Dein Licht umhüllt mich, gibt mir Leben, o mein Christus, denn dein Anblick macht lebendig, lässt auferstehen. Von den Wirkungsweisen deines Lichts zu reden, vermag ich nicht; doch habe ich sein Wirken erfahren, und was ich weiß, mein Gott, ist dies: Selbst wenn ich krank bin, Herr, sogar in Bedrängnis und Betrübnis, in Fesseln gelegt, hungrig, im Gefängnis, von tausenderlei Leiden heimgesucht, ist es dein Licht, o mein Christus, das leuchtet und all dies zerstreut wie die Finsternis, und mit einem Mal taucht dein göttlicher Geist mich in die Ruhe, in das Licht und in des Lichtes seligen Genuss.
[…] Denn wie es Nacht und dunkel wird, wenn die Sonne sinkt, und all die wilden Tiere aus ihren Verstecken kommen, um nach Beute suchen, so ist es, mein Gott, wenn dein Licht mich nicht mehr umhüllt: Sogleich bedeckt mich die Finsternis dieses Lebens und die Flut der Gedanken; die Bestien der Leidenschaften zerreißen mich und die Gedanken durchlöchern mich wie Pfeile. Doch wenn du dich wieder meiner erbarmst, wenn du Gnade walten lässt, wenn du dein Ohr zu meinen Seufzern und Klagen neigst, wenn du meine Wehrufe hörst und meine Tränen annimmst, wenn du gnädig auf meine Erniedrigung schaust – trage ich doch die Last von Sünden, die ich nicht wiedergutmachen kann –, dann, o mein Christus, erscheinst du von weitem wie ein aufgehender Stern; nach und nach schwillt deine Größe an – dabei bist nicht du es, der sich solcherart verändert, vielmehr öffnest du den Geist deines Dieners, so dass er dich sehen kann. Ein klein wenig lässt du dich sehen, dann, gleich der Sonne, mehr und mehr, denn je mehr die Dunkelheit entschwindet und vergeht, desto mehr meine ich dich kommen zu sehen, dich, den Allgegenwärtigen; und wenn du mich wie früher ganz umhüllst, Erlöser, wenn du mich ganz bedeckst, mich ganz umgibst, dann bin ich frei von meinen Übeln, der Finsternis enthoben.