ETfT 2022

Mittwoch, 1. März : Hl. Cyrill von Jerusalem

Beweist uns, dass die Auferstehung eines Menschen, der schon drei Tage tot war, möglich ist und dass ein Mensch, der ins Grab gelegt wurde, nach drei Tagen wieder auferstehen kann, sagt jemand. Wenn wir nun nach einem beweiskräftigen Zeugnis für diese genauen Umstände suchen, so gibt der Herr Jesus selbst es in den Evangelien, wenn er sagt: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein“ (Mt 12,40; vgl. Jona 2,1). Wenn wir nun die Geschichte von Jona betrachten, erscheint uns die Ähnlichkeit sehr bedeutsam. Jesus wurde ausgesandt, um Buße zu verkünden; ebenso wurde auch Jonas ausgesandt. Doch der lief davon, unbekümmert um die Konsequenzen seines Handelns, während jener bereitwillig auftrat, um heilsame Buße zu predigen. Jonas schlief auf dem Schiff und schnarchte, während der Sturm das Meer aufwühlte. So geschah es auch während des Schlafes Jesu, dass das Meer – durch göttliche Vorsehung gefügt – erwachte, um anschließend die Macht dessen, der da schlief, zu offenbaren. […] Jona wurde in den Bauch des Ungeheuers geworfen; Jesus hingegen stieg aus eigenem Antrieb dort hinab, wo sich das mystische Ungeheuer des Todes befand; und er stieg freiwillig hinab, damit der Tod diejenigen, die er verschlungen hatte, wieder ausspeien konnte, gemäß der Schriftstelle: „Aus der Hand des Todes will ich sie befreien, vom Tode sie loskaufen“ (Hos 13,14 LXX) […]. Ich glaube, dass Jonas damals bewahrt wurde, denn „für Gott ist alles möglich“ (vgl. Mt 19,26). Ich glaube auch, dass Christus von den Toten auferweckt wurde: Zahlreich sind ja die Zeugnisse, die ich dafür habe, sowohl aus der Heiligen Schrift als auch aus dem Wirken den Auferstandenen bis auf den heutigen Tag. Er stieg selbst in die Unterwelt hinab, um nach kurzer Zeit wieder heraufzusteigen. Denn er stieg hinab in das Reich des Todes, und die Leiber vieler Heiligen, die gestorben waren, wurden durch ihn auferweckt. […] Da wir nun die prophetischen Worte haben, lebt der Glaube in uns.

Mittwoch, 1. März : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,29-32.

In jener Zeit, als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.

Mittwoch, 1. März : ps 51(50),3-4.12-13.18-19.

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde! Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie geben, an Brandopfern hast du kein Gefallen. Schlachtopfer für Gott ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.

Mittwoch, 1. März : Buch Jona 3,1-10.

Das Wort des Herrn erging an Jona: Mach dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde. Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört! Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus, und alle, groß und klein, zogen Bußgewänder an. Als die Nachricht davon den König von Ninive erreichte, stand er von seinem Thron auf, legte seinen Königsmantel ab, hüllte sich in ein Bußgewand und setzte sich in die Asche. Er ließ in Ninive ausrufen: Befehl des Königs und seiner Großen: Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen, sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Sie sollen sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen laut zu Gott rufen, und jeder soll umkehren und sich von seinen bösen Taten abwenden und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt. Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er lässt ab von seinem glühenden Zorn, so dass wir nicht zugrunde gehen. Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.

Dienstag, 28. Februar : Johannes Cassianus

„Vater unser“. Wir bekennen mit unserem eigenen Mund, dass der Gott und Herr des Universums unser Vater ist; und das bedeutet doch wohl, zu bekennen, dass wir aus dem Stand der Knechtschaft in den Stand der Adoptivkinder berufen wurden. Wir ergänzen: „im Himmel“. Unsere Lebenszeit ist fortan nur noch ein Exil, und diese Erde ist ein fremdes Land, das uns von unserem Vater trennt. Lasst uns fliehen und mit der ganzen Glut unserer Sehnsucht hin zu dem Ort eilen, von dem wir bekennen, dass dort unser Vater wohnt! Sind wir einmal zu dieser Würde der Kinder Gottes gelangt, so werden wir sofort von der Zärtlichkeit entflammt, die die Herzen aller guten Kinder erfüllt; und, ohne länger an unsere Interessen zu denken, haben wir nur noch Leidenschaft für die Ehre unseres Vaters. Wir sagen zu ihm: „Geheiligt werde dein Name“ und bezeugen damit, dass seine Ehre unser ganzes Verlangen und unsere ganze Freude ist, nach dem Vorbild dessen, der gesagt hat: „Wer im eigenen Namen spricht, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig, und in ihm ist keine Falschheit“ (Joh 7,18). […] Die Worte: „Geheiligt werde dein Name“ könnten auch sehr gut in dem Sinne verstanden werden, dass Gott durch unsere Vollkommenheit geheiligt wird. Wenn wir also zu ihm sagen „Geheiligt werde dein Name“, würde das mit anderen Worten bedeuten: „Vater, mach uns so, dass wir verdienen, die Größe deiner Heiligkeit zu erkennen und zu verstehen, oder lass zumindest diese Heiligkeit in unserem ganzen geistlichen Leben aufleuchten!“ Genau das geschieht in uns, wenn „die Menschen unsere guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel preisen“ (vgl. Mt 5,16).

Dienstag, 28. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 6,7-15.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Dienstag, 28. Februar : ps 34(33),4-5.6-7.16-17.18-19.

Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen. Ich suchte den Herrn, und er hat mich erhört, er hat mich all meinen Ängsten entrissen. Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, und ihr braucht nicht zu erröten. Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. Er half ihm aus all seinen Nöten. Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten, seine Ohren hören ihr Schreien. Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, um ihr Andenken von der Erde zu tilgen. Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; er entreißt sie all ihren Ängsten. Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind.

Dienstag, 28. Februar : Buch Jesaja 55,10-11.

Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.

Montag, 27. Februar : Hl. Charles de Foucauld

„Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben“ (Mt 25,35). Unser Herr gibt uns hier das eigentliche Motiv für Mildtätigkeit, das stärkste von allen, die es sonst noch gibt. Man muss geben, um dem so oft wiederholten Gebot Gottes zu gehorchen; man muss geben um ihm ähnlich zu werden, der so freimütig gibt, um Jesus ähnlich zu werden, der so viel gegeben hat; man muss geben, weil die Liebe Gottes uns dazu verpflichtet, unsere Liebe zu ihm auf die Menschen, seine geliebten Kinder, zu übertragen; man muss aus Güte geben, um diese Tugend, die man um ihrer selbst willen lieben muss, zu üben und zu pflegen, weil sie eine der Eigenschaften Gottes ist, eine der göttlichen Schönheiten, eine der Vollkommenheiten Gottes und folglich Gott selbst; aber das mitreißendste aller Motive, zu geben, das uns vor allem antreibt – obwohl jedes andere schon mehr als genug wäre –, ist, dass alles, was wir dem Nächsten tun, wir Jesus selbst tun: Das ist der Grund, der unser ganzes Leben verändert, erneuert, der alle unsere Handlungen, Worte, und Gedanken lenkt und leitet … Alles, was wir dem Nächsten tun, tun wir Jesus …

Montag, 27. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 25,31-46.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Montag, 27. Februar : ps 19(18),8-11.15.

Die Weisung des HERRN ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise. Die Befehle des HERRN sind gerade, sie erfüllen das Herz mit Freude. Das Gebot des HERRN ist rein, es erleuchtet die Augen. Die Furcht des HERRN ist lauter, sie besteht für immer. Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig, gerecht sind sie alle. Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben. Die Worte meines Mundes mögen dir gefallen; was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, HERR, mein Fels und mein Erlöser.

Montag, 27. Februar : Buch Levitikus 19,1-2.11-18.

Der Herr sprach zu Mose: Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten, und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig. Ihr sollt nicht stehlen, nicht täuschen und einander nicht betrügen. Ihr sollt nicht falsch bei meinem Namen schwören; du würdest sonst den Namen deines Gottes entweihen. Ich bin der Herr. Du sollst deinen Nächsten nicht ausbeuten und ihn nicht um das Seine bringen. Der Lohn des Tagelöhners soll nicht über Nacht bis zum Morgen bei dir bleiben. Du sollst einen Tauben nicht verfluchen und einem Blinden kein Hindernis in den Weg stellen; vielmehr sollst du deinen Gott fürchten. Ich bin der Herr. Ihr sollt in der Rechtsprechung kein Unrecht tun. Du sollst weder für einen Geringen noch für einen Großen Partei nehmen; gerecht sollst du deinen Stammesgenossen richten. Du sollst deinen Stammesgenossen nicht verleumden und dich nicht hinstellen und das Leben deines Nächsten fordern. Ich bin der Herr. Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Stammesgenossen zurecht, so wirst du seinetwegen keine Schuld auf dich laden. An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.

Sonntag, 26. Februar : Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es wird erzählt, dass ein heiliger Priester eines Tages einen Christen traf, der in ständiger Angst lebte, der Versuchung zu unterliegen. „Warum fürchtest du dich?“, fragte der Priester. „Ach, Pater“, antwortete er, „ich fürchte mich davor, in der Versuchung zu unterliegen und verlorenzugehen.“ Und weinend fügte er hinzu: „Ach, habe ich nicht allen Grund zu zittern, wenn so viele Millionen Engel im Himmel gefallen sind und sogar Adam und Eva im Paradies bezwungen wurden?!“ […] „Aber mein Freund“, erwiderte ihm der heilige Priester, „weißt du denn nicht, dass der Teufel wie ein großer Hund an der Leine ist: Er bellt und macht großen Lärm; aber er beißt nur den, der ihm zu nahe kommt. Hab nur Vertrauen auf Gott, meide die Gelegenheit zur Sünde, und Du wirst nicht unterliegen. Hätte Eva nicht auf den Teufel gehört, sondern wäre sie geflohen, als er ihr sagte, sie solle die Gebote Gottes übertreten, dann wäre sie nicht gefallen. Wenn du versucht wirst, so weise die Versuchungen sofort zurück, und wenn du kannst, mache andächtig das Zeichen des Kreuzes; denke an die Qualen, die die Verworfenen erleiden, weil sie der Versuchung nicht widerstanden haben; blicke zum Himmel auf, und du wirst die Belohnung sehen für den, der kämpft; rufe deinen Schutzengel um Beistand an, wirf dich schnell in die Arme der Muttergottes und bitte um ihren Schutz; so wirst du ganz bestimmt über deine Feinde siegen, und du wirst bald sehen, wie sie in völlige Verwirrung geraten. Wenn wir in der Versuchung fallen, meine Brüder, dann liegt das nur daran, dass wir die Mittel, die der liebe Gott uns zum Kampf anbietet, nicht ergreifen wollen. Vor allem müssen wir fest davon überzeugt sein, dass wir aus eigener Kraft nur verloren gehen können; dass wir aber mit einem großen Vertrauen auf Gott alles vermögen.

Sonntag, 26. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 4,1-11.

In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.

Sonntag, 26. Februar : Brief des Apostels Paulus an die Römer 5,12-19.

Brüder! Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten. Sünde war schon vor dem Gesetz in der Welt, aber Sünde wird nicht angerechnet, wo es kein Gesetz gibt; dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht wie Adam durch Übertreten eines Gebots gesündigt hatten; Adam aber ist die Gestalt, die auf den Kommenden hinweist. Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheimgefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden. Anders als mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde, verhält es sich mit dieser Gabe: Das Gericht führt wegen der Übertretung des einen zur Verurteilung, die Gnade führt aus vielen Übertretungen zur Gerechtsprechung. Ist durch die Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft gekommen, durch diesen einen, so werden erst recht alle, denen die Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit reichlich zuteil wurde, leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus. Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.

Sonntag, 26. Februar : ps 51(50),3-4.5-6ab.12-13.14.17.

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen dich allein habe ich gesündigt, ich habe getan, was dir missfällt. Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Gib mir wieder die Freude deines Heiles, rüste mich aus mit dem Geist der Großmut! Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.

Sonntag, 26. Februar : Buch Genesis 2,7-9.3,1-7.

Gott, der Herr, formte den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.

Samstag, 25. Februar : Hl. Faustina Kowalska

Gott der großen Barmherzigkeit, Du hast uns als Beweis Deiner unergründlichen Liebe und Barmherzigkeit Deinen Eingeborenen Sohn gesandt. Du weist die Sünder nicht ab, vielmehr hast Du aus Deiner unergründlichen Barmherzigkeit den Schatz für sie geöffnet, aus dem sie in Fülle schöpfen können; nicht nur Rechtfertigung, sondern größte Heiligkeit, zu der eine Seele gelangen kann. – Vater des großen Erbarmens, ich möchte, dass alle Herzen sich mit Vertrauen Deiner unendlichen Barmherzigkeit zuwenden. Niemand vermag sich vor Dir zu rechtfertigen, wenn Deine unergründliche Barmherzigkeit ihn nicht begleitet. Wenn Du uns das Geheimnis Deiner Barmherzigkeit enthüllst, wird die Ewigkeit zum gebührenden Dank nicht ausreichen. Wie erfreulich, tief in der Seele zu haben, was die Kirche zu glauben lehrt. Wenn meine Seele in Liebe versenkt ist, entscheide ich die schwierigsten Fragen klar und schnell. Sie allein vermag über Abgründe und höchste Gipfel zu schreiten. – Die Liebe und nochmals die Liebe.

Samstag, 25. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 5,27-32.

In jener Zeit sah Jesus einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.

Samstag, 25. Februar : ps 86(85),1-2.3-4.5-6.

Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr! Denn ich bin arm und gebeugt. Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben! Hilf deinem Knecht, der dir vertraut! Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr! Den ganzen Tag rufe ich zu dir. Herr, erfreue deinen Knecht; denn ich erhebe meine Seele zu dir. Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen, für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade. Herr, vernimm mein Beten, achte auf mein lautes Flehen!

Samstag, 25. Februar : Buch Jesaja 58,9b-14.

So spricht der Herr: Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag. Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt. Deine Leute bauen die uralten Trümmerstätten wieder auf, die Grundmauern aus der Zeit vergangener Generationen stellst du wieder her. Man nennt dich den Maurer, der die Risse ausbessert, den, der die Ruinen wieder bewohnbar macht. Wenn du am Sabbat nicht aus dem Haus gehst und an meinem heiligen Tag keine Geschäfte machst, wenn du den Sabbat den Tag der Wonne nennst, einen Ehrentag den heiligen Tag des Herrn, wenn du ihn ehrst, indem du keine Gänge machst, keine Geschäfte betreibst und keine Verhandlungen führst, dann wirst du am Herrn deine Wonne haben, dann lasse ich dich über die Höhen der Erde dahinfahren und das Erbe deines Vaters Jakob genießen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.

Freitag, 24. Februar : Benedikt XVI.

„Einer muss zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein“, sagte Petrus. […] Meine Brüder und Schwestern, ihr müsst […] Zeugen der Auferstehung Jesu werden. In der Tat, wenn in eurer Umgebung nicht ihr seine Zeugen seid, wer wird es an eurer statt sein? Der Christ ist in der Kirche und mit der Kirche ein in die Welt hinausgesandter Missionar Christi. Das ist die unaufschiebbare Sendung jeder kirchlichen Gemeinschaft: den auferstandenen Christus von Gott empfangen und der Welt anbieten, damit jede Situation der Schwächung und des Todes durch den Heiligen Geist in eine Gelegenheit des Wachstums und des Lebens verwandelt werde. […] Nichts drängen wir den anderen auf, aber immer schlagen wir es vor, wie Petrus uns in einem seiner Briefe empfiehlt: „Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Und am Ende fragen uns alle danach, auch diejenigen, die nicht zu fragen scheinen. Aus persönlicher und allgemeiner Erfahrung wissen wir genau, dass Jesus der ist, den alle erwarten. Tatsächlich überschneiden sich die tiefsten Erwartungen der Welt und die großen Gewissheiten des Evangeliums in der unabweisbaren Sendung, die uns zukommt, denn „ohne Gott weiß der Mensch nicht, wohin er gehen soll, und vermag nicht einmal zu begreifen, wer er ist. Angesichts der enormen Probleme der Entwicklung der Völker, die uns fast zur Mutlosigkeit und zum Aufgeben drängen, kommt uns das Wort des Herrn Jesus Christus zu Hilfe, der uns wissen lässt: ‚Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen‘ (Joh 15,5) und uns ermutigt: ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt‘ (Mt 28,20)“ (Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 78). […] Ja! Wir sind berufen, der Menschheit unserer Zeit zu dienen, indem wir einzig auf Jesus vertrauen und uns von seinem Wort erleuchten lassen: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt“ (Joh 15,16). Wieviel Zeit geht verloren, wieviel Arbeit wird aufgeschoben, weil dieser Punkt nicht beachtet wird! Was den Ursprung und die Wirksamkeit der Mission angeht, wird alles von Christus her bestimmt: Die Sendung empfangen wir immer von Christus, der uns das bekannt gemacht hat, was er von seinem Vater gehört hat, und wir sind mit ihr betraut durch den Heiligen Geist, in der Kirche. Wie die Kirche selbst, ein Werk Christi und seines Geistes, so muss das Angesicht der Erde von Gott her erneuert werden, immer und allein von Gott her!

Freitag, 24. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 15,9-17.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Freitag, 24. Februar : ps 113(112),1-2.3-4.5a.6-7.

Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobt den Namen des Herrn! Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit. Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang sei der Name des Herrn gelobt. Der Herr ist erhaben über alle Völker, seine Herrlichkeit überragt die Himmel. Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, Wer gleicht ihm, der in der Höhe thront, der hinabschaut in die Tiefe, der den Schwachen aus dem Staub emporhebt und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?

Freitag, 24. Februar : Apostelgeschichte 1,15-17.20a.20c-26.

In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen - und sagte: Brüder! Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangennahmen. Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Denn es steht im Buch der Psalmen: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde, - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Herr, du kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen. Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. Dann gaben sie ihnen Lose; das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugerechnet.

Donnerstag, 23. Februar : Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Herr, dein Tod am Kreuz und deine Auferstehung mögen uns lehren, den Angriffen des täglichen Lebens die Stirn zu bieten und die Angst vor dem Tod zu überwinden, damit wir in einer größeren und kreativeren Fülle leben. Demütig und geduldig hast du die Nackenschläge des menschlichen Lebens wie auch die Qualen deiner Kreuzigung hingenommen. Hilf uns, die Nöte und Kämpfe, die jeder Tag uns bringt, wahrzunehmen als Chancen, zu wachsen und dir gleichförmiger zu werden. Mach uns fähig, ihnen geduldig und mutig zu begegnen, voll Vertrauen auf deinen Beistand. Lass uns begreifen, dass wir zur Fülle des Lebens nur gelangen, wenn wir unablässig uns selbst und unseren egoistischen Wünschen sterben. Denn nur wenn wir mit dir sterben, können wir mit dir auferstehen.

Donnerstag, 23. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,22-25.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?

Donnerstag, 23. Februar : ps 1,1-2.3.4.6.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Donnerstag, 23. Februar : Deuteronomium 30,15-20.

Mose sagte zum Volk: Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden, und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen. Wenn du aber dein Herz abwendest und nicht hörst, wenn du dich verführen lässt, dich vor anderen Göttern niederwirfst und ihnen dienst- heute erkläre ich euch: Dann werdet ihr ausgetilgt werden; ihr werdet nicht lange in dem Land leben, in das du jetzt über den Jordan hinüberziehst, um hineinzuziehen und es in Besitz zu nehmen. Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme, und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. Er ist die Länge deines Lebens, das du in dem Land verbringen darfst, von dem du weißt: Der Herr hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen, es ihnen zu geben.

Mittwoch, 22. Februar : Hl. Petrus Chrysologus

Meine Brüder, heute beginnen wir die große Reise der Fastenzeit. Schaffen wir also unseren ganzen Vorrat an Essen und Trinken auf unser Schiff, indem wir die reiche Barmherzigkeit dort verstauen, die wir brauchen werden. Denn unser Fasten hat Hunger, unser Fasten hat Durst, wenn es sich nicht von Güte ernährt, wenn es seinen Durst nicht an der Barmherzigkeit löscht. Unser Fasten friert, unser Fasten scheitert, wenn die Wolle des Almosens es nicht bedeckt, wenn das Gewand des Mitleids es nicht einhüllt. Brüder, was der Frühling für das Erdreich ist, das ist die Barmherzigkeit für das Fasten: Der sanfte Frühlingswind bringt alle Knospen im weiten Land zur Blüte; das barmherzige Fasten lässt all unsere Saaten wachsen und blühen, lässt sie Frucht tragen bis zur himmlischen Ernte. Was das Öl für die Lampe ist, ist die Güte für das Fasten. Wie das Fett des Öles das Licht der Lampe zum Leuchten bringt und sie mit so wenig Nahrung zum Trost einer ganzen Nacht leuchten lässt, so bringt die Güte das Fasten zum Leuchten: Es sendet Strahlen aus, die in der Enthaltsamkeit ihren vollen Glanz entfalten. Was die Sonne für den Tag ist, das ist das Almosen für das Fasten: Der Glanz der Sonne verstärkt die Helligkeit des Tages und zerstreut das Dunkel der Wolken. Das Almosen, welches das Fasten begleitet, heiligt die Heiligkeit und vertreibt, dank des Lichtes der Güte, alles aus unseren Wünschen, was todbringend sein könnte. Kurz gesagt: Was der Leib für die Seele ist, das ist die Großherzigkeit für das Fasten: Wenn die Seele den Körper verlässt, bringt sie ihm den Tod; wenn die Großherzigkeit das Fasten nicht mehr begleitet, ist es sein Tod.

Mittwoch, 22. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 6,1-6.16-18.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Mittwoch, 22. Februar : Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Korinther 5,20-21.6,1-2.

Brüder! Wir sind Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, am Tag der Rettung helfe ich dir. Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

Mittwoch, 22. Februar : ps 51(50),3-4.5-6ab.12-13.14.17.

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen dich allein habe ich gesündigt, ich habe getan, was dir missfällt. Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Gib mir wieder die Freude deines Heiles, rüste mich aus mit dem Geist der Großmut! Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.

Mittwoch, 22. Februar : Buch Joel 2,12-18.

So spricht der Herr: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte und es reut ihn, dass er das Unheil verhängt hat. Vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er lässt Segen zurück, so dass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt für den Herrn, euren Gott. Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach. Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des Herrn sollen sprechen: Hab Mitleid, Herr, mit deinem Volk und überlass dein Erbe nicht der Schande, damit die Völker nicht über uns spotten. Warum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott? Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

Dienstag, 21. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 9,30-37.

In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Dienstag, 21. Februar : ps 37(36),3-4.18-19.27-28ab.39-40ab.

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue! Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Der Herr kennt die Tage der Bewährten, ihr Erbe hat ewig Bestand. In bösen Zeiten werden sie nicht zuschanden, sie werden satt in den Tagen des Hungers. Meide das Böse und tu das Gute, so bleibst du wohnen für immer. Denn der Herr liebt das Recht und verlässt seine Frommen nicht. Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn, er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not. Der Herr hilft ihnen und rettet sie, er rettet sie vor den Frevlern.

Dienstag, 21. Februar : Buch Jesus Sirach 2,1-11.

Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfung gefasst! Sei tapfer und stark, zur Zeit der Heimsuchung überstürze nichts! Hänge am Herrn, und weiche nicht ab, damit du am Ende erhöht wirst. Nimm alles an, was über dich kommen mag, halt aus in vielfacher Bedrängnis! Denn im Feuer wird das Gold geprüft, und jeder, der Gott gefällt, im Schmelzofen der Bedrängnis. Vertrau auf Gott, er wird dir helfen, hoffe auf ihn, er wird deine Wege ebnen. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf sein Erbarmen, weicht nicht ab, damit ihr nicht zu Fall kommt. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf ihn, und er wird euch den Lohn nicht vorenthalten. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf Heil, auf immerwährende Freude und auf Erbarmen! Schaut auf die früheren Generationen und seht: Wer hat auf den Herrn vertraut und ist dabei zuschanden geworden? Wer hoffte auf ihn und wurde verlassen? Wer rief ihn an, und er erhörte ihn nicht? Denn gnädig und barmherzig ist der Herr; er vergibt die Sünden und hilft zur Zeit der Not.

Montag, 20. Februar : Sel. Columba Marmion

Doch die Einwirkung der Gnade auf den Geist ist zum Glauben notwendig. Lesen wir das Evangelium. Die Zeitgenossen Jesu konnten ihn berühren, hören, ihre Sinne ihn wahrnehmen; der Verstand sagte ihnen, dass er ein hervorragender, hochstehender Mensch sei. Doch um sein göttliches Wesen zu erfassen und zu glauben, dass er der wahre Sohn Gottes war, brauchte es außer den Wundern und den Worten der Propheten ein Gnadengeschenk. Jesus selbst sagt es: „Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater“ […] (Mt 16,17). Und ein andermal sprach er: „Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater ihn nicht zieht“ […] (Joh 6,44). Der Glaube ist ein Geschenk des Himmels. Der Ungläubige muss demütig die Gnade seines Kommens erflehen und wir, die wir diese Gottesgabe besitzen, müssen um Wachstum des Glaubens bitten: „Credo, Domine, adiuva incredulitatem meam“ [„Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben“] (Mk 9,24). Versuchungen gegen den Glauben sind immer möglich, aber sie sollen uns ein Ansporn zum Beten sein; durch sie wird unser Glaube lebendiger, erkennen wir besser, dass er eine übernatürliche, ungeschuldete Gabe ist. […] aber ziehen wir Nutzen aus den Schwierigkeiten: schließen wir uns noch bewusster und fester an Christus und seine Botschaft an.

Montag, 20. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 9,14-29.

In jener Zeit, als Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes von dem Berg herabgestiegen war und sie zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Sobald die Leute Jesus sahen, liefen sie in großer Erregung auf ihn zu und begrüßten ihn. Er fragte sie: Warum streitet ihr mit ihnen? Einer aus der Menge antwortete ihm: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen; immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden, und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu. Da sagte er zu ihnen: O du ungläubige Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir! Und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, so dass er hinfiel und sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden wälzte. Jesus fragte den Vater: Wie lange hat er das schon? Der Vater antwortete: Von Kind auf; oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns! Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt. Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als Jesus sah, dass die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück! Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so dass alle Leute sagten: Er ist gestorben. Jesus aber fasste ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich. Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben? Er antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.

Montag, 20. Februar : ps 93(92),1.2-3.4-5.

Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken. Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit. Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen. Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe. Deine Gesetze sind fest und verlässlich; Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten.

Montag, 20. Februar : Buch Jesus Sirach 1,1-10.

Alle Weisheit stammt vom Herrn, und ewig ist sie bei ihm. Den Sand des Meeres, die Tropfen des Regens und die Tage der Vorzeit, wer hat sie gezählt? Die Höhe des Himmels, die Breite der Erde und die Tiefe des Meeres, wer hat sie gemessen? Früher als sie alle ist die Weisheit erschaffen, von Ewigkeit her die verständige Einsicht. Die Quelle der Weisheit ist das Wort Gottes in der Höhe; ihre Wege sind die ewigen Gebote. Die Kenntnis der Weisheit, wem wurde sie offenbart? Ihre mannigfachen Wege, wer hat sie erkannt? Die Wurzel der Weisheit - wem wurde sie enthüllt, ihre Pläne - wer hat sie durchschaut? [] Nur einer ist weise, höchst ehrfurchtgebietend: der auf seinem Thron sitzt, der Herr. Er hat sie geschaffen, geschaut und gezählt, sie ausgegossen über all seine Werke. Den Menschen ist sie unterschiedlich zugeteilt; er spendet sie denen, die ihn fürchten.

Sonntag, 19. Februar : Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

In dem Maße, wie ein Christ seinen Glauben bekennt und versucht, ihn zu leben, wird er von Gläubigen und Nichtgläubigen als ungewöhnlich wahrgenommen. […] Das Ungewöhnliche eines Christen ist schlicht und einfach seine Ähnlichkeit mit Jesus Christus, die Christusähnlichkeit, die – durch die Taufe in einen Menschen eingesenkt und sein Herz durchdringend – schließlich sozusagen bis an die Hautoberfläche kommt. […] Er glaubt nicht nur an Gott, sondern er soll ihn auch lieben, wie ein Sohn einen ganz und gar liebevollen und allmächtigen Vater liebt, nach dem Vorbild Christi. […] Er liebt seinen Nächsten nicht nur wie sich selbst, sondern er soll ihn lieben „wie Christus uns geliebt hat“, nach dem Vorbild Christi. […] Er ist nicht nur der Bruder seines ihm angehörigen Mitmenschen, sondern aller Mitmenschen weltweit. […] Er gibt nicht nur, sondern er teilt; er leiht aus, fordert aber nicht zurück; er ist verfügbar für das, was von ihm verlangt wird, aber er tut mehr als das, was von ihm verlangt wird. […] Er ist nicht nur Bruder derer, die ihn lieben, sondern auch seiner Feinde; er erträgt nicht nur Schläge, sondern er entfernt sich auch nicht von dem, der ihn schlägt. Er verzichtet nicht nur darauf, Böses mit Bösem zu vergelten, sondern verzeiht und vergisst; er vergisst nicht nur, sondern er vergilt Böses mit Gutem. Er leidet nicht nur und wird von einigen getötet, sondern sterbend leidet er noch zu ihren Gunsten; nicht nur einmal, sondern jedes Mal. […] Er teilt nicht nur das, was er hat oder was er in sich hat, sondern er gibt das einzige, das Gott ihm zu eigen gegeben hat: sein eigenes Leben. […] Er ist nicht nur glücklich, weil er durch Gott und für Gott lebt, sondern weil er auf ewig mit Gott leben wird und dazu beiträgt, dass auch seine Brüder für immer mit Gott leben werden.

Sonntag, 19. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5,38-48.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Sonntag, 19. Februar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 3,16-23.

Brüder! Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr. Keiner täusche sich selbst. Wenn einer unter euch meint, er sei weise in dieser Welt, dann werde er töricht, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List. Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen; er weiß, sie sind nichtig. Daher soll sich niemand eines Menschen rühmen. Denn alles gehört euch; Paulus, Apollos, Kephas, Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott.

Sonntag, 19. Februar : ps 103(102),1-2.3-4.9-10.12-13.

Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt. Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren. Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld. So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er die Schuld von uns. Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.

Sonntag, 19. Februar : Buch Levitikus 19,1-2.17-18.

Der Herr sprach zu Mose: Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten, und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig. Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Stammesgenossen zurecht, so wirst du seinetwegen keine Schuld auf dich laden. An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.

Samstag, 18. Februar : Hl. Johannes von Damaskus

„Aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5). Das sind die Worte des Vaters, die aus der Wolke des Geistes hervorgingen: „Das ist mein geliebter Sohn, der Mensch ist und die Gestalt eines Menschen hat. Gestern ist er Mensch geworden, hat demütig unter euch gewohnt; heute leuchtet sein Antlitz. Das ist mein geliebter Sohn; er ist vor aller Zeit. Er ist der einzige Sohn des einzigen Gottes. Außerhalb der Zeit und ewig ist er von mir, dem Vater, gezeugt. Er ist nicht nach mir ins Dasein getreten, sondern von Ewigkeit her ist er aus mir, in mir und mit mir.“ […] Durch das Wohlwollen des Vaters ist sein einziger Sohn, sein Wort, Fleisch geworden. Durch sein Wohlwollen hat der Vater in seinem einzigen Sohn die Erlösung der ganzen Welt vollbracht. Das Wohlwollen des Vaters hat in seinem einzigen Sohn alles vereint. […] Wahrlich, es hat dem Herrn aller Dinge, dem Schöpfer, der das All regiert, gefallen, in seinem einzigen Sohn die Gottheit und die Menschheit zu vereinen und durch diese alle Geschöpfe, „damit Gott herrscht über alles und in allem“ (1 Kor 15,28). „Das ist mein geliebter Sohn“, der Abglanz meiner Herrlichkeit, das Abbild meines Wesens, durch den ich auch die Engel geschaffen habe, durch den der Himmel befestigt und die Erde gegründet wurde. Er „trägt das All durch sein machtvolles Wort“ (Hebr 1,3) und durch den Hauch seines Mundes, das heißt durch den Geist, der führt und Leben schenkt. Hört auf ihn, denn wer ihn aufnimmt, der nimmt mich auf (vgl. Mk 9,37), mich, der ich ihn gesandt habe, nicht aufgrund meiner souveränen Macht, sondern als Vater. Als Mensch nämlich ist er gesandt, als Gott aber bleibt er in mir und ich bleibe in ihm. Hört auf ihn, denn er hat „Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Samstag, 18. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 9,2-13.

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgend jemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen. Da fragten sie ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er antwortete: Ja, Elija kommt zuerst und stellt alles wieder her. Aber warum heißt es dann vom Menschensohn in der Schrift, er werde viel leiden müssen und verachtet werden? Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift steht.

Samstag, 18. Februar : ps 145(144),2-3.4-5.10-11.

Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig. Groß ist der HERR und hoch zu loben, unerforschlich ist seine Größe. Geschlecht um Geschlecht rühme deine Werke, deine machtvollen Taten sollen sie künden. Den herrlichen Glanz deiner Hoheit und deine Wundertaten will ich besingen. Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen. Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen.

Samstag, 18. Februar : Brief an die Hebräer 11,1-7.

Schwestern und Brüder! Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten. Aufgrund des Glaubens erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen worden und dass so aus Unsichtbarem das Sichtbare entstanden ist. Aufgrund des Glaubens brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain; durch diesen Glauben erhielt er das Zeugnis, dass er gerecht war, da Gott es bei seinen Opfergaben bezeugte, und durch den Glauben redet Abel noch, obwohl er tot ist. Aufgrund des Glaubens wurde Henoch entrückt und musste nicht sterben; er wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; vor der Entrückung erhielt er das Zeugnis, dass er Gott gefiel. Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird. Aufgrund des Glaubens wurde Noach das offenbart, was noch nicht sichtbar war, und er baute in frommem Gehorsam eine Arche zur Rettung seiner Familie; durch seinen Glauben sprach er der Welt das Urteil und wurde Erbe der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt.

Freitag, 17. Februar : Hl. Charles de Foucauld

Bemühen wir uns einzig darum, eins zu sein mit Jesus, sein Leben in unserem Leben nachzubilden, seine Botschaft von den Dächern zu rufen durch unsere Gedanken, Worte und Werke, ihn in uns regieren und leben zu lassen! Er tritt so oft in der Heiligen Eucharistie in uns ein! Möge er sein Königreich in uns aufrichten! … Wenn er uns Freuden schenkt, nehmen wir sie dankbar an; der gute Hirte gibt uns diese süßen Kräuter, um uns zu stärken und uns fähig zu machen, ihm später auch auf den kargen Wegen zu folgen … Wenn er uns Kreuze schickt, küssen wir sie: „Bona Crux!“ Dies ist die höchste aller Gnaden, es bedeutet, mehr denn je Hand in Hand mit Jesus zu gehen, ihn zu entlasten, indem wir sein Kreuz tragen wie Simon von Zyrene; unser Geliebter ist es, der uns einlädt, ihm unsere Liebe zu bekennen und zu beweisen … Seelische Leiden, körperliche Schmerzen, „freut euch und jauchzt“ (Lk 6,23): Jesus ruft uns auf, ihm zu sagen, dass wir ihn lieben und es ihm solange zu wiederholen, wie unser Leiden andauert … Jedes Kreuz, ob groß oder klein, und sogar jeder Ärger ist ein Ruf des Geliebten; er begehrt von uns eine Liebeserklärung und zwar eine, die so lange währt, wie das Kreuz andauert … […] Dein Wille geschehe, Jesus, mein Bruder, und nicht der unsere … Wir aber wollen nicht mehr an uns selbst denken, so, als wenn wir nicht mehr existierten: Wir denken nur noch an dich, unseren geliebten Bräutigam. Wir verlangen nichts für uns, wir verlangen nur nach deiner Ehre: „Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe“ in allen deinen Kindern, in allen Menschen; er geschehe in uns; damit wir dich so viel wie möglich verherrlichen in unserem Leben …, damit wir deinen Willen tun …, damit wir so gut wir können dein Herz trösten … Das ist alles, was wir wollen, das ist alles, was wir brauchen …

Freitag, 17. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 8,34-38.9,1.

In jener Zeit rief Jesus die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommt. Und er sagte zu ihnen: Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie gesehen haben, dass das Reich Gottes in seiner ganzen Macht gekommen ist.

Freitag, 17. Februar : ps 33(32),10-11.12-13.14-15.

Der Herr vereitelt die Beschlüsse der Heiden, er macht die Pläne der Völker zunichte. Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter. Selig die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat. Der HERR blickt herab vom Himmel, er sieht alle Menschen. Von seinem Thronsitz schaut er nieder auf alle Bewohner der Erde. Der ihre Herzen gebildet hat, er achtet auf all ihre Taten.

Freitag, 17. Februar : Buch Genesis 11,1-9.

Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte. Als sie ostwärts aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel. Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. Da stieg der HERR herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, wenn sie es sich zu tun vornehmen. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der HERR zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum gab man der Stadt den Namen Babel, Wirrsal, denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erde verwirrt und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

Donnerstag, 16. Februar : Römische Liturgie

Preise, Zunge, und verkünde den erhabnen Waffengang; auf das Kreuz, das Siegeszeichen, singe den Triumphgesang. Singe, wie der Welt Erlöser starb und dennoch Sieg errang. Denn verblendet aß sich Adam einst vom Baume das Gericht; doch der Schöpfer voll Erbarmen wollte sein Verderben nicht und hat selbst den Baum erkoren, der den Fluch des Baumes bricht. Gottes Plan, uns zu erlösen, hat verlangt die Opfertat, und des Vaters ew’ge Weisheit macht’ zuschanden den Verrat und verlieh barmherzig Heilung, wo der Feind verwundet hat. So ward in der Zeiten Fülle uns gesandt des Vaters Sohn, er, der Schöpfer aller Welten, stieg herab vom Himmelsthron und ward Fleisch und ward geboren und ward einer Jungfrau Sohn. Als nach dreißig Erdenjahren für den Herrn die Stunde kam, dass er unsres Heiles wegen Tod und Leiden auf sich nahm, wurde er erhöht am Kreuze, dargebracht als Gotteslamm. Seht den Essig, seht die Galle. Dornen, Nägel, Speer voll Wut seinen zarten Leib durchbohren, Wasser strömt hervor und Blut; Erde, Meere, Sterne, Welten werden rein durch solche Flut. Lob und Ruhm sei ohne Ende Gott, dem höchsten Herrn, geweiht. Preis dem Vater und dem Sohne und dem Geist der Heiligkeit. Einen Gott in drei Personen lobe alle Welt und Zeit. Amen.

Donnerstag, 16. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 8,27-33.

In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

Donnerstag, 16. Februar : ps 102(101),16-17.18-19.20-21.29.22.

Die Völker fürchten den Namen des Herrn und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit. Denn der Herr baut Zion wieder auf und erscheint in all seiner Herrlichkeit. Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, ihre Bitten verschmäht er nicht. Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise. Denn der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, vom Himmel blickt er auf die Erde nieder; er will auf das Seufzen der Gefangenen hören und alle befreien, die dem Tod geweiht sind, Die Kinder deiner Knechte werden in Sicherheit wohnen, ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen, damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden und sein Lob in Jerusalem.

Donnerstag, 16. Februar : Buch Genesis 9,1-13.

Gott segnete Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt euch, und bevölkert die Erde! Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen. Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen. Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. Seid fruchtbar, und vermehrt euch; bevölkert die Erde, und vermehrt euch auf ihr! Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind. Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.

Mittwoch, 15. Februar : Hl. Gertrud von Helfta

Wie groß wird meine Freude sein, mein Gott, wie groß meine Wonne und mein Jubel, wenn du mir die Schönheit deiner Göttlichkeit enthüllen wirst und meine Seele dich von Angesicht zu Angesicht sieht? […] Dann, meine Seele, „wirst du sehen und wirst im Überfluss sein, dein Herz wird staunen und sich weiten, wenn du die Fülle des Reichtums in Empfang nehmen wirst“, die Wonnen und die Pracht der Herrlichkeit „dieses unermesslichen Meeres“ der Dreifaltigkeit, die ewiger Anbetung würdig ist; wenn „die Schätze der Völker“ zu dir kommen, die „der König der Könige und Herr der Herren“ (vgl. Jes 60,5; 1 Tim 6,15) durch die Kraft seines Armes aus der Hand des Feindes für sich gewonnen hat; wenn die Fluten der Barmherzigkeit und der göttlichen Liebe dich bedecken. […] Dann wird dir der Kelch der seligen Schau gereicht und du wirst dich daran berauschen (vgl. Ps 22(23),5 Vulg.); es ist der berauschende und erhabene Kelch der Herrlichkeit des göttlichen Antlitzes. Du wirst trinken „am Strom der Wonnen“ (vgl. Ps 36(35),9) Gottes, wenn die Quelle des Lichts selbst dich in Ewigkeit mit ihrer Fülle sättigen wird. Dann wirst du die Himmel sehen, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes, der darin wohnt, und jenen jungfräulichen Stern, der – nach Gott – den ganzen Himmel mit seinem reinsten Licht erleuchtet (Maria), und die wunderbaren Werke der Finger Gottes (die Heiligen: vgl. Gen 2,7) und jene „Morgensterne“, die unablässig voller Freude vor dem Angesicht Gottes stehen und ihm dienen (die Engel: vgl. Ijob 38,7; Tob 12,15). Du Gott meines Herzens und mein Anteil auf ewig (vgl. Ps 73(72),26), ach, wie lange noch muss meine Seele die Gegenwart deines liebreichen Antlitzes entbehren? […] Bitte, lass mich bald zu dir kommen, Gott, du „Quelle des Lebens“ (Ps 36(35),10), damit ich in dir ewiges Leben schöpfen kann für immer. Lass doch eilends „dein Angesicht über mir leuchten“ (vgl. Ps 31(30),17), damit ich dich in Freude von Angesicht zu Angesicht schauen kann. Schnell, schnell, zeige dich mir doch, damit ich mich deiner erfreuen kann in ewiger Glückseligkeit.

Mittwoch, 15. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 8,22-26.

In jener Zeit kamen Jesus und seine Jünger nach Betsaida. Da brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm den Blinden bei der Hand, führte ihn vor das Dorf hinaus, bestrich seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: Siehst du etwas? Der Mann blickte auf und sagte: Ich sehe Menschen; denn ich sehe etwas, das wie Bäume aussieht und umhergeht. Da legte er ihm nochmals die Hände auf die Augen; nun sah der Mann deutlich. Er war geheilt und konnte alles ganz genau sehen. Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: Geh aber nicht in das Dorf hinein!

Mittwoch, 15. Februar : ps 116(115),12-13.14-15.18-19.

Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn. Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen offen vor seinem ganzen Volk. Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen. Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen offen vor seinem ganzen Volk. in den Vorhöfen am Haus des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja!

Dienstag, 14. Februar : Hl. Johannes Paul II.

Seit dem Beginn des apostolischen Zeitalters, als das Evangeliums auf diesen europäischen Boden gesät und er mit dem Blut der Märtyrer getränkt wurde, setzte eine jahrhundertelange kontinuierliche und fruchtbare Entwicklung ein, die Europa mit christlichem Lebenssaft durchtränkte. Die heiligen Schutzpatrone Europas, der heilige Benedikt und die heiligen Cyrill und Methodius, sind in besonderer Weise Zeugen dieser Entwicklung. Das eigentümliche Charisma ihres evangelisierenden Wirkens besteht darin, dass sie Keime gelegt, dass sie Formen und Stile ins Leben gerufen haben, wodurch das Evangelium im kulturellen und sozialen Gefüge und im Geist der sich bildenden europäischen Völker Gestalt annehmen konnte. […] Diese heiligen Patrone […] sind auch für uns aktuelle Vorbilder und bleibende Inspiration; denn das Werk der Evangelisierung ist – angesichts der besonderen Situation, in der sich Europa heute befindet – vor die Aufgabe gestellt, eine neue schöpferische Synthese zwischen Evangelium und Lebenswirklichkeit anzubieten. Wir müssen uns bewusst sein, wie wichtig es ist, die Neuevangelisation auf diese gemeinsamen Wurzeln Europas aufzupfropfen. […] Denn diese christlichen Wurzeln sind besonders reich und anregend, weil sie auf demselben Glauben gründen, sich auf dieselbe ungeteilte Kirche berufen. […] Andererseits müssen wir auch bedenken, dass diese gemeinsamen Wurzeln zweifach sind. Denn sie haben die Form zweier Strömungen christlicher Tradition angenommen – in Theologie, Liturgie und Askese – und zweier Kulturmodelle, die unterschiedlich, aber nicht gegensätzlich sind, sondern im Gegenteil einander ergänzen und gegenseitig bereichern. Benedikt durchdrang die christliche und kulturelle Tradition des Westens mit dem eher logischen und rationalen Geist der Latinität; Cyrill und Methodius sind Repräsentanten der altgriechischen Kultur, die eher intuitiv und mystisch ist, und werden als Väter der Tradition der slawischen Völker verehrt. Es ist unsere Aufgabe, das Erbe dieses reichen und komplementären Denkens anzutreten und geeignete Mittel und Wege zu seiner Aktualisierung zu finden sowie eine intensivere spirituelle Verständigung zwischen Orient und Okzident herzustellen.

Dienstag, 14. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,1-9.

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.

Dienstag, 14. Februar : ps 117(116),1.2.

Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.

Dienstag, 14. Februar : Apostelgeschichte 13,46-49.

Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen Lebens für unwürdig erachtet, siehe, so wenden wir uns jetzt an die Heiden. Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein. Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren. Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Montag, 13. Februar : Hl. Gregor der Große

„Selbst Toren verachteten mich“ (Job 19,18 Vulg.). Die Weisen kamen zu Fall, als sie den Glauben an die Wahrheit verloren, aber zu Recht sagt man dies auch von den Toren, denn da die Pharisäer und die Schriftgelehrten den Herrn verachteten, schloss sich auch die Volksmenge ihrem Unglauben an: Sie sah in ihm nur den Menschen und verachtete die Lehren des Welterlösers. Oft werden allerdings im Volksmund mit dem Begriff „Toren“ die Armen bezeichnet. […] Unser Erlöser war also – die Weisen und die Reichen dieser Welt hinter sich lassend – gekommen, um die Armen und die Toren zu suchen. Jetzt sagt er, gleichsam um seinen Schmerz zu verstärken: „Selbst Toren verachteten mich“. Das heißt: Ich wurde selbst von jenen verachtet, die ich heilen wollte, indem ich die Torheit meiner Verkündigung auf mich nahm. In der Schrift lesen wir ja: „Da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten“ (1 Kor 1,21). Das [göttliche] Wort ist in der Tat die Weisheit Gottes; und die Torheit dieser Weisheit ist das menschliche Fleisch des [göttlichen] Wortes. Angesichts der Unfähigkeit der fleischlichen Menschen, durch die Klugheit ihres Fleisches die Weisheit Gottes zu erlangen, wollte Gott sie durch die Torheit seiner Verkündigung, das heißt durch das fleischgewordene Wort, heilen. Deshalb sagt er: „Selbst Toren verachteten mich“. Im Klartext bedeutet dies: Ich werde selbst von jenen verachtet, die ich retten wollte und für die ich dabei sogar in Kauf nahm, als ein Tor zu gelten. Nun ehrte ihn das Volk der Juden zwar, als es Zeuge der Wundertaten unseres Erlösers wurde, und sagte: „Seht, das ist der Christus“; als sie jedoch der Schwäche seiner Menschheit gewahr wurden, verschmähten sie es, in ihm ihren Schöpfer zu erkennen, und sagten: „Nein, er führt das Volk in die Irre“ (Joh 7,12). So kann er hinzufügen: „Und als ich mich von ihnen zurückzog, verhöhnten sie mich“ (Job 19,18 Vulg.).

Montag, 13. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 8,11-13.

In jener Zeit kamen die Pharisäer und begannen ein Streitgespräch mit Jesus; sie forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden. Und er verließ sie, stieg in das Boot und fuhr ans andere Ufer.

Montag, 13. Februar : ps 50(49),1.8.16bc-17.20-21.

Der Gott der Götter, der Herr, spricht, er ruft der Erde zu vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang. Nicht wegen deiner Opfer rüg’ ich dich, deine Brandopfer sind mir immer vor Augen. „Was zählst du meine Gebote auf und nimmst meinen Bund in deinen Mund? Dabei ist Zucht dir verhasst, meine Worte wirfst du hinter dich. Von deinem Bruder redest du schändlich, auf den Sohn deiner Mutter häufst du Verleumdung. Das hast du getan, und ich soll schweigen? Meinst du, ich bin wie du? Ich halte es dir vor Augen und rüge dich.

Montag, 13. Februar : Buch Genesis 4,1-15.25.

Adam erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: Ich habe einen Mann vom Herrn erworben. Sie gebar ein zweites Mal, nämlich Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer. Nach einiger Zeit brachte Kain dem Herrn ein Opfer von den Früchten des Feldes dar; auch Abel brachte eines dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß, und sein Blick senkte sich. Der Herr sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß, und warum senkt sich dein Blick? Nicht wahr, wenn du recht tust, darfst du aufblicken; wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde als Dämon. Auf dich hat er es abgesehen, doch du werde Herr über ihn! Hierauf sagte Kain zu seinem Bruder Abel: Gehen wir aufs Feld! Als sie auf dem Feld waren, griff Kain seinen Bruder Abel an und erschlug ihn. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders? Der Herr sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden. So bist du verflucht, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Ackerboden bestellst, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein. Kain antwortete dem Herrn: Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. Du hast mich heute vom Ackerland verjagt, und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen; rastlos und ruhelos werde ich auf der Erde sein, und wer mich findet, wird mich erschlagen. Der Herr aber sprach zu ihm: Darum soll jeder, der Kain erschlägt, siebenfacher Rache verfallen. Darauf machte der Herr dem Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihn finde. Adam erkannte noch einmal seine Frau. Sie gebar einen Sohn und nannte ihn Set - Setzling -; denn sie sagte: Gott setzte mir anderen Nachwuchs ein für Abel, weil ihn Kain erschlug.

Sonntag, 12. Februar : Hl. Irenäus von Lyon

Es gibt natürliche Gesetzesvorschriften, deren Einhaltung bereits Gerechtigkeit bewirken; auch bevor Mose das Gesetz gegeben wurde, hielten sich Menschen an diese Gebote, waren durch ihren Glauben gerechtfertigt, und Gott fand an ihnen Gefallen. Diese Gebote setzte der Herr nicht außer Kraft, sondern erweiterte und vollendete sie. Das belegen folgende Worte: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen“ (Mt 5,27f.). Und: „Es ist gesagt worden: Du sollst nicht töten […] Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“ (vgl. Mt 5,21f.). […] Und so weiter und so fort. Alle diese Vorschriften widersprachen den vorhergehenden nicht und hoben sie nicht auf, sondern vollendeten und erweiterten sie. Wie der Herr selbst sagt: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 5,20). Worin bestand dieses „weit größer“? Erstens darin, nicht nur an den Vater, sondern auch an den nunmehr geoffenbarten Sohn zu glauben; denn er ist es, der den Menschen in die Gemeinschaft und Einheit mit Gott führt. Zweitens, nicht mehr nur zu reden, sondern auch zu handeln – denn „sie redeten nur, taten selbst aber nicht, was sie sagten“ (vgl. Mt 23,3) – und sich nicht nur vor bösen Taten, sondern sogar vor dem Verlangen danach zu hüten. Mit dieser Lehre widersprach Christus nicht dem Gesetz, sondern vollendete es und verwurzelte die Vorschriften des Gesetzes in uns. […] Wenn einer nämlich fordert, sich nicht nur der vom Gesetz verbotenen Handlungen, sondern sogar dem Verlangen danach zu enthalten, so widerspricht er damit dem Gesetz nicht und hebt es nicht auf, sondern vollendet und erweitert es.

Sonntag, 12. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5,17-37.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Sonntag, 12. Februar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 2,6-10.

Brüder! Wir verkündigen Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden. Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Nein, wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Denn uns hat es Gott enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.

Sonntag, 12. Februar : ps 119(118),1-2.4-5.17-18.33-34.

Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, die leben nach der Weisung des Herrn. Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen und ihn suchen von ganzem Herzen. Du hast deine Befehle gegeben, damit man sie genau beachtet. Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet, deinen Gesetzen zu folgen! Herr, tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben! Dann will ich dein Wort befolgen. Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Weisung! Herr, weise mir den Weg deiner Gesetze! Ich will ihn einhalten bis ans Ende. Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen.

Sonntag, 12. Februar : Buch Jesus Sirach 15,15-20.

Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue. Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt. Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil. Überreich ist die Weisheit des Herrn; stark und mächtig ist er und sieht alles. Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, er kennt alle seine Taten. Keinem gebietet er zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht.

Samstag, 11. Februar : Hl. Ambrosius

Herr Jesus, ich weiß sehr wohl, dass du diese Menschen, die hier bei mir sind, nicht hungrig lassen, sondern sie mit Nahrung, die du austeilst, speisen willst. So gestärkt durch deine Speise, müssen sie nicht befürchten, vor Hunger zusammenzubrechen. Ich weiß sehr wohl, dass du auch uns nicht hungrig wegschicken willst. […] Du hast gesagt, dass du nicht willst, dass sie unterwegs zusammenbrechen, das heißt: Du willst nicht, dass sie auf dem Weg dieses Lebens erliegen, bevor sie das Ziel des Weges erreichen, bevor sie zum Vater gelangen und erkennen, dass du vom Vater ausgegangen bist. […] Der Herr also erbarmt sich, damit niemand auf dem Weg erliege […]. Wie er regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (vgl. Mt 5,45), so speist er die Gerechten ebenso wie die Ungerechten. Wanderte nicht der heilige Prophet Elija, der unterwegs zusammenzubrechen drohte, in der Kraft der Speise vierzig Tage lang? (vgl. 1 Kön 19,8). Bei ihm war es ein Engel, der ihm jene Speise gab; euch aber ernährt Christus selbst. Wenn ihr die so empfangene Speise bewahrt, werdet ihr nicht nur vierzig Tage und vierzig Nächte wandern […], sondern vierzig Jahre lang, nämlich von eurem Auszug aus dem Grenzland Ägyptens bis zu eurer Ankunft im Land des Überflusses, dem Land, in dem Milch und Honig fließen (vgl. Ex 3,8). […] Christus lässt also die Speisen austeilen, und er will zweifellos allen geben. Er verweigert niemandem etwas, denn er gibt allen. Doch mag er auch die Brote brechen und sie den Jüngern geben: Wenn ihr eure Hände nicht ausstreckt, um eure Speise zu empfangen, werdet ihr auf dem Weg erliegen. […] Dieses Brot, das Jesus bricht, ist das Geheimnis des Wortes Gottes: Wenn es ausgeteilt wird, vermehrt es sich. Ausgehend von nur wenigen Worten versorgte Jesus alle Völker mit überreicher Nahrung. Er gab uns seine Worte wie Brot, und während wir sie kosten, vermehren sie sich in unserem Mund. […] Während also die Menschenmenge isst, werden die Stücke zahlreicher, indem sie sich vermehren, so dass am Ende mehr an Resten zurückbleibt als die wenigen Brote, die gebrochen wurden.

Samstag, 11. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 8,1-10.

In jenen Tagen waren wieder einmal viele Menschen um Jesus versammelt. Da sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen; denn einige von ihnen sind von weither gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher soll man in dieser unbewohnten Gegend Brot bekommen, um sie alle satt zu machen? Er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben. Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen; und die Jünger teilten sie an die Leute aus. Sie hatten auch noch ein paar Fische bei sich. Jesus segnete sie und ließ auch sie austeilen. Die Leute aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übriggebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll. Es waren etwa viertausend Menschen beisammen. Danach schickte er sie nach Hause. Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern ins Boot und fuhr in das Gebiet von Dalmanuta.

Samstag, 11. Februar : ps 90(89),1-2.3-4.5-6.12-13.

Herr, du warst unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!» Denn tausend Jahre sind für dich, wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten!

Samstag, 11. Februar : Buch Genesis 3,9-24.

Nachdem Adam von Baum gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe? Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse. Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen. Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen, und die Pflanzen des Feldes musst du essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück. Adam nannte seine Frau Eva - Leben -, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fellen und bekleidete sie damit. Dann sprach Gott, der Herr: Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt, davon isst und ewig lebt! Gott, der Herr, schickte ihn aus dem Garten von Eden weg, damit er den Ackerboden bestellte, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Kerubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.

Freitag, 10. Februar : Benedikt XVI.

Wie können wir unter den Tausenden von Stimmen, die wir jeden Tag in unserer Welt hören, die Stimme Gottes erkennen? Ich würde sagen: Gott spricht auf ganz verschiedene Weisen zu uns. Er spricht durch andere Menschen, durch Freunde, durch die Eltern, den Pfarrer, die Priester. […] Er spricht durch die Ereignisse unseres Lebens, in denen wir eine Geste Gottes erkennen können; er spricht auch durch die Natur, die Schöpfung, und er spricht natürlich und vor allem in seinem Wort, in der Heiligen Schrift, die in der Gemeinschaft der Kirche und im persönlichen Gespräch mit Gott gelesen wird. Es ist wichtig, die Heilige Schrift einerseits in sehr persönlicher Weise zu lesen und, wie der hl. Paulus sagt, nicht wie das Wort irgendeines Menschen oder wie ein Dokument aus der Vergangenheit, etwa so wie wir Homer oder Vergil lesen, sondern eben als Wort Gottes, das immer aktuell ist und zu mir spricht. Wir müssen lernen, in einem historisch aus der Vergangenheit stammenden Text das lebendige Wort Gottes zu vernehmen, das heißt wir sollen eintreten in das Gebet und so die Lektüre der Heiligen Schrift zu einem Gespräch mit Gott machen. Der hl. Augustinus sagt in seinen Homilien oft: Ich habe mehrmals an die Tür dieses Wortes geklopft, bis ich hören konnte, was Gott selbst zu mir sagte. Auf der einen Seite steht diese sehr persönliche Lektüre, dieses persönliche Gespräch mit Gott, in dem ich danach suche, was der Herr mir sagt. Von großer Bedeutung ist, zusammen mit dieser persönlichen Lektüre, die gemeinschaftliche Schriftlesung, weil das lebendige Subjekt der Heiligen Schrift das Volk Gottes, die Kirche, ist.

Freitag, 10. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 7,31-37.

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Freitag, 10. Februar : ps 32(31),1-2.5.6-7.

Wohl dem, dessen Frevel vergeben und dessen Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt und dessen Herz keine Falschheit kennt. Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben. Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen. Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Not; du rettest mich und hüllst mich in Jubel.

Freitag, 10. Februar : Buch Genesis 3,1-8.

Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens.

Donnerstag, 9. Februar : Hl. Johannes Chrysostomus

Eine kanaanäische Frau kam zu Jesus und flehte ihn mit lauter Stimme an, er möge sich doch ihrer Tochter erbarmen, die von einem Dämon besessen war. […] Diese Frau, eine Fremde, eine Heidin, die keinerlei Verbindung zur jüdischen Gemeinschaft hatte – was war sie anderes als eine Hündin, die nicht würdig war, das zu erhalten, worum sie bat? Jesus sagte: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen“. Dennoch verdiente sie es durch ihre Beharrlichkeit, dass sie erhört wurde. Jesus erhob sie, die nur eine Hündin war, zur Würde eines kleinen Kindes; ja mehr noch, er überschüttete sie mit Lob. „Frau“, sagte er, als er sie wegschickte, „dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen“ (Mt 15,28). Wenn man Christus sagen hört: „Dein Glaube ist groß“, braucht man nach keinem weiteren Beweis für die Seelengröße dieser Frau zu suchen. Sieh, wie sie ihre Unwürdigkeit durch ihre Beharrlichkeit ausgelöscht hat. Beachte auch, dass wir durch unser eigenes Gebet mehr vom Herrn erhalten als durch das Gebet anderer.

Donnerstag, 9. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 7,24-30.

In jener Zeit brach Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben. Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben. Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Ja, du hast recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen. Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen. Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.

Donnerstag, 9. Februar : ps 128(127),1-2.3.4-5.

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht! Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; wohl dir, es wird dir gut ergehn. Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen in deinem Haus. Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch. So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt. Es segne dich der Herr vom Zion her. Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen.

Donnerstag, 9. Februar : Buch Genesis 2,18-25.

Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht. Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen. Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch. Beide, Adam und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.

Mittwoch, 8. Februar : Johannes Cassianus

Es ist nämlich etwas anderes, ob einer aus Freude an einem gegenwärtigen Gut die Befleckung mit Lastern und der Fleischlichkeit hasst, oder ob er im Hinblick auf den künftigen Lohn die unerlaubten Begierden zügelt; und etwas anderes ist es, ein gegenwärtiges Unglück zu fürchten oder eine künftige Strafe zu scheuen. Endlich ist es viel höher, um des Guten selbst willen nicht von ihm ablassen zu wollen, als aus Furcht vor Bösem in das Böse nicht einzuwilligen. Denn in jenem ist das Gute freiwillig, in diesem aber wie erzwungen und gegen seinen Willen ihm abgepresst, sei es nun durch die Furcht vor der Strafe oder durch die Begierde nach Lohn. Wer sich nämlich aus Furcht von den Reizen der Laster fern hält, der wird, wenn das Hindernis der Furcht entfernt ist, wieder zu dem zurückkehren, was er liebt, und wird deshalb nicht nur die Festigkeit im Guten nicht beständig bewahren, sondern nicht einmal vor Anfechtung je Ruhe haben, weil er nicht den festen und ewigen Frieden der Reinheit besitzen wird; denn wo die Unruhe des Kampfes ist, da muss notwendig auch die Gefahr der Verwundung da sein. […] Wer aber nach Überwindung der lasterhaften Anfechtung schon die Sicherheit des Friedens genießt und zur Liebe der Tugend als solcher gelangt ist, der wird das Gute, dem er schon ganz angehört, beständig in Stand halten, weil er glaubt, dass kein Verlust größer sei als der einer recht innerlichen Reinheit. Denn er hält nichts für wertvoller und kostbarer als die gegenwärtige Reinheit, welcher die verderbliche Verletzung der Tugend oder die giftige Ansteckung des Lasters die größte Strafe ist.

Mittwoch, 8. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 7,14-23.

In jener Zeit rief Jesus die Leute zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Mittwoch, 8. Februar : ps 104(103),1-2.27-28.29bc-30.

Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt. Auf dich warten sie alle, dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit. Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem. Nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde. Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde.

Mittwoch, 8. Februar : Buch Genesis 2,4b-9.15-17.

Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte, gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen; denn Gott, der Herr, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen, und es gab noch keinen Menschen, der den Ackerboden bestellte; aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens. Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.

Dienstag, 7. Februar : Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn wir unseren himmlischen Vater ehren, dann wollen wir auch unsere fleischlichen Väter ehren. Denn ausdrücklich bestimmte der Herr selbst im Gesetze und in den Propheten: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden!“ (Ex 20,12) Auf dieses Wort sollen von den Anwesenden vor allem diejenigen hören, welche noch Vater und Mutter haben! „Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern“ (Eph 6,1) in allem; denn das ist wohlgefällig dem Herrn. Nicht hat der Herr gesagt: „Wer Vater oder Mutter liebt, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37). Deute nicht das schöne Wort falsch aus Torheit! Es ist ja doch beigefügt: „(wer liebt) mehr als mich“. Denn wenn irdische Eltern eine Gesinnung bekunden, welche dem himmlischen Vater widerspricht, dann hat jenes Wort Geltung. Wenn sie aber unserer religiösen Betätigung kein Hindernis in den Weg setzen und wir aus Undankbarkeit und uneingedenk ihrer Wohltaten sie verachten, dann findet das Wort auf uns Anwendung: „Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben“ (Mt 15,4). Die erste Tugend christlicher Frömmigkeit ist, die Eltern zu ehren, die Mühen derer, welche uns das Leben gegeben haben, zu vergelten, mit allen Kräften sie zu unterstützen. Wenn wir ihnen auch das meiste wieder vergelten, so können wir ihnen doch niemals das Leben geben, das sie uns geschenkt haben. Wenn sie unsere Fürsorge genießen, mögen sie uns mit jenem Segen stärken, welchen der Fersehalter Jakob sich schlau weggenommen hatte! (vgl. Gen 27,36). Möge der Vater im Himmel unseren guten Willen annehmen und uns würdigen, mit den Gerechten „wie die Sonne zu leuchten im Reiche unseres Vaters“ (Mt 13,43), dem die Ehre sei mit dem eingeborenen Erlöser Jesus Christus, mit dem Hl. Geist, dem Lebendigmacher, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen.

Dienstag, 7. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 7,1-13.

In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.

Dienstag, 7. Februar : ps 8,4-5.6-7.8-9.

Seh’ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße: Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

Dienstag, 7. Februar : Buch Genesis 1,20-31.2,1-4a.

Und Gott sprach: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, und bevölkert das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: fünfter Tag. Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen! Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. So wurden Himmel und Erde und ihr ganzes Heer vollendet. Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte. Das ist die Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden.

Montag, 6. Februar : Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigkeit Gottes, die uns durch unser ganzes Leben begleitet – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns besonders in der Stunde unseres Todes umfängt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns das ewige Leben schenkt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns in jedem Augenblick unseres Lebens zur Seite steht – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns vor dem Feuer der Hölle schützt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in der Umkehr verhärteter Sünder – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Verwunderung der Engel und unbegreiflich für die Heiligen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, unergründlich in allen Geheimnissen Gottes – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aufrichtend aus allem Elend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Quelle unseres Glücks und unserer Freude – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aus dem Nichts zum Leben rufend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alle Werke Seiner Hände umschließend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alles krönend, was ist und sein wird – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in die wir alle versenkt sind – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, süßer Trost gequälter Herzen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, einzige Hoffnung verzweifelter Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Rast der Herzen, Friede inmitten des Schreckens – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Wonne und Entzücken heiliger Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Vertrauen weckend trotz Hoffnungslosigkeit – ich vertraue auf dich. + O Ewiger Gott, dessen Barmherzigkeit unergründlich und dessen Schatz des Erbarmens unerschöpflich ist, schau gnädig auf uns und vermehre in uns Deine Barmherzigkeit, damit wir in schweren Zeiten nicht verzweifeln und nicht mutlos werden, sondern uns mit großem Vertrauen Deinem heiligen Willen hingeben, der die Liebe und das Erbarmen selber ist.

Montag, 6. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 6,53-56.

In jener Zeit fuhren Jesus und seine Jünger auf das Ufer zu, kamen nach Genesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.

Montag, 6. Februar : ps 104(103),1-2a.5-6.10.12.24.35abc.

Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid. Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet, in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken. Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, die Wasser standen über den Bergen. Du lässt Quellen sprudeln in Bäche, sie eilen zwischen den Bergen dahin. Darüber wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang. Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. Doch die Sünder sollen von der Erde verschwinden, und es sollen keine Frevler mehr dasein. Lobe den Herrn, meine Seele!

Montag, 6. Februar : Buch Genesis 1,1-19.

Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag. Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: zweiter Tag. Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: dritter Tag. Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: vierter Tag.

Sonntag, 5. Februar : Hl. Gregor von Nyssa

Die Stiftung der Kirche ist der Schöpfung der Welt vergleichbar: In ihr ist – um mit dem Propheten Jesaja zu sprechen – ein neuer Himmel geschaffen (vgl. Jes 65,17), nämlich die Festigkeit des Glaubens an Christus (vgl. Kol 2,5), wie Paulus sagt. Es ist auch eine neue Erde geschaffen, die „den häufig herabströmenden Regen trinkt“ (Hebr 6,7). Ein anderer Mensch wird geformt, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird durch die Geburt von oben. Auch die Natur der Sterne ist eine ganz andere, wenn von ihnen gesagt wird: „Euer Licht [soll] vor den Menschen leuchten“ (Mt 5,16), und: „Ihr [leuchtet] als Lichter in der Welt“ (Phil 2,15) und wie zahlreiche Sterne, die am Firmament des Glaubens aufgehen. Es ist nicht verwunderlich, dass es in dieser neuen Welt eine Vielzahl von Gestirnen gibt, die von Gott gezählt und benannt wurden. Und der Schöpfer solcher Gestirne sagt, dass ihre Namen im Himmel verzeichnet sind. So verstehe ich das Wort des Schöpfers dieser neuen Schöpfung: „Eure Namen [sind] im Himmel verzeichnet“ (Lk 10,20). Die Vielzahl der Sterne, die das göttliche Wort erschafft, ist nicht das einzige Paradox dieser Neuschöpfung: Da ist noch die Zahl der geschaffenen Sonnen, welche die gesamte bewohnte Erde mit den Strahlen ihrer guten Werke erhellen, wie es der Urheber dieser Sonnen selbst sagt: „Euer Licht [soll] vor den Menschen leuchten“ (Mt 5,16), und: „Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten“ (Mt 13,43). Wie der Mensch, der die sichtbare Welt beobachtet und die Weisheit erkannt hat, die sich in der Schönheit ihrer Daseinsformen offenbart –, wie also der Mensch aus dem, was er sieht, auf die unsichtbare Schönheit und die Quelle jener Weisheit schließt, deren Ausfluss die Natur aller Wesen begründet, so erblickt jener, welcher seine Augen auf diese neue Welt, die Schöpfung der Kirche, richtet, in dieser Welt jenen, der alles in allem ist und sein wird. Und auf dem Weg der endlichen und verständlichen Wirklichkeiten lenkt er sein Erkennen bis hin zum Unbegreiflichen.

Sonntag, 5. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5,13-16.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Sonntag, 5. Februar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 2,1-5.

Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten. Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch. Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes.

Sonntag, 5. Februar : ps 112(111),4-5.6-7.8-9.

Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: der Gnädige, Barmherzige und Gerechte. Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, der das Seine ordnet, wie es recht ist. Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten. Er fürchtet sich nicht vor Verleumdung; sein Herz ist fest, er vertraut auf den Herrn. Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nie; denn bald wird er herabschauen auf seine Bedränger. Reichlich gibt er den Armen, sein Heil hat Bestand für immer; er ist mächtig und hoch geehrt.

Sonntag, 5. Februar : Buch Jesaja 58,7-10.

So spricht der Herr: Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.

Samstag, 4. Februar : Hl. Cäsarius von Arles

Die wahre Barmherzigkeit, die im Himmel ist (vgl. Ps 35(36),6 Vg), ist Christus, unser Herr. Wie gut und freundlich ist diese Barmherzigkeit: Als niemand nach ihr suchte, kam sie aus eigenem Antrieb vom Himmel herab und erniedrigte sich, um uns zu erhöhen! Unser Herr wurde geschlagen, um unsere Wunden zu heilen; er starb, um uns vom ewigen Tod zu befreien; er stieg in die Hölle hinab, um diejenigen in den Himmel zurückzubringen, die der Teufel als seine Beute geraubt hatte. […] Darüber hinaus hat Christus uns versprochen, bei uns zu sein bis zur Vollendung der Welt, wie er selbst im Evangelium sagt: „Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (vgl. Mt 28,20). Seht seine Güte, Brüder: Er sitzt nun im Himmel zur Rechten des Vaters, und will sich doch noch gerne mit uns auf Erden abmühen. Mit uns will er hungern und dürsten, mit uns frieren, mit uns ein Fremder sein, ja, er weigert sich nicht einmal, mit uns zu sterben und gefangen zu werden (Mt 25,35f.). […] Seht, wie groß seine Liebe zu uns ist: In seiner unaussprechlichen Zärtlichkeit will er all diese Übel in uns erdulden. Ja, die wahre Barmherzigkeit im Himmel, Christus, unser Herr, hat dich erschaffen, als du noch nicht warst; er hat dich gesucht, als du verloren warst; er hat dich erlöst, als du dich verkauft hattest. Also, liebe Brüder, wir, die wir gesucht und gefunden wurden, lasst uns den suchen, der uns so sehr geliebt hat! […] Doch was sage ich: ihn suchen? Wollten wir uns doch nur von ihm finden lassen! […] Denn Tag für Tag lässt Christus sich dazu herab, sich der Menschheit darzubieten, aber leider sind nicht alle bereit, ihm die Tür ihres Herzens zu öffnen.

Samstag, 4. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 6,30-34.

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Samstag, 4. Februar : ps 23(22),1-3.4.5.6.

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher. Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN für lange Zeiten.

Samstag, 4. Februar : Brief an die Hebräer 13,15-17.20-21.

Brüder! Durch Jesus lasst uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen preisen. Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen. Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen; sie sollen das mit Freude tun können, nicht mit Seufzen, denn das wäre zu eurem Schaden. Der Gott des Friedens aber, der Jesus, unseren Herrn, den erhabenen Hirten seiner Schafe, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut eines ewigen Bundes, er mache euch tüchtig in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut. Er bewirke in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen.

Freitag, 3. Februar : Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und am Fest des heiligen Johannes das Werk deiner Gnade zu rühmen. Du hast ihn geehrt vor allen, die je eine Frau geboren hat, schon im Mutterschoß erfuhr er das kommende Heil, seine Geburt erfüllte viele mit Freude. Als einziger der Propheten schaute er den Erlöser und zeigte hin auf das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Im Jordan taufte er Christus, der seiner Kirche die Taufe geschenkt hat, so wurde das Wasser zum heiligen Quell des ewigen Lebens. Bis an sein Ende gab Johannes Zeugnis für das Licht und besiegelte mit dem Blut seine Treue. Darum preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig … (Biblische Referenzen: Vgl. Mt 11,11; Lk 1,41.14; Joh 1,29)

Freitag, 3. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 6,14-29.

In jener Zeit hörte der König Herodes von Jesus; denn sein Name war bekannt geworden, und man sagte: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken solche Kräfte in ihm. Andere sagten: Er ist Elija. Wieder andere: Er ist ein Prophet, wie einer von den alten Propheten. Als aber Herodes von ihm hörte, sagte er: Johannes, den ich enthaupten ließ, ist auferstanden. Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen. Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu. Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein. Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben. Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre. Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes. Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt. Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen. Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

Freitag, 3. Februar : ps 27(26),1.3.5.7-8.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht. Denn er birgt mich in seinem Haus am Tag des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich auf einen Felsen empor. Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig, und erhöre mich! Mein Herz denkt an dein Wort: «Sucht mein Angesicht!» Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.

Freitag, 3. Februar : Brief an die Hebräer 13,1-8.

Brüder! Die Bruderliebe soll bleiben. Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen; denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem irdischen Leib. Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden, und das Ehebett bleibe unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Leben sei frei von Habgier; seid zufrieden mit dem, was ihr habt; denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Darum dürfen wir zuversichtlich sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun? Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach! Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.

Donnerstag, 2. Februar : Hl. Paul VI.

Das Haus von Nazaret ist eine Schule, in der man beginnt, Christi Leben zu verstehen. Es ist die Schule des Evangeliums. Hier nämlich lernen wir vor allem sehen, hören, betrachten und verstehen, welch große und geheime Kraft in dieser schlichten, demütigen und köstlichen Offenbarung des Sohnes Gottes steckt. Nach und nach lernen wir vielleicht auch, ihm nachzufolgen. […] Wie gerne wäre ich wieder jung und vertraute mich dieser demütigen und doch so erhabenen Schule von Nazaret an. Was für eine Freude wäre es, nach dem Beispiel Marias mit neuem Eifer wahre Lebensweisheit und Einsicht in die göttliche Wahrheit zu erwerben! […] Die Schule von Nazaret lehrt zuerst das Schweigen. Möge in uns eine große Wertschätzung des Schweigens lebendig werden. Denn in dem hektischen und allzu aufgeregten Leben von heute, in dem wir von so vielen lauten Stimmen, von Lärm und Geschrei bedrängt werden, ist das Schweigen eine bewundernswerte und notwendige Geisteshaltung. Das Schweigen von Nazaret lehre uns, den Geist auf gute Gedanken zu lenken, auf das innere Leben zu achten und bereitwillig auf die geheimen Ratschlüsse Gottes und die Anweisung der wahren Lehrer zu hören; es lehre uns, wie notwendig und wertvoll die innere Vorbereitung ist, das Studium, die Betrachtung, die Ordnung des persönlichen geistlichen Lebens und das Gebet, das Gott allein im Verborgenen sieht (vgl. Mt 6,4). Hier lernen wir, wie wichtig das häusliche Leben ist. Nazaret gemahne uns an das, was eine Familie ist, an ihre Gemeinschaft in der Liebe, an ihre Würde, ihre strahlende Schönheit, ihre Heiligkeit und Unverletzlichkeit, an ihre durch nichts zu ersetzende Bedeutung. Nazaret zeige uns, wie kostbar die Unterweisung in der Familie ist, eine Unterweisung, die durch nichts ersetzt werden kann. Nazaret lehre uns, welche Aufgabe die Familie ihrer Natur nach in der Ordnung der Gesellschaft hat. Schließlich lernen wir hier die zuchtvolle Ordnung der Arbeit. O Lehrstuhl von Nazaret, Haus des Handwerkersohns! Hier möchte ich das strenge, aber erlösende Gesetz menschlicher Arbeit erkennen und feiern. Ich möchte die Würde der Arbeit hier so herausstellen, dass alle ihrer inne werden. Unter diesem Dach erinnere ich daran, dass die Arbeit nicht Selbstzweck ist, dass sie vielmehr Freiheit und Wert nicht nur aus ihrer sogenannten wirtschaftlichen Bedeutung bezieht, sondern auch aus den Wirklichkeiten, durch die sie auf ihr erhabenes Ziel ausgerichtet wird. Schließlich möchte ich hier den Arbeitern der ganzen Welt Segen wünschen und ihnen das große Vorbild zeigen, den göttlichen Bruder, den Wortführer all der gerechten Anliegen, die sie betreffen, Christus, unseren Herrn.

Donnerstag, 2. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2,22-40.

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Donnerstag, 2. Februar : Brief an die Hebräer 2,11-12.13c-18.

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. Seht, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren. Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.

Donnerstag, 2. Februar : ps 24(23),7.8.9.10.

Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit.

Donnerstag, 2. Februar : Buch Maleachi 3,1-4.

So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.

Mittwoch, 1. Februar : Hl. Gregor der Große

„Und ich war in ihren Augen wie ein Fremder“ (vgl. Ijob 19,15 Vulg.). In der Synagoge nicht anerkannt zu sein, bedeutete für unseren Erlöser, in ihrem Haus wie ein Fremder zu sein. Dies bezeugt der Prophet mit den Worten: „Warum bist du wie ein Fremder im Land und wie ein Wanderer, der nur über Nacht einkehrt?“ (Jer 14,8). Da man ihm nicht zuhörte, wie es dem Herrn gebührt, hielt man ihn nicht für den Eigentümer des Bodens, sondern für einen Pächter. Und wie ein Wanderer hielt er nur an, um kurz einzukehren: Er nahm von Judäa nur einige Männer mit, und dass er seine Reise vollendete, geschah um der Berufung der Heiden willen. Er war also in ihren Augen ein Fremder, denn indem sie ihr Denken nur auf das richteten, was sie sehen konnten, waren sie unfähig, im Herrn das zu erkennen, was sie nicht sehen konnten. Indem sie seine sichtbare Leiblichkeit geringschätzten, gelangten sie nicht zu seiner unsichtbaren Majestät. Zu Recht heißt es also: „Und ich war in ihren Augen wie ein Fremder“.

Mittwoch, 1. Februar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 6,1b-6.

In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte dort.

Mittwoch, 1. Februar : ps 103(102),1-2.13-14.17-18a.

Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten. Denn er weiß, was wir für Gebilde sind; er denkt daran: Wir sind nur Staub. Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel; alle, die seinen Bund bewahren.

Dienstag, 31. Januar : Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wir müssen voll Vertrauen und mit der festen Hoffnung beten, dass der liebe Gott uns das, worum wir ihn bitten, gewähren kann und auch will, wenn wir in der rechten Weise bitten. Wann immer Jesus Christus verspricht, dass wir durch das Gebet alles erhalten werden, stellt er diese Bedingung: „mit Glauben“. Wenn jemand ihn um Heilung oder um etwas anderes bat, unterließ er es nie, zu sagen: „Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen“ (Mt 9,29). Außerdem, meine Brüder, wer sollte uns denn zum Zweifeln bringen können, da sich doch unser Vertrauen auf die Allmacht Gottes stützt, die unendlich ist, und auf seine Barmherzigkeit, die grenzenlos ist, und auf die unendlichen Verdienste Jesu Christi, in dessen Namen wir beten. Wenn wir im Namen Jesu Christi beten, sind nicht wir es, die bitten, sondern Jesus Christus selbst bittet seinen Vater für uns. Das Evangelium gibt uns in der Person der Frau, die an Blutungen litt, ein schönes Beispiel für den Glauben, den wir haben sollten, wenn wir beten. Sie sagte sich: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt“ (Mt 9,21). Ihr seht, wie fest sie daran glaubte, dass Jesus Christus sie heilen kann; sie erwartete mit großer Zuversicht diese Heilung, die sie so sehnlichst wünschte. Und tatsächlich, als der Heiland nahe an ihr vorbeiging, warf sie sich Jesus Christus zu Füßen, berührte sein Gewand und war sogleich geheilt. Als Jesus Christus ihren Glauben sah, schaute er sie voll Güte an und sagte: „Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“ (Mt 9,22). Ja, meine Brüder, solchem Glauben und Vertrauen ist alles verheißen.

Dienstag, 31. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 5,21-43.

In jener Zeit fuhr Jesus im Boot ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Dienstag, 31. Januar : ps 22(21),26-27.28.30ab.30c-32.

Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten. Die Armen sollen essen und sich sättigen; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer. Alle Enden der Erde sollen daran denken und werden umkehren zum Herrn: Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder. Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. Meine Seele, sie lebt für ihn; mein Stamm wird ihm dienen. Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; denn er hat das Werk getan.

Dienstag, 31. Januar : Brief an die Hebräer 12,1-4.

Brüder! Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. Denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren. Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.

Montag, 30. Januar : Hl. Charles de Foucauld

Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn er uns dies nicht sofort erlaubt oder wenn er es uns sogar nie erlaubt – mag dieses Verlangen auch völlig berechtigt, ganz seinen Ratschlägen entsprechend, seinem Herzen sehr wohlgefällig, von ihm selbst inspiriert sein! Sein Blick reicht nämlich weiter als der unsrige; und er will nicht nur unser Wohl, sondern das Wohl aller. Würden wir ihm tatsächlich Schritt für Schritt nachfolgen, dann würden wir damit vielleicht nur für unser eigenes Wohl oder für das Wohl einiger weniger sorgen; gehen wir aber dorthin, wohin er uns sendet, um seinen Willen zu tun – wenn wir dabei auch nur in der Seele mit ihm vereint sind, ohne den Trost, auch in unserem äußeren Leben so nahe bei ihm sein zu können –, so fördern wir womöglich das Wohl vieler. Der Herr zieht das allgemeine Wohl dem Wohl des Einzelnen vor, umso mehr, als das Wohl des Einzelnen auf diese Weise nicht nur ebenso gut, sondern sogar noch besser verwirklicht wird, als wenn man ihm buchstäblich nachfolgen würde. Denn dieses Wohl des Einzelnen kommt ja doch nur aus seiner Gnade, und er kann dem Gerasener, der fern von ihm predigt, doppelt so viele Gnaden schenken und ihn doppelt so heilig machen in diesem und im nächsten Leben, als wenn derselbe Gerasener an seiner Seite wandern und sein Leben teilen würde … […] Außerdem müssen wir nicht unbedingt annehmen, dass er uns für immer die Nachfolge verweigert … Vielleicht erlaubt Jesus dem Gerasener einige Monate oder ein paar Jahre später, sich den Aposteln anzuschließen … Hoffen wir immer – sofern es möglich ist –, das vollkommenste Leben schlechthin verwirklichen zu können; doch für den Moment lasst uns das Leben so, wie Jesus es uns beschert, das Leben, in dem er uns haben will, auf vollkommene Weise leben; lasst uns darin so leben, wie er selbst darin leben würde, wenn der Wille seines Vaters ihn dazu bewegen würde; lasst uns darin alles so tun, wie er es tun würde, wenn der Vater ihn an diesen Platz stellen würde, so wie er uns dorthin gestellt hat. Die wahre Vollkommenheit besteht nämlich darin, den Willen Gottes zu tun …

Montag, 30. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 5,1-20.

In jener Zeit kamen Jesus und seine Jünger an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa. Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen, in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: Verlass diesen Mann, du unreiner Geist! Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele. Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser Gegend zu verbannen. Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Lass uns doch in die Schweine hineinfahren! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken. Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich. Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und mit den Schweinen geschehen war. Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen. Als er ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat. Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.

Montag, 30. Januar : Brief an die Hebräer 11,32-40.

Brüder! Was soll ich noch aufzählen? Die Zeit würde mir nicht reichen, wollte ich von Gideon reden, von Barak, Simson, Jiftach, David und von Samuel und den Propheten; sie haben aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, Feuersglut gelöscht; sie sind scharfen Schwertern entgangen; sie sind stark geworden, als sie schwach waren; sie sind im Krieg zu Helden geworden und haben feindliche Heere in die Flucht geschlagen. Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung zurückerhalten. Einige nahmen die Freilassung nicht an und ließen sich foltern, um eine bessere Auferstehung zu erlangen. Andere haben Spott und Schläge erduldet, ja sogar Ketten und Kerker. Gesteinigt wurden sie, verbrannt, zersägt, mit dem Schwert umgebracht; sie zogen in Schafspelzen und Ziegenfellen umher, Not leidend, bedrängt, misshandelt. Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in den Höhlen und Schluchten des Landes. Doch sie alle, die aufgrund des Glaubens von Gott besonders anerkannt wurden, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott erst für uns etwas Besseres vorgesehen hatte; denn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.

Sonntag, 29. Januar : Sel. Columba Marmion

Wer sind jene, die unser Heiland „arm im Geiste“ nennt? Diejenigen, welche nicht Besitzer sind weder im Geiste noch im Herzen noch im Willen, die nichts wollen außer von Gott. Jeden Tag legen sie zu Christi Füßen ihr Urteil, ihre Anschauungsweise, ihren Willen, kurz alles nieder; sie sagen ihm: Ich will von mir aus nichts haben, ich will nur besitzen, was von dir kommt, nur das tun, was von Ewigkeit her du, das Wort Gottes, für mich beschlossen hast, nämlich das göttliche Ideal für mich zu verwirklichen, das ich in dir finde. […] [Wir] sollten versuchen, durch das Gebet und einen immer auf unser Vorbild gerichteten Blick all unsere Tätigkeit vom Übernatürlichen leiten zu lassen, auf dass der Name des Vaters geheiligt werde, sein Reich komme, sein Wille geschehe. Und so wird unser ganzes Leben vergöttlicht sein. So wird unser ganzes Leben in der Rückkehr zu Gott ein fortdauernder Lobgesang und unserm himmlischen Vater höchst wohlgefällig sein. Erleuchtet, beraten, geeint durch sein Wort und seinen Geist, kurz „vom Geiste Gottes geleitet“ (Röm 8,14) können wir in Wahrheit sagen: „Gott leitet mich“ und mit dem Psalmisten hinzufügen: „Nichts wird mir mangeln“ (Ps 22,1). Wenn der Vater alsdann in uns nur erblickt, was von ihm, von der Gnade seines Sohnes und von der Eingebung des Heiligen Geistes kommt, wenn er uns seinem Wunsche gemäß in allem mit seinem Sohne vereint sieht, so umfängt er uns mit demselben Wohlgefallen, das er seinem eigenen Sohne entgegenbringt, und überhäuft uns mit den unerschöpflichen Gnadenschätzen seines Reiches. Unsere Aufgabe war es, uns von uns selbst loszulösen, um uns durch Christus zu Gott führen zu lassen. […] Alle Segnungen, mit welchen der Sohn überreich bedacht ist, werden auch unser Anteil und unser Erbe […]. Gott überlässt dem Nichts ihres angeblichen Reichtums diejenigen, welche wähnen zu besitzen und satt in sich selbst ruhen; die Armut aber, die nur auf ihn hofft, überhäuft seine unendliche Barmherzigkeit mit Gütern von oben.

Sonntag, 29. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5,1-12a.

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Sonntag, 29. Januar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1,26-31.

Seht auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift.

Sonntag, 29. Januar : ps 146(145),5.7.8-9ab.9cd-10.

Wohl dem, dessen Halt der Gott Jakobs ist und der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt. Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.

Sonntag, 29. Januar : Buch Zefanja 2,3.3,12-13.

Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn. Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn. Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.

Samstag, 28. Januar : Hl. Katharina von Siena

Wir müssen uns selbst entäußern, uns mit dem gekreuzigten Jesus bekleiden, in das Boot des heiligen Glaubens steigen und furchtlos auf dem stürmischen Meer der Welt segeln. Denn wer in diesem Boot sitzt, darf keine sklavische Furcht haben; sein Boot ist ja mit allem ausgestattet, was die Seele nur begehren kann. Wenn die Gegenwinde uns angreifen und uns daran hindern, unsere Wünsche auf der Stelle zu erfüllen, sollten wir uns deswegen nicht beunruhigen, sondern lebendigen Glauben haben. Denn wir haben genug, wovon wir uns ernähren können, und das Boot ist so stark, dass die auch die schrecklichsten Stürme, wenn sie es auf die Klippen treiben, es niemals zerschmettern können. Es ist wahr, dass das Boot häufig von den Wellen des Meeres bedeckt sein wird, aber nicht, damit wir den Mut verlieren, sondern damit wir uns selbst besser kennenlernen und deutlicher die Ruhe vom Sturm unterscheiden können. In Zeiten der Ruhe dürfen wir uns nicht in allzu großer Sicherheit wiegen, sondern müssen mit heiliger Furcht zu demütigen und beständigen Gebeten Zuflucht nehmen und mit brennendem Verlangen die Ehre Gottes und das Heil der Seelen in diesem Boot des Kreuzes suchen. Damit wir darin nicht nachlässig werden, erlaubt Gott den Dämonen, dem Fleisch und der Welt, uns zu verfolgen und uns mit ihren tosenden Fluten zu bedecken. Wenn die Seele, die sich in diesem Boot befindet, nicht irgendwo am Rand stehenbleibt, sondern sich in die Mitte des Bootes begibt, das heißt in den Abgrund der glühenden Liebe des gekreuzigten Jesus, wird sie keinen Schaden erleiden, sondern im Gegenteil: Sie wird stärker werden, immer tapferer die Schmerzen, Anstrengungen und ungerechten Vorwürfe der Welt ertragen, weil sie die Hilfe der göttlichen Vorsehung erfahren und gespürt hat. Legt also die Eigenliebe ab und bekleidet euch mit der Lehre des gekreuzigten Jesus! Ich beschwöre euch: Ich will, dass ihr in das Boot des heiligsten Kreuzes einsteigt und im Licht eines lebendigen Glaubens dieses stürmische Meer überquert.

Samstag, 28. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 4,35-41.

An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

Samstag, 28. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,68-69.70-71.72-73.74-75.

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen; er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht. Er hat an den Eid gedacht, den er unserm Vater Abraham geschworen hat. Er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage.

Samstag, 28. Januar : Brief an die Hebräer 11,1-2.8-19.

Schwestern und Brüder! Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten. Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens siedelte er im verheißenen Land wie in der Fremde und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden;denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. Im Glauben sind diese alle gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sie nur von fern geschaut und gegrüßt und sie haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind. Und die, die solches sagen, geben zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; nun aber streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. Aufgrund des Glaubens hat Abraham den Isaak hingegeben, als er auf die Probe gestellt wurde; er gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißungen empfangen hatte und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben. Er war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, Tote zum Leben zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Freitag, 27. Januar : Hl. Katharina von Siena

Ihr wisst, teuerste Mutter, das wir Feldern gleichen, in die Gott in seiner Barmherzigkeit seinen Samen ausgestreut hat, nämlich die Liebe, mit der er uns erschaffen hat, indem er uns aus Liebe und nicht aus Verpflichtung aus seinem Schoß zog. Wir haben ihn nicht gebeten, uns zu erschaffen; er aber, gedrängt vom Feuer seiner Liebe, hat uns erschaffen, damit wir seine alleinige und ewige Schönheit sehen und kosten. Und damit diese Saat Frucht bringe und die Pflanzen wachsen, hat er uns das Wasser der heiligen Taufe geschenkt. Die Frucht ist recht schön und süß, aber es bedarf eines Gärtners, der sie pflegt und aufbewahrt. O Jesus, süßeste Liebe, du hast uns den besten und mächtigsten Gärtner gegeben, den wir nur haben können, indem du uns die Vernunft und den freien Willen gegeben hast. […] Gott hat uns auch die Zeit gegeben, denn ohne Zeit könnte der Gärtner nichts tun. Aber mit der Zeit, das heißt solange wir leben, kann der Gärtner die Erde umgraben und die Frucht einsammeln; dann nimmt die Hand der Liebe, des heiligen und wahren Verlangens, die Frucht und trägt sie in den Speicher, das heißt: Er, der Gärtner tut alles für Gott, er sucht in allen seinen Werken die Ehre und das Lob seines Namens. […] Seht, seht nur die unaussprechliche Liebe, die Gott zu uns hat, und die Süße der köstlichen Frucht des Lammes ohne Makel; dieses gute Weizenkorn, das in den süßen Acker Mariens gesät worden ist. Unser Gärtner soll nicht länger in Nachlässigkeit schlafen, denn jetzt ist die rechte Zeit: Er ist von Natur aus stark und er wurde noch stärker gemacht durch die Vereinigung Gottes mit dem Menschen.

Freitag, 27. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 4,26-34.

In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

Freitag, 27. Januar : ps 37(36),3-4.5-6.23-24.39-40ab.

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue! Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; er wird es fügen. Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht und dein Recht so hell wie den Mittag. Der Herr festigt die Schritte des Mannes, er hat Gefallen an seinem Weg. Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin; denn der Herr hält ihn fest an der Hand. Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn, er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not. Der Herr hilft ihnen und rettet sie, er rettet sie vor den Frevlern.

Freitag, 27. Januar : Brief an die Hebräer 10,32-39.

Brüder! Erinnert euch an die früheren Tage, als ihr nach eurer Erleuchtung manchen harten Leidenskampf bestanden habt: Ihr seid vor aller Welt beschimpft und gequält worden, oder ihr seid mitbetroffen gewesen vom Geschick derer, denen es so erging; denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und auch den Raub eures Vermögens freudig hingenommen, da ihr wusstet, dass ihr einen besseren Besitz habt, der euch bleibt. Werft also eure Zuversicht nicht weg, die großen Lohn mit sich bringt. Was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllen könnt und so das verheißene Gut erlangt. Denn nur noch eine kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und er bleibt nicht aus. Mein Gerechter aber wird durch den Glauben leben; doch wenn er zurückweicht, habe ich kein Gefallen an ihm. Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen und verloren gehen, sondern zu denen, die glauben und das Leben gewinnen.

Donnerstag, 26. Januar : Hl. Paul VI.

Die Laien, die ihrer besonderen Berufung gemäß ihren Platz mitten in der Welt haben und die verschiedensten zeitlichen Aufgaben erfüllen, müssen darin eine besondere Form der Evangelisierung vollziehen. Ihre erste und unmittelbare Aufgabe ist nicht der Aufbau und die Entwicklung der kirchlichen Gemeinschaft – hier liegt die besondere Aufgabe der Hirten –, sondern sie sollen alle christlichen, vom Evangelium her gegebenen Möglichkeiten, die zwar verborgen, aber dennoch in den Dingen der Welt schon vorhanden sind und aktiv sich auswirken, verwirklichen. Das eigentliche Feld ihrer evangelisierenden Tätigkeit ist die weite und schwierige Welt der Politik, des Sozialen und der Wirtschaft, aber auch der Kultur, der Wissenschaften und Künste, des internationalen Lebens und der Massenmedien, ebenso gewisse Wirklichkeiten, die der Evangelisierung offenstehen, wie Liebe, Familie, Kinder- und Jugenderziehung, Berufsarbeit, Leiden usw. Je mehr vom Evangelium geprägte Laien da sind, die sich für diese Wirklichkeiten verantwortlich wissen und überzeugend in ihnen sich betätigen, sie mit Fachkenntnis voranbringen und sich bewusst bleiben, dass sie ihre gesamte christliche Substanz, die oft verschüttet und erstickt erscheint, einsetzen müssen, umso mehr werden diese Wirklichkeiten, ohne etwas von ihrer menschlichen Tragweite zu verlieren oder zu opfern, geradezu eine oft verkannte transzendente Dimension offenbaren, in den Dienst der Erbauung des Reiches Gottes treten und damit in den Dienst des Heiles in Jesus Christus.

Donnerstag, 26. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,1-9.

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.

Donnerstag, 26. Januar : ps 96(95),1-2.3.7-8.10.

Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde! singt dem HERRN, preist seinen Namen! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, bei allen Völkern von seinen Wundern! Bringt dar dem HERRN, ihr Stämme der Völker, bringt dar dem HERRN Ehre und Macht! Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, spendet Opfergaben, und tretet ein in sein Heiligtum! Verkündet bei den Nationen: Der HERR ist König! Fest ist der Erdkreis gegründet, er wird nicht wanken. Er richtet die Völker so, wie es recht ist.

Donnerstag, 26. Januar : Brief des Apostels Paulus an Titus 1,1-5.

Paulus, Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi, berufen, um die Auserwählten Gottes zum Glauben und zur Erkenntnis der wahren Gottesverehrung zu führen, in der Hoffnung auf das ewige Leben, das der wahrhaftige Gott schon vor ewigen Zeiten verheißen hat; jetzt aber hat er zur vorherbestimmten Zeit sein Wort offenbart in der Verkündigung, die mir durch den Auftrag Gottes, unseres Retters, anvertraut ist. An Titus, seinen echten Sohn aufgrund des gemeinsamen Glaubens: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Retter. Ich habe dich in Kreta deswegen zurückgelassen, damit du das, was noch zu tun ist, zu Ende führst und in den einzelnen Städten Älteste einsetzt, wie ich dir aufgetragen habe.

Mittwoch, 25. Januar : Hl. Gregor der Große

Ich ist mir nicht unangenehm, das Beispiel des Paulus zu nehmen: Bewaffnet mit Briefen, die er erbeten hatte, um gegen Christus vorzugehen, war er auf dem Weg nach Damaskus, als ihn plötzlich die Gnade des Heiligen Geistes überflutete. Die Grausamkeit, die ihm früher zu eigen war, war verschwunden, er war verwandelt, und jetzt bot er sich sogar um Christi willen den Schlägen dar, die er den Christen zufügen wollte. Er, der gestern noch nach dem Fleische lebte und sich dafür einsetzte, die Heiligen des Herrn dem Tode auszuliefern, findet nun Gefallen daran, das Leben der Heiligen zu retten, indem er sein eigenes Leben im Fleisch opfert. Die eiskalten Machenschaften seiner Grausamkeit werden in glühende Nächstenliebe verwandelt, und jener, der ein Lästerer und Verfolger war, hat nun die Demut und die Frömmigkeit eines Predigers erlangt. Jener, der es für einen unvergleichlichen Gewinn hielt, Christus in seinen Jüngern umzubringen, betrachtet nun Christus als sein Leben und den Tod als seinen Gewinn. So wurden die Wasser losgelassen und die Erde wurde umgewendet (vgl. Ijob 12,15 Vulg.), denn kaum hatte die Seele des Paulus die Gnade des Heiligen Geistes empfangen, da wurde ihre starre und grausame Verfassung verwandelt. Im Gegensatz dazu beklagt der Herr durch den Mund des Propheten den Zustand Ephraims: „Ephraim ist hart geworden wie Brot, das in der Asche gebacken wird und das man nicht umwendet“ (vgl. Hos 7,8). Das Brot, das in der Asche gebacken wird, ist beladen mit einer Schicht aus Asche; die Unterseite ist rein, doch die Oberseite ist umso schmutziger, je größer die Last der Asche ist. Wenn also eine Seele an nichts als an irdische Dinge denkt, welche Last liegt dann auf ihr? Ist es nicht eine Masse von Asche? Aber wenn sie den Willen hat, sich umzuwenden, so wird – sobald die Asche abgeschüttelt ist, mit der sie beladen war – die reine Seite, die sie nach unten gedrückt hatte, wieder nach oben gewendet.

Mittwoch, 25. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 16,15-18.

In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.

Mittwoch, 25. Januar : ps 117(116),1.2.

Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.

Mittwoch, 25. Januar : Apostelgeschichte 1,1a.3-16.

Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder - etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen - und sagte: Brüder! Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangennahmen.

Dienstag, 24. Januar : Sel. Columba Marmion

Wenn wir trotz aller Hindernisse Gott suchen und ihm täglich, ja stündlich die ihm so wohlgefällige Huldigung darbringen, dass wir in ihm und nur in ihm allein unsere ganze Seligkeit suchen; wenn wir nur seinen heiligsten Willen erfüllen wollen und sein göttliches Wohlgefallen zum einzigen Beweggrund all unseres Tuns erwählen, dann dürfen wir versichert sein, dass Gott uns niemals fehlen wird; denn „Gott ist getreu“ (1 Thess 5,24), „du verlässt keinen, o Herr, der dich sucht“ (vgl. Ps 9,11). Je mehr wir uns in Glaube, Hoffnung und Liebe an Gott anschließen, desto mehr wachsen wir in der Vollkommenheit. […] Mit dem Psalmisten wollen wir beten: „Ich will dein heiliges Antlitz suchen, o Herr“ (Ps 26,8). „Was habe ich im Himmel und was begehre ich auf Erden? Meines Herzens Glück und mein Anteil ist Gott in Ewigkeit“ (Ps 72,25f.). […] Wenn wir so handeln, werden wir Gott finden und mit ihm alles Gute. „Suche mich“, sagt er selbst zur Seele, „suche mich in jener Einfalt des Herzens, wie sie der Wahrheit entspricht; ich lasse mich von jenen finden, die mich nicht versuchen, und offenbare mich denen, die ihr Vertrauen in mich setzen“ (Weish 1,1f.). Und wenn wir Gott finden, dann ist auch die Freude unser Anteil. Wir sind geschaffen für das Glück, wir sollen glücklich sein; aber unser Herz hat unendliche Tiefen, nur Gott allein kann es voll und ganz befriedigen. „Für dich, o Gott, hast du uns erschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es ruhet in dir“ (St. Augustinus, Confess. 1. I, c. 1). Wenn wir darum außer Gott oder gegen seinen Willen etwas suchen, können wir kein dauerndes, kein vollkommenes Glück finden.

Dienstag, 24. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,31-35.

In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Dienstag, 24. Januar : ps 40(39),2.4ab.7-8.9-10.

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien. Er legte mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott. An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist. Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag’ ich im Herzen. Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.

Montag, 23. Januar : Hl. Cyrill von Jerusalem

Glaube auch an den Heiligen Geist! Bewahre dir die rechte Meinung über ihn! Denn es gibt viele, welche dem Heiligen Geist ferne stehen und schlimme Lehren über ihn aufstellen. Merke dir: dieser Geist ist einer, ungeteilt, kraftvoll. Vieles wirkt er, ohne selbst geteilt zu werden. Er kennt die Geheimnisse, erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. In Gestalt einer Taube ist er auf den Herrn Jesus Christus herabgekommen. Er wirkte im Gesetze und in den Propheten. Und jetzt, zur Zeit der Taufe, besiegelt er deine Seele. Jedes vernünftige Wesen bedarf der Heiligung durch ihn. Wenn einer sich erkühnt, gegen den Heiligen Geist zu lästern, erhält er keine Verzeihung, weder in diesem noch im zukünftigen Leben. Dem Geiste kommt zugleich mit dem Vater und dem Sohne Ehre und Würde zu. Seiner bedürfen auch die Throne und Herrschaften, die Mächte und Gewalten. Denn einer ist Gott, der Vater Christi, und einer ist der Herr Jesus Christus, der eingeborene Sohn des einen Gottes, und einer ist der Heilige Geist, der alles heiligt und der im Gesetze und in den Propheten, im Alten und Neuen Bunde gesprochen hat. Bewahre in deinem Geiste stets dieses Siegel.

Montag, 23. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,22-30.

In jener Zeit sagten die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren: Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben. Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen. Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern. Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften. Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen.

Montag, 23. Januar : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.5-6.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt! Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang! Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!

Montag, 23. Januar : Brief an die Hebräer 9,15.24-28.

Brüder! Christus ist er der Mittler eines neuen Bundes; sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten. Denn Christus ist nicht in ein von Menschenhand errichtetes Heiligtum hineingegangen, in ein Abbild des wirklichen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor Gottes Angesicht zu erscheinen; auch nicht, um sich selbst viele Male zu opfern, wie der Hohepriester jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht; sonst hätte er viele Male seit der Erschaffung der Welt leiden müssen. Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen; beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten.

Sonntag, 22. Januar : Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Ein neuer Tag beginnt. Jesus in mir will ihn leben. Er hat sich nicht eingeschlossen. Er hielt sich unter den Menschen auf. Mit mir ist er unter den Menschen von heute. Er wird jedem begegnen, der das Haus betritt, jeden, den ich auf der Straße treffe, es sind andere Reiche als zu seiner Zeit, andere Arme, andere Gelehrte und andere Ungebildete, andere Junge und andere Alte, andere Heilige und andere Sünder, andere Gesunde und andere Kranke. Es sind all jene, die zu suchen er gekommen ist; jeder ist einer, den zu retten er gekommen ist. […] Alles wird erlaubt sein an dem Tag, der gerade anbricht, alles wird erlaubt sein und verlangt, dass ich ja sage. Die Welt, in der er mich haben will, um mit mir zu sein, kann mich nicht davon abhalten, mit Gott zu sein; so wie ein Kind, das seine Mutter auf den Armen trägt, nicht weniger bei ihr ist, wenn diese durch eine Menschenmenge geht. Jesus hat nicht aufgehört, überall ausgesandt zu werden. Wir können nicht aufhören, das zu sein was wir in jedem Augenblick sind: Gottes Gesandte in der Welt. Jesus in uns hört nicht auf, ausgesandt zu werden, diesen ganzen Tag lang, der nun beginnt, zu allen Menschen unserer Zeit und aller Zeiten, in meiner Stadt und in der ganzen Welt. Er bewegt uns dazu, unseren Nächsten zu dienen, sie zu lieben und zu retten; dadurch werden sich Wellen seiner Liebe bis an die Enden der Erde ausbreiten, bis zum Ende der Zeiten.

Sonntag, 22. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 4,12-23.

Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.

Sonntag, 22. Januar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1,10-13.17.

Ich ermahne euch, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung. Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus - ich zu Apollos - ich zu Kephas - ich zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.

Sonntag, 22. Januar : ps 27(26),1.4.13-14.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel. Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden. Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!

Sonntag, 22. Januar : Buch Jesaja 8,23b.9,1-3.

Einst hat der Herr das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet, aber später bringt er die Straße am Meer wieder zu Ehren, das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden. Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers.

Samstag, 21. Januar : Hl. Thomas von Aquin

Weil der einzige Sohn Gottes uns an seiner Gottheit teilhaben lassen wollte, nahm er unsere Natur an, um die Menschen zu vergöttlichen – er, der Mensch wurde. Darüber hinaus hat er das, was er von uns genommen hat, gänzlich hingegeben zu unserem Heil. Denn auf dem Altar des Kreuzes brachte er seinen Leib Gott, dem Vater, als Opfer dar, um uns mit ihm zu versöhnen; und er vergoss sein Blut, damit es zugleich unser Lösegeld und unsere Taufe sei: Losgekauft aus einer beklagenswerten Sklaverei, sollten wir von all unseren Sünden gereinigt werden. Und damit wir das Andenken an eine so große Wohltat immer bewahren, hat er den Gläubigen seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Trank hinterlassen, unter den Gestalten von Brot und Wein. […] Kann es etwas Kostbareres geben als dieses Festmahl, bei dem uns nicht mehr, wie im Alten Bund, das Fleisch von Kälbern und Böcken zur Speise gereicht wird, sondern Christus, der wahre Gott? Kann es etwas Wunderbareres geben als dieses Sakrament? […] Niemand ist in der Lage, die Wonnen dieses Sakraments auszudrücken, da man hier die geistliche Süße an ihrer Quelle kostet; und man feiert hier das Gedächtnis jener unübertrefflichen Liebe, die Christus in seiner Passion gezeigt hat. Er wollte, dass sich die Unermesslichkeit dieser Liebe noch tiefer in die Herzen der Gläubigen einbrenne. Deshalb setzte er beim letzten Abendmahl, nachdem er mit seinen Jüngern das Pascha gefeiert hatte, da er aus dieser Welt zu seinem Vater gehen sollte, dieses Sakrament ein als immerwährendes Gedächtnis seines Leidens, als die Erfüllung der alten Vorausbilder, als das größte aller seiner Wunder; und denen, die seine Abwesenheit mit Trauer erfüllen würde, hinterließ er dieses Sakrament als unvergleichlichen Trost.

Samstag, 21. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,20-21.

In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Samstag, 21. Januar : ps 47(46),2-3.6-7.8-9.

Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; jauchzt Gott zu mit lautem Jubel! Denn Furcht gebietend ist der HERR, der Höchste, ein großer König über die ganze Erde. Gott stieg empor unter Jubel, der HERR beim Schall der Hörner. Singt unserm Gott, ja singt ihm! Singt unserm König, singt ihm! Denn König der ganzen Erde ist Gott. Singt ihm ein Weisheitslied! Gott wurde König über die Völker, Gott hat sich auf seinen heiligen Thron gesetzt.

Samstag, 21. Januar : Brief an die Hebräer 9,2-3.11-14.

Brüder! Es wurde ein erstes Zelt errichtet, in dem sich der Leuchter, der Tisch und die heiligen Brote befanden; dieses Zelt wurde das Heilige genannt. Hinter dem zweiten Vorhang aber war ein Zelt, das sogenannte Allerheiligste, Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter; und durch das erhabenere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt nicht von dieser Welt ist, ist er ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden, wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen.

Freitag, 20. Januar : Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Ich will ja nur eines tun: Mit Singen anheben, was ich in Ewigkeit immer neu singen soll – „Die Erbarmungen des Herrn!!!“ (vgl. Ps 88,1) […] Als ich dann das Heilige Evangelium aufschlug, fielen meine Augen auf die Worte: „Als Jesus auf einen Berg gestiegen war, rief er zu Sich, die er wollte, und sie kamen zu Ihm (Markus Kp. III. v. 13). Hier ist es, das Geheimnis meiner Berufung, meines ganzen Lebens und vor allem das Geheimnis der Vorrechte Jesu auf meine Seele … Er beruft nicht die, die würdig sind, sondern die er berufen will oder wie der Hl. Paulus es sagt: „Gott erbarmt sich wessen er will und Er beweist Barmherzigkeit, wem er Barmherzigkeit erweisen will. Also ist es nicht das Werk dessen, der will, noch dessen, der läuft, sondern Gottes, der Erbarmen erweist“ (Röm Kp. IX, v. 15 und 16). Lange habe ich mich gefragt, warum der liebe Gott einzelne bevorzugt, warum nicht alle Seelen das gleiche Maß an Gnaden empfangen, ich wunderte mich darüber, dass Er Heilige, die Ihn zuvor beleidigt hatten wie der Hl. Paulus, der Hl. Augustinus, mit außergewöhnlichen Gunsterweisen überschüttete, und dass Er sie sozusagen zwang, seine Gnade anzunehmen; oder aber beim Lesen der Lebensbeschreibung von Heiligen, wo es unserem Herrn gefiel, sie von der Wiege bis zum Grabe mit Liebe zu umhegen, ohne auch nur ein Hemmnis auf ihrem Wege zu lassen, das sie gehindert hätte, sich zu Ihm aufzuschwingen […] Jesus würdigte sich, mich über dieses Geheimnis zu belehren. Er stellte mir das Buch der Natur vor Augen und ich begriff, dass alle Blumen, die Er geschaffen hat, schön sind […] Er wollte die großen Heiligen schaffen, vergleichbar den Lilien und den Rosen; aber er hat auch kleinere geschaffen, und diese sollen sich begnügen, Maßliebchen oder Veilchen zu sein, dazu bestimmt, die Blicke des Lieben Gottes zu erfreuen, wenn Er sie zu seinen Füßen erniedrigt. Die Vollkommenheit besteht darin, seinen Willen zu tun, das zu sein, was Er will, dass wir seien …

Freitag, 20. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,13-19.

In jener Zeit stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Die Zwölf, die er einsetzte, waren: Petrus - diesen Beinamen gab er dem Simon -, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -, dazu Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verraten hat.

Freitag, 20. Januar : ps 85(84),8.10.11-12.13-14.

Erweise uns, Herr deine Huld, und gewähre uns dein Heil! Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag. Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Freitag, 20. Januar : Brief an die Hebräer 8,6-13.

Brüder! Jetzt ist unserem Hohenpriester ein um so erhabenerer Priesterdienst übertragen worden, weil er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Wäre nämlich jener erste Bund ohne Tadel, so würde man nicht einen zweiten an seine Stelle zu setzen suchen. Denn er tadelt sie, wenn er sagt: Seht, es werden Tage kommen - spricht der Herr -, in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Sie sind nicht bei meinem Bund geblieben, und darum habe ich mich auch nicht mehr um sie gekümmert - spricht der Herr. Das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - spricht der Herr: Ich lege meine Gesetze in ihr Inneres hinein und schreibe sie ihnen in ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Keiner wird mehr seinen Mitbürger und keiner seinen Bruder belehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie alle, klein und groß, werden mich erkennen. Denn ich verzeihe ihnen ihre Schuld, und an ihre Sünden denke ich nicht mehr. Indem er von einem neuen Bund spricht, hat er den ersten für veraltet erklärt. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist dem Untergang nahe.

Donnerstag, 19. Januar : Hl. Johannes XXIII.

„Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden“ (Ps 51(50),17). […] Wenn man bedenkt, dass diese Worte jeden Tag beim Morgengebet wiederholt werden, und zwar im Namen der heiligen Kirche, die für sich selbst und für die ganze Welt betet; dass sie von Tausenden und Abertausenden wiederholt werden, deren Lippen sich durch die so erflehten Gnade öffnen – wenn man all das bedenkt, dann weitet sich unsere Sicht und wird umfassend. So stellt sich die Kirche dar, nicht als ein historisches Denkmal aus der Vergangenheit, sondern als lebendige Institution. Die heilige Kirche ist nicht wie ein Palast, der in einem Jahr gebaut wird. Sie ist eine sehr große Stadt, die das ganze Universum fassen soll. „Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; er ist die Freude der ganzen Welt. Der Berg Zion liegt weit im Norden; er ist die Stadt des großen Königs“ (Ps 48(47),3). Die Gründung hat vor zwanzig Jahrhunderten begonnen, wird aber immer noch fortgesetzt und breitet sich über die ganze Erde aus, bis der Name Christi überall angebetet wird. In dem Maße, wie die Gründung fortschreitet, jubeln die neuen Völker, denen Christus verkündet wird, vor Freude: „Die Heiden freuten sich, als sie das hörten“ (vgl. Apg 13,48). Und schön ist auch dieser Gedanke […], erbaulich für jeden Priester, der sein Brevier betet: Es soll sich jeder an der Gründung dieser heiligen Kirche beteiligen. Jeder, der sich durch Predigen um dieses schöne Werk bemüht, der spreche zum Herrn als Bote seines Evangeliums: „Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden“. Und wer kein Missionar ist, der sehne sich danach, ebenfalls an der großen Aufgabe der Mission teilzunehmen. Und wenn er ganz allein in seiner Zelle für sich die Psalmen betet, dann sage auch er: „Herr, öffne mir die Lippen“. Denn durch die Gemeinschaft der Liebe darf er jede Stimme, die gerade zu dieser Stunde das Evangelium – das höchste Lob Gottes – verkündet, als die seine betrachten.

Donnerstag, 19. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,7-12.

In jener Zeit zog sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm. Auch aus Judäa, aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie von all dem hörten, was er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde. Denn er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren. Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.

Donnerstag, 19. Januar : ps 40(39),2.4ab.7-10.

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien. Er legte mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott. An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist. Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag’ ich im Herzen. Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.

Donnerstag, 19. Januar : Brief an die Hebräer 7,25-28.8,1-6.

Brüder! Jesus kann die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. Ein solcher Hoherpriester war für uns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist, unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat. Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohenpriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist. Die Hauptsache dessen aber, was wir sagen wollen, ist: Wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat, als Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr selbst aufgeschlagen hat, nicht etwa ein Mensch. Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen; deshalb muss auch unser Hoherpriester etwas haben, was er darbringen kann. Wäre er nun auf Erden, so wäre er nicht einmal Priester, da es hier schon Priester gibt, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen. Sie dienen einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge, nach der Anweisung, die Mose erhielt, als er daranging, das Zelt zu errichten: Sieh zu, heißt es, dass du alles nach dem Urbild ausführst, das dir auf dem Berg gezeigt wurde. Jetzt aber ist ihm ein um so erhabenerer Priesterdienst übertragen worden, weil er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist.

Mittwoch, 18. Januar : Hl. Petrus Chrysologus

Die Menschwerdung Christi geschah nicht auf normale Weise, sondern durch ein Wunder; dies widerspricht zwar der Vernunft, nicht aber der göttlichen Kraft; es geht vom Schöpfer aus, nicht von der Natur; es ist nicht gewöhnlich, sondern einzigartig, göttlich, nicht menschlich. Die Menschwerdung Christi ereignete sich nicht aus Notwendigkeit, sondern durch Macht. […] Sie ist ein Geheimnis des Glaubens, der Wiederherstellung und des Heiles für den Menschen. Derjenige, der – ohne selbst geboren zu sein – den Menschen aus unberührtem Lehm formte (vgl. Gen 2,7), hat in seiner Geburt einen Menschen aus einem unberührten Leib geschaffen. Die Hand, die sich in Güte des Lehmes bediente, um uns zu erschaffen, bediente sich auch in Güte unseres Fleisches, um uns neu zu schaffen. […] Mensch, warum verachtest du dich dermaßen, da du doch für Gott so wertvoll bist? Warum entehrst du dich selbst so sehr, wenn Gott dich so ehrt? Warum erforschest du, wie du erschaffen wurdest, und nicht, wozu du erschaffen wurdest? Ist nicht die ganze Welt, die du siehst, als Bleibe für dich gemacht worden? […] Christus nimmt Fleisch an, um der verdorbenen Natur ihre ganze Unversehrtheit zurückzugeben. Er nimmt den Zustand eines Kindes an, lässt sich füttern, durchläuft die aufeinanderfolgenden Lebensalter, um das eine, vollkommene und unvergängliche Lebensalter wiederherzustellen, das er selbst geschaffen hatte. Er trägt den Menschen, damit der Mensch nicht mehr fallen kann. Ihn, den er irdisch geschaffen hatte, macht er himmlisch; ihn, der von einem menschlichen Geist beseelt war, gibt er das Leben eines göttlichen Geistes. Und so erhebt er ihn ganz zu Gott, damit nichts mehr in ihm zurückbleibt von dem, was zur Sünde, zum Tod, zur Arbeit, zum Schmerz und zur Erde gehört. Das erwirkt uns unser Herr Jesus Christus, der als Gott mit dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und herrscht, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Mittwoch, 18. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 3,1-6.

In jener Zeit als Jesus in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.

Mittwoch, 18. Januar : ps 110(109),1-2.3.4-5.

So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße. Das Zepter deiner Macht streckt der HERR aus vom Zion her: Herrsche inmitten deiner Feinde! Dich umgibt Herrschaft am Tag deiner Macht, im Glanz des Heiligtums. Ich habe dich aus dem Schoß gezeugt vor dem Morgenstern. Der HERR hat geschworen und nie wird es ihn reuen: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Der HERR steht dir zur Rechten; er zerschmettert Könige am Tag seines Zornes.

Mittwoch, 18. Januar : Brief an die Hebräer 7,1-3.15-17.

Brüder! Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes; er, der dem Abraham, als dieser nach dem Sieg über die Könige zurückkam, entgegenging und ihn segnete und welchem Abraham den Zehnten von allem gab; er, dessen Name “König der Gerechtigkeit” bedeutet und der auch König von Salem ist, das heißt „König des Friedens“; er, der ohne Vater, ohne Mutter und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens, ein Abbild des Sohnes Gottes: dieser Melchisedek bleibt Priester für immer. Das ist noch viel offenkundiger, wenn nach dem Vorbild Melchisedeks ein anderer Priester eingesetzt wird, der nicht, wie das Gesetz es fordert, aufgrund leiblicher Abstammung Priester geworden ist, sondern durch die Kraft unzerstörbaren Lebens. Denn es wird bezeugt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.

Dienstag, 17. Januar : Benedikt XVI.

Schließlich ist es in unserer Zeit besonders dringend, daran zu erinnern, dass der Tag des Herrn auch der Tag der Ruhe von der Arbeit ist. Wir wünschen uns von Herzen, dass er als solcher auch von der zivilen Gesellschaft anerkannt wird, so dass es möglich ist, von der beruflichen Tätigkeit frei zu sein, ohne dafür bestraft zu werden. Tatsächlich haben die Christen – nicht ohne Beziehung zur Bedeutung des Sabbats in der jüdischen Tradition – im Tag des Herrn auch den Tag der Ruhe von den alltäglichen Mühen gesehen. Das hat seinen ganz bestimmten Sinn, denn es stellt eine Relativierung der Arbeit dar, die auf den Menschen ausgerichtet wird: Die Arbeit ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Arbeit. Der Schutz, der dadurch dem Menschen selbst geboten wird, ist leicht zu erahnen: Auf diese Weise ist er von einer möglichen Form der Sklaverei befreit. Wie ich bereits betont habe, „besitzt die Arbeit eine primäre Bedeutung für die Verwirklichung des Menschen und für die Entwicklung der Gesellschaft, und muss darum immer in voller Achtung der menschlichen Würde und im Dienst am Gemeinwohl organisiert und entfaltet werden. Zugleich ist es unverzichtbar, dass der Mensch sich nicht von der Arbeit verknechten lässt, dass er sie nicht zum Götzen macht, indem er sich einbildet, in ihr den letzten und endgültigen Sinn des Lebens zu finden.“ Der gottgeweihte Tag ist es, der dem Menschen das Verständnis für den Sinn seines Lebens und auch seiner beruflichen Tätigkeit erschließt.

Dienstag, 17. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 2,23-28.

An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten - wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

Dienstag, 17. Januar : ps 111(110),1-2.4-5.9.10c.

Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen. Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder gestiftet, der Herr ist gnädig und barmherzig. Er gibt denen Speise, die ihn fürchten, an seinen Bund denkt er auf ewig. Er gewährte seinem Volk Erlösung und bestimmte seinen Bund für ewige Zeiten. Furchtgebietend ist sein Name und heilig, sein Ruhm hat Bestand für immer.

Dienstag, 17. Januar : Brief an die Hebräer 6,10-20.

Brüder! Gott ist nicht so ungerecht, euer Tun zu vergessen und die Liebe, die ihr seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient. Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt, damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind. Als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst, da er bei keinem Höheren schwören konnte, und sprach: Fürwahr, ich will dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich machen. So erlangte Abraham durch seine Ausdauer das Verheißene. Menschen nämlich schwören bei dem Höheren; der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und schließt jeden weiteren Einwand aus; deshalb hat Gott, weil er den Erben der Verheißung ausdrücklich zeigen wollte, wie unabänderlich sein Entschluss ist, sich mit einem Eid verbürgt. So sollten wir durch zwei unwiderrufliche Taten, bei denen Gott unmöglich täuschen konnte, einen kräftigen Ansporn haben, wir, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die dargebotene Hoffnung zu ergreifen. In ihr haben wir einen sicheren und festen Anker der Seele, der hineinreicht in das Innere hinter dem Vorhang; dorthin ist Jesus für uns als unser Vorläufer hineingegangen, er, der nach der Ordnung Melchisedeks Hoherpriester ist auf ewig.

Montag, 16. Januar : Hl. Petrus Chrysologus

„Warum fasten wir, und deine Jünger nicht?“ (vgl. Mk 2,18). Warum wohl? Weil für euch das Fasten eine Sache des Gesetzes ist. Es ist kein spontanes Geschenk. Für sich genommen hat das Fasten keinen Wert; was zählt, ist das Verlangen dessen, der fastet. Welchen Nutzen glaubt ihr, aus eurem Fasten ziehen zu können, wenn ihr – durch ein Gesetz dazu genötigt – gezwungenermaßen fastet? Fasten ist ein ausgezeichneter Pflug, um das Feld der Heiligkeit zu bestellen. Die Jünger Christi jedoch werden sogleich mitten ins erntereife Feld der Heiligkeit hineingestellt. Sie essen das Brot der neuen Ernte. Wie sollten sie zu einem Fasten verpflichtet sein, das nunmehr überholt ist? „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ Wer Hochzeit hält, gibt sich ganz der Freude hin und nimmt teil am Festmahl; er zeigt sich den Gästen gegenüber leutselig und ganz fröhlich. Er tut alles, wozu ihn seine Liebe zur Braut inspiriert. Christus feiert seine Hochzeit mit der Kirche während seines Lebens auf Erden. Deshalb nimmt er die Einladungen zu Gastmählern an und lehnt nicht ab. Voller Wohlwollen und Liebe zeigt er sich menschlich, zugänglich und liebenswürdig. Kommt er doch, um den Menschen mit Gott zu vereinen und seine Gefährten zu Mitglieder der Familie Gottes zu machen. In ähnlicher Weise sagt Jesus: „Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid“. Dieses neue Kleid ist der Stoff des Evangeliums, den er gerade mit der Wolle des Gotteslammes webt: ein königliches Gewand, das bald vom Blut der Passion purpurn gefärbt sein wird. Wie könnte Christus akzeptieren, dass dieses neue Kleid mit dem veralteten Gesetzesdenken Israels vereint wird? […] Ebenso gilt: „Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. […] Neuer Wein gehört in neue Schläuche“. Diese neuen Schläuche sind die Christen. Das Fasten Christi reinigt diese Schläuche von allem Schmutz, damit sie den Wohlgeschmack des neuen Weines unversehrt bewahren. Der Christ wird so zu einem neuen Schlauch, der bereit ist, den neuen Wein aufzunehmen: den Hochzeitswein des Sohnes, gepresst in der Kelter des Kreuzes.

Montag, 16. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 2,18-22.

Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten. Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche.

Montag, 16. Januar : ps 110(109),1-2.3.4-5.

So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße. Das Zepter deiner Macht streckt der HERR aus vom Zion her: Herrsche inmitten deiner Feinde! Dich umgibt Herrschaft am Tag deiner Macht, im Glanz des Heiligtums. Ich habe dich aus dem Schoß gezeugt vor dem Morgenstern. Der HERR hat geschworen und nie wird es ihn reuen: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Der HERR steht dir zur Rechten; er zerschmettert Könige am Tag seines Zornes.

Montag, 16. Januar : Brief an die Hebräer 5,1-10.

Jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen. Er ist fähig, für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist; deshalb muss er für sich selbst ebenso wie für das Volk Sündopfer darbringen. Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron. So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt, wie er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden. Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden. Und wurde von Gott angeredet als «Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks».

Sonntag, 15. Januar : Hl. Faustina Kowalska

O unbegreifliche Güte Gottes, Du beschirmst uns auf jedem Schritt. Deiner Barmherzigkeit möge unaufhörlich Ehre erwiesen werden, denn Du hast Dich nicht mit den Engeln verbrüdert, sondern mit den Menschen. Das ist das geheimnisvolle Wunder Deiner Barmherzigkeit. Unsere ganze Zuversicht ist in Dir, Jesus Christus, unserem erstgeborenen Bruder, dem wahren Gott und wahren Menschen. Mein Herz bebt in Freude, wenn ich sehe, wie gut Gott zu uns elenden, undankbaren Menschen ist; und als Beweis Seiner Liebe gibt Er uns ein unbegreifliches Geschenk – Sich Selbst in der Person Seines Sohnes. Dieses Geheimnis der Liebe werden wir in Ewigkeit nicht ausschöpfen. O Menschheit, weshalb denkst du so wenig daran, dass Gott wahrhaftig unter uns ist. O Lamm Gottes, ich weiß nicht, was ich zuerst in Dir bewundern soll: Deine Sanftmut, Deine Verborgenheit und Abzehrung für den Menschen oder das immerwährende Wunder Deiner Barmherzigkeit, das Seelen umwandelt und zum ewigen Leben erweckt. Obwohl Du so verborgen bist, enthüllt sich Deine Allmacht hier stärker, als bei der Erschaffung des Menschen; die Allmacht Deiner Barmherzigkeit wirkt in der Rechtfertigung des Sünders, aber das Wirken ist still und verborgen.

Sonntag, 15. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,29-34.

In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekanntzumachen. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Sonntag, 15. Januar : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1,1-3.

Paulus, durch Gottes Willen berufener Apostel Christi Jesu, und der Bruder Sosthenes an die Kirche Gottes, die in Korinth ist, - an die Geheiligten in Christus Jesus, berufen als Heilige mit allen, die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen, bei ihnen und bei uns. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Sonntag, 15. Januar : ps 40(39),2.4ab.7-8.9-10.

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien. Er legte mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott. An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist. Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag’ ich im Herzen. Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.

Sonntag, 15. Januar : Buch Jesaja 49,3.5-6.

Der Herr sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Samstag, 14. Januar : Hl. Hildegard von Bingen

O Feuer des Heiligen Geistes, Lobpreis sei dir, der du wirkst unter Pauken- und Zitherklang. Wenn Du der Menschen Geist entflammst, Dann wird der Tabernakel ihrer Seele von deiner Kraft erfüllt. Dann erhebt sich der Wille und weckt den Appetit der Seele, Und das Verlangen nach Gott wird ihr Führer. Mit süßen Gesängen ruft dich die Klugheit Und baut dir Tempel der Weisheit, aus denen goldene Werke strömen. Stets trägst du das Schwert, um abzuschneiden, Was geprägt ist vom Frevel der Sündenfrucht. Wenn Wille und Verlangen sich im Nebel verlieren, Und die Seele ziellos umherflattert und wirbelt, Dann bist du, Heiliger Geist, das Band, das Wille und Verlangen zusammenhält. Reckt sich die Seele aber selbst empor, um des Bösen Pupille zu suchen, Und den Rachen der Ausschweifung zu erreichen, so prüfst du sie im Feuer, nach deinem Willen. Gleitet die Vernunft auf dem Abhang des Bösen dahin, Dann drückst und presst du sie und bringst sie durch allerlei Prüfungen zurück, nach deinem Willen. Und wagt es das Böse, sein Schwert gegen dich zu erheben, so wendest du dieses und stößt es ihm mitten ins Herz zurück, Wie du beim ersten gefallenen Engel getan, Dessen Turm des Hochmuts du hinabgeschmettert in die Tiefe der Hölle. Einen anderen Turm aber hast du aufgerichtet für Zöllner und Sünder, Die dir ihre Sünden und Missetaten bekennen. Darum preisen dich alle Geschöpfe, du Leben aller Wesen, Köstlichste Salbe, die du unsere klaffenden und eiternden Wunden In kostbare Edelsteine verwandelst! Und nun versammle uns alle gnädig in dir, Und lenke unsere Schritte auf den rechten Weg. Amen.

Samstag, 14. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 2,13-17.

In jener Zeit ging Jesus wieder hinaus an den See. Da kamen Scharen von Menschen zu ihm, und er lehrte sie. Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, aßen viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern; denn es folgten ihm schon viele. Als die Schriftgelehrten, die zur Partei der Pharisäer gehörten, sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Samstag, 14. Januar : ps 19(18),8-11.15.

Die Weisung des HERRN ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise. Die Befehle des HERRN sind gerade, sie erfüllen das Herz mit Freude. Das Gebot des HERRN ist rein, es erleuchtet die Augen. Die Furcht des HERRN ist lauter, sie besteht für immer. Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig, gerecht sind sie alle. Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben. Die Worte meines Mundes mögen dir gefallen; was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, HERR, mein Fels und mein Erlöser.

Samstag, 14. Januar : Brief an die Hebräer 4,12-16.

Lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens; vor ihm bleibt kein Geschöpf verborgen, sondern alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden. Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.

Freitag, 13. Januar : Hl. Ambrosius

„Als er nun ihren Glauben sah“ (Lk 5,20), heißt es. Groß ist der Herr. Um des Verdienstes der einen willen verzeiht er anderen und lässt, indem er die einen prüft, anderen die Verirrungen nach. Warum soll bei dir, o Mensch, deinesgleichen nichts vermögen, nachdem beim Herrn selbst der Diener das Verdienst der Fürbitte und das Anrecht auf Erhörung hat? Lerne, wenn du richtest, verzeihen; lerne, wenn du krank bist, beten! Wenn du dir keine Hoffnung auf Nachlass der schweren Sünden machen kannst, so wende dich an Fürsprecher, wende dich an die Kirche, die für dich flehen soll; in Anbetracht derer der Herr dir Verzeihung gewährt, die er dir sonst verweigern könnte! Wiewohl wir die Geschichtlichkeit des Vorganges nicht preisgeben dürfen, sodass wir an der wirklichen leiblichen Heilung dieses Gelähmten festhalten, so erblicke doch hierin die Heilung des inneren Menschen, dem die Sünden nachgelassen werden! […] Weil aber der Herr die Sünder retten wollte, zeigte er sowohl durch sein Wissen um das Verborgene wie durch das Bewunderungswürdige seines Tuns, dass er Gott ist, und fügte darum hinzu: „Was ist leichter zu sagen: Vergeben sind dir deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und geh umher?“ (vgl. Lk 5,23). Mit dieser Stelle entrollt der Herr ein vollständiges Bild der Auferstehung: Er heilt die geistigen und leiblichen Wunden, […] das heißt nämlich, den ganzen Menschen zu heilen.

Freitag, 13. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 2,1-12.

Als Jesus einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Freitag, 13. Januar : ps 78(77),3.4cd.6c-7.8.

Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten, die ruhmreichen Taten und die Stärke des Herrn, die Wunder, die er getan hat. Sie sollten aufstehen und es weitergeben an ihre Kinder, damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, die Taten Gottes nicht vergessen und seine Gebote bewahren. Sie sollten nicht werden wie ihre Väter, jenes Geschlecht voll Trotz und Empörung, das wankelmütige Geschlecht, dessen Geist nicht treu zu Gott hielt.

Freitag, 13. Januar : Brief an die Hebräer 4,1-5.11.

Brüder! Lasst uns ernsthaft besorgt sein, dass keiner von euch zurückbleibt, solange die Verheißung, in das Land seiner Ruhe zu kommen, noch gilt. Denn uns ist die gleiche Freudenbotschaft verkündet worden wie jenen; doch hat ihnen das Wort, das sie hörten, nichts genützt, weil es sich nicht durch den Glauben mit den Hörern verband. Denn wir, die wir gläubig geworden sind, kommen in das Land der Ruhe, wie er gesagt hat: Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht in das Land meiner Ruhe kommen. Zwar waren die Werke seit der Erschaffung der Welt vollendet; denn vom siebten Tag heißt es an einer Stelle: Und Gott ruhte am siebten Tag aus von all seinen Werken; hier aber heißt es: Sie sollen nicht in das Land meiner Ruhe kommen. Bemühen wir uns also, in jenes Land der Ruhe zu kommen, damit niemand aufgrund des gleichen Ungehorsams zu Fall kommt.

Donnerstag, 12. Januar : Hrabanus Maurus

Es soll dir nicht an Vertrauen auf Gott mangeln, und du sollst auch nicht an seiner Barmherzigkeit verzweifeln; ich will nicht, dass du daran zweifelst oder gar verzweifelst, besser werden zu können. Selbst wenn der Teufel dich aus hoher Tugendhaftigkeit in die Abgründe des Bösen stürzen konnte: Um wie viel mehr kann Gott dich zum Gipfel des Guten zurückrufen und dich nicht nur in den Zustand vor deinem Fall zurückversetzen, sondern dich sogar noch viel glücklicher machen, als du vorher zu sein schienst. Verliere nicht den Mut, ich flehe dich an, und verschließe deine Augen nicht vor der Hoffnung auf das Gute, damit es dir nicht so ergeht wie denen, die Gott nicht lieben; denn nicht die große Zahl der Sünden bringt die Seele zur Verzweiflung, sondern die Geringschätzung Gottes. „Es ist den Gottlosen eigen“, sagt der Weise, „wenn sie tief in Sünden versunken sind, am Heil zu verzweifeln und es geringzuschätzen“ (vgl. Spr 18,3 Vulg.). Jeder Gedanke, der uns die Hoffnung auf Umkehr nimmt, entspringt also einem Mangel an Glauben: Wie ein schwerer Stein, der an unserem Hals hängt, zwingt er uns, immer nach unten, zur Erde zu schauen, und lässt uns nicht die Augen zum Herrn erheben. Wer aber ein mutiges Herz und einen erleuchteten Geist hat, der kann sich von diesem schrecklichen Gewicht befreien. „Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig ist“ (Ps 123,2–3).

Donnerstag, 12. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 1,40-45.

In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Donnerstag, 12. Januar : ps 95(94),6-7ab.7c-9.10-11.

Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer! Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. “Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.” Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider, und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht. Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe.»

Donnerstag, 12. Januar : Brief an die Hebräer 3,7-14.

Brüder! Beherzigt, was der Heilige Geist sagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie beim Aufruhr, wie in der Wüste am Tag der Versuchung. Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch meine Taten gesehen, vierzig Jahre lang. Darum war mir diese Generation zuwider, und ich sagte: Immer geht ihr Herz in die Irre. Sie erkannten meine Wege nicht. Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht in das Land meiner Ruhe kommen. Gebt acht, Brüder, dass keiner von euch ein böses, ungläubiges Herz hat, dass keiner vom lebendigen Gott abfällt, sondern ermahnt einander jeden Tag, solange es noch heißt: Heute, damit niemand von euch durch den Betrug der Sünde verhärtet wird; denn an Christus haben wir nur Anteil, wenn wir bis zum Ende an der Zuversicht festhalten, die wir am Anfang hatten.

Mittwoch, 11. Januar : Hl. Charles de Foucauld

[Unser Herr:] „So habe ich die drei Jahre meines öffentlichen Lebens vor euren Augen verbracht: Tagsüber war ich ganz damit beschäftigt, zu lehren und zu heilen, Gutes zu tun, vor allem an den Seelen, aber danach auch an den Leibern. Und was tat Ich am Abend? Am Abend entfernte ich mich von der Menge, der ich mich tagsüber so intensiv gewidmet hatte, und suchte die Einsamkeit, indem ich mich mit euch in ein gastfreundliches Haus zurückzog oder in die Berge ging, auf einen einsamen Gipfel, und die Nacht im Gebet verbrachte … Auf jeden Fall verbrachte ich die Nacht in Sammlung, in der Stille, abseits der Menge, wachend und betend … Dies ist das Beispiel, das ich euch hinterlasse. Um euretwillen habe ich so gehandelt: Ich selbst bin stark und selbstbeherrscht genug, um überall mit meinem Vater so vereint zu sein, als wäre wenn ich ganz allein mit ihm, denn ich sehe ihn ohne Unterlass. Ich bin immer bei ihm, ich brauche weder die Einsamkeit, um mich zu sammeln, noch die Stille, um zu ihm zu beten. Ich benötige auch keine besonderen Gebete, um mich mit ihm zu vereinen. Während ich inmitten der Menschenmenge predige, bin ich genauso mit ihm vereint wie in der tiefsten Einsamkeit. Ich brauche nicht zu meditieren, um ihn kennenzulernen, denn ich kenne ihn. Ich brauche mich nicht durch Kontemplation zu stärken, denn ich bin göttlich stark … Ich brauche weder Einsamkeit noch Nachtwachen, weder Stille noch Gebet, denn in meinem Innern betet es unaufhörlich und vollkommen … Nur um euch ein Beispiel zu geben habe ich so viele Nächte in einsamen Nachtwachen verbracht, um zu meinem Vater zu beten, sei es unter dem Sternenhimmel oder in der Verborgenheit einer verschlossenen Kammer … Da ich nun alles für euch alle tue, so liebt mich also und liebt einander … Und folgt meinem Beispiel […], indem ihr in Sammlung und Stille wacht, betet, betrachtet, euch ganz in Gott versenkt …“

Mittwoch, 11. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 1,29-39.

In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Mittwoch, 11. Januar : ps 105(104),1-2.3-4.6-7.8-9.

Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt! Singt ihm und spielt ihm, sinnt nach über all seine Wunder! Rühmt euch seines heiligen Namens! Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen. Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit! Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat. Er, der Herr, ist unser Gott. Seine Herrschaft umgreift die Erde. Ewig denkt er an seinen Bund, an das Wort, das er gegeben hat für tausend Geschlechter, an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, an den Eid, den er Isaak geschworen hat.

Mittwoch, 11. Januar : Brief an die Hebräer 2,11-12.13c-18.

Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. Seht, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren. Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.

Dienstag, 10. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 1,21-28.

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Dienstag, 10. Januar : ps 8,2.5.6-7.8-9.

Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus. Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße: Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

Dienstag, 10. Januar : Brief an die Hebräer 2,5-12.

Nicht Engeln hat er die zukünftige Welt unterworfen, von der wir reden, vielmehr heißt es an einer Stelle ausdrücklich: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, oder der Menschensohn, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt. Du hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, alles hast du ihm zu Füßen gelegt. Denn als er ihm alles zu Füßen legte, hat er nichts von der Unterwerfung ausgenommen. Jetzt sehen wir noch nicht alles ihm zu Füßen gelegt; aber den, der nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war, Jesus, ihn sehen wir um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; es war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt. Denn es war angemessen, dass Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete. Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen. und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen.

Montag, 9. Januar : Hl. Gregor der Große

Vielleicht wird sich jemand fragen: „Was haben sie denn schon Kostbares aufgegeben, als der Herr sie rief, diese beiden Fischer, die doch fast gar nichts hatten? […] Sie haben viel aufgegeben, weil sie auf alles verzichtet haben, wie wenig das auch gewesen sein mag. Wir jedoch kleben an dem, was wir haben, und suchen gierig nach dem, was wir nicht haben. Petrus und Andreas haben also viel aufgegeben, als sie beide dem bloßen Wunsch nach Besitz entsagten. Sie haben viel aufgegeben, da sie mit dem Verzicht auf ihre Habe auch ihrer Begehrlichkeit entsagten […] Niemand soll also, auch wenn er sieht, dass einige auf großen Reichtum verzichtet haben, bei sich selbst sagen: „Ich würde sie gerne in ihrer Geringschätzung dieser Welt nachahmen; doch ich habe nichts, wovon ich mich trennen könnte: Ich besitze nichts.“ Ihr gebt viel auf, meine Brüder, wenn ihr den Begierden dieser Welt entsagt. Denn der Herr begnügt sich mit unseren äußeren Gütern, so gering sie auch sein mögen: Das Herz ist es, worauf er schaut, nicht der Marktwert unserer Gabe. Er achtet nicht darauf, wie viel wir ihm opfern, sondern von wie viel Liebe unsere Opfergabe begleitet wird. Denn wenn man nur die äußeren Güter in Betracht zieht, so haben unsere heiligen Kaufleute mit ihren Netzen und ihrem Boot das ewige Leben, das Leben der Engel, erkauft. Das Reich Gottes hat keinen Preis, und doch kostet es dich nicht mehr und nicht weniger als das, was du besitzt.

Donnerstag, 5. Januar : Hl. Augustinus

Herr, mein Gott, wir glauben an dich, den Vater, Sohn und Heiligen Geist. […] [Ich habe], so gut ich es vermochte, so gut du mir Vermögen gabst, dich gesucht, habe […] mit der Vernunft zu schauen verlangt, was ich glaubte, und viel habe ich erörtert, viel mich gemüht. Herr, mein Gott, meine einzige Hoffnung, erhöre mich, dass ich nicht, müde geworden, dich nicht mehr suchen will, sondern mit Inbrunst dein Antlitz suche immerdar. (vgl. Ps 104,4) Gib du die Kraft, zu suchen, der du dich finden ließest und die Hoffnung gabst, dass wir dich mehr und mehr finden. Vor dir steht meine Kraft und meine Unkraft: die eine wahre, die andere heile! Vor dir steht mein Wissen und mein Nichtwissen: Wo du mir geöffnet hast, nimm mich auf, wenn ich eintrete; wo du nur den Zugang verschlossen hast, öffne, wenn ich anklopfe. Deiner möge ich mich erinnern, dich einsehen, dich lieben.

Donnerstag, 5. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,43-51.

In jener Zeit wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus. Und Jesus sagte zu ihm: Folge mir nach! Philippus war aus Betsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus. Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs. Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh! Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

Donnerstag, 5. Januar : ps 100(99),2-3.4-5.

Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide. Kommt mit Dank durch seine Tore, mit Lobgesang in seine Höfe! Dankt ihm, preist seinen Namen! Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Huld und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Donnerstag, 5. Januar : Erster Johannesbrief 3,11-21.

Meine Brüder! Das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben und nicht wie Kain handeln, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder erschlug. Warum hat er ihn erschlagen? Weil seine Taten böse, die Taten seines Bruders aber gerecht waren. Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben? Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und werden unser Herz in seiner Gegenwart beruhigen. Denn wenn das Herz uns auch verurteilt - Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles. Liebe Brüder, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht.

Mittwoch, 4. Januar : Hl. Gertrud von Helfta

Nimm mich auf, heiliger Vater, und sei mir ein ganz milder Vater, auf dass ich auf der Bahn dieses heiligen Vorsatzes, auf der ich um deiner Liebe willen zu laufen begonnen habe, dich selbst als Siegespreis und ewiges Erbe erhalte. Nimm mich auf, geliebter Jesus, und sei mir ein ganz gütiger Bruder, auf dass du mit mir die volle Last und Hitze des Tages trägst und ich dich bei all meinen Arbeiten als Trost habe und auf meinem Weg als Begleiter, als Führenden und Freund. Nimm mich auf, Heiliger Geist, göttliche Liebe, in dein völlig gütiges Erbarmen und in deine Liebe, auf dass ich in meinem ganzen Leben dich als Meister habe und als Lehrer und als süßesten liebenden Freund meines Herzens. […] Reiße die Mauer meines alten Wandels ein, die mich fernhält von dir. Ziehe mich so mächtig an dich, dass ich im Glück deiner unauslöschlichen Liebe dir weise liebend folge. Ja, gütiger Jesus, da mir das Wollen nahe liegt, ich aber aus menschlicher Gebrechlichkeit nicht zur Ausführung gelangen kann, so bekehre meine Seele mit Hilfe deiner Gnade durch das makellose Gesetz deiner Liebe so zu dir, dass ich unermüdlich auf dem Weg deiner Gebote voraneile (vgl. Ps 119,32) und dir untrennbar anhänge. Sei du, mein Herr, bei mir. Hilf mir immer und stärke mich bei dem guten Werk, das ich aus Liebe zu deiner Liebe auf mich genommen habe.

Mittwoch, 4. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,35-42.

In jener Zeit stand Johannes wieder am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.

Mittwoch, 4. Januar : ps 98(97),1.7-8.9.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. In die Hände klatschen sollen die Ströme, die Berge sollen jubeln im Chor. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.

Mittwoch, 4. Januar : Erster Johannesbrief 3,7-10.

Meine Kinder, lasst euch von niemand in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie Er gerecht ist. Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde, weil Gottes Same in ihm bleibt. Er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt. Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott.

Dienstag, 3. Januar : Hl. Cyrill von Jerusalem

Jesus Christus war der Sohn Gottes. Gleichwohl verkündete er das Evangelium nicht vor der Taufe. Wenn der Herr selbst ordnungs- und zeitgemäß verfuhr, sollen dann wir, seine Diener, ohne Einhaltung der Ordnung etwas wagen? Erst damals begann Jesus zu predigen, als der Heilige Geist in sichtbarer Gestalt gleich einer Taube auf ihn herabgekommen war. Nicht sollte Jesus ihn zum ersten Mal sehen; denn er kannte ihn schon, ehe er leiblich erschienen war. Vielmehr sollte ihn Johannes der Täufer schauen. „Denn“ – sagt er – „ich kannte ihn nicht; doch der, welcher mich gesandt hatte, mit Wasser zu taufen, sprach zu mir: Derjenige, auf den du den Geist herabsteigen und auf dem du ihn bleiben siehst, der ist es“ (Joh 1,33). Wenn nun deine Frömmigkeit ebenfalls aufrichtig ist, dann kommt der Heilige Geist auch auf dich herab, und es tönt dir von oben als väterliche Stimme entgegen nicht „dieser ist mein Sohn“ (Mt 3,17), wohl aber „dieser ist jetzt mein Sohn geworden“. Nur von Jesus gilt „er ist“; denn „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ (Joh 1,1). Von Jesus gilt „er ist“, da er jederzeit der Sohn Gottes ist. Von dir dagegen heißt es „jetzt ist er es geworden“; denn nicht von Natur aus hast du die Sohnschaft, sondern du empfängst sie gemäß einer Bestimmung, Er ist ewig (der Sohn); du aber erhältst die Gnade im Laufe der Zeit. Richte also her das Gefäß deiner Seele, damit du ein Sohn Gottes werdest und „Erbe Gottes, Miterbe aber Christi“ (Röm 8,17). Nur musst du dich rüsten, um auch zu empfangen; nur muss der Glaube dich führen, wenn du ein Gläubiger werden willst. Du musst zielbewusst den alten Menschen ablegen.

Dienstag, 3. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,29-34.

In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekanntzumachen. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Dienstag, 3. Januar : ps 98(97),1.3cd-4.5-6.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt! Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang! Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!

Dienstag, 3. Januar : Erster Johannesbrief 2,29.3,1-6.

Liebe Brüder! Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, erkennt auch, dass jeder, der die Gerechtigkeit tut, von Gott stammt. Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist. Jeder, der die Sünde tut, handelt gesetzwidrig; denn Sünde ist Gesetzwidrigkeit. Ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünde wegzunehmen, und er selbst ist ohne Sünde. Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt.

Montag, 2. Januar : Hl. Leo der Große

So ist also das „Wort Gottes“, „Gott“, „Gottes Sohn“, „der im Anfang bei Gott war, durch den alles gemacht worden ist, und ohne den nichts gemacht wurde“ (Joh 1,13), Mensch geworden, um den Menschen vom ewigen Tode zu befreien. Dabei hat er sich ohne Minderung seiner Majestät in der Weise zur Annahme unserer Niedrigkeit herabgelassen, dass er die wahre Knechtsgestalt mit jener verband, worin er Gott dem Vater gleich ist (vgl. Phil 2,6). […] Lasst uns also, Geliebteste, Gott dem Vater durch seinen Sohn im Heiligen Geiste danken! Hat er doch um seiner reichen Barmherzigkeit willen, mit der er uns liebte, sich unser erbarmt, „und obgleich wir tot waren durch Sünden, uns lebendig gemacht mit Christus“ (Eph 2,5), auf dass wir in ihm ein neues Geschöpf, ein neues Gebilde würden. Lasst uns also ablegen den alten Menschen (vgl. Eph 4,22; Röm 6,4; Kol 3,8; Hebr 12,1) mit seinen Handlungen und, nachdem wir an der Menschwerdung Christi Anteil erhielten, den Werken des Fleisches entsagen! Erkenne, o Christ, deine Würde! Kehre nicht, nachdem du der göttlichen Natur teilhaftig geworden, durch entartete Sitten zur alten Niedrigkeit zurück! Denke daran, welchen Hauptes, welchen Leibes Glied du bist! Vergegenwärtige dir, dass du der Macht der Finsternis entrissen und in Gottes lichtvolles Reich versetzt worden bist! Durch das Sakrament der Taufe wurdest du zu einem Tempel des Heiligen Geistes (vgl. 1 Kor 6,19). Vertreibe nicht durch schlechte Handlungen einen so hohen Gast aus deinem Herzen! Unterwirf dich nicht aufs neue der Knechtschaft des Satans! Ist doch das Blut Christi dein Kaufpreis. Wird dich doch der in Wahrheit richten, der dich in Barmherzigkeit erlöst hat, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste waltet in Ewigkeit.

Montag, 2. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,19-28.

Dies ist das Zeugnis Johannes’ des Täufers: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Montag, 2. Januar : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt!

Montag, 2. Januar : Erster Johannesbrief 2,22-28.

Liebe Brüder! Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater. Für euch gilt: Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben; wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch bleibt, dann bleibt ihr im Sohn und im Vater. Und seine Verheißung an uns ist das ewige Leben. Dies habe ich euch über die geschrieben, die euch in die Irre führen. Für euch aber gilt: Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr braucht euch von niemand belehren zu lassen. Alles, was seine Salbung euch lehrt, ist wahr und keine Lüge. Bleibt in ihm, wie es euch seine Salbung gelehrt hat. Und jetzt, meine Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er erscheint, die Zuversicht haben und bei seinem Kommen nicht zu unserer Schande von ihm gerichtet werden.

Sonntag, 1. Januar : Pius X.

Nun hat es aber der Ewige nach dem Ratschluss seiner göttlichen Vorsehung gefügt, uns den Gottmenschen durch Maria zu geben, die, überschattet vom Heiligen Geiste, ihn in ihrem Schoße getragen; darum bleibt uns gar keine andere Wahl, als dass wir Christus empfangen aus den Händen Mariens. Deshalb erscheint auch jedes Mal, wenn die Heilige Schrift in seherischen Worten von unserer künftigen Erlösung spricht, neben dem Welterlöser seine heilige Mutter. Er wird gesendet als das Lamm, das die Erde beherrscht, aber es kommt von den Felsen in der Wüste; er sprosst als Blume auf, aber aus der Wurzel Jesse. Adam schon erblickte Maria in der Ferne als die Zertreterin des Kopfes der Schlange und gebot bei ihrem Anblick Einhalt den Tränen über den Fluch, der ihn getroffen. An sie dachte Noe, in der rettenden Arche eingeschlossen, und Abraham, als ihm verwehrt wurde, den Sohn zu opfern. Jakob erschaute sie als Leiter, auf der die Engel auf- und absteigen; Moses erkannte sie staunend in dem brennenden und nicht verbrennenden Dornbusch; David begrüßte sie, als er beim Einzug der Bundeslade sang und tanzte; Elias endlich gewahrte sie in der kleinen Wolke, die aus dem Meere heraufstieg. Kurz, das Endziel des Gesetzes und all die Wahrheit in Vorbildern und Weissagungen finden wir, nächst Christus, in Maria. […] Deshalb besitzt auch, wie Wir schon angedeutet haben, niemand mehr Macht, die Menschen mit Christus zu vereinigen, als diese Jungfrau. Nach Christi Wort ist dies „das wahre Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus“ (Joh 17,3). Da wir aber durch Maria zur lebendigen Erkenntnis Christi gelangen, so werden wir auch umso leichter durch sie das Leben gewinnen, dessen Quelle und Beginn eben Christus ist.

Sonntag, 1. Januar : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2,16-21.

In jener Zeit eilten die Hirten nach Bethlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Sonntag, 1. Januar : Brief des Paulus an die Galater 4,4-7.

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.

Sonntag, 1. Januar : ps 67(66),2-3.5.6.8.

Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, damit man auf Erden deinen Weg erkenne, deine Rettung unter allen Völkern. Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, denn du richtest die Völker nach Recht und leitest die Nationen auf Erden. Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle. Es segne uns Gott! Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde.

Sonntag, 1. Januar : Buch Numeri 6,22-27.

Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen.

Samstag, 31. Dezember : Hl. Clemens von Alexandrien

Blick auf die Geheimnisse der Liebe, und dann wirst du den Schoß des Vaters schauen, den der eingeborene Gott allein verkündigte (vgl Joh 1,18). Aber auch Gott selbst ist Liebe (1 Joh 4,8.16), und aus Liebe ließ er sich von uns schauen. Und das Unaussprechliche seines Wesens wurde Vater, das gegen uns Mitleidige aber wurde Mutter. Und infolge seiner Liebe nahm der Vater ein weibliches Wesen an, und der deutliche Beweis dafür ist der Sohn, den er selbst aus sich erzeugte; und die aus Liebe geborene Frucht ist Liebe. Deshalb ist er auch selbst herabgekommen, deshalb hat er menschliche Gestalt angenommen, deshalb hat er aus freiem Willen Menschenschicksal ertragen, damit er, nachdem er aus Liebe zu uns (vgl. z.B. Joh 13,1) sich dem Maß unserer Schwachheit hat angleichen lassen, umgekehrt uns dem Maß seiner eigenen Macht angleiche. Und als sein Opfertod nahe bevorstand und er sich zum Lösegeld hingab, da hinterlässt er uns eine neue letztwillige Verfügung: „Meine Liebe gebe ich euch“ (vgl. Joh 13,34). Worin besteht diese Liebe und wie groß ist sie? Für jeden einzelnen von uns hat er „sein Leben hingegeben“ (vgl. 1 Joh 3,16), das an Wert die ganze Welt übertrifft.

Samstag, 31. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,1-18.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Samstag, 31. Dezember : ps 96(95),1-2.11-12.13.

Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde! singt dem HERRN, preist seinen Namen! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt. Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht. und die Nationen nach seiner Treue.

Samstag, 31. Dezember : Erster Johannesbrief 2,18-21.

Meine Kinder, es ist die letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste gekommen. Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie gehörten nicht zu uns; denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, dass sie alle nicht zu uns gehörten. Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und ihr alle wisst es. Ich schreibe euch nicht, dass ihr die Wahrheit nicht wisst, sondern ich schreibe euch, dass ihr sie wisst und dass keine Lüge von der Wahrheit stammt.

Freitag, 30. Dezember : Hl. Johannes Paul II.

Fast unmittelbar nach der Geburt Jesu zeigt sich die sinnlose Gewalt, die sein Leben bedroht, auch an so vielen anderen Familien im Mord an den heiligen Unschuldigen Kindern. Die Kirche erinnert an diese schreckliche Bedrängnis, die der Gottessohn und die Kinder in seinem Alter erleiden mussten, und sie fühlt sich dadurch eingeladen, für alle Familien zu beten, die von innen her oder von außen bedroht sind […] Die Heilige Familie von Nazareth ist für uns eine ständige Herausforderung, die uns dazu verpflichtet, das Geheimnis der „Hauskirche“ und jeder menschlichen Familie zu vertiefen. Sie lässt in uns den Eifer wachsen, für die und mit den Familien zu beten und alles mit ihnen zu teilen, was sie mit Freude oder Hoffnung erfüllt, aber auch, was sie besonders beschäftigt und beunruhigt. Tatsächlich soll die Erfahrung der familiären Situation eine tägliche Opferbereitung werden, wie eine heilige Gabe, ein Gott wohlgefälliges Opfer. Das Evangelium von der Darstellung Jesu im Tempel weist uns darauf hin. Jesus, das „Licht der Welt“, aber auch „das Zeichen, dem widersprochen wird“ (vgl. Lk 2,32.34), verlangt danach, diesen Opfergang jeder Familie anzunehmen, wie er auch das Brot und den Wein in der Eucharistie annimmt. Er will diese Hoffnungen und diese menschlichen Freuden mit dem Brot und dem Wein, die verwandelt werden sollen, vereinigen, aber auch die unausweichlichen Leiden und die dem Familienleben eigenen Beschäftigungen, indem er sie in das Geheimnis seines Leibes und Blutes einschließt. Diesen Leib und dieses Blut gibt er dann in der Kommunion als geistliche Kraftquelle, und das nicht nur für jede einzelne menschliche Person, sondern auch für jede Familie. Die Heilige Familie von Nazareth möge uns empfänglich machen für ein immer tieferes Verständnis der Berufung einer jeden Familie, die in Christus die Quelle ihrer Würde und Heiligkeit findet.

Freitag, 30. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 2,13-15.19-23.

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

Freitag, 30. Dezember : Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 3,12-21.

Brüder! Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade. Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht aufgebracht gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn. Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden.

Freitag, 30. Dezember : ps 128(127),1-2.3.4-5.

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht! Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; wohl dir, es wird dir gut ergehn. Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen in deinem Haus. Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch. So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt. Es segne dich der Herr vom Zion her. Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen.

Freitag, 30. Dezember : Buch Jesus Sirach 3,2-6.12-14.

Denn der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren, und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten. Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden, und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden. Wer den Vater achtet, wird lange leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn. Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an, und betrübe ihn nicht, solange er lebt. Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach, und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft! Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen, sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.

Donnerstag, 29. Dezember : Hl. Bonaventura

Der Lehrmeister der vollkommenen Demut wollte, obwohl er dem Vater in allem gleich war, sich nicht bloß der demütigsten Jungfrau Maria, sondern auch dem Gesetz unterwerfen, um „diejenigen, die unter dem Gesetz standen, loszukaufen und zu befreien von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Gal 4,5; Röm 8,21). Er wollte deshalb, dass auch seine allerreinste Mutter das Gesetz der Reinigung erfülle, und dass er, der Erlöser aller Menschen, als Erstgeborener erlöst, das heißt losgekauft, im Tempel Gott aufgeopfert und für ihn ein Opfer dargebracht werde in Gegenwart der frohlockenden Gerechten. Frohlocke auch du mit jenem glücklichen Greis Simeon und der hochbetagten Hanna. Gehe der Mutter und dem Kind entgegen. Die Liebe möge die Scheu besiegen, und das Herz die Furcht austreiben. Nimm auch du das Kind Jesus in deine Arme und sprich mit der Braut im Hohenlied: „Ich halte ihn und lasse ihn nicht“ (vgl. Hld 3,4). Juble mit dem ehrwürdigen Greis Simeon und stimme ein in den Lobgesang: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“ (Lk 2,29).

Donnerstag, 29. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2,22-35.

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Donnerstag, 29. Dezember : ps 96(95),1-2.3-4.5-6.

Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde! singt dem HERRN, preist seinen Namen! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, bei allen Völkern von seinen Wundern! Denn groß ist der HERR und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter. Alle Götter der Heiden sind nichtig, der Herr aber hat den Himmel geschaffen. Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.

Donnerstag, 29. Dezember : Erster Johannesbrief 2,3-11.

Liebe Brüder! Wenn wir die Gebote Jesu Christi halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben. Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet. Wir erkennen daran, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat. Liebe Brüder, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, etwas, das in ihm und in euch verwirklicht ist; denn die Finsternis geht vorüber, und schon leuchtet das wahre Licht. Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht; da gibt es für ihn kein Straucheln. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht.

Mittwoch, 28. Dezember : Hl. Gregor von Nyssa

„Als König Herodes von der Geburt des Erlösers hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem“ (vgl. Mt 2,3). […] Das Geheimnis der Passion war es, das durch die Myrrhe der Magier schon angedeutet wurde; und erbarmungslos werden Neugeborene umgebracht. […] Was bedeutet dieses Abschlachten von Kindern? Wie kann man es wagen, ein so schreckliches Verbrechen zu begehen? „Aus dem Grund“, so sagen Herodes und seine Ratgeber, „weil ein seltsames Zeichen am Himmel erschienen ist, das den Weisen das Kommen eines anderen Königs ankündigt.“ Verstehst du, was diese Vorzeichen bedeuten, Herodes? […] Wenn Jesus der Herr der Gestirne ist, ist er dann nicht vor deinen Angriffen gefeit? Du glaubst, Macht zu haben über Leben und Tod; aber von einem so sanften Wesen hast du nichts zu befürchten! Gott gibt ihn in deine Hand; warum also eine Verschwörung gegen ihn anzetteln? […] Doch lassen wir die Trauer, „das bittere Klagen der Rahel, die um ihre Kinder weint“ (vgl. Mt 2,18); denn heute vertreibt die Sonne der Gerechtigkeit (vgl. Mal 3,20) die Finsternis des Bösen und ergießt ihr Licht über die ganze Natur: er, der unsere Menschennatur angenommen hat […]. An diesem Fest der Geburt des Herrn werden „die ehernen Tore zerbrochen, die eisernen Riegel zerschlagen“ (Ps 107,16); heute „öffnen sich die Tore zur Gerechtigkeit“ (vgl. Ps 118,19), […] denn durch einen Menschen – Adam – kam der Tod, und heute kommt durch einen Menschen das Heil (vgl. Röm 5,18). […] Nach dem Baum der Sünde erhebt sich der Baum der Güte, das Kreuz. […] Heute beginnt das Geheimnis der Passion.

Mittwoch, 28. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 2,13-18.

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig, und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.

Mittwoch, 28. Dezember : ps 124(123),2-3.4-5.7-8.

Hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt, als sich gegen uns Menschen erhoben, sie hätten uns lebendig verschlungen, als gegen uns ihr Zorn entbrannt war. Dann hätten die Wasser uns weggespült, als hätte sich über uns ein Wildbach ergossen. Die Wasser hätten sich über uns ergossen, die wilden und wogenden Wasser. Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Unsre Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Mittwoch, 28. Dezember : Erster Johannesbrief 1,5-10.2,1-2.

Brüder! Das ist die Botschaft, die wir von Jesus Christus gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde. Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.

Dienstag, 27. Dezember : Hl. Augustinus

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens“ (1 Joh 1,1). Gibt es jemanden, der das Wort des Lebens mit seinen Händen anfassen kann, wenn es nicht „Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (vgl. Joh 1,14)? Nun, dieses Wort, das Fleisch geworden ist, damit wir es mit unseren Händen anfassen können, begann im Schoß der Jungfrau Maria, Fleisch zu werden. Aber es begann damals nicht, das Wort zu sein, denn dieses war schon „von Anfang an“, sagt der heilige Johannes. Seht, wie sein Brief sein Evangelium bestätigt, in dem es heißt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“. Vielleicht verstehen manche unter „Wort des Lebens“ irgendeine Formel, um Christus zu bezeichnen, und nicht präzise den Leib Christi, den Hände angefasst haben. Aber hört, wie es weitergeht: „In ihm war das Leben.“ Christus ist also das Wort des Lebens. Und wie hat sich dieses Leben offenbart? Denn obwohl es von Anfang an war, hat es sich doch nicht den Menschen offenbart, sondern den Engeln, die es sahen und sich von ihm als von ihrem Brot ernährten. So heißt es in der Schrift: „Brot der Engel aß der Mensch“ (Ps 77(78),25 Vulg.). Das Leben selbst also hat sich im Fleisch offenbart: Es hat sich in seiner ganzen Fülle offenbart, damit eine Wirklichkeit, die nur für das Herz sichtbar ist, auch für die Augen sichtbar werde, um die Herzen zu heilen. Denn nur das Herz sieht das Wort, das Fleisch sieht es nicht. Wir konnten das Fleisch sehen, aber nicht das Wort. Das Wort ist Fleisch geworden […], um in uns das zu heilen, was uns fähig macht, das Wort zu sehen. […] „Wir bezeugen“, schreibt der hl. Johannes, „und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde“ (vgl. 1 Joh 1,2).

Dienstag, 27. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 20,2-8.

Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.

Dienstag, 27. Dezember : ps 97(96),1-2.5-6.11-12.

Der Herr ist König. Es juble die Erde! Freuen sollen sich die vielen Inseln. Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones. Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Angesicht des Herrn der ganzen Erde. Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, seine Herrlichkeit schauen alle Völker. Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den Menschen mit redlichem Herzen. Freut euch am HERRN, ihr Gerechten, dankt seinem heiligen Namen!

Dienstag, 27. Dezember : Erster Johannesbrief 1,1-4.

Brüder! Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist.

Montag, 26. Dezember : Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Das Kind in der Krippe streckt die Händchen aus, und sein Lächeln scheint schon zu sagen, was später die Lippen des Mannes gesprochen haben: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid (Mt 11,28). […] „Folge mir“, so sprechen die Kinderhände, wie später die Lippen des Mannes gesprochen haben. So sprachen sie zu dem Jünger, den der Herr lieb hatte und der nun auch zu der Gefolgschaft an der Krippe gehört. Und der hl. Johannes, der Jüngling mit dem reinen Kinderherzen, folgte, ohne zu fragen: wohin? und wozu? Er verließ des Vaters Schiff (vgl. Mt 4,22) und ging dem Herrn nach auf allen seinen Wegen bis hinauf nach Golgotha (vgl. Joh 19,26). „Folge mir“ – das vernahm auch der Jüngling Stephanus. Er folgte dem Herrn zum Kampf gegen die Mächte der Finsternis, die Verblendung des hartnäckigen Unglaubens, er legte Zeugnis für ihn ab mit seinem Wort und mit seinem Blut, er folgte ihm auch in seinem Geist, dem Geist der Liebe, der die Sünde bekämpft, aber den Sünder liebt und noch im Tode für den Mörder vor Gott eintritt. Lichtgestalten sind es, die um die Krippe knien: die zarten, unschuldigen Kinder, die treuherzigen Hirten, die demütigen Könige, Stephanus, der begeisterte Jünger, und der Lieblingsapostel Johannes: sie alle, die dem Ruf des Herrn folgten. Ihnen gegenüber steht die Nacht der unbegreiflichen Verhärtung und Verblendung: die Schriftgelehrten, die Auskunft geben können über Zeit und Ort, da der Heiland der Welt geboren werden soll (vgl. Mt 2,5), die aber kein Transeamus usque Bethlehem daraus ableiten; der König Herodes, der dem Herrn des Lebens ans Leben will. Vor dem Kind in der Krippe scheiden sich die Geister. Es ist der König der Könige und der Herr über Leben und Tod. Es spricht sein „Folge mir“, und wer nicht für ihn ist, ist wider ihn (vgl. Mt 12,30). Er spricht es auch für uns und stellt uns vor die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis.

Montag, 26. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 10,17-22.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.

Montag, 26. Dezember : ps 31(30),3b-4.6.8.16-17.

Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet. Denn du bist mein Fels und meine Burg; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten. In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. Ich will jubeln und über deine Huld mich freuen; denn du hast mein Elend angesehn, du bist mit meiner Not vertraut. In deiner Hand liegt mein Geschick; entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger! Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, hilf mir in deiner Güte!

Montag, 26. Dezember : Apostelgeschichte 6,8-10.7,54-60.

In jenen Tagen tat Stephanus, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.

Sonntag, 25. Dezember : Hl. Aelred von Rievaulx

„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,11). Die Stadt Davids ist Bethlehem. So lasst uns also hineilen wie die Hirten, als sie diese Botschaft vernommen hatten […]. Denn der Engel sagte: „Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,12). Dies aber sage ich euch: Ihr sollt lieben! Ihr fürchtet den Herrn der Engelscharen, aber das kleine Kind liebt ihr; ihr fürchtet den Herrn voll Majestät, aber ihr liebt dieses in Windeln gewickelte Kindlein; ihr fürchtet den, der den Himmel regiert, aber ihr liebt den, der in einer Krippe liegt. […] Aber was ist denn so bemerkenswert daran, in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe zu liegen? Werden andere Kinder nicht auch gewickelt? Was bedeutet also dieses Zeichen? […] Man könnte vieles darüber sagen, doch […] kurz und bündig: Bethlehem, was „Haus des Brotes“ bedeutet, das ist die heilige Kirche, in der der Leib Christi, das wahre Brot, ausgeteilt wird. Die Futterkrippe von Bethlehem ist der Altar in der Kirche; dort werden die genährt, die mit Christus vertrauten Umgang pflegen. Dieses Gewickeltsein in Windeln ist die äußere Erscheinungsform der Sakramente. In dieser Krippe, unter den Gestalten von Brot und Wein, ist der wahre Leib und das Blut Christi zugegen. Dort sehen wir Christus selbst, aber in Windeln gewickelt, das heißt unsichtbar gegenwärtig im Sakrament. Wir haben kein größeres und deutlicheres Zeichen der Geburt Christi als die Tatsachen, dass wir täglich seinen Leib und sein Blut am heiligen Altar verzehren, und dass wir ihn, der für uns ein einziges Mal aus einer Jungfrau geboren wurde, sich täglich für uns opfern sehen. Deshalb, meine Brüder, lasst uns zur Krippe des Herrn eilen! Bereiten wir uns, so gut wir nur können, mit seiner Gnade auf diese Begegnung vor, als Gefährten der Engel und „mit reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben“ (vgl. 1 Tim 1,5). Und singen wir dem Herrn mit unserem ganzen Leben und Verhalten: „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden Friede den Menschen seiner Huld!“ (vgl. Lk 2,14).

Sonntag, 25. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,1-18.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Sonntag, 25. Dezember : Brief an die Hebräer 1,1-6.

Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt, und weiter: Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein? Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen.

Sonntag, 25. Dezember : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.5-6.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt! Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang! Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!

Sonntag, 25. Dezember : Buch Jesaja 52,7-10.

Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König. Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem. Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

Samstag, 24. Dezember : Hl. Bernhard von Clairvaux

Heute sind die Wunder überreich, der Reichtum vervielfältigt sich, die Schatzkammern sind offen: Die Gebärende ist Mutter und Jungfrau, der Geborene ist Gott und Mensch. […] Diesen Schatz muss man im Acker verbergen (vgl. Mt 13,44): Die Verlobung der Mutter soll ihre jungfräuliche Empfängnis vor den Augen der Welt verbergen, das Weinen des Neugeborenen soll die schmerzlose Geburt den Blicken der Menschen entziehen. Verbirg, Maria, ja, verbirg den Glanz des aufstrahlenden Lichtes aus der Höhe! (vgl. Lk 1,78). Bette dein Kind in einer Futterkrippe; wickle es in Windeln, denn diese Windeln sind unser ganzer Reichtum. Ja wirklich, die Windeln des Erlösers sind kostbarer als königliche Gewänder; seine Krippe ist herrlicher als die goldenen Throne von Königen; die Armut Christi übertrifft an Wert alle Reichtümer und jeden Schatz. Gibt es denn einen kostbareren Reichtum als diese Demut, die es uns ermöglicht, das Himmelreich zu gewinnen und die göttliche Gnade zu erlangen? Es steht geschrieben: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3), und der Apostel Jakobus bekräftigt: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6). Seht, wie sehr uns in der Geburt des Erlösers die Demut ans Herz gelegt wird: Er kam in die Welt, „entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen“ (Phil 2,7). Wollt ihr aber noch kostbarere Reichtümer und eine noch größere Herrlichkeit sehen? […] „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13). Die Reichtümer unserer Erlösung und seine Herrlichkeit sind das kostbare Blut, das uns erlöst, und das Kreuz des Herrn, dessen wir uns einzig rühmen (vgl. Gal 6,14).

Samstag, 24. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2,1-14.

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Samstag, 24. Dezember : Brief des Apostels Paulus an Titus 2,11-14.

Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. Sie erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben, während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus. Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Samstag, 24. Dezember : ps 96(95),1-2.3.11.12-13a.

Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde! singt dem HERRN, preist seinen Namen! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, bei allen Völkern von seinen Wundern! Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt. Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten.

Samstag, 24. Dezember : Buch Jesaja 9,1-6.

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers. Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere wird das vollbringen.

Freitag, 23. Dezember : Hl. Maximus von Turin

Gott hatte Johannes den Täufer im Voraus dazu bestimmt, zu kommen, um die Freude der Menschen und den Jubel des Himmels anzukündigen (vgl. Lk 1,14). Aus seinem Mund vernahm die Welt die wunderbaren Worte, die die Anwesenheit unseres Erlösers, des Lammes Gottes (vgl. Joh 1,29), verkündigten. Als seine Eltern alle Hoffnung auf einen Nachkommen verloren hatten, sandte der Engel – Bote eines so großen Geheimnisses –, ihn sogar noch vor seiner Geburt (vgl. Lk 1,41), um dem Herrn als Zeuge zu dienen. […] Er erfüllte den Schoß seiner Mutter, während sie ihn in sich trug, mit unendlicher Freude. […] Im Evangelium lesen wir ja folgende Worte, die Elisabeth zu Maria sagte: „Als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (vgl. Lk 1,43–44). […] Sie, die sich im Alter darüber grämte, ihrem Mann kein Kind geschenkt zu haben, gebar auf einmal einen Sohn, der sogar der Bote des ewigen Heils für die ganze Welt werden sollte. Und zwar ein Bote, der schon vor seiner Geburt das Privileg seines zukünftigen Dienstes ausübte, als er durch die Worte seiner Mutter seinen prophetischen Geist verströmte. Dann öffnete er durch die Kraft des Namens, den ihm der Engel im Voraus gegeben hatte, den Mund seines Vaters, der infolge des Unglaubens verschlossen war (vgl. Lk 1,13.20). Denn Zacharias war nicht stumm geworden, um stumm zu bleiben, sondern um durch göttliches Eingreifen den Gebrauch der Sprache wiederzuerlangen und durch ein Zeichen vom Himmel zu bestätigen, dass sein Sohn ein Prophet sei. Denn im Evangelium heißt es ja über Johannes: „Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen“ (vgl. Joh 1,7–8). Er war zwar nicht das Licht, aber er war ganz im Licht, er, der würdig war, für das wahre Licht Zeugnis abzulegen.

Freitag, 23. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,57-66.

Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.

Freitag, 23. Dezember : ps 25(24),4-5.8-9.10.14.

Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit. Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg. Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg. Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren. Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; er weiht sie ein in seinen Bund.

Freitag, 23. Dezember : Buch Maleachi 3,1-4.23-24.

So spricht Gott, der Herr: Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren. Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss.

Donnerstag, 22. Dezember : Hl. Beda Venerabilis

Maria sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“. Sie sagt damit: „Der Herr hat mir eine so große, unerhörte Gnade erwiesen, dass sie in keiner Sprache Ausdruck finden kann; allein die Liebe, und auch sie nur im tiefsten Herzensgrund, kann sie erfassen. Deshalb will ich mit der ganzen Kraft meiner Seele im Lobpreis Dank sagen. […] Der Herr hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.“ […] Nur sie, diese Seele, an der der Herr Großes getan hat, kann ihn in rechter Weise preisen und uns dazu einladen, ihre Wünsche und Absichten zu teilen: „Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen“ (Ps 34(33),4). […] „Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen“. Trefflich ist es, Israel den Knecht des Herrn zu nennen, Israel, das der Herr erhoben hat, um es in Gehorsam und Demut zu retten. So spricht Hosea: „Als Israel noch ein Kind war, habe ich ihn geliebt“ (vgl. 11,1; 11,4). Wer sich weigert, sich zu erniedrigen, kann offenbar nicht gerettet werden […]; „wer aber so klein sein kann wie ein Kind, der ist im Himmelreich der Größte“ (vgl. Mt 18,4). „Er denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“ Es handelt sich hier nicht um leibliche Nachkommen Abrahams, sondern um seine geistlichen Nachkommen, um Menschen also, die in den Fußstapfen seines Glaubens wandeln. […] Die Ankunft des Erlösers ist Abraham und seinem Geschlecht also auf ewig verheißen, das heißt, den Söhnen der Verheißung, die der heilige Paulus meint, wenn er sagt: „Wenn ihr also zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung“ (vgl. Gal 3,29). Schließlich ist es auch eine glückliche Fügung, dass die Geburt des Herrn und die des Johannes von ihren Müttern prophetisch verkündet werden. […] Das Leben, das durch das Versagen einer einzigen Frau zerstört wurde, sollte so der Welt durch diese beiden Frauen, die im Lobpreis miteinander wetteifern, zurückgegeben werden.

Donnerstag, 22. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,46-56.

In jener Zeit sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehn. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen. das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

Donnerstag, 22. Dezember : Erstes Buch Samuel 2,1bcde.4-5ab.6-7.8abcd.

Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, große Kraft gibt mir der Herr. Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; denn ich freue mich über deine Hilfe. Der Bogen der Helden wird zerbrochen, die Wankenden aber gürten sich mit Kraft. Die Satten verdingen sich um Brot, doch die Hungrigen können feiern für immer. Der Herr macht tot und lebendig, er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf. Der Herr macht arm und macht reich, er erniedrigt, und er erhöht. Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt; er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, einen Ehrenplatz weist er ihm zu.

Donnerstag, 22. Dezember : Erstes Buch Samuel 1,24-28.

Als sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit hinauf, dazu einen dreijährigen Stier, ein Efa Mehl und einen Schlauch Wein. So brachte sie ihn zum Haus des Herrn in Schilo; der Knabe aber war damals noch sehr jung. Als sie den Stier geschlachtet hatten, brachten sie den Knaben zu Eli, und Hanna sagte: Bitte, mein Herr, so wahr du lebst, mein Herr, ich bin die Frau, die damals neben dir stand, um zum Herrn zu beten. Ich habe um diesen Knaben gebetet, und der Herr hat mir die Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet habe. Darum lasse ich ihn auch vom Herrn zurückfordern. Er soll für sein ganzes Leben ein vom Herrn Zurückgeforderter sein. Und sie beteten dort den Herrn an.

Mittwoch, 21. Dezember : Hl. Bernhard von Clairvaux

Maria ist selig, wie Elisabet zu ihr sagte, nicht nur weil Gott auf sie geschaut, sondern weil sie geglaubt hat. Ihr Glaube ist die schönste Frucht der göttlichen Güte. Aber es bedurfte der unaussprechlichen Kunst des Heiligen Geistes, der über sie kam, damit eine solche Seelengröße sich mit einer solchen Demut in der Verborgenheit ihres jungfräulichen Herzens verbinden konnte. Die Demut und die Seelengröße Mariens, wie auch ihre Jungfräulichkeit und ihre Fruchtbarkeit, sind zwei Sternen vergleichbar, die sich gegenseitig beleuchten. Denn in Maria schmälert die Tiefe der Demut in keiner Weise die Seelengröße und umgekehrt. Während Maria sich selbst so demütig beurteilte, war sie nicht weniger großzügig in ihrem Glauben an die Verheißung, die ihr der Engel brachte. Sie, die sich nur als arme, kleine Magd betrachtete, zweifelte trotzdem nicht daran, dass sie in dieses unbegreifliche Geheimnis, in diese wunderbare Vereinigung, in dieses unergründbare Mysterium berufen sei. Und sie glaubte sofort, dass sie wirklich die Mutter des menschgewordenen Gottes werden würde. Es ist die Gnade Gottes, die dieses Wunder in den Herzen der Auserwählten bewirkt; die Demut macht sie nicht ängstlich und scheu, noch macht die Großmut ihrer Seele sie hochmütig. Im Gegenteil, bei den Heiligen verstärken sich diese beiden Tugenden gegenseitig. Die Großmut der Seele hält dem Hochmut nicht nur die Tür verschlossen, sondern gerade sie ist es, die tiefer in das Geheimnis der Demut eindringen lässt. Und wirklich sind diejenigen, die am großherzigsten in seinem Dienst stehen, von der Furcht Gottes am meisten durchdrungen und am dankbarsten für die erhaltenen Gaben. Entsprechend gilt auch: Wenn die Demut im Spiel ist, schleicht sich keine Feigheit in die Seele ein. Je weniger jemand – auch in den kleinsten Dingen – auf seine eigenen Kräfte zu vertrauen pflegt, desto mehr vertraut er – auch in den größten Dingen – der Macht Gottes.

Mittwoch, 21. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,39-45.

In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

Mittwoch, 21. Dezember : ps 33(32),2-3.11-12.20-21.

Preist den Herrn mit der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Singt ihm ein neues Lied, greift voll in die Saiten und jubelt laut! Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter. Selig die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat. Unsre Seele hofft auf den HERRN; er ist unsre Hilfe und unser Schild. Ja, an ihm freut sich unser Herz, wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.

Mittwoch, 21. Dezember : Buch Zefanja 3,14-17.

Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.

Dienstag, 20. Dezember : Sel. Guerricus von Igny

„Der Herr sprach noch einmal zu Ahas; er sagte: Erbitte dir ein Zeichen. Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen“ (vgl. Jes 7,10–12). […] Nun, dieses Zeichen, das zurückgewiesen wurde […], nehmen wir unsererseits mit vollem Glauben und liebevoller Hochachtung an. Wir anerkennen, dass der von der Jungfrau empfangene Sohn für uns ein Zeichen der Vergebung und Befreiung „in den Tiefen“ der Unterwelt, ein Zeichen der Hoffnung auf Jubel und Herrlichkeit „in den Höhen des Himmels“ ist. […] Dieses Zeichen hat der Herr nun aufgerichtet, zuerst am Stamm des Kreuzes, dann auf seinem königlichen Thron. […] Ja, es ist ein Zeichen für uns, dass diese jungfräuliche Mutter empfängt und gebiert: ein Zeichen dafür, dass dieser empfangene und geborene Mensch Gott ist. Dieser Sohn, der göttliche Werke vollbringt und menschliche Leiden erduldet, ist für uns das Zeichen dafür, dass er die Menschen, um deretwillen er empfangen und geboren wurde und für die er auch leidet, zu Gott führen wird. Unter allen menschlichen Schwachheiten und Unannehmlichkeiten, die dieser Gott bereit war, für uns zu erdulden, war, so denke ich, die erste (was die Zeit betrifft) und zugleich die größte (was die Erniedrigung betrifft): dass diese unendliche Majestät es ertrug, im Schoß einer Frau empfangen und neun Monate lang darin eingeschlossen zu werden. Wo hat sie sich jemals so völlig erniedrigt? Wann hat man erlebt, dass sie sich derart entäußerte? Während einer so langen Zeit sagt diese Weisheit nichts, wirkt diese Macht nichts Sichtbares, offenbart sich diese Majestät durch kein Zeichen. Selbst am Kreuz erschien Christus nicht so schwach. […] Im Mutterschoß dagegen ist er, als ob er nicht wäre; seine Allmacht ist so unwirksam, als ob sie nichts vermöchte; und das ewige Wort hüllt sich in Schweigen.

Dienstag, 20. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,26-38.

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Dienstag, 20. Dezember : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Dienstag, 20. Dezember : Buch Jesaja 7,10-14.

In jenen Tagen sprach der Herr zu Ahas - dem König von Juda; er sagte: Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe. Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen. Da sagte Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müsst ihr auch noch meinen Gott belästigen? Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel - Gott mit uns - geben.

Montag, 19. Dezember : Hl. Augustinus

Die Geburt des Johannes trifft auf den Unglauben seines Vaters, und dieser wird stumm. Maria glaubt an die Geburt Christi und empfängt ihn im Glauben. […] Wenn wir auch nicht in der Lage sind, die Tiefen eines so großen Geheimnisses auszuloten – sei es, dass uns die Fähigkeit oder sei es, dass uns die Zeit dazu fehlt –, dann werdet ihr doch sogar noch besser belehrt durch jenen, der in euch spricht – auch in meiner Abwesenheit –, jenen, für den ihr Zuneigung empfindet, den ihr in euer Herz aufgenommen habt und dessen Tempel ihr geworden seid (vgl. 1 Kor 3,16). Zacharias verstummt und verliert die Sprache bis zur Geburt des Johannes, des Vorläufers des Herrn, der ihm die Sprache zurückgibt. Die Sprache wird ihm wiedergegeben wegen der Geburt dessen, der die Stimme ist. Denn als Johannes, der den Herrn schon ankündigte, gefragt wurde: „Wer bist du?“, antwortete er: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft“ (Joh 1,23). Die Stimme, das ist Johannes; der Herr jedoch ist das Wort: „Im Anfang war das Wort“ (Joh 1,1). Johannes ist für eine Zeit lang die Stimme; Christus ist im Anfang das Wort, das ewige Wort.

Montag, 19. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,5-25.

Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabeth. Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabeth war unfruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter. Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen. Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter. Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen mit der Hand und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes (im Tempel) zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisabeth einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.

Montag, 19. Dezember : ps 71(70),3ab.3d-4a.5-6ab.16-17.

Sei mir ein sicherer Hort, zu dem ich allzeit kommen darf. Denn du bist mein Fels und meine Burg. Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers! Du bist meine Hoffnung, Herr und GOTT, meine Zuversicht von Jugend auf. Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer. Ich will kommen in den Tempel Gottes, des Herrn, deine großen und gerechten Taten allein will ich rühmen. Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf und bis heute verkünde ich deine Wunder.

Montag, 19. Dezember : Buch der Richter 13,2-7.24-25a.

Damals lebte in Zora ein Mann namens Manoach, aus der Sippe der Daniter; seine Frau war unfruchtbar und hatte keine Kinder. Der Engel des Herrn erschien der Frau und sagte zu ihr: Gewiss, du bist unfruchtbar und hast keine Kinder; aber du sollst schwanger werden und einen Sohn gebären. Nimm dich jedoch in acht, und trink weder Wein noch Bier, und iss nichts Unreines! Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Es darf kein Schermesser an seine Haare kommen; denn der Knabe wird von Geburt an ein Gott geweihter Nasiräer sein. Er wird damit beginnen, Israel aus der Gewalt der Philister zu befreien. Die Frau ging und sagte zu ihrem Mann: Ein Gottesmann ist zu mir gekommen; er sah aus, wie der Engel Gottes aussieht, überaus furchterregend. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er kam, und er hat mir auch seinen Namen nicht genannt. Er sagte zu mir: Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Trink jedoch keinen Wein und kein Bier, und iss nichts Unreines; denn der Knabe wird von Geburt an ein Gott geweihter Nasiräer sein, bis zum Tag seines Todes. Die Frau gebar einen Sohn und nannte ihn Simson; der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Dann aber begann der Geist des Herrn, ihn umherzutreiben.

Sonntag, 18. Dezember : Hl. Aelred von Rievaulx

„Immanuel – das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Ja, Gott mit uns! Bis dahin war er „Gott über uns“, „Gott, uns gegenüber“, doch heute ist er der „Immanuel“. Heute ist er der Gott mit uns in unserer Natur, mit uns in seiner Gnade. Er ist mit uns in unserer Schwachheit, mit uns in seiner Güte. Er ist mit uns in unserem Elend, mit uns in seiner Barmherzigkeit. Er ist mit uns durch die Liebe, mit uns durch Familienbande, mit uns durch Zärtlichkeit, mit uns durch sein Mitleiden. Gott mit uns! Ihr Kinder Adams, ihr konntet nicht in den Himmel hinaufsteigen, um mit Gott zu sein (vgl. Dtn 30,12). Gott steigt vom Himmel herab, um der Immanuel, Gott mit uns, zu sein. Er kommt zu uns, um der Immanuel, Gott mit uns, zu sein –, und wir, wir vernachlässigen es, zu Gott zu kommen, um mit ihm zu sein! „Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?“ (Ps 4,3). Seht, hier kommt die Wahrheit: „Warum liebt ihr den Schein?“ Seht, hier kommt das wahre und unveränderliche Wort: „Warum sinnt ihr auf Lügen“? Seht, Gott mit uns. Könnte er denn noch mehr mit mir sein? Klein wie ich, schwach wie ich, nackt wie ich, arm wie ich; in allem wurde er mir gleich, nahm, was mein war, und gab, was sein war. Ich lag da wie tot, ohne Stimme, ohne Sinne; selbst das Licht meiner Augen war mir genommen. Heute ist dieser so große Mensch herabgestiegen, „dieser Prophet, mächtig in Wort und Tat“ (vgl. Lk 24,19). „Er legte seinen Mund auf meinen Mund, seine Hände auf meine Hände“ (vgl. 2 Kön 4,34) und wurde Immanuel, Gott mit uns!

Sonntag, 18. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 1,18-24.

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Sonntag, 18. Dezember : Brief des Apostels Paulus an die Römer 1,1-7.

Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt, das Evangelium Gottes zu verkündigen, das er durch seine Propheten im voraus verheißen hat in den heiligen Schriften: das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen; zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid. An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Sonntag, 18. Dezember : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Sonntag, 18. Dezember : Buch Jesaja 7,10-14.

In jenen Tagen sprach der Herr zu Ahas - dem König von Juda; er sagte: Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe. Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen. Da sagte Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müsst ihr auch noch meinen Gott belästigen? Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel - Gott mit uns - geben.

Samstag, 17. Dezember : Sel. Guerricus von Igny

O Erwartung der Völker! (vgl. Gen 49,10 Vulg). Alle, die auf dich warten, werden nicht zuschanden. Unsere Väter haben dich erwartet, alle Gerechten seit Anbeginn der Welt haben auf dich gehofft, und du hast sie nicht enttäuscht (vgl. Ps 22(21),5). […] Die Kirche aber, die in den Gerechten von damals auf das erste Kommen Christi wartete, erwartet in gleicher Weise das zweite Kommen in den Gerechten des Neuen Bundes. So sicher wie sie war, dass durch sein erstes Kommen der Preis der Erlösung bezahlt würde, so sicher ist sie auch, dass sein zweites Kommen ihr die Frucht des Lohns bringen wird. Durch diese Erwartung und Hoffnung ist die Kirche über den irdischen Dingen verortet und strebt mit ebenso großer Freude wie Sehnsucht nach den ewigen Gütern. Während andere ihrem Glück hier auf der Erde nachjagen, ohne darauf zu achten, ob der Wille des Herrn sich darin erfüllt, und wo sie sich auf das stürzen, was ihnen diese Welt bietet, da hält sich der „selige Mensch, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt und nicht auf Nichtigkeiten und auf trügerischen Wahn geblickt hat“ (vgl. Ps 39(40),5 Vulg.), von ihren Wegen fern. […] Er weiß, dass es besser ist, mit den Sanftmütigen erniedrigt zu werden, als mit den Stolzen die Beute zu teilen. Er tröstet sich mit den Worten: „Mein Anteil ist der Herr, darum harre ich auf ihn. Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht. Herr, meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil, und auf dein Wort habe ich meine Hoffnung gesetzt“ (vgl. Kgl 3,24–26; Ps 118(119),81 Vulg). […] Ich bin sicher, „dass er am Ende kommen und uns nicht enttäuschen wird“; deshalb „warte ich auf ihn, auch wenn er sich verzögert; denn er wird gewiss kommen und nicht ausbleiben“ (vgl. Hab 2,3).

Samstag, 17. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 1,1-17.

Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiel, Schealtiel von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Im ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen.

Samstag, 17. Dezember : ps 72(71),1-2.3-4ab.7-8.17.

Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten! Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit und deine Armen durch rechtes Urteil. Dann tragen die Berge Frieden für das Volk und die Höhen Gerechtigkeit. Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, Hilfe bringen den Kindern der Armen. Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist. Er herrsche von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde. Sein Name soll ewig bestehen; solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker und in ihm sich segnen.

Samstag, 17. Dezember : Buch Genesis 49,1-2.8-10.

Darauf rief Jakob seine Söhne und sprach: Versammelt euch, dann sage ich euch an, was euch begegnet in künftigen Tagen. Kommt zusammen, ihr Söhne Jakobs, und hört, auf Israel hört, auf euren Vater! Juda, dir jubeln die Brüder zu, deine Hand hast du am Genick deiner Feinde. Deines Vaters Söhne fallen vor dir nieder. Ein junger Löwe ist Juda. Vom Raub, mein Sohn, wurdest du groß. Er kauert, liegt da wie ein Löwe, wie eine Löwin. Wer wagt, sie zu scheuchen? Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam der Völker gebührt.

Freitag, 16. Dezember : Hl. Maximus von Turin

Als die ganze Schöpfung von der Finsternis des Teufels überwältigt war und die Dunkelheit der Sünde auf der Welt herrschte, hat eine neue Sonne, Christus, unser Herr, in diesen letzten Zeiten, in der schon fortgeschrittenen Nacht, die ersten Strahlen eines neuen Tages verbreiten wollen. Vor dem Erscheinen dieses Lichtes, also bevor „die Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,20) sich zeigte, hatte Gott bereits – wie eine Morgenröte – durch seine Propheten angekündigt: „Ich habe meine Propheten vor dem Licht ausgeschickt“ (vgl. Jer 7,25 Vulg.). Später sandte Christus selbst seine Strahlen, das heißt seine Apostel aus, um sein Licht aufleuchten zu lassen und das Universum mit seiner Wahrheit zu erfüllen, damit sich niemand in der Dunkelheit verirrt. […] Wenn wir Menschen vor dem Sonnenaufgang unerlässlichen Aufgaben zu erledigen haben, zünden wir eine Lampe an und nehmen so das Licht vorweg. Nun hat auch die Sonne, nämlich Christus, eine Lampe, die seinem Kommen vorausgegangen ist, wie der Prophet sagt: „Ich stelle für meinen Gesalbten ein Licht auf“ (Ps 132(131),17). Der Herr weist auf diese Lampe hin, indem er über Johannes den Täufer sagt: „Er ist die Lampe, die brennt und leuchtet“ (vgl. Joh 5,35). Und Johannes selbst sagt, als wäre er der schwache Schein einer Laterne, die man vor sich herträgt: „Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Lk 3,16). Gleichzeitig erkannte er, dass sein Licht von den Strahlen der Sonne überstrahlt werden sollte, und sagte voraus: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh 3,30). Und tatsächlich: So wie der Schein einer Laterne verblasst, wenn die Sonne aufgeht, so verlor auch die von Johannes verkündete Bußtaufe mit dem Aufleuchten der Gnade Christi ihren Wert.

Freitag, 16. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 5,33-36.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeitlang an seinem Licht erfreuen. Ich aber habe ein gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat.

Freitag, 16. Dezember : ps 67(66),2-3.5.7-8.

Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, damit man auf Erden deinen Weg erkenne, deine Rettung unter allen Völkern. Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, denn du richtest die Völker nach Recht und leitest die Nationen auf Erden. Die Erde gab ihren Ertrag. Gott, unser Gott, er segne uns! Es segne uns Gott! Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde.

Freitag, 16. Dezember : Buch Jesaja 56,1-3a.6-8.

So spricht der Herr: Wahrt das Recht und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren. Wohl dem Mann, der so handelt, wohl dem Menschen, der daran fest hält, den Sabbat zu halten und nie zu entweihen und seine Hand vor jeder bösen Tat zu bewahren. Der Fremde, der sich dem Herrn angeschlossen hat, soll nicht sagen: Sicher wird der Herr mich ausschließen aus seinem Volk. Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund festhalten, sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt. Spruch Gottes, des Herrn, der die verstoßenen Israeliten sammelt: Noch mehr, als ich schon von ihnen gesammelt habe, will ich dort versammeln.

Donnerstag, 15. Dezember : Hl. Charles de Foucauld

Man muss die Wüste durchschreiten und dort verweilen, um die Gnade Gottes zu empfangen; dort wird man leer, dort vertreibt man alles aus seinem Inneren, was nicht Gott ist, und räumt das kleine Haus der eigenen Seele vollständig aus, um Gott allein den ganzen Platz zu überlassen. Die Hebräer sind durch die Wüste gezogen, Mose lebte dort, bevor er seinen Auftrag erhielt, der hl. Paulus und der hl. Johannes Chrysostomus haben sich ebenfalls in der Wüste vorbereitet. […] Es ist dies eine Zeit der Gnade, eine Periode, die jede Seele, die Frucht bringen will, notwendigerweise durchlaufen muss. Sie braucht diese Stille, diese Sammlung, dieses Vergessen alles Geschaffenen, und gerade so errichtet Gott seine Herrschaft und formt in ihr den inneren Geist: das innig vertraute Leben mit Gott, das Gespräch der Seele mit Gott in Glaube, Hoffnung und Liebe. Später wird die Seele in dem Maß Frucht bringen, wie sich der innere Mensch in ihr gebildet hat (vgl. Eph 3,16). […] Man gibt das, was man hat. In der Einsamkeit, in diesem Leben allein mit dem alleinigen Gott, in dieser tiefen Sammlung der Seele, die alles vergisst, um allein in der Vereinigung mit Gott zu leben – dort schenkt sich Gott ganz dem, der sich ihm ebenso ganz schenkt. Gebt euch ganz ihm hin […], und er wird sich euch ganz hingeben. […] Schaut auf den hl. Paulus, den hl. Benedikt, den hl. Patrick, den hl. Gregor den Großen und auf die vielen anderen: Was für eine lange Zeit der Sammlung und des Schweigens! Geht noch weiter: Schaut auf Johannes den Täufer, schaut auf unseren Herrn. Unser Herr hatte es nicht nötig, aber er wollte uns ein Beispiel geben.

Donnerstag, 15. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,24-30.

Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die vornehm gekleidet sind und üppig leben, findet man in den Palästen der Könige. Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Ich sage euch: Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er. Das ganze Volk, das Johannes hörte, selbst die Zöllner, sie alle haben den Willen Gottes anerkannt und sich von Johannes taufen lassen. Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen.

Donnerstag, 15. Dezember : ps 30(29),2.4.5-6ab.6cd.12a.13b.

Ich will dich rühmen, Herr, denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren. HERR, du hast meine Seele heraufsteigen lassen aus der Totenwelt, hast mich am Leben erhalten, sodass ich nicht in die Grube hinabstieg. Singt und spielt dem HERRN, ihr seine Frommen, dankt im Gedenken seiner Heiligkeit! Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, doch seine Güte ein Leben lang. Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel. Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Donnerstag, 15. Dezember : Buch Jesaja 54,1-10.

Freu dich, du Unfruchtbare, die nie gebar, du, die nie in Wehen lag, brich in Jubel aus und jauchze! Denn die Einsame hat jetzt viel mehr Söhne als die Vermählte, spricht der Herr. Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. Mach die Stricke lang und die Pflöcke fest! Denn nach rechts und links breitest du dich aus. Deine Nachkommen werden Völker beerben und verödete Städte besiedeln. Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt; schäme dich nicht, du wirst nicht enttäuscht. Denn die Schande in deiner Jugend wirst du vergessen, an die Schmach deiner Witwenschaft wirst du nicht mehr denken. Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, «Herr der Heere» ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, «Gott der ganzen Erde» wird er genannt. Ja, der HERR hat dich gerufen als verlassene, bekümmerte Frau. Kann man denn die Frau seiner Jugend verstoßen?, spricht dein Gott. Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln. Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem Zorn; aber in ewiger Huld habe ich mich deiner erbarmt, spricht dein Erlöser, der HERR. Wie bei der Flut Noachs soll es für mich sein: So wie ich damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen wird, so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen und dich nie mehr zu schelten. Mögen auch die Berge weichen und die Hügel wanken – meine Huld wird nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der HERR, der Erbarmen hat mit dir.

Mittwoch, 14. Dezember : Hl. Hilarius

Als Johannes seine Jünger zu Jesus schickte, tat er es weniger aus Sorge um seine, als um deren Unwissenheit; denn er selbst hatte ja verkündet, dass einer kommen werde zur Vergebung der Sünden. Um sie aber erkennen zu lassen, dass er keinen anderen als diesen verkündet hatte, schickte er seine Jünger zu ihm, damit sie seine Werke sähen. Diese sollten seiner Verkündigung Gewicht verleihen und belegen, dass kein anderer Christus zu erwarten sei als dieser, von dem seine Werke Zeugnis ablegten. Und da sich der Herr durch seine Wundertaten voll und ganz offenbart hatte – Blinde sahen wieder, Lahme konnten wieder gehen, Aussätzige wurden geheilt, Taube konnten wieder hören und Stumme wieder sprechen, Tote wurden lebendig und den Armen wurde die frohe Botschaft verkündet –, sagte er: „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“. Gab es denn an dem, was Jesus tat, etwas, woran Johannes hätte Anstoß nehmen können? Gewiss nicht. Er blieb nämlich ganz auf seiner Linie des Lehrens und Handelns. Aber es gilt hier die Tragweite und den besonderen Charakter dessen zu beachten, was der Herr sagt: „Den Armen wird das Evangelium verkündet“. Es handelt sich hier um Menschen, die ihr Leben geringachten, ihr Kreuz tragen und ihm nachfolgen (vgl. Lk 14,27), die von Herzen demütig sind und für die das Reich bestimmt ist (vgl. Mt 11,29; 25,34). Weil all diese Leiden im Herrn zusammentreffen und sein Kreuz für viele ein Ärgernis sein würde, erklärte er diejenigen für selig, deren Glaube durch sein Kreuz, seinen Tod und sein Begräbnis nicht unterliegen würde.

Mittwoch, 14. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,18b-23.

In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.

Mittwoch, 14. Dezember : ps 85(84),9-10.11-12.13-14.

Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen. Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag. Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Mittwoch, 14. Dezember : Buch Jesaja 45,6b-8.18.21b-25.

Ich bin der Herr, und sonst niemand. Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt. Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen. Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat - er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht -: Ich bin der Herr und sonst niemand. Es gibt keinen Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott. Wendet euch mir zu und lasst euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; denn ich bin Gott und sonst niemand. Ich habe bei mir selbst geschworen und mein Mund hat die Wahrheit gesprochen, es ist ein unwiderrufliches Wort: Vor mir wird jedes Knie sich beugen und jede Zunge wird bei mir schwören: Nur beim Herrn - sagt man von mir - gibt es Rettung und Schutz. Beschämt kommen alle zu ihm, die sich ihm widersetzten. Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen Ruhm durch den Herrn.

Dienstag, 13. Dezember : Sel. Guerricus von Igny

Diese Lampe, die dazu bestimmt ist, die Welt zu erleuchten, bringt mir eine neue Freude, denn durch sie habe ich das wahre Licht erkannt, das in der Finsternis leuchtet, das aber von der Finsternis nicht erfasst wurde (vgl. Joh 1,5). […] Wir können dich, Johannes, bewundern als den größten aller Heiligen; aber deine Heiligkeit nachzuahmen, das ist uns nicht möglich. Da du dich beeilst, aus Zöllnern und Sündern ein vollkommenes Volk für den Herrn vorzubereiten, ist es dringend notwendig, dass du zu ihnen in einer Weise sprichst, die ihnen eher zugänglich ist als durch dein Leben. Biete ihnen ein Modell der Vollkommenheit an, das nicht deiner Lebensweise entspricht, sondern der Schwäche der menschlichen Kräfte angepasst ist. „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt“ (Mt 3,8). Wir aber, Brüder, wir rühmen uns, dass wir besser reden als leben. Johannes freilich, dessen Lebensstil zu erhaben ist, als dass die Menschen dafür Verständnis aufbrächten, redet so, dass die Menschen verstehen, was er meint. „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt“! „Ich spreche zu euch auf menschliche Weise und nehme Rücksicht auf die Schwachheit des Fleisches. Wenn ihr das Gute noch nicht in vollem Umfang tun könnt, so sei doch wenigstens aufrichtige Reue in euch über das, was schlecht ist. Wenn ihr noch nicht die Früchte einer vollkommenen Gerechtigkeit hervorbringen könnt, so soll eure Vollkommenheit im Augenblick darin bestehen, Frucht hervorzubringen, die eure Umkehr zeigt.“

Dienstag, 13. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 21,28-32.

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.

Dienstag, 13. Dezember : ps 34(33),2-3.6-7.17-18.19.23.

Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund. Meine Seele rühme sich des Herrn; die Armen sollen es hören und sich freuen. Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, und ihr braucht nicht zu erröten. Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. Er half ihm aus all seinen Nöten. Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, um ihr Andenken von der Erde zu tilgen. Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; er entreißt sie all ihren Ängsten. Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind. Der Herr erlöst seine Knechte; straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet.

Dienstag, 13. Dezember : Buch Zefanja 3,1-2.9-13.

So spricht der Herr: Weh der trotzigen, der schmutzigen, der gewalttätigen Stadt. Sie will nicht hören und nimmt sich keine Warnung zu Herzen. Sie verlässt sich nicht auf den Herrn und sucht nicht die Nähe ihres Gottes. Dann werde ich die Lippen der Völker verwandeln in reine Lippen, damit alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen. Von jenseits der Ströme von Kusch bringen mir meine Verehrer dann als Gabe die Gemeinde meiner Verstreuten. An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt hast. Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen Prahler, und du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berg. Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn. Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.

Montag, 12. Dezember : Hl. Beda Venerabilis

Wenn wir uns fragen, warum Johannes denn taufte, obwohl seine Taufe keine Sünden vergeben konnte, so liegt der Grund dafür auf der Hand: Um seinen Dienst als Vorläufer treu zu erfüllen, musste er vor dem Herrn taufen, so wie er auch vor ihm geboren wurde, vor ihm predigte und vor ihm sterben sollte; zugleich auch, um zu verhindern, dass das missgünstige Gezänk der Pharisäer und Schriftgelehrten den Dienst des Herrn beeinträchtigte, was der Fall gewesen wäre, wenn er als Erster den Menschen die Taufe gespendet hätte. „Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?“ Da die Gegner nicht zu leugnen wagten, dass sie vom Himmel kam, wären sie gezwungen, anzuerkennen, dass auch die Werke dessen, den Johannes verkündete, durch eine Macht bewirkt wurden, die vom Himmel kommt. Wenn auch die Taufe des Johannes keine Sünden tilgte, so war sie doch für alle, die sie empfingen, nicht ohne Nutzen. […] Sie war ein Zeichen des Glaubens und der Umkehr, sie erinnerte nämlich alle daran, dass sie sich der Sünden enthalten, Almosen geben, an Christus glauben und – sobald er auftreten würde – zu seiner Taufe eilen sollten, um durch dieses Bad die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen. Darüber hinaus stellt die Wüste, in der sich Johannes aufhielt, das Leben der Heiligen dar, die sich von den Freuden dieser Welt losgesagt haben. Ob sie nun in der Einsamkeit leben oder mitten unter den Menschen, trachten sie mit ganzer Seele danach, sich von den Begierden der gegenwärtigen Welt zu lösen. Sie finden ihre Freude darin, im Innersten ihres Herzens Gott anzuhangen und ihre Hoffnung nur auf ihn zu setzen. Diese Einsamkeit der Seele, die Gott so lieb ist, suchte der Psalmist mit der Hilfe des Heiligen Geistes, als er sagte: „Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe“ (Ps 55(54),7).

Montag, 12. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 21,23-27.

In jener Zeit, als Jesus in den Tempel ging und dort lehrte, kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben? Jesus antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen. Wenn ihr mir darauf antwortet, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue. Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen? Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber antworten: Von den Menschen!, dann müssen wir uns vor den Leuten fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten. Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Da erwiderte er: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue.

Montag, 12. Dezember : ps 25(24),4-5.6-7.8-9.

Zeige mir, Herr, deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich; denn du bist der Gott meines Heiles. Auf dich hoffe ich allezeit. Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit. Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig. Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg. Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, die Gebeugten lehrt er seinen Weg.

Montag, 12. Dezember : Buch Numeri 24,2-7.15-17a.

In jenen Tagen als Bileam aufblickte, sah er Israel im Lager, nach Stämmen geordnet. Da kam der Geist Gottes über ihn, er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen: Jakob, wie schön sind deine Zelte, wie schön deine Wohnstätten, Israel! Wie Bachtäler ziehen sie sich hin, wie Gärten am Strom, wie Eichen, vom Herrn gepflanzt, wie Zedern am Wasser. Von seinen Schöpfeimern rinnt das Wasser, reichlich Wasser hat seine Saat. Sein König ist Agag überlegen, seine Königsherrschaft erstarkt. Und er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der die Gedanken des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen: Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.

Sonntag, 11. Dezember : Dem hl. Hippolyt von Rom

Lasst uns mit Ehrfurcht das Mitgefühl eines Gottes ehren, der gekommen ist, um die Welt zu retten, nicht zu richten. Johannes, der Vorläufer des Meisters, wusste vorerst nichts von diesem Geheimnis. Als er erkannte, dass Jesus wirklich der Herr war, fuhr er die Leute, die kamen, um sich taufen zu lassen, an: „‚Ihr Schlangenbrut‘ (Mt 3,7), warum schaut ihr so beharrlich auf mich? Ich bin nicht der Christus. Ich bin ein Diener und nicht der Meister. Ich bin bloß ein einfacher Untertan, nicht der König. Ein Schaf bin ich, nicht der Hirte. Ich bin ein Mensch und nicht Gott. Ich habe die Unfruchtbarkeit meiner Mutter geheilt, als ich zur Welt kam, aber ich habe nicht ihre Jungfräulichkeit fruchtbar gemacht. Man hat mich von unten heraufgezogen, ich bin nicht aus der Höhe herabgestiegen. Ich habe meinen Vater zum Verstummen gebracht (vgl. Lk 1,20) und nicht die göttliche Gnade entfaltet. […] Ich bin niedrig und ganz klein, aber nach mir kommt der, der vor mir war (vgl. Joh 1,30). Er kommt nach mir, in der Zeit; vorher aber war er im unzugänglichen und unaussprechlichen Licht der Gottheit. Er, ‚der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen‘ (Mt 3,11). Ich bin ihm untergeordnet; er ist frei. Ich bin der Sünde unterworfen; er vernichtet die Sünde. Ich lehre das Gesetz, er bringt das Licht der Gnade. Ich predige als ein Sklave; er erlässt Gesetze als Herr. Ich habe als Lager den Erdboden, sein Lager ist der Himmel. Ich taufe mit der Bußtaufe, er schenkt die Gnade der Sohnschaft. ‚Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.‘ Warum wollt ihr mich verehren? Ich bin nicht der Christus.“

Sonntag, 11. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 11,2-11.

In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.

Sonntag, 11. Dezember : Brief des Jakobus 5,7-10.

Brüder, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt. Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor. Klagt nicht übereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Seht, der Richter steht schon vor der Tür. Brüder, im Leiden und in der Geduld nehmt euch die Propheten zum Vorbild, die im Namen des Herrn gesprochen haben.

Sonntag, 11. Dezember : ps 146(145),6-7.8-9ab.9cd-10.

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue. Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.

Sonntag, 11. Dezember : Buch Jesaja 35,1-6a.10.

Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe. Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.

Samstag, 10. Dezember : Hl. Johannes von Damaskus

Wer erhielt die Macht, den Himmel zu öffnen oder zu verschließen, den Regen zurückzuhalten oder herabfließen zu lassen (vgl. 1 Kön 17,1)? Wer konnte Feuer auf ein wassertriefendes Opfer herabfallen lassen (vgl. 2 Kön 1,10) oder auf zwei Truppen von Soldaten wegen ihrer Missetaten? Wer ließ in feurigem Eifer die schändlichen Propheten vernichten, wegen der anstoßerregenden Götzen, die sie verehrten (vgl. 1 Kön 18,40)? Wer erfuhr die Gegenwart Gottes in einem sanften Windhauch (vgl. 1 Kön 19,12)? All diese Ereignisse zeichnen allein Elija aus und den Geist, der in ihm ist. Doch man könnte auch von Ereignissen sprechen, die noch wunderbarer sind. […] Elija nämlich ist derjenige, der bis zum heutigen Tag den Tod nicht erlitten hat, sondern in den Himmel aufgenommen wurde (vgl. 2 Kön 2,1) und unvergänglich bleibt; einige meinen, er lebe bei den Engeln, deren unvergängliche und körperlose Natur er durch ein reines Leben nachgeahmt hat. […] Und tatsächlich erschien Elija bei der Verklärung des Sohnes Gottes, er sah ihn mit unverhülltem Antlitz, von Angesicht zu Angesicht (vgl. Mt 17,3). Am Ende der Zeiten, wenn das Heil Gottes offenbar wird, wird er es sein, der das Kommen Gottes noch vor allen anderen verkündet und es ihnen zeigt; durch viele außerordentliche Zeichen wird er den Tag bestätigen, der noch geheim gehalten wird. An jenem Tag hoffen auch wir, sofern wir bereit sind, diesem wunderbaren Mann entgegengehen zu können, der uns den Weg zu diesem Tag führt. Möge er uns doch dann eintreten lassen in die himmlischen Wohnungen, durch Christus Jesus, unseren Herrn, dem die Herrlichkeit und die Macht gebührt, jetzt und für alle Zeit und in Ewigkeit.

Samstag, 10. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 17,9a.10-13.

Während Jesus und seine Jünger den Berg hinabstiegen, fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.

Samstag, 10. Dezember : ps 80(79),2ac.3bc.15-16.18-19.

Du Hirte Israels, höre! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine! Biete deine gewaltige Macht auf, und komm uns zu Hilfe! Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu! Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns! Sorge für diesen Weinstock und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat. Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten, den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht. Erhalt uns am Leben! Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.

Samstag, 10. Dezember : Buch Jesus Sirach 48,1-4.9-11.

In jenen Tagen stand Elija auf, ein Prophet wie Feuer, seine Worte waren wie ein brennender Ofen. Er entzog ihnen ihren Vorrat an Brot, durch sein Eifern verringerte er ihre Zahl. Auf Gottes Wort hin verschloss er den Himmel, und dreimal ließ er Feuer herniederfallen. Wie ehrfurchtgebietend warst du, Elija, wer dir gleichkommt, kann sich rühmen. Du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, in Feuermassen himmelwärts. Von dir sagt die Schrift, du stehst bereit für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt, um den Söhnen das Herz der Väter zuzuwenden und Jakobs Stämme wieder aufzurichten. Wohl dem, der dich sieht und stirbt; denn auch er wird leben.

Freitag, 9. Dezember : Römische Liturgie

Gott, heil’ger Schöpfer aller Stern’, erleucht uns, die wir sind so fern, daß wir erkennen Jesus Christ, der für uns Mensch geworden ist. Denn es ging dir zu Herzen sehr, da wir gefangen waren schwer und sollten gar des Todes sein; drum nahmst du auf dich Schuld und Pein. Da sich die Welt zum Abend wandt’, der Bräut’gam Christus ward gesandt. Aus seiner Mutter Kämmerlein ging er hervor als klarer Schein. Gezeigt hat er sein’ groß’ Gewalt, daß es in aller Welt erschallt, sich beugen müssen alle Knie im Himmel und auf Erden hie. Wir bitten dich, o heil’ger Christ, der du zukünftig Richter bist, lehr uns zuvor dein’ Willen tun und an dem Glauben nehmen zu. Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft und deinem Sohn, der all’ Ding’ schafft, dem heil’gen Tröster auch zugleich so hier wie dort im Himmelreich. Amen.

Freitag, 9. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 11,16-19.

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.

Freitag, 9. Dezember : ps 1,1-2.3.4.6.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Freitag, 9. Dezember : Buch Jesaja 48,17-19.

So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst. Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Glück wäre wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres. Deine Nachkommen wären zahlreich wie der Sand und deine leiblichen Kinder wie seine Körner. Ihr Name wäre in meinen Augen nicht getilgt und gelöscht.

Donnerstag, 8. Dezember : Hl. Johannes von Damaskus

Heute hat der Schöpfer aller Dinge, Gott das WORT, ein neues Werk vollbracht. Es ist aus dem Herzen des Vaters hervorgegangen, um – wie mit einer Rohrfeder – vom Heiligen Geist, der die Sprache Gottes ist, geschrieben zu werden. […] Allheilige Tochter Joachims und Annas, die du den Blicken der Mächte und Gewalten und „den feurigen Geschossen des Bösen“ (vgl. Eph 6,16; Kol 1,16) entgangen bist, du hast im Brautgemach des Heiligen Geistes gelebt und wurdest unversehrt bewahrt, um Braut Gottes zu werden und Mutter Gottes der Natur nach! […] Geliebte Tochter Gottes, Zierde deiner Eltern, alle Geschlechter preisen dich selig, wie du wahrheitsgemäß beteuert hast (vgl. Lk 1,48). Würdige Tochter Gottes, Schönheit der menschlichen Natur, Ehrenrettung unserer Stammmutter Eva! Denn durch deine Geburt wird sie, die gefallen war, wieder aufgerichtet. […] Wenn durch die erste Eva „der Tod in die Welt kam“ (vgl. Weish 2,24; Röm 5,12), da sie sich in den Dienst der Schlange stellte, so hat Maria, die sich zur Dienerin des göttlichen Willens machte, die täuschende Schlange getäuscht, und so kam durch sie die Unsterblichkeit in die Welt. […] Du bist kostbarer als die ganze Schöpfung, denn aus dir allein empfing der Schöpfer die Anfänge unseres Menschseins. Sein Fleisch wurde aus deinem Fleisch gebildet, sein Blut aus deinem Blut; Gott hat sich von deiner Milch ernährt, und deine Lippen haben die Lippen Gottes berührt. […] Im Vorauswissen deiner Würde hat der Schöpfer des Universums dich geliebt; weil er dich liebte, hat er dich vorherbestimmt und dich „am Ende der Zeiten“ (1 Petr 1,20) ins Dasein gerufen. […] Der weise Salomo möge schweigen; er soll nicht länger sagen: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ (Koh 1,9).

Donnerstag, 8. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,26-38.

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Donnerstag, 8. Dezember : Brief des Apostels Paulus an die Epheser 1,3-6.11-12.

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher auf Christus gehofft haben.

Donnerstag, 8. Dezember : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt!

Donnerstag, 8. Dezember : Buch Genesis 3,9-15.20.

Nachdem Adam von Baum gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe? Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse. Adam nannte seine Frau Eva - Leben -, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.

Mittwoch, 7. Dezember : Sel. Jan von Ruusbroec

Von der dritten Ankunft Christi. Die dritte, noch in der Zukunft verborgene, Ankunft Christi findet beim Gerichte oder in der Stunde des Todes statt. […] Die Gerechtigkeit des Richters – denn das Urteil und der Urteilsspruch kommt Christus zu. Er ist der Menschen Sohn und die Weisheit des Vaters. Dieser Weisheit steht alles Urteil zu, denn vor ihr sind alle Herzen im Himmel, auf Erden und in der Hölle offenkundig und offenbar. […] Christus unser Bräutigam und Richter wird bei diesem Gerichte lohnen und strafen nach Gerechtigkeit, denn er vergilt jedem nach Verdienst. Er schenkt dem Gerechten für jedes Werk, das Gott aufgeopfert wurde, einen unermesslichen Lohn, den kein Geschöpf verdienen kann, nämlich sich selbst. Denn indem Gott das Werk mitwirkt in der Kreatur, so verdient das Geschöpf in der Kraft Gottes, Gott selbst zum Lohn. […] Der ersten Ankunft, in der Gott Mensch wurde, in Demut lebte und in Liebe für uns starb, sollen wir entsprechen: äußerlich durch vollkommene, sittliche Tugenden und innerlich durch Liebe und wahrhafte Demut. Die zweite Ankunft, die sich in der Gegenwart vollzieht, indem Gott mit Gnade jedes minnende Herz heimsucht, soll unsere Sehnsucht sein, und wir sollen täglich bitten, dass wir standhaft bleiben und zunehmen in neuen Tugenden. Die dritte Ankunft zum Gerichte oder in unserer Todesstunde, sollen wir mit Verlangen, Vertrauen und mit Ehrfurcht erwarten, auf dass wir aus diesem Elende erlöst werden und eintreten mögen in den Saal der ewigen Herrlichkeit.

Mittwoch, 7. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 11,28-30.

In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Mittwoch, 7. Dezember : ps 103(102),1-2.3-4.8.10.

Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt. Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte. Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.

Dienstag, 6. Dezember : Basileios von Seleukia

Schauen wir auf Christus, unseren Hirten; erkennen wir, wie lieb er die Menschen hat und wie sanft er sie auf die Weide führt. Er freut sich über die Schafe, die ihn umgeben, und er sucht die, die sich verirrt haben. Berge und Wälder sind kein Hindernis für ihn; er läuft durch das dunkle Tal des [Todes-] Schattens, um zu dem Ort zu gelangen, wo sich das verlorene Schaf befindet. Findet er es krank vor, so verachtet er es nicht, sondern pflegt es; er nimmt es auf seine Schultern und heilt das müde Schaf, indem er selbst müde wird. Seine Müdigkeit erfüllte ihn mit Freude, denn er hat das verlorene Schaf ja wiedergefunden, und so hat sich seine Mühe gelohnt. „Wenn einer von euch“, sagt er, „hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte?“ (vgl. Mt 18,12). Der Verlust eines einzigen Schafes trübt die Freude der ganzen Herde, aber die Freude der Wiedervereinigung vertreibt diese Trauer: „Und wenn er es gefunden hat […], ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war“ (Lk 15,5−6). Deshalb sagte Christus, der dieser Hirt ist: „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11). „Die verlorengegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen“ (Ez 34,16).

Dienstag, 6. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 18,12-14.

In jener Zeit fragte Jesus seine Jünger: Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte? Und wenn er es findet - amen, ich sage euch: er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verlorengeht.

Dienstag, 6. Dezember : ps 96(95),1-2.3.10ac.11-12.13.

Singet dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde! singt dem HERRN, preist seinen Namen! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, bei allen Völkern von seinen Wundern! Verkündet bei den Völkern: Er richtet die Nationen so, wie es recht ist. Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt. Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht. und die Nationen nach seiner Treue.

Montag, 5. Dezember : Gregor von Agrigento

„Süß ist das Licht, und es tut den Augen wohl, die Sonne zu sehen“ (vgl. Koh 11,7) […]; deshalb sagte schon Mose: „Gott sah, dass das Licht gut war“ (Gen 1,4). […] Wie gut tut es uns, an das große, wahre und unzerstörbare Licht zu denken, „das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt“ (vgl. Joh 1,9), an Christus also, den Erlöser und Befreier der Welt. Nachdem er sich vor den Augen der Propheten enthüllt hatte, wurde er Mensch und drang bis in die letzten Tiefen menschlichen Daseins vor. Von ihm spricht der Prophet David: „Lobsinget Gott, bringt seinem Namen ein Loblied; bereitet dem Bahn, der heraufzieht über den Sonnenuntergang! Herr ist sein Name! Frohlocket vor seinem Angesicht“ (vgl. Ps 67,5 Vulg.). Und dann noch Jesaja mit seiner großen Stimme: „Ihr Völker, die ihr in der Finsternis sitzt, schaut dieses Licht! Für euch, die ihr im Land des Todesschattens wohnt, wird ein Licht aufleuchten“ (vgl. Jes 9,2 Vulg.). […] So kündigt also das Licht der Sonne, das wir mit unseren leiblichen Augen sehen, die geistliche Sonne der Gerechtigkeit an (vgl. Mal 3,20); die süßeste Sonne, die denen aufgegangen ist, die das Glück hatten, von ihr, nämlich von Christus, belehrt zu werden und ihn mit ihren leiblichen Augen zu sehen, während er als gewöhnlicher Mensch unter den Menschen weilte. Und doch war er nicht bloß ein gewöhnlicher Mensch, denn da er als wahrer Gott geboren war, konnte er machen, dass Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Aussätzige rein werden und Tote durch ein Wort zum Leben erwachen (vgl. Lk 7,22).

Montag, 5. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 5,17-26.

Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf. Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim, Gott lobend und preisend. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen.

Montag, 5. Dezember : ps 85(84),9-10.11-12.13-14.

Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen. Sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten. Seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich. Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag. Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte.

Sonntag, 4. Dezember : Hl. Gregor der Große

Jedem Leser ist klar, dass Johannes nicht nur gepredigt, sondern auch eine Bußtaufe gespendet hat. Allerdings konnte er keine Taufe spenden, die Sündenvergebung erwirkt, denn die Vergebung der Sünden wird uns einzig durch die Taufe Christi gewährt. Deshalb sagt der Evangelist, dass er „Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden“ verkündete (Lk 3,3). Weil er selbst nicht die Taufe spenden konnte, die Sünden vergibt, kündete er die zukünftige an. So wie das Wort seiner Verkündigung der Vorläufer des fleischgewordenen Wortes des Vaters war, so ging auch seine Taufe […] der des Herrn wie ein Schatten der Wahrheit voraus (vgl. Kol 2,17). Derselbe Johannes antwortete auf die Frage, wer er sei: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft“ (Joh 1,23; vgl. Jes 40,3). Der Prophet Jesaja hatte ihn als „Stimme“ bezeichnet, da er dem Wort voranging. Was er rief, erfahren wir im Folgenden: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“ Wer den rechten Glauben und die guten Werke predigt, was macht der anderes, als in den Herzen der Hörer den Weg für den Herrn zu bereiten, der kommen wird? So kann die allmächtige Gnade in diese Herzen eindringen und das Licht der Wahrheit sie erleuchten. […] Der hl. Lukas fügt hinzu: „Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken.“ Was bedeuten hier die Schluchten, wenn nicht die Demütigen? Und wer sind die Berge und Hügel, wenn nicht die Stolzen? Bei der Ankunft des Erlösers […] wird nach seinem eigenen Wort „erniedrigt, wer sich selbst erhöht, und erhöht, wer sich selbst erniedrigt“ (vgl. Lk 14,11). […] Durch ihren Glauben an den Mittler zwischen Gott und den Menschen, den menschgewordenen Jesus Christus (vgl. 1 Tim 2,5), haben diejenigen, die an ihn glauben, die Fülle der Gnade empfangen, während jene, die sich weigern zu glauben, in ihrem Stolz erniedrigt worden sind. Jede Schlucht wird aufgefüllt, denn die demütigen Herzen, die das Wort der heiligen Lehre aufnehmen, werden mit der Gnade der Tugenden erfüllt, wie geschrieben steht: „Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern“ (Ps 104(103),10).

Sonntag, 4. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 3,1-12.

In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Sonntag, 4. Dezember : Brief des Apostels Paulus an die Römer 15,4-9.

Brüder! Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes schenke euch die Einmütigkeit, die Christus Jesus entspricht, damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einträchtig und mit einem Munde preist. Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden. Die Heiden aber rühmen Gott um seines Erbarmens willen; es steht ja in der Schrift: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.

Sonntag, 4. Dezember : ps 72(71),1-2.7-8.12-13.17.

Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten! Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit und deine Armen durch rechtes Urteil. Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist. Er herrsche von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde. Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, den Armen und den, der keinen Helfer hat. Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, er rettet das Leben der Armen. Sein Name soll ewig bestehen; solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker und in ihm sich segnen.

Samstag, 3. Dezember : Hl. Cyprian

„Dein Reich komme“ (Mt 6,10). Wir bitten darum, dass Gott in uns zur Herrschaft kommen möge, so wie wir in ähnlicher Weise erflehen, dass sein Name in uns geheiligt werde. Und wirklich: Wann herrscht Gott denn nicht?! Und wann hat denn das begonnen, was schon immer in ihm bestanden hat und nie aufhören wird? Wir bitten also darum, dass unsere Herrschaft kommen möge, die Gott uns versprochen hat, die Christus uns erwirkt hat durch sein Leiden und sein Blut. So werden wir, nachdem wir Sklaven dieser Welt waren, zu Königen, wenn Christus Herrscher sein wird. Er selbst verspricht uns das, wenn er sagt: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist“ (Mt 25,34). Doch es ist auch möglich, geliebte Brüder, dass Christus selbst dieses Reich Gottes ist, dessen Kommen wir jeden Tag ersehnen und von dem wir wünschen, dass es bald erscheinen möge. Denn so wie er „die Auferstehung“ ist (Joh 11,25), da wir in ihm auferstehen, so kann man in gleicher Weise verstehen, dass er das Reich Gottes ist, da wir in ihm herrschen.

Samstag, 3. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 9,35-38.10,1.6-8.

In jener Zeit zog Jesus durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Samstag, 3. Dezember : ps 147(146),1-2.3-4.5-6.

Gut ist es, unserem Gott zu singen; schön ist es, ihn zu loben. Der Herr baut Jerusalem wieder auf, er sammelt die Versprengten Israels. Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzenden Wunden. Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen. Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, unermesslich ist seine Weisheit. Der Herr hilft den Gebeugten auf und erniedrigt die Frevler.

Freitag, 2. Dezember : Symeon der Neue Theologe

[Christus spricht:] Als ich Adam schuf, gab ich mich ihm zu sehen, und so wurde er zur Würde der Engel erhoben. […] Mit den Augen des Leibes sah er alles, was ich geschaffen hatte; aber mit den Augen des Geistes sah er mein Angesicht, das Angesicht seines Schöpfers. Er schaute meine Herrlichkeit, und allezeit war er im Gespräch mit mir. Doch als er mein Gebot übertrat und von der Frucht des Baumes aß, da wurde er blind und fiel in das Dunkel des Todes. […] Aber ich erbarmte mich seiner und kam herab aus der Höhe. Ich, der ganz und gar Unsichtbare, nahm teil an der Undurchsichtigkeit des Fleisches. Vom Fleisch empfing ich den Beginn der Menschwerdung und wurde sichtbar für alle. Warum habe ich wohl zugestimmt, dies zu tun? Weil der eigentliche Grund, weshalb ich Adam geschaffen hatte, dieser ist: um mich zu sehen. Als er blind geworden war und nach ihm all seine Nachkommen, ertrug ich es nicht, selber in der göttlichen Herrlichkeit zu sein […] und jene im Stich zu lassen, die ich mit meinen Händen geschaffen hatte; sondern ich bin in allem den Menschen gleichgeworden, leibhaftig mit den Leibhaftigen, und habe mich aus freiem Willen mit ihnen vereint. Du siehst, wie groß mein Verlangen ist, von den Menschen gesehen zu werden […]! Wie kannst du da nur sagen, dass ich mich vor dir verberge, dass ich mich nicht sehen lasse? In Wirklichkeit leuchte ich hell, aber du schaust nicht nach mir.

Freitag, 2. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 9,27-31.

In jener Zeit, als Jesus vorüber ging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids! Nachdem er ins Haus gegangen war, kamen die Blinden zu ihm. Er sagte zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Sie antworteten: Ja, Herr. Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. Da wurden ihre Augen geöffnet. Jesus aber befahl ihnen: Nehmt euch in acht! Niemand darf es erfahren. Doch sie gingen weg und erzählten von ihm in der ganzen Gegend.

Freitag, 2. Dezember : ps 27(26),1.4.13-14.

Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel. Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden. Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!

Donnerstag, 1. Dezember : II. Vatikanisches Konzil

Die Christen können, eingedenk des Wortes des Herrn: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35), nichts sehnlicher wünschen, als den Menschen unserer Zeit immer großherziger und wirksamer zu dienen. Dem Evangelium gewissenhaft folgend und aus seinen Kräften lebend, verbunden mit allen, die die Gerechtigkeit lieben und pflegen, haben sie das große Werk, das sie hier auf Erden zu erfüllen haben, begonnen, über das sie ihm, der am Jüngsten Tag alle richten wird, Rechenschaft geben müssen. Nicht alle, die sagen „Herr, Herr“, werden ins Himmelreich eingehen, sondern die den Willen des Vaters tun (vgl. Mt 7,21) und tatkräftig ans Werk gehen. Der Vater will, dass wir in allen Menschen Christus als Bruder sehen und lieben in Wort und Tat und so der Wahrheit Zeugnis geben und anderen das Geheimnis der Liebe des himmlischen Vaters mitteilen. Auf diese Weise wird in den Menschen überall in der Welt eine lebendige Hoffnung erweckt, die eine Gabe des Heiligen Geistes ist, dass sie am Ende in Frieden und vollkommenem Glück aufgenommen werden in das Vaterland, das von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt ist. „Dem aber, der Macht hat, gemäß der in uns wirkenden Kraft weitaus mehr zu tun als alles, was wir erbitten oder ersinnen, ihm sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ (Eph 3,20–21).

Donnerstag, 1. Dezember : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 7,21.24-27.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Donnerstag, 1. Dezember : ps 118(117),1-2.8-9.19-20.25-27a.

Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig. So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig. Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Menschen zu bauen. Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Fürsten zu bauen. Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken. Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein. Ach, Herr, bring doch Hilfe! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Haus des HERRN her. Gott ist der HERR. Er ließ Licht für uns leuchten.

Donnerstag, 1. Dezember : Buch Jesaja 26,1-6.

An jenem Tag singt man in Juda dieses Lied: Wir haben eine befestigte Stadt, zu unserem Schutz baute der Herr Mauern und Wälle. Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht, ein Volk, das dem Herrn die Treue bewahrt. Sein Sinn ist fest; du schenkst ihm Ruhe und Frieden; denn es verlässt sich auf dich. Verlasst euch stets auf den Herrn; denn der Herr ist ein ewiger Fels. Er hat die Bewohner des hohen Berges hinabgestürzt, die hoch aufragende Stadt; er hat sie zu Boden geworfen, in den Staub hat er sie gestoßen. Sie wird zermalmt von den Füßen der Armen, unter den Tritten der Schwachen.

Mittwoch, 30. November : Basileios von Seleukia

Andreas war unter den Aposteln der erste, der den Herrn als seinen Meister erkannte […]; er verließ die Lehre Johannes des Täufers, um in die Schule Christi zu gehen. […] Im Schein der Lampe (vgl. Joh 5,35) suchte er das wahre Licht; unter seinem gedämpften Schein gewöhnte er sich an den Glanz Christi. […] Johannes der Täufer, der ein Meister war, wurde zum Diener und Herold Christi, als dieser vor ihm stand: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (Joh 1,29). Seht den, der vom Tod erlöst; seht den, der die Sünde vernichtet. Ich bin nicht als der Bräutigam gesandt, sondern als dessen Freund (vgl. Joh 3,29). Ich bin als Diener gekommen, nicht als Meister.“ Von diesen Worten getroffen, verlässt Andreas seinen alten Meister und läuft zu dem, den Johannes ankündigte. […] Er läuft zum Herrn, und seine Sehnsucht wird in seinem Verhalten offenbar […], er zieht den Evangelisten Johannes mit sich; beide verlassen die Lampe und gehen der Sonne entgegen. Andreas ist die erste Pflanze im Garten der Apostel, er ist es, der die Tür zur Lehre Christi öffnet; er ist der Erste, der die Früchte des Feldes pflückt, das die Propheten bestellt hatten. […] Er war der Erste, der den erkannte, von dem Mose gesagt hatte: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören“ (Dt 18,15). […] Er erkannte den, den die Propheten angekündigt hatten, und führte seinen Bruder Petrus zu ihm. Er zeigt Petrus den Schatz, den dieser noch nicht kannte: „Wir haben den Messias gefunden (Joh 1,41), ihn, den wir ersehnten. Wir haben auf sein Kommen gewartet: Komm jetzt und erfreu dich an seiner Gegenwart.“ […] Andreas führt seinen Bruder zu Christus […]: Das war sein erstes Wunder.

Mittwoch, 30. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 4,18-22.

In jener Zeit als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus.

Mittwoch, 30. November : ps 19(18),2-3.4-5ab.

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.

Dienstag, 29. November : Hl. Alphons-Maria von Liguori

Gott hat gewollt, dass wir erst nach dem Kommen des Messias geboren wurden; wie viel Dank schulden wir ihm dafür! Nachdem die Erlösung durch Jesus Christus bereits gewirkt war –, um wie viel größer waren die Wohltaten, die wir empfangen haben! Abraham, die Patriarchen und die Propheten sehnten sich danach, den Erlöser zu sehen; ihnen war dieses Glück nicht beschieden. Mit ihrem flehentlichen Seufzen und Bitten haben sie den Himmel sozusagen in den Ohren gelegen: „Taut, ihr Himmel, von oben“, riefen sie, „ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen!“ […] „Sende das Lamm, den Beherrscher der Erde“ (Jes 45,8; 16,1 Vulg.). […] So möge er in unseren Herzen herrschen und uns aus der Sklaverei befreien, in der wir elendiglich leben. „Erweise uns, Herr, deine Huld, und gewähre uns dein Heil“ (Ps 85(84),8). Das heißt: „Beeile dich, barmherzigster Gott, lass über uns deine liebreiche Huld aufleuchten, und lass die größte und wichtigste all deiner Verheißungen in Erfüllung gehen: Sende den, der uns retten soll“. So seufzten und flehten die Heiligen vor der Ankunft des Messias, und doch war es ihnen über viertausend Jahre hindurch nicht vergönnt, seine Geburt zu erleben. Dieses Glück war uns vorbehalten: Was aber tun wir? Welchen Nutzen ziehen wir daraus? Lasst uns doch diesen liebenswerten Erlöser lieben, jetzt, da er gekommen ist, da er uns aus den Händen unserer Feinde befreit hat, da er uns um den Preis seines Lebens vom ewigen Tod erlöst hat […], da er uns das Paradies geöffnet hat, da er uns mit so vielen Sakramenten und starken Hilfen ausgestattet hat! Er hat es getan, damit wir ihn in diesem Leben lieben und ihm in Frieden dienen, um uns im anderen Leben seiner auf ewig zu erfreuen. […] Du wärest wirklich voller Undankbarkeit, meine Seele, wenn du deinen Gott nicht lieben würdest, diesen Gott, der in Windeln gewickelt werden wollte, um dich von den Ketten der Hölle zu befreien; der arm sein wollte, um dir seinen Reichtum zu schenken; der schwach sein wollte, um dich gegen deine Feinde stark zu machen; der von Leiden und Traurigkeit überhäuft sein wollte, um durch seine Tränen deine Sünden abzuwaschen.

Dienstag, 29. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,21-24.

In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Dienstag, 29. November : ps 72(71),1-2.7-8.12-13.17.

Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten! Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit und deine Armen durch rechtes Urteil. Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist. Er herrsche von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde. Denn er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, den Armen und den, der keinen Helfer hat. Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, er rettet das Leben der Armen. Sein Name soll ewig bestehen; solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Glücklich preisen sollen ihn alle Völker und in ihm sich segnen.

Montag, 28. November : II. Vatikanisches Konzil

Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach „missionarisch“ (d. h. als Gesandte unterwegs), da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters. Dieser Plan entspringt der „quellhaften Liebe“, dem Liebeswollen Gottes des Vaters. Er, der ursprungslose Ursprung, aus dem der Sohn gezeugt wird und der Heilige Geist durch den Sohn hervorgeht, hat uns in seiner übergroßen Barmherzigkeit und Güte aus freien Stücken geschaffen und überdies gnadenweise gerufen, Gemeinschaft zu haben mit ihm in Leben und Herrlichkeit. Er hat die göttliche Güte freigebig ausgegossen und gießt sie immerfort aus, so dass er, der Schöpfer von allem, endlich „alles in allem“ (1 Kor 15,28) sein wird, indem er zugleich seine Herrlichkeit und unsere Seligkeit bewirkt. Es hat aber Gott gefallen, die Menschen nicht bloß als einzelne, ohne jede gegenseitige Verbindung, zur Teilhabe an seinem Leben zu rufen, sondern sie zu einem Volk zu bilden, in dem seine Kinder, die verstreut waren, in eins versammelt werden sollen. […] Dieser umfassende Plan Gottes für das Heil des Menschengeschlechtes wird nicht allein auf eine gleichsam in der Innerlichkeit des Menschen verborgene Weise verwirklicht. […] so wollte er Frieden und Gemeinschaft mit sich herstellen und brüderliche Verbundenheit unter den Menschen, die doch Sünder sind, stiften. Darum sandte er seinen Sohn in unserem Fleisch […] dass er alles in ihm erneuerte. Denn Christus Jesus ist in die Welt gesandt worden als wahrer Mittler Gottes und der Menschen. Da er Gott ist, „wohnt in ihm leibhaftig die ganze Fülle der Gottheit“ (Kol 2,9); der menschlichen Natur nach aber ist er, „voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14), als neuer Adam zum Haupt der erneuerten Menschheit bestellt. […] unseretwegen ist er arm geworden, da er doch reich war, damit wir durch seine Armut reich würden. […] Er hat aber, ausgenommen die Sünde, die volle Menschennatur angenommen, wie sie sich bei uns findet, die wir elend und arm sind. […] „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und heil zu machen, was verloren war“ (Lk 19,10). Was aber vom Herrn ein für allemal verkündet oder in ihm für das Heil des Menschengeschlechts getan worden ist, muss ausgerufen und ausgesät werden bis ans Ende der Erde […]. So soll, was einmal für alle zum Heil vollzogen worden ist, in allen im Ablauf der Zeiten seine Wirkung erlangen.

Montag, 28. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 8,5-11.

In jener Zeit als Jesus nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.

Montag, 28. November : ps 122(121),1-3.4-5.6-7.8-9.

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David. Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit. Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede. Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.

Sonntag, 27. November : Sel. Guerricus von Igny

Wahrlich, meine Brüder, im Jubel des Geistes müssen wir der Begegnung mit dem kommenden Christus entgegengehen. […] Unser Geist soll sich also in freudiger Bewegung erheben und seinem Erlöser entgegeneilen […]. Ich glaube nämlich, dass uns viele Stellen der Heiligen Schrift einladen, ihm entgegenzugehen, nicht nur in Bezug auf die zweite Ankunft, sondern sogar in Bezug auf die erste. […] Noch vor seiner Wiederkunft soll der Herr doch zu euch kommen. Bevor er der ganzen Welt erscheint, möge er euch ganz vertraut besuchen, er, der gesagt hat: „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch“ (Joh 14,18). Denn in dieser Zeitspanne zwischen seinem ersten und seinem letzten Kommen gibt es – je nach Verdienst und Eifer eines jeden – ein häufiges und vertrautes Kommen des Herrn, das uns nach dem ersten formt und auf das letzte vorbereitet. […] Durch sein Kommen während der gegenwärtigen Zeit arbeitet er daran, unseren Hochmut zu korrigieren, uns jener Demut ähnlich zu machen, die er bei seinem ersten Kommen erwiesen hat, und „unseren armseligen Leib zu verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes“ (vgl. Phil 3,21), den er uns bei seiner Wiederkunft zeigen wird. Deshalb müssen wir dieses vertraute Kommen, das uns die Gnade des ersten Kommens schenkt und uns die Herrlichkeit des letzten verheißt, ersehnen und inständig erbitten. […] Das erste Kommen war demütig und verborgen, das letzte wird offenkundig und herrlich sein. Das Kommen, von dem ich spreche, ist verborgen und herrlich zugleich. Ich sage verborgen, nicht weil es von dem, dem es widerfährt, nicht wahrgenommen würde, sondern weil es ihm im Geheimen widerfährt. […] Er kommt, ohne gesehen zu werden und entfernt sich, ohne dass jemand es bemerkt. Seine bloße Anwesenheit ist für die Seele und den Geist ein Licht, das Unsichtbares sehen und Unerkennbares erkennen lässt. […] Dieses Kommen des Herrn versetzt die Seele dessen, der ihn schaut, in süße und glückliche Bewunderung. Dann sprudelt aus seinem Innersten der Ruf hervor: „Herr, wer ist wie du?“ (Ps 35(34),10). Wer es erfahren hat, weiß es. Möge es Gott gefallen, dass diejenigen, die es nicht erfahren haben, den Wunsch danach verspüren!

Sonntag, 27. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 24,37-44.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Sonntag, 27. November : Brief des Apostels Paulus an die Römer 13,11-14a.

Brüder! Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an.

Sonntag, 27. November : ps 122(121),1-2.3-4.5.6-7.8-9.

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David. Erbittet für Jerusalem Frieden! Wer dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit. Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen: In dir sei Friede. Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.

Samstag, 26. November : Die Heilige Liturgie des hl. Basilius

(Anamnese:) (Der Priester neigt das Haupt und betet leise:) Dies tut zu meinem Andenken; denn so oft ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket, verkündet meinen Tod und bekennet meine Auferstehung. Eingedenk also, o Herr, Deiner heilsamen Leiden, des lebendigmachenden Kreuzes, der dreitägigen Grabesruhe, der Auferstehung von den Toten, der Himmelfahrt, Deines Sitzens zur Rechten Gottes Deines Vaters und Deiner glorreichen und furchtbaren Wiederkunft, (laut:) bringen wir Dir das Deinige von dem Deinigen in allem und wegen allem dar. (Der Chor singt:) Wir loben Dich, wir preisen Dich, wir danken Dir, Herr, und bitten Dich, unser Gott. (Epiklese:) Deshalb nahen auch wir, Deine sündigen und unwürdigen Knechte, Deinem heiligen Altare, allheiliger Herr; denn wir wurden gewürdigt, Deinem heiligen Altare zu dienen, nicht wegen unserer Gerechtigkeit, da wir nichts Gutes getan haben auf Erden, sondern wegen Deiner Erbarmungen, die Du reichlich über uns ausgegossen hast. Indem wir die Abbilder des heiligen Leibes und Blutes Deines Christus darbringen, beten und rufen wir Dich an, Allerheiligster, daß durch den Ratschluß Deiner Güte Dein Heiliger Geist auf uns und die vorliegenden Gaben komme und sie segne, heilige und dieses Brot als den wahren kostbaren Leib unseres Herrn, Gottes und Heilandes Jesus Christus, und diesen Kelch als das wahre kostbare Blut unseres Herrn, Gottes und Heilandes Jesus Christus, das vergossen wurde für das Leben und Heil der ganzen Welt, zeige. (Der Diakon:) Amen, Amen, Amen. (Die Fürbitten:) Einige uns alle, die an dem einen Brote und Kelche teilnehmen, gegenseitig zur Gemeinschaft des einen Heiligen Geistes und mache, daß keiner von uns zum Gerichte oder zur Verdammung an dem heiligen Leibe und Blute Deines Christus teilnehme, sondern daß wir Barmherzigkeit und Gnade finden mit allen Heiligen, die Dir von Anfang an gefallen haben […] (Laut:) Und gib uns mit einem Munde und mit einem Herzen Deinen hochverehrten und erhabenen Namen zu verherrlichen und zu preisen, den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. […] Amen.

Samstag, 26. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,34-36.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.

Samstag, 26. November : ps 95(94),1-2.4-5.6-7.

Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles! Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern! In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, sein sind die Gipfel der Berge. Sein ist das Meer, das er gemacht hat, das trockene Land, das seine Hände gebildet. Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer! Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt.

Freitag, 25. November : Hl. Gregor der Große

„Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist.“ Es ist, als wolle unser Erlöser klar zum Ausdruck bringen: „Wenn man das Nahen des Sommers an den Blättern der Bäume erkennt, so kann man auch an dem Verfall der Welt erkennen, dass das Reich Gottes nahe ist.“ Diese Worte zeigen uns deutlich, dass die Frucht der Welt ihr Verderben ist; sie wächst nur, um zu fallen; sie treibt nur Knospen, um alles, was Knospen angesetzt hat, dem Untergang zu weihen. Zu Recht wird das Reich Gottes mit dem Sommer verglichen; denn dann verziehen sich die Wolken unserer Traurigkeit, und die Tage des Lebens werden im Glanz der ewigen Sonne erstrahlen. […] „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Nichts im Bereich der materiellen Dinge ist beständiger als Himmel und Erde, und auf Erden ist nichts vergänglicher als ein gesprochenes Wort. […] Wenn der Herr erklärt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“, will er damit sagen: „Alles, was um euch herum von Bestand ist, hat keinen Bestand vor der Ewigkeit, und alles, was bei mir zu vergehen scheint, ist in Wirklichkeit unveränderlich und unvergänglich; denn meine Worte, die verklingen, drücken Gedanken aus, die bleiben und unveränderlich sind“? […] Also, meine Brüder, hängt euer Herz nicht an diese Welt, die, wie ihr seht, nicht von Bestand ist. Macht euren Geist an dem Wort des Apostels Johannes fest, mit dem er uns warnen will: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht“ (1 Joh 2,15).

Freitag, 25. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,29-33.

In jener Zeit gebrauchte Jesus einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Freitag, 25. November : ps 84(83),3.4.5-6a.8a.

Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König. Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben. Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, sie schreiten dahin mit wachsender Kraft.

Donnerstag, 24. November : Nachfolge Christi

„Das Reich Gottes ist in euch“, spricht der Herr (Lk 17,20 f.). Kehre dich aus ganzem Herzen zum Herrn, lasse diese elende Welt, und deine Seele wird Ruhe finden. Verschmähe, was äußerlich ist, gib dich dem Inneren hin, und du wirst sehen, das Reich Gottes wächst in dir. „Das Reich Gottes ist Friede und Freude im Heiligen Geiste“ (Röm 14,17) und kein Geschenk an die Gottlosen. Christus kommt zu dir und reicht dir seinen Trost, wenn du ihm dein Inneres zu einer würdigen Wohnung bereitest. All sein Ruhm und Glanz stammt von innen, das Innere ist seine Lust. Er weilt gern bei unserem inneren Menschen, Zwiesprache zu pflegen, zu trösten, zu befriedigen und wundersam vertraut zu sein. Eia, gläubige Seele, richte diesem Gemahl dein Herz, so oft er zu dir kommen und in dir wohnen will. Er spricht: „Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort halten. Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23). […] Ein innerlicher Mensch sammelt sich schnell, denn er vergibt sich nie ganz an Äußeres. Körperliche Mühe oder die augenblicklich notwendige Arbeit schaden ihm nicht, er schickt sich in die Dinge, wie sie kommen. Wer sein Inneres wohl in Ordnung hält, den kümmert das wunderliche und verdrehte Gehabe der Menschen nicht. […] Wenn du dem äußeren Trost Abschied gäbest, könntest du das Himmlische schauen und häufig innerlich frohlocken.

Donnerstag, 24. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,20-28.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann könnt ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird. Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, an denen alles in Erfüllung gehen soll, was in der Schrift steht. Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen: Der Zorn Gottes wird über dieses Volk kommen. Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie in alle Länder verschleppen, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden sich erfüllen. Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.

Donnerstag, 24. November : ps 100(99),2-3.4-5.

Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide. Kommt mit Dank durch seine Tore, mit Lobgesang in seine Höfe! Dankt ihm, preist seinen Namen! Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Huld und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Mittwoch, 23. November : Hl. Cyprian

Bleibt mutig und standhaft, um die himmlische Herrlichkeit zu bekennen […]; schreitet mit begeistertem Mut voran, um die Krone zu empfangen. Der Herr ist euer Führer und Beschützer, er, der gesagt hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). […] Seliger Kerker, der die Kinder Gottes in den Himmel schickt! […] Nun soll nichts mehr in euren Herzen und Seelen sein als die göttlichen Lehren und die Gebote des Herrn, derer sich der Heilige Geist bedient hat, um euch Mut zu machen, das Leiden zu ertragen. Niemand soll an den Tod denken, sondern an die Unsterblichkeit; auch nicht an das zeitweilige Leiden, sondern an die ewige Herrlichkeit. Es steht ja geschrieben: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen“ (Ps 116(115),15). […] Und weiter (an der Stelle, wo die Heilige Schrift von den Qualen spricht, durch die die Märtyrer Gottes geheiligt werden): „In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. […] Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit“ (Weish 3,4.8). Wenn ihr also daran denkt, dass ihr einst mit Christus richten und herrschen werdet, dann könnt ihr gar nicht anders, als in der Vorfreude auf das kommende Glück zu frohlocken und die gegenwärtigen Qualen mit Füßen zu treten. […] Außerdem hat der Herr sich selbst zum Beispiel gegeben; denn er verkündet, dass man nur in sein Reich kommen kann, wenn man ihm auf demselben Weg folgt, den er selbst eingeschlagen hat: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben“ (Joh 12,25). […] Der heilige Paulus ermahnt uns in gleicher Weise; da wir das erlangen wollen, was der Herr uns versprochen hat, müssen wir dem Herrn in allem folgen: „Wir sind Kinder Gottes. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (vgl. Röm 8,16 f.).

Mittwoch, 23. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,12-19.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Man wird euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

Mittwoch, 23. November : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.7-8.9.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt! Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. In die Hände klatschen sollen die Ströme, die Berge sollen jubeln im Chor. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.

Dienstag, 22. November : Hl. Cyrill von Jerusalem

Wie der Herr auf Wolken in die Himmel auffuhr, wird er auf Wolken vom Himmel herabkommen. „Und sie werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Mt 24,30). Woran wird jedoch die Ankunft Christi zu erkennen sein? Es könnte ja etwa eine feindliche Macht sich erkühnen, dieselbe nachzuahmen. Antwort: „Alsdann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen“ (Mt 24,30). Das für Christus wahrhaft charakteristische Zeichen ist das Kreuz. Das Zeichen des glänzenden Kreuzes wird dem König vorangehen, um ihn zu offenbaren, der ehedem gekreuzigt worden war. Die Juden, welche ihn seinerzeit durchbohrt und verfolgt haben, sollen, wenn sie das Kreuzzeichen sehen, „klagen, Stamm für Stamm“ (Zach 12,12) und sagen: es ist der, der die Backenstreiche erhalten hatte; es ist der, dem man seinerzeit ins Angesicht gespien hatte; es ist der, den man in Fesseln geschlagen hatte; es ist der, den man dereinst am Kreuze verspottet hatte. Wohin – so werden sie fragen – sollen wir fliehen vor deinem Zorne? Vor der Schar der Engel, welche sie umgeben, werden sie aber nirgends fliehen können. Während das Zeichen des Kreuzes seinen Feinden ein Schrecken sein wird, wird es Freude seinen Freunden sein, welche an Christus geglaubt, ihn verkündet oder für ihn gelitten haben. Wer wird alsdann so glücklich sein, als Freund Christi erfunden zu werden? Jener herrliche König, der von Engeln umgeben ist und wie der Vater auf dem Throne sitzt, wird seine Diener nicht verachten. Damit die Auserwählten nicht mit den Feinden vermengt werden, „wird er seine Engel unter dem lauten Schalle der Posaune aussenden, und sie werden seine Auserwählten von den vier Winden her sammeln“ (Mt 24,31). Wenn Gott den einen Lot nicht verachtete (vgl. Gen 19,15; Lk 17,28), wie sollte er dann die Menge der Gerechten verachten? „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters!“ (Mt 25,34) wird er denen zurufen, welche dann, von Engeln gesammelt, auf den Wolken daherfahren werden.

Dienstag, 22. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,5-11.

In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.

Dienstag, 22. November : ps 96(95),10.11-12.13.

Verkündet bei den Nationen: Der HERR ist König! Fest ist der Erdkreis gegründet, er wird nicht wanken. Er richtet die Völker so, wie es recht ist. Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt. Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht. und die Nationen nach seiner Treue.

Montag, 21. November : Paulinus von Nola

Erinnern wir uns an die Witwe, die aus Sorge um die Armen sich selbst so sehr vergaß, dass sie alles, was sie noch zum Leben hatte, hergab, wie der Herr selbst es bezeugt, und nur an das künftige Leben dachte. Die anderen hatten von ihrem Überfluss gegeben; sie aber, die vielleicht ärmer war als viele andere Arme – da ihr ganzes Vermögen ja aus zwei Münzen bestand –, war in ihrem Herzen reicher als alle Reichen. Sie hatte nur den Reichtum der ewigen Belohnung im Blick. Da sie nach den Schätzen des Himmels strebte, verzichtete auf alles, was sie besaß; denn für sie war Besitz nur Staub, der wieder zum Staub zurückkehren würde (vgl. Gen 3,19). Sie gab das, was sie hatte her, um das zu erhalten, was sie nicht sehen konnte. Sie gab vergänglichen Besitz weg, um unvergänglichen zu erwerben. Diese kleine Arme vergaß nicht, welche Mittel der Herr vorgesehen und uns zur Verfügung gestellt hatte, damit wir den zukünftigen Lohn erlangen. Deshalb hat auch der Herr sie nicht vergessen; der Weltenrichter hat sein Urteil schon vorweggenommen: Er lobt die, die er am Tag des Gerichts krönen wird.

Montag, 21. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,1-4.

In jener Zeit sah Jesus, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Dabei sah er auch eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hineinwarf. Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss geopfert; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben.

Montag, 21. November : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Sonntag, 20. November : Hl. Johannes Chrysostomus

„Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Der Schächer wagte diese Bitte erst auszusprechen, nachdem er durch sein Geständnis die Last seiner Sünden abgelegt hatte. Du siehst, o Christ, welche Macht die Beichte hat. Er bekannte seine Sünden und das Paradies tat sich auf. Er bekannte seine Sünden und hatte genug Zuversicht, um nach seinen Raubzügen die Aufnahme in das Reich Gottes zu erbitten. […] Du willst das Reich Gottes kennenlernen? Was siehst du denn hier, was danach ausschaut? Du siehst die Nägel und ein Kreuz; aber eben dieses Kreuz, sagte Jesus, ist das Zeichen des Reiches. Und ich, ich rufe ihn, den ich am Kreuz hängen sehe, zum König aus. Ist es nicht die Aufgabe eines Königs, für seine Untertanen zu sterben? Er selbst hat es gesagt: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11). Das gilt auch für einen guten König: Auch er gibt sein Leben hin für seine Untertanen. Ich werde ihn also zum König ausrufen, weil er sein Leben dahingab: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Verstehst du jetzt, auf welche Weise das Kreuz Zeichen des Königreichs ist? Hier ist noch ein weiterer Beweis: Christus hat sein Kreuz nicht auf der Erde zurückgelassen, sondern es erhoben und mit sich in den Himmel genommen. Wir wissen das, weil er es bei sich haben wird, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt. Um dich zu lehren, wie sehr dieses Kreuz der Verehrung würdig ist, hat er es zu einem Ruhmeszeichen gemacht. […] Wenn der Menschensohn kommt, „wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen“. Es wird dann eine so intensive Klarheit herrschen, dass selbst die strahlendsten Gestirne sich verfinstern. „Die Sterne werden vom Himmel fallen. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen“ (vgl. Mt 24,29–30). Siehst du, welche Macht das Zeichen des Kreuzes hat? […] Wenn ein König in eine Stadt einzieht, greifen die Soldaten zu den Fahnen, nehmen sie auf die Schultern und marschieren vor ihm her, um sein Kommen anzukündigen. So werden auch die Legionen von Engeln und Erzengeln Christus voranschreiten, wenn er vom Himmel herabkommt. Sie werden auf ihren Schultern dieses Zeichen tragen als Vorboten für die Ankunft unseres Königs.

Sonntag, 20. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 23,35-43.

In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Sonntag, 20. November : Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 1,12-20.

Brüder! Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.

Sonntag, 20. November : ps 122(121),1-3.4-5.

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David.

Samstag, 19. November : Hl. Irenäus von Lyon

In seiner Antwort an die Sadduzäer, die die Auferstehung leugneten und auf diese Weise Gott verachteten und das Gesetz verhöhnten, verkündete unser Herr und Meister die Auferstehung und offenbarte ihnen Gott. Er sagte zu ihnen: „Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.“ Und er fügte hinzu: „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.“ Damit machte er deutlich, dass jener, der aus dem Dornbusch zu Mose gesprochen und sich diesem als der Gott der Väter offenbarte, der Gott der Lebenden ist. Denn wer sonst sollte der Gott der Lebenden sein, wenn nicht der wahre Gott, über dem es keinen anderen gibt? Er ist es, den der Prophet Daniel angekündigt hatte, als er Cyrus, dem König der Perser, antwortete […]: „Ich verehre keine Standbilder, die von Menschen gemacht worden sind, sondern nur den lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde erschaffen hat und die Herrschaft besitzt über alles, was lebt.“ Und weiter: „Nur den Herrn, meinen Gott, bete ich an; denn er ist wirklich ein lebendiger Gott“ (Dan 14,5.25). Der Gott, der von den Propheten anbetet wurde, der lebendige Gott, er ist der Gott der Lebenden, zusammen mit dem Logos, seinem Wort, das aus dem Dornbusch zu Mose gesprochen hatte, das die Sadduzäer widerlegte und die Auferstehung verhieß. Er ist es, der den [geistlich] Blinden, ausgehend vom Gesetz, diese beiden Dinge darlegte: die Auferstehung und den wahren Gott. Denn wenn er nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden ist, und wenn er der Gott der Väter genannt wird, jener also, die entschlafen sind, dann sind sie zweifellos für Gott lebendig und nicht vergangen: Sie sind „durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden“ (Lk 20,36). Die Auferstehung aber ist unser Herr in Person, wie er selbst sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11,25). Und die Väter sind seine Söhne, nach dem Wort des Propheten: „Anstelle deiner Väter sind dir Söhne geboren worden“ (vgl. Ps 44,17 Vulg.).

Samstag, 19. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 20,27-40.

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Da sagten einige Schriftgelehrte: Meister, du hast gut geantwortet. Und man wagte nicht mehr, ihn etwas zu fragen.

Samstag, 19. November : ps 144(143),1-2abc.9-10.

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, der meine Hände den Kampf gelehrt hat, meine Finger den Krieg. Du bist meine Huld und Burg, meine Festung, mein Retter, mein Schild, dem ich vertraue. Ein neues Lied will ich, o Gott, dir singen, auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen, der du den Königen den Sieg verleihst und David, deinen Knecht, errettest.

Freitag, 18. November : Syrische Liturgie

Wenn drei in deinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20), bilden sie bereits eine Kirche. Bewahre die Tausenden, die sich hier versammelt haben: Ihre Herzen hatten dir schon ein Heiligtum bereitet, noch ehe unsere Hände dieses hier zur Ehre deines Namens errichtet haben. Möge der innere Tempel ebenso schön sein wie der Tempel aus Steinen. Mögest du in dem einen wie in dem anderen wohnen; in unsere Herzen wie in diese Steine ist dein Name eingeprägt. Gottes Allmacht hätte sich ebenso leicht eine Wohnstätte errichten können, wie sie mit einer Geste das Universum ins Dasein gerufen hat. Aber Gott hat den Menschen „gebaut“, damit der Mensch für ihn Wohnungen baue. Gepriesen sei seine Gnade, die uns so sehr geliebt hat! Er ist unendlich; wir sind begrenzt. Er baute für uns die Welt; wir bauen ihm ein Haus. Es ist wunderbar, dass der Mensch der Allmacht, die überall gegenwärtig ist und der nichts entgeht, eine Wohnung bauen kann. Er wohnt mit zärtlicher Fürsorge in unserer Mitte; er zieht uns an sich mit Ketten der Liebe (vgl. Hos 11,4); er bleibt bei uns und ruft uns, damit wir den Weg zum Himmel einschlagen, um bei ihm zu wohnen. Er hat seine Wohnung verlassen und sich die Kirche erkoren, damit wir unsere Wohnung verlassen und das Paradies erwählen. Gott hat unter den Menschen gewohnt, damit die Menschen Gott begegnen können.

Freitag, 18. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,45-48.

In jener Zeit ging Jesus in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben. Er sagte zu ihnen: In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die übrigen Führer des Volkes aber suchten ihn umzubringen. Sie wussten jedoch nicht, wie sie es machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihn gern.

Freitag, 18. November : ps 119(118),14.24.72.103.111.131.

Nach deinen Vorschriften zu leben freut mich mehr als großer Besitz. Deine Vorschriften machen mich froh; sie sind meine Berater. Die Weisung deines Mundes ist mir lieb, mehr als große Mengen von Gold und Silber. Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine Verheißung, süßer als Honig für meinen Mund. Deine Vorschriften sind auf ewig mein Erbteil; denn sie sind die Freude meines Herzens. Weit öffne ich meinen Mund und lechze nach deinen Geboten; denn nach ihnen hab’ ich Verlangen.

Donnerstag, 17. November : Hl. Paul VI.

Es ist aber nur allzu deutlich, dass Rom nicht das Ziel unserer Pilgerfahrt in der Zeit darstellt. Keine irdische Heilige Stadt kann ein solches Ziel sein. Dieses liegt jenseits dieser Welt, in der Tiefe des Geheimnisses Gottes verborgen, das für uns noch nicht sichtbar ist. Denn wir wandeln noch im Glauben, nicht im klaren Schauen, und was wir sein werden, ist noch nicht offenbar. Das neue Jerusalem, von dem wir schon jetzt Bürger und Kinder sind (vgl. Gal 4,26), ist jenes in der Höhe, das von Gott herniedersteigt. Von dieser einzigen endgültigen Stadt haben wir noch nicht den Glanz geschaut, es sei denn nur wie in einem Spiegel auf undeutliche Weise, indem wir am prophetischen Wort festhalten. Wir sind aber schon jetzt deren Bürger oder sind dazu eingeladen, es zu werden. Jede geistliche Pilgerfahrt erhält von dieser letzten Bestimmung her ihren inneren Sinn. In solcher Weise ist das Jerusalem von den Psalmisten gepriesen worden. Jesus selbst und Maria, seine Mutter, haben auf Erden, als sie nach Jerusalem hinaufgingen, die Gesänge von Sion gesungen als der „Krone der Schönheit, Wonne der ganzen Erde“ (vgl. Ps 50,2; 48,3). Es ist aber nunmehr Christus, von dem das himmlische Jerusalem seine Anziehungskraft erhält. Er ist es, zu dem wir auf unserem inneren Weg unterwegs sind.

Donnerstag, 17. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,41-44.

In jener Zeit, als Jesus näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.

Donnerstag, 17. November : ps 149(148),1-2.3-4.5-6a.9b.

Singet dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen. Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen, die Kinder Zions über ihren König jauchzen. Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, ihm spielen auf Pauken und Harfen. Der Herr hat an seinem Volk Gefallen, die Gebeugten krönt er mit Sieg. In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, auf ihren Lagern jauchzen: Loblieder auf Gott in ihrem Mund, herrlich ist das für all seine Frommen.

Mittwoch, 16. November : Benedikt XVI.

Die Beziehung des Menschen zur natürlichen Umwelt […] wurde allen von Gott geschenkt. Der Umgang mit ihr stellt für uns eine Verantwortung gegenüber den Armen, den künftigen Generationen und der ganzen Menschheit dar. […] Der Gläubige erkennt […] in der Natur das wunderbare Werk des schöpferischen Eingreifens Gottes, das der Mensch verantwortlich gebrauchen darf, um in Achtung vor der inneren Ausgewogenheit der Schöpfung selbst seine berechtigten materiellen und geistigen Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn diese Auffassung schwindet, wird am Ende der Mensch die Natur entweder als ein unantastbares Tabu betrachten oder, im Gegenteil, sie ausbeuten. Beide Haltungen entsprechen nicht der christlichen Anschauung der Natur, die Frucht der Schöpfung Gottes ist. Die Natur ist Ausdruck eines Plans der Liebe und der Wahrheit. Sie geht uns voraus und wird uns von Gott als Lebensraum geschenkt. Sie spricht zu uns vom Schöpfer (vgl. Röm 1,20) und von seiner Liebe zu den Menschen. Sie ist dazu bestimmt, am Ende der Zeiten in Christus „vereint zu werden“ (vgl. Eph 1,9–10; Kol 1,19–20). Auch sie ist also eine „Berufung“. Die Natur steht uns nicht als „ein Haufen zufällig verstreuter Abfälle“ zur Verfügung, sondern als eine Gabe des Schöpfers, der die ihr innewohnenden Ordnungen gezeichnet hat, damit der Mensch daraus die gebotenen Aufschlüsse bezieht, „damit er [sie] bebaue und hüte“ (Gen 2,15) […] Es ist dem Menschen gestattet, eine verantwortungsvolle Steuerung über die Natur auszuüben, um sie zu schützen, zu nutzen und auch in neuen Formen und mit fortschrittlichen Technologien zu kultivieren, so dass sie die Bevölkerung, die sie bewohnt, würdig aufnehmen und ernähren kann. Es gibt Platz für alle auf dieser unserer Erde: Auf ihr soll die ganze Menschheitsfamilie die notwendigen Ressourcen finden, um […] würdig zu leben. Wir müssen jedoch auf die sehr ernste Verpflichtung hinweisen, die Erde den neuen Generationen in einem Zustand zu übergeben, so dass auch sie würdig auf ihr leben und sie weiter kultivieren können.

Mittwoch, 16. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,11-28.

In jener Zeit meinten die Menschen, weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis. Er sagte: Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde zu erlangen und dann zurückzukehren. Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie Geld im Wert von zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme. Da ihn aber die Einwohner seines Landes hassten, schickten sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann unser König wird. Dennoch wurde er als König eingesetzt. Nach seiner Rückkehr ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte. Der erste kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine zehn Minen erwirtschaftet. Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden. Der zweite kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine fünf Minen erwirtschaftet. Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen. Nun kam ein anderer und sagte: Herr, hier hast du dein Geld zurück. Ich habe es in ein Tuch eingebunden und aufbewahrt; denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist: Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. Der König antwortete: Aufgrund deiner eigenen Worte spreche ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin? Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können. Und zu den anderen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm das Geld weg, und gebt es dem, der die zehn Minen hat. Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn. Da erwiderte er: Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her, und macht sie vor meinen Augen nieder! Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem hinauf.

Mittwoch, 16. November : ps 150(149),1-2.3-4.5-6.

Lobet Gott in seinem Heiligtum lobt ihn in seiner mächtigen Feste! Lobt ihn für seine großen Taten, lobt ihn in seiner gewaltigen Größe! Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! Lobt ihn mit hellen Zimbeln, lobt ihn mit klingenden Zimbeln! Alles, was atmet, lobe den Herrn!

Dienstag, 15. November : Sel. Columba Marmion

Eine der größten Offenbarungen, welche unser Herr und Heiland durch seine Menschwerdung uns gemacht hat, ist diese, dass Gott ein unendliches Verlangen hat, sich unseren Seelen mitzuteilen, um deren Glückseligkeit zu sein. Gott hätte die ganze Ewigkeit in der fruchtbaren Einsamkeit seiner dreieinigen Gottheit verbleiben können; er brauchte das Geschöpf nicht; denn ihm mangelt nichts, ihm, der allein die Fülle alles Seins und die erste Ursache aller Dinge ist: „Du bedarfst meiner Güter nicht“ (Ps 15,2). Nachdem er aber in der völligen und unveränderlichen Freiheit seines allerhöchsten Willens beschlossen hatte, sich uns zu geben, ist das Verlangen, diesen Willen zu verwirklichen, unendlich. Wir könnten bisweilen versucht sein zu glauben, dass Gott „gleichgültig“, sein Verlangen sich mitzuteilen, unbestimmt, ohne Wirkkraft sei. Das sind aber menschliche Auffassungen, Bilder der Schwäche unserer gar zu oft unbeständigen und ohnmächtigen Natur. […] Hierin, wie in allem, was unser übernatürliches Leben betrifft, dürfen wir uns nicht von unseren Vorstellungen, müssen uns vielmehr vom Lichte der Offenbarung leiten lassen. Wir müssen Gott selbst anhören, wenn wir das göttliche Leben kennenlernen wollen. Wir müssen uns an Christus, den vielgeliebten Sohn, wenden, der immer „im Schoße des Vaters“ ist (Joh 1,18), und der uns selbst die göttlichen Geheimnisse offenbarte: „Er selbst hat es uns gesagt“ (ebd.). Und was sagt er uns? Dass „Gott so sehr die Welt geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab“ (Joh 3,16), damit er unsere Gerechtigkeit, unsere Erlösung, unsere Heiligkeit sei. […] Und weil Gott uns liebt, verlangt er mit einer Liebe ohne Grenzen, mit einem wirksamen Willen, sich uns zu geben.

Dienstag, 15. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,1-10.

In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Dienstag, 15. November : ps 15(14),2-3.4.5.

Der makellos lebt und das Rechte tut, der von Herzen die Wahrheit sagt, der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat, der seinem Nächsten nichts Böses tat und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat. Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet, aber die den Herrn fürchten, hält er in Ehren. Er wird nicht ändern, was er zum eigenen Schaden geschworen hat. Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an. Wer das tut, der wird niemals wanken.

Montag, 14. November : Hl. Rafael Arnáiz Barón

Ich besitze einen so großen Schatz, liebe Schwester! Ich möchte schreien vor Freude und der ganzen Schöpfung zurufen: Preist den Herrn! Liebt den Herrn! Er ist so gut, Er ist so groß, Er ist Gott! […] Die Welt sieht das nicht; sie ist blind. Und Gott braucht Liebe, viel Liebe. Ich kann Ihm nicht alles geben; ich bin klein; ich werde wahnsinnig! Ich möchte, dass die Welt Ihn liebt, aber die Welt ist Sein Feind. Herr, welche Qual! Ich beobachte es und kann nichts daran ändern … Ich bin verschwindend klein und unbedeutend, und die Liebe in mir erdrückt mich. Ich habe den dringenden Wunsch, dass meine Brüder, meine Freunde, alle, Dich sehr liebten […] Wie weh tut es, wenn man Menschen sieht, die unberührt bleiben, wenn sie Jesus mit Seinem Gefolge vorbeiziehen sehen! Wie sehr würden sich die Apostel und die Freunde Jesu freuen, wenn wieder einmal eine Seele klar sähe, sich von allem löste und sich ihnen anschlösse und dem Mann aus Nazareth folgte! Er bat einzig und allein um ein wenig Liebe. Folgen wir Ihm, liebe Schwester? Er sieht unsere Absicht und schaut uns an; Er lächelt und hilft uns … Da gibt es nichts zu fürchten. Wir gehen hin, um die Letzten im Gefolge zu sein, das das Land Judäa durchzieht. Ganz still sind wir, aber genährt durch eine ganz große, eine riesengroße Liebe zu Jesus … Er benötigt nicht einmal Worte, oder dass wir nahe zu Ihm hintreten, damit Er uns bemerkt; auch keine großartigen Taten oder irgendetwas Auffälliges … Wir wollen die Letzten in der Reihe der Freunde Jesu sein, aber die, die Ihn am meisten lieben.

Montag, 14. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 18,35-43.

Als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder an der Straße und bettelte. Er hörte, dass viele Menschen vorbeigingen, und fragte: Was hat das zu bedeuten? Man sagte ihm: Jesus von Nazaret geht vorüber. Da rief er: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen. Als der Mann vor ihm stand, fragte ihn Jesus: Was soll ich dir tun? Er antwortete: Herr, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Du sollst wieder sehen. Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen. Da pries er Gott und folgte Jesus. Und alle Leute, die das gesehen hatten, lobten Gott.

Montag, 14. November : ps 1,1-2.3.4.6.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Sonntag, 13. November : Hl. Patrick

Und so werde ich nicht müde, Gott dafür zu danken, dass er mich und meinen Glauben am Tage der Versuchung gerettet hat, so dass ich ihm heute voll Zuversicht meine Seele als lebendige Gabe opfern kann (Röm 12,1), Christus meinem Herrn, der mich aus jeder Not gerettet hat. Darum frage ich: Wer bin ich, Herr? […] Woher hatte ich diese Weisheit? Sie war nicht in mir, denn ich wusste nicht einmal die Zahl meiner Tage (vgl. Ijob 38,21 u. Ps 39,5), noch kannte ich Gott. Warum wurde mir später die kostbare und heilsame Gabe zuteil, Gott zu erkennen und ihn so sehr zu lieben, dass ich Heimat und Eltern verließ? […] Nur deshalb kam ich zum Irischen Volk, um das Evangelium zu verkünden und die Beleidigungen der Ungläubigen zu ertragen. Deshalb musste ich mir die Vorwürfe gefallen lassen, hierher gekommen zu sein, und viele Verfolgungen, ja Gefangenschaft in Ketten erdulden. Und deshalb legte ich meinen Status als freier Mensch ab zum Nutzen anderer. Und wäre ich es wert, ich würde sofort bereitwillig und mit größter Freude mein Leben für seinen Namen hingeben. Und dort möchte ich leben bis zu meinem Tod, wenn Gott mich nur lässt. Denn ich stehe tief in Gotte Schuld. Er ließ mir große Gnade zuteil werden, dass durch mich so viele Völker in Gott wiedergeboren und wahre Christen wurden und dass überall Geistliche geweiht wurden für die, die eben erst zum Glauben übertraten und die Gott an den Enden der Welt aufnahm, so wie er es einst durch seine Propheten verheißen hatte: „Zu dir kommen die Völker von den Enden der Erde und sagen: Nur Trug besaßen unsre Väter, Götzenbilder, die nichts nützen“ (Jer 16,19). Und: „Ich habe dich als Licht unter die Völker gebracht, damit du ihr Heil bist bis ans Ende der Welt“ (Apg 13,47).

Sonntag, 13. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 21,5-19.

In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

Sonntag, 13. November : Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 3,7-12.

Brüder! Ihr wisst, wie man uns nachahmen soll. Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemand unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht als hätten wir keinen Anspruch auf Unterhalt; wir wollten euch aber ein Beispiel geben, damit ihr uns nachahmen könnt. Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen sie und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbstverdientes Brot zu essen.

Sonntag, 13. November : ps 98(97),5-6.7-8.9.

Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang! Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König! Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. In die Hände klatschen sollen die Ströme, die Berge sollen jubeln im Chor. Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.

Samstag, 12. November : Isaak der Syrer 

Selig der Mensch, der um seine eigene Schwachheit weiß; denn dieses Wissen wird ihm zum Fundament, zur Wurzel und zum Ursprung aller Güte. […] Wenn einem Menschen bewusst wird, was er ohne göttlichen Beistand ist, dann betet er sehr viel. Und je mehr er betet, desto demütiger wird sein Herz. […] Wenn er das alles erkannt hat, dann birgt er das Gebet in seiner Seele wie einen Schatz. Und weil seine Freude darüber so groß ist, wird sein Gebet zur Danksagung. […] Getragen von dieser Erkenntnis und staunend über die Gnade Gottes, erhebt er seine Stimme, lobt und preist Gott und sagt ihm Dank in höchster Bewunderung. Ein Mensch, der tatsächlich – und nicht bloß in seiner Einbildung – solche Merkmale aufweist und solche Erfahrungen gemacht hat, der weiß, wovon ich spreche und dass dagegen nichts einzuwenden ist. Er soll aber von nun an nicht mehr nach eitlen Dingen verlangen. Er bleibe in Gott durch unablässiges Gebet und in der Furcht, es könnte ihm sonst der Reichtum des göttlichen Beistandes entzogen werden. All diese Güter werden dem Menschen gegeben, sobald er seine Schwachheit erkennt. In seinem großen Verlangen nach dem Beistand Gottes verharrt er im Gebet und nähert sich Gott. In dem Maß, wie er sich entschlossen Gott nähert, kommt ihm Gott mit seinen Gaben entgegen und entzieht ihm nicht seine Gnade, weil er so demütig ist. Ein solcher Mensch ist ja wie die Witwe, die nicht aufhört, den Richter anzuflehen, ihr doch Recht gegen ihren Feind zu verschaffen. Der mitfühlende Gott lässt sich nur deshalb Zeit mit seinen Gnadengaben, um so den Menschen anzuspornen, sich ihm zu nähern und sich an dem festzumachen, der die Quelle seines Heils ist, dessen er so sehr bedarf.

Samstag, 12. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 18,1-8.

In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?

Samstag, 12. November : ps 112(111),1-2.3-4.5-6.

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten. Seine Nachkommen werden mächtig im Land, das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet. Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, sein Heil hat Bestand für immer. Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: der Gnädige, Barmherzige und Gerechte. Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, der das Seine ordnet, wie es recht ist. Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten.

Freitag, 11. November : Hl. Gregor von Nyssa

Der Herr gab seinen Jüngern wichtige Ratschläge, damit ihr Geist alles Naturhaft-Irdische wie Staub abschüttele und sich zur Sehnsucht nach den übernatürlichen Wirklichkeiten erhebe. Wenn man sich nämlich dem himmlischen Leben zuwendet, gilt es, stärker zu sein als der Schlaf und den Geist stets wachsam zu halten. […] Ich spreche von der Schläfrigkeit derer, die sich in Lebenslügen verstricken durch trügerische Träume von Ehre, Reichtum, Macht, Prunk, durch die Faszination der Vergnügungen, Ehrgeiz, Genusssucht, Eitelkeit und durch all das, wozu oberflächliche Menschen von ihrer Phantasie verleitet werden. All diese Dinge vergehen mit der flüchtigen Natur der Zeit; sie gehören in den Bereich des Scheins […]; kaum sind sie da, verschwinden sie auch schon wieder wie die Wellen auf dem Meer. […] Damit unser Geist von diesen Verblendungen befreit wird, ermuntert uns der Logos – das Wort Gottes –, diesen Tiefschlaf von den Augen unserer Seele abzuschütteln, damit wir nicht dem anhangen, was keinen Bestand hat, und so von der echten Wirklichkeit abgleiten. Deshalb mahnt er uns zur Wachsamkeit und sagt: „Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen“ (Lk 12,35). Denn ein helles Licht vor Augen vertreibt den Schlaf, und der straff gebundene Gürtel bewahrt den Leib davor, vom Schlaf überwältigt zu werden. […] Wer mit Mäßigung umgürtet ist, lebt im Licht eines reinen Gewissens; kindliches Vertrauen erhellt sein Leben wie eine Leuchte. […] Wenn wir so leben, werden wir in ein Leben eintreten, das dem der Engel gleicht.

Freitag, 11. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,26-37.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es zur Zeit des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen. Da fragten sie ihn: Wo wird das geschehen, Herr? Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.

Freitag, 11. November : ps 119(118),1-2.10-11.17-18.

Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, die leben nach der Weisung des Herrn. Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen und ihn suchen von ganzem Herzen. Ich suche dich von ganzem Herzen. Lass mich nicht abirren von deinen Geboten! Ich berge deinen Spruch im Herzen, damit ich gegen dich nicht sündige. Herr, tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben! Dann will ich dein Wort befolgen. Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Weisung!

Donnerstag, 10. November : Nachfolge Christi

„Das Reich Gottes ist in euch“, spricht der Herr (Lk 17,20f.). Kehre dich aus ganzem Herzen zum Herrn, lasse diese elende Welt, und deine Seele wird Ruhe finden. Verschmähe, was äußerlich ist, gib dich dem Inneren hin, und du wirst sehen, das Reich Gottes wächst in dir. „Das Reich Gottes ist Friede und Freude im Heiligen Geiste“ (Röm 14,17) und kein Geschenk an die Gottlosen. Christus kommt zu dir und reicht dir seinen Trost, wenn du ihm dein Inneres zu einer würdigen Wohnung bereitest. All sein Ruhm und Glanz stammt von innen, das Innere ist seine Lust. Er weilt gern bei unserem inneren Menschen, Zwiesprache zu pflegen, zu trösten, zu befriedigen und wundersam vertraut zu sein. Eia, gläubige Seele, richte diesem Gemahl dein Herz, so oft er zu dir kommen und in dir wohnen will. Er spricht: „Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort halten. Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23).

Donnerstag, 10. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,20-25.

In jener Zeit als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin, und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.

Donnerstag, 10. November : ps 146(145),6-7.8-9ab.9cd-10.

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue. Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.

Mittwoch, 9. November : Hl. Aelred von Rievaulx

Wir haben oft gehört, dass Mose, nachdem er das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt hatte, in der Wüste – dank der Gaben der Söhne Jakobs – einen Tabernakel baute, ein Zeltheiligtum. […] Man muss genau hinschauen, denn all das geschah, wie der Apostel Paulus sagt, als ein Beispiel für uns (vgl. 1 Kor 10,6). […] Ihr, meine Brüder, seid jetzt der Tabernakel Gottes, der Tempel Gottes, wie der Apostel erklärt: „Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr“ (1 Kor 3,17). Ihr seid der Tempel, in dem Gott ewig herrschen wird, ihr seid sein Zelt, weil er mit euch auf dem Weg ist; in euch dürstet er, in euch hungert er. Dieses Zelt wird jetzt noch […] durch die Wüste dieses Lebens getragen, bis wir das Land der Verheißung erreichen. Dann wird das Zelt zum Tempel und der wahre Salomo wird es „sieben Tage lang und nochmals sieben Tage“ (vgl. 1 Kön 8,65) einweihen. Diese zwei mal sieben Tage bedeuten die doppelte Ruhe […]: die Unsterblichkeit des Leibes und die Glückseligkeit der Seele. In der Zwischenzeit aber muss jeder, müssen wir alle – wenn wir wahre Kinder Israels im Geiste sind, wenn wir geistigerweise aus Ägypten ausgezogen sind –, Gaben zum Aufbau des Tabernakels darbringen […], denn „jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so“ (vgl. 1 Kor 7,7). […] Alles sei also allen gemeinsam. […] Keiner soll das Charisma, das er von Gott erhalten hat, als sein Eigentum betrachten; keiner soll seinen Bruder um ein Charisma beneiden, das jener erhalten hat. Jeder betrachte vielmehr das, was sein ist, als das, was allen seinen Brüdern gehört, und zögere nicht, das, was seinem Bruder gehört, als das Seine zu betrachten. Nach seinem barmherzigen Ratschluss handelt Gott mit uns so, dass jeder den anderen braucht: Was der eine nicht hat, kann er in seinem Bruder finden. […] „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören“ (Röm 12,5).

Mittwoch, 9. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 2,13-22.

Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

Mittwoch, 9. November : ps 46(45),2-3.5-6.8-9.

Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in allen Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres. Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung. Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. Kommt und schaut die Taten des Herrn, der Furchtbares vollbringt auf der Erde.

Dienstag, 8. November : Hl. Augustinus

Bevor der Herr Jesus kam, setzten die Menschen die Ehre in sich selbst; da kam jener Mensch, damit die Ehre des Menschen gemindert und die Ehre Gottes vermehrt würde. Denn er kam ohne Sünde und fand alle in der Sünde. Wenn er so kam, um die Sünden zu vergeben, so muss Gott Gnade üben, der Mensch bekennen. Denn das Bekenntnis des Menschen ist die Niedrigkeit des Menschen, die Erbarmung Gottes ist die Erhabenheit Gottes. Wenn er also kam, dem Menschen die Sünden zu erlassen, so muss der Mensch seine Niedrigkeit anerkennen und Gott sein Erbarmen zeigen. „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“, d. h. er muss geben, ich aber empfangen; er muss verherrlicht werden, ich aber bekennen. Es erkenne der Mensch seine Stellung und bekenne Gott und höre den Apostel, wie er zu dem hochfahrenden und übermütigen Menschen, der sich erheben möchte, sagt: „Was hast du denn, was du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen“ (1 Kor 4,7). Es erkenne also der Mensch, dass er empfangen hat, er, der sein nennen wollte, was ihm nicht gehört, und verdemütige sich; denn es ist gut für ihn, dass Gott in ihm verherrlicht wird. Er soll in sich selbst abnehmen, damit er in Gott zunehme.

Dienstag, 8. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,7-10.

In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Dienstag, 8. November : ps 37(36),3-4.18.23.27.29.

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue! Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Der Herr kennt die Tage der Bewährten, ihr Erbe hat ewig Bestand. Der Herr festigt die Schritte des Mannes, er hat Gefallen an seinem Weg. Meide das Böse und tu das Gute, so bleibst du wohnen für immer. Die Gerechten werden das Land besitzen und darin wohnen für alle Zeiten.

Montag, 7. November : Hl. Augustinus

„Alle Wege des Herrn sind Erbarmen und Wahrheit für die, welche seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren“ (Ps 24(25),10 Vulg.). Was dieser Psalm über Erbarmen und Wahrheit sagt, ist von größter Bedeutung. […] Er spricht von Erbarmen, weil Gott nicht auf unsere Verdienste schaut, sondern auf seine Güte; er will uns ja unsere Sünden vergeben und uns das ewige Leben verheißen. Er spricht auch von Wahrheit, denn Gott steht immer zu seinen Verheißungen. Lasst uns also dieses göttliche Vorbild anerkennen und Gott nachahmen, der uns sein Erbarmen und seine Wahrheit erwiesen hat. […] Lasst uns wie er in dieser Welt Werke voller Erbarmen und Wahrheit vollbringen. Lasst uns gut sein zu den Schwachen, den Armen und sogar zu unseren Feinden. Lasst uns in der Wahrheit leben und das Böse meiden. Wir wollen nicht Sünden anhäufen, denn wer sich in Vermessenheit auf Gottes Güte verlässt, lässt in sich den Willen aufkommen, Gott für ungerecht zu halten. Er bildet sich ein, dass, selbst wenn er in seinen Sünden verharrt und sich der Reue verschließt, Gott ihm dennoch einen Platz unter seinen treuen Dienern zuweisen werde. Aber wäre es denn gerecht, wenn Gott dir den gleichen Platz zuweisen würde wie denen, die ihren Sünden abgeschworen haben, während du in deinen Sünden verharrst? […] Warum also willst du, dass Gott sich deinem Willen beugt? Unterwirf du dich lieber seinem Willen. Zu Recht sagt der Psalmist in diesem Zusammenhang: „Er wird bestehen bleiben in Ewigkeit vor Gott; sein Erbarmen und seine Wahrheit, wer kann sie erforschen?“ (vgl. Ps 60(61),8 Vulg.). […] Warum heißt es „vor Gott“? Viele suchen in den heiligen Büchern Erkenntnis über die Liebe des Herrn und seine Wahrheit. Sobald ihnen das aber gelungen ist, leben sie für sich selbst und nicht für ihn. Sie verfolgen ihre eigenen Interessen und nicht die Interessen Jesu Christi. Sie predigen Erbarmen und Wahrheit, aber leben sie nicht. Wenn einer Gott und Christus liebt, dann sucht er, wenn er Gottes Erbarmen und seine Wahrheit verkündet, Gottes Interessen und nicht seine eigenen. Er predigt nicht, um sich selbst materielle Vorteile zu verschaffen, sondern zum Wohl der Glieder Christi, also seiner Gläubigen. An sie teilt er aus, was er im Geist der Wahrheit erkannt hat, und zwar so, dass „die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb“ (2 Kor 5,15). „Sein Erbarmen und seine Wahrheit, wer kann sie erforschen?“

Montag, 7. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,1-6.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Montag, 7. November : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Sonntag, 6. November : Origenes

Am letzten Tag wird der Tod besiegt sein. Die Auferstehung Christi nach dem Kreuzesleiden birgt schon geheimnisvoll die Auferstehung des ganzen Leibes Christi in sich. Wie der sichtbare Leib Christi gekreuzigt, begraben und danach auferweckt wurde, so ist der ganze Leib der Heiligen Christi mit ihm gekreuzigt worden und lebt nicht mehr in sich selbst. […] Wenn aber die Auferstehung des wirklichen Leibes Christi, seines gesamten Leibes, kommt, dann werden sich die Glieder Christi, die heute vertrockneten Gebeinen ähneln, zusammenfügen (vgl. Ez 37,1ff.), ein jeder wird seinen Platz finden, und so „sollen sie alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen“ (vgl. Eph 4,13). Dann wird die Vielzahl der Glieder einen Leib bilden, denn wir sind ein „Leib in Christus“ (Röm 12,5).

Sonntag, 6. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 20,27-38.

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.

Sonntag, 6. November : Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 2,16-17.3,1-5.

Brüder! Jesus Christus aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröste euch und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort. Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch. Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an. Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, dass ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen. Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet.

Sonntag, 6. November : ps 17(16),1.3.5-6.8.15.

Höre, Herr, die gerechte Sache, achte auf mein Flehen, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Mein Mund verging sich nicht, trotz allem, was die Menschen auch treiben; ich halte mich an das Wort deiner Lippen. Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden. Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede! Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, birg mich im Schatten deiner Flügel. Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.

Samstag, 5. November : Hl. Gregor von Nazianz

Meine Brüder und meine Freunde, wir wollen keine unehrlichen Verwalter der uns anvertrauten Güter sein (vgl. Lk 16,1f.), damit wir nicht etwa hören müssen, wie der hl. Petrus zu uns sagt: „Schämt euch, die ihr fremdes Eigentum zurückhaltet. Ahmt die Gerechtigkeit Gottes nach, dann wird es keinen Armen mehr geben.“ Mühen wir uns also nicht so sehr, Dinge anzuhäufen, während andere vor Armut darben; denn sonst müssen wir uns die strengen Vorhaltungen des Propheten Amos anhören: „Hütet euch, die ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen“ (vgl. Am 8,5). […] Üben wir uns in der Umsetzung dieses erhabenen und vorrangigen Gesetzes Gottes, der es regnen lässt über Gerechte und Sünder und der die Sonne gleichermaßen aufgehen lässt über allen (vgl. Mt 5,45). Er breitet für alle die unermesslichen Weiten der unbebauten Erde aus, die Quellen, Flüsse und Wälder; den Vögeln gibt er die Luft und allen Wassertieren das Wasser. Er teilt an alle großzügig aus, was sie zum Leben brauchen: Nichts davon nehmen die Mächtigen in Beschlag, nichts davon wird durch ein Gesetz eingeschränkt oder rationiert. Alles Nötige ist gemeinsamer Besitz und in Fülle vorhanden. Und deshalb bietet Gott es an, ohne dass jemand enttäuscht zurückbleibt. Denn er möchte durch diese Gleichheit in seinen Gaben die gleiche Würde der Natur ehren und die ganze Großzügigkeit seiner Wohltätigkeit zeigen.

Samstag, 5. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 16,9-15.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Greuel.

Samstag, 5. November : ps 112(111),1-2.5-6.8a.9.

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und sich herzlich freut an seinen Geboten. Seine Nachkommen werden mächtig im Land, das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet. Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, der das Seine ordnet, wie es recht ist. Niemals gerät er ins Wanken; ewig denkt man an den Gerechten. Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nie; Reichlich gibt er den Armen, sein Heil hat Bestand für immer; er ist mächtig und hoch geehrt.

Freitag, 4. November : Hl. Franz Xaver

Aus diesen Gebieten [Indien und Sri Lanka] kann ich dir nur das Eine schreiben: Die Tröstungen, die Gott, unser Herr, denen zukommen lässt, die zu den Heiden gehen, um sie zum Glauben an Christus zu bekehren, sind so groß, dass, wenn es in diesem Leben überhaupt eine Freude gibt, es diese ist. Oftmals kommt mir zu Ohren, dass jemand, der sich unter diese Christen begibt, sagt: „Herr, gib mir nicht so viele Tröstungen in diesem Leben! Aber da du sie mir in deiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit gibst, so nimm mich mit in deine heilige Herrlichkeit! Es ist in der Tat so schwer, zu leben, ohne dich zu sehen, wenn du dich einmal deinem Geschöpf so gezeigt hast.“ Ach, wenn doch diejenigen, die nach Gelehrsamkeit streben, sich bei der Suche nach diesen Tröstungen des Apostolats ebenso viel Mühe geben würden, wie sie sich Tag und Nacht anstrengen, um Wissen zu erwerben! Wenn ein Student die Freuden, die er beim Lernen sucht, darin suchen würde, seinen Nächsten das zu vermitteln, was sie brauchen, um Gott zu erkennen und ihm zu dienen – um wie viel mehr würde er getröstet und besser vorbereitet sein, Rechenschaft über sich selbst abzulegen, wenn Christus wiederkommt und ihn auffordern wird: „Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung!“ […] Ich schließe mit der Bitte an Gott, unseren Herrn […], dass er uns in seiner heiligen Herrlichkeit versammeln möge. Um diese Gnadengabe Gottes zu erlangen, wollen wir alle heiligen Seelen der Gebiete, in denen ich mich befinde, als Anwälte und Fürsprecher anrufen. […] Alle diese heiligen Seelen bitte ich, uns von Gott, unserem Herrn, für die restliche Zeit unserer Trennung die Gnade zu erwirken, tief in unseren Seelen seinen heiligsten Willen zu erkennen und ihn vollkommen zu erfüllen.

Freitag, 4. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 16,1-8.

In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib «fünfzig». Dann fragte er einen andern: Wieviel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib «achtzig». Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.

Freitag, 4. November : ps 122(121),1-3.4-5.

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David.

Donnerstag, 3. November : Ludolf von Sachsen

Herr Jesus Christus, um uns den Gipfel der Tugenden zu lehren, bist du mit deinen Jüngern den Berg hinaufgestiegen. Dort hast du hast sie die Seligpreisungen und die erhabenen Tugenden gelehrt und ihnen für jede von ihnen einen eigenen Lohn versprochen. Gewähre mir in meiner Gebrechlichkeit die Gnade, deine Stimme zu hören, mich aufzumachen, diese Tugenden zu üben, und so Verdienste zu erwerben und durch deine Barmherzigkeit den verheißenen Lohn zu empfangen. Lass mich immer den Lohn im Auge behalten, damit ich die Mühen der Arbeit nicht scheue. Lass die Hoffnung auf das ewige Heil mir die Bitternis der Arznei versüßen, indem sie meine Seele entflammt durch den Glanz deines Erlösungswerkes. Mach aus dem Elenden, der ich bin, einen Seligen, und führe mich durch deine Gnade aus der Seligkeit in dieser Welt zur Seligkeit der ewigen Heimat. Komm, Herr Jesus, und suche deinen Diener, dein verirrtes und erschöpftes Schaf. Komm, Bräutigam der Kirche, und suche die verlorene Drachme. Komm, Vater des Erbarmens, und nimm den verlorenen Sohn, der zu dir heimkehrt, wieder auf. Komm doch, Herr, denn nur du kannst das verirrte Schaf zurückbringen, die verlorene Drachme wiederfinden und den abtrünnigen Sohn mit dir versöhnen. Komm, damit der Erde Heil widerfährt und im Himmel Freude herrscht. Bekehre mich zu dir und verleihe mir, echte und vollkommene Buße zu tun, damit die Engel sich über mich freuen können. Liebreichster Jesus, weil deine Liebe zu mir Sünder unermesslich ist, bitte ich dich: Lass mich dich allein und über alles lieben und nur bei dir Trost finden, du mein liebreichster Gott.

Donnerstag, 3. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 15,1-10.

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Donnerstag, 3. November : ps 105(104),2-3.4-5.6-7.

Singt dem Herrn und spielt ihm, sinnt nach über all seine Wunder! Rühmt euch seines heiligen Namens! Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen. Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit! Denkt an die Wunder, die er getan hat, an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund. Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat. Er, der Herr, ist unser Gott. Seine Herrschaft umgreift die Erde.

Mittwoch, 2. November : Hl. Ambrosius

Diejenigen mögen weinen, welche die Hoffnung der Auferstehung nicht haben können, jene Hoffnung, welche kein Urteilsspruch Gottes, sondern einzig die Schwäche des Glaubens raubt. Ein Unterschied muss zwischen den Dienern Christi und den Verehrern der Götzen bestehen: diese mögen die Ihrigen beweinen, die sie für immer dem Untergang geweiht erachten; sie mögen ihren Tränen keine Unterbrechung, ihrem Schmerz keine Ruhe gestatten, weil sie an das Ruhen der Toten nicht glauben. Uns aber, denen das Sterben nicht der Tod der Natur, sondern nur das Ende dieses Lebens ist, wobei die Natur selbst zum Besseren verwandelt wird: uns soll der Eintritt des Todes auch die Tränen trocknen. […] Um wie viel mehr müssen wir uns trösten, denen das Bewusstsein der guten Werke nach dem Tod herrlichere Belohnung verheißt! Die Heiden haben Trost gefunden, indem sie den Tod als das Ausruhen von allen Leiden ansahen: wie sie den Genuss des Lebens entbehrten, so – meinen sie – fehlte dort auch jedes schmerzliche Gefühl von all den Leiden, die wir im diesseitigen Leben so schwer und andauernd zu ertragen haben. Wir aber müssen, wie durch die Belohnung mehr aufgerichtet, so auch in der Tröstung geduldiger sein; nicht verloren, sondern nur vorausgeschickt scheinen ja die zu sein, welche der Tod nicht verschlingen, sondern die Ewigkeit aufnehmen sollte.

Mittwoch, 2. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,11-17.

In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.

Mittwoch, 2. November : Brief des Apostels Paulus an die Philipper 3,20-21.

Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.

Mittwoch, 2. November : ps 42(41),2-3ab.5.43(42),3-4.

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge. Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung. So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.

Dienstag, 1. November : Balduin von Ford

Geliebte Brüder, lasst uns sorgfältig auf alles achten, was unser Gemeinschaftsleben betrifft, „die Einheit des Geistes wahren durch den Frieden, der uns zusammenhält“ durch „die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ (vgl. Eph 4,3; 2 Kor 13,13). Aus der Liebe Gottes erwächst die Einheit des Geistes; aus der Gnade unseres Herrn Jesus Christus der Friede, der uns zusammenhält, und aus der Gemeinschaft des Heiligen Geistes jene Einheit, die unerlässlich ist für alle, die ein Gemeinschaftsleben führen. […] „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen“ (Credo). Darauf beruht meine Hoffnung, darauf meine Zuversicht, darauf meine ganze Sicherheit: auf meinem Glaubensbekenntnis. […] Wenn es mir gegeben ist, Herr, „dich zu lieben und meinen Nächsten“ (vgl. Mt 22,37–39), dann steigt meine Hoffnung hoch empor, wenngleich meine Verdienste gering sind. Ich vertraue darauf, dass durch die Gemeinschaft der Liebe die Verdienste der Heiligen mir von Nutzen sein werden und auf diese Weise die Gemeinschaft der Heiligen mein Ungenügen und meine Unvollkommenheit ausgleichen wird. […] Die Liebe weitet unsere Hoffnung bis hin zur Gemeinschaft der Heiligen, in der Gemeinschaft ewigen Lohnes. Aber dies betrifft zukünftige Zeiten: die Gemeinschaft der Herrlichkeit, die in uns offenbar werden wird. Es gibt also drei Arten von Gemeinschaft: die Gemeinschaft der Natur, zu der die Gemeinschaft der Sünde gehört […]; die Gemeinschaft der Gnade und schließlich die Gemeinschaft der Herrlichkeit. Durch die Gemeinschaft der Gnade beginnt die Gemeinschaft der Natur wiederhergestellt zu werden, und die Gemeinschaft der Sünde wird ausgeschlossen; aber durch die Gemeinschaft der Herrlichkeit wird die Gemeinschaft der Natur bis zur Vollkommenheit wiederhergestellt und der Zorn Gottes gänzlich ausgeschlossen, wenn „Gott alle Tränen abwischen wird von den Augen“ der Heiligen (vgl. Jes 25,8; Offb 21,4). Dann werden alle Heiligen „ein Herz und eine Seele“ sein und „alles gemeinsam haben“; denn Gott wird „alles in allem“ sein (vgl. Apg 4,32; 1 Kor 15,28). Damit wir zu dieser Gemeinschaft gelangen und uns in dem Einen versammeln, „sei die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes immer mit uns allen. Amen“.

Dienstag, 1. November : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5,1-12a.

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Dienstag, 1. November : Erster Johannesbrief 3,1-3.

Brüder! Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist.

Dienstag, 1. November : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Montag, 31. Oktober : Hl. Gregor von Nazianz

Bewegt von der großen Not des Menschen, gab Gott ihm das Gesetz und die Propheten, nachdem er ihm das ungeschriebene Naturrecht (vgl. Röm 2,14f.) gegeben hatte […]; schließlich gab er sich selbst für das Leben der Welt dahin. Er hat uns großzügig beschenkt mit Aposteln, Evangelisten, Lehrern, Hirten, Heilungen und Wundern. Er hat uns wieder lebendig gemacht, den Tod vernichtet, über den triumphiert, der uns besiegt hatte, uns den Bund des Vorausbildes geschenkt, den wahren Bund, die Gaben des Heiligen Geistes, das Mysterium des neuen Heils […] Gott überschüttet uns mit geistlichen Gütern, wenn wir sie nur annehmen wollen. Zögere also nicht, denen zu Hilfe zu kommen, die Hilfe brauchen. Vor allem gib dem, der dich bittet, ja noch bevor er dich bittet, und spende unermüdlich geistliche Lehre […] Hast du diese Gaben nicht, dann biete ihm wenigstens bescheidenere Dienste an: Gib ihm zu essen, biete ihm alte Kleidung an, versorge ihn mit Arzneien, verbinde seine Wunden, frage ihn nach seinem Missgeschick, lehre ihn Geduld. Nähere dich ihm ohne Angst. Fürchte nicht, dass du dir dadurch schaden oder dass du dich anstecken könntest […] Stütze dich auf den Glauben; die Nächstenliebe triumphiere über deine Scheu […] Achte deine Brüder nicht gering, bleib nicht taub für ihre Rufe, geh ihnen nicht aus dem Weg. Ihr seid Glieder desselben Leibes (1 Kor 12,12f.), auch wenn er durch Unglück zerbrochen ist. Ebenso wie Gott ist auch dir der Arme anvertraut (vgl. Ps 10,14[9,33]).

Montag, 31. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 14,12-14.

In jener Zeit sprach Jesus zu einem der führenden Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hatte: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Montag, 31. Oktober : ps 131(130),1.2.3.

Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig blicken meine Augen. Ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu wunderbar und zu hoch sind. Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir. Israel, harre auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!

Sonntag, 30. Oktober : Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Jesus zog uns gemeinsam an sich, wenn auch auf verschiedenen Wegen. Gemeinsam erhob Er uns über alle vergänglichen Dinge dieser Welt, deren Gestalt vergeht. Er hat uns sozusagen alle Dinge unter die Füße gelegt. Wie Zachäus sind wir auf einen Baum gestiegen, um Jesus zu sehen … Dann konnten wir mit Johannes vom Kreuz sagen: „Alles ist mein, alles ist für mich. Mein ist die Erde, mein ist der Himmel, Gott ist mein, und die Mutter meines Gottes ist mein“. […] Céline, welches Geheimnis: unserer Größe in Jesus … Dies alles hat Jesus uns gezeigt, als er uns den symbolischen Baum ersteigen ließ, von dem ich eben sprach. Und welche Wissenschaft wird Er uns nunmehr lehren? Hat Er uns nicht alles gelehrt? … Hören wir, was Er uns sagt: „Steigt schnell herab, ich muss heute in eurem Hause bleiben. Wie, Jesus sagt, wir sollen hinabsteigen … Wohin sollen wir denn herabsteigen? Céline, Du weißt es besser als ich, und dennoch: lass mich es Dir sagen, wohin wir jetzt Jesus folgen müssen. Einst fragten die Juden unseren göttlichen Erlöser: „Meister, wo wohnst du? – und Er antwortete ihnen: „Die Füchse haben ihre Höhle und die Vögel des Himmels ihre Nester, und ich habe nicht, wohin ich mein Haupt legen kann. Das ist es, wohin wir hinabsteigen müssen, um Jesus als Wohnung dienen zu können. So arm sein, dass wir nichts haben, wohin wir unser Haupt legen.

Sonntag, 30. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 19,1-10.

In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Sonntag, 30. Oktober : Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 1,11-12.2,1-2.

Brüder! Wir beten immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende. So soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm, durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus. Brüder, wir schreiben euch über die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere Vereinigung mit ihm und bitten euch: Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, der angeblich von uns stammt, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da.

Sonntag, 30. Oktober : ps 145(144),1-2.8-9.10-11.13cd.14.

Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig; Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig. Der HERR ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld. Der HERR ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen. Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen. Treu ist der HERR in seinen Reden, und heilig in all seinen Werken. Der HERR stützt alle, die fallen, er richtet alle auf, die gebeugt sind.

Samstag, 29. Oktober : Hl. Franziskus von Assisi

Darum wollen wir Brüder uns alle hüten vor jeglichem Stolz und eitlem Ruhm. Und wir wollen uns in Acht nehmen vor der Weisheit dieser Welt und vor der Klugheit des Fleisches. Denn der Geist des Fleisches drängt und treibt sehr an, Worte zu machen, wenig aber zum Wirken. Und er sucht nicht die Frömmigkeit und innere Heiligkeit des Geistes, sondern will und ersehnt eine Frömmigkeit und Heiligkeit, die nach außen hin den Menschen auffällt. Und das sind jene, von denen der Herr sagt: „Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen“ (Mt 6,2). Der Geist des Herrn aber will, dass das Fleisch abgetötet und verachtet sei […]. Und er strebt nach Demut und Geduld, nach reiner Einfalt und dem wahren Frieden des Geistes. Und über alles ersehnt er stets die Gottesfurcht und die göttliche Weisheit und die göttliche Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und alles Gute wollen wir dem Herrn, dem erhabensten und höchsten Gott, zurückerstatten und alles Gute als sein Eigentum anerkennen und für alles Dank sagen ihm, von dem alles Gute herkommt. Und er, der erhabenste und höchste, einzige wahre Gott, möge erhalten, und ihm sollen erwiesen werden, und er möge empfangen alle Ehren und Ehrenbezeugungen, alle Loblieder und Preisungen, allen Dank und alle Herrlichkeit, er, dem jegliches Gute gehört und der allein gut ist.

Samstag, 29. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 14,1.7-11.

Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Samstag, 29. Oktober : ps 42(41),2-3a.3b.5.

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge.

Samstag, 29. Oktober : Brief des Apostels Paulus an die Philipper 1,18b-26.

Meine Brüder! Auf jede Weise, ob in unlauterer oder lauterer Absicht, wird Christus verkündigt, und darüber freue ich mich. Aber ich werde mich auch in Zukunft freuen. Denn ich weiß: Das wird zu meiner Rettung führen durch euer Gebet und durch die Hilfe des Geistes Jesu Christi. Darauf warte und hoffe ich, dass ich in keiner Hinsicht beschämt werde, dass vielmehr Christus in aller Öffentlichkeit - wie immer, so auch jetzt - durch meinen Leib verherrlicht wird, ob ich lebe oder sterbe. Denn für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn. Wenn ich aber weiterleben soll, bedeutet das für mich fruchtbare Arbeit. Was soll ich wählen? Ich weiß es nicht. Es zieht mich nach beiden Seiten: Ich sehne mich danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein - um wieviel besser wäre das! Aber euretwegen ist es notwendiger, dass ich am Leben bleibe. Im Vertrauen darauf weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen ausharren werde, um euch im Glauben zu fördern und zu erfreuen, damit ihr euch in Christus Jesus um so mehr meiner rühmen könnt, wenn ich wieder zu euch komme.

Freitag, 28. Oktober : Hl. Clemens von Rom

Die Apostel haben uns das Evangelium verkündet, (das sie) vom Herrn Jesus Christus (bekommen haben), Jesus Christus aber ist gesandt von Gott. Christus ist also von Gott und die Apostel von Christus (gesandt); beides ist demnach geschehen in aller Ordnung nach dem Willen Gottes. Sie empfingen also ihre Aufträge, wurden durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus mit Gewissheit erfüllt, wurden im Glauben an das Wort Gottes gefestigt, und dann zogen sie voll des Heiligen Geistes hinaus zur Predigt, dass das Reich Gottes nahe sei. Indem sie nun in Ländern und Städten predigten, setzten sie die Erstlingsfrüchte ihrer (Predigt), nach vorhergegangener Prüfung im Geist, zu Bischöfen und Diakonen der zukünftigen Gläubigen ein. […] Und ist es zu verwundern, wenn die von Christus mit einem solchen Werke Betrauten die oben Genannten eingesetzt haben? […] Auch unsere Apostel wussten durch unseren Herrn Jesus Christus, dass Streit entstehen werde um die Bischofswürde. Aus diesem Grunde setzten sie auch, da sie eine genaue Kenntnis hiervon im Voraus erhalten hatten, die oben Genannten ein und gaben ihnen dazu Auftrag, dass, wenn sie entschlafen wären, andere erprobte Männer ihren Dienst übernähmen.

Freitag, 28. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,12-19.

In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Freitag, 28. Oktober : ps 19(18),2-3.4-5ab.

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.

Donnerstag, 27. Oktober : II. Vatikanisches Konzil

Wie die Schrift bezeugt, hat Jerusalem die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt (vgl. Lk 19,44), und ein großer Teil der Juden hat das Evangelium nicht angenommen, ja nicht wenige haben sich seiner Ausbreitung widersetzt (vgl. Röm 11,28). Nichtsdestoweniger sind die Juden nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (vgl. Röm 11,28–29). Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm „Schulter an Schulter dienen“ (Soph 3,9 Vulg.; vgl. Jes 66,23). Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige Synode die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist. Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (vgl. Joh 19,6), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen. Gewiss ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, dass niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht. Im Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgendjemandem gegen die Juden gerichtet haben. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.

Donnerstag, 27. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 13,31-35.

Zu jener Zeit kamen einige Pharisäer zu Jesus und sagten: Geh weg, verlass dieses Gebiet, denn Herodes will dich töten. Er antwortete ihnen: Geht und sagt diesem Fuchs: Ich treibe Dämonen aus und heile Kranke, heute und morgen, und am dritten Tag werde ich mein Werk vollenden. Doch heute und morgen und am folgenden Tag muss ich weiterwandern; denn ein Prophet darf nirgendwo anders als in Jerusalem umkommen. Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird euer Haus von Gott verlassen. Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, in der ihr ruft: Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!

Donnerstag, 27. Oktober : ps 144(143),1-2abc.9-10.

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, der meine Hände den Kampf gelehrt hat, meine Finger den Krieg. Du bist meine Huld und Burg, meine Festung, mein Retter, mein Schild, dem ich vertraue. Ein neues Lied will ich, o Gott, dir singen, auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen, der du den Königen den Sieg verleihst und David, deinen Knecht, errettest.

Mittwoch, 26. Oktober : Juliana von Norwich

[Wenn der Sünder erkennt, dass er schuldig geworden ist], lässt die göttliche Gnade eine so tiefe Zerknirschung in ihm aufkommen, so großes Mitleiden und echten Durst nach Gott, dass der Sünder, plötzlich von Sünde und Last befreit, wieder aufgerichtet wird. […] Die Zerknirschung reinigt uns, das Mitleiden bereitet uns vor und der wahre Durst nach Gott gibt uns die Würde zurück. Nach meinem Verständnis sind dies die drei Mittel, durch die alle Seelen in den Himmel kommen, das heißt, die Menschen, die auf Erden gesündigt haben und gerettet werden. Denn jede sündige Seele muss durch diese drei Arzneien geheilt werden. Doch auch wenn die Seele geheilt ist, bleiben ihre Wunden vor Gott bestehen, aber nicht mehr als Wunden, sondern als Siegeszeichen. Besteht unsere Bestrafung hier auf Erden in Leiden und Buße, so werden wir im Himmel mit der wohlwollenden Liebe unseres Herrn belohnt. […] Er betrachtet die Sünde derer, die ihn lieben, zwar als etwas Trauriges und Schmerzliches, aber, weil er uns liebt, nicht als etwas Verdammenswertes. Der Lohn, den wir empfangen werden, wird nicht gering sein, sondern herausragend, ehrenvoll, herrlich; und so wird die Schande in Herrlichkeit und Freude verwandelt werden. Denn in seiner Güte will unser Herr nicht, dass seine Diener verzweifeln, weil sie so oft und erbärmlich gefallen sind; unsere Stürze hindern ihn nicht daran, uns zu lieben. […] Er will, dass wir wissen: Er ist das Fundament unseres ganzen Lebens in Liebe, mehr noch: Als unser ewiger Beschützer verteidigt er uns mit Macht gegen alle Feinde, die wütend über uns herfallen. Und ach, wir haben ihn bitter nötig, da wir uns durch unser Fallen häufig ihrem Einfluss aussetzen.

Mittwoch, 26. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 13,22-30.

In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.

Mittwoch, 26. Oktober : ps 145(144),10-11.12-13ab.13cd-14.

Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen. Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen. Sie sollen den Menschen deine machtvollen Taten verkünden und den herrlichen Glanz deines Königtums. Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. Treu ist der HERR in seinen Reden, und heilig in all seinen Werken. Der HERR stützt alle, die fallen, er richtet alle auf, die gebeugt sind.

Dienstag, 25. Oktober : Hl. Maximus von Turin

Was die folgende Stelle des Evangeliums betrifft: „Ein Mann nahm es und steckte es in seinem Garten in die Erde“ (vgl. Lk 13,19) – wer ist eurer Meinung nach dieser Mann, der das Senfkorn, das er erhalten hatte, in seinen kleinen Garten säte? Ich denke, es ist der, von dem es im Evangelium heißt: „Ein Mann namens Josef, der aus der jüdischen Stadt Arimathäa stammte. […] Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu […] und legte ihn in ein Felsengrab in seinem Garten“ (vgl. Lk 23,50–53). Daher sagt die Schrift: „Ein Mann nahm es und begrub es in seinem Garten.“ In Josefs Garten vermischten sich die Düfte verschiedener Blumen, aber ein solcher Same war noch nicht in den Garten gesät worden. Der geistliche Garten seiner Seele war mit dem Duft seiner Tugenden erfüllt; der von Salben duftende Leib Christi aber hatte noch keinen Platz darin eingenommen. Indem Josef nun den Erlöser im Felsengrab seines Gartens begrub, nahm er ihn inniger in der Tiefe seines Herzens auf.

Dienstag, 25. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 13,18-21.

In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.

Dienstag, 25. Oktober : ps 128(127),1-2.3.4-5.

Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt und der auf seinen Wegen geht! Was deine Hände erwarben, kannst du genießen; wohl dir, es wird dir gut ergehn. Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen in deinem Haus. Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch. So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt. Es segne dich der Herr vom Zion her. Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen.

Montag, 24. Oktober : Hl. Johannes Paul II.

Der Vergleich des christlichen Sonntags mit der Sabbatauffassung des Alten Testamentes löste auch eingehende theologische Untersuchungen aus, die großes Interesse fanden. Insbesondere wurde der einzigartige Zusammenhang deutlich gemacht, der zwischen Auferstehung und Schöpfung besteht. Das christliche Denken gelangte spontan dahin, die „am ersten Tag der Woche“ geschehene Auferstehung mit dem ersten Tag jener kosmischen Woche (vgl. Gen 1,1–2.4) in Verbindung zu bringen […]. Dieser Zusammenhang legte es nahe, die Auferstehung als den Beginn einer Neuschöpfung zu verstehen, deren Erster der verherrlichte Christus ist, „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (Kol 1,15), aber auch „der Erstgeborene der Toten“ (Kol 1,18). Der Sonntag ist tatsächlich der Tag, an welchem mehr als an jedem anderen der Christ aufgerufen ist, des Heils zu gedenken, das ihm in der Taufe angeboten worden ist und ihn in Christus zu einem neuen Menschen gemacht hat. „Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat“ (Kol 2,12; vgl. Röm 6,4–6). Die Liturgie unterstreicht diese Taufdimension des Sonntags, sei es durch die Aufforderung, Tauffeiern außer in der Osternacht auch an diesem Wochentag abzuhalten, „an dem die Kirche der Auferstehung des Herrn gedenkt“, sei es dadurch, dass sie als angemessenen Bußritus zu Beginn der Messe die Besprengung mit Weihwasser empfiehlt, die an das Taufgeschehen erinnert, aus dem jede christliche Existenz geboren wird.

Montag, 24. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 13,10-17.

In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat! Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen? Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.

Montag, 24. Oktober : ps 1,1-2.3.4.6.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Sonntag, 23. Oktober : Hl. Johannes Chrysostomus

Ein Pharisäer und ein Zöllner gingen zum Tempel hinauf, um zu beten. Der Pharisäer begann, all seine guten Eigenschaften aufzuzählen und sprach: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.“ – Du Elender, du wagst es, über die ganze Welt zu urteilen? Warum machst du deinen Nächsten so nieder? Musst du auch noch diesen Zöllner verurteilen; die Welt genügt dir wohl nicht? Du hast alle Menschen angeklagt, alle ohne Ausnahme: „Ich bin nicht wie die anderen Menschen […] oder auch wie dieser Zöllner dort; ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.“ Wie viel Selbstgefälligkeit steckt in diesen Worten! Du Unglücklicher! […] Der Zöllner hatte diese Worte sehr wohl gehört. Er hätte nun etwa so entgegnen können: „Wer bist du denn, dass du es wagst, so über mich zu lästern? Woher kennst du mein Leben? Du hast nie in meiner Umgebung gelebt, du gehörst nicht zu meinen Vertrauten. Warum legst du einen solchen Hochmut an den Tag? Übrigens, wer kann denn bezeugen, dass du tatsächlich Gutes getan hast? Warum lobst du dich selbst? Was bringt dich dazu, dich derart zu rühmen?“ Aber der Zöllner tat nichts dergleichen – im Gegenteil –, er warf sich nieder und sagte: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Und weil er sich demütig zeigte, wurde er gerechtfertigt. Der Pharisäer verließ den Tempel ohne jede Vergebung, während der Zöllner mit einem durch die wiedergewonnene Gerechtigkeit erneuerten Herzen hinausging. […] Doch das war kaum Demut, sofern man darunter die Selbsterniedrigung eines Vornehmen versteht. Im Falle des Zöllners handelte es sich nicht um Demut in diesem Sinn, sondern um schlichte Aufrichtigkeit, denn er sagte die Wahrheit.

Sonntag, 23. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 18,9-14.

In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Sonntag, 23. Oktober : Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 4,6-8.16-18.

Mein Sohn! Ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten. Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden. Der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören; und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen. Der Herr wird mich allem Bösen entreißen, er wird mich retten und in sein himmlisches Reich führen. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

Sonntag, 23. Oktober : ps 34(33),2-3.17-18.19.23.

Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund. Meine Seele rühme sich des Herrn; die Armen sollen es hören und sich freuen. Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, um ihr Andenken von der Erde zu tilgen. Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; er entreißt sie all ihren Ängsten. Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind. Der Herr erlöst seine Knechte; straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet.

Sonntag, 23. Oktober : Buch Jesus Sirach 35,15b-17.20-22a.

Der Herr ist der Gott des Rechts, bei ihm gibt es keine Begünstigung. Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er. Er missachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat. Wer Gott wohlgefällig dient, der wird angenommen, und sein Bittruf erreicht die Wolken. Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift und Recht schafft als gerechter Richter.

Samstag, 22. Oktober : Hl. Claude de la Colombière

Gegenstand unserer Angst sollte nicht die geringe Anzahl der Erwählten sein, sondern die Sünden, die uns daran hindern, zu dieser Zahl zu gehören. Ihr werdet nicht verurteilt, weil ihr getadelt wurdet, sondern weil ihr ein schlechtes Leben geführt habt. […] Furcht ist nötig, und zwar immer, aber eine Furcht, die Weisheit hervorbringt, und keine, die zum Erlahmen und zur Verzweiflung führt. Es ist so schwierig, den menschlichen Geist in rechter Mäßigung zu halten. Manchmal fürchten sich die Leute nicht genug, manchmal fürchten sie sich zu viel, und manchmal ist ihre Furcht fehl am Platz. In ihrer Verstiegenheit gehen sie so weit, dass sie fürchten, ihr Unglück komme von Gott, der doch die Quelle all ihrer Güter ist, der ihr Heil will. Alles, was er getan hat, konnte sie noch nicht davon überzeugen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu retten. Und doch ist es ein Glaubensartikel, dass Gott uns alle retten will und dass wir uns alle retten können, wenn wir es nur wollen. Wir sehen die Türe zum Himmel, und wenn wir sie nicht sähen, wäre es unvernünftig von Gott, uns aufzufordern, einzutreten. Außerdem sehen wir sehr wohl, welche Menschen durch diese Tür eintreten, und was wir tun müssen, um hineinzukommen. An wem liegt es also, wenn wir nicht eintreten? An Gott oder an uns?

Samstag, 22. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 13,1-9.

Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

Samstag, 22. Oktober : ps 122(121),1-3.4-5.

Ich freute mich, als man mir sagte: „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem: Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt. Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen. Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht, die Throne des Hauses David.

Freitag, 21. Oktober : Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche [hat] das Recht und die Pflicht, „mit lautem Schreien“ (vgl. Hebr 5,7) den Gott des Erbarmens anzurufen. Dieses „laute Schreien“ muss gerade die Kirche unserer Zeit kennzeichnen […], [ein] Aufschrei, der das göttliche Erbarmen anfleht entsprechend den Notwendigkeiten des Menschen in der Welt von heute […] Gott ist sich selbst, seinem Vater-Sein und seiner Liebe treu. Wie die Propheten bestürmen wir diese Liebe, die mütterliche Züge trägt und wie eine Mutter jedem ihrer Kinder, jedem verirrten Schäflein nachgeht, selbst wenn es Millionen solcher Verirrungen gäbe, selbst wenn das Unrecht in der Welt überhandnähme gegenüber dem Recht, selbst wenn die Menschheit von heute für ihre Sünden eine neue „Sintflut“ verdiente, so wie einst die Generation Noachs eine Sintflut verdient hat. Nehmen wir unsere Zuflucht zu jener väterlichen Liebe, die uns von Christus in seiner messianischen Sendung offenbart wurde und die in seinem Kreuz, seinem Tod und seiner Auferstehung ihren Höhepunkt erreichte! Nehmen wir unsere Zuflucht durch Christus zu Gott, eingedenk der Worte Marias im Magnifikat, die das Erbarmen „von Geschlecht zu Geschlecht“ verkünden. Erflehen wir das göttliche Erbarmen für das „Geschlecht“ von heute! […] Erheben wir unser flehendes Gebet, geleitet vom Glauben, von der Hoffnung und der Liebe, die Christus unseren Herzen eingepflanzt hat. Diese Haltung ist gleichermaßen Liebe zu Gott, den der zeitgenössische Mensch oft weit von sich entfernt und sich entfremdet hat, den er in verschiedener Weise als für ihn „überflüssig“ bezeichnet; Liebe zu Gott, deren verletzende Ablehnung durch den heutigen Menschen wir tief empfinden, wobei es uns drängt, mit Christus am Kreuze auszurufen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,24). Diese Haltung der Fürbitte ist gleichzeitig Liebe zu den Menschen, zu allen Menschen ohne jede Ausnahme und ohne den geringsten Unterschied: ohne Unterschied nach Rasse, Kultur, Sprache und Weltanschauung, ohne Unterscheidung zwischen Freunden und Feinden.

Freitag, 21. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,54-59.

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiss. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil? Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.

Freitag, 21. Oktober : ps 24(23),1-2.3-4.5-6.

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.

Donnerstag, 20. Oktober : Hl. Ambrosius

„Meint ihr, dass ich gekommen bin, auf der Erde Frieden zu geben? Nein, sage ich euch, sondern Entzweiung; denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein; drei werden mit zwei und zwei mit dreien uneins sein […]“ (Lk 12,51–52). Wenn schon fast an allen Stellen der Evangelien der geistige Sinn seine Wirkung äußern soll, hat doch namentlich an der vorliegenden der Gedankeninhalt durch den geistigen, höheren Sinn eine Milderung zu erfahren, dass nicht die Härte der einfachen Auslegung jemandem zum Anstoß werde. […] Wie kann Christus sagen: „Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden hinterlasse ich euch“ (Joh 14,27), wenn er gekommen ist, die Bande des Blutes zu zerreißen und die Eltern von den Kindern und die Kinder von den Eltern zu trennen? Wie soll der „verflucht sein, der den Vater nicht ehrt“ (vgl. Dtn 27,16), nachdem er nur einer religiösen Pflicht nachkommt, wenn er ihn im Stich lässt? Doch wenn wir beachten wollten, dass zuerst die Sache der Religion, in zweiter Reihe die Sache der Pietät kommt, dürften wir auch diese Frage für gelöst betrachten. Das Menschliche muss dem Göttlichen nachgestellt werden; denn wenn man schon den Eltern Liebe und Gehorsam erweisen muss, um wieviel mehr dem Urheber der Eltern, dem man seine Eltern selbst zu verdanken hat? […] Es heißt nicht: man muss auf die Kinder verzichten, sondern: man muss Gott allem vorziehen. So liest man auch in einer anderen Schrift: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37). Das Verbot lautet nicht: du darfst die Eltern nicht lieben, sondern: du darfst sie Gott nicht vorziehen. Der natürliche Kindersegen ist eine Wohltat des Herrn, niemand aber darf die Wohltat, die er empfangen, mehr lieben als Gott, von welchem er die Wohltat empfangen hat, die er wahrt.

Donnerstag, 20. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,49-53.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Donnerstag, 20. Oktober : ps 33(32),1-2.4-5.11-12.18-19.

Jubelt im Herrn, ihr Gerechten, den Redlichen ziemt der Lobgesang. Preist den Herrn mit der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Das Wort des HERRN ist redlich, all sein Tun ist verlässlich. Er liebt Gerechtigkeit und Recht, erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde. Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter. Selig die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat. Siehe, das Auge des Herrn ruht auf denen, die ihn fürchten, die seine Huld erwarten, dass er ihre Seele dem Tod entreiße und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte.

Donnerstag, 20. Oktober : Brief des Apostels Paulus an die Epheser 3,14-21.

Brüder! Ich beuge meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird, und bitte, er möge euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit schenken, dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt. Er aber, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen.

Mittwoch, 19. Oktober : Hl. Johannes Chrysostomus

„Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“ (Mt 24,44). Darum befiehlt Jesus seinen Jüngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht erwartet, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und um Tugend bemüht seien. Er will sagen: Wüssten die Leute, wann sie sterben müssen, dann würden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen. Damit sie nun nicht bloß an jenem Tag eifrig wären, sondern jederzeit, so offenbart er ihnen weder im Allgemeinen noch im Besonderen den Tag, weil er will, dass sie denselben immer erwarten. Ebendarum hat er auch das Lebensende eines jeden einzelnen im Dunkel gelassen […] Deshalb verlangt der Herr von den Knechten zwei Dinge: Klugheit und Treue. Die Sünde hat nämlich ihre Quelle in der Einsichtslosigkeit. Treu heißt er ihn, weil er vom Eigentum des Herrn nichts veruntreut oder zweck- und planlos verwendet hatte, und klug, weil er die anvertrauten Güter in gebührender Weise zu verwalten wusste. Beides ist ja auch notwendig […] Siehst du, welche Folgen es hatte, dass jener Tag unbekannt blieb? „Der Herr lässt sich Zeit“, sagt der Knecht; dem möchte ich entgegnen: Nicht weil der Tag unbekannt war, handelte der Knecht so, sondern weil er selbst nichtsnutzig war. Warum kam denn der kluge und getreue Knecht nicht auf solche Gedanken? Wie, Elender, wenn der Herr auch säumt, erwartest du überhaupt, dass er kommt? Weshalb kümmerst du dich dann nicht darum? Wir lernen also daraus, dass der Herr auch nicht säumt. Der böse Knecht meinte es bloß so, aber der Herr hatte dies nicht gesagt […].

Mittwoch, 19. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,39-48.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, sagst du dieses Gleichnis nur zu uns oder auch zu allen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen. Wenn aber der Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr verspätet sich zu kommen! und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen, dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.

Mittwoch, 19. Oktober : Buch Jesaja 12,2.3.4bcd.5-6.

Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Denn meine Stärke und mein Lied ist der Herr. Er ist für mich zum Retter geworden. Ihr werdet Wasser freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles. Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt, verkündet: Sein Name ist erhaben! Singet dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht; bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde. Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions; denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.

Dienstag, 18. Oktober : Hl. Cyrill von Jerusalem

Die Kirche heißt katholisch, weil sie auf dem ganzen Erdkreis, von dem einen Ende bis zum anderen, ausgebreitet ist, weil sie allgemein und ohne Unterlass all das lehrt, was der Mensch von dem Sichtbaren und Unsichtbaren, von dem Himmlischen und Irdischen wissen muss, weil sie das ganze Menschengeschlecht, Herrscher und Untertanen, Gebildete und Ungebildete, zur Gottesverehrung führt, weil sie allgemein jede Art von Sünden, die mit der Seele und dem Leibe begangen werden, behandelt und heilt, endlich weil sie in sich jede Art von Tugend, die es gibt, besitzt, mag sich dieselbe in Werken oder Worten oder in irgendwelchen Gnadengaben offenbaren. Der Name Kirche (ἐκκλησία) [ekklēsia] erklärt sich daraus, daß durch sie alle Menschen berufen und vereint werden. Im Buch Levitikus sagt der Herr: „Versammle (ἐκκλησίασον) [ekklēsiason] die ganze Gemeinde vor der Türe des Zeltes des Zeugnisses!“ (8,3). […] Im Buch Deuteronomium spricht Gott zu Moses: „Versammle (ἐκκλησίασον) [ekklēsiason] vor mir das Volk! Sie sollen meine Worte hören, dass sie mich fürchten lernen!“ (4,10). […] Und der Psalmist sagt: „Ich will dich preisen, o Herr, in großer Versammlung (ἐκκλησία) [ekklēsia], vor zahlreichem Volke will ich dich loben“ (34,18). […] Seitdem aber die Juden den Erlöser verfolgt haben und deshalb aus der Gnade verstoßen worden sind, hat der Erlöser mit der Gründung unserer heiligen christlichen Kirche eine zweite Kirche, und zwar aus den Heiden, erbaut. Zu Petrus sagte er über dieselbe: „Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). […] Nachdem die eine, jüdische Kirche verworfen ist, mehren sich auf dem ganzen Erdkreis die christlichen Kirchen, worüber in den Psalmen gesagt ist: „Singet dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Kirche der Heiligen!“ (149,1). […] Über diese heilige katholische Kirche schreibt Paulus an Timotheus: „Du sollst wissen, wie du zu wandeln hast im Hause Gottes, welches ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1 Tim 3,15).

Dienstag, 18. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,1-9.

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.

Dienstag, 18. Oktober : ps 145(144),10-11.12-13ab.17-18.

Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen. Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen. Sie sollen den Menschen deine machtvollen Taten verkünden und den herrlichen Glanz deines Königtums. Dein Königtum ist ein Königtum für ewige Zeiten, deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinen Werken. Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, allen, die zu ihm aufrichtig rufen.

Montag, 17. Oktober : Isaak der Syrer 

Herr, mach mich würdig, mein Leben geringzuschätzen um des Lebens willen, das in dir ist. Das Leben in dieser Welt gleicht Leuten, die Buchstaben benutzen, um Wörter zu bilden: Nach Belieben fügt man Buchstaben hinzu, streicht welche weg oder wechselt sie aus. Das Leben in der zukünftigen Welt aber gleicht dem, was ohne den geringsten Fehler in Büchern geschrieben steht, die mit dem königlichen Siegel versiegelt sind, wo nichts hinzuzufügen und nichts wegzustreichen ist. Achten wir also auf uns selbst, solange wir uns inmitten des Veränderbaren befinden. Solange wir über das Manuskript unseres Lebens verfügen können, über das, was wir eigenhändig geschrieben haben, sollten wir uns doch Mühe geben, gute Werke hinzuzufügen und die Fehler, die wir früher gemacht haben, zu tilgen. Solange wir in dieser Welt sind, drückt Gott weder dem Guten noch dem Bösen sein Siegel auf. Er tut dies erst in der Stunde unseres Exodus, wenn unser Werk vollendet ist, im Augenblick unseres Scheidens. Wie der heilige Ephräm sagte, müssen wir bedenken, dass unsere Seele einem Schiff gleicht, das abfahrbereit ist, aber nicht weiß, wann der Wind aufkommt, oder einem Heer, das nicht weiß, wann die Trompete erschallt, die zum Kampf ruft. Wenn er das von einem Schiff und einem Heer sagt, die beide auf etwas warten, was vielleicht nicht eintreffen wird: Wie sehr müssen wir uns dann vorbereiten, ehe jener Tag plötzlich hereinbricht, die Brücke geschlagen und das Tor zur neuen Welt geöffnet wird? Möge Christus, der Mittler unseres Lebens, uns diese Bereitschaft schenken.

Montag, 17. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,13-21.

In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.

Montag, 17. Oktober : ps 100(99),2-3.4-5.

Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide. Kommt mit Dank durch seine Tore, mit Lobgesang in seine Höfe! Dankt ihm, preist seinen Namen! Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Huld und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Sonntag, 16. Oktober : Hl. Augustinus

Könnte es eine eindringlichere Mahnung zum Beten geben als das Gleichnis vom ungerechten Richter? Der ungerechte Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm, hörte dennoch auf die Witwe, die ihn um Hilfe anrief. Doch er hörte mehr deshalb, weil er es leid war, als aus Liebe zur Gerechtigkeit. Wenn der also schon jemandem Gehör schenkt, der es hasst, gebeten zu werden, um wie viel mehr erhört uns der, der uns wirklich dazu auffordert zu bitten. Mit diesem Gleichnis fordert uns der Herr also auf, dass wir immer beten sollen und nicht aufhören. Weiter sagt er: „Aber wenn der Menschensohn kommt, wird er dann wohl Glauben finden auf Erden?“ Wenn der Glaube fehlt, dann hört das Gebet auf. Wie kann auch jemand um etwas bitten, wenn er keinen Glauben hat? Auch der Apostel fordert uns zum Beten auf: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Und er zeigt uns, dass der Glaube die Quelle des Betens ist und dass das Wasser nicht fließen kann, wenn die Quelle versiegt ist. Um beten zu können, müssen wir glauben. Damit der Glaube, in dem wir beten, aber nicht versagt, müssen wir beten. Der Glaube drückt sich im Gebet aus, und das Gebet macht den Glauben stark.

Sonntag, 16. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 18,1-8.

In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?

Sonntag, 16. Oktober : Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 3,14-17.4,1-2.

Mein Sohn! Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus. Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk. Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!

Sonntag, 16. Oktober : ps 121(120),1-2.3-4.5-6.7-8.

Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Er lässt deinen Fuß nicht wanken; dein Hüter schlummert nicht ein. Siehe, der Hüter Israels, er schlummert nicht ein und schläft nicht. Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten zu deiner Rechten. Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht. Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben. Der Herr behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit.

Sonntag, 16. Oktober : Buch Exodus 17,8-13.

In jenen Tagen kam Amalek und suchte in Refidim den Kampf mit Israel. Da sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus, und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen mit dem Gottesstab in meiner Hand auf den Gipfel des Hügels stellen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schobenden den unter ihn und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, so dass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So schwächte Josua Amalek und sein Heer mit scharfem Schwert.

Samstag, 15. Oktober : II. Vatikanisches Konzil

Obwohl jedem Jünger Christi die Pflicht obliegt, nach seinem Teil den Glauben auszusäen, beruft Christus der Herr aus der Schar der Jünger immer wieder solche, die er selbst will, damit sie bei ihm seien und er sie zur Verkündigung bei den Völkern aussende (vgl. Mk 3,13f.). […] Wenn Gott ruft, muss der Mensch Antwort geben, und zwar so, dass er nicht Fleisch und Blut zu Rate zieht (vgl. Gal 1,16), sondern sich ganz dem Dienst am Evangelium verschreibt. Eine solche Antwort kann der Mensch nur geben, wenn der Heilige Geist ihn treibt und ihm Kraft gibt. Tritt doch der Gesandte in das Leben und die Sendung dessen ein, der „sich selbst entäußert und Knechtsgestalt angenommen hat“ (Phil 2,7). So muss der Missionar bereit sein, sein Leben hindurch zu dem an ihn ergangenen Ruf zu stehen, sich selbst und allem, was er bislang als sein angesehen hat, zu entsagen, um allen alles zu werden (vgl. 1 Kor 9,22). Wenn er den Völkern die frohe Botschaft verkündet, mache er mit Freimut das Geheimnis Christi, an dessen Stelle er steht, kund. Deshalb habe er in ihm den Mut, so wie es seine Pflicht ist, zu reden (vgl. Eph 6,19f.; Apg 4,31) und sich des Ärgernisses des Kreuzes nicht zu schämen. In der Nachfolge seines Meisters, der sanft und von Herzen demütig war, mache er begreiflich, dass sein Joch nicht drückt und seine Bürde nicht lastet (vgl. Mt 11,29f.). Durch ein Leben ganz nach dem Evangelium, in großer Geduld, in Langmut und Güte und in aufrichtiger Liebe (vgl. 2 Kor 6,4f.) lege er Zeugnis ab für seinen Herrn, wenn es sein muss bis zur Hingabe des Lebens. Die Kraft und Tapferkeit dazu wird er im Gebet von Gott erlangen, und so wird er erfahren, dass aus aller Prüfung durch Trübsal und bitterste Armut übergroße Freude strömt (vgl. 2 Kor 8,2).

Samstag, 15. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,8-12.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben. Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.

Samstag, 15. Oktober : ps 8,2-3.4-5.6-7.

Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus. Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen. Seh’ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße:

Samstag, 15. Oktober : Brief des Apostels Paulus an die Epheser 1,15-23.

Brüder! Ich höre nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört. Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke. Er ließ sie wirksam werden in Christus, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über jegliche Hoheit und Gewalt, Macht und Herrschaft und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Weltzeit, sondern auch in der künftigen genannt wird. Alles hat er ihm zu Füßen gelegt und ihn, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. Sie ist sein Leib, die Fülle dessen, der das All in allem erfüllt.

Freitag, 14. Oktober : Hl. Katharina von Siena

[Die hl. Katharina vernahm, wie Gott zu ihr sprach:] „Niemand kann meinen Händen entweichen. Denn ich bin, der ich bin (vgl. Ex 3,14), ihr aber seid nicht aus euch selbst. Ihr seid genauso, wie ihr durch mich gemacht seid. Ich bin der Schöpfer aller am Sein teilhabenden Dinge, jedoch nicht der Sünde, die nicht ist [insofern sie keinen Bestand in sich hat] und deshalb nicht durch mich gemacht wurde. Und weil sie nicht in mir ist, ist sie auch nicht wert, geliebt zu werden. Das Geschöpf beleidigt mich durch die Sünde nur, insofern es etwas liebt, was es nicht lieben sollte, die Sünde. […] Es ist den Menschen unmöglich, aus mir herauszufallen: Entweder bleiben sie in mir, umfangen von der Gerechtigkeit, die ihre Verfehlungen bestraft, oder sie bleiben in mir, behütet durch meine Barmherzigkeit. Öffne also das Auge deines Verstandes und schau auf meine Hand; du wirst sehen, dass ich die Wahrheit spreche.“ Als ich dann das Auge des Geistes öffnete, um dem Vater, der so groß ist, zu gehorchen, sah ich das ganze Universum in dieser göttlichen Hand eingeschlossen. Und Gott sprach zu mir: „Meine Tochter, sieh nun und wisse, dass niemand mir entweichen kann. Alle hier werden durch die Gerechtigkeit oder die Barmherzigkeit gehalten, denn sie sind mein, durch mich geschaffen, und ich liebe sie unendlich. Was auch immer ihre Bosheit sein mag, ich werde ihnen daher um meiner Diener willen Barmherzigkeit erweisen; ich werde die Bitte erfüllen, die du mir mit so viel Liebe und Schmerz vorgetragen hast.“ […] Da fühlte sich meine Seele selig und schmerzerfüllt zugleich, wie berauscht und außer sich, in der immer stärker werdenden Glut ihrer Sehnsucht. Selig durch die Vereinigung mit Gott, die sie erfahren hatte, da sie – ganz eingetaucht in seine Barmherzigkeit – seine Freude und Güte kosten durfte. Schmerzerfüllt, weil sie sah, dass eine so große Güte beleidigt wird.

Freitag, 14. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 12,1-7.

In jener Zeit strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Freitag, 14. Oktober : ps 33(32),1-2.4-5.12-13.

Jubelt im Herrn, ihr Gerechten, den Redlichen ziemt der Lobgesang. Preist den Herrn mit der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Das Wort des HERRN ist redlich, all sein Tun ist verlässlich. Er liebt Gerechtigkeit und Recht, erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde. Selig die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat. Der HERR blickt herab vom Himmel, er sieht alle Menschen.

Donnerstag, 13. Oktober : Hl. Gregor von Nazianz

Der, den du jetzt geringschätzest, stand einst hoch über dir; er, der jetzt Mensch ist, war ewig vollkommen. Er war im Anfang, ohne Ursprung; dann setzte er sich den Unwägbarkeiten dieser Welt aus. […] Das tat er, um dich zu retten; dich, der du ihn beleidigst; der du Gott verachtest, weil er deine unedle Natur angenommen hat. […] In Windeln wurde er gewickelt, doch bei seiner Auferstehung entledigte er sich des Leichentuchs. Er wurde in eine Futterkrippe gelegt, aber von Engeln verherrlicht, von einem Stern angekündigt, von den Weisen aus dem Morgenland angebetet. […] Er musste nach Ägypten fliehen, aber befreite dieses Land vom Aberglauben der Ägypter. Vor seinen Feinden hatte er „keine schöne und edle Gestalt“ (Jes 53,2), für David aber war er „der Schönste von allen Menschen“ (Ps 45(44),3), und auf dem Berg leuchtete er heller als die Sonne (vgl. Mt 17,1–2). Als Mensch wurde er getauft; aber als Gott wusch er unsere Sünden ab; er selbst hatte keine Reinigung nötig, doch er wollte das Wasser heiligen. Als Mensch wurde er versucht; doch als Gott triumphierte er, der „die Welt besiegt hat“ (vgl. Joh 16,8). […] Er litt Hunger und speiste doch Tausende als „das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,51). Er litt Durst, doch er rief aus: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke“ (vgl. Joh 7,37). Er kannte Müdigkeit, wurde aber zum Ruheort für alle, die „sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben“ (vgl. Mt 11,28). […] Er lässt sich „Samariter und von einem Dämon besessen“ (Joh 8,48) nennen; aber er ist es, der den Mann rettet, der unter die Räuber gefallen war (vgl. Lk 10,29–30), und der die Dämonen in die Flucht schlägt. […] Er betet, aber er selbst ist es, der die Gebete erhört. Er weint, aber er ist es, der die Tränen versiegen lässt. Er wurde zu einem Spottpreis verkauft; aber er ist es, der die Welt loskauft, und zwar um einen teuren Preis: durch sein eigenes Blut. Wie ein Schaf wird er zum Tode geführt, er aber führt Israel – und heute die ganze Welt – zur wahren Weide (vgl. Ez 34,14). Wie ein Lamm verstummte er; aber er ist das Wort, angekündigt durch die Stimme dessen, der in der Wüste ruft (vgl. Mk 1,3). Er war entkräftet und verwundet; er aber ist es, der alle Krankheiten und Leiden heilt (vgl. Mt 9,35). Er wurde am Holz erhöht und daran festgenagelt; er aber ist es, der uns durch den Baum des Lebens wieder aufrichtet. […] Er stirbt, aber macht lebendig und vernichtet den Tod. Er wird begraben, aber er steht vom Tode auf und befreit in seiner Himmelfahrt die Seelen aus der Unterwelt.

Donnerstag, 13. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,47-54.

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

Donnerstag, 13. Oktober : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.5-6.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt! Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang! Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!

Donnerstag, 13. Oktober : Brief des Apostels Paulus an die Epheser 1,1-10.

Paulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, an die Heiligen in Ephesus, die an Christus Jesus glauben. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist.

Mittwoch, 12. Oktober : Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Die wahre Demut des Herzens wird eher empfunden und gelebt als nach außen getragen. Zwar sollten wir in der Gegenwart Gottes immer demütig sein, aber nicht jene falsche Demut entwickeln, die nur zu Entmutigung, Überforderung und Verzweiflung führt. Wir sollten uns selbst misstrauen, unsere Interessen nicht über die der anderen stellen und uns selbst geringer einschätzen als unseren Nächsten. Wenn wir schon Geduld brauchen, um das Elend anderer zu ertragen, brauchen wir noch mehr Geduld, um zu lernen, uns selbst zu ertragen. Setzte angesichts deiner täglichen Treulosigkeiten immer wieder Akte der Demut. Wenn der Herr dich so reumütig sieht, wird er dir seine Hand entgegenstrecken und dich an sich ziehen. In dieser Welt verdient niemand irgendetwas; alles gewährt uns der Herr aus reinem Wohlwollen und weil er uns in seiner unendlichen Güte alles verzeiht.

Mittwoch, 12. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,42-46.

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.

Mittwoch, 12. Oktober : ps 1,1-2.3.4.6.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Mittwoch, 12. Oktober : Brief des Paulus an die Galater 5,18-25.

Brüder! Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz. Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht. Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.

Dienstag, 11. Oktober : Hl. Ambrosius

„O ihr Pharisäer! Ihr haltet […] Becher und Teller außen sauber“ (Lk 11,39). Wie du siehst, werden unsere Leiber ausdrücklich mit solchen irdischen und zerbrechlichen Dingen bezeichnet, die, wenn sie nur von geringer Höhe jäh herabfallen, in Scherben gehen. Und wie der Inhalt eines Bechers, so schimmert auch das leicht nach außen durch, was der Geist im Inneren durch die leiblichen Sinne und Handlungen an den Tag gelegt wissen will. […] Nicht also das Äußere an diesem Becher oder dieser Schüssel, wie du siehst, sondern das Innere verunreinigt. Darum zeigte der Herr als guter Lehrer, wie wir unsere leibliche Makel reinwaschen sollen, indem er mahnt: „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein“ (Lk 11,41). Wie viele Heilmittel, wie du siehst! Es reinigt uns die Barmherzigkeit, es reinigt uns Gottes Wort, wie geschrieben steht: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe“ (Joh 15,3). Die ganze prächtige Stelle zielt nun von jetzt an (vgl. Lk 11,42ff.) – insofern sie uns zum eifrigen Streben nach schlichter Wahrheit anspornt – auf die Verurteilung der unnützen, irdischen Bräuche der Juden ab, die ihrer fleischlichen Auffassung des Gesetzesinhaltes zufolge nicht umsonst mit einem Glasgefäß und einer Schüssel ob deren Zerbrechlichkeit verglichen werden, eine Observanz beobachten, die bei uns keineswegs in Brauch ist, jene aber, in der die Frucht unserer Hoffnung beruht, ablehnen und daher mit der Verachtung des Besseren schwere Schuld auf sich laden. Und doch wird auch ihrer Verschuldung Vergebung in Aussicht gestellt, wenn Mildherzigkeit ihr folgt.

Dienstag, 11. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,37-41.

In jener Zeit lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.

Dienstag, 11. Oktober : ps 119(118),41.43.44-45.47-48.

Herr, deine Huld komme auf mich herab und deine Hilfe, wie du es verheißen hast. Entziehe meinem Mund nicht das Wort der Wahrheit! Ich hoffe so sehr auf deine Entscheide. Ich will deiner Weisung beständig folgen, auf immer und ewig. Dann schreite ich aus auf freier Bahn; denn ich frage nach deinen Befehlen. An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen. Ich erhebe meine Hände zu deinen Geboten; nachsinnen will ich über deine Gesetze.

Montag, 10. Oktober : Hl. Petrus Chrysologus

Jona selbst beschließt, sich aus dem Schiff werfen zu lassen. Er sagt: „Nehmt mich und werft mich ins Meer“ (Jona 1,12), was auf die freiwillige Passion des Herrn hinweist. […] Aber da taucht ein Ungeheuer aus der Tiefe auf, ein großer Fisch nähert sich, der die Auferstehung des Herrn ganz erfüllen und offenbaren, oder vielmehr dieses Geheimnis hervorbringen soll. Ein Ungeheuer taucht auf als schreckenerregendes Bild der Hölle: Während es sich mit seinem hungrigen Schlund auf den Propheten stürzt, verkostet es die Macht seines Schöpfers und nimmt sie in sich auf; und indem es den Propheten verschlingt, verpflichtet es sich in Wirklichkeit, niemanden mehr zu verschlingen. Der grauenhafte Ort im Innern des Tieres bereitet dem Besucher von oben eine Wohnstatt: So wird das, was eine Ursache des Unglücks gewesen war, das geradezu unvorstellbare Transportmittel für eine notwendige Überfahrt, das seinen Passagier wohl behütet nach drei Tagen wieder ans Ufer wirft. Auf diese Weise wurde den Heiden das gegeben, was den Feinden Christi entrissen worden war. Und als diese ein Zeichen verlangten, verfügte der Herr, dass ihnen nur dieses eine Zeichen gegeben werden solle, damit sie dadurch verstünden, dass die Herrlichkeit, die sie von Christus zu empfangen gehofft hatten, auch für die Heiden bestimmt sei. […] Durch die Bosheit seiner Feinde war Christus tief in das Chaos der Totenwelt versenkt worden, wo er drei Tage lang jeden Winkel durchwanderte (vgl. 1 Petr 3,19). Und als er von dort wieder auferstand, ließ er sowohl die Bosheit seiner Feinde als auch seine eigene Größe und seinen Triumph über den Tod zum Vorschein kommen. Es ist also nur recht und billig, wenn die Einwohner Ninives sich am Tage des Gerichts erheben, um diese Generation zu verurteilen; denn sie haben sich auf die Verkündigung eines einzigen schiffbrüchigen, fremden, unbekannten Propheten hin bekehrt, während die Menschen dieser Generation nach so vielen erstaunlichen Taten und Wundern und trotz der Herrlichkeit der Auferstehung nicht gläubig geworden sind und sich nicht bekehrt haben.

Montag, 10. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,29-32.

In jener Zeit, als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.

Montag, 10. Oktober : ps 113(112),1-2.3-4.5a.6-7.

Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobt den Namen des Herrn! Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit. Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang sei der Name des Herrn gelobt. Der Herr ist erhaben über alle Völker, seine Herrlichkeit überragt die Himmel. Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, Wer gleicht ihm, der in der Höhe thront, der hinabschaut in die Tiefe, der den Schwachen aus dem Staub emporhebt und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?

Sonntag, 9. Oktober : Hl. Bruno von Segni

Wofür stehen die zehn Aussätzigen, wenn nicht für die Gesamtheit der Sünder? […] Als Christus, unser Herr, kam, litten alle Menschen am Aussatz der Seele, auch wenn nicht alle vom Aussatz des Leibes befallen waren. […] Der Aussatz der Seele ist jedoch weitaus schlimmer als der des Leibes. Aber sehen wir, wie es weiterging. „Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ (Lk 17,12–13). Die Männer blieben in der Ferne stehen, weil sie es wegen ihres Zustandes nicht wagten, näher an ihn heranzutreten. So ist es auch mit uns: Solange wir in unseren Sünden verharren, halten wir uns fern. Um wieder gesund zu werden und vom Aussatz unserer Sünden geheilt zu werden, sollten wir also mit lauter Stimme inständig bitten: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ Freilich sollte dieses Flehen nicht aus unserem Mund, sondern aus unserem Herzen kommen, denn das Herz spricht mit lauterer Stimme. Das Gebet des Herzens dringt bis in den Himmel und steigt hoch empor bis zum Thron Gottes.

Sonntag, 9. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,11-19.

Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter. Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

Sonntag, 9. Oktober : Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 2,8-13.

Denke an Jesus Christus, auferweckt von den Toten, aus Davids Geschlecht, gemäß meinem Evangelium, um dessentwillen ich leide bis hin zu den Fesseln wie ein Verbrecher; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt. Deshalb erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus erlangen mit ewiger Herrlichkeit. Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir nämlich mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.

Sonntag, 9. Oktober : ps 98(97),1.2-3ab.3cd-4.

Singet dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm. Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes. Jauchzet dem Herrn, alle Lande, freut euch, jubelt und singt!

Samstag, 8. Oktober : Hl. Petrus Damiani

Es ist das Verdienst der Jungfrau Maria, Christus in ihrem Schoß empfangen zu haben, doch steht es allen Erwählten zu, ihn mit Liebe in ihrem Herzen zu tragen. Selig, ja überselig ist die Frau, die Jesus neun Monate lang in ihrem Leib getragen hat (vgl. Lk 11,27). Selig aber sind auch wir, wenn wir darauf achten, ihn unablässig in unserem Herzen zu tragen. Sicherlich war die Empfängnis Christi im Schoß Mariens ein großes Wunder, aber es ist kein geringeres Wunder, dass er Gast in unserem Herzen wird. Das ist die Bedeutung des Zeugnisses von Johannes: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten“ (Offb 3,20). […] Auch hier, meine Brüder, sollten wir bedenken, welche Würde wir haben und welche Ähnlichkeit mit Maria. Die Jungfrau empfing Christus in ihrem leiblichen Schoß, und wir tragen ihn im Schoß unseres Herzens. Maria hat Christus genährt, indem sie ihm die Milch ihrer Brüste gab, und wir können ihm das vielfältige Mahl guter Taten anbieten, das ihm so köstlich mundet.

Samstag, 8. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,27-28.

In jener Zeit, als Jesus zum Volk redete, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.

Samstag, 8. Oktober : ps 105(104),2-3.4-5.6-7.

Singt dem Herrn und spielt ihm, sinnt nach über all seine Wunder! Rühmt euch seines heiligen Namens! Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen. Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit! Denkt an die Wunder, die er getan hat, an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund. Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat. Er, der Herr, ist unser Gott. Seine Herrschaft umgreift die Erde.

Freitag, 7. Oktober : Diadochos von Photike

Es liegt am Licht der wahren Erkenntnis, wenn man ohne Irrtum das Gute vom Bösen unterscheiden kann. […] Wer im [geistlichen] Kampf steht, muss sein Denken in beständiger Ruhe bewahren. So nämlich kann der Geist die Anregungen, die ihn durchziehen, unterscheiden, und er wird die guten, von Gott stammenden in den Schatz des Gedächtnisses legen, während er die bösen, teuflischen verwirft. Wenn das Meer ruhig ist, nehmen die Fischer Bewegungen in der Tiefe so genau wahr, dass beinahe keines der Lebewesen, die unter ihnen ihre Bahnen ziehen, ihren Augen entgeht. Ist das Meer aber von Winden aufgewühlt, so verbirgt es in seiner dunklen Unruhe das, was es bereitwillig sehen lässt, wenn es in Ruhe ist. […] Nur der Heilige Geist kann den Geist reinigen; denn wenn nicht ein Stärkerer eintritt, der dem Dieb die Beute abnimmt, ist sie überhaupt nicht mehr zurückzuholen. Wir müssen also auf jede erdenkliche Weise, vor allem durch den Frieden der Seele, dem Heiligen Geist eine Bleibe in uns anbieten, damit das Licht der Erkenntnis immer in uns leuchtet. Denn wenn es unaufhörlich in die verborgenen Winkel der Seele strahlt, dann werden alle bedrückenden und düsteren Einflüsterungen der Dämonen nicht nur offenbar, sondern sie werden auch erheblich schwächer, da sie von diesem heiligen und herrlichen Licht durchbrochen werden. Deshalb sagt der Apostel Paulus: „Löscht den Geist nicht aus“ (1 Thess 5,19).

Freitag, 7. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,14-26.

In jener Zeit trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt antrifft, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher.

Freitag, 7. Oktober : ps 111(110),1-2.3-4.5-6.

Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen. Er waltet in Hoheit und Pracht, seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer. Er hat ein Gedächtnis an seine Wunder gestiftet, der Herr ist gnädig und barmherzig. Er gibt denen Speise, die ihn fürchten, an seinen Bund denkt er auf ewig. Er hat seinem Volk seine machtvollen Taten kundgetan, um ihm das Erbe der Völker zu geben.

Donnerstag, 6. Oktober : Symeon der Neue Theologe

Christus sagte zu den Gesetzeslehrern: „Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen“ (Lk 11,52). Was ist der Schlüssel zur Erkenntnis anderes als die Gnade des Heiligen Geistes, die durch den Glauben gegeben wird, die durch die Erleuchtung die volle Erkenntnis hervorbringt und unseren verschlossenen und verhüllten Geist öffnet? […] Und ich sage weiter: Die Tür ist der Sohn: „Ich bin die Tür“, sagt er (Joh 10,7.9). Der Schlüssel zur Tür ist der Heilige Geist: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,22–23). Das Haus ist der Vater: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ (Joh 14,2). Achte also sorgfältig auf den geistlichen Sinn dieser Worte. […] Wenn sich die Tür nicht öffnet, kommt niemand in das Haus des Vaters, wie Christus selber sagt: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Dass aber der Heilige Geist es ist, der als erster unseren Geist öffnet und uns alles über den Vater und den Sohn lehrt, hat Jesus selbst gesagt: „Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen“ (Joh 15,26). Du siehst also, wie durch den Heiligen Geist oder vielmehr im Heiligen Geist der Vater und der Sohn sich unzertrennlich zu erkennen geben. Wenn wir also den Heiligen Geist als Schlüssel bezeichnen, dann deshalb, weil durch ihn und in ihm zuerst unser Geist erleuchtet wird und wir gereinigt, mit dem Licht der Erkenntnis erleuchtet, von oben getauft, wiedergeboren und zu Kindern Gottes gemacht werden, wie Paulus sagt: „Der Geist selber tritt […] für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können“ (Röm 8,26) und ebenso: „Gott [sandte] den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater“ (Gal 4,6). Der Heilige Geist also ist es, der uns die Tür zeigt; jene Tür, die Licht ist und uns lehrt, dass der, welcher im Haus wohnt, ebenfalls unzugängliches Licht ist.

Donnerstag, 6. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,5-13.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

Donnerstag, 6. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 1,68-69.70-71.72-73.74-75.

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen; er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; Er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht. Er hat an den Eid gedacht, den er unserm Vater Abraham geschworen hat. Er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsre Tage.

Mittwoch, 5. Oktober : Hl. Johannes von Damaskus

„Jesus betete einmal in der Einsamkeit“ (Lk 9,18). Das Gebet hat seine Quelle in der Stille und im inneren Frieden; dort offenbart sich die Herrlichkeit Gottes (vgl. Lk 9,29). Denn wenn wir unsere Augen und Ohren schließen, wenn wir uns innerlich in der Gegenwart Gottes befinden, wenn wir, befreit von der Unruhe der äußeren Welt, in uns selbst sind, dann werden wir in unseren Seelen das Reich Gottes deutlich sehen. Denn das Himmelreich oder, wenn man so will, das Reich Gottes ist in uns selbst: Jesus, unser Herr, hat es uns gesagt (vgl. Lk 17,21). Die Glaubenden und der Herr beten jedoch auf verschiedene Weise. Die Diener nähern sich in ihrem Gebet dem Herrn ja mit einer Mischung aus Furcht und Sehnsucht; das Gebet wird für sie zu einer Wanderschaft hin zu Gott und zur Vereinigung mit ihm, indem es sie mit seiner eigenen Substanz nährt und stärkt. Christus jedoch, dessen heilige Seele eins ist mit dem Wort Gottes, wie betet er? Wie kann der Herr denn eine bittende Haltung einnehmen? Und wenn er es tut, will er uns, nachdem er unsere Natur angenommen hat, nicht unterweisen und uns den Weg zeigen, der uns eben durch das Gebet zu Gott hinaufführt? Will er uns nicht lehren, dass das Gebet zutiefst die Herrlichkeit Gottes in sich birgt?

Mittwoch, 5. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 11,1-4.

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.

Mittwoch, 5. Oktober : ps 117(116),1.2.

Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.

Mittwoch, 5. Oktober : Brief des Paulus an die Galater 2,1-2.7-14.

Brüder! Vierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem hinauf, zusammen mit Barnabas; ich nahm auch Titus mit. Ich ging hinauf aufgrund einer Offenbarung, legte der Gemeinde und im besonderen den “Angesehenen” das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkündige; ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin. Im Gegenteil, sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut ist wie dem Petrus für die Beschnittenen - denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden -, und sie erkannten die Gnade, die mir verliehen ist. Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die “Säulen” Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft: Wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Beschnittenen. Nur sollten wir an ihre Armen denken; und das zu tun, habe ich mich eifrig bemüht. Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte. Bevor nämlich Leute aus dem Kreis um Jakobus eintrafen, pflegte er zusammen mit den Heiden zu essen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich von den Heiden zurück und trennte sich von ihnen, weil er die Beschnittenen fürchtete. Ebenso unaufrichtig wie er verhielten sich die anderen Juden, so dass auch Barnabas durch ihre Heuchelei verführt wurde. Als ich aber sah, dass sie von der Wahrheit des Evangeliums abwichen, sagte ich zu Kephas in Gegenwart aller: Wenn du als Jude nach Art der Heiden und nicht nach Art der Juden lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, wie Juden zu leben?

Dienstag, 4. Oktober : Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Eine von Liebe entflammte Seele kann nicht untätig bleiben; gewiss sitzt sie wie die Hl. Magdalena zu Füßen Jesu, sie lauscht seinem süßen, feurigen Wort. Sie scheint nichts zu geben und gibt doch viel mehr als Martha, die sich um viele Dinge plagt und möchte, dass ihre Schwester es ihr gleichtäte. Nicht die Arbeiten Marthas sind es, die Jesus tadelt, diesen Arbeiten hat sich seine göttliche Mutter ihr ganzes Leben lang demütig unterzogen, da sie die Mahlzeiten der Hl. Familie zubereiten musste. Einzig die Unrast seiner eifrigen Gastgeberin wollte Jesus zurechtweisen. Alle Heiligen haben das begriffen und eindringlicher noch vielleicht jene, die das Weltall mit der Erleuchtung der evangelischen Lehre erfüllten. Ein Paulus, Augustinus, Johannes vom Kreuz, Thomas von Aquin, Franziskus, Dominikus und so viele andere erlauchte Freunde Gottes, schöpften sie nicht alle ihre Göttliche Erkenntnis, welche die größten Geister entzückt, aus dem Gebet? Ein Gelehrter hat gesagt: „Gebt mir einen Hebel, einen Stützpunkt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben.“ Was Archimedes nicht erreichen konnte, weil seine Forderung sich nicht an Gott richtete und nur das Stoffliche betraf, das erlangten die Heiligen in seiner ganzen Fülle. Der Allmächtige gab ihnen als Stützpunkt: GOTT SELBST und GOTT ALLEIN; als Hebel: Das Gebet, das mit einem Liebesfeuer entflammt, und auf diese Art haben sie die Welt aus den Angeln gehoben; und auf diese Art heben die heute streitenden Heiligen sie aus den Angeln, und bis zum Ende der Welt werden es die künftigen Heiligen ebenfalls tun.

Dienstag, 4. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,38-42.

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

Dienstag, 4. Oktober : ps 139(138),1-3.13-14.15-16b.

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen. Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet.

Montag, 3. Oktober : Origenes

Einem alten Schriftsteller zufolge, der das Gleichnis vom barmherzigen Samariter auslegen wollte, stellt der Mann, der von Jerusalem nach Jericho hinabging, Adam dar, Jerusalem das Paradies, Jericho die Welt, die Räuber die feindlichen Mächte, der Priester das Gesetz, der Levit die Propheten und der Samariter Christus. Darüber hinaus symbolisieren die Wunden den Ungehorsam, das Reittier den Leib des Herrn. […] Und das Versprechen des Samariters, wiederzukommen, deutet besagtem Ausleger zufolge auf das zweite Kommen des Herrn hin. […] Dieser Samariter nimmt unsere Leiden auf sich und trägt unsere Krankheiten (vgl. Mt 8,17). Er hebt den Schwerverletzten auf und bringt ihn in eine Herberge, das heißt in die Kirche. Diese steht offen für alle, verweigert niemandem ihre Hilfe, und alle werden von Jesus eingeladen, einzutreten: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28). Nachdem der Samariter den Verwundeten dorthin gebracht hat, reist er nicht sogleich ab, sondern bleibt den ganzen Tag bei dem Todkranken in der Herberge. Er versorgt seine Wunden nicht nur tagsüber, sondern auch nachts und umgibt ihn mit seiner ganzen liebevollen Fürsorge. […] Wahrlich, dieser Hüter der Seelen stand den Menschen näher als das Gesetz und die Propheten, „indem er barmherzig an ihm gehandelt hat“ und sich so „als der Nächste dessen erwies, der von den Räubern überfallen wurde“ (vgl. Lk 10,36–37), weniger durch Worte als durch Taten. Nach dem Wort: „Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme“ (1 Kor 11,1), ist es uns also möglich, Christus nachzuahmen und Mitleid mit denen zu haben, die „von Räubern überfallen wurden“, auf sie zuzugehen, Öl und Wein auf ihre Wunden zu gießen und sie zu verbinden, sie auf unser eigenes Lasttier zu heben und ihre Lasten zu tragen. Um uns dazu zu ermutigen, sagte der Sohn Gottes zu uns allen, mehr noch als zu dem Gesetzeslehrer: „Geh und handle genauso“.

Montag, 3. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,25-37.

Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

Montag, 3. Oktober : ps 111(110),1-2.7-8.9.10c.

Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen im Kreis der Frommen, inmitten der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen. Die Werke seiner Hände sind gerecht und beständig, all seine Gebote sind verlässlich. Sie stehen fest für immer und ewig, geschaffen in Treue und Redlichkeit. Er gewährte seinem Volk Erlösung und bestimmte seinen Bund für ewige Zeiten. Furchtgebietend ist sein Name und heilig, sein Ruhm hat Bestand für immer.

Sonntag, 2. Oktober : Benedikt XVI.

Dieses rechte Dienen macht den Helfer demütig. Er setzt sich nicht in eine höhere Position dem andern gegenüber, wie armselig dessen Situation im Augenblick auch sein mag. Christus hat den letzten Platz in der Welt – das Kreuz – eingenommen, und gerade mit dieser radikalen Demut hat er uns erlöst und hilft uns fortwährend. Wer in der Lage ist zu helfen, erkennt, dass gerade so auch ihm selber geholfen wird und dass es nicht sein Verdienst und seine Größe ist, helfen zu können. Dieser Auftrag ist Gnade. Je mehr einer für die anderen wirkt, desto mehr wird er das Wort Christi verstehen und sich zueignen: „Unnütze Knechte sind wir“ (Lk 17,10). Denn er erkennt, dass er nicht aufgrund eigener Größe oder Leistung handelt, sondern weil der Herr es ihm gibt. Manchmal kann ihm das Übermaß der Not und die Grenze seines eigenen Tuns Versuchung zur Mutlosigkeit werden. Aber gerade dann wird ihm helfen zu wissen, dass er letzten Endes nur Werkzeug in der Hand des Herrn ist, er wird sich von dem Hochmut befreien, selbst und aus Eigenem die nötige Verbesserung der Welt zustande bringen zu müssen. Er wird in Demut das tun, was ihm möglich ist und in Demut das andere dem Herrn überlassen. Gott regiert die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur, soweit wir können und er uns die Kraft dazu gibt. Mit dieser Kraft freilich alles zu tun, was wir vermögen, ist der Auftrag, der den rechten Diener Jesu Christi gleichsam immerfort in Bewegung hält: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14).

Sonntag, 2. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17,5-10.

In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Sonntag, 2. Oktober : Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 1,6-8.13-14.

Mein Sohn! Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht, der ich seinetwegen im Gefängnis bin, sondern leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft. Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild und bleibe beim Glauben und bei der Liebe, die uns in Christus Jesus geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt.

Sonntag, 2. Oktober : ps 95(94),1-2.6-7abc.7d-9.

Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles! Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern! Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer! Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! “Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.”

Samstag, 1. Oktober : Hl. Johannes Chrysostomus

„Ihr seid dem Beispiel des Herrn gefolgt“, sagt Paulus. In welcher Weise denn? „Ihr habt das Wort trotz großer Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt“ (1 Thess 1,6). […] Bedrängnis betrifft den materiellen Bereich unseres Wesens, Freude strahlt auf in den Höhen des Geistes. Genauer gesagt: Die Missgeschicke des Lebens sind an sich traurig und schmerzhaft, aber was dabei herauskommt gibt am Ende doch Anlass zur Freude. So will es der Heilige Geist. Möglich, dass man keine Freude empfindet, wenn man wegen der eigenen Sünden leidet; es kann aber durchaus sein, dass man sich voll Freude auspeitschen lässt, wenn es für Christus ist (vgl. Apg 5,41). Das nennt der Apostel „Freude, die der Heilige Geist gibt“. Man atmet sie ein unter Umständen, die unsere Natur mit Schaudern von sich weist. „Man hat euch tausenderlei Schwierigkeiten bereitet“, sagt Paulus, „ihr habt Verfolgung erlitten, aber der Heilige Geist hat euch in der Bedrängnis nicht verlassen.“ Wie die drei jungen Männer im Feuerofen von einem taufrischen Wind umweht wurden (vgl. Dan 3), so auch ihr in der Bedrängnis. Damals lag es gewiss nicht an der Beschaffenheit des Feuers, und nur der Atem des Geistes konnte die Ursache sein. Es liegt auch nicht in der Natur der Bedrängnis, euch Freude zu bereiten; diese Freude kann nur aus einem für Christus erduldeten Leiden kommen, aus dem göttlichen Tau des Geistes, der den Feuerofen der Bedrängnisse in einen Ort der Ruhe verwandelt. „Mit Freude“, sagt Paulus, und zwar nicht mit irgendeiner Freude, sondern mit unerschöpflicher Freude. Unerschöpflich ist sie, wenn der Heilige Geist der Urheber ist.

Samstag, 1. Oktober : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,17-24.

In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Samstag, 1. Oktober : ps 119(118),66.71.75.91.125.130.

Lehre mich Erkenntnis und rechtes Urteil! Ich vertraue auf deine Gebote. Dass ich gedemütigt wurde, war für mich gut; denn so lernte ich deine Gesetze. Herr, ich weiß, dass deine Entscheide gerecht sind; du hast mich gebeugt, weil du treu für mich sorgst. Nach deiner Ordnung bestehen sie bis heute, und dir ist alles dienstbar. Ich bin dein Knecht. Gib mir Einsicht, damit ich verstehe, was du gebietest. Die Erklärung deiner Worte bringt Erleuchtung, den Unerfahrenen schenkt sie Einsicht.

Freitag, 30. September : Hl. Katharina von Genua

Gott treibt den Menschen an, sich von der Sünde zu erheben; dann erleuchtet er mit dem Licht des Glaubens den Verstand und entfacht, indem er den Menschen gewissermaßen daran Geschmack finden lässt, den Willen. All das vollbringt Gott in einem einzigen Augenblick, wenngleich wir, um es auszudrücken, vieler Worte und einer entsprechenden Zeitspanne bedürfen. Dieses Werk bringt Gott in den Menschen mehr oder weniger hervor, je nach der Frucht, die er voraussieht. Jedem Menschen wird Licht und Gnade geschenkt, damit er, wenn er tut, was in seiner Macht steht, sich selbst einfach dadurch retten kann, dass er seine Zustimmung gibt. Diese Zustimmung geschieht auf folgende Weise: Wenn Gott sein Werk vollbracht hat, genügt es, dass der Mensch sagt: „Ich bin zufrieden, Herr, tu mit mir, was dir gefällt; ich bin entschlossen, nie mehr zu sündigen und um deiner Liebe willen alles auf der Welt zu lassen.“ Diese Zustimmung und dieser Willensakt geschehen so schnell, dass der Wille des Menschen mit dem Willen Gottes eins wird, ohne dass der Mensch selbst es wahrnimmt, zumal es in der Stille vor sich geht. Der Mensch erkennt diese Zustimmung nicht, doch es bleibt ihm ein innerer Eindruck, der ihn dazu drängt, Folge zu leisten. Dabei wird sein Herz so entflammt, dass er wie betäubt und verblüfft sich nichts anderem zuwenden kann. Durch diese geistige Vereinigung ist der Mensch mit einem geradezu unauflöslichen Band an Gott gebunden, weil Gott, da er die Zustimmung des Menschen angenommen hat, fast alles tut. Wenn der Mensch sich führen lässt, reinigt Gott ihn und geleitet ihn zu der Vollkommenheit, die er ihm zugedacht hat.

Freitag, 30. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10,13-16.

In jener Zeit sprach Jesus: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Tyrus und Sidon wird es beim Gericht nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.

Freitag, 30. September : ps 139(138),1-3.7-8.9-10.13-14.

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten? Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen. Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer, auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen. Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.

Donnerstag, 29. September : Hl. Bernhard von Clairvaux

Wir feiern heute das Fest der heiligen Engel. […] Doch was können wir über diese himmlischen Geister sagen? Dies ist unser Glaube: Wir glauben, dass sie sich der Gegenwart und der Schau Gottes erfreuen, dass sie eine Glückseligkeit ohne Ende genießen, jene Güter des Herrn also, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Sinn gekommen sind“ (vgl. 1 Kor 2,9). Was kann ein einfacher Sterblicher darüber zu anderen Sterblichen sagen, unfähig, wie er ist, solche Dinge zu begreifen? […] Wenn es auch unmöglich ist, über die Herrlichkeit der heiligen Engel bei Gott zu sprechen, können wir zumindest über die Freundlichkeit und Liebe sprechen, die sie uns gegenüber an den Tag legen, denn sie sind nicht nur mit einer unvergleichlichen Würde ausgestattet, sondern auch mit einer Dienstbereitschaft voller Güte. […] Wenn wir ihre Herrlichkeit auch nicht begreifen können, so halten wir uns umso mehr an die Barmherzigkeit, mit der diese Gott so nahestehenden Wesen erfüllt sind, diese Himmelsbürger und Fürsten des Paradieses. Der Apostel Paulus selbst, der mit eigenen Augen den himmlischen Hof geschaut hat, und seine Geheimnisse kannte (vgl. 2 Kor 12,2), bezeugt uns, dass „sie alle dienende Geister sind, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen“ (vgl. Hebr 1,14). Seht darin nichts Unerhörtes, denn der Schöpfer, der König der Engel selbst „ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Welcher Engel würde also einen solchen Dienst verschmähen, worin ihm derjenige zuvorgekommen ist, dem die Engel im Himmel mit Eifer und Freude dienen!

Donnerstag, 29. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 1,47-51.

In jener Zeit sah Jesus Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

Donnerstag, 29. September : ps 138(137),1-2ab.2cd-3.4-5.

Ich will dir danken mit meinem ganzem Herzen, dir vor den Engeln singen und spielen; Ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin, will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue. Denn du hast dein Wort größer gemacht als deinen ganzen Namen. Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort, du weckst Kraft in meiner Seele. Dir, HERR, sollen alle Könige der Erde danken, wenn sie die Worte deines Mundes hören. Sie sollen singen auf den Wegen des HERRN. Die Herrlichkeit des HERRN ist gewaltig.

Mittwoch, 28. September : Ein Gefährte des hl. Franz von Assisi

Der Sohn des höchsten Vaters fand so Gefallen an deiner Schönheit (Weish 8,2); […] und in allem fand er dich ganz treu. Bevor er nämlich aus seinem lichtvollen Vaterhaus auf die Erde kam, hast du ihm eine gebührende Stätte bereitet, einen Thron, auf dem er sitze, und ein Gemach, in dem er ruhe, die ärmste Jungfrau, aus der geboren er dieser Welt erstrahlte. Bei seiner Geburt hast du dich treu bei ihm eingefunden, auf dass er in dir, nicht im Prunk, den ihm genehmen Platz finde. Er wurde, sagt der Evangelist, in eine Krippe gelegt, weil in der Herberge kein Platz für ihn war (Lk 2,7). Und so hast du ihn begleitet, ohne dich je von ihm zu trennen. Damals erschien er auf Erden und hielt sich unter den Menschen auf (Bar 3,38). Und obwohl die Füchse Höhlen haben und die Vögel des Himmels Nester, hatte er trotzdem keinen Ort, wohin er sein Haupt legen konnte (Mt 8,20). Als er dann seinen Mund öffnete zu lehren, er, der einst der Propheten Mund geöffnet hatte, hat er unter dem vielen, das er sprach, dich zuerst gelobt, dich zuerst gepriesen mit den Worten: Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5,3). Als er aber einige notwendige Zeugen für seine heilige Verkündigung und sein glorreiches Leben zum Heile des Menschengeschlechtes erwählte, wählte er in der Tat keine reichen Kaufleute, sondern arme Fischer, um durch solche Hochschätzung zu zeigen, du müsstest von allen geliebt werden. Schließlich sollte allen offenbar werden deine Güte, deine Hochherzigkeit, deine Tapferkeit und deine Würde, wie du alle Tugenden übertriffst, wie ohne dich keine Tugend bestehen kann und wie dein Königtum nicht von dieser Welt ist (Joh 18,36), sondern vom Himmel: Du allein bist damals dem König der Herrlichkeit verbunden geblieben, als alle seine Erwählten und Geliebten ihn furchtsam verließen. Du aber, treueste Braut, seine vielgeliebte Freundin, bist nicht einen Augenblick von ihm gewichen. Im Gegenteil, du warst ihm dann desto mehr verbunden, je mehr du ihn von allen verachtet sahst. […] Du allein brachtest ihm Trost. Du hast ihn nicht im Stich gelassen bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuze (Phil 2,8). Und am Kreuze selbst, als sein Leib schon entblößt war, seine Arme ausgespannt und seine Hände und Füße durchbohrt waren, hast du mit ihm gelitten, und zwar so sehr, dass nichts an ihm herrlicher erschien als du.

Mittwoch, 28. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,57-62.

In jener Zeit als Jesus und seine Jünger auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

Mittwoch, 28. September : ps 88(87),10bc-11.12-13.14-15.

Jeden Tag, Herr, ruf’ ich zu dir; ich strecke nach dir meine Hände aus. Wirst du an den Toten Wunder tun, werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? Erzählt man im Grab von deiner Huld, von deiner Treue im Totenreich? Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens? Herr, darum schreie ich zu dir, früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin. Warum, o Herr, verwirfst du mich, warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?

Dienstag, 27. September : Hl. Bernhard von Clairvaux

Brüder, gewiss habt ihr euch bereits auf den Weg gemacht, um der Stadt entgegenzugehen, in der ihr wohnen werdet; nicht im Dickicht, sondern auf der Straße schreitet ihr voran. Ich fürchte aber, dass dieses Leben euch die Illusion vermittelt, lange zu dauern, und euch so nicht Trost, sondern vielmehr Traurigkeit bringt. Ja, ich fürchte, dass manche bei dem Gedanken, dass sie noch einen langen Weg vor sich haben, von geistlichen Mutlosigkeit befallen werden und die Hoffnung aufgeben, so viel Mühsal so lange ertragen können. Als wenn Gottes Tröstungen die Seelen der Auserwählten nicht mit viel größerer Freude ausfüllen, als es die Mühsale in ihren Herzen können! Gegenwärtig erhalten sie diese Tröstungen zwar nur in dem Maß, wie sie Mühsal ertragen; wenn sie jedoch erst einmal die Glückseligkeit erreicht haben, werden sie nicht mehr Tröstungen, sondern unendliche Wonnen zur Rechten Gottes finden (vgl. Ps 16(15),11). Lasst uns diese Rechte [= rechte Hand Gottes] ersehnen, Brüder, die uns in unserem ganzen Sein umfasst. Wünschen wir uns sehnlichst dieses Glück, damit uns die gegenwärtige Zeit im Vergleich zur Größe der Liebe Gottes kurz erscheint (was sie ja in Wirklichkeit auch ist). „Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (vgl. Röm 8,18). Welch wunderbare Verheißung, die wir mit unserem ganzen Wollen und Wünschen umfangen sollten.

Dienstag, 27. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,51-56.

Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte, entschloss er sich, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.

Dienstag, 27. September : ps 88(87),2-3.4-5.6.7-8.

Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht. Lass mein Gebet zu dir dringen, wende dein Ohr meinem Flehen zu! Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, mein Leben ist dem Totenreich nahe. Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist. Ich bin zu den Toten hinweggerafft, wie Erschlagene, die im Grabe ruhen; an sie denkst du nicht mehr, denn sie sind deiner Hand entzogen. Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, tief hinab in finstere Nacht. Schwer lastet dein Grimm auf mir, all deine Wogen stürzen über mir zusammen.

Dienstag, 27. September : Buch Ijob 3,1-3.11-17.20-23.

Ijob tat seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. Ijob ergriff das Wort und sprach: Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, die Nacht, die sprach: Ein Mann ist empfangen. Warum starb ich nicht vom Mutterschoß weg, kam ich aus dem Mutterleib und verschied nicht gleich? Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, wozu Brüste, dass ich daran trank? Still läge ich jetzt und könnte rasten, entschlafen wäre ich und hätte Ruhe bei Königen, bei Ratsherren im Land, die Grabkammern für sich erbauten, oder bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser mit Silber gefüllt. Wie die verscharrte Fehlgeburt wäre ich nicht mehr, Kindern gleich, die das Licht nie geschaut. Dort hören Frevler auf zu toben, dort ruhen aus, deren Kraft erschöpft ist. Warum schenkt er dem Elenden Licht und Leben denen, die verbittert sind? Sie warten auf den Tod, der nicht kommt, sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze. Sie würden sich freuen über einen Hügel; fänden sie ein Grab, sie würden frohlocken. Wozu Licht für den Mann auf verborgenem Weg, den Gott von allen Seiten einschließt?

Montag, 26. September : Johannes Cassianus

Die Großen im Glauben rühmten sich keineswegs ihrer Macht, Wunder zu wirken. Sie bekannten, dass nicht ihr eigenes Verdienst, sondern die Barmherzigkeit des Herrn alles bewirkt habe. Wenn ihre Wunder bestaunt wurden, wiesen sie menschlichen Ruhm mit den Worten zurück, die sie von den Aposteln übernommen hatten: „Israeliten, was wundert ihr euch darüber? Was starrt ihr uns an, als hätten wir aus eigener Kraft […] bewirkt, dass dieser gehen kann?“ (Apg 3,12). Niemand sollte ihrer Meinung nach wegen der Gaben und Wunder Gottes gelobt werden. […] Manchmal geschieht es jedoch, dass Menschen, die dem Bösen zugeneigt und im Glauben tadelnswert sind, im Namen des Herrn Dämonen austreiben und Wunder wirken. Darüber beklagten sich die Apostel eines Tages: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt.“ Sogleich erwiderte Christus: „Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch“ (Lk 9,49–50). Wenn diese Leute aber am Ende der Zeit sagen werden: „Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?“, dann – so bezeugt er – wird er ihnen antworten: „Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes“ (Mt 7,22–23). Denen, die der Herr selbst mit der Ehre ausgestattet hat, Zeichen und Wunder zu wirken, gibt der Herr die Warnung, sich deswegen nicht zu erheben: „Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind“ (Lk 10,20). Der Urheber aller Zeichen und Wunder ruft seine Jünger dazu auf, seine Lehre zu beherzigen: „Kommt“, sagt er zu ihnen, „und lernt von mir“ – nicht, durch die Kraft des Himmels Dämonen auszutreiben, Aussätzige zu heilen, Blinden das Augenlicht wiederzugeben oder Tote aufzuerwecken, sondern er sagt: „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,28).

Montag, 26. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,46-50.

In jener Zeit kam unter den Jüngern die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wusste, was in ihrem Herzen vorging. Deshalb nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: Wer dieses Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß. Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.

Montag, 26. September : ps 17(16),1-2.3ab.5.6-7.

Höre, Herr, die gerechte Sache, achte auf mein Flehen, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; denn deine Augen sehen, was recht ist. Prüfst du mein Herz, suchst du mich heim in der Nacht und erprobst mich, dann findest du an mir kein Unrecht. Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte, meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden. Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede! Wunderbar erweise deine Huld! Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen.

Sonntag, 25. September : II. Vatikanisches Konzil

Gott hat die Erde mit allem, was sie enthält, zum Nutzen aller Menschen und Völker bestimmt; darum müssen diese geschaffenen Güter in einem billigen Verhältnis allen zustatten kommen; dabei hat die Gerechtigkeit die Führung, Hand in Hand geht mit ihr die Liebe. Wie immer das Eigentum und seine nähere Ausgestaltung entsprechend den verschiedenartigen und wandelbaren Umständen in die rechtlichen Institutionen der Völker eingebaut sein mag, immer gilt es, achtzuhaben auf diese allgemeine Bestimmung der Güter. Darum soll der Mensch, der sich dieser Güter bedient, die äußeren Dinge, die er rechtmäßig besitzt, nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern muß er sie zugleich auch als Gemeingut ansehen in dem Sinn, daß sie nicht ihm allein, sondern auch anderen von Nutzen sein können. Zudem steht allen das Recht zu, einen für sich selbst und ihre Familien ausreichenden Anteil an den Erdengütern zu haben. Das war die Meinung der Väter und Lehrer der Kirche, die sagen, es sei Pflicht, die Armen zu unterstützen, und zwar nicht nur vom Überfluß. Wer aber sich in äußerster Notlage befindet, hat das Recht, vom Reichtum anderer das Benötigte an sich zu bringen. Angesichts der großen Zahl derer, die in der Welt Hunger leiden, legt das Heilige Konzil sowohl den Einzelnen als auch den öffentlichen Gewalten dringend ans Herz, sie möchten doch eingedenk des Väterwortes: „Speise den vor Hunger Sterbenden, denn ihn nicht speisen heißt ihn töten“, jeder nach dem Maße dessen, was ihm möglich ist, Ernst damit machen, ihre Güter mitzuteilen und hinzugeben und dabei namentlich jene Hilfen zu gewähren, durch die sie, seien es Einzelne, seien es ganze Völker, sich selber helfen und entwickeln können.

Sonntag, 25. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 16,19-31.

In jener Zeit sprach Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Statt dessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Sonntag, 25. September : Erster Brief des Apostels Paulus an Timotheus 6,11-16.

Du aber, ein Mann Gottes, flieh vor all dem. Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast. Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.

Sonntag, 25. September : ps 146(145),6-7.8-9ab.9cd-10.

Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue. Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.

Samstag, 24. September : Hl. Thomas von Aquin

„Ich aber“, sagt der heilige Paulus, „will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen“ (Gal 6,14). Schau, bemerkt der heilige Augustinus, dort, wo ein Weiser dieser Welt Schande zu finden glaubte, entdeckt der Apostel Paulus einen Schatz. Das, was einem anderen wie eine Torheit erschien, wurde für ihn zur Weisheit (vgl. 1 Kor 1,17–18) und zum Ruhmestitel. Jeder zieht nämlich den Ruhm aus dem, was ihn in seinen Augen groß macht. Wenn er sich für einen großen Mann hält, weil er reich ist, rühmt er sich seines Besitzes. Wer dagegen seine Größe nur in Jesus Christus erkennt, der sieht seinen Ruhm in Jesus allein. So war es beim Apostel Paulus: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20), sagt er. Deshalb rühmt er sich nur in Christus, und vor allem im Kreuz Christi. In diesem sind nämlich alle Beweggründe zusammengefasst, die man dafür haben kann. Es gibt Leute, die rühmen sich der Freundschaft mit den Großen und Mächtigen. Paulus braucht nur das Kreuz Christi, um darin das eindeutigste Zeichen der Freundschaft Gottes zu entdecken. „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8). Nein, es gibt nichts, was die Liebe Gottes zu uns mehr zum Ausdruck bringt als der Tod Christi. „Oh unschätzbares Zeugnis der Liebe!“, ruft der heilige Gregor aus. „Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin.“

Samstag, 24. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,43b-45.

In jener Zeit staunten alle Leute über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern: Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden. Doch die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte.

Samstag, 24. September : ps 90(89),3-4.5-6.12-13.14.17.

Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“ Denn tausend Jahre sind für dich, wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage. Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Freitag, 23. September : Juliana von Norwich

In meiner Torheit wunderte ich mich darüber, dass Gottes tiefe Weisheit die Sünde nicht gleich am Anfang verhindert hatte; denn wenn er das getan hätte, so schien es mir, wäre alles gut gewesen […] Jesus antwortete mir: „Die Sünde war unvermeidlich, aber alles wird gut ausgehen, alles wird gut ausgehen, alles, was immer es auch ist, wird am Ende gut ausgehen“. In diesem einfachen Wort „Sünde" hat unser Herr meinem Geist alles vorgestellt, was nicht gut ist: die schändliche Verachtung und die überaus schweren Prüfungen, die er für uns während seines Lebens und bei seinem Tod erlitten hat; alle körperlichen und seelischen Leiden und Schmerzen aller seiner Geschöpfe […] Ich betrachtete alle Leiden, die es je gegeben hat oder geben wird, und ich verstand, dass die Passion Christi das größte, das schmerzhafteste aller Leiden war und sie alle übertraf […] Aber die Sünde selbst habe ich nicht gesehen. Ich weiß ja durch den Glauben, dass sie weder Substanz noch irgendeine Seinsweise hat; sie kann nur erkannt werden durch das Leid, das sie verursacht. Ich habe erkannt, dass dieses Leid nur eine bestimmte Zeitlang andauert: Es läutert uns, es bringt uns dazu, uns selbst zu erkennen und um Barmherzigkeit zu flehen. Die Passion unseres Herrn stärkt uns gegen Sünde und Leiden: So ist es sein heiliger Wille. In seiner zärtlichen Liebe zu allen, die gerettet werden, tröstet unser guter Herr sie sogleich auf liebevolle Weise, so als ob er ihnen sagen wollte: „Es stimmt, dass die Sünde die Ursache all dieser Schmerzen ist, aber alles wird gut ausgehen: Alles, was auch immer es ist, wird am Ende gut ausgehen.“ Er sagte diese Worte sehr zärtlich zu mir, ohne den geringsten Vorwurf […] In diesen Worten erkannte ich ein tiefes, wunderbares Geheimnis, das in Gott verborgen ist. Dieses Geheimnis wird er uns im Himmel enthüllen und vollständig bekannt machen. Wenn uns diese Erkenntnis zuteilwird, werden wir in Wahrheit begreifen, warum er es zugelassen hat, dass die Sünde in die Welt kam. Und wenn wir das erkennen, dann werden wir uns auf ewig freuen.

Freitag, 23. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,18-22.

In jener Zeit als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Freitag, 23. September : ps 144(143),1a.2abc.3-4.

Gelobt sei der Herr, der mein Fels ist, Du bist meine Huld und Burg, meine Festung, mein Retter, mein Schild, dem ich vertraue. Herr, was ist der Mensch, dass du dich um ihn kümmerst, des Menschen Kind, dass du es beachtest? Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.

Donnerstag, 22. September : Katechismus der Katholischen Kirche

Da der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen und dazu berufen ist, Gott zu erkennen und zu lieben, entdeckt er auf der Suche nach Gott gewisse „Wege“, um zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Man nennt diese auch „Gottesbeweise“, nicht im Sinn naturwissenschaftlicher Beweise, sondern im Sinn übereinstimmender und überzeugender Argumente, die zu wirklicher Gewissheit gelangen lassen. Diese „Wege“ zu Gott haben die Schöpfung – die materielle Welt und die menschliche Person – zum Ausgangspunkt. Die Welt: Aus der Bewegung und dem Werden, aus der Kontingenz, der Ordnung und der Schönheit der Welt kann man Gott als Ursprung und Ziel des Universums erkennen. Der hl. Paulus behauptet von den Heiden: „Was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm 1,19–20; vgl. Apg 14,15.17; 17,27–28; Weish 13,1–9) […] Der Mensch: Mit seiner Offenheit für die Wahrheit und Schönheit, mit seinem Sinn für das sittlich Gute, mit seiner Freiheit und der Stimme seines Gewissens, mit seinem Verlangen nach Unendlichkeit und Glück fragt der Mensch nach dem Dasein Gottes. In all dem nimmt er Zeichen seiner Geist-Seele wahr. […] seine Seele [kann] ihren Ursprung nur in Gott haben. Die Welt und der Mensch bezeugen, dass sie weder ihre erste Ursache noch ihr letztes Ziel in sich selbst haben, sondern dass sie am ursprungslosen und endlosen Sein schlechthin teilhaben. Auf diesen verschiedenen „Wegen“ kann also der Mensch zur Erkenntnis gelangen, dass eine Wirklichkeit existiert, welche die Erstursache und das Endziel von allem ist, und diese Wirklichkeit „wird von allen Gott genannt“ (Thomas v. A., s. th. 1,2,3). Die Fähigkeiten des Menschen ermöglichen ihm, das Dasein eines persönlichen Gottes zu erkennen. Damit aber der Mensch in eine Beziehung der Vertrautheit mit Gott eintreten könne, wollte dieser sich dem Menschen offenbaren und ihm die Gnade geben, diese Offenbarung im Glauben annehmen zu können. Die Beweise für das Dasein Gottes können indes zum Glauben hinführen und zur Einsicht verhelfen, dass der Glaube der menschlichen Vernunft nicht widerspricht.

Donnerstag, 22. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 9,7-9.

In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

Donnerstag, 22. September : ps 90(89),3-4.5-6.12-13.14.17.

Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“ Denn tausend Jahre sind für dich, wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage. Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Mittwoch, 21. September : Hl. Irenäus von Lyon

Sie zogen nicht eher aus bis an die Grenzen der Erde, allen die frohe Botschaft zu bringen und den himmlischen Frieden den Menschen zu verkünden, als unser Herr von den Toten auferstanden war und sie alle die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hatten, der über sie kam. Dadurch empfingen sie die Fülle von allem und die vollkommene Erkenntnis, und so besitzt auch jeder einzelne von ihnen das Evangelium Gottes. Matthäus verfaßte seine Evangelienschrift bei den Hebräern in hebräischer Sprache, als Petrus und Paulus zu Rom das Evangelium verkündeten und die Kirche gründeten. Nach deren Tode zeichnete Markus, der Schüler und Dolmetscher Petri, dessen Predigt für uns auf. Ähnlich hat Lukas, der Begleiter Pauli, das von diesem verkündete Evangelium in einem Buch niedergelegt. Zuletzt gab Johannes, der Schüler des Herrn, der an seiner Brust ruhte, während seines Aufenthaltes zu Ephesus in Asien das Evangelium heraus. Matthäus verkündet seine menschliche Geburt mit den Worten: „Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams … Und mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich folgendermaßen“ (Mt 1,1.18). Dieses Evangelium hat also die menschliche Gestalt, und in seinem ganzen Verlauf ist der sanfte und demütige Mensch beibehalten worden. […] Der Apostel Matthäus wusste, dass der Gott, welcher dem Abraham die Verheißung gab, dass er seinen Samen „wie die Sterne des Himmels“ machen werde (vgl. Gen 15,5), derselbe sei wie jener, der durch seinen Sohn Jesus Christus uns von der Anbetung der Steine zu seiner Erkenntnis berufen hat, damit „das Nichtvolk zum Volke und die Nichtgeliebte zur Geliebten werde“ (vgl. Röm 9,25).

Mittwoch, 21. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 9,9-13.

In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Mittwoch, 21. September : ps 19(18),2-3.4-5ab.

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.

Dienstag, 20. September : Isaak von Stella

Die Jungfrau Maria nimmt zu Recht den ersten Platz in der Versammlung der Gerechten ein, sie, die den Ersten von allen wirklich geboren hat. Christus ist tatsächlich „der Erstgeborene von vielen Brüdern“ (Röm 8,29). […] Was zu Recht in den göttlich inspirierten Schriften über diese jungfräuliche Mutter, nämlich die Kirche, im Allgemeinen gesagt wird, trifft im Besonderen auf die Jungfrau Maria zu; und was im Besonderen von der jungfräulichen Mutter, die Maria ist, gesagt wird, das wird im Allgemeinen von der jungfräulichen Mutter Kirche verstanden. Wenn ein Text von der einen oder der anderen spricht, kann das Gesagte fast unterschiedslos auf die eine wie auf die andere angewendet werden. Jede gläubige Seele ist auf ihre Weise auch Braut des Wortes Gottes, Mutter, Tochter und Schwester Christi, jungfräulich und fruchtbar zugleich. Die Weisheit Gottes selbst, das Wort des Vaters, bezeichnet gleichzeitig die Kirche im umfassenden Sinn, Maria in einem ganz besonderen Sinn, und jede gläubige Seele im Einzelnen. […] Die Schrift sagt: „Ich fasse Wurzel im Erbbesitz des Herrn“ (vgl. Sir 24,12). Der Erbbesitz des Herrn ist die Kirche im Allgemeinen, Maria im Besonderen, und jede gläubige Seele im Einzelnen. […] Im Schoße Mariens wohnte Christus neun Monate lang, im Glauben der Kirche wird er bis zum Ende dieser Welt wohnen und in der Erkenntnis und Liebe der Seele des Gläubigen bis in alle Ewigkeit.

Dienstag, 20. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 8,19-21.

In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen. Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen. Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Dienstag, 20. September : ps 119(118),1.27.30.34.35.44.

Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, die leben nach der Weisung des Herrn. Lass mich den Weg begreifen, den deine Befehle mir zeigen, dann will ich nachsinnen über deine Wunder. Ich wählte den Weg der Wahrheit; nach deinen Urteilen hab’ ich Verlangen. Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen. Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote! Ich habe an ihm Gefallen. Ich will deiner Weisung beständig folgen, auf immer und ewig.

Dienstag, 20. September : Buch der Sprüche 21,1-6.10-13.

Wie ein Wasserbach ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn; er lenkt es, wohin er will. Jeder meint, sein Verhalten sei richtig, doch der Herr prüft die Herzen. Gerechtigkeit üben und Recht ist dem Herrn lieber als Schlachtopfer. Hoffart der Augen, Übermut des Herzens - die Leuchte der Frevler versagt. Die Pläne des Fleißigen bringen Gewinn, doch der hastige Mensch hat nur Mangel. Wer Schätze erwirbt mit verlogener Zunge, jagt nach dem Wind, er gerät in die Schlingen des Todes. Das Verlangen des Frevlers geht nach dem Bösen, sein Nächster findet bei ihm kein Erbarmen. Muss der Zuchtlose büßen, so wird der Unerfahrene weise, belehrt man den Weisen, so nimmt er Einsicht an. Der Gerechte handelt klug am Haus des Frevlers, wenn er die Frevler ins Unheil stürzt. Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft.

Montag, 19. September : Hl. Johannes Chrysostomus

Nichts ist kälter als ein Christ, der nicht darauf bedacht ist, andere zu retten. In dieser Hinsicht kannst du dich nicht auf deine Armut berufen: Die Witwe, die ihre zwei kleinen Münzen gespendet hat, würde aufstehen, um dich anzuklagen (vgl. Lk 21,2). Auch Petrus, der sagte: „Silber und Gold besitze ich nicht“ (Apg 3,6). Ebenso Paulus, der so arm war, dass er oft Hunger litt und ihm das Nötige zum Leben fehlte (vgl. 1 Kor 4,11). Du kannst auch nicht deine niedere Herkunft vorschützen, denn auch sie kamen aus bescheidenen Verhältnissen. Deine Unwissenheit ist auch keine bessere Entschuldigung, denn auch sie waren ungebildet. […] Du kannst dich auch nicht auf Krankheit berufen, denn auch Timotheus wurde häufig von Krankheiten heimgesucht (vgl. 1 Tim 5,23). […] Ein jeder kann seinem Nächsten nützlich sein, wenn er nur bereit ist, das zu tun, was ihm möglich ist. […] Sag nicht, es sei dir unmöglich, andere [zum Glauben] zurückzuführen; denn wenn du Christ bist, ist es unmöglich, dass so etwas nicht eintritt. Jeder Baum bringt seine Frucht (vgl. Mt 7,17f.), und da es in der Natur keinen Widerspruch gibt, ist das, was wir sagen, ebenfalls wahr, denn es leitet sich von der Natur des Christen selbst ab. […] Es ist leichter für das Licht, zur Finsternis zu werden, als für einen Christen, nicht zu strahlen.

Montag, 19. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 8,16-18.

In jener Zeit sprach Jesus: Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter das Bett, sondern man stellt das Licht auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen. Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht bekannt wird und an den Tag kommt. Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint.

Montag, 19. September : ps 15(14),2-3.4.5.

Der makellos lebt und das Rechte tut, der von Herzen die Wahrheit sagt, der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat, der seinem Nächsten nichts Böses tat und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat. Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet, aber die den Herrn fürchten, hält er in Ehren. Er wird nicht ändern, was er zum eigenen Schaden geschworen hat. Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an. Wer das tut, der wird niemals wanken.

Sonntag, 18. September : Hl. Gregor von Nazianz

Du musst dir darüber im Klaren sein, woher deine Existenz kommt: der Atem, der Verstand und als Kostbarstes die Erkenntnis Gottes; woher deine Hoffnung auf das Himmelreich kommt und die Hoffnung, die Herrlichkeit Gottes zu schauen, von der du jetzt, wie in einem Spiegel, nur rätselhafte Umrisse wahrnimmst, die du dann aber in ihrer ganzen Klarheit und Pracht schauen wirst (vgl. 1 Kor 13,12). Woher kommt es, dass du Kind Gottes und Miterbe Christi (vgl. Röm 8,16–17), ja sogar selbst, wenn ich so sagen darf, ein Gott bist? Woher kommt das alles und durch wen? Oder, um von weniger bedeutsamen Dingen zu sprechen, von Dingen die man sehen kann: Wer hat dir gegeben, die Schönheit des Himmels zu sehen, den Lauf der Sonne, den Zyklus des Mondes, die unzähligen Sterne und in all dem die Harmonie und Ordnung, mit der sie gelenkt werden? […] Wer hat dir den Regen geschenkt, den Ackerbau, die Nahrungsmittel, die Künste, die Gesetze, die Stadt, ein zivilisiertes Leben und vertraute Beziehungen zu deinen Mitmenschen? Ist nicht alles von ihm, der vor allem anderen und als Gegenleistung für all seine Gaben von dir verlangt, dass du die Menschen liebst? […] Wenn nun er, unser Gott und unser Herr, sich nicht schämt, unser Vater genannt zu werden, sollten wir dann unsere Brüder verleugnen? Nein, meine Brüder und Freunde, lasst uns keine unehrlichen Verwalter der uns anvertrauten Güter sein.

Sonntag, 18. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 16,1-13.

In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib «fünfzig». Dann fragte er einen andern: Wieviel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib «achtzig». Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.

Sonntag, 18. September : Erster Brief des Apostels Paulus an Timotheus 2,1-8.

Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde - ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit. Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.

Sonntag, 18. September : ps 113(112),1-2.4-5.6-7.8-9.

Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobt den Namen des Herrn! Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit. Der Herr ist erhaben über alle Völker, seine Herrlichkeit überragt die Himmel. Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, im Himmel und auf Erden? Wer gleicht ihm, der in der Höhe thront, der hinabschaut in die Tiefe, der den Schwachen aus dem Staub emporhebt und den Armen erhöht, der im Schmutz liegt? Er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, bei den Edlen seines Volkes. Die Frau, die kinderlos war, lässt er im Hause wohnen; sie wird Mutter und freut sich an ihren Kindern.

Sonntag, 18. September : Buch Amos 8,4-7.

Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt. Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.

Samstag, 17. September : Hl. Amadeus von Lausanne

Er fiel in die Erde und starb und brachte reiche Frucht (vgl. Joh 12,24). Er ließ sich wie ein Samenkorn fallen, um die Menschheit als Ernte einzubringen. Selig ist der Schoß Marias, in dem solch ein Same Wurzeln geschlagen hat. Selig ist die, zu der gesagt wurde: „Dein Leib ist ein Weizenhügel, mit Lilien umstellt“ (Hld, 7,3). Ist er denn nicht wie ein Weizenhügel, dieser Schoß der Jungfrau, der sich ausdehnte durch das Wirken dessen, der in ihn hineinfiel und in dem die ganze Saat der Erlösten aufgegangen ist? Ja, der Sünde in uns gestorben, werden wir im Taufbrunnen durch das Bad der Wiedergeburt in Christus neu geboren, damit wir in ihm leben, der für alle gestorben ist. Deshalb sagt der Apostel Paulus: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt“ (Gal 3,27). Aus einem einzigen Samenkorn kommen also zahlreiche Ernten, aus dem Samenkorn, das aus dem Schoß der Jungfrau Maria hervorging. Man nennt ihn Weizen-„Hügel“, nicht so sehr wegen der Vielzahl der Erlösten, sondern wegen der Kraft dieses Samens; wegen der Tüchtigkeit des Sämanns mehr als wegen der Vielzahl derer, die geerntet werden. […] Er ist dein Sohn, o Maria! Er ist es, der für dich am dritten Tag von den Toten auferstanden und in deinem Fleisch über alle Himmel aufgefahren ist, um alles zu vollenden. O Selige, so bist du nun im Besitz der Freude! Dir ist zuteil geworden, was du ersehnt hast, die Krone deines Hauptes. […] Freue dich und sei fröhlich, denn er, der deine Herrlichkeit ist, ist auferstanden. Du hast dich gefreut über seine Empfängnis, du warst betrübt in seiner Passion: Jetzt freue dich über seine Auferstehung! Niemand wird dir deine Freude nehmen, denn der auferstandene Christus stirbt nicht mehr, der Tod hat keine Macht mehr über ihn (vgl. Röm 6,9).

Samstag, 17. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 8,4-15.

In jener Zeit als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um Jesus versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeitlang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.

Samstag, 17. September : ps 56(55),10-11.12-13.14.

Dann weichen die Feinde zurück an dem Tag, da ich rufe. Ich habe erkannt: Mir steht Gott zur Seite. Ich preise Gottes Wort, ich preise das Wort des Herrn. Ich vertraue auf Gott und fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun? Ich schulde dir die Erfüllung meiner Gelübde, o Gott; ich will dir Dankopfer weihen. Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Füße bewahrt vor dem Fall. So gehe ich vor Gott meinen Weg im Licht der Lebenden.

Samstag, 17. September : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 15,35-37.42-49.

Brüder! Es könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. So steht es auch in der Schrift: Adam, der Erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der Letzte Adam wurde lebendigmachender Geist. Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. Der Erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der Zweite Mensch stammt vom Himmel. Wie der von der Erde irdisch war, so sind es auch seine Nachfahren. Und wie der vom Himmel himmlisch ist, so sind es auch seine Nachfahren. Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.

Freitag, 16. September : Hl. Johannes Paul II.

Vom Beginn der Sendung Christi an zeigt die Frau ihm und seinem Geheimnis gegenüber eine besondere Empfänglichkeit, die einem Wesensmerkmal ihrer Fraulichkeit entspricht. Ferner muss gesagt werden, dass sich das besonders beim Ostergeheimnis bestätigt, nicht nur unter dem Kreuz, sondern auch am Morgen der Auferstehung. Die Frauen sind als erste am Grab. Sie sind die ersten, die es leer finden. Sie sind die ersten, die vernehmen: „Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (Mt 28,6). Sie sind die ersten, die „seine Füße umfassen“ (vgl. Mt 28,9). Ihnen wird als ersten aufgetragen, den Jüngern diese Wahrheit zu verkünden (vgl. Mt 28,1–10; Lk 24,8–11). Das Johannesevangelium (vgl. auch Mk 16,9) hebt die besondere Rolle der Maria aus Magdala hervor. Sie ist die erste, die dem auferstandenen Christus begegnet. […] Sie wurde darum auch „Apostel der Apostel“ genannt. Maria aus Magdala war früher als die Apostel Augenzeugin des auferstandenen Christus und hat deshalb auch als erste den Aposteln gegenüber von ihm Zeugnis gegeben. Dieses Geschehen stellt gewissermaßen die Krönung all dessen dar, was wir zuvor darüber gesagt haben, dass den Frauen – ebenso wie den Männern – die göttlichen Wahrheiten von Christus anvertraut worden sind. Man kann sagen, dass sich auf diese Weise die Worte des Propheten erfüllt haben: „Danach aber werde ich meinen Geist ausgießen über alle Menschen. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein“ (Joël 3,1). Am fünfzigsten Tag nach der Auferstehung Christi finden diese Worte im Abendmahlssaal von Jerusalem, bei der Herabkunft des Heiligen Geistes, des „Beistandes“, noch einmal ihre Bestätigung (vgl. Apg 2,17). Alles bisher zum Verhalten Christi gegenüber den Frauen Gesagte bestätigt und klärt im Heiligen Geist die Wahrheit über die „Gleichheit“ der beiden – Mann und Frau.

Freitag, 16. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 8,1-3.

In jener Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

Freitag, 16. September : ps 17(16),1-2.6-7.8.15.

Höre, Herr, die gerechte Sache, achte auf mein Flehen, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch! Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; denn deine Augen sehen, was recht ist. Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede! Wunderbar erweise deine Huld! Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen. Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, birg mich im Schatten deiner Flügel. Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.

Mittwoch, 14. September : Hl. Ephräm

Unser Herr wurde vom Tod zertreten, doch im Gegenzug bahnte er einen Weg, der den Tod vernichtete. Er unterwarf sich dem Tod und erduldete ihn freiwillig, um ihn gegen dessen Willen zu zerstören. Denn auf Geheiß des Todes ist unser Herr „hinausgegangen und trug sein Kreuz“ (vgl. Joh 19,17). Dann aber schrie er am Kreuz und entriss die Toten der Unterwelt, obwohl der Tod sich dagegen sträubte. […] Er ist der glorreiche „Sohn des Zimmermanns“ (Mt 13,55), der auf dem Kampfwagen seines Kreuzes über den gefräßigen Schlund des Totenreichs dahinfuhr und das Menschengeschlecht in die Wohnstätte des Lebens versetzte (vgl. Kol 1,13). Das Menschengeschlecht, das durch den Baum des Paradieses in das Reich des Todes gestürzt war, sollte durch den Baum des Kreuzes in die Wohnstätte des Lebens gelangen. Jenem Holz war Bitterkeit eingepfropft worden, diesem jedoch Süßigkeit, damit wir in ihm, der daran den Tod überwand, das Haupt erkennen, dem nichts Geschaffenes widerstehen kann. Ehre sei Dir! Du hast dein Kreuz wie eine Brücke über den Tod gespannt, damit die Menschen darüber vom Land des Todes in das Land des Lebens gelangen. […] Ehre sei Dir! Du hast dich mit dem Leib des sterblichen Adam bekleidet und ihn zur Quelle des Lebens für alle Sterblichen gemacht. Ja, du lebst! Denn deine Peiniger sind mit deinem Leben umgegangen wie Sämänner: Sie haben dein Leben in die Tiefe der Erde gesät, wie man Weizen aussät, damit er selbst auferstehe und viele Körner mit ihm auferstehen lasse (vgl. Joh 12,24). Kommt, machen wir unsere Liebe weit wie ein gewaltiges und allumfassendes Weihrauchfass. Lasst uns mit Lobliedern und Gebeten den überhäufen, der sein Kreuz zu einem Weihrauchfass für die Gottheit gemacht und uns alle durch sein Blut mit Reichtümern in Fülle überschüttet hat.

Mittwoch, 14. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 3,13-17.

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Mittwoch, 14. September : ps 78(77),1-2.34-35.36-37.38ab.39.

Mein Volk, vernimm meine Weisung! Wendet euer Ohr zu den Worten meines Mundes! Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch; ich will die Geheimnisse der Vorzeit verkünden. Wenn er dreinschlug, fragten sie nach Gott, kehrten um und suchten ihn. Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist, Gott, der Höchste, ihr Erlöser. Doch sie täuschten ihn mit falschen Worten, und ihre Zunge belog ihn. Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, sie hielten seinem Bund nicht die Treue. Er aber vergab ihnen voll Erbarmen die Schuld und tilgte sein Volk nicht aus. Denn er dachte daran, dass sie nichts sind als Fleisch, nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt.

Dienstag, 13. September : Hl. Ambrosius

Mag indes das Totenbegräbnis alle Lebenshoffnung rauben, mögen der Verstorbenen Leiber bereits am Grabesrand liegen: auf das Wort Gottes erstehen dennoch die dem Tod verfallenen Leichname von neuem. Die Stimme kehrt wieder, der Sohn wird der Mutter zurückgegeben, vor der Gruft bewahrt, vom Grab errettet. Wer anders ist diese deine Gruft als der schlechte Sittenwandel? Deine Gruft ist die Gottlosigkeit […] Von diesem Grab befreit dich Christus; von dieser Gruft wirst du auferstehen, wenn du Gottes Wort vernimmst. Ist auch die Sünde schwer, dass du mit deinen Bußtränen sie nicht abzuwaschen vermagst, so flehe doch für dich die Mutter, die Kirche, die für jeden wie eine Witwe-Mutter für ihren einzigen Sohn vermittelnd bittet. Wie von einem natürlichen geistigen Schmerz ergriffen empfindet sie Mitleid, wenn sie ihre eigenen Kinder von Todsünden in den Tod gezerrt werden sieht. […] Schmerz möge denn die zärtliche Mutter erfassen, ebenso möge das Volk in Menge sich zu ihr gesellen! Nicht nur in Menge, nein, in großer Menge teile es den Schmerz mit der guten Mutter! Jetzt nun wirst du auf der Totenbahre liegend auferstehen, jetzt vom Grab befreit werden. Deine Leichenträger werden innehalten. Du wirst anfangen, lebendige Worte zu sprechen. Alle wird Furcht überkommen. Denn von dem einen werden viele sich ein Beispiel zur Besserung nehmen. Sie werden ebenfalls Gott loben, der uns so große Heilmittel dargeboten hat, dem Tod zu entrinnen.

Dienstag, 13. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,11-17.

In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.

Dienstag, 13. September : ps 100(99),2-3.4-5.

Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide. Kommt mit Dank durch seine Tore, mit Lobgesang in seine Höfe! Dankt ihm, preist seinen Namen! Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Huld und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Montag, 12. September : Hl. Franziskus von Assisi

Daher bitte ich in der Liebe, die Gott ist, alle meine Brüder, ob sie nun predigen, beten oder arbeiten, sowohl die Kleriker wie die Laien, dass sie danach trachten, sich in allem zu demütigen, sich nicht zu rühmen, weder selbstgefällig zu sein noch innerlich sich zu erheben wegen guter Worte und Werke, überhaupt über gar nichts Gutes, das Gott bisweilen in ihnen und durch sie tut oder spricht und wirkt, gemäß dem Wort des Herrn: „Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister unterworfen sind“ (Lk 10,20). Und wir sollen fest überzeugt sein, dass nur Laster und Sünden zu uns gehören. Und wir müssen uns mehr freuen, wenn wir in mancherlei Versuchungen geraten (vgl. Jak 1,2) und wenn wir in dieser Welt um des ewigen Lebens willen vielerlei Ängste und Trübsale an Seele und Leib ertragen. Darum wollen wir Brüder uns alle hüten vor jeglichem Stolz und eitlem Ruhm. Und wir wollen uns in Acht nehmen vor der Weisheit dieser Welt und vor der Klugheit des Fleisches (vgl. Röm 8,6). Denn der Geist des Fleisches drängt und treibt sehr an, Worte zu machen, wenig aber zum Wirken. Und er sucht nicht die Frömmigkeit und innere Heiligkeit des Geistes, sondern will und ersehnt eine Frömmigkeit und Heiligkeit, die nach außen hin den Menschen auffällt. Und das sind jene, von denen der Herr sagt: „Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen“ (Mt 6,2). Der Geist des Herrn aber will, dass das Fleisch abgetötet und verachtet sei, unbedeutend, unbeachtet und schändlich. Und er strebt nach Demut und Geduld, nach reiner Einfalt und dem wahren Frieden des Geistes. Und über alles ersehnt er stets die Gottesfurcht und die göttliche Weisheit und die göttliche Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Montag, 12. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 7,1-10.

In jener Zeit als Jesus seine Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.

Montag, 12. September : ps 40(39),7-8.9-10.17.

An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist. Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag’ ich im Herzen. Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es. Alle, die dich suchen, frohlocken; sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: Groß ist Gott, der Herr.

Sonntag, 11. September : Hl. Ambrosius

„Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.“ Das ist unser erstes Geständnis, das wir vor dem Schöpfer, dem Herrn der Barmherzigkeit und dem Richter über unsere Schuld, ablegen. Obwohl er alles weiß, wartet Gott darauf, dass wir unser Geständnis aussprechen; denn wer „mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen“ (Röm 10,10). […] So sprach der jüngere Sohn zu sich; doch reden allein genügt nicht, wenn du nicht hingehst zum Vater. Wo soll ich ihn suchen, wo soll ich ihn finden? „Er stand auf“ (vgl. Lk 15,20). Steh also erst einmal auf, der du bis jetzt gesessen und geschlafen hast. Der Apostel Paulus sagt: „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten“ (Eph 5,14). […] Steh also auf und lauf zur Kirche, denn dort ist der Vater, dort ist der Sohn, dort ist der Heilige Geist. Er, der hört, was du im Verborgenen deiner Seele sprichst, kommt dir entgegen. Er sieht dich schon von weitem und eilt herbei. Er schaut in dein Herz; er eilt herbei, damit dich ja niemand mehr aufhält; und er umarmt auch dich. […] Er fällt dir um den Hals, um dich aufzurichten, dich, der du unter der Last der Sünden der Erde zugewandt warst. Er wendet dich wieder dem Himmel zu, damit du dort nach deinem Schöpfer ausschauen kannst. Christus fällt dir um den Hals, um deinen Nacken vom Joch der Knechtschaft zu befreien und dir sein sanftes Joch aufzulegen. […] Er fällt dir um den Hals, wenn er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch“ (Mt 11,28–29). Auf diese Weise umarmt er dich, wenn du dich bekehrst. Und er lässt ein Gewand, einen Ring und Schuhe bringen. Das Gewand ist das Kleid der Weisheit […], die geistliche Bekleidung und das Hochzeitskleid. Der Ring ist nichts anderes als das Siegel eines aufrichtigen Glaubens und der Abdruck der Wahrheit. Und die Schuhe? Sie stehen für die Verkündigung der frohen Botschaft.

Sonntag, 11. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 15,1-32.

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt. Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Sonntag, 11. September : Erster Brief des Apostels Paulus an Timotheus 1,12-17.

Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich ihn früher lästerte, verfolgte und verhöhnte. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. So übergroß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte. Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste. Aber ich habe Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als Erstem seine ganze Langmut beweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.

Sonntag, 11. September : ps 51(50),3-4.12-13.17.19.

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde! Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Herr, öffne mir die Lippen, und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden. Schlachtopfer für Gott ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.

Sonntag, 11. September : Buch Exodus 32,7-11.13-14.

In jenen Tagen sprach der Herr zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben. Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein Kalb aus Metall gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. Sie bringen ihm Schlachtopfer dar und sagen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben. Weiter sprach der Herr zu Mose: Ich habe dieses Volk durchschaut: Ein störrisches Volk ist es. Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt. Dich aber will ich zu einem großen Volk machen. Da versuchte Mose, den Herrn, seinen Gott, zu besänftigen, und sagte: Warum, Herr, ist dein Zorn gegen dein Volk entbrannt? Du hast es doch mit großer Macht und starker Hand aus Ägypten herausgeführt. Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du mit einem Eid bei deinem eigenen Namen zugesichert und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es für immer besitzen. Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.

Samstag, 10. September : Hl. Hilarius

„Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut“ (Ps 127(126),1). „Ihr seid Gottes Tempel und der Geist Gottes wohnt in euch“ (vgl. 1 Kor 3,16). Dieses Haus und dieser Tempel Gottes, der erfüllt ist von den Lehren und Gnaden Gottes, diese Wohnung, die die Heiligkeit des Herzens Gottes in sich birgt, wurde von dem Propheten so bezeugt: „Dein Tempel ist heilig, wunderbar in seiner Gerechtigkeit“ (vgl. Ps 64(65),5–6 Vulg.). Die Heiligkeit, die Gerechtigkeit und die Keuschheit des Menschen sind ein Tempel für Gott. Dieses Haus muss allerdings von Gott erbaut werden. Ein Bauwerk, das durch menschliche Arbeit aufgerichtet wird, hat keinen Bestand; was nach der Weisheit dieser Welt gegründet wird, hält nicht. Unsere eitlen Werke und aufmerksame Sorgfalt sind unnütze Wächter. Man muss anders bauen, anders dieses Haus bewachen. Man darf es nicht auf den Boden, nicht auf fließenden, flüchtigen Sand gründen; sein Fundament muss auf die Propheten und Apostel gegründet werden. Es muss mit lebendigen Steinen errichtet, durch den Eckstein zusammengehalten, durch allmähliches Wachstum zum vollkommenen Menschen und zur Gestalt des Leibes Christi gelangen (vgl. 1 Petr 2,5; Eph 2,20; 4,12–13). Es muss mit dem Glanz und der Schönheit geistlicher Gnadengaben geschmückt werden. Wenn es so von Gott erbaut wird, das heißt nach seiner Lehre, wird es nicht einstürzen. Und dieses Haus wird sich auf viele andere ausdehnen, denn was ein einzelner Glaubender aufbaut, das kommt einem jeden von uns zugute und dient der Verschönerung und dem Aufbau der himmlischen Stadt.

Samstag, 10. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,43-49.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich sage? Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört.

Samstag, 10. September : ps 116(115),12-13.17-18.

Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn. Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen und anrufen den Namen des Herrn. Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen offen vor seinem ganzen Volk.

Freitag, 9. September : Hl. Cyrill von Alexandria

„Der Jünger steht nicht über seinem Meister“. […] Warum richtest du, da doch der Herr nicht richtet? Denn er ist nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten (vgl. Joh 12,47). In diesem Sinne kann das Wort Christi auch bedeuten: „Wenn ich nicht richte, dann richte auch du nicht, der du mein Jünger bist; vielleicht hast du dich schlimmerer Fehler schuldig gemacht als der, den du richtest. Wie groß wird deine Scham sein, wenn du das einmal erkennst!“ Das Gleiche lehrt uns der Herr, wenn er im Gleichnis fragt: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders […]?“ Durch unwiderlegbare Argumente überzeugt er uns davon, dass wir, anstatt über andere richten zu wollen, vielmehr das eigene Herz durchforschen sollen. Dann fordert er uns auf, uns von den zügellosen Begierden, die sich im Herzen eingenistet haben, zu befreien und dazu die Gnade Gottes zu erbitten. Er ist es ja, der die zerbrochene Herzen heilt und uns von den Krankheiten unserer Seele befreit. Denn wenn die Sünden, die auf dir lasten, größer und schwerer sind als die Sünden anderer: Warum machst du ihnen Vorwürfe und kümmerst dich nicht um deine eigenen? Alle, die gottergeben leben wollen, und vor allem diejenigen, die den Auftrag haben, zu lehren, werden notwendigerweise aus diesem Grundsatz Nutzen ziehen. Wenn sie tugendhaft und nüchtern sind und wenn ihre Taten beispielhaft sind für ein Leben nach dem Evangelium, dann werden sie diejenigen, die sich noch nicht entschlossen haben, ebenso zu handeln, mit Milde zurechtweisen.

Freitag, 9. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,39-42.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Freitag, 9. September : ps 84(83),3.4.5-6.12-13a.

Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn. Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, ihm, dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Haus und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König. Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben. Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten. Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. Er schenkt Gnade und Herrlichkeit; der Herr versagt denen, die rechtschaffen sind, keine Gabe. Herr der Heerscharen, wohl dem, der dir vertraut!

Freitag, 9. September : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 9,16-19.22b-27.

Brüder! Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde. Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf mein Recht verzichte. Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben. Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt. Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt; vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde.

Donnerstag, 8. September : Sel. Guerricus von Igny

Heute feiern wir die Geburt der seligen Jungfrau und Mutter; von ihr wurde jener geboren, der das Leben aller ist. Heute ist die Jungfrau geboren, aus der unser aller Heil geboren werden wollte, damit jene, die geboren werden, um zu sterben, zum Leben wiedergeboren werden können. Heute ist unsere neue Mutter geboren, die den Fluch Evas, unserer ersten Mutter, ausgelöscht hat. So erben wir nun durch sie den Segen, wir, die wir durch unsere erste Mutter unter dem alten Fluch geboren worden waren. Ja, sie ist wirklich eine neue Mutter, die ihren gealterten Kindern die Jugend erneuert hat, die uns von der ererbten Krankheit des Alterns geheilt hat sowie von allen anderen Formen des Alterns, die ihre Kinder noch hinzugefügt hatten. Ja, sie ist wirklich eine neue Mutter, sie, die durch ein so neuartiges Wunder Mutter wird und doch Jungfrau bleibt, sie, die den zur Welt bringt, der die Welt erschaffen hat. […] Was für eine wunderbare Neuheit ist doch diese fruchtbare Jungfräulichkeit! Aber noch viel wunderbarer ist die Neuheit der Frucht, die sie zur Welt bringt. […] Du fragst, wie eine Jungfrau den Erlöser zur Welt bringen konnte? So wie die Blüte des Weinstocks ihren Duft verströmt. Lange Zeit vor Marias Geburt hatte der Heilige Geist, der in ihr wohnen sollte, […] in ihrem Namen gesagt: „Wie ein Weinstock trieb ich schöne Ranken, meine Blüten wurden zu prächtiger und reicher Frucht“ (Sir 24,17). […] So wie die Blume nicht beschädigt wird, wenn sie ihren Duft verströmt, so auch Marias Reinheit nicht, als sie den Erlöser zur Welt brachte. […] Und auch du: Wenn du die Vollkommenheit der Keuschheit bewahrst, wird nicht nur „dein Fleisch aufblühen“ (vgl. Ps 27(28),7 Vulg.), sondern eine von Gott ausgehende Heiligkeit, wird dich ganz und gar aufblühen lassen. Dein Blick wird nicht mehr zuchtlos oder fehlgeleitet sein, sondern durch Schamhaftigkeit veredelt […]; deine ganze Person wird mit der Gnade der Reinheit wie mit Blüten geschmückt sein.

Donnerstag, 8. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 1,1-16.18-23.

Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiel, Schealtiel von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.

Donnerstag, 8. September : ps 13(12),6ab.6cd.

Herr, ich baue auf deine Huld, mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken. Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat.

Mittwoch, 7. September : Leo XIII.

Die Besitzlosen aber belehrt die Kirche, dass Armut in den Augen der ewigen Wahrheit nicht die geringste Schande ist, und dass Handarbeit zum Erwerb des Unterhaltes durchaus keine Unehre bereitet. Christus der Herr hat dies durch Tat und Beispiel bekräftigt, er, der um unseretwillen „arm geworden, da er reich war“ (2 Kor 8,9), und der, obwohl Sohn Gottes und Gott selbst, dennoch für den Sohn des Zimmermanns gehalten werden, ja einen großen Teil seines Lebens mit körperlicher Arbeit zubringen wollte. „Ist dies nicht der Zimmermann, der Sohn Mariä?“ (Mk 6,3). Wer dies göttlich hohe Beispiel ernst betrachtet, der wird leichter verstehen, dass die wahre Würde und Größe des Menschen in sittlichen Eigenschaften, das heißt in der Tugend beruht, dass die Tugend aber ein Gut sei, welches allen gleich zugänglich ist, dem Niedersten wie dem Höchsten, dem Reichen wie dem Armen, und dass durchaus nichts anderes als Tugend und Verdienst des Himmels teilhaftig macht. Ja gegen die Hilflosen und Unglücklichen dieser Welt tritt Gottes Liebe gewissermaßen noch mehr an den Tag: Jesus Christus preist die Armen selig (vgl. Mt 5,3); er ladet alle, die mit Mühe und Kummer beladen, liebevoll zu sich, um sie zu trösten (vgl. Mt 11,28); die Niedrigsten und Verfolgten umfasst er mit ganz besonderem Wohlwollen. Diese Wahrheiten sind wahrlich imstande, in den Begüterten. und Hochstehenden jeden Übermut niederzuhalten und in den Armen den Kleinmut aufzurichten; sie müssen den Reichen Entgegenkommen gegen die Armen einflößen und die Armen selbst zur Bescheidenheit stimmen. So wird die soziale Kluft zwischen den beiden Klassen unschwer verringert und hüben und drüben freundliche, versöhnliche Gesinnung geweckt.

Mittwoch, 7. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,20-26.

In jener Zeit richtete Jesus seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Mittwoch, 7. September : ps 45(44),11-12.14-15.16-17.

Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, vergiss dein Volk und dein Vaterhaus! Der König verlangt nach deiner Schönheit; er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm! Die Königstochter ist herrlich geschmückt, ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen. Man geleitet sie in buntgestickten Kleidern zum König, Jungfrauen sind ihr Gefolge, ihre Freundinnen führt man zu dir. Man geleitet sie mit Freude und Jubel, sie ziehen ein in den Palast des Königs. An die Stelle deiner Väter treten einst deine Söhne; du bestellst sie zu Fürsten im ganzen Land.

Mittwoch, 7. September : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 7,25-31.

Brüder! Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn. Ich gebe euch nur einen Rat als einer, den der Herr durch sein Erbarmen vertrauenswürdig gemacht hat. Ich meine, es ist gut wegen der bevorstehenden Not, ja, es ist gut für den Menschen, so zu sein. Bist du an eine Frau gebunden, suche dich nicht zu lösen; bist du ohne Frau, dann suche keine. Heiratest du aber, so sündigst du nicht; und heiratet eine Jungfrau, sündigt auch sie nicht. Freilich werden solche Leute irdischen Nöten nicht entgehen; ich aber möchte sie euch ersparen. Denn ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine, wer weint, als weine er nicht, wer sich freut, als freue er sich nicht, wer kauft, als würde er nicht Eigentümer, wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht; denn die Gestalt dieser Welt vergeht.

Dienstag, 6. September : Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Die einzelne Menschenseele ein Tempel Gottes – das eröffnet uns einen ganz neuen großen Ausblick. Das Gebetsleben Jesu sollte der Schlüssel zum Verständnis des Gebetes der Kirche sein. Wir sahen: Christus hat an dem öffentlichen und verordneten Gottesdienst seines Volkes (d. h. an dem, was man als „Liturgie“ zu bezeichnen pflegt) teilgenommen […] eben damit hat er die Liturgie des Alten Bundes in die des Neuen Bundes übergeführt. Aber Jesus hat nicht nur am öffentlichen und verordneten Gottesdienst teilgenommen. Vielleicht noch häufiger als davon berichten die Evangelien von einsamem Gebet in der Stille der Nacht, auf freier Bergeshöhe, in der menschenfernen Wüste. Vierzig Tage und Nächte des Gebets gingen der öffentlichen Wirksamkeit Jesu, voraus. Ehe er seine zwölf Apostel auswählte und entsandte, zog er sich zum Gebet in die Bergeseinsamkeit zurück. Durch seine Ölbergstunde bereitete er sich auf den Gang nach Golgotha vor. Was er in dieser schwersten Stunde seines Lebens zum Vater emporrief, ist uns in einigen kurzen Worten offenbart worden. Worte, die uns als Leitsterne gegeben sind für unsere Ölbergstunden. „Vater, wenn du willst, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Sie sind wie ein Blitz, der für einen Augenblick das innerste Seelenleben Jesu vor uns aufleuchten lässt, das unergründliche Geheimnis seines gottmenschlichen Seins und seiner Zwiesprache mit dem Vater. Sicherlich war diese Zwiesprache eine lebenslange, niemals unterbrochene.

Dienstag, 6. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,12-19.

In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Dienstag, 6. September : ps 149(148),1-2.3-4.5-6a.9b.

Singet dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen. Israel soll sich über seinen Schöpfer freuen, die Kinder Zions über ihren König jauchzen. Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, ihm spielen auf Pauken und Harfen. Der Herr hat an seinem Volk Gefallen, die Gebeugten krönt er mit Sieg. In festlichem Glanz sollen die Frommen frohlocken, auf ihren Lagern jauchzen: Loblieder auf Gott in ihrem Mund, herrlich ist das für all seine Frommen.

Montag, 5. September : Hl. Cäsarius von Arles

Der Herr wird zu denen, die seine Barmherzigkeit missachtet haben, sagen: „Mensch, ich habe dich mit meinen Händen aus Schlamm geformt, ich habe deinem Erdenleib den Geist eingehaucht, ich habe dir unser Bild und Gleichnis verliehen und dir einen Platz inmitten der Wonnen des Paradieses gegeben. Du aber hast die Gebote des Lebens missachtet und bist lieber dem Verführer als dem Herrn gefolgt.“ […] „Später dann, als du aus dem Paradies vertrieben und durch die Sünde in den Fesseln des Todes gefangen warst, bin ich, von Erbarmen bewegt, in einen jungfräulichen Schoß eingetreten, ohne seine Jungfräulichkeit zu verletzen, um in die Welt zu kommen. Ich wurde in eine Krippe gelegt und in Windeln gewickelt; ich ertrug die Unannehmlichkeiten der Kindheit und die menschlichen Leiden, durch die ich dir ähnlich wurde, in der alleinigen Absicht, dich mir ähnlich zu machen. Ich ertrug die Schläge und den Speichel derer, die mich verhöhnten, und trank den Essig mit Galle. Mit Geißeln geschlagen, mit Dornen gekrönt, ans Kreuz geschlagen, von der Lanze durchbohrt, habe ich unter Qualen meine Seele hingegeben, um dich dem Tod zu entreißen. Sieh an die Male der Nägel, an denen ich hing; siehe meine durchbohrte Seite. Ich habe deine Leiden auf mich genommen, um dir meine Herrlichkeit zu geben. Ich habe deinen Tod auf mich genommen, damit du in Ewigkeit lebst. Ich habe im Grab gelegen, damit du im Himmel herrschest.“ „Warum hast du verscherzt, was ich für dich gelitten habe? Warum hast du die Gnade deiner Erlösung ausgeschlagen? […] Gib mir dein Leben zurück, für das ich das Meine hingegeben habe; gib mir dein Leben zurück, das du unaufhörlich durch deine Sünden verletzt und zerstörst.“

Montag, 5. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,6-11.

An einem anderen Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Dort saß ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er aber wusste, was sie im Sinn hatten, und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Der Mann stand auf und trat vor. Dann sagte Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen? Und er sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er tat es, und seine Hand war wieder gesund. Da wurden sie von sinnloser Wut erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Montag, 5. September : ps 5,5-6.7-8a.12.

Denn du bist kein Gott, dem das Unrecht gefällt; der Frevler darf nicht bei dir weilen. Wer sich brüstet, besteht nicht vor deinen Augen; denn dein Hass trifft alle, die Böses tun. Du lässt die Lügner zugrunde gehen, Mörder und Betrüger sind dem Herrn ein Gräuel. Ich aber darf dein Haus betreten dank deiner großen Güte. Doch alle sollen sich freuen, die auf dich vertrauen, und sollen immerfort jubeln. Beschütze alle, die deinen Namen lieben, damit sie dich rühmen.

Sonntag, 4. September : Philoxenus von Mabbug

Höre auf die Stimme Gottes, die dich antreibt, aus dir herauszugehen, um Christus zu folgen, […] und du wirst ein vollkommener Jünger sein: „Wer nicht auf alles verzichtet, der kann nicht mein Jünger sein.“ Was kannst du dazu sagen? Was darauf antworten? All dein Zögern und deine Fragen verblassen vor diesem einen Wort. […] Und Christus sagt an anderer Stelle: „Wer aber sein Leben […] geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. […] Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren“ (Joh 12,25ff.). Auch sagte er zu seinen Jüngern: „Steht auf, wir wollen weggehen von hier“ (Joh 14,31). Mit diesen Worten zeigte er, dass weder sein Platz, noch der seiner Jünger hier auf Erden ist. Herr, wohin sollen wir denn gehen? „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein“ (Joh 12,26). Wenn Jesus uns zuruft: „Steht auf, wir wollen weggehen von hier“ (Joh 14,31), wer wird dann so töricht sein, bei den Leichen in ihren Gräbern bleiben und weiter unter den Toten hausen zu wollen? Jedes Mal also, wenn die Welt dich zurückhalten will, erinnere dich an das Wort Christi: „Steht auf, wir wollen weggehen von hier.“ […] Immer, wenn du dich niederlassen und häuslich einrichten willst, wenn du Gefallen daran findest, dort zu verweilen, wo du bist, dann erinnere dich an diese drängende Stimme und sag zu dir: „Steh auf, wir wollen weggehen von hier.“ Denn gehen musst du auf jeden Fall. Aber geh, wie Jesus gegangen ist: Geh, weil er es dir gesagt hat, und nicht, weil die Naturgesetze es dir gegen deinen Willen auferlegen. Ob du willst oder nicht, du bist auf dem Weg derer, die fortgehen. Geh also aufgrund der Worte deines Meisters, und nicht bloß unter dem Zwang der Naturnotwendigkeit. „Steht auf, wir wollen weggehen von hier.“ Diese Stimme weckt die Schlummernden; sie ist die Trompete, die durch ihren Schall den Schlaf der Trägheit vertreibt. Sie ist eine Kraft, nicht nur ein Wort: Plötzlich bekleidet sie den, der sie hört, mit neuer Kraft und treibt ihn in Windeseile von einer Sache zur anderen. […] „Steht auf, wir wollen weggehen von hier“: Siehe, er wird mit dir gehen. Warum zögerst du? […] Gott ruft dich, mit ihm zusammen zu gehen.

Sonntag, 4. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 14,25-33.

In jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Sonntag, 4. September : Brief des Paulus an Philemon 1,9b-10.12-17.

Lieber Bruder! Ich, Paulus, ein alter Mann, der jetzt für Christus Jesus im Kerker liegt, ich bitte dich für mein Kind Onesimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin. Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein eigenes Herz. Ich würde ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient, solange ich um des Evangeliums willen im Gefängnis bin. Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein. Denn vielleicht wurde er nur deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhälst, nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wieviel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn. Wenn du dich mir verbunden fühlst, dann nimm ihn also auf wie mich selbst!

Sonntag, 4. September : ps 90(89),3-4.5-6.12-13.14.17.

Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“ Denn tausend Jahre sind für dich, wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage. Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Samstag, 3. September : Katechismus der Katholischen Kirche

„Aus apostolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag Christi zurückführt, feiert die Kirche Christi das Pascha-Mysterium jeweils am achten Tage, der deshalb mit Recht Tag des Herrn oder Herrentag genannt wird“ (SC 106). Der Tag der Auferstehung des Herrn ist zugleich der „erste Tag der Woche“, das Gedenken an den ersten Schöpfungstag, und der „achte Tag“, an dem Christus nach seiner „Ruhe“ des großen Sabbats den Tag anbrechen lässt, „den der Herr gemacht“, den „Tag, der keinen Abend kennt“ (Byzantinische Liturgie). Das „Mahl des Herrn“ ist sein Zentrum, denn da begegnet die ganze Gemeinschaft der Gläubigen dem auferstandenen Herrn, der sie zu seinem Festmahl einlädt (vgl. Joh 21,12; Lk 24,30). „Der Tag des Herrn, der Tag der Auferstehung, der Tag der Christen, ist unser Tag. Er wird Tag des Herrn genannt, denn an diesem Tag ist der Herr als Sieger zum Vater aufgestiegen. Wenn die Heiden ihn Tag der Sonne nennen, bekennen auch wir das gerne, denn heute ist das Licht der Welt aufgegangen, heute ist die Sonne der Gerechtigkeit erschienen, deren Strahlen das Heil bringen“ (Hieronymus, pasch.). Der Sonntag ist der Tag schlechthin, an dem die Gläubigen zur liturgischen Versammlung zusammenkommen, „um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen, der sie ‚wiedergeboren hat zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (SC 106). „Wenn wir, o Christus, über die Wunder nachsinnen, die an diesem Sonntag deiner heiligen Auferstehung sich ereigneten, sagen wir: Gesegnet ist der Sonntag, denn an ihm geschah der Beginn der Schöpfung …‚ das Heil der Welt die Erneuerung des Menschengeschlechts … An ihm freuten sich der Himmel und die Erde und wurde das ganze Weltall von Licht erfüllt. Gesegnet ist der Sonntag, denn an ihm wurden die Pforten des Paradieses geöffnet, damit Adam und alle Verbannten ohne Bangen in es eintreten“ (Fanqîth, Syrisches Offizium von Antiochien, Band 6, Sommerteil, 5. 193b).

Samstag, 3. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 6,1-5.

Als Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, rissen seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten einige Pharisäer: Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat verboten! Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote nahm, die nur die Priester essen dürfen, und wie er sie aß und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Samstag, 3. September : ps 145(144),17-18.14.19.20-21.

Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinen Werken. Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, allen, die zu ihm aufrichtig rufen. Der HERR stützt alle, die fallen, er richtet alle auf, die gebeugt sind. Die Wünsche derer, die ihn fürchten, erfüllt er, er hört ihr Schreien und rettet sie. Alle, die ihn lieben, behütet der Herr, doch alle Frevler vernichtet er. Mein Mund verkünde das Lob des Herrn. Alles, was lebt, preise seinen heiligen Namen immer und ewig!

Samstag, 3. September : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 4,6b-15.

Brüder, damit ihr an uns lernt, dass der Grundsatz gilt: «Nicht über das hinaus, was in der Schrift steht», dass also keiner zugunsten des einen und zum Nachteil des andern sich wichtig machen darf. Denn wer räumt dir einen Vorrang ein? Und was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? Ihr seid schon satt, ihr seid schon reich geworden, ohne uns seid ihr zur Herrschaft gelangt. Wäret ihr doch nur zur Herrschaft gelangt! Dann könnten auch wir mit euch zusammen herrschen. Ich glaube nämlich, Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt, wie Todgeweihte; denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen. Wir stehen als Toren da um Christi willen, ihr dagegen seid kluge Leute in Christus. Wir sind schwach, ihr seid stark; ihr seid angesehen, wir sind verachtet. Bis zur Stunde hungern und dürsten wir, gehen in Lumpen, werden mit Fäusten geschlagen und sind heimatlos. Wir plagen uns ab und arbeiten mit eigenen Händen; wir werden beschimpft und segnen; wir werden verfolgt und halten stand; wir werden geschmäht und trösten. Wir sind sozusagen der Abschaum der Welt geworden, verstoßen von allen bis heute. Nicht um euch bloßzustellen, schreibe ich das, sondern um euch als meine geliebten Kinder zu ermahnen. Hättet ihr nämlich auch ungezählte Erzieher in Christus, so doch nicht viele Väter. Denn in Christus Jesus bin ich durch das Evangelium euer Vater geworden.

Freitag, 2. September : Hl. Bernhard von Clairvaux

Von allen Regungen, Empfindungen und Neigungen der Seele ist es die Liebe allein, die dem Geschöpf ermöglicht, seinem Schöpfer zu antworten, wenn auch nicht von gleich zu gleich, so doch wenigstens von ähnlich zu ähnlich. […] Die Liebe des Bräutigams, oder vielmehr der Bräutigam, der die Liebe ist, verlangt nur gegenseitige Liebe und Treue. Es muss also der Braut möglich sein, die Liebe zu erwidern. Wie sollte sie auch nicht lieben, da sie doch Braut ist und zwar die Braut der Liebe? Wie sollte die Liebe nicht geliebt werden? Die Braut hat also recht, wenn sie auf jede andere Zuneigung verzichtet, um sich ganz der einen Liebe hinzugeben, da es doch ihre Bestimmung ist, die Liebe mit Gegenliebe zu erwidern. Doch selbst wenn die Braut ganz und gar in Liebe zerflösse – was wäre das im Vergleich zu dem Strom der ewigen Liebe, der aus der Quelle selbst entspringt. Die Flut entströmt nicht in gleicher Fülle der Liebenden wie der Liebe, der Seele wie dem Wort, der Braut wie dem Bräutigam, dem Geschöpf wie dem Schöpfer. Die Fülle, die der Quelle entströmt, ist eine andere als die, mit der jemand kommt, um zu trinken. […] Sollte dann also das Seufzen der Braut, ihre Liebesglut, ihre vertrauensvolle Erwartung – sollte das alles vergeblich sein, weil sie sich im Wettlauf nicht messen kann mit dem Helden (vgl. Ps 19(18),6), nicht an Süße mit dem Honig, an Sanftheit mit dem Lamm, an Reinheit mit der Lilie, an Helligkeit mit der Sonne und in der Liebe mit dem, der die Liebe ist? – Nein! Denn wenn es auch wahr ist, dass das Geschöpf in dem Maße, in dem es dem Schöpfer unterlegen ist, weniger liebt als dieser, so kann es ihn doch mit seinem ganzen Sein lieben, und wo etwas ganz ist, fehlt nichts. […] Das ist die reine und selbstlose Liebe, die zarteste Liebe, ebenso friedlich wie aufrichtig, gegenseitig, innig, stark; eine Liebe, die die beiden Liebenden nicht in einem Fleisch, sondern in einem Geist vereinigt, so dass sie nicht mehr zwei sondern eins sind, gemäß dem Pauluswort: „Wer sich […] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17).

Freitag, 2. September : Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 5,33-39.

In jener Zeit sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.

Freitag, 2. September : ps 37(36),3-4.18-19.27.28ab.39-40ab.

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre Treue! Freu dich innig am Herrn! Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Der Herr kennt die Tage der Bewährten, ihr Erbe hat ewig Bestand. In bösen Zeiten werden sie nicht zuschanden, sie werden satt in den Tagen des Hungers. Meide das Böse und tu das Gute, so bleibst du wohnen für immer. Denn der Herr liebt das Recht und verlässt seine Frommen nicht. Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn, er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not. Der Herr hilft ihnen und rettet sie, er rettet sie vor den Frevlern.

Freitag, 2. September : Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 4,1-5.

Brüder! Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes. Von Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich treu erweisen. Mir macht es allerdings nichts aus, wenn ihr oder ein menschliches Gericht mich zur Verantwortung zieht; ich urteile auch nicht über mich selbst. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, doch bin ich dadurch noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der mich zur Rechenschaft zieht. Richtet also nicht vor der Zeit; wartet, bis der Herr kommt, der das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird. Dann wird jeder sein Lob von Gott erhalten.

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