins Haus des Hauptmanns eingetreten - und obwohl er dem Körper nach abwesend, seiner Königsmacht nach jedoch anwesend war, hat er dieses Haus und seinen Glauben [den des Hauptmanns nämlich] geheilt. Und so war der Herr dem Leibe nach nur inmitten des Volkes von Judäa gegenwärtig; die anderen Völker haben nicht gesehen, wie er aus einer Jungfrau geboren wurde, wie er litt, wie er wanderte, wie er den menschlichen Gegebenheiten unterworfen war, noch haben sie gesehen, wie er göttliche Wunder tat. Nichts dergleichen hat er unter den Heiden getan, und doch hat sich in ihrer Mitte erfüllt, was gesagt wurde auf sie hin: „Ein Volk, das ich früher nicht kannte, wird mir dienen.“ Wie konnte es ihm dienen, wenn es ihn nicht kannte? Der Psalm fährt fort: „Sobald ihr Ohr hört, sind sie mir gehorsam“ (vgl. Ps 17(18),44-45).

Sonntag, 16 September 2018 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Weil aber das Einssein mit Christus unsere Seligkeit ist und das fortschreitende Einswerden mit Ihm unsere Beseligung auf Erden, darum steht Kreuzesliebe zu froher Gotteskindschaft keineswegs in Gegensatz. Christi Kreuz tragen helfen, das gibt eine starke und reine Freudigkeit, und die es dürfen und können, die Bauleute an Gottes Reich, sind die echtesten Gotteskinder. Und so bedeutet die Vorliebe für den Kreuzweg auch durchaus kein Absehen davon, dass der Karfreitag vorbei und das Erlösungswerk vollbracht ist. Nur Erlöste, nur Kinder der Gnade können ja Christi Kreuzträger sein. Nur aus der Vereinigung mit dem göttlichen Haupt bekommt menschliches Leiden sühnende Kraft. Zu leiden und im Leiden selig zu sein, auf der Erde zu stehen, über die schmutzigen und rauen Wege dieser Erde zu gehen und doch mit Christus zur Rechten des Vaters zu thronen, mit den Kindern dieser Welt zu lachen und zu weinen und mit den Chören der Engel ohne Unterlass Gottes Lob zu singen, das ist das Leben des Christen, bis der Morgen der Ewigkeit anbricht.

Samstag, 15 September 2018 : Kommentar Hl. Albertus Magnus

Es gibt zwei Dreh- und Angelpunkte des Himmels, um die sich der ganze Himmel bewegt: das sind die beiden Pole. Der eine ist der Erlöser, der sich im Zentrum befindet, denn in ihm ist nur Licht und keine Finsternis ist in ihm; der andere ist der Schoß, in dem er Fleisch angenommen hat. Um diese beiden Pole dreht sich der Himmel, mit Hilfe der Fürbitte leistenden Mutter und jener des Erlösers am Kreuz. Denn durch die Fürbitte Mariens und durch den Leib und das Blut des Erlösers übt der Herr seine Gerechtigkeit über die Völker aus. Die Achse der Barmherzigkeit, die die Welt erhält, dreht sich um diese beiden Dreh- und Angelpunkte oder Pole, da wir durch die Mutter Zugang zum Sohn und durch den Sohn Zugang zum Vater haben. So geleitet, haben wir keinerlei Angst, es könne uns die Versöhnung verweigert werden. Diese beiden Sterne, diese Dreh- und Angelpunkte oder Pole des Himmels, bewegen sich nicht; um sie herum dreht sich, wie um zwei unerlässliche Fixpunkte, die ganze Weite des Himmels.

Freitag, 14 September 2018 : Kommentar Dem hl. Ephräm

Nunmehr sind durch das Kreuz die Schatten zerstreut worden und die Wahrheit erhebt sich, wie uns der Apostel Johannes sagt: „Denn was früher war, ist vergangen. […] Seht, ich mache alles neu“ (Offb 21,4-5). Der Tod wurde entblößt, die Hölle gibt ihre Gefangenen preis, der Mensch ist frei, der Herr herrscht, die Schöpfung ist von Freude erfüllt. Das Kreuz triumphiert und alle Nationen, Stämme, Sprachen und Völker (vgl. Offb 7,9) kommen, um es zu verehren. Mit dem seligen Paulus, der ausruft: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen“ (Gal 6,14), finden wir in ihm unsere Freude. Das Kreuz erleuchtet das gesamte Universum, es vertreibt die Finsternis und versammelt die Völker des Westens und des Ostens, des Nordens und des Meeres in einer einzigen Kirche, in dem einen Glauben, der einen Taufe in der Liebe. Es erhebt sich im Mittelpunkt der Welt, aufgerichtet auf Kalvaria. Mit dem Kreuz als Waffe ziehen die Apostel aus, um zu predigen und das ganze Universum zu seiner Anbetung zusammenzuführen, alle feindlichen Mächte zu Füßen. Im Kreuz haben die Martyrer den Glauben freimütig bekannt und die Verschlagenheit der Tyrannen nicht gefürchtet. Die Mönche haben es auf sich genommen und mit unermesslicher Freude die Einsamkeit zur Wohnstatt erwählt. Wenn Christus wiederkommt, wird dieses Kreuz zuerst am Himmel erscheinen als kostbares, lebenspendendes, wahrhaftiges und heiliges Zepter des großen Königs: „Danach“, so sagt der Herr, „wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen“ (Mt 24,30). Wir werden es sehen, von Engeln begleitet, die Erde erleuchtend von einem Ende des Universums bis zum anderen, heller als die Sonne den Tag des Herrn ankündigend.

Donnerstag, 13 September 2018 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Vielleicht lebt in der Wohnung nebenan oder im Nachbarhaus ein Blinder, der sich freuen würde, wenn du ihn besuchst und ihm aus der Zeitung vorliest. Vielleicht gibt es da eine Familie, die etwas braucht, was in deinen Augen ganz und gar unwichtig ist, etwas ganz Simples: für eine halbe Stunde auf das Kind aufpassen! Es gibt so viele kleine Dinge, die so klein sind, dass sie von vielen Menschen einfach übersehen werden. Glaube ja nicht, dass man für Küchenarbeit schlichten Geistes sein muss! Glaube ja nicht, dass alles, was du tust – dich hinsetzen, aufstehen, kommen und gehen – dass all das in den Augen Gottes unwichtig ist! Gott wird dich nicht danach fragen, wie viele Bücher du gelesen hast, wie viele Wunder du gewirkt hast. Er wird dich fragen, ob du aus Liebe zu ihm dein Bestes gegeben hast. Kannst du ganz aufrichtig sagen: „Ich habe mein Bestes gegeben“? Selbst wenn das Beste sich als Misserfolg erweisen sollte, so muss es doch dein Bestes sein. Wenn du Christus wirklich liebst, wirst du deine Arbeit, so bescheiden sie auch sein mag, besser verrichten, weil du sie mit ganzem Herzen verrichtest. Deine Arbeit gibt Zeugnis von deiner Liebe. Du kannst bis zur Erschöpfung arbeiten, arbeiten, bis du tot umfällst: wenn sie nicht in Liebe gebettet ist, ist deine Arbeit nutzlos.

Mittwoch, 12 September 2018 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

Wenn der Herr die Armen seligpreist, so sagt er mit gutem Grund nicht: „Euch wird das Reich Gottes gehören“, sondern: „Euch gehört es“ […] Nahe am Reich Gottes sind diejenigen, die in ihrem Herzen bereits den König dieses Reichs besitzen und ihn darin tragen: ihm dienen, hat man gesagt, heißt herrschen […] Andere mögen sich um das Erbe dieser Welt zanken: „mir aber gibt der Herr das Erbe und reicht mir den Becher“ (vgl. Ps 15(16),5). Sollen sie doch untereinander darum streiten, wer am armseligsten unter ihnen ist: ich beneide sie nicht im Geringsten um das, wonach sie trachten, denn ich und meine Seele „wir freuen uns am Herrn“ (vgl. Ps 103(104),34). Du herrliches Erbe der Armen! Seliger Reichtum derer, die nichts besitzen! Du versorgst uns mit allem, was wir brauchen; mehr noch: Du bist angefüllt mit aller Herrlichkeit, du strömst über von jeglicher Freude, denn du bist „das überfließende Maß, mit dem wir beschenkt werden“ (vgl. Lk 6,38) […] Eure Seele, ihr Armen, rühme sich ihrer Niedrigkeit; mit Verachtung blicke sie auf das, was groß ist in dieser Welt […] Ewige Güter liegen bereit, und du ziehst ihnen vergängliche Dinge vor, die soviel wert sind wie ein Traum? […] Wie unglückselig sind doch Menschen, die die selige Armut würdig machte, vom Himmel geehrt, von der Welt bewundert und von der Hölle gefürchtet zu werden, und die dann, von Blindheit geschlagen, die Armut als ein Unglück und die Niedrigkeit als eine Schande betrachtet haben; Menschen, die reich werden wollten und sich dabei in den Fallstricken des Teufels verfangen haben, wo ihnen doch alles gehörte! Ihr nun, die ihr die Armut zur Freundin habt und die Bescheidenheit des Herzens köstlich findet – euch schenkt die ewige Wahrheit die Gewissheit, das Himmelreich schon als Besitz zu haben, sie hütet für euch in Treue das für euch vorherbestimmte Reich.

Samstag, 8 September 2018 : Kommentar Hl. Andreas von Kreta

Wir leben nicht mehr unter den Elementarmächten dieser Welt wie Sklaven, wie der heilige Paulus schreibt, und damit stehen wir nicht mehr unter dem Joch der Knechtschaft und dem Buchstaben des Gesetzes. Denn das ist der Höhepunkt der Wohltaten, die uns Christus erwiesen hat. Das ist die Offenbarung des verborgenen Geheimnisses. Das ist die Natur, die sich entäußert hat: der Gott und Mensch und die Vergöttlichung der von Gott angenommenen Menschheit. Dieses so strahlend aufscheinende Wohnen Gottes bei den Menschen musste der Freude Eingang verschaffen, weil uns hier das große Geschenk des Heils zuteil wird. Das meint das heutige Fest, dessen Anlass die Geburt der Gottesmutter ist, dessen Ziel und Ende jedoch die Vereinigung des Wortes mit dem Fleisch ist. Denn eine Jungfrau wird geboren, gepflegt und herangezogen und zur Mutter geformt für Gott, den König der Ewigkeiten. So singe und tanze also die ganze Schöpfung und trage etwas bei, was des Tages würdig ist. Der heutige Tag werde ein gemeinsames Fest für Himmel und Erde. Alles, was auf Erden ist und über der Erde, soll zusammen feiern. Heute wurde das Heiligtum für den Schöpfer des Alls errichtet. Die Schöpfung bereitete dem Schöpfer ein neues und würdiges Haus.

Freitag, 7 September 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Johannes schreibt: „Wir haben gesehen, und wir sind Zeugen.“ Wie sehen die Menschen? Sie sehen im Licht der Sonne, das heißt im irdischen Licht. Johannes hat im Licht der Sonne den offenbarten Gott gesehen. Wie aber kann der im Licht der Sonne gesehen werden, der die Sonne selbst geschaffen hat? Er kann deshalb im Licht der Sonne gesehen werden, weil er – wie es heißt - „in der Sonne sein Zelt aufgeschlagen hat und frohlockt wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemach tritt.“ Er war vor der Sonne und hat sie geschaffen, er war vor dem Morgenstern, vor allen Gestirnen und vor den Engeln. Er ist der wahre Schöpfer, denn „alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nichts geworden“. Er hat nun sein Zelt in der Sonne aufgeschlagen, damit die Augen seiner Geschöpfe ihn erblicken können. Er hat sich in diesem Licht offenbart und kundgetan. Sein Brautgemach war der Schoß der Jungfrau, denn in dem jungfräulichen Schoß wurden beide vereint, der Bräutigam und die Braut: der Bräutigam, das Wort, und die Braut, der Mensch. Ja, das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und diesem Fleisch des Wortes Gottes wird die Kirche hinzugefügt, und so wird der ganze Christus, Haupt und Leib.

Donnerstag, 6 September 2018 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

In dieser Nacht des Lichts (der Weihnacht, im Alter von 14 Jahren) hat mein dritter Lebensabschnitt begonnen, der schönste von allen, der reichste an himmlischen Gnaden […] Mit seinen Aposteln konnte ich sagen: „Meister, ich habe die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Noch barmherziger als mit seinen Jüngern verfuhr Jesus mit mir: er selber griff zum Netz, warf es aus und zog das Netz voller Fische an Land. Er machte aus mir einen Seelenfischer; ich verspürte großes Verlangen, an der Bekehrung der Sünder zu arbeiten […] Jesu Schrei hallte unaufhörlich in meinem Herzen wider: „Mich dürstet“ (Joh 19,28). Dieses Wort entfachte in mir ein bislang unbekanntes, überaus lebendiges Feuer. Ich wollte meinem Geliebten zu trinken geben und fühlte mich selbst verzehrt vom Durst der Seelen […] Um meinen Eifer anzustacheln, zeigte mir Gott, dass er mit meinen Wünschen einverstanden war. Ich hörte von einem Schwerverbrecher, auf den wegen scheußlicher Untaten das Todesurteil wartete; dabei deutete alles darauf hin, dass er unbußfertig sterben würde. Ich wollte ihn um jeden Preis am Sturz in die Hölle hindern […] Ich verspürte tief im Herzen die Gewissheit, dass diese Wünsche erfüllt würden; aber um den Mut zu bekommen, weiterhin für die Sünder zu beten, sagte ich dem lieben Gott, dass ich mir sicher sei, dass er dem armen unglückseligen Pranzini verzeihen würde; dass ich daran glaubte, selbst wenn er nicht beichten und kein Wort der Reue von sich geben würde. So sehr vertraute ich der unbegrenzten Barmherzigkeit Jesu, bat ihn aber um „ein Zeichen“ der Reue, einfach nur um mir Trost zu spenden. Mein Gebet wurde wortgetreu erhört! […] Ja, nach diesem einzigartigen Gnadenerweis wuchs mein Verlangen, Seelen zu retten, von Tag zu Tag. Es schien mir, als sagte Jesus zu mir, was er zur Samariterin gesagt hatte: „Gib mir zu trinken!“ (Joh 4,7). Das war ein echter Liebestausch. Den Seelen gab ich das Blut Jesu, Jesus schenkte ich die durch seinen göttlichen Tau erfrischten Seelen. Es schien mir, als würde so sein Durst gestillt, und je mehr ich ihm zu trinken gab, umso größer wurde der Durst meiner kleinen Seele. Und es war dieser glühende Durst, den er mir als das köstlichste Getränk seiner Liebe gab.

Mittwoch, 5 September 2018 : Kommentar Hl. Bernhard

Jede Seele, die Gott sucht, soll wissen, dass sie schon von ihm überholt worden ist, dass er sie zuerst gesucht hat […] „Nächtelang habe ich den gesucht, den meine Herz liebt“ (vgl. Hld 3,1). Die Seele sucht das [Fleisch gewordene] Wort, doch es ist das Wort, das sie zuerst gesucht hat […] Sich selbst überlassen, wäre unsere Seele nur noch ein Hauch, der sich im Nichts auflöst und nicht mehr zurückkehrt. Hört die Klagen und Bitten jener an, die umherirrt und ihre Straße verloren hat: „Ich bin umhergeirrt wie ein verlorenes Schaf. Suche deinen Knecht!“ (Ps 118(119),176). Oh Mensch, du möchtest zurückkommen, doch würde das einzig an dir hängen, warum erbittest du dann Hilfe? […] Es ist offensichtlich, dass unsere Seele zurückkehren möchte, doch nicht kann; sie ist nur ein verirrter Hauch, der von sich aus niemals zurückkommt […] Doch wie kommt sie dazu, zurückkehren zu wollen? Weil das Wort sie schon besucht hat und nach ihr gesucht hat. Diese Suche war nicht vergeblich, denn sie hat den Wunsch angestachelt, ohne den keine Rückkehr möglich ist. Doch es genügt nicht, einmal gesucht zu werden. Die Seele ist zu erschöpft und die Schwierigkeiten der Rückkehr sind zu groß […] Das Wollen ist bei mir vorhanden“, sagt der hl. Paulus, „aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen“ (Röm 7,18). Was erbittet also die Seele im Psalm, den ich zitiert habe? Nichts anderes, als gesucht zu werden. Denn sie würde nicht suchen, wäre sie keine Gesuchte, und sie würde nicht wieder suchen, hätte man genügend nach ihr gesucht.

Dienstag, 4 September 2018 : Kommentar Balduin von Ford

„Lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hebr 4,12). Die ganze Größe, Kraft und Weisheit des Wortes Gottes zeigt der Apostel mit diesen Worten denen, die Christus, das Wort, die Kraft und die Weisheit Gottes suchen (vgl. 1 Kor 1,24). Im Anfang war das Wort bei Gott, ewig bei ihm (Joh 1,1). Es wurde zur rechten Zeit den Aposteln offenbart, von ihnen verkündet und vom Volk der Glaubenden in Bescheidenheit aufgenommen […] Dieses Wort, „dem der Vater gegeben hat, das Leben in sich zu haben, wie er es in sich hat“ (vgl. Joh 5,26), ist lebendig. Deshalb lebt es nicht nur, sondern ist das Leben. So heißt es: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Und da es das Leben ist, ist es lebendig und macht lebendig; denn „wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will“ (Joh 5,21). Es ist lebendigmachend, wenn es Lazarus aus dem Grab ruft und sagt: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43). Wenn dieses Wort ausgesprochen wird, ertönt die Stimme, die es ausspricht, draußen mit einer solchen Kraft, dass sie, im Inneren wahrgenommen, die Toten wieder ins Leben ruft, Glauben weckt und wirkliche Söhne Abrahams erschafft (Mt 3,9). Ja, es ist lebendig, dieses Wort, lebendig im Herzen des Vaters, im Mund dessen, der es verkündet, und im Herzen dessen, der glaubt und liebt.

Montag, 3 September 2018 : Kommentar Faustinus von Rom

Unser Erlöser wurde zum Christus oder Messias in seiner Menschwerdung und er bleibt der wahre König und wahre Priester […] Bei den Israeliten empfingen die Priester und Könige eine Salbung mit Öl […]; man nannte sie „Gesalbte“ […] Der Erlöser hingegen, der der wahre Christus ist, wurde geweiht durch die Salbung des Heiligen Geistes […] Durch den Erlöser selbst wissen wir, dass das wahr ist. Als er das Buch Jesaja empfing, öffnete er es und las dort: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt“, dann verkündete er, dass die Weissagung sich erfüllt hat für die, die sie hörten. Andererseits hat uns Petrus, der Apostelfürst, gelehrt, dass dieses heilige Öl, dieses Chrisam, durch das der Herr sich als der Christus offenbart, der Heilige Geist ist, oder anders gesagt: die Kraft Gottes. Als er in der Apostelgeschichte zu jenem Menschen voller Glauben und Barmherzigkeit, also dem Hauptmann, sprach, sagte er: „[…] angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren“ (10,37f.). Ihr seht also, dass auch Petrus es sagte: Dieser Jesus hat in seiner Menschwerdung die Salbung empfangen, die ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft salbte. Deshalb wurde Jesus selbst in seiner Menschwerdung zum Christus gemacht, er, den die Salbung des Heiligen Geistes zum König und Priester auf ewig werden ließ.

Sonntag, 2 September 2018 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Das geistliche Leben ist eine Angelegenheit von allergrößter Wichtigkeit […] Das aktive Leben ist eine Folge des geistlichen Lebens und hat nur dann einen Wert, wenn es von letzterem abhängig ist. Man möchte alles bestmöglich machen, perfekt. Doch wenn es nicht an das geistliche Leben angebunden ist, dann taugt es nichts. Der ganze Wert unseres Lebens und unserer Tätigkeit hängt vom geistlichen Leben ab; das Leben in der Liebe zu Gott und der Jungfrau Maria, der Unbefleckten, kennt keine Theorien, keine Süßlichkeit, sondern die Praxis einer Liebe, die in der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen der Unbefleckten besteht. Vor und über allem müssen wir dieses innerliche Leben vertiefen. Wenn es sich wirklich um das geistliche Leben handelt, dann sind die übernatürlichen Anstöße dazu notwendig. Das Gebet, wieder das Gebet und nur das Gebet ist notwendig, um das geistliche Leben zu pflegen und es zur Entfaltung zu bringen; die innerliche Zurückgezogenheit ist notwendig. Beunruhigen wir uns nicht unnötiger Dinge wegen, sondern versuchen wir sanft und friedlich, die Zurückgezogenheit des Geistes zu wahren und bereit für die Gnade Gottes zu sein. Genau dazu hilft uns das Schweigen.

Samstag, 1 September 2018 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Am Anfang hat Gott die Erde und ihre Güter der Menschheit zur gemeinsamen Verwaltung anvertraut, damit sie für die Erde sorge, durch ihre Arbeit über sie herrsche und ihre Früchte genieße (vgl. Gen 1,26-29). Die Güter der Schöpfung sind für das gesamte Menschengeschlecht bestimmt. Die Erde ist jedoch unter die Menschen aufgeteilt, um die Sicherheit ihres Lebens zu gewährleisten, das in Gefahr schwebt, Mangel zu leiden und der Gewalttätigkeit zum Opfer zu fallen. Die Aneignung von Gütern ist berechtigt, um die Freiheit und Würde der Menschen zu sichern und jedem die Möglichkeit zu verschaffen, für seine Grundbedürfnisse und die Bedürfnisse der ihm Anvertrauten aufzukommen. Sie soll ermöglichen, daß unter den Menschen eine natürliche Solidarität besteht. Das Recht auf das Privateigentum […] hebt die Tatsache nicht auf, daß die Erde ursprünglich der ganzen Menschheit übergeben worden ist. Daß die Güter für alle bestimmt sind, bleibt vorrangig, selbst wenn das Gemeinwohl erfordert, das Recht auf und den Gebrauch von Privateigentum zu achten. „Darum soll der Mensch, der sich dieser Güter bedient, die äußeren Dinge, die er rechtmäßig besitzt, nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern er muß sie zugleich auch als Gemeingut ansehen in dem Sinn, daß sie nicht ihm allein, sondern auch anderen von Nutzen sein können“ (GS 69,1). Der Besitz eines Gutes macht dessen Eigentümer zu einem Verwalter im Dienst der Vorsehung; er soll es nutzen und den daraus erwachsenden Ertrag mit anderen, in erster Linie mit seinen Angehörigen, teilen. Materielle oder immaterielle Produktionsgüter – wie z. B. Ländereien oder Fabriken, Fachwissen oder Kunstfertigkeiten – sollen von ihren Besitzern gut verwaltet werden, damit der Gewinn, den sie abwerfen, möglichst vielen zugute kommt. Die Eigentümer von Gebrauchs- und Konsumgütern sollen sie mit Maß verwenden und den besten Teil davon Gästen, Kranken und Armen vorbehalten.

Freitag, 31 August 2018 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Zwischen Gott und uns herrschte ein schweres Zerwürfnis. Um Frieden und Eintracht wieder herzustellen, musste der Sohn Gottes sich mit unserer Natur vermählen […] Der Vater stimmte zu und sandte seinen Sohn. Dieser hat im Brautbett der allerseligsten Jungfrau unsere Natur mit der seinen vereint. Von dieser Art war die Hochzeit, die der Vater für den Sohn ausrichtete. Das Wort Gottes, sagt Johannes von Damaskus, nahm alles an, was Gott in unsere Natur hineingelegt hat, nämlich einen Leib und eine vernunftbegabte Seele. Das Wort nahm alles an, um mich durch seine Gnade ganz zu erlösen. Die Gottheit ließ sich herab zu dieser Heirat; das Fleisch konnte keine herrlichere Ehe eingehen. Hochzeit wird zudem immer dann gefeiert, wenn die Gnade des Heiligen Geistes kommt, um die sündige Seele zur Umkehr zu bewegen. Beim Propheten Hosea steht geschrieben: „Ich will gehen und zu meinem ersten Mann zurückkehren; denn damals ging es mir besser als jetzt“ (2,9). Und weiter: „Du wirst zu mir sagen: Mein Mann! Und du wirst nicht mehr zu mir sagen: Mein Baal. Ich werde die Namen der Baale in ihrem Mund beseitigen […] Und ich werde an jenem Tage einen Bund mit ihnen schließen […]“ (vgl. Hos 2,18-20). Der Bräutigam der Seele ist, durch seine Gnade, der Heilige Geist. Wenn durch seine Eingebung die Seele zur Buße eingeladen wird, gehen alle Lockungen des Lasters ins Leere. Die Baale, die die Seele beherrschten und verunstalteten, sind der Stolz, der gebieten will, sowie die Völlerei und die Hemmungslosigkeit, die alles verschlingen. Ihre Namen sind aus dem Mund des Bußfertigen verschwunden […] Wenn sich die Gnade in der Seele ausbreitet und sie erhellt, geht Gott mit den Sündern einen Bund ein. Er versöhnt sich mit ihnen […] Dann feiern Bräutigam und Braut Hochzeit, im Frieden eines reinen Gewissens. Schließlich wird am Tage des Gerichts Hochzeit gefeiert, wenn der Bräutigam kommt, Jesus Christus. „Siehe, der Bräutigam!“, heißt es, „Geht ihm entgegen!“ Dann nimmt er die Kirche, seine Braut, mit sich. „Komm“, sagt der hl. Johannes in der Offenbarung, „ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes […] und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie […] aus dem Himmel herabkam“ (21,9-10). […] Jetzt leben wir nur im Glauben und in der Hoffnung im Himmel; aber nur noch eine kurze Zeit, und die Kirche wird mit ihrem Bräutigam Hochzeit feiern: „Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist!“ (Offb 19,9).

Donnerstag, 30 August 2018 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Man muss also so einschlafen, dass man leicht wieder aufwacht. Denn die Schrift sagt: „Es sollen eure Hüften umgürtet und eure Lampen brennend sein! Und ihr sollt Leuten gleichen, die darauf warten, wann ihr Herr von der Hochzeitsfeier aufbrechen wird, damit sie ihm sofort aufmachen, wenn er kommt und an die Türe klopft. Selig sind jene Knechte, die der Herr bei seinem Kommen wachend findet“ (vgl. Lk 12,35-37). Denn ein schlafender Mensch nützt ebenso wenig etwas wie ein toter. Deshalb müssen wir uns in der Nacht oft von unsern Lagern erheben und Gott preisen. Denn selig sind, die für ihn wach sind und sich so selbst den Engeln vergleichbar machen, die wir die Wachenden nennen. Kein schlafender Mensch aber ist irgendetwas wert, ebenso wenig wie einer, der nicht lebt. Wer aber das Licht hat, der wacht, und die Finsternis hat keine Gewalt über ihn (vgl. Joh 1,5), aber auch der Schlaf nicht, ebenso wenig wie die Finsternis. Der Erleuchtete ist also für Gott wach, und ein solcher hat das Leben. „Denn was in ihm geworden ist, war Leben“ (vgl. Joh 1,3f.). „Selig ist der Mensch“, so sagt die Weisheit, „der auf mich hören wird, und ein Mensch, der auf meine Wege acht gibt, indem er Tag für Tag an meinen Türen wacht und die Türpfosten an meinem Eingang hütet“ (vgl. Spr 8,34). „Lasst uns darum nicht schlafen wie die anderen, sondern lasst uns wachen“, sagt die Schrift „und nüchtern sein! Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht und die sich berauschen, berauschen sich bei Nacht“, das heißt im Dunkel der Unwissenheit; „wir aber als Kinder des Tags wollen nüchtern sein. Denn ihr alle seid Kinder des Lichts und des Tages; wir sind nicht Kinder der Nacht oder der Finsternis“ (vgl. 1 Thess 5,6-8.5).

Mittwoch, 29 August 2018 : Kommentar Byzantinische Liturgie

Prophet, Sohn eines Propheten (Lk 1,67), Täufer des Herrn: du warst „die Stimme, die in der Wüste verkündete: Kehrt um“ (vgl. Mt 3,2), und hast Herodes wegen seiner gottlosen Ausschweifungen Vorwürfe gemacht. Deshalb fühltest du dich gedrängt, denen, die am Aufenthaltsort der Toten gefangen gehalten wurden, das Reich Gottes zu verkünden […] Vorläufer als auch Prophet, Täufer und Märtyrer, als Stimme des Wortes, als sein Bote, seine Fackel, du, nach dem Zeugnis Gottes größter der Propheten (Mt 11,9), flehe den Herrn an, dass er die Menschen, die voll Liebe dein hell leuchtendes Gedächtnis feiern, aus aller Heimsuchung und allem Unglück rette […] Kommt, ihr Völker alle, lasst uns den Propheten, Märtyrer und Täufer des Herrn feiern: er hat wie ein Fleisch gewordener Engel (Mk 1,2 griech.) Herodes wegen seiner sündigen Beziehung getadelt und sein schuldhaftes Handeln verurteilt. Aber man hat wegen eines Tanzes und eines Schwurs das ehrwürdige Haupt dessen abgeschlagen, der die gute Nachricht von der Auferstehung von den Toten bis hinab in die Unterwelt verkündet und beim Herrn unablässig für das Heil der Seelen Fürbitte leistet. Kommt, ihr Getreuen alle, lasst uns den Propheten, Märtyrer und Täufer des Herrn feiern: Er hat sich in die Wüste geflüchtet, dort seinen Frieden gefunden, sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt; er hat den König, der das Gesetz brach, zurechtgewiesen. Und uns Kleinmutige hat er immer wieder mit den Worten ermahnt: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe“.

Montag, 27 August 2018 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Angesichts von Versuchungen verhalte dich wie eine starke Frau und kämpfe mit Hilfe des Herrn. Wenn du in der Sünde zu Fall kommst, bleib nicht enttäuscht und kraftlos liegen. Demütige dich, aber ohne mutlos zu werden; erniedrige dich, aber ohne dich abzuwerten; vergieße Tränen ehrlicher Reue, um deine Unvollkommenheiten und deine Fehler reinzuwaschen, doch ohne die Hoffnung in das Erbarmen Gottes zu verlieren, das immer größer sein wird als deine Undankbarkeit. Fasse den Plan, dich zu bessern, doch ohne dich zu überheben, denn allein aus Gott sollst du deine Kraft schöpfen; und schließlich erkenne, dass wenn Gott nicht deine Rüstung und dein Schild wäre, dich deine Unvorsichtigkeit dazu gebracht hätte allerlei Sünden zu begehen. Wundere dich nicht über deine Schwächen. Nimm dich selbst an, so wie du bist; erröte über deine Untreue Gott gegenüber, doch schenke ihm dein Vertrauen und überlasse dich ihm voller Ruhe, so wie ein kleines Kind den Armen seiner Mutter.

Sonntag, 26 August 2018 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Sei geduldig und halte treu fest an der Betrachtung. Am Anfang begnüge dich damit, in kleinen Schritten voranzugehen. Später wirst du Beine haben, die nur noch laufen wollen, oder besser noch Flügel, um zu fliegen. Begnüge dich auch damit, zu gehorchen. Das ist niemals einfach, doch Gott ist es ja, den wir als unseren Teil erwählt haben. Akzeptiere es, nur eine kleine Biene im Bienenkorb zu sein; schnell wird sie eine dieser großen Arbeiterinnen, die geschickt den Honig herstellen können. Bleibe vor Gott und den Menschen immer demütig in der Liebe. Dann wird der Herr in Wahrheit zu dir sprechen und dich mit seinen Gaben beschenken. Es kann vorkommen, dass die Bienen über die Wiesen große Strecken zurücklegen, bevor sie zu den Blumen kommen, die sie sich ausgewählt haben. Dann aber, müde doch befriedigt und voller Pollen, kommen sie in den Stock zurück, um hier stillschweigend aber fruchtbar die Umgestaltung des Blütennektars zu einem Nektar des Lebens zu vollziehen. Mache es ebenso: Nachdem du das Wort gehört hast, betrachte es aufmerksam, prüfe seine verschiedenen Elemente, suche nach seiner tieferen Bedeutung. Dann wird es für dich klar und licht. Es wird die Kraft haben, deine natürlichen Neigungen in eine reine Erhebung des Geistes zu verwandeln. Dein Herz wird immer mehr vereint sein mit dem Herzen Christi.

Samstag, 25 August 2018 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Wer vom Heiligen Geist erfüllt ist, redet in vielen Sprachen (Apg 2,4). Die vielen Sprachen sind ein vielfältiges Zeugnis von Jesus Christus. Solche Sprachen sind: Demut, Armut, Geduld und Gehorsam. In ihnen reden wir, wenn wir sie andern an uns sichtbar machen. Die Rede hat Leben, wenn die Taten sprechen. Ich bitte: Schluss mit den Worten, die Taten sollen sprechen! Wir sind voll von Worten und leer an Werken und darum von Gott verworfen. Denn er verfluchte den Feigenbaum, an dem er keine Frucht, sondern nur Blätter fand (Mk 11,13). Gregor sagt: Es ist ein Gesetz für den Prediger, dass er tut, was er predigt. Vergeblich rühmt sich der Gesetzeskenntnis, wer durch seine Taten zunichte macht, was er lehrt. Die Apostel „redeten, wie es der Geist ihnen eingab“. Wohl dem, der redet, wie es der Geist ihm eingibt, und nicht, wie es sein eigenes Herz ihm sagt […] Lasst uns also reden, wie es uns der Heilige Geist eingibt. Wir wollen ihn demütig und ergeben bitten, uns seine Gnade einzugießen.

Freitag, 24 August 2018 : Kommentar Hl. Petrus Damiani

Der Ruhm der Apostel ist so wenig aufteilbar, er ist durch das Band vieler Gnaden so zu einem einzigen verbunden, dass uns am Fest eines von ihnen die gemeinsame Größe aller vor das geistige Auge gestellt wird. Sie teilen sich in der Tat die Autorität oberster Richter, haben den gleichen Rang an Würde inne und besitzen dieselbe Macht zu binden und zu lösen (Mt 19,28; 18,18). Sie sind die kostbaren Perlen, von denen der hl. Johannes uns in der Offenbarung sagt, er habe sie gesehen, aus denen die Tore des himmlischen Jerusalem gefertigt sind (Offb 21,21.14) […] Und wenn die Apostel durch Zeichen und Wunder das göttliche Licht ausstrahlen, öffnen sie den zum christlichen Glauben bekehrten Völkern den Zugang zur himmlischen Glorie Jerusalems […] Auch sagt der Prophet über sie: „Wer sind, die heranfliegen wie eine Wolke?“ (vgl. Jes 60,8) […] Gott erhebt den Geist seiner Verkünder, so dass sie zur Erkenntnis himmlischer Wahrheiten gelangen […] und unsere Herzen überreich mit dem Regen des Wortes Gottes tränken können. So trinken sie das Wasser an der Quelle, um es dann uns zu trinken zu geben. Der heilige Bartholomäus hat aus dem Reichtum dieser Quelle geschöpft, als der Heilige Geist in der Gestalt von Feuerzungen auf ihn herabkam (Apg 2,3). Aber du hörst, dass von Feuer gesprochen wird, und siehst vielleicht den Bezug zum Wasser nicht. So höre, wie der Herr den Heiligen Geist, der wie ein Feuer auf die Apostel herabgekommen ist, als Wasser bezeichnet. „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir, und trinke“, und er fügt hinzu, „Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen“, und der Evangelist fügt erläuternd hinzu: „Dies sagte er aber von dem Geiste, welchen diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben würden“ (vgl. Joh 7,37-39 (Vulg.)). Der Psalmist sagt von den Glaubenden auch: „Sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps 35(36),9-10).

Donnerstag, 23 August 2018 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Zu deiner göttlichen Hochzeit, Die der Vater für dich, einziger Sohn, ausgerichtet hat, Rief auch mich die Stimme deiner Diener, Auf dass ich mich an deinen unaussprechlichen Freuden erquicke, Schon hier auf Erden im Geheimnis deines Altares Und dereinst oben in der himmlischen Stadt (Offb 21,2f.), In ewiger Freude, Unsagbar und unveränderlich. Weil ich aber nicht das prächtige Kleid trage, Das des Hochzeitssaales würdig wäre – Denn ich habe das Kleid des heiligen Taufbrunnens beschmutzt Durch die schwarzen Sünden der Seele – O unergründlicher Herr […], Bekleide mich nun neu mit dir (vgl. Gal 3,27) Und gib meinem ersten Kleid, dem jetzt beschmutzten, Den einstigen Glanz zurück. Damit ich, Herr, deine Stimme nicht vernehmen muss, wie sie das Wort „Freund“ ausspricht, voll Mitleid, Und dass ich ja nicht wie der Verräter (vgl. Mt 26,50) Ins Verderben gestoßen werde für immer.

Mittwoch, 22 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Brüder, ihr fragt euch vielleicht, warum diese Arbeiter nicht alle zur gleichen Zeit in den Weinberg des Herrn gerufen werden. Soweit es auf ihn ankam, hätte er es wohl getan; allein, wenn nicht alle auf einmal folgten, so lag der Grund zu diesem Unterschied im Willen der Berufenen. Deshalb wurden die einen schon in der Frühe, andere erst um die dritte, andere um die sechste, neunte oder elfte Stunde berufen, weil sie erst dann bereit waren, dem Ruf zu folgen. So lautet auch die Lehre des hl. Paulus: „Als es aber Gott gefiel, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat“ (Gal 1,15). Wann gefiel es ihm denn? Als er voraussah, dass Paulus gehorchen würde. Gott hatte den Willen von jeher gehabt, da er aber vorher nicht entsprochen hätte, so gefiel es dem Herrn, ihn zu berufen, als er sah, dass auch er folgen würde. In gleicher Weise berief er auch den Schächer; er hätte ihn auch schon früher berufen können, aber da würde er nicht Folge geleistet haben; denn, wenn selbst Paulus anfänglich nicht gefolgt hätte, dann um so weniger der Schächer. Wenn die Leute im Gleichnisse sprechen, dass niemand sie angeworben hat, muss man daran denken, dass Gott Geduld hat […] Er lässt hinreichend erkennen, dass er seinerseits alles, was er konnte, getan hat, damit alle schon zur ersten Stunde kommen könnten. So erkennen wir aus dem Gleichnis Jesu, dass sich Menschen in sehr unterschiedlichem Lebensalter Gott ergeben. Und Gott möchte um jeden Preis verhindern, dass die zuerst Gerufenen die zuletzt Gerufenen gering schätzen.

Dienstag, 21 August 2018 : Kommentar Juliana von Norwich

Christus ist unser Weg (Joh 14,6). Er führt uns sicher in seinen Geboten, machtvoll trägt er uns zum Himmel in seinem Leib. Ich habe gesehen, wie er in sich uns alle, die er retten will, birgt, wie er uns demütig seinem himmlischen Vater zum Geschenk macht – ein Geschenk, das der Vater mit großer Dankbarkeit entgegennimmt und es liebenswürdig an seinen Sohn Jesus Christus zurückgibt. Dieses Geschenk und die Geste bedeuten Freude für den Vater, Glückseligkeit für den Sohn und Wohlgefallen für den Heiligen Geist. Von allem, was wir tun können, findet nichts mehr das Gefallen unseres Herrn, als wenn wir uns an der Freude erfreuen, die die Dreieinigkeit an unserem Heil hat […] Was immer wir fühlen mögen – Freude oder Trauer, Glück oder Unglück – Gott will, dass wir begreifen und glauben, dass wir wirklich mehr im Himmel als auf der Erde sind. Unser Glaube erwächst aus der natürlichen Liebe, die Gott in unser Herz gelegt hat, aus dem hellen Licht unserer Vernunft und unserer untrüglichen Intelligenz, die wir von Gott empfangen, sobald wir geschaffen sind. Wenn unserem empfindungsfähigen Leib die Seele eingehaucht ist, beginnen Barmherzigkeit und Gnade ihr Werk: sie nehmen sich unser an und behüten uns voller Mitleid und Liebe. Durch diese Einwirkung bildet der Heilige Geist in unserem Glauben die Hoffnung auf Rückkehr zu unserem [ursprünglichen] höherstehenden menschlichen Sein aus, hinein in die Macht Christi, zur Vollkommenheit entwickelt und geführt durch den Heiligen Geist […] Denn von dem Augenblick an, da unsere Seele empfindungsfähig geschaffen ist, wird sie zur Stadt Gottes, zubereitet für ihn seit Ewigkeiten her (Hebr 11,16; Offb 21,2-3). In diese Stadt kommt er; er wird sie niemals verlassen; denn Gott ist nicht außerhalb der Seele: er wird in ihr wohnen, in Glückseligkeit ohne Ende.

Sonntag, 19 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die sakramentale Vergegenwärtigung des durch die Auferstehung vollendeten Opfers Christi in der heiligen Messe beinhaltet eine ganz besondere Gegenwartsweise, die – um die Worte von Paul VI. aufzugreifen – »“wirklich” genannt wird, nicht im ausschließlichen Sinn, als ob die anderen Gegenwartsweisen nicht “wirklich” wären, sondern hervorhebend, weil sie substantiell ist und infolgedessen den ganzen und vollständigen Christus, den Gottmenschen, gegenwärtig macht«. So wird die immer gültige Lehre des Konzils von Trient bekräftigt: »Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt«. Die Eucharistie ist wirklich mysterium fidei, ein Geheimnis, das unser Denken übersteigt und das nur im Glauben erfaßt werden kann. Daran erinnern die Kirchenväter oft in ihren Katechesen über dieses göttliche Sakrament: Der heilige Cyrill von Jerusalem mahnt: »Schau in Brot und Wein nicht nur die natürlichen Elemente an, denn der Herr hat ausdrücklich gesagt, daß sie sein Leib und sein Blut sind: Der Glaube versichert es dir, auch wenn die Sinne dir anderes einreden«. […] Angesichts dieses Geheimnisses der Liebe wird die ganze Begrenztheit der menschlichen Vernunft erfahrbar. Man versteht, wie diese Wahrheit im Laufe der Jahrhunderte die Theologie angeregt hat, durch harte Anstrengungen in ihr Verständnis einzudringen. Diese Anstrengungen sind lobenswert und um so nützlicher und fruchtbarer, je mehr sie den kritischen Einsatz des Denkens mit dem »gelebten Glauben« der Kirche zu verbinden vermögen […] Paul VI. hat auf die Grenze hingewiesen, die bestehen bleibt: »Jede theologische Erklärung, die sich um das Verständnis dieses Geheimnisses bemüht, muß, um mit unserem Glauben übereinstimmen zu können, daran festhalten, daß Brot und Wein der Substanz nach, unabhängig von unserem Denken, nach der Konsekration zu bestehen aufgehört haben, so daß nunmehr der anbetungswürdige Leib und das anbetungswürdige Blut unseres Herrn vor uns gegenwärtig sind unter den sakramentalen Gestalten von Brot und Wein«.

Samstag, 18 August 2018 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Meine Töchter, Gott hat eine große Freude daran, den Dienst zu sehen, den ihr den kleinen Kindern erweist, so wie er sich über ihr Brabbeln und Lallen freut, ja selbst auch über ihr Schreien und ihr Greinen. Jeder dieser kleinen Schreie bewegt das Herz Gottes. Und ihr, meine lieben Schwestern, die ihr, wenn sie schreien, ihnen Erleichterung verschafft und ihnen das verschafft, was sie benötigen, und dies alles aus Liebe zu Gott und aus Verehrung für die Kindheit unseres Herrn Jesus, macht ihr Gott da etwa keine Freude? Und wird Gott durch das Schreien und dem Greinen dieser kleinen Kinder etwa nicht gelobt? Habt also Mut, meine Schwestern! Erfüllt den Dienst an diesen kleinen Kindern mit großer Liebe, da durch ihren Mund Gott ein vollkommenes Lob verschafft wird. Diese Worte stammen nicht von mir, meine Schwestern, sondern vom Propheten: „Aus dem Mund der Säuglinge schaffst du dir Lob“ (vgl. Ps 8,3; vgl. Mt 21,16). Es ist also wahr, meine Töchter, da es die Heilige Schrift so sagt. Erkennt doch, wie glückselig ihr seid, diesen kleinen Geschöpfen zu dienen, die Gott doch so ein vollkommenes Lob darbringen, und die für Gottes Güte solch eine Freude bedeuten, die in gewisser Weise der von Müttern gleicht, denen nichts eine größere Freude verschafft, als dem Tun ihrer kleinen Kinder zuzuschauen. Sie staunen über alles und lieben alles. Ebenso freut sich Gott, der ja ihr Vater ist, so sehr über alles, was sie tun.

Freitag, 17 August 2018 : Kommentar Römisches Messbuch

Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt und alles Lebens, Du hast Mann und Frau nach Deinem Bild erschaffen (vgl. Gen 1,27). Damit sie Anteil haben an Deinem Werk der Liebe, hast Du ihnen ein Herz geschenkt, dass zur Liebe fähig ist. Du hast N. und N. heute in diese Kirche geführt, damit ihr Leben in Dir eins werde. Du sendest sie, um ihr Leben gemeinsam aufzubauen und jeden Tag mehr in der Liebe zu wachsen nach dem Beispiel Christi. Er hat die Menschen bis zum Tod am Kreuz geliebt. Segne, schütze und stärke die Liebe dieser Neuvermählten: Ihre Liebe sei ihnen Stütze ihrer Treue. Ihre Liebe möge sie glücklich werden lassen und sie in Christus die Freude der Ganzhingabe entdecken lassen, die dem liebenden Menschen eigen ist. Ihre Liebe soll Deiner Liebe immer ähnlicher werden, Herr, und für sie zur Quelle des Lebens werden. Ihre Liebe soll sie aufmerksam werden lassen gegenüber ihren Mitmenschen, die bei ihnen ein offenes Herz finden mögen. Ihre gegenseitige Liebe und die Liebe Christi mögen sie stützen, damit sie aktiv am Aufbau einer Welt teilnehmen, die gerechter und brüderlicher werden kann. Dadurch sollen sie treu zu ihrer Berufung stehen als Menschen und als Christen. Amen.

Donnerstag, 16 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wenn Paul VI. mehrmals von der »Kultur der Liebe« als dem Ziel gesprochen hat, auf das alle Anstrengungen auf sozialem und kulturellem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet ausgerichtet sein müssen, so ist hier hinzuzufügen, daß dieses Ziel unerreichbar bleibt, solange wir in den weiten und verflochtenen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens mit unseren Entwürfen und Maßnahmen haltmachen bei »Auge für Auge und Zahn für Zahn« und nicht darum bestrebt sind, diesen Grundsatz umzuformen, zu ergänzen durch einen neuen Geist. In diese Richtung weist zweifellos auch das Zweite Vatikanische Konzil, wenn es wiederholt von der Notwendigkeit spricht, die Welt menschlicher zu machen, und die Mission der Kirche in der heutigen Welt eben in der Verwirklichung dieser Aufgabe sieht. Die Welt der Menschen kann nur dann immer menschlicher werden, wenn wir in den vielgestaltigen Bereich der zwischenmenschlichen und sozialen Beziehungen zugleich mit der Gerechtigkeit jene »erbarmende Liebe« hineintragen, welche die messianische Botschaft des Evangeliums ausmacht. Die Welt der Menschen kann nur dann »immer menschlicher« werden, wenn wir in alle gegenseitigen Beziehungen, die ihr geistiges Antlitz prägen, das Element des Verzeihens einbringen, welches für das Evangelium so wesentlich ist. Das Verzeihen bezeugt, daß in der Welt eine Liebe gegenwärtig ist, die stärker ist als die Sünde. Es ist darüber hinaus die Grundbedingung für die Versöhnung, nicht nur in den Beziehungen zwischen Gott und dem Menschen, sondern auch in den gegenseitigen Beziehungen zwischen den Menschen. Eine Welt ohne Verzeihen wäre eine Welt kalter und ehrfurchtsloser Gerechtigkeit, in deren Namen jeder dem anderen gegenüber nur seine Rechte einfordert […] Die Kirche muß es daher in jedem geschichtlichen Zeitalter, aber besonders in unserem als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden und ins Leben hineinzutragen.

Mittwoch, 15 August 2018 : Kommentar Hl. Bernhard

Heute ist die Jungfrau Maria glorreich aufgestiegen in den Himmel. Sie erfüllt die Engel und Heiligen mit höchster Freude. Sie ist es ja auch, deren einfaches Grußwort das Kind hat jubeln lassen, obwohl es noch im Mutterschoß eingeschlossen war (Lk 1,41). Wie groß musste also erst der Jubel der Engel und Heiligen sein, als sie ihre Stimme hören, ihr Antlitz sehen und sich ihrer gesegneten Gegenwart erfreuen konnten! Und wie ist es heute nicht auch für uns, geliebte Brüder: welch ein Fest der glorreichen Aufnahme, welch ein Grund zum Jubeln und welch eine Quelle der Freude! Die Gegenwart Mariens erleuchtet die ganze Welt, denn so sehr leuchtet der Himmel, ganz strahlend durch den Glanz der allheiligen Jungfrau. Ganz zu recht hallen die Himmel also wider vom Dank und vom Lobpreis. Doch ist es dann nicht besser […], wenn unsere Welt hier unten in dem Maße, in dem der Himmel die Anwesenheit Mariens bejubelt, ihre Abwesenheit beweint? Wir jedoch dürfen uns nicht beschweren, denn wir haben hier keine feste Wohnstätte (vgl. Hebr 13,14). Wir suchen jene, in die die Jungfrau Maria heute eingezogen ist. Wenn wir schon in die Zahl der Bewohner jener Stadt eingeschrieben sind, so ziemt es sich heute, uns ihrer zu erinnern […], ihre Freude zu teilen, am Jubel teilzunehmen, der heute die Gottesstadt erfreut. Denn jener Jubel fällt heute wie Tau auf unsere Erde nieder. Ja, sie ist uns vorangegangen, unsere Königin, sie ist uns einen Schritt voraus und wurde mit so viel Ehre aufgenommen, dass wir, ihre demütigen Diener, ihr voller Vertrauen folgen können, indem wir [mit der Braut des Hohenliedes] jubeln: „Hinter dir werden wir laufen, in den Duft deiner Salböle hinein“ (vgl. Hld 1,4 LXX). Wanderer auf Erden, wir haben unsere Fürsprecherin vorausgeschickt […], die Mutter der Barmherzigkeit, um für unser Heil einzutreten.

Dienstag, 14 August 2018 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Wir alle werden von der Schrift Kinder genannt, ja auch wir, die wir Christus nachgefolgt sind, werden sinnbildlich als Unmündige bezeichnet […] wenn wir den richtigen Gedankengang einhalten wollen, ist es an der Zeit, auch zu sagen, wer unser Erzieher ist; er heißt Jesus. Manchmal nun nennt er sich einen Hirten und sagt: „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11.14), womit in Form einer Übertragung von den die Schafe leitenden Hirten der die Kinder leitende Erzieher gemeint ist, der fürsorgende Hirte der Unmündigen; denn einfältig sind die Unmündigen, die sinnbildlich als Schafe bezeichnet werden. Und „es wird“, so heißt es, „nur eine Herde und einen Hirten geben“ (vgl. Joh 10,16). Erzieher ist also natürlich der Logos, der uns Kinder zum Heil führt. Aufs deutlichste hat ja der Logos durch Hosea von sich selbst gesagt: „Ich bin euer Erzieher“ (vgl. 5,2 LXX). Erziehung ist die Gottesfurcht, die ein Unterricht in der Verehrung Gottes und eine Unterweisung zur Erkenntnis der Wahrheit und eine richtige, zum Himmel emporführende Leitung ist. […] wie der Steuermann das Schiff lenkt mit dem Vorsatz, die Mitfahrenden am Leben zu erhalten, so führt auch der Erzieher die Kinder zu einer heilsamen Lebensweise in liebevoller Fürsorge für uns […] Unser Erzieher ist der heilige Gott Jesus, der die ganze Menschheit leitende Logos; ja der die Menschen liebende Gott selbst ist Erzieher. […] Es sagt […] der Heilige Geist von ihm: „Er versorgte das Volk in der Wüste mit dem Nötigen, im Durst der Hitze, im wasserlosen Land; er umgab es und erzog es und bewahrte es wie einen Augapfel; wie ein Adler sein Nest beschützt und Sehnsucht hat nach seinen Jungen; er breitet seine Flügel aus und nimmt sie zu sich und trägt sie auf seinem Rücken. Der Herr allein führte sie, und nicht war mit ihnen ein anderer Gott“ (vgl. Dt 32,10-12).

Montag, 13 August 2018 : Kommentar Hl. Ambrosius

Als Christus die Welt mit Gott versöhnte, brauchte Er diese Versöhnung für sich selbst sicher nicht. Für welche seiner Sünden hätte Er denn Gott besänftigen müssen, Er, der keine Sünde hatte? Deshalb sagte Jesus, als die Juden von Ihm die vom Gesetz geforderte Doppeldrachme verlangten, zu Petrus: „Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige dieser Welt Zölle und Steuern? Von ihren eigenen Söhnen oder von den anderen Leuten?“ Als Petrus antwortete: „Von den anderen!“, sagte Jesus zu ihm: „Also sind die Söhne frei. Damit wir aber bei ihnen keinen Anstoß erregen, geh an den See, wirf die Angel aus und den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib ihnen als Steuer für mich und für dich.“ Dadurch zeigt uns Jesus, dass Er nicht für persönliche Sünden Sühne leisten musste, weil Er nicht Sklave der Sünde, sondern, als Sohn Gottes, frei von jeder Schuld war. Der Sohn war frei, und der Sklave war im Zustand der Sünde. Da Jesus von allem frei war, zahlt er auch nichts für den Freikauf seiner Seele, Er, dessen Blut vollauf Genugtuung leisten konnte für die Sünden der ganzen Welt. Er, der selber keine Schuld hat, hat das Recht, die Anderen freizusetzen. Ich gehe aber noch weiter. Christus ist nicht der Einzige, der für die Erlösung oder Freisetzung von persönlicher Schuld nichts zu bezahlen hat. Wenn du die Gesamtheit der Gläubigen ins Auge fasst, so kannst du sagen, dass keiner von ihnen für seine eigene Entsühnung Bußgeld zahlen muss; denn Christus hat für die Erlösung aller gebüßt.

Sonntag, 12 August 2018 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Jesus, Wonne meiner Seele, Brot der Engel, Mein ganzes Wesen tauche ich in das Deine. Ich lebe Dein göttlich’ Leben – wie im Himmel, Es bleibt mir erhalten, auch wenn ich verscheide. Eucharistischer Jesus, unsterblicher Gott, Du bist stets bei mir – in meines Herzens Mitte. In Deiner heil’gen Nähe schreckt mich nicht der Tod, Bald darf ich Dich schauen – Du erfüllst meine Bitte. Von Deinem göttlichen Leben durchdrungen, Schaue ich zum offenen Himmel hinauf. Beschämt ist der Tod, umsonst gedungen, Göttliches Leben füllt meine Seele aus. Weil nun Dein heiliger Wille so ist, Dass der Tod meinen Leib berührt, Geht mein Wunsch dahin, dass es bald geschieht, Weil ich dann ewig bei Dir bin. Eucharistischer Jesus, Leben meiner Seele, Du hast mich erhoben zu ewigen Höhen, Durch Leiden und Sterben in furchtbaren Wehen.

Samstag, 11 August 2018 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

„Glaube“ ist ein einziges Wort, bedeutet aber zweierlei. Es gibt einen dogmatischen Glauben. Derselbe ist Zustimmung der Seele zu irgendetwas. Er rettet die Seele; denn der Herr sagt: „Wer meine Worte hört und an den glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht“ (Joh 5,24) […] Es gibt aber auch noch einen Glauben anderer Art, ich meine das Gnadengeschenk Christi. „Dem einen wird nämlich durch den Geist Weisheitsrede gegeben, einem anderen Erkenntnisrede nach demselben Geist, wieder einem anderen Glaube in dem gleichen Geist, wieder einem anderen Heilungsgaben“ (1 Kor 12,8-9). Dieser Glaube, der durch den Hl. Geist als Gnadengeschenk verliehen wird, ist also nicht nur ein dogmatischer, er wirkt auch Übermenschliches. Wer den Glauben letzterer Art hat, wird zu diesem Berge sagen: „Gehe von hier dorthin, und er wird fortgehen“ (Mt 17,19; Mk 11,23). Wenn jemand gläubig so spricht im Vertrauen, es werde geschehen, ohne im Herzen zu zweifeln, dann erhält er die Gnade. Bezüglich dieser Art des Glaubens heißt es: „Wenn euer Glaube ist wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19). Wie nämlich das Senfkörnlein klein ist an Gestalt, aber seiner Kraft nach wirkt wie das Feuer, und wie, wenngleich der Same in kleinem Raum ruht, die Äste doch weit um sich greifen, so dass, wenn der Same sich entwickelt hat, sogar die Vögel Schatten finden können, so wirkt der Glaube in der Seele die größten Wunder, und zwar in einem Augenblick. Sie macht sich, durch den Glauben erleuchtet, eine Vorstellung von Gott und schaut Gott, soweit es möglich ist; sie durchwandert die Grenzgebiete der Welt, und schon vor Abschluss dieser Zeit sieht sie das Gericht und die Austeilung der verheißenen Belohnungen. Du brauchst den Glauben, bei dem es auf dich ankommt, den Glauben an Gott, damit du den Glauben erhältst, den Gott gibt und der Übermenschliches wirkt.

Freitag, 10 August 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Euer Glaube erkennt das Weizenkorn, das in die Erde gefallen ist, meine Brüder, dieses Korn, das der Tod vervielfacht hat. Euer Glaube erkennt Ihn, weil Er in euren Herzen wohnt. Kein Christ wird zögern, daran zu glauben, was Christus von Sich Selbst sagt. Doch wenn das eine Weizenkorn einmal gestorben ist und sich vervielfacht hat, dann sind viele Körner in die Erde ausgesät worden. Der hl. Laurentius ist eines davon und wir feiern heute den Tag, an dem er ausgesät wurde. Wir sehen, welch unglaubliche Ernte hervorgegangen ist aus allen diesen Körnern, die auf der ganzen Erde verstreut sind. Und dieser Anblick erfüllt uns mit großer Freude, wenn wir durch die Gnade Gottes in seine Scheune gehören. Denn nicht alles, was geerntet wird, wird auch in die Scheune eingebracht: Derselbe Regen, der nützlich und fruchtbar ist, lässt die guten Körner und das Kraut wachsen. Doch man bringt nicht beides in die Scheune ein. An uns ist es, jetzt zu wählen […] Hört also, ihr geheiligten Körner, denn ich zweifle nicht daran, dass sich hier eine große Zahl befindet […] Hört mich an oder hört vielmehr in mir Den an, der sich zuerst das gute Weizenkorn genannt hat. Liebt nicht euer Leben in dieser Welt. Wenn ihr euch wirklich liebt, dann liebt euer Leben nicht auf solche Art, denn dann werdet ihr es retten […] „Wer sein Leben liebt, verliert es“. Das gute Weizenkorn ist es, das dies sagt, das Korn, das in die Erde ausgesät wurde und gestorben ist, um viele Frucht zu bringen. Hört es an, da es das, was es sagt, auch getan hat. Es belehrt uns und zeigt uns den Weg durch Sein Beispiel. Christus hing nicht am Leben dieser Welt. Er ist in diese Welt gekommen, um Sich Selbst zu entäußern, um Sein Leben hinzugeben und es wieder zu nehmen, so wie Er es möchte […] Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, der Mensch ohne Sünde, um die Sünde der Welt hinwegzunehmen, bekleidet mit Macht, die so groß ist, dass Er wirklich sagen konnte: „Ich habe die Macht gegeben, mein Leben hinzugeben, und ich habe die Macht, es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin“ (vgl. Joh 10,18).

Donnerstag, 9 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Europa steht schon unter dem himmlischen Schutz dreier großer Heiliger: Benedikt von Nursia, der Begründer des westlichen Mönchtums, und die Brüder Cyrillus und Methodios, die Apostel der Slawen. Diesen hervorragenden Zeugen Christi wollte ich ebenso viele Frauengestalten zur Seite stellen, auch um die bedeutende Rolle hervorzuheben, welche die Frauen in der Geschichte der Kirche und der Gesellschaft des Kontinents bis heute gespielt haben und weiterhin spielen. Schon seit Beginn ihrer Geschichte hat die Kirche, obwohl sie von den Kulturen, in denen sie lebte, beeinflußt war, die volle geistige Würde der Frau anerkannt, angefangen mit der einzigartigen Berufung und Sendung Mariens, der Mutter des Erlösers. Wie der Römische Kanon bezeugt, haben sich die Christen seit Beginn an Frauen gewandt wie Felicitas, Perpetua, Agatha, Lucia, Agnes, Cäcilia, Anastasia, und zwar mit einer Inbrunst, die nicht weniger stark war als die gegenüber den Heiligen. Die drei Heiligen, die zu Mitpatroninnen Europas erhoben wurden, sind alle auf besondere Weise mit der Geschichte des Kontinentes verbunden. Edith Stein, die aus einer jüdischen Familie stammte, gab ihre glänzende Karriere als Wissenschaftlerin auf und wurde Karmelitin mit dem Namen Teresia Benedicta vom Kreuz. Sie starb im Konzentrationslager von Auschwitz und ist ein Symbol für die dramatischen Ereignisse im Europa dieses Jahrhunderts. Die hll. Birgitta von Schweden und Katharina von Siena, die beide im 14. Jahrhundert lebten, haben unermüdlich für die Kirche gearbeitet, deren Schicksal in ganz Europa ihnen sehr am Herzen lag… Alle drei bezeugen auf wunderbare Weise die Verbindung von Kontemplation und Aktion. Ihr Leben und ihr Werk bezeugen mit großer Beredtheit die Kraft des auferstandenen Christus, der lebt in seiner Kirche: die Kraft großzügiger Liebe zu Gott und den Menschen, die Kraft wahrer, moralischer und gesellschaftlicher Erneuerung. In diesen neuen Patroninnen, die im Blickpunkt sowohl des Übernatürlichen als auch des Menschlichen so reich an Gaben sind, können die Christen und die kirchlichen Gemeinschaften jeder Konfession Inspiration finden, wie auch die Bürger und die Staaten Europas, die sich auf der Suche nach der Wahrheit und dem gemeinsamen Wohlergehen aufrichtig einsetzen.

Mittwoch, 8 August 2018 : Kommentar Julian von Vézelay

„Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen.“ Die Frau nimmt das Wort auf und sagt: „Ja, Herr!“ So, als ob sie sagte: „ Ich bitte nur um ein kleine Krume Brot vom Tisch und aus der Hand des großherzigen Meisters, ‚der allem Fleisch Nahrung gibt‘ (vgl. Ps 135(136),25). Du deckst den Juden als deinen Söhnen den Tisch; so bitte ich dich inständig: verweigere deiner kleinen kanaanäischen Hündin nicht ein Stückchen Brot!“ Jesus sagte zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß.“ Er tadelt die Kleingläubigkeit des Petrus (Mt 14,31) und bewundert den großen Glauben dieser Frau. Sie hat wirklich einen großen Glauben: sie nennt das Fleisch gewordene Wort Sohn Davids; sie ist sich seiner göttlichen Kraft sicher; sie traut es seiner Macht zu, ihre Tochter, die nicht einmal anwesend ist, zu heilen, und zwar durch einen reinen Willensakt. Auch du – wenn dein Glaube groß ist, wenn es der lebendige Glaube ist, aus dem der Gerechte lebt (Röm 1,17), wenn es nicht ein toter Glaube ist, dem die Seele, also die Nächstenliebe, fehlt – auch du wirst dann erleben, dass nicht nur deine Tochter, also deine Seele, vollkommen heil wird, sondern dass „du die Kraft hast, Berge zu versetzen“ (vgl. Mt 17,20).

Dienstag, 7 August 2018 : Kommentar Isaak der Syrer 

Wessen Herz in der gläubigen Hoffnung verankert ist, der leidet niemals Mangel. Er hat nichts, durch den Glauben jedoch besitzt er alles, wie geschrieben steht: „Und alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt“ und „Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts“ (Mt 21,22; Phil 4,5-6). Der Verstand sucht immer nach Möglichkeiten, Erworbenes für sich zu behalten. Der Glaube jedoch sagt: „Wenn nicht der HERR das Haus baut, mühen sich umsonst, die daran bauen“ (Ps 126(127),1). Wer im Glauben betet, lebt niemals nur vom Wissen, das aus dem Verstand kommt. Wer sich dessen bewusst ist, findet lobende Worte für die Furcht. Ein Weiser sagte einmal: „Wessen Herz Furcht kennt, der ist selig“. Und was sagt der Glaube dazu? „Als er Angst bekam, begann er unterzugehen“, und „denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen“ (vgl. Röm 8,15) und der euch frei macht, zu glauben und auf Gott zu hoffen. Der Furcht folgt immer der Zweifel […]; immer treten Furcht und Zweifel auf, wenn der Verstand Sachverhalte prüft und nach deren Ursachen forscht; denn der Verstand findet keine Ruhe. Die Seele sieht sich häufig mit Unvorhergesehenem konfrontiert, mit Schwierigkeiten und zahlreichen, gefährlichen Fallen, und dabei können ihr weder Intelligenz noch Klugheit in ihren verschiedenen Formen helfen. Dagegen wird der Glaube nie durch derlei Erschwernisse überwältigt. Siehst du nun, wie schwach das Wissen ist und wie stark der Glaube? Der Glaube sagt: „Alles kann, wer glaubt, denn für Gott ist alles möglich“ (vgl. Mk 9,23; 10,27). Welch unaussprechlich großer Reichtum! Ein Meer, das in seinen Wogen solchen Reichtum, solch wunderbare Schätze trägt, das es durch die Kraft des Glaubens überläuft!

Montag, 6 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes von Damaskus

Einst ließen auf dem Berg Sinai Rauch, Sturm, Dunkelheit und Feuer (Ex 19,16) erkennen, dass Gott sich gänzlich herabgelassen hatte, und taten kund, dass er, der das Gesetz gab, unnahbar war […] und dass der Schöpfer an seinen Werken erkannt werden wollte. Aber nun ist alles erfüllt von Glanz und Licht. Denn der Schöpfer und Herr aller Dinge ist aus dem Schoß des Vaters zu uns gekommen. Er hat seine eigentliche Wohnung, seinen Platz im Schoß des Vaters, nicht verlassen; aber er ist herabgekommen, um bei den Sklaven zu sein. Er wurde wie ein Sklave und, in seiner Natur und seinem Verhalten, den Menschen gleich (Phil 2,7), damit Gott, der für die Menschen unbegreiflich ist, von den Menschen verstanden werden könne. Durch sich und in sich offenbart er den Glanz der göttlichen Natur. Einst hatte Gott den Menschen in eine enge Verbindung mit seiner Gnade hineingestellt. Als er dem soeben aus Erde geformten Menschen den Lebensgeist einblies und ihm das Beste, was er hatte, anvertraute, da erwies er ihm die Ehre, sein Abbild zu sein (Gen 1,27). Er gab ihm Eden als Wohnort und machte ihn zu einem vertrauten Bruder der Engel. Aber da wir nun das göttliche Abbild mit unseren ungeregelten Begierden bis zur Unkenntlichkeit verschmutzt haben, ging der mitfühlende Gott eine weitere Verbindung mit uns ein, die viel sicherer und außergewöhnlicher war als die erste. Er verbleibt in der Höhe seiner Göttlichkeit, nimmt aber auch an, was tief unter ihm ist […]. Er verbindet das Urbild mit dem Abbild und zeigt heute seine eigene Schönheit. Sein Gesicht leuchtet wie die Sonne; denn in seiner Göttlichkeit ist er dem immateriellen Licht gleichgeworden. Deshalb ist er zur Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,20) geworden. Seine Kleider aber werden weiß wie Schnee; denn sie erhalten ihren strahlenden Glanz, weil sie Hülle sind und nicht etwa, weil sie eine Einheit mit ihm bildeten; weil eine Beziehung zu ihm besteht und nicht etwa aufgrund ihrer Natur. Und „eine leuchtende Wolke überschattete sie“ und machte den Lichtglanz des Geistes wahrnehmbar.

Sonntag, 5 August 2018 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche lebt von der Eucharistie. Diese Wahrheit drückt nicht nur eine alltägliche Glaubenserfahrung aus, sondern enthält zusammenfassend den Kern des Mysteriums der Kirche. Mit Freude erfährt sie unaufhörlich, daß sich auf vielfältige Weise die Verheißung erfüllt: „Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20). In einzigartiger Intensität erfreut sie sich dieser Gegenwart jedoch in der heiligen Eucharistie, bei der Brot und Wein in Christi Leib und Blut verwandelt werden. Seitdem die Kirche, das Volk des Neuen Bundes, am Pfingsttag ihren Pilgerweg zur himmlischen Heimat begonnen hat, prägt dieses göttliche Sakrament unaufhörlich ihre Tage und erfüllt sie mit vertrauensvoller Hoffnung. Mit Recht hat das Zweite Vatikanische Konzil verkündet, daß das eucharistische Opfer „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ ist. „Die heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot. Durch sein Fleisch, das durch den Heiligen Geist lebt und Leben schafft, spendet er den Menschen das Leben“. Deshalb ist der Blick der Kirche fortwährend auf den Herrn gerichtet, der gegenwärtig ist im Sakrament des Altares, in dem sie den vollkommenen Ausdruck seiner unendlichen Liebe entdeckt.

Samstag, 4 August 2018 : Kommentar Byzantinische Liturgie

„Das Andenken des Gerechten ist gesegnet“ (Spr 10,7), für dich aber, den Wegbereiter, genügt das Zeugnis des Herrn. Du hast dich wahrlich als „größter aller Propheten“ (Mt 11,9) erwiesen; deshalb wurdest du für würdig befunden, den von ihnen Angekündigten in den Wassern zu taufen. Und nachdem du auf Erden freudig für die Wahrheit gekämpft hattest, hast du die Nachricht von dem Fleisch gewordenen Gott, der die Sünde der Welt hinwegnimmt (1 Tim 3,16; Joh 1,29) und die Gnade des Heils gewährt, sogar am Aufenthaltsort der Toten verkündet. Durch den Willen Gottes bist du aus einer unfruchtbaren Frau geboren, hast die Fesseln der Zunge deines Vaters (Lk 1,7.64) durchtrennt, hast als Morgenstern auf die Sonne verwiesen, die dich erleuchtet hat. In der Wüste hast du den Völkern den Schöpfer gepredigt, das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. In deinem Eifer hast du den König zurechtgewiesen, und dir wurde das erhabene Haupt abgeschlagen, dir, dem erlauchten Wegbereiter des Herrn, der unserer Loblieder wahrlich würdig ist. Tritt ein bei Christus, unserem Herrn, für alle, die mit ganzem Herzen dein heiliges Gedächtnis feiern, auf dass er ihnen die Vergebung ihrer Sünden gewähre.

Freitag, 3 August 2018 : Kommentar Hl. Hilarius

Solange ich mich des Lebensatems erfreue, den du, heiliger Vater und allmächtiger Gott, mir geschenkt hast, ebenso lange will ich dich feierlich bekennen als den ewigen Gott, aber auch als den ewigen Vater. Niemals werde ich mich aufwerfen zum Richter über deine Allmacht und deine Geheimnisse; niemals werde ich meine begrenzte Erkenntnis über die wahre Kenntnis deiner Unendlichkeit stellen; niemals werde ich behaupten, du seiest einmal ohne Weisheit und Kraft und ohne dein Wort gewesen, den eingeborenen Gott, meinen Herrn Jesus Christus. Denn wenngleich die menschliche Sprache schwach und unvollkommen ist, wenn sie von dir spricht, so wird sie doch nicht meinen Geist so sehr beschränken, dass die Armut an Sprechvermögen den Glauben im Nicht-sprechen-können erstickt […] Schon in der uns umgebenden Natur gibt es viele Dinge, deren Urgrund wir nicht kennen, ohne deswegen ihre Wirkungen zu verkennen. Und während wir aufgrund unserer Natur von diesen Dingen nur reden können, geht unser Glaube über in Anbetung. Wenn ich die Bahn der Sterne betrachte […] Ebbe und Flut des Meeres […] die im Samenkorn verborgene Kraft […] hilft mir meine Unwissenheit, über dich nachzusinnen; denn, wenn ich diese Natur, die mir zu Diensten ist, auch nicht begreife, erkenne ich dennoch deine Güte aus der bloßen Tatsache, dass sie da ist, um mir zu dienen. Kenne ich auch mich selbst nicht, so erfahre ich es, damit ich dich umso mehr bewundere, als ich mir unbekannt bin. Denn die Regung oder das bewusste Denken oder das Leben meines urteilsfähigen Geistes sehe ich nicht ein und erfahre es doch, und durch das Erfahren schulde ich es dir, der du noch über das Begreifen natürlich fassbaren Anfanges hinaus nach deinem Belieben den Sinn des freudeempfänglichen Wesens austeilst. Wenn ich in dem Meinigen unwissend bin und dich doch erkenne und wegen der Erkenntnis Verehrung erweise, so will ich auch in dem Deinigen deswegen nicht den Glauben an deine Allmacht lockern, weil ich Nicht-wissen habe […] Die Geburt deines ewigen Sohnes übersteigt selbst die Vorstellung von der Ewigkeit, sie liegt vor den ewigen Zeiten. Vor allem, was existiert, ist der aus dir Gottvater hervorgegangene Sohn. Er ist wahrer Gott […] Denn von dir darf nicht gelehrt werden, du seiest je ohne deinen (Sohn) gewesen […] So zielt also nur darauf die ewige Geburt ab, dass wir dich als den ewigen Vater des eingeborenen Sohnes kennen, der vor ewigen Zeiten aus dir hervorging.

Donnerstag, 2 August 2018 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Lebensentscheidung des Menschen wird mit dem Tod endgültig – dieses sein Leben steht vor dem Richter. Sein Entscheid, der im Lauf des ganzen Lebens Gestalt gefunden hat, kann verschiedene Formen haben. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die dem Haß gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Weise solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird. Auf der anderen Seite kann es ganz reine Menschen geben, die sich ganz von Gott haben durchdringen lassen und daher ganz für den Nächsten offen sind – Menschen, in denen die Gottesgemeinschaft jetzt schon all ihr Sein bestimmt und das Gehen zu Gott nur vollendet, was sie schon sind. Aber weder das eine noch das andere ist nach unseren Erfahrungen der Normalfall menschlicher Existenz. Bei den allermeisten – so dürfen wir annehmen – bleibt ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im tiefsten ihres Wesens gegenwärtig. Aber es ist in den konkreten Lebensentscheidungen überdeckt von immer neuen Kompromissen mit dem Bösen – viel Schmutz verdeckt das Reine, nach dem doch der Durst geblieben ist und das doch auch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt. Was geschieht mit solchen Menschen, wenn sie vor den Richter hintreten? Ist all das Unsaubere, das sie in ihrem Leben angehäuft haben, plötzlich gleichgültig? Oder was sonst? Der heilige Paulus gibt uns im Ersten Korinther-Brief eine Vorstellung von der unterschiedlichen Weise, wie Gottes Gericht auf den Menschen je nach seiner Verfassung trifft. […] „Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muß er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“ (3,12-15).

Mittwoch, 1 August 2018 : Kommentar Hl. Bonaventura

Unter allen Gnadengaben, die der freigebige Spender alles Guten Franziskus verliehen hat, ragt eine besonders heraus: dass er durch die Liebe zur allerhöchsten Armut den Reichtum der Einfachheit erlangen durfte. Der Heilige bedachte sehr gut, dass diese Tugend dem Sohn Gottes besonders vertraut war, während sie jetzt gleichsam in aller Welt verachtet ist; so strebte er danach, sich mit ihr in ewiger Liebe zu vermählen, und verlies ihretwegen nicht bloß Vater und Mutter (vgl. Gen 2,24), sondern warf auch alles, was er besitzen konnte, von sich. Niemand kann mit größerem Verlangen nach Gold streben, als er nach der Armut, noch kann jemand ängstlicher seine Schätze hüten, als er diese Perle des Evangeliums. Er nahm vor allem Anstoß, wenn er bei seinen Brüdern etwas sah, was nicht in allem der Armut entsprach. Vom Beginn seines Ordens bis zu seinem Tod bestand tatsächlich sein ganzer Reichtum in einem Habit, einem Strick und den Hosen, und damit war er vollauf zufrieden. Oft betrachtete er unter Tränen die Armut Jesu Christi und seiner Mutter. Diese Tugend nannte er deshalb eine Königin, weil sie an dem König der Könige (vgl. 1 Tim 6,15) und seiner königlichen Mutter in so vorbildlicher Weise erstrahlte. Denn als die Brüder ihn auf einem Kapitel fragten, durch welche Tugend man besonders zum Freund Christi werde, tat er ihnen gleichsam sein Herzensgeheimnis kund, indem er zur Antwort gab: „Ihr sollt wissen, Brüder, die Armut ist ein vorzüglicher Weg zum Heile, denn sie nährt die Demut und ist die Wurzel der Vollkommenheit. Sie trägt mannigfache, wenn auch verborgene Früchte, ist sie doch nach dem Evangelium der Schatz, der im Acker verborgen ist, zu dessen Erwerb man alles verkaufen muss. Was man jedoch nicht verkaufen kann, muss man im Vergleich mit ihr verachten.“

Dienstag, 31 Juli 2018 : Kommentar Brief an Diognet

Denn Gott, der Herr und Schöpfer des Weltalls, der alles gemacht und mit Ordnung eingerichtet hat, war nicht allein menschenfreundlich, sondern auch langmütig. Er war zwar immer ein solcher und ist es und wird es sein, milde und gut, leidenschaftslos und wahrhaft, und er ist allein gut; als er aber den großen und unaussprechlichen Gedanken gefasst hatte, teilte er ihn nur seinem Sohn mit. Solange er nun seinen weisen Ratschluss als Geheimnis bei sich behielt und bewahrte, schien es, als ob er sich um uns nicht kümmere und unbesorgt sei; als er aber das von Anfang an in Aussicht Genommene durch seinen geliebten Sohn enthüllte und offenbar machte, gewährte er uns alles zusammen, sowohl die Teilnahme an seinen Wohltaten als auch das Schauen und die Einsicht. Wer von uns hätte das jemals erwartet? Als er nun bereits alles bei sich mit seinem Sohn geordnet hatte, ließ er uns bis zu der nun abgelaufenen Zeit, wie wir es wollten, von ungeordneten Trieben geleitet werden, von Lüsten und Begierden fortgerissen; durchaus nicht etwa aus Freude an unseren Sünden, sondern in Langmut, auch nicht, als hätte er Wohlgefallen an der damaligen Zeit der Ungerechtigkeit, sondern zur Vorbereitung auf die jetzige Zeit der Gerechtigkeit, damit wir, in der damaligen Zeit durch unsere eigenen Werke überführt, dass wir des Lebens unwürdig seien, jetzt durch die Güte Gottes würdig gemacht würden und, nachdem wir den Beweis von unserer eigenen Ohnmacht, in das Reich Gottes einzugehen, geliefert hätten, durch die Kraft Gottes dazu befähigt würden. […] o überschwengliche Menschenfreundlichkeit und Liebe Gottes! ‒ er hasste und verstieß uns nicht und gedachte nicht des Bösen, sondern war langmütig und geduldig […]

Montag, 30 Juli 2018 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

Wir wollen den tieferen Sinn dieses Gleichnisses darlegen. Die Frau, die den Sauerteig nahm, ist die Kirche; der Sauerteig, den sie nahm, ist die Offenbarung der himmlischen Lehre; die drei Sea Mehl, unter die sie den Sauerteig mischte, sind das Gesetz, die Propheten und die Evangelien, worin der göttliche Sinn unter symbolischen Begriffen tief verborgen ist, um von dem, der glaubt, erfasst zu werden und sich dem Ungläubigen zu entziehen. Was die Worte „bis das Ganze durchsäuert war“ betrifft, so stehen sie in Beziehung zu dem, was der Apostel Paulus sagt: „Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk“ (1 Kor 13,9-10). Die Erkenntnis Gottes ist jetzt noch im Teig: er breitet sich aus über die Sinne, erfüllt die Herzen, vermehrt die Erkenntnis und – was jede Lehre tut – er erweitert, erhöht und entfaltet sie hin zu den Dimensionen himmlischer Weisheit. Alles wird bald durchsäuert sein. Wann? Wenn Christus wiederkommt.

Sonntag, 29 Juli 2018 : Kommentar Hl. Hilarius

Die Apostel antworteten, dass sie nur fünf Brote und zwei Fische hätten, weil sie noch auf die fünf Brote, das heißt, auf die fünf Bücher des Gesetzes beschränkt waren, und durch die Lehren zweier Fische, das heißt, durch die Propheten und Johannes den Täufer genährt wurden. […] Diese also haben die Apostel zuerst, weil sie noch auf sie beschränkt waren, dargereicht; aber wie aus ihnen hervorgegangen wird die Lehre des Evangeliums dargestellt, und von diesem Ursprung hergeleitet wächst sie zu einer größeren Fülle ihrer Kraft heran. Der Herr nahm also die Brote und Fische, sah zum Himmel auf, segnete und brach sie, dem Vater dankend, dass er nach den Zeiten des Gesetzes und der Propheten zur Speise des Evangeliums verwandelt werde. […] Auch werden die Brote von den Aposteln ausgeteilt, weil durch sie die Geschenke der göttlichen Gnade verliehen werden sollten. Das Volk isst dann die fünf Brote und zwei Fische, und wird satt; und die Stücke des Brotes und der Fische wurden, nachdem die Herumsitzenden sich gesättigt hatten, bis zur Anfüllung von zwölf Körben vermehrt; nämlich durch das Wort Gottes, welches aus der Lehre des Gesetzes und der Propheten kommt, wird die Menge gesättigt; und aufbewahrt für das Volk der Heiden aus der Darreichung der ewigen Speise, wächst in reichlichem Überfluss zur Erfüllung der zwölf Apostel die Fülle der göttlichen Kraft an. Die Anzahl der Essenden aber wird als die nämliche befunden, welche in der Folge die der Gläubigen war: fünftausend (vgl. Mt 14,21; Apg 4,4).

Samstag, 28 Juli 2018 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Heute, liebe Brüder, erfahren wir im Evangelium, dass der Besitzer des Ackers guten Samen ausgesät hatte. aber während er schlief, kam der Feind und säte Unkraut hinein. Das will heißen, dass Gott den Menschen gut und vollkommen geschaffen hat, dass aber der Feind kam und die Sünde hineinsäte. Da haben wir den Sündenfall Adams, einen schrecklichen Fall, der der Sünde Zugang zum Herzen des Menschen verschafft hat. Ihr sagt, dass das Unkraut ausgerissen werden muss? „Nein“, sagt der Herr dazu in der Befürchtung, dass mit dem Unkraut auch der Weizen ausgerissen würde. „Wartet bis zur Ernte.“ Im Herzen des Menschen muss also bis ans Ende ungetrennt Gutes und Böses, Laster und Tugend, Licht und Dunkel, Weizen und Unkraut verbleiben. Gott wollte diese Vermengung nicht aufheben und uns eine neue Natur schaffen, in der es nur gutes Korn gäbe. Er will, dass wir kämpfen, uns abmühen, das Unkraut daran hindern, alles zu überwuchern. Der Dämon kommt, um auf unserem Weg Versuchungen auszustreuen; mit Gottes Gnade aber können wir ihn besiegen, können wir das Unkraut ersticken. Gegen die Versuchung ist dreierlei absolut nötig: das Gebet, das uns erleuchtet, die Sakramente, die uns Kraft geben, und die Wachsamkeit, die uns bewahrt. Glücklich die Seelen, die versucht werden! Wenn der Dämon erkennt, dass ein Mensch sich mit Gott vereinen will, verdoppelt sich seine Wut.

Donnerstag, 26 Juli 2018 : Kommentar Hl. Hilarius

Alles, was in der Heiligen Schrift steht, handelt von der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Sie wird durch Worte angekündigt, durch Geschehnisse enthüllt, durch Vorbilder dargestellt: Jesus Christus, von seinem Vater gesandt, ist Mensch geworden, durch das Wirken des Heiligen Geistes geboren von einer Jungfrau. Solange die Schöpfung Bestand hat, ist er es, der die Kirche gründet, sie wäscht und heiligt, sie auswählt und aussondert oder freikauft – echt und fassbar vorausgestaltet in den Patriarchen: durch den Schlaf Adams, durch die Sintflut Noahs, durch die Gerechtmachung Abrahams, durch die Geburt Isaaks, durch die Knechtschaft Jakobs. Mit einem Wort, während der ganzen Zeit sind uns die Prophezeiungen in ihrer Gesamtheit – mit ihnen wurde ja der geheime Plan Gottes Wirklichkeit – wohlwollend geschenkt worden, damit wir Kenntnis erlangen von der künftigen Menschwerdung […] In jeder biblischen Gestalt, in jeder Epoche und in jedem Geschehnis entwerfen die Prophetien in ihrer Gesamtheit wie in einem Spiegel das Bild seiner Ankunft, seiner Verkündigung, seiner Passion, seiner Auferstehung und unserer Sammlung innerhalb der Kirche […] Angefangen bei Adam […] finden wir von Anbeginn der Welt in vielen Vorabbildungen all das, was im Herrn seine umfassende Vollendung gefunden hat.

Mittwoch, 25 Juli 2018 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen!“ (Mk 10,37). Wie kommt es nun, dass unser Evangelist erzählt, ihre Mutter sei hinzugetreten? Es wird eben beides geschehen sein. Sie werden ihre Mutter zugezogen haben, um ihrer Bitte mehr Nachdruck zu geben […] Christus wendet sich in seiner Antwort zunächst gegen diese Anschauung, indem er ihnen einen gewaltsamen Tod, Gefahren aller Art und sonstige fürchterliche Dinge in Aussicht stellt. „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke?“, fragt er. Verwundere dich aber nicht, dass die Apostel so unvollkommen waren. Noch war ja der Herr nicht am Kreuz gestorben, noch war der Hl. Geist nicht über sie gekommen. Willst du sehen, wie tugendhaft sie waren, so musst du sie nachher betrachten, und du wirst finden, dass sie dann über jede Seelenschwäche erhaben sind. Drum eben deckt der Herr auch ihre Unvollkommenheit auf, damit du erkennst, was sie durch die Gnade geworden sind. […] „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet“, wie groß, wie wunderbar es ist, wie sehr es auch die himmlischen Kräfte übersteigt. Dann fährt er fort: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?“ Siehst du, wie rasch er sie von ihrem Begehren abbringt und von etwas ganz Entgegengesetztem mit ihnen spricht? Er will sagen: Ihr redet mit mir von Rang und Ehrenstellen, ich rede mit euch von Kampf und Mühen. Beachte ferner, wie er sie auch durch die Art und Weise der Frage aufmuntert und anspornt. Er sagte nicht: Könnt ihr es ertragen, hingemordet zu werden? Seid ihr imstande, euer Blut zu vergießen? Sondern wie? „Könnt ihr den Kelch trinken?“ und dann zu ihrer Ermutigung: „den ich trinke“, um sie bereitwilliger zu machen durch den Hinweis darauf, dass er es mit ihnen tun werde. […] Aber, wie schon erwähnt, musst du sie später anschauen und du wirst finden, dass sie alle Verkehrtheiten abgelegt haben. Höre z.B., wie eben dieser Johannes, der jetzt ein solches Anliegen vorgebracht hatte, in der Apostelgeschichte überall dem Petrus den Vortritt lässt […] Jakobus lebte nicht mehr gar lange. Gleich von allem Anfange war er so voll Eifer, dass er alle menschlichen Schwächen ablegte, und erreichte eine so große Tugendhaftigkeit, dass man ihn bald umbrachte.

Dienstag, 24 Juli 2018 : Kommentar Hl. Augustinus

Die Frauen, die sich dem Herrn vollkommen weihen, sollen nicht betrübt sein, dass sie – da sie wie Maria jungfräulich bleiben – nicht nach den Gesetzen des Fleisches Kinder bekommen können […] Jener, der die Frucht der wahrhaft heiligen Jungfrau ist, ist zugleich der Ruhm und die Ehre aller anderen heiligen Jungfrauen, denn wie Maria sind sie Mütter Christi, wenn sie den Willen seines Vaters erfüllen. Der Ruhm und die Glückseligkeit Marias, Mutter Gottes zu sein, werden insbesondere in dem Herrenwort offenbar: „Wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Er verweist damit auf seine geistliche Verwandtschaft mit dem Volk, das er freigekauft hat. Seine Brüder und Schwestern sind jene heiligen Männer und heiligen Frauen, die Erben Gottes und Miterben Christi sind (Röm 8,17). Seine Mutter ist die ganze Kirche, weil sie es ist, die mittels der Gnade Gottes den Gliedern Christi das Leben schenkt, d.h. jenen, die ihm treu sind. Seine Mutter ist außerdem jede heiligmäßige Seele, die den Willen des Vaters erfüllt und deren fruchtbare und selbstlose Liebe sich in denen offenbart, denen sie um seinetwillen das Leben schenkt, „bis Christus in ihnen Gestalt annimmt“ (vgl. Gal 4,19). Unter allen Frauen ist Maria die einzige, die gleichzeitig Mutter und Jungfrau ist, nicht nur im Geist, sondern auch im Leib. Sie ist Mutter dem Geist nach […] der Glieder Christi, d.h. von uns, da sie durch ihre selbstlose Liebe mitgewirkt hat, der Kirche Gläubige zu gebären, die Glieder dieses göttlichen Meisters, unseres Hauptes (Eph 4,15-16), sind, dessen wahre Mutter sie dem Fleische nach ist. Es musste in der Tat so sein, dass unser Meister dem Fleisch nach aus einer Jungfrau geboren wurde, um uns zu zeigen, dass seine Glieder dem Geist nach von einer anderen Jungfrau geboren werden sollten: der Kirche. Maria ist somit die einzige, die sowohl Mutter als auch Jungfrau dem Geist als auch dem Fleisch nach ist. Doch ist die gesamte Kirche, in den Heiligen, die das Reich Gottes in Besitz nehmen sollen, dem Geist nach auch Mutter Christi und Jungfrau Christi.

Montag, 23 Juli 2018 : Kommentar Hl. Franz Xaver

Niemand möge sich der Illusion hingeben, dass er sich in großen Dingen hervortun wird, wenn er sich nicht zuerst in kleinen hervortut. Glaubt mir, es gibt sehr viele verschiedene Arten von Eifer und, um es genauer auszudrücken, von Versuchungen… Um nicht durch die Ausübung dessen, was ihnen der Gehorsam vorschreibt, dem eigenen Willen entsagen zu müssen, wollen manche Menschen noch andere, wichtigere Dinge tun. Dabei bemerken sie nicht, dass, wenn es ihnen für kleine Dinge an Kraft fehlt, sie für große Dinge noch weniger Kraft haben werden. Wenn sie sich dann auf große und schwierige Dinge einlassen ohne ein gewisses Maß an Selbstverleugnung und Seelenstärke, so müssen sie zur Erkenntnis kommen, dass ihr leidenschaftlicher Einsatz eine Versuchung ist, weil ihnen die Kraft ausgegangen ist […] Ich schreibe euch das nicht, um euch von sehr schwierigen Vorhaben abzubringen, bei denen ihr euch als große Diener Gottes erweisen könnt, und durch die ihr euch bei euren Nachfolgern in Erinnerung bringen werdet. Ich sage es euch nur, damit ihr euch im Kleinen als groß erweist, damit ihr die Versuchungen und euren eigenen Wert besser erkennt und so eure ganze Kraft auf Gott setzt. Wenn ihr auf diesem Weg bleibt, zweifle ich nicht daran, dass ihr an Demut und Innerlichkeit mehr und mehr zunehmt, dass ihr in den Seelen viel Frucht hervorbringt und überall, wo ihr auch seid, in Frieden und Sicherheit lebt.

Sonntag, 22 Juli 2018 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

„Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.“ Die Apostel sind nicht die einzigen […], es gibt auch andere Jünger Jesu und die Jünger Johannes des Täufers […] „Da sagte Jesus zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ Um darauf hinzuweisen, wie nötig es war, den Jüngern Ruhe zu verschaffen, fährt der Evangelist mit folgenden Worten fort: „Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.“ Diese große Anstrengung der Unterweisenden sowie der glühende Eifer der Unterwiesenen machen hier überaus deutlich, wie glückselig man in jenen Zeiten gewesen ist. Wenn doch die göttliche Vorsehung ebenso in unserer heutigen Zeit vorgehen würde, und eine große Schar von Gläubigen sich um die Verkünder des Wort Gottes drängen würde, um ihnen zuzuhören, ohne ihnen auch nur die Zeit zu geben, sich auszuruhen! […] Wenn man von ihnen – ob gelegen oder ungelegen – die Verkündigung des Wortes und den priesterlichen Dienst einforderte, dann würden diese leidenschaftlich danach trachten, selber die göttlichen Gesetze zu betrachten und sie ohne Unterlass in die Praxis umzusetzen, sodass ihre Handlungen nicht ihren Worten Lügen strafen würden. „Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“ […] Doch die Leute folgten ihnen nach. Voller Eile haben sie den Weg durch die Wüste eingeschlagen, nicht auf dem Rücken von Eseln oder auf irgendwelchen Gefährten, sondern zu Fuß, und mit diesem persönlichen Einsatz machten sie deutlich, mit wie viel Sorgfalt sie ihr Heil suchten. Jesus wiederum hat diese ermüdeten Menschen in Empfang genommen. Als Retter und Arzt voller Wirkmacht und Güte, hat er die Unwissenden unterwiesen, die Kranken geheilt und die Hungrigen gesättigt, und zeigte damit, wie sehr die Liebe der Gläubigen ihm Freude macht.

Samstag, 21 Juli 2018 : Kommentar Isaak der Syrer 

Ich möchte meinen Mund öffnen, Brüder, um zu euch vom sehr ehrwürdigen Gut der Demut zu sprechen. Ich fürchte mich wie einer, der weiß, dass er von Gott in der Sprache seiner eigenen Gedanken sprechen soll. Denn die Demut ist der Schmuck der Göttlichkeit. Indem er Mensch wurde, hat das Göttliche Wort sie angezogen. Durch sie hat er unter uns gelebt in einem [menschlichen] Leib. Und wer immer sich mit ihr bekleidet hat, hat sich wahrhaftig Dem gleich gemacht, der von seiner Höhe herabgestiegen ist und der seine Größe und seine Herrlichkeit durch die Demut bedeckt hat, damit die Schöpfung bei seinem Anblick nicht verzehrt würde. Denn die Schöpfung hätte ihn nicht betrachten können, hätte er nicht die Demut auf sich genommen und mit ihr gelebt. Von Angesicht zu Angesicht hätte ihn die Menschheit nicht sehen können. Die Schöpfung hätte die Worte seines Mundes nicht gehört […] Dies ist der Grund, warum die Schöpfung, wenn sie einen Menschen in ähnliche Gestalt wie ihren Meister gekleidet sieht, ihn ehrt wie ihren Meister, den sie in ihrer Mitte leben sah, bekleidet mit Demut. Welche Kreatur lässt sich vom Anblick der Demütigen nicht bewegen? Und doch hatte man diese Vision voller Heiligkeit verachtet, solange die Herrlichkeit der Demut sich noch nicht allen offenbart hatte in Christus. Jetzt aber hat sich seine Größe vor den Augen der Welt gezeigt. […] Deshalb wird der Demütige von niemandem verachtet, selbst von den Feinden der Wahrheit nicht. Wer Demut gelernt hat, wird dank ihrer geehrt, wie wenn er die Krone und den Purpur trüge.

Freitag, 20 Juli 2018 : Kommentar Aphraat

Durch Vermittlung seines Dieners Mose hat der Herr den Söhnen Israels geboten, den Sabbat einzuhalten: „Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht“ (Ex 20,9-10). […] Er hat sie wissen lassen: Du sollst ausruhen, dein Sklave, deine Sklavin, dein Vieh und dein Esel. Er hat sogar hinzugefügt: Der Tagelöhner und der Fremde sollen sich ebenfalls ausruhen, wie auch alles Vieh, das sich in deinem Dienst abmüht (vgl. Ex 23,12) […] Der Sabbat ist nicht auferlegt worden als eine Prüfung, als eine Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen rechtem Tun und Sünde, wie die anderen Vorschriften, von denen es abhängt, ob der Mensch leben kann oder sterben muss. Nein, der Sabbat ist seinerzeit dem Volk geschenkt worden zur Ruhe – nicht nur des Menschen, sondern auch des Viehs […] Höre nun, welcher Art der Sabbat ist, der Gott gefällt. Jesaja sagt: „Gönnt doch den Müden die Rast“ (vgl. 28,12). Und an anderer Stelle: „Die meinen Sabbat halten ohne ihn zu schänden, das sind diejenigen, die gestärkt sind durch meinen Bund und gerne tun, was mir gefällt“ (vgl. Jes 56,4) […] Der Sabbat ist von keinerlei Nutzen für Böse, für Mörder, für Diebe. Aber wer gerne tut, was Gott gefällt und seine Hände vor dem Bösen bewahrt, in denen wohnt Gott; er macht sie zu seiner Wohnstätte gemäß seinem Wort: „Ich will unter ihnen wohnen und will in ihrer Mitte gehen“ (2 Kor 6,16; vgl. Lev 26,12) […] Halten wir also zuverlässig den Sabbat Gottes, das heißt das, was seinem Herzen gefällt. So werden wir eintreten in den Sabbat der großen Ruhe, den Sabbat des Himmels und der Erde, wo alle Kreatur zur Ruhe kommt.

Donnerstag, 19 Juli 2018 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2). Die Sünde ist eine schwere Last, wie es auch der Psalmist ausführt, wenn er sagt: „Meine Sünden erdrücken mich wie eine schwere Last“ (vgl. Ps 38,5). Unser Retter hat diese schwere Last um unseretwillen auf sich genommen und lehrt uns mit seinem Beispiel, was auch wir tun müssen. Denn er selbst trägt unsere Sündenlast auf seinen Schultern. Er leidet an unserer statt (vgl. Jes 53,4) und er lädt alle ein, die unter der schweren Last des Gesetzes und ihrer Sünden zusammenbrechen, die leichte Last der Tugend auf sich zu nehmen, wenn er sagt: „Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30). Derjenige also, der nicht an der Rettung seines Bruders zweifelt, streckt seine helfende Hand dem entgegen, der um seine Unterstützung bittet, er weint mit dem, der weint, er ist schwach mit den Schwachen, und betrachtet die Sünden der anderen als die eigenen, und erfüllt somit seiner Liebe zum Nächsten das Gesetz Christi. Worin besteht also das Gesetz Christi? „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34). Und wie hat der Sohn Gottes uns geliebt? „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13). Wer keine Milde kennt, wessen Inneres nicht mit Erbarmen und mit Tränen des Mitgefühls bekleidet ist, dieser erfüllt nicht – und sei er auch noch so fortgeschritten im geistlichen Leben – das Gesetz Christi. Wer dem in Not geratenen, der unter dem Gewicht seines Elends stöhnt, zu Hilfe eilt und sich Freunde mithilfe des ungerechten Mammons macht (Lk 16,9), der trägt die Not seines Bruders. Diesem wird Jesus beim Letzten Gericht sagen: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben“ (Mt 25,34-35).

Mittwoch, 18 Juli 2018 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Schlichtheit ist Gott so willkommen! Wie ihr wisst, sagt die Schrift, dass es Gottes Freude ist, mit schlichten Menschen zu reden, mit solchen, die schlichten Herzens sind, die ein gutes, schlichtes Leben führen. „Die Redlichen sind seine Freunde“ (Spr 3,32). Wollt ihr Gott finden? Er spricht mit den schlichten Menschen. O mein Retter! Ihr Freunde, die ihr das Verlangen nach Schlichtheit verspürt – welches Glück, welches Glück! Nur Mut! Euch gilt ja die Zusage, dass es die Freude Gottes ist, bei schlichten Menschen zu sein. Etwas anderes noch legt uns die Schlichtheit wunderbar ans Herz. Es ist das Wort Gottes: „Ich preise dich, Vater […], weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.“ Vater, ich erkenne und danke dir, dass die Lehre, die ich von deiner göttlichen Majestät empfangen habe und die ich unter die Leute bringe, nur den Schlichten vertraut ist und dass Du es zulässt, dass die Weisen der Welt sie nicht verstehen. Du hast ihnen, wenn nicht die Worte, so doch den Geist verborgen. O Retter! O mein Gott! Das muss uns erschrecken. Wir laufen den Wissenschaften hinterher, als hinge unser ganzes Glück von ihnen ab. Wehe uns, wenn wir sie nicht hätten! Man muss ihnen gegenüber durchaus offen sein, aber mit Maßen. Es ist nötig, Wissen zu erwerben, aber das nüchtern und besonnen. Daneben gibt es Leute, die für sich in Anspruch nehmen, gewiefte Geschäftsleute zu sein oder wollen als Unternehmer und Großkaufleute gelten. Solchen Menschen verwehrt es Gott, in die christlichen Wahrheiten einzudringen: den klugen Kindern der Welt. Wem nun gibt er das Verständnis dafür? Dem einfachen Volk, den braven Leuten […] Meine Herren, die wahre Religion findet man bei den Armen. Gott macht sie reich durch einen lebendigen Glauben. Sie glauben den Worten des Lebens, sie fassen sie an, sie kosten sie […] Für gewöhnlich bewahren sie ihren Frieden in Zeiten der Unruhe und des Leids. Und was ist der Grund hierfür? Der Glaube. Warum? Weil sie schlicht sind. Gott schenkt ihnen überreiche Gnaden, die er den Reichen und Klugen der Welt verwehrt.

Dienstag, 17 Juli 2018 : Kommentar Jakobus von Saroug

Wie der verlorene Sohn will ich aufbrechen und zu meinem Vater gehen (Lk 15,18), und er wird mich aufnehmen. Wie er es gemacht hat, so will ich es tun: sollte er mich denn nicht erhören? […] Durch die Sünde bin ich nämlich gestorben wie an einer Krankheit. Hol mich heraus aus meinem Verderben, und ich werde deinen Namen preisen! Herr des Himmels und der Erde, ich bitte dich, komm mir zur Hilfe und zeige mir deinen Weg, damit ich auf dich zugehen kann. Führe mich zu dir, Sohn des besten Vaters, und schenke mir deine Barmherzigkeit in Fülle. Ich gehe zu dir und werde satt werden und jubeln. Mahle mir jetzt, in der Stunde der Erschöpfung, den Weizen des Lebens. Ich habe mich auf die Suche nach dir gemacht, und wie ein Straßenräuber hat mich der Böse erspäht (vgl. Lk 10,30). An die Vergnügungen der bösen Welt hat er mich gefesselt und gekettet; in den Kerker seiner Lüste hat er mich geworfen und mir die Türe vor der Nase zugeschlagen. Und es gibt niemanden, der mich befreit, damit ich mich auf die Suche machen kann nach dir, guter Herr […] Dir möchte ich so gerne gehören und mit dir gehen, Herr. Über deine Weisung sinne ich nach bei Tag und bei Nacht (Ps 1,2). Gib mir, wonach mich verlangt, und nimm meine Gebete an, du Barmherziger. Mach, o Herr, die Hoffnung deines Dieners nicht zunichte, denn er wartet auf dich.

Montag, 16 Juli 2018 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Ein anderes Mittel, um die Treue zu bewahren, meine lieben Töchter, ist die vollkommene Loslösung von Vater, Mutter, Freunden, sodass ihr nur noch Gott gehört. Um dieses große Gut zu erlangen, muss man sich von allem lösen und nichts mehr sein eigen nennen. Die Apostel besaßen diese innere Losgelöstheit. Für einen Pfennig nur werdet ihr hundert zurückerhalten […] so wird euch die Vorsehung nie im Stich lassen. Und ihr wollt nicht den Mut aufbringen, euch ganz Gott hinzugeben, der so sehr auf euer Wohl bedacht ist? Gebt nicht der Versuchung nach, euch irgendeine Sache für euren Lebensunterhalt zu sichern; vertraut immer der Vorsehung. Die Reichen können durch allerlei Ereignisse in Not geraten, doch niemals werden diejenigen, die ganz und gar von Gott abhängen wollen, arm sein. Ist es nicht gut so zu leben, meine lieben Töchter? Was gibt es da zu befürchten? Hat doch Gott versprochen, dass den Menschen, die sich anderer, die in Not geraten sind, annehmen, es selbst an nichts fehlen wird. Meine lieben Töchter, so traut doch lieber den Verheißungen Gottes als den Gaukeleien der Welt. Gott hat sich selbst verpflichtet, uns alles zu geben, was not tut.

Sonntag, 15 Juli 2018 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

Unser Herr Jesus Christus hat für die ganze Welt Führer und Lehrer eingesetzt und „Verwalter von Geheimnissen Gottes“ (1 Kor 4,1) eingesetzt. Er hat ihnen geboten, ihr (Glaubens-)Licht zu verbreiten und wie Fackeln nicht nur im Land der Juden aufzustrahlen […], sondern überall, zum Wohl aller Menschen auf der ganzen Erde (vgl. Mt 5,14). […] Er wollte seine Jünger aussenden, so wie er selbst vom Vater gesandt worden war (Joh 20,21); die also ausersehen waren, ihm nachzufolgen, mussten deshalb erfassen, mit welcher Aufgabe der Vater Seinen eingeborenen Sohn beauftragt hatte. Er selbst hat uns immer wieder aufs Neue die Art seiner Sendung erklärt. So sagte er einmal: „Ich bin nicht gekommen, um Gerechte, sondern Sünder zur Umkehr zu rufen“ (Lk 5,32). Ein anderes Mal: „ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 6,38). Und wieder ein anderes Mal: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Joh 3,17). Indem er ihnen sagte, dass er sie sende, wie sein Vater ihn gesandt habe, fasste er in wenigen Worten die Rolle der Apostel zusammen. Somit wussten sie, dass sie die Sünder zur Umkehr zu rufen, die Kranken körperlich und seelisch zu heilen hätten. In ihrer Funktion als Verwalter, hätten sie in keiner Weise ihren eigenen Willen durchzusetzen, vielmehr allein den Willen dessen, der sie gesandt hat, auszuführen, und schließlich die ganze Welt zu retten, in dem Maße, wie sie die Lehren des Herrn aufnimmt.

Samstag, 14 Juli 2018 : Kommentar Hl. Thomas von Celano

Als er [der heilige Franziskus] schon ziemlich nahe bei den Vögeln war und sah, dass sie ihn erwarteten, grüßte er sie in gewohnter Weise. Nicht wenig aber staunte er, dass die Vögel nicht wie gewöhnlich auf- und davonflogen. Ungeheure Freude erfüllte ihn, und er bat sie demütig, sie sollten doch das Wort Gottes hören. Unter anderem sagte er zu ihnen: „Meine Brüder Vögel! Gar sehr müsst ihr euren Schöpfer loben und ihn stets lieben; er hat euch Gefieder zum Gewand, Fittiche zum Flug gegeben und alles, was ihr nötig habt. Vornehm machte euch Gott unter seinen Geschöpfen, und in der reinen Luft schuf er euch Wohnung. Ihr sät nicht und erntet nicht, und doch schützt und leitet er euch, ohne dass ihr euch um etwas zu kümmern braucht“ (vgl. Mt 6,26). Bei diesen Worten jubelten jene Vögel auf ihre Art und fingen an, die Hälse zu strecken, die Flügel auszubreiten, die Schnäbel zu öffnen und auf ihn hinzublicken, wie er selbst und die bei ihm befindlichen Brüder erzählten. Er aber wandelte in ihrer Mitte auf und ab, wobei seine Kutte ihnen über Kopf und Körper streifte. Schließlich segnete er sie, und nach dem Kreuzzeichen über sie gab er ihnen die Erlaubnis, wegzufliegen. Da zog nun auch Franziskus mit seinen Gefährten freudigen Herzens weiter und dankte Gott, den alle Geschöpfe auf ihre Art bekennen und verehren. Da er schon einfältig war durch die Gnade, nicht von Natur aus, so begann er sich selbst der Nachlässigkeit anzuklagen, dass er nicht schon früher den Vögeln gepredigt hatte, da sie doch mit so großer Ehrfurcht das Wort Gottes anhörten. Und so geschah es, dass er von jenem Tag an alle Lebewesen, alle Vögel und alle kriechenden Tiere sowie auch alle unbeseelten Geschöpfe eifrig ermahnte, ihren Schöpfer zu loben und zu lieben […].

Freitag, 13 Juli 2018 : Kommentar Hl. Cyprian

Ein heilsames Gebot unseres Herrn und Meisters lautet: „wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“, und wiederum: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,31f.). Zu dulden und auszuharren gilt es, geliebteste Brüder, damit wir, die wir zur Hoffnung der Wahrheit und Freiheit zugelassen sind, auch zur wirklichen Wahrheit und Freiheit gelangen können; denn schon der Umstand, das wir Christen sind, ist eine Sache des Glaubens und der Hoffnung. Damit aber die Hoffnung und der Glaube zu ihrer Frucht gelangen können, bedarf es der Geduld […] Er mahnt, keiner solle aus Ungeduld im Wohltun ermüden, keiner solle durch Versuchungen sich abhalten oder bezwingen lassen und mitten auf dem Wege zum Reich Gottes Halt machen. (…) Und ferner, dass du nicht schwörst und fluchst, dass du das dir Abgenommene nicht zurückforderst, dass du dem, der dich schlägt, auch die andere Wange hinhältst, dass du dem Bruder alle seine Verfehlungen verzeihst, dass du deine Feinde liebst, dass du für deine Widersacher und Verfolger betest, wirst du all das über dich bringen können ohne zähe Geduld und Ausdauer? Das sehen wir aber erfüllt in Stephanus […], der um Verzeihung für seine Mörder flehte mit den Worten: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apg 7,60). Derart musste der erste Märtyrer Christi sein, der den folgenden Märtyrern in ruhmvollem Tode vorauseilen und nicht nur das Leiden des Herrn laut verkündigen, sondern auch seine so geduldige Sanftmut nachahmen sollte. Lasset Geduld im Herzen wohnen: und all diese Eigenschaften (Zorn, Zwietracht, Streitsucht) können dort keinen Raum finden, oder selbst wenn sie sich einzuschleichen versuchen, so werden sie rasch abgewiesen und müssen abziehen, damit im Herzen die friedliche Wohnung weiterbesteht, wo der Gott des Friedens gerne weilt.