Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Vor dem Kind in der Krippe scheiden sich die Geister. Es ist der König der Könige und der Herr über Leben und Tod. Es spricht sein „Folge mir“, und wer nicht für ihn ist, ist wider ihn (vgl. Lk 11,23). Er spricht es auch für uns und stellt uns vor die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis.

Wohin es uns auf dieser Erde führen will, das wissen wir nicht und sollen wir nicht vor der Zeit fragen. Nur das wissen wir, dass denen, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Guten gereichen (vgl. Röm 8,28). Und ferner, dass die Wege, die der Heiland führt, über diese Erde hinausgehen. O admirabile commercium! Creator generis humani, animatum corpus sumens, largitus est nobis suam Deitatem. [O wunderbarer Tausch! Der Schöpfer des Menschengeschlechtes nimmt menschliches Fleisch an und wird aus der Jungfrau geboren.] Zu diesem wunderbaren Tauschhandel ist ja der Erlöser auf die Welt gekommen. Gott ward ein Menschenkind, damit die Menschenkinder Gotteskinder werden könnten. Einer von uns hatte das Band der Gotteskindschaft zerrissen, einer von uns musste es wieder knüpfen und die Sühne zahlen. Keiner konnte es aus dem alten, dem kranken und verwilderten Stamm. Ein neues, gesundes und edles Reis musste aufgepfropft werden. Einer von uns ist er geworden; aber damit mehr als das: eins mit uns. Das ist ja das Wunderbare am Menschengeschlecht, dass wir alle eins sind. […] Er aber kam, um ein Corpus mysticum mit uns zu sein: er unser Haupt, wir seine Glieder (vgl. Eph 5,23.30). Legen wir unsere Hände in die Hände des göttlichen Kindes, sprechen wir unser ja zu seinem Sequere me [Folge mir], dann sind wir sein, und der Weg ist frei, dass sein göttliches Leben auf uns übergehen kann. Das ist der Anfang des ewigen Lebens in uns. Es ist noch nicht seliges Gottschauen im Glorienlicht, es ist noch Dunkel des Glaubens, aber es ist nicht mehr von dieser Welt, es ist schon Stehen im Gottesreich.

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 13 January 2025