Der Name des Vaters lässt uns, sobald wir ihn aussprechen, auch an den Sohn denken; ebenso wie wir sogleich an den Vater denken, wenn wir den Sohn nennen. Wenn es nämlich einen Vater gibt, so versteht man ihn notwendigerweise als den Vater eines Sohnes; und wenn es einen Sohn gibt, so ist er notwendigerweise Sohn eines Vaters.
[…] Gewiss, in einem sehr weiten Sinne ist Gott der Vater aller Wesen, aber von Natur aus und in Wirklichkeit ist er der Vater des einen und einzig-gezeugten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus; er ist es nicht im Laufe der Zeit geworden, sondern von Ewigkeit her ist er der Vater des Einzig-Gezeugten. […]
Er ist ein vollkommener Vater, der einen vollkommenen Sohn gezeugt, und ihm, den er zeugte, alles übergeben hat, denn – so sagt Jesus: „Alles ist mir von meinem Vater übergeben“ (vgl. Mt 11,27). Dieser Vater wird durch den Einzig-Gezeugten geehrt, „denn ich ehre meinen Vater“ (vgl. Joh 8,49), spricht der Sohn, und ein andermal: „So wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“ (Joh 15,10). Sagen also auch wir mit dem Apostel: „Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes“ (2 Kor 1,3), und „beugen wir unsere Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat“ (vgl. Eph 3,14–15), und verherrlichen wir ihn mit dem Einzig-Gezeugten. […]
Wenn uns auch tatsächlich – vor allem in unseren Gebeten – gewährt wurde, zu sagen: „Vater unser im Himmel“ (vgl. Mt 6,9), so ist dies doch reine Gnade der Barmherzigkeit. Denn nicht, weil wir der Natur nach vom Vater im Himmel geboren wären, nennen wir ihn „Vater“, sondern durch die Gnade des Vaters, durch das Wirken des Sohnes und des Heiligen Geistes aus Sklaven in Adoptionskinder umgewandelt, sind wir durch unaussprechliche Barmherzigkeit dazu berechtigt, diesen Namen zu verwenden.