Donnerstag, 13 Januar 2022 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die liebevolle Geste Jesu, der sich den Aussätzigen nähert, um sie zu trösten und zu heilen, findet ihren vollen, geheimnisvollen Ausdruck in seiner Passion. Jesus, gemartert und von Blutschweiß, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuzigung entstellt, verlassen von denen, die nicht mehr an seine Wohltaten denken, identifiziert sich in seiner Passion mit den Aussätzigen; er wird zu ihrem Abbild und Symbol, so wie der Prophet Jesaja es intuitiv erkannte, als er das Geheimnis des Gottesknechtes betrachtete: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. […] Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden […]. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt […] Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt“ (Jes 53,2–4). Aber gerade aus den Wunden des geschundenen Leibes Jesu und aus der Kraft seiner Auferstehung entspringen Leben und Hoffnung für alle Menschen, die von Schmerzen und Krankheit heimgesucht sind. Die Kirche ist ihrem Auftrag, das Wort Christi zu verkünden, immer treu geblieben, verbunden mit konkreten Gesten solidarischer Barmherzigkeit gegenüber den Geringsten, den Letzten. Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu einem Crescendo an erschütternder, außergewöhnlicher Hingabe zugunsten jener, die mit den widerwärtigsten Krankheiten der Menschheit behaftet waren. Aus der Geschichte wird klar ersichtlich, dass die Christen die ersten waren, die sich mit dem Problem der Aussätzigen befassten. Das Beispiel Christi hatte Schule gemacht, es trug viele Früchte in Form von Gesten der Solidarität, der Hingabe, der Großzügigkeit und selbstloser Nächstenliebe.

Zuletzt geändert: 13 January 2022