„Bei den Alten ist Weisheit, bei langer Lebenszeit findet sich Klugheit“ (Ijob 12,12 Vulg.). Die Worte, die sich an den Wurzeln der Weisheit festhalten, sind jene, die ihre ganze Kraft aus einer Lebensweise schöpfen, die sich im Handeln bewährt. Da aber häufig ein langes Leben gewährt wird, ohne dass einem auch die Gnade der Weisheit zuteilwird, muss nun jener genannt werden, von dessen Urteil die Verleihung dieser Gaben abhängt, und so fährt der Text fort: „Bei ihm ist Weisheit und Kraft; er besitzt Rat und Einsicht“ (Ijob 12,13 Vulg.
). Wir wenden diese Worte nicht ohne Grund auf den eingeborenen Sohn des höchsten Vaters an, indem wir uns bewusstmachen, dass er selbst die Weisheit und die Kraft Gottes ist. Auch Paulus bezeugt dies unserer Einsicht, wenn er sagt, dass „Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ ist (1 Kor 1,24), er, der immer in Gott ist, denn „im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Nun hat Gott Rat und Einsicht: Rat, weil er seine Taten ordnet, Einsicht, weil er unsere Taten kennt. Das Wort vom Rat kann sich auch auf die Langsamkeit seines geheimen Urteils beziehen, das heißt, er kann die Bestrafung des Schuldigen hinauszögern, nicht weil er dessen Verfehlung gegen die Gerechtigkeit nicht bemerkte, sondern damit wir erkennen, dass die Verurteilung, die im Hinblick auf eine mögliche Bekehrung aufgeschoben wird, wenn auch mit Verzögerung, auf einen Rat zurückzuführen ist.