Dienstag, 18 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Wir haben alles verlassen“ (Mt 19,27). – Was meint er mit „alles“? Die äußeren und die inneren Dinge; das, was wir besaßen und sogar den Willen, etwas zu besitzen; so ist uns absolut nichts geblieben. […] Deinetwegen haben wir alles verlassen und sind arm geworden. Doch weil du reich bist, sind wir dir nachgefolgt, damit du auch uns reich machst. Wir sind dir nachgefolgt, ja dir! Wir Geschöpfe folgten dir, dem Schöpfer; wir Söhne folgten dem Vater, Kinder der Mutter, Hungrige dem Brot, Durstige der Quelle, Kranke dem Arzt, Müden der Kraft, Verbannte dem Paradies. „Wir sind dir nachgefolgt“ (vgl. Mt 19,27). […] „Was werden wir dafür bekommen?“ (Mt 19,27). Ihr Apostel, die ihr euren Schatz gefunden habt, ihr, die ihr ihn schon besitzt – was sucht ihr noch? […] Bewahrt, was ihr gefunden habt, denn er ist alles, was ihr sucht. In Ihm, sagt Baruch, ist die Weisheit, die Einsicht, die Kraft, die Klugheit, die Lebensdauer und Nahrung, Licht für die Augen und Friede (vgl. Bar 3,12–14). Dort ist die Weisheit, die alles erschafft; die Einsicht, die die geschaffenen Dinge regiert; die Kraft, die den Teufel bezwingt; die Klugheit, die alles durchdringt; Lebensdauer, die den Erlösten Ewigkeit schenkt; Nahrung, die sättigt; Licht, das erleuchtet; Friede, der tröstet und beruhigt. […] Der Herr antwortet nicht: „Ihr, die ihr alles verlassen habt“, sondern: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid“ (Mt 19,28). Er nennt also das, was charakteristisch für die Apostel und all jene ist, die nach Vollkommenheit streben. Viele sind es, die alles verlassen, ohne jedoch Christus nachzufolgen, weil sie sozusagen sich selbst festhalten. Wenn du das Ziel verfolgen und erreichen willst, musst du dich selbst verlassen. Wer jemandem auf einem Weg folgt, schaut nicht auf sich selbst, sondern auf den, den er als Führer für seine Reise gewählt hat.

Zuletzt geändert: 17 August 2020