Reichtümer, seien sie materieller oder spiritueller Art, können uns ersticken, wenn wir nicht recht damit umgehen. Denn selbst Gott kann nichts in ein Herz legen, das schon zum Bersten voll ist. Irgendwann wird daraus unweigerlich ein Hunger nach Geld entstehen und eine Gier nach allem, was Geld zu verschaffen vermag – die Suche nach Überflüssigem, nach Luxus in Nahrung, Kleidung und Vergnügen.
Die Bedürfnisse wachsen immer mehr, weil eine Sache nach der nächsten verlangt. Am Ende bleibt jedoch ein unkontrollierbares Gefühl der Unzufriedenheit zurück. Wir sollten so leer wie möglich sein, damit Gott uns erfüllen kann. Unser Herr ist ein lebendiges Beispiel dafür: Vom ersten Tag seiner menschlichen Existenz an erlebte er eine Armut, die kein menschliches Wesen jemals erfahren wird, denn „er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9). Christus hat sich selbst seines ganzen Reichtums entäußert. Genau da kommt der Widerspruch zum Vorschein: Wenn ich arm sein will wie Christus, der arm wurde, obgleich er reich war, was muss ich dann tun? Es wäre eine Schande für uns, reicher zu sein als Jesus, der um unseretwillen bittere Armut erlitten hat. Am Kreuz wurde Christus alles genommen. Das Kreuz selbst war ihm von Pilatus gegeben worden; die Nägel und die Dornenkrone von den Soldaten. Er war nackt. Als er gestorben war, nahm man ihm das Kreuz weg, die Nägel und die Dornenkrone wurden entfernt. Man wickelte ihn in ein Stück Leinwand, das Geschenk eines mildtätigen Menschen, und legte ihn in ein Grab, das ihm nicht gehörte. Und das alles, obwohl Jesus wie ein König hätte sterben oder sich sogar den Tod hätte ersparen können. Aber er hatte die Armut gewählt, weil er wusste, dass sie das wahre Mittel ist, Gott zu besitzen und seine Liebe auf die Erde zu bringen.