Hl. Charles de Foucauld

„Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden!“ (Lk 6,37). Wie sehr liebst Du die Menschen, mein Gott, der Du ihnen verbietest zu richten, und Dir selbst, ihrem einzigen Vater, Herrn und Richter, das Richten vorbehältst! … Wie sehr liebst Du die Menschen, der Du ihre gegenseitige Liebe willst und ihnen dieses Gebot gibst, das dazu dient, ihre gegenseitige Hochachtung – die Mutter der Liebe – zu wahren, und sie dadurch lehrt, einander zu lieben! … Wie gut bist Du, der Du die Menschen so sehr an Dich binden willst, der Du so sehr Deine Liebe in ihnen entfalten willst und ihnen dieses Gebot gibst, das Deine Liebe in ihnen entzünden soll.

Und da es ihre Herzen erweicht und daran hindert, gegenüber Menschen bitter zu werden, macht es sie zugleich milder Dir gegenüber (denn wir haben ja nur ein Herz, das entweder bitter oder mild allen gegenüber ist). Und indem Du sie vom Richten abhältst, wenden sie ihre Aufmerksamkeit von den Taten anderer Menschen ab, und so erleichterst Du es ihnen, ihre ganze Aufmerksamkeit, all ihre Blicke, ihre Gedanken, ihre ganze Liebe auf Dich allein zu richten! Richten wir also nicht: aus Gehorsam gegenüber diesem Wort Jesu und vielen anderen ähnlichen Worten …, denn wir haben kein Recht dazu. „Wer bist du, dass du den Diener eines anderen richtest?“ (Röm 14,4). […] Lasst uns aus Güte ein sanftmütiges, mildes Herz ohne Bitterkeit haben. Ein solches Herz ist nachsichtig, richtet nicht, wendet seine Augen vom Bösen ab. Die Liebe grübelt nicht über Böses nach: Sie glaubt alles, hofft alles (1 Kor 13,7).

Quelle: Evangelizo

Zuletzt geändert: 23 February 2025