Ein Verständnis für diesen eucharistischen Charakter des Gebetes war schon dem Alten Bunde erschlossen: das Wundergebilde des Bundeszeltes, und später des Salomonischen Tempels, wie er nach göttlichen Weisungen errichtet war, wurde als Abbild der ganzen Schöpfung betrachtet, die sich in Anbetung und Dienst um ihren Herrn schart.
[…] Wie nach dem Schöpfungsbericht der Himmel gleich einem Teppich ausgespannt wurde, so waren Teppiche als Wände des Zeltes vorgeschrieben. Wie die Wasser der Erde von den Wassern des Himmels geschieden wurden, so schied der Vorhang das Allerheiligste von den äußeren Räumen ab. […] Für die Leuchten des Himmels steht der siebenarmige Leuchter im Zelt. Lämmer und Vögel vertreten das Gewimmel lebender Wesen, das Wasser, Erde und Luft bevölkert. Und wie die Erde dem Menschen übergeben wurde, so steht im Heiligtum der Hohepriester, „der gesalbt wurde, zu wirken und zu dienen vor Gott“. […]
An Stelle des Salomonischen Tempels hat Christus einen Tempel aus lebendigen Steinen erbaut, die Gemeinschaft der Heiligen. In ihrer Mitte steht er als der ewige Hohepriester, auf ihrem Altar ist er selbst das immerwährende Opfer. Und wiederum ist die ganze Schöpfung einbezogen in die „Liturgie“, den feierlichen Gottesdienst: die Früchte der Erde als die geheimnisvollen Opfergaben, die Blumen und die Leuchter, die Teppiche und der Vorhang, der geweihte Priester und die Salbung und Segnung des Gotteshauses.
Auch die Cherubim fehlen nicht. Von der Hand des Künstlers gebildet, halten die sichtbaren Gestalten Wache zur Seite des Allerheiligsten. Und als ihre lebendigen Abbilder umgeben die „engelähnlichen Mönche“ den Opferaltar und sorgen dafür, dass das Gotteslob nicht verstumme, wie im Himmel, so auch auf Erden. […] Ihre morgendlichen Loblieder rufen die ganze Schöpfung wiederum zusammen, um sich im Preis des Herrn zu vereinen: die Berge und Hügel, die Flüsse und Ströme, Meere und Länder und alles, was sie bewohnt, Wolken und Winde, Regen und Schnee, alle Völker der Erde, alle Stände und Geschlechter der Menschen, schließlich auch die Himmelsbewohner, die Engel und Heiligen: sie sollen also nicht nur durch ihre Abbilder von Menschenhand oder in Menschengestalt, sondern in eigener Person teilnehmen an der großen Eucharistie der Schöpfung – oder vielmehr, wir sollen uns durch unsere Liturgie mit ihrem ewigen Gotteslob verbinden. „Wir“ – d. h. nicht nur die Ordensleute […], sondern das ganze christliche Volk.