Sonntag, 16 Mai 2021 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

Im Hohelied sagt der Geliebte: „Einzig ist meine Taube, die Makellose, die Einzige ihrer Mutter […]“ (6,9). Aber der Sinn dieser Worte erschließt sich uns deutlicher aus den Worten des Herrn, von denen das Evangelium berichtet. Durch seinen Segen hat er seinen Jüngern alle Vollmacht verliehen; dann, zu seinem Vater betend, gewährt er denen, die dessen würdig sind, die anderen Güter. Und er fügt das wichtigste Gut hinzu: dass seine Jünger nicht gespalten sind […], sondern dass sie alle eins sind, durch ihre Vereinigung mit dem alleinigen und einzigen Gut. So werden sie in der „Einheit des Geistes durch den Frieden zusammengehalten“ und werden „e i n Leib und e i n Geist, wie ihnen durch ihre Berufung auch e i n e gemeinsame Hoffnung gegeben ist“ (vgl. Eph 4,3–4). […] „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir“ (Joh 17,21). Nun, das Band dieser Einheit ist die Herrlichkeit. Dass der Heilige Geist mit „Herrlichkeit“ gemeint ist, kann niemand bestreiten, der sorgfältig auf die Worte des Herrn achtet: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast“ (Joh 17,22)! In der Tat hat er ihnen diese Herrlichkeit gegeben mit den Worten: „Empfangt den Heiligen Geist“ (Joh 20,22): Diese Herrlichkeit, die er schon vor aller Zeit besaß, noch „bevor die Welt war“ (Joh 17,5), wurde Christus trotzdem gegeben, als er unsere menschliche Natur annahm. Und als diese Natur durch den Geist verherrlicht war, empfingen alle, die an derselben Natur teilhaben, die Übermittlung der Herrlichkeit des Geistes, angefangen bei den Jüngern. Deshalb sagt Jesus: „Vater, ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind“.

Zuletzt geändert: 16 May 2021