Hl. Johannes Chrysostomus

Was der Mensch, was die Größe seines Wesens ist und zu welchem Mut dieses Lebewesen fähig ist, hat uns der Apostel Paulus wie kein anderer gezeigt. Täglich gab er sein Bestes, und inmitten der Gefahren, die ihn bedrohten, schwang er sich zu immer neuer Kühnheit auf, von der seine eigenen Worte zeugen: „Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist“ (Phil 3,13).

Als er den Tod nahen spürt, lädt er mit folgenden Worten ein, seine Freude zu teilen: „Ebenso freut auch ihr euch und freut euch mit mir!“ (Phil 2,18). Inmitten von Gefahren, Schmach und Schande frohlockt er und schreibt an die Korinther: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten“ (2 Kor 12,10). Für Paulus gab es nur eine Sache, die es zu fürchten und zu fliehen galt: Gott zu beleidigen. Ebenso trieb nichts anderes ihn an, nicht einmal die Güter des Himmels, als allein der Wunsch, Gott zu gefallen. Darin zeigt sich seine leidenschaftliche Liebe zu Christus. […] Er war so gesinnt, dass er sogar darum bat, von der Herrlichkeit des Himmels ausgeschlossen zu werden, um die Juden zu retten, die ihr Heil verfehlt hatten (vgl. Röm 9,3). Das beweist, wie traurig ihr Verderben ihn stimmte. Wäre es für ihn nicht so schmerzhaft gewesen, hätte er nicht eine solche Bitte ausgesprochen. Er hielt seine Wahl für erträglicher und tröstlicher. Es war auch keine bloße Absichtserklärung, sondern ein regelrechter Schrei aus dem Herzen: „Ich bin voll Trauer, unablässig leidet mein Herz“ (Röm 9,2). Mit wem könnte man diesen Mann vergleichen, der sich die ganze Welt so zu Herzen nimmt?

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 25 January 2025