MEDITATIO

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Hl. Ambrosius

Was Wunder auch, wenn der Herr in dieser Welt nur dann erscheint, wenn er will? Selbst bei der Auferstehung ist ein Gottschauen nur denen möglich, die reinen Herzens sind: darum „selig, die reinen Herzens sind; denn sie nur werden Gott schauen“ (vgl. Mt 5,8). Wie viele hatte der ....

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Hl. Hilarius

Wie lautet der „Klang des Lobes“, den man hören lassen soll? Doch sicher so: „Er hat meiner Seele Leben gegeben“ (vgl. Ps 65(66),8–9 Vulg.). Denn er hat der Predigt der Apostel und dem Bekenntnis der Märtyrer Festigkeit und Ausdauer im Bekenntnis des Glaubens verliehen, und die K....

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Hl. Augustinus

Er, die Frucht einer einzigen, heiligen Jungfrau, ist der Ruhm und die Ehre aller anderen heiligen Jungfrauen; denn sie selbst sind, wie Maria, Mütter Christi, wenn sie den Willen seines Vaters tun. Die Ehre und das Glück Mariens, die Mutter Jesu Christi zu sein, leuchten vor all....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu“. Mit diesen Worten fordert Jesus seine Jünger auf, ein untadeliges Leben zu führen, und rät ihnen, ständig über sich selbst zu wachen, da sie, wie Wettkämpfer in der Arena, zum Schauspiel für die ganze Welt geworden se....

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Hl. Ephräm

Diese Menschen waren bereit zu arbeiten, aber „niemand hatte sie angeworben“ (vgl. Mt 20,7); sie waren fleißig, aber untätig, aus Mangel an Arbeit und einem Arbeitgeber. Dann kam jemand und warb sie an, ein Wort setzte sie in Bewegung, und in ihrem Eifer vergaßen sie, vorher den ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gewächs hindern und den Reichtum....

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Hl. Johannes Paul II.

In der Geschichte der Kirche gab es seit den frühesten Zeiten – neben den Männern – zahlreiche Frauen, in denen die Antwort der Braut auf die erlösende Liebe des Bräutigams ihre volle Ausdruckskraft erlangte. Als erste sehen wir jene Frauen, die Christus persönlich begegnet und i....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Weshalb hat Jesus Matthäus nicht zugleich mit Petrus und Johannes und den übrigen Aposteln berufen? Weil die Berufung der Apostel immer erst dann erfolgte, wenn der Herr wusste, sie würden seinem Ruf auch wirklich Folge leisten. So rief er auch Matthäus erst dann, als er ihn bere....

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Hl. Gregor der Große

„Ich werde auch nicht einen Weisen unter euch finden“ (vgl. Ijob 17,10 Vulg). Warum sollte man denn einerseits zur Weisheit aufrufen und andererseits wünschen, keinen (unter Ijobs Freunden) als weise zu befinden, wenn nicht deshalb, weil Menschen, die von der Selbstherrlichkeit i....

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Hl. Augustinus

Im Evangelium begegnen uns drei Tote, die vom Herrn sichtbar zum Leben auferweckt wurden, Tausende jedoch unsichtbar. […] Die Tochter des Synagogenvorstehers (vgl. Mk 5,22f.), der Sohn der Witwe von Naïm (vgl. Lk 7,11–15) und Lazarus (vgl. Joh 11) […] stellen symbolisch drei Arte....

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Basileios von Seleukia

„Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Auch wenn er ein Sklave ist, so ist doch der, den dieses Übel heimsucht, ein Mensch. Schau nicht auf die Niedrigkeit des Sklaven, sondern vielmehr auf die Größe des Übels“; so in etwa sprach der heidnische Hauptma....

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Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche muss es daher in jedem geschichtlichen Zeitalter, aber besonders in unserem als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden und ins Leben hineinzutragen. Dieses Geheimnis ist nicht nur für die Ki....

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Hl. Augustinus

Brüder, der heilige Apostel Jakobus wendet sich an eifrige Hörer des Wortes Gottes, wenn er spricht: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak 1,22). Nicht den Urheber des Wortes würdet ihr täuschen, nicht den, der es euch verkündigt....

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Hl. Amadeus von Lausanne

Es gibt zwei Arten von Martyrium: das offenkundige und das geheime; das sichtbare und das verborgene; das eine im Fleisch, das andere im Herzen. […] Das Martyrium des Herzens übertrifft die Qualen des Fleisches. So hat auch die glorreiche Jungfrau in dieser Art von Leiden triu....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Er ist für unsere Sünden wahrhaft gekreuzigt worden. Willst du es leugnen, so belehrt dich der Ort, den du siehst, dieser hl. Golgatha, auf dem wir jetzt um dessentwillen versammelt sind, der auf ihm gekreuzigt worden war. Mit dem Kreuzesholze ist nunmehr fast der ganze Erdkreis ....

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Symeon der Neue Theologe

Weh denen, die ihren Reichtum horten! Weh denen, die ihre Ehre von den Menschen empfangen wollen! Weh denen, die sich bei den Reichen einschleichen, anstatt Ehre und Reichtum von Gott zu ersehnen, danach zu verlangen, mit ihm vereint zu sein und nichts anderes, denn nichtig ....

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Kardinal Karol Wojtyla

Das Gebet Christi in Getsemani ist die Begegnung des menschlichen Willens Jesu Christi mit dem ewigen göttlichen Willen. […] Der Sohn wurde Mensch, damit diese Begegnung seines menschlichen Willens mit dem Willen des Vaters stattfinden konnte. Er wurde Mensch, damit diese Begegnu....

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Hl. Charles de Foucauld

Jesus: „Erinnert euch an den Mut, mit dem ich sogar inmitten meiner Feinde, während sie meinen Tod planten, die Lehre der Wahrheit mit lauter Stimme ihnen ins Gesicht verkündete, und zwar genau diese Wahrheiten, von denen ich wusste, dass sie ihnen am meisten verhasst und unerträ....

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Hl. Ignatius von Antiochien

Richtet euer ganzes Verhalten nach dem Verhalten Gottes aus: Achtet einander und betrachtet euren Nächsten nicht mit den Augen des Fleisches, sondern bewahrt untereinander beständige Nächstenliebe in Christus Jesus. Duldet unter euch keinerlei Spaltung, vielmehr soll eure Einh....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Das dritte Gebot des Dekalogs betont die Heiligkeit des Sabbat. „Der siebte Tag ist Sabbat, Ruhetag, heilig für den Herrn“ (Ex 31,15). Die Heilige Schrift gedenkt in diesem Zusammenhang der Schöpfungstat: „In sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, wa....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

„Der Name der Jungfrau“, sagt der Evangelist, „war Maria“ (Lk 1,27). […] Er heißt übersetzt: Stern des Meeres und eignet sich sehr wohl für die Jungfrau-Mutter. Sehr zutreffend nämlich ist sie einem Stern vergleichbar. Wie der Stern ohne Einbuße seiner selbst seinen Strahl aussen....

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Hl. Ambrosius

„Fahr hinaus [wo der See tief ist]“, das heißt in die offene See der Auseinandersetzungen. Gibt es eine Tiefe, die vergleichbar ist mit der „Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis des Sohnes Gottes“ (vgl. Röm 11,33), der Verkündigung seiner göttlichen Sohnschaft? […....

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Hl. Eucherius

Können wir nicht mit Fug und Recht sagen, dass die Wüste der grenzenlose Tempel Gottes ist? Denn wer in der Stille wohnt, der muss sich doch gewiss an abgelegenen Orten erfreuen. Dort hat sich Gott oft seinen Heiligen offenbart; im Schutze der Einsamkeit hat er sich herabgelassen....

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Diadochos von Photike

Die Taufe, dieses Bad der Heiligkeit, wäscht zwar den Schmutz unserer Sünde ab, hebt aber die Zwiespältigkeit unseres Wollens nicht auf und hindert die bösen Geister nicht daran, gegen uns anzukämpfen und uns weiterhin zu täuschen. […] Die Gnade Gottes aber hat ihren Sitz in der ....

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Faustinus von Rom

Unser Retter ist in seiner Menschwerdung wirklich Christus oder Messias geworden und bleibt auf ewig wahrer König und wahrer Priester. Er selbst ist sowohl das eine als auch das andere, denn der Erlöser darf in keiner Weise geschmälert werden. Hört, wie er sagt, dass er zum König....

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Hl. Katharina von Siena

Heiligster und seligster Vater in Christus, dem sanftmütigen Jesus, Euer unwürdiges und armseliges Töchterlein Katharina ermutigt Euch im kostbaren Blut Jesu mit dem Wunsch, Euch ohne jede sklavische Furcht zu sehen. Denn wer furchtsam ist, der verliert alle Kraft heiliger Vorsät....

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Symeon der Neue Theologe

Was kann das Geschöpf ohne seinen Schöpfer wissen? Darüber, was es an Erkenntnis empfangen hat, wird es Rechenschaft ablegen müssen, und zwar über sein Tun und Lassen, nach Gerechtigkeit und Recht. Ob Hacke, Sense, Sichel oder Säge, Axt, Stock, Lanze, Dolch, Bogen, Speer oder son....

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Hl. Ambrosius

Niemand soll sich dessen, was er tut, rühmen, da wir dem Herrn unseren Dienst in schlichter Gerechtigkeit schulden […] Wir müssen, so lange wir leben, stets für unseren Herrn arbeiten. Erkenne also an, dass du ein Diener bist, der zu vielen Diensten verpflichtet ist. Plustere dic....

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Didachè

Wenn ihr aber gesättigt seid, dankt so: Wir danken Dir, Heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei d....

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Hl. Gregor von Nyssa

Ein hohes Gut für das menschliche Leben ist die Gesundheit des Körpers. Doch das Beseligende liegt nicht darin, dass man weiß, was Gesundheit ist, sondern dass man sich im Leben derselben erfreut. […] so drängt sich uns die Einsicht auf, dass der Herr [Jesus] nicht jene seligprei....

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Hl. Maximus von Turin

Ich weiß nicht, welcher ehrenvollen Auszeichnung des heiligen, seligen Johannes des Täufers, dessen Fest wir heute feiern, ich den Vorzug geben soll: seiner wundersamen Geburt oder seinem noch wundersameren Tod. Seine Geburt brachte eine Prophezeiung mit sich (vgl. Lk 1,76f.), se....

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Der sogenannte Barnabasbrief

Es gibt zwei Wege der Lehre und der Macht, nämlich den des Lichtes und den der Finsternis Der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß. Auf dem einen sind nämlich aufgestellt lichttragende Engel Gottes, auf dem anderen aber Engel des Teufels. […] Der Weg des Lichtes....

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Hl. Paul VI.

Ich muss seinen Namen bezeugen: Jesus ist „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (vgl. Mt 16,16). Er offenbart den unsichtbaren Gott, er ist der „Erstgeborene der ganzen Schöpfung, in ihm hat alles Bestand“ (Kol 1,15.17). Er ist der Lehrer der Menschheit und ihr Erlöser. Er w....

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Isaak der Syrer 

Die Demut ist eine geheime Kraft, die die Heiligen empfangen, wenn sie die ganze mühevolle Übung ihres Lebens gut durchlaufen haben. Diese Kraft wird nämlich nur denen gegeben, die die Tugend durch die Kraft der Gnade zur Vollendung bringen. […] Es ist die gleiche Kraft, die die ....

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Sel. Columba Marmion

Die Liebe ist letztlich der Maßstab für den Wert all unserer Handlungen, selbst der gewöhnlichsten. So bezeichnet der hl. Benedikt die Gottesliebe als allererstes „Werkzeug“: „Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“. Ebenso sag....

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Hl. Petrus Damiani

Der Ruhm aller Apostel ist so untrennbar miteinander verbunden, durch so viele Gnaden zusammengeschweißt, dass uns am Fest eines von ihnen die gemeinsame Größe aller vor unser geistiges Auge tritt. Sie teilen sich in der Tat die gleiche Autorität als oberste Richter, haben den gl....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Somit ist in jeder Hinsicht klar, dass das Gleichnis erzählt wurde, sowohl für jene, welche in früher Jugend, als auch für jene, welche im hohen Alter und spät erst sich der Tugend zuwenden; für jene, damit sie nicht etwa voll Hochmut die verachten, welche um die elfte Stunde kom....

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Hl. Antonius von Padua

„Wir haben alles verlassen“ (Mt 19,27). – Was meint er mit „alles“? Die äußeren und die inneren Dinge; das, was wir besaßen und sogar den Willen, etwas zu besitzen; so ist uns absolut nichts geblieben. […] Deinetwegen haben wir alles verlassen und sind arm geworden. Doch weil du ....

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Hl. Klara von Assisi

Ich sage Dank dem Spender der Gnade, von dem, wie unser Glaube sagt, jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk fließt, weil er Dich in solchem Maß mit den Tugendzeichen geziert und Dir die Auszeichnung solcher Vollkommenheit verliehen hat, dass Du als liebende Nachahmerin des....

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Hl. Beda Venerabilis

Das Evangelium stellt uns den großen Glauben, die Geduld, die Ausdauer und die Demut der Kanaanäerin vor Augen. […] Diese Frau war mit einer wahrhaft seltenen Geduld ausgestattet. Auf ihre erste Bitte hin antwortet der Herr mit keinem Wort. Trotzdem hört sie nicht einen Augenblic....

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Salvianus von Marseille

Gott selbst nämlich ist die Quelle und der Ursprung von allem; und weil wir in ihm, wie geschrieben steht, leben und uns bewegen und sind (vgl. Apg 17,28), haben wir von ihm auch jegliche Liebe empfangen, mit der wir unsere Kinder lieben. Denn die ganze Welt und das ganze Mensche....

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Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Die Zölibatären sind ein winziger Teil der Menschheit, der zugunsten der gesamten Menschheit auf das Selbstverständlichste verzichtet, um sich von Gott ergreifen zu lassen, und zwar ungeteilt, denn „der Verheiratete ist geteilt“ (vgl. 1 Kor 7,33), sagt der heilige Paulus. Und wen....

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Hl. Leo der Große

Der Herr hat gesagt: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Daher ist es keinem Christen erlaubt, irgendjemanden zu hassen: Niemand kann gerettet werden, außer durch die Vergebung der Sünden, und was diejenigen betrifft, die von der Weisheit di....

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Hl. Ignatius von Antiochien

Richtet euer ganzes Verhalten nach dem Verhalten Gottes aus: Achtet einander und betrachtet euren Nächsten nicht mit den Augen des Fleisches, sondern bewahrt untereinander beständige Nächstenliebe in Christus Jesus. Duldet unter euch keinerlei Spaltung, vielmehr soll eure Einh....

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Hl. Amadeus von Lausanne

Lasst uns durch eifrige Huldigung die Königin des Himmels ehren, die Mutter des Lebens, die Quelle der Barmherzigkeit, die von Wonne überströmt und sich auf ihren Geliebten stützt, und preisen wir sie, wie unzulänglich unser Lob auch sein mag. […] Über alle Bäume des Paradiese....

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Hl. Ambrosius

Welcher Mensch könnte sich durch sein eigenes Blut erlösen, hat doch Christus sein Blut vergossen zur Erlösung aller? Gibt es einen einzigen Menschen, dessen Blut mit dem Blut Christi gleichgesetzt werden kann […], der – und nur er allein – durch sein Blut die Welt mit Gott versö....

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Hl. Charles de Foucauld

Wie gut bist, du, mein Gott, dass du uns so oft zusprichst: „Ruft mich um Hilfe an; ich werde zu euch kommen! Ruft mich an, ich werde euch erhören!“ […] Rufen wir Gott in der Versuchung um Hilfe an! Versuchen wir nicht, in der Versuchung und in den Schwierigkeiten nur mit unse....

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Hl. Katharina von Siena

Unser lieber Erlöser hat gesagt: „Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort!, und er wird wegrücken“ (Mt 17,20). Ja mein geliebter Vater, ich glaube, dass dies die Wahrheit ist; denn wenn die gläubige ....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

„Ihr alle werdet umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt!“ (vgl. Lk 13,3), sagt unser Herr. Das ist ein sehr strenges Gesetz. Jesus verdeutlicht, welche Art von Anstrengung er verlangt: „Dem Himmelreich wird Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich“ (vgl. Mt 11,12). Alle....

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Hl. Augustinus

Das Beispiel des heiligen Laurentius macht uns Mut, auch unser Leben hinzugeben; es entfacht unseren Glauben und weckt unsere Frömmigkeit. Uns soll aber nicht das Feuer des Scheiterhaufens verzehren, sondern das Feuer eines lebendigen Glaubens. Nicht unser Leib wird um der Sache ....

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Stundenbuch vom Sinai

Unaussprechlich ist die Geburt einer Empfängnis ohne Samen, makellos ist die Entbindung einer Mutter ohne Gemahl, denn die Geburt Gottes erneuert die Natur: Darum verherrlichen dich – dem rechten Glauben gemäß – alle Generationen, du Mutter und Braut Gottes. O mein Christus, ....

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Origenes

Als in den letzten Tagen das Wort Gottes, in Fleisch gekleidet, von Maria geboren wurde und sich in dieser Welt zeigte, war das, was man von ihm sah, verschieden von dem, was der Verstand in ihm erkennen konnte. Sein Fleisch war für alle offensichtlich, aber die Kenntnis seiner G....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glauben musst du, dass dieser eingeborene Sohn Gottes um unserer Sünden willen vom Himmel auf die Erde herabgekommen ist, indem er diese menschliche Natur mit ihren Leiden, um uns ähnlich zu sein, angenommen hat, aus der hl. Jungfrau und dem Heiligen Geist geboren worden ist. Nic....

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Hl. Antonius von Padua

„Er wurde vor ihren Augen verwandelt“ (Mt 17,2). Drücke dich wie weiches Wachs auf diese Gestalt, um das Bild Christi einzuprägen, von dem es heißt: „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee“ (Mt 17,2 Vulg.). In diesem Abschnitt müssen....

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Hl. Petrus Damiani

Johannes war der Vorläufer Christi; er war es durch seine Geburt, seine Predigt, seine Taufe und durch seinen Tod. […] Kann man eine einzige Tugend finden, eine einzige Ausdrucksform der Heiligkeit, die der Vorläufer nicht im höchsten Maße besessen hätte? Wer von den Einsiedlern ....

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Hl. Bernhard von Clairvaux

Brüder, erinnert euch an den Patriarchen Josef […] von dem Josef, der Mann Marias, nicht nur den Namen, sondern auch Keuschheit, Unschuld und Gnade erbte. Der erste empfing vom Himmel die Gabe der Traumdeutung (Gen 40–41); der zweite hatte nicht nur die Erkenntnis der Geheimnisse....

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II. Vatikanisches Konzil

Zwar werden wir gemahnt, dass es dem Menschen nichts nützt, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst jedoch ins Verderben bringt (vgl. Lk 9,25); dennoch darf die Erwartung der neuen Erde die Sorge für die Gestaltung dieser Erde nicht abschwächen, auf der uns der wachsende Leib....

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Hl. Irenäus von Lyon

Wenn also jemand die Schriften aufmerksam liest, so wird er in ihnen das Wort von Christus und die Vorbilder des Neuen Bundes finden. Das ist der im Acker, d. h. in dieser Welt, verborgene Schatz. Denn „der Acker ist die Welt“ (Mt 13,38). Der in den Schriften verborgene Schatz ab....

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Brief an Diognet

Denn Gott, der Herr und Schöpfer des Weltalls, der alles gemacht und mit Ordnung eingerichtet hat, war nicht allein menschenfreundlich, sondern auch langmütig. Er war zwar immer ein solcher und ist es und wird es sein, milde und gut, leidenschaftslos und wahrhaft, und er ist alle....

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Hl. Claude de la Colombière

Die Gnade Gottes ist ein Same, der nicht erstickt, aber auch nicht zu sehr herausgestellt werden darf. Wir müssen ihn in unseren Herzen nähren und dürfen ihn menschlichen Blicken nicht zu sehr aussetzen. Es gibt zwei Arten von Gnaden, die zwar unscheinbar sind, doch von denen ....

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Hl. Bonaventura

Unter allen Gnadengaben, die der freigebige Spender alles Guten Franziskus verliehen hat, ragt eine besonders heraus: dass er durch die Liebe zur allerhöchsten Armut den Reichtum der Einfachheit erlangen durfte. Der Heilige bedachte sehr gut, dass diese Tugend dem Sohn Gottes bes....

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Hl. Johannes von Damaskus

Als wahrer Gott wußtest du um Lazarus’ Tod und sagtest ihn deinen Jüngern voraus. […] Vom Fleische umgrenzt, kommst du, der Unbegrenzte, nach Bethanien, Herr, wie ein Mensch beweinst du den Lazarus, und als Gott erweckst durch deinen Willen du den vier Tage Toten. Mach mich rein,....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gewächs hindern und den Reichtum....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn ein Baum, der gefällt worden ist, noch treibt, soll dann der Mensch, wenn er gefällt ist, nicht leben? Wenn das Getreide geerntet ist, harrt es der Scheune. Der Mensch aber soll, wenn er von dieser Welt abgeerntet ist, nicht der Scheune harren? Die Zweige der Weinstöcke und ....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Der Sämann sät. Der Sämann ging aus, um zu säen, und einiges fiel auf den Weg, anderes auf den Felsen, anderes in die Dornen, anderes auf das gute Land. Drei Teile gingen verloren, ein Teil ward erhalten − und der Sämann ließ nicht ab, sein Feld zu bebauen. Weil ein Teil erhalten....

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Hl. Johannes Chrysostomus

„Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen“ (Mk 10,37). Wie kommt es nun, dass unser Evangelist erzählt, ihre Mutter sei hinzugetreten? Es wird eben beides geschehen sein. Sie werden ihre Mutter zugezogen haben, um ihrer Bitte mehr Nachdruck ....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Hierauf wurdet ihr zum heiligen Bad der göttlichen Taufe geführt, wie Christus vom Kreuz weg zu dem in der Nähe gelegenen Grabe gebracht wurde. Und jeder einzelne wurde gefragt, ob er an den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes glaube. Jeder legte das heilsame....

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Dem hl. Makarius

Wenn jemand Weizenmehl knetet, aber keinen Sauerteig dazutut, so mag er noch so sehr sich abmühen, es umwenden und verarbeiten, die Masse bleibt doch ungesäuert und zum Essen unbrauchbar. Kommt aber der Sauerteig hinzu, so zieht er die ganze Mehlmasse an sich und durchsäuert sie ....

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Hl. Augustinus

„Jesus sprach zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Es ist in diesen Worten etwas, was wir zwar kurz, aber d....

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Origenes

Noch sehen wir nicht, dass die Worte aus dem Buch Genesis, „am siebten Tag ruhte Gott, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte“, sich an jenem siebten Tag der Schöpfung erfüllt hätten, und wir sehen es bis heute nicht. Wir sehen, dass Gott immer am Werk ist. Es gibt keinen S....

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Hl. Augustinus

„Groß bist du, o Herr, und überaus preiswürdig; groß ist deine Stärke, und deiner Weisheit ist kein Ziel gesetzt“ (vgl. Ps 145(144),3; 147(146),5). Und dich will loben ein Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, ein Mensch, der schwer trägt an der Bürde seiner Sterblichkeit, ....

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Hl. Faustina Kowalska

Ich bete Dich an, Schöpfer und Herr, verborgen im Allerheiligsten Sakrament. Ich preise Dich für alle Werke Deiner Hände, in denen mir so viel Weisheit, Güte und Barmherzigkeit offenbar wird. O Herr, Du hast auf diese Erde so viel Schönes gesät, die mir von Deiner Herrlichkeit be....

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Hl. Gregor der Große

„Auch ich könnte ähnliches reden wie ihr; und o wäre doch eure Seele an der Stelle meiner Seele! So wollte auch ich euch mit Gerede trösten und mein Haupt über euch schütteln und euch mit meinem Munde stärken und meine Lippen bewegen, als hätte ich Mitleid mit euch“ (Ijob 16,4–6 ....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

„Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“ (Mt 10,22). Diejenigen, so sagt uns der Erlöser der Welt, die kämpfen und bis zu ihrem Lebensende standhaft bleiben, ohne besiegt zu werden, oder die, nachdem sie gefallen sind, wieder aufstehen und standhaft bleiben, di....

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Hl. Bonaventura

Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben an. Da rief der gute Vater alle seine Söhne zu sich, sprach zu ihnen gar vieles über das Reich Gottes, die Verachtung der Welt, die Verleugnung des Ei....

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Hl. Johannes Paul II.

Wenn man die heutige Welt oberflächlich betrachtet, ist man nicht wenig betroffen von den negativen Tatsachen, die zum Pessimismus führen können. Aber dieses Gefühl ist nicht gerechtfertigt: wir glauben an Gott, den Vater und Herrn, an seine Güte und Barmherzigkeit. Unmittelbar v....

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Hl. Leo der Große

Wenn Jesus sagt: „Selig sind die Armen im Geiste!“, so bringt er damit ganz deutlich zum Ausdruck, dass jenen das Himmelreich zuteil werden soll, die mehr die Demut ihrer Gesinnung als der Mangel an Mitteln empfiehlt. Es kann aber nicht bestritten werden, dass die Tugend der Demu....

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Hl. Augustinus

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Was heißt das? „Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er schon gestorben ist“, wie Lazarus gestorben ist, „leben“, weil er nicht ein Gott der ....

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Das Leben des hl. Franziskus von Assisi

Als nun der selige Franziskus dort über fünfzig Tage lang krank darniederlag, ertrug er es nicht, tagsüber das Tageslicht und in der Nacht das Licht des Feuers zu sehen, sondern blieb im Haus und in jener kleinen Zelle stets im Dunkeln. […] Als der selige Franziskus daher eines N....

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Hl. Johannes vom Kreuz

Denn wenn einer einen anderen liebt und ihm wohltut, so erweist er ihm seine Liebe und Wohltaten gemäß seiner Veranlagung und seiner Eigenschaften. Und so teilt dir auch dein Bräutigam, der in dir ist, wie er ist, seine Gnaden mit. Er, der Allmächtige, bereichert und liebt dic....

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Hl. Katharina von Siena

O ewige Barmherzigkeit, du deckst die Fehler deiner Geschöpfe zu. Es überrascht mich nicht, dass du zu denen, die aus der Todsünde zu dir zurückkehren, sagst: „Ich denke nicht mehr an deine Sünden“ (Jes 43,25). O Barmherzigkeit, die aus deiner Gottheit, ewiger Vater, hervorgeh....

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Hl. Gregor von Nyssa

„Steh auf […], so komm doch!“ (Hld 2,10). Es genügt nicht, dass du von deinem Fall aufstehst, spricht der Bräutigam. Geh voran und mache Fortschritte im Guten bis zum Ende deines Tugendlaufes. Das lehrt uns die Geschichte vom Gelähmten. Das göttliche Wort begnügt sich nicht damit....

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II. Vatikanisches Konzil

Obwohl in Gerechtigkeit von Gott begründet, hat der Mensch unter dem Einfluss des Bösen gleich von Anfang der Geschichte an durch Auflehnung gegen Gott und den Willen, sein Ziel außerhalb Gottes zu erreichen, seine Freiheit missbraucht. „Obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihn n....

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Hl. Faustina Kowalska

In des Lebens fruchtbarer Wildnis, O süßester Jesus mein, Bewahre die Seelen vor Spaltung, Du Born der Barmherzigkeit. Möge das Licht Deiner Strahlen, O süßer Seelenhirte, Mit Deiner Barmherzigkeit die Welt verändern, Um in dieser Gnade Dir, Jesus, zu dienen. Ich sol....

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Benedikt XVI.

Sehr bekannt und geradezu sprichwörtlich ist sodann die Szene des ungläubigen Thomas, die sich acht Tage nach Ostern abspielte. Im ersten Moment hatte er nicht geglaubt, dass in seiner Abwesenheit Jesus erschienen war, und hatte gesagt: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seine....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und sein....

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Basileios von Seleukia

Ich habe gesehen, wie der Herr im Evangelium Wunder vollbringt, und dadurch bestärkt, konnte ich mein zaghaftes Wort kräftigen. Ich habe gesehen, wie der Hauptmann sich dem Herrn zu Füßen wirft; ich habe gesehen, wie die Völker ihre Erstlingsfrüchte Christus darbringen. Das Kreuz....

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Benedikt XVI.

Zur menschlichen Existenz gehört das Leiden ebenso wie das Tun. Es folgt zum einen aus unserer Endlichkeit, zum anderen aus der Masse der Schuld, die sich in der Geschichte angehäuft hat und auch in der Gegenwart unaufhaltsam wächst. Natürlich muss man alles tun, um Leid zu mi....

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Hl. Clemens von Rom

Aber, um mit den alten Beispielen [der Verfolgung im Alten Testament] aufzuhören, wollen wir nun auf die Kämpfer der neuesten Zeit kommen; wir wollen die hervorstechendsten Beispiele unseres Zeitalters herausgreifen. Wegen Eifersucht und Neid haben die größten und gerechtesten Mä....

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Sel. Columba Marmion

So ist das, was wir tun, nicht unser Werk? Aber gewiss! Wir sind es ja, die die Handlungen vollbringen, nur müssen wir wissen, dass unsere Werke nur dann gut sind, wenn wir sie, durch die Gnade angeregt, im Glauben und in der Liebe Christi verrichten. Wir sind die Zweige, Chri....

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Hl. Johannes Paul II.

Ich [bin] gekommen, euch auf dem Weg des Evangeliums zu ermutigen, einem gewiss schmalen Weg, aber dem zuverlässigen, königlichen Weg, der von Generationen von Christen erprobt, von den Heiligen und Seligen […] gelehrt wurde, dem Weg, auf dem zu gehen, wie ihr alle, auch eure Brü....

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Hl. Johannes Klimakos

Hab keine falsche Scheu vor dem, der dir etwas Schlechtes über seinen Nächsten sagt, sondern antworte ihm vielmehr: „Hör auf, Bruder! Ich selbst falle täglich in noch größere Verfehlungen; wie könnte ich daher diesen verurteilen?“ Auf diese Weise wirst du einen doppelten Gewinn e....

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Hl. Gregor der Große

„Er enthüllt die Tiefen der Finsternis und bringt die Schatten des Todes ans Licht“ (vgl. Ijob 12,22 Vulg.). Wenn der Gläubige den geheimnisvollen Sinn der dunklen Prophetenworte erfasst, was tut er dann? Enthüllt er dann nicht die Tiefen der Finsternis? Deshalb sagt die Wahrheit....

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Hl. Johannes Paul II.

„Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt“ (Jes 49,1). Heute feiern wir die Geburt Johannes’ des Täufers. Die Worte des Propheten Jesaja passen gut zu dieser bedeutenden Person aus der Bibel, die zwischen ....

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Hl. Gertrud von Helfta

Während sie einst nachsann, nach welchem Ratschluss wohl die einen sich so reicher geistlicher Tröstungen im Dienste Gottes erfreuen, während die anderen so trocken bleiben, erhielt sie von Gott folgende Antwort: „Das Herz, von Gott erschaffen, um Wonnen zu umschließen, gleicht e....

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Tertullian

Selbstverständlich kann kein Hindernis die Erfüllung des Willens Gottes vereiteln, es geht also nicht darum, dem Gelingen seiner Absichten Erfolg zu wünschen, sondern wir bitten darum, dass sein Wille in allen Menschen geschehe. Hinter dem Bild von Fleisch und Geist sind wir s....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt mehr als einen, der nicht fasten kann, andere, die so beschäftigt sind, dass sie es kaum schaffen, ihr Morgen- und Abendgebet zu verrichten; wie können dann diese gerettet werden, da wir doch beten sollen ohne Unterlass und gute Werke verrichten müssen, um das Himmelreich....

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Johannes Cassianus

Wer immer durch die Liebe zum göttlichen Bild und Gleichnis gelangt ist, erfreut sich von da an am Guten, weil er selbst daran Gefallen findet. Er umfasst mit gleicher Liebe Geduld und Sanftmut. Die Verfehlungen der Sünder erregen nicht mehr seinen Zorn, er fleht vielmehr um Verz....

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Hl. Cäsarius von Arles

„Wer das ganze Gesetz hält und nur gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat sich gegen alle verfehlt“ (Jak 2,10). Welches ist dieses einzige Gebot, wenn nicht die wahre Liebe, die vollkommene Nächstenliebe? Von ihr sagt auch der Apostel Paulus: „Denn das ganze Gesetz ist in dem....

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Hl. Charles de Foucauld

[Jesus spricht:] Habt Mitgefühl füreinander; seht, wie ich Mitgefühl habe für euch, wie ich leide, wie ich mich erbarme, wie ich Anteil nehme an allen Schmerzen, wie ich mit diesem seufze, mit jenem weine … Ich fühle mit ihrer Trauer, ihren Krankheiten, ihren Sorgen, ihrem Hunger....

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Hl. Maximilian Kolbe

Das göttliche Herz Jesu, das von Liebe zu uns Sündern brennt […], gibt uns zur Mutter und Beschützerin seine eigene Mutter: die gnadenvollste, die liebevollste, das heilige Wesen über allen Engeln und Heiligen, jene, der er nichts verweigern kann, da sie seine unvergleichlich wür....

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Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigstes Herz Jesu, sei gegrüßt, Lebendige Quelle aller Gnaden. Einzige Zufluchtsstätte, die uns schützt, Du suchst uns mit Hoffnung zu laben. Barmherzigstes Gottesherz, sei gegrüßt, Unergründlicher Born der Liebe. Für uns Sünder aus Dir Leben sprießt, Dem Brunnen,....

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Hl. Franziskus von Assisi

Und alle Brüder sollen sich hüten, zu verleumden und sich in Wortgezänk einzulassen (vgl. 2 Tim 2,14); vielmehr sollen sie bemüht sein, Schweigen zu bewahren, wann immer ihnen Gott die Gnade geben wird. Auch sollen sie nicht untereinander oder mit anderen herumstreiten, sondern b....

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Hl. Hieronymus

Wenn ich das Evangelium lese und darin Zeugnisse aus dem Gesetz oder den Propheten finde, betrachte ich nur Christus. Mit Mose oder den Propheten habe ich mich nur in der Absicht befasst, zu verstehen, was sie über Christus sagen. Denn letzten Endes, wenn ich in den Lichtglanz Ch....

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Hl. Hildegard von Bingen

O meine liebsten Söhne, deren Duft mir süßer ist als alle Wohlgerüche, hört meine Warnung: Solange ihr noch Zeit habt, zwischen Gut und Böse zu wählen, betet euren Gott mit aufrichtiger Hingabe an. Noch einmal sage ich: O ihr meine süßesten Söhne, die ihr aufsteigt wie die Morgen....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt nichts Schöneres als eine reine Seele … Wenn man dies begreifen würde, könnte man die Reinheit nie verlieren. […] Eine reine Seele gleicht einer schönen Perle. Solange sie in einer Muschel auf dem Meeresboden verborgen liegt, kommt es niemandem in den Sinn, sie zu bewunde....

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Hl. Franziskus von Assisi

Und daran will ich erkennen, ob du den Herrn und mich, seinen und deinen Knecht, liebst, wenn du Folgendes tust, nämlich: Es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er auch gesündigt haben, soviel er nur sündigen konnte, der deine Augen gesehen hat und dann von dir fortgehen m....

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Hl. Katharina von Siena

Die ewige Wahrheit ließ sich herab, die Bitte meines sehnlichen Wunsches zu beantworten. Sie sagte zu mir: Meine Tochter, die Vorsehung wird niemals diejenigen enttäuschen, die sie empfangen wollen, das heißt, die vollkommen auf mich hoffen. Diese rufen mich in Wahrheit an, nicht....

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Hl. Ambrosius

Beachte wohl, wie es sich mit dem Mysterium Christi verhält! Aus dem Schoß der Jungfrau ist er geboren, Diener und Herr zugleich; Diener, um ein Werk zu vollbringen, Herr, um Befehle zu erteilen, um Gott ein Königreich im menschlichen Herzen einzurichten. Er hat eine doppelte Her....

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Hl. Johannes Paul II.

Die sakramentale Vergegenwärtigung des durch die Auferstehung vollendeten Opfers Christi in der heiligen Messe beinhaltet eine ganz besondere Gegenwartsweise, die – um die Worte von Paul VI. aufzugreifen – „‚wirklich‘ genannt wird, nicht im ausschließlichen Sinn, als ob die ander....

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Katechismus der Katholischen Kirche

Die Schrift und die Überlieferung lehren und preisen stets die Grundwahrheit: „Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen“ (1. Vatikanisches K.: DS 3025). Wie der hl. Bonaventura erklärt, hat Gott alles erschaffen „nicht um seine Herrlichkeit zu mehren, sondern um seine Herrlichkeit....

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Hl. Petrus Chrysologus

Warum, Mensch, bist du in deinen eigenen Augen so gering, wenn du doch in den Augen Gottes so kostbar bist? Warum entehrst du dich selbst, wenn Gott dich so geehrt hat? Warum suchst du zu ergründen, wie und woraus du geschaffen wurdest, und vernachlässigst es, herauszufinden, zu ....

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Hl. Gregor der Große

Die heilige Kirche weiß die Kraft ihrer Disziplin zu wahren, indem sie sie mit Milde mäßigt; zuweilen verschont sie die Bösen nicht, indem sie sie zu verschonen scheint; zuweilen geschieht es umgekehrt, dass sie sie verschont, indem sie sie nicht zu verschonen scheint. Aber wir w....

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Symeon der Neue Theologe

Alle drei sind Gott, denn die Dreifaltigkeit ist ein einziger Gott. Sie ist es, die dem Universum das Sein verliehen hat, sie ist es, die alle Dinge erschaffen hat, sie ist es, die zu unserem Heil dem Fleische nach den Logos und Sohn des Vaters in die Welt gesandt hat, untrennbar....

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Hl. Gregor der Große

„Verkünden will ich dir, hör mir zu! Was ich geschaut, will ich erzählen“ (Ijob 15,17). Zur Eigenart des Hochmütigen gehört es, niemals ein – wenn auch noch so geringes – Empfinden von Rechtschaffenheit zu haben, ohne es in den Dienst des Stolzes zu verbiegen. Er erhebt sich kraf....

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Hl. Charles de Foucauld

„Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle“ (Mt 21,13). Dies zeigt uns, welch unendlichen Respekt wir vor jeder Kirche oder Kapelle haben, mit welcher Sammlung und Ehrfurcht wir uns dort aufhalten sollten. […] Das Wort des Herrn lehrt uns....

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Johannes Cassianus

Um das beständige Andenken an Gott zu bewahren, soll euch diese Gebetsformel unaufhörlich begleiten: „O Gott, komm mir zu Hilfe; Herr, eile mir zu helfen!“ Nicht ohne Grund wurde dieser kurze Vers aus der gesamten Heiligen Schrift in besonderer Weise ausgewählt. In ihm sind alle ....

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Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu rühmen. Denn heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, un....

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Leo XIII.

Wenn aber die Moral des Christentums ganz zur Geltung kommt, wird man auch nicht bei versöhnlicher Stimmung stehenbleiben; es wird wahre brüderliche Liebe beide Teile verbinden. Sie werden dann in dem Bewusstsein leben, dass ein gemeinsamer Vater im Himmel alle Menschen geschaffe....

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Katechismus der Katholischen Kirche

„Keiner erkennt Gott – nur der Geist Gottes“ (1 Kor 2,11). Der Geist, der Gott offenbart, lässt uns Christus, sein lebendiges Wort erkennen; er spricht aber nicht von sich. Er, der „durch die Propheten gesprochen hat“, lässt uns das Wort des Vaters vernehmen. Ihn selbst aber höre....

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Hl. Gertrud von Helfta

Während im Evangelium gelesen wurde, wie der Herr seinen Jüngern durch Anhauchen den Heiligen Geist erteilte, bat sie [Gertrud] ihn mit inniger Andacht, er möge auch ihr seinen lieblich strömenden Geist erteilen. Der Herr antwortete: „Wenn du verlangst, den Heiligen Geist zu empf....

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Hl. Gregor von Nyssa

[„Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch!“ (Hld 2,10)] Die göttliche Natur zieht die menschliche Seele hin zur Teilhabe an ihr, übersteigt diese jedoch immerfort durch ihre Erhabenheit im Guten. Die Seele wächst stetig durch die Teilhabe an dem, der sie überragt, un....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Ahmen wir die Apostel nach, so werden wir ihnen in nichts nachstehen! Denn nicht ihre Wundertaten haben sie zu Aposteln gemacht, sondern die Heiligkeit ihres Lebens. Daran erkennt man einen Jünger Christi. Dieses Erkennungszeichen hat der Herr selbst uns in aller Klarheit gegeben....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

In seinem Hohepriesterlichen Gebet vor der Passion äußert Jesus Christus für seine Apostel und für alle, die an ihr Wort glauben, nur die eine Bitte: Sie sollen eins sein mit ihm, wie er und der Vater eins sind (vgl. Joh 17,21), damit sie seine Herrlichkeit sehen (vgl. Joh 17,24)....

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Hl. Cyprian

Die Kirche ist nur eine, die sich durch ihre ständig wachsende Fruchtbarkeit immer weiter ausbreitet, ebenso wie die Sonne zwar viele Strahlen hat, aber nur eine Lichtquelle, und wie der Baum sich zwar in viele Äste verzweigt, aber nur einen Stamm hat, der auf fester Wurzel gegrü....

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Hl. Katharina von Siena

O ewiger Gott, o Licht über jedem Licht, von dem jedes andere Licht ausgeht! O Feuer über jedem Feuer, denn Du allein bist das Feuer, das brennt und sich nicht verzehrt; Du verbrennst jede Sünde und Eigenliebe, die Du in der Seele finden solltest. Doch Du verbrennst sie nicht auf....

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Hl. Charles de Foucauld

Wie erlangen wir den Frieden? Den vollkommenen Frieden gibt es nur im Himmel … Hier auf Erden müssen wir immer den Krieg gegen den Teufel, gegen unsere verdorbene Natur, gegen bestimmte Menschen … aushalten. Andererseits aber sollen wir doch auch schon hier auf Erden im Fried....

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Sel. Columba Marmion

Auf der Suche nach Gott, dem Ursprung unserer Heiligkeit, können wir kein besseres Vorbild finden als Christus Jesus selbst. „Aber“, werden Sie sogleich sagen, „wie kann Christus dabei unser Vorbild sein? Wie hat er denn Gott suchen können, wenn er doch selber Gott war?“ Es ist w....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, nichts ist tröstlicher für uns als die Verheißungen, die Jesus Christus uns im Evangelium gibt, wenn er uns sagt, dass alles, was wir von seinem Vater in seinem Namen erbitten, dieser uns geben wird (vgl. Joh 16,23). Aber damit nicht genug, meine Brüder, er erlaubt ....

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Hl. Hildegard von Bingen

[Die heilige Hildegard schaut in einer Vision, wie Laster und Tugenden sich miteinander unterhalten:] – Die Worte der Welttrauer: „Wehe, dass ich erschaffen worden bin! Wehe, dass ich lebe! Wer wird mir helfen? Wer wird mich befreien? Wenn Gott mich kennen würde, würde ich nic....

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Hl. Romanos Melodos

Als er, der auf die Erde herabgestiegen war – er allein weiß, wie, – sie wieder verließ – wie, weiß er allein –, da führte er die, die er liebte, auf einen Berg […], um ihr Haupt und ihren Geist zu erheben. […] Der Herr breitete seine Arme aus wie Schwingen, wie ein Adler, der li....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Da über den Geist im allgemeinen die göttlichen Schriften vieles und verschiedenes geschrieben haben, und da Gefahr besteht, dass man, nicht wissend, von welchem Geiste die einzelne Schriftstelle spricht, durch Unwissenheit in Verwirrung kommt, so ist es am Platze, jetzt festzust....

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Hl. Charles de Foucauld

Wenn wir merken, dass die Gnade Gottes uns nicht mehr so stärkt, dass sie schwächer wird in uns und uns beinahe verlässt, dann müssen wir uns davor hüten, mutlos zu werden. Diese Schwächung und dieser Entzug bedeuten immer noch dieselbe Gnade, und zwar in der Form, wie sie für un....

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Hl. Paul VI.

„Durch die Hilfe des Heiligen Geistes“ geschieht es, dass die Kirche „wächst“. Der Heilige Geist ist die Seele der Kirche. Er ist es, der den Gläubigen den tiefen Sinn der Lehre Jesu und seines Geheimnisses erklärt. Er ist derjenige, der heute wie in den Anfängen der Kirche in al....

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Hl. Hilarius

„Gott ist Geist“ sagt der Herr zur samaritanischen Frau […]. Da Gott unsichtbar, unbegreiflich und unendlich ist, muss Gott weder auf einem Berg noch in einem Tempel angebetet werden (vgl. Joh 4,21–24). „Gott ist Geist“ und ein Geist kann nicht eingegrenzt oder in der Hand gehalt....

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Hl. Charles de Foucauld

„Selig, die um meinetwillen von den Menschen gehasst und verfolgt werden“ (vgl. Lk 6,22). Ja selig sind sie, denn wenn sie mich nachahmen, werden sie als wahre Bräute auch an meinem Schicksal teilhaben, sie werden das Schicksal ihres Bräutigams voll und ganz teilen … Selig, denn ....

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Hl. Benedikt von Nursia

Wie es einen bitteren und bösen Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es den guten Eifer, der von den Sünden trennt, zu Gott und zum ewigen Leben führt. Diesen Eifer sollen also die Mönche mit glühender Liebe in die Tat umsetzen, das bedeutet: Si....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Der Name des Vaters lässt uns, sobald wir ihn aussprechen, auch an den Sohn denken; ebenso wie wir sogleich an den Vater denken, wenn wir den Sohn nennen. Wenn es nämlich einen Vater gibt, so versteht man ihn notwendigerweise als den Vater eines Sohnes; und wenn es einen Sohn gib....

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Sel. Columba Marmion

Unsere Heiligkeit ist wesentlich übernatürlicher Art. Alle Anstrengungen der Natur zusammengenommen können keine übernatürliche Handlung hervorbringen, nichts, das in irgendeinem Verhältnis steht zu unserem Ziel, der seligen Schau der anbetungswürdigen Dreifaltigkeit. […] Aber Go....

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Nachfolge Christi

Wir hätten mehr Frieden, wenn wir uns nicht mit fremden Worten und Taten, die uns nichts angehen, abgäben. Kann einer lang im Frieden leben, wenn er sich in fremde Sorgen mengt? Wenn er äußere Ablenkung sucht? Wenn er sich nur wenig und selten zu sich sammelt? Selig die Schlichte....

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Sel. Jan von Ruusbroec

[…] das schauende Leben ist ein himmlisches Leben […] [Dank der Liebeseinheit mit Gott] wächst der Mensch über seine Geschaffenheit hinaus und findet und kostet den Reichtum und die Wonne, die Gott selber ist, und die Gott ohne Unterlaß ausgießt in der Verborgenheit des Geistes, ....

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Hl. Augustinus

Hören wir ihn selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Wenn du die Wahrheit suchst, halte den Weg ein; denn der Weg ist zugleich die Wahrheit. Er ist es, wohin du gehst, er ist es, worauf du gehst; nicht durch ein anderes gehst du zu einem andern, nicht d....

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Hl. Franziskus von Assisi

Der Herr Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, hättet ihr auch meinen Vater erkannt; doch von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“ Philippus sagt zu ihm: „Herr, ze....

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Katechismus der Katholischen Kirche

„O seliges Licht, Dreifaltigkeit und Ureinheit!“ Gott ist ewige Glückseligkeit, unsterbliches Leben, nie schwindendes Licht. Gott ist Liebe: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aus freiem Willen will Gott die Herrlichkeit seines glückseligen Lebens mitteilen. Darin besteht der „gnädi....

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Theodor von Studion

Gedenkt der Wunder, die er an uns in der Vergangenheit getan hat (vgl. Ps 105(104),5) und die er heute noch vollbringt. […] Meine geliebten Brüder, geben wir ihm für das, was er an uns getan hat, noch mehr zurück, ja, geben wir ihm das, was wir ihm schuldig sind. Was will er denn....

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II. Vatikanisches Konzil

Die Einzelbischöfe hinwiederum sind sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen, die nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche. Daher stellen die Einzelbischöfe je ihre Kirche, alle ....

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Leo XIII.

Die heiligen Lehrer bezeichnen es [das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit] als Wesenskern des Neuen Testamentes, das heißt als das größte aller Geheimnisse, ist es doch die Grundlage und Krone aller. Und zur Erkenntnis und Betrachtung dieses Geheimnisses sind im Himmel ....

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Hl. Johannes Klimakos

Ein Hirte im eigentlich Sinne ist, wer fähig ist, die verlorenen vernunftbegabten Schafe durch Arglosigkeit, eigenen Eifer und Gebet zu suchen und aufzurichten. Ein Steuermann ist, wer von Gott und durch eigene Anstrengungen geistige Kraft erhielt und es vermag, das Schiff nicht ....

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Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Katharina hörte Gott zu ihr sagen:] Und niemand kann zum ewigen Leben gelangen, wenn er nicht gehorsam ist. Denn das ewige Leben, das durch den Ungehorsam Adams verschlossen worden war, wurde erst durch den Schlüssel des Gehorsams wieder aufgesperrt. Als Ich sah, ....

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Hl. Katharina von Siena

Dank, Dank sei Dir, ewiger Vater, dass Du mich, Dein Geschöpf, nicht verachtet hast. Du hast Dein Antlitz nicht von mir abgewendet und meine Wünsche nicht verschmäht. Du, Licht, hast meine Finsternis nicht verachtet; Du, Leben, hast Dich nicht davon abhalten lassen, dass ich tot ....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, wenn wir alles betrachten, was Gott gemacht hat: den Himmel und die Erde, die schöne Ordnung, die in diesem weiten Universum herrscht; all das kündet von einer unendlichen Macht, die alles geschaffen hat, von einer bewunderungswürdigen Weisheit, die alles lenkt, von....

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II. Vatikanisches Konzil

Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner gelieb....

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Johannes Cassianus

In seiner Menschlichkeit brachte unser Herr diesen Gedanken zum Ausdruck, als er betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39), um uns wie auch sonst ein Beispiel zur Nachahmung zu geben. Und....

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Hl. Irenäus von Lyon

Den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, gab der Herr seinen Aposteln. Von ihnen lernten wir die Wahrheit, d. h. die Lehre des Sohnes Gottes. Zu ihnen hat auch der Herr gesprochen: „Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich und den, der mich gesandt hat“ (vgl.....

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Sel. Heinrich Seuse

Auf die Frage: „Was ist Gott?“ hat bisher noch kein Lehrer eine rechte Erklärung geben können, denn Gott ist über alles Denken und über jeden Verstand erhaben. Und doch kann ein Mensch, der sich eifrig und beharrlich um die Erkenntnis Gottes bemüht, dahin gelangen – wenn auch nur....

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Hl. Gregor der Große

Zwei Jünger waren zusammen auf dem Weg. Sie glaubten nicht, und doch sprachen sie vom Herrn. Plötzlich erschien er ihnen, aber in einer Gestalt, in der sie ihn nicht erkennen konnten. […] Sie laden ihn ein, mit in ihre Unterkunft zu kommen, so wie man es mit Reisenden macht. […] ....

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Hl. Clemens von Alexandrien

Bitten wir den Logos, das Wort Gottes: Sei deinen kleinen Kindern gnädig, Meister, Vater, Führer Israels, Sohn und Vater, einer und zwei zugleich, Herr! Lass uns, da wir deine Gebote befolgen, die volle Ähnlichkeit des [ursprünglichen] Abbildes erreichen (vgl. Gen 1,26); dass wir....

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Hl. Johannes Paul II.

Es besteht kein Zweifel, dass unter den verschiedenen Aspekten der Eucharistie jener des Gastmahles am meisten ins Auge fällt. Die Eucharistie entstand im Kontext des Paschamahles am Abend des Gründonnerstages. Daher ist ihrer Struktur die Bedeutung der Tischgemeinschaft eingesch....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Über alles gießt der Vater durch seinen Sohn und den Heiligen Geist seine himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen. Glauben müssen wir an die Möglichkeit, dass es uns gegeben wird. Glauben müssen wir; de....

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Hl. Katharina von Siena

Die Liebe ist es, die Gott dazu bewegte, uns aus sich selbst, das heißt aus seiner unendlichen Weisheit, zu ziehen, damit wir glücklich seien und an seiner höchsten Glückseligkeit teilhaben. Als der Mensch durch die Sünde die Gnade verloren hatte, vereinte und verknüpfte dieses B....

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Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

Geistliche Kindschaft, die in einer sorgsam bewahrten Armut besteht, war auch für Nikodemus, diesen angesehenen Mann unter den Juden, durchaus erreichbar. Er konnte sie sich zu eigen machen, ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen, was sein Rang und die Ausübung seines Amtes er....

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Hl. Faustina Kowalska

Gottes Barmherzigkeit ewig lobsingen, Will ich vor allen Völkern. Sie ist die größte Eigenschaft Gottes. Für uns ist sie bleibendes Wunder. Aus Gottes Dreifaltigkeit springst du hervor, Doch aus nur einem liebenden Schoß. Des Herrn Barmherzigkeit in einer Seele Wird erst....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glaubst du an die Auferstehung, dann stehst du auf einem Felsen. […] „Christus ist nun aber von den Toten auferweckt worden, der Erstling der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20). „Er ist dem Kephas, dann den Elfen erschienen“ (1 Kor 15,5). Willst du nicht einem Zeugen glauben, gut, d....

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Römische Liturgie

Zum Mahl des Lammes schreiten wir mit weißen Kleidern angetan, Christus, dem Sieger, singen wir, der uns durchs Rote Meer geführt. Am Kreuze gab er seinen Leib für alle Welt zum Opfer hin; und wer von seinem Blute trinkt, wird eins mit ihm und lebt mit ihm. Am Pascha....

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Sel. Columba Marmion

Wo aber finden wir die Worte Jesu, jene Worte, die für uns zu „Quellen des ewigen Lebens werden sollen“ (Joh 4,14)? Zunächst im Evangelium! Dort lauschen wir dem Heiland selbst, dem menschgewordenen Wort. Er offenbart uns das Unaussprechliche in menschlichen Lauten, stellt uns da....

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Hl. Franz von Sales

Der wahrhaftig Liebende kennt fast keine andere Freude als die an dem, was er liebt. So achtet der glorreiche hl. Paulus alle Dinge […] und Kehricht im Vergleich zu seinem Erlöser (Phil 3,8). Und die Braut des Hoheliedes gehört ganz und einzig ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Freue dich, Jerusalem! Haltet Freudenfeste ihr alle, die ihr Jesus liebt! Denn er ist auferstanden. Freuet euch alle, die ihr ehedem getrauert habt […]! Der, welcher […] an dieser Stelle misshandelt worden ist, ist wieder auferstanden. Die Predigt vom Kreuz hat gewiss Betrübnis e....

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Hl. Johannes Paul II.

Das Bild der Emmausjünger eignet sich gut dafür, einem Jahr Orientierung zu geben, in dem die Kirche sich in besonderer Weise bemühen wird, das Geheimnis der heiligen Eucharistie zu leben. Auf den Straßen unserer Fragen und unserer Unruhe, zuweilen unserer tiefen Enttäuschungen, ....

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Hl. Maximus von Turin

Lasst uns in Freudenrufe ausbrechen, Brüder, heute wie gestern. Wenn auch das Dunkel der Nacht unser Freudenfest unterbrochen hat, so ist der heilige Tag doch noch nicht zu Ende: Die Finsternis des Abends scheidet zwar die Tage voneinander, doch das Licht, das die Freude am Herrn....

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Hl. Chromatius von Aquileia

Alle Nachtwachen, die zu Ehren des Herrn begangen werden, finden Gottes Gefallen und seine Zustimmung, aber diese Nachtwache steht über allen anderen. Deshalb trägt diese Nacht auch eine besondere Bezeichnung: „Nachtwache des Herrn“. Wir lesen ja: „Als eine Nacht des Wachens zur ....

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Salvianus von Marseille

Gottes Liebe zu uns ist viel größer als die Liebe eines Vaters. Das beweisen die Worte des Erlösers im Evangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16)....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wie groß ist die Liebe, wie groß ist die Güte Jesu Christi, dass er den Vorabend des Tages, an dem man ihn umbringen sollte, dazu ausersah, ein Sakrament einzusetzen, durch das er in unserer Mitte bleiben würde, um unser Vater, unser Tröster und unser ganzes Glück zu sein! Wir kö....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Soll ich dich davon überzeugen, dass Jesus freiwillig in sein Leiden gegangen ist? Die übrigen Menschen, welche unfreiwillig sterben, wissen ihren Tod nicht voraus. Jesus aber hat sein Leiden vorausgesagt mit den Worten: „Siehe, des Menschen Sohn wird ausgeliefert zur Kreuzigung“....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Judas hatte klar ausgedrückt, dass er Reue empfand: „Ich habe gesündigt, ich habe einen unschuldigen Menschen ausgeliefert“ (vgl. Mt 27,4). Der Dämon, der diese Worte gehört hatte, erkannte, dass Judas auf dem Weg der Besserung war und erschrak über diese Verwandlung. Dann überle....

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Hl. Gregor von Nyssa

Eine kunstvolle und harmonische Mischung aus zahlreichen verschiedenen Aromen, von denen jedes seinen eigenen Duft hat, bildet eine wohlriechende Essenz, deren Zusammensetzung den Namen Narde trägt. Dieser Name leitet sich von einem der duftenden Kräuter ab, die bei ihrer Herstel....

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Hl. Gertrud von Helfta

Am heiligen Palmsonntag […] sagte Gertrud zum Herrn: „Lehre mich, o Liebreichster, wie ich dir, dem Herrn, meinem Gott, der um meines Heiles willen zum Leiden kommt, heute würdig und wohlgefällig entgegengehen kann.“ Der Herr antwortete: „Bereite mir ein Lasttier, auf das ich mic....

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Hl. Cyrill von Alexandria

Es steht geschrieben: „So sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören“ (Röm 12,5). Denn Christus führt uns zur Einheit zusammen durch Bande der Liebe: „Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Glauben musst du auch an den einen und einzigen Sohn Gottes, unsern Herrn Jesus Christus, Gott, erzeugt aus Gott, Leben, erzeugt aus dem Leben, Licht, erzeugt aus dem Lichte. Ähnlich ist er in allem dem Erzeuger. Nicht in der Zeit hat er das Sein erhalten, sondern vor aller Ewigk....

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Hl. Cäsarius von Arles

Wo hat denn diese Begegnung (zwischen Abraham und seinen drei Besuchern) stattgefunden? „Bei den Eichen von Mamre“, was so viel wie „Vision“ oder auch „Hellsichtigkeit“ bedeutet. Seht ihr, an welchem Ort der Herr eine Begegnung veranlassen kann? Der klare, durchdringende Blick Ab....

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Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn du unseren ehrwürdigen, hochheiligen Glauben kennen gelernt hast, musst du auch dich selbst kennen lernen. Als Mensch hast du zwei Naturen, bist aus Seele und Leib zusammengesetzt. Ein und derselbe Gott ist, wie vor kurzem bemerkt, der Schöpfer der Seele und des Leibes. Dein....

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Hl. Johannes Chrysostomus

Willst du wissen, welche Kraft im Blute Christi verborgen ist? Schau, wo es zu fließen begann und wo seine Quelle ist: Es fließt herab vom Kreuz, aus der Seite des Herrn. Als Jesus, wie das Evangelium sagt, schon tot war, aber noch am Kreuz hing, kam ein Soldat herbei, „stieß mit....

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Hl. Johannes Paul II.

Christus ist derjenige, der „wusste, was im Menschen ist“ (vgl. Joh 2,25), im Mann und in der Frau. Er kennt die Würde des Menschen, seinen Wert in den Augen Gottes. Er selbst, der Erlöser, ist die endgültige Bestätigung dieses Wertes. Alles, was er sagt und tut, findet im Osterm....

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Homilie

Der Herr sagt nur dieses eine Wort: „Lazarus, komm heraus!“ (Joh 11,43), wie ein Herr, der seinen Diener ruft. Und was geschieht? Der Diener kam heraus, um seinem Herrn zu gehorchen. Er kam heraus ohne zu zögern. So etwas hatte der Hades nicht erwartet, der Tod lehnte sich nicht ....

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Hl. Hildegard von Bingen

Sei gegrüßt, du edles, herrliches und unberührtes Mädchen! Schülerin der Keuschheit, Mutterboden der Heiligkeit, o Freude Gottes! Denn durch himmlischen Einguss in dich geschah es, Dass das himmlische Wort in dir Fleisch annahm! Strahlende Lilie, auf die Gott schaute vor a....

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Origenes

Nach Jesus zu suchen, ist meistens von großem Wert; denn es bedeutet dasselbe wie die Suche nach dem Wort, der Wahrheit und der Weisheit. Ihr werdet jedoch einwenden, dass der Ausdruck „Jesus suchen“ manchmal Leute betrifft, die ihm schaden wollen. Zum Beispiel: „Sie suchten ihn,....

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Hl. Katharina von Siena

Hochwürdigster und liebster Vater in Christus, dem süßen Jesus! Ich, Katharina, Dienerin und Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe Ihnen in seinem kostbaren Blut mit dem Wunsch, Sie mögen die süße Wahrheit aufrichtig lieben. […] In diesem Blut erkennen wir die Wahrheit im Lic....

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Sel. Maria-Eugen vom Kinde Jesus

Gehorsam ist eine Tugend, die den Menschen mit Gott vereint, indem sie ihn dem göttlichen Willen unterwirft, der von Gott selbst oder von seinen Repräsentanten kundgetan wird. Es wurde sogar gesagt, dass diese Tugend fast schon theologal ist. Tatsächlich ist sie mit der Tugend de....

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Johannes Cassianus

Der Mensch bedarf ständig der göttlichen Hilfe: Das kann mühelos aufgezeigt werden. Die menschliche Gebrechlichkeit kann von sich aus und ohne die Hilfe Gottes nichts, was das Heil betrifft, erreichen. […] Immer wieder kommt es vor, dass wir ein nützliches Ziel verfolgen; unserem....

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Hl. Johannes Paul II.

Auch über die Arbeit des Zimmermanns im Haus von Nazaret breitet sich dieselbe Atmosphäre des Schweigens aus, die alles, was sich auf die Gestalt des Josef bezieht, begleitet. Es ist jedoch ein Schweigen, das auf besondere Weise das innere Profil dieser Gestalt freilegt. Die Evan....

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Dem hl. Makarius

Dies ist die Seele, die arm ist im Geist. Sie erkennt ihre Wunden. Sie erkennt auch die Dunkelheit der Leidenschaften, von denen sie umgeben ist. Sie trachtet beständig nach der Erlösung, die vom Herrn kommt. Sie trägt die Mühen und ergötzt sich an keinem der Güter dieser Welt. S....

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Sel. Columba Marmion

Da ist […] der Pharisäer, ein Mensch, überzeugt von seiner Wichtigkeit, von sich selbst ganz eingenommen; sein „Ich“ klingt aus jedem seiner Worte und drückt seiner Haltung den Stempel auf. […] Der Pharisäer hat das „doppelte Herz“ (Ps 11,3), von dem der Psalmist spricht. Seine V....

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Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Wir wissen nicht genug darüber, was Gott sich von unserem Herzen wünscht. Wir haben noch nicht genug von Jesus im Evangelium gelernt, dass Gott das Herz, das er geschaffen hat, nicht zurückweist, sondern dass Gott unser Herz verändern will und kann; dass Gott will, dass wir ihn „....

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Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Ein Christ, der heiligen Gebrauch vom Gebet und von den Sakramenten macht, ist für den Teufel so furchtbar wie ein Dragoner – mit funkelnden Augen auf seinem Schlachtross, mit Panzer, Säbel und Pistolen bewaffnet –, vor seinem unbewaffneten Feind: Seine bloße Gegenwart lässt ihn ....

Hl. Epiphanius von Benevent

„Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17). […] In jener Zeit machte der Herr tatsächlich von seiner Macht Gebrauch, um in seiner Person alle Mysterien zu erfüllen, die das Gesetz über ihn angekündigt hatte. Denn in seiner Passion....

Isaak der

Mitgefühl einerseits und Urteilen nach Recht und Gesetz andererseits sind, wenn sie in ein und derselben Seele leben, wie ein Mensch, der Gott und Götzenbilder in demselben Haus anbetet. Mitgefühl ist das Gegenteil vom Urteilen nach Recht und Gesetz. Das Urteilen nach Recht und G(....)

Hl.

Warum wurde Elija zu einer Zeit, da die ganze Welt von Hungersnot heimgesucht war, zu einer Witwe gesandt? Zwei Frauen werden auf einzigartige Weise begnadet: Zu einer Jungfrau kommt ein Engel, zu einer Witwe ein Prophet; dort Gabriel, hier Elija. Die bedeutendsten unter den Engeln und Propheten sind es, die dazu ausgewählt werden. Aber nicht die Witwenschaft an sich ist es, die Lob verdient, sondern nur, wenn sie mit Tugenden verbunden ist. In der Geschichte mangelt es nicht an Witwen; eine jedoch, die durch ihr großes Beispiel ermutigt, hebt sich von den anderen ab. […] Gott ist für Gastfreundschaft besonders empfänglich: Im Evangelium verspricht er ewigen Lohn für ein Glas frisches Wasser (vgl. Mt 10,42), hier die unendliche Fülle seiner Reichtümer für eine Handvoll Mehl und ein wenig Öl. […] Wie können wir uns für Herren über die Früchte der Erde halten, wenn die Erde selbst doch eine immerwährende Gabe ist? […] Wir verdrehen den Sinn des universellen Gebotes zu unserem Vorteil: „Alle Bäume mit samenhaltigen Früchten sollen euch zur Nahrung dienen, wie auch allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt“ (vgl. Gen 1,29–30). Wenn wir Vorräte horten, wird uns das nur Leere und Not einbringen. Wie können wir denn auf die Verheißung hoffen, wenn wir den Willen Gottes nicht befolgen? Das Gebot der Gastfreundschaft zu halten und unseren Gästen Ehre zu erweisen ist heilsam: Sind wir nicht selber Gäste hier auf Erden? Wie vollkommen ist doch diese Witwe! Heimgesucht von einer großen Hungersnot, hatte sie doch nicht aufgehört, Gott zu verehren. Sie behielt ihre Vorräte nicht für sich, sondern teilte sie mit ihrem Sohn. Das ist ein schönes Beispiel mütterlicher Zärtlichkeit, aber ein noch schöneres Beispiel des Glaubens. Sie hätte ihrem Sohn niemanden vorziehen müssen, und was tut sie? Sie stellt den Propheten Gottes sogar über ihr eigenes Leben. Glaubt mir, sie hat nicht nur ein wenig Nahrung, sondern ihren ganzen Lebensunterhalt gegeben. Sie behielt nichts für sich zurück. So wie ihre Gastfreundschaft sie zu einer völligen Hingabe führte, so führte ihr Glaube sie zu einem totalen Vertrauen. Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor von

Wenn uns die Heilige Schrift über die lebenspendende Wirklichkeit belehrt, dann spricht sie zu uns durch ein Wort, das von Gott selbst ausgeht: „Mich hat es [das Volk] verlassen, den Quell des lebendigen Wassers“ (Jer 2,13), oder mit den Worten des Erlösers an die samaritische Frau: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (Joh 4,10), oder: „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke“, denn: „Wer an mich glaubt, aus dessen Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben“ (vgl. Joh 7,37.39). In all diesen Fällen wird die göttliche Natur als lebendiges Wasser bezeichnet. Das untrügliche Zeugnis des Wortes belegt, dass die Braut [aus dem Hohenlied (Hld 4,15)] ein Brunnen lebendigen Wassers ist, dessen Strom vom Libanon herabfließt. Gibt es ein größeres Paradox? Denn während alle Brunnen stehendes Wasser enthalten, trägt einzig die Braut fließendes Wasser in sich, und zwar so, dass sie sowohl die Tiefe des Brunnens als auch die Beweglichkeit des Flusses in sich vereint. Wer könnte die durch diesen Vergleich angedeuteten Wunder angemessen ausdrücken? Es scheint, dass sie [die Braut] sich gar nicht höher erheben kann, weil sie in allem der Schönheit des Urbildes gleicht. Sie ahmt auf vollkommene Weise mit ihrem Hervorsprudeln das Hervorsprudeln, mit ihrem Leben das Leben und mit ihrem Wasser das Wasser nach. Lebendig ist das Wort Gottes, lebendig ist auch die Seele, die das Wort empfangen hat. Dieses Wasser entspringt aus Gott, wie die Quelle sagt: „Von Gott bin ich ausgegangen und gekommen“ (Joh 8,42). Und sie selbst [die Quelle] enthält das, was im Brunnen der Seele fließt, die dadurch zu einem Auffangbecken dieses lebendigen Wassers wird, das fließt oder besser gesagt herabrieselt vom Libanon (vgl. Hld 4,15). Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor der

„Aber der Mensch, wenn er tot ist, entblößt und aufgezehrt – ich frage, wo ist er dann wohl?“ (vgl. Ijob 14,10). Gibt es denn gar keinen Menschen ohne Sünde? Nur einen einzigen, nämlich den, der in diese Welt gekommen ist, ohne in Sünde geboren zu werden. Und wie wir alle in den Fesseln der Sünde liegen, so sterben wir alle an dem Verlust der Gerechtigkeit: Des Gewandes der Unschuld, mit dem wir einst im Paradies bekleidet wurden, werden wir entblößt, und durch den Tod des Leibes, der die Folge davon ist, werden wir auch aufgezehrt. […] Das ist die Nacktheit seines sündigen Sohnes, die der Vater bedecken wollte, als er am Tag seiner Heimkehr sagte: „Holt schnell das erste [das beste] Gewand herbei!“ (vgl. Lk 15,22). Ja, das erste Kleid ist das Gewand der Unschuld, jener Unschuld, die der Mensch zu seinem Glück am Tag seiner Erschaffung erhielt, und die er zu seinem Unglück, von der Schlange verführt, verlor. Gegen diese Nacktheit sagt die Schrift auch: „Selig, wer wach bleibt und sein Gewand anbehält, damit er nicht nackt gehen muss“ (Offb 16,15). Wir behalten unsere Kleider an, wenn wir in unserem Geist die Gebote der Unschuld bewahren: Mag auch ein Fehler uns nackt vor den Richter treten lassen, so kehren wir zu der verlorenen Unschuld zurück, und die Buße gibt uns unsere Kleider wieder. Quelle: Evangelizo

Hl.

„Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus (Joh 15,1). […] Um diesen Weinstock herum werden Gräben ausgehoben, das heißt hinterlistige Fallen gegraben. Wenn man einen Komplott schmiedet, um jemanden in eine Falle zu locken, so ist das, als würde man ihm eine Grube graben. Deshalb klagt der Psalmist: „Sie haben mir eine Grube gegraben“ (Ps 57(56),7). […] Hier ein Beispiel für solche Fallen: „Sie brachten eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war“ zu Jesus und sagten: „Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?“ (vgl. Joh 8,3–5). […] Und ein weiteres Beispiel: „Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?“ (Mt 22,17). Doch sie mussten feststellen, dass diese Fallen dem Weinstock nicht schadeten; im Gegenteil, „sie haben mir eine Grube gegraben; doch fielen sie selbst hinein“ (Ps 57(56),7). […] Daraufhin haben sie weiter gegraben und gebohrt: Nicht nur Hände und Füße (vgl. Ps 22(21),17), sondern sie durchbohrten mit einer Lanze seine Seite (vgl. Joh 19,34) und öffneten das Innere dieses heiligsten Herzens, das bereits durch die Lanze der Liebe verwundet worden war. Im Hohenlied seiner Liebe sagt der Bräutigam: „Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut“ (Hld 4,9 Vulg.). Herr Jesus, dein Herz wurde durch Liebe verwundet von deiner Braut, deiner Freundin, deiner Schwester. Warum mussten es auch noch deine Feinde verwunden? Was tut ihr, ihr Feinde? […] Wusstet ihr nicht, dass dieses bereits zerschlagene Herz des Herrn Jesus schon tot, schon geöffnet ist und von keinem weiteren Schmerz mehr getroffen werden kann? Das Herz des Bräutigams, des Herrn Jesus, hat bereits die Wunde der Liebe, den Tod der Liebe empfangen. Welcher andere Tod könnte ihm noch etwas anhaben? […] Auch die Märtyrer lachen, wenn man sie bedroht, sie freuen sich, wenn man sie schlägt, und sie triumphieren, wenn man sie tötet. Warum das so ist? Weil sie in ihrem Herzen bereits aus Liebe gestorben sind, weil sie „für die Sünde tot sind“ (Röm 6,2) und für die Welt. […] Das Herz Jesu wurde also für uns verwundet und getötet […]; der leibliche Tod triumphierte wohl einen Augenblick lang, um dann aber für immer besiegt zu werden. Er wurde vernichtet, als Christus von den Toten auferstand, denn „der Tod hat keine Macht mehr über ihn“ (Röm 6,9). Quelle: Evangelizo

Hl. Gregor der

„Du hast ihn für eine kurze Zeit stark gemacht, damit er in ein ewiges Leben übergehe“ (vgl. Ijob 14,20 Vulg.). Für kurze Zeit wurde der Mensch stark gemacht, denn für eine bestimmte Zeitspanne erhielt er die Kraft, in dieser Welt zu leben, um dann in ein ewiges Leben einzugehen, wo seinem Leben kein Ende mehr gesetzt wird. Aber in dieser kurzen Zeitspanne, für die er stark gemacht wurde, entscheidet er, ob er in der Ewigkeit entweder immerwährende Freuden oder Qualen finden wird, ohne ihnen jemals entrinnen zu können. Und weil er eben nur für eine kurze Zeitspanne gestärkt wurde, fügt Ijob sogleich die treffenden Worte hinzu: „Du wirst sein Angesicht verändern und ihn wegschicken.“ Das Angesicht des Menschen wird verändert, wenn seine Schönheit durch den Tod zerstört wird. Weggeschickt wird er ebenfalls, denn er wird gezwungen, von den Gütern, die er sich mit freiem Willen erworben hat, gegen seinen Willen in die Welt der Ewigkeit hinüberzugehen; und wenn er dort angekommen ist: Was wird dann aus diesen Gütern, nachdem er sie zurückgelassen hat? Was wird aus diesen Gütern, über die er mit so viel Mühe zum Herrn und Besitzer geworden ist? Er weiß es nicht. Daher heißt es weiter: „Sind seine Kinder in Ehren, er weiß es nicht; sind sie verachtet, er merkt es nicht“ (vgl. Ijob 14,21 Vulg.). Wenn nämlich die, die noch leben, nicht wissen, wo sich die Seelen der Toten befinden, so wissen auch die Toten nicht, wie das irdische Leben derer verläuft, die sie überleben; denn das Leben des Geistes ist weit entfernt vom Leben des Fleisches. Und wie das Körperliche und das Geistige gegensätzlich in ihrer Natur sind, so sind sie auch in ihrer Erkenntnis grundverschieden. Diese Unterscheidung gilt jedoch nicht für die heiligen Seelen; denn wenn sie in sich selbst den strahlenden Glanz des allmächtigen Gottes sehen, kann man doch nicht meinen, dass außerhalb von ihnen etwas existieren könnte, von dem sie nichts wissen. Quelle: Evangelizo

Hl. Faustina

Wenn Schmerz meine Seele befällt, Der Horizont sich verdunkelt zur Nacht, Das Herz zerrissen, von Marter und Pein – Bist Du, gekreuzigter Herr, meine Macht. Wenn die Seele vom Leiden umnachtet, Ihre Kraft anstrengt und kämpft ohne Ruh’ Das Herz in bitterer Marter zerbricht – Gekreuzigter Jesus – Hoffnung bist Du! So schwinden die Stunden tagein, tagaus, Die Seele in Fluten der Bitternis, Das Herz zerfließt in Strömen von Tränen, Gekreuzigter Jesus – Du bist mein Licht! Wenn Bitterkeit den Kelchrand übersteigt, In Verschwörung alles feindselig mir trotzt, Die Seele Weilen des Ölbergs erfährt – Gekreuzigter Heiland – bist Du mir Schutz. Wenn die Seele selbst sich nicht schuldig fühlt, Und doch die Zulassung Gottes bejaht, Kann das Herz Verdruss mit Liebe lohnen. Gekreuzigter – wandle Ohnmacht in Macht. Quelle: Evangelizo

Hl. Charles de

„Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.“ Du sagst es uns deutlich, mein Herr Jesus: Alle Menschen bilden eine große Familie. Alle sind Brüder und Gott ist der gemeinsame Vater. Alle müssen füreinander solche Gedanken, Worte und Werke haben, wie ein guter Vater es sich von seinen Kindern untereinander wünscht. Die Liebe, von der der beste aller Väter möchte, dass sie unter seinen Kindern herrsche, ist genau die Liebe, die wir allen Menschen schulden, jedem Menschen, ohne Ausnahme. Und Jesus, unser Vorbild, gibt uns ein Beispiel dafür: Gott selbst ist es, der auf die Erde kommt, um uns in menschlicher Gestalt zu zeigen, wie er möchte, dass jeder Mensch die anderen Menschen liebt. Was tut Jesus? Er lebt vierunddreißig Jahre und vergießt unter grausamsten Qualen sein Blut für die Heiligung und das Heil aller Menschen. Nicht nur für alle im Allgemeinen, sondern für jeden einzelnen, sodass es keinen Menschen gibt, von dem man nicht sagen muss: Für diesen Menschen ist Jesus gestorben, um ihn zu retten und heilig zu machen. Nach dem Gebot der brüderlichen Liebe folgt hier das Beispiel, wie Jesus es gegeben hat. Wie der heilige Paulus sagt: „Denn um einen teuren Preis ist euer Bruder erkauft worden“ (vgl. 1 Kor 6,20). Jeder Mensch ist unser wahrer Bruder in Gott, und jeder Mensch wurde von Jesus so sehr geliebt und hoch geschätzt, dass er für ihn gestorben ist. Jeder Mensch muss uns als Bruder erscheinen, und zwar als ein Bruder, der wie mit einem Mantel vom Blut Jesu bedeckt ist. Quelle: Evangelizo

Hl. Katharina von

O unaussprechliche Liebe! Oh süße Liebe! O ewiges Feuer! Du bist das Feuer, das immer brennt! O höchste und ewige Dreifaltigkeit, du bist die Redlichkeit ohne Makel, die Einfachheit ohne Schatten, die Aufrichtigkeit ohne irgendeine Verstellung. Wende den Blick deiner Barmherzigkeit auf deine Geschöpfe. Ich verstehe, dass die Barmherzigkeit dir zu eigen ist, und wohin ich mich auch wende, finde ich nur deine Barmherzigkeit. Darum eile ich zu dir, ich schreie vor deiner Barmherzigkeit: O Gott, hab Erbarmen mit der Welt! O ewiger Vater, du willst, dass wir dir nach deinem Willen dienen, und du selbst bestimmst die Wege deiner Diener. Daraus lernen wir, dass wir den inneren Zustand eines Geschöpfes in keiner Weise nach seinen äußeren Werken beurteilen können, sondern dass wir uns auf deinen Willen verlassen müssen, vor allem in Bezug auf deine Diener, die mit diesem Willen vereint und in ihn umgewandelt sind. Daher ist der Christ glücklich, der in deinem Licht die unendlich vielfältigen Wege und Werke deiner Diener betrachtet: Welche Pfade auch immer sie einschlagen, sie laufen doch alle auf dem feurigen Pfad deiner Liebe, sonst würden sie nicht wirklich deiner Wahrheit folgen. […] O ewige Gottheit! Wie wahr ist es, dass dir die Barmherzigkeit zu eigen ist! […] Hast du nicht heute aus Barmherzigkeit mich Elende wissen lassen, dass wir die Absichten eines vernunftbegabten Geschöpfes in keiner Weise beurteilen können? Denn unendlich vielfältig sind die Wege, die du ihnen nach deinem Wohlgefallen bahnst, wie du es mir es an meinem eigenen Beispiel gezeigt hat. Dank sei dir, o mein Gott! Quelle: Evangelizo

Hl. Hildegard von

Gott, der alles erschaffen hat, hat den Menschen nach Seinem Bild und Gleichnis gemacht (vgl. Gen 1,26) und in ihm die höheren und niederen Geschöpfe eingezeichnet. Und Er hat ihn so geliebt, dass Er ihn für jenen Ort bestimmte, aus dem der Engel bei seinem Sturz geschleudert worden war, und ihn in den Ruhm und die Ehre einsetzte, die jener mit seiner Seligkeit verloren hatte. Das zeigt auch diese Schau, die du siehst. Denn dass du […] im Geheimnis Gottes ein schönes, wundervolles Bild wie die Gestalt eines Menschen siehst, das bedeutet: In der Kraft der unvergänglichen Gottheit ist die Liebe des himmlischen Vaters von auserlesener Schönheit und wunderbar in ihren geheimnisvollen Gaben. Sie hat Menschengestalt. Denn als der Sohn Gottes Fleisch annahm, erlöste Er durch den Dienst der Liebe den verlorenen Menschen. Daher ist dessen Angesicht von so großer Schönheit und Klarheit, dass du leichter in die Sonne blicken könntest als auf es. Denn die Fülle der Liebe liegt in dem so mächtig strahlenden Leuchten Seiner Gaben, dass sie jede Einsicht menschlichen Wissens, mit dem es in der Seele die verschiedenen Dinge erkennen kann, so übertrifft, dass man sie mit seinen Sinnen keineswegs erfassen kann. Quelle: Evangelizo

Johannes

Das Gebot des Erlösers selbst fordert uns zur Ähnlichkeit mit dem Vater auf: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48). Auf den unteren Stufen [des geistlichen Lebens] wird die Liebe zum Guten zuweilen unterbrochen, wenn Lauheit, Selbstzufriedenheit oder Vergnügungen den Eifer der Seele lockern und sie die Furcht vor der Hölle oder das Verlangen nach dem zukünftigen Glück für eine Weile aus den Augen verliert. Dennoch sind sie wie Stufen in der Entwicklung, ein Lernprozess. Nachdem wir am Anfang das Laster aus Furcht vor Strafe oder aus Hoffnung auf Belohnung gemieden haben, wird es uns nicht gelingen, auf diese Weise zur Ebene der Liebe zu gelangen: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet. Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1 Joh 4,18–19). Kein anderer Weg kann uns zur wahren Vollkommenheit führen: Wie Gott uns zuerst geliebt hat, auf nichts anderes achtend als auf unser Heil, so sollen wir ihn einzig und allein um seiner Liebe willen lieben. Lasst uns also mit ganzem Eifer von der Furcht zur Hoffnung aufsteigen, von der Hoffnung zur Gottesliebe und zur Tugendliebe. Wir wollen wachsen in der Hinneigung zum Guten um seiner selbst willen und unerschütterlich daran festhalten, soweit es der menschlichen Natur möglich ist. Quelle: Evangelizo

Johannes

Welcher Art auch immer die Beleidigungen sein mögen, mit denen der Mönch beschimpft wird, so bewahre er doch den Frieden, und zwar nicht nur auf seinen Lippen, sondern auch im Grunde seines Herzens. Wenn er sich auch nur im Geringsten aufgebracht fühlt, hülle er sich in absolutes Schweigen und befolge genau, was der Psalmist sagt: „Ich erschrak und redete nicht“ (Ps 76,5 LXX); „Ich sagte: Wachen will ich über meine Wege, um nicht mit meiner Zunge zu sündigen. Meinem Mund stellte ich eine Wache hin, als sich der Sünder gegen mich aufstellte. Stumm wurde ich und erniedrigt, und ich schwieg selbst über gute Dinge“ (vgl. Ps 38,2–3 LXX). Er soll nicht dabei verweilen, das gegenwärtige Übel zu bedenken; seine Lippen sollen nicht laut werden lassen, was ihm sein augenblicklicher Zorn eingibt oder was ihm sein erregtes Herz vorschreibt. Vielmehr soll er in seinem Geiste die Freundlichkeit und Liebe vergangener Zeiten aufleben lassen; oder er richte seinen Blick in die Zukunft, um dort im Geiste schon den wie früher wiederhergestellten Frieden zu sehen; in dem Augenblick, in dem er sich innerlich aufgebracht fühlt, möge er diesen Frieden betrachten in dem Gedanken, dass er bald wieder einkehren wird. Während er sich für die Süße der baldigen Eintracht bereithält, wird er die Bitterkeit des gegenwärtigen Streites nicht spüren und lieber eine Antwort geben, für die er sich weder selbst anklagen noch von seinem Bruder getadelt werden muss, wenn die Freundschaft wiederhergestellt sein wird. Auf diese Weise erfüllt er das Wort des Propheten: „Im Aufgewühltsein des Zornes gedenke der Barmherzigkeit“ (vgl. Hab 3,2 LXX). Quelle: Evangelizo

Hl. Jean-Baptiste Marie

Der Grund, weshalb wir unsere Zuflucht zum Gebet nehmen sollten, ist der, dass sich dadurch alles zu unserem Vorteil wendet. Der liebe Gott will unser Glück und er weiß, dass wir es nur durch das Gebet erlangen können. Außerdem, meine Brüder, welche größere Ehre kann es für ein geringes Geschöpf wie uns geben, dass Gott sich gern ihm herablässt und sich mit ihm so vertraut unterhält, wie ein Freund mit seinem Freund. Seht ihr, wie gütig er ist, wenn er uns erlaubt, ihm unseren Kummer und unsere Sorgen mitzuteilen? Und dieser gute Heiland beeilt sich, uns zu trösten, uns in den Prüfungen zu unterstützen, oder, um es besser zu sagen: Er leidet für uns. Sagt mir, meine Brüder, würde es nicht bedeuten, unser Heil und unser Glück auf Erden aufzugeben, wenn wir nicht beten? Denn ohne das Gebet können wir nur unglücklich sein, mit dem Gebet aber sind wir sicher, alles zu erhalten, was wir für Zeit und Ewigkeit brauchen, wie wir sehen werden. Ich sage erstens, meine Brüder, dass dem Gebet alles verheißen ist, und zweitens, dass das Gebet alles erlangt, wenn es gut verrichtet ist: Das ist eine Wahrheit, die Jesus Christus uns fast auf jeder Seite der Heiligen Schrift wiederholt. Die Verheißung, die Jesus Christus und gibt, ist eindeutig: „Bittet“, sagt er, „dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt“ (vgl. Mt 7,7; 21,22). Jesus Christus begnügt sich nicht damit, uns zu sagen, dass ein gut verrichtetes Gebet alles erlangt. Um uns noch tiefer davon zu überzeugen, versichert er uns mit einem Eid: „Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben“ (Joh 16,23). Nach den Worten Jesu Christi selbst scheint es mir unmöglich, meine Brüder, an der Macht des Gebetes zu zweifeln.

Sonntag, 9 Mai 2021 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Du bist Christ durch und für die Liebe; durch nichts anderes und für nichts anderes. […] Liebe ist mehr als das Notwendige, um existieren zu können, mehr als das, was zum Leben notwendig ist, mehr als das, was zum Handeln notwendig ist; Liebe ist unser Leben, das zum ewigen Leben wird. Wenn wir von der Liebe lassen, lassen wir von unserem Leben. Eine Handlung ohne Liebe ist ein plötzlicher Tod, ein Akt der Liebe ist eine augenblickliche Auferstehung. Liebe kannst du nicht machen: Du empfängst sie. Unvollkommene Liebe ist ein unvollständig empfangenes Geschenk; vollkommene Liebe ist ein vollständig empfangenes Geschenk. Liebe ist so kostenlos, wie sie notwendig ist. Du gewinnst sie nicht wie einen Wettbewerb. Du gewinnst sie, indem du sie ersehnst, um sie bittest, sie empfängst und sie weitergibst. Liebe kann man nicht erlernen, man lernt sie nach und nach kennen, indem man Christus kennenlernt. Es ist der Glaube an Christus, der uns zur Liebe fähig macht; es ist das Leben Christi, das uns die Liebe offenbart; es ist das Leben Christi, das uns zeigt, wie wir die Liebe ersehnen, erbitten und empfangen sollen. Es ist der Geist Christi, der uns lebendig macht in der der Liebe, wirksam durch Liebe, fruchtbar in der Liebe. Alles kann der Liebe dienlich sein, Ohne sie ist alles unfruchtbar, vor allem wir selbst.

Samstag, 8 Mai 2021 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Wenn wir von allen Menschen verlassen und vom Teufel versucht werden; wenn Gott sich verhüllt und vor uns verbirgt; wenn wir alle möglichen Schmerzen des Leibes und der Seele erleiden – dann lasst uns Gott Dank sagen, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“ (vgl. Lk 6,23), denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn wir Tag und Nacht beten; wenn wir in Dunkelheit, Schmerz und bitterem Leid sind; wenn wir für Anliegen beten, für die man beten muss, und wir werden nicht erhört; wenn das Böse, das moralisch Böse, die Sünde weiterhin aus uns heraus- und in uns hineinströmt – dann lasst uns Gott Dank sagen, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn wir von allen verachtet werden als die Geringsten unter den Menschen; wenn man buchstäblich und im übertragenen Sinn Steine nach uns wirft; wenn Unbekannte uns verspotten und Leute, die uns kennen, ihr Spiel mit uns treiben und uns verschmähen; wenn wir verleumdet und verachtet werden – dann lasst uns Gott von ganzem Herzen danken, dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus […]. Wenn man uns verspottet und auf der Straße beschimpft; wenn man uns im Vorbeigehen lächerlich macht und spöttische oder grobe Worte sagt – dann lasst uns Gott Dank sagen mit tiefer Dankbarkeit und Freude; dann wollen wir „uns freuen und jauchzen“, denn dann gehen wir Hand in Hand mit Jesus.

Freitag, 7 Mai 2021 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Stelle Dein Denken vor den Spiegel der Ewigkeit, stelle Deine Seele in den Abglanz der Herrlichkeit, stelle Dein Herz vor das Bild der göttlichen Wesenheit, und forme Deine ganze Person durch die Beschauung in das Bild seiner Gottheit um, damit Du empfindest, was seine Freunde empfinden, wenn sie die verborgene Süße verkosten, die Gott selbst von Anbeginn für die aufbewahrt hat, die ihn lieben. Beachte nichts von dem, was in dieser trügerischen, unruhigen Welt ihre blinden Liebhaber umgarnt. Liebe jenen mit ganzer Hingabe, der sich um Deiner Liebe willen ganz hingeschenkt hat. Seine Schönheit bewundern Sonne und Mond, seine Belohnungen sind unvergleichlich kostbar und in ihrer Größe ohne Grenzen. Ihn meine ich, den Sohn des Allerhöchsten, den die Jungfrau gebar und nach dessen Geburt sie Jungfrau blieb.

Donnerstag, 6 Mai 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Glauben Sie fest daran, dass es auf der Welt niemanden gibt, weder Freund noch Bruder, weder Vater noch Mutter, weder Ehegatte noch Verlobter, der Sie mehr liebt als dein Gott dich liebt. Die göttliche Gnade ist dieser kostbare Schatz, dieser unerschöpfliche Schatz, von dem der Weise spricht, der uns, sobald wir davon Gebrauch machen, zu Teilhabern an der Freundschaft mit Gott macht (vgl. Weish 7,14). Vor diesem Gott waren wir nur mickrige Geschöpfe, arme Diener; und siehe da, nun werden wir zu Freunden, zu liebsten Freunden unseres Schöpfers selbst. Damit wir mehr Zutrauen zu ihm haben, hat er sich selbst entäußert (vgl. Phil 2,7), er hat sich sozusagen erniedrigt bis zur Menschwerdung, um vertraulich mit den Menschen sprechen zu können (vgl. Bar 3,38). Doch nicht genug damit: Er wurde ein Kind; er wurde arm; er ließ sich sogar vor einem ganzen Volk durch ein Gerichtsurteil töten, an einem Kreuz. Mehr noch, er ging so weit, selbst die Gestalt des Brotes anzunehmen, um sich zu unserem täglichen Begleiter zu machen und sich in inniger Einheit mit jedem von uns zu verbinden. So sagt er: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Kurzum, es scheint, als ob er niemanden außer Ihnen liebt, so sehr liebt er Sie. Er ist es also, den Sie lieben müssen und keinen anderen. Von ihm können und sollen Sie sagen: „Der Geliebte ist mein, und ich bin sein“ (Hld 2,16); mein Gott hat sich vorbehaltlos hingegeben, und vorbehaltlos gebe ich mich ihm hin; ich wurde von ihm erwählt als Objekt seiner Zärtlichkeit; und er, ausgezeichnet unter Tausenden, unter allen, er ist weiß und rot (vgl. Hld 5,10), so liebenswert und so liebevoll, er ist der Erwählte meines Herzens, der einzige, den ich lieben will.

Mittwoch, 5 Mai 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Was immer die Seele auf allen Stufen ihrer inneren Entwicklung tut, ist stets nur ein Mitwirken. Sie ist nicht allein. Gott wirkt in ihr und mit ihr, er ist immer die erste Ursache ihres Fortschrittes. Wohl gilt es am Anfang, da die Seele noch in Sünden und üblen Gewohnheiten verstrickt ist, durch heißen Kampf und mit Aufgebot aller Kräfte die Hindernisse zu beseitigen, die sich der Vereinigung mit Gott entgegenstellen. In dieser Zeit fordert Gott eine lebendige, immer bereite Mitwirkung der Seele, der dies durch die Stimme des Gewissens deutlich und unablässig zum Bewusstsein kommt. Gott gewährt ihr häufig fühlbare Gnaden, um sie zu erheben und zu ermutigen. Die Seele jedoch befindet sich in einem Zustand, in welchem Trost und Verlassenheit, Licht und innere Schwierigkeiten wechseln. Sie fällt und steht wieder auf – sie müht sich ab und ruht wieder aus, sie hält erschöpft inne und strebt dann wieder ungestüm voran. In dem Maße aber, als die Seele voranschreitet und die Hindernisse schwinden, wird ihr Innenleben ruhiger, regelmäßiger, einheitlicher. Das Wirken Gottes macht sich stärker fühlbar und kann sich freier entfalten, weil die Seele keinen Widerstand mehr entgegensetzt und sich williger von der Gnade lenken lässt. Nun schreitet sie rasch voran auf dem Weg der Vollkommenheit. […] Der Heiland hat uns sehr klar diese Grundwahrheit gelehrt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht; ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5). […] Sich einbilden, dass Christus die ganze Arbeit auf sich nehmen werde, wäre eine gefährliche Täuschung; aber glauben, wir könnten irgend etwas ohne ihn tun, wäre ein nicht minder gefährlicher Irrtum. Wir müssen ganz und gar davon überzeugt sein, dass unsere Werke nur deswegen Wert haben, weil wir mit Christus vereinigt sind.

Dienstag, 4 Mai 2021 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Für alle, die sich zu Christus bekennen, ziemt es sich besonders, in die menschliche Gesellschaft Licht und Liebe zu tragen, wie Sauerteig in der Masse zu wirken. Dies wird um so mehr der Fall sein, je enger sich das Herz eines jeden an Gott bindet. Denn es wird gewiss kein Friede in der menschlichen Gesellschaft herrschen, wenn er nicht zuerst im Herzen jedes einzelnen Wohnung nimmt, wenn nicht jeder in sich die gottgewollte Ordnung wahrt. […] Es handelt sich hier um eine so hohe und so bedeutende Aufgabe, dass ein Mensch – sei er auch höchsten Lobes würdig und vom besten Willen beseelt – sie nie erfüllen könnte, wenn er sich nur auf seine eigene Kraft verließe. Dass die menschliche Gesellschaft soweit als möglich ein Abbild des Gottesreiches werde, dazu braucht es dringend der Hilfe des göttlichen Geistes. […] In seinem bitteren Leiden und Sterben [hat Christus] […] unsere Schuld, den Quell der Zwietracht, des Elends und der Ungerechtigkeiten, getilgt […] „Er selbst ist ja unser Friede […] und so kam er, euch, den Fernen wie auch den Nahen, den Frieden kundzutun“ (Eph 2,14–17). Auch in der heiligen Liturgie dieser Ostertage hören wir dieselbe Botschaft: „Nach seiner Auferstehung stand unser Herr Jesus inmitten seiner Jünger und sprach: ‚Der Friede sei mit euch, alleluja‘: Da freuten sich die Jünger, weil sie den Herrn sahen“ (Resp. ad Mat., Freitag in der Osterwoche). Christus selbst hat uns ja den Frieden geschenkt und zum Vermächtnis gegeben: „Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Diesen Frieden, den der göttliche Erlöser uns gebracht hat, müssen wir von ihm in eindringlichem Gebet erbitten. Christus möge von den menschlichen Herzen entfernen, was immer den Frieden gefährden kann; er möge alle zu Zeugen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der brüderlichen Liebe machen. Er möge auch den Geist der Regierenden erleuchten […] Endlich möge Christus selbst den Willen aller Menschen entzünden, dass sie die Schranken zerbrechen, die die einen von den andern trennen; dass sie die Bande gegenseitiger Liebe festigen, einander besser verstehen; dass sie schließlich allen verzeihen, die ihnen Unrecht getan haben. So werden unter Gottes Führung und Schutz alle Völker sich brüderlich umarmen, und so wird stets in ihnen der ersehnte Friede herrschen.

Montag, 3 Mai 2021 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die Apostel, die dem Andenken Jesu treu blieben, freuten sich zusammen mit den neu zum Glauben gekommenen, weil sie in Jesus nicht nur den Hirten ihrer Seelen, sondern mehr noch den obersten Hirten gefunden hatten. Als die Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen, wollte Jesus andere „Hirten nach seinem Herzen“ (vgl. Jer 3,15) auswählen und berufen. Er tat dies aus freier Entscheidung, damit sie seine eigene Mission in der ganzen Welt bis zum Ende der Zeit fortführen. Sie sollen seine Gesandten, seine Boten, seine Apostel sein. Sie sollen nur in seinem Namen Hirten sein, zum Wohl der Herde und in der Kraft seines Geistes, dem sie treu bleiben müssen. Petrus, der erste unter ihnen, wird nach dem dreifachen Bekenntnis seiner Liebe zu Jesus zum Hirten seiner Schafe und Lämmer bestellt (vgl. Joh 21,15). Dann alle Apostel und nach ihnen noch andere, alle in demselben Geist. Und sie alle sollen durch alle Zeiten hindurch die ihnen anvertraute Herde des Herrn leiten, nicht als Beherrscher, sondern als Vorbilder für die Herde (vgl. 1 Petr 5,3), in völliger Selbstlosigkeit und mit dem ganzen Eifer ihres Herzens. Nur so können sie eines Tages ihren verdienten Lohn erhalten, wenn der oberste Hirte wiederkommt.

Sonntag, 2 Mai 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Um deine reiche Barmherzigkeit bitte ich dich, allmächtiger, barmherziger, milder, treuer und gütiger Vater. Du bist über alles Böse hoch erhaben. Mit deiner dir eigenen Güte, durch die Liebe deiner vor allen auserwählten Mutter, der Jungfrau Maria, unserer glorreichen Patronin, […] sieh heute mit dem Blick deiner Barmherzigkeit und Liebe auf mich dürres Zweiglein. Wehe, wehe, ich habe die Zeit meiner Einpfropfung, in der ich in diesen heiligen Orden eingepflanzt wurde, nicht beachtet, sondern habe die ganze Zeit meines Lebens in großer Unfruchtbarkeit vergehen lassen. Lass mich in dir wieder ganz zu Kräften kommen, in der geheiligten Wahrheit wieder aufblühen, dass ich ein echtes Mitglied des heiligen Ordens werde und ein wahrhaft geistliches Leben führe. Und lass mich dir, meinem liebenden Freund, die Frucht jeglicher Tugend und Heiligkeit bringen, so dass ich zur Zeit der Weinlese, das heißt, an meinem Sterbetag, in aller Vollkommenheit des geistlichen Lebens völlig gereift und vollendet vor dich hintrete. Amen.

Samstag, 1 Mai 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

„Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (vgl. Mt 5,48). Warum soll unsere Vollkommenheit, unsere Heiligkeit, die göttliche Heiligkeit nachahmen, die so unendlich weit von unserer menschlichen Schwachheit entfernt ist? Und ist es uns denn überhaupt möglich, das Geheimnis dieses göttlichen Lebens zu erkennen? Die Antwort auf diese doppelte Frage finden wir in folgenden Worten: Wir müssen unserem himmlischen Vater ähnlich sein, weil wir seine Adoptivkinder sind. Und um die Vollkommenheit dieses Vaters zu erkennen, brauchen wir nur zu Jesus Christus zu gehen. Der heilige Johannes sagt uns: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18). Müssen wir also die Hoffnung aufgeben, ihn jemals kennenzulernen? Nein, denn der Jünger fügt sogleich die leuchtende Wahrheit hinzu: „Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ Begeistert von derselben Offenbarung Gottes, ruft der heilige Paulus aus: „Gott wohnt in unzugänglichem Licht“ (vgl. 1 Tim 6,16). Doch er, „der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ (2 Kor 4,6). […] Christus ist Gott, der sich uns in menschlicher Gestalt zugänglichgemacht hat. Nach dem letzten Abendmahl sagte Philippus zu Jesus: „Herr, zeig uns den Vater“ (Joh 14,8). Und unser Herr antwortete mit einem feierlichen Wort, das gleichsam den Schlüssel zum Mysterium enthält: „Philippus, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (vgl. Joh 14,9). In Jesus Christus ist also alles eine Offenbarung Gottes. […] Zu Jesu Füßen lernen wir die Vollkommenheiten Gottes kennen; indem wir seine Worte und Taten, sein Leiden und Sterben betrachten, dringen wir in die Geheimnisse der unendlichen Barmherzigkeit ein.

Freitag, 30 April 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (vgl. Joh 14,6; 8,12). Und an anderer Stelle sagt meine Wahrheit auch noch, dass keiner zu mir kommen kann, außer durch ihn. Und so ist es wirklich. Wenn du dich recht erinnerst, ist es genau das, was ich dir sagte und darlegte, als ich dir den Weg aufzeigen wollte. Wenn er also sagt, dass er der Weg ist, so ist das die Wahrheit selbst, und ich zeigte dir, dass dieser Weg als Brücke geformt ist. Er hat auch gesagt, dass er die Wahrheit ist: Was könnte realer sein, da er doch mit mir, der Wahrheit, eins ist? Wer ihr folgt, geht also auf dem Weg der Wahrheit und des Lebens. Wer dieser Wahrheit folgt, empfängt das Leben der Gnade und kann nicht verhungern: denn die Wahrheit wird seine Speise sein. Er kann auch nicht mehr in der Finsternis fallen, denn er ist das Licht, rein von aller Falschheit. Außerdem ist er es, der durch die Wahrheit die Lüge entlarvt und vernichtet hat, durch die der Teufel Eva verführt hat. Diese Lüge war es, durch die der Weg zum Himmel versperrt worden war; die Wahrheit jedoch hat diesen Weg wiederhergestellt und mit ihrem Blut befestigt. Jene, die auf diesem Weg wandeln, sind also die Kinder der Wahrheit, denn sie folgen der Wahrheit. Sie schreiten durch die Türe der Wahrheit, und werden endlich in mir vereint mit dem, der der Weg und die Tür ist, mein Sohn: ewige Wahrheit, Ozean des Friedens.

Donnerstag, 29 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Der Ausdruck: „Ich preise Dich“, bedeutet […] „Ich danke Dir“, sagt Jesus, „dass Du dies den Weisen und Einsichtigen verborgen hast“ (vgl. Mt 11,25). Aber wie? Du freust dich über ihr Verderben, und darüber, dass sie diese Dinge nicht kennen? Durchaus nicht; wohl aber ist das der beste Weg zum Heil, dass diejenigen, die meine Worte verschmähen und sie nicht annehmen wollen, auch nicht durch Zwang dazu gebracht werden. Nachdem sie eben trotz meiner Einladung nicht besser wurden, sondern den Herrn verließen und verachteten, so sollten sie durch ihre Verwerfung zum Verlangen nach diesen Dingen gebracht werden. Auf diese Weise mussten dann auch diejenigen eifrig werden, die auf ihn achteten. Denn dass seine Worte ihnen geoffenbart wurden, war gewiss ein Grund zur Freude; dass sie dagegen den anderen verborgen blieben, musste nicht zur Freude, sondern zur Trauer stimmen. Dem entsprechend handelte auch der Herr; er weinte über die Städte. Also nicht über die Blindheit der einen freute er sich, sondern weil die anderen erkannten, was die Weisen nicht einsehen wollten. In ähnlichem Sinne sagt auch Paulus: „Ich danke Gott, dass ihr Sklaven der Sünde wart und doch von Herzen geachtet habt auf die Art der Lehre, die ihr empfangen habt“ (vgl. Röm 6,17).[…] Unter den Weisen versteht hier der Herr die Schriftgelehrten und Pharisäer. Dies sagt er, um seine Jünger zu ermutigen, und um zu zeigen, welche Auszeichnung den Fischern zuteilwurde, während jene alle zusammen dessen verlustig gingen. Mit der Bezeichnung „Weiser“ meint er aber nicht die wahre und lobenswerte Weisheit, sondern jene, die sie durch eigene Tüchtigkeit erworben zu haben schienen. Deshalb sagte er auch nicht: Du hast es den Toren enthüllt, sondern den Kindern, das heißt den Ungebildeten und Einfältigen. […] Ebenso weist er uns durch all dies an, die Torheit zu fliehen, um die Einfalt dagegen uns zu bemühen. Deshalb sagte auch Paulus mit noch mehr Nachdruck dasselbe mit den Worten: „Wenn einer unter euch weise zu sein scheint in dieser Welt, so werde er zum Tor, damit er weise werde“ (vgl. 1 Kor 3,18).

Mittwoch, 28 April 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der „Erlösung“, die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen läßt: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38–39). Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann – erst dann – ist der Mensch „erlöst“, was immer ihm auch im einzelnen zustoßen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns „erlöst“. Durch ihn sind wir Gottes gewiß geworden – eines Gottes, der nicht eine ferne „Erstursache“ der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von ihm kann jeder sagen: „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2, 20).

Dienstag, 27 April 2021 : Kommentar Leo XIII.

Die heiligen Lehrer bezeichnen es [das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit] als Wesenskern des Neuen Testamentes, das heißt als das größte aller Geheimnisse, ist es doch die Grundlage und Krone aller. Und zur Erkenntnis und Betrachtung dieses Geheimnisses sind im Himmel die Engel, auf Erden die Menschen erschaffen worden. […] Um es klarer zu verkünden, stieg Gott selbst aus dem Reich der Engel zu den Menschen herab […] Dazu hatte der Apostel [Paulus] schon längst gemahnt mit den Worten: Denn aus ihm, durch ihn und in ihm ist alles; ihm sei Ehre in Ewigkeit (vgl. Röm 11,36). Damit deutet er einerseits die Dreiheit der Personen an und betont anderseits die Einheit der Natur […] Der heilige Augustinus sagt bei der Erklärung dieses Zeugnisses: „Nicht ohne Unterscheidung darf man das Wort (des Apostels) verstehen: Aus ihm und durch ihn und in ihm. Er sagt vielmehr ‚aus ihm‘ in Bezug auf den Vater, ‚durch ihn‘ in Bezug auf den Sohn, ‚in ihm‘ in Bezug auf den Heiligen Geist.“ In sehr zutreffender Weise pflegt die Kirche jene Werke der Gottheit, in denen sich besonders die Macht kundgibt, dem Vater; jene, in denen die Weisheit aufleuchtet, dem Sohn; jene, in denen die Liebe vorherrscht, dem Heiligen Geiste zuzueignen. Keineswegs als wären nicht alle Vollkommenheiten und nicht alle äußeren Werke den drei göttlichen Personen gemeinsam; denn „das Wirken der Dreieinigkeit ist ungeteilt, wie das Wesen der Dreieinigkeit ungeteilt ist“ (hl. Augustinus) […] wohl aber werden die Werke auf Grund einer gewissen Gleichartigkeit und beinahe einer Verwandtschaft, die zwischen den Werken und den Eigenschaften der Personen besteht, der einen Person eher als der anderen zugeschrieben oder, wie man sagt, zugeeignet. […] Auf diese Weise ist der Vater, welcher „der Ursprung der ganzen Gottheit“ (hl. Augustinus) ist, zugleich die bewirkende Ursache aller Geschöpfe, der Menschwerdung des Wortes und der Heiligung der Seelen. Aus ihm ist alles; ‚aus ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Vater. Der Sohn seinerseits, Wort und Abbild Gottes, ist die vorbildliche Ursache, der alle Dinge in ihrer Gestalt und Schönheit, ihrer Ordnung und Harmonie nachgebildet sind; für uns ist er der Weg, die Wahrheit und das Leben, der Versöhner des Menschen mit Gott. Durch ihn ist alles, ‚durch ihn‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Sohn. Der Heilige Geist aber ist die Endursache aller Dinge deshalb, weil, genauso wie am Ziel der Wille und im Allgemeinen alles zur Ruhe kommt, der Heilige Geist, der die göttliche Güte ist und die gegenseitige Liebe zwischen Vater und Sohn, jenes geheimnisvolle Wirken zum ewigen Heil der Menschen durch seinen wirksamen und innigen Antrieb zu Ende und zur Vollendung führt. In ihm ist alles, ‚in ihm‘ sagt der Apostel in Bezug auf den Heiligen Geist.

Montag, 26 April 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Deine göttliche Allmacht, Weisheit und Güte, mein Gott, meine beglückende Liebe, segne mich, und bewirke, dass ich ganz bereitwillig zu dir komme, dass ich mich selbst wahrhaft verleugne (vgl. Mt 16,24) und dir von tiefstem Herzen, mit Geist und Seele in vollkommener Weise nachfolge. […] „Hört auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren“ (Ps 34,12). Ja, Jesus, guter Hirt, lass mich deine Stimme hören und erkennen vor allen, was mich hindert, zu dir zu kommen. Trage mich auf deinem Arm. Lass mich, dein durch deinen Geist trächtig gewordenes Schaf, in deinem Schoß ruhen. Dort lehre mich, wie ich dich fürchten soll. Dort zeige mir, wie stark ich dich lieben soll. Dort unterweise mich, auf welche Weise ich dir folgen soll. […] „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1). Du nimmst meine Seele auf und bist meine Zuflucht in bösen Tagen, in allen Versuchungen überschatte mich mit deinen Schwingen. Umgib mich mit dem Schild deiner Wahrheit. Sei du selbst bei mir in jeder Bedrängnis, du meine Hoffnung. Vor jeder Gefahr des Leibes und der Seele verteidige und beschütze mich alle Zeit. […] Amen.

Sonntag, 25 April 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Die Apostel und die Jünger des Herrn waren wie Kinder ohne Vater und wie Soldaten ohne Hauptmann. Ganz verschreckt, wie sie waren, hatten sie sich in ein Haus zurückgezogen. Da erschien der Heiland unter ihnen, um sie in ihrer Betrübnis zu trösten, und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch. Er wollte ihnen gleichsam sagen: Warum seid ihr so furchtsam und betrübt? Wenn es der Zweifel ist, dass nicht eintrifft, was ich euch von meiner Auferstehung gesagt habe, dann Pax vobis; bleibt in Frieden, es werde Friede in euch, denn ich bin auferstanden. Seht meine Hände, berührt meine Wunden; ich bin es doch selbst. Fürchtet euch nicht mehr; Friede sei mit euch. […] Es ist, als wollte er ihnen sagen: Was habt ihr? Ich sehe wohl, dass ihr ganz verschreckt und furchtsam seid; aber dazu habt ihr von jetzt an keinerlei Ursache mehr, denn ich habe den Frieden erworben, den ich euch schenke. Den schuldet mir mein Vater nicht nur, weil ich sein Sohn bin, sondern auch, weil ich ihn erkauft habe um den Preis meines Blutes und dieser Wunden, die ich euch zeige. Seid nun nicht mehr feige und furchtsam, denn der Krieg ist beendet. Ihr hattet einigen Grund zur Furcht in den vergangenen Tagen, als ihr saht, dass ich gegeißelt wurde (oder wenigstens davon sprechen hörtet, denn alle haben mich verlassen außer einem von euch, der mir treu blieb). Ihr habt also gewusst, dass ich geschlagen wurde, mit Dornen gekrönt, zerschlagen vom Kopf bis zu den Füßen (Jes 1,6; 53,5), ans Kreuz geschlagen; dass ich viel Schmach, Verlassenheit und Schimpf ertragen habe […]. Jetzt aber fürchtet euch nicht mehr; der Friede sei in euren Herzen. Ich bin ja Sieger geblieben und habe alle meine Feinde zu Boden geschlagen: Ich habe den Teufel überwunden, die Welt und das Fleisch. […] Bis zur Stunde habe ich euch verschiedene Male meinen Frieden entboten, jetzt aber zeige ich euch, wie ich ihn für euch erworben habe. […] Der Friede ist alles, was ich meinen Liebsten gebe; deshalb Pax vobis und allen, die an mich glauben.

Samstag, 24 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Nehmet und esset“, sagt Jesus, „das ist mein Leib, der für viele geopfert wird.“ Wie kommt es nun aber, dass die Apostel bei diesen Worten nicht erschraken? Weil er ihnen schon oft in der Zeit vorher große Dinge geweissagt hatte. […] Lasst uns also Gott vertrauen und nie widersprechen, auch wenn seine Worte unserer Vernunft und dem Augenschein zu widersprechen scheinen; sein Wort muss uns auf alle Fälle mehr gelten als Vernunft und Sinne. Das muss auch unser Grundsatz bei den Geheimnissen sein. Wir dürfen nicht bloß auf das schauen, was vor uns liegt, sondern müssen uns an seine Worte halten. Sein Wort ist untrüglich, unsere Sinne sind der Täuschung leicht unterworfen. Jenes ist immer wahr, diese irren sich gar oft. Da er nun spricht: „Das ist mein Leib“, so wollen wir uns fügen, wollen glauben und ihn mit den Augen des Geistes betrachten. […] Wie viele gibt es, die wünschen: Könnte ich doch den Herrn von Gestalt sehen, sein Gesicht, seine Kleider, seine Schuhe! Wohlan, du siehst ihn, berührst ihn, genießt ihn. Du willst bloß das Gewand sehen, er aber gibt dir sich selbst, nicht allein zu sehen, sondern sogar zu berühren, zu essen und lässt sich in dein Inneres aufnehmen. Es trete somit niemand voll Überdruß, voll Gleichgültigkeit hinzu, alle vielmehr voll Feuer, voll Glut und Begeisterung.

Freitag, 23 April 2021 : Kommentar Symeon der Neue Theologe

So wie die Teilung des Meeres durch den Stab des Mose und das Herabkommen des Manna vom Himmel nur Bilder und Symbole für die Wahrheit waren und nichts anderes – das Meer für die Taufe und das Manna für den Erlöser – so sind auch die Dinge, von denen wir sprechen, Symbole und Zeichen jener transzendenten und unbeschreiblich herrlichen Wirklichkeiten, in dem Maße, wie das Ungeschaffene von Natur aus das Geschaffene übersteigt. Denn dieses Manna, das „Brot und Speise der Engel“ genannt wird, von dem die Menschen damals in der Wüste aßen, nahm ein Ende und verschwand, und alle, ja all jene, die davon aßen, sind gestorben: denn dieses Manna hatte keinen Anteil am wahren Leben, während das Fleisch meines Meisters, das göttlich und von Leben erfüllt ist, allen, die davon essen, Anteil am Leben gibt und sie unsterblich macht. […] Er begann damit, dass er mich vom Verderben und Tod befreite, indem er mich auf spürbare und bewusste Weise völlig frei machte, und – o Geheimnis, Ehrfurcht gebietender als alle anderen – er machte aus mir einen neuen Himmel und errichtete seine Wohnung in mir, er der Schöpfer aller Dinge; eine Gunst, derer niemand unter den Heiligen früherer Zeiten für würdig befunden wurde. Einst sprach er nämlich durch den göttlichen Geist und wirkte durch diesen seine Wunder, aber nie und nimmer vereinigte sich Gott wesenhaft mit einer Person bevor Christus, mein Gott, Mensch wurde: Er ist es, der, indem er einen Leib annahm, seinen göttlichen Geist schenkte und sich durch ihn mit allen Gläubigen wesenhaft vereint; und er verbindet sie untereinander zu einer untrennbaren Einheit.

Donnerstag, 22 April 2021 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Da also der gute Jesus sah, wie sehr wir der Hilfe bedürfen, suchte er ein bewundernswertes Mittel, durch das er uns seine bis zum Äußersten gehende Liebe bezeugte, und stellte in seinem und seiner Brüder Namen die Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute, Herr.“ […] Er wusste, dass unsere Liebe durch den Anblick seiner Liebe geweckt werden musste, und zwar nicht nur einmal, sondern täglich. Aus diesem Grund hat er sich wohl entschlossen, bei uns zu bleiben. […] Mir ist aufgefallen, dass er in dieser einen Bitte zweimal das gleiche spricht: Zuerst sagt er: „täglich“ und dann: „heute“. Er stellt dies auch seinem Vater vor Augen. Es ist, als wolle er ihm sagen: Da er ihn uns nun einmal geschenkt hat, um für uns zu sterben, und er bereits „uns“ gehört, möge er ihn uns bis zum Ende der Welt nicht mehr nehmen und erlauben, dass er uns täglich diene. […] Wenn ich darüber nachdenke, warum der Herr nach dem Wort „täglich“ noch einmal sagt: „heute“, er soll täglich unser sein, kommt es mir vor, als sage er dies, weil wir ihn bereits hier auf Erden besitzen und ihn auch im Himmel besitzen werden, wenn wir uns seine Gesellschaft gut zunutze machen. […] Das Wort „heute“ scheint mir zu bedeuten: für einen Tag, das heißt, solange die Welt besteht, nicht länger. Und das ist wirklich nur ein Tag! […] Weil es also nur ein Tag ist, bittet der Sohn den Vater, diesen Tag in unserem Dienst verbringen zu dürfen. Denn da Seine Majestät uns den Sohn ganz aus eigenem Willen geschenkt und ihn in die Welt gesandt hat, will dieser uns nun aus eigenem Willen nicht mehr verlassen, sondern hier bei uns bleiben, zur größeren Seligkeit seiner Freunde und zur Pein seiner Feinde. So bittet er den Vater jetzt wiederum nur für „heute“; denn Seine Majestät hat uns dieses allerheiligste Brot für immer gegeben; er hat uns, wie gesagt, diese Nahrung und dieses Manna der Menschheit geschenkt, und wir finden es, sooft wir wollen. Wir werden nicht Hungers sterben, es sei denn durch eigene Schuld; sooft die Seele nämlich nach Nahrung verlangt, wird sie im Allerheiligsten Sakrament Erquickung und Trost finden.

Mittwoch, 21 April 2021 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Sie haben darum gebeten, drei Monate allein mit Jesus verbringen zu dürfen (in Exerzitien), das passt gut zu Ihnen. Wenn aber während dieser Zeit der Hunger nach Jesus in den Herzen derer, die zu seinem Volk gehören, größer ist als Ihr Hunger, dürfen Sie nicht die ganze Zeit mit Jesus allein bleiben. Sie sollten Jesus erlauben, Sie in Brot für all diejenigen zu verwandeln, mit denen Sie in Kontakt sind. Lassen Sie zu, dass die Menschen Sie „verschlingen“; durch Wort und Gegenwart verkünden Sie Jesus. […] Selbst Gott konnte keine größere Liebe anbieten, als sich selbst zu schenken als Brot des Lebens – um gebrochen zu werden, um gegessen zu werden, damit Sie und ich essen und leben können, damit wir essen und so unseren Hunger nach Liebe stillen können. Und doch schien er noch nicht zufrieden zu sein, denn auch er hungerte nach Liebe. Also wurde er zum Hungrigen, zum Durstigen, zum Nackten, zum Obdachlosen und hat nicht aufgehört, zu rufen: „Ich war hungrig, ich war nackt, ich war obdachlos. Das habt ihr mir getan“ (vgl. Mt 25,40). Das Brot des Lebens und der Hungernde, aber eine einzige Liebe: nur Jesus.

Dienstag, 20 April 2021 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an! Preis nach Kräften seine Würde, da kein Lobspruch, keine Zierde seinem Ruhm genügen kann. Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben, das man heut’ den Christen weist. Dieses Brot, mit dem im Saale Christus bei dem Abendmahle die zwölf Jünger hat gespeist. Laut soll unser Lob erschallen und das Herz in Freude wallen, denn der Tag hat sich genaht […] Neuer König, neue Zeiten, neue Ostern, neue Freuden, neues Opfer allzumal! Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen, hell erglänzt des Tages Strahl. Was von Christus dort geschehen, sollen wir fortan begehen, seiner eingedenk zu sein. Treu dem heiligen Befehle wandeln wir zum Heil der Seele in sein Opfer Brot und Wein. […] Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise, doch der Herr bleibt gleicherweise ungeteilt in beider Bild. Wer ihm nahet voll Verlangen, darf ihn unversehrt empfangen, ungemindert, wunderbar. Einer kommt, und tausend kommen, doch so viele ihn genommen, er bleibt immer, der er war. […] Seht das Brot, die Engelspeise! Auf des Lebens Pilgerreise nehmt es nach der Kinder Weise, nicht den Hunden werft es hin! Lang im Bild war‘s vorbereitet: Isaak, der zum Opfer schreitet; Osterlamm, zum Mahl bereitet; Manna nach der Väter Sinn. Guter Hirt, du wahre Speise, Jesus, gnädig dich erweise! Nähre uns auf deinen Auen, lass uns deine Wonnen schauen in des Lebens ewigem Reich! Du, der alles weiß und leitet, uns im Tal des Todes weidet, lass an deinem Tisch uns weilen, deine Herrlichkeit uns teilen. Deinen Seligen mach uns gleich!

Montag, 19 April 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

In Glaube, Hoffnung und Liebe Grüße ich Dich, Du Engelsbrot. Preis sei Dir – aus Seelentiefe, Obwohl ich nur Elend bin und Not. Sei gegrüßt, Du Unsichtbarer, Mein Herz brennt in Liebe zu Dir. Trotz Hüllen schaue ich klarer In Liebe – wie Heilige. Ich grüße Dich, o Gotteslamm, Täglich kommst Du in mein Verlies. Du hebst mich aus der Sünde Schlamm, Und hilfst mir ein ins Paradies.

Sonntag, 18 April 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Nach seiner Auferstehung erschien der Herr seinen Jüngern und grüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (Lk 24,36). Das ist wirklich der Friede, dieser Gruß, der heilt, denn das Wort „salutatio“ – Gruß – kommt von „salus“ – Heil. Was könnten wir Besseres erhoffen? Der Mensch empfängt den Gruß (salutatio) von dem, der das Heil (salus) in Person ist, denn unser Heil ist Christus. Ja, er ist unser Heil, er, der für uns verwundet und ans Holz genagelt wurde, dann vom Holz abgenommen und ins Grab gelegt wurde. Doch aus dem Grab ist er erstanden; seine Wunden sind geheilt, behalten aber ihre Narben. Es ist hilfreich für seine Jünger, dass seine Narben bleiben, damit die Wunden ihres Herzens geheilt werden. Was für Wunden? Die Wunden ihres Unglaubens. Er erschien vor ihren Augen mit einem echten Leib und sie „meinten, einen Geist zu sehen“. Das ist keine leichte Wunde in ihrem Herzen. […] Doch was sagt der Herr Jesus? „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“ (Lk 24,38). Es ist gut für den Menschen, dass nicht sein Denken sich im Herzen erhebt, sondern dass sein Herz sich erhebt, nämlich dorthin, wo der Apostel Paulus die Herzen der Gläubigen verwurzeln wollte, zu denen er sagte: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,1–4). Und was ist das für eine Herrlichkeit? Die Herrlichkeit der Auferstehung. […] Wir aber glauben den Worten dieser Jünger, ohne dass sie uns den auferstandenen Leib des Erlösers gezeigt hätten. […] Doch damals erschien dieses Ereignis unglaublich. Der Erlöser hat sie also nicht nur durch das Sehen zum Glauben geführt, sondern auch durch das Berühren, sodass mittels der Sinne der Glaube in ihr Herz hinabsteigen und in der ganzen Welt denen verkündet werden konnte, die weder gesehen noch berührt hatten, aber doch ohne zu zögern glauben sollten (vgl. Joh 20,29).

Samstag, 17 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

In aller Stürme Toben Bist Du, Herr, uns’re Kraft. Dich, starker Gott, wir loben, Der stets uns Hilfe schafft. Fest drum stehen wir, Dir vertrauen wir. Wenn auch die Erde bebt, Das Meer sich hoch erhebt. Wenn seine Wasser schwellen, Der Berge Feste wankt, Wird Freude uns erhellen, Die Gottesstadt Dir dankt. In ihr weilest Du, Wahrst ihr heil’ge Ruh. Es schützt ein starker Strom Den hehren Gottesdom. Im Wahn die Völker toben, Es stürzt der Staaten Macht. Er hat die Stimm’ erhoben, Die Erde bebt und kracht. Doch mit uns ist Gott Herr, Gott Sabaoth, Du bist uns Heil und Licht, Drum fürchten wir uns nicht. Kommt alle her, zu sehen Die Wunder Seiner Kraft: Die Kriege all vergehen, Des Bogens Sehn’ erschlafft. Wirft in Feuersglut Schild’ und Waffengut. Der Herr, Gott Sabaoth, Hilft uns aus aller Not.

Freitag, 16 April 2021 : Kommentar Hl. Ephräm

In einem Augenblick vermehrte der Herr ein wenig Brot. Was Menschen in zehn Monaten Arbeit schaffen, schafften seine zehn Finger in einem Moment. […] Doch nicht an seinem Können hat er das Wunder bemessen, sondern am Hunger derjenigen, die dort versammelt waren. Wenn das Wunder an seinem Können bemessen worden wäre, dann hätte man es unmöglich bewerten können; gemessen am Hunger dieser Tausenden von Menschen, ging das Wunder noch um zwölf Körbe darüber hinaus. Bei Handwerkern ist das Können geringer als die Wünsche der Kunden; sie vermögen nicht alles zu tun, was man von ihnen verlangt; die Werke Gottes dagegen übertreffen jeden Wunsch. […] Gesättigt in der Wüste, wie einst die Israeliten nach dem Gebet des Moses, riefen sie: „Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll“ (Joh 6,14). Damit spielten sie auf die Worte des Mose an: „Einen Propheten […] wird dir der Herr, dein Gott, erstehen lassen“, nicht irgendeinen, sondern „einen Propheten wie mich“ (vgl. Dtn 18,15), der euch in der Wüste mit Brot sättigen wird. Wie ich, ist er auf dem Meer gegangen, er ist in der erleuchteten Wolke erschienen (vgl. Mt 17,5), er hat sein Volk befreit. […] Er übergab Maria an Johannes, so wie Mose seine Herde an Josua übergab. […] Aber das Brot des Mose war noch nicht vollkommen; es wurde nur den Israeliten gegeben. Um anzudeuten, dass seine Gabe der des Mose überlegen und die Berufung der Völker noch vollkommener ist, sagte unser Herr: „Wer von diesem Brot isst, das ich geben werde, wird in Ewigkeit leben“, denn „das Brot Gottes ist vom Himmel herabgekommen“ und wird der ganzen Welt gegeben (vgl. Joh 6,51).

Donnerstag, 15 April 2021 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Gott hat den Menschen frei erschaffen […], damit er freiwillig und ohne Zwang auf seine Anrufe reagieren kann. Tatsächlich gibt es bei Gott keine Gewaltanwendung, doch lädt er uns ohne Unterlass ein, Gutes zu tun. Er hat dem Menschen die Entscheidungsfähigkeit eingeschaffen, wie er es mit den Engeln getan hat. […] Und das nicht nur im Bereich seiner Handlungen, sondern auch im Bereich des Glaubens hat der Herr die Freiheit […] des Menschen gewahrt. So sagt er: „Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen“ (Mt 9,29). Er zeigt damit, dass der Glaube dem Menschen selbst zu eigen ist, da er auf seiner persönlichen Entscheidung beruht. Er sagt auch: „Alles kann, wer glaubt“ (Mk 9,23), und an anderer Stelle: „Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast“ (Mt 8,13). All diese Texte zeigen, dass der Mensch selbst sein Schicksal bestimmt, je nachdem, ob er sich entscheidet zu glauben oder nicht. Deshalb: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen“ (Joh 3,36). […] Man könnte also sagen, es wäre besser gewesen, Gott hätte die Engel nicht mit der Fähigkeit zur Gesetzesübertretung erschaffen. Auch hätte er die Menschen nicht erschaffen sollen, da sie ihm gegenüber doch so bald undankbar werden würden. Dies war in der Tat das Risiko, das mit ihrer vernünftigen, zur Prüfung und Beurteilung fähigen Natur verbunden war. Er hätte sie den Wesen ohne Vernunft und ohne eigenes Lebensprinzip gleichgestalten sollen. […] Doch in diesem Fall hätte das Gute keine Anziehungskraft für die Menschen, ihre Gemeinschaft mit Gott hätte keinen Wert in ihren Augen. Das Gute würde nicht das geringste Verlangen in ihnen wecken, da sie es besäßen, ohne danach gesucht zu haben […]. Das Gute wäre ihnen angeboren, selbstverständlich. […] Wenn der Mensch von Natur aus gut wäre und nicht durch Willensentscheidung […], dann würde er nicht mehr erkennen, dass das Gute schön ist, er könnte sich nicht daran erfreuen. Welche Freude am Guten könnten diejenigen haben, die es nicht kennen? Welchen Ruhm diejenigen, die sich nicht angestrengt haben? Welche Krone diejenigen, die nicht gekämpft haben, um sie zu erlangen? […] Im Gegenteil: Je mehr unser Lohn die Frucht eines Kampfes ist, umso wertvoller wird er sein; je wertvoller er ist, umso mehr werden wir ihn schätzen.

Mittwoch, 14 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Was sagt uns also das Kreuz Christi, welches in einem bestimmten Sinn das letzte Wort seiner Botschaft und Mission als Messias ist? Und doch ist es nicht das letzte Wort des Bundes Gottes. Dieses wird im Morgengrauen jenes Tages gesprochen, an dem zunächst die Frauen und dann die Apostel zum Grab des gekreuzigten Herrn kommen, es leer vorfinden und zum ersten Mal vernehmen: „Er ist auferstanden!“ Sie werden es weitersagen und Zeugen des Auferstandenen sein. Dennoch ist auch in dieser Verherrlichung des Sohnes Gottes das Kreuz weiterhin gegenwärtig, welches - durch das gesamte messianische Zeugnis des Menschen-Sohnes, der an ihm den Tod erlitten hat − unaufhörlich vom göttlichen Vater spricht, der seiner ewigen Liebe zum Menschen unverbrüchlich treu bleibt, der „die Welt so sehr geliebt hat“ − und somit den Menschen in ihr − , „dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). An den gekreuzigten Sohn glauben, heißt „den Vater sehen“ (vgl. Joh 14,9), heißt glauben, dass die Liebe in der Welt gegenwärtig ist und dass sie mächtiger ist als jedwedes Übel, in das der Mensch, die Menschheit, die Welt verstrickt sind. An diese Liebe glauben, heißt, an das Erbarmen glauben. Dieses ist ja die unerlässliche Dimension der Liebe, ist sozusagen ihr zweiter Name und zugleich die spezifische Art, wie sie sich zeigt und vollzieht angesichts der Wirklichkeit des Übels in der Welt, das den Menschen trifft und bedrängt, sich auch in sein Herz einschleicht und ihn „ins Verderben der Hölle stürzen kann“ (Mt 10,28).

Dienstag, 13 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte mich getreu – ich folgt’ ihm, Zagend erst, dann immer sich’rer. So stand ich endlich an dem Tor der Kirche. Es tat sich auf – ich bat um Einlass. Aus Deines Priesters Mund grüßt mich Dein Segenswort. Im Inneren reiht sich Stern auf Stern. Rote Blütensterne weisen mir den Weg zu Dir. Sie harren Dein zur Heil’gen Nacht. Doch Deine Güte Lässt sie mir leuchten auf dem Weg zu Dir. Sie führen mich voran. Das Geheimnis, das ich im Herzen tief verbergen musste, Nun darf ich laut es künden: Ich glaube – ich bekenne! Der Priester geleitet mich die Stufen zum Altar hinauf: Ich neige die Stirn – Das heil’ge Wasser fließt mir übers Haupt. Ist’s möglich Herr, dass einer neu geboren wird, Der schon des Lebens Mitte überschritten? Du hast’s gesagt, und mir ward’s Wirklichkeit. Eines langen Lebens Last an Schuld und Leiden Fiel von mir. Aufrecht empfang’ ich den weißen Mantel, Den sie mir um die Schultern legen, Der Reinheit lichtes Bild. Ich trag’ in meiner Hand die Kerze. Ihre Flamme kündet, Dass in mir Dein heil’ges Leben glüht. Mein Herz ist nun zur Krippe worden, Die Deiner harrt. Nicht lange! Maria, Deine und auch meine Mutter Hat ihren Namen mir gegeben. Um Mitternacht legt sie ihr neugebor’nes Kind Mir in das Herz. O keines Menschen Herz vermag’s zu fassen, Was denen Du bereitet, die Dich lieben. Nun hab’ ich Dich und lass Dich nimmermehr. Wo immer meines Lebens Straße geht, Bist Du bei mir, Nichts kann von Deiner Liebe je mich scheiden.

Montag, 12 April 2021 : Kommentar Römisches Messbuch

Gott, du Vater aller Gläubigen, durch deine Gnade mehrst du auf dem ganzen Erdenrund die Kinder deiner Verheißung. Durch das österliche Sakrament der Taufe erfüllst du den Eid, den du Abraham geschworen hast, und machst ihn zum Vater aller Völker. Gib allen, die du zu deinem Volk berufen hast, die Gnade, diesem Ruf zu folgen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Gott, deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen. Was einst dein mächtiger Arm an einem Volk getan hat, das tust du jetzt an allen Völkern: Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt; nun aber führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit. Gib, dass alle Menschen Kinder Abrahams werden und zur Würde des auserwählten Volkes gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. […] Gott, unser Vater, du mehrst die Zahl deiner Kinder und rufst aus allen Völkern Menschen in deine Kirche. Beschütze gütig die Täuflinge, damit sie den Quell der Weisheit niemals verlassen und auf deinen Wegen gehen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Gott, du unwandelbare Kraft, du ewiges Licht, schau gütig auf deine Kirche und wirke durch sie das Heil der Menschen. So erfahre die Welt, was du von Ewigkeit her bestimmt hast: Was alt ist, wird neu, was dunkel ist, wird licht, was tot war, steht auf zum Leben, und alles wird wieder heil in dem, der der Ursprung von allem ist, in unserem Herrn Jesus Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Sonntag, 11 April 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Jesus überantwortet ihnen [den furchtsamen und erstaunten Jüngern] die Gabe, „die Sünden zu vergeben“, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mir großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr heute seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung. Das Herz Christi! Sein „Heiliges Herz“ hat den Menschen alles gegeben: Erlösung, Heil, Heiligung. […] Durch das Geheimnis dieses verwundeten Herzens hört der erquickende Strom der barmherzigen Liebe Gottes nicht auf, sich auch über die Männer und Frauen unseres Zeitalters zu ergießen. Wer sich nach echtem und dauerhaftem Glück sehnt, kann nur hierin dessen Geheimnis finden. „Jesus, ich vertraue auf Dich.“ Dieses Gebet, das vielen Gläubigen sehr am Herzen liegt, bringt gut die Einstellung zum Ausdruck, mit der auch wir uns vertrauensvoll in deine Hände, o Herr, unser einziger Erlöser, überlassen wollen. Du bist erfüllt von der brennenden Sehnsucht, geliebt zu werden, und wer sich auf die Gefühle deines Herzens einstellt, wird lernen, zum Erbauer der neuen Zivilisation der Liebe zu werden. Ein einfacher Akt der Selbsthingabe reicht aus, um die Barrieren der Dunkelheit und Traurigkeit, des Zweifels und der Verzweiflung niederzureißen. Die Strahlen der göttlichen Barmherzigkeit schenken in besonderer Weise all jenen wieder Hoffnung, die sich von der Last der Sünde erdrückt fühlen.

Samstag, 10 April 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen, Simon von Kyrene; als Vertreterin der Liebenden, die es drängt, dem Herrn zu dienen, Veronika. Jeder, der in der Folge der Zeiten ein schweres Schicksal im Gedanken an den leidenden Heiland geduldig trug oder freiwillige Sühneleistungen auf sich nahm, hat damit etwas von der gewaltigen Schuldenlast der Menschheit getilgt und dem Herrn Seine Last tragen helfen; vielmehr: Christus, das Haupt, leistet Sühne in diesen Gliedern Seines mystischen Leibes, die sich Ihm mit Leib und Seele für Sein Erlösungswerk zur Verfügung stellen. Wir dürfen annehmen, dass der Ausblick auf die Getreuen, die Ihm auf Seinem Leidensweg folgen würden, den Heiland in der Ölbergnacht gestärkt hat. Und die Kraft dieser Kreuzträger kommt Ihm nach jedem Fall zu Hilfe. Die Gerechten des Alten Bundes sind es, die Ihn das Stück Weges vom ersten bis zum zweiten Fall begleiten. Die Jünger und Jüngerinnen, die sich während Seines Erdenslebens um Ihn scharten, sind die Helfer auf der zweiten Wegstrecke. Die Kreuzesliebhaber, die Er erweckt hat und immer aufs Neue erwecken wird in der wechselvollen Geschichte der streitenden Kirche, das sind Seine Bundesgenossen in der Endzeit. Dazu sind auch wir berufen.

Freitag, 9 April 2021 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Was symbolisiert das Meer, wenn nicht die gegenwärtige Welt, die von den turbulenten Wellen des Geschäftslebens und den Wirbelstürmen eines verfallenen Lebens geschlagen wird? Und was bedeutet das feste Ufer, wenn nicht gar die Unvergänglichkeit der ewigen Ruhe? Die Jünger arbeiten daher auf dem See, da sie noch in den Wellen des sterblichen Lebens gefangen sind, aber unser Erlöser steht nach seiner Auferstehung am Ufer, da er den Zustand des zerbrechlichen Fleisches bereits überwunden hat. Es ist, als wolle er diese Dinge nutzen, um seinen Jüngern vom Geheimnis seiner Auferstehung zu erzählen und ihnen zu sagen: „Ich erscheine euch nicht mehr auf dem Meer (vgl. Mt 14,25), denn ich bin nicht mehr unter euch in der Erregung der Wellen.“ In diesem Sinne sagte er an anderer Stelle nach seiner Auferstehung zu denselben Jüngern: „Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war“ (Lk 24,44). Er sagte das nicht, weil er nicht mehr bei ihnen war – sein Körper war anwesend und erschien ihnen –, aber […] sein unsterbliches Fleisch war weit entfernt von ihren sterblichen Körpern: Er sagte, er sei nicht mehr unter ihnen war, obwohl er in ihrer Mitte stand. In der Schriftstelle, die wir heute lesen, gibt er ihnen durch den Ort dasselbe zu verstehen: während seine Jünger noch mit dem Boot fahren, zeigt er sich nunmehr am festen Ufer stehend.

Donnerstag, 8 April 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst“ (Lk 24,39). Es gibt, denke ich, vier Gründe, warum der Herr den Aposteln seine Seite, seine Hände und seine Füße zeigt. Erstens, um zu beweisen, dass er wahrhaft auferstanden ist, und um uns jeden Anlass zum Zweifel zu nehmen. Zweitens, damit die „Taube“, d. h. die Kirche oder die gläubige Seele, ihr Nest in diesen Wunden wie „versteckt an der Steilwand“ (Hld 2,14) bauen kann und dort Schutz findet vor dem lauernden Habicht. Drittens, um unseren Herzen die Wundmale seiner Passion wie Kennzeichen einzuprägen. Viertens, um uns zu warnen und zu bitten, Mitleid mit ihm zu haben und ihn nicht erneut mit den Nägeln unserer Sünden zu durchbohren. Er zeigt uns seine Hände und Füße: „Seht“, sagt er, „dies sind die Hände, die euch geformt haben (vgl. Ps 119(118),73); seht, wie sie von Nägeln durchbohrt sind. Dies ist mein Herz, in dem ihr, die Gläubigen, ihr, meine Kirche, geboren wurdet, so wie Eva aus der Seite Adams geboren wurde; seht, wie die Lanze es geöffnet hat, damit euch das Tor zum Paradies, das der Cherub mit dem lodernden Flammenschwert verschlossen hielt, geöffnet werde. Das Blut, das aus meiner Seite geflossen ist, hat diesen Engel entfernt, hat sein Schwert stumpf gemacht; das Wasser hat das Feuer gelöscht (vgl. Joh 19,34). […] Hört aufmerksam zu, nehmt diese Worte auf, und der Friede wird mit euch sein.“

Mittwoch, 7 April 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Der wahrhaftig Liebende kennt fast keine andere Freude als die an dem, was er liebt. So achtet der glorreiche hl. Paulus alle Dinge […] und Kehricht im Vergleich zu seinem Erlöser (Phil 3,8). Und die Braut des Hoheliedes gehört ganz und einzig ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist ganz mein und ich bin ganz sein […] habt ihr den nicht gesehen, den meine Seele liebt?“ (Hld 2,16; 3,3). Als die große Liebende, Magdalena, die Engel beim Grab traf und diese nach Art der Engel, das will heißen, auf eine sehr liebe Weise zu ihr redeten, um sie in ihrem Kummer zu beruhigen, fand die in Tränen Aufgelöste kein Gefallen, weder an ihren gütigen Worten, noch an dem Glanz ihrer Gewänder, noch an der himmlischen Anmut ihrer Bewegungen, noch an der überaus liebenswürdigen Schönheit ihres Antlitzes. Sie sagte nur, in Tränen aufgelöst: „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben“ (Joh 20,11–16). Sie wendet sich um und sieht ihren geliebten Erlöser, aber in der Gestalt eines Gärtners. Das kann ihr Herz nicht befriedigen, denn es ist so erfüllt von der Liebe zum Tod ihres Meisters, dass sie keine Blumen will und keinen Gärtner. In ihrem Herzen trägt sie das Kreuz, die Nägel, die Dornen, sie sucht den Gekreuzigten. Ach mein lieber Gärtner, spricht sie, wenn du vielleicht meinen geliebten toten Herrn wie eine geknickte, verwelkte Lilie zwischen deine Blumen verpflanzt hast, so sage es mir schnell und ich will ihn holen. Aber kaum ruft er sie bei ihrem Namen, da vergeht sie vor Freude und ruft laut aus: „O Gott, mein Meister!“ […] Um diesen über alles Geliebten noch besser zu verherrlichen, sucht die Seele fort und fort sein Antlitz (Ps 27,8; 105,4), d. h. sie merkt mit einer immer sorgsameren und eifrigeren Aufmerksamkeit auf alle Einzelheiten der Schönheit und Vollkommenheit, die in ihm sind. Ständig schreitet sie voran in diesem lieben Suchen nach Beweggründen, die sie unaufhörlich drängen könnten, ihr Wohlgefallen mehr und mehr in der unbegreiflichen Güte zu finden, die sie liebt.

Dienstag, 6 April 2021 : Kommentar Hl. Nerses Schnorhali

Du wurdest bei Tagesanbruch beweint Von den Frauen, die duftende Salben brachten. Lass auch mein Herz heiße Tränen vergießen Ob deiner glühenden Liebe. Und dank der frohen Botschaft des Engels, Der von der Höhe des Felsens her rief (vgl. Mt 28,2), Lass mich den Klang der letzten Trompete hören, Die die Auferstehung kundtut. Aus dem neuen, jungfräulichen Grab Bist du erstanden mit deinem aus der Jungfrau geborenen Leib; Bist für uns zur Erstlingsfrucht geworden Und der Erstgeborene der Toten. Und mich, den der Feind gebunden hat Mit dem Übel der leiblichen Sünde, Befreie mich doch gnädig aufs Neue, Wie du es an den Seelen getan hast, die im Gefängnis waren (vgl. 1 Petr 3,19). Du hast dich im Garten Maria Magdalena gezeigt, Aber du hast ihr, die noch von Evas Geschlecht war, Nicht erlaubt, sich zu nähern. Zeige dich auch mir am achten Tage, Am Tag der großen und letzten Morgendämmerung; Und dann erlaube meiner unwürdigen Seele, Sich dir zu nähern.

Montag, 5 April 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die tiefste Ursache dieser Fruchtbarkeit des Wortes Gottes ist die Tatsache, dass Christus immer lebt, dass er immer der ewige Gott ist, der erlöst und belebt. […] Was nun von der Person des Herrn gilt, das gilt in entsprechender Weise auch von seinem Wort. Und für uns ist seine Wirkkraft nicht geringer als zu jener Zeit. Christus lebt im Herzen des Gerechten; unter der unfehlbaren Leitung dieses inneren Lehrmeisters dringt die Seele […] in die göttliche Klarheit ein; Christus teilt ihr seinen Geist mit, der da der erste Urheber der Heiligen Schrift ist, und so „durchdringt sie alles, selbst die Tiefen der Gottheit“ (1 Kor 2,10). Sie betrachtet die Wunder, die Gott für die Menschen gewirkt, ermisst im Glauben die göttlichen Ausmaße des Geheimnisses Christi; während die Herrlichkeiten dieses wunderbaren Schauspiels sie erleuchten, wird sie von ihm erfasst, angezogen, entzückt, erhoben, hingerissen und umgestaltet. Sie erfährt an sich, was die Jünger auf dem Wege nach Emmaus erlebten, da der Herr selbst sich würdigte, ihnen die Schrift auszulegen: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er auf dem Wege mit uns redete und uns die Schrift erklärte“ (Lk 24,32)? Kann es da wundernehmen, wenn die Seele, bezaubert und überwunden von diesem Worte des Lebens, das da eindringt bis ins Innerste, gleich den Jüngern bittet: „Herr, bleibe bei mir (vgl. Lk 24,29)! Verlass mich nicht, o Herr, du unvergängliches Licht, fleckenlose Wahrheit! Du einzig wahres Leben meiner Seele!“ Der Heilige Geist aber kommt diesen Bitten liebender Sehnsucht zuvor, indem er selbst in der Seele jene „unaussprechlichen Seufzer“ (Röm 8,26) weckt, die das wahre Gebet sind, ein gewaltiges Sehnen, Gott zu besitzen und nur mehr zu leben zur Verherrlichung des Vaters und seines Sohnes Jesus Christus. Nun ergreift die in lebendiger Verbindung mit Gott groß und brennend gewordene Liebe alle Fähigkeiten der Seele, macht sie stark und großmütig zur vollkommenen Erfüllung des göttlichen Willens und zu völliger Hingabe an den Herrn nach seinem Wohlgefallen.

Samstag, 3 April 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Es gibt „eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen“, sagt Salomo (Koh 3,4). Die Traurigkeit ist vergangen, die Zeit der Freude ist gekommen, die wahre Freude, die der Auferstehung Christi entspringt. […] Für dich stieg er siegreich aus dem Reich des Todes empor, er zerbrach die ehernen Tore, zerschlug die eisernen Riegel (vgl. Ps 107(106),16), er nahm die Festungen der Unterwelt ein, zermalmte die Köpfe des Drachens. Deine Feinde hat er niedergemetzelt, den Fürsten der Hölle in der Grube gefesselt. Er hat den Tod getötet und den Urheber des Todes in Ketten gelegt. […] Dann führte er die Seinen aus der Finsternis und sprengte ihre Fesseln. Er versammelte um sich die Seelen aller Gerechten, die im Licht seines Angesichts wandeln und in seinem Namen frohlocken. Sie, die wegen ihrer Ungerechtigkeit erniedrigt worden waren, wurden in seiner Gerechtigkeit erhöht. Bei seinem Gang durch die Unterwelt war der Herr Jesus allein, wie David in seinem Namen sang: „Ich aber [bin allein und] entkomme“ (vgl. Ps 141(140),10). War er auch allein bei seinem Eintritt, so war er doch keineswegs allein bei seinem Aufstieg, denn er führte eine unzählbare Schar von Heiligen mit sich. Er fiel in die Erde und starb, so dass er reiche Frucht brachte (vgl. Joh 12,24). Er ließ sich wie ein Samenkorn ausstreuen, um als Ernte das Menschengeschlecht zu erlangen. […] Ja, nachdem im Taufquell die Sünde in uns gestorben sind, werden wir durch das Bad der Wiedergeburt in Christus neu geboren, damit wir für ihn leben, der für alle gestorben ist. So sagt auch der Apostel: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ (vgl. Gal 3,27). Ein einziges Korn bringt also zahlreiche Frucht hervor. […] Weiter sagt der Apostel von ihm: „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“ (Phil 2,9–10). Ja, die Unterwelt beugt vor ihm das Knie aus Furcht, die Erde wegen ihrer Erlösung, der Himmel vor Freude.

Freitag, 2 April 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Vater, das Haupt Deines Sohnes Jesus, vor dem die Erzengel erbeben, wird mit einem Rohr geschlagen. Sein Antlitz, in welches zu blicken der Engel Verlangen ist (vgl. 1 Petr 1,12), wird angespien und durch Ohrfeigen verletzt. Man reißt ihm den Bart aus, schlägt ihn mit Fäusten, zieht ihn an den Haaren. Und du, mildreichster Gott, verbirgst dich, ziehst dich zurück und ziehst es vor, dass einer, dein Einziger, bespuckt und geohrfeigt wird, als dass das ganze Volk zugrunde geht (vgl. Joh 11,50). Dir sei der Lobpreis, Dir die Ehre, denn aus Spucke, Ohrfeigen und Faustschlägen hast du das Gegengift gewonnen, welches das Gift der alten Schlange aus unseren Seelen vertreibt. […] „Seine Hände sind Rollen aus Gold, mit Steinen aus Tarschisch besetzt“, singt die Braut im Hohelied (5,14). Diese Hände wurden von Nägeln durchbohrt. Vor seinen Füßen bot sich der See dar, so dass er auf ihm gehen konnte. Diese Füße wurden ans Kreuz genagelt. Sein Gesicht, das der Sonne im Zenit gleicht, bedeckte sich mit Todesblässe. Seine geliebten Augen, denen kein Geschöpf verborgen blieb, wurden im Tod geschlossen. „Schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz“ (Klg 1,12). In all dem kam ihm nur der Vater zu Hilfe, dessen Händen er seinen Geist anvertraute, indem er sprach: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). Und mit diesen Worten neigte er sein Haupt – er, der „keinen Ort [hatte], wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20) – und hauchte seinen Geist aus. […] Lasst uns beten, geliebte Brüder, und den Herrn Jesus Christus, der dem Blinden und dem Tobias das Augenlicht geschenkt hat, eindringlich und andächtig bitten, die Augen unserer Seelen durch den Glauben an seine Menschwerdung und durch die Bitterkeit seines Leidens zu erleuchten, damit wir die Gnade erlangen, denselben Sohn Gottes, das Licht vom Licht, im Glanz der Heiligen und in der Klarheit der Engel zu schauen. Möge er uns zu Hilfe kommen, der mit dem Vater und dem Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Donnerstag, 1 April 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Seid gehorsam bis zum Tod, nach dem Beispiel des Lammes ohne Fehl und Makel, das seinem Vater gehorchte bis zum schmachvollen Tod am Kreuz. Denkt daran, dass er der Weg und die Regel ist, der ihr folgen sollt. Habt ihn beständig vor den Augen eures Geistes. Seht, wie gehorsam er ist, dieser Logos, das Wort Gottes. Er weigert sich nicht, die Last der Leiden zu tragen, mit denen sein Vater ihn betraut hat; im Gegenteil: Er geht, beseelt von großem Verlangen, darauf zu. Ist es nicht das, was er beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag bekundet, wenn er sagt: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen“ (Lk 22,15)? Mit dem „Essen des Paschamahles“ meint er die Erfüllung des Willens und Wunsches des Vaters. Da ihm keine Zeit mehr bleibt (er sah sich schon am Ende seines Weges, da er seinen Leib für uns opfern sollte), jubelt er, frohlockt und spricht voll Freude: „Ich habe mich sehr danach gesehnt“. Das ist das Pascha, vom dem er sprach; jenes, in dem er sich selbst als Speise gab, in dem er seinen eigenen Leib opferte, um dem Vater zu gehorchen. Jesus hatte mit seinen Jüngern sehr wohl andere Paschafeste gefeiert, keines aber war diesem gleich, o unaussprechliche, süße und brennende Liebe! Du denkst nicht an deine Schmerzen, nicht an deinen schändlichen Tod; hättest du daran gedacht, wärest du nicht so freudig bewegt gewesen, du hättest es nicht als Paschafest bezeichnet. Der Logos sieht, dass er selbst es ist, der auserwählt wurde, er selbst, der unsere ganze Menschheit als Braut empfing. Er wurde gebeten, uns sein eigenes Blut zu geben, damit Gottes Wille in uns geschehe, damit es sein Blut sei, das uns heiligt. Dies ist das süße Paschafest, das dieses fehlerlose Lamm annimmt (vgl. Ex 12,5). Und mit großer Liebe und großer Sehnsucht erfüllt es den Willen des Vaters, hält sich ganz und gar an seinen Plan. Welch süße, unaussprechliche Liebe! […] Deshalb bitte ich euch, meine Lieben: Fürchtet nichts, was immer es auch sein möge, und setzt euer ganzes Vertrauen auf das Blut des gekreuzigten Christus. […] Verbannt alle sklavische Furcht aus eurem Geist. Ihr werdet mit dem heiligen Paulus sprechen […]: „Durch Christus den Gekreuzigten vermag ich alles, denn er lebt in mir durch Sehnsucht und Liebe, und er gibt mir Kraft“ (vgl. Phil 4,13; Gal 2,20). Liebt, liebt, liebt! Durch sein Blut hat das sanfte Lamm eure Seele zu einem unerschütterlichen Felsen gemacht.

Mittwoch, 31 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[„Judas reute seine Tat […]. Er brachte den Hohepriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht das uns an? Das ist deine Sache. Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich“ (vgl. Mt 27,3–5). Die heilige Katharina hörte Gott zu ihr sagen:] Die Sünde, die in dieser und der kommenden Welt nicht vergeben werden kann, ist die Sünde eines Menschen, der meine Barmherzigkeit missachtet und keine Vergebung will. Deshalb halte ich sie für die schwerste Sünde, und deshalb hat die Verzweiflung des Judas mich selbst mehr betrübt und war für meinen Sohn schmerzhafter als sein Verrat. Die Menschen werden also verdammt werden für dieses Fehlurteil, das sie glauben lässt, ihre Sünde sei größer als meine Barmherzigkeit. […] Sie werden für ihr Unrecht verurteilt, wenn sie ihr Schicksal mehr beklagen als das Vergehen, das sie gegen mich begangen haben. Denn darin begehen sie Unrecht, dass sie mir nicht geben, was mir gehört, und sich selber nicht geben, was ihnen gehört. Mir schulden sie Liebe, Reue über ihre Sünden und Bußfertigkeit; sie sollten sie mir wegen ihrer Vergehen anbieten, aber sie tun das Gegenteil. Sie empfinden Liebe und Mitgefühl nur für sich selber, da sie nichts anderes tun, als über die Strafe zu jammern, die sie erwartet. Du siehst also, dass sie Unrecht begehen, und deshalb werden sie eine doppelte Bestrafung erleiden, weil sie meine Barmherzigkeit missachtet haben.

Dienstag, 30 März 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Petrus verleugnete Jesus ein erstes Mal und weinte nicht, weil der Herr ihn nicht angeblickt hatte. Er verleugnete ihn ein zweites Mal und weinte nicht, weil ihn der Herr immer noch nicht angeblickt hatte. Er verleugnete ihn ein drittes Mal – da blickte Jesus ihn an, und Petrus weinte bitterlich (vgl. Lk 22,62). Blick uns an, Herr Jesus, damit wir über unsere Sünde weinen können! Dies zeigt, dass sogar der Sündenfall von Heiligen nützlich sein kann. Die Verleugnung des Petrus hat mir nicht geschadet, im Gegenteil, aus seiner Reue habe ich einen Gewinn gezogen: Ich habe daraus gelernt, mich vor Untreue in der Nachfolge zu hüten. […] Petrus weinte also, und zwar bitterlich. Er weinte, um sein Versagen mit Tränen abzuwaschen. Löscht auch ihr, wenn ihr Vergebung erlangen wollt, euer Versagen durch Tränen aus! Sogleich, im selben Augenblick, schaut Christus euch an. Wenn ihr zu Fall kommt, wird er, der Zeuge deines verborgenen Lebens, euch anblicken, um euch zu ermahnen und euch dazu zu bringen, euren Fehler zu bekennen. Macht es dann wie Petrus, der an anderer Stelle dreimal sagt: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ (Joh 21,15). Dreimal hat er verleugnet, dreimal hat er bekannt. Aber verleugnet hat er in der Nacht, und er bekennt am hellen Tag. Dies alles ist geschrieben, damit wir einsehen, dass sich niemand rühmen soll. Wenn Petrus gefallen ist, weil er gesagt hatte: „Und wenn alle an dir Anstoß nehmen – ich niemals“ (Mt 26,33), wer hätte da noch das Recht, sich auf sich selbst zu verlassen? […] Von wo soll ich dich zurückrufen, Petrus, damit du mich die Gedanken lehrst, die dich bewegten, als du weintest? Vom Himmel, wo du schon Platz genommen hast inmitten der Engelchöre, oder noch vom Grab? Denn der Tod, von dem der Herr erstanden ist, schreckt dich nicht ab, wenn du an der Reihe bist. Lehre uns, wozu dir deine Tränen gedient haben. Aber du hast es ja recht schnell gelehrt: Denn nachdem du gefallen bist und geweint hast, haben deine Tränen dazu geführt, dass du erwählt wurdest, andere zu führen, du, der du anfangs nicht wusstest, wie du dich selbst führen solltest.

Montag, 29 März 2021 : Kommentar Hl. Chromatius von Aquileia

Nachdem sie die Füße des Herrn gesalbt hatte, wischte diese Frau sie nicht mit einem Tuch ab, sondern mit ihrem eigenen Haar, um so dem Herrn mehr Ehre zu erweisen. […] Wie ein Dürstender, der Wasser aus einer Quelle trinkt, die in Kaskaden herabfließt, so trank diese heilige Frau an der Quelle der Heiligkeit eine Gnade voller Köstlichkeit, um ihren Glaubensdurst zu löschen. Aber im allegorischen oder mystischen Sinn war diese Frau ein Vorausbild der Kirche, die Christus ihre volle und restlose Glaubenshingabe darbrachte. […] Zwölf Unzen machen ein Pfund aus. Dies also ist das Maß des Duftöls, das die Kirche besitzt, die wie ein kostbares Duftöl die Lehre der zwölf Apostel empfangen hat. In der Tat, was könnte wertvoller sein als die Lehre der Apostel, die den Glauben an Christus und die Herrlichkeit des Himmelreichs umfasst? Mehr noch: Es wird berichtet, dass das ganze Haus vom Duft dieses Öls erfüllt wurde, weil die ganze Welt von der Lehre der Apostel erfüllt worden ist. „Ihre Botschaft“, so steht es geschrieben, „geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde“ (Ps 19(18),5). […] Im Hohelied lesen wir jenes Wort, das Salomo der Kirche in den Mund legt: „Dein Name ist hingegossenes Salböl“ (vgl. 1,3). Nicht ohne Grund wird der Name des Herrn „hingegossenes Salböl“ genannt. Wie ihr wisst, behält ein Duftöl, solange es verschlossen in seinem Gefäß aufbewahrt wird, seine Duftkraft für sich; sobald es aber ausgegossen oder verschüttet wird, verbreitet es seinen Wohlgeruch. Ebenso wurde unser Herr und Erlöser, während er mit dem Vater im Himmel herrschte, von der Welt nicht beachtet, er war hienieden unbekannt. Als er sich aber zu unserem Heil herabließ, vom Himmel herabzusteigen, um einen menschlichen Leib anzunehmen, da goss er die Süße und den Wohlgeruch seines Namens in die Welt aus.

Sonntag, 28 März 2021 : Kommentar Hl. Bonaventura

Um uns die Tiefe seiner erbarmenden Liebe zu erschließen und sie verspüren zu lassen, hat Jesus, der Quell aller Barmherzigkeit, auch um uns in unserem Elend geweint, und nicht nur einmal, sondern mehrmals. Zuerst über Lazarus (Joh 11,35), dann über die Stadt Jerusalem (Lk 19,41); und schließlich am Kreuz, als aus seinen lieben Augen Tränen strömten zur Sühne aller Sünden (Hebr 5,7). […] O du hartes Herz […] Bedenke, dass dein Arzt weint, und „klage in bitterem Leid um den Einziggeborenen“ (Jer 6,26) […]. Jesus hatte Lazarus auferweckt, das Salböl war über seinem Haupt ausgegossen worden, sein Ruf hatte sich im Volk wie Wohlgeruch verbreitet. Und da er selbst vorherwusste, dass die Menge ihm entgegengehen würde, bestieg er einen jungen Esel, um unter dem Beifall der herbeiströmenden Scharen, die Zweige abrissen und ihre Kleider auf dem Weg ausbreiteten, ein Beispiel bewundernswerter Demut zu geben. Nicht einmal der Jubel der Volksmenge ließ ihn das Erbarmen vergessen: Er selbst begann zu klagen über die Zerstörung der Stadt Jerusalem. Steh nun auf, Magd des Erlösers, um wie eine der Töchter Jerusalems den König Salomo in seiner Hoheit zu sehen, womit ihn seine Mutter, die Synagoge, ehrte – denn sie ist das geheimnisvolle Vorausbild der Kirche, die erst geboren werden sollte. Begleite den Herrn des Himmels und der Erde, der auf einem Esel sitzt. Begleite ihn fortwährend gleichsam mit Öl- und Palmenzweigen, indem du Werke der Barmherzigkeit (pietas) vollbringst und durch rechtes Handeln den Sieg erringst.

Samstag, 27 März 2021 : Kommentar Juliana von Norwich

Einmal sagte unser guter Herr zu mir: „Alles wird gut enden“; ein andermal sagte er: „Du wirst es selber sehen: Alles wird gut“. Aus diesen beiden Worten erkannte meine Seele […]: Er möchte uns wissen lassen, dass er seine Aufmerksamkeit nicht nur edlen und großen Dingen zuwendet, sondern auch solchen, die demütig, klein, gering, einfach sind. Das meint er, wenn er sagt: „Alles, was auch immer es sei, wird gut enden.“ Er möchte, dass wir erkennen: Auch das Allerkleinste wird nicht vergessen. Und er möchte, dass wir erkennen: Vieles, was geschieht, ist in unseren Augen so böse und verursacht so viel Schlimmes, dass es uns unmöglich erscheint, es könnte je ein gutes Ende finden. Und so machen wir uns Sorgen und trauern derart, dass wir in der seligen Betrachtung Gottes keinen Frieden mehr finden, wie wir es doch sollten. Denn hier auf Erden ist unsere Art zu Denken so blind, so flach, so simpel, dass wir die erhabene und wunderbare Weisheit, Macht und Güte der seligen Dreifaltigkeit nicht erkennen können […] Es ist so, als sagte Gott: „Achtet jetzt darauf, dass ihr mir glaubt und vertraut, und am Ende werdet ihr alles in der Wahrheit und damit in der Fülle der Freude erkennen.“ […] Soweit ich es sehe, gibt es ein Werk, das die Heilige Dreifaltigkeit am letzten Tag vollbringen wird. Wann und wie dieses Werk vollbracht wird, weiß keines der Christus untergeordneten Geschöpfe und wird es auch nicht wissen, bevor es vollendet ist. […] Wenn Gott uns wissen lassen möchte, dass er dieses Werk vollbringen wird, dann deshalb, damit wir gelassener und friedvoller in der Liebe sind; damit wir aufhören, auf alle möglichen Stürme zu starren, die uns daran hindern, uns wirklich an ihm zu erfreuen. Das ist das große Werk, das unser Herr von aller Ewigkeit her beschlossen hat, ein zutiefst in seinem seligen Inneren verborgener Schatz, der nur ihm bekannt ist. Durch dieses Werk wird er alles zu einem guten Ende führen; denn so wie die Heilige Dreieinheit alles aus dem Nichts erschaffen hat, so wird sie auch alles, was nicht gut ist, gut machen.

Freitag, 26 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

„Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie sprecht ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes“? Wenn das Wort Gottes an Menschen ergangen ist, dass sie Götter genannt wurden, wie sollte dann nicht das Wort Gottes selbst, welches bei Gott ist, Gott sein? Wenn durch die Anrede Gottes Menschen Götter werden, wenn sie durch Teilnahme Götter werden, ist dann der, an welchem sie teilnehmen, nicht Gott? […] Du trittst zum Licht hin und wirst erleuchtet und unter die Söhne Gottes gezählt; wenn du dich vom Lichte entfernst, wirst du verdunkelt und unter die Finsternis gerechnet […] „Glaubt den Werken, damit ihr erkennt und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich in ihm“ (vgl. Joh 10,38). Der Sohn sagt nicht so: In mir ist der Vater und ich in ihm, wie es die Menschen sagen können. Wenn wir nämlich recht denken, sind wir in Gott; und wenn wir recht leben, ist Gott in uns; als Gläubige an seiner Gnade teilnehmend, von ihm erleuchtet, sind wir in ihm und er in uns. […] Erkenne das Eigentum des Herrn und das Geschenk des Knechtes. Das Eigentum des Herrn ist die Gleichheit mit dem Vater, das Geschenk des Knechtes ist die Teilnahme am Heiland. „Sie suchten ihn nun zu ergreifen.“ Dass sie ihn nur ergreifen würden, aber so, dass sie an ihn glauben und ihn verstehen, nicht so, dass sie gegen ihn wüten und ihn töten. Denn jetzt, meine Brüder […] sowohl ihr, die ihr gleichsam aus derselben Masse seid wie ich, als auch ich selbst, der ich zu euch rede, wir alle wollen Christus ergreifen. Was heißt ergreifen? Hast du verstanden, so hast du ergriffen. Aber nicht so die Juden; du hast ihn ergriffen, um ihn zu haben; jene wollten ihn ergreifen, um ihn nicht zu haben. Und da sie ihn in solcher Weise ergreifen wollten, was hat er ihnen getan? „Er entging ihren Händen.“ Sie ergriffen ihn nicht, weil sie nicht die Hände des Glaubens hatten. […] Mit dem Geist das Wort ergreifen, das heißt Christus recht ergreifen.

Donnerstag, 25 März 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Freu dich und juble, o Maria, denn durch einen Hauch wirst du empfangen. Freu dich, denn du wirst schwanger werden vom Heiligen Geist. Zwar warst du dem Josef vermählt, aber der Heilige Geist hat dich zuerst ergriffen. Er, der dich erschaffen hat, hat dich ausgezeichnet und sich selbst vorbehalten. Dein Schöpfer selbst wurde dein Gemahl; er verliebte sich in deine Schönheit. Und dieser Schöpfer selbst ist es, der dir zuruft: „Komm, meine Freundin, meine Schöne, meine Taube, denn der Winter ist vergangen. Komm!“ (vgl. Hld 2,10–11.14). Er hat nach deiner Schönheit verlangt (vgl. Ps 45(44),12), er will sich mit dir vereinen; er duldet keinen Aufschub, er sehnt sich, zu dir zu kommen. Erhebe dich also, kleide dich in die Gewänder deiner Herrlichkeit, schmücke dich mit deinen kostbarsten Edelsteinen, denn der Herr hat Wohlgefallen an dir. Erhebe dich, um deinem Gemahl und Gott zu begegnen und sprich zu ihm: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ (vgl. Lk 1,38). Beeile dich, säume nicht, denn er wird nicht säumen, sondern frohlocken wie ein Held und seine Bahn laufen (vgl. Ps 19(18),6). Beeile auch du dich; vergiss dein Volk und dein Vaterhaus (Ps 45(44),11); lauf ihm entgegen, um geküsst zu werden vom Munde Gottes und einzutauchen in seine beseligende Umarmung. „Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1,35), und bei seiner Berührung wirst du im Innern erbeben, deine Brüste werden schwellen, dein Herz wird sich freuen und dein Schoß erblühen. Sei gepriesen, das heißt, werde noch größer, du, die du von solcher Süße erfüllt wirst, die du eines solch himmlischen Kusses würdig bist, die du einem so großen Bräutigam vereinigt wirst, die du durch einen solchen Gemahl fruchtbar wirst!

Mittwoch, 24 März 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Abraham hatte Gottes Verheißung vor Augen und ließ jedwede menschliche Sichtweise beiseite; denn er wusste, dass Gott Werke vollbringen kann, die die Natur übersteigen, und vertraute den Worten, die an ihn gerichtet worden waren. Er ließ keinerlei Zweifel in seinen Gedanken aufkommen und war nicht unsicher, welche Bedeutung den Worten Gottes wohl zu geben sei. Denn das Eigentliche des Glaubens besteht darin, Vertrauen in die Macht dessen zu haben, der uns eine Verheißung gegeben hat […] Gott hatte Abraham eine unzählbar große Nachkommenschaft verheißen. Diese Verheißung überstieg die Möglichkeiten der Natur und die rein menschlichen Sichtweisen; deshalb „rechnete ihm Gott seinen Glauben als Gerechtigkeit an“ (vgl. Gen 15,6; vgl. Gal 3,6). Nun, wenn wir aufmerksam sind, werden wir feststellen: Uns wurden noch viel herrlichere Verheißungen gegeben, und sie werden uns auf eine Weise erfüllt, die weit darüber hinausgeht, was menschliches Denken zu träumen vermag. Dazu müssen wir nur auf die Macht dessen vertrauen, der uns diese Verheißungen gegeben hat, um die Rechtfertigung, die aus dem Glauben kommt, zu verdienen und die verheißenen Güter zu erhalten. Denn all diese Güter, die wir erhoffen, übersteigen jede menschliche Vorstellung und jeden Gedanken. So herrlich ist das, was uns verheißen wurde! Tatsächlich betreffen diese Verheißungen nicht nur die gegenwärtige Zeit, die Entfaltung unseres Lebens und den Genuss sichtbarer Güter; sondern sie betreffen auch die Zeit, da wir diese Erde verlassen haben werden, wenn unsere sterblichen Überreste zu Staub geworden sind. Da verspricht uns Gott, dass er unsere Leiber auferwecken und ihnen eine wunderbare Herrlichkeit verleihen wird. „Denn“, so versichert uns der selige Paulus, „dieses Verwesliche muss sich mit Unverweslichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,53). Darüber hinaus haben wir die Verheißung erhalten, dass wir uns nach der Auferstehung des Leibes am Reiche Gottes erfreuen werden und dass uns, in der Gemeinschaft der Heiligen, für ewige Zeiten jene unvergänglichen Güter zuteil werden, die „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist“ (1 Kor 2,9). Erkennst du die Überfülle der Verheißungen? Erkennst du die Großartigkeit dieser Gaben?

Dienstag, 23 März 2021 : Kommentar Hl. Bernhard

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben, weil er ja sein Leben für dein Leben hingegeben und bittere Qualen ertragen hat, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst. Was könnte hart und schrecklich für dich sein, wenn du dir in Erinnerung rufst: Er, der im Zustand der Göttlichkeit war am Tag seiner Ewigkeit, noch ehe der Morgenstern entstand, im Glanz der Heiligen; er, der Abglanz und das Abbild des Wesens Gottes, ist in deinen Kerker gekommen, um sich, wie es heißt, bis zum Hals in die Tiefe deines Schlammes zu versenken (vgl. Vulg.: Phil 2,6; Ps 109(110),3; Hebr 1,3; Ps 68(69),3). Was wird dir nicht süß erscheinen, wenn du in deinem Herzen all die Bitterkeiten deines Herrn vereinst und in Erinnerung rufst: zunächst die Einschränkungen seiner Kindheit, dann die Strapazen seiner Predigten, die Versuchungen während seines Fastens, sein nächtliches Wachen im Gebet, seine Tränen des Mitleids, die Fallstricke, die man ihm legte […] und dann die Beschimpfungen, das Anspeien, die Backenstreiche, die Geißelhiebe, der Hohn und Spott, die Nägel und alles, was er um unseres Heils willen ertragen hat? Welch unverdientes Mitleiden, welch frei geschenkte Liebe, die er uns so bewiesen hat, welch unerwartete Wertschätzung, welch verblüffende Sanftmut, welch unübertreffliche Güte! Der König der Herrlichkeit (Ps 24(23)), wird gekreuzigt für einen so erbärmlichen Knecht! Wer hat je so etwas gehört, wer hat je so etwas gesehen? „Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,7). Er aber, für Feinde und Ungerechte ist er gestorben; er hat sich entschieden, den Himmel zu verlassen, um uns in den Himmel zurückzubringen: er, der sanfte Freund, der weise Ratgeber, der starke Helfer. „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12).

Montag, 22 März 2021 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

[Die Erlösung durch das Geheimnis des Kreuzes Christi] ist die letzte und endgültige Offenbarung der Heiligkeit Gottes, der die absolute Fülle der Vollkommenheit ist: Fülle der Gerechtigkeit und der Liebe, weil die Gerechtigkeit auf der Liebe gründet, von ihr ausgeht und ihr zustrebt. Im Leiden und Tod Christi – in der Tatsache, dass der Vater seinen Sohn nicht verschonte, sondern ihn „für uns zur Sünde gemacht hat“ (2 Kor 5,21) – kommt die absolute Gerechtigkeit zum Ausdruck, insofern wegen der Sünden der Menschheit Christus Leiden und Kreuz erduldet. Das ist geradezu ein „Übermaß“ der Gerechtigkeit, denn die Sünde des Menschen wird „aufgewogen“ durch das Opfer des Gott-Menschen. Diese Gerechtigkeit wahrhaft göttlichen „Maßes“ entspringt ganz der Liebe, der Liebe des Vaters und des Sohnes, und bringt von ihrem Wesen her Früchte in der Liebe. Diese göttliche Gerechtigkeit, wie sie das Kreuz Christi offenbart, ist eben insofern „nach dem Maße“ Gottes, als sie Ursprung und Erfüllung in der Liebe hat und Früchte des Heils hervorbringt. Die göttliche Dimension der Erlösung beschränkt sich nicht auf das Gericht über die Sünde, sondern sie erneuert in der Liebe jene schöpferische Kraft im Menschen, die ihm wieder die von Gott kommende Fülle des Lebens und der Heiligkeit zugänglich macht. Auf diese Weise beinhaltet die Erlösung die Offenbarung des Erbarmens in seiner Vollendung. Das Paschamysterium ist der Gipfelpunkt der Offenbarung und Verwirklichung des Erbarmens, das den Menschen zu rechtfertigen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen vermag im Sinne der Heilsordnung, die Gott vom Anbeginn her im Menschen und durch ihn in der Welt wollte.

Sonntag, 21 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Jesus Christus sagte eines Tages: „Ich werde alles an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin“ (vgl. Joh 12,32). […] Diejenigen, die in der Wüste die eherne Schlange ansahen, wurden geheilt, ebenso werden diejenigen, welche mich mit Glauben und Liebe anschauen, trotz ihrer Fehler, ihrer Seelenwunden und ihrer Unwürdigkeit zu mir emporgezogen und von mir bis zum Himmel erhoben werden. Ich, der ich dein Gott bin, habe aus Liebe zu euch eingewilligt, wie ein Fluchbeladener am Kreuze zu sterben. Zum Lohn für diese Verdemütigung habe ich die Macht, diejenigen, welche an mich glauben, bis zur Herrlichkeit des Himmels, von der ich herabgestiegen bin, zu erhöhen. Ich komme vom Himmel und werde dahin zurückkehren und diejenigen mit mir nehmen, welche auf meine Gnade hoffen. Diese Gnade ist so mächtig, dass sie euch mit mir vereint, und zwar unzertrennlich vereint, dass „niemand diejenigen meinen Händen entreißen kann, welche mir mein Vater gegeben hat und welche ich aus reiner Barmherzigkeit mit meinem kostbaren Blute erkauft habe“ (Joh 10,29). Welch tröstliche Aussicht für die demütige Seele, dass sie eines Tages, dank der Verdienste Jesu, an seiner Erhöhung teilhaben wird! Der hl. Paulus spricht in erhabenen Worten von dieser Verherrlichung unseres Heilandes, die das Gegenstück bildet zu seinen Erniedrigungen […] Weil Jesus sich gedemütigt hat, darum ist er erhöht worden, weil er sich erniedrigt hat bis zur Erduldung jenes Schimpfes der Verfluchten am Galgen des Kreuzes, darum hat Gott seinen Namen bis in den höchsten Himmel erhöht. Von nun an wird es keinen anderen Namen geben als den seinen, in welchem die Menschen erlöst werden können (Apg 4,12). Einzig ist dieser Name, erhaben ist die Herrlichkeit, unvergleichlich die Macht, deren sich der Gottmensch, sitzend zur Rechten des Vaters, in ewiger Herrlichkeit erfreut. […] Und dieser unvergleichliche Triumph ist die Frucht unermesslicher Verdemütigungen.

Samstag, 20 März 2021 : Kommentar Hl. Titus Brandsma

Wir leben in einer Welt, in der die Liebe selbst verurteilt wird: Sie wird als Schwäche bezeichnet, als etwas, das es zu überwinden gilt. Manche sagen: „Liebe ist nicht von Bedeutung, man soll vielmehr seine Kräfte entwickeln; jeder soll so stark werden, wie er kann, und die Schwachen sollen untergehen!“ Auch sagen sie, dass die christliche Religion mit ihrem Gerede über die Liebe der Vergangenheit angehöre. […] So ist das nun mal: Sie kommen mit diesen Lehren auf euch zu, und sie finden sogar Leute, die sie bereitwillig übernehmen. Die Liebe ist unbekannt: „Die Liebe wird nicht geliebt“, sagte der heilige Franz von Assisi zu seiner Zeit; und einige Jahrhunderte später läutete die heilige Maria-Magdalena von Pazzi, eine Karmelitin, die Glocken ihres Klosters in Florenz, damit die Welt erfahre, wie schön die Liebe ist! Auch ich wollte gerne die Glocken läuten, um der Welt zu sagen, wie schön es ist, zu lieben! Das Neuheidentum (des Nazismus) mag die Liebe verschmähen; aber die Geschichte lehrt uns, dass wir trotz allem durch die Liebe dieses Neuheidentum bezwingen werden. Wir werden die Liebe nicht aufgeben. Die Liebe wird uns die Herzen dieser Heiden wieder zurückgewinnen. Die Natur ist stärker als die Philosophie. Eine Philosophie mag die Liebe verurteilen und ablehnen und sie als Schwäche bezeichnen; das lebendige Zeugnis der Liebe wird jedoch immer wieder ihre Macht erneuern, um die Menschenherzen zu erobern und zu faszinieren.

Freitag, 19 März 2021 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Wie treu war doch darin der große Heilige [Joseph], von dem wir sprechen. Es ist kaum möglich, diese Tugend in ihrer ganzen Größe zu würdigen. In welcher Niedrigkeit lebte er nicht sein Leben lang! Und unter dieser Armut und Niedrigkeit verbarg er seine hohen Tugenden und Würden. […] O, ganz gewiss werden die Engel, von Staunen hingerissen, in Scharen herbeigeeilt sein, um die Demut des hl. Josef zu bewundern, wenn er das teure Kind bei sich in der ärmlichen Werkstatt hatte, wo er sein Handwerk ausübte, um für den Sohn und dessen Mutter, die da bei ihm waren, Brot zu beschaffen! Kein Zweifel […] der hl. Josef war tapferer als David, weiser als Salomo und alle anderen, wer sie auch sein mochten, und dennoch musste er nur Zimmermannsarbeit tun. Wer hätte ohne besondere innere Erleuchtung bei dem armen Zimmermann diese großen Gnadengaben Gottes vermutet, die er so sorgfältig verborgen hielt? Welche Fülle von Weisheit musste er nicht besitzen, da Gott ihm seinen vielgeliebten Sohn anvertraute […] des an Hoheit und Größe alles überragenden, über alles herrschenden herrlichen Königs des Himmels und der Erde […] ihr erinnert euch aber auch, wie er, mehr als man sagen und es sich vorstellen kann, niedergedrückt und gedemütigt worden ist. […] Er geht in seine Heimat, in seine Vaterstadt Betlehem, und nur er wurde, wenigstens soweit man weiß, an allen Herbergen abgewiesen […] Seht nur, wie der Engel mit ihm umgeht: Er befiehlt ihm, nach Ägypten zu gehen, und Josef geht; er befiehlt ihm zurückzukehren, und Josef kehrt zurück. Gott will, dass der hl. Josef immer arm bleibe […], er aber fügte sich gerne und nicht nur für einige Zeit; er war sein ganzes Leben hindurch arm.

Donnerstag, 18 März 2021 : Kommentar Jakobus von Saroug

„Die Haut seines Gesichtes [des Mose] strahlte, weil er mit Gott geredet hatte. Aaron und alle Israeliten sahen es […] und fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen […] Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier“ (vgl. Ex 34,29–33). Der Glanz auf dem Gesicht des Mose, das war Christus, der in ihm strahlte; er war jedoch den Augen der Hebräer verborgen; sie haben ihn nicht gesehen […] Das ganze Alte Testament bietet sich uns verhüllt dar, wie Mose, das Symbol aller Prophezeiungen. Hinter diesem Schleier, der über den Büchern der Propheten liegt, erscheint Christus, der erhabene Richter, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt […] Wenn Moses verhüllt war, welcher andere Prophet hätte sein Gesicht enthüllen können? Ihm folgend verhüllten also alle ihre Reden. Gleichzeitig verkündeten und verhüllten sie; sie überbrachten ihre Botschaft und verhüllten sie gleichzeitig mit einem Schleier […] Jesus strahlte in ihren Büchern auf, aber ein Schleier entzog ihn ihren Blicken, ein Schleier, der dem gesamten Universum verkündet, dass die Worte der Heiligen Schriften einen verborgenen Sinn haben […] Unser Herr entfernte diesen Schleier, als er dem ganzen Universum die Geheimnisse erklärte. Durch sein Kommen hat der Sohn Gottes das Gesicht des bis dahin verschleierten Mose, die unverständlichen Worte, enthüllt. Der Neue Bund ist gekommen, um den Alten Bund zu erläutern; die Welt kann endlich diese Worte begreifen, die durch nichts mehr zugedeckt werden. Der Herr, unsere Sonne, ist über der Welt aufgegangen und hat alle Geschöpfe erleuchtet; das Geheimnis, die Rätsel sind endlich aufgedeckt: Der Schleier, der über den Büchern lag, wurde aufgehoben, und die Welt schaut das unverhüllte Antlitz des Sohnes Gottes.

Mittwoch, 17 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O Gehorsam, wie mühelos kommst du dahergefahren und gelangst gefahrlos zum Hafen des Heils! Du gestaltest Dich dem Wort, Meinem eingeborenen Sohn, gleich, steigst ins Boot des heiligsten Kreuzes, um dich ins Leiden zu begeben und so weder den Gehorsam des Wortes noch seine Weisung zu missachten. Du machst dir daraus einen Tisch, an dem du die Speise der Seelen verzehrst in der Liebe zum Nächsten! Du bist gesalbt mit wahrer Demut, und darum begehrst du nicht außerhalb Meines Willens nach dem Gut des Nächsten. Du bist gerade ohne jede Verdrehung, du machst das Herz aufrichtig ohne Falsch, denn du liebst Meine Geschöpfe freimütig und nicht heuchlerisch. Du bist eine Morgenröte, die das Licht Meiner göttlichen Gnade heraufführt, eine wärmende Sonne, die Glut der Liebe mangelt dir nicht. Du lässest die Erde sprießen und sämtliche Kräfte der Seele und des Leibes die Frucht tragen, die dir selbst und deinem Nächsten das Leben verleiht. Du bist ganz fröhlich, weil dein Antlitz nicht von Ungeduld entstellt ist, sondern freundlich bleibt in der Anmut der Geduld und heiter in der Stärke. Du bist groß an Langmut und spannst dich vom Himmel bis zur Erde, denn mit dir öffnet man den Himmel. Du bist die verborgene Perle, die Welt kennt dich nicht und tritt dich mit Füßen, weil du dich selbst unscheinbar machst und den Geschöpfen unterstellst. Deine Herrschaftlichkeit aber ist so groß, dass dich keiner zu überherrschen vermag, denn du bist dem tödlichen Knechtsdienst der eigenen Sinnlichkeit entronnen, die dir deine Würde raubte. Nun ist dieser Feind tot durch die Abscheu vor jedem Selbstgefallen, und du hast deine Freiheit wieder.

Dienstag, 16 März 2021 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn, denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah. (Biblische Referenzen: Jes 55,1; Joh 7,37; Joh 22,17; Mt 11,28)

Montag, 15 März 2021 : Kommentar Hl. Anastasius von Antiochien

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende“ (Röm 14,9). „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ (Lk 20,38). Da also der Herr über die Toten lebt, sind die Toten keine Toten mehr, sondern Lebende: Das Leben herrscht in ihnen, damit sie ohne Furcht vor dem Tod leben. So wie „Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt“ (Röm 6,9), so werden sie, erhöht und von ihrem vergänglichen Zustand befreit, den Tod nicht mehr schauen. Sie nehmen teil an der Auferstehung Christi, so wie er selber teilgenommen hat an unserem Tod. Tatsächlich ist Christus ja nur auf die Erde herabgestiegen, um „die ehernen Tore und die eisernen Riegel zu zerschlagen“ (vgl. Ps 107(106),16), die von jeher verschlossen waren, um unser Leben aus seinem vergänglichen Zustand herauszureißen, um uns aus der Sklaverei in die Freiheit zu rufen und uns so an sich zu ziehen. Wenn dieser Heilsplan noch nicht ganz verwirklicht ist – die Menschen sterben ja immer noch und ihre Leiber verwesen im Grab – so ist das kein Hindernis für den Glauben. Denn schon jetzt haben wir die Anzahlung aller uns verheißenen Güter erhalten in der Person dessen, der unser Erstgeborener ist: Durch ihn sind wir in den höchsten Himmel emporgestiegen. Tatsächlich, wir sitzen ihm zur Seite, der uns mit sich hinaufgetragen hat zur Höhe, wie der hl. Paulus sagt: „Er hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2,6).

Sonntag, 14 März 2021 : Kommentar Dem hl. Ephräm

Als das Volk in der Wüste gesündigt hatte (vgl. Num 21,5ff.), befahl Mose, der ein Prophet war, den Israeliten, eine Schlange an einem Kreuz aufzurichten, das heißt, die Sünde hinzurichten. […] Eine Schlange war es, die angeschaut werden musste, denn durch Schlangen waren die Kinder Israels zur Strafe gezüchtigt worden. Und warum durch Schlangen? Weil sie das Verhalten unserer Stammeltern wiederholt hatten. Adam und Eva hatten beide gesündigt, indem sie von der Frucht des Baums gegessen hatten; die Israeliten hatten wegen einer Angelegenheit des Essens gemurrt. Sich zu beschweren, weil einem Gemüse fehlt, das ist wirklich der Gipfel des Murrens. Das bezeugt der Psalm: „Sie trotzten in der Wüste dem Höchsten“ (Ps 78(77),17). Nun, auch im Paradies war die Schlange der Ursprung des Murrens gewesen. […] Die Kinder Israels sollten auch lernen, dass dieselbe Schlange, die Adams Tod angezettelt hatte, auch ihnen den Tod gebracht hatte. Mose hängte die Schlange also an das Holz, damit sie bei diesem Anblick durch die Ähnlichkeit an den Baum erinnert werden sollten. Jene nämlich, die zu ihr aufblickten, wurden gerettet, freilich nicht durch die Schlange, sondern aufgrund ihrer Bekehrung. Sie blickten zur Schlange und erinnerten sich ihrer Sünden. Weil sie gebissen worden waren, bereuten sie, und wurden wieder einmal gerettet. Ihre Bekehrung verwandelte die Wüste in eine Wohnung Gottes. Das sündige Volk wurde durch die Buße zur einer kirchlichen Versammlung, und besser noch: Es verehrte – ohne es zu ahnen – schon das Kreuz.

Samstag, 13 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Unser göttlicher Erlöser, die Wahrheit und Güte selbst, sagte zu seinen Jüngern: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer sein wird als die der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen“ (Mt 5,20). Das sind in Wahrheit Worte des Herrn. Er, der die Ehebrecherin nicht verurteilen wollte, der sich zu einer Unterredung mit der Samariterin herabließ und ihr, der Sünderin, die Geheimnisse des Himmels offenbarte, der mit dem Zöllner, dem gesellschaftlich geächteten Sünder, zu essen sich würdigte, dem Magdalena die Füße waschen und mit ihren Haaren trocknen durfte, der so „sanft und demütig von Herzen war“ (Mt 11,29), verdammt öffentlich die Pharisäer: „Wehe euch, ihr Heuchler, ihr werdet nicht in das Himmelreich eingehen“ (Mt 23,13). […] Der Heiland schildert einmal einen Pharisäer, der in den Tempel geht, um zu beten. Wie lautet sein Gebet? „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen – ich bin untadelig, beobachte alles ganz genau. Ich faste, ich gebe den Zehnten von allem, was ich habe (Lk 18,11f.). Keinen Fehler kannst du mir vorwerfen – du musst wirklich stolz sein auf mich.“ Wörtlich genommen hatte er recht; er beobachtet alles aufs genaueste. Dennoch – wie beurteilt ihn der Heiland? Dieser Mann, sagte er, ging nicht gerechtfertigt aus dem Tempel, sein Herz blieb leer und ohne die Gnade Gottes. Warum? Weil dieser Unglückliche sich seiner guten Werke rühmte und die ganze Vollkommenheit in der rein äußerlichen Beobachtung des Gesetzes sah, unbekümmert um die innere Seelenverfassung. Darum mahnt Christus: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ […] Im Herzen wohnt die Vollkommenheit; denn die Liebe ist das höchste Gesetz.

Freitag, 12 März 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Die Großen der Erde rühmen sich, Königreiche und Reichtümer zu besitzen. Jesus Christus findet sein ganzes Glück darin, über unsere Herzen zu herrschen. Das ist die Herrschaft, nach der er verlangt und die er durch seinen Tod am Kreuz zu erobern sich entschieden hat: „Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter“ (Jes 9,5). Einige Exegeten verstehen darunter das Kreuz, das unser göttlicher Erlöser auf seinen Schultern getragen hat. Cornelius a Lapide bemerkt dazu: „Dieser König des Himmels ist ein ganz anderer Herr als der Teufel: Der Teufel lädt schwere Lasten auf die Schultern seiner Sklaven, Jesus dagegen nimmt das ganze Gewicht seiner Herrschaft auf sich; er umarmt das Kreuz und will daran sterben, um über unsere Herzen zu herrschen“. Und Tertullian sagt, dass, während die Monarchen der Erde „das Zepter in der Hand und die Krone auf dem Haupt als Zeichen ihrer Macht tragen, Jesus Christus das Kreuz auf seinen Schultern trug. Und das Kreuz war der Thron, den er bestieg, um sein Reich der Liebe zu begründen“. […] Beeilen wir uns also, die ganze Liebe unseres Herzens diesem Gott zu weihen, der dafür sein Blut, sein Leben, sich selbst ganz geopfert hat. „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht“, sagte Jesus zur Samariterin, „und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken“ (Joh 4,10). Das heißt: Wenn du nur wüsstest, wie groß die Gnade ist, die du von Gott empfängst! […] O, wenn die Seele doch verstünde, welch außerordentliche Gnade Gott ihr erweist, wenn er ihre Liebe verlangt mit den Worten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben“ (vgl. Dtn 6,5). Ein Untertan, der hört, dass sein Herr zu ihm sagt: „Hab mich lieb“ – wäre der nicht fasziniert von dieser Aufforderung? Und Gott sollte es nicht gelingen, unser Herz zu erobern, da er uns doch mit solcher Güte darum bittet: „Gib mir dein Herz, mein Sohn“? (Spr 23,26). Aber Gott will dieses Herz nicht zur Hälfte, er will es ganz, ohne Einschränkungen. Das ist sein Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen“.

Donnerstag, 11 März 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus begleitet seine Worte durch zahlreiche „machtvolle Taten, Wunder und Zeichen“ (Apg 2,22). Diese zeigen, dass das Reich in ihm gegenwärtig ist. Sie bezeugen, dass Jesus der angekündigte Messias ist (vgl. Lk 7,18–23). Die von Jesus vollbrachten Zeichen bezeugen, dass der Vater ihn gesandt hat (vgl. Joh 5,36; 10,25). Sie laden ein, an ihn zu glauben (vgl. Joh 10,38). Denen, die sich gläubig an ihn wenden, gibt er, was sie erbitten (vgl. z. B. Mk 5,25–34; 10,52). So stärken die Wunder den Glauben an ihn, der die Werke seines Vaters tut: sie bezeugen, dass er der Sohn Gottes ist (vgl. Joh 10,31–38). Sie können aber auch Anlass zum „Anstoß“ sein (Mt 11,6). Sie wollen nicht Neugier und magische Wünsche befriedigen. Trotz seiner so offensichtlichen Wunder wird Jesus von einzelnen abgelehnt (vgl. Joh 11,47–48), ja man bezichtigt ihn, mit Hilfe der Dämonen zu wirken (vgl. Mk 3,22). Indem er einzelne Menschen von irdischen Übeln: von Hunger (vgl. Joh 6,5–15), Unrecht (vgl. Lk 19,8), Krankheit und Tod (vgl. Mt 11,5) befreit, setzt Jesus messianische Zeichen. Er ist jedoch nicht gekommen, um alle Übel auf Erden zu beheben (vgl. Joh 8,34–36). Diese hindert sie an ihrer Berufung zu Kindern Gottes und bringt sie in vielerlei Abhängigkeiten. Das Kommen des Gottesreiches ist die Niederlage des Reiches Satans (vgl. Mt 12,36): „Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen“ (Mt 12,28). Die von Jesus vorgenommenen Exorzismen befreien die Menschen aus der Macht der Dämonen (vgl. Lk 8,26–39). Sie nehmen den großen Sieg Jesu über den „Herrscher dieser Welt“ (Joh 12,31) vorweg. Das Reich Gottes wird durch das Kreuz Christi endgültig errichtet: „Vom Holz herab herrscht unser Gott“ (LH, Hymnus „Vexilla Regis“).

Mittwoch, 10 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Schau doch die an, die sich aus knechtischer Angst aus dem Sumpf der Todessünde ziehen wollen! Wenn ihr Bemühen nicht letztendlich von der Liebe zur Tugend inspiriert wird, wird ihre knechtische Angst nicht ausreichen, um ihnen das ewige Leben zu verschaffen. Die Furcht muss mit der Liebe vereint werden, denn das Gesetz ist auf Liebe und heilige Furcht gegründet. Das Gesetz der Furcht ist das uralte Gesetz, das ich Mose gab, und das nur auf der Furcht gegründet ist. In diesem Gesetz folgte auf jeden begangenen Fehler die entsprechende Strafe. Aber das Gesetz der Liebe ist das neue Gesetz, gegeben durch das Wort, meinen einzigen Sohn, das auf der Liebe gegründet ist. Das neue Gesetz hebt das alte jedoch nicht auf, sondern vollendet es. Das ist es, was meine Wahrheit euch gesagt hat: „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ (vgl. Mt 5,17). Er [mein Sohn] hat das Gesetz der Furcht mit dem Gesetz der Liebe vereint, und die Liebe hat die Furcht von ihrer Unvollkommenheit, nämlich der Angst vor Strafe, gereinigt; übrig blieb nur die vollkommene Furcht, die heilige Furcht, die einzige, die sich nicht davor fürchtet, ihren eigenen Interessen zu schaden, sondern davor, mich zu beleidigen, der ich die höchste Güte bin. So wurde das unvollkommene Gesetz durch das Gesetzt der Liebe zu seiner Vollkommenheit geführt.

Dienstag, 9 März 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

O Gott der großen Barmherzigkeit, Du unendliche Güte! Heute ruft die ganze Menschheit aus dem Abgrund ihres Elends zu Dir, zu Deinem Erbarmen. O Gott, sie ruft mit der gewaltigen Stimme ihrer Not. Guter Gott, verschmähe nicht das Gebet der Verbannten dieser Erde. O Herr, unbegreifliche Güte, Du kennst unser Elend ganz und gar und weißt, dass wir nicht imstande sind, uns aus eigener Kraft zu Dir zu erheben. Deshalb bitten wir Dich, komme uns mit Deiner Gnade zuvor und vervielfache stets Deine Barmherzigkeit in uns, damit wir Deinen heiligen Willen treu erfüllen im ganzen Leben und in der Stunde des Todes. Möge uns die Allmacht Deiner Barmherzigkeit vor Angriffen der Feinde unserer Erlösung beschirmen, damit wir vertrauensvoll, wie Deine Kinder, auf Dein endgültiges Kommen warten. Dieser Tag ist allein Dir bekannt, doch wir erwarten, dass wir alles erhalten werden, was uns Jesus versprochen hat – und das trotz unseres ganzen Elends – denn Jesus ist unser Vertrauen; wir schreiten durch Sein barmherziges Herz wie durch ein geöffnetes Tor in den Himmel.

Montag, 8 März 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Naaman war ein Syrer und litt am Aussatz und vermochte von niemand gereinigt zu werden. Da sprach ein Mädchen von den Gefangenen, es sei ein Prophet in Israel, der ihn von der ansteckenden Krankheit des Aussatzes reinigen könne. […] Vernimm nun, wer jenes junge Mädchen aus den Gefangenen sei! Es ist die Heidenkirche, das heißt: die Kirche des Herrn, die vorher, als sie sich noch nicht der Freiheit der Gnade erfreute, unter der Gefangenschaft der Sünde schmachtete. Auf ihren Rat hörte jenes törichte Heidenvolk auf das Wort der Propheten, an dem es vorher solange zweifelte, während es jedoch nachher – sobald es glaubte, dasselbe befolgen zu sollen – von jeglicher Sündenbefleckung reingewaschen wurde. Jener Naaman zweifelte wohl, bevor er geheilt wurde: du bist schon geheilt und darfst darum nicht zweifeln. […] Darum wurde dir vorhin eingeschärft, nicht nur das zu glauben, was du sahst, damit nicht auch du etwa so sprechen würdest: das nun soll jenes große Geheimnis sein, „das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen ist?“ (vgl. 1 Kor 2,9). Wasser nur sehe ich, wie ich es alle Tage gesehen: das soll mich reinigen? So oft stieg ich hinein und nie ward ich rein? Lerne daraus, dass das Wasser ohne den Geist nicht reinigt! Eben darum hast du gelesen, dass die drei Zeugen bei der Taufe eins sind: Wasser, Blut und Geist (1 Joh 5,8); denn, wenn du sie auf einen derselben einschränkst, besteht das Sakrament der Taufe nicht zu recht. Was ist denn das Wasser ohne das Kreuz Christi? Ein gewöhnliches Element ohne irgendwelche sakramentale Wirkung. Und umgekehrt: ohne Wasser kein Geheimnis der Wiedergeburt; denn „wer nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geist, kann in das Reich Gottes nicht eingehen“ (vgl. Joh 3,5). Es glaubt aber auch der Katechumene an das Kreuz des Herrn Jesus, mit dem auch er bezeichnet wird; doch, wenn er nicht getauft wird im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, kann er den Nachlass der Sünden nicht empfangen und das Geschenk der geistigen Gnade nicht ganz in sich aufnehmen. Jener Syrer tauchte siebenmal kraft des Gesetzes unter; du aber wurdest getauft im Namen des dreieinigen Gottes: du hast den Vater bekannt – sei dessen eingedenk, was du getan! – hast den Sohn bekannt, hast den Heiligen Geist bekannt. Halte Punkt für Punkt an diesem Glauben fest! Der Welt bist du abgestorben und Gott bist du auferstanden. In jenem irdischen Element gleichsam begraben und der Sünde gestorben, bist du zum ewigen Leben wiedererweckt worden.

Sonntag, 7 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Wir sind immer noch Mitarbeiter Gottes und bauen den Tempel Gottes auf. Die Weihe dieses Tempels wurde bereits an seinem Haupt vollzogen, da der Herr von den Toten auferstanden ist, nachdem er über den Tod triumphiert hat. Als er das, was sterblich an ihm war, getilgt hatte, ist er in den Himmel aufgestiegen. […] Und nun bauen wir diesen Tempel auf durch den Glauben, damit auch seine Weihe erfolgen kann in der endgültigen Auferstehung. Aus diesem Grund […] gibt es einen Psalm mit der Überschrift: „Als der Tempel aufgebaut wurde nach der Gefangenschaft“ (vgl. Ps 95(96),1 Vulg.). Erinnert euch an die Gefangenschaft, in der wir einst waren, als der Teufel die ganze Welt beherrschte wie eine Herde von Ungläubigen. Gerade wegen dieser Gefangenschaft ist der Erlöser gekommen. Er hat sein Blut als Lösegeld für uns vergossen. Durch sein vergossenes Blut hat er den Schuldschein, der uns gefangen hielt, gelöscht (vgl. Kol 2,14). […] Vorher an die Sünde verkauft, wurden wir daraufhin durch die Gnade befreit. Nach dieser Gefangenschaft wird nun der Tempel gebaut, und um ihn zu bauen, wird die Frohe Botschaft verkündigt. Deshalb beginnt dieser Psalm folgendermaßen: „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Und damit du nicht denkst, man würde diesen Tempel in irgendeiner Ecke errichten, wie das die Häretiker tun, die sich von der Kirche trennen, gib acht auf das, was folgt: „Singet dem Herrn, alle Länder der Erde“ (vgl. Ps 95(96),1 Vulg.). […] „Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Länder der Erde.“ Singen und bauen! Singt und „preiset den Namen des Herrn“ (vgl. V. 2). Verkündet den Tag, der aus dem Tag des Heils geboren wurde, den Tag, der aus dem Tag Christi geboren wurde. Wer ist denn das Heil Gottes, wenn nicht sein Gesalbter: Christus? Um dieses Heil beten wir im Psalm: „Lass uns, Herr dein Erbarmen schauen, und schenke uns dein Heil“ (vgl. Ps 84(85),8 Vulg.). Die Gerechten vergangener Tage ersehnten dieses Heil, sie, von denen der Herr zu seinen Jüngern sprach: „Viele sehnten sich danach, zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen“ (vgl. Lk 10,24). […] „Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn“. Seht den Eifer der Bauleute! „Singet dem Herrn, und preiset seinen Namen“. Verkündet die Frohe Botschaft! Welche frohe Botschaft? Der Tag wird aus dem Tag geboren […]; das Licht wird aus dem Licht geboren, der Sohn aus dem Vater, das Heil Gottes! So also wird der Tempel nach der Gefangenschaft aufgebaut.

Samstag, 6 März 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Was ist nun Zerknirschung? Sie ist ein Zustand der Seele, der bewirkt, dass dieselbe in der Gesinnung einer zur guten Gewohnheit gewordenen Reue verharrt. […] Betrachten wir den verlorenen Sohn nach seiner Rückkehr zum Vaterhaus! Könnten wir ihn uns da ganz sorglos und ungezwungen heiter vorstellen, so als sei er immer treu gewesen? Gewiss nicht! Aber hat ihm denn sein Vater nicht alles vergeben? Sicherlich, er hat seinen Sohn mit offenen Armen empfangen, er hat ihm nicht den geringsten Vorwurf gemacht, ihm nicht gesagt: „Du bist ein erbärmlicher Mensch“, nein, er hat ihn freudig und liebend an sein Herz gedrückt. Und die Heimkehr dieses Sohnes bereitete dem Vater eine solche Freude, dass er dem reuigen Büßer ein großes Festmahl bereitete. Alles ist vergessen, alles vergeben! Hier ist der Vater des verlorenen Sohnes in seinem Benehmen ganz das Bild der Barmherzigkeit unseres himmlischen Vaters. Welches aber sind die Gefühle des verlorenen Sohnes, dem alles vergeben worden, welches die Haltung, die er einnimmt? Sicher sind es die Gefühle, die Haltung, die er hatte, als er sich reumütig dem Vater zu Füßen warf! „Vater, ich habe gesündigt gegen dich, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden, tu mit mir, wie mit dem letzten deiner Knechte.“ Sicher war er von solchen Gedanken beherrscht während aller Freudenfeste, die seine Rückkehr feierten. Und wenn auch später die Zerknirschung sich linderte, ganz ist doch niemals dieses Gefühl geschwunden, selbst dann nicht, als der Sohn seinen früheren Platz am väterlichen Herd wieder eingenommen hatte. Wie oft wohl wird er zu seinem Vater gesagt haben: „Du hast mir alles vergeben; mein Herz aber wird nicht aufhören, immer wieder dankbar zu beteuern, wie sehr es mich reut, dich betrübt zu haben, und wie ich jetzt durch um so größere Treue die verlorenen Stunden der Treulosigkeit zurückerobern will.“ Das muss die Gesinnung einer Seele sein, die Gott beleidigt hat. […] Die Zerknirschung des Herzens erfüllt die Seele mit Abscheu vor dem Bösen und macht sie standhaft in der Liebe zu Gott.

Freitag, 5 März 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Mein liebster Vater und Bruder in Christus, dem süßen Jesus, ich, Katharina, Sklavin der Diener Gottes, schreibe Euch in seinem kostbaren Blut mit dem Wunsch, Euch als einen guten Arbeiter im Weinberg Eurer Seele zu sehen, damit Ihr zur Zeit der Ernte, das heißt zur Zeit des Todes, wenn jeder Fehler bestraft und jede Tugend belohnt wird, viel Frucht tragt. Ihr wisst, dass die ewige Wahrheit uns nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat; Gott hat uns zu seinem Tempel gemacht, in dem er durch seine Gnade wohnen möchte, vorausgesetzt, dass der Arbeiter dieses Weinbergs bereit ist, ihn gut zu bearbeiten; denn wenn er nicht bearbeitet wird, wenn er mit Dornen und Disteln bedeckt ist, wird Gott dort nicht wohnen können. Lasst uns sehen, lieber Vater, welchen Arbeiter den Meister dort hingestellt hat. Er hat dort den freien Willen hingestellt, dem alle Macht anvertraut ist. Niemand kann die Tür des Willens öffnen oder schließen, wenn der freie Wille es nicht will. Das Licht des Verstandes ist ihm gegeben, um Freunde und Feinde zu erkennen, die eintreten und durch die Tür hereinkommen wollen; und an dieser Tür hat der Hund des Gewissens seinen Platz, der bellt, sobald er jemanden kommen hört, wenn er wach ist und nicht schläft. Dieses Licht lässt den Arbeiter die Frucht sehen und erkennen; er entfernt die Erde, damit die Frucht rein ist, und legt sie in sein Gedächtnis wie in einen Kornspeicher, wo die Erinnerungen an die Wohltaten Gottes gespeichert werden. In der Mitte des Weinbergs steht das Gefäß seines Herzens, gefüllt mit dem kostbaren Blut, um die Pflanzen zu gießen, damit sie nicht verdorren. So ist dieser Weinberg geschaffen und angelegt, der auch, wie wir gesagt haben, der Tempel ist, in dem Gott durch seine Gnade wohnen sollte.

Donnerstag, 4 März 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Wurde dieser Arme nur wegen seiner Armut von den Engeln empfangen? Und wurde der Reiche nur wegen seines Reichtums qualvollen Schmerzen ausgeliefert? Nein, lasst es uns richtig verstehen: Es ist die Demut, die im Armen geehrt, und der Stolz, der im Reichen verurteilt wurde. Hier ist, in Kürze, der Beweis dafür, dass es nicht der Reichtum, sondern der Stolz war, der dem Reichen die Strafe einbrachte. Der Arme wurde also in Abrahams Schoß getragen; die Schrift sagt aber von Abraham, dass er viel Gold und Silber besaß und auf Erden reich war (Gen 13,2). Wenn jeder Reiche in die Unterwelt kommt: wie konnte Abraham dann den Armen in seinem Schoß aufnehmen? Das geschah, weil Abraham inmitten seines Reichtums arm, demütig, ehrerbietig und alle Weisungen Gottes gehorsam war. Er erachtete seinen Reichtum für so gering, dass er, als Gott es von ihm verlangte, einwilligte, als Opfer seinen Sohn darzubringen, dem er seinen Reichtum zugedacht hatte (Gen 22,4). Lernt also, arm und bedürftig zu sein, ob ihr nun auf dieser Welt Besitz habt oder nicht. Denn es gibt Bettler, die voller Stolz sind, und Reiche, die ihre Sünden bekennen. „Gott tritt den Stolzen entgegen“, ob sie nun seidene Kleider oder Lumpen tragen; „den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (Jak 4,6), ob sie nun die Güter dieser Welt besitzen oder nicht. Gott schaut ins Innere: dort wägt er ab, dort prüft er.

Mittwoch, 3 März 2021 : Kommentar Römische Liturgie

Selige Stadt Jerusalem, Vision des Friedens genannt, die gebaut ist in den Himmeln aus lebendigen Steinen, und von Engeln gekrönt ist wie in Begleitung einer Braut. Neu aus dem Himmel kommend, für den hochzeitlichen Saal bereitet, um als Unberührte dem Herrn vermählt zu werden. Ihre Straßen und Mauern sind aus reinstem Gold. Ihre Tore glänzen von Perlen, ihr Innerstes ist frei zugänglich und zum Lohn der Verdienste wird jeder hereingeführt, der für Christi Namen hier auf der Welt bedrängt wurde. Durch den Schlag der Leiden geglättete Steine werden durch die Hand des Künstlers an ihrem Platz eingefügt, wohlgeordnet zu verbleiben den heiligen Gebäuden. (vgl. 1 Petr 2,5; Offb 21,2.18; Kol 3,16)

Dienstag, 2 März 2021 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Höre nicht auf, Akte der Demut und Liebe gegenüber Gott und den Menschen zu vollziehen; denn Gott spricht zu dem, der sein Herz demütig vor ihm hält, und er beschenkt ihn reich mit seinen Gaben. Wenn Gott die Leiden seines Sohnes für dich bereithält und dich deine eigene Schwachheit mit Händen greifen lässt, dann ist es besser, Akte der Demut zu vollziehen, als den Mut zu verlieren. Lass ein Gebet der Hingabe und der Hoffnung zu Gott aufsteigen, wenn deine Schwäche deinen Fall verursacht, und danke dem Herrn für alle Gnaden, mit denen er dich beschenkt.

Montag, 1 März 2021 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Barmherzig zu sein scheint keine leichte Aufgabe zu sein. Wir haben schon genug unter dem eigenen Elend zu leiden, ohne auch noch den Schmerz derer, denen wir begegnen, ertragen zu müssen. Unser Herz würde sich dem verweigern, wenn es andere Mittel gäbe, Barmherzigkeit zu erlangen. Beschweren wir uns also nicht zu sehr, wenn wir beim Anblick von so viel Leid unterwegs oft Tränen in den Augen haben. Durch sie erfahren wir, was die Zärtlichkeit Gottes ist … So wie es starke Schmelztiegel braucht, um geschmolzenes Metall zu transportieren, das ganz vom Feuer in Besitz genommen und bearbeitet ist, so braucht Gott starke Herzen, wo beide gut zusammenleben können: unser siebenfaches Elend auf der Suche nach Heilung und die ewige Barmherzigkeit in der Mühe der Erlösung. Und wenn unser Herz oft angewidert ist, aus nächster Nähe dieses Häufchen Elend zu berühren, von dem man nie weiß, ob man es selbst oder jemand anders ist, so würde es doch um nichts in der Welt seine Aufgabe eintauschen wollen, denn es findet seine Freude an der Gesellschaft dieses unermüdlichen Feuers, das uns ohne Ende die Liebe Gottes zeigt. Und wir haben uns so sehr an die Gegenwart dieses Feuers gewöhnt, dass wir uns unaufgefordert auf die Suche machen nach allem, was es weiter am Brennen hält: alles, was klein ist und schwach, alles, was stöhnt und leidet, alles, was sündigt und kriecht und fällt, alles, was der Heilung bedarf. Und gemeinsam übergeben wir diesem Feuer, das in uns brennt, all diese leidenden Menschen, die unsere Begegnungen auslaugen, damit es sie berühre und heile.

Sonntag, 28 Februar 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Drei nun werden auserwählt auf den Berg zu steigen, weil desgleichen zwei erwählt werden mit dem Herrn zu erscheinen. […] Petrus steigt hinauf, der die Schlüssel des Himmelreiches empfing, Johannes, dem die (Gottes-)Mutter anvertraut wird, Jakobus, der als erster den Thron des Priestertums besteigt. Auf der anderen Seite erscheinen Moses und Elias, d. i. das Gesetz und das Prophetentum mit dem Worte […] Lasst uns zum Berge hinaufsteigen! Lasst uns Gottes Wort bitten, dass es sich uns in seiner Gestalt und Schönheit zeige und (in uns) erstarke und glücklich fortschreite und herrsche (vgl. Ps 45(44),4f.)! Und wenn du dich nicht zum Gipfel höherer Weisheit erhebst, zeigt sich dir die Weisheit nicht, zeigt sich dir die Erkenntnis der Geheimnisse nicht, zeigt sich dir nicht, wie erhaben die Herrlichkeit, wie erhaben die Schönheit in Gottes Wort ist. Gottes Wort erscheint vielmehr gleichsam wie im Fleische ohne die ihm eigentümliche Schönheit und Anmut, erscheint wie ein Mensch in Leiden, der unsere Schwachheiten auf sich nehmen kann (vgl. Jes 53,2f.), erscheint dir wie ein Wort aus Menschenmund hervorgegangen und von hüllenden Buchstaben verdeckt, nicht in der Kraft des Geistes aufleuchtend (vgl. 2 Kor 3,6–17). […] Seine Kleider sehen anders unten, anders oben (auf dem Berge) aus. Vielleicht bedeuten die Kleider des Wortes die Aussprüche der Schrift und gleichsam die Einkleidung des göttlichen Sinnes (in Buchstaben); denn wie seine Person dem Petrus und Johannes und Jakobus in veränderter Gestalt erschien und sein Gewand in hellem Glanz erstrahlte, so leuchtet jetzt auch hellen Strahles vor den Augen deines Geistes der Sinn der göttlichen Schriftlesungen auf: Gottes Worte werden wie Schnee, die Kleider des Wortes „über die Maßen weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden machen kann‟ (vgl. Mk 9,2). […] „Und während dieser Worte kam eine Wolke und überschattete sie‟. Des göttlichen Geistes Überschattung ist hier gemeint, die dem Menschenherzen nicht dunkelt, sondern Verborgenes offenbart. […] Das ist, wie du siehst der vollendete Glaube nicht bloß der Anfänger, sondern auch der Vollkommenen, ja auch der Himmlischen: die Erkenntnis des Sohnes Gottes.

Freitag, 26 Februar 2021 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Es kann vorkommen, […] dass man eigenmächtig die Mitbrüder „exkommuniziert“, wenn man nämlich es an der Liebe fehlen lässt, wenn man jemanden nicht gerade aus seinem Herzen, aber doch aus seinem Wirkungskreise tätiger Liebe ausschließt. Man kann auch jemanden bei anderen „exkommunizieren“, ihn aus den Herzen anderer ausschließen, indem man Misstrauen gegen ihn weckt. Diese Sünde ist dem christlichen Geiste so völlig entgegen, dass wir ihr gegenüber nicht genug auf der Hut sein und in diesem Punkte nicht zartfühlend und vorsichtig genug sein können. Die klösterliche Gemeinschaft ist ein einziges Ganzes; was die einzelnen Glieder miteinander verbindet, ist die Liebe. Wenn sie bei den einzelnen abnimmt, wird damit das übernatürliche Leben in der ganzen klösterlichen Familie vermindert. Was ist in der Tat das unfehlbarste Kennzeichen der Glieder Christi, das Kennzeichen, das der Herr ihr selbst gegeben hat? Die gegenseitige Liebe: „Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebet“ (Joh 13,35). Das gleiche gilt vom klösterlichen Leben, und das einzige wahre Zeichen, dass Christus seine schützende Hand über eine Klostergemeinde hält, ist die dort herrschende brüderliche Liebe. Wehe allen, die auf irgendeine Art und Weise diesen Geist der Liebe zu vermindern suchen. Sie zerreißen das hochzeitliche Kleid des Bräutigams und tilgen in ihrer eigenen Seele das eigentliche Merkmal des Christen. Christus ist nur einer; er sagt uns, dass alles, was wir dem Geringsten unserer – d. h. seiner Brüder – tun, wir ihm selbst getan haben (Mt 25,40.45).

Donnerstag, 25 Februar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Glaube mir, ich verachte nicht das Verlangen meiner Diener. Ich gebe jedem, der mich bittet, und ich lade euch alle ein, zu bitten. Nicht in Wahrheit an die Tür der Weisheit meines eingeborenen Sohnes zu klopfen indem man seiner Lehre folgt, ist etwas, das mir sehr missfällt. Denn seiner Lehre zu folgen bedeutet, an die Tür zu klopfen, mit der Stimme heiligen Verlangens, mit demütigem und beständigem Beten zu mir, dem Ewigen Vater zu rufen. Und ich, der Vater, bin es, der euch das Brot der Gnade durch die Tür der süßen Wahrheit gibt. Um euer Verlangen und eure Beharrlichkeit zu prüfen, tue ich gelegentlich so, als hörte ich euch nicht; ich höre euch aber sehr wohl und gewähre eurem Geist das, was er braucht. Ich bin es, der euch Hunger gibt und Durst, mit dem ihr zu mir ruft; und ich will nur eure Beharrlichkeit prüfen, um eure Wünsche zu erfüllen, wenn sie wohl geordnet und auf mich hin ausgerichtet sind. Zu solchem Rufen lädt euch meine Wahrheit ein, wenn sie sagt: „Bittet und es wird euch gegeben, sucht und ihr werdet finden, klopft an und es wird euch geöffnet“ (vgl. Mt 7,7; Lk 11,9). Und auch ich sage dir: Ich will nicht, dass dein Verlangen nachlässt noch dass du aufhörst, meine Hilfe zu erflehen! Lass deine Stimme nicht leiser werden! Rufe, rufe zu mir, damit ich mich der Welt erbarme! Klopfe ohne Unterlass an die Tür meiner Wahrheit, die mein Sohn ist, und folge seinen Spuren!

Dienstag, 23 Februar 2021 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

In allem, was unsere Gebetsweise und Andachtsübungen betrifft, sollen wir uns nach dem Beispiele Jesu Christi und der Lehre der Kirche richten (Lk 11,1–2). Als die Jünger des Herrn baten: „Herr, lehre uns beten“, da belehrte er sie gewiss über alles, was notwendig ist, um vom ewigen Vater erhört zu werden, da ihm ja sein Wille genau bekannt war. Er lehrte sie nur die sieben Bitten des Vaterunsers, in denen all unsere geistigen und leiblichen Bedürfnisse enthalten sind, und sprach weiter nichts von verschiedenen anderen Gebetsformeln und Zeremonien. Im Gegenteil, er legte ihnen ans Herz, beim Gebete nicht viele Worte zu machen, da unser Vater im Himmel selbst wisse, was wir bedürfen (Mt 6,7–8). Nur eines schärfte er uns mit besonderem Nachdruck ein, dass wir beharrlich sein sollen beim Gebet durch häufige Wiederholung des Vaterunsers; und anderswo sagte er, dass wir allezeit beten und nicht nachlassen sollen (Lk 18,1). Er lehrte uns nicht verschiedene Gebetsformeln, sondern will nur, dass wir das Vaterunser recht oft, inbrünstig und sorgfältig wiederholen. Denn in diesen Bitten ist, wie bereits erwähnt, alles enthalten, was der Wille Gottes und uns zum Heile ist. Als darum der Gottessohn zum ewigen Vater flehte, bediente er sich dreimal derselben Worte des Vaterunsers. Er sprach, wie die Evangelisten bemerken: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht wie ich, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). Was nun die äußeren Übungen betrifft, deren wir uns nach seiner Anweisung bedienen sollen, so finden sich nur zwei angegeben. Entweder sollen wir uns zurückziehen in unser Kämmerlein, wo wir ohne Störung und ohne von jemand bemerkt zu werden mit ganz reinem Herzen beten können […] Oder wir können uns auch nach seinem Beispiele an einen einsamen Ort zurückziehen, am besten zur Nachtzeit, wo mehr Ruhe herrscht.

Montag, 22 Februar 2021 : Kommentar Homilie

Petrus sollte die Schlüssel der Kirche, oder besser gesagt, die Schlüssel des Himmels, erhalten, und ihm sollten viele Menschen anvertraut werden. Denn was hat der Herr zu ihm gesagt? „Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19). Petrus war ja etwas schroff von seinem Charakter her; wenn er nun ohne Sünde gewesen wäre, welche Vergebung hätten die Jünger von ihm erhalten? Deshalb ließ ihn die göttliche Gnade in einen Fehler fallen, damit seine eigene Erprobung ihn anderen gegenüber gnädig machen sollte. Du siehst, wie Gott jemanden in Sünde fallen lassen kann: diesen Petrus, die Koryphäe unter den Aposteln, das unerschütterliche Fundament, der unzerstörbare Fels, der Erste in der Kirche, der uneinnehmbare Hafen, der unerschütterliche Turm, diesen Petrus, der zu Christus sagte: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen“ (Mt 26,35), Petrus der durch göttliche Offenbarung die Wahrheit bekannt hatte: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). […] Aber, wie gesagt, Gott hat es gewollt und zugelassen, dass Petrus sündigte, weil er im Sinn hatte, ihm ein großes Volk anzuvertrauen, und er fürchtete, dass dessen Härte, gepaart mit seiner Untadeligkeit, ihn seinen Brüdern gegenüber rücksichtslos machen würde. Petrus unterlag der Sünde, damit er im Gedenken an seine eigene Schuld und an die Güte des Herrn anderen Zeugnis geben könne von der menschenfreundlichen Güte, wie es im göttliche Plan vorgesehen war. Der Fall wurde zugelassen bei demjenigen, dem die Kirche anvertraut werden sollte, der Stütze der Kirchen, der Hafen des Glaubens. Der Fall wurde zugelassen bei Petrus, dem Lehrer des Universums, damit die empfangene Vergebung stets das Fundament der Liebe zu den anderen bleibt.

Samstag, 20 Februar 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Wollen Sie diesem Gott, der Sie liebt, ein Zeichen des innigen Vertrauens geben, das ihn sehr berühren wird? Wenn Sie einen Fehler machen, zögern Sie nicht, sofort zu ihm zu laufen, sich ihm zu Füßen zu werfen und ihn um Vergebung zu bitten. Begreifen Sie es gut: Gott ist so sehr geneigt zu vergeben, dass er, wenn die Sünder darauf beharren, fern von ihm und des Gnadenlebens beraubt zu leben, über ihre Verlorenheit seufzt und sie diese Rufe seiner Zärtlichkeit hören lässt: „Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt“ (vgl. Ez 18,31–32). Er verspricht, die fliehende Seele aufzunehmen, sobald sie kommt, um sich in seine Arme zu werfen: „Kehrt um zu mir […], dann kehre ich um zu euch“ (Sach 1,3). O, wenn die armen Sünder doch verstehen würden, mit welcher Güte unser Herr sie erwartet, um ihnen zu vergeben! „Der Herr wartet darauf, euch seine Gnade zu zeigen“ (vgl. Jes 30,18). Wenn sie nur verstehen würden, dass er es eilig hat, nicht um sie zu züchtigen, sondern sie umkehren zu sehen, damit er sie in seine Arme schließen und sie an sein Herz drücken kann! Hören wir seine feierliche Erklärung: „So wahr ich lebe – Spruch Gottes, des Herrn –, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt“ (Ez 33,11). […] Schließlich hat Gott in aller Form erklärt, dass er sogar – wenn eine Seele bereut, ihn beleidigt zu haben – die Erinnerung an ihre Sünden verliert: „All seiner Vergehen will ich nicht mehr gedenken“ (vgl. Ez 18,22). Also, sobald Sie einen Fehler begangen haben, erheben Sie ihre Augen zu Gott, schenken Sie ihm einen Liebesakt, und rechnen Sie, indem Sie ihre Sünde bekennen, fest mit seiner Vergebung.

Freitag, 19 Februar 2021 : Kommentar Theodor von Studion

Meine geliebten Kinder und meine Brüder! Gott, der in seiner Weisheit alles regiert, der auf hervorragende und kluge Weise die Zeiten und Jahre zu einem guten Ende führt, hat uns auch dies kundgetan: Sie sind schon da, die Tage des Heils und des Segens für die Seelen. […] Dank sei dem, der uns diese Tage offenbart hat und uns für würdig hielt, sie zu erreichen. Deshalb müssen wir zu jeder Zeit ein heiliges und reines Leben führen und jedes Gebot Gottes beachten, besonders aber in dieser Zeit. […] Da nun also die Zeit der Reinigung ist: Reinigen wir uns! Da nun die Zeit der Enthaltsamkeit ist: Enthalten wir uns, und zwar nicht nur der Nahrung – das genügt nicht –, sondern lasst uns enthaltsam darin sein, […] den guten Ruf unseres Bruders zu beneiden, uns über unseren Nächsten zu ärgern oder aufzuregen, unserer Zunge freien Lauf zu lassen und sie nicht zu zügeln. Vielmehr soll sie sich selbst Grenzen setzen, sodass wir weder zu viel noch zu jeder Zeit und nur über angemessene Dinge reden. Unsere Augen sollen sich vor schamlosen Blicken hüten, unsere Ohren seien geschlossen und sollen sich nur öffnen, um zu hören, was Gott wohlgefällt und was er liebt. Ja, meine geliebten Kinder, ja, ich ermahne euch: Macht aus euch ein Instrument, eine liebliche Harfe des Heiligen Geistes. […] Haltet Frieden untereinander. Die heilige Fastenzeit ist anstrengend für den Leib, das ist wahr, aber lasst nicht zu, dass dadurch euer Mut geschwächt wird! […] Ein bisschen Geduld, und ihr werdet, wie gewohnt, das Gewicht nicht mehr spüren!

Donnerstag, 18 Februar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Als sie vor einem Fest eine Krankheit kommen fühlte, begehrte sie vom Herrn, er möge sie bis nach dem Fest gesund erhalten oder die Krankheit wenigstens so mildern, dass sie an der Feier nicht gehindert würde. Jedoch überließ sie sich gänzlich dem göttlichen Willen. Darauf empfing sie vom Herrn folgende Antwort: „Dadurch, dass du dies von mir begehrst, dich aber meinem Willen überlässt, führst du mich zu einem mit Blumenbeeten übersäten Wohngarten. Wisse jedoch: Wenn ich dich darin erhörte, dass du an meinem Dienst nicht gehindert werdest, so folge ich dir zu deinem Beet, woran du dich mehr erfreust; wenn ich dich aber nicht erhöre und du in Geduld ausharrst, so folgst du mir zu einem Beet, an welchem ich mehr Freude habe. Denn größere Wonne finde ich in dir, wenn jenes Verlangen dich beseelt und du dabei leidest, als wenn du Andacht hast und dich dabei erfreust.“

Dienstag, 16 Februar 2021 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Die Theologen nennen den Glauben einen sicheren, aber (dunklen) geheimnisvollen Zustand der Seele. Der Grund, warum er ein dunkler Zustand ist, liegt darin, dass er der Seele die von Gott selbst geoffenbarten Wahrheiten zum Glauben vorlegt, Wahrheiten, die über jedes natürliche Licht erhaben sind und allen menschlichen Verstand himmelweit überragen. Daher kommt es, dass dieses überschwengliche Licht, das der Seele im Glauben zuteilwird, für sie dunkle Finsternis ist; denn die geringere Kraft wird von der größeren verschlungen und überwältigt. Es ist da wie mit dem Sonnenlicht. Vor diesem verschwinden alle anderen Lichter, so dass man kein Licht mehr gewahrt, sobald die Sonne scheint. Ja sie überwältigt sogar unser Sehvermögen derart, dass sie sogar das Auge blendet und es hindert, die dargebotenen Objekte zu sehen, weil eben das Licht der Sonne in keinem Verhältnis zu unserem Sehvermögen steht, sondern es weit übertrifft. So überragt und überwältigt auch das Licht des Glaubens infolge seiner übergroßen Stärke das Licht unseres Verstandes […] An einem weiteren, noch deutlicherem Beispiel wird man es noch besser verstehen. Wollte man einem Blindgeborenen, der niemals eine Farbe gesehen, erklären, wie die weiße oder gelbe Farbe aussehe, so würde er gleichwohl trotz aller Erklärungen nicht mehr davon verstehen als vorher, weil er eben nie solche Farben, noch auch etwas Ähnliches gesehen hat […] Er könnte nichts als den Namen davon behalten […] Ebenso verhält es sich mit dem Glauben in der Seele, wenn sich auch der Vergleich nicht in jeder Hinsicht durchführen lässt. Auch der Glaube berichtet uns von Dingen, von denen wir nie etwas sahen noch hörten […] So haben wir also von diesen Dingen kein natürliches Licht der Erkenntnis […] Wir wissen es nur, weil wir es gehört haben, und wir glauben, was uns gelehrt wird, und unterwerfen dieser Lehre das Licht unserer natürlichen Erkenntnis, das wir dabei völlig ausschalten. Darum sagt auch der heilige Paulus: […] „Somit kommt der Glaube von der Predigt, gepredigt aber wird auf den Befehl Christi“ (vgl. Röm 10,17), als wollte er sagen: der Glaube ist keine Wissenschaft, die uns durch irgendeinen Sinn vermittelt wird, sondern er ist nur ein Zustimmen der Seele zu dem, was sie hört. […] Die Wissenschaft des Glaubens […] entsteht ohne das Licht der Vernunft, das man eben um des Glaubens willen ausschalten muss; denn gerade dann wird er zuschanden, wenn man das eigene Licht (der Vernunft) gebrauchen will. Darum sprach Isaias: […] „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht zur Einsicht kommen“ (vgl. Is 7,3 Sept.).

Montag, 15 Februar 2021 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Der schönste Glaubensakt ist der, der in völliger Dunkelheit über deine Lippen kommt, unter Opfern, Leiden, in äußerster Anstrengung eines festen Willens, das Gute zu tun. Wie der Blitz zerreißt dieser Glaubensakt das Dunkel deiner Seele, hebt dich mitten im Gewitter empor und führt dich zu Gott. Der lebendige Glaube, die unerschütterliche Gewissheit, das bedingungslose Festhalten am Willen des Herrn – das ist das Licht, das die Schritte des Volkes Gottes in der Wüste erhellt. Es ist das gleiche Licht, das jeden Augenblick in jedem Geist leuchtet, der dem Vater gefällt. Es ist auch das Licht, das die drei Weisen führte und sie dazu brachte, den neugeborenen Messias anzubeten. Es ist der von Bileam prophezeite Stern (vgl. Num 24,17), die Fackel, die die Schritte eines jeden Menschen leitet, der Gott sucht. Dieses Licht, dieser Stern, diese Fackel sind nun auch das, was deine Seele erleuchtet, was deine Schritte lenkt, damit du nicht schwankst, was deinen Geist in der Liebe Gottes stärkt. Du siehst es nicht, du verstehst es nicht, aber das ist auch nicht nötig. Du siehst nur Dunkelheit, aber gewiss nicht jene der Söhne des Verderbens, sondern die, welche die ewige Sonne umhüllt. Sei versichert, dass diese Sonne in deiner Seele leuchtet, diese Sonne, die der Prophet des Herrn besungen hat: „In deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps 36(35),10).

Sonntag, 14 Februar 2021 : Kommentar Oden des Salomo

Meine Arme habe ich zur Höhe erhoben, zur Gnade des Herrn, denn er hat meine Bande von mir weggeworfen, und mein Helfer hat mich erhöht zu seiner Gnade und zu seiner Erlösung. Und ich habe abgelegt die Finsternis und angezogen das Licht. Und es sind mir Glieder zuteil geworden zu meiner Seele, in denen kein Schmerz, auch keine Pein und keine Leiden sind. Und besonders hilfreich war für mich der Gedanke des Herrn und seine unvergängliche Gemeinschaft, und ich wurde erhoben in sein Licht und wirkte vor seinem Antlitz, und ich war ihm nahe, ihn preisend und ihn verkündend. Mein Herz floss über und fand sich in meinem Munde und stieg empor auf meine Lippen, und die jauchzende Begrüßung des Herrn wuchs auf meinem Angesicht und sein Preis. Hallelujah. Ich bin entkommen aus meinen Banden und habe mich zu dir geflüchtet, mein Gott, denn du bist meine Rechte zur Rettung gewesen und mein Helfer. Du hast zurückgehalten, die sich gegen mich erhoben, und ich werde ihn nicht wiedersehen, denn dein Antlitz war mit mir, welches mich errettete durch deine Gnade. Ich aber war verachtet und verworfen in den Augen vieler, und ich war in ihren Augen wie Blei. Und es ward mir Stärke zu teil von dir und Hilfe. Einen Leuchter stelltest du mir zu meiner Rechten und zu meiner Linken, und nichts soll an mir sein, das nicht Licht wäre. Und ich bin bedeckt mit dem Kleide deines Geistes, und er hat weggenommen von mir die Kleider (von) Fell (vgl. Gen 3,21), denn deine Rechte hat mich erhöht und hat Krankheit an mir vorübergehen lassen. Und ich bin stark geworden in der Wahrheit und heilig in deiner Gerechtigkeit […] und ich bin gerechtfertigt worden in seiner Güte, und seine Ruhe währet in alle Ewigkeit. Hallelujah.

Samstag, 13 Februar 2021 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

Der Bericht über dieses Wunder gibt uns die Gelegenheit, die unterschiedlichen Tätigkeiten der Gottheit und der Menschheit in der einen und einzigen Person unseres Erlösers zu erkennen. Folglich müssen wir den Irrtum des Eutyches, der zu behaupten wagte, dass es in Jesus Christus nur eine Tätigkeit gäbe, weit aus unserem Glaubensbekenntnis und aus dem Herzen des Christentums zurückweisen. Wer sieht denn nicht, dass das Gefühl des Erbarmens, das unser Herr für diese Menschenmenge empfindet, ein Gefühl des Mitleids ist, das der menschlichen Natur eigen ist? Aber wer sieht nicht gleichzeitig, dass es ein Werk göttlicher Macht ist, viertausend Menschen mit sieben Broten und ein paar Fischen satt zu machen? „Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll“ (Mt 15,37). Diese Menschenmenge, die soeben gegessen hat und satt geworden ist, nimmt die Brotreste nicht mit, sondern lässt sie von den Jüngern wieder – wie zuvor – in Körben einsammeln, und dieser Umstand – im wörtlichen Sinn erklärt – lehrt uns, mit dem Notwendigen zufrieden zu sein und niemals etwas darüber hinaus zu verlangen. Dann berichtet uns der Evangelist die Zahl derer, die satt wurden: „Es waren viertausend Männer, die an dem Mahl teilgenommen hatten […] Danach schickte er sie nach Hause“ (vgl. Mt 15,38–39). Beachten wir, dass unser Herr niemanden mit leerem Magen wegschicken will; stattdessen will er allen Menschen die Nahrung seiner Gnade geben. Im übertragenen Sinn gibt es einen Unterschied zwischen diesem zweiten Wunder und der ersten Vermehrung der fünf Brote und zwei Fische. Erstere stellt den Buchstaben des Alten Testaments dar, der gleichsam von der geistlichen Gnade des Neuen Bundes erfüllt wurde. Die zweite Vermehrung hingegen steht für die Wahrheit und die Gnade des Neuen Testaments, die den Gläubigen reichlich zuteilwerden. Die vielen Menschen, die nach dem Zeugnis des heiligen Matthäus (vgl. Mt 15) drei Tage auf die Heilung ihrer Kranken warten, stehen für die Auserwählten, die an die heilige Dreifaltigkeit glauben, die in beharrlichem Gebet um Vergebung ihrer Sünde bitten, oder für diejenigen, die sich in Gedanken, Worten und Werken zum Herrn bekehren.

Donnerstag, 11 Februar 2021 : Kommentar Hl. Beda Venerabilis

„Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen“ (Mt 15,28). Ja, die kanaanäische Frau hat einen sehr großen Glauben. Sie kennt weder die alten Propheten noch die jüngsten Wunder des Herrn, weder seine Gebote noch seine Verheißungen und wird außerdem noch von ihm abgewiesen. Sie fährt aber beharrlich fort zu bitten und wird nicht müde, bei dem anzuklopfen, dessen Ruf allein sie darauf hinwies, dass er der Retter ist. So wird ihr Gebet in auffallender Weise erhört. […] Wenn einer von uns ein Gewissen hat, das durch Egoismus, Stolz, Eitelkeit, Verachtung, Zorn, Eifersucht oder irgendein anderes Laster befleckt ist, so hat er, wie jene Frau aus Kanaan, in der Tat „eine Tochter, die vom Dämon gequält wird“ (vgl. Mt 15,22). Also möge er zum Herrn eilen und ihn bitten, sie zu heilen. […] Er möge dies in demütiger Unterwerfung tun; er möge sich nicht für würdig erachten, das Schicksal der Schafe Israels, d. h. der reinen Seelen, zu teilen. Er möge sich der himmlischen Belohnungen für unwürdig erachten. Die Verzweiflung soll ihn jedoch nicht dazu verleiten, in der Beharrlichkeit seines Betens nachzulassen; vielmehr soll sein Herz ein unerschütterliches Vertrauen auf die grenzenlose Güte des Herrn haben. Denn er, der den Dieb in einen Bekenner verwandeln konnte (vgl. Lk 23,39ff.), den Verfolger in einen Apostel (vgl. Apg 9) und einfache Steine in Söhne Abrahams (vgl. Mt 3,9), er ist auch fähig, einen kleinen Hund in ein Schaf Israels zu verwandeln.

Mittwoch, 10 Februar 2021 : Kommentar Hl. Bernhard

Wo kann unsere gebrechliche Natur Ruhe und Sicherheit finden, wenn nicht in den Wunden des Erlösers? Dort berge ich mich mit umso mehr Zuversicht, als seine Macht, mich zu retten, noch größer ist. Die Welt gerät ins Wanken, der Leib lastet schwer auf mir, der Teufel knüpft seine Fallstricke: doch ich komme nicht zu Fall, weil ich auf einen festen Felsen gestellt bin […] Was mir durch eigenes Versagen mangelt, entnehme ich voll Vertrauen dem barmherzigen Innersten des Herrn, denn seinem Leib wurden genügend Wunden geschlagen, damit seine ganze Liebe sich verströmen kann […] Sie haben seine Hände und Füße durchbohrt und mit einem Lanzenstoß seine Seite (vgl. Joh 19,34). Durch diese klaffenden Öffnungen kann ich mich sättigen mit dem Honig aus dem Felsen (Ps 81(80),17) und mit dem Öl, das aus dem harten Gestein fließt, also sehen und schmecken die Süßigkeit des Herrn (vgl. Ps 34(33),9). Er dachte Gedanken des Heils und ich wusste es nicht (vgl. Jer 29,11) […] Aber der Nagel, der ihn durchdringt, ist für mich zu einem Schlüssel geworden, der mir das Geheimnis seiner Pläne eröffnet. Wie könnte man durch diese Öffnungen nicht hindurchblicken? Die Nägel und die Wunden schreien es heraus, dass Gott in der Person Christi wirklich die Welt mit sich versöhnt (2 Kor 5,19). Das Eisen hat sein Wesen durchbohrt und sein Herz getroffen, damit er mit meiner verletzlichen Natur Mitleid empfinden kann. Das Geheimnis seines Herzens liegt entblößt da in den Wunden seines Leibes: das Mysterium der unendlichen Güte ist offen zu sehen, diese zärtliche „Liebe unseres Gottes, durch die uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe besucht hat“ (vgl. Lk 1,78). Wie sollte dieses Herz sich durch solche Wunden nicht offenbaren? Wie kann man denn deutlicher als durch deine Wunden aufzeigen, dass du, Herr, sanft bist, voller Mitgefühl und von großer Barmherzigkeit? Denn es gibt kein größeres Mitgefühl, als wenn einer sein Leben hingibt für jene, die zum Tode verurteilt sind (vgl. Joh 15,13).

Dienstag, 9 Februar 2021 : Kommentar Nachfolge Christi

Oft nehmen wir es auch nicht wahr, dass wir innerlich blind sind. Oft handeln wir schlecht, aber was noch schlimmer ist, wir entschuldigen uns. Zuweilen treibt uns Leidenschaft, wir aber nennen es Eifer. Wir tadeln Kleinigkeiten an anderen und übersehen Krebsschäden an uns. Was wir von anderen auszustehen haben, fühlen wir schnell und kreiden es an. Was aber die anderen von uns hinnehmen, das sehen wir gar nicht. Wer sich selbst recht und gerecht beurteilte, hätte keinen Grund, über andere scharf zu richten. Der innerliche Mensch setzt die Sorge für sich allen Sorgen voran. Wer auf sich selbst sorgsam achtet, redet nicht gern von andern. Du wirst nie ein innerlicher, gottnaher Mensch, wofern du nicht über Fremde schweigst und auf dich selbst ein besonderes Auge hast. […] Die gottliebende Seele wertet im Hinblick auf Gott alle Dinge gering. Gott allein, der Ewige und Unermessliche, der alles erfüllt, ist der Trost der Seele und die wahre Freude des Herzens. […] Wenn dein Herz dich nicht anklagt, wirst du süße Ruhe genießen. Keiner Freude außer im Guttun! Böse haben niemals wahre Freude, sie kosten den inneren Frieden nicht. „Die Gottlosen kennen keinen Frieden“, spricht der Herr (Is 48,22). […] Wer ein reines Gewissen hat, ist wohl zufrieden und ruhig. Du bist nicht heiliger, wenn man dich lobt, nicht schlechter, wenn man dich lästert. Was du bist, das bist du, alle Worte machen dich vor Gott nicht größer. Wenn du darauf siehst, was du innerlich bist, wird es dich nicht kümmern, was die Menschen draußen von dir schwätzen. Der Mensch blickt auf Äußeres, Gott sieht ins Herz.

Montag, 8 Februar 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Barmherzigkeit Gottes, die uns durch unser ganzes Leben begleitet – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns besonders in der Stunde unseres Todes umfängt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns das ewige Leben schenkt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns in jedem Augenblick unseres Lebens zur Seite steht – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, die uns vor dem Feuer der Hölle schützt – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in der Umkehr verhärteter Sünder – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Verwunderung der Engel und unbegreiflich für die Heiligen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, unergründlich in allen Geheimnissen Gottes – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aufrichtend aus allem Elend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Quelle unseres Glücks und unserer Freude – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, uns aus dem Nichts zum Leben rufend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alle Werke Seiner Hände umschließend – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, alles krönend, was ist und sein wird – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, in die wir alle versenkt sind – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, süßer Trost gequälter Herzen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, einzige Hoffnung verzweifelter Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Rast der Herzen, Friede inmitten des Schreckens – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Wonne und Entzücken heiliger Seelen – ich vertraue auf dich. Barmherzigkeit Gottes, Vertrauen weckend trotz Hoffnungslosigkeit – ich vertraue auf dich. + O Ewiger Gott, dessen Barmherzigkeit unergründlich und dessen Schatz des Erbarmens unerschöpflich ist, schau gnädig auf uns und vermehre in uns Deine Barmherzigkeit, damit wir in schweren Zeiten nicht verzweifeln und nicht mutlos werden, sondern uns mit großem Vertrauen Deinem heiligen Willen hingeben, der die Liebe und das Erbarmen selber ist.

Sonntag, 7 Februar 2021 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Zu Recht heißt es: „Jakob sah im Traum eine Leiter“ (vgl. Gen 28,12f.); auf ihr kannst du hinaufsteigen […]. Diese Leiter aus zwei Holmen und sechs Sprossen versinnbildlicht Jesus Christus: seine göttliche und menschliche Natur und seine Tugenden: Demut und Armut, Weisheit und Barmherzigkeit, Geduld und Gehorsam. Jesus war demütig, indem er unsere Natur annahm und „auf die Niedrigkeit seiner Magd“ (Lk 1,48) schaute. Er war arm in seiner Geburt, als die Jungfrau, die Ärmste, ihn zur Welt brachte und keinen anderen Ort hatte, um ihn, in Windeln gehüllt, hinzulegen, als in eine Futterkrippe für Tiere (vgl. Lk 2,7). Er war weise im Predigen, da er anfing zu wirken und zu lehren (vgl. Apg 1,1). Er war barmherzig, indem er die Sünder aufnahm: „Ich bin gekommen“, sprach er, „um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). Er war geduldig unter den Geißelhieben, den Ohrfeigen und den Bespeiungen: „Ich machte mein Gesicht hart wie einen Kiesel“, sagt er durch den Mund des Jesaja (vgl. 50,7). Jesus „schmähte nicht, als er geschmäht wurde; als er litt, drohte er nicht“ (vgl. 1 Petr 2,23). Er war schließlich „gehorsam bis zum Tod am Kreuz“ (vgl. Phil 2,8). Diese Leiter stand auf der Erde, als Christus predigte und Wunder wirkte; sie berührte den Himmel, als er seine Nächte im Gebet zu seinem Vater verbrachte. Hier also ist die Leiter aufgestellt. Warum steigst du nicht hinauf? Warum schleppst du dich weiter mit Händen und Füßen am Boden herum? Steig doch hinauf! Steigt hinauf, ihr Engel, Bischöfe, Ordensobere und Gläubige Jesu Christi! Steigt hinauf, sage ich euch, und betrachtet, wie süß der Herr ist! Steigt dann auch wieder herunter, um zu helfen und zu ermutigen, denn das ist es, was unser Nächster braucht. Warum versucht ihr, auf diesen Berg auf andere Weise als mit dieser Leiter zu gelangen?

Samstag, 6 Februar 2021 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Kinder, Gottes Wort ist etwas Großes. Die ersten Worte des Herrn an die Apostel waren: „Gehet hin und lehret …“; damit wollte er uns zeigen, dass die Unterweisung an erster Stelle steht. Wodurch haben wir unseren Glauben kennengelernt? Durch die Belehrung, der wir Gehör geschenkt haben. Was hat uns Abscheu vor der Sünde eingeflößt, die Schönheit der Tugend uns sehen lassen … uns erfüllt mit dem Verlangen nach dem Himmel? Die Belehrungen. […] Meine Kinder, warum ist man so blind und unwissend? Weil wir uns aus dem Wort Gottes nichts machen … Wer gut unterwiesen wurde, für den gibt es immer Hilfe. Sollte er sich auf allen möglichen Irrwegen verlieren, so besteht immer noch Hoffnung, dass er zum lieben Gott früher oder später zurückfinden wird, und sei es auch erst in seiner Todesstunde. Wer aber nicht genügend Wissen von seiner Religion hat, gleicht einem Todkranken, der nicht mehr bei Bewusstsein ist. Er erkennt weder die Schwere der Sünden noch die Schönheit seiner Seele, noch den Wert der Tugend. Er fällt von einer Sünde in die andere. Wer gut informiert ist, hat immer zwei Führer, die ihm vorhergehen: guten Rat und Gehorsam.

Mittwoch, 3 Februar 2021 : Kommentar Brief an Diognet

Deswegen sandte der Vater den Logos, damit er der Welt erschiene, der von seinem Volk missachtet, von den Aposteln gepredigt und von den Heiden gläubig aufgenommen wurde. Dieser ist es, der von Anfang an war, als ein Neuer erschien und als der Alte erfunden wurde, der immerfort neu in den Herzen der Heiligen geboren wird. Er ist der Ewige, von dem es heißt, er sei „heute der Sohn“ (vgl. Ps 2,7). Durch ihn wird die Kirche bereichert und die Gnade, die sich in den Heiligen entfaltet, vermehrt, die da Verständnis gewährt, Geheimnisse erschließt, Zeiten ankündigt, sich an den Gläubigen erfreut, sich den Suchenden mitteilt, jenen nämlich, von denen die Gelöbnisse des Glaubens nicht gebrochen und die von den Vätern gesteckten Grenzen nicht überschritten werden. Dann wird die Gesetzesfurcht gepriesen, die Prophetengabe erkannt, der Glaube der Evangelien gefestigt und die Überlieferung der Apostel bewahrt; es frohlockt die Gnade der Kirche. Wenn du diese Gnade nicht betrübst, wirst du erkennen, was der Logos verkündet, durch wen und wann er will. […] Wenn ihr darauf achtet und es mit Eifer anhört, werdet ihr innewerden, was Gott denen bietet, die ihn in rechter Weise lieben, die ihr geworden seid ein Paradies der Wonne und in euch aufsprossen lasst einen herrlich blühenden, fruchtbeladenen Baum, mit allerlei Früchten geschmückt. An diesem Ort nämlich ist ein Baum der Erkenntnis und ein Baum des Lebens gepflanzt […] Wer aber mit Furcht erkennt und Leben sucht, der pflanzt auf Hoffnung in Erwartung der Frucht. Möge dir das Herz Erkenntnis und das wahre, tieferfasste Wort sein. Wenn du davon Holz trägst und Frucht nimmst, wirst du immerdar ernten.

Dienstag, 2 Februar 2021 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Lasst eure Lampen brennen“ (Lk 12,35). […] Zeigen wir durch dieses sichtbare Zeichen die Freude, die wir mit Simeon teilen, welcher in seinen Händen das Licht der Welt trägt. […] Lasst uns glühen in unserer Hingabe und strahlen durch unsere Werke, so werden wir mit Simeon Christus in unseren Händen tragen. […] Heute hat die Kirche den schönen Brauch, dass wir Kerzen tragen. […] Wer erinnert sich heute, wenn er seine brennende Lampe in der Hand hält, nicht an den seligen Greis? An diesem Tag nahm er Jesus in seine Arme, das Wort, das im Fleisch gegenwärtig ist, wie das Licht im Wachs, und bezeugte, dass er es ist, „das Licht, das die Heiden erleuchtet“. Simeon war gewiss selbst eine „Lampe, die brennt und leuchtet“, indem er Zeugnis ablegte vom Licht (Joh 5,35; vgl. Joh 1,7). Deshalb war er in den Tempel gekommen, geführt vom Heiligen Geist, der ihn erfüllte, „um dein Erbarmen, o Gott, zu empfangen inmitten deines Tempels“ (vgl. Ps 47(48),10 Vulg.) und um zu verkünden, dass es das Erbarmen und das Licht deines Volkes ist. O Greis, strahlend von Frieden, du trugst das Licht nicht nur in deinen Händen, du wurdest von ihm durchdrungen. Du warst so von Christus erleuchtet, dass du im Voraus schautest, wie er die Völker erleuchten würde […], wie heute der Glanz unseres Glaubens aufleuchten würde. Freu dich nun, heiliger Greis; sieh heute, was du im Voraus erblickt hattest: Die Finsternis der Welt hat sich verflüchtigt, „Völker wandern zu deinem Licht“, „die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit“ (Jes 60,3; vgl. Jes 6,3).

Montag, 1 Februar 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Tatsache der Macht des Bösen im Herzen des Menschen und in der menschlichen Geschichte ist also unbestreitbar. Die Frage ist: Wie ist dieses Böse zu erklären? […] Der christliche Glaube [sagt uns]: Es gibt zwei Geheimnisse des Lichts und ein Geheimnis der Nacht, das jedoch von den Geheimnissen des Lichts umhüllt ist. Das erste Geheimnis des Lichts ist dieses: Der Glaube sagt uns, dass es nicht zwei Prinzipien, ein gutes und ein böses, gibt, sondern nur ein einziges Prinzip, den Schöpfergott, und dieses Prinzip ist gut, nur gut, ohne jeglichen Schatten des Bösen. Und deshalb ist auch das Sein keine Mischung aus Gutem und Bösem. Das Sein als solches ist gut, und deshalb ist es gut zu sein, ist es gut zu leben. Das ist die Frohbotschaft des Glaubens: Es gibt nur einen guten Quell, den Schöpfer. […] Dann folgt ein Geheimnis der Finsternis, der Nacht. Das Böse stammt nicht aus der Quelle des Seins selbst, es ist nicht gleichursprünglich. Das Böse stammt aus einer geschaffenen Freiheit, aus einer missbrauchten Freiheit. Wie war das möglich, wie ist das geschehen? Das bleibt im Dunkeln. Das Böse ist nicht logisch. […] Wir können es rätselnd ahnen, aber nicht erklären; und wir können es auch nicht wie eine Tatsache unter anderen erzählen, weil es sich um eine tiefere Wirklichkeit handelt. Es bleibt ein Geheimnis der Dunkelheit, der Nacht. Aber da kommt sogleich ein Geheimnis des Lichts hinzu. Das Böse kommt aus einer untergeordneten Quelle. Gott ist stärker mit seinem Licht. Und deshalb kann das Böse überwunden werden. Deshalb ist das Geschöpf, der Mensch heilbar. […] Und schließlich als letzter Punkt: Der Mensch ist nicht nur heilbar, er ist tatsächlich geheilt. Gott hat die Heilung eingeleitet. Er ist selbst in die Geschichte eingetreten. Der ständigen Quelle des Bösen hat er eine Quelle des reinen Guten entgegengesetzt. Der gekreuzigte und auferstandene Christus, der neue Adam, setzt der schmutzigen Flut des Bösen eine Flut des Lichts entgegen. Und diese Flut ist in der Geschichte gegenwärtig: Wir sehen die Heiligen, die großen Heiligen, aber auch die demütigen Heiligen, die einfachen Gläubigen. Wir sehen, dass die Flut des Lichts, das von Christus kommt, gegenwärtig und stark ist.

Sonntag, 31 Januar 2021 : Kommentar Hl. Hieronymus

Jesus ging also in die Synagoge von Kafarnaum und begann zu lehren […] Und er „lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ Er sagte beispielsweise nicht „Wort des Herrn!“ oder gar: „So spricht er, der mich gesandt hat“. Nein, Jesus spricht in seinem eigenen Namen: er war es, der einst durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Es ist bereits gut, wenn man, in Bezug auf einen Text, sagen kann: „Es steht geschrieben …“ oder: „Wort des Herrn!“ Doch etwas ganz anderes ist es, versichern zu können: „Wahrlich, ich sage euch …“ Wie kannst du es wagen zu sagen: „Wahrlich, ich sage euch“, wenn du nicht derjenige bist, der einst das Gesetz gegeben hat? Niemand wagt es, das Gesetz zu ändern, wenn nicht der König selbst […] „Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre“. Was ist denn nun so neu an seiner Lehre? Was sagte er denn so Neues? Er sagte nur das, was er bereits durch die Stimme der Propheten gesprochen hatte. Aber die Leute waren erstaunt, weil er nicht nach der Weise der Schriftgelehrten lehrte. Er lehrte als einer, der selber Vollmacht hat; nicht als Rabbi, sondern als Herr. Er sprach nicht, indem er sich auf einen größeren als ihn selbst bezog. Nein, das Wort, das er sprach, war sein eigenes; und er sprach so, weil jener, den er durch die Propheten angekündigt hatte, jetzt mit lauter Stimme sagte: „Ich bin es, der zu euch spricht: Ich bin da“ (vgl. Jes 52,6).

Samstag, 30 Januar 2021 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Es missfällt Gott keinesfalls, wenn du dich manchmal sachte bei ihm beklagst. Hab keine Angst, ihm zu sagen: „Warum, Herr, hast du dich so weit entfernt? (vgl. Ps 9,22 LXX). Du weißt sehr wohl, dass ich dich liebe und dass ich nach nichts anderem verlange als nach deiner Liebe. Um der Liebe willen rette mich, verlass mich nicht.“ Wenn die Trostlosigkeit lange andauert und du sehr große Angst hast, dann vereine deine Stimme mit der Stimme Jesu, als er ohnmächtig am Kreuz hing. Flehe um das göttliche Mitleid und sage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Mache dir aber diese Prüfung zunutze: zunächst um dich noch mehr zu demütigen, indem du dir selbst immer wieder vorsagst, dass man keinerlei Trost verdient, wenn man Gott beleidigt hat; dann rufe dir, um dein Vertrauen zu stärken, ins Gedächtnis, dass Gott, was immer er auch tut oder zulässt, nur dein Wohl im Sinn hat, dass also deiner Seele „alles zum Guten gereicht“ (vgl. Röm 8,28). Je mehr dich Ärger und Mutlosigkeit heimsuchen, desto unerschrockener musst du dich mit großem Mut wappnen und ausrufen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Ps 27,1). Ja, Herr, du bist es, der mich erleuchten wird, du bist es, der mich retten wird. Ich vertraue auf dich, „auf dich habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich soll nicht zuschanden werden (bis) in Ewigkeit“ (vgl. Ps 30,2 LXX). Bleibe also unerschütterlich im Frieden, und sei gewiss, dass „keiner, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, zuschanden wurde“ (vgl. Sir 2,11 Vulg.); keiner ging verloren, wenn er sein Vertrauen auf Gott gesetzt hatte.

Freitag, 29 Januar 2021 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Was mich angeht, mein Gott, bin ich so davon überzeugt, dass du über die wachst, die auf dich hoffen, und dass es einem an nichts fehlen kann, wenn er alles von dir erwartet. So habe ich mich entschlossen, künftig ohne jede Sorge zu leben und all meine Besorgnisse bei dir abzuladen: „Ganz und gar im Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich in Sicherheit ruhen“ (vgl. Ps 4,9 Vulg.). Menschen können mich der Güter und der Ehre berauben; Krankheiten können mir die Kraft und die Möglichkeiten entziehen, dir zu dienen; durch die Sünde kann ich sogar deiner Gnade verlustig gehen; aber niemals werde ich meine Hoffnung verlieren; ich werde sie bis zum letzten Augenblick meines Lebens bewahren. Sollen doch alle Dämonen der Hölle in diesem Moment vergebliche Anstrengungen unternehmen, um sie mir zu entreißen: „Ganz und gar im Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein“. Andere mögen in der Erwartung ihres Glücks, ihres Reichtums oder ihrer Talente sein; wieder andere mögen sich auf die Unschuld ihres Lebens oder auf die Strenge ihrer Bußübungen verlassen oder auf die Vielzahl ihrer Almosen oder auf die Glut ihres Gebets: „Du allein, Herr, lässt mich in Sicherheit ruhen.“ Herr, mein ganzes Vertrauen liegt für mich im Vertrauen selbst. Dieses Vertrauen hat noch niemanden getäuscht: „Wisset, dass niemand, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, jemals in seiner Hoffnung getäuscht worden ist“ (vgl. Koh 2,11 Vulg.).

Donnerstag, 28 Januar 2021 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Selig der Knecht, der alles Gute Gott, dem Herrn, zurückerstattet; denn wer etwas für sich zurückbehält, verbirgt bei sich das Geld Gottes, seines Herrn, und was er zu haben meinte, wird ihm genommen werden (Lk 8,18). Selig der Knecht, der sich nicht für besser hält, wenn er von den Menschen laut gepriesen und erhoben wird, als wenn er für unbedeutend, einfältig und verächtlich gehalten wird. Denn was der Mensch vor Gott ist, das ist er und nicht mehr. […] Selig jener Ordensmann, der nur an den hochheiligen Worten und Werken des Herrn seine Lust und Freude hat und dadurch die Menschen mit Fröhlichkeit und Freude zur Liebe Gottes führt. […] Selig der Knecht, der, wenn er redet, nicht mit dem Blick auf eine Belohnung alles, was er weiß, bekannt macht und der nicht rasch beim Reden ist, sondern vorher weise bedenkt, was er reden und antworten soll. Wehe jenem Ordensmann, der das Gute, das der Herr ihm zeigt, nicht in seinem Herzen bewahrt und, anstatt es anderen vor allem durch das Tun zu zeigen, es den Menschen mehr durch Worte zu zeigen wünscht, mit dem Blick auf eine Belohnung. Er selbst empfängt schon seinen Lohn, und die Zuhörer tragen wenig Frucht davon. […] Selig der Knecht, der das Gute, das der Herr ihm zeigt, als Schatz im Himmel sammelt (vgl. Mt 6,20) und der kein Verlangen hat, es mit dem Blick auf Belohnung den Menschen zu offenbaren, denn der Allerhöchste selbst wird seine Werke offenbaren, wem immer er will. Selig der Knecht, der die Geheimnisse des Herrn in seinem Herzen bewahrt (vgl. Lk 2,19.51).

Mittwoch, 27 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages erwog sie den Reichtum der mannigfachen Gnaden, welche die überströmende Güte Gottes ihr eingegossen, weil sie unzählige Geschenke Gottes nachlässig vergeudet und nicht die geringste Frucht davon gebracht habe, weder in sich selbst durch Genuss oder Danksagung noch in andern, die sie, wenn es ihnen bekannt gewesen wäre, hätte erbauen oder in göttlicher Erkenntnis fördern können. Hierüber wurde sie durch folgende Erleuchtung getröstet: Zuweilen ergießt der Herr seine Gnadengaben auf die Auserwählten nicht in der Art, dass er von jeder einzelnen würdige Früchte verlangt, weil die menschliche Gebrechlichkeit dies oftmals verhindert. Seine überfließende Freigebigkeit vielmehr, die sich nicht mäßigen kann, obgleich sie weiß, dass der Mensch sich nicht in allem Einzelnen zu üben vermag, vermehrt beständig die Fülle der Gnaden, um dem Menschen hierdurch in Zukunft eine Fülle von Seligkeit zueignen zu können. Solches betrachten wir für gewöhnlich auch bei irdischen Geschenken, die man hin und wieder einem kleinen Kind macht, ohne dass es um den Nutzen des Geschenkes weiß, damit es ihn aber später als Erwachsenen mit Gütern überschütte. Ebenso ist es, wenn unser Herr in diesem Leben seinen Auserwählten Gnade verleiht: Er bereitet und sichert ihnen Geschenke, deren ewiger Genuss sie im Himmel selig machen wird.

Dienstag, 26 Januar 2021 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Christus der Herr, der Sohn des lebendigen Gottes, ist gekommen, sein Volk von den Sünden zu erlösen und alle Menschen zu heiligen. Wie er selbst vom Vater gesandt worden ist, so sandte er seine Apostel (vgl. Joh 20,21). Darum heiligte er sie, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, damit auch sie auf Erden den Vater verherrlichen und die Menschen retten, „zum Aufbau des Leibes Christi“ (Eph 4,12), der die Kirche ist. In dieser Kirche besitzt der römische Bischof als Nachfolger des Petrus, dem Christus seine Schafe und Lämmer zu weiden anvertraute, aufgrund göttlicher Einsetzung die höchste, volle, unmittelbare und universale Seelsorgsgewalt. […] Aber auch die Bischöfe sind vom Heiligen Geist eingesetzt und treten an die Stelle der Apostel als Hirten der Seelen. Gemeinsam mit dem Papst und unter seiner Autorität sind sie gesandt, das Werk Christi, des ewigen Hirten, durch alle Zeiten fortzusetzen. Christus hat nämlich den Aposteln und ihren Nachfolgern den Auftrag und die Vollmacht gegeben, alle Völker zu lehren, die Menschen in der Wahrheit zu heiligen und sie zu weiden. Daher sind die Bischöfe durch den Heiligen Geist, der ihnen mitgeteilt worden ist, wahre und authentische Lehrer des Glaubens, Priester und Hirten geworden. […] Als rechtmäßige Nachfolger der Apostel und Glieder des Bischofskollegiums sollen sich die Bischöfe immer einander verbunden wissen und sich für alle Kirchen besorgt zeigen. Durch göttliche Einsetzung und Vorschrift ist ja jeder einzelne gemeinsam mit den übrigen Bischöfen mitverantwortlich für die apostolische Aufgabe der Kirche. Vor allem seien sie besorgt um jene Gegenden der Erde, in denen das Wort Gottes noch nicht verkündet ist oder in denen die Gläubigen, besonders wegen der geringen Anzahl der Priester, in der Gefahr schweben, den Geboten des christlichen Lebens untreu zu werden, ja den Glauben selbst zu verlieren. Mit allen Kräften seien sie deshalb bemüht, dass die Gläubigen die Werke der Verkündigung und des Apostolats freudig unterstützen und fördern.

Montag, 25 Januar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O ewige Dreieinigkeit und einzige Gottheit! Gottheit, eine Wesenheit in drei Personen! Darf ich dich mit einem Weinstock vergleichen, der drei Zweige hat? Du hast den Menschen nach deinem Bild und Gleichnis geschaffen, damit er durch die drei Fähigkeiten, die er in der einen Seele besitzt, mit dem Abdruck deiner Dreifaltigkeit und Gottheit geprägt ist. Und dadurch ist er dir nicht nur ähnlich, sondern er vereint sich sogar mit dir. […] O großer heiliger Paulus, du bist in diese Wahrheit eingedrungen, du, der du sehr wohl wusstest, woher du kamst, wohin du gingst und auf welchem Weg. Du hattest deinen Ursprung und dein Ziel erkannt, wie auch den Weg, der zu gehen war. Durch diese Betrachtungen haben sich die drei Fähigkeiten deiner Seele mit den drei göttlichen Personen vereint. Dein Gedächtnis haftete am Vater durch die überaus deutliche Erinnerung, dass er der Ursprung ist, aus dem alles hervorgeht: nicht nur das, was ist, sondern auch die göttlichen Personen. Von daher konntest du gar nicht anders als erkennen, dass er dein eigener Ursprung ist. Deine mit dem Sohn, dem Wort, vereinte Intelligenz durchforschte gründlich die durch die Weisheit des Wortes verfügte Ordnung, der zufolge die Geschöpfe zu ihrem Ziel heimkehren, das mit ihrem Anfang identisch ist. Deinen Willen hattest du mit dem Heiligen Geist vereint, da du von ganzem Herzen jene Liebe, jene Milde geliebt hast, von der du wusstest, dass sie die Ursache der ganzen Schöpfung ist, die Ursache aller Gnaden, die dir zufielen, ganz ohne eigene vorhergehende Verdienste deinerseits. Du wusstest, dass die göttliche Gnade bei all ihren Werken nur ein Ziel hatte: deine Heiligung. Deshalb hast du am gleichen Tag, an dem du durch das Wort vom Irrtum zur Wahrheit zurückgeführt wurdest, die Gunst einer Verzückung erhalten, in der du die göttliche Wesenheit in drei Personen schautest. Als du in deinen Leib, oder besser, zu deinen Sinnen zurückkehrtest, blieb dir nur die Schau des Fleisch gewordenen Wortes: Davon aber warst du ganz und gar durchdrungen.

Samstag, 23 Januar 2021 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Jesus, du Nahrung der Seelen, die jede natürliche Wirklichkeit übersteigt, diese gewaltige Menschenmenge schreit nach dir. Es bemüht sich, seiner menschlichen und christlichen Berufung neuen Schwung zu geben, sich mit inneren Tugenden zu schmücken, stets bereit zu dem Opfer, dessen Vorbild du selbst bist, durch Wort und Beispiel. Du bist der erste unserer Brüder; du bist den Schritten eines jeden von uns vorausgegangen; du hast die Fehler eines jeden vergeben. Und Du rufst sie alle zu einem großherzigeren, tätigeren, verständnisvolleren Lebenszeugnis auf. Jesus, du „Brot des Lebens“ (Joh 6,35), einzigartige und einzig lebenswichtige Speise der Seele, heiße alle Menschen an deinem Tisch willkommen. Dies ist bereits die göttliche Wirklichkeit auf Erden, das Unterpfand der himmlischen Güter, die Gewissheit einer glücklichen Verständigung zwischen den Völkern und eines friedlichen Kampfes für wahren Fortschritt und Zivilisation. Durch dich und von dir genährt, werden die Menschen stark im Glauben, fröhlich in der Hoffnung und eifrig in Werken der Liebe sein. Die Menschen guten Willens werden triumphieren über alle vom Bösen gestellten Fallen; sie werden triumphieren über Selbstsucht und Trägheit. Und die aufrichtigen und gottesfürchtigen Menschen werden hören, wie sich die ersten geheimnisvollen und sanften Echos der Gottesstadt, deren Abbild die Kirche hier unten sein will, über die Erde erheben. Du führst uns auf gute Weideplätze; du beschützt uns. Zeige uns, Jesus, deine Güte im Land der Lebenden (vgl. Ps 27(26),13).

Sonntag, 24 Januar 2021 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wer sich am Gängelbande des hl. Gehorsams leiten lässt wie ein Kind, der wird ins Reich Gottes gelangen, das den „Kleinen“ verheißen ist. Der Gehorsam führte die Königstochter aus dem Hause Davids in das schlichte Häuschen des armen Zimmermanns von Nazareth; er führte die beiden heiligsten Menschen aus der sichern Umfriedung dieses bescheidenen Heims auf die Landstraße und in den Stall von Bethlehem; er legte den Gottessohn in die Krippe. In freigewählter Armut wanderten der Heiland und Seine Mutter über die Straßen von Judäa und Galiläa und lebten von den Almosen der Gläubigen. Nackt und bloß hing der Herr am Kreuz und überließ die Sorge für Seine Mutter der Liebe Seines Jüngers. Darum verlangt Er die Armut von denen, die Ihm nachfolgen wollen. Frei muss das Herz sein von der Bindung an irdische Güter, von der Sorge darum, der Anhänglichkeit daran, dem Verlangen danach, wenn es ungeteilt dem göttlichen Bräutigam angehören will; wenn der Wille in ungehemmter Bereitwilligkeit jedem Wink des hl. Gehorsams folgen will.

Freitag, 22 Januar 2021 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Der Bischof ist, mit der Fülle des Weihesakramentes ausgezeichnet, „Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums“, vorzüglich in der Eucharistie, die er selbst darbringt oder darbringen lässt und aus der die Kirche immerfort lebt und wächst. Diese Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen (vgl. Apg 8,1; 14,22–23; 20,17). Sie sind nämlich je an ihrem Ort, im Heiligen Geist und mit großer Zuversicht (vgl. 1 Thess 1,5), das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen, „auf dass durch Speise und Blut des Herrn die ganze Bruderschaft verbunden werde“. In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs das Symbol jener Liebe und jener „Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann“. In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird. Denn „nichts anderes wirkt die Teilhabe an Leib und Blut Christi, als dass wir in das übergehen, was wir empfangen“. […] So spenden die Bischöfe durch Gebet und Arbeit für das Volk vielfältige und reiche Gaben von der Fülle der Heiligkeit Christi aus. Durch den Dienst des Wortes teilen sie die Kraft Gottes den Glaubenden zum Heil mit (vgl. Röm 1,16), und durch die Sakramente, deren geregelte und fruchtbare Verwaltung sie mit ihrer Autorität ordnen, heiligen sie die Gläubigen.

Donnerstag, 21 Januar 2021 : Kommentar Johannes Cassianus

Gott hat den Menschen nicht geschaffen, damit er verloren gehe, sondern damit er ewig lebe; und diese seine Absicht bleibt unveränderlich. […] Denn „er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). „So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht“ (Mt 18,14). An anderer Stelle heißt es ebenfalls: „Gott will nicht, dass auch nur eine einzige Seele verloren geht; er schiebt die Ausführung seiner Beschlüsse auf, damit einer, der verworfen wurde, nicht endgültig zugrunde geht (vgl. 2 Sam 14,14 Vulg.; vgl. 2 Petr 3,9). Gott ist wahrhaftig; er lügt nicht, wenn er mit einem Eid bekräftigt: „So wahr ich lebe – ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt“ (vgl. Ez 33,11). […] Darf man denn, ohne sich einer ungeheuren Gotteslästerung schuldig zu machen, annehmen, dass er nicht das Heil ausnahmslos aller will, sondern nur einiger weniger? Wer verloren geht, der geht gegen den Willen Gottes verloren. Tagtäglich ruft er ihm zu: „Kehrt um auf euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel?“ (Ez 33,11). Und wiederum fragt er: „Warum wendet dieses Volk sich ab und beharrt auf der Abkehr? Ihre Stirn ist härter als Stein, sie weigern sich umzukehren“ (Jer 8,5; 5,3). Die Gnade Christi steht uns also immer zur Verfügung. Da er will, dass alle Menschen gerettet werden, […] ruft er sie alle ohne Ausnahme auf: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).

Mittwoch, 20 Januar 2021 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

Jesus, Ewige Wahrheit, unser Leben, ich flehe und bettle um Deine Barmherzigkeit für die armen Sünder. Du süßes Herz meines Herrn, voll von Mitleid und unergründlicher Barmherzigkeit, ich flehe zu Dir für die armen Sünder. O heiligstes Herz, Quelle der Barmherzigkeit, aus der über die ganze Menschheit Strahlen unbegreiflicher Gnaden strömen, ich flehe Dich an um Erleuchtung für die armen Sünder. O Jesus, gedenke Deines bitteren Leidens und lasse nicht zu, dass Seelen verlorengehen, die mit Deinem so kostbaren heiligsten Blut erkauft wurden. O Jesus, wenn ich den gewaltigen Preis Deines Blutes bedenke, freut mich seine Größe, denn ein Tropfen hätte für alle Sünder gereicht. Obgleich die Sünde ein Abgrund der Boshaftigkeit und Undankbarkeit darstellt, ist der für uns entrichtete Preis unvergleichlich – deshalb möge jede Seele im Leiden des Herrn Vertrauen finden und Hoffnung in Seiner Barmherzigkeit. Gott verweigert niemandem Seine Barmherzigkeit. Himmel und Erde können sich verändern, doch Gottes Barmherzigkeit wird sich nicht erschöpfen. Ach, welche Freude brennt in meinem Herzen, wenn ich Deine unfassbare Güte sehe, o mein Jesus. Ich möchte alle Sünder zu Deinen Füßen bringen, auf dass sie auf ewig Deine Barmherzigkeit preisen.

Dienstag, 19 Januar 2021 : Kommentar Leo XIII.

Ist auch das irdische Leben fürwahr ein Gut, das aller Sorge wert ist, so besteht doch in ihm nicht das höchste uns gesetzte Ziel. Es hat nur als Weg, als Mittel zur Erreichung des Lebens der Seele zu gelten. Dieses Leben der Seele ist Erkenntnis der Wahrheit und Liebe zum Guten. In die Seele ist das erhabene Ebenbild des Schöpfers eingedrückt, und in ihr thront jene hohe Würde des Menschen, kraft deren er über die niedrigen Naturwesen zu herrschen und Erde und Meer sich dienstbar zu machen berufen ist (vgl. Gen 1,28). […] Unter dieser Rücksicht sind alle Menschen gleich; kein Unterschied der Menschenwürde zwischen reich und arm, Herr und Diener, Fürst und Untertan, „denn derselbe ist der Herr aller“ (Röm 10,12). Keine Gewalt darf sich ungestraft an der Würde des Menschen vergreifen, da doch Gott selbst „mit großer Achtung“, wie es heißt, über ihn verfügt; keine Gewalt darf ihn auf dem Wege christlicher Pflicht und Tugend, der ihn zum ewigen Leben im Himmel führen soll, zurückhalten. […] Hiermit ist die Grundlage der pflichtmäßigen Sonntagsruhe bezeichnet. Die Sonntagsruhe bedeutet nicht soviel wie Genuss einer trägen Untätigkeit. Noch weniger besteht sie in der Freiheit von Regel und Ordnung, und sie ist nicht dazu da, wozu sie manchen erwünscht ist, nämlich um Leichtsinn und Ausgelassenheit zu begünstigen oder um Gelegenheit zu überflüssigen Ausgaben zu schaffen. Sie ist vielmehr eine durch die Religion geheiligte Ruhe von der Arbeit. […] Das ist die Natur, das die Ursache der Sonntagsruhe. Das hat Gott im Alten Testamente eindringlich durch das Gebot bekräftigt: „Gedenke, dass du den Sabbat heiligst“ (Ex 20,8), und diesen Charakter verlieh er dieser Ruhe, da er in seiner eigenen geheimnisvollen Ruhe nach der Erschaffung des Menschen das Vorbild gab: „Er ruhte am siebten Tage von jedem Werke, das er geschaffen hatte“ (Gen 2,2).

Montag, 18 Januar 2021 : Kommentar Hl. Ephräm

Herr, ich lade Dich ein zu einem Hochzeitsmahl aus Festgesängen. In Kana fehlte der Wein, der unseren Lobpreis versinnbildet; Du, der Du eingeladen warst und die Krüge mit gutem Wein gefüllt hast, sättige meinen Mund mit Deinem Lobpreis! Der Wein von Kana ist das Symbol unseres Lobpreises, weil alle, die von ihm tranken, davon begeistert waren. Bei diesem Hochzeitsmahl, das nicht das Deinige war, hast Du, der wahre Gerechte, sechs große Krüge von köstlichem Wein überfließen lassen; bei dem Festmahl, zu dem ich Dich einlade, kannst Du die Ohren vieler Menschen mit Deiner Süße erfüllen. Einst warst Du bei der Hochzeit anderer der Eingeladene; jetzt jedoch hast Du hier Dein eigenes Festmahl, das keusch und schön ist. Möge es doch Dein Volk erfreuen! Deine Festgesänge sollen Deine Gäste erquicken; meine Zither soll Deinen Gesang begleiten! Deine Verlobte ist unsere Seele; unser Leib ist Dein Hochzeitsgemach; unsere Sinne und Gedanken sind die zum Mahl Eingeladenen. Wenn für Dich schon ein einziger Mensch zum Hochzeitsmahl wird, wie groß wird dann erst das Festmahl der ganzen Kirche sein!

Sonntag, 17 Januar 2021 : Kommentar Hl. Cyrill von Alexandria

Am Tag darauf sah Johannes „Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Jetzt heißt es nicht mehr: „Bereitet dem Herrn den Weg“ (Mt 3,3), da der, dessen Ankunft vorbereitet worden ist, sich nun sehen lässt: Von nun an bietet er sich den Blicken dar. Die Natur des Ereignisses verlangt eine andere Redeweise: Jetzt gilt es, den bekannt zu machen, der da ist, zu erklären, wozu er vom Himmel herabgestiegen und zu uns gekommen ist. Deshalb verkündet Johannes: „Seht, das Lamm Gottes“. Der Prophet Jesaja hat ihn uns angekündigt, indem er von ihm sagte: „Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf“ (Jes 53,7). Das mosaische Gesetz hat ihn angedeutet, aber […] es brachte nur ein unvollständiges Heilswerk hervor, und seine Barmherzigkeit erstreckte sich nicht auf alle Menschen. Doch heute wird das wahre Lamm, das einst durch Symbole dargestellt wurde, das Opfer ohne Fehl und Makel, zur Schachtbank geführt. Es geht darum, die Sünde aus der Welt zu verbannen, den Verderber der Erde zu entmachten, den Tod zu vernichten, indem er für alle den Tod auf sich nimmt; den Fluch zu brechen, der auf uns lastete und ein Ende zu setzen jenem Wort: „Staub bist du, zum Staub musst du zurück“ (Gen 3,19). So wurde er der zweite Adam, und zwar himmlischen, nicht irdischen Ursprungs (vgl. 1 Kor 15,47); die Quelle alles Guten für die Menschheit […], der Weg, der zum Himmelreich führt. Denn ein einziges Lamm ist für alle gestorben und hat für Gott, den Vater, die ganze Herde der Erdenbewohner zurückerworben. „Einer ist für alle gestorben“, um sie alle Gott unterzuordnen. „Einer ist für alle gestorben“, um sie alle zu gewinnen, auf dass von nun an „die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde“ (2 Kor 5,14–15).

Samstag, 16 Januar 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

O mildreicher Vater, als das Menschengeschlecht darniederlag, verwundet durch die Sünde Adams, hast du ihm den Arzt geschickt, deinen lieben Sohn, das Wort der Liebe. Und als ich selbst erschlafft in Nachlässigkeit und tiefer Unwissenheit dahinschmachtete, da hast du, der mildreichste und sanfteste Arzt, der ewige Gott, mir eine liebliche, zugleich süße und bittere Medizin gegeben, um mich zu heilen und mich aus meinem Siechtum herauszuholen. Sie war lieblich, denn mit deiner Liebe, mit deiner Sanftheit hast du dich mir offenbart, du Milde über aller Milde. Du hast das Auge meines Verstandes durch das Licht des heiligsten Glaubens erleuchtet. Und da es dir gefiel, mir dieses Licht zu offenbaren, erkannte ich in diesem Licht die Vorzüglichkeit und Gnade, die du dem Menschengeschlecht erwiesen hast, indem du dich ihm gänzlich hingegeben hast, du wahrer Gott und wahrer Mensch, im mystischen Leib der heiligen Kirche. […] O unaussprechliche Liebe! Indem du mir diese Dinge enthülltest, hast du mir eine süße und zugleich bittere Medizin verabreicht, um mich von meiner Schwachheit zu heilen, mich meiner Unwissenheit und Lauheit zu entreißen, meinen Eifer neu zu entfachen und eine glühende Sehnsucht zu wecken, zu dir zu kommen! Indem du mir auf diese Weise deine Güte vor Augen führst und die Beleidigungen, die dir von allen Menschen, besonders aber von deinen Dienern, zugefügt werden, wolltest du, dass ich arme Sünderin über mich selbst und all die Toten, die so elend dahinleben, einen Strom von Tränen vergieße, der aus der Erkenntnis deiner unendlichen Güte entspringt. Ich will also, o ewiger Vater, du Feuerofen unaussprechlicher Liebe und glühender Barmherzigkeit, keinen Augenblick aufhören, deine Ehre und das Heil der Seelen zu wünschen!

Freitag, 15 Januar 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Durch die Sakramente der christlichen Initiation erhält der Mensch das neue Leben in Christus. Nun aber tragen wir dieses Leben „in zerbrechlichen Gefäßen“ (2 Kor 4,7). Jetzt ist es noch „mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Wir leben noch in unserem „irdischen Zelt“ (2 Kor 5,1) und sind dem Leiden, der Krankheit und dem Tod unterworfen. So kann auch das neue Leben als Kind Gottes geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden. Der Herr Jesus Christus, der Arzt unserer Seelen und unserer Leiber, der dem Gelähmten die Sünden vergeben und ihm wieder die Gesundheit geschenkt hat (vgl. Mk 2,1–12), will, dass seine Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes sein Heilungs- und Heilswerk fortsetzt. Dessen bedürfen auch ihre eigenen Glieder. Dazu sind die beiden Sakramente der Heilung da: das Bußsakrament und die Krankensalbung. „Die ganze Wirkung der Buße besteht darin, dass sie uns Gottes Gnade wieder verleiht und uns mit ihm in inniger Freundschaft vereint“ (Catech. R. 2,5, 18). Ziel und Wirkung dieses Sakramentes ist somit die Versöhnung mit Gott Bei denen, die das Bußsakrament reuevoll und fromm empfangen, können „Friede und Heiterkeit des Gewissens, verbunden mit starker Tröstung des Geistes“ folgen (K. v. Trient: DS 1674). Das Sakrament der Versöhnung mit Gott bewirkt eine wirkliche „geistige Auferstehung“, eine Wiedereinsetzung in die Würde und in die Güter des Lebens der Kinder Gottes, deren kostbarstes die Freundschaft mit Gott ist (vgl. Lk 15,32). Dieses Sakrament versöhnt uns auch mit der Kirche. Die Sünde beeinträchtigt oder bricht die brüderliche Gemeinschaft. Das Bußsakrament erneuert sie oder stellt sie wieder her. Es heilt denjenigen, der wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen wird, und übt auch einen belebenden Einfluss auf das Leben der Kirche aus, die unter der Sünde eines ihrer Glieder gelitten hat (vgl. 1 Kor 12,26). Der Sünder wird wieder in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen oder in ihr gefestigt und durch den Austausch geistlicher Güter gestärkt. Dieser Austausch findet unter allen lebendigen Gliedern des Leibes Christi statt […] „Der Beichtende, dem verziehen wird, wird in seinem innersten Sein mit sich selbst versöhnt, wodurch er seine innerste Wahrheit wiedererlangt; er versöhnt sich mit seinen Brüdern, die von ihm irgendwie angegriffen und verletzt worden sind; er versöhnt sich mit der Kirche und der ganzen Schöpfung“ (RP 31).

Donnerstag, 14 Januar 2021 : Kommentar Die Dreigefährtenlegende des hl. Franz von Assisi

Franziskus begegnete eines Tages, als er in der Nähe von Assisi einherritt, einem Aussätzigen. Und während er sonst gewohnt war, vor Aussätzigen großen Abscheu zu haben, tat er sich jetzt Gewalt an, stieg vom Pferd, reichte dem Aussätzigen ein Geldstück und küsste ihm die Hand. Und nachdem er von ihm den Friedenskuss empfangen hatte, stieg er wieder aufs Pferd und setzte seinen Weg fort. Seitdem begann er, mehr und mehr sich selbst zu verachten, bis er durch die Gnade Gottes vollkommen zum Sieg über sich gelangte. Wenige Tage später nahm er viel Geld mit sich und begab sich zum Hospital der Aussätzigen. Nachdem er alle versammelt hatte, gab er jedem von ihnen ein Almosen und küsste ihnen die Hand. Als er wegging, war ihm wirklich das, was ihm früher bitter war, nämlich die Aussätzigen zu sehen und zu berühren, in Süßigkeit verwandelt worden. Denn so widerwärtig war ihm, wie gesagt, der Anblick von Aussätzigen, dass er sie nicht nur nicht sehen, sondern nicht einmal ihrer Behausung nahe kommen wollte. Und wenn es doch geschah, dass er an ihren Häusern vorbeiging oder sie sah, wandte er das Gesicht stets ab und hielt sich mit seinen Händen die Nase zu […] Aber durch die Gnade Gottes wurde er so sehr ein Vertrauter und Freund der Aussätzigen, dass, wie er selbst in seinem Testament bezeugt, er unter ihnen weilte und ihnen demütig diente. Nach den Besuchen bei den Aussätzigen war er zum Guten verwandelt.

Mittwoch, 13 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Für eine Person betend, empfing sie Unterweisung, wie dieselbe ihren Lebenswandel einzurichten habe. Sie sollte […] nach dem Bericht der heiligen Schriften den Lebenswandel Christi beherzigend, sein Beispiel in allem nachzuahmen suchen, besonders in drei Stücken. Das erste ist, dass der Herr oftmals die Nächte im Gebet zubrachte (vgl. Lk 6,12; Mt 14,23), weshalb auch sie in allen Bedrängnissen zum Gebet ihre Zuflucht nehmen sollte. Zweitens hierin: Gleichwie der Herr predigend in den Städten und Flecken (kleinen Ortschaften) umherging (vgl. Mt 9,35), so bemühe auch sie sich, nicht bloß im Reden, sondern in jeglichem Werk, in Gebärden und Bewegungen des Körpers den Nächsten durch gutes Beispiel zu erbauen. Drittens solle sie, gleichwie Christus der Herr den Bedürftigen mannigfache Wohltaten erwiesen hat (vgl. Apg 10,38), ebenso ihrerseits allem Tun und Reden immer die Absicht vorausschicken, es dem Herrn in Vereinigung mit seinen höchst vollkommenen Werken zu empfehlen, damit dieser gemäß seinem anbetungswürdigsten Willen es zum Heil des Nächsten und der Gesamtheit lenke. Und nach der Vollendung solle sie es abermals dem Sohn Gottes aufopfern, damit dieser es ergänze und Gott dem Vater würdig vorstelle.

Dienstag, 12 Januar 2021 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Sondern erlöse uns von dem Bösen“: In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, sondern bezeichnet eine Person, Satan, den Bösen, den Engel, der sich Gott widersetzt. Der „Teufel“ [diabolos] stellt sich dem göttlichen Ratschluss und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen. Der Teufel „war ein Mörder von Anfang an … denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Er ist es, „der Satan heißt und die ganze Welt verführt“ (Offb 12,9). Durch ihn sind die Sünde und der Tod in die Welt gekommen. Durch seine endgültige Niederlage wird „die ganze Schöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todes befreit“ werden (MR, Viertes Hochgebet). „Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen“ (1 Joh 5, 18–19). […] In der Stunde, in der Jesus freiwillig den Tod auf sich nimmt, um uns sein Leben zu geben, ist der Sieg über den „Herrscher der Welt“ (Joh 14,30) ein für allemal errungen. Es ist das Gericht über diese Welt, und der Herrscher dieser Welt wird „hinausgeworfen“ (Joh 12,31; vgl. Offb 12,11). Dieser „verfolgt die Frau“ (vgl. 1 Kor 16,13; Kol 4,2; 1 Thess 5,6; 1 Petr 5,8), hat aber keine Gewalt über sie; die neue Eva, die vom Heiligen Geist „Begnadete“, wird von der Sünde und der Verderbnis des Todes befreit (in der Unbefleckten Empfängnis und durch die Aufnahme der allzeit jungfräulichen Mutter Gottes Maria in den Himmel). „Da geriet der Drache in Zorn über die Frau, und er ging fort, um Krieg zu führen gegen ihre übrigen Nachkommen“ (Offb 12,17). Darum beten der Geist und die Kirche: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20; vgl. Offb 22,17), denn sein Kommen wird uns vom Bösen befreien. Wenn wir darum bitten, vom Bösen befreit zu werden, bitten wir auch um Befreiung von allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Übeln, deren Urheber und Anstifter der Böse ist. In dieser letzten Bitte trägt die Kirche das gesamte Elend der Welt vor den Vater. Mit der Erlösung von den Übeln, welche die Menschheit bedrücken, erfleht sie das kostbare Gut des Friedens und die Gnade des beharrlichen Wartens auf die Wiederkunft Christi. Wenn die Kirche so betet, nimmt sie in der Demut des Glaubens die Vereinigung von allen und allem in jenem vorweg, der „die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt“ (Offb 1,18) hat, „der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung“ (Offb 1, 8; vgl. Offb 1,4).

Sonntag, 10 Januar 2021 : Kommentar Hl. Maximus von Turin

Heute ist der Herr Jesus gekommen, um sich taufen zu lassen. Er wollte seinen Leib im Wasser des Jordan waschen. Es könnte vielleicht jemand sagen: „Warum wollte er, der Heilige, getauft werden?“ Höre also: Christus wurde nicht getauft, um durch das Wasser geheiligt zu werden, sondern um selbst das Wasser zu heiligen und durch sein eigenes Tun die Flut, die er berührt, zu reinigen. Es handelt sich hier also vielmehr um die Weihe des Wassers, als um die Weihe Christi. Denn von dem Augenblick an, da der Heiland gewaschen wird, werden alle Wasser rein im Hinblick auf unsere Taufe. Die Quelle wird gereinigt, damit die Gnade den Völkern, die noch kommen werden, zuteilwerden kann. Christus geht also als erster zur Taufe, damit die christlichen Völker sich ohne zu zögern in seine Nachfolge begeben. Und hierin sehe ich ein Geheimnis. Ist die Feuersäule nicht vorangezogen durch das Rote Meer, um den Kindern Israels auf ihrem Durchzug Mut zu machen, als sie ihr folgten? Sie hat das Wasser als erste durchquert, um den Folgenden den Weg zu bahnen. Dieses Ereignis war, den Worten des Apostels Paulus zufolge, ein Symbol für die Taufe (vgl. 1 Kor 10,1f.). Es war zweifellos eine Art Taufe, bei der die Menschen durch die Wolke überschattet und durch das Wasser geführt wurden. Und das alles hat derselbe Christus, unser Herr, vollbracht, der jetzt bei der Taufe den christlichen Völkern in der Säule seines Leibes vorangeht, so wie er den Kindern Israel in der Feuersäule durch das Meer vorangegangen ist. Dieselbe Säule, die einst den Augen der Wandernden Licht spendete, lässt ihr Licht nun in den Herzen der Gläubigen erstrahlen. Damals steckte sie einen sicheren Weg durch die Fluten ab, und nun festigt sie die Schritte des Glaubens in diesem Bad.

Samstag, 9 Januar 2021 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Führ, freundliches Licht, inmitten der Dunkelheit, führ du mich voran! Die Nacht ist finster, die Heimat noch gar so weit, führ du mich voran! Gib Halt meinen Füßen. Nicht das, was noch fern liegt, will ich sehen; den nächsten Schritt nur – das genügt. Ich war nicht immer so, noch bat ich früher dich: „Führ du mich voran!“ Ich selbst wollte wählen den Weg, doch nun bitt ich: „Führ du mich voran!“ Ich wollt’ den grellen Tag, trotz Angst, Stolz trieb mich an. Gedenke nicht all der Jahre, die ich vertan. So lang hat deine Macht mich gesegnet, gewiss führt sie mich voran, über Moor und Sumpf, über Felsen und Flut bis die Nacht irgendwann vorbei; am Morgen winken mich Engel empor, die seit langem ich liebte, und kurz nur verlor.

Freitag, 8 Januar 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Noch etwas anderes ersehen wir aus dem Bericht [der Brotvermehrung], nämlich, welchen Eifer die Jünger für das Notwendige zeigten, und wie wenig sie an Nahrung dachten. Denn obgleich sie zwölf waren, hatten sie doch bloß fünf Brote und zwei Fische. So nebensächlich waren ihnen die leiblichen Bedürfnisse, und so sehr war ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das Geistige gerichtet. Ja selbst an dem Wenigen hingen sie nicht, sondern gaben auch das her, als man sie darum bat. Daraus sollen wir die Lehre ziehen, auch unseren geringen Besitz mit den Armen zu teilen. Als ihnen der Herr befahl, die fünf Brote herbeizubringen, da sagten sie nicht: Und womit werden wir uns nähren? Womit werden wir unseren Hunger stillen? Nein, sie gehorchten ohne Zögern. […] Der Herr nahm also die Brote, brach sie und verteilte sie durch seine Jünger, wodurch er auch diese ehrte. Aber nicht bloß ehren wollte er sie; er tat es auch in der Absicht, dass, wenn das Wunder geschähe, sie nicht ungläubig blieben, und, wenn es geschehen und vorüber wäre, sie es nicht vergäßen, indem ja das, was sie in Händen hielten, ihnen zum Zeugnis diente. […] Er lässt durch sie das Volk einladen, sich zu setzen, und nimmt mit ihrer Hilfe die Verteilung vor […] damit sie eine dauernde Erinnerung an dasselbe hätten. […] Also durch den Ort, sowie dadurch, dass er nicht mehr bietet als Brot und Fisch, dass er allen dasselbe gibt und allen gemeinsam verteilt, und keinem mehr zukommen lässt als dem anderen, durch all das lehrt er sie Demut, Enthaltsamkeit, Liebe, gleichmäßige Behandlung aller, sowie das Bewusstsein, dass alles gemeinsam sei.

Donnerstag, 7 Januar 2021 : Kommentar Hl. Romanos Melodos

Heute, hast du dich dem Universum offenbart, Herr, und dein Licht ist uns erschienen. Angesichts dieser Offenbarung jubeln wir dir zu: Du bist gekommen, du hast dich offenbart, du, das unzugängliche Licht! (vgl. 1 Tim 6,16). […] Im heidnischen Galiläa, im Land Sebulon, im Gebiet von Naftali ist, wie der Prophet sagt, Christus, das helle Licht aufgestrahlt (vgl. Jes 8,23–9,1); über denen, die im Land der Finsternis wohnten, leuchtete – ausgehend von Betlehem – ein großes Licht auf. Der aus Maria geborene Herr, die Sonne der Gerechtigkeit (vgl. Mal 3,20), breitet seine Strahlen über das ganze Universum aus. Wir, die nackten Söhne Adams kommen, wir wollen uns mit ihm bekleiden, um uns zu wärmen. Um die Nackten zu bekleiden, um die zu erleuchten, die in der Dunkelheit sind, hast du, das unzugängliche Licht, dich offenbart. Gott hat den nicht verachtet, der – im Paradies durch eine List entkleidet – das von Gottes Händen gewebte Gewand verlor. Gott geht wieder auf ihn zu und ruft mit seiner heiligen Stimme den, der nicht auf ihn gehört hatte: „Adam, wo bist du? (vgl. Gen 3,9). Hör auf, dich vor mir zu verstecken. Wie nackt und arm du auch bist, ich will dich sehen. Hab keine Angst, ich bin dir gleich geworden. Du wolltest werden wie Gott (vgl. Gen 3,5) und konntest es nicht. Nun aber, weil ich es wollte, habe ich Fleisch angenommen. Tritt also vor, erkenne mich und sprich: Du bist gekommen, du hast dich offenbart, du, das unzugängliche Licht.“ […] Sing, Adam, sing; bete den an, der zu dir kommt. Als du dich entfernt hattest, ist er dir erschienen, um gesehen, berührt und aufgenommen zu werden. Er, vor dem du Angst hattest, als du vom Teufel verführt worden warst, hat sich dir um deinetwillen gleich gemacht. Er stieg herab auf die Erde, um dich in den Himmel zu bringen; er wurde sterblich, damit du göttlich werden und deine erste Schönheit wiedererlangen kannst. Er nahm in Nazareth Wohnung, weil er dir des Paradieses Pforten öffnen wollte. Für all das, singe, Mensch, singe und preise den, der erschienen ist und das ganze Universum erleuchtet hat.

Mittwoch, 6 Januar 2021 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Am Fest der Erscheinung], erhob sie [Gertrud] sich […], aufgeopfert durch das Beispiel der seligen Weisen, in der Inbrunst des Geistes, warf sich in demütigster Andacht zu den hochheiligen Füßen des Herrn Jesus nieder und betete ihn an im Namen aller, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind (vgl. Phil 2,10). Und da sie keine würdige Opfergabe für ihn fand, begann sie mit ängstlichem Verlangen das ganze Weltall zu durcheilen und forschte in jeglicher Kreatur nach etwas, das sie würdig darbringen konnte. Während sie nun so brennend und schmachtend in dem Durst glühender Sehnsucht dahineilte, fand sie einiges Weggeworfene und von jeglichem Geschöpf Verachtete, das nicht zur Verherrlichung des Erlösers zu dienen schien, was sie aber begierig aufsammelte und auf den zu beziehen suchte, dem alles Geschaffene zu dienen verpflichtet ist. So zog sie nämlich durch ein glühendes Verlangen in ihr Herz zuerst alle Strafen, Schmerzen, Befürchtungen und Beängstigungen, die jemals irgendein Geschöpf nicht zur Ehre des Schöpfers, sondern infolge eigener Armseligkeit erduldet hat, und dies opferte sie dem Herrn gleichsam als erprobte Myrrhe auf. Zweitens zog sie in sich alle erheuchelte Heiligkeit und prahlerische Frömmigkeit der Heuchler, Pharisäer, Ketzer und Ähnlicher, und dies brachte sie Gott ebenso dar als Opfer des wohlduftendsten Weihrauchs. Drittens schien sie in ihr Herz zu ziehen jede menschliche Zuneigung und unechte und unreine Liebe aller Geschöpfe und opferte sie dem Herrn als kostbares Gold auf. Dies alles nämlich schien in ihrem Herzen durch die Glut der Liebessehnsucht, wodurch sie alles in den Dienst ihres Liebhabers zu ziehen suchte, wie im Ofen geläutertes Gold (vgl. Sir 17,3), von allen Schlacken vollständig gereinigt, wunderbar veredelt, um dem Herrn vorgestellt zu werden. Und der Herr, dem dies allerseitig gefiel und der sich darüber wie über die seltensten Geschenke unaussprechlich freute, sammelte dieselben in Gestalt kostbarer Edelsteine.

Dienstag, 5 Januar 2021 : Kommentar Benedikt XVI.

Er [der Apostel Bartholomäus] wird traditionsgemäß mit Natanaël identifiziert: ein Name, der „Gott hat gegeben“ bedeutet. Dieser Natanaël stammte aus Kana (vgl. Joh 21,2); es ist also möglich, dass er Zeuge des großen „Zeichens“ gewesen ist, das Jesus an jenem Ort vollbrachte (vgl. Joh 2,1–11). Die Gleichsetzung der beiden Personen hat ihren Grund wahrscheinlich darin, dass dieser Natanaël in der Berufungsszene, von der das Johannesevangelium berichtet, an die Seite des Philippus gestellt wird, das heißt an den Platz, den in den von den anderen Evangelien wiedergegebenen Apostellisten Bartholomäus einnimmt. Diesem Natanaël hatte Philippus mitgeteilt, dass sie den gefunden haben, „über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs“ (Joh 1,45). Wie wir wissen, hielt ihm Natanaël ein ziemlich schweres Vorurteil entgegen: „Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46a). Diese Art von Ablehnung ist in gewisser Weise für uns wichtig. Sie lässt uns nämlich sehen, dass den jüdischen Erwartungen nach der Messias nicht aus einem derart unbekannten Dorf stammen konnte, wie es eben Nazaret war (vgl. auch Joh 7,42). Zugleich macht sie jedoch auch die Freiheit Gottes deutlich, der uns in unseren Erwartungen überrascht und gerade dort zu finden ist, wo wir ihn nicht erwarten würden. Andererseits wissen wir, dass Jesus in Wirklichkeit nicht ausschließlich „aus Nazaret“ war, sondern in Betlehem geboren wurde (vgl. Mt 2,1; Lk 2,4) und dass er letzten Endes vom Himmel kam, vom Vater, der im Himmel ist. Die Geschichte von Natanaël gibt uns Anregung zu einer weiteren Überlegung: In unserer Beziehung zu Jesus dürfen wir uns nicht allein mit Worten zufriedengeben. In seiner Antwort richtet Philippus eine bedeutsame Einladung an Natanaël: „Komm und sieh!“ (Joh 1,46b). Unsere Kenntnis von Jesus bedarf vor allem einer lebendigen Erfahrung: Das Zeugnis der anderen ist sicherlich wichtig, da ja in der Regel unser ganzes christliches Leben mit der Verkündigung beginnt, die durch einen oder mehrere Zeugen zu uns gelangt. Aber dann müssen wir es selbst sein, die persönlich in eine innige und tiefe Beziehung zu Jesus hineingenommen werden.

Montag, 4 Januar 2021 : Kommentar Hl. Augustinus

Es stand Johannes da und zwei von seinen Jüngern. Siehe, zwei von den Jüngern des Johannes; weil Johannes, der Freund des Bräutigams von solcher Art war, suchte er nicht seine Ehre, sondern gab der Wahrheit Zeugnis. Wollte er etwa, dass seine Jünger bei ihm blieben, um nicht dem Herrn zu folgen? Vielmehr er zeigte den Jüngern, wem sie folgen sollten. […] Und er sprach: Was schaut ihr auf mich? Ich bin nicht das Lamm. „Siehe, das Lamm Gottes“ […] „Siehe“, sagt er, „das da hinwegnimmt die Sünde der Welt.“ […] Und die zwei Jünger hörten ihn dies sagen und folgten Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie ihm nachfolgen sah, sprach er: Was sucht ihr? Sie sagten: Rabbi (was so viel als Lehrer heißt), wo wohnst Du? Sie folgten ihm nicht so nach, als ob sie ihm bereits anhingen; denn es ist offenbar, dass sie ihm erst anhingen, als er sie vom Schiff rief. […] „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (vgl. Mt 4,19). Und von da an hingen sie ihm so an, dass sie nicht mehr von ihm wichen. Wenn die beiden ihm also jetzt folgen, so folgen sie ihm nicht, um ihn nicht mehr zu verlassen, sondern sie wollten sehen, wo er wohne, und tun, was geschrieben steht: „Die Schwelle seiner Türe betrete oft dein Fuß; steh auf und komme beständig zu ihm, und lass dich unterweisen durch seine Lehren“ (vgl. Sir 6,36f.). Er zeigte ihnen, wo er wohnte; sie kamen dahin und blieben bei ihm. Welch seligen Tag haben sie verbracht, welch selige Nacht! Wer mag uns sagen, was sie da vom Herrn gehört haben? Erbauen auch wir in unseren Herzen eine Wohnstätte und machen wir ein Haus, damit er dorthin komme und uns lehre, mit uns rede.

Sonntag, 3 Januar 2021 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Herr, wir haben von deinen Taten gehört und sind erschrocken; wir haben deine Wunder bedacht und sind überwältigt. Da nun dein Wort herabgestiegen ist, ist unser Herz zerschmolzen, und unser ganzes Inneres übergab sich ihm zitternd. Wahrhaftig: Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht in ihrem Lauf bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom königlichen Thron herab (vgl. Weish 18,14–15). Du hast nämlich, Vater, das Innerste deiner Liebe über uns ausgegossen und konntest die Fülle deiner Erbarmungen nicht länger zurückhalten. Du hast das Licht in die Finsternis gesandt, den Tau auf dürres Land, und in der schneidenden Kälte hast du das machtvollste Feuer entzündet. Deshalb ist das Erscheinen deines Sohnes für uns wie ein Überfluss an Nahrung angesichts einer drohenden Hungersnot größten Ausmaßes und wie ein Quell lebendigen Wassers für die leidende Seele, die in der sengenden Hitze vergeht. Oder auch so, wie es gewöhnlich Belagerten geht, die im Begriff sind, sich in den Kampf zu stürzen, den Tod vor Augen angesichts der drohenden Schwerter des Feindes, wenn auf einmal ein mächtiger Helfer und Befreier eintrifft: So erschien er uns und wurde unser Retter. Es ist sehr gut für uns und sehr heilsam, uns auf die Ursprünge unseres Heilands zurückzubesinnen, und wiederum von seiner Menschwerdung zu sprechen, uns zu erinnern, woher er gekommen ist und auf welche Weise er herabstieg, wo und wie er empfangen wurde.

Samstag, 2 Januar 2021 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Brüder, auch wenn ihr auf diesem Weg schon weit fortgeschritten seid, müsst ihr ihn immer noch bereiten, damit ihr von dem Punkt aus, den ihr erreicht habt, immer weiter vorangeht, immer ausgestreckt nach dem, was vor euch liegt (vgl. Phil 3,13). Wenn also der Weg mit jedem Schritt, den ihr tut, für seine Ankunft bereitet ist, wird der Herr euch entgegenkommen, immer neu, immer größer. Der Gerechte betet also zu Recht: „Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote, ich habe an ihm Gefallen“ (vgl. Ps 119(118),33). Und dieser Weg wird „der Weg der Ewigkeit“ genannt (vgl. Ps 138,24 LXX), (…) weil die Güte dessen, auf den wir zugehen, kein Ende hat. Deshalb wird der weise und entschlossene Pilger, auch wenn er am Ende angelangt ist, daran denken, wieder anzufangen; „vergessend, was hinter ihm liegt“ (vgl. Phil 3,13), wird er jeden Tag zu sich selbst sagen: „Nun beginne ich!“ (Ps 76(77),11 Vulg). […] Wir, die wir davon reden, auf diesem Weg weiter voranzugehen: Gebe Gott, dass wir uns wenigstens auf die Reise begeben haben. Meiner Meinung nach ist derjenige, der sich auf die Reise begeben hat, schon auf dem rechten Weg. Wir müssen jedenfalls wirklich anfangen „den Weg zur wohnlichen Stadt“ (Ps 107(106),4) zu finden. Denn „nur wenige finden ihn“, sagt die Wahrheit (Mt 7,14); „viele irren umher in der Wüste, im Ödland“ (vgl. Ps 107(106),4). […] Und du, Herr, hast einen Weg für uns bereitet; wenn wir uns doch nur darauf einlassen wollten! […] Durch deine Gebote hast du uns den Weg deines Willens gelehrt und gesagt: „Hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen, auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet“ (Jes 30,21). Das ist der Weg, den der Prophet verheißen hat: „Eine gerade Straße wird es dort geben und Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre“ (vgl. Jes 35,8). […] Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Unerfahrener auf deinem Weg in die Irre geht, Herr […]; aber wehe euch, die ihr in euren eigenen Augen weise seid (vgl. Jes 5,21); eure Weisheit hat euch vom Weg des Heils abgebracht, und euch daran gehindert, der Torheit des Heilands zu folgen. […] Begehrenswerte Torheit, die Weisheit genannt werden wird vor dem Gericht Gottes, und die uns nicht von seinem Weg abkommen lässt.

Freitag, 1 Januar 2021 : Kommentar Pius X.

Oder ist Maria nicht die Mutter Christi? Dann ist sie aber auch unsere Mutter. – Gehen wir zunächst von jener Grundwahrheit aus, die jeder festhalten muss: Jesus, das menschgewordene Wort, ist der Erlöser des Menschengeschlechtes. Wenn er nun als Gottmensch, wie alle anderen Menschen, einen ganz bestimmten Leib angenommen hat, so verfügt er als Erlöser unseres Geschlechtes ebenso über einen geistigen oder mystischen Leib; dieser mystische Leib ist die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben. „Wir, die vielen, sind ein Leib in Christus“ (Röm 12,5). Nun aber hat die Jungfrau den ewigen Sohn Gottes nicht bloß empfangen, damit er die menschliche Natur annehme und so nur Mensch sei, sondern dass er durch die Annahme dieser Menschennatur aus ihr auch der Erlöser der Menschen würde. Deshalb sagte der Engel den Hirten: „Heute ist euch geboren der Erlöser, welcher ist Christus der Herr“ (Lk 2,11). In einem und demselben Schoße der reinsten Mutter hat er Fleisch angenommen und sich zugleich einen geistigen Leib beigefügt, der aus denen besteht, „die an ihn glauben würden“. So kann man mit Recht sagen: Dadurch, dass Maria in ihrem Schoß den Erlöser umschloss, trug sie in demselben auch die, deren Leben in das Leben des Erlösers einbezogen war. Wir alle also, die wir mit Christus vereinigt und nach den Worten des Apostels „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein“ (Eph 5,30) sind, sind gleichsam aus dem Schoße Mariens hervorgegangen als ein Leib, der mit dem Haupte vereinigt ist. Somit heißen wir geistiger- und mystischerweise mit Recht Kinder Mariens, und sie ist unser aller Mutter […]. Die allerseligste Jungfrau ist also zugleich Mutter Gottes und Mutter der Menschen. – Ohne Zweifel wird sie deshalb alles aufbieten, damit Christus, „das Haupt des Leibes, der Kirche“ (Kol 1,18), uns als seinen Gliedern alle seine Gnadenschätze mitteile, vor allem, damit wir ihn erkennen und „durch ihn leben“ (1 Joh 4,9).

Donnerstag, 31 Dezember 2020 : Kommentar Thalassios der Libyer

Gott ist auf Erden, und der Mensch ist im Himmel. Gott, der den Geschöpfen das Sein geschenkt hat, hat alles an seine Vorsehung gebunden. Er, welcher der Meister ist und sich selbst zum Sklaven machte (vgl. Phil 2,6–7), hat der Schöpfung den Gipfel seiner Vorsehung offenbart. Gott, der Logos (das Wort), der, ohne sich zu verändern, Fleisch annahm, hat sich im Fleisch mit der ganzen Schöpfung vereint. Ein sonderbares Wunder ereignet sich im Himmel und auf der Erde: Gott ist auf Erden, und der Mensch ist im Himmel. Nachdem er die Menschen mit den Engeln vereint hat, gewährt er so allen erschaffenen Menschen die Vergöttlichung. Die Heiligung und Vergöttlichung der Engel und Menschen besteht in der Erkenntnis der heiligen und wesensgleichen Dreifaltigkeit. […] Als der Logos (das Wort) in seiner Liebe zu den Menschen Fleisch annahm (vgl. Joh 1,14), vertauschte er nicht, was er war, noch änderte er, was er geworden ist. So wie wir sagen, dass ein und derselbe Christus aus der Gottheit und der Menschheit geboren wurde und in seiner Gottheit und Menschheit existiert, so sagen wir auch, dass er aus zwei Naturen geboren wurde und in zwei Naturen existiert. […] Jesus ist der Christus, eine Person der Dreifaltigkeit, zu deren Erbe auch du bestimmt bist (vgl. Röm 8,17).

Mittwoch, 30 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Basilius

Gott auf der Erde, Gott unter den Menschen! Dieses Mal verkündet er nicht das Gesetz unter Blitz und Donner, bei Hörnerschall, bei rauchendem Berg, im Dunkel eines schreckenerregenden Gewitters (Ex 19,16f.); sondern er redet sanft, friedlich, in einem menschlichen Leib mit seinen Brüdern. Gott im Fleisch! […] Wie kann die Gottheit im Fleisch wohnen? So, wie das Feuer im Eisen wohnt und dabei die Stelle, wo es lodert, nicht verlässt, sondern sich mit dem Eisen verbindet. Tatsächlich wirft sich das Feuer nicht auf das Eisen, sondern bleibt an seinem Platz und teilt dem Eisen so seine Kraft mit. Dabei wird das Feuer keineswegs schwächer, sondern füllt das Eisen, mit dem es sich verbindet, vollständig aus. Ebenso hat Gott, das Wort, das „unter uns gewohnt“ hat, sich selbst nicht verlassen. „Das Wort, das Fleisch geworden ist“ (vgl. Joh 1,14), wurde keiner Veränderung unterzogen; dem Himmel wurde von dem, was er enthielt, nichts weggenommen, und dennoch hat die Erde in ihrem Schoß den empfangen, der im Himmel ist. Mach dir dieses Geheimnis ganz zu eigen: Gott ist im Fleisch, damit er den Tod, der sich darin verbirgt, tötet […] weil „die Gnade Gottes erschienen ist, um alle Menschen zu retten“ (vgl. Tit 2,11), weil „die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist“ (vgl. Mal 3, 20), „ist der Tod vom Sieg verschlungen“ (vgl. 1 Kor 15,54); denn der Tod kann nicht wirklich zusammen mit dem wahren Leben existieren. O Tiefe der Güte und Liebe Gottes zu den Menschen! Geben wir ihm die Ehre zusammen mit den Hirten, tanzen wir mit den Chören der Engel, denn „heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (vgl. Lk 2,11–12). „Der Herr ist Gott, und hat vor uns sein Angesicht leuchten lassen“ (vgl. Ps 117(118),27 Vulg.), nicht in der Gestalt Gottes, um uns schwache Menschen nicht in Angst zu versetzen, sondern in der Gestalt des Erlösers, um denen die Freiheit zu bringen, die zur Knechtschaft verdammt waren. Wessen Herz könnte so schläfrig und gleichgültig sein, dass er sich nicht freuen würde, nicht jubeln würde vor Fröhlichkeit, erstrahlen würde vor Freude angesichts dieses Ereignisses? Dies ist ein Fest für die gesamte Schöpfung. Alle sollen dazu einen Beitrag leisten, keiner darf sich undankbar erweisen. Auch wir, wir wollen unsere Stimme erheben und unsere Freude hinaussingen!

Dienstag, 29 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

„Das Reich Gottes ist nahe“ (vgl. Lk 21,31). […] Das Reich Gottes, geliebteste Brüder, ist in nächste Nähe gerückt; der Lohn des [himmlischen] Lebens und die Freude des ewigen Heils, unvergängliche Seligkeit und der dereinst verlorene Besitz des Paradieses winken bereits mit dem bevorstehenden Übergang der Welt. Schon folgt dem Irdischen das Himmlische, Großes dem Kleinen, das Ewige dem Vergänglichen. Wo wäre hier Raum für Angst und Sorge? […] Es steht geschrieben, der Gerechte lebe durch den Glauben (vgl. Röm 1,17). Wenn du aber gerecht bist und durch den Glauben lebst, wenn du wahrhaft auf Gott vertraust, warum begrüßest du es dann nicht mit Freuden, dass du zu Christus gerufen wirst, […] denn du bist dann doch bei Christus und kannst der Verheißung des Herrn sicher sein? So hatte jener gerechte Simeon, der in Wahrheit ein Gerechter war und der mit vollem Glauben Gottes Gebote hielt, von Gott den Bescheid erhalten, er werde nicht eher sterben, als bis er Christus gesehen habe. Als nun das Christuskind mit seiner Mutter in den Tempel kam, da erkannte er im Geiste, dass Christus, von dem ihm vorher geweissagt war, nunmehr geboren sei. Er wusste, dass er nun bald sterben werde, nachdem er ihn gesehen. Voll Freude also über den schon so nahen Tod und der baldigen Abberufung gewiss, nahm er das Kind auf seine Arme, pries Gott, rief und sprach: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen“ (Lk 2,29–30). Damit bewies und bezeugte er doch offenbar, dass wir Diener Gottes dann erst Frieden, dann erst volle und ungestörte Ruhe haben, wenn wir den Stürmen dieser Welt entrückt sind und in den Hafen der ewigen Heimat und Sicherheit einlaufen […] Denn das ist der wahre Friede, das ist die zuverlässige Ruhe, das die beständige, feste und ewige Sicherheit.

Montag, 28 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

Der Apostel Johannes schreibt: „Wer sagt, dass er in Christus bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat“ (vgl. 1 Joh 2,6); und der Apostel Paulus: „Wir sind Kinder Gottes; sind wir aber Kinder, dann auch Erben, Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (vgl. Röm 8,16f.). […] Geliebte Brüder, lasst uns Abel nachahmen, den Gerechten, der das Martyrium einführte, indem er als erster um der Gerechtigkeit willen den Tod erlitt (vgl. Gen 4,8) […]; lasst uns die drei Jünglinge Hananja, Asarja und Mischaël nachahmen, die durch ihren beherzten Glauben einen König besiegten (vgl. Dan 3). […] Die Propheten, denen der Heilige Geist das Wissen um die Zukunft geschenkt hatte, und die Apostel, die der Herr erwählt hatte, nahmen den Tod auf sich; lehren uns diese Gerechten dadurch nicht, auch unsererseits für die Gerechtigkeit zu sterben? Die Geburt Christi stand gleich unter dem Zeichen des Martyriums von Kindern unter zwei Jahren, um seines Namens willen; sie waren nicht in der Lage zu kämpfen, errangen aber dennoch die Krone. Um deutlich zu machen, dass alle, die für Christus den Tod erleiden, unschuldig sind, wurden unschuldige Kinder um seines Namens willen getötet. […] Wie schlimm wäre es für einen Diener, der den Namen Christi trägt, nicht leiden zu wollen, wenn sein Herr, Christus, doch zuerst gelitten hat […]! Der Sohn Gottes hat gelitten, um uns zu Kindern Gottes zu machen, und die Menschenkinder wollen nicht leiden, um Kinder Gottes zu bleiben […]? Der Herr der Welt ruft uns ins Gedächtnis: „Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber ihr stammt nicht von der Welt, weil ich euch aus der Welt erwählt habe […] Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr“ (vgl. Joh 15,18–20). […] Wenn wir den Kampf des Glaubens auf uns nehmen, dann schaut Gott auf uns, seine Engel schauen auf uns, Christus schaut auf uns. Welche Ehre und welche Chance, Gott als König bei der Prüfung und Christus als Richter zu haben, wenn wir gekrönt werden. Wappnen wir uns also, liebste Brüder, mit all unseren Kräften, bereiten wir uns zum Kampf mit reiner Seele, ungeteiltem Glauben und hochherzigem Mut.

Sonntag, 27 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Der Lehrmeister der vollkommenen Demut wollte, obwohl er dem Vater in allem gleich war, sich nicht bloß der demütigsten Jungfrau Maria, sondern auch dem Gesetz unterwerfen, um „diejenigen, die unter dem Gesetz standen, loszukaufen und zu befreien von der Knechtschaft des Verderbens zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Gal 4,5 u. Röm 8,21). Er wollte deshalb, dass auch seine allerreinste Mutter das Gesetz der Reinigung erfülle, und dass er, der Erlöser aller Menschen, als Erstgeborener erlöst, das heißt losgekauft, im Tempel Gott aufgeopfert und für ihn ein Opfer dargebracht werde in Gegenwart der frohlockenden Gerechten. Frohlocke auch du mit jenem glücklichen Greis Simeon und der hochbetagten Hanna. Gehe der Mutter und dem Kind entgegen. Die Liebe möge die Scheu besiegen, und das Herz die Furcht austreiben. Nimm auch du das Kind Jesus in deine Arme und sprich mit der Braut im Hohenlied: „Ich halte ihn und lasse ihn nicht“ (vgl. Hld 3,4). Juble mit dem ehrwürdigen Greis Simeon und stimme ein in den Lobgesang: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“ (Lk 2,29).

Samstag, 26 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Ahmen wir unseren Herrn nach und beten wir für unsere Feinde […] Er wurde gekreuzigt und betete dabei zu seinem Vater für die, die ihn kreuzigten. Aber wie könnte ich denn den Herrn nachahmen, könnte man sich fragen. Wenn du es willst, kannst du es. Wenn du nicht dazu in der Lage wärest, wie hätte er dann sagen können: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“? (Mt 11,29). […] Wenn es dir schwerfällt, den Herrn nachzuahmen, dann ahme wenigstens den nach, der auch [so wie du] sein Diener ist, sein Diakon. Ich spreche von Stephanus. Er hat tatsächlich den Herrn nachgeahmt. So wie Christus inmitten derer, die ihn kreuzigten, den Vater für seine Henker anflehte (vgl. Lk 23,34) – ohne auf das Kreuz zu achten, ohne auf seine Situation zu achten – so sagte sein Diener, umringt von denen, die ihn steinigten – von allen Seiten angegriffen, von Steinwürfen getroffen, der Schmerzen, die sie ihm zufügten, nicht achtend: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“ (Apg 7,60). Merkst du, wie der Sohn sprach und wie der Diener betete? Ersterer sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, und der zweite: „Herr, rechne ihnen diese Schuld nicht an“. Und damit man besser erkenne, mit welcher Inbrunst er betete, blieb er nicht einfach aufrecht stehen in dem Steinhagel, sondern betete auf den Knien mit Überzeugung und Mitgefühl […] Christus sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Stephanus ruft aus: „Herr, rechne ihnen diese Schuld nicht an“. Paulus seinerseits erklärt: „Ich biete dieses Opfer an für meine Brüder, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind“ (vgl. Röm 9,3). Mose sagt: „Doch jetzt nimm ihr Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du angelegt hast“ (Ex 32,32). David sagt: „Erheb deine Hand gegen mich und gegen das Haus meines Vaters“ (2 Sam 24,17). […] Was für eine Vergebung glauben wir, erhalten zu können, wenn wir das Gegenteil von dem tun, was uns aufgetragen ist, und gegen unsere Feinde beten, wenn doch der Herr selbst und seine Diener im Alten und Neuen Testament uns dazu auffordern, für sie zu beten?

Freitag, 25 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Durch wunderbare Herablassung, durch staunenswerte und unglaubliche Liebe stieg Gott herab in einen menschlichen Leib, nahm Fleisch an und besuchte die Kinder Adams. […] So wurde der Gottessohn zum Menschensohn, wenn er auch in der Einheit der Person Gott und Mensch zugleich war: Gott, gezeugt aus dem Wesen des Vaters vor aller Zeit, und Mensch, geboren aus dem Wesen seiner Mutter im Lauf der Zeit. Er sprang herbei, ein gewaltiger Held von zweifacher Natur, um in wohlklingenden Worten und überaus harmonischen Klängen auf der Zither unseres Leibes zu singen, um sehr sanfte Töne hervorzubringen auf dem von unserem Fleisch geformten Instrument, um es wie Musik von unaussprechlicher Harmonie ertönen zu lassen, damit die Steine sich aufrichten, die Bäume erzittern, die wilden Tiere sich erziehen lassen und die von ihrem Fleisch befreiten Menschen zur Höhe geführt werden. Ja wirklich, durch den süßen Klang dieser staunenswerten Musik hat er aus Steinen Kinder Abrahams erweckt und die Bäume des Waldes – das heißt die Herzen der Heiden – zum Glauben bewegt. Auch die wilden Tiere – das heißt die ungezügelten Leidenschaften und die raue Barbarei – hat er nach guter Sitte erzogen; und Menschen, die aus der Mitte der Menschen genommen waren, hat er in den Rang von Göttern erhoben. Daher ist es nur gut und recht, dass […] die Lieder bis an die Enden der Erde erklingen.

Donnerstag, 24 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Bei der Niederkunft Mariens freute sich der Himmel und die Erde jubelte; selbst die Hölle war erschüttert und erschrak. In seiner Freude schenkte der Himmel den leuchtenden Stern und die herrliche Heerschar der Engel, die diesen Lobgesang anstimmten: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2,14). In ihrem Jubel schenkte die Erde die lobpreisenden Hirten und die Magier, die anbeteten und ihre Gaben darbrachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. […] Bedenke, dass die Nacht Licht in die Dunkelheit und statt der Finsternis strahlendes Licht hervorbrachte. Diese Nacht schenkte Licht, bevor die Sonne aufging, ein Licht, das durch seinen außergewöhnlichen Glanz die Pracht der Sonne in den Schatten stellte. Von dieser Nacht sagt der Psalmist: „Die Nacht wird für mich Licht in meinen Wonnen sein.“ Dann wendet er sich an den Herrn und fährt fort: „Finsternis wird vor dir nicht finster sein, und die Nacht wird wie der Tag erleuchtet sein. So wie ihre Finsternis ist, so wird auch ihr Licht sein“ (vgl. Ps 138(139),11–12 LXX). […] Als Maria den neugeborenen Emmanuel in Empfang nahm, da schaute sie ein Licht, das unvergleichlich schöner ist als die Sonne; sie spürte ein Feuer, das Wasser nicht löschen könnte. In der Hülle des Leibes, den sie geboren hatte, empfing sie den Glanz, der alles erleuchtet, und sie verdiente es, das Wort, das das Universum trägt, in ihren Armen zu tragen.

Mittwoch, 23 Dezember 2020 : Kommentar Homilie

[Johannes der Täufer sagte:] In deiner Gegenwart, Herr Jesus, kann ich nicht schweigen, denn ich bin „die Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg. Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ (vgl. Mt 3,3.14). Als ich geboren wurde, nahm ich die Unfruchtbarkeit von derjenigen, die mich gebar; und als Neugeborener heilte ich die Stummheit meines Vaters, indem ich von dir die Gnade dieses Wunders erhielt. Du aber, geboren von der Jungfrau Maria, auf die Art und Weise, wie du es gewollt hast und die nur du kennst, du hast ihre Jungfräulichkeit nicht von ihr genommen; du hast sie geschützt, indem du ihr den Titel Mutter hinzufügtest. Ihre Jungfräulichkeit war weder ein Hindernis für deine Geburt noch hat deine Geburt ihre Jungfräulichkeit befleckt. Diese beiden unvereinbaren Wirklichkeiten – Mutterschaft und Jungfräulichkeit – haben sich zu einer einzigartigen Harmonie zusammengefunden, die nur im Bereich des Schöpfers der Natur liegt. Ich, der ich ein Mensch bin, kann an der göttlichen Gnade nur teilhaben; du aber bist Gott und Mensch zugleich, denn du bist dem Wesen nach ein Menschenfreund (vgl. Weish 1,6).

Dienstag, 22 Dezember 2020 : Kommentar Eine griechische Homilie aus dem 4. Jh.

Da sagte Maria: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. […] Er nimmt sich Israels, seines Kindes, an (vgl. Lk 1,54 griech.)* und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“ Seht ihr, wie die Jungfrau den Patriarchen an Vollkommenheit übertrifft und den Bund bestätigt, den Gott mit Abraham geschlossen hat, als er zu ihm sagte: „Das ist mein Bund zwischen mir und euch“? (Gen 17,10). […] Es ist das Loblied auf diese Prophetie, mit dem sich die heilige Gottesmutter an Gott wendet, wenn sie sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, […] denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Da er mich zur Mutter Gottes macht, bewahrt er meine Jungfräulichkeit. Die Fülle aller Geschlechter fließt in meinem Schoß zusammen, um dort geheiligt zu werden. Denn er hat alle Lebensalter gesegnet, Männer, Frauen, Junge, Kinder, Greise.“ […] „Er hat die Mächtigen von ihrem Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht“ […]. Die Niedrigen, die heidnischen Völker, die nach Gerechtigkeit hungerten (vgl. Mt 5,6), sind erhöht worden. Da sie ihre Demut und ihren Hunger nach Gott bekundeten und um das Wort Gottes baten, so wie die kanaanäische Frau um die Brosamen bat (vgl. Mt 15,27), wurden sie mit dem Reichtum erfüllt, der in den göttlichen Geheimnissen enthalten ist. Denn Jesus Christus, unser Gott, der Sohn der Jungfrau, hat die ganze Fülle göttlicher Gnaden an die Heiden ausgeteilt. „Er hat Israel, sein Kind, erhöht“, nicht irgendein Israel, sondern sein Kind, dessen hohe Abstammung er ehrt. Deshalb bezeichnet die Gottesmutter dieses Volk als ihr Kind und Erbe. Gott, der erkennt, wie sehr dieses Volk zermürbt ist vom Buchstaben, erschöpft vom Gesetz, ruft es zu seiner Gnade. Indem er Israel diesen Namen gibt, erhebt er es, „eingedenk seines Erbarmens, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig“. Diese wenigen Worte fassen das ganze Geheimnis unseres Heils zusammen. In dem Wunsch, die Menschheit zu retten und den mit unseren Vätern geschlossenen Bund zu besiegeln, „neigte er [Jesus Christus] den Himmel und fuhr herab“ (Ps 18(17),10). Und so offenbarte er sich uns und kam in unsere Nähe, so dass wir ihn sehen, berühren und seine Worte hören können. * Das griechische παιδὸς kann sowohl „Knecht“ als auch „Kind“ bedeuten.

Montag, 21 Dezember 2020 : Kommentar Byzantinische Liturgie

Da Maria Gott empfangen, eilte sie zu Elisabeth. Deren Ungeborenes erkannte sogleich ihren liebenden Gruß und freute sich ihrer Freude, als sänge es der Mutter Gottes: Sei gegrüßt, Reis des nie verdorrenden Stammes; sei gegrüßt, reich bist du an lauterer Frucht. Sei gegrüßt, du ernährst den, der uns Nahrung gewährt; sei gegrüßt, du geleitest zum Leben den, der unser Leben leitet. Sei gegrüßt, solchen Reichtum des Erbarmens ziehst du auf deiner Flur; sei gegrüßt, wie von einem Altar hebst du den Segen der Versöhnung. Sei gegrüßt, dass du dem Leibe Stärkung in Fülle gewährst; sei gegrüßt, dass du den Seelen die bergende Hülle bereitest. Sei gegrüßt, des Lobgesanges Weihe; sei gegrüßt, du Aussöhnung für das unendliche All. Sei gegrüßt, du bist Gottes Wohlgefallen bei den Sterblichen; sei gegrüßt, der Sterblichen Fürbitte bei Gott bist du. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! Ein innerer Ansturm zweideutiger Gedanken verwirrte den besonnenen Josef. Er, der dich als die Unvermählte kannte, tadelte dich im Argwohn hinterlistiger Verbindung, du ohne Fehl. Als er aber deiner Erwählung vom Heiligen Geiste gewahr wurde, sprach er: Halleluja, Halleluja, Halleluja! Aus den Jubelchören der Engel vernahmen die Hirten die fleischgewordene Gegenwart Christi. Wie zu einem Hirten liefen sie zu ihm und sahen das Lamm Gottes unschuldig in Mariens Schoße weiden. Da jubelten auch sie: Sei gegrüßt, des Lammes Mutter und des Hirten; sei gegrüßt, Hürde der geistigen Schafe Sei gegrüßt, du beschützest vor den unerkannten Gegnern; sei gegrüßt, du erschließest das Heiligtum des Paradieses. Sei gegrüßt, die Himmel jauchzen mit der Erde; sei gegrüßt, in Christus frohlocken alle Geschöpfe. Sei gegrüßt, durch dich sind die Apostel mündig geworden; sei gegrüßt, an dir haben die Märtyrer Gleichmut gewonnen. Sei gegrüßt, du starker Halt des Glaubens; sei gegrüßt, du lichte Offenbarung der Gnade. Sei gegrüßt, durch dich wird die Unterwelt entmachtet; sei gegrüßt, von dir sind wir im Glauben ermächtigt. Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! […] Solch ungewöhnlicher Geburt nachsinnend werden wir dem Gewöhnlichen mehr und mehr entwöhnt und wenden unser Sinnen zum Himmel. Denn der Gewaltige hat die Schwäche des Menschseins auf sich genommen, damit er aus der Tiefe führe, die als Herrn ihn glauben: Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Sonntag, 20 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Sophronius von Jerusalem

„Freue dich, die du voll der Gnade bist, der Herr ist mit dir.“ Was könnte es Größeres geben als diese Freude, o Jungfrau Maria? Was könnte es Größeres geben als diese Gnade, die einzig du empfangen hast als Mitgift von Gott? Was kann man Froheres und Lichtvolleres empfangen? Alles bleibt zurück hinter deinen wunderbaren Eigenschaften; alles bleibt unterhalb deiner Gnade. Die sichersten Vorrechte nehmen nur den zweiten Platz ein und besitzen nur einen blassen Glanz. „Der Herr ist mit dir.“ Wer würde es wagen in diesem Punkt mit dir zu wetteifern? Gott wird aus dir geboren. Wer also würde dir nicht sofort den Platz räumen, um dir mit Freude den ersten Platz und alle Ehre zu geben? Deshalb verkünde ich laut dein Lob, wenn ich dich betrachte, wie du über allen Geschöpfen thronst: „Freue Dich, du Gnadenvolle, der Herr ist mit Dir.“ Die Freude, die von dir ausgeht, wird nicht nur den Menschen verliehen, sondern auch allen Engelsmächten des Himmels […] Gott selbst wohnt leibhaftig in deinem Schoß; er geht daraus hervor wie ein Bräutigam (vgl. Ps 19(18),6), um allen Menschen die himmlische Freude und das himmlische Licht zu bringen. Und in dir, o Jungfrau, hat Gott wie in einem strahlendreinen und lichten Himmel „seine Wohnung bereitet“ (vgl. Ps 76(75),3). Aus dir tritt er aus seinem Gemach hervor wie ein Bräutigam, er gleicht dem frohlockenden Held, der seine Bahn läuft, um sein Leben zu durchschreiten, das allen Lebendigen das Heil bringen wird. Er erstreckt sich von einem Ende des Himmels bis zum anderen wie die Sonne (vgl. Ps 19(18),6-7), er erfüllt alles mit seiner göttlichen Glut und seinem lebenspendenden Licht.

Samstag, 19 Dezember 2020 : Kommentar Origenes

In uns sind Stimme und Wort nicht dasselbe, denn die Stimme kann sich vernehmen lassen, ohne dass sie Sinn vermittelt, wortlos; ebenso kann das Wort auf dem Weg unseres Denkens ohne Stimme dem Geist übermittelt werden. Und da der Herr das Wort ist […], unterscheidet sich Johannes von ihm als die Stimme, und Christus ist das Wort. Das gibt Johannes selbst denen zur Antwort, die ihn fragen, wer er ist: „Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ (Joh 1,23). Vielleicht hat Zacharias [ausgerechnet] seine Stimme verloren, weil er an die Geburt dieser Stimme, die das Wort Gottes verkünden sollte, nicht geglaubt hat, und vielleicht findet er sie deshalb erst wieder, als die Stimme geboren wurde, die dem Herrn voranging (Lk 1,64). Denn man muss auf die Stimme hören, damit der Geist das Wort erfassen kann, das die Stimme bezeichnet. Deshalb ist auch Johannes durch das Datum seiner Geburt ein wenig älter als Christus; denn wir vernehmen die Stimme ja tatsächlich schon bevor wir das Wort wahrnehmen. Johannes weist so auf Christus hin, denn durch die Stimme offenbart sich eben das Wort. Auch wird Christus von Johannes getauft, der bekennt, dass er selbst von ihm getauft werden müsste (Mt 3,14) […] Kurz gesagt, wenn Johannes auf Christus hinweist, so weist ein Mensch hin auf Gott, den ungeschaffenen [incorporel] Retter; eine menschliche Stimme also weist auf das göttliche Wort hin […].

Freitag, 18 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Der Name Jesus ist ein göttlicher Name, den der Herr durch die Stimme des Erzengels Gabriel Maria mitteilte: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben“ (vgl. Lk 1,31). Aus diesem Grund wird der Name auch als „Name, der größer ist als alle Namen“ bezeichnet, der einzige Name, „durch den wir gerettet werden sollen“ (vgl. Phil 2,9; Apg 4,12). Dieser große Name wird vom Heiligen Geist mit Öl verglichen: „Dein Name ist hingegossenes Salböl“ (vgl. Hld 1,3). Warum? Der hl. Bernhard erklärt es so: Wie das Öl gleichzeitig Licht, Nahrung und Heilmittel ist, so ist der Name Jesus Licht für unseren Geist, Nahrung für unser Herz, Heilmittel für unsere Seele. Licht für unseren Geist: Der Glanz dieses Namens ist es, der die Welt aus der Dunkelheit des Götzendienstes zur Klarheit des Glaubens geführt hat. Wir sind in einem Land geboren, dessen Bewohner vor der Ankunft des Erlösers allesamt Heiden waren; und wir wären wie sie, wenn er nicht gekommen wäre, uns zu erleuchten. Wie sehr müssen wir Jesus doch für das Geschenk des Glaubens danken! […] Nahrung für unser Herz: Auch das ist der Name Jesus. Er erinnert uns an das ganze schmerzvolle Heilswerk, das Jesus zu unserer Rettung vollbracht hat. So tröstet er uns in der Trübsal, gibt uns die Kraft, auf dem Weg des Heiles zu wandeln; erweckt unsere Hoffnung neu und entfacht uns mit Liebe zu Gott. Heilmittel schließlich für unsere Seele: Der Name Jesus macht sie stark gegen die Versuchungen und Angriffe unserer Feinde. Sobald sie die Anrufung dieses heiligen Namens hören, erzittern die Mächte der Hölle und fliehen. Der Apostel Paulus sagt: „Damit vor dem Namen Jesu alle ihre Knie beugen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde“ (vgl. Phil 2,10). Wer in Versuchung geraten ist, wird nicht fallen, wenn er Jesus anruft: Solange er ihn anruft, wird er durchhalten und gerettet werden (vgl. Ps 18(17),4).

Donnerstag, 17 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Leo der Große

Die Fleischwerdung des Logos, des Wortes Gottes, betrifft sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Kein Zeitalter, wie fern es auch sein mag, musste das Sakrament der Erlösung der Menschheit entbehren. Was die Apostel predigten ist das, was die Propheten angekündigt hatten, und man kann nicht sagen, dass das, was zu allen Zeiten geglaubt wurde, reichlich verspätet eingetroffen wäre. Indem Gott das Werk der Erlösung aufschob, hat er uns in seiner Weisheit und Güte dank dieser alten und häufigen Ankündigungen fähiger gemacht, auf seinen Ruf zu antworten […]. Es ist also nicht wahr, dass Gott sich der menschlichen Geschicke angenommen hätte, indem er seinen Ratschluss geändert und von spätem Erbarmen bewegt worden sei: Seit Erschaffung der Welt hat er für alle ein und denselben Heilsweg beschlossen. In Wirklichkeit nahm die Gnade Gottes mehr und mehr zu, durch die seit jeher alle seine Heiligen gerechtfertigt wurden, und begann nicht erst mit der Geburt Christi. Dieses Geheimnis einer großen Liebe, von der jetzt die ganze Welt erfüllt ist, war bereits in seinen Vorzeichen so mächtig. Diejenigen, die daran glaubten, als sie verheißen wurde, hatten nicht weniger Nutzen davon als diejenigen, die sie erhielten, als sie geschenkt wurde. Meine Lieben, mit offenkundiger Güte wurde der Reichtum der Gnade Gottes über uns ausgegossen. Zu ewigem Leben berufen, werden wir nicht nur durch Vorbilder aus der Vergangenheit auferbaut, sondern haben die Wahrheit selbst gesehen, wie sie in sichtbarer und körperlicher Form erschien. Wir müssen also den Geburtstag des Herrn mit inniger Freude, die nicht von dieser Welt ist, feiern […]. Erkennt dank des Lichtes des Heiligen Geistes den, der uns in sich aufgenommen hat und den wir in uns aufgenommen haben: Denn so wie der Herr Jesus in seiner Geburt unser Fleisch geworden ist, so sind auch wir bei unserer Wiedergeburt sein Leib geworden. […] Gott hat uns das Beispiel seines Wohlwollens und seiner Demut gegeben […]: Gleichen wir uns also dem Herrn in seiner Demut an, wenn wir ihm in seiner Herrlichkeit ähnlich sein wollen. Er selber wird uns helfen und uns zur Erfüllung dessen führen, was er verheißen hat.

Dienstag, 15 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Guerricus von Igny

Es ist eine Freude für mich, Brüder, mit euch die Erinnerung an diesen Weg des Herrn wachzurufen […], für den Jesaia so schöne Worte findet: „In der Wüste […] wird es eine Straße geben; man nennt sie den Heiligen Weg“ (vgl. Jes 35,6–8), weil er die Heiligung der Sünder bedeutet und die Rettung der Verlorenen. […] „Kein Unreiner darf ihn betreten.“ Lieber Jesaja, dann sollen die Unreinen also auf einem anderen Weg gehen? Oh, nein! Vielmehr sollen alle auf diesen Weg kommen, alle sollen auf ihm vorangehen. Vor allem für die Unreinen hat Christus ihn doch angelegt, er, der „gekommen ist, zu suchen und zu retten, was verloren war“ (vgl. Lk 19,10). […] Dann wird also der Unreine den Heiligen Weg durchschreiten? Gott bewahre! Wie beschmutzt einer auch sein mag, wenn er ihn betritt, so wird er es nicht mehr sein, wenn er ihn durchschreitet! Denn sobald er den Fuß darauf setzt, wird sein Schmutz verschwinden. So steht der Heilige Weg tatsächlich dem unreinen Menschen offen; aber sobald er ihn einschlägt, reinigt der Weg ihn und löscht alles Böse aus, das er getan hat. […] Er belässt ihn nicht in seinem Schmutz, denn es ist der „schmale Weg“, sozusagen das „Nadelöhr“ (vgl. Mt 7,14; 19,24). […] Wenn du also bereits auf dem Weg bist, dann weiche nicht davon ab, sonst wird dich der Herr „dem Weg deines eigenen Herzens überlassen“ (vgl. Jes 57,17). […] Wenn dir der Weg zu eng vorkommt, dann denke an das Ziel, zu dem er dich führt. […] Sollte aber dein Blick nicht so weit reichen, dann vertraue Jesaja, dem Seher. Er, der sowohl die Enge als auch das Ziel des Weges sah, fügte hinzu: „Auf diesem Weg gehen die Befreiten, die Erlösten des Herrn; sie kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen“ (vgl. 35,9–10).

Montag, 14 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Jedes Geschöpf wurde erschaffen, um Zeugnis für Gott abzulegen, denn jedes Geschöpf ist wie ein Beweis seiner Güte. Die Größe der Schöpfung legt auf ihre Weise Zeugnis ab von der göttlichen Kraft und Allmacht, und ihre Schönheit zeugt von der göttlichen Weisheit. Einige Menschen erhalten von Gott eine besondere Sendung: Sie geben Zeugnis von Gott nicht nur auf natürliche Weise, nämlich durch die Tatsache ihrer Existenz, sondern vielmehr noch auf geistliche Weise, durch ihre guten Werke. […] Aber diejenigen, die sich nicht damit begnügen, die göttlichen Gnaden zu empfangen und durch Gottes Gnade gute Werke zu tun, sondern diese Gaben durch Wort, Ermutigung und Ermahnung anderen mitzuteilen, diese sind in noch vorzüglicherer Weise Zeugen Gottes. Johannes ist einer dieser Zeugen; er kam, um die Gaben Gottes auszuteilen und sein Lob zu verkünden. Diese Sendung des Johannes, diese Rolle eines Zeugen ist von unvergleichlicher Größe, denn es kann einer nur Zeugnis geben von einer Wirklichkeit in dem Maße, wie er an ihr teilhat. Jesus sagte: „Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir“ (Joh 3,11). Zeugnis zu geben von der göttlichen Wahrheit setzt voraus, dass man diese Wahrheit kennt. Deshalb hatte auch Christus diese Rolle des Zeugen inne. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37). Doch Christus und Johannes hatten diese Rolle auf verschiedene Weise inne. Christus besaß dieses Licht in sich selbst; mehr noch, er war dieses Licht, während Johannes nur an ihm teilhatte. Von daher gibt Christus ein vollendetes Zeugnis; er offenbart die Wahrheit in vollkommener Weise. Johannes und die anderen Heiligen tun das nur in dem Maße, in dem sie diese Wahrheit empfangen. Erhabene Sendung des Johannes: Sie umfasst seine Teilhabe am Licht Gottes und seine Ähnlichkeit mit Christus, der sich ebenfalls dieser Sendung unterworfen hat.

Sonntag, 13 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Aber als was kam er? Als Mensch erschien er. Weil er also so Mensch war, dass in ihm die Gottheit verborgen war, so wurde vor ihm her ein großer Mensch gesandt, durch dessen Zeugnis er als mehr erfunden würde denn als Mensch. […] Wie beschaffen war der, welcher Zeugnis geben sollte vom Licht? Etwas Großes war dieser Johannes, hervorragend durch Verdienste, groß an Gnade, groß an Würde! Bewundere ihn, bewundere ihn ganz und gar, aber als einen Berg. Ein Berg aber ist in der Finsternis, wenn er nicht vom Licht bestrahlt wird. Also bewundere Johannes so, dass du auch hörst, was folgt: „Er war nicht das Licht“, damit du nicht, indem du den Berg für das Licht hältst, Schiffbruch am Berg leidest, keinen Trost findest. Doch was sollst du bewundern? Den Berg als Berg. Erhebe dich aber zu dem, der den Berg erleuchtet, der deshalb emporragt, damit er zuerst die Strahlen empfange und deinen Augen melde. […] Denn auch unsere Augen werden Lichter genannt, und doch, wenn nicht entweder während der Nacht eine Lampe angezündet wird oder am Tag die Sonne scheint, sind jene Lichter vergeblich offen. So war auch Johannes ein Licht, aber nicht das wahre Licht, weil er, wenn er nicht erleuchtet worden wäre, Finsternis wäre, aber durch Erleuchtung ist er ein Licht geworden. […] Wo aber ist das Licht selbst? „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (Joh 1,9). Wenn jeden Menschen, der kommt, dann auch den Johannes. Er selbst also erleuchtete den, von welchem er gezeigt werden wollte. […] Er kam nämlich zu den matten Geistern, zu den kranken Herzen, zu dem geschwächten Auge der Seele. […] So also waren alle jene, zu denen Christus gekommen war, noch nicht ganz fähig, ihn zu sehen; er bestrahlte den Johannes, und durch ihn, der bekannte, dass er bestrahlt und erleuchtet sei, selbst aber nicht bestrahle und erleuchte, wurde jener erkannt, welcher erleuchtet, wurde jener erkannt, welcher erhellt, wurde jener erkannt, welcher erfüllt.

Freitag, 11 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

„Du Feuer, das nicht erlischt“, sagen wir mit dem heiligen Augustinus, „entflamme unsere Herzen!“ Fleischgewordenes Wort, du bist Mensch geworden, um in unseren Herzen das Feuer der göttlichen Liebe zu entfachen: Wie hast du nur in uns auf so viel Undank treffen können? Du hast keine Mühe gescheut, um unsere Liebe zu gewinnen; du bist sogar so weit gegangen, dein Blut und dein Leben zu opfern. Wie kommt es nur, dass die Menschen so vielen Wohltaten gegenüber gleichgültig bleiben? Wissen sie vielleicht nichts davon? Doch, sie wissen, sie glauben, dass du aus Liebe zu ihnen vom Himmel herabgekommen bist, dass du menschliches Fleisch angenommen und ihr Elend auf dich genommen hast. Sie wissen, dass du aus Liebe zu ihnen ein Leben fortwährender Leiden führen und einen schändlichen Tod erleiden wolltest. Wie lässt es sich dann erklären, dass sie in völliger Vergessenheit deiner übergroßen Güte dahinleben? Sie lieben ihre Eltern, sie lieben ihre Freunde, sie lieben sogar die Tiere […]; nur dir gegenüber lassen sie es an Liebe und Dankbarkeit fehlen! Aber was rede ich da? Indem ich andere der Undankbarkeit bezichtige, verurteile ich mich selbst, denn mein Verhalten dir gegenüber war schlimmer als das ihre. Deine Barmherzigkeit aber macht mir wieder Mut. Ich weiß, dass sie mich so lange ertragen hat, um mir zu vergeben und mich mit deiner Liebe zu entflammen, unter der einzigen Bedingung, dass ich bereuen und dich lieben will. Ja, mein Gott, ich will bereuen […]; ich will dich von ganzem Herzen lieben. Ich erkenne wohl, dass mein Herz […] dich verlassen hat, um die Dinge dieser Welt zu lieben. Ich erkenne aber auch, dass du trotz dieses Verrates immer noch um mein Herz bittest. Deshalb weihe und schenke ich es dir mit der ganzen Kraft meines Willens. Entzünde es doch mit deiner ganzen heiligen Liebe und mache, dass es von nun an nichts anderes mehr liebt als dich. […] Ich liebe dich, mein Jesus; ich liebe dich, mein höchstes Gut! Ich liebe dich, du einzige Liebe meiner Seele. Maria, meine Mutter, du bist „die Mutter der schönen Liebe“ (Sir 24,24 Vulg), erlange mir die Gnade, meinen Gott zu lieben; das erhoffe ich von dir.

Donnerstag, 10 Dezember 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Das ewige Leben bietet sich uns an, meine Kinder, das Himmelreich ist für uns vorbereitet, und das Erbe Christi wartet auf uns: der Genuss zahlreicher und unvorstellbarer Güter, das Glück einer unermesslichen Freude und der Unsterblichkeit, ein Übermaß an Herrlichkeit und Ehre und an allen anderen Gütern, und das in so großer Zahl, dass eine menschliche Zunge es nicht vermöchte, die Gnade und Barmherzigkeit auszudrücken (vgl. Weish 3,9)! Lasst uns fortan mit noch größerem Eifer laufen, und das gilt vor allem euch, den Faulen, den Ungehorsamen, den schwerfälligen Herzen, den Freunden des Murrens, die ihr, wenn ihr euch nicht ändert, dem verfluchten Feigenbaum gleicht. Wir düngen ihn (vgl. Lk 13,8), und er schlägt keine Wurzeln; wir berieseln euch mit Worten, und es zeigt sich kein Wachstum! „Schon“, sagt die Schrift, „ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt“ (Lk 3,9), und über das, was darauf folgt, will ich lieber schweigen. Suchen wir den Kampf, vergießen wir tapfer unseren Schweiß, ergreifen wir die Kronen, lasst uns Lob erringen, lasst uns als Schatz sammeln „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist“ (1 Kor 2,9). Richten wir unser Leben nach dem unserer Väter aus, das auf den Ursprung zurückgeht; folgen wir Schritt für Schritt ihren Tugenden, lieben wir ihre rechtschaffenen Taten, gleichen wir unsere Lebensweise der ihren an! […] Ja, lasst uns mit ihnen zusammenarbeiten! Ja, lasst uns mit ihnen zusammenwirken! Ja, folgen wir ihnen Schritt für Schritt! Ja, lasst auch uns tun, was gerecht und heilig ist! So werden wir teilhaben an ihrer Herrlichkeit, werden mit ihnen gekrönt und werden mit ihnen Freudensprünge machen im Himmelreich, in Jesus Christus unserem Herrn, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist Ehre und Macht gebühren, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Mittwoch, 9 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

Von der dritten Ankunft Christi. Die dritte, noch in der Zukunft verborgene, Ankunft Christi findet beim Gerichte oder in der Stunde des Todes statt. […] Die Gerechtigkeit des Richters – denn das Urteil und der Urteilsspruch kommt Christus zu. Er ist der Menschen Sohn und die Weisheit des Vaters. Dieser Weisheit steht alles Urteil zu, denn vor ihr sind alle Herzen im Himmel, auf Erden und in der Hölle offenkundig und offenbar. […] Christus unser Bräutigam und Richter wird bei diesem Gerichte lohnen und strafen nach Gerechtigkeit, denn er vergilt jedem nach Verdienst. Er schenkt dem Gerechten für jedes Werk, das Gott aufgeopfert wurde, einen unermesslichen Lohn, den kein Geschöpf verdienen kann, nämlich sich selbst. Denn indem Gott das Werk mitwirkt in der Kreatur, so verdient das Geschöpf in der Kraft Gottes, Gott selbst zum Lohn. […] Der ersten Ankunft, in der Gott Mensch wurde, in Demut lebte und in Liebe für uns starb, sollen wir entsprechen: äußerlich durch vollkommene, sittliche Tugenden und innerlich durch Liebe und wahrhafte Demut. Die zweite Ankunft, die sich in der Gegenwart vollzieht, indem Gott mit Gnade jedes minnende Herz heimsucht, soll unsere Sehnsucht sein, und wir sollen täglich bitten, dass wir standhaft bleiben und zunehmen in neuen Tugenden. Die dritte Ankunft zum Gerichte oder in unserer Todesstunde, sollen wir mit Verlangen, Vertrauen und mit Ehrfurcht erwarten, auf dass wir aus diesem Elende erlöst werden und eintreten mögen in den Saal der ewigen Herrlichkeit.

Dienstag, 8 Dezember 2020 : Kommentar Pius X.

Der Glaube aber ist, wie der Apostel sagt, „das feste Vertrauen auf das, was man erhofft“ (Hebr 11,1). Wenn wir also durch die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau in unserem Glauben bestärkt werden, so gilt dies selbstverständlich erst recht für die Hoffnung. Und dieses umso mehr, da Maria ja nur deswegen von der Erbsünde bewahrt wurde, weil sie Mutter Christi sein sollte; Mutter Christi wurde sie aber, damit in uns die Hoffnung auf die ewigen Güter neu geweckt würde. Über die Liebe zu Gott brauchen wir keine Worte zu verlieren. Eine besondere Erwägung indessen verdient, wie die Betrachtung der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau uns aufmuntern kann zur Beobachtung jenes Gesetzes, das Jesus mit Vorzug sein Gebot genannt hat, nämlich das Gebot, dass wir einander lieben sollen, wie er selbst uns geliebt hat. – „Ein großes Zeichen“, so beschreibt der Apostel Johannes das ihm zuteil gewordene Gesicht, „ein großes Zeichen erschien am Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, den Mond zu ihren Füßen, und eine Krone von zwölf Sternen auf ihrem Haupte“ (Offb 12,1). Jeder aber weiß, dass diese Frau niemand anderen bedeutet als Maria, die als unversehrte Jungfrau Christus, unser Haupt geboren. „Und die Frau“ so fährt der Apostel fort, „war gesegneten Leibes und schrie in ihren Wehen und Geburtsnöten“ (Offb 12,2). Der Apostel sah also die heilige Gottesmutter, obwohl sie bereits beseligt im Himmel war, doch an geheimnisvollen Geburtswehen leiden. Was für eine Geburt mag damit wohl gemeint sein? Zweifellos handelt es sich um die Geburt von uns selbst, die wir, in der irdischen Verbannung noch zurückgehalten, erst zur vollkommenen Liebe Gottes und zur ewigen Glückseligkeit geboren werden müssen. Die Geburtswehen Mariens aber veranschaulichen ihre Liebe und ihr Bemühen, mit denen die Jungfrau auf dem Himmelsthron wacht und durch ihre fortwährende Fürbitte zu bewirken sucht, dass die Zahl der Erwählten ihr Vollmaß erreiche. Dass nun diese Liebe besonders bei Gelegenheit dieser Feste zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der Gottesgebärerin das Ziel aller werden möge, dahin geht Unser sehnlichstes Verlangen.

Montag, 7 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

„Als er nun ihren Glauben sah“ (Lk 5,20), heißt es. Groß ist der Herr. Um des Verdienstes der einen willen verzeiht er anderen und lässt, indem er die einen prüft, anderen die Verirrungen nach. Warum soll bei dir, o Mensch, deinesgleichen nichts vermögen, nachdem beim Herrn selbst der Diener das Verdienst der Fürbitte und das Anrecht auf Erhörung hat? Lerne, wenn du richtest, verzeihen; lerne, wenn du krank bist, beten! Wenn du dir keine Hoffnung auf Nachlass der schweren Sünden machen kannst, so wende dich an Fürsprecher, wende dich an die Kirche, die für dich flehen soll; anbetracht derer der Herr dir Verzeihung gewährt, die er dir sonst verweigern könnte! Wiewohl wir die Geschichtlichkeit des Vorganges nicht preisgeben dürfen, sodass wir an der wirklichen leiblichen Heilung dieses Gelähmten festhalten, so erblicke doch hierin die Heilung des inneren Menschen, dem die Sünden nachgelassen werden! […] Weil aber der Herr die Sünder retten wollte, zeigte er sowohl durch sein Wissen um das Verborgene wie durch das Bewunderungswürdige seines Tuns, dass er Gott ist, und fügte darum bei: „Was ist leichter zu sagen: Vergeben sind dir deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und wandle?“ (Lk 5,23). Mit dieser Stelle entrollt der Herr ein vollständiges Bild der Auferstehung: er heilt die geistigen und leiblichen Wunden, […] das heißt nämlich, den ganzen Menschen zu heilen.

Sonntag, 6 Dezember 2020 : Kommentar Homilie

[„Jesus kommt zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: ‚Ich müsste von dir getauft werden!‘“ (vgl. Mt 3,13–14).] In deiner Gegenwart, Herr Jesus, kann ich nicht schweigen, denn „ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Bereitet dem Herrn den Weg. Ich müsste mich von dir taufen lassen und du kommst zu mir!“ […] Im Anfang warst du, du warst bei Gott und du warst Gott (vgl. Joh 1,1); du, der du der leuchtende Abglanz der Herrlichkeit des Vaters bist, du, das vollkommene Abbild des Vaters (vgl. Hebr 1,3); du, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt (vgl. Joh 1,9); du, der du in der Welt warst, bist dorthin gekommen, wo du schon warst; du, der du Fleisch angenommen hast, aber in uns wohnst (vgl. Joh 1,14; 14,23); und du ließest dich von deinen Knechten in der Gestalt eines Knechtes sehen (vgl. Phil 2,7); du, der du Himmel und Erde durch deinen heiligen Namen wie durch eine Brücke verbunden hast: Du kommst zu mir? Du, der du so groß bist, zu mir, der ich so arm bin? Der König zum Vorläufer, der Herr zum Diener. […] Ich weiß, welcher Abgrund die Erde vom Schöpfer trennt. Ich weiß, welcher Unterschied besteht zwischen dem Schlamm der Erde und dem, der ihn geformt hat (vgl. Gen 2,7). Ich weiß, wie sehr deine Sonne der Gerechtigkeit hoch über mir steht, der ich nur die Lampe von deiner Gnade bin (vgl. Mal 3,20; Joh 5,35). Und obwohl du in die reinste Wolke deines Leibes gekleidet bist, erkenne ich meinen Stand als Diener an und verkünde deine Größe. „Ich bin es nicht wert, die Riemen deiner Sandalen zu lösen“ (vgl. Mk 1,7). Und wie könnte ich es wagen, den unbefleckten Scheitel deines Hauptes zu berühren? Wie die Hand über dir ausstrecken, der „der du den Himmel wie ein Zelt ausspannst“ und „die Erde über den Wassern gegründet hast“ (vgl. Ps 104(103),2; 136(135),6). […] Was für ein Gebet soll ich über dich sprechen, der du sogar die Gebete derer annimmst, die dich missachten?

Samstag, 5 Dezember 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Die Kirche, zu der wir alle in Christus Jesus berufen werden und in der wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit erlangen, wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet werden, wenn die Zeit der allgemeinen Wiederherstellung kommt (Apg 3,21). Dann wird mit dem Menschengeschlecht auch die ganze Welt, die mit dem Menschen innigst verbunden ist und durch ihn ihrem Ziele entgegengeht, vollkommen in Christus erneuert werden (vgl. Eph 1,10; Kol 1,20; 2 Petr 3,10–13) […] Die Wiederherstellung also, die uns verheißen ist und die wir erwarten, hat in Christus schon begonnen, nimmt ihren Fortgang in der Sendung des Heiligen Geistes und geht durch ihn weiter in der Kirche, in der wir durch den Glauben auch über den Sinn unseres zeitlichen Lebens belehrt werden, bis wir das vom Vater uns in dieser Welt übertragene Werk mit der Hoffnung auf die künftigen Güter zu Ende führen und unser Heil wirken (vgl. Phil 2,12). Das Ende der Zeiten ist also bereits zu uns gekommen (vgl. 1 Kor 10,11), und die Erneuerung der Welt ist unwiderruflich schon begründet und wird in dieser Weltzeit in gewisser Weise wirklich vorausgenommen. Denn die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet. Bis es aber einen neuen Himmel und eine neue Erde gibt, in denen die Gerechtigkeit wohnt (vgl. 2 Petr 3,13), trägt die pilgernde Kirche in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die noch zu dieser Weltzeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und zählt selbst so zu der Schöpfung, die bis jetzt noch seufzt und in Wehen liegt und die Offenbarung der Kinder Gottes erwartet (vgl. Röm 8,19–22).

Freitag, 4 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Anselm

Sprich jetzt, mein ganzes Herz, sprich jetzt zu Gott: „Ich suche Dein Antlitz; Dein Antlitz, Herr, suche ich“ (vgl. Ps 27(26),8). Wohlan, jetzt also, Du Herr, mein Gott, lehre mein Herz, wo und wie es Dich suche, wo und wie es Dich finde. Herr, wenn Du hier nicht bist, wo soll ich suchen Dich, den Abwesenden? Wenn Du aber überall bist, warum sehe ich nicht den Anwesenden? Doch gewiss wohnst Du in einem unzugänglichen Lichte. Und wo ist das unzugängliche Licht? Oder wie kann ich zu dem unzugänglichen Lichte gelangen? Oder wer wird mich führen und hineinführen in es, dass ich Dich sehe in jenem? Sodann: unter welchen Zeichen, unter welchem Antlitz soll ich Dich suchen? Nie habe ich Dich gesehen, Herr, mein Gott, nicht kenne ich Dein Antlitz. Was soll tun, höchster Herr, was soll tun dieser Dein in die Ferne Verbannter? Was soll tun Dein Knecht, der ängstlich besorgt ist in Liebe zu Dir und weit hinweg von Deinem Antlitz verstoßen ist? Er lechzt Dich zu sehen – und allzu ferne ist jenem Dein Antlitz; er begehrt zu Dir zu gelangen – und unzugänglich ist Deine Wohnung; er wünscht Dich zu finden – und weiß nicht Deinen Ort; er verlangt Dich zu suchen – und kennt nicht Dein Antlitz. Herr, mein Gott bist Du und mein Herr bist Du – und niemals habe ich Dich gesehen; Du hast mich geschaffen und wiedergeschaffen und alle Güter hast Du mir verliehen – und noch habe ich Dich nicht erkannt; schließlich wurde ich geschaffen, um Dich zu sehen – und noch habe ich nicht getan, wofür ich geschaffen wurde. O elendes Los der Menschen, da er das verlor, wozu er geschaffen ward […] Lass mich Dich suchen, indem ich nach Dir verlange, lass mich nach Dir verlangen, indem ich Dich suche! Lass mich Dich finden, indem ich Dich liebe, lass mich Dich lieben, indem ich Dich finde!

Donnerstag, 3 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Der Glaube ist eine fundamentale Tugend. […] Unser Glaube ist der Beginn, die Grundlage, die Wurzel unseres Lebens als Kinder Gottes. […] Der Glaube ist nicht nur für die Weckung des übernatürlichen Lebens erforderlich, sondern auch für dessen Wachstum und Entfaltung. Er ist wirklich Grundlage und Wurzel des inneren Lebens. Warum legt man Grundsteine, wenn man ein Gebäude errichten will? Nicht nur, weil sie es ermöglichen, dass man dann mit dem Bauen beginnen kann, sondern auch, weil die Festigkeit, das Gleichgewicht und die Lebensdauer des Gebäudes davon abhängt. Das gilt auch vom Glauben im Leben jedes Christen. Nur auf dem Fundament eines starken Glaubens können Hoffnung und Liebe gedeihen, kann das Gebet zu Gott emporsteigen. Wo sollten wir in der Stunde der Prüfung wie auch im Alltag Halt finden, wo wirksame Motive für unser Handeln, wenn nicht im Glauben? Deshalb ermahnt der heilige Paulus die Kolosser, „im Glauben festgegründet und beständig zu bleiben“ (1,23). […] So groß ist die Bedeutung der Glaubensgewissheit. Sie übt unaufhörlich ihren Einfluss: sie verleiht dem Leben Adel, der Seele Kraft; ihr dankt es der Christ […], dass er im Kampf mit den Mächten der Finsternis nie am Siege zweifelt (vgl. 1 Joh 5,4). Der hl. Paulus fasste diese Lehre, die ihm sehr teuer war, in ein kurzes Wort zusammen: „Der Gerechte lebt aus dem Glauben“ (Gal 3,11; Röm 1,17; Hebr 10,38). Wir können die praktische Bedeutung des Glaubens gar nicht hoch genug einschätzen, denn je stärker unser Glaube ist, desto mehr wird unser ganzes Leben neugestaltet, desto fester werden die Bande, die uns als Adoptivkinder mit dem himmlischen Vater verbinden.

Mittwoch, 2 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Jan von Ruusbroec

Die zweite Ankunft Christi, unseres Bräutigams, ereignet sich täglich in guten Menschen und häufig mit Gnaden und neuen Gaben in all denen, die sich nach Kräften darauf vorbereiten. Wir wollen hier weder von der ersten Bekehrung des Menschen reden noch von der ersten Gnade, die ihm verliehen wurde, als er sich von der Sünde zu den Tugenden bekehrte; sondern wir wollen sprechen von einem täglichen Zuwachs an neuen Gnaden und neuen Tugenden und von einer Ankunft Christi, unseres Bräutigams, in der Gegenwart, die täglich in unserer Seele stattfindet. […] Es gibt noch eine Ankunft Christi, unseres Bräutigams, die täglich stattfindet, verbunden mit einer Vermehrung der Gnade und der Ausspendung neuer Gaben. Das geschieht, wenn der Mensch eines von den Sakramenten mit demütigem Herzen empfängt, ohne im Widerstreit mit dem Sakrament zu sein. Da erhält er neue Gaben und noch mehr Gnade als Lohn für seine Demut, durch Christi verborgenes Wirken im Sakrament. […] Das ist die zweite Ankunft Christi, unseres Bräutigams, die nun täglich stattfindet. Wir sollen ihr mit verlangendem Herzen entgegensehen, damit sie sich in uns auswirke, denn das ist notwendig, wenn wir standhaft bleiben und fortschreiten wollen bis in das ewige Leben.

Dienstag, 1 Dezember 2020 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Mein Gott, wie gut bist Du, dass du uns aufrufst, Dich zu loben! Was gibt es Schöneres, als den Geliebten zu loben! […] Lasst uns Gott loben! Gott selbst gibt uns das Gebot und das Beispiel. Wie viele Psalmen sind Psalmen des Lobes: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ (Ps 150,6 Vulg.), „Lobet den Herrn, alle Völker“ (Ps 117(116),1) … Wie oft ruft unser Herr aus: „Ich preise dich, Vater, weil …!“ (vgl. Lk 10,21), wie oft gibt er ihm diese lobpreisenden Namen: „Heiliger Vater … Gerechter Vater …“ (Joh 17,11.25). Und wenn er uns beten lehrt, was lässt er uns dann sagen? „Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt“ (Mt 6,9), das heißt: Er möge verherrlicht werden sowohl durch Worte als auch durch die Gedanken und Taten aller Menschen. […] Der Lobpreis ist zudem ein Bedürfnis der Liebe, und selbst wenn Gott uns weder das Gebot noch das Beispiel gegeben hätte, ihn zu loben, wäre es verpflichtend für uns, dies zu tun, allein deswegen, weil er uns sagt: „Euer erstes Gebot ist es, mich zu lieben“. Die Verehrung ist grundlegender Bestandteil jeder wahren Liebe: Sie ist ihr Fundament, ihre Ursache; das Motiv der wahren Liebe ist das Gute, das Vollkommene, das im Wesen des Geliebten ist; dieses Gute, diese Vollkommenheit ruft die Bewunderung hervor; auf die Bewunderung – und kaum von ihr zu unterscheiden – folgt die Liebe. Nun ist der Lobpreis nichts anderes als der Ausdruck der Bewunderung; daher findet man ihn notwendigerweise […] überall dort, wo wahre Liebe ist. Loben wir also Gott: innerlich durch das stille Lob liebevoller Kontemplation und äußerlich durch Worte der Verehrung, welche die Bewunderung seiner Vollkommenheit uns auf die Lippen legen wird.

Montag, 30 November 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

[„Oh gutes Kreuz, das du deine Herrlichkeit von den Gliedern des Herrn bezogen hast! Langersehntes Kreuz, innig geliebt, ohne Unterlass gesucht und schließlich bereitet für meine brennende Sehnsucht.“*] Am Tag des heiligen Andreas war ich davon berührt, diesen Heiligen zu sehen, wie er sich beim Anblick des Kreuzes unvermittelt zu Boden wirft, seine Freude nicht zurückhalten kann und sie mit so leidenschaftlichen Worten hervorbrechen lässt. „Bona“: nützlich, ehrenhaft, angenehm; es ist sein ganzes Gut, es ist das einzige Gut, das ihn berührt. „Diu desiderata“ („langersehntes Kreuz“); er wünschte es nicht nur, sondern er wünschte es sich sehnlichst: Woher kam es, dass ihm die Zeit lang wurde? „Diu solicite amata“ („innig geliebtes Kreuz“): Die Liebe kann nicht ohne Sorgen sein; dieser Heilige suchte das Kreuz mit dem Eifer und der Sorge eines Mannes, der befürchtet, es nicht zu finden, der es nicht früh genug finden kann; man möchte also meinen, dass er, sobald er ihm begegnete, einen Schatz gefunden hat; der Begeisterungsausbruch, den er zeigt, ist der eines Liebenden, eines von äußerster Liebe besessenen. „Sine intermissione quaesita“ („ohne Unterlass gesucht“): Das ist unser Leitsatz, und so hat er auch verdient, es zu finden. „Et aliquando …“ („schließlich bereitet für meine glühende Sehnsucht“), dieses Wort bezeichnet ein enormes Verlangen. Er musste Jesus Christus sehr lieben, um solches Gefallen am Kreuz zu finden. Man liebt die Menschen oft um der Güter willen, die sie besitzen; aber sie in ihrem Elend um ihrer selbst willen zu lieben, das ist außerordentlich; es ist wunderbar, wenn man sie wegen ihres Elends nicht hasst. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Brüder hingibt (vgl. Joh 15,13); aber es gibt Abstufungen in diesem Opfer, denn mit dieser Freude, mit diesem Eifer zu sterben, das ist eine unvergleichliche Liebe. Welch ein Glaube! (* Offizium für das Fest – Matutin, 2. Nokturn, 6. Lektion – diese Worte sind dem hl. Andreas zugeschrieben.)

Sonntag, 29 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Bei seiner ersten Ankunft kam Gott ohne jeden Glanz, unerkannt von den meisten, und dehnte das Geheimnis seines verborgenen Lebens über viele Jahre aus. Als er vom Berg der Verklärung hinabstieg, bat Jesus seine Jünger, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Er kam also wie ein Hirte, um seine verlorenen Schafe zu suchen; und um das widerspenstige Tier ergreifen zu können, musste er im Verborgenen bleiben. Wie ein Arzt, der sich wohl hütet, seinen Patienten schon auf den ersten Blick zu verschrecken, so vermeidet es der Erlöser, sich schon zu Beginn seiner Sendung zu erkennen zu geben: Er macht es beinahe unmerklich und nach und nach. Der Prophet hatte diese glanzlose Ankunft mit diesen Worten vorhergesagt: „Er wird herabsteigen wie Regen auf ein Vlies, und wie Tropfen, die auf die Erde tropfen“ (vgl. Ps 71,6 LXX). Er zerriss nicht das Firmament, um auf den Wolken zu kommen, sondern kam schweigend in den Schoß einer Jungfrau und wurde neun Monate von ihr getragen. Er wurde in einer Krippe geboren, als Sohn eines demütigen Handwerkers … Er geht hierhin und dorthin wie ein gewöhnlicher Mensch; seine Kleidung ist einfach, sein Tisch noch bescheidener. Er wandert ohne Unterlass bis er müde ist. So jedoch wird sein zweites Kommen nicht sein. Er wird mit solchem Glanz kommen, dass es nicht nötig sein wird, sein Kommen anzukündigen: „Denn wie der Blitz bis zum Westen hin leuchtet, wenn er im Osten aufflammt, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein“ (Mt 24,27). Dann wird die Zeit des Gerichts und des Urteilsspruchs sein. Dann wird der Herr nicht als Arzt erscheinen, sondern als Richter. Der Prophet Daniel sah seinen Thron, den Strom, der am Fuße des Richterstuhls seine Wasser ergießt, und dieses Gefährt ganz aus Feuer, den Wagen und die Räder (vgl. Dan 7,9–10). […] David, der Propheten-König, spricht nur von Glanz, von Pracht, von Feuer, das von allen Seiten lodert: „Feuer wird vor ihm entbrennen; und um ihn herum wird ein Sturm heftig brausen“ (vgl. Ps 49,3 LXX). All diese Vergleiche haben das Ziel, uns die Hoheit Gottes begreifen zu lassen, das strahlende Licht, das ihn umgibt, und seine unzugängliche Natur.

Samstag, 28 November 2020 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Vielleicht werdet ihr mir sagen, meine lieben Töchter, dass ihr so wenig gesammelt seid, selbst wenn ihr zu Gott betet; dass ihr keine Viertelstunde ohne Ablenkung sein könnt. Dies soll euch nicht erstaunen. Die größten Diener Gottes erleben manchmal den gleichen Kummer. Ich habe kürzlich mit einem guten Priester gesprochen, der vor etlichen Jahren konvertiert ist, und viel Zeit im Gebet zu Gott verbringt. Er sagte mir, dass er oft weder Lust noch Befriedigung verspüre und nur sagen kann: „Mein Gott, ich bin hier in deiner Gegenwart, um deinen heiligsten Willen zu erfüllen. Es genügt, dass du mich hier siehst.“ Macht es ebenso. […] Dies ist ein sehr einfaches Mittel: Nehmt die Passion unseres Herrn zum Gegenstand eurer Gebete. Es gibt keine von euch, die nicht alles weiß, was dort geschehen ist, entweder weil ihr Predigten darüber gehört habt oder weil ihr darüber betrachtet habt. Oh meine Töchter, das ausgezeichnete Mittel des Gebets ist die Passion unseres Herrn! Es ist ein Jungbrunnen, in dem ihr jeden Tag etwas Neues entdecken werdet. Der heilige Franziskus hatte nie einen anderen Gegenstand zum Gebet als die Passion unseres Herrn, und er empfiehlt allen seinen lieben geistlichen Kindern, sich beständig darin zu üben. Und woraus glaubt Ihr, meine Töchter, hat der große heilige Bonaventura sein ganzes Wissen geschöpft? Aus dem heiligen Buch des Kreuzes. Ihr tut gut daran, euch damit vertraut zu machen. Ich empfehle es euch.

Freitag, 27 November 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Da wir nun an vielen großen und herrlichen Taten Anteil bekommen haben, wollen wir dem von Anfang an uns gesteckten Friedensziel von neuem zueilen, den Blick richten auf den Vater und Schöpfer der ganzen Welt und uns eng verbinden mit seinen großartigen und überschwenglichen Segnungen des Friedens und seinen Wohltaten. Betrachten wir ihn im Geiste und schauen wir mit den Augen der Seele auf die Langmut seines Willens; betrachten wir, wie gütig er sich gegen seine ganze Schöpfung erzeigt. […] Er spendet allen Wohltaten, in reichstem Übermaß aber uns, die wir unsere Zuflucht zu Seinen Erbarmungen genommen haben […] Seht zu, Geliebte, dass uns allen seine vielen Wohltaten nicht zum Gericht werden, wenn wir seiner nicht würdig wandeln und das Gute und Wohlgefällige vor ihm tun in Eintracht. Er sagt nämlich irgendwo: „Der Geist des Herrn ist eine Leuchte, die das Innere des Leibes durchforscht“ (Spr 20,27). Betrachten wir, wie nahe er ist, und dass ihm nichts verborgen ist von unseren Gedanken oder von den Plänen, die wir schmieden. Es ist also recht, dass wir uns seinem Willen nicht entziehen. […] Nimmer passe auf uns dieser Schrifttext, wo es heißt: „Unglücklich sind die Zweifler, die geteilten Herzens sind und sagen: Dies haben wir gehört auch schon zur Zeit unserer Väter, und siehe, wir sind alt geworden, und nichts davon ist uns zugekommen. O ihr Toren, vergleichet euch mit einem Baum; nehmet einen Weinstock: zuerst verliert er die (alten) Blätter, dann wächst eine Knospe, dann ein Blatt, dann eine Blüte, hernach eine saure Traube, und dann erst ist die reife Traube da“ (vgl. Jak 1,8; Mt 24,32). Ihr seht, dass in kurzer Zeit die Frucht des Baumes zur Reife gelangt. Wahrhaftig, schnell und plötzlich wird sein Wille Vollendung finden, da ja auch die Schrift selbst hierfür Zeugnis gibt: „Schnell wird er kommen und nicht zögern, und plötzlich wird einziehen der Herr in seinen Tempel und der Heilige, den ihr erwartet“ (Jes 14,11; Mal 3,1).

Donnerstag, 26 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Warum kommt ihr nicht wieder zur Besinnung (vgl. 2 Tim 2,26), ihr, die ihr in Trostlosigkeit versinkt? Warum lauft ihr nicht, ihr, die ihr euch dahinschleppt? Ja, ja, das frage ich euch, meine Lieben! Du siehst doch, der Tod ist dir gewiss; wenn du dir nicht einmal sicher sein kannst, den heutigen Tag zu überleben, ist es absolut sicher, dass du morgen sterben wirst. Wie groß wird deine Freude sein, wenn du diese Welt verlassen und dich in himmlischen Gefilden niederlassen wirst, bei Gott, in unzugänglichem Licht (vgl. 1 Tim 6,16), an einem Tag, der keinen Abend kennt, in unsagbarem Glück, in unvorstellbarer Herrlichkeit, in den Wohnstätten der Heiligen, in den Höfen des Herrn (vgl. Ps 84(83),3), in der Gemeinschaft der Erstgeborenen (vgl. Hebr 12,23), im Schoß Abrahams (vgl. Lk 16,22), im Paradies aller Schönheit und Tugend, in einem nicht von Menschenhand gemachten Brautgemach, in den Gütern, die kein Auge geschaut, in dem Erhofften, das kein Ohr gehört hat, in dem unaussprechlichen Ziel unserer Sehnsucht, in den Chören der Engel, im Kreis der Propheten, in der Versammlung der Apostel, in den Palästen des Himmelskönigs, in der Stadt des Gottes Jakobs (vgl. Jes 2,3). Und wen wirst du dort sehen? Wer wird da sein? Die Herrin der Welt und Mutter Gottes, unseres Meisters, die ehrwürdigen körperlosen Kräfte, Cherubim und Seraphim, die Scharen und Rangordnungen der Priester und Heiligen, die Menge derer, die man nicht benennen kann und die keinen Namen haben, Bewohner dieser Orte, und schließlich die selige und reine Dreieinigkeit selbst. Entzückt dich das nicht, mein Bruder? Spürst du bei all dem noch die Wunden, selbst wenn man dir die Haut abzieht? Also was nun? Lassen wir uns wegen einer kleinen Trübsal, wegen eines Hiebes, einer Bestrafung, wegen des Durstes oder wegen irgendwelcher Nahrungseinschränkungen überwältigen? Keineswegs! Dann wird Christus, unser Gott, euch bewahren, geliebte Kinder, und mein armseliges Zureden in eure frommen Herzen dringen lassen; er wird sie stärken, erleuchten und heiligen.

Mittwoch, 25 November 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Es ist schon seltsam, gegen wie viele Feinde man kämpfen muss, sobald man den Entschluss fasst, heilig zu werden. Alles scheint wie entfesselt: der Teufel mit seinen Tricks, die Welt mit ihren Reizen und die Natur mit ihrem Widerstand gegen unsere guten Bestrebungen; dazu das Lob der Guten, der Spott der Bösen, die Forderungen der Lauen. Wenn Gott euch nahe ist, ist Eitelkeit zu fürchten; zieht er sich zurück, dann Verzagtheit; Verzweiflung kann der größten Inbrunst folgen. Unsere Freunde verführen uns durch die Gefälligkeit, die wir ihnen gegenüber zu üben gewohnt sind; die uns gegenüber Gleichgültigen durch unsere Angst, ihnen zu missfallen. Unbesonnenheit ist im Eifer zu befürchten, Sinnlichkeit im Maßhalten und Eigenliebe überall! Was also tun? […] Vor allem, da Heiligkeit nicht darin besteht, einen Tag oder ein Jahr lang treu zu sein, sondern darin, durchzuhalten und bis zum Tod darin zu wachsen, muss uns Gott als ein Schild dienen, aber als Schild, der uns ganz umschließt, weil wir von allen Seiten bedrängt werden (vgl. Ps 91(90),4). Gott muss alles tun. Umso besser; dann ist nicht zu befürchten, dass es uns an etwas fehlt. Für uns genügt es, unsere Ohnmacht zu erkennen und inständig und beharrlich um Hilfe zu bitten auf die Fürsprache Mariens, der Gott nichts verweigert. Aber selbst das können wir nur mit Hilfe einer großen Gnade tun, oder vielmehr mit vielen großen Gnadenerweisen Gottes.

Montag, 23 November 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Gertrud sagte zum Herrn]: „Ach Herr, […] ich habe nichts, was sich für deine Würde geziemte; doch habe ich den Willen, dass, wenn ich alles besäße, was du hast, ich allem entsagen und alles dir so freigebig mitteilen wollte, dass du es geben könntest, wem du wolltest.“ Der Herr antwortete freundlich: „Wenn du das in deinem Herzen findest, dass du also an mir tun wolltest, so darfst du versichert sein, dass ich in ähnlicher Weise an dir handeln will, und dies um so mehr, je mehr meine Güte und Liebe die deine überragt.“ Sie erwiderte: „Mit welcher Würdigkeit werde ich dir entgegengehen, da du so freigebig zu mir kommst?“ „Nichts anderes“, sagte der Herr, „verlange ich von dir, als dass du leer zum Empfang kommst. Denn alles, was mir in dir gefallen soll, wirst du durch mein Geschenk empfangen.“ Hieraus erkannte sie, dass jene Leere die Demut sei, in der sie glaubte, durchaus nichts von Verdiensten zu besitzen noch auch etwas zu können, außer durch die unverdiente Gnade Gottes, und dass sie alles, was sie tun könnte, für nichts erachten solle.

Sonntag, 22 November 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Das Wort Gottes ist „König, König des Himmels und der Erde.“ Das Wort „lebt und regiert“ in Gott. Christus lebt nur da, wo er regiert, er ist wesentlich König! Er lebt in uns in dem Maße, in welchem er in uns alles beherrscht, über unsere Fähigkeiten regiert, all unser Handeln befiehlt. Wenn alles in uns von ihm kommt, d. h. wenn wir nur noch denken wie er, wollen wie er, wenn wir nur nach seinem Wohlgefallen handeln, so legen wir uns selbst, unser ganzes Sein ihm zu Füßen, dann herrscht er in uns. Alles, was uns eigen, uns persönlich ist, verschwindet, um dem Gedanken und dem Willen des göttlichen Wortes Platz zu machen. Diese Herrschaft Christi in uns muss vollständig sein; hundertmal am Tage bitten wir: „Dein Reich komme!“ O Herr, dass er doch käme, dieser Tag, wo du ganz in mir regieren wirst, wo kein eigener Wille mehr deine Macht in mir stören wird, wo ich gleich dir ganz dem Vater hingegeben wäre, wo keine eigene Eingebung mehr das Wirken deines Geistes in mir betrüben würde! An diesem Tage werden wir, so viel an uns liegt, unsere eigene Persönlichkeit abgelegt und sie vor Christi Herrscherthron niedergelegt haben. Er wird dann in Wirklichkeit „Alles in Allem“ (1 Kor 15,28) für uns sein. Wir werden dann moralisch nichts mehr zu eigen haben, alles wird ihm gehören, alles ihm untertan, ihm gegeben sein […].

Samstag, 21 November 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Der christliche Auferstehungsglaube ist von Anfang an auf Unverständnis und Widerstand gestoßen (vgl. Apg 17,32; 1 Kor 15,12–13). „Der christliche Glaube stößt in keinem Punkt auf mehr Widerspruch als in Bezug auf die Auferstehung des Fleisches“ (Augustinus, Psal. 88,2,5). Man nimmt allgemein an, dass das Leben der menschlichen Person nach dem Tod geistig weitergeht. Wie kann man aber glauben, dass dieser so offensichtlich sterbliche Leib zum ewigen Leben auferstehen wird? Was heißt „auferstehen“? Im Tod, bei der Trennung der Seele vom Leib, fällt der Leib des Menschen der Verwesung anheim, während seine Seele Gott entgegengeht und darauf wartet, dass sie einst mit ihrem verherrlichten Leib wiedervereint wird. In seiner Allmacht wird Gott unserem Leib dann endgültig das unvergängliche Leben geben, indem er ihn kraft der Auferstehung Jesu wieder mit unserer Seele vereint. Wer wird auferstehen? Alle Menschen, die gestorben sind: „die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (Joh 5,29; vgl. Dan 12,2). Wie? Christus ist mit seinem eigenen Leib auferstanden: „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst“ (Lk 24,39), aber er ist nicht in das irdische Leben zurückgekehrt. Desgleichen werden in ihm „alle … mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen“ (4. K. im Lateran: DS 801). Ihr Leib wird aber in „die Gestalt [eines] verherrlichten Leibes“ verwandelt werden (Phil 3,21), in einen „überirdischen Leib“ (1 Kor 15,44): „Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn … Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich … die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt … Denn dieses Vergängliche muss sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit“ (1 Kor 15,35–37.42.52–53). Dieses „Wie“ übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen; es ist uns nur im Glauben zugänglich. Der Empfang der Eucharistie gibt uns aber schon eine Vorahnung von der Verklärung unseres Leibes durch Christus: „Wie das von der Erde stammende Brot, wenn es die Anrufung Gottes empfängt, nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern die Eucharistie, die aus zwei Elementen, einem irdischen und einem himmlischen besteht, so gehören auch unsere Leiber, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr der Verweslichkeit an, sondern haben die Hoffnung auf Auferstehung“ (Irenäus, her. 4,18,5). Wann? Endgültig „am Letzten Tag“ (Joh 6,39–40.44.54; 11,24), „am Ende der Welt“ (LG 48). Die Auferstehung der Toten ist nämlich eng mit der Wiederkunft Christi verbunden […].

Freitag, 20 November 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Zu deiner Ehre wurde dieses Haus errichtet, in dem du deine pilgernde Kirche versammelst, um ihr darin ein Bild deiner Gegenwart zu zeigen und ihr die Gnade deiner Gemeinschaft zu schenken. Denn du selbst erbaust dir einen Tempel aus lebendigen Steinen. Von allen Orten rufst du deine Kinder zusammen und fügst sie ein in den geheimnisvollen Leib deines Sohnes. Hier lenkst du unseren Blick auf das himmlische Jerusalem und gibst uns die Hoffnung, dort deinen Frieden zu schauen. Darum preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig …

Donnerstag, 19 November 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Zweierlei Liebe also hat die beiden Staaten gegründet, und zwar den Weltstaat die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe, den himmlischen Staat die bis zur Verachtung seiner selbst gehende Gottesliebe. Kurz gesagt: der eine rühmt sich in sich selbst, der andere im Herrn (vgl. 2 Kor 10,17). Der eine sucht Ruhm bei den Menschen, für den andern ist der höchste Ruhm Gott, der Zeuge des Gewissens. Der eine hebt sein Haupt empor in eigenem Ruhm, der andere spricht zu seinem Gott: „Du bist mein Ruhm und hebst mein Haupt empor“ (vgl. Ps 3,4). Jenen beherrscht in seinen Fürsten oder in den von ihm unterjochten Völkern die Herrschsucht; in diesem sind sich gegenseitig in Liebe dienstbar die Vorgesetzten durch Fürsorge, die Untergebenen durch Gehorsam. Jener liebt in seinen Mächtigen seine eigene Stärke; dieser spricht zu seinem Gott: „Ich will Dich lieben, Herr, meine Stärke“ (vgl. Ps 18(17),2). In jenem Weltstaat haben daher dessen Weise – nach Menschenweisheit lebend – die Güter des Leibes oder die ihres Geistes oder beide angestrebt, oder die unter ihnen, die „Gott erkannt haben, haben ihn nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind eitel geworden in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. […] Sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers – gepriesen ist er in Ewigkeit“ (vgl. Röm 1,21–25). Im Gottesstaat dagegen gibt es keine andere Weisheit des Menschen als die Frömmigkeit, die in der rechten Weise den wahren Gott verehrt, und dabei in der Gemeinschaft der Heiligen, die sowohl Engel als auch Menschen umfasst, als ihren Lohn erhofft, „dass Gott alles in allem sei“ (vgl. 1 Kor 15,28).

Mittwoch, 18 November 2020 : Kommentar Origenes

Hat der Mensch etwas, was er Gott anbieten kann? Ja, seinen Glauben und seine Liebe. Das ist es, was Gott vom Menschen verlangt, so wie geschrieben steht: „Und nun, Israel, was fordert der Herr, dein Gott, von dir außer dem einen: dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, indem du auf allen seinen Wegen gehst, ihn liebst, und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst […] auf die Gebote des Herrn und seine Gesetze achtest“ (Dtn 10,12–13). Dies sind die Opfergaben, dies die Geschenke, die dem Herrn dargebracht werden sollen. Um ihm diese Gaben unseres Herzens anbieten zu können, müssen wir ihn aber zuerst kennenlernen: Wir müssen die Erkenntnis seiner Güte aus den tiefen Wassern seines Brunnens getrunken haben […] Diejenigen, die leugnen, dass das Heil des Menschen in der Macht seiner Freiheit liegt, müssen erröten, wenn sie diese Worte hören. Würde Gott den Menschen um etwas bitten, wenn dieser der Bitte Gottes gar nicht entsprechen könnte, ihm nicht anbieten könnte, was er ihm schuldet? Denn da ist einerseits die Gabe Gottes, da ist andererseits aber auch der Beitrag des Menschen. Es lag zum Beispiel sehr wohl in der Macht des Mannes, ob ein Geldstück zehn weitere einbrachte oder fünf; aber es lag an Gott, dass der Mann dieses eine Geldstück hatte, mit dem er zehn weitere erwirtschaften konnte. Als er Gott diese zehn von ihm dazugewonnenen Geldstücke überreichte, empfing der Mann ein neues Geschenk. Diesmal nicht mehr Geld, sondern die Macht und Königswürde über zehn Städte. Ebenso bat Gott Abraham, ihm auf dem Berg, den er ihm zeigen würde, seinen Sohn Isaak darzubringen. Und Abraham brachte Gott ohne zu zögern seinen einzigen Sohn dar: Er legte ihn auf den Altar und zog das Messer, um ihm die Kehle durchzuschneiden. In diesem Augenblick aber hielt ihn eine Stimme zurück, und es wurde ihm ein Widder gegeben, damit er ihn an Stelle seines Sohnes opfere (Gen 22). Du siehst also: Das, was wir Gott geben, bleibt bei uns. Die Opfergabe wird uns aber abverlangt, damit wir in der Darbringung unsere Liebe zu Gott und unseren Glauben an ihn bezeugen können.

Dienstag, 17 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Mir scheint, dass das, was sich zwischen Jesus und dem „obersten Zollpächter“ von Jericho abspielt, in verschiedener Hinsicht einer Feier des Sakramentes der Versöhnung gleicht. […] Jede Begegnung mit einem Gläubigen, der bei uns beichten möchte […] kann durch die überraschende Gnade Gottes immer jene „Stelle“ beim Maulbeerfeigenbaum sein, an der Christus zu Zachäus hinaufschaute. Wie tief die Blicke Christi in das Herz des Zöllners von Jericho eingedrungen sind, können wir unmöglich ermessen. Wir wissen jedoch, dass es dieselben Blicke sind, die sich auf jeden unserer Pönitenten richten. Wir sind im Bußsakrament Werkzeuge einer übernatürlichen Begegnung mit ihren eigenen Gesetzen, die wir nur respektieren und unterstützen dürfen. Für Zachäus musste es eine überwältigende Erfahrung sein, sich bei seinem Namen gerufen zu hören. Sein Name wurde bei Landsleuten mit Geringschätzung bedacht. Nun hörte er ihn mit einem Hauch von Zärtlichkeit aussprechen, die nicht nur Vertrauen, sondern Vertraulichkeit und fast das Drängen auf Freundschaft ausdrückte. Ja, Jesus spricht zu Zachäus wie ein alter, vielleicht in Vergessenheit geratener Freund, der aber nicht von seiner Treue abgelassen hat und daher mit deutlich spürbarer Zuneigung in das Leben und in das Haus des wiedergefundenen Freundes eintritt: „Komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lk 19,5). In der Erzählung des Lukas berührt uns der Tonfall der Rede: Alles ist auf die Person abgestimmt, so feinfühlig, so liebevoll! Es handelt sich nicht nur um ergreifende Züge von Menschlichkeit. In diesem Text liegt eine innige Dringlichkeit, die Jesus als endgültiger Offenbarer der Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

Montag, 16 November 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Ihr seid das Salz der Erde.“ Damit zeigt er [der Herr], dass er nur aus Notwendigkeit solche Gebote gegeben hat. Denn nicht bloß für die Dauer eures eigenen Lebens, will er sagen, sondern für das ganze Menschengeschlecht ist euch die Verkündigung des Wortes anvertraut. Ich sende euch nicht in zwei Städte, oder in zehn oder hundert, auch nicht zu einem einzigen Volk, wie die Propheten, sondern über Land und Meer, über die ganze Welt und zwar eine schlechte Welt. Mit den Worten: „Ihr seid das Salz der Erde“ zeigt er nämlich, dass die gesamte Menschheit schal geworden und von der Sündenfäulnis angesteckt war. Das ist der Grund, weshalb er von den Aposteln gerade solche Tugenden verlangt, die ganz besonders bei der Leitung der großen Massen notwendig und nützlich sind. Wer nämlich sanftmütig ist, bescheiden, barmherzig und gerecht, der beschränkt seine guten Werke nicht bloß auf sich selbst, sondern sorgt dafür, dass diese kostbaren Quellen auch zum Nutzen anderer fließen. Ebenso wird auch der, der reinen Herzens ist und friedfertig, und um der Wahrheit willen Verfolgung leidet, sein Leben so einrichten, dass es zum Nutzen aller dient.

Sonntag, 15 November 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Um Gott zu zeigen, dass diese unsere Sehnsucht aufrichtig ist, müssen wir unaufhörlich auf das göttliche Ideal hinschauen und uns bemühen, die Vollkommenheit, zu der wir nach Gottes Willen gelangen sollen, in der Nachahmung seines göttlichen Sohnes zu verwirklichen. Dieser ist das Urbild unsrer Auserwählung, und für einen jeden von uns gibt es ein Maß, in dem die Gleichförmigkeit mit Christus uns zugeteilt wird (Eph 4,7). Hienieden kennen wir dieses Maß, das Gott für uns bestimmt hat, nicht, dürfen aber gewiss sein, dass es, seinem Zwecke entsprechend, hinreicht, Christus in uns zu bilden, die Züge dieses vom Vater selbst uns gegebenen Ideals in uns hervorzubringen […]. Wenn wir trotz aller Versuchungen und Schwierigkeiten treu an diesem Werke arbeiten, so „wird uns jener Lohn zuteil, den der Herr selbst verheißen hat“. […] Wenn wir uns beharrlich bemühen, die Wünsche unseres himmlischen Vaters aus Liebe möglichst vollkommen zu erfüllen, immer „das zu tun, was ihm wohlgefällt“ (Joh 8,29), dann wird uns sicherlich jener wunderbare Lohn zuteil, den die ewige Treue selbst verhieß mit den Worten: „Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; geh ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21). Jedem Heiligen tönt dieses Wort bei seinem Einzug in den Himmel entgegen; es ist der Willkommgruß Jesu Christi. Welches aber sind die Güter, die der Herr der Seele mitteilt? Gott selbst in seiner Dreieinigkeit und Vollkommenheit und mit Gott alle geistlichen Güter. Die Seele wird Gott ähnlich sein, weil sie „ihn sieht, so wie er ist“ (1 Joh 3,2). In dieser unaussprechlichen Anschauung, die auf den Glauben folgt, wird die Seele ganz in Gott gefestigt, hat teil an der göttlichen Unveränderlichkeit; sie wird nun auf immer ganz und gar dem höchsten und unveränderlichen Gut anhangen, ohne Furcht, es jemals wieder zu verlieren.

Samstag, 14 November 2020 : Kommentar Pius XII.

Wenn wir euch hier um uns versammelt sehen, dann scheint es uns, als machten wir diese grandiose und bewegende Szene aus der Heiligen Schrift zu unserer eigenen, indem wir sie noch einmal durchleben: Wir sehen darin – während das Volk Gottes in der Ebene kämpft – Mose, der auf den Gipfel des Berges Horeb gestiegen ist, und dort mit erhobenen Armen und Händen betet: ein prophetisches und unbewusstes Bild jenes großen Mittlers, der mit ausgestreckten Armen am Kreuz hängt. Neben dem betenden Anführer stehen hier zwei seiner getreuesten Gefährten, die – aus Sorge, seine Kräfte könnten ihn in diesem schwierigen Akt des Flehens verlassen – seine Arme mit kindlicher Fürsorge stützen, voller Vertrauen in die Wirksamkeit des Gebets ihres Anführers (vgl. Ex 17). Auch wir, hier oben auf dem Hügel des Vatikans, sind Zeugen eines großen Konflikts, der unvergleichlich ausgedehnter und schwerwiegender ist als der eben zitierte, eines wirklich gewaltigen Konflikts, der die Völker der Erde gegeneinander ausspielt; eines geistlichen Kampfes, der nichts anderes als eine Episode in dem andauernden und erbitterten Kampf des Bösen gegen das Gute, des Satans gegen Christus ist. Mit zum Himmel erhoben Händen spüren wir die Last einer unsagbar schweren Verantwortung auf unseren Schultern, und ein tiefer Schmerz bedrückt unser Herz. Doch es findet Trost in euch, die ihr uns treu zur Seite steht, indem ihr euer Gebet mit dem unseren verbindet, eure Opfer mit unseren Leiden, eure Arbeit mit unseren Anstrengungen. […] Das wahre Gebet des Christen, das Jesus uns alle gelehrt hat, das aber in besonderer Weise das eure ist, ist ein wesentlich apostolisches Gebet. Es beinhaltet die Heiligung des Namens Gottes, das Kommen und die Ausbreitung seines Reiches, das treue Festhalten an den Fügungen seiner liebevollen Vorsehung und seines erlösenden und seligmachenden Willens; es umschließt auch alle geistlichen und materiellen Belange der Menschen, das tägliche Brot, die Vergebung der Sünden, die brüderliche Einheit, die weder Hass noch Rachsucht kennt, die notwendigen Hilfen, um nicht der Versuchung zu erliegen, die Erlösung von allem Bösen. […] Gewaltig in seiner Kürze erfasst und umfasst das Gebet des Herrn die Gesamtheit der menschlichen Bedürfnisse; und der Erlöser weiß sehr wohl um all diese Bedürfnisse und bringt sie bis ins kleinste Detail vor seinen himmlischen Vater, denn jedes einzelne ist ihm in besonderer Weise gegenwärtig […]. Hier ist euer Modell.

Donnerstag, 12 November 2020 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Ist es schwierig für den Glauben, das Wort der Schrift über unsere Verbindung mit einer höheren Welt anzunehmen? […] Die Welt der Geister ist zwar unsichtbar, aber gegenwärtig: Gegenwart, nicht Zukunft, nicht Ferne. Sie ist nicht oberhalb des Himmels, sie ist nicht jenseits des Grabes, sie ist hier und jetzt: „Das Reich Gottes ist unter uns“ (vgl. Lk 17,21). Davon spricht der hl. Paulus, wenn er sagt: „Wir starren nicht auf das Sichtbare, sondern blicken nach dem Unsichtbaren aus, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (vgl. 2 Kor 4,18) […] So ist das verborgene Reich Gottes; und wie es jetzt verborgen ist, so wird es offenbar werden, wenn die Zeit gekommen ist. Die Menschen denken, sie seien die Herren der Welt und könnten machen, was sie wollen. Sie denken, diese Erde sei ihr Eigentum und sie könnten ihren Lauf bestimmen; während […] doch die Kleinen darin wohnen, die zu Christus gehören, von ihnen jedoch verachtet werden, und seine Engel, an die sie nicht glauben. Und diese werden am Ende die Welt in Besitz nehmen und sich offenbaren. Gegenwärtig läuft scheinbar alles so weiter wie von Beginn der Schöpfung an, und die Spötter fragen: „Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft?“ (2 Petr 3,4). Zur festgesetzten Zeit aber wird es „das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ geben, und dann „werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten“ (Mt 13,43; vgl. Röm 8,19). Als die Engel den Hirten erschienen, war das eine plötzliche Erscheinung: „Plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer“ (Lk 2,13). Was für ein wunderbarer Anblick! Vorher schien es eine Nacht wie jede andere Nacht zu sein: Sie hielten Wache bei ihren Herden; sie beobachteten den Lauf der Nacht. Die Sterne zogen ihre Bahn: es war Mitternacht. Sie hatten keine Ahnung von dem Ereignis, als der Engel erschien. So ist es mit der Macht und Stärke, die in den Dingen, die wir sehen, verborgenen sind, und nach Gottes Willen werden sie offenbar.

Mittwoch, 11 November 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Manche Menschen wenden sich in der Not sehr wohl an Gott, vergessen und verlassen ihn aber, wenn es ihnen gut geht. Das ist zu viel an Treulosigkeit und Undank. Handelt nicht so. Wenn ihr eine angenehme Nachricht erhaltet, dann macht es mit Gott so, wie mit einen vertrauten Freund, der an eurem Glück interessiert ist: Schnell, lasst ihn sogleich an eurer Freude teilhaben und erkennt an, dass es sich um ein Geschenk aus seiner Hand handelt; lobt ihn, dankt ihm. Das Beste an dieser Freude soll für euch darin bestehen, in ihr sein Wohlgefallen zu finden. So werdet ihr all eure Freude, all euren Trost in Gott haben: „Ich werde frohlocken in Gott, meinem Retter. Ich will dem Herrn lobsingen, der mir Gutes getan hat“ (vgl. Ps 12,6 Vulg.). Sprecht so zu Jesus: „Ich preise dich und werde dich immer preisen: Du gibst mir so viele Gnaden! Und dabei sind es nicht Gnaden, sondern Strafen, die ich verdiene, ich, der ich dich so viel beleidigt habe.“ Sagt ihm auch mit der heiligen Braut: „Allerlei Früchte, alte und neue, habe ich für dich, mein Geliebter, aufbewahrt“ (vgl. Hld 7,13 Vulg.). Diese Früchte sind die Erweise deiner Huld, für die ich dir danke; alte und neue, ich bewahre sie in meinem Gedächtnis, um dich in Ewigkeit zu verherrlichen.

Dienstag, 10 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Liebe Brüder, Väter und Kinder, wieder einmal komme ich dem nach, was ich euch schulde, ich meine die Ermahnung der Katechese. […] Wer mit Eifer seine Aufgaben erfüllt und sorgfältig den ihm anvertrauten Dienst erledigt, mehr noch, so, als diente er Gott und nicht den Menschen, der erweist sich als untadeliger Arbeiter (vgl. 2 Tim 2,15), und er möge die schwierigsten Aufgaben übernehmen, sich darüber freuen, dass er über seinen Nächsten wachen darf, und wissen, dass ihn im Himmel großer Lohn erwartet […] Welche Aufgabe wir auch immer übernommen haben, sei sie nun klein oder groß: In unaufhörlichem Wettlauf und unstillbarer Sehnsucht nach den ewigen Gütern wollen wir alles tapfer auf uns nehmen, alles gut gelaunt ertragen, alles unter Gottes Eingebung vollbringen, einander – von inniger Liebe erfüllt – vergeben (vgl. Eph 4,32; vgl. Kol 3,13), bis zu dem Punkt, dass jeder für seinen Bruder sein Leben hingeben will (vgl. 1 Thess 2,2), im Geist und im Fleisch. Und wenn der einzige Sohn Gottes euch dazu einlädt und euch ermuntert (so zu handeln), er, der sich im Gehorsam Gott, dem Vater, gegenüber unendlich erniedrigte, sogar wie ein Sklave wurde und den Tod, den Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,8) erlitt – dann ist das doch für mich, der ich ein hoffnungsloser Sünder bin, eine nie versiegende, unsagbare Freude! Freude und unaussprechliche Befriedigung auch für euch, die ihr seine Gebote erfüllt! Nicht nur, dass ihr hier auf Erden glänzende Lobsprüche von jedem bekommt, der Zeuge dessen wird, was da bei euch geschieht, und dass ihr über den Feind triumphiert und seinen Einflüsterungen und Raffinessen widersteht, sondern ihr werdet auch in der zukünftigen Welt in der Gegenwart der Herrlichkeit Christi, unseres Gottes, tanzen und den Engelschören und den Scharen der Heiligen zugezählt werden, dort, „wo die Wohnung all jener ist, die sich freuen“ (vgl. Ps 86,7 LXX), wie der Psalm sagt, o ehrwürdigste Brüder. Dies ist unsere Ermahnung!

Sonntag, 8 November 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Du, eine jener Jungfrauen, deren geistliches Licht sogar die Anmut ihres Leibes erstrahlen lässt, die man zu Recht mit der Kirche vergleicht; die du nachts in deiner Kammer wachst: Denke beständig an Christus und erwarte jeden Augenblick sein Kommen … Christus tritt ein bei verschlossener Türe, und er kann es ausbleiben, weil er sein Kommen versprochen hat. Umarme also den, den du gesucht hast; nahe dich ihm, und du wirst erleuchtet. Halte ihn fest. Bitte ihn, nicht gleich wieder aufzubrechen. Flehe ihn an, nicht fortzugehen. „Rasch eilt sein Wort“ (vgl. Ps 147,15); es lässt sich von Schlaftrunkenen nicht fassen und von Nachlässigen nicht festhalten. Deine Seele möge ihm entgegengehen. Folge den Spuren dieses Wortes, das vom Himmel gekommen ist, denn rasch eilt es vorüber. […] Und wie lässt sich Christus ergreifen? Nicht mit den Maschen eines Netzes, sondern mit den Banden der Liebe. Allein die Fesseln des Geistes können ihn binden, nur die Zuneigung des Herzens kann ihn halten. Wenn auch du Christus festhalten willst, suche ihn fortwährend, ohne Angst vor Ermüdung. Oft findet man Christus am ehesten unter Qualen und sogar unter der Hand der Verfolger. […] Kurz nachdem du den Händen der Verfolger entkommen bist, und damit du nicht den Mächten der Welt erliegst, wird Christus dir entgegenkommen und nicht zulassen, dass deine Prüfung andauert.

Samstag, 7 November 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Alexandrien

Es gibt einen Reichtum, der allen, bei denen er sich findet, den Tod bringt; sein Verlust aber bringt Heil. Von diesem Reichtum muss man die Seele rein, das heißt arm und frei machen und danach das Wort des Herrn hören: „Komm, und folge mir nach!“ (Mk 10,21). Denn nun wird er selbst der Weg (vgl. Joh 14,6) für den, der reinen Herzens ist; in ein unreines Herz dagegen zieht die Gnade Gottes nicht ein; unrein ist aber ein Herz, das reich an Begierden ist und schwanger geht mit vielen irdischen Lüsten. Wer dagegen Vermögen und Gold und Silber und Häuser als Gottes Gaben besitzt und damit Gott, der es gegeben hat, zum Wohl der Menschen dient, und sich dessen bewusst ist, dass er all dieses mehr seiner Brüder als seiner selbst wegen besitzt; wer Herr seines Vermögens, nicht ein Sklave seines Besitzes ist, und ihn nicht in seinem Herzen trägt und ihn nicht zum Ziel und Inhalt seines Lebens macht, sondern immer auch ein edles und göttliches Werk zu vollbringen sucht; wer fähig ist, wenn er einmal seiner Güter beraubt werden sollte, auch ihren Verlust mit Gemütsruhe zu ertragen ebenso wie den Überfluss an ihnen: Wer alle diese Eigenschaften hat, der wird vom Herrn selig gepriesen und arm im Geiste genannt, würdig, ein Erbe des Himmelreiches zu werden (vgl. Mt 5,3). […] Wer aber den Reichtum in seiner Seele trägt und statt des göttlichen Geistes in seinem Herzen Gold oder Grundbesitz hat und immer danach trachtet, seinen Besitz unendlich groß zu machen; und wer, nach unten blickend und durch die Fangstricke der Welt gefesselt, immer nach mehr trachtet, obwohl er von Erde ist und zu Erde werden wird (vgl. Gen 3,19): Wie kann ein solcher nach dem Himmelreich verlangen und seinen Sinn darauf richten, ein Mensch, der nicht ein Herz, sondern einen Acker oder ein Bergwerk in sich trägt, und notwendigerweise in dem erfunden werden wird, was er sich gewählt hat? „Denn wo der Sinn des Menschen ist, da ist auch sein Schatz“ (vgl. Mt 6,21).

Freitag, 6 November 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Eines steht für die Glaubenden fest: das persönliche und gemeinsame menschliche Schaffen, dieses gewaltige Bemühen der Menschen im Lauf der Jahrhunderte, ihre Lebensbedingungen stets zu verbessern, entspricht als solches der Absicht Gottes. Der nach Gottes Bild geschaffene Mensch hat ja den Auftrag erhalten, sich die Erde mit allem, was zu ihr gehört, zu unterwerfen, die Welt in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu regieren und durch die Anerkennung Gottes als des Schöpfers aller Dinge sich selbst und die Gesamtheit der Wirklichkeit auf Gott hinzuordnen, so dass alles dem Menschen unterworfen und Gottes Name wunderbar sei auf der ganzen Erde. Das gilt auch für das gewöhnliche alltägliche Tun; denn Männer und Frauen, die, etwa beim Erwerb des Lebensunterhalts für sich und ihre Familie, ihre Tätigkeit so ausüben, dass sie ein entsprechender Dienst für die Gemeinschaft ist, dürfen überzeugt sein, dass sie durch ihre Arbeit das Werk des Schöpfers weiterentwickeln, dass sie für die Wohlfahrt ihrer Brüder sorgen und durch ihre persönliche Bemühung zur geschichtlichen Erfüllung des göttlichen Plans beitragen. Den Christen liegt es deshalb fern, zu glauben, dass die von des Menschen Geist und Kraft geschaffenen Werke einen Gegensatz zu Gottes Macht bilden oder dass das mit Vernunft begabte Geschöpf sozusagen als Rivale dem Schöpfer gegenübertrete. Im Gegenteil, sie sind überzeugt, dass die Siege der Menschheit ein Zeichen der Größe Gottes und die Frucht seines unergründlichen Ratschlusses sind.

Donnerstag, 5 November 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Das Verhalten Jesu Christi während seines sterblichen Lebens zeigt uns die Größe seines Erbarmens mit den Sündern. Wir sehen, dass sie alle kommen, um Gemeinschaft mit ihm zu haben; und er, weit davon entfernt, sie zurückzuweisen oder sich wenigstens von ihnen fernzuhalten – im Gegenteil –, er tut alles Mögliche, um unter ihnen zu sein, damit er sie zu seinem Vater ziehen kann. Er sucht ihr Gewissen durch Reue zu bewegen, er bringt sie durch seine Gnade zurück und gewinnt sie durch sein liebenswertes Wesen. Er geht mit ihnen so gütig um, dass er sie sogar gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer in Schutz nimmt, die sie beschuldigen wollen und es offensichtlich nicht leiden können, sie in der Nähe Jesu Christi zu sehen. Er geht sogar noch weiter: Er will sein Verhalten ihnen gegenüber rechtfertigen mit einem Gleichnis, das ihnen auf unübertreffliche Weise die Größe seiner Liebe zu den Sündern aufzeigt, indem er zu ihnen sagt: „Ein guter Hirte, der hundert Schafe hatte, lässt, nachdem er eines verloren hat, alle anderen zurück …“. Er fügt noch jenes Gleichnis von einer Frau hinzu, die, nachdem sie von ihren zehn Drachmen eine verloren hat, ihre Lampe anzündet, um in jedem Winkel ihres Hauses danach zu suchen, und, nachdem sie sie gefunden hat, alle ihre Freundinnen einlädt, sich mit ihr darüber zu freuen. […] Wir sehen, dass Jesus Christus selbst sich dieser anschaulichen Bilder bedient, um die Größe seines Erbarmens gegenüber den Sündern zu beschreiben. Ach! Welch ein Glück für uns, zu wissen, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist! Welch heftiges Verlangen muss in uns erwachen, uns einem Gott zu Füßen zu werfen, der uns mit solcher Freude aufnehmen wird! Nein, wenn wir uns selbst verdammen, gibt es für uns keinerlei Entschuldigung, da Jesus Christus selbst uns zeigen wird, dass seine Barmherzigkeit immer groß genug war, um uns zu vergeben, wie schuldig wir auch sein mögen. […] O mein Gott, wie kann man bloß darin einwilligen, verdammt zu sein, da es so wenig kostet, gerettet zu werden, und Jesus Christus unser Heil so sehr wünscht? …

Mittwoch, 4 November 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Meine geliebte Schwester […] Wie können Sie mich fragen, ob es Ihnen möglich ist, den Lieben Gott so zu lieben, wie ich ihn liebe? […] Mein Verlangen nach dem Martyrium ist nichts, nicht das ist es, was mir das grenzenlose Vertrauen schenkt, das ich in meinem Herzen fühle. Die geistigen Schätze machen nämlich ungerecht, wenn man sich wohlgefällig darauf ausruht und meint, sie seien etwas Großes […] Ah! ich fühle wohl […] ihm gefällt zu sehen, dass ich meine Kleinheit und meine Armut liebe, meine blinde Hoffnung auf seine Barmherzigkeit … Das ist mein einziger Schatz. […] O meine geliebte Schwester […] Verstehen Sie: Wenn man Jesus lieben, sein Opfer der Liebe sein will – je schwächer man ist, ohne Wünsche, ohne Tugenden, um so eher ist man geeignet für das Wirken dieser verzehrenden und umwandelnden Liebe. … Schon allein der Wunsch, Opfer zu sein, genügt. Aber man muss einwilligen, immer arm und kraftlos zu bleiben, und das ist schwer, denn: „Den Armen im Geiste, wo soll man ihn finden, man muss ihn weit suchen“, sagt der Psalmist … Er sagt nicht, man müsse ihn unter den großen Seelen suchen, sondern „weit“, d. h. in der Niedrigkeit, im Nichts … Ah! bleiben wir also weit weg von allem, was glänzt, lieben wir unsere Kleinheit, lieben wir es, nichts zu fühlen, dann werden wir arm sein im Geist, und Jesus kommt, uns zu holen, so weit wir auch entfernt sein mögen, und wandelt uns um zu Flammen der Liebe … O wie möchte ich Ihnen begreiflich machen, was ich fühle! … Das Vertrauen, und nichts als das Vertrauen muss uns zur Liebe führen … Führt die Furcht nicht zur Gerechtigkeit? … Da wir den Weg sehen, laufen wir miteinander. Ja, ich fühle es, Jesus will uns dieselben Gnaden gewähren, er will uns seinen Himmel umsonst schenken.

Montag, 2 November 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Liebe jeden mit echter, starker Nächstenliebe; Freundschaft dagegen schenke nur solchen, die mit dir Verbindung in wertvollen Dingen aufnehmen können […] Wenn ihr eure wissenschaftlichen Kenntnisse austauscht, so ist eure Freundschaft gewiss lobenswert; noch besser ist sie, wenn ihr einander zur Tugend der Klugheit, der taktvollen Mäßigung, der Stärke und Gerechtigkeit aneifert; wenn ihr einander aber die Liebe, die Frömmigkeit, die christliche Vollkommenheit vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine ausgezeichnete sein, weil sie von Gott kommt, weil sie auf Gott hinzielt, weil Gott ihr Band ist, weil sie ewig in Gott weiterleben wird. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel lieben wird, und zu lernen, einander auf dieser Welt so herzlich verbunden zu sein, wie wir es in der anderen ewig sein werden! Ich spreche hier nicht von der einfachen Nächstenliebe, die wir allen Menschen schulden, sondern von der geistlichen Freundschaft, in der zwei, drei oder mehr Seelen einander ihre Frömmigkeit mitteilen, ihre geistigen Empfindungen austauschen und eins werden im Geist. Mit Recht können diese glücklichen Menschen singen: „Wie schön und lieblich ist es, wenn Brüder einig zusammenleben!“ (Ps 133,1) […] Ich meine, dass jede andere Freundschaft im Vergleich damit nur ein Schatten ist […] Für solche […], die mitten unter Weltmenschen die wahre Tugend anstreben, ist es notwendig, sich untereinander durch eine heilige Freundschaft zu verbinden; dadurch ermuntern sie sich gegenseitig, helfen einander und tragen sich gleichsam gegenseitig zum guten Ziel […] Niemand kann leugnen, dass der Herr in besonders liebevoller Freundschaft den Heiligen Johannes, Lazarus, Marta, Magdalena zugetan war, da es die Heilige Schrift bezeugt (Joh 13,23; 11,5).

Sonntag, 1 November 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Freut euch also im Herrn zu jeder Zeit (vgl. Phil 4,4), geliebte Kinder. Freut euch, ich bitte euch, ihr Bürger des Himmels, die ihr noch im Exil auf der Erde seid, ihr Bewohner des himmlischen Jerusalems (vgl. Gal 4,26), die ihr aus den Angelegenheiten dieser Welt verbannt seid, ihr Erben des Himmelreichs, die als Enterbte keinen Anteil an den irdischen Freuden haben! Freut euch, die ihr voll Eifer auf der Reise seid, dass ihr im Namen des Gebotes Gottes das Exil und Misshandlungen auf fremder Erde ertragen müsst. Freut euch, ihr, die ihr in den Augen der Welt die Letzten, in Wirklichkeit aber die Herren unvorstellbarer Güter seid (vgl. Phil 4,7)! Freu dich, du von Gott vereinte edle Schar, an Seele und Herz zur Einheit zusammengefügt, beseelt von kindlicher und brüderlicher Liebe, irdische Abbilder der Engelsheere! […] Freut euch, ihr Arbeiter Gottes, […] und apostolische Männer! […] Freut euch, die ihr aneinander Freude habt und jeder sich den guten Ruf seines Bruders zu eigen macht, ihr, bei denen man weder Eifersucht noch Rivalität noch Neid findet, dafür aber Frieden, Liebe, Gemeinschaft. Wahrlich, ich sage nicht, dass wir nicht angegriffen werden – wer bekommt denn die Krone, wenn nicht derjenige, der streitet und kämpft, der Schläge und Wunden austeilt und einsteckt wie der Angreifer? –, sondern ich sage, dass wir uns nicht durch die Machenschaften Satans unterkriegen lassen. Ja, meine von Gott zusammengeführten Kinder, nährt euch von der Speise des Geistes und trinkt das vom Herrn gespendete Wasser! Wer in den Besitz dieses Wassers kommt, wird nie mehr Durst leiden, sondern es wird für ihn zur sprudelnden Quelle werden, deren Wassers ewiges Leben schenkt (vgl. Joh 4,14). […] Nur noch kurze Zeit, und der Sieg ist unser. Selig werden wir sein, selig werden auch die Orte, die Eltern und die Heimatländer genannt werden, aus denen ihr hervorgegangen seid (vgl. Lk 11,27–28).

Samstag, 31 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

O Demut, du herrliche Blume, ich sehe, dass dich nur wenige Seelen besitzen. Ob deshalb, weil du so schön und zugleich schwer zu gewinnen bist? Sicher beides. Gott Selbst findet Gefallen an ihr. Über einer demütigen Seele stehen die Schleusen des Himmels offen und ein Meer von Gnaden strömt auf sie nieder. Wie schön ist eine demütige Seele; aus ihrem Herzen steigt, wie aus einem Weihrauchgefäß, lieblicher Duft auf und dringt durch die Wolken bis hin zu Gott, um Sein Heiligstes Herz zu erfreuen. Einer solchen Seele versagt Gott nichts; sie ist allmächtig, sie beeinflusst das Schicksal der ganzen Welt. Gott erhebt sie bis zu Seinem Thron. Je mehr sie sich demütigt, um so mehr neigt sich Gott herab zu ihr. Er verfolgt sie mit Seinen Gnaden und begleitet sie jederzeit mit Seiner Allmacht. Solche Seelen sind mit Gott am tiefsten verbunden. O Demut, verwurzele dich tief in meinem ganzen Wesen. O reinste, aber auch demütigste Jungfrau, hilf mir, tiefe Demut zu erlangen. Ich kann verstehen, weshalb es so wenige Heilige gibt – es gibt wenige Seelen, die tiefe Demut haben.

Freitag, 30 Oktober 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Der Sabbat – der Abschluss der „sechs Tage“. Die Heilige Schrift sagt: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte“ – so „wurden Himmel und Erde vollendet“ – „und er ruhte am siebten Tag … Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig“ (Gen 2,1–3). Diese inspirierten Worte sind sehr aufschlussreich: In der Schöpfung hat Gott eine Grundlage und Gesetze gelegt, die bestehen bleiben (vgl. Hebr 4,3–4). Der Glaubende kann sich auf sie verlassen; sie sind ihm Zeichen und Gewähr der unerschütterlichen Treue, mit der Gott an seinem Bund festhält (vgl. Jer 31,35–37; 33,19–26). Der Mensch muss sich seinerseits treu an diese Grundlage halten und die Gesetze, die Gott in die Schöpfung eingeschrieben hat, achten. Die Schöpfung geschah im Hinblick auf den Sabbat und somit auf die Verehrung und Anbetung Gottes. Der Gottesdienst ist in die Schöpfungsordnung eingeschrieben (vgl. Gen 1,14). „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, sagt die Regel des hl. Benedikt, die uns so auf die richtige Ordnung der menschlichen Anliegen hinweist. Der Sabbat bildet im Gesetz Israels die Mitte. Die Gebote halten heißt der Weisheit und dem Willen Gottes entsprechen, die in seinem Schöpfungswerk zum Ausdruck kommen. Der achte Tag Für uns aber ist ein neuer Tag angebrochen: der Tag der Auferstehung Christi. Der siebte Tag vollendet die erste Schöpfung. Am achten Tag beginnt die Neuschöpfung. So gipfelt das Schöpfungswerk im noch größeren Werk der Erlösung. Die erste Schöpfung findet ihren Sinn und Höhepunkt in der Neuschöpfung in Christus, welche die erste an Glanz übertrifft (vgl. MR, Osternacht 24: Gebet nach der ersten Lesung).

Dienstag, 27 Oktober 2020 : Kommentar Sel. Charles de Foucauld

Wie gut bist du doch, mein Gott, dass du alle Völker zum Heil rufst. […] Und nicht nur alle Völker im Allgemeinen durch deine Apostel und ihre Nachfolger, sondern jeden Menschen im Besonderen und zu allen Zeiten, durch das unaufhörliche Wirken deiner Gnade! Und nicht nur zum Heil und zum Himmel, sondern auf „den ersten Platz“ im Himmel, da du ohne Unterlass durch deine Gnade „an die Tür jeder einzelnen Seele anklopfst“ und es auf jede Seele ankommt, die Gnade eines solchen Augenblicks anzunehmen. Bleibt die Seele treu, wird sie sofort danach eine größere Gnade erhalten und sehen, wie die Gnade wächst, wie sie von Augenblick zu Augenblick zunimmt und sich alsbald stark weiterentwickelt, vorausgesetzt, die Seele empfängt sie treu weiter. Bleiben wir der Gnade treu, mit Beharrlichkeit, egal, in welchem Augenblick unseres Lebens wir gerade stehen, und sie wird sich in kurzer Zeit in uns entwickeln wie das Senfkorn, das zu einem Baum wird, in dem sich die Vögel des Himmels ausruhen können, und wo durch die Gemeinschaft der Heiligen, durch ihre Verdienste, durch die Kraft ihrer Gebete und ihres Beispiels Gott große Ehre zuteilwird, nicht nur um seiner selbst willen sondern auch als Hilfe für die Heiligung vieler anderer. […] Oh mein Gott, welche Verheißung hast du für jeden von uns! Jede Seele kann eine Sonne werden, ein großer Baum, „der erste im Himmelreich“, jede Seele kann Ströme der Gnade erhalten; all das bietest du jeder und jedem von uns unaufhörlich an: Es genügt, der Gnade stets treu zu sein, egal in welchem Augenblick unseres Lebens wir stehen. Möge der jetzige Moment für mich dieser gesegnete Augenblick sein!

Montag, 26 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Paulus sagt: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen“ (Gal 6,14). Etwas Wunderbares war es, dass einer, der von Geburt aus blind war, im Teich Siloa das Augenlicht erhielt. Doch was ist der Eine gegen die Blinden der ganzen Welt? Etwas Großes, Übernatürliches war es, dass Lazarus, der schon den vierten Tag tot war, von den Toten auferstand. Doch nur an ihm hatte sich die Gnade geoffenbart. Was aber ist der eine Lazarus gegenüber denen, die auf dem Erdkreis durch ihre Sünden gestorben sind? Es war ein Wunder, dass fünf Brote zur Ernährung von fünftausend Mann ausreichten. Doch was sind diese fünftausend gegenüber denen, welche auf dem ganzen Erdkreis Hunger leiden, weil sie in Unwissenheit leben? Wunderbar war die Befreiung der Frau, welche achtzehn Jahre vom Satan gefesselt war. Aber was ist diese eine Frau gegenüber uns allen, welche wir von den Ketten unserer Sünden gefesselt sind? Der Siegeskranz des Kreuzes hat den geistig Blinden Licht gebracht, hat alle, die unter der Sünde darniederlagen, befreit und die ganze Menschenwelt erlöst. Wundere dich nicht, dass die ganze Welt erlöst wurde! Denn der, welcher für sie starb, war kein gewöhnlicher Mensch, sondern der eingeborene Sohn Gottes. Die Sünde eines einzigen Mannes, des Adam, vermochte der Welt den Tod zu bringen. Wenn aber durch den Fall des einen der Tod zur Herrschaft in der Welt kam, soll dann nicht noch mehr das Leben zur Herrschaft gelangen durch die gerechte Tat des Einen? (vgl. Röm 5,12ff.). Wenn seinerzeit die Stammeltern aus dem Paradies vertrieben wurden wegen des Holzes, von dem sie gegessen hatten, sollten nicht die Gläubigen jetzt leicht in das Paradies eintreten wegen des Holzes Jesu? Wenn der, welcher zuerst aus Erde gebildet worden war, allen den Tod gebracht hat, sollte dann nicht der, welcher ihn aus Erde gebildet hatte, ewiges Leben bringen, da er selbst das Leben ist?

Sonntag, 25 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Lasst uns alle aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzer Gesinnung, aus aller Kraft und Stärke, mit ganzem Verstand, mit allen Kräften, mit ganzer Anstrengung, mit ganzer Zuneigung, mit unserem ganzen Inneren, mit allen Wünschen und aller Willenskraft Gott den Herrn lieben, der uns allen den ganzen Leib, die ganze Seele und das ganze Leben geschenkt hat und schenkt; der uns erschaffen hat, erlöst hat und uns einzig durch sein Erbarmen retten wird, der uns Elenden und Armseligen, Üblen und Verweslichen, Undankbaren und Bösen alles Gute erwiesen hat und erweist. Nichts anderes wollen wir darum ersehnen, nichts anderes wollen, nichts anderes soll uns gefallen und erfreuen als unser Schöpfer und Erlöser und Retter, der allein wahre Gott, der ist die Fülle des Guten, alles Gute, das gesamte Gut, das wahre und höchste Gut, der allein gut ist, gnädig, milde, süß und freundlich, der allein heilig ist, gerecht, wahr und richtig, der allein gütig, uneigennützig, rein ist, von dem und durch den und in dem alle Vergebung, alle Gnade, alle Herrlichkeit für alle Büßenden und alle Gerechten herkommt, und das Glück für alle Seligen, die sich zusammen im Himmel erfreuen. Nichts also soll uns hindern, nichts trennen, nichts dazwischenkommen. Überall, an jedem Ort, zu jeder Stunde und zu jeder Zeit, täglich und unablässig wollen wir alle wahrhaft und demütig an ihn glauben und an ihm im Herzen festhalten und ihn lieben, ehren, anbeten, ihm dienen, ihn loben und benedeien, verherrlichen und hoch erheben, ihn preisen und ihm Dank erweisen, dem erhabensten und höchsten ewigen Gott, der Dreifaltigkeit und Einheit, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist […].

Samstag, 24 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Gegenstand unserer Angst sollte nicht die geringe Anzahl der Erwählten sein, sondern die Sünden, die uns daran hindern, zu dieser Zahl zu gehören. Ihr werdet nicht verurteilt, weil ihr getadelt wurdet, sondern weil ihr ein schlechtes Leben geführt habt. […] Furcht ist nötig, und zwar immer, aber eine Furcht, die Weisheit hervorbringt, und keine, die zum Erlahmen und zur Verzweiflung führt. Es ist so schwierig, den menschlichen Geist in rechter Mäßigung zu halten. Manchmal fürchten sich die Leute nicht genug, manchmal fürchten sie sich zu viel, und manchmal ist ihre Furcht fehl am Platz. In ihrer Verstiegenheit gehen sie so weit, dass sie fürchten, ihr Unglück komme von Gott, der doch die Quelle all ihrer Güter ist, der ihr Heil will. Alles, was er getan hat, konnte sie noch nicht davon überzeugen, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu retten. Und doch ist es ein Glaubensartikel, dass Gott uns alle retten will und dass wir uns alle retten können, wenn wir es nur wollen. Wir sehen die Türe zum Himmel, und wenn wir sie nicht sähen, wäre es unvernünftig von Gott, uns aufzufordern, einzutreten. Außerdem sehen wir sehr wohl, welche Menschen durch diese Tür eintreten, und was wir tun müssen, um hineinzukommen. An wem liegt es also, wenn wir nicht eintreten? An Gott oder an uns?

Freitag, 23 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Ist es nicht vielleicht ein „Zeichen der Zeit“, dass man heute in der Welt trotz der weitreichenden Säkularisierungsprozesse ein verbreitetes Bedürfnis nach Spiritualität verzeichnet, das größtenteils eben in einem erneuerten Gebetsbedürfnis zum Ausdruck kommt? Auch die anderen Religionen, die nunmehr in den alten Christianisierungsgebieten weit verbreitet sind, bieten ihre eigenen Antworten auf dieses Bedürfnis an und tun dies manchmal mit gewinnenden Methoden. Da uns die Gnade gegeben ist, an Christus zu glauben, den Offenbarer des Vaters und Retter der Welt, haben wir die Pflicht zu zeigen, in welche Tiefe die Beziehung zu ihm zu führen vermag. Die große mystische Tradition der Kirche im Osten wie im Westen hat diesbezüglich viel zu sagen. Sie zeigt, wie das Gebet Fortschritte machen kann. Als wahrer und eigentlicher Dialog der Liebe kann er die menschliche Person ganz zum Besitz des göttlichen Geliebten machen, auf den Anstoß des Heiligen Geistes hin bewegt und als Kind Gottes dem Herzen des Vaters überlassen. Dann macht man die lebendige Erfahrung der Verheißung Christi: „Wer mich liebt, wird von meinem himmlischen Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ (Joh 14,21). […] Ja, liebe Schwestern und Brüder, unsere christlichen Gemeinden müssen echte „Schulen“ des Gebets werden, wo die Begegnung mit Christus nicht nur im Flehen um Hilfe Ausdruck findet, sondern auch in Danksagung, Lob, Anbetung, Betrachtung, Zuhören, Leidenschaft der Gefühle bis hin zu einer richtigen „Liebschaft“ des Herzens. Ein intensives Gebet also, das jedoch nicht von der historischen Aufgabe ablenkt: Denn während es auf Grund seiner Natur das Herz der Gottesliebe öffnet, öffnet es dieses auch der Liebe zu den Brüdern und befähigt sie, die Geschichte nach Gottes Plan aufzubauen.

Donnerstag, 22 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Was auch immer wir tun werden, selbst wenn es eine mehr als heroische Tat wäre, die die Grundfesten allen Übels auf dieser Erde erschüttert, wird diese Tat nur in dem Maße von Wert sein, wie unser Wille mit dem Willen der Immaculata und durch sie mit dem Willen Gottes im Einklang steht … Es ist die Liebe in ihrer ganzen Tiefe (jenseits des Gefühls, obwohl dieses auch schön ist), die uns durch die Immaculata in Gott umgestalten muss, die uns verzehren und durch uns die Erde in Brand setzen und alles Böse in ihr vernichten und verbrennen muss. Dies ist das Feuer, von dem der Erlöser sagte: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49). Verzehrt von diesem Feuer der göttlichen Liebe (ich wiederhole: geht es hier nicht um süße Tränen oder Gefühle, sondern um den Willen, selbst inmitten von Ekel und Antipathie), werden wir die ganze Welt in Brand stecken! Liebe ruht nie, sondern breitet sich aus wie das Feuer, das alles verbrennt. Und wir – alle Menschen – müssen danach streben, von diesem Feuer der Liebe entflammt zu werden, und es in allen Seelen, die in der Welt sind und noch sein werden, brennen zu lassen. Das ist das Ideal, das wir anstreben müssen. Wir müssen uns an die Worte Jesu erinnern: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“ (Lk 12, 49). Wir unsererseits müssen alles tun, damit diese Liebe von Tag zu Tag stärker auflodert.

Mittwoch, 21 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“ (Mt 24,44). Darum befiehlt Jesus seinen Jüngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht erwartet, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und um Tugend bemüht seien. Er will sagen: Wüssten die Leute, wann sie sterben müssen, dann würden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen. Damit sie nun nicht bloß an jenem Tag eifrig wären, sondern jederzeit, so offenbart er ihnen weder im Allgemeinen noch im Besonderen den Tag, weil er will, dass sie denselben immer erwarten. Ebendarum hat er auch das Lebensende eines jeden einzelnen im Dunkel gelassen […] Deshalb verlangt der Herr von den Knechten zwei Dinge: Klugheit und Treue. Die Sünde hat nämlich ihre Quelle in der Einsichtslosigkeit. Treu heißt er ihn, weil er vom Eigentum des Herrn nichts veruntreut oder zweck- und planlos verwendet hatte, und klug, weil er die anvertrauten Güter in gebührender Weise zu verwalten wusste. Beides ist ja auch notwendig […] Siehst du, welche Folgen es hatte, dass jener Tag unbekannt blieb? „Der Herr lässt sich Zeit“, sagt der Knecht; dem möchte ich entgegnen: Nicht weil der Tag unbekannt war, handelte der Knecht so, sondern weil er selbst nichtsnutzig war. Warum kam denn der kluge und getreue Knecht nicht auf solche Gedanken? Wie, Elender, wenn der Herr auch säumt, erwartest du überhaupt, dass er kommt? Weshalb kümmerst du dich dann nicht darum? Wir lernen also daraus, dass der Herr auch nicht säumt. Der böse Knecht meinte es bloß so, aber der Herr hatte dies nicht gesagt […].

Dienstag, 20 Oktober 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Wenn man sich mit emsiger Treue den Gedanken an die Gegenwart Gottes zur Gewohnheit macht, bleibt die Flamme der Liebe immer erhalten; dann werden wir nicht nur, wie es der heilige Ordensvater [Benedikt] will, „rein von allem Fehl jederzeit über unser ganzes Tun und Lassen wachen“ (Reg. 4); es wird auch durchaus übernatürlich sein, unser ganzes Leben wird von himmlischer Klarheit durchleuchtet und einer Süßigkeit getragen sein, die „vom Vater der Lichter kommt“ (Jak 1,17) und die das Geheimnis all unserer Kraft und Freude ist. Diese Übung der Gegenwart Gottes bereitet die Seele vor für den Empfang Gottes. Es kommt vor, bei manchen Seelen ist es sogar häufig der Fall, dass sie trotz guten Willens eine wirkliche Schwierigkeit empfinden, zur bestimmten Zeit ihre Betrachtung zu machen. Übermüdung, Schläfrigkeit, ein kränklicher Zustand oder auch die Zerstreutheit verhindern jeden Erfolg. Das ist die Geistesdürre und Trockenheit. Möge die Seele dennoch treu ausharren und sich nach besten Kräften bemühen, beim Herrn zu verbleiben, wenn sie auch allen inneren Trostes und fühlbaren Eifers bar ist, gleichsam „ein Lasttier vor dem Herrn geworden, aber dennoch bei ihm“ (Ps 72(73),23 Vulg.). Dann wird Gott sich ihr zu anderer Zeit nahen. Von diesen Herablassungen des Herrn gilt, was die Schrift von seiner letzten Ankunft vor unserm Ende sagt: „Ihr wisset nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird“ (Mt 24,42). Wenn wir überall in der Zelle, in den Gängen, im Garten, im Speisesaal gesammelt vor Gott weilen, dann wird der Heiland kommen, die allerheiligste Dreifaltigkeit wird kommen; denn „wir werden zu ihm kommen“, sagt der Herr (Joh 14,23), mit einer Fülle von Licht, von jenem Lichte und jener Klarheit, die uns zu innerst durchdringen und nicht selten von entscheidendem Einfluss auf unser inneres Leben sind. […] Wir sollten daher durch unsere Sammlung den „Knechten ähnlich sein, die ihren Herrn erwarten“ (Lk 12,36); denn wenn der Herr uns bereit findet, dürfen wir „mit ihm“ (Mt 25,10) in den Festsaal eintreten.

Montag, 19 Oktober 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Manche Leute sagen vielleicht: „In soundso vielen Jahren werde ich dieses oder jenes tun und zu Ende führen“. Nun, wenn du so redest, ohne zu wissen, wie du den heutigen Tag verbringen wirst – meinst du nicht selbst, dass du dabei das Wort nicht beachtest, das sagt: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du zum Verderben deiner Seele angehäuft hast?“ (vgl. Lk 12,20; vgl. Apg 8,20). Lasst uns also die unauflösliche Einheit der Apostel mit dem Meister aller und unserem Gott nachahmen. Eilt darum eurem Heil entgegen, so, als ruhte der Blick des Herrn auf euch! Lasst uns gerne Kümmernisse auf uns nehmen, damit wir uns in Ewigkeit freuen können! Lasst uns doch, auch wenn es mühsam ist, den vorübergehenden Traum des gegenwärtigen Lebens annehmen, damit wir den endlosen Tag des Himmelreiches genießen können! Seht, Gott ruft euch, jetzt streckt er euch seine Hand entgegen, jetzt arbeitet der Heilige Geist mit euch, und jetzt stützt euch Jesus Christus, der Herr, mit seiner Rechten. Habt keine Angst! Der Teufel ist geschlagen, der Sieg ist unser, Christus ist auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr (vgl. Röm 6,9), die Kraft Belials ist gebrochen. Ihr seid kostbare und zarte Söhne, ihr bezieht euren sehr hohen Preis aus der Süße der Tugend, ihr seid reiner als Gold (vgl. Kgl 4,2; vgl. Offb 21,18.21), ihr strahlt heller als Diamanten, ihr gleicht jungen Bräuten, nach denen Gott sich sehnt, Söhnen des Himmels, der Bewunderung wert. Euer einziges Gut, eure einzige Heimat, das einzige Leben, das eurer Herkunft entspricht, ist Gott, der Herr aller, der Urheber der Schöpfung. Nur noch kurze Zeit, und wir haben gesiegt, nur noch kurze Zeit, und der Tod ist da. Möget ihr alle gerettet sein, fasst Mut im Herrn!

Sonntag, 18 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Die gute Ordnung der Welt hängt davon ab, wie treu jeder Einzelne die Pflichten seines Standes wahrnimmt. Alle Unordnungen entstehen aus der Nachlässigkeit, mit der man ihnen nachkommt. Wie schön wäre es in der Welt, wenn jeder Einzelne seine Standespflicht wahrnähme. Dies aber wird weitgehend versäumt, sogar von barmherzigen Menschen, und von denen manchmal mehr als von anderen. Man macht sich deshalb aber keinerlei Vorwürfe. […] Ein Mensch, der seinen Standespflichten nicht nachkommt, ist, egal was er auch tut, ein Missklang in der Harmonie der Welt. […] Wenn man einen Stand wählt, hat man nur dessen menschliche Vorteile im Blick, keineswegs die Verpflichtungen. Man kann diese Pflichten nicht verletzen, ohne seinem Nächsten zu schaden. Und weil Gott dessen Belange weit mehr am Herzen liegen als die eigenen, ist man auch viel gefährdeter, wenn man ihnen nicht nachkommt. […] Solche Unterlassungen können einem leicht unterlaufen. Man merkt sie kaum, und deshalb werden sie nur selten wiedergutgemacht. Dies sind Sünden, die man tut, indem man nichts tut. Es ist eine Sünde, die nicht in einer bösen Handlung besteht, und oft sogar die Folge eines guten Werkes ist. Wenn Sie Ihre Pflichten vernachlässigen, fügen Sie anderen und sich selbst Schaden zu: anderen, weil Sie nicht darauf achten, wenn diese dann auch ihre Pflichten nicht erfüllen, und sich selber, weil Sie Ihre eigenen nicht erfüllen.

Samstag, 17 Oktober 2020 : Kommentar Protokoll des Märtyriums des hl. Justin und seiner Begleiter

Die heiligen Männer wurden ergriffen und zu Rom vor den Stadtpräfekten Rustikus geführt. Als sie vor den Richterstuhl gestellt waren, sagte der Präfekt Rustikus zu Justinus: […] Mit welcher Gattung von Wissenschaft beschäftigst du dich? Justinus entgegnete: Ich bemühte mich, alle Systeme kennenzulernen; zuletzt habe ich mich den wahren Lehren der Christen hingegeben […] Der Präfekt Rustikus fragte: Welche Lehre ist das? Justinus antwortete: Die christliche Gottesverehrung besteht darin, dass wir an einen Gott glauben, der die ganze sichtbare und unsichtbare Schöpfung gemacht und hervorgebracht hat, und an den Herrn Jesus Christus, von dem die Propheten vorherverkündet haben, dass er dem Menschengeschlecht erscheinen werde als Herold des Heils und als Verkünder trefflicher Lehren. Ich, ein Mensch, bin zu schwach, solches auszusagen, was seiner unendlichen Gottheit würdig wäre, ich kenne aber eine prophetische Macht an; […] ich weiß, dass durch Eingebung Gottes die Propheten sein zukünftiges Verweilen unter den Menschen vorhergesagt haben. […] Der Präfekt Rustikus sagte: Sage: Wo kommt ihr zusammen oder wo versammelst du deine Schüler? Justinus entgegnete: Ich wohne in dieser ganzen Zeit oberhalb des Timothinischen Bades […]; wer mich da besuchen wollte, dem teilte ich die Lehren der Wahrheit mit. Rustikus sagte: Du bleibst also dabei, ein Christ zu sein? Justinus entgegnete: Ja, ich bin ein Christ. Der Präfekt Rustikus sagte zu Chariton: Nun sage mir: Bist du auch ein Christ? Chariton antwortete: Ich bin ein Christ nach Gottes Geheiß. […] Rustikus sagte zu Euelpistus: Wer bist denn du? Euelpistus, ein kaiserlicher Sklave, antwortete: Auch ich bin ein Christ; von Christus bin ich freigekauft und nehme an derselben Hoffnung teil durch die Gnade Christi. […] Der Präfekt Rustikus sagte: Hat Justinus euch zu Christen gemacht? Hieran antwortete: Ich war schon Christ und werde es immer sein. Päon, der dabei stand, sagte: Auch ich bin ein Christ. […] Euelpistus sagte: Die Reden des Justinus habe ich zwar mit Freuden gehört, aber Christ zu sein, habe auch ich von meinen Eltern gelernt. […] Der Präfekt Rustikus sagte zu Liberianus: Was sagst denn du? Bist du Christ und bist auch du gottlos? Liberianus antwortete: Auch ich bin Christ; ich bin gottesfürchtig und verehre den einen wahren Gott. Der Präfekt sagte zu Justinus: Höre, der du als gelehrt giltst und die wahre Wissenschaft zu haben vermeinst: Glaubst du, wenn du gegeißelt und enthauptet wirst, in den Himmel aufzusteigen? Justinus antwortete: Ich glaube, dass ich seiner Verheißungen teilhaftig werde, wenn ich dieses erleide; denn ich weiß, dass allen, die so leben, das göttliche Gnadengeschenk bis zum Ende des Weltalls bleiben werde. Der Präfekt Rustikus sagte: Du nimmst also an, du werdest in den Himmel aufsteigen, um einen Lohn zu erlangen? Justinus antwortete: Das nehme ich nicht an, sondern ich weiß es und bin ganz davon überzeugt.

Freitag, 16 Oktober 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnungen haben kann, aber im letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist (vgl. Eph 2,12). Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein – der Gott, der uns „bis ans Ende“, „bis zur Vollendung“ (vgl. Joh 13,1 und 19,30) geliebt hat und liebt. Wer von der Liebe berührt wird, fängt an zu ahnen, was dies eigentlich wäre: „Leben“. Er fängt an zu ahnen, was mit dem Hoffnungswort gemeint ist, das uns im Taufritus begegnete: Vom Glauben erwarte ich das „ewige Leben“ – das wirkliche Leben, das ganz und unbedroht, in seiner ganzen Fülle einfach Leben ist. Jesus, der von sich gesagt hat, er sei gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle, im Überfluss, haben (vgl. Joh 10,10), hat uns auch gedeutet, was dies heißt – „Leben“: „Das ist das ewige Leben: dich erkennen, den einzigen wahren Gott und den du gesandt hast, Jesus Christus“ (Joh 17,3). Leben im wahren Sinn hat man nicht in sich allein und nicht aus sich allein: Es ist eine Beziehung. Und das Leben in seiner Ganzheit ist Beziehung zu dem, der die Quelle des Lebens ist. Wenn wir mit dem in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben selber ist und die Liebe selber, dann sind wir im Leben. Dann „leben“ wir.

Dienstag, 13 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Gott ist in einem losgelösten Herzen zu finden, in der Stille des Gebetes, im Leiden als einem freiwilligen Opfer; in der Abgeschiedenheit von der Welt und ihren Kreaturen … Gott ist im Kreuz, und solange wir das Kreuz nicht lieben, werden wir ihn nicht sehen, ihn nicht wahrnehmen … Schweigt doch, ihr Menschen, die ihr ständig Lärm macht! O Herr, wie glücklich bin ich in meiner Zurückgezogenheit! Wie sehr liebe ich dich in meiner Einsamkeit! Wie gerne wollte ich dir schenken, was nicht mehr mein ist, weil ich dir schon alles gegeben habe. Bitte mich um etwas, Herr! … Aber was könnte ich dir geben? Meinen Leib hast du schon, er gehört dir; meine Seele, wonach sehnt sie sich denn, wenn nicht nach dir, damit du sie endlich zu dir nimmst? Mein Herz liegt Maria zu Füßen, es weint vor Liebe und will nichts anderes mehr als dich. Mein Wille … – will ich vielleicht etwas, Herr, was du nicht willst? Sag es mir; sag mir doch, Herr, was dein Wille ist, und ich werde meinem damit in Einklang bringen. Ich liebe alles, was du mir schickst und mir gibst: Gesundheit ebenso wie Krankheit, Hier-Sein wie Dort-Sein, dieses wie jenes. Mein Leben … – nimm es, Herr, wann immer du willst. Wie sollte ich so nicht glücklich sein? Wenn die Welt und die Menschen wüssten … Aber sie werden es nicht erfahren: Sie sind zu sehr mit ihren Interessen beschäftigt; ihre Herzen sind voll von Dingen, die nicht Gott sind. Die Welt lebt doch sehr auf ein irdisches Ziel hin. Die Menschen träumen von diesem Leben, in dem doch alles nichtig ist, und so können sie das wahre Glück – die Liebe Gottes – nicht finden. Es gelingt ihnen vielleicht, dieses Glück zu verstehen, aber um es empfinden zu können, gibt es nur sehr wenige, die sich selbst loslassen und das Kreuz Jesu auf sich nehmen … (vgl. Mt 16,24), selbst unter Ordensleuten … Herr, was lässt du mir alles zukommen! … Deine Weisheit weiß, was sie tut. Und ich … – bewahre mich in deiner Hand, lass nicht zu, dass mein Fuß ausgleitet, denn, ohne dich – wer käme mir zu Hilfe? Und „wenn du nicht das Haus baust …“ (vgl. Ps 127(126),1) O Herr, wie ich dich liebe! … Wie lange noch, Herr! …

Montag, 12 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Den schlechten Christen fehlt es an Glauben, und sie leugnen das auch gar nicht; aber sie meinen, sich damit entschuldigen zu können, dass ihnen die Grundlage fehle, um glauben zu können. Daher ist im Mund vieler Menschen nichts so häufig wie diese Rede: „Wenn ich ein Wunder gesehen hätte, wäre ich ein Heiliger“. – „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen“ (Mt 12,39). Die Bösen suchen Wunder. Am Erstaunlichsten daran ist: Obwohl sie mehrere gesehen haben, sich täglich solche vor ihren Augen abspielen, so dass sie sozusagen von Wundern umgeben sind, hören sie nicht auf, immer noch nach weiteren zu suchen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie wollten, nachdem sie schon Wunder auf der Erde gesehen hatten, auch noch welche am Himmel sehen. Aber weder durch die Totenerweckungen zu Lebzeiten des Erlösers [auf der Erde] noch durch die Sonnenfinsternis bei seinem Tod [am Himmel] wurden sie gläubig; ihr Neid wurde immer stärker, ihr Hass immer giftiger; beides steigerte sich bis zur Raserei –, ihr Unglaube jedoch wurde nicht geheilt. Und genauso wird es denen ergehen, die, während sie ein schlechtes Leben führen, Wunder erwarten, um glauben zu können: „Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (vgl. Lk 16,31). […] All die Schwierigkeiten, von denen sich die Ungläubigen aufhalten lassen, all die Widersprüche, die ihnen in den Dogmen des Glaubens begegnen, all die scheinbaren Ärgernisse, die sie in ihnen finden, alles was ihnen neu, überraschend, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Vernunft, unvorstellbar, unmöglich erscheint; all ihre Argumente, all ihre angeblichen Beweisführungen: All das – weit davon entfernt, mich zu erschüttern –, macht mich stärker, macht mich unerschütterlich in meiner Religion. […] Alle neuen Zweifel sind für mich lauter neue Gründe zu glauben.

Sonntag, 11 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Habt ihr begriffen, wer dieser König ist, der Vater eines Sohnes, der selbst König ist? Er ist es, von dem der Psalmist sagt: „Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten“ (Ps 72(71),1). […] „Er richtete seinem Sohn die Hochzeit aus.“ Der Vater feierte also die Hochzeit seines königlichen Sohnes, als er ihn im Geheimnis der Menschwerdung mit der Kirche vereinte. Und der Schoß der Jungfrau Maria war das Hochzeitsgemach dieses Bräutigams. Deshalb heißt es in einem anderen Psalm: „Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam“ (Ps 19(18),5–6). […] Er schickte also seine Diener, um seine Freunde zur Hochzeit einzuladen. Er schickte sie ein erstes und dann ein zweites Mal, d. h. zuerst die Propheten, dann die Apostel, um die Menschwerdung des Herrn zu verkünden. […] Durch die Propheten kündigte er die Menschwerdung seines Sohnes als zukünftiges Ereignis an, durch die Apostel predigte er sie, als sie sich erfüllt hatte. […] „Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden.“ Auf sein Feld gehen, das bedeutet, sich den irdischen Aufgaben ungehemmt hinzugeben; in seinen Laden gehen bedeutet, in den Angelegenheiten dieser Welt gierig auf Gewinn aus zu sein. Beide versäumen es, über das Geheimnis der Menschwerdung des Wortes – des Wortes Gottes – nachzudenken und ihr Leben danach auszurichten. […] Schlimmer noch: Einigen genügt es nicht, den Gunsterweis dessen in den Wind zu schlagen, der sie gerufen hat; sie verfolgen ihn auch noch. […] Der Herr aber wird bei der Hochzeitsfeier seines königlichen Sohnes die Plätze nicht unbesetzt lassen. Er schickt nach anderen Gästen aus; denn das Wort Gottes das vielen noch unbekannt ist, wird doch eines Tages Aufnahme finden. […] Ihr aber, Brüder, die ihr durch die Gnade Gottes bereits den Festsaal – also die heilige Kirche – betreten habt: Prüft euch sehr sorgfältig, damit der König bei seinem Eintreten nichts an dem Gewand eurer Seele findet, was tadelnswert ist.

Samstag, 10 Oktober 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Das Magnifikat [Mariens] — gleichsam ein Porträt ihrer Seele — ist ganz gewoben aus Fäden der Heiligen Schrift, aus den Fäden von Gottes Wort. So wird sichtbar, daß sie im Wort Gottes wirklich zu Hause ist, darin aus- und eingeht. Sie redet und denkt mit dem Wort Gottes; das Wort Gottes wird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommt vom Wort Gottes her. So ist auch sichtbar, daß ihre Gedanken Mitdenken mit Gottes Gedanken sind, daß ihr Wollen Mitwollen mit dem Willen Gottes ist. Weil sie zuinnerst von Gottes Wort durchdrungen war, konnte sie Mutter des fleischgewordenen Wortes werden. Endlich: Maria ist eine Liebende. Wie könnte es anders sein? Als Glaubende und im Glauben mit Gottes Gedanken denkend, mit Gottes Willen wollend kann sie nur eine Liebende sein. Wir ahnen es an den leisen Gebärden, von denen uns die Kindheitsgeschichten aus dem Evangelium erzählen. Wir sehen es in der Diskretion, mit der sie in Kana die Not der Brautleute wahrnimmt und zu Jesus trägt. Wir sehen es in der Demut, mit der sie die Zurückstellung in der Zeit des öffentlichen Lebens annimmt — wissend, daß der Sohn nun eine neue Familie gründen muß und daß die Stunde der Mutter erst wieder sein wird im Augenblick des Kreuzes, der ja die wahre Stunde Jesu ist (vgl. Joh 2,4; 13,1). Dann, wenn die Jünger geflohen sind, wird sie es sein, die unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19,25-27); und später, in der Stunde von Pfingsten, werden die Jünger sich um sie scharen in der Erwartung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1,14).

Freitag, 9 Oktober 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Meine Brüder, Väter und Kinder, das Wort meiner Wenigkeit soll euch nicht zur Last fallen! Glaubt mir bitte, dass meine dauernden Einmischungen der Liebe entspringen, die ich zu euch habe, und meiner drängenden Sorge um euch […] Reinigt den Weg der Gebote Gottes vor den Augen eurer Seele, macht ihn frei von Dornen und Hindernissen, […] bleibt auf dem geraden Weg und „ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (vgl. Mt 11,29). […] Haltet es für gut, meine Brüder, dass ihr eine Kampftruppe Christi seid, eine Armee, die Gott aufgestellt hat. Der Feind wird auf jede Weise zuschlagen; wenn ihr aber dicht beieinandersteht, wird er sich tatsächlich jedes Mal jammernd und protestierend zurückziehen: „Ich kann nirgendwo hingehen“ – so hat er einmal in einer Offenbarung zum seligen Makarius gesagt –, „alle stoßen mich weg“. Das wird er sagen, meine Kinder, und vielleicht euretwegen. Und er soll keinen finden, der sich nach dem Wind dreht, und immer bereit ist, ihm zu gehorchen. Ihr habt Christus, der euch führt, und seine Engel, die euch verteidigen und schützen. „Er lässt deinen Fuß nicht wanken, und nicht schlummern wird, der dich bewahrt. Siehe, weder schlummern noch schlafen wird, der Israel bewahrt“ (vgl. Ps 120(121),3–4 Vulg. u. LXX), so heißt es in der Heiligen Schrift. […] Man muss sich nach allen Seiten wappnen und sich an die Gesetze, Sitten und Regeln halten. Und Christus, unser Gott, „die Rechte des Höchsten“ (vgl. Ps 77(76),11), komme uns in allen Dingen zu Hilfe, leite uns, behüte uns, rette uns bis ans Ende unseres Lebens. Denn ihm gebührt die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Donnerstag, 8 Oktober 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Irgendwo steht geschrieben, dass der Vater denen Gutes geben wird, die ihn bitten (vgl. Mt 7,11). Und an anderer Stelle heißt es, dass er den Heiligen Geist denen geben wird, die ihn bitten (vgl. Lk 11,13). Diesen Worten entnehmen wir: Wer Gott anfleht und beim Gedanken an eine solche Hoffnung getröstet wird, der erhält nicht nur den Nachlass der Sünden, sondern auch das Geschenk himmlischer Gnaden. Denn nicht den Gerechten, sondern den Sündern verspricht der Herr diese Gaben. „Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk 11,13). Bitte also, ohne je darin nachzulassen, ohne je zu zögern, auch wenn du der letzte wärest, der ein tugendhaftes Leben führen könnte, auch wenn du noch so schwach, noch so ehrlos wärest: Du wirst Größtes erhalten. […] Kämpfe darum, das Licht, das in deinem Verstand leuchtet, ungetrübt zu bewahren. Wenn du anfängst, mit den Augen der Leidenschaft zu sehen, hüllt dich der Herr in Finsternis. Er löst das Seil vor dir (vgl. Ijob 30,11) und das Licht deiner Augen ist nicht mehr bei dir (vgl. Ps 37,11 LXX). Aber selbst wenn du in diesem Zustand wärest: Verliere nicht den Mut, gib nicht auf. Bete mit dem heiligen König David: „Sende dein Licht und deine Wahrheit“ zu mir, der ich traurig bin. „Du bist das Heil meines Angesichts, Gott“ (vgl. Ps 42,3.5 LXX). Denn „du wirst deinen Geist aussenden, und sie werden erschaffen werden, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern“ (Ps 103,30 LXX).

Mittwoch, 7 Oktober 2020 : Kommentar Evagrius Ponticus

Wenn du beten willst, brauchst du Gott, der dem Betenden das Gebet eingibt. Ruf ihn an und sprich: Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme (vgl. Mt 6,9–10), also der Heilige Geist und dein eingeborener Sohn. Denn das lehrte er, als er sagte, dass der Vater im Geist und in der Wahrheit angebetet werden soll (vgl. Joh 4,24). Wer im Geist und in der Wahrheit anbetet, verherrlicht den Schöpfer nicht mehr vonseiten der Geschöpfe, sondern vonseiten Gottes selbst preist er Gott. […] Der Heilige Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt, sucht uns auf, auch dann, wenn wir noch nicht gereinigt sind. Vorausgesetzt nur, dass er unseren Geist aufrichtig betend vorfindet, kommt er auf einmal über ihn und zerstreut die ganze Schar der Bedenken und Überlegungen, die ihn bedrängen, und bringt ihn dahin, das Beten im Heiligen Geist zu lieben. […] Sei dir bewusst, dass die heiligen Engel uns zum Gebet ermuntern und dann freudig und für uns betend an unserer Seite stehen. Sind wir aber nachlässig und fremden Gedanken zugetan, dann erzürnen wir sie sehr, denn während sie sich doch so stark für uns einsetzen, wollen wir Gott nicht einmal für uns selbst anflehen. Wenn wir ihre Dienste ausschlagen, wenden wir uns von Gott, ihrem Herrn, ab. Bete, wie es sich gehört und ungestört, sing die Psalmen aufmerksam und wohlklingend, dann wirst du sein wie das Adlerjunge, das in den Höhen schwebt.

Dienstag, 6 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich mit Gott auf Du und Du zu unterhalten, unverkrampft, mit Vertrauen und Liebe, wie mit dem liebsten und liebevollsten Freund, den Sie haben. […] Es wird von Ihnen nicht eine ständige Geistesanstrengung erwartet, sodass Sie Ihre Pflichten oder sogar Ihre Erholung vergessen. Das einzige, was von Ihnen verlangt wird, ist, dass Sie sich – ohne ihre Aufgaben zu vernachlässigen – Gott gegenüber so verhalten, wie Sie es unter den verschiedenen sich bietenden Umständen Menschen gegenüber tun, mit denen Sie in gegenseitiger Liebe verbunden sind. Ihr Gott ist immer bei Ihnen, ja sogar in Ihrem Innern: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Wer mit ihm sprechen möchte, muss nicht erst ins Vorzimmer, nein ganz im Gegenteil: Gott wünscht sich, dass Sie mit ihm ohne viel Zeremoniell umgehen. Reden Sie einfach mit ihm über Ihre Angelegenheiten, Ihre Pläne, Ihre Sorgen, Ihre Ängste, über alles, was Sie interessiert. Das Wichtigste ist, ich wiederhole, dass Sie es unbefangen und mit offenem Herzen tun. Gott spricht in der Tat kaum zu einer Seele, die nicht zu ihm spricht und die folglich nur schwer seine Stimme hören würde, da sie es nicht gewohnt ist, sich mit ihm zu unterhalten. […] Es stimmt, dass wir Gott immer den höchsten Respekt schulden; aber wenn er Sie mit seiner spürbaren Gegenwart beschenkt und Sie bittet, mit ihm wie mit dem besten Ihrer Freunde zu sprechen, dann lassen Sie Ihrem Herzen frei und vertrauensvoll Ihren Lauf.

Montag, 5 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

„Und wer ist mein Nächster?“ Als Antwort darauf stellt der Logos, das Wort Gottes, die ganze Geschichte der Barmherzigkeit in Form einer Erzählung dar: Er schildert den Abstieg des Menschen, den Hinterhalt der Räuber, den Verlust seines unvergänglichen Gewandes, die Wunden der Sünde, die Herrschaft des Todes über die Hälfte der Natur (die Seele selbst bleibt unsterblich), das fruchtlose Vorübergehen des Gesetzes – da weder Priester noch Levit die Wunden des Mannes, der Opfer der Räuber geworden war, versorgt haben. „Denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen“ (Hebr 10,4). Dazu war nur derjenige fähig, der sich mit der ganzen menschlichen Natur bekleidet hat, mit den Anfängen des Erdenstaubes, an dem alle Rassen Anteil hatten: Juden, Samariter, Griechen und die ganze Menschheit. Er war es, der sich mit seinem Leib, d. h. mit seinem Reittier, am Ort des Elends des Menschen befand; er versorgte seine Wunden, ließ ihn auf seinem eigenen Reittier ruhen und schenkte ihm seine Barmherzigkeit als Zufluchtsort, wo alle, die sich plagen und schwere Lasten tragen, Ruhe finden (vgl. Mt 11,28) […] „Wer in mir bleibt, in dem bleibe auch ich“ (vgl. Joh 6,56) […] Wer bei dieser Barmherzigkeit Christi seine Zuflucht sucht, erhält von ihm zwei Silbermünzen, von denen die eine bedeutet: Gott mit ganzer Seele lieben, die andere: den Nächsten lieben wie sich selbst – gemäß der Antwort des Schriftgelehrten (vgl. Mk 12,30–31). Aber da „vor Gott nicht die gerecht sind, die das Gesetz hören, sondern die, die das Gesetz tun“ (vgl. Röm 2,13), darf man diese beiden Silbermünzen nicht einfach nur annehmen […], sondern man muss auch durch seine Taten persönlich dazu beitragen, dass diese beiden Gebote erfüllt werden. Deshalb sagt der Herr zum Herbergsvater, er werde bei seinem Wiederkommen ihm alles zurückerstatten, was er für die Versorgung des Verwundeten aufgewendet habe.

Sonntag, 4 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Gott hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen“ (vgl. 2 Kor 5,18). Hier zeigt Paulus sowohl die Würde der Apostel, indem er auf die Größe der Sache, die in ihre Hände gelegt ist, hinweist als auch das Übermaß der Liebe Gottes. Denn selbst dann, als die Menschen den erschienenen Gesandten nicht hatten hören wollen, ergrimmte Gott nicht über die Menschen, noch überließ er sie ihrem Schicksal, sondern unablässig fährt er fort, teils selbst, teils durch andere zu mahnen. Wer kann über solch’ väterliche Liebe genügend staunen? Der Sohn, der zur Versöhnung gekommen war, wurde getötet, der echte, eingeborene Sohn; aber auch da wendet sich der Vater nicht von den Mördern ab noch spricht er: Ich habe zur Vermittlung meinen Sohn geschickt, aber statt auf ihn zu hören, haben sie ihn gekreuzigt und getötet; so ziemt es sich, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Im Gegenteil, der Vater hat, nachdem der Sohn die Erde verlassen hatte, uns die Sache übertragen. Denn es heißt: „Er hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete“ (vgl. 2 Kor 5,18–19). Siehst du eine Liebe, die jede Rede, jeden Verstand übersteigt? Wer ist es denn, der beleidigt worden war? Gott selbst. Und wer ist zuerst zur Versöhnung gekommen? Wieder Gott selbst. […] Hätte Gott uns für die Sünden zur Rechenschaft ziehen wollen, so wären wir alle verloren; denn alle waren gestorben. Aber trotz der Zahl und Größe der Sünden hat Gott sich – anstatt der Bestrafung – sogar mit uns versöhnt; er hat die Sünden nicht bloß erlassen, sondern gar nicht angerechnet. So müssen denn auch wir den Feinden vergeben, damit wir ebenfalls der gleichen Vergebung teilhaftig werden. „Er hat uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen.“

Samstag, 3 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die christliche Freude ist ihrem Wesen nach innere Teilhabe an der unergründlichen, zugleich göttlichen und menschlichen Freude im Herzen des verherrlichten Herrn, Jesus Christus […] Betrachten wir nun ein wenig die Person Jesu im Verlauf seines irdischen Lebens. Er hat in seiner Menschheit unsere Freuden erfahren. Er hat offenbar eine breite Skala menschlicher Freuden kennengelernt, geschätzt und geteilt, einfache tägliche Freuden, wie sie jedem zugänglich sind. Die Tiefe seines Innenlebens hat keineswegs seinen Blick für das Konkrete abgestumpft, nicht seine Empfindungsfähigkeit beeinträchtigt. Er bewundert die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes. In ihm wiederholt sich auf unmittelbare Weise der Blick Gottes auf die Schöpfung am Morgenrot der Geschichte. Gern hebt er die Freude des Sämanns und des Schnitters hervor, die Freude des Mannes, der einen verborgenen Schatz findet, die des Hirten, der sein Schaf, oder die der Frau, die ihr verlorenes Geldstück wiederfindet, die Freude der zum Fest geladenen Gäste, die Freude bei einer Hochzeit, die Freude des Vaters, der seinen Sohn, von einem Leben der Verschwendung endlich heimgekehrt, aufnimmt, und die der Frau, die ein Kind zur Welt bringt. Diese menschlichen Freuden sind für Jesus von solch hoher Bedeutung, da sie für ihn die Zeichen der geistlichen Freuden des Reiches Gottes sind: Freude jener Menschen, die in dieses Reich eintreten, dorthin zurückkehren oder dort arbeiten; Freude des Vaters, der sie empfängt. Auch Jesus selbst zeigt seinerseits Genugtuung und Zärtlichkeit, als er Kindern begegnet, die zu ihm kommen wollen, als er einen reichen Jüngling trifft, der gewissenhaft und bestrebt ist, noch mehr zu tun; als er zu Freunden kommt, die ihm ihr Haus öffnen wie Martha, Maria und Lazarus. Eine Freude ist es für ihn vor allem, wenn er erlebt, dass man das Wort aufnimmt, seine Reichtümer opfert, dass eine Sünderin oder ein Zöllner wie Zachäus sich bekehrt, dass eine Witwe sich trotz ihrer Not zum Geben entschließt. Er jubelt vor Freude, als er feststellt, dass den Kleinen und Demütigen die Botschaft vom Reich geoffenbart wird, während sie den Weisen und Klugen verborgen bleibt (vgl. Lk 10,21).

Freitag, 2 Oktober 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. […] Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi – „Ehre sei Gott …“ (Lk 2,14) – klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalter (vgl. Mt 1,20; 2,13.19), dienen ihm in der Wüste (vgl. Mk,12; Mt 4,11), stärken ihn in der Todesangst (vgl. Lk 22,43), und sie hätten ihn auch […] aus der Hand der Feinde retten können (vgl. Mt 26,53). Die Engel sind es auch, die „evangelisieren“ (Lk 2, 10), indem sie die frohe Botschaft der Menschwerdung (vgl. Lk 2,8–14) und der Auferstehung (vgl. Mk 16,5–7) Christi verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen (vgl. Apg 1,10–11), werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen (vgl. Mt 13,41; 25,31; Lk 12,8–9). Bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der Kirche zugute (vgl. Apg 5,18–20; 8,26–29; 10,3–8; 12,6–11; 27,23–25). In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten (vgl. MR, „Sanctus“); sie bittet um deren Beistand (so im „Supplices te rogamus …“ des römischen Hochgebetes, im „In paradisum deducant te angeli …“ der Bestattungsliturgie und auch im „Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus) und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen Michael, Gabriel und Raphael und der heiligen Schutzengel). Von der Kindheit an (vgl. Mt 18,10) bis zum Tod (vgl. Lk 16,22) umgeben die Engel mit ihrer Hut (vgl. Ps 34,8; 91,10–13) und Fürbitte das Leben des Menschen (vgl. Ijob 33,23–24; Sach 1,12; Tob 12,12). „Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (Basilius, Eun. 3,1). Schon auf dieser Erde hat das christliche Leben im Glauben an der glückseligen Gemeinschaft der in Gott vereinten Engel und Menschen teil. ********** „Hymnus der Cherubim“ aus der Göttlichen Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus (© Joachim Schäfer: Artikel Göttliche Liturgie unseres heiligen Vaters Johannes „Chrysostomus“, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon) „Die wir die Cherubim im Mysterium abbilden und der lebenschaffenden Dreiheit den Hymnus des Dreimalheilig singen, lasst uns nun ablegen alle irdischen Sorgen, damit wir empfangen den König des Alls, der unsichtbar geleitet wird von den Ordnungen der Engel. Alleluïa, Alleluïa, Alleluïa.“

Mittwoch, 30 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Du Aufheiterung meines Geistes, du Lob meines Herzens und meines Mundes, mein Jesus, dir werde ich folgen, wohin immer du gehst. Weil du mein Herz dir erworben und als dein Eigentum in Besitz genommen hast, so kannst du mir in Ewigkeit nicht mehr weggenommen werden. […] „Das sind die Menschen, die den Herrn suchen; die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs“ (Ps 24,6). […] Lass mich, Jesus, mein Glück, eingeschrieben und hinzugezählt werden zum Geschlecht derer, die dich kennen, Gott Israels; zum Geschlecht derer, die dein Angesicht suchen, Gott Jakobs; zum Geschlecht derer, die dich lieben, Gott Zebaoth. Ja, dass ich mit reinen Händen und reinem Herzen Segen und Barmherzigkeit von dir empfange, Gott, du mein Heil. […] Lamm Gottes, halte auf dem Weg, den ich wandle, meine rechte Hand, damit ich nicht ermatte. Lamm Gottes, lass mich mit deiner Hilfe treu erfüllen, was ich hier in deinem Namen begonnen habe. Lamm Gottes, meine Sünden sollen mich nicht hindern, dein Erbarmen möge mich vielmehr in all diesem fördern. Christus, höre mich, und erfreue mich in der Todesstunde mit deinem Heil.

Dienstag, 29 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Das Apostolische Credo bekennt, dass Gott „der Schöpfer des Himmels und der Erde“ ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: „der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. […] Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich „Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung. Der hl. Augustinus sagt: „‚Engel‘ bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel“ (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie „beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist“ (Mt 18,10), sind sie „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“ (Ps 103,20). Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale (vgl. Pius XII.: DS 3891) und unsterbliche (vgl. Lk 20,36) Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Der Glanz ihrer Herrlichkeit zeugt davon (vgl. Dtn 10,9–12). Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm“ (Mt 25,31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ (Hebr 1,14). Sie sind da, seit der Welterschaffung (vgl. Ijob 38,7, wo die Engel „Gottessöhne“ genannt werden) und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil in und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen.

Sonntag, 27 September 2020 : Kommentar Isaak von Stella

Brüder, es ist an der Zeit, dass jeder von uns für seinen Teil den Ort seiner Sünde verlässt. Verlassen wir Babylon, um Gott, unserem Retter, zu begegnen, wie uns der Prophet mahnt: „Mach dich bereit, Israel, deinem Gott gegenüberzutreten, denn er kommt!“ (vgl. Am 4,12). Verlassen wir die Abgründe unserer Sünde, und brechen wir willig auf zum Herrn, der gekommen ist „in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht“ (Röm 8,3). Nehmen wir Abstand vom Willen zu sündigen und gehen wir daran, Buße zu tun für unsere Sünden. Dann werden wir Christus finden: Er selbst hat die Sünde, die er absolut nicht begangen hat, gebüßt. Dann wird derjenige, der die Büßer rettet, uns das Heil schenken: „Er hat Erbarmen mit denen, die sich bekehren“ (vgl. Sir 17,29). Nun werdet ihr mir sagen: […] „Wer kann denn von sich aus der Sünde entkommen?“ Ja, in Wahrheit ist die größte Sünde die Liebe zur Sünde, das Verlangen zu sündigen. Weise dieses Verlangen also von dir, […] hasse die Sünde, und schon bist du ihr entkommen. Wenn du die Sünde hasst, bist du Christus dort begegnet, wo er ist. Dem, der die Sünde hasst, […] vergibt Christus den Fehler, in der Erwartung, dass wir unsere schlechten Gewohnheiten mit der Wurzel ausreißen. Aber ihr sagt nun, dass euch sogar dies zu schwer fällt, und dass es dem Menschen ohne die Gnade Gottes nicht möglich ist, seine Sünde zu hassen und das rechte Verhalten zu wünschen: „Sie alle sollen dem Herrn danken für seine Huld, für sein wunderbares Tun an den Menschen“ (Ps 107(106),8). […] O Herr, dessen Hand mächtig ist; komm, allmächtiger Jesus, und befreie meinen Verstand, der vom Dämon der Unwissenheit gefangengehaltenen wird, entreiße meinen kranken Willen der Pest seiner Begierlichkeit. Setze meine Fähigkeiten frei, damit ich mit Entschiedenheit handeln kann – wie ich es mit von ganzem Herzen wünsche.

Samstag, 26 September 2020 : Kommentar Origenes

Freilich geht das von allen seinen Wundern und seiner ganzen Hoheit am weitesten über die Bewunderung des menschlichen Geistes und über die schwachen Begriffe des Sterblichen hinaus, dass jene herrliche Gottesmacht, das Wort des Vaters und die Weisheit selbst, in welcher alles, Sichtbares und Unsichtbares geschaffen ist, in der Begrenzung des Mannes, der in Galiläa aufstand, begriffen sein soll: noch mehr, dass die göttliche Weisheit den Schoß einer Frau nicht verschmähte, als Kind geboren wurde und wie andere Menschenkinder wimmerte: dass ebendieser im Todeskampf heftig erschüttert war, wie er selbst bekennt mit den Worten: meine Seele ist betrübt bis in den Tod; dass er zum schmachvollsten Tod, den es unter Menschen gibt, geführt wurde, obgleich er am dritten Tage auferstand […] Die Wahrheit davon menschlichen Ohren vernehmlich zu machen, übersteigt freilich das Maß meines Verdienstes, oder meines Geistes und meiner Beredsamkeit weit; ich glaube sogar […], dass die Erklärung jenes Geheimnisses selbst für die ganze höhere Geisterwelt zu hoch ist.

Freitag, 25 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Gott ist souverän Herr über seinen Ratschluss. Aber um ihn auszuführen, bedient er sich auch der Mitwirkung der Geschöpfe. Das ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern der Größe und Güte Gottes. Denn Gott gibt seinen Geschöpfen nicht nur das Dasein, sondern auch die Würde, selbst zu handeln, Ursache und Ursprung voneinander zu sein und so an der Ausführung seines Ratschlusses mitzuarbeiten. Den Menschen gewährt Gott sogar die Möglichkeit, in Freiheit an seiner Vorsehung teilzunehmen, indem er ihnen die Verantwortung anvertraut, sich die Erde zu „unterwerfen“ und über sie zu herrschen (vgl. Gen 1,26–28). Gott ermöglicht so den Menschen, vernünftige, freie Ursachen zu sein, um das Schöpfungswerk zu vervollständigen und zu ihrem und der Mitmenschen Wohl seine Harmonie zu vervollkommnen. Die Menschen sind oft unbewusst Mitarbeiter Gottes, können jedoch auch bewusst auf den göttlichen Plan eingehen durch ihre Taten, ihre Gebete, aber auch durch ihre Leiden (vgl. Kol 1,24). Dadurch werden sie voll und ganz „Mitarbeiter Gottes“ (1 Kor 3,9; 1 Thess 3,2) und seines Reiches (vgl. Kol 4,11). Vom Glauben an Gott den Schöpfer lässt sich somit die Wahrheit nicht trennen, dass in jedem Tun seiner Geschöpfe Gott tätig ist. Er ist die Erstursache, die in und durch die Zweitursachen wirkt. „Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13; vgl. 1 Kor 12,6).

Donnerstag, 24 September 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Wir bitten beharrlich und inständig, dass der Schöpfer des Weltalls die abgezählte Zahl seiner Auserwählten auf der ganzen Welt unversehrt erhalten wolle durch seinen geliebten Sohn Jesus Christus. Durch den er uns berufen hat von der Finsternis zum Licht, von der Unwissenheit zur Erkenntnis der Herrlichkeit seines Namens, auf dass wir hoffen auf Deinen Namen, der aller Schöpfung den Anfang gab. Da Du uns geöffnet hast die Augen unseres Herzens, damit wir Dich erkennen, den einzigen „Höchsten in der Höhe, den Heiligen, der im Heiligtume ruht“. „Dich, der Du den Stolz der Prahler demütigst“, „die Pläne der Heiden vereitelst“, „die Demütigen erhöhst und die Hohen erniedrigst“, „der Du reich machst und arm“, „tötest und rettest und Leben weckst“. „Dich, den einzigen Wohltäter der Geister und den Gott alles Fleisches“, „der Du hineinsiehst in die Unterwelt“, schaust auf die Werke der Menschen, den Helfer in Gefahr, „den Retter in der Verzweiflung“, den Schöpfer und Aufseher jeglichen Geistes […] Wir bitten Dich, Herr, Du mögest unser „Helfer und Beistand“ sein. Unsere Bedrängten errette, mit den Bedrückten habe Erbarmen, die Gefallenen richte auf. Den Betenden zeige Dich, die Kranken heile, die Irrenden aus Deinem Volke führe den rechten Weg; gib Nahrung den Hungernden, befreie unsere Gefangenen, richte auf die Schwachen, tröste die Kleinmütigen; „erkennen sollen Dich alle Völker, dass Du bist der einzige Gott“ und Jesus Christus Dein Sohn und „wir Dein Volk und die Schafe Deiner Weide“.

Sonntag, 20 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Somit ist in jeder Hinsicht klar, dass das Gleichnis erzählt wurde, sowohl für jene, welche in früher Jugend, als auch für jene, welche im hohen Alter und spät erst sich der Tugend zuwenden; für jene, damit sie nicht etwa voll Hochmut die verachten, welche um die elfte Stunde kommen, für diese, um sie zu lehren, dass man auch in kurzer Zeit alles erreichen könne. Da nämlich der Herr von Dingen redete, die großen Eifer erfordern, vom Hingeben des Vermögens und der Verachtung alles Besitzes und dazu gehört viel Hochherzigkeit und jugendliches Feuer, so suchte er in ihnen die Flamme der Liebe zu entfachen und ihre Bereitwilligkeit zu wecken durch den Hinweis, dass auch die spät Ankommenden den Lohn des ganzen Tages verdienen können. Indes sprach er das nicht so offen aus, damit sie sich nicht etwas einbildeten, sondern führt vielmehr alles auf seine freie Güte zurück und zeigt, dass sie es ihr zu danken haben, wenn sie nicht vom Lohne ausgeschlossen, sondern im Gegenteil eine unbeschreibliche Seligkeit genießen werden. […] Und in allen seinen Gleichnissen, z.B. von den Jungfrauen, vom Netze, von den Dornen, von unfruchtbaren Bäumen, verlangt er ein tugendhaftes Leben. […] Vom Leben […] spricht er oft, ja eigentlich immer, denn ein tugendhaftes Leben erfordert einen beständigen Kampf, also auch Mühe.

Samstag, 19 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages erwog sie den Reichtum der mannigfachen Gnaden, welche die überströmende Güte Gottes ihr eingegossen, weil sie unzählige Geschenke Gottes nachlässig vergeudet und nicht die geringste Frucht davon gebracht habe, weder in sich selbst durch Genuss oder Danksagung noch in andern, die sie, wenn es ihnen bekannt gewesen wäre, hätte erbauen oder in göttlicher Erkenntnis fördern können. Hierüber wurde sie durch folgende Erleuchtung getröstet: Zuweilen ergießt der Herr seine Gnadengaben auf die Auserwählten nicht in der Art, dass er von jeder einzelnen würdige Früchte verlangt, weil die menschliche Gebrechlichkeit dies oftmals verhindert. Seine überfließende Freigebigkeit vielmehr, die sich nicht mäßigen kann, obgleich sie weiß, dass der Mensch sich nicht in allem Einzelnen zu üben vermag, vermehrt beständig die Fülle der Gnaden, um dem Menschen hierdurch in Zukunft eine Fülle von Seligkeit zueignen zu können. Solches betrachten wir für gewöhnlich auch bei irdischen Geschenken, die man hin und wieder einem kleinen Kind macht, ohne dass es um den Nutzen des Geschenkes weiß, damit es ihn aber später als Erwachsenen mit Gütern überschütte. Ebenso ist es, wenn unser Herr in diesem Leben seinen Auserwählten Gnade verleiht: Er bereitet und sichert ihnen Geschenke, deren ewiger Genuss sie im Himmel selig machen wird.

Freitag, 18 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Jesus wählte zwar, das wissen wir, unter seinen Jüngern zwölf Männer als Väter des neuen Israel aus, weil er sie „bei sich haben und [sie] dann aussenden wollte, damit sie predigten“ (Mk 3,14–15). Das ist eine offenkundige Tatsache, aber außer den Zwölf, Säulen der Kirche, Väter des neuen Gottesvolkes, werden in die Schar der Jünger auch viele Frauen gewählt. Ich kann nur ganz kurz auf jene Frauen hinweisen, die auf dem Weg Jesu selbst anzutreffen sind, angefangen bei der Prophetin Anna (vgl. Lk 2,36–38) bis hin zur Samariterin (vgl. Joh 4,1–39), zu der Syro-Phönizierin (vgl. Mk 7,24–30), zu der Frau, die an Blutfluss litt (vgl. Mt 9,20–22), und zu der Sünderin, der vergeben wird (vgl. Lk 7,36–50). Ich gehe auch nicht näher auf die weiblichen Hauptfiguren einiger eindrucksvoller Gleichnisse ein, zum Beispiel auf die Frau, die Brot bäckt (vgl. Mt 13,33), auf die Frau, die die Drachme verliert (vgl. Lk 15,8–10), auf die Witwe, die den Richter immer wieder aufsuchte (vgl. Lk 18,1–8). Bedeutsamer für unser Thema sind jene Frauen, die im Rahmen der Sendung Jesu eine aktive Rolle gespielt haben. An erster Stelle denken wir dabei natürlich an die Jungfrau Maria, die durch ihren Glauben und durch ihr Muttersein in einzigartiger Weise an unserer Erlösung mitgewirkt hat, so dass Elisabet sie sogar „Gesegnete unter den Frauen“ (Lk 1,42) nennen konnte und hinzufügte: „Selig ist die, die geglaubt hat“ (Lk 1,45). Maria ist zur Jüngerin des Sohnes geworden, sie zeigte in Kana ihr vollkommenes Vertrauen in ihn (vgl. Joh 2,5) und folgte ihm bis unter das Kreuz, wo sie von ihm einen Auftrag erhielt, nämlich Mutter zu sein für alle seine Jünger aller Zeiten, dort verkörpert von Johannes (vgl. Joh 19,25–27). Dann gibt es verschiedene Frauen, die in unmittelbarer Umgebung der Gestalt Jesu verschiedene verantwortungsvolle Funktionen wahrnahmen. Ein beredtes Beispiel dafür sind die Frauen, die Jesus folgten, um ihn mit ihrem Besitz zu unterstützen, und von denen uns Lukas einige Namen überliefert: Maria Magdalene, Johanna, Susanna und „viele andere“ (vgl. Lk 8,2–3). Dann informieren uns die Evangelien darüber, dass die Frauen, im Unterschied zu den Zwölf, Jesus in der Stunde seines Leidens nicht verlassen haben (vgl. Mt 27,56.61; Mk 15,40). Unter ihnen sticht besonders Magdalene hervor, die nicht nur bei seinem Leiden und Sterben zugegen war, sondern dann auch die erste Zeugin und Verkünderin des Auferstandenen war (vgl. Joh 20,1.11–18). Gerade dieser Maria von Magdala behält der hl. Thomas von Aquin die einzigartige Bezeichnung „Apostolin der Apostel“ („apostola apostolorum“) vor und widmet ihr diesen schönen Kommentar: „So wie eine Frau dem ersten Menschen Worte des Todes verkündet hatte, so verkündete als erste eine Frau den Aposteln Worte des Lebens“ (Super Ioannem, ed. Cai, § 2519).

Donnerstag, 17 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Gertrud erkannte: Wer sich Gott anempfiehlt, indem er ihn um Bewahrung vor der Sünde bittet, den wird, falls er auch nach dem verborgenen Ratschluss Gottes vor den Menschen in irgendeinem Stück schwer zu fehlen scheint, dennoch die Gnade Gottes wie ein Stab stützen und er kann zu jeder Zeit viel leichter zurückkehren […] Einmal stellte sie sich vor den Herrn und begehrte seinen Segen. Nachdem sie diesen erlangt hatte, schien auch der Herr von ihr Segnung zu verlangen. Hieraus erkannte sie, dass der Mensch den Herrn dann segnet oder lobpreist, wenn er in Gedanken Reue erweckt, dass er seinen Schöpfer jemals beleidigt hat, und dessen Hilfe anfleht, um künftig die Sünden zu meiden. Auf diese Lobpreisung neigt der Herr der Himmel voll Huld sich tief herab und zeigt, dieselbe werde ihm so wohlgefällig sein, als wenn seine ganze Seligkeit hierdurch vervollkommnet würde […] Ein andermal sagte sie wegen der Schwierigkeit eines Werkes zu Gott dem Vater: „O Herr! ich opfere dir dieses Werk auf durch deinen eingeborenen Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes zur ewigen Verherrlichung.“ Als Wirkung dieses Wortes erkannte sie, dass durch eine solche Absicht alles, was aufgeopfert wird, über menschliche Schätzung wunderbar geadelt wird. Gleichwie nämlich grün erscheint, was durch grünes Glas, und rot, was durch rotes gesehen wird: So ist alles, was durch seinen eingeborenen Sohn ihm dargebracht wird, Gott dem Vater überaus angenehm und wohlgefällig.

Mittwoch, 16 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet – das am meisten überraschende Attribut des Schöpfers und des Erlösers – und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, welche sie hütet und aus denen sie austeilt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der ständigen Betrachtung des Wortes Gottes zu und vor allem der bewussten, mit innerer Reife vollzogenen Feier der Eucharistie und des Sakraments der Buße oder Versöhnung. Die Eucharistie nähert uns ja immer mehr jener Liebe, die mächtiger ist als der Tod: „Sooft wir von diesem Brot essen und aus diesem Kelch trinken“, verkünden wir nicht nur den Tod des Erlösers, sondern auch seine Auferstehung, „bis er kommt“ in Herrlichkeit. Die gleiche Eucharistiefeier, die zum Gedächtnis dessen gefeiert wird, der uns in seiner messianischen Sendung durch sein Wort und sein Kreuz den Vater geoffenbart hat, beweist die unerschöpfliche Liebe, durch die er immer danach strebt, sich mit uns zu verbinden und mit uns eins zu werden, indem er allen Menschenherzen entgegenkommt. Das Sakrament der Buße oder Versöhnung ebnet dabei den Weg zu jedem Menschen selbst dann, wenn er mit schwerer Schuld beladen ist. In diesem Sakrament kann jeder Mensch auf einzigartige Weise das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe, die mächtiger ist als die Sünde.

Dienstag, 15 September 2020 : Kommentar Ludwig-Maria Gringnion de Montfort

Die wahre Andacht zu Maria ist weiterhin ein leichter, kurzer, vollkommener und sicherer Weg, um zur Vereinigung mit Gott zu gelangen, worin die Vollkommenheit des Christen besteht. Jesus Christus selbst hat diesen Weg gebahnt, als er zu uns kam, und auf ihm gibt es kein Hindernis, das uns den Zugang zu ihm versperren oder uns aufhalten könnte. Man kann gewiss auch auf anderen Wegen zur Vereinigung mit Gott gelangen. Aber auf ihnen werden viel mehr Kreuze stehen, weit schwerere Opfer verlangt werden und viel größere Schwierigkeiten zu überwinden sein. Auf diesen Wegen muss man über schroffe Felsen, spitzige Dornen, durch entsetzliche Wüsten und finstere Nächte wandeln, schwere Kämpfe und schreckliche Todesängste bestehen. Auf dem Wege Mariä wandelt man angenehmer und ruhiger. Man muss gewiss auch dort noch schwere Kämpfe durchmachen und große Schwierigkeiten überwinden. Aber diese gute Mutter und Herrin hält sich stets in nächster Nähe ihrer treuen Diener auf, um sie in ihren Finsternissen zu erleuchten, in ihren Zweifeln aufzuklären, in ihren Beängstigungen zu stärken und in ihren Kämpfen und Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten, sodass dieser jungfräuliche Weg im Vergleich zu den anderen, in Wahrheit ein Weg von Rosen und Honig ist.

Montag, 14 September 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

[Gertrud empfing einmal] folgende Unterweisung: Wenn der Mensch sich zu einem Kruzifix hinwendet, so denke er in seinem Herzen, er höre den Herrn Jesus mit freundlicher Stimme also zu ihm reden: „Sieh, wie ich aus Liebe zu dir am Kreuz hing, nackt und verachtet, am ganzen Körper verwundet und an allen Gliedern ausgespannt! Und noch ist mein Herz von solcher Liebesglut gegen dich entzündet, dass, wenn du anders nicht gerettet werden könntest, ich für dich allein alles ertragen möchte, was ich jemals nach deiner Schätzung für die ganze Welt könnte erduldet haben.“ Durch solche Betrachtung wecke der Mensch sein Herz zur Dankbarkeit auf, weil es wahrhaftig niemals ohne die Gnade Gottes geschieht, dass jemand den Gekreuzigten sieht. […] Als sie ein andermal ihren Geist mit dem Leiden des Herrn beschäftigte, erkannte sie, dass Gebete oder Lesungen, die dasselbe zum Gegenstand haben, von unendlich größerer Kraft sind, als andere Übungen. Denn gleichwie es unmöglich ist, dass jemand Mehl trage, ohne Mehlstaub an sich zu ziehen, so kann niemand andächtig an das Leiden des Herrn denken, ohne irgendeine Frucht davon zu empfangen. Ja, liest jemand auch nur etwas darüber, so bereitet er wenigstens seine Seele zum Empfang irgendeiner Gnade vor und oftmaliges Gedenken daran bringt größeren Gewinn als viele andere fromme Absichten. Bestreben wir uns deshalb, öfter etwas aus dem Leiden des Herrn zu betrachten, damit dasselbe uns werde Honig im Mund, Musik im Ohr und Jubel im Herzen.

Sonntag, 13 September 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Christus legt auf die Notwendigkeit, den anderen zu verzeihen, so großen Nachdruck, dass er Petrus auf die Frage, wie oft er dem Nächsten verzeihen müsse, die symbolische Zahl „siebenundsiebzigmal“ nennt und hiermit die Antwort gibt, dass er jedem und jedes Mal verzeihen muss. Selbstverständlich hebt die Forderung, hochherzig zu verzeihen, die objektiven Forderungen der Gerechtigkeit nicht auf. Die richtig verstandene Gerechtigkeit ist sozusagen der Zweck des Verzeihens. An keiner Stelle der Frohen Botschaft bedeutet das Verzeihen, noch seine Quelle, das Erbarmen, ein Kapitulieren vor dem Bösen, dem Ärgernis, vor der erlittenen Schädigung oder Beleidigung. In jedem Fall sind Wiedergutmachung des Bösen und des Ärgernisses, Behebung des Schadens, Genugtuung für die Beleidigung Bedingungen der Vergebung. So braucht also das Erbarmen als grundlegende Struktur immer die Gerechtigkeit. Aber es hat die Kraft, der Gerechtigkeit einen neuen Inhalt zu geben. Dieser findet seinen einfachsten und vollsten Ausdruck im Verzeihen. Es macht uns deutlich, dass es außer […] Forderungen der Gerechtigkeit – auch die Liebe geben muss, wenn der Mensch Mensch bleiben soll. Dass die Forderungen der Gerechtigkeit erfüllt werden, ist eine Hauptbedingung dafür, dass das Antlitz der Liebe aufleuchten kann. […] Die Kirche betrachtet es mit Recht als ihre Pflicht, als Ziel ihrer Sendung, die Echtheit des Verzeihens zu bewahren […].

Samstag, 12 September 2020 : Kommentar Thalassios der Libyer

Wer mit dem Mund segnet, in seinem Herzen jedoch verflucht (vgl. Ps 61,5 LXX), der verbirgt die Heuchelei unter dem Deckmantel der Liebe. Wer zur Liebe gelangt ist, der erträgt unbeirrt alles Betrübliche und Unangenehme, das die Feinde ihm bereiten. Allein die Liebe vereint die Schöpfung mit Gott und die Geschöpfe untereinander in Eintracht. Wahre Liebe besitzt, wer weder Verdacht noch üble Nachrede gegen seinen Nächsten zulässt. Geehrt von Gott und den Menschen ist jener, der nichts unternimmt, was die Liebe zerstören könnte. Kennzeichen einer aufrichtigen Liebe sind wahre Worte, die einem guten Gewissen entspringen. Wer seinem Bruder die Vorwürfe zuträgt, die ein anderer über ihn machte, der verbirgt Eifersucht unter dem Deckmantel des Wohlwollens. […] Hüte dich vor Unmäßigkeit und Hass, und du wirst nichts finden, was dich in der Zeit des Gebets behindern könnte. So wie es nicht möglich ist, Parfüm im Schlamm zu riechen, so ist es auch nicht möglich, den Wohlgeruch der Liebe in einer nachtragenden Seele zu wahrzunehmen. […] Derjenige trägt die gleiche Liebe zu allen in sich, der die Guten nicht beneidet und Mitleid hat mit den Bösen. […] Traue nicht dem Gedanken, der den Nächsten verurteilt, denn da sein Schatz böse ist (vgl. Mt 6,21; 12,35), trachtet er nach dem Bösen.

Freitag, 11 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst (vgl. hl. Augustinus). Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück (vgl. Ps 73(72),23–28). So wird Nächstenliebe in dem von der Bibel, von Jesus verkündigten Sinn möglich. Sie besteht ja darin, dass ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe. Das ist nur möglich aus der inneren Begegnung mit Gott heraus, die Willensgemeinschaft geworden ist und bis ins Gefühl hineinreicht. Dann lerne ich, diesen anderen nicht mehr bloß mit meinen Augen und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus. Sein Freund ist mein Freund. […] Ich sehe mit Christus und kann dem anderen mehr geben als die äußerlich notwendigen Dinge: den Blick der Liebe, den er braucht.

Donnerstag, 10 September 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

„Wer mich liebt“, spricht der Herr, „der wird meine Gebote halten. Das ist mein Gebot: dass ihr einander liebt“ (vgl. Joh 14,15.23; 15,12). Wer also seinen Nächsten nicht liebt, hält das Gebot nicht. Und wer das Gebot nicht hält, kann den Herrn nicht lieben. […] Wenn die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist (vgl. Röm 13,10), übertritt dann nicht das Gesetz und verdient die ewige Strafe, wer gegen seinen Bruder übel gesinnt ist, wer gegen ihn Böses plant oder es ihm wünscht und sich über seinen Fall freut? Wenn einer, der seinen Bruder verleumdet und verurteilt, das Gesetz verleumdet und verurteilt (vgl. Jak 4,11), und wenn das Gesetz Christi die Liebe ist, bringt sich dann der Verleumder nicht um die Liebe Christi und setzt sich selbst der ewigen Strafe aus? Leih dein Ohr nicht der Zunge des Verleumders, und lass deine Zunge nicht in das Ohr dessen sprechen, der gerne Böses redet. Hab kein Gefallen daran, schlecht über deinen Nächsten zu sprechen, noch zu hören, was gegen ihn gesagt wird, damit du nicht die göttliche Liebe verlierst und vom ewigen Leben ausgeschlossen wirst. […] Verschließ deine Ohren vor den Reden aus dem Mund des Verleumders, damit du nicht zusammen mit ihm die doppelte Sünde begehst, dich an die gefährliche Leidenschaft zu gewöhnen und den Verleumder nicht daran zu hindern, falsch über seinen Nächsten zu reden. […] Wenn alle Gaben des Geistes ohne die Liebe für ihren Besitzer nutzlos sind, wie der große Apostel sagt (vgl. 1 Kor 13,3), welchen Eifer müssen wir dann an den Tag legen, um Liebe zu erlangen!

Mittwoch, 9 September 2020 : Kommentar Isaak von Stella

„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Durch dieses Wort will der Herr uns zu verstehen geben, dass der Weg zur Freude über das Weinen führt. Durch Betrübnis gelangt man zur Tröstung. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden; wer es hasst, liebt es; wer es verachtet, bewahrt es (vgl. Mt 16,24–25). Wenn du dich selber erkennen und zügeln willst, geh in dich und suche dich nicht draußen […]. Geh in dich, du Sünder, geh dorthin, wo du bist, in dein Herz […]. Wird der Mensch, der in sich geht, sich nicht in einem fernen Land entdecken, wie der verlorene Sohn, in einer ihm fremden Gegend, auf fremder Erde, wo er im Gedenken an seinen Vater und sein Heimatland sitzt und weint? (vgl. Lk 15,17). […] „Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). Vielleicht noch im Dunkel, damit du dich nicht selber siehst; um deine Blöße zu bedecken, heftest du Feigenblätter zusammen und betrachtest das, was um dich herum ist und dir gehört. […] Schau in dich hinein, schau dich an […]. Kehr in dein Inneres zurück, du Sünder, komm zurück zu deiner Seele. Schau und weine um diese Seele, die der Eitelkeit, der Umtriebigkeit ausgeliefert ist und sich aus ihrer Gefangenschaft nicht befreien kann. […] Es ist offensichtlich, Brüder, wir leben außerhalb von uns selbst, wir vergessen uns selbst, wann immer wir uns in Geschwätz oder Ablenkungen zerstreuen, wenn wir Geschmack finden an Nichtigkeiten. Und deshalb ist es stets das Herzensanliegen der göttlichen Weisheit, eher in das Haus der Buße einzuladen als in das Haus der Genüsse, also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, in seinem Innern zu erinnern, indem sie sagt: „Selig, die weinen“ (vgl. Lk 6,21), und an anderer Stelle: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (Lk 6,25). Meine Brüder, seufzen wir in der Gegenwart des Herrn, denn seine Güte führt zur Vergebung; kehren wir um zu ihm „mit Fasten, Weinen und Klagen“ (Joel 2,12) über uns selbst, damit eines Tages […] seine Tröstungen unsere Seelen erquicken. Selig sind wirklich diejenigen, die weinen, nicht, weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Das Weinen ist der Weg; Trost ist die Seligkeit.

Dienstag, 8 September 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Sie wurde nach einem Plan der göttlichen Vorsehung Maria, d. h. Stern des Meeres genannt, um schon durch ihren Namen zu verkünden, was sie in der Realität noch viel deutlicher offenbart. […] Ebenso wie in Schönheit, ist sie auch in Kraft gekleidet und hat sich umgürtet, um mit einer Handbewegung die gewaltigen Strudel des Meeres zu besänftigen. Jene, die auf dem Meer der gegenwärtigen Welt unterwegs sind und voll Vertrauen zu ihr rufen, entreißt sie dem Toben des Sturmes und dem Wüten der Orkane und führt sie im Triumphzug an das Ufer der seligen Heimat. Es ist unmöglich zu sagen, meine Teuersten, wie oft die einen an die schroffsten Felsen angeschlagen und in Gefahr gewesen wären, unterzugehen, und die anderen auf den schlimmsten Riffen auf Grund gelaufen und nie mehr zurückgekehrt wären, […] wenn nicht der Stern des Meeres, Maria, die immerwährende Jungfrau, mit ihrer überaus mächtigen Hilfe dem entgegengewirkt und sich der Ihren angenommen hätte – die Ruder waren bereits gebrochen und das Boot zerschlagen, aller menschlichen Hilfe beraubt –, um sie unter ihrer himmlischen Führung in den Hafen des inneren Friedens zu führen. So freut sie sich über immer neue Triumphe, über die neue Befreiung der Verurteilten und über das neue Wachstum der Völker und jubelt sich im Herrn. […] Sie strahlt und ragt heraus durch ihre zweifache Liebe: Einerseits ist sie überaus glühend in Gott verankert, dem sie, eines Geistes mit ihm, anhängt; andererseits zieht sie sanft die Herzen der Erwählten an, tröstet sie und teilt ihnen die vorzüglichen Gaben zu, die aus der freigebigen Fülle ihres Sohnes kommen.

Montag, 7 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Jesus ist „am ersten Tag der Woche“ (Mt 28, 1; Mk 16,2; Lk 24,1; Joh 20,1) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag“ erinnert der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt (vgl. Mk 16,1; Mt 28,1), bedeutet er die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“ [hè kyriakè heméra, dies dominica], zum „Sonntag“. […] Der Sonntag unterscheidet sich ausdrücklich vom Sabbat, anstelle dessen er, in Erfüllung des Sabbatgebotes, von den Christen allwöchentlich am Folgetag des Sabbats gefeiert wird. Der Sonntag erfüllt im Pascha Christi den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbats und kündigt die ewige Ruhe des Menschen in Gott an.

Sonntag, 6 September 2020 : Kommentar Tertullian

Unter Mitbrüdern und Mitknechten, wo Hoffnung, Furcht, Freude, Schmerz und Leiden gemeinsam sind, weil derselbe Geist von demselben Herrn und Vater allen gemein ist – warum wolltest du diese für etwas anderes als dich selbst halten? Warum fliehst du wie Spötter die, welche an deinen Unfällen Anteil nehmen? Ein Leib kann ja nicht froh sein bei der Plage eines seiner Glieder, er muss dann notwendig in seiner Ganzheit Schmerz empfinden und zur Genesung mitarbeiten. In dem einen wie in dem andern lebt ja die Kirche; die Kirche aber ist Christus. Wenn du dich also den Mitbrüdern zu Füßen wirfst, so umfassest du Christum und flehest Christum an. Umgekehrt, wenn jene über dich Tränen vergießen, so leidet Christus, so fleht Christus zum Vater. Mit Leichtigkeit wird stets erlangt, um was der Sohn bittet.

Samstag, 5 September 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Zum Sonntag gehört die Eucharistie. Am Ostermorgen haben zuerst die Frauen, dann die Jünger den Auferstandenen sehen dürfen. So wussten sie von da an, dass nun der erste Wochentag, der Sonntag, sein Tag ist, der Tag Christi. Der Tag des Schöpfungsbeginns wird zum Tag der Erneuerung der Schöpfung. Schöpfung und Erlösung gehören zusammen. Deswegen ist der Sonntag so wichtig. Es ist schön, dass in vielen Kulturen heute der Sonntag ein freier Tag ist oder gar mit dem Samstag ein sogenanntes freies Wochenende bildet. Aber diese freie Zeit bleibt leer, wenn Gott nicht darin vorkommt. Liebe Freunde! Manchmal ist es vielleicht im ersten Augenblick unbequem, am Sonntag auch die heilige Messe einzuplanen. Aber Ihr werdet sehen, dass gerade das der Freizeit erst die rechte Mitte gibt. Lasst Euch nicht abbringen von der sonntäglichen Eucharistie, und helft auch den anderen, dass sie sie entdecken. Damit von ihr die Freude kommt, die wir brauchen, müssen wir sie natürlich auch immer mehr von innen verstehen und lieben lernen. Mühen wir uns darum – es lohnt sich. Entdecken wir den inneren Reichtum des Gottesdienstes der Kirche und seine wahre Größe: dass da nicht wir selber uns allein ein Fest machen, sondern dass der lebendige Gott selbst uns ein Fest gibt.

Freitag, 4 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28). Das bezeugen die Heiligen immer wieder: Die hl. Katharina von Siena sagt deshalb „zu denen, die an dem, was ihnen zustößt, Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen“: „Alles geht aus Liebe hervor, alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet. Gott tut nichts außer mit diesem Ziel“ (dial. 4,138). Der hl. Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter: „Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste“ (Brief). Und Juliana von Norwich sagt: „Durch die Gnade Gottes wurde ich inne, dass ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muss, dass alles, wie es auch sein mag, gut sein wird. … Und du wirst sehen, dass alles, alles gut sein wird“ (rev. 32). Wir glauben fest, dass Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Erst am Schluss, wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott „von Angesicht zu Angesicht“ schauen werden (1 Kor 13,12), werden wir voll und ganz die Wege erkennen, auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe (vgl. Gen 2,2) führt, auf die hin er Himmel und Erde erschaffen hat.

Donnerstag, 3 September 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels. Er lässt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen: ,,Der allmächtige Gott … könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgendetwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, dass er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte“ (Augustinus, enchir. 11,3). So kann man mit der Zeit entdecken, dass Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines durch seine Geschöpfe verursachten moralischen Übels etwas Gutes zu ziehen vermag. Josef sagt zu seinen Brüdern: ,,Nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott … Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn … um … viel Volk am Leben zu erhalten“ (Gen 45,8; 50,20). Aus dem schlimmsten moralischen Übel, das je begangen worden ist, aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes, hat Gott im Übermaß seiner Gnade (vgl. Röm 5,20) das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung. Freilich wird deswegen das Böse nicht zu etwas Gutem.

Mittwoch, 2 September 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Die Einsamkeit, o mein Gott, besteht nicht darin, dass wir allein sind, sondern, dass du da bist, denn dir gegenüber erscheint alles wie tot oder alles wird uns zu dir. […] Sind wir Kinder genug, um zu denken, dass all diese Scharen von Menschen groß genug, wichtig genug, lebendig genug sind, um uns den Horizont zu versperren, wenn wir nach dir Ausschau halten. Alleinsein heißt nicht, über die Menschen hinausgegangen zu sein oder sie hinter sich gelassen zu haben; alleinsein heißt, zu wissen, dass du groß bist, o mein Gott, dass nur du allein groß bist, und dass es keinen besonderen Unterschied gibt zwischen der Unermesslichkeit der Sandkörner und der Unermesslichkeit der Scharen von Menschenleben. Die Verschiedenheit beeinträchtigt die Einsamkeit nicht, denn das, was sie – diese Menschenleben – den Augen unserer Seele sichtbarer, präsenter macht, ist diese Botschaft, die sie von dir haben, ist ihre wunderbare Ähnlichkeit mit dem Einzigen, der ist. Sie ist wie ein Zipfel von dir und dieser Zipfel verletzt nicht die Einsamkeit. […] Machen wir der Welt keinen Vorwurf, machen wir dem Leben keinen Vorwurf, dass es uns das Antlitz Gottes verhüllt. Dieses Antlitz, lasst es uns finden, dieses Antlitz ist es, das verhüllt, das alle Dinge in sich aufnimmt. […] Ganz gleich, wo unser Ort auf der Welt ist, ganz gleich, ob er bevölkert oder unbewohnt ist, überall sind wir „Gott mit uns“, überall sind wir Immanuel.

Montag, 31 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott“ (Offb 11,17). […] Ich denke vor allem an die Dimension des Lobes. Von hier geht nämlich jede echte Glaubensantwort auf die Offenbarung Gottes in Christus aus. Das Christentum ist Gnade, ist die Überraschung eines Gottes, der sich, da er sich mit der Erschaffung der Welt und des Menschen nicht zufrieden gab, in Gleichschritt mit seinem Geschöpf begeben hat und, nachdem er viele Male und auf vielerlei Weise durch die Propheten gesprochen hatte, „in dieser Endzeit aber zu uns gesprochen hat durch den Sohn“ (Hebr 1,1–2). In dieser Endzeit! Ja, das Jubiläum hat uns spüren lassen, dass zweitausend Jahre Geschichte vergangen sind, ohne die Frische jenes „heute“ zu entkräften, mit dem die Engel den Hirten das wunderbare Ereignis der Geburt Jesu in Betlehem verkündeten: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,11). Zweitausend Jahre sind mittlerweile vergangen, aber die Rede Jesu über seine Sendung, die er vor seinen erstaunten Mitbürgern in der Synagoge von Nazaret hielt und dabei die Prophezeiung des Jesaja auf sich anwandte, ist lebendiger denn je: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,21). Zweitausend Jahre sind vergangen, aber noch immer erweist sich für die Sünder, die des Erbarmens bedürfen – und wer ist das nicht? –, jenes „heute“ des Heils als trostreich, das am Kreuz dem reuigen Verbrecher die Pforten des Himmelreiches öffnete: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43).

Sonntag, 30 August 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eines Tages betete sie für eine Person mit dem Bedauern, dass sie aus deren Mund ein Wort der Ungeduld gehört hatte, warum Gott ihr solche Beschwerden schicke, die nicht für sie geeignet wären. Da sprach der Herr zu ihr: „Frage jene Person, welche Beschwerden ihr denn zusagen, und sage ihr, weil sie ohne irgendein Leiden das Himmelreich nicht gewinnen könne, so solle sie sich die ihr passenden Leiden auswählen und wenn diese über sie kämen, dann auch die Geduld bewahren.“ Aus diesen Worten des Herrn erkannte sie, dass es die gefährlichste Art der Ungeduld sei, wenn jemand glaubt, in anderen Leiden wolle er wohl geduldig sein, aber in denen, die Gott ihm schickt, könne er es nicht, während der Mensch im Gegenteil doch immer vertrauen soll, das sei ihm das Nützlichste, was Gott sendet, und sich verdemütigen muss, wenn er hierin die Geduld nicht bewahrt. Der Herr fügte noch gleichsam liebreich lächelnd hinzu: „Und was glaubst du von dir? Schicke ich auch dir ungeeignete Leiden?“ Sie erwiderte: „Nein, mein Herr; vielmehr bekenne ich und werde es bekennen, solang ich atme, dass du sowohl betreffs des Leibes als der Seele und in allem Glück und Unglück so für mich gesorgt hast, wie dies niemals eine andere Weisheit vom Anfang der Welt bis zum Ende vermocht hätte, außer deiner unerschaffenen Weisheit allein, o mein süßester Gott, die von einem Ende bis zum andern reicht und alles mächtig und lieblich ordnet“ (vgl. Weish 8,1).

Samstag, 29 August 2020 : Kommentar Johannes Justus Landsberg

Johannes hat nicht für sich selbst gelebt und ist nicht für sich selbst gestorben. Wie viele sündenbeladene Menschen wurden durch sein hartes und karges Leben nicht zur Umkehr gebracht? Wie viele Menschen hat sein unverdienter Tod nicht dazu ermutigt, ihre Prüfungen zu ertragen? Und wir? Was gibt uns heute Veranlassung, Gott in Treue Dank zu sagen, wenn nicht das Andenken an den heiligen Johannes, der um der Gerechtigkeit willen, also um Christi willen, ermordet wurde? […] Ja, Johannes der Täufer hat von ganzem Herzen sein irdisches Leben um der Liebe Christi willen geopfert. Er zog es vor, lieber die Gebote des Tyrannen zu missachten als die Gebote Gottes. Dieses Beispiel lehrt uns, dass uns nichts teurer sein sollte als der Wille Gottes. Den Menschen zu gefallen nützt nicht viel, oft schadet es sogar sehr […] Deshalb lasst uns mit allen Freunden Gottes unseren Sünden und unseren Sorgen sterben, unserer verirrten Eigenliebe einen Fußtritt geben und darauf bedacht sein, die glühende Liebe Christi in uns wachsen zu lassen.

Freitag, 28 August 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Wir sind eingehend darüber aufgeklärt worden, dass alles, was wir auf Erden zu tun haben, darin besteht, Gott zu lieben. Und damit wir nicht unentschlossen sind und uns fragen, wie wir das anstellen sollen, hat Jesus uns gesagt, dass die einzige Weise, das einzige Rezept, der einzige Weg sei, einander zu lieben. Diese Liebe, die auch eine theologale ist, insofern sie uns untrennbar mit ihm (Gott) verbindet, ist die einzige Tür, die einzige Schwelle, der einzige Zugang zur Liebe Gottes. An dieser Tür enden alle Wege, also die Tugenden, die ja dorthin führen. Sie alle sind im Grunde nur dazu gemacht, uns schneller, fröhlicher, sicherer dorthin zu führen. Eine Tugend, die nicht dort mündet, ist eine töricht gewordene Tugend. […] Und es kann uns vielleicht Vergnügen bereiten, eine sensationelle Demut zu erreichen oder eine unübertroffene Armut, oder einen unerschütterlichen Gehorsam, oder eine narrensichere Reinheit; wenn aber diese Demut, diese Armut, diese Reinheit, dieser Gehorsam uns nicht zur Güte geführt haben; wenn die Menschen in unserem Haus, auf unserer Straße, in unserer Stadt immer noch hungern und frieren wie eh und je, wenn sie immer noch so traurig sind und düster, wenn sie immer noch so einsam sind – dann sind wir vielleicht Helden, gehören aber nicht zu denen, die Gott lieben. Denn es gibt unter den Tugenden so etwas wie kluge Jungfrauen, die mit ihren Lampen in der Hand an dieser einen Tür hockend ausharren, an der Tür der Wahl, der brüderlichen Fürsorge, an der einzigen Tür, die sich öffnet, wenn Gott Hochzeit hält mit seinen Freunden.

Donnerstag, 27 August 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Hört aufmerksam meinen Worten zu, und leiht euer Ohr meiner bescheidenen Rede. Euch allen rufe ich zu, euch alle ermahne ich: „Erhebt euch zu Gott, entledigt euch eurer Anhänglichkeit an die Leidenschaften!“ Hört, was euch der Prophet zuruft: „Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs“ (Jes 2,3), dem unerschütterlichen Haus, und lasst uns mit den Augen unseres Geistes die Freude betrachten, die uns durch himmlische Verheißungen bestimmt ist. Meine geliebten Kinder, rafft euren Eifer zusammen, nehmt feurige Flügel wie Tauben, wie es geschrieben steht, fliegt davon (vgl. Ps 55(54),7) und gelangt auf die Plätze der Tugendhaften zu seiner Rechten (vgl. Mt 25,33). Empfangt Freude, geistliches und leidenschaftliches Verlangen nach Gott. Verkostet die überaus große Süße seiner Liebe und betrachtet von daher alles andere als zweitrangig; tretet mit Füßen eitlen Ruhm, Fleischeslust und wilden Zorn! […] Für diesen raschen Flug, der von der Erde in den Himmel führt, lasst uns die Röcke hochraffen, lasst uns wachsam sein und unseren Blick schärfen. Sicher können die Reisenden unter Umständen zu leiden haben. Und das geschieht auch euch: Wie ihr seht, müht ihr euch in harter Arbeit ab, ihr werdet müde, ihr bearbeitet die Erde bis zur Erschöpfung; es fließt euer Schweiß, ihr seid am Ende eurer Kräfte, hungrig und durstig: der eine kämpft mit dem Pflug, der andere im Weinberg, wieder einer an der Ölpresse oder beim Kochen, beim Bauen, beim Brotbacken oder im Keller, kurz: jeder an seinem Platz. Alle schreiten auf dem Weg zu Gott voran, sie nähern sich der großen Stadt und durch den Tod hindurch werden sie Zugang erhalten zu der unaussprechlichen Freude an den Gütern, die Gott denen vorbehält, die ihn geliebt haben. […] Mögen wir für würdig befunden werden des Reiches Christi, unseres Gottes, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist die Herrlichkeit und die Macht gehört, jetzt und immer und in Ewigkeit. Amen.

Dienstag, 25 August 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Wir müssen uns doch vor einer gewissen irrigen Auffassung der Vollkommenheit hüten, der man zuweilen bei wenig erleuchteten Seelen begegnet. Diese setzen die ganze Vollkommenheit in die rein äußerliche, materielle Beobachtung der Vorschriften. Wohl klingt es hart, muss aber dennoch gesagt werden: Solche Auffassung grenzt an Pharisäismus oder kann dahinführen, und darin liegt die große Gefahr. […] In den Augen der Menge galten die Pharisäer als Heilige. Auch sie selbst hielten sich für heilig; denn sie suchten die Vollkommenheit lediglich in der genauen Beobachtung rein äußerlicher Vorschriften. Manche Beispiele ihrer Buchstabentreue und kleinlichen Genauigkeit wirken geradezu lächerlich. Nicht zufrieden mit der ängstlichen Beobachtung des mosaischen Gesetzes, das allein schon eine schwere Last darstellte, fügten sie noch eine ganze Reihe von Vorschriften nach eigenem Gutdünken bei, die der Heiland „Menschensatzungen“ (Mk 7,8) nannte. Äußerlich beobachteten sie alles untadelhaft, so dass es unmöglich gewesen wäre, mustergültigere Jünger Moses zu finden. […] Sollen wir denn nicht alles beobachten, was vorgeschrieben ist? Gewiss sollen wir das tun […] Nur müssen wir wohl beachten, dass das Wichtige in der Beobachtung äußerer Vorschriften der innere Beweggrund ist, der uns leitet. Die Pharisäer beobachteten alles ganz genau, jedoch nur, um von den Menschen gesehen und gelobt zu werden, und diese sittliche Verirrung verdarb von Grund aus alle ihre Werke. – Die rein äußerliche, mit mathematischer Genauigkeit, aber nur um ihrer selbst willen und ohne veredelnden Beweggrund geübte Regeltreue ist zum allerwenigsten keine Vollkommenheit. Inneres Leben muss unsere äußere Treue beseelen. Diese sei das Ergebnis, die Frucht und die Äußerung der Gesinnungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die in unserem Herzen herrschen.

Montag, 24 August 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

[Johannes, der] Evangelist berichtet, dass Jesus, als er Natanaël näherkommen sieht, ausruft: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit“ (Joh 1,47). Es handelt sich um ein Lob, das einen Psalm in Erinnerung ruft: „Wohl dem Menschen, … dessen Herz keine Falschheit kennt“ (Ps 32,2). Aber es weckt die Neugier Natanaëls, der erstaunt erwidert: „Woher kennst du mich?“ (Joh 1,48a). Die Antwort Jesu ist nicht sofort verständlich. Er sagt: „Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen“ (Joh 1,48b). Wir wissen nicht, was unter diesem Feigenbaum geschehen war. Offensichtlich handelt es sich um einen entscheidenden Augenblick im Leben Natanaëls. Er fühlt sich von diesen Worten Jesu zutiefst berührt, er fühlt sich verstanden und begreift: Dieser Mann weiß alles über mich, er weiß und kennt den Weg des Lebens, diesem Mann kann ich mich wirklich anvertrauen. Und so antwortet er mit einem klaren und schönen Glaubensbekenntnis, wenn er sagt: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“ (Joh 1,49). In diesem Bekenntnis ist ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg der Treue zu Jesus gegeben. Die Worte Natanaëls werfen Licht auf einen doppelten, komplementären Aspekt der Identität Jesu: Er wird sowohl in seiner besonderen Beziehung zu Gott Vater erkannt, dessen eingeborener Sohn er ist, als auch in seiner Beziehung zum Volk Israel, zu dessen König er erklärt wird; dieser Titel ist dem erwarteten Messias zu eigen. Wir dürfen niemals weder das eine noch das andere dieser beiden Elemente aus den Augen verlieren, denn falls wir nur die himmlische Dimension Jesu verkünden, laufen wir Gefahr, aus ihm ein ätherisches und substanzloses Wesen zu machen; und wenn wir umgekehrt nur seinen konkreten Ort in der Geschichte anerkennen, vernachlässigen wir letztendlich die göttliche Dimension, die ihn eigentlich kennzeichnet.

Sonntag, 23 August 2020 : Kommentar Pius X.

Wir [fühlen] Uns sicher in der Burg der Heiligen Kirche. […] Die Verheißungen Christi [haben zu keiner Zeit] die Erwartungen getäuscht; […] bestätigt durch die Erfahrungen vieler Jahrhunderte, erprobt in den Umwälzungen einer langen Vergangenheit müssen sie Uns umso mehr bestärken. Königreiche und Kaisertümer sind dahingesunken. Einst hochberühmte und mit allen Segnungen menschlicher Kultur ausgezeichnete Völker sind dem Untergang verfallen. Nicht selten haben die Völker gleichsam vom Alter gebeugt sich verloren. Die Kirche hingegen ist unvergänglich; unlösbar ist das Band, welches sie mit ihrem himmlischen Bräutigam verbindet. Nicht wie eine hinfällige Jugendblüte ist ihre Kraft. Fortwährend ist sie von derselben Lebensfrische beseelt, mit der sie aus Jesu durchstochenem Herzen nach seinem Tode am Kreuze hervorging. Die Mächtigen der Erde haben sich gegen sie erhoben. Sie verschwanden, aber jene blieb. Ruhmredige Philosophen haben in fast unübersehbarer Mannigfaltigkeit Theorien ersonnen und die Lehre der Kirche gewähnt entkräftet, die Hauptstücke des Glaubens widerlegt und alle Dogmen als unhaltbar erwiesen zu haben. Die Geschichte aber zählt heute diese Philosophen alle zu den vergessenen und gänzlich abgetanen Erscheinungen, während das Licht der Wahrheit vom Felsen Petri noch immer im gleichen Glanze strahlt, den Jesus ihm gegeben und vor dem Erbleichen durch sein göttliches Wort schützt: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35). […] Lenket daher, […] Denken und Forschen nach wie vor auf den festen Felsen, auf welchen, ihr wisst es, unser Erlöser die Kirche für die ganze Welt begründet hat; so wird aufrichtiger Sinn nicht durch Irrwege vom rechten Pfad abgelenkt werden.

Samstag, 22 August 2020 : Kommentar Isaak der Syrer 

Die Demut ist eine geheime Kraft, die die Heiligen empfangen, wenn sie die ganze mühevolle Übung ihres Lebens gut durchlaufen haben. Diese Kraft wird nämlich nur denen gegeben, die die Tugend durch die Kraft der Gnade zur Vollendung bringen. […] Es ist die gleiche Kraft, die die seligen Apostel in Gestalt des Feuers empfangen haben. Der Erlöser hatte ihnen befohlen, Jerusalem nicht zu verlassen bis sie die Kraft aus der Höhe empfangen hätten (vgl. Apg 2,3; 1,4). Jerusalem steht hier für die Tugend. Die Kraft ist die Demut. Und die Kraft aus der Höhe ist der Paraklet, das heißt der Tröster Geist. Das ist es, was die Heilige Schrift sagt: Die Geheimnisse werden den Demütigen geoffenbart (vgl. Lk 10,21). Den Demütigen ist es gegeben, in ihrem Innern diesen Geist der Offenbarung zu empfangen, der die Geheimnisse enthüllt. Deshalb haben einige Heilige davon gesprochen, dass die Demut die Seele vervollkommnet in göttlicher Kontemplation. Niemand soll sich also einbilden, er habe das Maß der Demut erreicht, weil ihm irgendwann ein zerknirschter Gedanke gekommen sei oder weil er ein paar Tränen vergossen habe. […] Doch wenn ein Mensch alle bösen Geister besiegt hat […], wenn er alle Festungen der Feinde überwunden und erobert hat, und wenn er dann spürt, dass er diese Gnade empfangen hat, was „der Geist selber seinem Geist bezeugt“ (vgl. Röm 8,16) nach den Worten des Apostels Paulus, dann ist das die Vollendung der Demut. Selig ist, wer sie besitzt. Denn dann ruht er beständig an der Brust Jesu (vgl. Joh 13,25).

Freitag, 21 August 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Hier zeigt sich die notwendige Wechselwirkung zwischen Gottes- und Nächstenliebe […] Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur „fromm“ sein möchte, nur meine „religiösen Pflichten“ tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung. Dann ist sie nur noch „korrekt“, aber ohne Liebe. Nur meine Bereitschaft, auf den Nächsten zuzugehen, ihm Liebe zu erweisen, macht mich auch fühlsam Gott gegenüber. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt. Die Heiligen – denken wir zum Beispiel an die sel. Theresa von Kalkutta – haben ihre Liebesfähigkeit dem Nächsten gegenüber immer neu aus ihrer Begegnung mit dem eucharistischen Herrn geschöpft, und umgekehrt hat diese Begegnung ihren Realismus und ihre Tiefe eben von ihrem Dienst an den Nächsten her gewonnen. Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar: Es ist nur ein Gebot. Beides aber lebt von der uns zuvorkommenden Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat. So ist es nicht mehr „Gebot“ von außen her, das uns Unmögliches vorschreibt, sondern geschenkte Erfahrung der Liebe von innen her, die ihrem Wesen nach sich weiter mitteilen muss. Liebe wächst durch Liebe. Sie ist „göttlich“, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozess zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins werden lässt, so dass am Ende „Gott alles in allem“ ist (vgl. 1 Kor 15, 28).

Donnerstag, 20 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Es gibt drei Arten von Hochzeiten: die der Vereinigung, die der Rechtfertigung und die der Verherrlichung. Die erste wurde im Tempel der Jungfrau Maria gefeiert; die zweite wird täglich im Tempel der gläubigen Seele gefeiert; die dritte wird im Tempel der himmlischen Herrlichkeit gefeiert werden. Das Wesen der Hochzeit besteht in der Vereinigung zweier Personen: Bräutigam und Braut. Wenn zwei Familien miteinander zerstritten sind, werden sie gewöhnlich durch die Hochzeit wieder versöhnt, wenn ein Angehöriger der einen Familie sich eine Frau aus der anderen Familie nimmt. Zwischen uns und Gott herrschte große Zwietracht; um sie zu beheben und Frieden zu stiften, war es notwendig, dass der Sohn Gottes seine Braut aus unserem Geschlecht nahm. Um diese Hochzeit zu schließen, traten viele Vermittler und Friedenstifter auf, die durch beharrliches Beten die Hochzeit unter großen Mühen zustande brachten. Schließlich gab der Vater selbst seine Zustimmung und sandte seinen Sohn, der sich im Brautgemach der Jungfrau Maria mit unserer Natur vereinigte. Und so richtete der Vater „ein Hochzeitsfest für seinen Sohn aus“. Ebenso wird die Hochzeit der zweiten Art gefeiert, wenn die Gnade des Heiligen Geistes sich herabsenkt und die Seele sich bekehrt. Der Gemahl der Seele ist die Gnade des Heiligen Geistes. Wenn er die Seele durch seine innere Eingebung zur Buße ruft, verhallt jeder Ruf der Laster wirkungslos. Die Hochzeit der dritten Art schließlich wird am Tag des Gerichts gefeiert, bei der Ankunft Jesu Christi, des Bräutigams, von dem geschrieben steht: „Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“ (Mt 25,6). Er wird wirklich die Kirche zur Braut nehmen, wie Johannes in der Offenbarung schreibt: „Komm, ich will dir die Braut zeigen, die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes“ (vgl. Offb 21,9–11). Die Kirche der Gläubigen kommt vom Himmel, von Gott herab, denn sie erlangte von Gott, dass ihre Wohnung im Himmel sei. So lebt sie jetzt im Glauben und in der Hoffnung, aber nur noch kurze Zeit, dann wird sie ihre Hochzeit mit ihrem Gemahl feiern. „Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist“, heißt es in der Offenbarung (Offb 19,9).

Mittwoch, 19 August 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Einer der mit Jesus gekreuzigten Verbrecher spricht: „Gedenke meiner, o Herr!“ (Lk 23,42). Das heißt: An dich richte ich mein Wort […] Nicht sage ich: Gedenke meiner Werke; denn diese ängstigen mich. Jeder Mensch hat Sympathie für seinen Reisegefährten, ich bin dein Reisegefährte auf dem Weg zum Tod. Gedenke meiner, deines Reisegefährten! Nicht jedoch sage ich: jetzt schon gedenke meiner, sondern „wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23,42). Welche Macht hat dich, Räuber, erleuchtet? Wer hat dich gelehrt, den anzubeten, der geschmäht und mit dir gekreuzigt wurde? O ewiges Licht, das die erleuchtet, welche in der Finsternis sind! Mit Recht bekam der Räuber das Wort zu hören: „Sei getrost!“ (vgl. Lk 23,43; fast in allen Handschriften fehlen diese Worte). […] ‚„Wahrlich sage ich dir: heute wirst du bei mir im Paradiese sein‘ (Lk 23,43); denn heute hast du meine Stimme gehört und hast du dein Herz nicht verhärtet (vgl. Ps 94(95),8). Gar schnell habe ich über Adam das Urteil gefällt […] Du bist heute dem Glauben gefolgt, und heute schon wird dir das Heil. Adam ist wegen des Holzes gefallen; du wirst vom Holz weg in das Paradies eingeführt. […]“ O große, unaussprechliche Gnade! Noch nicht war der gläubige Abraham in das Paradies eingegangen, und der Räuber tritt ein. Noch nicht waren Moses und die Propheten eingegangen, und der sündhafte Räuber tritt ein. Vor dir hat sich schon Paulus darüber gewundert; denn er sagte: „Wo die Sünde voll war, war die Gnade übervoll“ (vgl. Röm 5,20). Die, welche „die Hitze ertragen hatten“ (Mt 20,12), waren noch nicht eingegangen, und der, welcher erst in der elften Stunde kam, ist eingetreten. Niemand darf gegen den Hausvater murren; denn er sagt: „Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Habe ich nicht die Macht, auf meinem Gebiete zu tun, was ich will?“ (Mt 20,13.15). Der Räuber ist entschlossen, Gutes zu tun; doch der Tod kommt ihm zuvor. […] ich nehme schon den Glauben an. […] Das Schaf, das ich verloren habe, habe ich gefunden und nehme ich auf meine Schulter. Er glaubt ja; denn er sprach: „Ich ging in die Irre wie ein verlorenes Schaf (Ps 118(119),176). Gedenke meiner, o Herr, wenn du in dein Reich, kommst!“

Dienstag, 18 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Wir haben alles verlassen“ (Mt 19,27). – Was meint er mit „alles“? Die äußeren und die inneren Dinge; das, was wir besaßen und sogar den Willen, etwas zu besitzen; so ist uns absolut nichts geblieben. […] Deinetwegen haben wir alles verlassen und sind arm geworden. Doch weil du reich bist, sind wir dir nachgefolgt, damit du auch uns reich machst. Wir sind dir nachgefolgt, ja dir! Wir Geschöpfe folgten dir, dem Schöpfer; wir Söhne folgten dem Vater, Kinder der Mutter, Hungrige dem Brot, Durstige der Quelle, Kranke dem Arzt, Müden der Kraft, Verbannte dem Paradies. „Wir sind dir nachgefolgt“ (vgl. Mt 19,27). […] „Was werden wir dafür bekommen?“ (Mt 19,27). Ihr Apostel, die ihr euren Schatz gefunden habt, ihr, die ihr ihn schon besitzt – was sucht ihr noch? […] Bewahrt, was ihr gefunden habt, denn er ist alles, was ihr sucht. In Ihm, sagt Baruch, ist die Weisheit, die Einsicht, die Kraft, die Klugheit, die Lebensdauer und Nahrung, Licht für die Augen und Friede (vgl. Bar 3,12–14). Dort ist die Weisheit, die alles erschafft; die Einsicht, die die geschaffenen Dinge regiert; die Kraft, die den Teufel bezwingt; die Klugheit, die alles durchdringt; Lebensdauer, die den Erlösten Ewigkeit schenkt; Nahrung, die sättigt; Licht, das erleuchtet; Friede, der tröstet und beruhigt. […] Der Herr antwortet nicht: „Ihr, die ihr alles verlassen habt“, sondern: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid“ (Mt 19,28). Er nennt also das, was charakteristisch für die Apostel und all jene ist, die nach Vollkommenheit streben. Viele sind es, die alles verlassen, ohne jedoch Christus nachzufolgen, weil sie sozusagen sich selbst festhalten. Wenn du das Ziel verfolgen und erreichen willst, musst du dich selbst verlassen. Wer jemandem auf einem Weg folgt, schaut nicht auf sich selbst, sondern auf den, den er als Führer für seine Reise gewählt hat.

Montag, 17 August 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Ihr müsst wissen, dass der feste Wille, den Willen Gottes ausnahmslos in allen Dingen zu tun, im Gebet des Herrn, im Vater unser ausgesprochen ist, in den Worten, die wir täglich beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ (Mt 6,10). Der göttliche Wille stößt im Himmel auf keinerlei Widerstand, alles ist ihm untertan, alles gehorcht ihm. Wir beten nun, dass es auch mit uns so werde, und wir versprechen dem Herrn, so handeln zu wollen, seinem Willen keinen Widerstand zu leisten und ihm in allem ganz gefügig sein zu wollen. […] Unter dem Willen Gottes verstehen wir seinen ausgesprochenen Willen und den Willen seines Wohlgefallens. Der Wille Gottes tut sich uns in vierfacher Weise kund: 1) in den Geboten Gottes, 2) in den Geboten der Kirche, 3) in den Räten, 4) in den Einsprechungen. Unter die Gebote Gottes und der Kirche muss jeder Christ seinen Nacken beugen; jeder muss sich ihnen gehorsam fügen. In diesen Geboten spricht sich der Wille Gottes ohne Einschränkung aus und fordert, dass wir gehorchen, wenn wir gerettet werden wollen. Die Beobachtung der Räte empfiehlt er uns nur; er fordert sie nicht bedingungslos von uns, legt uns aber seinen Willen in Form eines Wunsches nahe. Wir verscherzen uns also seine Liebe nicht, trennen uns auch nicht von ihm, wenn wir nicht den Mut aufbringen, die Räte zu erfüllen. Wir dürfen auch gar nicht einmal alle Räte befolgen wollen, sondern nur jene, die unserem Stand entsprechen; denn manche sind einander so entgegengesetzt, dass es ganz unmöglich ist, den einen zu befolgen, ohne sich zugleich der Möglichkeit zu berauben, den anderen zu erfüllen. Es ist z. B. ein evangelischer Rat, alles zu verlassen und ganz arm dem Herrn nachzufolgen; es ist auch ein evangelischer Rat, den Bedürftigen zu borgen und Almosen zu geben. Wie aber könnte, wer all seinen Besitz auf einmal hergeschenkt hat, noch etwas ausleihen und Almosen geben, wo er doch nichts mehr hat? Wir sollen also die Räte befolgen, die Gott von uns geübt haben will, und nicht meinen, wir müssten alle befolgen, die er gegeben. […] Außer diesem ausgesprochenen Willen Gottes gibt es noch den Willen seines Wohlgefallens. Auf diesen müssen wir schauen in allen Vorkommnissen, also bei allem, was uns begegnet: In Krankheit und Tod, in Trübsal und Freude, in guten wie in schlimmen Tagen, kurz in allem, was unvorhergesehen an uns herankommt. Und wir müssen allzeit bereit sein, uns diesem Willen Gottes zu fügen, in angenehmen wie in unangenehmen Lagen, in Freud wie in Leid, im Leben wie im Sterben, in allem, was nicht offensichtlich gegen den ausgesprochenen Willen Gottes ist; denn dieser geht immer vor.

Sonntag, 16 August 2020 : Kommentar Isaak von Stella

„Ich bin“, sagt der Herr, „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Kurz gesagt […]: Er wurde zu dem gesandt, dem er verheißen war. „Abraham“, heißt es, „und seinen Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen“ (vgl. Gal 3,16). Die in der Zeit gegebene Verheißung wird zu ihrer Zeit erfüllt, und zwar für die Juden von den Juden, wie geschrieben steht: „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22). Zu ihnen wurde Christus, der dem Fleisch nach von ihnen abstammt, am Ende der Zeiten geschickt; ihnen war er am Anfang der Zeiten verheißen worden, er, der vor allen Zeiten dazu vorherbestimmt war. Vorherbestimmt für Juden und Heiden, doch ausschließlich jüdischer Abstammung, ohne leiblichen [Vater als] Vermittler, wurde er bei seiner Geburt im Fleische denen vorgestellt, denen er verheißen worden war. […] Aber das Wort „Israel“ bedeutet „einer, der Gott sieht“: Das bezieht sich also ganz zu recht auf jedes vernunftbegabte Wesen. Daher versteht man, dass der Begriff „Haus Israel“ auch die Engel einschließt, jene zur Schau Gottes vorherbestimmte Geistwesen. […] Während die neunundneunzig Schafe […], auf dem Berg der Schau ihres Hirten, d. h. des Wortes Gottes, und der Freude, die von ihm ausgeht, ins Weite hinausgehen und furchtlos auf den fetten, immergrünen Auen lagern (vgl. Ps 23(22),2), stieg der Gute Hirte vom Vater herab, als „die Zeit der Gnade“ gekommen war (vgl. Ps 102(101),14). Aus Barmherzigkeit wurde er in die Zeit geschickt, er, der […] von Ewigkeit verheißen war; er kam, um das eine Schaf zu suchen, das sich verirrt hatte (vgl. Lk 15,4–5). […] Der Gute Hirt wurde also gesandt, um aufzurichten, was zerbrochen war, um zu kräftigen, was schwach war (vgl. Ez 34,16). Das, was zerbrochen und schwach war, war der freie Wille des Menschen. Damals, als er sich über sich selbst erheben wollte, ist er gefallen; da er nicht die Kraft hatte, sich aufrecht zu halten, stürzte er und zerbrach […], völlig unfähig, sich wieder aufzurichten. Von Christus selbst schließlich getröstet und gestärkt […], aber noch nicht ganz bei Kräften, solange er nicht zusammen mit den Neunundneunzig auf fette Weiden gebracht ist, wird er auf den Armen des Hirten getragen: „Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam“ (Jes 40,11).

Samstag, 15 August 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Er ist dein Sohn, o Maria! Er ist es, der für dich am dritten Tag von den Toten auferstanden ist und in dem Fleisch, das er von dir hat, über alle Himmel aufgefahren ist, um alles zu erfüllen. Nun bist du also im Besitz deiner Freude, o Glückselige, denn dir wurde zuteil, wonach du dich sehntest, und die Krone schmückt dein Haupt. Er schenkt dir die himmlische Hoheit durch Herrlichkeit, das Königtum der Welt durch Barmherzigkeit, die Herrschaft über die Hölle durch Macht. So antworten alle Geschöpfe mit unterschiedlichen Empfindungen auf deine große und unaussprechliche Herrlichkeit: die Engel mit Ehrerbietung, die Menschen mit Liebe, die Dämonen mit Furcht. Denn du bist verehrungswürdig für den Himmel, liebenswürdig für die Welt und schrecklich für die Hölle. Freue dich also und frohlocke, denn auferstanden ist er, der dich aufnimmt, der deine Herrlichkeit ist, der dein Haupt erhebt. Du freutest dich in seiner Empfängnis, betrübtest dich in seinem Leiden. Freue dich nun von neuem in seiner Auferstehung, und niemand wird dir deine Freude nehmen, denn Christus, von den Toten auferweckt, stirbt nicht mehr, der Tod hat keine Macht mehr über ihn (vgl. Röm 6,9). Deshalb ruft dich der Geist und Gott sagt zu dir: „Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! Denn vorbei ist der Winter, verrauscht der Regen. Auf der Flur erscheinen die Blumen; die Zeit zum Singen ist da“ (Hld 2,10–12). […] Das Räuchergefäß folgt dem Weihrauch; durch die Hand des Herrn erhoben, steigt es empor bis zum Thron Gottes. Es steigt auf, umringt von einer Engelschar, die in den Höhen rufen: „Wer ist sie, die da aus der Steppe heraufsteigt in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, von allen Wohlgerüchen der Händler?“ (Hld 3,6).

Freitag, 14 August 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und das Werk deiner Gnade zu rühmen. Denn du hast den Menschen als Mann und Frau erschaffen und ihren Bund zum Abbild deiner schöpferischen Liebe erhoben. Die du aus Liebe geschaffen und unter das Gesetz der Liebe gestellt hast, die verbindest du in der Ehe zu heiliger Gemeinschaft und gibst ihnen Anteil an deinem ewigen Leben. So heiligt das Sakrament der Ehe den Bund der Gatten und macht ihn zu einem Zeichen deiner göttlichen Liebe durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …

Donnerstag, 13 August 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Der Herr segne dich (vgl. Num 6,24). So gut ich kann, sage ich dir zum Anliegen deiner Seele: Jene Dinge, die dich hindern, Gott, den Herrn, zu lieben, und wer immer dir Schwierigkeiten machen mag, Brüder oder andere, auch wenn sie dich schlagen sollten, alles musst du für Gnade halten. […] Und liebe jene, die dir solches antun. Und du sollst nichts anderes von ihnen wollen, als was der Herr dir geben wird. Und darin liebe sie […] Und daran will ich erkennen, ob du den Herrn und mich, seinen und deinen Knecht, liebst, wenn du Folgendes tust, nämlich: Es darf keinen Bruder auf der Welt geben, mag er auch gesündigt haben, soviel er nur sündigen konnte, der deine Augen gesehen hat und dann von dir fortgehen müsste ohne dein Erbarmen, wenn er Erbarmen sucht. Und sollte er nicht Erbarmen suchen, dann frage du ihn, ob er Erbarmen will. Und würde er danach auch noch tausendmal vor deinen Augen sündigen, liebe ihn mehr als mich, damit du ihn zum Herrn ziehst. Und mit solchen habe immer Erbarmen. Und teile dies, sobald du kannst, den Guardianen mit, dass du für dich fest entschlossen bist, so zu handeln.

Mittwoch, 12 August 2020 : Kommentar Hl. Cäsarius von Arles

Zu unserem Wohl und zu unserem Heil halten uns alle Heiligen Schriften dazu an, unaufhörlich und demütig unsere Sünden zu bekennen, nicht nur vor Gott, sondern auch vor einem heiligen und gottesfürchtigen Mann. So rät uns der Heilige Geist durch die Stimme des Apostel Jakobus: „Bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr das Heil erlangt“ (vgl. 5,16 Vulg.) […] und der Psalmist sagt: „Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben“ (Ps 32(31),5). Wir sind immer durch unsere Sünden verwundet; deshalb müssen wir stets auf die Heilmittel der Beichte zurückgreifen. Wenn Gott tatsächlich will, dass wir unsere Sünden bekennen, dann nicht deswegen, weil er selbst sie nicht kennt, sondern weil der Teufel etwas vorfinden will, um uns vor dem Tribunal des ewigen Richters anzuklagen; deshalb will er, dass wir unsere Sünden entschuldigen, anstatt sie anzuklagen. Unser Gott möchte, im Gegensatz dazu, weil er gut und barmherzig ist, dass wir unsere Sünden in dieser Welt bekennen, damit wir ihretwegen in der anderen Welt nicht beschämt werden. Wenn wir sie also bekennen, ist er barmherzig; wenn wir sie gestehen, vergibt er […] Und wir, liebe Brüder, sind wirklich eure geistlichen Ärzte; wir bemühen uns mit Sorgfalt, eure Seelen zu heilen.

Dienstag, 11 August 2020 : Kommentar Hl. Vinzenz von Paul

Könnt ihr euch, meine Schwestern, die Freude vorstellen, die Gott daran hat, eine Seele zu betrachten, die aufmerksam darauf bedacht ist, ihm zu gefallen und achtsam, ihm anzubieten, was sie zu tun unternimmt? O, es ist unvorstellbar, meine Schwestern, und wir haben guten Grund zu sagen, dass es Gott Freude macht. O ja, das ist seine Freude, das ist sein Vergnügen, das ist sein Entzücken. Es ist wie bei einem Kind, dem es daran liegt, seinem Vater alles zu bringen, was es bekommen hat. Wenn ihm jemand etwas gibt, ruht es nicht eher, bis es seinen Vater findet: „Schau mal, Papa, was ich habe; das habe ich bekommen; das habe ich gemacht.“ Und dieser Vater hat eine unbeschreibliche Freude daran, die Fügsamkeit dieses Kindes zu sehen und diese kleinen Zeichen der Liebe und seiner Abhängigkeit. So ist es auch bei Gott, meine lieben Schwestern, und das in einem weitaus höheren Maße. Wenn ihm eine Seele schon am Morgen sagt: „Mein Gott, ich übergebe Dir alles, was mir an diesem Tag geschehen wird“; und wenn sie darüber hinaus bei Gelegenheiten, wo es etwas zu tun oder zu leiden gilt, einen Blick auf seine göttliche Majestät wirft, um ihm wortlos zu sagen: „Schau, mein Gott, das werde ich um deiner Liebe willen tun: Diese Begegnung ist mir unangenehm und schwer zu ertragen; aber um deiner Liebe willen ist mir nichts unmöglich“ – dann, meine Töchter, steigert Gott die Gnade in dem Maß, wie seine Güte sieht, dass die Seele Nutzen daraus zieht. Und wenn sie heute die Kraft hatte eine Schwierigkeit zu überwinden, dann wird sie morgen eine andere oder mehrere, noch viel größere und unangenehmere, überschreiten können.

Montag, 10 August 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Die glorreichen Taten der Märtyrer, die überall in der Kirche ihre Schönheit verbreiten, zeigen uns jene Wahrheit auf, die wir besungen haben: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen“ (Ps 116,15). Denn es ist tatsächlich kostbar, in unseren Augen und in den Augen dessen, für dessen Namen sie gestorben sind. Aber was all diese Tode so wertvoll macht, ist der Tod eines einzigen. Wie viele Tote hat er, der eine durch sein Sterben? Denn wenn er nicht gestorben wäre, hätte das Weizenkorn sich nicht vervielfacht. Ihr habt gehört, was er sagte, als er sich seinem Leiden, das heißt unserer Erlösung näherte: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“ (Joh 12,24). […] Als seine Seite durch die Lanze, die ihn traf, geöffnet wurde, strömte der Lösepreis für das ganze Universum hervor (vgl. Joh 19,34). Die Gläubigen und die Märtyrer wurden losgekauft. Doch der Glaube der Märtyrer hat sich bewährt, wie ihr Blut es bezeugt. Sie gaben Christus zurück, was er ihnen gegeben hatte, und erfüllten, was Johannes sagt: „Christus hat für uns sein Leben hingegeben. So müssen auch wir für unsere Brüder das Leben hingeben“ (vgl. 1 Joh 3,16). An anderer Stelle heißt es: „Wenn du dich an eine herrliche Tafel setzt, achte gut auf das, was man dir vorsetzt, denn du wirst Gleichwertiges zubereiten müssen“ (vgl. Spr 23,1). Was für eine herrliche Tafel ist es, an der sich der Hausherr selbst zur Nahrung gibt! Er ist der Gastgeber, der einlädt, und er ist selbst die Speise und der Trank. Die Märtyrer achteten also darauf, was sie aßen und tranken, um gleichermaßen zurückgeben zu können. Doch wie hätten sie gleichermaßen zurückgeben können, wenn nicht derjenige, der sie zuerst mit seinen Gaben erfüllte, ihnen geschenkt hätte, was sie ihm geben könnten? Das also sagt uns der Psalm, den wir gesungen haben: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen.“

Sonntag, 9 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Die Jünger dagegen werden, von neuem von den Wogen hin und hergeworfen und sind dem Sturme preisgegeben wie schon früher einmal (vgl. Mt 8,24). Damals hatten sie den Herrn bei sich im Schiff, als der Sturm kam; diesmal sind sie ganz allein auf sich angewiesen. […] Der Herr will sie eben langsam und schrittweise zu Größerem anleiten […] und brachte so, wie ich glaube, deren verblendetes Herz in die entsprechende Verfassung. Das ist eben die Wirkung der Furcht, die nicht bloß durch das Unwetter, sondern auch durch die Länge der Zeit hervorgebracht wurde, So erweckte der Herr in den Jüngern nicht bloß Zerknirschung, sondern auch ein umso größeres Verlangen nach ihm und machte, dass sie das Erlebnis nie wieder vergaßen. Darum kam er ihnen auch nicht sogleich zu Hilfe. „Denn zur Zeit der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, auf dem See wandelnd.“ […] Was tut nun da Petrus, der stets voll Eifer ist und den anderen immer vorauseilt? „Herr“, sagt er, „wenn Du es bist, so befiehl, dass ich zu Dir auf dem Wasser komme.“ […] Er sagte nämlich nicht: Befiehl, dass ich auf dem Wasser wandle, sondern: „Befiehl, dass ich zu Dir komme.“ Kein anderer liebte ja Jesus in demselben Maße. Gerade so machte er es auch nach der Auferstehung; er erwartete es nicht, bis er mit den anderen käme, sondern eilte ihnen voraus. […] Petrus stieg aus dem Schifflein und ging ihm entgegen, wobei er sich nicht so sehr darüber freute, dass er auf dem Wasser wandelte, als darüber, dass er zum Herrn kam. Nachdem er aber das Größere überwunden, sollte er dem Geringeren unterliegen, ich meine der Gewalt des Windes, nicht der des Sees. So ist eben die Menschennatur: oft vollbringt sie das Große und fällt dafür im Kleinen. […] Auch bei Petrus ging es so: während ihn noch die Furcht beherrschte, hatte er den Mut, über dem Wasser zu wandeln; dem Andrang des Windes aber konnte er nicht mehr standhalten, und das, obgleich Christus in der Nähe war. So nützt es also nichts, dass Christus einem nahe ist, wenn er nicht durch den Glauben nahe ist. Das zeigte denn auch den Unterschied zwischen dem Meister und dem Schüler […] „Warum hast du gezweifelt, Kleingläubiger?“ Wäre er also nicht im Glauben schwach geworden, so hätte er auch dem Wind gegenüber leicht standgehalten. Darum lässt auch der Herr, nachdem er ihn gefasst hatte, den Wind weiter wehen […] Wenn ein junges Vögelchen vor der Zeit das Nest verlässt und schon im Begriffe steht, herabzufallen, so stützt es die Mutter mit ihren Flügeln und bringt es wieder ins Nest zurück. Geradeso macht es auch Christus.

Freitag, 7 August 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Beim Responsorium […] „Siehe, der Herr kommt, unser Beschützer, der Heilige Israels“ verstand Gertrud, dass jemand, der sich in seinem Herzen bemüht, seinen Willen darauf auszurichten, nichts anderes zu wünschen, als sein ganzes Leben lang, in Freuden wie in Widrigkeiten, dem anbetungswürdigen Willen Gottes zu gehorchen, dem Herrn – mit der Gnade Gottes – durch eine solche Gesinnung die gleiche Ehre erweise, wie einer, der dem Herrscher die Kaiserkrone aufs Haupt setzt. […] Sie [sah] den Herrn über einen Weg gehen, der zwar durch Grün und Blumenschmuck angenehm, aber durch dichte Dornen doch auch eng und rauh war; das Bild des Kreuzes sah sie ihm vorangehen, es zerteilte die Dornen und erweiterte den Weg. Der Herr, kehrte sich den Seinigen mit freundlichem Antlitz zu und lud sie ein: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Hierbei erkannte sie, dass für jeden seine Versuchung sein Kreuz sei. Für einige bestand es darin, dass sie durch die Stacheln des Gehorsams zu Dingen angetrieben wurden, die ihnen widerwärtig waren; für andere darin, dass sie durch Krankheitsbeschwerden an dem verhindert wurden, was ihnen erwünscht war; und so hatte jeder sein besonderes Kreuz. Dieses Kreuz muss jeder so auf sich nehmen, dass er dabei den Entschluss fasst, das ihm Widerstrebende gern zu leiden und zugleich nach Kräften nichts von dem zu vernachlässigen, was er als ehrenvoller für Gott erkennt.

Donnerstag, 6 August 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

„Er wurde vor ihren Augen verwandelt“ (Mt 17,2). Drücke dich wie weiches Wachs auf diese Gestalt, um das Bild Christi einzuprägen, von dem es heißt: „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee“ (Mt 17,2 Vulg.). In diesem Abschnitt müssen wir vier Dinge beachten: das Angesicht, die Sonne, die Kleider und den Schnee. Im vorderen Kopfbereich, der das Gesicht des Menschen genannt wird, gibt es drei Sinne, die auf wunderbare Weise angeordnet und eingerichtet sind: das Sehen, das Riechen und das Schmecken. Dem entsprechend gibt es im Antlitz unserer Seele den Blick des Glaubens, den Geruchssinn der Unterscheidung und den Geschmack der Kontemplation. […] In der Sonne gibt es Helligkeit, Reinheit und Wärme. Die Helligkeit der Sonne entspricht hervorragend dem Glaubensblick, der mit der Helligkeit seines Lichtes die unsichtbaren Wirklichkeiten wahrnimmt und glaubt. Möge das Antlitz unserer Seele wie die Sonne leuchten. Möge das, was wir durch den Glauben sehen, in unseren Werken aufstrahlen; möge das Gute, das wir mit unseren inneren Augen erkennen, sich nach außen in der Reinheit unserer Taten verwirklichen; möge das, was wir in der Kontemplation von Gott verkosten, sich in Wärme der Nächstenliebe verwandeln. So wird unser Antlitz gleich dem Antlitz Jesu „wie die Sonne leuchten“.

Mittwoch, 5 August 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Pax vobis. Der Friede sei mit euch! Das ist der Ostergruß des Auferstand’nen. Den Frieden in die Welt zu bringen ist Er Mensch geworden. Ihn kündeten die Engel auf den Fluren Bethlehems. Frieden – Geborgenheit im Schoß des ew’gen Vaters: Du hattest ihn, o Herr, auch da als Pilger Du auf Erden weiltest. Und Deine Mutter hatte ihn, weil ihr Herz eins mit Deinem. Du gabst dem Vater in der Höhe Ehre, Dass Er den Blick zur Erde wieder lenke Und Friede auch den Friedelosen werde. Vollendet ward es erst durch Deinen Tod. Da Du vollbracht das blut’ge Werk der Sühne Und in des Vater Hände Deinen Geist gegeben, Da neigte Er sich nieder zu den Deinen Und nahm mit Dir sie auf in Seinen Schoß. Nimmer versiegend quillt der Strom des Friedens, Er nimmt den Weg durch Deiner Mutter Herz, Sie leitet ihn mit milden Händen zu den Menschen. Du, Königin des Friedens, bautest unser Haus, Dass eine Stätte es des Friedens werde. Die Herzen Deiner Kinder sollen Schalen werden, Die überfließen von dem Himmelstau Und Fruchtbarkeit dem dürren Lande geben.

Dienstag, 4 August 2020 : Kommentar Origenes

Als in den letzten Tagen das Wort Gottes, in Fleisch gekleidet, von Maria geboren wurde und sich in dieser Welt zeigte, war das, was man von ihm sah, verschieden von dem, was der Verstand in ihm erkennen konnte. Sein Fleisch war für alle offensichtlich, aber die Kenntnis seiner Göttlichkeit war nur wenigen gegeben. Genauso verhält es sich, wenn das Wort Gottes sich durch das Gesetz des Alten Bundes und die Propheten an die Menschen wendet: Es zeigt sich verschleiert durch eine entsprechende Verhüllung. In seiner Menschwerdung ist es mit Fleisch bekleidet, in der Heiligen Schrift ist es mit dem Schleier des Buchstabens bekleidet. Der Schleier des Buchstabens ist vergleichbar mit seiner Menschlichkeit, und der geistliche Sinn des Gesetzes mit seiner Göttlichkeit. Im Buch Levitikus finden wir Beschreibungen der Opferriten, der verschiedenen Opfergaben, der liturgischen Dienste der Priester […]; selig die Augen, die den göttlichen Geist sehen, der sich hinter dem Schleier verbirgt. […] „Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet“, sagt der Apostel Paulus, „wird die Hülle entfernt. […] und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (vgl. 2 Kor 3,16–17). Der Herr selbst, der Heilige Geist selbst ist es, zu dem wir beten müssen, damit er in seiner Güte alle Finsternis von uns nimmt und wir fähig werden, in Jesus den wunderbaren geistlichen Sinn des Gesetzes zu betrachten, so wie jener sagte: „Enthülle meine Augen, dass ich die Wunder deines Gesetzes betrachte!“ (Ps 118,18 LXX).

Montag, 3 August 2020 : Kommentar Hl. Hilarius

Dass aber aus der Zahl aller Anwesenden in dem Schiff Petrus allein es wagt, zu antworten, und um den Auftrag bittet, auf dem Wasser zu dem Herrn zu kommen, dies bezeichnet die Beschaffenheit seines Willens zur Zeit des Leidens, zu jener Zeit, da er allein zurückkehrte, den Fußstapfen des Herrn folgte, und ihn mit Verachtung der Stürme der Welt, wie der des Meeres, mit gleichem Mut zur Verachtung des Todes begleitete; seine Furchtsamkeit aber weist auf seine Schwäche bei der künftigen Versuchung hin. Denn obwohl er zu wandeln wagte, so sank er dennoch; durch die Schwachheit des Fleisches und die Furcht vor dem Tod nämlich wurde er sogar in die Notwendigkeit zu leugnen versetzt. Aber er ruft, und bittet den Herrn um Rettung. Dieses Rufen bedeutet den Seufzer seiner Reue. […] Auch muss man bei Petrus betrachten, dass er an Glauben die Übrigen übertraf. Denn da es die andern nicht wussten, war er der Erste, welcher antwortete: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ (vgl. Mt 16,16). Er war der Erste, welcher das Leiden, weil er es für ein Übel hielt, zurückwies (vgl. Mt 16,22). Er war der Erste, welcher erklärte, dass er sterben und nicht verleugnen wolle (vgl. Mt 26,35). Er war der Erste, welcher sich weigerte, die Füße sich waschen zu lassen (vgl. Joh 13,8). Er zog sogar das Schwert gegen diejenigen, welche den Herrn ergriffen (vgl. Joh 18,10). Dass aber nach seinem Einsteigen in das Schiff Wind und Wogen sich legten, dadurch wird nach der Wiederkunft in seiner Herrlichkeit der ewige Friede und die Ruhe der Kirche angezeigt. Und weil er dann geoffenbart kommen wird, deswegen sagten alle sich verwundernd mit Recht: „Wahrhaftig, er ist Gottes Sohn!“ (vgl. Mt 14,33). Denn das Bekenntnis aller wird dann vollständig und allgemein sein, der Sohn Gottes habe nicht mehr in körperlicher Niedrigkeit, sondern in himmlischer Herrlichkeit der Kirche den Frieden wiedergegeben.

Sonntag, 2 August 2020 : Kommentar Hl. Athanasius

Jeder der Heiligen hat den „breiten und bequemen Weg“ (vgl. Mt 7,13) verlassen müssen, um allein zu bleiben, abgeschieden, und dort in der Tugend zu leben: Elija, Elischa […], Jakob […]. Die Wüste und das Hinter-sich-Lassen der lärmenden Geschäftigkeit des Lebens vermitteln dem Menschen die Freundschaft Gottes. So wurde Abraham, als er aus dem Land der Chaldäer auszog, „Freund Gottes“ (Jak 2,23) genannt. So auch der große Mose: Als er das Land Ägypten verließ […] sprach er mit Gott von Angesicht zu Angesicht, wurde vor den Händen seiner Feinde gerettet und durchquerte die Wüste. All diese Menschen sind ein Bild für den Auszug aus der Finsternis in das wunderbare Licht und des Aufstiegs zur himmlischen Stadt (vgl. Heb 11,16), ein Vorausbild der wahren Glückseligkeit und des ewigen Festmahls. Was uns betrifft, so haben wir die Wirklichkeit unter uns, die durch Schatten und Symbole angekündigt wurde, ich meine das Ebenbild des Vaters, unseren Herrn Jesus Christus (vgl. Kol 2,17; 1,15). Wenn wir ihn allezeit als Nahrung empfangen, und wenn wir die Türpfosten unserer Herzen mit seinem Blut bestreichen, werden wir von der Fronarbeit unter dem Pharao und seinen Aufsehern befreit werden (vgl. Ex 12,7; 5,6f.). […] Jetzt haben wir den Weg gefunden, um von der Erde zum Himmel hinübergehen zu können […]. Einst ging der Herr den Kindern Israels unter der Führung des Mose in einer Feuer- und in einer Wolkensäule voran; jetzt ruft er selbst uns zu: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“ (Joh 7,37f.). So bereite sich ein jeder mit glühendem Verlangen vor, zu diesem Festmahl zu gelangen; er höre, wie der Erlöser ihn zu sich ruft, da doch er es ist, der uns alle und jeden einzelnen tröstet. Wer hungert, der komme zu ihm: Er ist das wahre Brot (Joh 6,32). Wer dürstet, der komme zu ihm: Er ist die Quelle lebendigen Wassers (vgl. Joh 4,10). Der Kranke komme zu ihm: Er ist der Logos, das Wort Gottes, das die Kranken heilt. Wenn jemand von der Last der Sünde niedergedrückt wird und sie bereut, soll er Zuflucht finden zu seinen Füssen: Er ist die Ruhe und der Hafen des Heils. Der Sünder soll vertrauen, da er sagte: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).

Samstag, 1 August 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Kirche des ersten Jahrtausends ist aus dem Blut der Märtyrer entstanden: „Sanguis martyrum – semen christianorum“ (Tertullian). Die geschichtlichen Ereignisse im Zusammenhang mit der Gestalt Konstantins des Großen hätten niemals eine Entwicklung der Kirche, wie sie im ersten Jahrtausend eintrat, gewährleisten können, wenn es nicht jene Märtyrersaat und jenes Erbe an Heiligkeit gegeben hätte, die die ersten Christengenerationen kennzeichnen. Am Ende des zweiten Jahrtausends ist die Kirche erneut zur Märtyrerkirche geworden. Die Verfolgung von Gläubigen – Priestern, Ordensleuten und Laien – hat in verschiedenen Teilen der Welt eine reiche Saat von Märtyrern bewirkt. Das Zeugnis für Christus bis hin zum Blutvergießen ist zum gemeinsamen Erbe von Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern und Protestanten geworden, wie schon Paul VI. in der Homilie bei der Heiligsprechung der Märtyrer von Uganda betonte. Das ist ein Zeugnis, das nicht vergessen werden darf. […] In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zurückgekehrt, häufig unbekannt, gleichsam „unbekannte Soldaten“ der großen Sache Gottes. Soweit als möglich dürfen ihre Zeugnisse in der Kirche nicht verlorengehen. […] Von den Ortskirchen [muss] alles unternommen werden, um durch das Anlegen der notwendigen Dokumentation nicht die Erinnerung zu verlieren an diejenigen, die das Martyrium erlitten haben. Dies sollte auch einen ökumenisch beredten Zug haben. Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist vielleicht am überzeugendsten. Die communio sanctorum, Gemeinschaft der Heiligen, spricht mit lauterer Stimme als die Urheber von Spaltungen. […] Die größte Verehrung, die alle Kirchen an der Schwelle des dritten Jahrtausends Christus darbringen werden, wird der Beweis der allmächtigen Gegenwart des Erlösers durch die Früchte von Glaube, Hoffnung und Liebe in Männern und Frauen vieler Sprachen und Rassen sein, die Christus in den verschiedenen Formen der christlichen Berufung nachgefolgt sind.

Freitag, 31 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Einige neuere Theologen sind der Meinung, dass das verbrennende und zugleich rettende Feuer Christus ist, der Richter und Retter. Das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst. Unsere Lebensbauten können sich dabei als leeres Stroh, als bloße Großtuerei erweisen und zusammenfallen. Aber in dem Schmerz dieser Begegnung, in der uns das Unreine und Kranke unseres Daseins offenbar wird, ist Rettung. Sein Blick, die Berührung seines Herzens heilt uns in einer gewiss schmerzlichen Verwandlung „wie durch Feuer hindurch“. Aber es ist ein seliger Schmerz, in dem die heilige Macht seiner Liebe uns brennend durchdringt, sodass wir endlich ganz wir selber und dadurch ganz Gottes werden. So wird auch das Ineinander von Gerechtigkeit und Gnade sichtbar: Unser Leben ist nicht gleichgültig, aber unser Schmutz befleckt uns nicht auf ewig, wenn wir wenigstens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben sind. Er ist im Leiden Christi letztlich schon verbrannt. Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude.

Donnerstag, 30 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Die Lebensentscheidung des Menschen wird mit dem Tod endgültig – dieses sein Leben steht vor dem Richter. Sein Entscheid, der im Lauf des ganzen Lebens Gestalt gefunden hat, kann verschiedene Formen haben. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die dem Hass gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Weise solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle bezeichnet wird. Auf der anderen Seite kann es ganz reine Menschen geben, die sich ganz von Gott haben durchdringen lassen und daher ganz für den Nächsten offen sind – Menschen, in denen die Gottesgemeinschaft jetzt schon all ihr Sein bestimmt und das Gehen zu Gott nur vollendet, was sie schon sind. Aber weder das eine noch das andere ist nach unseren Erfahrungen der Normalfall menschlicher Existenz. Bei den allermeisten – so dürfen wir annehmen – bleibt ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im tiefsten ihres Wesens gegenwärtig. Aber es ist in den konkreten Lebensentscheidungen überdeckt von immer neuen Kompromissen mit dem Bösen – viel Schmutz verdeckt das Reine, nach dem doch der Durst geblieben ist und das doch auch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt. Was geschieht mit solchen Menschen, wenn sie vor den Richter hintreten? Ist all das Unsaubere, das sie in ihrem Leben angehäuft haben, plötzlich gleichgültig? Oder was sonst? Der heilige Paulus gibt uns im Ersten Korinther-Brief eine Vorstellung von der unterschiedlichen Weise, wie Gottes Gericht auf den Menschen je nach seiner Verfassung trifft. […] „Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“ (1 Kor 3,12–15).

Mittwoch, 29 Juli 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Was heißt das? „Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er schon gestorben ist“, wie Lazarus gestorben ist, „leben“, weil er nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Betreffs der schon längst gestorbenen Väter Abraham, Isaak und Jakob, hat Gott den Juden diese Antwort gegeben: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“ (Mt 22,32; Lk 20,37f.); alle leben in ihm. Glaube also, und wenn du auch gestorben bist, so wirst du leben; wenn du aber nicht glaubst, so bist du, auch wenn du lebst, tot. […] Woher der Tod der Seele nach? Weil der Glaube fehlt. Woher der Tod dem Leibe nach? Weil die Seele fehlt. Also ist die Seele deiner Seele der Glaube. „Wer an mich glaubt“, sagt er, „wird, auch wenn er gestorben ist“ dem Fleische nach, „leben“ der Seele nach, bis auch das Fleisch aufersteht, um nachher nie mehr zu sterben. Das heißt: „Wer an mich glaubt“, mag er auch sterben, „wird leben. Und jeder, der lebt“ dem Fleische nach „und an mich glaubt, wird“, obwohl er für jetzt wegen des Todes des Fleisches sterben wird, „nicht sterben in Ewigkeit“ wegen des Lebens des Geistes und der unvergänglichen Dauer der Auferstehung. Das ist es, was er sagt mit den Worten: „Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Sie [Marta] sprach zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß Du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Indem ich dies glaube, glaube ich, daß Du die Auferstehung bist, glaube ich, daß Du das Leben bist, glaube ich, daß, wer an Dich glaubt, auch wenn er stirbt, leben wird, und daß, wer lebt und an Dich glaubt, nicht sterben wird in Ewigkeit.

Dienstag, 28 Juli 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Im Geiste sehen wir unseren Herrn Jesus Christus auf dem Thron der Herrlichkeit sitzen. Um ihn herum sind Seraphim, Cherubim und Engel jeden Ranges, die ihm mit Furcht und Zittern dienen. Dann werden all jene die gebenedeite Stimme des Meisters hören, die den Kampf bis zum Ende geführt haben, ohne sich von den Verlockungen ihres Zeitalters anziehen oder von den Reizen dieser eitlen Welt verführen zu lassen. „Dann“, so sagt er, „werden die Gerechten leuchten wie die Sonne“ (vgl. Mt 13,43), wenn sie vom Morgen- und Abendland, vom Norden und vom Meer kommend mit Abraham, Isaak und Jakob (vgl. Mt 8,11) in unsagbarer Freude (vgl. 1 Petr 1,8) beim Festmahl Platz nehmen; wenn unser König und Herr seine Gaben an sie verteilen wird, ihren Verdiensten entsprechend. Ach, meine Brüder, meine Kinder, ach! Wie groß und schön ist doch die Herrlichkeit, die den dreimal Seligen und Heiligen zuteilwird, die Verzicht geübt haben! Ja, ganz sicher wird ein jeder die verheißenen Gaben empfangen, je nach dem Stand, in dem er Gott wohlgefällig war. […] Folgt also weiter der Wahrheit (vgl. Gal 5,7), und lasst euch nicht vom Teufel verblenden (vgl. Gal 3,1) oder behindern! […] Es möge über euch kommen […] Barmherzigkeit, Friede, Liebe, die Freiheit von Neid, Eifersucht und Prahlerei; sodann Gelehrigkeit, aufbauendes Reden, Solidarität, Mitgefühl füreinander, Demut. Lebt und verhaltet euch so, und betet auch von ganzem Herzen für meine armselige Person, damit ich nicht in das ewige Feuer geworfen werde. Mögen wir alle dem entkommen, nachdem wir des Himmelreiches für würdig befunden worden sind, in Christus, unserem Gott, dem alle Herrlichkeit, Ehre, Anbetung und Größe gebührt mit dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen.

Montag, 27 Juli 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Die Gnade Gottes ist ein Same, der nicht erstickt, aber auch nicht zu sehr herausgestellt werden darf. Wir müssen ihn in unseren Herzen nähren und dürfen ihn menschlichen Blicken nicht zu sehr aussetzen. Es gibt zwei Arten von Gnaden, die zwar unscheinbar sind, doch von denen unsere Vervollkommnung und unser Heil abhängen können: 1. Ein Licht, das uns eine Wahrheit erkennen lässt: Wir müssen es sorgsam aufnehmen und achtgeben, dass es nicht durch unsere Schuld ausgelöscht wird; wir müssen es wie eine Regel in all unseren Handlungen benützen und erkennen, wohin es uns führt, usw.; 2. Eine Anregung, die uns dazu veranlasst, bei bestimmten Gelegenheiten etwas Tugendhaftes zu tun. Diesen Anregungen müssen wir treu folgen, weil von dieser Treue manchmal unser Glück abhängt. Eine Abtötung, zu der Gott uns unter bestimmten Umständen anregt – wenn wir auf seine Stimme hören –, wird vielleicht reiche Früchte und Heiligkeit in uns bewirken; missachten wir stattdessen diese kleine Gnade, könnte das sehr schlimme Folgen haben. Denn es ist vorgekommen, dass Menschen, die hoch in Gunst standen, in Ungnade gefallen sind, weil sie es in ganz kleinen Dingen an Dienstbereitschaft hatten fehlen lassen.

Sonntag, 26 Juli 2020 : Kommentar Hl. Basilius

Da unser Herr Jesus Christus nach wiederholter und durch mehrere Taten bekräftigter Aufforderung zu allen sagt: „Wenn jemand zu mir kommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (vgl. Mt 16,24) […] Und anderswo fügt er zu den Worten: „Wenn du vollkommen werden willst“ erst dann hinzu: „Komm und folge mir nach“, nachdem er vorhergesagt hat: „Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen“ (vgl. Mt 19,21). Auch das Gleichnis von dem Kaufmann weist, wie jeder Vernünftige leicht begreift, ebendahin. „Denn das Himmelreich“, sagt er, „ist gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht. Wenn er eine kostbare Perle gefunden hat, geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft sie“ (vgl. Mt 13,45–46). Denn offenbar bezeichnet die kostbare Perle gleichnisweise das Himmelreich, welches wir, wie die Worte des Herrn zeigen, unmöglich erlangen können, wenn wir nicht zugleich alles, was wir haben, Reichtum, Ehre, hohe Geburt und was es sonst noch gibt, wonach die Menschen streben, aufgeben, um es gegen jenes einzutauschen. Dass es ferner auch unmöglich sei, wenn das Gemüt von verschiedenen Sorgen zerrissen ist, das, wonach man strebt, auf die rechte Weise zu tun, zeigt der Herr in den Worten: „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24). […] Daher müssen wir einzig und allein den himmlischen Schatz wählen, um bei ihm das Herz zu haben. „Denn wo dein Schatz ist“, heißt es, „da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21). […] Diese Freiheit [losgelöst sein von allem Irdischen], um es mit einem Wort zu sagen, ist eine Versetzung des menschlichen Herzens in den Himmel, sodass wir sagen können: „Unser Wandel aber ist im Himmel“ (Phil 3,20 Vulg.). Ja sie ist, was das Größte ist, der Anfang der Gleichförmigkeit mit Christus, der unseretwegen arm wurde, da er reich war (vgl. 2 Kor 8,9).

Samstag, 25 Juli 2020 : Kommentar Hl. Basilius

„Was soll ich dem Herrn vergelten?“ (Ps 115,3 LXX). Weder Opfer noch Brandopfer, noch die Befolgung des vorgeschriebenen Kultes, sondern mein Leben selbst, ganz und gar. Deshalb sagt der Psalmist „Ich werde den Kelch des Heils erheben“ (Ps 115,4 LXX). Als seinen Kelch bezeichnet der Psalmist die Mühsale, die er in den Kämpfen seiner kindlichen Hingabe an Gott ertrug, und die Beharrlichkeit, mit der er der Sünde Widerstand leistete bis in den Tod. Von diesem Kelch spricht der Herr selbst in den Evangelien: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39). Und zu den Jüngern sagt er: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ Damit meinte er den Tod, den er für das Heil der Welt erleiden wollte. Deshalb sagt er: „Ich werde den Kelch des Heils erheben“, d. h. ich bin mit meinem ganzen Sein danach ausgestreckt, dürstend nach der Vollendung des Martyriums, dass ich sogar die Qualen, die ich in den Kämpfen meiner Sohnesliebe erduldete, für eine Erholung der Seele und des Leibes halte und nicht für Leiden. Ich selbst, sagt er, biete mich dem Herrn als Opfer und Opfergabe dar […]. Und ich bin bereit, diese Verheißungen vor dem ganzen Volk zu bezeugen, denn „ich werde dem Herrn meine Gelübde erfüllen vor all seinem Volk!“ (Ps 115,9 LXX).

Freitag, 24 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wenn Europa sich selbst treu bleiben will, muss es alle lebendigen Kräfte dieses Kontinentes vereinen, indem es den eigentümlichen Charakter jeder Region berücksichtigt, aber auch in seinen Wurzeln einen gemeinsamen Geist findet. Die Mitgliedsstaaten Ihres Rates sind sich bewusst, dass sie nicht das ganze Europa darstellen; durch den Ausdruck meines innigen Wunsches, die begonnene Zusammenarbeit mit den anderen Völkern, insbesondere derjenigen Mittel- und Osteuropas, vertieft zu sehen, habe ich das Empfinden dem Wunsche vieler Millionen Männer und Frauen entgegenzukommen, die auf ein den Möglichkeiten dieses Kontinentes angemessenes Leben in Einheit und Solidarität hoffen. Über Jahrhunderte hinweg hat Europa eine beträchtliche Rolle in den anderen Teilen der Welt gespielt. Man muss jedoch einräumen, dass es bei seiner Begegnung mit anderen Kulturen sich nicht immer von seiner besten Seite gezeigt hat, niemand kann jedoch bestreiten, dass es auf eine glückliche Art und Weise viele seiner langsam herangereiften Werte mit den anderen geteilt hat. Seine Söhne haben bei der Verbreitung der christlichen Botschaft eine wesentliche Rolle gespielt. Wenn Europa heute eine Rolle zu spielen gedenkt, muss es in Einheit sein Unternehmen klar auf den menschlichsten und großzügigsten Teil seines Erbes begründen. […] Indern ich heute vor die erste in der Welt bestehende internationale parlamentarische Versammlung komme, bin ich mir bewusst, dass ich mich an berufene Volksvertreter wende, die in der Treue zu ihren Lebensquellen sich zusammenschließen wollten, um ihre Einheit zu festigen und sich den anderen Völkern aller Kontinente in der Achtung der menschlichen Wahrheit zu erschließen. ich kann bezeugen, dass die Christen bereit sind, bei den Aufgaben Ihrer Institutionen aktiv mitzuarbeiten. Ich wünsche diesem Ihrem Rat eine fruchtbare Arbeit, um die Seele Europas stets lebendiger und weitherziger zu gestalten.

Donnerstag, 23 Juli 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Dieses also ist das Wesen der Vollkommenheit, dass wir immer und überall dem himmlischen Vater zu gefallen suchen, damit er dadurch verherrlicht werde, damit sein Reich in uns gefestigt und sein Wille in uns erfüllt werde. […] Das Ergebnis solch innerer Gesinnung ist, dass wir „an jeglichen guten Werken Frucht bringen“, wie Paulus sagt (Kol 1,10). Hat nicht der liebe Heiland selbst eine solche Vollkommenheit als Verherrlichung Gottes bezeichnet: „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Frucht bringt“ (Joh 15,8)? Wo aber sollen wir die Kraft schöpfen, die all unsere Handlungen befruchten und uns fähig machen soll, dem Vater jene reiche Ernte zu bringen, durch die wir ihn verherrlichen? Diese geheimnisvolle Kraft ist die Gnade, die uns nur durch Christus zuteilwird. Nur wenn wir mit ihm vereint bleiben, können wir göttliche Fruchtbarkeit erlangen: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht“ (Joh 15,5). Wenn wir „ohne ihn nichts tun können“, was Gottes würdig wäre, so bringen wir mit ihm und in ihm viele Frucht; denn er ist der Weinstock, und wir sind die Reben (Joh 15,5). Da könnte man nun fragen: Ja, wie bleiben wir denn in ihm? Zunächst durch den Glauben. Paulus sagt, dass „Christus durch den Glauben in unserm Herzen wohne“ (Eph 3,17). – Sodann durch die Liebe: „Bleibet in meiner Liebe“ (Joh 15,9), in der Liebe, die im Verein mit der Gnade uns ganz und gar dem Dienste Christi und der Erfüllung seiner heiligen Gebote anheimgibt. […] Wir müssen uns also eifrigst bestreben, in allem mit Christo vereinigt zu bleiben, ihn als unser Vorbild ständig vor Augen zu haben und gleich ihm alles aus Liebe zu tun: „Ich liebe den Vater“ (Joh 14,30) – „ich tue immer, was dem Vater wohlgefällig ist“ (Joh 8,29). Dies ist das Geheimnis der Vollkommenheit, dies das unfehlbare Mittel, auch auf uns jenes Wohlgefallen herabzuziehen, das der Vater „an seinem eingeborenen Sohne hat“ (Mt 3,17).

Mittwoch, 22 Juli 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Sage oft zu Gott: „Mein Herr, warum liebst du mich so sehr? Was siehst du denn Gutes in mir? Hast du vergessen, welche Beleidigungen ich dir angetan habe? O, seitdem du mich so liebevoll behandelt hast, mich anstatt in die Hölle zu schicken, mit Gnaden erfüllt hast: Wem wenn nicht dir, sollte ich jetzt meine Liebe anbieten, o Gut, der du mein Gut und mein ganzes Gut bist?“ Mein Gott, liebster Gott, was mich bei meinen vergangenen Sünden am meisten betrübt, sind nicht die Züchtigungen, zu denen ich dich veranlasst habe, dich, der du doch unendlicher Liebe würdig bist, dich, der du kein Herz, das bereut und sich demütigt, verachten kannst (vgl. Ps 51(50),19). Ach, von nun an – sowohl in diesem Leben wie im kommenden – sehnt sich mein Herz nur noch danach, dich mein zu nennen, denn: „Was habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde. Du bist der Gott meines Herzens, der Gott, der mein Anteil ist auf ewig“ (vgl. Ps 73(72),25–26). Ja, du bist und bleibst für immer der alleinige Meister meines Herzens, meines Willens und mein einziger Schatz, mein Paradies, das Ziel meiner Hoffnungen und meiner Zuneigung, mein Alles, mit einem Wort: „Du bist der Gott meines Herzens, mein Anteil für immer“ (vgl. Ps 73(72),26). Dein Vertrauen in Gott muss immer stärker werden. Rufe dir deshalb häufig sein Verhalten dir gegenüber ins Gedächtnis, all seine Zärtlichkeit, die sanften Mittel, die seine Barmherzigkeit eingesetzt hat, um dich von den Wegen zurückzuholen, wohin du dich verirrt hattest, um dich von den Fesseln der Erde zu befreien und dich an seine heilige Liebe zu ziehen.

Dienstag, 21 Juli 2020 : Kommentar Hl. Maximilian Kolbe

Die Vollkommenheit liegt in der Heiligung unserer Seele und jeder einzelnen Seele. Sie vollzieht sich nicht im Laufe der Jahre, sondern zu jeder Zeit. Jeder Augenblick, der vor uns liegt, kehrt nicht mehr zurück. Wenn er gut gelebt wird, kann er für die Ewigkeit zählen. Das ist die Wahrheit […] Jeder Moment liegt in unserer Hand, aber wir vergessen es oft. Wir machen uns Sorgen darüber, was passieren könnte, was der eine oder andere denken wird, welche Mühsal uns bevorsteht … Wie schade! Der lohnendste Gedanke ist, zu wissen, dass nur der gegenwärtige Augenblick uns gehört. Wir leben voll und ganz den gegenwärtigen Augenblick, wenn wir den Willen Gottes tun. Damit all diese Momente voll ausgelebt werden, muss die Immaculata sie an unserer Stelle leben. Wir geben uns ihr hin, damit wir aus all diesen Augenblicken Nutzen ziehen können und damit sie es ist, die durch uns denkt und handelt. Der Wert des gegenwärtigen Augenblickes hängt nicht davon ab, was wir tun oder wie wir es tun, sondern davon, ob wir aus Liebe zu Gott arbeiten oder aus Liebe zu uns selbst. Wir müssen uns in jedem gegenwärtigen Augenblick heiligen, denn wir wissen nicht, ob wir über den nächsten Moment noch verfügen werden. Jetzt müssen wir uns heiligen; denn wir sind nicht sicher, ob uns der Abend noch gehören wird. Je besser wir unsere Standespflichten erfüllen, desto besser geben wir Gott die Ehre –, und desto besser erfüllen wir den Willen der Immaculata. Dieser gegenwärtige Augenblick ist sehr kostbar, und wir müssen uns oft daran erinnern, dass wir uns in ihm heiligen müssen. Wenn unsere Seele sich jeden Augenblick heiligen will, fängt sie an, eine neue Welt zu entdecken, einen Schatz von Gedanken und Vollkommenheiten.

Montag, 20 Juli 2020 : Kommentar Hl. Claude de la Colombière

Den schlechten Christen fehlt es an Glauben, und sie leugnen das auch gar nicht; aber sie meinen, sich damit entschuldigen zu können, dass ihnen die Grundlage fehle, um glauben zu können. Daher ist im Mund vieler Menschen nichts so häufig wie diese Rede: „Wenn ich ein Wunder gesehen hätte, wäre ich ein Heiliger“. – „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen“ (Mt 12,39). Die Bösen suchen Wunder. Am Erstaunlichsten daran ist: Obwohl sie mehrere gesehen haben, sich täglich solche vor ihren Augen abspielen, so dass sie sozusagen von Wundern umgeben sind, hören sie nicht auf, immer noch nach weiteren zu suchen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie wollten, nachdem sie schon Wunder auf der Erde gesehen hatten, auch noch welche am Himmel sehen. Aber weder durch die Totenerweckungen zu Lebzeiten des Erlösers [auf der Erde] noch durch die Sonnenfinsternis bei seinem Tod [am Himmel] wurden sie gläubig; ihr Neid wurde immer stärker, ihr Hass immer giftiger; beides steigerte sich bis zur Raserei –, ihr Unglaube jedoch wurde nicht geheilt. Und genauso wird es denen ergehen, die, während sie ein schlechtes Leben führen, Wunder erwarten, um glauben zu können: „Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (vgl. Lk 16,31). […] All die Schwierigkeiten, von denen sich die Ungläubigen aufhalten lassen, all die Widersprüche, die Ihnen in den Dogmen des Glaubens begegnen, all die scheinbaren Ärgernisse, die sie in ihnen finden, alles was ihnen neu, überraschend, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Vernunft, unvorstellbar, unmöglich erscheint; all ihre Argumente, all ihre angeblichen Beweisführungen: All das – weit davon entfernt, mich zu erschüttern –, macht mich stärker, macht mich unerschütterlich in meiner Religion. […] Alle neuen Zweifel sind für mich lauter neue Gründe zu glauben.

Sonntag, 19 Juli 2020 : Kommentar Dem hl. Makarius

Wenn jemand Weizenmehl knetet, aber keinen Sauerteig dazutut, so mag er noch so sehr sich abmühen, es umwenden und verarbeiten, die Masse bleibt doch ungesäuert und zum Essen unbrauchbar. Kommt aber der Sauerteig hinzu, so zieht er die ganze Mehlmasse an sich und durchsäuert sie vollständig. So hat es auch der Herr im Gleichnis vom Reiche [Gottes] gesagt […] Oder, jemand verwendet auf Fleisch alle Sorgfalt. Allein das Salz […] lässt er weg. Die Folge davon ist, dass das Fleisch stinkt und fault und für die Menschen ungenießbar wird. Stelle dir nun die ganze Menschheit als Fleisch und ungesäuerte Masse vor. Als das Salz und den Sauerteig […] aber denke dir die göttliche Natur des Heiligen Geistes. Wird nun in die gefallene Menschennatur nicht […] der himmlische Sauerteig des Geistes und das gute, heilige Salz der Gottheit gemischt und gelegt, so wird die Seele des Gestankes der Bosheit nicht los, sie wird nicht durchsäuert, so dass sie ihre Schwere verliert und vom Sauerteig der Schlechtigkeit frei wird. Wenn die Seele meint, sie könne von sich aus etwas tun, besorgen und ausrichten und sich nur auf ihre eigene Kraft stützt und glaubt, sie könne durch sich selbst ohne Mitwirkung des Geistes ein vollkommenes Werk zustande bringen, so ist sie in großem Irrtum. Denn nicht geeignet für die himmlischen Räume, nicht geeignet für das Reich ist die Seele, die meint, aus sich und durch sich allein ohne den Geist es zu vollkommener Reinheit bringen zu können. Denn wenn der unter der Einwirkung der Leidenschaften stehende Mensch sich nicht Gott naht, die Welt verleugnet und zuversichtlich und geduldig ein seiner Natur fremdes Gut, das die Kraft des Heiligen Geistes ist, zu empfangen hofft, wenn der Herr nicht von oben göttliches Leben in die Seele träufelt, so wird ein solcher das wahre Leben nicht verspüren […] Hat er dagegen die Geistesgnade empfangen, wendet er sich in keiner Hinsicht von ihr ab, verspottet er nicht durch Nachlässigkeit und Schlechtigkeit die Gnade, führt er so einen fortwährenden Kampf und „betrübt er nicht den Geist“ (Eph 4,30), dann wird er das ewige Leben erlangen können.

Samstag, 18 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Warum ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist nicht zu vergeben? Was ist unter dieser Lästerung zu verstehen? Der heilige Thomas von Aquin antwortet, dass es sich hier um eine Sünde handelt, „die ihrer Natur nach unvergebbar ist, weil sie jene Elemente ausschließt, derentwegen die Vergebung der Sünden geschieht“. Nach dieser Deutung besteht die Lästerung nicht eigentlich in verletzenden Worten gegen den Heiligen Geist, sondern in der Weigerung, das Heil anzunehmen, welches Gott dem Menschen durch den Heiligen Geist anbietet, der in der Kraft des Kreuzesopfers wirkt. Wenn der Mensch jenes „Offenlegen der Sünde“, das vom Heiligen Geist ausgeht und heilswirksamen Charakter hat, zurückweist, weist er damit zugleich das „Kommen“ des Trösters zurück, jenes „Kommen“, das sich im Ostergeheimnis vollzieht, in der Einheit mit der erlösenden Kraft des Blutes Christi, das „unser Gewissen von toten Werken reinigt“. Wir wissen, dass die Frucht einer solchen Reinigung die Vergebung der Sünden ist. Wer den Geist und das Blut zurückweist, verbleibt deshalb in „toten Werken“, in der Sünde. Die Lästerung gegen den Heiligen Geist besteht gerade in der radikalen Verweigerung der Annahme jener Vergebung, deren innerster Vermittler er ist und die eine echte Bekehrung voraussetzt, die von ihm im Gewissen gewirkt wird. Wenn Jesus sagt, dass die Lästerung gegen den Heiligen Geist weder in diesem noch im zukünftigen Leben vergeben wird, dann liegt der Grund darin, dass diese „Nicht-Vergebung“ ursächlich mit der Unbußfertigkeit verbunden ist, das heißt mit der radikalen Weigerung, sich zu bekehren […] Nun ist aber die Lästerung gegen den Heiligen Geist die Sünde jenes Menschen, der sich auf sein vermeintliches „Recht“ zum Verharren im Bösen – in jeglicher Sünde – beruft und dadurch die Erlösung verwirft. Ein solcher Mensch bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet. Dies ist eine Situation des geistlichen Ruins; denn die Lästerung gegen den Heiligen Geist erlaubt es dem Menschen nicht, sich aus seiner selbstverhängten Gefangenschaft zu befreien und sich den göttlichen Quellen der Reinigung der Gewissen und der Verzeihung der Sünden zu öffnen.

Freitag, 17 Juli 2020 : Kommentar Der sogenannte Barnabasbrief

Zudem aber sagt er ihnen: „Eure Neumonde und eure Sabbate ertrage ich nicht mehr“ (Jes 1,13). Seht, wie er sagt: Nicht die jetzigen Sabbate sind mir angenehm, sondern den ich eingesetzt habe, an dem ich, nachdem ich alles beendigt habe, den Anfang des achten Tages, das heißt den Beginn einer anderen Welt ansetzen werde. Deshalb begehen wir auch den achten Tag (= den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche) in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist. Auch über den Tempel will ich noch zu euch reden, wie die Unglücklichen in ihrem Irrtum ihre Hoffnung setzten auf den Bau, als wäre er das Haus Gottes, statt dass sie auf ihren Gott, der sie erschaffen, gehofft hätten […] Untersuchen wir nun aber, ob es einen Tempel Gottes gibt. Es gibt einen da, wo er selbst ihn zu bauen und aufzurichten bezeugt. Es steht nämlich geschrieben: „Und es wird geschehen, wenn die Woche zu Ende geht, wird der Tempel prachtvoll erbaut werden auf den Namen des Herrn“ (Dan 9,2–27?). Ich finde also, dass es einen Tempel gibt. Wie er nun erbaut werden wird auf den Namen des Herrn, das vernehmt. Bevor wir nämlich unserem Gott glaubten, war die Wohnung unseres Herzens dem Verderben zugänglich und schwach, wie ein wirklich von Händen erbauter Tempel, weil es voll war von Götzendienst und weil es war eine Behausung für Dämonen, weil wir taten, was Gott zuwider war. Er wird aber aufgebaut werden auf den Namen des Herrn. Gebt aber acht, auf dass der Tempel des Herrn prachtvoll aufgebaut werde. Wie? Das vernehmt! Da wir Verzeihung der Sünden erlangten und gehofft haben auf den Namen des Herrn, sind wir neu geboren worden, wiederum von neuem geschaffen; deshalb wohnt in uns im Gemach (unseres Herzens) wahrhaftig Gott.

Donnerstag, 16 Juli 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Wir können die Sanftmut Christi unter vier Umständen betrachten: in seinem gewöhnlichen Leben, in seinen Zurechtweisungen, wenn er jemanden in Gnade aufnahm und schließlich in seiner Passion. Zunächst können wir die Sanftmut Christi in seinem gewöhnlichen Leben erkennen, denn all seine Gesinnungen waren friedlich: Er legte es nie darauf an, Streitgespräche zu provozieren, sondern vermied alles, was zu einer Auseinandersetzung führen konnte. Er sagte: „Lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und demütigen Herzens“ (vgl. Mt 11,29 Vulg.). Darin müssen wir ihn nachahmen. […] Ebenso scheint die Sanftmut Christi auf in seinen Zurechtweisungen. Er musste von seinen Verfolgern viel Schmach erleiden, und doch antwortete er ihnen nie wütend oder in einem aggressiven Ton. Der heilige Augustinus sagt, indem er die Worte „um der Wahrheit und der Sanftmut willen“ (vgl. Ps 44,5 Vulg.) kommentiert, dass die Wahrheit erkannt wurde, als Christus predigte; und dass seine Sanftmut bewundert wurde, als er mit Geduld seinen Feinden antwortete. […] Seine Sanftmut tritt erneut in Erscheinung, wenn er jemanden in Gnade aufnahm. Einige wissen nicht, wie man Christus mit Sanftmut empfängt –, ihn, der die Sünder gütig empfing und mit ihnen aß. Er ließ sie an seinen Mahlzeiten teilnehmen oder nahm ihre Einladung an, was die Pharisäer mit Staunen erfüllte: „Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?“ (Mt 9,11). Schließlich offenbart sich die Sanftmut Christi in seiner Passion, denn er ging in diese Passion wie ein Lamm, er, der, „als er geschmäht wurde, nicht schmähte“ (vgl. 1 Petr 2,23). […] Durch den Propheten Jeremia sagt er: „Ich selbst war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird“ (Jer 11,19). […] Die Sanftmut sichert uns das Erbe des (verheißenen) Landes der Seligkeit. Deshalb lesen wir bei Matthäus: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen!“ (Mt 5,5 Vulg.).

Mittwoch, 15 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Der Ausdruck: „Ich preise Dich“, bedeutet […] „Ich danke Dir“, sagt Jesus, „dass Du dies den Weisen und Einsichtigen verborgen hast“ (vgl. Mt 11,25). Aber wie? Du freust dich über ihr Verderben, und darüber, dass sie diese Dinge nicht kennen? Durchaus nicht; wohl aber ist das der beste Weg zum Heil, dass diejenigen, die meine Worte verschmähen und sie nicht annehmen wollen, auch nicht durch Zwang dazu gebracht werden. Nachdem sie eben trotz meiner Einladung nicht besser wurden, sondern den Herrn verließen und verachteten, so sollten sie durch ihre Verwerfung zum Verlangen nach diesen Dingen gebracht werden. Auf diese Weise mussten dann auch diejenigen eifrig werden, die auf ihn achteten. Denn dass seine Worte ihnen geoffenbart wurden, war gewiss ein Grund zur Freude; dass sie dagegen den anderen verborgen blieben, musste nicht zur Freude, sondern zur Trauer stimmen. Dem entsprechend handelte auch der Herr; er weinte über die Städte. Also nicht über die Blindheit der einen freute er sich, sondern weil die anderen erkannten, was die Weisen nicht einsehen wollten. In ähnlichem Sinne sagt auch Paulus: „Ich danke Gott, dass ihr Sklaven der Sünde wart und doch von Herzen geachtet habt auf die Art der Lehre, die ihr empfangen habt“ (vgl. Röm 6,17).[…] Unter den Weisen versteht hier der Herr die Schriftgelehrten und Pharisäer. Dies sagt er, um seine Jünger zu ermutigen, und um zu zeigen, welche Auszeichnung den Fischern zuteilwurde, während jene alle zusammen dessen verlustig gingen. Mit der Bezeichnung „Weiser“ meint er aber nicht die wahre und lobenswerte Weisheit, sondern jene, die sie durch eigene Tüchtigkeit erworben zu haben schienen. Deshalb sagte er auch nicht: Du hast es den Toren enthüllt, sondern den Kindern, das heißt den Ungebildeten und Einfältigen. […] Ebenso weist er uns durch all dies an, die Torheit zu fliehen, um die Einfalt dagegen uns zu bemühen. Deshalb sagte auch Paulus mit noch mehr Nachdruck dasselbe mit den Worten: „Wenn einer unter euch weise zu sein scheint in dieser Welt, so werde er zum Tor, damit er weise werde“ (vgl. 1 Kor 3,18).

Montag, 13 Juli 2020 : Kommentar Hl. Patrick

Seht, ich übergebe mein Leben nun meinem treuesten Gott (vgl. 1 Petr 4,19), für den ich missionarisch unterwegs bin in all meiner Bedeutungslosigkeit. Doch achtet er nicht auf das Ansehen der Person (vgl. Gal 2,6), und deshalb hat er mich für diese Aufgabe ausgewählt, damit ich nur ein weiterer Diener seiner niedersten Dienerschaft sei (vgl. Mt 25,40). Deshalb möchte ich ihm all das vergelten, was er für mich getan hat (vgl. Ps 116,12). Doch was soll ich sagen und was kann ich meinem Herrn versprechen, da ich doch nur das vermag, was er selbst mir gibt? […] Daher möge mein Gott es niemals zulassen, dass ich sein Volk verliere, das er in den entlegendsten Gegenden dieser Welt für sich gewonnen hat. Ich bete zu Gott, dass er mir die Ausdauer gibt und dass er mich seinen zuverlässigen Zeugen sein lässt bis an mein Lebensende für meinen Gott. Und wenn ich jemals irgendetwas Gutes getan habe für meinen Gott, den ich liebe, so möchte ich ihn darum bitten, dass er mich mit denen gemeinsam, die hierhergekommen und in Gefangenschaft geraten sind, für seinen Namen mein Blut vergießen lässt […] Ich bin fest davon überzeugt, wenn mir dies zustoßen würde, ich würde meine Seele mit meinen Körper zusammen gewinnen, weil es keinen Zweifel daran gibt, dass wir an jenem Tag auferstehen werden im Glanz der Sonne, das heißt im Ruhme Jesu Christi unseres Erlösers, als Söhne des lebendigen Gottes und als Erben Christi und nach der Gestalt seines zukünftigen Bildes, weil wir aus ihm und durch ihn und in ihm herrschen werden (vgl. 1 Kor 15,43; Phil 3,20–21). […] Ich bete für alle Gläubigen und Gottesfürchtigen. Ich, Patrick, ungebildeter Sünder, habe diese Schrift in Irland verfasst. Wer immer sie findet und liest, niemand soll behaupten, was ich tat – sei es auch nichtig – und was ich gelehrt haben mag, um Gott zu Gefallen, sei meiner Unwissenheit entsprungen. Man betrachte und würdige es vielmehr als das, was es in Wahrheit war: ein Geschenk Gottes. Das ist mein Bekenntnis im Angesicht des Todes.

Sonntag, 12 Juli 2020 : Kommentar Hl. Cyrill von Jerusalem

Wenn ein Baum, der gefällt worden ist, noch treibt, soll dann der Mensch, wenn er gefällt ist, nicht leben? Wenn das Getreide geerntet ist, harrt es der Scheune. Der Mensch aber soll, wenn er von dieser Welt abgeerntet ist, nicht der Scheune harren? Die Zweige der Weinstöcke und anderer Bäume erhalten, wenn sie auch vollständig abgeschnitten und verpflanzt worden sind, doch wieder Leben und treiben Früchte. Soll nun der Mensch, um dessentwillen die Pflanzenwelt existiert, nicht, wenn er in die Erde gesenkt ist, wieder auferstehen? […] Die Naturgeschichte möge dir die Augen für die Wahrheit öffnen, die tägliche Erfahrung den Verstand erleuchten! Nehmen wir an, es werde Weizen oder eine andere Samenart gesät. Ist der Same in die Erde gefallen, dann stirbt er und fault und wird ungenießbar. Trotzdem er verfault ist, wird er wiedererweckt und grünt. Und war er auch klein, da er (in die Erde) fiel, er wird herrlich, da er aufersteht. Nun ist aber der Weizen unseretwegen erschaffen worden; denn zu unserem Gebrauch und nicht seiner selbst wegen sind der Weizen und die (anderen) Samen entstanden. Wenn nun das, was unseretwegen erschaffen worden ist, stirbt und wieder lebend wird, sollten dann wir, deretwegen jene Samen entstanden sind, nach unserem Tod nicht auferweckt werden?

Samstag, 11 Juli 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

[Gemäß der Regel des hl. Benedikt] muss ein Abt, um verantwortlich entscheiden zu können, ein Mann sein, der „auf den Rat der Brüder hört“ (3,2), „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (3,3). Diese Anordnung macht eine vor fast fünfzehn Jahrhunderten geschriebene „Regel“ überraschend modern! Ein Mensch mit öffentlicher Verantwortung, auch in kleinen Bereichen, muss immer auch ein Mensch sein, der hinzuhören weiß und aus dem, was er hört, zu lernen vermag. […] Diese Regel bietet nützliche Anweisungen nicht nur für die Mönche, sondern auch für all jene, die auf ihrem Weg zu Gott eine Anleitung suchen. Durch ihr Maß, ihre Menschlichkeit und ihre nüchterne Unterscheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Zweitrangigen im geistlichen Leben konnte sie ihre erhellende Kraft bis heute aufrechterhalten. Als Paul VI. […] den hl. Benedikt zum Patron Europas erklärte, wollte er damit das wunderbare Werk anerkennen, das von dem Heiligen durch die „Regel“ für die Formung der Zivilisation und der europäischen Kultur vollbracht worden ist. Heute ist Europa – das gerade aus einem Jahrhundert gekommen ist, das von zwei Weltkriegen tief verletzt worden ist, und nach dem Zusammenbruch der großen Ideologien, die sich als tragische Utopien erwiesen haben – auf der Suche nach seiner Identität. Um eine neue und dauerhafte Einheit zu schaffen, sind die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Instrumente sicher wichtig, aber es ist auch notwendig, eine ethische und geistliche Erneuerung zu erwecken, die aus den christlichen Wurzeln des Kontinents schöpft; andernfalls kann man Europa nicht wiederaufbauen. Ohne diesen Lebenssaft bleibt der Mensch der Gefahr ausgesetzt, der alten Versuchung zu erliegen, sich selbst erlösen zu wollen – eine Utopie, die auf verschiedene Weise im Europa des 20. Jahrhunderts, wie Papst Johannes Paul II. festgestellt hat, „einen Rückschritt ohnegleichen in der gequälten Geschichte der Menschheit“ verursacht hat (Insegnamenti, XIII/1, 1990, S. 58). Hören wir auf der Suche nach dem wahren Fortschritt auch heute die „Regel“ des hl. Benedikt als ein Licht für unseren Weg. Der große Mönch bleibt ein wahrer Lehrmeister, in dessen Schule wir die Kunst lernen können, den wahren Humanismus zu leben.

Freitag, 10 Juli 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Beharrlichkeit ist in der Tat der Inbegriff und die Krone aller Tugenden. […] Ein Mittel […] ist uns gegeben, damit wir sicher auf diese unendlich kostbare Gabe – die Krone aller Gaben – zählen können: das ist die tägliche Treue im Kleinen. Wir werden das große Werk unseres Lebens gut zu Ende führen, wenn wir jedes Werk, das wir für Gott unternehmen, gut verrichten: Das aber ist Gegenstand der Tugend der Beharrlichkeit. Der hl. Thomas verbindet diese Tugend mit der Kardinaltugend der Stärke und zwar mit vollem Recht; denn was ist diese Tugend der Stärke anders als eine gewisse Festigkeit der Gesinnung, wodurch die Seele befähigt wird, alle Übel, selbst die schlimmsten und andauerndsten, viel eher tapfer zu ertragen als vom Guten abzulassen? In ihrer höchsten Stufe befähigt die Stärke gar zum Martyrium! […] In Erwartung der seligen Stunde, da unsern geläuterten Blicken der Glanz des ewigen Lichtes leuchten wird, wollen wir oft und oft das herrliche Gebet der Kirche sprechen […]: „O Gott, der du die Unschuld liebst und wiederherstellst, lenke die Herzen deiner Diener zu dir, damit sie, von der Glut deines Geistes entflammt, im Glauben treu und fruchtbar in ihren Werken befunden werden“ (vgl. Feria IV post Dominic. II Quadrages).

Donnerstag, 9 Juli 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben an. Da rief der gute Vater alle seine Söhne zu sich, sprach zu ihnen gar vieles über das Reich Gottes, die Verachtung der Welt, die Verleugnung des Eigenwillens und die Buße des Leibes, und er eröffnete ihnen seine Absicht, sie in die vier Richtungen der Welt zu senden. […] „Geht“, so sprach der gütige Vater zu seinen Söhnen, „verkündet den Menschen den Frieden und predigt Buße zur Vergebung der Sünden (vgl. Mk 1,4)! Seid geduldig in Bedrängnis, im Gebet wachsam (Röm 12,12), bei der Arbeit fleißig, im Reden bescheiden (vgl. Tit 3,2), in euren Sitten ernst, für Wohltaten seid dankbar; denn zum Lohn für all dies wird euch das ewige Reich bereitet.“ Jene warfen sich dann vor dem Gottesknecht demütig zu Boden nieder und nahmen in der Freude des Geistes den Auftrag des heiligen Gehorsams entgegen. Er aber sprach zu jedem Einzelnen von ihnen: „Wirf all deine Sorge auf den Herrn, und er wird dich ernähren!“ (Ps 55,23). Dieses Wort pflegte er stets zu gebrauchen, sooft er einen Bruder im Gehorsam aussandte. Weil er wusste, dass er selbst den andern zum Beispiel gegeben war, damit er zuvor selbst tue, was er andere lehre, machte auch er sich mit einem Gefährten in eine Himmelsrichtung auf, sobald er die anderen sechs in Kreuzesform in die übrigen drei Richtungen gesandt hatte.

Montag, 6 Juli 2020 : Kommentar Hl. Franziskus von Assisi

Hört, meine Brüder: Wenn die selige Jungfrau so geehrt wird, wie es sich geziemt, weil sie ihn in ihrem heiligsten Schoß getragen hat; wenn der selige [Johannes der] Täufer erzitterte und nicht wagte, den heiligen Scheitel Gottes zu berühren; wenn das Grab verehrt wird, in dem er eine Zeitlang gelegen hat, wie heilig, gerecht und würdig muss dann der sein, der den, der nicht mehr sterben, sondern ewig leben und verherrlicht sein wird, den zu schauen die Engel sich sehnen (1 Petr 1,12), mit den Händen berührt, mit dem Herzen und Munde empfängt und anderen zum Empfang darreicht! Seht eure Würde, ihr Brüder Priester, und seid heilig, weil er selbst heilig ist (vgl. Lev 19,2)! […] Es ist ein großes Elend und eine beklagenswerte Schwäche, wenn ihr euch, während ihr ihn so gegenwärtig habt, noch um irgendetwas anderes in der ganzen Welt kümmert. Der ganze Mensch erschauere, die ganze Welt erbebe, und der Himmel juble, wenn auf dem Altar in der Hand des Priesters Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, ist (Joh 11,27)! O wunderbare Hoheit und staunenswerte Herablassung! O erhabene Demut! O demütige Erhabenheit, dass der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, dass er sich zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt! Seht, Brüder, die Demut Gottes und schüttet vor ihm eure Herzen aus (Ps 62,9)! Erniedrigt auch ihr euch, damit ihr von ihm erhöht werdet (vgl. 1 Petr 5,6; Jak 4,10)! Behaltet darum nichts von euch für euch zurück, damit euch ganz aufnehme, der sich euch ganz hingibt! .

Sonntag, 5 Juli 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Es steht geschrieben: „Auf wem soll ich ruhen, wenn nicht auf dem, der sanftmütig und demütig ist und der meine Worte fürchtet?“ (vgl. Jes 66,2 LXX). Daraus geht klar hervor, dass das Reich Gottes des Vaters den Demütigen und Sanftmütigen gehört. Es heißt ja: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen“ (Mt 5,5 Vulg.). […] Das „Land“ ist der feste und gänzlich unveränderliche Zustand und die Macht, die durch die Schönheit und Rechtschaffenheit der Sanftmütigen hervorgerufen werden, denn dieses Land ist immer beim Herrn, es trägt eine unvergängliche Freude in sich, hat das von Anbeginn bereitete Reich in Besitz genommen und ist des Himmels – seines Ortes und seiner Ordnungen – würdig gemacht worden. Wie ein Land, das seinen Platz in der Mitte des Universums hat, liegt der Grund für die Tugend darin, dass der sanftmütige Mensch in der Mitte zwischen Lob und Verleumdung in gleichmütiger Haltung verharrt: weder durch Lob aufgebläht noch durch Verleumdungen betrübt. Denn nachdem die Vernunft das Verlangen nach jenen Dingen, von denen sie naturgemäß geprägt ist, zurückgewiesen hat, spürt sie deren bedrängende Angriffe nicht mehr: Sie ruht sich von diesem ruhelosen Treiben aus und hat die ganze Kraft der Seele in den Hafen der göttlichen Freiheit geführt, jener unbelasteten Freiheit, die der Herr seinen Jüngern vermitteln wollte. Er sagte: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Mt 11,29). „Ruhe“ nennt er die Macht des göttlichen Königreichs, jene Macht, die in denen, die dessen würdig sind, eine von aller Knechtschaft befreite Souveränität entstehen lässt. Wenn nun die unzerstörbare Macht des Königreichs in seinem reinen Zustand den Demütigen und Sanftmütigen gegeben wird, wer wäre dann so lieblos und ohne jedes Verlangen nach göttlichen Gütern, dass er nicht bis zum Äußersten nach Demut und Sanftmut streben wollte, um, soweit es dem Menschen möglich ist, zu einer Ausprägung des Reiches Gottes zu werden, indem er das in sich trägt, was ihm durch die Gnade eine geistliche Gestalt verleiht, die der Gestalt Christi ähnlich ist, der natürlich wahrhaft und wesentlich der große König ist?

Samstag, 4 Juli 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Die Eucharistie vergegenwärtigt und verwirklicht auf sakramentale Weise aufs Neue den Erlösungsakt Christi, der die Kirche als seinen Leib „erschafft“. Mit diesem „Leib“ ist Christus verbunden wie der Bräutigam mit der Braut. […] Das II. Vatikanische Konzil hat in der Kirche das Bewusstsein des allgemeinen Priestertums erneuert. Im Neuen Bund gibt es nur ein Opfer und nur einen Priester: Christus. An diesem einen Priestertum Christi haben alle Getauften, Männer wie Frauen, teil, denn sie „sollen sich als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen (vgl. Röm 12,1), überall von Christus Zeugnis geben und allen, die es fordern, Rechenschaft ablegen von ihrer Hoffnung auf das ewige Leben (vgl. 1 Petr 3,15)“ (Lumen gentium, 10). […] alle in der Kirche […] [haben] nicht nur an der priesterlichen, sondern auch an der prophetischen und königlichen Sendung Christi, des Messias, teil […]. Diese Teilhabe bestimmt ferner die organische Verbundenheit der Kirche als Volk Gottes mit Christus. In ihr kommt zugleich das „tiefe Geheimnis“ des Epheserbriefes zum Ausdruck: die mit ihrem Bräutigam vereinte Braut; vereint, weil sie sein Leben lebt; vereint, weil sie an seiner dreifachen Sendung (tria munera Christi) teilhat; vereint in einer Weise, dass sie mit ihrer „aufrichtigen Hingabe“ das unermessliche Geschenk der Liebe des Bräutigams, des Erlösers der Welt, erwidert. Das betrifft alle in der Kirche, Frauen ebenso wie Männer, und es betrifft natürlich auch jene, die am Amtspriestertum teilhaben, das Dienstcharakter besitzt. Vor dem „tiefen Geheimnis“ Christi und der Kirche sind alle aufgerufen, wie eine Braut mit der Gabe ihres Lebens auf die unermessliche Hingabe der Liebe Christi zu antworten, der als Erlöser der Welt allein der Bräutigam der Kirche ist.

Freitag, 3 Juli 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Thomas sagt zu den anderen: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Thomas bedeutet „Abgrund“, denn durch seinen Zweifel gelangte er zu einer tieferen Erkenntnis und erstarkte in seinem Glauben. […] Es war kein Zufall, sondern göttliche Fügung, dass Thomas abwesend war und nicht glauben wollte, was er gehört hatte. O wunderbare Vorsehung! O heiliger Zweifel des Jüngers! „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe“, sagt er (Joh 20,25). Er wollte die zerfallene Hütte Davids wiederaufgebaut sehen, von der Amos gesagt hatte: „An jenem Tag richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf und bessere ihre Risse aus“ (Am 9,11). Mit „David“ ist die Gottheit gemeint; die „Hütte“ meint den Leib Christ, in dem, wie in einer Hütte, die Gottheit wohnte: Diese „Hütte“ war zerfallen, vernichtet im Tod und in der Passion. Die Risse der Mauern bedeuten die Wunden an Händen, Füßen und an der Seite. Diese Wunden sind es, die der Herr in seiner Auferstehung wieder ausbesserte. Von ihnen sagt Thomas: „Wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ Der verständnisvolle Herr wollte seinen aufrichtigen Jünger, der sein auserwähltes Gefäß werden sollte, nicht im Zweifel lassen. Daher vertrieb er durch eine gütige Geste den Qualm des Zweifels aus seinem Geist, so wie er von Paulus die Verblendung der Ungerechtigkeit nahm. „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,27–28).

Donnerstag, 2 Juli 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Darum verkündete der Engel, da er verborgene Dinge kundtat, der Jungfrau Maria, um deren Glaubwürdigkeit durch einen analogen Fall zu begründen, dass eine hochbetagte und unfruchtbare Frau empfangen habe; er wollte dartun, wie für Gott alles möglich ist, was ihm gefällt. Sobald nun Maria das vernommen hatte, trat sie […] sondern froh nach Herzenswunsch, fromm aus Dienstgefälligkeit, eilends vor Freude den Weg ins Gebirge an. […] Die Gnade des Heiligen Geistes kennt keine langsamen schwerfälligen Schritte. […] Schnell auch offenbaren sich die Segnungen der Ankunft Marias und der Gegenwart des Herrn; denn: „Sobald Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte gleichzeitig das Kind freudig auf in ihrem Schoße, und sie ward erfüllt vom Heiligen Geiste“ (vgl. Lk 1,41). […] „Selig“, heißt es, „die du geglaubt hast!“ Selig aber auch ihr, die ihr gehört und geglaubt habt! Denn jede Seele, die glaubt, empfängt und gebiert das Wort Gottes und wird seiner Werke gewahr. In jeder (Seele) sei Marias Seele, dass sie „groß mache den Herrn“, in jeder sei der Geist Marias, dass er „frohlocke in Gott!“ (vgl. Lk 1,46–47). Gibt es auch nur eine leibliche Mutter Christi, so ist doch in der Ordnung des Glaubens Christus die Frucht aller. Denn jede Seele empfängt Gottes Wort, wenn sie sonst ohne Makel und Sünde in unversehrter Reinheit die Unschuld wahrt. Jede Seele in solcher Verfassung ‚macht groß‘ den Herrn, wie die Seele Marias „den Herrn großgemacht und in Gott dem Heiland frohlockt hat“. Der Herr lässt sich nämlich ‚großmachen‘; so heißt es auch an einer anderen Stelle: „Macht mit mir groß den Herrn!“ (vgl. Ps 34(33),4). Nicht als ob Menschenwort dem Herrn etwas hinzufügen könnte, sondern weil in uns seine Größe kundwird. Das Bild Gottes ist nämlich Christus (vgl. 2 Kor 4,4; Kol 1,15), darum macht die Seele mit jedem rechten und frommen Handeln dieses Bild Gottes, dem sie nacherschaffen ist, in seiner Größe offenbar; darum hat sie, während sie dasselbe in seiner Größe offenbart, an dessen Größe teil […].

Mittwoch, 1 Juli 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

[…] die moderne Welt [zeigt sich] zugleich stark und schwach, in der Lage, das Beste oder das Schlimmste zu tun; für sie ist der Weg offen zu Freiheit oder Knechtschaft, Fortschritt oder Rückschritt, Brüderlichkeit oder Hass. Zudem wird nun der Mensch sich dessen bewusst, dass es seine eigene Aufgabe ist, jene Kräfte, die er selbst geweckt hat und die ihn zermalmen oder ihm dienen können, richtig zu lenken. Wonach er fragt, ist darum er selber. In Wahrheit hängen die Störungen des Gleichgewichts, an denen die moderne Welt leidet, mit jener tiefer liegenden Störung des Gleichgewichts zusammen, die im Herzen des Menschen ihren Ursprung hat. Denn im Menschen selbst sind viele widersprüchliche Elemente gegeben. Einerseits erfährt er sich nämlich als Geschöpf vielfältig begrenzt, andererseits empfindet er sich in seinem Verlangen unbegrenzt und berufen zu einem Leben höherer Ordnung. Zwischen vielen Möglichkeiten, die ihn anrufen, muss er dauernd unweigerlich eine Wahl treffen und so auf dieses oder jenes verzichten. Als schwacher Mensch und Sünder tut er oft das, was er nicht will, und was er tun wollte, tut er nicht (vgl. Röm 7,14ff.). So leidet er an einer inneren Zwiespältigkeit, und daraus entstehen viele und schwere Zerwürfnisse auch in der Gesellschaft. […] Dennoch wächst angesichts der heutigen Weltentwicklung die Zahl derer, die die Grundfragen stellen oder mit neuer Schärfe spüren: Was ist der Mensch? Was ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes - alles Dinge, die trotz solchen Fortschritts noch immer weiterbestehen? Wozu diese Siege, wenn sie so teuer erkauft werden mussten? Was kann der Mensch der Gesellschaft geben, was von ihr erwarten? Was kommt nach diesem irdischen Leben? Die Kirche aber glaubt: Christus, der für alle starb und auferstand (vgl. 2 Kor 5,15), schenkt dem Menschen Licht und Kraft durch seinen Geist, damit er seiner höchsten Berufung nachkommen kann; es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem sie gerettet werden sollen (vgl. Apg 4,12). Sie glaubt ferner, dass in ihrem Herrn und Meister der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte gegeben ist. Die Kirche bekennt überdies, dass allen Wandlungen vieles Unwandelbare zugrunde liegt, was seinen letzten Grund in Christus hat, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit (vgl. Hebr 13,8).

Dienstag, 30 Juni 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Es missfällt Gott keinesfalls, wenn du dich manchmal sachte bei ihm beklagst. Hab keine Angst, ihm zu sagen: „Warum, Herr, hast du dich so weit entfernt? (vgl. Ps 9,22 LXX). Du weißt sehr wohl, dass ich dich liebe und dass ich nach nichts anderem verlange als nach deiner Liebe. Um der Liebe willen rette mich, verlass mich nicht.“ Wenn die Trostlosigkeit lange andauert und du sehr große Angst hast, dann vereine deine Stimme mit der Stimme Jesu, als er ohnmächtig am Kreuz hing. Flehe um das göttliche Mitleid und sage: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Mache dir aber diese Prüfung zunutze: zunächst um dich noch mehr zu demütigen, indem du dir selbst immer wieder vorsagst, dass man keinerlei Trost verdient, wenn man Gott beleidigt hat; dann rufe dir, um dein Vertrauen zu stärken, ins Gedächtnis, dass Gott, was immer er auch tut oder zulässt, nur dein Wohl im Sinn hat, dass also deiner Seele „alles zum Guten gereicht“ (vgl. Röm 8,28). Je mehr dich Ärger und Mutlosigkeit heimsuchen, desto unerschrockener musst du dich mit großem Mut wappnen und ausrufen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Ps 27,1). Ja, Herr, du bist es, der mich erleuchten wird, du bist es, der mich retten wird. Ich vertraue auf dich, „auf dich habe ich meine Hoffnung gesetzt: ich soll nicht zuschanden werden (bis) in Ewigkeit“ (vgl. Ps 30,2 LXX). Bleibe also unerschütterlich im Frieden, und sei gewiss, dass „keiner, der seine Hoffnung auf den Herrn gesetzt hat, zuschanden wurde“ (vgl. Sir 2,11 Vulg.); keiner ging verloren, wenn er sein Vertrauen auf Gott gesetzt hatte.

Montag, 29 Juni 2020 : Kommentar Hl. Hilarius

Der Herr hatte gefragt: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Selbstverständlich offenbarte der Anblick seines Leibes den Menschensohn, aber durch den Zusatz: „Für wen halten sie mich?“ gab er zu verstehen, dass man außer dem, was man an ihm sah, noch etwas anderes beachten müsse […] Die Ursache seiner Frage war ein Geheimnis, zu dem der Glaube der Gläubigen sich hinwenden sollte […] Das Bekenntnis des Petrus hat einen würdigen Lohn erhalten, weil er Gottes Sohn in dem Menschen gesehen hatte. Selig ist der, welchem das Lob zu Teil geworden ist, dass er mehr, als die menschlichen Augen, wahrgenommen und gesehen habe; indem er nicht auf das, was aus Fleisch und Blut war, seinen Blick richtete, sondern Gottes Sohn durch die Offenbarung des himmlischen Vaters erblickte, und für würdig gehalten wurde, das, was in Christo von Gott wäre, zuerst zu erkennen. O du durch die Belegung mit dem neuen Namen glücklicher Grundstein der Kirche, und der Erbauung derselben würdiger Fels, der die Gesetze der Hölle […] und alle Fesseln des Todes sprengen sollte! O du seliger Pförtner des Himmels, dessen Gutdünken die Schlüssel zum ewigen Eingang übergeben werden, dessen Gericht auf Erden schon voraus Kraft im Himmel hat! so dass über dasjenige, was auf Erden entweder gebunden oder gelöst worden ist, auch im Himmel ein Ausspruch von derselben Art erfolgt. Jesus gebietet auch den Jüngern, sie sollten Niemanden sagen, dass er der Gesalbte (Christus) ist; denn es mussten andere, nämlich das Gesetz und die Propheten, Zeugen seines Geistes sein. Das Zeugnis der Auferstehung aber ist den Aposteln eigen. Und weil die Seligkeit derer, welche Christus im Geiste kennen, ausgesprochen ist; so wird im Gegenteil die Gefahr, welche mit der Leugnung seiner Niedrigkeit und seines Leidens verbunden ist, angedeutet.

Sonntag, 28 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Der Heiland ist auf dem Kreuzweg nicht allein, und es sind nicht nur Widersacher um Ihn, die Ihn bedrängen, sondern auch Menschen, die Ihm beistehen: als Urbild der Kreuzesnachfolger aller Zeiten die Gottesmutter; als Typus derer, die ein ihnen auferlegtes Leid hinnehmen und seinen Segen erfahren, indem sie es tragen, Simon von Kyrene; als Vertreterin der Liebenden, die es drängt, dem Herrn zu dienen, Veronika. Jeder, der in der Folge der Zeiten ein schweres Schicksal im Gedanken an den leidenden Heiland geduldig trug oder freiwillige Sühneleistungen auf sich nahm, hat damit etwas von der gewaltigen Schuldenlast der Menschheit getilgt und dem Herrn Seine Last tragen helfen; vielmehr: Christus, das Haupt, leistet Sühne in diesen Gliedern Seines mystischen Leibes, die sich Ihm mit Leib und Seele für Sein Erlösungswerk zur Verfügung stellen. Wir dürfen annehmen, dass der Ausblick auf die Getreuen, die Ihm auf Seinem Leidensweg folgen würden, den Heiland in der Ölbergnacht gestärkt hat. Und die Kraft dieser Kreuzträger kommt Ihm nach jedem Fall zu Hilfe. Die Gerechten des Alten Bundes sind es, die Ihn das Stück Weges vom ersten bis zum zweiten Fall begleiten. Die Jünger und Jüngerinnen, die sich während Seines Erdenslebens um Ihn scharten, sind die Helfer auf der zweiten Wegstrecke. Die Kreuzesliebhaber, die Er erweckt hat und immer aufs Neue erwecken wird in der wechselvollen Geschichte der streitenden Kirche, das sind Seine Bundesgenossen in der Endzeit. Dazu sind auch wir berufen.

Samstag, 27 Juni 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Was suchst du? Das Glück. […] Du suchst etwas Gutes, doch es ist nicht hier zu finden. […] Als Christus aus einem anderen Land hierherkam, konnte er nur das vorfinden, was es hier im Überfluss gibt: Mühe, Schmerz und Tod. Das also ist es, was du hier hast, das ist es, was es hier im Überfluss gibt. Er hat mit dir gegessen, was im armen Haus deines Unglücks im Überfluss zu finden war: Er hat dort Essig getrunken, hat Galle gekostet: Das ist es, was er in deinem armen Haus gefunden hat! Doch er hat dich an seine prächtige Tafel geladen, an seine himmlische Tafel, an seine Tafel der Engel, wo er selbst das Brot ist (vgl. Ps 78(77),25; Joh 6,34). Als er zu dir herabgestiegen ist und das Unglück in deinem armen Haus fand, war er sich nicht zu schade, sich an deine Tafel – so wie sie war – zu setzen, und er versprach dir die Seine. […] Er hat dein Unglück genommen und wird dir seine Glückseligkeit geben. Ja, er wird sie dir geben. Er hat uns sein Leben versprochen. Und noch Unglaublicheres hat er getan: Er hat uns als Pfand seinen eigenen Tod gegeben. Das ist, als würde er uns sagen: „Ich lade euch ein in mein Leben, wo niemand mehr stirbt, wo die wahre Glückseligkeit zu finden ist, wo die Nahrung nicht verdirbt, wo sie stärkt und niemals ausgeht. Seht, wohin ich euch einlade: in das Land der Engel, in die Freundschaft des Vaters und des Heiligen Geistes, zu einem ewigen Mahl, in meine brüderliche Freundschaft. Letztendlich lade ich euch zu mir selbst ein, in mein eigenes Leben. – Ihr wollt nicht glauben, dass ich euch mein Leben geben werde? Nehmt meinen Tod als Pfand!“

Freitag, 26 Juni 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Zur menschlichen Existenz gehört das Leiden ebenso wie das Tun. Es folgt zum einen aus unserer Endlichkeit, zum anderen aus der Masse der Schuld, die sich in der Geschichte angehäuft hat und auch in der Gegenwart unaufhaltsam wächst. Natürlich muss man alles tun, um Leid zu mindern: das Leid der Unschuldigen zu verhindern, so gut es geht; Schmerzen zu lindern; in seelischem Leid zur Überwindung zu helfen. All dies sind Pflichten sowohl der Gerechtigkeit wie der Liebe, die zu den Grundforderungen christlicher Existenz und eines jeden wahrhaft menschlichen Lebens gehören. Im Kampf gegen den physischen Schmerz sind große Fortschritte gelungen; das Leiden der Unschuldigen und auch die seelischen Leiden haben in den letzten Jahrzehnten eher zugenommen. Ja, wir müssen alles tun, um Leid zu überwinden, aber ganz aus der Welt schaffen können wir es nicht – einfach deshalb nicht, weil wir unsere Endlichkeit nicht abschütteln können und weil niemand von uns imstande ist, die Macht des Bösen, der Schuld, aus der Welt zu schaffen, die immerfort – wir sehen es – Quell von Leiden ist. Das könnte nur Gott: Nur ein Gott, der selbst in die Geschichte eintritt, Mensch wird und in ihr leidet. Wir wissen, dass es diesen Gott gibt und dass daher die Macht in der Welt da ist, die die „Schuld der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Mit dem Glauben, dass diese Macht besteht, ist die Hoffnung auf die Heilung der Welt in der Geschichte hervorgetreten.

Donnerstag, 25 Juni 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Der Gerechte d. h. derjenige, der in der Taufe den neuen, in Gerechtigkeit geschaffenen Menschen angezogen hat, lebt, insoweit er gerecht ist, aus dem Glauben, aus jenem Licht, welches ihm das Sakrament der Erleuchtung bringt. Je mehr er aus dem Glauben lebt, desto mehr lebt er ein wahrhaft übernatürliches Leben und desto mehr verwirklicht er in sich die Vollkommenheit seiner Gotteskindschaft. Zu beachten ist die Ausdrucksweise: Ex fide, aus dem Glauben. Was will dies genau besagen? Dass der Glaube die Wurzel aller unserer Handlungen und unseres ganzen Lebens sein soll. Es gibt Seelen, die cum fide, mit dem Glauben leben. Sie haben den Glauben, und man kann nicht leugnen, dass sie ihn betätigen. Aber sie erinnern sich desselben in wirksamer Weise nur bei bestimmten Anlässen […] Wenn aber der Glaube lebendig, starkmütig und überzeugt ist, wenn man wirklich aus dem Glauben lebt, d. h. wenn man sich in allem von den Grundsätzen des Glaubens leiten lässt, so dass der Glaube die Wurzel aller unserer Handlungen, der innere Beweggrund all unserer Tätigkeit ist, dann allerdings wird unsere Seele trotz aller inneren und äußeren Schwierigkeiten, trotz Finsternis, Widerspruch und Versuchung gefestigt und zielsicher. Das ist begreiflich; denn durch den Glauben beurteilen und bewerten wir alle Dinge so, wie Gott sie schaut, beurteilt und wertet: wir nehmen gewissermaßen teil an der göttlichen Unfehlbarkeit, Unveränderlichkeit und Beständigkeit. Hat der Herr nicht selbst gesagt: „Wer diese meine Worte hört und sie befolgt“ – und das heißt aus dem Glauben leben, – der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat: da strömte ein Platzregen nieder, Fluten kamen, Stürme brausten und tobten gegen das Haus; doch es stürzte nicht ein, – „denn“, so fügt der Herr hinzu – „es war auf Felsengrund gebaut“ (Matth. 7,25).

Mittwoch, 24 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

„Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt“ (Jes 49,1). Heute feiern wir die Geburt Johannes’ des Täufers. Die Worte des Propheten Jesaja passen gut zu dieser bedeutenden Person aus der Bibel, die zwischen dem Alten und Neuen Testament steht. In der großen Schar der Propheten und Gerechten Israels wurde Johannes der Täufer von der Vorsehung zeitlich unmittelbar vor den Messias gestellt, um Ihm durch seine Verkündigung und das Zeugnis seines Lebens den Weg zu bereiten. […] „Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich“ (Ps 71(70),6). Wir können uns heute diesen Ausruf des Psalmisten zu eigen machen. Gott hat uns gekannt und geliebt, noch bevor unsere Augen die Wunder der Schöpfung betrachten konnten. Jeder Mensch erhält bei seiner Geburt einen menschlichen Namen. Zuvor besitzt er jedoch einen göttlichen Namen: den Namen, mit dem Gott-Vater ihn kennt und liebt seit ewig und auf ewig. Dies gilt für alle Menschen ohne Ausnahme. Kein Mensch ist für Gott namenlos! In den Augen Gottes haben alle den gleichen Wert: Alle sind verschieden, doch sind auch alle gleich, und alle sind berufen, Söhne im Sohn zu sein. „Sein Name ist Johannes“ (Lk 1,63). Zacharias bestätigt vor den erstaunten Verwandten den Namen des Sohnes, indem er ihn auf ein Täfelchen schreibt. Gott selbst hatte durch seinen Engel diesen Namen kundgetan, der auf Hebräisch bedeutet: Gott ist gnädig. Gott ist dem Menschen gnädig: Er will sein Leben, sein Heil. Gott ist seinem Volk gnädig: Er will es zum Segen für alle Nationen der Erde werden lassen. Gott ist der Menschheit gnädig: Er leitet ihren Weg in das Land, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen. All dies ist in jenem Namen enthalten: Johannes!

Dienstag, 23 Juni 2020 : Kommentar Hl. Clemens von Rom

Das ist der Weg, Geliebte, auf dem wir unser Heil finden, Jesus Christus, den Hohenpriester unserer Opfergaben, den Anwalt und Helfer in unserer Schwäche. Durch ihn streben wir standhaft nach den Höhen des Himmels, durch ihn schauen wir sein heiliges und erhabenes Antlitz, durch ihn wurden die Augen unseres Herzens geöffnet, durch ihn ringt sich unser unweiser und dunkler Verstand durch zum Licht, durch ihn wollte der Herr uns kosten lassen von dem unsterblichen Wissen, der, „da er der Abglanz ist seiner Majestät, um so viel größer ist als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt“ (vgl. Hebr 1,3–4). […] Nehmen wir unseren Körper; der Kopf ist nichts ohne die Füße, ebenso die Füße nichts ohne den Kopf; und die kleinsten Glieder unseres Leibes sind notwendig und nützlich für den ganzen Körper; aber alle halten zusammen, und es bedarf eines einmütigen Gehorsams zum Wohl des ganzen Körpers. So soll denn unser ganzer Körper gerettet werden in Christus Jesus, und jeder soll seinem Nächsten sich fügen, wie es in seiner Gnadengabe begründet ist. Der Starke sorge für den Schwachen, und der Schwache kümmere sich um den Starken; der Reiche unterstütze den Armen, der Arme aber danke Gott dafür, dass er jenem gegeben, wodurch seinem Mangel abgeholfen werde; der Weise zeige seine Weisheit nicht in Worten, sondern in guten Werken; der Demütige stelle sich selbst kein Zeugnis aus, sondern lasse einen anderen über sich Zeugnis geben; wer keusch ist im Fleisch, rühme sich nicht in der Erkenntnis, dass ein anderer es ist, der ihm die (Gnade der) Enthaltsamkeit verleiht. Betrachten wir nun, Brüder, aus welchem Stoff wir geschaffen wurden, welcher Art und was wir waren beim Eintritt in diese Welt, aus welch dunkler Gruft unser Bildner und Schöpfer uns in seine Welt geführt, da er seine Wohltaten bereithielt, schon bevor wir geboren waren. Da wir nun dies alles von ihm bekommen haben, schulden wir ihm in allem Dank.

Montag, 22 Juni 2020 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Für jede Krankheit gibt es Medikamente und Behandlungen. Aber solange sich keine sanfte, dienstbereite Hand und kein großzügiges, zu spontaner Liebe bereites Herz findet, glaube ich nicht, dass eine so schreckliche Krankheit, wie es der Mangel an Liebe ist, jemals geheilt werden kann. Keiner von uns hat das Recht, jemanden – wer auch immer es sein mag – zu verurteilen. Selbst dann nicht, wenn wir Menschen absinken sehen, ohne verstehen zu können, warum. Lädt Jesus uns nicht dazu ein, keinen zu verurteilen? Vielleicht haben auch wir Anteil daran, dass diese Menschen so geworden sind, wie sie jetzt sind. Wir müssen begreifen, dass sie unsere Brüder und Schwestern sind. Dieser Aussätzige, jener Trunksüchtige, dieser Kranke – sie alle sind unsere Brüder, weil auch sie für eine größere Liebe geschaffen worden sind. Das dürfen wir nie vergessen. Jesus Christus selbst identifiziert sich mit ihnen, wenn er sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Und vielleicht befinden sich diese Menschen auf der Straße, ohne jegliche Liebe und Fürsorge, weil wir ihnen unsere Fürsorge, unsere Zuneigung verweigert haben. Sei sanft, unendlich sanft gegenüber dem Armen, der leidet! Wir verstehen so wenig davon, was er gerade durchmacht. Am schwersten ist es, nicht angenommen zu sein.

Sonntag, 21 Juni 2020 : Kommentar Hl. Patrick

Nicht ich, sondern Christus der Herr hat mir aufgetragen, hierher [zu den Iren] zu kommen, damit ich mein restliches Leben mit ihnen verbringe, solange der Herr nur will und solange er mich schützt vor allen Abwegen, dass ich vor ihm nicht sündige. Ich hoffe, getan zu haben, was von mir verlangt wurde. Aber ich traue mir selber nicht, solange ich in diesem todgeweihten Körper sein werde. […] Ich bin mir in gewisser Weise bewusst, dass ich kein perfektes Leben geführt habe, wie es andere Gläubige zu tun vermochten. Doch bekenne ich dies vor meinem Herrn und ich erröte nicht vor seinem Angesicht, weil ich nicht lüge: Seit ich ihn in meiner Jugendzeit kennenlernte, wuchs meine Liebe zu Gott und meine Furcht vor ihm, und bis zum heutigen Tag habe ich mit Gottes Hilfe meinen Glauben bewahrt. Möge darüber lachen und schimpfen wer will, ich werde nicht schweigen und die Zeichen und Wunder verheimlichen, die der Herr mir gezeigt hat, viele Jahre bevor sie sich zugetragen haben, da er alle Dinge dieser Welt schon vor der Zeit weiß. Daher muss ich Gott ohne Unterlass danken. Oft war er nachsichtig mit meiner Dummheit und meiner Unachtsamkeit, und mehr als nur einmal sparte er seinen heftigen Zorn über mich, der ich als Gehilfe eingesetzt worden bin und nur langsam so handelte, wie mir geheißen und vom Geist geraten wurde. Viele tausend Male hatte der Herr Mitleid mit mir, weil ich bereit war […] Denn viele waren gegen meine Mission und sprachen miteinander hinter meinem Rücken und sagten: „Warum bloß setzt er sich der Gefahr aus und begibt sich unter Feinde, die nichts von Gott wissen?“ Sie taten dies nicht aus Boshaftigkeit. Sie konnten es einfach nicht nachvollziehen, da ich doch, wie ich es ja selber zugebe, nur ein einfacher Mann vom Lande war. Und ich begriff nur langsam, dass die Gnade damals in mir war. Nun weiß ich, was ich früher hätte tun sollen. Ich habe dies nun in einfache Worte gefasst, für meine Brüder und alle Diener von meinesgleichen, die mir vertraut haben in dem, was ich verkündet habe und immer noch verkünde, um euren Glauben zu stärken und zu festigen. Möget auch ihr nach Größerem streben und noch bessere Taten vollbringen! Es würde mir zum Ruhm gereichen, denn der weise Sohn ist der Ruhm des Vaters.

Samstag, 20 Juni 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Man vergleicht die heilige Jungfrau oft mit einer Mutter, aber sie ist viel besser als die beste der Mütter […] Sie ist so gut, dass sie uns immer liebevoll behandelt. Das Herz dieser guten Mutter besteht nur aus Liebe und Barmherzigkeit. Ihr einziger Wunsch ist es, uns glücklich zu sehen. Man braucht sich nur an sie zu wenden, um erhört zu werden. […] Obwohl wir Sünder sind, ist sie voll Zärtlichkeit und Mitleid mit uns. Ist nicht das Kind, das der Mutter die meisten Tränen gekostet hat, ihrem Herzen das teuerste? Eilt nicht eine Mutter immer dem schwächsten und gefährdetsten Kind zu Hilfe? Alle Heiligen hatten eine große Verehrung zur Mutter Gottes. Keine Gnade kommt vom Himmel, die nicht durch ihre Hände ginge. Man betritt ein Haus nicht, ohne mit dem Pförtner zu sprechen: Nun gut, die heilige Jungfrau ist die Pförtnerin des Himmels! […] solange die Welt […] besteht, wird sie von allen Seiten bestürmt werden … Sie ist wie eine Mutter mit vielen Kindern, ständig damit beschäftigt, von einem zum anderen zu gehen.

Freitag, 19 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Ja, nun, o Liebe, mein König und mein Gott, nun, o Jesus, mein Geliebter, nimm mich auf in die gütigste Fürsorge deines göttlichen Herzens. Dort, dort, klebe mich fest an deine Liebe, auf dass ich ganz dir lebe. Ja, versenke mich nun in das große Meer deiner abgrundtiefen Barmherzigkeit. Dort, dort übergib mich dem Innersten deiner überströmenden, gütigen Liebe. Ja, nun wirf mich in die verzehrende Flamme deiner lebendigen Liebe. Dort, dort lasse mich, bis dass meine Seele und mein Geist zu Glut und Asche werden, übergehen in dich. Ja, und in meiner Sterbestunde übergib mich der Vorsehung deiner väterlichen Liebe. Dort, dort tröste mich, o du mein süßes Heil, durch den Blick auf deine Gegenwart, die angenehm wie fließender Honig ist. Dort erfrische mich im Genuss des kostbaren Loskaufes, mit dem du mich erlöst hast. Dort rufe mich hin zu dir selbst mit der lebendigen Stimme deiner schönen Liebe. Dort nimmt mich auf in die Umarmung deiner Nachsicht und Versöhnung. Dort ziehe mich an dich selbst im beglückenden Hauch deines lieblich strömenden Geistes, ziehe mich und trinke mich in dich hinein. Dort versenke mich im Kuss vollkommenen Einswerdens, so dass ich dich immer während genieße. Und gib mir nun, dass ich dich sehe, dass ich dich habe und dass ich dich auf ewig in völliger Glückseligkeit genieße; denn meine Seele sehnt sich nach dir, o Jesus, Liebster von allen Liebenswerten. Amen.

Donnerstag, 18 Juni 2020 : Kommentar Hl. Alphons-Maria von Liguori

Präge dir, fromme Seele, präge deinem Geist ganz tief folgende Lehre ein, die den Meistern des geistlichen Lebens gemeinsam ist: Du musst, wenn du untreu warst, sofort zu Gott zurückkehren, selbst wenn du hundert Mal am Tag fallen würdest; und wenn das geschehen ist, dann versetze dich gleich wieder in den inneren Frieden. […] Unter Freunden, die sich von ganzem Herzen lieben, kommt es nicht selten vor, dass ein Fehlverhalten, wenn es durch demütige Entschuldigungen wiedergutgemacht wird, die Freundschaft noch vertieft. Lass es zwischen Gott und dir genauso sein: Benutze deine Fehler, um die Liebesbeziehung mit ihm zu vertiefen. Es kommt vor, dass du vor einer Entscheidung, die du treffen oder einem Rat, den du geben sollst, unsicher bist. Sei auch hier nicht ängstlich und scheue dich nicht, so mit Gott umzugehen, wie es treue Freunde miteinander tun: Bei jeder Gelegenheit beratschlagen sie sich. Suche also Rat bei Gott, bitte ihn, dir die Lösung einzugeben, die ihm besser gefällt: „Herr, lege auf meine Lippen das Wort, das gesagt werden soll, und in mein Herz den Beschluss, der gefasst werden soll!“ (vgl. Jdt 9,18 Vulg.). Gib mir ein, was ich tun oder antworten soll, und ich werde es tun. „Rede, Herr, denn dein Diener hört“ (vgl. 1 Sam 3,10). Gib Gott immer wieder aufs Neue dieses Zeugnis freundschaftlichen Vertrauens, um es nicht nur in Bezug auf deine eigenen Angelegenheiten zu pflegen, sondern auch in Bezug auf die deines Nächsten. Welch große Freude würdest du seinem Herzen bereiten, wenn du sogar manchmal deine eigenen Sorgen vergessen und ihn an die Interessen seiner Herrlichkeit und an das Unglück der anderen erinnern würdest! […] „O Gott, der du aller Liebe so überaus würdig bist, mache, dass du erkannt und geliebt wirst. Möge deine Herrschaft von allen verehrt und gepriesen werden, möge deine Liebe in allen Herzen herrschen.“ […] Kommen wir zum Schluss. Wenn du das liebende Herz deines Gottes bezaubern willst, solltest du dich bemühen, so oft wie möglich und gewissermaßen unaufhörlich mit ihm zu sprechen, und zwar in der vollkommensten und vertrauensvollsten Freiheit. Er wird es nicht verschmähen, dir zu antworten und seinerseits das Gespräch weiterzuführen.

Mittwoch, 17 Juni 2020 : Kommentar Hl. Franz von Sales

Nach Überlieferung der Alten sagte der Herr oft den Seinen: „Seid gute Wechsler“. Wenn die Münze nicht von echtem Gold ist, wenn sie ihr Gewicht nicht hat und nicht in der richtigen Weise geprägt ist, so weist man sie als nicht gangbare Münze zurück. Wenn ein Werk nicht von guter Art ist, wenn die Liebe es nicht schmückt, wenn die Absicht nicht fromm ist, so wird es nicht unter die guten Werke aufgenommen. Wenn ich faste, um zu sparen, ist mein Fasten nicht von guter Art. Wenn ich aus Mäßigkeit faste, aber eine Todsünde meine Seele belastet, so fehlt meinem Werk das Gewicht, denn die Liebe gibt dieses allem, was wir tun. Faste ich bloß aus gesellschaftlichen Gründen, um mich meiner Umgebung anzupassen, so trägt dieses Werk nicht das Gepräge einer gültigen Absicht. Faste ich aber aus Mäßigkeit, bin im Zustand der Gnade Gottes und habe die Absicht, durch diese Mäßigkeit der göttlichen Majestät zu gefallen, so wird dieses Werk eine gute Münze sein, geeignet, in mir den Schatz der Liebe zu vermehren. Man verrichtet kleine Dinge dann in ausgezeichneter Weise, wenn man sie in sehr reiner Absicht und mit dem festen Willen tut, Gott zu gefallen. Dann heiligen sie uns in sehr wirksamer Weise. Es gibt Menschen, die viel essen und immer mager, schlaff und kraftlos sind, weil sie nicht gut verdauen können. Es gibt andere, die wenig essen und immer in guter Verfassung und kräftig sind, weil sie einen guten Magen haben. So gibt es auch Seelen, die viele gute Werke verrichten und dabei sehr wenig in der Liebe zunehmen, weil sie diese entweder kalt oder lässig oder mehr aus natürlichem Antrieb oder aus natürlicher Neigung als auf Eingebung Gottes oder aus übernatürlichem Eifer tun. Im Gegensatz dazu gibt es andere, die wenig tun, aber mit so heiligem Willen und so heiliger Absicht, dass sie außerordentlich große Fortschritte in der Liebe machen. Sie haben wenig Talente empfangen, aber sie verwenden diese so treu, dass der Herr sie in reichem Maße dafür belohnen wird (Mt 25,21–23).

Dienstag, 16 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Es gibt in der Kommunität eine Schwester, die das Talent hat, mir in jeder Hinsicht zu missfallen, ihre Manieren, ihre Worte, ihr Charakter schienen mir sehr unangenehm. Sie ist jedoch eine heilige Klosterfrau, die dem Lieben Gott sicher sehr angenehm ist; so wollte ich der natürlichen Antipathie, die ich empfand, nicht nachgeben, ich sagte mir, die Liebe dürfe nicht in Gefühlen bestehen, sondern müsse sich in Werken äußern; nun bemühte ich mich, für diese Schwester zu tun, was ich für den mir liebsten Menschen getan hätte. Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, betete ich für sie zum Lieben Gott und bot ihm alle ihre Tugenden und Verdienste an. Ich fühlte, dies machte Jesus Freude, denn es gibt keinen Künstler, der nicht gern Lob für seine Werke empfängt, und Jesus, der Künstler der Seelen, ist glücklich, wenn man sich nicht beim Äußeren aufhält, sondern bis zum inneren Heiligtum vordringt, das er sich zum Wohnsitz erkoren hat, und dessen Schönheit bewundert. Ich gab mich nicht damit zufrieden, viel für die Schwester zu beten, die mir so viele Kämpfe verursachte, ich suchte ihr alle möglichen Dienste zu leisten, und wenn ich in Versuchung kam, ihr auf unangenehme Art zu antworten, begnügte ich mich damit, ihr mein liebenswürdigstes Lächeln zu zeigen, und versuchte, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken […] Oft auch, wenn ich außerhalb der Rekreation (ich meine während der Arbeitsstunden) mit dieser Schwester eine gemeinsame Arbeit zu verrichten hatte, und meine inneren Kämpfe zu heftig wurden, rannte ich wie ein Fahnenflüchtiger davon. Da sie völlig ahnungslos war in Bezug auf das, was ich für sie empfand, hat sie nie Verdacht geschöpft über die Beweggründe meines Verhaltens und bleibt überzeugt, ihr Charakter sei mir angenehm. Eines Tages in der Rekreation sagte sie mit sehr zufriedener Miene ungefähr folgende Worte zu mir: „Schw. Th. vom Kinde Jesus, würden Sie mir sagen, was Sie so sehr zu mir hinzieht, jedes Mal, wenn Sie mich anblicken, sehe ich Sie lächeln?“ Ach! Was mich anzog, war Jesus, verborgen auf dem Grund ihrer Seele … Jesus, der das Bitterste süß macht …

Montag, 15 Juni 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Christus sagt: „Wer dir das Hemd wegnimmt, dem gib auch deinen Mantel; wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ (vgl. Mt 5,40; vgl. Lk 6,30–31). So wollen wir uns nicht betrüben wie Leute, die man gegen ihren Willen enteignet hat, sondern im Gegenteil uns freuen, wie Leute, die frohen Herzens gegeben haben, weil wir ja dem Nächsten lieber etwas absichtslos geben, als es ihm unter Zwang abzutreten. Weiter sagt Christus: „Wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm“, damit du ihm nicht wie ein Sklave folgst, sondern ihm wie ein Freier vorangehst, indem du dich in allem für den Nächsten dienstbereit und nützlich erweisest, nicht auf ihre Bosheit schauend, sondern deine Güte vervollkommnend, dich anpassend deinem „Vater, der seine Sonne über Gute und Böse aufgehen lässt und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“ (vgl. Mt 5,45). Das aber löst, wie wir gesagt haben, das Gesetz nicht auf, sondern erfüllt es und erweitert es in uns, sodass man sagen könnte, unsern Herzen sei eine größere Wirksamkeit der Freiheit und vollere Unterwerfung und Ergebenheit gegen unsern Erlöser eingeprägt. Denn deswegen hat er uns nicht befreit, dass wir ihn verlassen […] sondern damit wir, die wir mehr Gnade erlangt haben, ihn auch mehr lieben. Je mehr wir aber ihn lieben werden, umso größeren Ruhm werden wir von ihm erlangen, wenn wir dereinst immer in der Anschauung des Vaters leben werden.

Sonntag, 14 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Für den Empfang der Kommunion des Lebens schenkenden Leibes und Blutes Jesu Christi, des makellosen Lammes: Dein ehrwürdiger Leib und dein kostbares Blut, du mein Herr Jesus Christus, mögen meinen Leib und meine Seele für das ewige Leben behüten. Amen. Dein Frieden sei mit mir. In dir, o Jesus, du wahrer Friede, möchte ich ewig Frieden über Frieden haben, damit ich durch dich zu dem Frieden gelange, der alle Sinn weit übersteigt, dorthin, wo ich dich, voll Freude in dir, auf ewig anschauen werde. Wünsch’ dir während dieser Kommunion, dass dein ganzes Leben in Gemeinschaft mit Christus in Gott verborgen sei und du selbst in der Todesstunde vollkommen vollendet angetroffen wirst: O Jesus, du süßester Gastfreund meiner Seele, von ganzem Herzen Geliebtester, deine süße Einverleibung sei heute für mich Vergebung aller meiner Sünden, Vervollkommnung all dessen, was ich vernachlässigt habe, und Genesung meines ganzen verderbten Lebens. Sie sei für mich ein ewiges Heil und eine Erneuerung meiner Seele und meines Körpers. Sie entzünde die Liebe, stelle meine Standhaftigkeit wieder her und werde zur immerwährenden Vollendung meines Lebens in dir. Sie sei Freiheit für meinen Geist, Heilung meines Lebens, Ehrbarkeit meiner Lebensführung. Sie sei für mich ein Schutz für meine Geduld, Wahrzeichen meiner Demut, Stütze meines Vertrauens, Trost in meiner Trauer, eine Hilfe für meine Beharrlichkeit. Sie sei mir Ausrüstung für den Glauben, Kraft meiner Hoffnung, meiner Liebe Vollendung, deiner Gebote Erfüllung, meines Gemütes Erneuerung. Sie sei Heiligung in der Wahrheit und höchste Vollendung eines ganzen gottgeweihten Lebens. Sie sei für mich Ursprung eines tugendreichen und Ende eines lasterhaften Lebens, das Aufblühen alles Guten und die beständige Verheißung deiner Liebe, damit […] ich am Ende dieses Lebens […], befreit von den Lasten dieses Lebens, in Ewigkeit voll Freude beim Mahl sitze und jauchze über die Reichtümer deiner Liebe, so wie die Braut sich freut an den Wonnen, die ihr König ihr bereitet. Amen.

Samstag, 13 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Ich kann nun das einmal Geschehene nicht mehr ungeschehen machen, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu dieser Majestät meine Zuflucht zu nehmen und auf die Verdienste Jesu Christi und seiner jungfräulichen Mutter zu vertrauen, deren Kleid ich trotz meiner Unwürdigkeit trage. Auch ihr traget dieses Kleid; lobpreiset Gott dafür! Denn ihr seid in Wahrheit Töchter dieser Herrin. Ihr müsst euch deshalb nicht schämen, dass ich so böse bin, da ihr eine so heilige Mutter habt. Folget ihr nach und erwäget, wie erhaben diese Herrin sein muss, welch ein Glück es ist, sie zur Beschützerin zu haben […] Auf eines jedoch möchte ich euch aufmerksam machen: Ihr dürft euch deshalb nicht für sicher halten, weil […] ihr eine so heilige Mutter habt […] Wir, die wir das Ordenskleid tragen, sind vielleicht der Ansicht, als sei damit schon alles getan, dass wir es freiwillig angenommen und um Gottes willen alle Dinge der Welt und unseren Besitz verlassen haben; denn waren dies auch nur Fischernetze, wie sie der hl. Petrus verlassen, so glaubt doch der, der seinen ganzen Besitz hingibt, viel zu geben. Dies ist allerdings eine sehr gute Vorbereitung, wenn man dabei beharrlich ist und nicht wieder, auch nicht dem Verlangen nach, zu dem Ungeziefer der ersten Gemächer zurückkehrt. Wer in der Losschälung von allem verharrt, wird ohne Zweifel das Ziel seines Strebens erreichen, vorausgesetzt, dass er sich, was wohl zu beachten ist, für einen unnützen Knecht hält, wie der hl. Paulus oder Christus sagt (Lk 17,10); er glaube nicht, unseren Herrn verpflichtet zu haben, ihm solche Gnaden zu erweisen; vielmehr sei er der Überzeugung, umso mehr schuldig zu sein, je mehr er empfangen habe.

Freitag, 12 Juni 2020 : Kommentar Hl. Paul VI.

Die eheliche Liebe zeigt sich uns in ihrem wahren Wesen und Adel, wenn wir sie von ihrem Quellgrund hersehen; von Gott, der „Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4–8) […]. Weit davon entfernt, das bloße Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit vom Schöpfergott in weiser Voraussicht so eingerichtet, dass sie in den Menschen seinen Liebesplan verwirklicht. Darum streben Mann und Frau durch ihre gegenseitige Hingabe, die ihnen in der Ehe eigen und ausschließlich ist, nach jener personalen Gemeinschaft, in der sie sich gegenseitig vollenden, um mit Gott zusammenzuwirken bei der Weckung und Erziehung neuen menschlichen Lebens. Darüber hinaus hat für die Getauften die Ehe die hohe Würde eines sakramentalen Gnadenzeichens, und bringt darin die Verbundenheit Christi mit seiner Kirche zum Ausdruck. In diesem Licht wird die besondere Eigenart und Forderung der ehelichen Liebe deutlich. […] An erster Stelle müssen wir sie als vollmenschliche Liebe sehen; das heißt als sinnenhaft und geistig zugleich. Sie entspringt darum nicht nur Trieb und Leidenschaft, sondern auch und vor allem einem Entscheid des freien Willens, der darauf hindrängt, in Freud und Leid des Alltags durchzuhalten, ja dadurch stärker zu werden: so werden dann die Gatten ein Herz und eine Seele und kommen gemeinsam zu ihrer menschlichen Vollendung. Weiterhin ist es Liebe, die aufs Ganze geht; jene besondere Form personaler Freundschaft, in der die Gatten alles großherzig miteinander teilen, weder unberechtigte Vorbehalte machen noch ihren eigenen Vorteil suchen. Wer seinen Gatten wirklich liebt, liebt ihn um seiner selbst willen, nicht nur wegen dessen, was er von ihm empfängt. Und es ist seine Freude, daß er durch seine Ganzhingabe bereichern darf. Die Liebe der Gatten ist zudem treu und ausschließlich bis zum Ende des Lebens; so wie sie Braut und Bräutigam an jenem Tag verstanden, da sie sich frei und klar bewusst durch das gegenseitige eheliche Jawort aneinandergebunden haben. […] Diese Liebe ist schließlich fruchtbar, da sie nicht ganz in der ehelichen Vereinigung aufgeht, sondern darüber hinaus fortzudauern strebt und neues Leben wecken will.

Mittwoch, 10 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Der heutige Besuch will einen entschiedenen Beitrag leisten zur Festigung der guten Beziehungen zwischen unseren beiden Gemeinschaften […] Wir sind uns alle bewusst, dass aus dem reichen Inhalt dieser Nr. 4 der Erklärung Nostra aetate drei Punkte besonders wichtig sind. […] Der erste Punkt ist der, dass die Kirche Christi ihre „Bindung“ zum Judentum entdeckt, indem sie sich auf ihr eigenes Geheimnis besinnt (vgl. Nostra aetate, Nr. 4, Absatz 1). Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderen Religion. Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder. […] Ferner muss gesagt werden, dass der eingeschlagene Weg noch an den Anfängen steht. Deshalb bedarf es […] noch ziemlich viel, um jede – auch die subtile – Form des Vorurteils zu überwinden […] und somit […] das wahre Antlitz der Juden und des Judaismus wie auch der Christen und des Christentums zu zeigen […] Niemandem entgeht, dass der anfängliche grundsätzliche Unterschied in der Zustimmung der Katholiken zur Person und zur Lehre Jesu von Nazaret besteht, der ein Sohn eures Volkes ist, aus dem auch die Jungfrau Maria, die Apostel – Fundament und Säulen der Kirche – und die Mehrzahl der Gläubigen der ersten christlichen Gemeinde stammen. […] Ferner muss gesagt werden, dass die Wege, die für unsere Zusammenarbeit offenstehen im Licht des vom Gesetz und von den Propheten stammenden gemeinsamen Erbes, vielfältig und bedeutend sind. Wir möchten vor allem erinnern an die Zusammenarbeit zum Wohl des Menschen […], zugunsten seiner Würde, seiner Freiheit, seiner Rechte, seiner Entfaltung in einer Gesellschaft […], wo die Gerechtigkeit regiert und wo […] der Friede herrscht, der shalom, der von den Gesetzgebern, von den Propheten und von den Weisen Israels herbeigesehnt worden ist. […] Möge von diesem meinen Besuch und von unserer gefundenen Eintracht und gelösten Atmosphäre wie aus dem Strom, den Ezechiel von der östlichen Pforte des Tempels in Jerusalem hervorbrechen sah (vgl. Ez 47,1ff.), eine frische und wohltuende Quelle entspringen, die die vielen Wunden zu heilen hilft, an denen Rom leidet. Wenn wir das tun, so erlaube ich mir zu sagen, werden wir unseren jeweiligen heiligsten Verpflichtungen treu sein, aber auch jener, die uns am tiefsten verbindet und eint: der Glaube an den einen Gott, der „die Fremden liebt“ und „den Waisen und Witwen ihr Recht verschafft“ (vgl. Dtn 10,18), indem auch wir uns bemühen, sie zu lieben und ihnen beizustehen (vgl. ebd. und Lev 19,18.34). Die Christen haben diesen Willen des Herrn von der Torah gelernt, die ihr hier verehrt, und von den Worten Jesu, der die Liebe, die die Torah fordert, bis in die äußersten Konsequenzen verwirklicht hat.

Dienstag, 9 Juni 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Eine Person wurde dadurch beschwert, dass sie in den verschiedenen Sorgen ihres Dienstes ein Hindernis des Gebetes zu haben glaubte. Als Gertrud darum für sie betete, empfing sie folgende Antwort: „Ich habe sie nicht dazu erwählt, dass sie nur eine Stunde des Tages mir diene, sondern sie soll den ganzen Tag ohne Unterbrechung bei mir sein, das heißt alle ihre Werke beständig zu meiner Ehre verrichten, und zwar in der Absicht, mit der sie beten möchte. Auch verlange sie bei allen Werken ihres Dienstes, es möchten alle, die sich ihrer Arbeiten bedienen, nicht bloß körperlich erquickt, sondern auch im Geist zu meiner Liebe angezogen und in jeglichem Guten gestärkt werden. Sooft sie dies tut, würzt sie gleichsam die einzelnen Gerichte ihrer Werke und Arbeiten für mich auf das schmackhafteste.“

Montag, 8 Juni 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Es gibt nichts Schöneres als eine reine Seele … Wenn man dies begreifen würde, könnte man die Reinheit nie verlieren. […] Eine reine Seele gleicht einer schönen Perle. Solange sie in einer Muschel auf dem Meeresboden verborgen liegt, kommt es niemandem in den Sinn, sie zu bewundern. Wenn ihr sie aber ins Sonnenlicht bringt, glänzt und funkelt sie und zieht die Blicke auf sich. […] Die Reinheit ist ein Geschenk des Himmels. Man muss sie von Gott erbitten. Wenn wir darum bitten, werden wir sei erhalten. Man muss sehr achtgeben, sie nicht zu verlieren. Wir müssen unser Herz dem Stolz, der Sinnlichkeit und allen anderen Leidenschaften verschließen […] Meine Kinder, wir können den Einfluss, den eine reine Seele auf den lieben Gott hat, nicht begreifen: sie erhält alles, was sie will. Eine reine Seele ist bei Gott wie ein Kind bei seiner Mutter. Es liebt und herzt sie, und die Mutter erwidert ihm seine Zärtlichkeiten. Um die Reinheit zu bewahren, gibt es drei Dinge: die Gegenwart Gottes, das Gebet und die Sakramente.

Sonntag, 7 Juni 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Du thronest an des Vaters rechter Hand Im Reiche seiner ew’gen Herrlichkeit Als Gottes Wort von Anbeginn. Du herrschest auf dem allerhöchsten Thron Auch in verklärter menschlicher Gestalt, Seitdem vollbracht Dein Erdenwerk. So glaube ich, weil es Dein Wort mich lehrt, Und weil ich glaube, weiß ich es beglückt, Und sel’ge Hoffnung draus erblüht: Denn wo Du bist, da sind die Deinen auch, Der Himmel ist mein herrlich Vaterland, Ich teil’ mit Dir des Vaters Thron. Der Ewige, der alle Wesen schuf, Der, dreimal heilig, alles Sein umfaßt, Hat noch ein eig’nes stilles Reich. Der Menschenseele innerstes Gemach Ist des Dreifalt’gen liebster Aufenthalt, Sein Himmelsthron im Erdenland. Dies Himmelreich aus Feindeshand zu lösen, Ist Gottes Sohn als Menschensohn gekommen, Er gab sein Blut als Lösepreis. Im Herzen Jesu, das durchstochen ward, Sind Himmelreich und Erdenland verbunden, Hier ist für uns des Lebens Quell. Dies Herz ist der Dreifalt’gen Gottheit Herz Und aller Menschenherzen Mittelpunkt, Das uns der Gottheit Leben spendet. Es zieht uns an sich mit geheimer Macht, Es birgt in sich uns in des Vaters Schoß Und strömt uns zu den Heil’gen Geist.

Samstag, 6 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

Ohn’ in mir zu leben, leb’ ich, und so hohes Leben hoff’ ich, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Jene Einigung mit Gott durch die Lieb’, in der ich lebe, übergibt mir Gott gefangen, während sie mein Herz befreit; doch zu schmerzlich ist es mir, Gott zu seh’n in meinen Banden, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. (…) O wie ist dies Leben lang, und wie hart ist dieses Elend, dieser Kerker, diese Ketten, drin die Seele ist gelegt! Mit so herben Schmerzen quält schon die Hoffnung auf Errettung, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Ach wie ist das Leben herb, wenn man Gottes nicht genießet; und wenn auch die Liebe süß ist, ist’s die lange Hoffnung nicht. Nimm von mir, Gott, diese Last, die so schwer wie Blei mich drücket, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Nur die Hoffnung auf den Tod hält mich immer noch am Leben; denn sie gibt mir das Vertrauen, dass der Tod mir Leben bringt. Tod, aus dem das Leben quillt, säume nicht, auf dich nur hoff’ ich dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Sieh’, wie stark die Liebe ist! (vgl. Hld 8,6) Leben, sei mir nimmer lästig: Dich gewinnt, wer dich verlieret, (vgl. Lk 9,24) und nichts andres führt zum Ziel. Komme denn, o süßer Tod, komm, o sanftes leichtes Sterben; denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Jenes Leben droben nur kann man wahres Leben nennen. Nimmer freut man sich des Lebens, ehe dieses Leben stirbt. Tod, sei gegen mich nicht spröd, dann erst leb’ ich, wenn ich sterbe; denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe. Leben, was kann meinem Gott der in mir lebt, ich sonst geben, als dass gern ich dich verliere, mehr an IHM mich zu erfreu’n? IHN möcht’ sterbend ich um fah’n, denn in IHM ruht mein Verlangen, dass ich sterb’, weil ich nicht sterbe.

Freitag, 5 Juni 2020 : Kommentar Hl. Ambrosius

Beachte wohl, wie es sich mit dem Mysterium Christi verhält! Aus dem Schoß der Jungfrau ist er geboren, Diener und Herr zugleich; Diener, um ein Werk zu vollbringen, Herr, um Befehle zu erteilen, um Gott ein Königreich im menschlichen Herzen einzurichten. Er hat eine doppelte Herkunft, ist aber ein einziges Wesen. Er ist nicht jemand anderes, wenn er aus dem Vater hervorgeht und nicht jemand anderes, wenn er aus der Jungfrau hervortritt. Sondern er ist derselbe, der vor aller Zeit aus dem Vater geboren, zur festgesetzten Zeit von der Jungfrau Fleisch angenommen hat. Darum wird er sowohl Diener als auch Herr genannt: Diener wegen uns, aber aufgrund der Einheit mit dem göttlichen Wesen, dem Gott von Gott, dem Ursprung allen Ursprungs, ist er Sohn, der dem Vater in allem gleich ist und somit Gott gleich. Der Vater hat nämlich nicht einen Sohn gezeugt, der ihm fremd wäre, sondern einen Sohn, von dem er aussagt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17) […] Der Diener behält immerfort die Bezeichnungen seiner Würde. Ist Gott groß, ist es auch der Diener: indem er Fleisch annimmt, verliert er nichts von seiner „Größe, die kein Ende kennt“ (vgl. Ps 144(145),3 Vulg.). […] „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2, 6–7). […] Als Sohn Gottes ist er also Gott gleich; und indem er Mensch wurde, hat er die Knechtsgestalt angenommen; „er hat den Tod erlitten“ (vgl. Hebr 2,9), er dessen „Größe, kein Ende kennt“. […] Wie gut ist doch diese Knechtsgestalt, die uns alle befreit hat! Wahrlich, wie gut ist sie! Sie hat ihm den Namen verdient, „der größer ist als alle Namen“! Wie gut ist seine Erniedrigung! Sie hat bewirkt, dass „alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil 2,10–11).

Donnerstag, 4 Juni 2020 : Kommentar Ehrwürdige Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl

Gott ist es, den wir lieben und die Liebe zu Gott ist das erste Gebot; aber das zweite entspricht ihm, weil wir Gott die Liebe, die er uns erwiesen hat, nur mittels der anderen zurückschenken können. Es besteht die Gefahr, dass das zweite Gebot zum ersten wird. Hier aber können wir einen Gegentest machen und prüfen, ob wir jeden Menschen lieben, also Christus lieben, Gott in jedem Menschen lieben, ohne Bevorzugung, ohne Kategorien, ohne Ausnahme. Die zweite Gefahr besteht darin, dass wir es nicht zu Stande bringen und auch nicht bringen werden, wenn wir die Nächstenliebe vom Glauben und der Hoffnung abkoppeln. Der Glaube und die Hoffnung erwachsen aus dem Gebet. Ohne Gebet können wir nicht lieben. […] Denn nur der Glaube und die Hoffnung, die durch das Gebet vermehrt werden, vermögen den Weg unserer Liebe von ihrem lästigsten Hindernis zu befreien: die Sorge um uns selbst. Die dritte Gefahr ist die, dass wir nicht „wie Jesus uns geliebt hat“, sondern auf rein menschliche Art lieben. Und das ist vielleicht die größte Gefahr. […] Es ist nicht unsere Liebe, die wir zu geben haben: es ist Gottes Liebe. Die Liebe Gottes, die eine göttliche Person ist, die ein Geschenk Gottes an uns ist, die aber ein Geschenk bleibt, das sozusagen durch uns hindurchgehen, uns durchdringen [durchbohren] muss, um anderswo hinzugehen, um in andere hineinzugehen.

Mittwoch, 3 Juni 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Schrift und die Überlieferung lehren und preisen stets die Grundwahrheit: „Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen“ (1. Vatikanisches K.: DS 3025). Wie der hl. Bonaventura erklärt, hat Gott alles erschaffen „nicht um seine Herrlichkeit zu mehren, sondern um seine Herrlichkeit zu bekunden und mitzuteilen“ (sent. 2,1,2,2,1). Gott hat nämlich keinen anderen Grund zum Erschaffen als seine Liebe und Güte: „Die Geschöpfe gingen aus der mit dem Schlüssel der Liebe geöffneten Hand [Gottes] hervor“ (Thomas v. A., sent. 2, prol.). […] Gottes Ehre ist es, dass sich seine Güte zeigt und mitteilt. Dazu ist die Welt geschaffen. „Er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade“ (Eph 1,5–6). „Denn Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch; das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes. Wenn ja schon die Offenbarung Gottes durch die Schöpfung allen, die auf Erden leben, das Leben verleiht, wieviel mehr muss dann die Kundgabe des Vaters durch das Wort denen, die Gott schauen, Leben verleihen“ (Irenäus, hær. 4,20,7). Das letzte Ziel der Schöpfung ist es, dass Gott „der Schöpfer von allem, endlich ,alles in allem‘ (1 Kor 15,28) sein wird, indem er zugleich seine Herrlichkeit und unsere Seligkeit bewirkt“ (AG 2).

Dienstag, 2 Juni 2020 : Kommentar Hl. Teresa von Avila

O Seele, suche dich in Mir, und Seele, suche Mich in dir. Die Liebe hat in Meinem Wesen dich abgebildet treu und klar; kein Maler lässt so wunderbar o Seele deine Züge lesen. Hat doch die Liebe dich erkoren als Meines Herzens schönste Zier; bist du verirrt, bist du verloren, o Seele suche dich in Mir. In Meines Herzens Tiefe trage Ich dein Portrait, so echt gemalt; sähst du, wie es vor Leben strahlt, verstummte jede bange Frage. Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet, dann such nicht dort und such nicht hier; gedenk, was dich im Tiefsten bindet, und, Seele, suche Mich in dir. Du bist Mein Haus und Meine Bleibe, bist Meine Heimat für und für; Ich klopfe stets an deine Tür, dass dich kein Trachten von Mir treibe. Und meinst du, Ich sei fern von hier, dann ruf Mich, und du wirst erfassen, dass Ich dich keinen Schritt verlassen; und, Seele, suche Mich in dir.

Montag, 1 Juni 2020 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

„Christus hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben“ (vgl. 2 Kor 5,18). Paulus zeigt hier sowohl die Würde der Apostel, indem er hinweist auf die Größe des Dienstes, der in ihre Hände gelegt ist, als auch das Übermaß der Liebe Gottes. Denn selbst dann, als die Menschen den erschienenen Gesandten nicht hatten hören wollen, ergrimmte Gott nicht über die Menschen, noch überließ er sie ihrem Schicksal, sondern unablässig fährt er fort, teils selbst, teils durch andere zu mahnen. […] „Und der in (auf) uns gelegt hat das Wort der Versöhnung“ (vgl. 5,19). Wir sind also nicht gekommen, um ein mühseliges Werk zu verrichten, sondern um alle zu Freunden Gottes zu machen. Denn nachdem sie mir, spricht Gott, nicht folgen wollten, so ermahnt ihr sie solange weiter, bis ihr sie überredet habt. Darum heißt es dann: „Für Christus sind wir demnach Gesandte, als ob Gott durch uns ermahnte. Wir bitten für Christus. Versöhnt euch mit Gott“ (vgl. 2 Kor 5,20). […] Was lässt sich mit einer so überschwenglichen Liebe vergleichen? Gott ist es, der beleidigt worden, und zwar nach Erweisung unzähliger Wohltaten; aber statt der Bestrafung gab er seinen Sohn, damit wir ausgesöhnt würden; aber die ihn empfingen, töteten den Sohn, statt sich zu versöhnen. Wieder schickte Gott andere Gesandte, die da mahnen sollten; aber obschon er sie gesendet, fährt er dennoch fort, selbst zu mahnen. Und zu was ermahnt er? „Versöhnt euch mit Gott!“ Es heißt nicht: Versöhnt Gott mit euch; denn nicht Gott hält Feindschaft, sondern ihr; denn Gott hält niemals Feindschaft.

Sonntag, 31 Mai 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

So bitten wir nun den gütigsten Vater durch dich, seinen eingeborenen Sohn, der für uns Mensch wurde, den Kreuzestod erlitt und verherrlicht wurde, er sende aus seinen Schatzkammern auf uns den Heiligen Geist, der über dir in der Fülle ruhte: Den Geist der Weisheit, durch die wir die Frucht des Lebensbaumes, der in Wahrheit du bist, und ihren lebensspendenden Geschmack verkosten, die Gabe der Einsicht, die Licht in unseres Geistes Augen strahlt, die Gabe des Rates, so dass wir deinen Spuren folgen, auf rechtem Pfade wandern, die Gabe der Stärke, in der wir der Gewalt andringender Feinde die Kraft zu nehmen vermögen, die Gabe des Wissens, durch die wir, erfüllt vom Glanze deiner heiligen Belehrung, Gut und Böse zu unterscheiden verstehen, die Gabe der Barmherzigkeit, in der wir uns bekleiden mit herzlichem Erbarmen, die Gabe auch der Furcht, in der wir unsern Schritt von jedem bösen Weg zurückziehn, und unsere Ruhe finden, weil das Gewicht der Ehrfurcht, die deiner ewigen Majestät gebührt, uns stillt. Um diese Gaben sollen wir auf deine Bitte hin flehen in dem heiligen Gebet, das du uns gelehrt hast. Diese Gaben, so bitten wir auch jetzt, wollest du uns durch dein heiliges Kreuz gewähren, zum Lob deines allerheiligsten Namens, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist sei alle Ehre, Lob, Dank, Herrlichkeit und Herrschaft für alle Zeiten. So sei es [Amen].

Samstag, 30 Mai 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Auf die Liebe Jesu zu seinem treuen Jünger weisen die Worte hin: „Petrus wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte und der beim Abendmahl an seiner Brust gelegen hatte“ (vgl. Joh 21,20). Wer dem Herrn wirklich folgt, will, dass ihm alle folgen: deshalb wendet er sich dem Nächsten aufmerksam zu, betet und verkündet das Wort Gottes. Das Sich-Umwenden des Petrus bedeutet all das. Den gleichen Gedanken finden wir in der Offenbarung: „Der Geist und die Braut – Christus und die Kirche – sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm!“ (vgl. Offb 22,17). Christus spricht durch innere Eingebungen, die Kirche durch Verkündigung zum Menschen: „Komm!“ Und wer diese Worte hört, sagt zu seinem Nächsten: „Komm!“, das heißt: „Folge Jesus!“ Als Petrus sich umwandte, sah er also direkt hinter sich den Jünger gehen, den Jesus liebte. Jesus liebt den, der ihm nachfolgt. Obwohl sein Name nicht genannt wird, unterscheidet sich Johannes von den Anderen; nicht, weil Jesus nur ihn liebte, sondern weil er ihn mehr liebte als die anderen. Er liebte alle anderen, aber dieser war ihm vertrauter. […] Er ist es, „der beim Abendmahl an seiner Brust gelegen hatte“ (vgl. Joh 21,20). Es war ein starkes Zeichen der Liebe, dass nur er sich an die Brust Jesu legen konnte, in dem „alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind (vgl. Kol 2,3). […] So werden wir beim himmlischen Abendmahl in Ewigkeit gesättigt und werden mit Johannes an der Brust Jesu liegen. In der Brust ist das Herz, im Herzen die Liebe. Wir werden in seiner Liebe ruhen, weil wir ihn aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele lieben und in ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis finden werden. […] Ihm sei Lob und Ehre, von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

Donnerstag, 28 Mai 2020 : Kommentar Guigo von Kastell

Man muss Christus nachfolgen, ihm anhangen; man darf nicht von ihm weichen bis zum Tod. So wie Elischa zu seinem Meister sagte: „So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst: Ich verlasse dich nicht“ (2 Kön 2,2). […] Folgen wir also Christus nach und binden wir uns an ihn! „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, sagt der Psalmist (73(72),28) und „meine Seele hängt an dir, Herr, deine rechte Hand hält mich fest“ (vgl. Ps 63(62),9). Der hl. Paulus setzt hinzu: „Wer sich […] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17): nicht nur ein Leib, sondern ein Geist. Von Christi Geist lebt sein ganzer Leib, durch den Leib Christi kommt man zum Geist Christi. Bleibe also durch den Glauben im Leib Christi, und du wirst eines Tages ein Geist mit ihm sein. Du bist schon durch den Glauben mit seinem Leib vereinigt; in der (seligen) Schau wirst du auch mit seinem Geist vereinigt sein. Nicht, dass wir dort oben körperlos schauen würden; aber unsere Körper werden geistlicher Art sein (vgl. 1 Kor 15,44). „Vater“, sagt Christus, „ich will, dass sie eins seien in uns, wie du, Vater, und ich eins sind, damit die Welt glaubt“ (vgl. Joh 17,21–22): hier haben wir die Einheit durch den Glauben. Und dann bittet er: „Sie sollen vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt“ (vgl. Joh 17,23): hier haben wir die Einheit durch die Schau. Das ist die Art und Weise, sich geistlich zu nähren vom Leib Christi: einen reinen Glauben an ihn haben, durch die ständige Betrachtung den Inhalt dieses Glaubens suchen, durch den Verstand das Gesuchte finden, den Gegenstand unserer Entdeckung glühend lieben, so weit wie möglich den nachahmen, den wir lieben, und indem wir ihn nachahmen, ihm beständig anhangen, um zur ewigen Vereinigung zu gelangen.

Freitag, 29 Mai 2020 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Ein Hirte im eigentlich Sinne ist, wer fähig ist, die verlorenen vernunftbegabten Schafe durch Arglosigkeit, eigenen Eifer und Gebet zu suchen und aufzurichten. Ein Steuermann ist, wer von Gott und durch eigene Anstrengungen geistige Kraft erhielt und es vermag, das Schiff nicht nur den hohen Wellen, sondern auch dem Abgrund selbst zu entreißen. Ein Arzt ist, wer Leib und Seele gesund hat und für sie kein Pflaster benötigt. Ein guter Steuermann wird das Schiff retten und ein guter Hirte die kranken Schafe beleben und aufrichten. Umso folgsamer die Schafe ohne zu säumen dem Hirten nachfolgen und Fortschritte machen, desto mehr rechtfertigt er sie vor dem Hausherrn. Der Hirt sollte die zögernden und fressgierigen Schafe, die zurückbleiben, mit den Steinen des Wortes bewerfen, da ja auch dies ein Merkmal eines guten Hirten ist. Den wahren Hirten wird die Liebe ausweisen, denn aus Liebe wurde der Hirt gekreuzigt.

Mittwoch, 27 Mai 2020 : Kommentar Hl. Hieronymus

„Wer sich unnötigerweise an Nichtigkeiten bindet, geht der Barmherzigkeit verlustig, die ihm angeboten ist“ (vgl. Jona 2,9 LXX). Gott ist von Natur aus barmherzig und bereit, durch Milde die zu retten, die er durch Gerechtigkeit nicht retten kann. Wir aber missbrauchen und verlieren durch unsere Laster die Barmherzigkeit, die bereitsteht und sich anbietet. […] Obwohl die Barmherzigkeit, das heißt Gott selbst, beleidigt wurde, verlässt er die nicht, die sich an Nichtigkeiten binden und verflucht sie nicht, denn „der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade“ (Ps 145(144),8). Vielmehr wartet er darauf, dass sie zurückkehren. Sie jedoch wenden sich willentlich von der Barmherzigkeit ab, die da vor ihnen liegt. […] „Aber ich will dir mit lautem Lob und Dank ein Opfer darbringen. Die Gelübde, die ich abgelegt habe, werde ich Dir, Herr, als Zeichen der Errettung erfüllen“ (vgl. Jona 2,10 LXX). […] Ich, der ich zum Heil vieler verschlungen worden bin, biete dir ein Opfer des Lobes und des Dankes an, indem ich mich selbst anbiete. Denn „Christus, unser Paschalamm, ist geopfert worden“ (vgl. 1 Kor 5,7). Als wahrer Hohepriester und Opferlamm hat er sich für uns hingegeben. – Und ich werde dir danken, sagt er, wie ich dir gedankt habe mit den Worten: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde“ (Mt 11,25), und ich erfülle die Gelübde, die ich zum Heil aller gelobt habe, damit „keiner von denen, die du mir gegeben hast, zugrunde geht“ (vgl. Joh 6,39). Wir sehen, was der Herr in seiner Passion für unser Heil versprochen hat. Machen wir Jesus nicht zum Lügner, sondern lasst uns rein und frei von aller Sünde sein, damit er uns Gott anbieten kann, dem er uns geweiht hat.

Dienstag, 26 Mai 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Im großen Credo der Kirche schließt der Mittelteil, der das Geheimnis Christi von der ewigen Geburt aus dem Vater und von der zeitlichen Geburt aus Maria der Jungfrau über Kreuz und Auferstehung bis zu seiner Wiederkunft behandelt, mit den Worten: „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Der Ausblick auf das Gericht hat die Christenheit von frühesten Zeiten an als Maßstab des gegenwärtigen Lebens, als Forderung an ihr Gewissen und zugleich als Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit bis in das alltägliche Leben hinein bestimmt. Der Glaube an Christus hat nie nur nach rückwärts und nie nur nach oben, sondern immer auch nach vorn, auf die Stunde der Gerechtigkeit hingeblickt, die der Herr wiederholt angekündigt hatte. […] In ihm, dem Gekreuzigten, ist die Verneinung falscher Gottesbilder bis zum äußersten gesteigert. Nun zeigt Gott gerade in der Gestalt des Leidenden, der die Gottverlassenheit des Menschen mitträgt, sein eigenes Gesicht. Dieser unschuldig Leidende ist zur Hoffnungsgewissheit geworden: Gott gibt es, und Gott weiß, Gerechtigkeit zu schaffen auf eine Weise, die wir nicht erdenken können und die wir doch im Glauben ahnen dürfen. Ja, es gibt die Auferstehung des Fleisches. Es gibt Gerechtigkeit. Es gibt den „Widerruf“ des vergangenen Leidens, die Gutmachung, die das Recht herstellt. Daher ist der Glaube an das Letzte Gericht zuallererst und zuallermeist Hoffnung – die Hoffnung, deren Notwendigkeit gerade im Streit der letzten Jahrhunderte deutlich geworden ist. Ich bin überzeugt, dass die Frage der Gerechtigkeit das eigentliche, jedenfalls das stärkste Argument für den Glauben an das ewige Leben ist. Das bloß individuelle Bedürfnis nach einer Erfüllung, die uns in diesem Leben versagt ist, nach der Unsterblichkeit der Liebe, auf die wir warten, ist gewiss ein wichtiger Grund zu glauben, dass der Mensch auf Ewigkeit hin angelegt ist, aber nur im Verein mit der Unmöglichkeit, dass das Unrecht der Geschichte das letzte Wort sei, wird die Notwendigkeit des wiederkehrenden Christus und des neuen Lebens vollends einsichtig.

Samstag, 23 Mai 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Bedenkt, meine Kinder, der Schatz eines Christen liegt nicht auf Erden, er ist im Himmel. Dorthin müssen wir unsere Gedanken richten, wo unser Schatz ist. Der Mensch hat eine schöne Aufgabe, nämlich zu beten und zu lieben … Lasst uns deshalb beten und lieben! Darin besteht die menschliche Seligkeit auf Erden. Das Gebet ist nichts anderes, als sich mit Gott vereinen. Wenn unser Herz rein und mit Gott verbunden ist, fühlen wir in uns eine süße, berauschende Labung und ein blendendes Licht. In dieser innigen Gemeinschaft sind Gott und die Seele wie zwei zusammengeschmolzene Wachsstücke, die man nicht mehr trennen kann. Diese Vereinigung Gottes mit seinem kleinen Geschöpf ist etwas Wunderbares – ein unbegreiflich großes Glück. Wir hatten es verdient, nicht mehr beten zu können, aber Gott hat uns in seiner Güte erlaubt, mit ihm zu sprechen. Unser Gebet ist der Weihrauch, den er mit größtem Wohlgefallen annimmt. Meine Kinder, klein ist euer Herz, doch das Gebet macht es groß und fähig, Gott zu lieben. Das Gebet ist ein Vorgeschmack des Himmels, ein Labsal aus dem Paradies. Niemals lässt es uns ohne Trost. Wie Honig ist es, der in die Seele fließt und alles versüßt. Im guten Gebet schmilzt das Leid wie der Schnee in der Sonne.

Freitag, 22 Mai 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Was hat es uns genützt, in Kümmernis zu fallen, uns, die unaufhörlich beten und lobpreisen? Wo doch andere, die nicht beten, nicht nachtwachen und heiterer Stimmung sind, gedeihen und sich vergnügen? Wie der Prophet sagt: „Siehe, Fremde haben Häuser gebaut und wir schätzen sie glücklich.“ Er fügt hinzu: „Das ist es, was die Diener Gottes zum Vorwurf machen“ (vgl. Mal 3,15–16 LXX), sie, die das Wissen haben. Man muss jedoch wissen, dass die Heimgesuchten, die schwer Bekümmerten, solche die durch viele Prüfungen das Zeichen ihres Meisters an sich tragen, nichts erleiden, was sie überraschen könnte. Denn sie haben die Ankündigung davon in den Evangelien gehört: „Amen, amen, ich sage euch, die ihr bei mir seid: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen“ (vgl. Joh 16,20). Nur noch eine kurze Zeit, und ich werde durch den Tröster zu euch kommen; ich werde euch aus eurer Niedergeschlagenheit herausholen und euch durch Gedanken des Lebens und des himmlischen Friedens wiederaufrichten, auch durch sanfte Tränen, die ihr während der Tage eurer Prüfung nicht geweint habt. Ich nähre euch mit meiner Gnade, wie eine Mutter ihr weinendes Kind stillt. Ich werde euch, die ihr vom Kampf erschöpft seid, durch die Kraft von oben stärken. Euch, die ihr mit Bitterkeit bedeckt wart, werde ich mit Sanftmut und Milde erfüllen, wie es Jeremia in den Klageliedern sagt, wenn er von dem Jerusalem spricht, das in dir verborgen ist. Aber ich komme euch besuchen und euer Herz wird sich über diesen heimlichen Besuch freuen. Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln, und niemand wird euch eure Freude nehmen können (vgl. Joh 16,22).

Donnerstag, 21 Mai 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Die Himmelfahrt Christi war aus drei Gründen […] im Einklang mit der Vernunft: Erstens gebührte ihm der Himmel aufgrund seiner Natur. Denn es ist naturgemäß, dass jedes Wesen dorthin zurückkehrt, wo es seinen Ursprung hat. Nun hat Christus seinen Ursprung in Gott, der über allem steht. Jesus sagt nämlich zu seinen Aposteln (Joh 16,28): „Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.“ […] Auch die Heiligen steigen zum Himmel auf, jedoch nicht auf die gleiche Weise wie Christus; Christus ist nämlich aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren, während die Heiligen als von Christus Emporgezogene hinauffahren. Deshalb sagen wir mit der Braut des Hoheliedes zu ihm (vgl. 1,4): „Zieh uns her hinter dir!“ Man kann auch sagen, dass niemand außer Christus in den Himmel aufsteigt. Christus ist nämlich das Haupt der Kirche, und die Heiligen steigen nur in den Himmel auf, weil sie seine Glieder sind. Zweitens musste der Himmel Jesus Christus seines Sieges wegen zuteilwerden. Christus wurde nämlich in die Welt gesandt, um gegen den Teufel zu kämpfen, und er ging siegreich aus dem Kampf hervor: „Ich habe gesiegt“, spricht Jesus, „und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt“ (vgl. Offb 3,21). Schließlich hatte Christus seiner Demut wegen verdient, im Himmel zu sein: In der Tat gibt es keine Demut, die so tief wäre, wie die Demut Christi; denn da er Gott war, wollte er Mensch werden; da er Herr war, wollte er Sklavendasein annehmen, wurde gehorsam bis zum Tod (vgl. Phil 2,7–8) und stieg hinab bis in die Hölle: Also verdiente er es auch, bis zum Himmel, zum Thron Gottes, erhoben zu werden. Demut ist nämlich der Weg, der zur Erhöhung führt. Denn „wer sich selbst erniedrigt“, sagt der Herr (Lk 14,11), „wird erhöht werden.“ Und der hl. Paulus schreibt an die Epheser (4,10): „Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel“.

Mittwoch, 20 Mai 2020 : Kommentar Wilhelm von Saint-Thierry

„Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, […] dann wird er Zeugnis für mich ablegen und euch alles lehren. Die ganze Wahrheit wird vom Geist der Wahrheit zu euch kommen. Wer von den Menschen kennt den Menschen, wenn nicht der Geist des Menschen, der in ihm ist? So erkennt auch keiner Gott – nur der Geist Gottes“ (vgl. Joh 15,26; 1 Kor 2,11). Beeile dich also, dich mit dem Heiligen Geist zu verbinden. […] Dann werden für dich all diese Wahrheiten zu leuchten beginnen, die die Weisheit selbst (vgl. 1 Kor 1,24) den Jüngern sagte, als sie auf Erden weilte, die diese aber nicht erfassen konnten, bevor nicht der Geist der Wahrheit gekommen war, der sie in die ganze Wahrheit führen würde. […] „Gott ist Geist“ (Joh 4,24); und so wie diejenigen, die ihn anbeten, ihn notwendigerweise „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten müssen (Joh 4,24), so müssen diejenigen, die ihn kennenlernen wollen, einzig im Heiligen Geist das Glaubensverständnis suchen und den Sinn dieser reinen und unverfälschten Wahrheit. Inmitten der Finsternis und Unwissenheit dieses Lebens ist er selbst für die Armen im Geist (vgl. Mt 5,3) das Licht, das erleuchtet, die Liebe, die anzieht, die Süße, die ergreift; er ist der Zugang des Menschen zu Gott, die Liebe dessen, der liebt, die Hingabe dessen, der sich vorbehaltlos hingibt. Er ist es, der den Gläubigen fortschreitend die Gerechtigkeit Gottes enthüllt. Er schenkt „Gnade über Gnade“ (Joh 1,16), und wo sich der Glaube mit dem Hören des Wortes verbindet, schenkt er als Gegengabe den erleuchteten Glauben.

Dienstag, 19 Mai 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Wer bist Du, süßes Licht, das mich erfüllt Und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet? […] Bist Du der Meister, der den ew’gen Dom erbaut, Der von der Erde durch den Himmel ragt? Von Dir belebt erheben sich die Säulen hoch empor Und stehen unverrückbar fest. Bezeichnet mit dem ew’gen Namen Gottes Recken sie sich hinauf ins Licht Und tragen die Kuppel, die den heil’gen Dom bekrönend abschließt: Dein weltumfassendes Werk, Heiliger Geist – Gottes bildende Hand. Bist Du das süße Lied der Liebe und der heil’gen Scheu, Das ewig tönt um des Dreifalt’gen Thron, Das aller Wesen reinen Klang in sich vermählt? Der Einklang, der zum Haupt die Glieder fügt, Darin ein jeder seines Seins geheimen Sinn beseligt findet Und jubelnd ausströmt, Frei gelöst in Deinem Strömen: Heiliger Geist – Ewiger Jubel.

Montag, 18 Mai 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Der von den Propheten verheißene Geist stieg auf den Sohn Gottes, der zum Menschensohn geworden war, hinab und gewöhnte sich bei ihm, im Menschengeschlecht zu wohnen und in den Menschen zu ruhen und Wohnung zu nehmen im Geschöpf Gottes, indem er in ihnen den Willen des Vaters vollzog und sie aus dem Alten zur Neuheit Christi erneuerte. Diesen Geist erbat David für das menschliche Geschlecht, indem er sprach: „Mit einem leitenden Geist stärke mich“ (Ps 50(51),14 LXX). Dass dieser nach der Himmelfahrt des Herrn auf die Jünger am Pfingstfest herabgestiegen sei (Apg 2,3) und allen Völkern den Eintritt zum Leben eröffnete und das Neue Testament erschloss, berichtet Lukas. Deshalb lobpriesen sie auch in dem Zusammenwehen aller Sprachen Gott, indem der Geist die auseinanderwohnenden Stämme zur Einheit zurückführte und die Erstlinge aller Völker dem Vater darbot. Deshalb versprach der Herr auch, den Tröster zu senden (Joh 16,7), der uns an Gott anpassen sollte. Wie nämlich aus dem trockenen Weizen ohne Feuchtigkeit kein Teig werden kann, noch ein Brot, so konnten wir viele nicht eins werden in Christus Jesus ohne das Wasser, das vom Himmel kommt. Und wie die trockene Erde, wenn sie keine Feuchtigkeit empfängt, auch keine Frucht bringt, so würden auch wir, die wir von Haus aus trockenes Holz sind, niemals das Leben ohne den „Gnadenregen“ von oben (vgl. Ps 68(67),10) Frucht bringen. Denn unsere Leiber haben durch jenes Bad [die Taufe], das zur Unvergänglichkeit dient, die Einheit empfangen, unsere Seelen aber durch den Geist. Daher ist auch beides nötig, da beides hinführt zum Leben in Gott.

Sonntag, 17 Mai 2020 : Kommentar Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Wer vom Heiligen Geist geleitet wird, denkt Rechtes. So kommt es, dass es viele Ungelehrte gibt, die weiser als die Gelehrten sind. Wenn wir von einem Gott der Stärke und des Lichtes geleitet werden, können wir uns nicht irren. Der Heilige Geist ist Helligkeit und Stärke. Er ist es, der uns das Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen unterscheiden lässt. […] Indem der liebe Gott uns den Heiligen Geist schickt, handelt er aus Rücksicht zu uns wie ein großer König, der seinen Diener beauftragt, einen seiner Untertanen zu begleiten, wobei er ihm sagt: „Du begleitest diesen Menschen überall hin und bringst ihn mir dann wieder gesund und heil zurück.“ Wie herrlich ist es, vom Heiligen Geist begleitet zu werden! Er ist ein guter Führer […] Der Heilige Geist führt uns wie eine Mutter ihr kleines Kind, wie ein Sehender einen Blinden. Jeden Morgen sollen wir beten: „Sende mir den Heiligen Geist, damit ich erkenne, wer ich bin und wer Du bist! …“ Eine Seele, die den Heiligen Geist besitzt, findet im Gebet eine besondere Freude, die ihr immer die Zeit zu kurz werden lässt; sie verliert niemals die heilige Gegenwart Gottes.

Samstag, 16 Mai 2020 : Kommentar Hl. Cyprian

„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Lk 6,22–23). Der Herr wollte, dass wir uns freuen, dass wir jubeln vor Freude, wenn wir verfolgt werden, denn wenn Verfolgungen kommen, dann werden die „Kränze des Lebens“ (vgl. Jak 1,12) verteilt, dann bewähren sich die Soldaten Christi, dann öffnen sich die Himmel für seine Zeugen. Wir haben uns nicht in das Heer Gottes eingeschrieben, um nur an die Ruhe zu denken, um den Dienst zu verweigern und uns davor zu drücken, wenn der Herr selbst, der Meister der Demut, der Geduld und des Leidens, den gleichen Dienst vor uns geleistet hat. Was er gelehrt hat, hat er zuerst getan, und wenn er uns drängt, standhaft zu bleiben, dann deshalb, weil er selbst vor uns und für uns gelitten hat. […] Um an den Wettkämpfen im Stadion teilzunehmen, üben die Athleten, trainieren sie und fühlen sich sehr geehrt, wenn sie vor den Augen der Menge und des Kaisers das Glück haben, den Siegespreis zu erhalten. Hier jedoch ist eine Prüfung, die in anderer Weise edel und großartig ist, bei der Gott uns beim Kampf zusieht, uns, seinen Kindern, und bei der er selbst uns eine himmlische Krone verleiht (vgl. 1 Kor 9,25). […] Während wir den Kampf des Glaubens unterstützen, schaut Gott auf uns, seine Engel schauen auch auf uns und Christus schaut auf uns: Welche Ehre für uns! […] Wappnen wir uns deshalb, liebe Brüder, mit all unserer Kraft; bereiten wir uns mit einer beständigen Seele, mit ganzem Glauben und opferbereitem Mut vor.

Freitag, 15 Mai 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Das Gesetz der Gnade lehrt diejenigen, die sie führt, auf direkte Weise, Gott selbst nachzuahmen; Gott, der uns so geliebt hat – mehr als sich selbst, wenn man so sagen darf (weil wir doch wegen der Sünde seine Feinde waren), – dass er, ohne sich zu verändern, in unser Sein eintrat. Er, der über allen Wesen steht, wurde Mensch, wollte wie ein Mensch sein und schreckte nicht davor zurück, unsere Verdammung auf sich zu nehmen. Und so wie er selbst durch Selbstbescheidung Mensch wurde, so hat er uns durch Gnade vergöttlicht, damit wir nicht nur lernen, auf natürliche Weise einander zugetan zu sein und den anderen geistig zu lieben wie uns selbst, sondern auch auf göttliche Weise für einander Sorge zu tragen, mehr als für uns selber, und unsere Liebe einander dadurch zu beweisen, dass wir uns, kraft der Tugend, hochherzig dazu entschließen, freiwillig füreinander zu sterben. Denn Christus sagt, dass es keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13). Das Gesetz der Gnade, das höher angesiedelt ist als die Natur, führt zur Gottähnlichkeit, indem es die Natur beharrlich umwandelt und der menschlichen Natur bildhaft das Modell vor Augen stellt, das sein Wesen und die Natur übersteigt und ihm den beständigen Zustand eines in Ewigkeit seligen Seins anbietet. Den Nächsten als seinesgleichen zu sehen, bedeutet, Sorge zu tragen für sein derzeitiges Leben: für sein natürliches Leben. Den Nächsten zu lieben wie sich selbst, bedeutet aus der Tugend heraus für das Leben des Nächsten besorgter zu sein als für das eigene: das ist tatsächlich das Eigentümliche des Gesetzes der Gnade.

Donnerstag, 14 Mai 2020 : Kommentar Hl. Mutter Teresa von Kalkutta

Freude ist für uns ein Bedürfnis und eine Stärke, auch körperlich. Eine Schwester, die den Geist der Freude gepflegt hat, spürt die Müdigkeit weniger und ist stets bereit, Gutes zu tun. Eine von Freude erfüllte Schwester predigt ohne zu predigen. Eine fröhliche Schwester ist wie der Sonnenstrahl der göttlichen Liebe, die Hoffnung auf ewige Freude, die Flamme einer brennenden Liebe. Freude ist eine der besten Garantien gegen Versuchungen. Der Teufel führt Staub und Schlamm mit sich und ihm ist jede Gelegenheit recht, uns damit zu bewerfen. Ein fröhliches Herz weiß sich davor zu schützen.

Mittwoch, 13 Mai 2020 : Kommentar Hl. Klara von Assisi

Ich habe den höchst ehrenwerten Ruf Eures heiligen Lebenswandels im Ordensstand vernommen; er ist nicht nur bis zu mir gedrungen, sondern nahezu auf der ganzen Welt glanzvoll bekannt. Darüber freue ich mich gar sehr im Herrn und juble. Nicht nur ich allein darf darüber jubeln, sondern auch all jene überall, die im Dienst Jesu Christi stehen oder zu stehen verlangen. Der Grund ist dieser: Ihr hättet außer anderem Prunk, Ehren und weltlicher Würde den außerordentlichen Ruhm genießen können, mit dem erlauchten Kaiser rechtmäßig vermählt zu werden, wie es Eurer und seiner Hoheit geziemt hätte. Doch Ihr habt das alles verschmäht. Ihr habt mit ganzer Seele und Leidenschaft des Herzens lieber die heiligste Armut und leibliche Not erwählt und einen Bräutigam edleren Geschlechts genommen, den Herrn Jesus Christus, der Eure Jungfräulichkeit immer unbefleckt und unversehrt bewahren wird. Wenn Eure Liebe ihm gehört, seid Ihr keusch, wenn Ihr ihn berührt, werdet Ihr noch reiner, wenn Ihr ihn aufnehmt, seid Ihr Jungfrau. Seine Macht ist stärker, seine edle Art erhabener, sein Aussehen schöner, seine Liebe holder und all seine Anmut feiner. Von seinen Umarmungen seid Ihr schon umfangen, er hat Eure Brust mit kostbaren Steinen geschmückt und Euren Ohren unschätzbare Perlen geschenkt. Und ganz hat er Euch umgeben mit leuchtenden und funkelnden Edelsteinen und Euch gekrönt mit einer goldenen Krone, dem ausdrücklichen Zeichen der Heiligkeit.

Dienstag, 12 Mai 2020 : Kommentar Hl. Pater Pio von Pietrelcina

Der Geist Gottes ist ein Geist des Friedens; selbst in unseren schwersten Verfehlungen lässt er uns gerade durch seine Barmherzigkeit einen ruhigen, demütigen und vertrauensvollen Schmerz empfinden. Im Gegensatz dazu: der Geist des Bösen erregt, verärgert und lässt uns in unserem Versagen eine Art Wut gegen uns selbst verspüren; und doch sollten wir uns selbst gegenüber in erster Linie die Liebe walten lassen. Wenn Sie also von bestimmten Gedanken gequält werden, kommt diese Unruhe niemals von Gott, sondern vom Teufel; da Gottes Geist ein Geist des Friedens ist, schenkt er Ihnen die Gelassenheit.

Montag, 11 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Der hl. Bernhard sagt in der Erklärung des Hohenliedes: Die heilige Seele ist nicht bloß himmlisch wegen des Ursprungs, sondern kann auch wegen der Ähnlichkeit selbst ein Himmel genannt werden, weil ihr Wandel im Himmel ist. Deshalb sagt die Schrift: „Die Seele des Gerechten ist der Wohnsitz der Weisheit“ (vgl. Spr 12,23). Und: „Der Himmel ist mein Sitz“ (Jes 66,1). Wer aber weiß, dass Gott ein Geist ist, der wird ihm auch einen geistigen Wohnsitz zuschreiben. In dieser Anschauung bestärkt mich zumeist jene Verheißung: „Zu ihm [das heißt zu dem heiligen Menschen] werden wir kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,23). Auch glaube ich, dass der Prophet keinen andern Himmel gemeint hat mit den Worten: „Du aber, o Lobpreis Israels, wohnst in dem Heiligen“ (Ps 21,4). Und der Apostel sagt, Christus wohne durch den Glauben in unseren Herzen (Eph 3,17). Ich aber seufzte von fern zu jenen Seligen auf, von denen es heißt: „Ich werde in ihnen wohnen und in ihnen wandeln“ (2 Kor 6,16). O wie groß muss die Ausdehnung der Seele sein, wie groß auch ihr Vorzug an Verdiensten, wenn sie würdig erfunden wird, die göttliche Macht in sich aufzunehmen, und fähig, sie zu fassen, die auch Räume und Gänge genug besitzt für das Werk der Majestät! Sie ist emporgewachsen zu einem heiligen Tempel im Herrn, gewachsen nach dem Maß der Liebe, welche die Größe der Seele ist. Die heilige Seele ist sonach ein Himmel, der seine Sonne hat, und diese ist die Erkenntnis, seinen Mond, der ist der Glaube, und seine Sterne, die Tugenden; oder auch: Die Sonne ist die Gerechtigkeit oder der Eifer der glühenden Liebe und der Mond die Enthaltsamkeit. Kein Wunder, wenn der Herr Jesus einen solchen Himmel gern bewohnt! Denn von diesem hat er nicht, wie von den Übrigen, nur gesprochen und sie wurden, sondern er hat ihn erkämpft und erkauft durch seinen Tod. Darum sprach er, als er nach der Arbeit sein Verlangen erfüllt sah: „Hier ist meine Ruhe auf ewig, hier will ich wohnen“ (Ps 131,14).

Sonntag, 10 Mai 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Hören wir ihn selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Wenn du die Wahrheit suchst, halte den Weg ein; denn der Weg ist zugleich die Wahrheit. Er ist es, wohin du gehst, er ist es, worauf du gehst; nicht durch ein anderes gehst du zu einem andern, nicht durch ein anderes kommst du zu Christus, durch Christus kommst du zu Christus. Wie durch Christus zu Christus? Durch Christus den Menschen zu Christus dem Gott, durch das Fleisch gewordene Wort zu dem Worte, welches im Anfang war Gott bei Gott; von dem, was der Mensch aß, zu dem, was die Engel täglich essen. Denn so steht geschrieben: „Das Brot des Himmels hast du ihnen gegeben; das Brot der Engel hat der Mensch gegessen“ (Ps 77(78),24–25). Wer isst das Brot der Engel? „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Wie hat der Mensch das Brot der Engel gegessen? „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Samstag, 9 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Da sie [Gertrud] zu wissen begehrte, welche Frucht durch die Hinkehr der Gedanken auf Gott gewonnen würde, wurde sie also belehrt: Wenn der Mensch in der Betrachtung oder bei der Erweckung der Absicht seine Gedanken auf Gott richtet, so stellt er vor dem Thron der Herrlichkeit Gott gleichsam einen Spiegel von wunderbarem Glanz auf, worin der Herr sein eigenes Bild gar angenehm beschaut, weil er es ist, der alles Gute einflößt und zum Ziel ordnet. Und je mehr der Mensch zuweilen sich hierin abmüht, um so ergötzlicher erscheint jener Spiegel vor dem Angesicht der heiligsten Dreifaltigkeit und aller Heiligen. Und dies wird ewig bleiben zur Verherrlichung Gottes und zum beständigen Frohlocken jener Seele. […] Eines Tages sagte sie in übergroßer Liebe zum Herrn: „Hätte ich doch, o Herr, ein solches Feuer, dass meine Seele vollständig hinschmelzen und zerfließen würde, damit ich sie ganz umso reiner in dich ergießen könnte!“ Der Herr antwortete ihr: „Dein Wille ist dir ein solches Feuer.“ Aus diesen Worten erkannte sie, dass der Mensch durch seinen Willen die volle Verwirklichung aller jener Wünsche erlangt, die sich auf Gott beziehen.

Freitag, 8 Mai 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Folgt Tag für Tag dem Weg Gottes, haltet euch eng an ihn, um seiner Verheißung willen. In der Tat, er selbst hat allen, die seinen Willen und seine Zeichen suchen (vgl. Ps 118,31 LXX), durch die Vermittlung seiner Apostel gesagt, dass er bis zum Ende der Welt bei ihnen sein werde (Mt 28,20), dort, wo niemand seine Wege und Spuren sieht (vgl. Ps 77(76),20), wie es der Gottesmann David in seinen Liedern besang. Auf unsichtbare Weise zwar, ist er den Augen des Geistes gegenwärtig und lässt sich von denen schauen, die ein reines Herz haben, und spricht mit ihnen. Folgt also eurem Weg […]. Nehmt die Flügel der Gottesliebe, um wie die Wolken zu fliegen (vgl. Jes 60,8), hoch erhoben über den Fallstricken dieser Erde. Salbt eure Füße mit dem Öl der Freude (vgl. Ps 45(44),8) und der Mäßigkeit. Belästigt nicht mit euren trägen Schritten den schmalen Pfad des Herrn. Wenn ihr in eurem Kleinmut Durst habt, so trinkt das Wasser der Geduld (vgl. Sir 15,3); wenn ihr in eurer geistlichen Erschlaffung Hunger habt, esst Brot, das das Menschenherz nährt und stärkt (vgl. Ps 104(103),15): ein Wort der Weisheit und der Ermutigung. Krempelt die Ärmel hoch und seid bereit zu handeln, schaut hinauf zur Höhe und beladet euch nicht mit der überwältigenden Last eurer bösen Begehrlichkeiten; denn für den, der die Reise von der Erde zum Himmel unternimmt, genügt es, eifrig seinem Weg zu folgen, ohne sich zusätzliche Lasten aufzuladen. […] Seid stark im Herrn, zieht hinauf zum Berg des Herrn, zu seinem heiligen Haus (vgl. Jes 2,3), zusammen mit dem Sänger Jesaja, dem Propheten mit einer so mächtigen Stimme. Keiner bleibe zurück, keiner ruhe sich aus; helft einander, seid alle verwurzelt in beständiger Nächstenliebe.

Donnerstag, 7 Mai 2020 : Kommentar Theodor von Studion

Gedenkt der Wunder, die er an uns in der Vergangenheit getan hat (vgl. Ps 105,5) und die er heute noch vollbringt. […] Meine geliebten Brüder, geben wir ihm für das, was er an uns getan hat, noch mehr zurück, ja, geben wir ihm das, was wir ihm schuldig sind. Was will er denn anderes von uns, als dass wir ihn fürchten, ihn lieben mit ganzem Herzen und mit unserem ganzen Denken (vgl. Mt 22,37), ihn nachahmen so gut es möglich ist in seiner Art, im Fleisch zu leben? Er entäußerte sich selbst, indem er den Himmel verließ und auf die Erde herabstieg, damit auch wir unseren Gedanken und unserem eigenen Willen entsagen. Er war seinem Vater gehorsam, damit auch wir unverzüglich gehorchen […]. Er erniedrigte sich bis zum Tod (vgl. Phil 2,8), damit auch ihr ihm darin ähnlich seid, damit auch ihr euch niederbeugt und euch in euren Gedanken, euren Taten, euren Worten und euren Gesten erniedrigt. Gibt es eine andere, wirkliche Ehre Gottes, als um Gottes Willen unter den Menschen ehrlos zu sein? […] Alles Niedrige und Verachtete hat mein Gott und Heiland erwählt, er, der unser Fleisch annahm, um zu vernichten, was unter den Menschen angesehen und wertvoll ist (vgl. 1 Kor 1,27–28). Deshalb kam er in einer Höhle zur Welt und wurde in eine Krippe gebettet, deshalb wurde er „Sohn des Zimmermanns“ und „Nazarener“ genannt, deshalb kleidete ihn nur eine einfache Tunika und ein einfacher Mantel, deshalb ging er zu Fuß, kannte Mühsal und Plage, wurde von den Juden gesteinigt (vgl. Joh 10,31), beleidigt, verhaftet, gekreuzigt, mit einer Lanze durchbohrt, ins Grab gelegt und ist auferstanden. So möchte er auch uns dazu bewegen, meine Brüder, dass wir vor den Engeln Gottes (vgl. Lk 12,8; 15,10) denselben Weg wählen wie er, damit wir mit ihm im Himmelreich gekrönt werden, durch denselben Christus, unserem Herrn, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geist alle Ehre und Macht gebührt jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Mittwoch, 6 Mai 2020 : Kommentar Didachè

Bezüglich der Eucharistie haltet es so: Zunächst in Betreff des Kelches: Wir danken Dir, unser Vater, für den heiligen Weinstock Davids, Deines Knechtes, den Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Und in Betreff des gebrochenen Brotes: Wir danken Dir, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Wie dieses gebrochene Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht eins wurde, so möge Deine Gemeinde von den Enden der Erde zusammengebracht werden in Dein Reich; weil Dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit. […] Wenn ihr aber gesättigt seid, danket also: Wir danken Dir, heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Du allmächtiger Herrscher, „hast alles erschaffen“ um Deines Namens willen, hast Speise und Trank gegeben den Menschen zum Genusse, damit sie Dir danken; uns aber hast Du geschenkt eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ein ewiges Leben durch Deinen Knecht. Vor allem danken wir Dir, weil Du mächtig bist; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Gedenke, o Herr, Deiner Gemeinde, dass Du sie erlösest von allem Übel und sie vollkommen machest in Deiner Liebe, „führe sie zusammen von den vier Winden“, die Geheiligte, in Dein Reich, das Du ihr bereitet hast; weil Dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. Es soll kommen die Gnade und vergehen diese Welt. „Hosanna dem Gotte Davids“ (Mt 21,9.15). Ist einer heilig, so soll er kommen; ist er’s nicht, so soll er sich bekehren, maranatha (1 Kor 16,22), Amen.

Dienstag, 5 Mai 2020 : Kommentar Katechismus der Katholischen Kirche

Die Christen werden im „Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19) getauft. Vorher antworten sie auf die dreifache Frage, ob sie an den Vater, an den Sohn und an den Heiligen Geist glauben, mit: „Ich glaube“. „Der Inbegriff des Glaubens aller Christen ist die Dreifaltigkeit“ (Cæsarius v. Arles, symb.). Die Christen werden „im Namen“ (Einzahl) und nicht „auf die Namen“ (Mehrzahl) des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft [vgl. das Glaubensbekenntnis des Papstes Vigilius im Jahre 552: DS 415], denn es gibt nur einen einzigen Gott, den allmächtigen Vater und seinen eingeborenen Sohn und den Heiligen Geist: die heiligste Dreifaltigkeit. Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt. Es ist in der „Hierarchie der Glaubenswahrheiten“ (DCG 43) die grundlegendste und wesentlichste. „Die ganze Heilsgeschichte ist nichts anderes als die Geschichte des Weges und der Mittel, durch die der wahre, einzige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – sich offenbart, sich mit den Menschen, die sich von der Sünde abwenden, versöhnt und sie mit sich vereint“ (DCG 47). […] Die Trinität ist ein Glaubensmysterium im strengen Sinn, eines der „in Gott verborgenen Geheimnisse … die, wenn sie nicht von Gott geoffenbart wären, nicht bekannt werden könnten“ (1. Vatikanisches K.: DS 3015). Zwar hat Gott in seinem Schöpfungswerk und in seiner Offenbarung im Laufe des Alten Bundes Spuren seines trinitarischen Wesens hinterlassen. Aber sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der Vernunft nicht zugänglich ist und vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des Heiligen Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war.

Sonntag, 3 Mai 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Deine göttliche Allmacht, Weisheit und Güte, mein Gott, meine beglückende Liebe, segne mich, und bewirke, dass ich ganz bereitwillig zu dir komme, dass ich mich selbst wahrhaft verleugne (vgl. Mt 16,24) und dir von tiefstem Herzen, mit Geist und Seele in vollkommener Weise nachfolge. […] „Hört auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren“ (Ps 34,12). Ja, Jesus, guter Hirt, lass mich deine Stimme hören und erkennen vor allen, was mich hindert, zu dir zu kommen. Trage mich auf deinem Arm. Lass mich, dein durch deinen Geist trächtig gewordenes Schaf, in deinem Schoß ruhen. Dort lehre mich, wie ich dich fürchten soll. Dort zeige mir, wie stark ich dich lieben soll. Dort unterweise mich, auf welche Weise ich dir folgen soll. […] „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen“ (Ps 91,1). Du nimmst meine Seele auf und bist meine Zuflucht in bösen Tagen, in allen Versuchungen überschatte mich mit deinen Schwingen. Umgib mich mit dem Schild deiner Wahrheit. Sei du selbst bei mir in jeder Bedrängnis, du meine Hoffnung. Vor jeder Gefahr des Leibes und der Seele verteidige und beschütze mich alle Zeit. […] Amen.

Samstag, 2 Mai 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: Er besitzt es schon auf Erden als Erstlingsgabe der künftigen Fülle, die den ganzen Menschen betreffen wird. In der Eucharistie empfangen wir tatsächlich auch die Garantie der leiblichen Auferstehung am Ende der Welt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag“ (Joh 6, 54). Diese Garantie der künftigen Auferstehung kommt aus der Tatsache, dass das Fleisch des Menschensohnes, das uns zur Speise gereicht wird, sein Leib im verherrlichten Zustand des Auferstandenen ist. Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das „Geheimnis“ der Auferstehung in uns auf. Deshalb definierte der heilige Ignatius von Antiochien das eucharistische Brot zu Recht als „Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod“. Die eschatologische Spannung, die durch die Eucharistie wachgerufen wird, drückt die Gemeinschaft mit der himmlischen Kirche aus und stärkt sie. Es ist kein Zufall, dass die orientalischen Anaphoren und die eucharistischen Hochgebete des lateinischen Ritus das ehrfürchtige Gedenken Mariens, der allzeit jungfräulichen Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, der Engel, der heiligen Apostel, der ruhmreichen Märtyrer und aller Heiligen enthalten. Dies ist ein Aspekt der Eucharistie, der es verdient, hervorgehoben zu werden: Während wir das Opfer des Lammes feiern, vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie und gesellen uns zu jener gewaltigen Schar, die ruft: „Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!“ (Offb 7,10). Die Eucharistie ist wirklich ein Aufbrechen des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalem, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und Licht auf unseren Weg wirft.

Freitag, 1 Mai 2020 : Kommentar Benedikt XVI.

Der Herr lässt uns auf diesem Weg nicht allein. Er ist bei uns ja, er möchte unser Schicksal mit uns teilen und geht dabei so weit, dass er uns in sich aufnimmt. In dem Gespräch, von dem uns soeben das Evangelium berichtet hat, sagt er: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Wie sollten wir uns über eine solche Verheißung nicht freuen? Wir haben jedoch gehört, dass die Menschen auf jene erste Verkündigung hin zu murren und zu protestieren begannen, anstatt sich zu freuen: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh 6,52). Um ehrlich zu sein, diese Haltung hat sich im Laufe der Geschichte viele Male wiederholt. Man könnte im Grunde genommen sagen, die Menschen wollen Gott gar nicht so nahe, so verfügbar haben, sie wollen nicht, dass er so an ihren Angelegenheiten teilnimmt. Die Menschen wollen einen Gott, der groß ist, und schließlich wollen auch wir ihn oft etwas von uns fernhalten. Da werden Fragen aufgeworfen, die schließlich beweisen sollen, dass eine solche Nähe tatsächlich unmöglich wäre. Die Worte aber, die Christus bei dieser Gelegenheit gesprochen hat, behalten ganz klar ihre Gültigkeit: „Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). […] Angesichts des mürrischen Protests hätte Jesus auch auf beruhigende Worte ausweichen und sagen können: „Freunde, macht euch keine Sorgen! Ich habe von Fleisch gesprochen, aber es handelt sich nur um ein Symbol. Was ich möchte, ist nur eine tiefe gefühlsmäßige Verbundenheit“. Aber nein, Jesus hat nicht derartige milde Worte verwendet. Er hat an seiner Aussage, an ihrem ganzen Realismus festgehalten, selbst auf die Gefahr hin, dass sich viele seiner Jünger zurückziehen würden (vgl. Joh 6,66). Ja er wäre sogar bereit gewesen, den Weggang seiner eigenen Apostel in Kauf zu nehmen, nur um die Konkretheit seiner Rede auf keinen Fall zu verändern: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67), fragte er sie. Gott sei Dank gab Petrus eine Antwort, die auch wir heute uns mit vollem Bewusstsein zu eigen machen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Donnerstag, 30 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia vom Kinde Jesu

Meine Mutter, ich glaube, ich muss Ihnen zu der Stelle aus dem Hohenlied: – „Ziehe mich an dich, wir werden eilen“, noch einige Erklärungen geben […] „Niemand“, hat Jesus gesagt, „kann mir nachfolgen, wenn MEIN VATER, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ (Joh 6,44). Darauf lehrt Er uns […], dass es genügt zu klopfen, damit aufgetan werde, zu suchen, um zu finden und demütig die Hand hinzustrecken, um das zu erhalten, worum man bittet (vgl. Mt 7,8) … Er sagt ferner, sein Vater gewähre alles, worum man Ihn in seinem Namen bittet (Joh 16,23) […] Was bedeutet denn die Bitte, „Angezogen“ zu werden anderes, als sich aufs innigste mit dem Gegenstand vereinen zu wollen, der das Herz in Bann schlägt? Wenn Feuer und Eisen vernunftbegabt wären, und dieses zu jenem sagte: Ziehe mich an, bewiese das nicht, dass es mit dem Feuer so eins sein möchte, dass dieses es durchdringe und durchtränke mit seiner brennenden Substanz und nur mehr eins scheine mit ihm. Vielgeliebte Mutter, das ist mein Gebet, ich bitte Jesus, mich in die Flammen seiner Liebe hineinzuziehen, mich so innig mit Ihm zu vereinen, dass Er in mir lebe und wirke. Ich fühl’ es, je mehr das Feuer der Liebe mein Herz durchglüht, je mehr ich zu sagen vermag: Ziehe mich an dich, umso mehr werden auch die Seelen, die sich mir nahen werden (einem armseligen, unnützen Stückchen Eisen, sobald ich mich vom göttlichen Glutofen entfernte), mit Geschwindigkeit dem Duft der Wohlgerüche ihres Viel-Geliebten nacheilen, denn eine von Liebe entflammte Seele kann nicht untätig bleiben; gewiss sitzt sie wie die Hl. Magdalena zu Füßen Jesu, sie lauscht seinem süßen, feurigen Wort. Sie scheint nichts zu geben und gibt doch viel mehr als Martha (vgl. Lk 10,41) […].

Mittwoch, 29 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

„Kommt, kommt, kommt.“ Ich komme, ich komme, ich komme zu dir, Jesus, Geliebtester, den ich geliebt, gesucht, mir gewünscht habe: wegen deiner Süße, deiner Güte und deiner barmherzigen Liebe folge ich dir nach in Liebe von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit aller meiner Kraft, da du nach mir rufst: Lass mich nicht scheitern, sondern handle an mir nach deiner Güte und deinem großen Erbarmen. […] Mir Herr, die ich flehentlich um deine Hilfe bitte, und mir, die ich von dem Sakrament deines Segens Kraft und Stärke ersehne, schenke das Bollwerk deines Schutzes und deine Leitung. […] Es herrsche in mir, Herr, durch die Gabe deines Geistes kluges Maß, weise Güte, besonnene Milde, keusche Freiheit. Lass mich in barmherziger Liebe brennen, nichts außer dir lieben, lobenswert leben, aber ein Lob dafür nicht anstreben. Dich lass mich in der Heiligkeit deines Leibes, dich in der Reinheit deiner Seele lobpreisen, voll Liebe dich lieben, voll Liebe dir dienen. Sei du mir meine Ehre, du meine Freude, du meine Begierde, du in der Trauer mein Trost, du im unschlüssigen Zweifel mein Rat. Sei du im Unrecht meine Verteidigung, in der Bedrängnis Geduld, in der Armut Überfluss, beim Hunger Speise, beim Wachen mein Schlaf, in Krankheit Medizin. In dir möchte ich alles besitzen, in dir, den ich mehr als alles zu lieben bestrebt bin.

Dienstag, 28 April 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Sion, stimm ein Loblied an! Preis nach Kräften seine Würde, da kein Lobspruch, keine Zierde seinem Ruhm genügen kann. Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben, das man heut’ den Christen weist. Dieses Brot, mit dem im Saale Christus bei dem Abendmahle die zwölf Jünger hat gespeist. Laut soll unser Lob erschallen und das Herz in Freude wallen, denn der Tag hat sich genaht […] Neuer König, neue Zeiten, neue Ostern, neue Freuden, neues Opfer allzumal! Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen, hell erglänzt des Tages Strahl. Was von Christus dort geschehen, sollen wir fortan begehen, seiner eingedenk zu sein. Treu dem heiligen Befehle wandeln wir zum Heil der Seele in sein Opfer Brot und Wein. […] Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise, doch der Herr bleibt gleicherweise ungeteilt in beider Bild. Wer ihm nahet voll Verlangen, darf ihn unversehrt empfangen, ungemindert, wunderbar. Einer kommt, und tausend kommen, doch so viele ihn genommen, er bleibt immer, der er war. […] Seht das Brot, die Engelspeise! Auf des Lebens Pilgerreise nehmt es nach der Kinder Weise, nicht den Hunden werft es hin! Lang im Bild war‘s vorbereitet: Isaak, der zum Opfer schreitet; Osterlamm, zum Mahl bereitet; Manna nach der Väter Sinn. Guter Hirt, du wahre Speise, Jesus, gnädig dich erweise! Nähre uns auf deinen Auen, lass uns deine Wonnen schauen in des Lebens ewigem Reich! Du, der alles weiß und leitet, uns im Tal des Todes weidet, lass an deinem Tisch uns weilen, deine Herrlichkeit uns teilen. Deinen Seligen mach uns gleich!

Montag, 27 April 2020 : Kommentar Hl. Faustina Kowalska

In Glaube, Hoffnung und Liebe Grüße ich Dich, Du Engelsbrot. Preis sei Dir – aus Seelentiefe, Obwohl ich nur Elend bin und Not. Sei gegrüßt, Du Unsichtbarer, Mein Herz brennt in Liebe zu Dir. Trotz Hüllen schaue ich klarer In Liebe – wie Heilige. Ich grüße Dich, o Gotteslamm, Täglich kommst Du in mein Verlies. Du hebst mich aus der Sünde Schlamm, Und hilfst mir ein ins Paradies.

Sonntag, 26 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Wann, Brüder, hat sich der Herr zu erkennen gegeben? Als er das Brot brach. Wir sind uns daher sicher: Wenn wir das Brot brechen, erkennen wir den Herrn. Wenn er in keinem anderen als in diesem Moment erkannt werden wollte, dann unseretwegen, die wir ihn nicht im Fleische sehen und dennoch sein Fleisch essen sollten. Du also, der du an ihn glaubst, wer auch immer du bist; du, der du nicht umsonst den Namen eines Christen trägst; du, der du nicht rein zufällig in die Kirche kommst; du, der du das Wort Gottes in Furcht und Hoffnung hörst: Das gebrochene Brot wird für dich ein Trost sein! Die Abwesenheit des Herrn ist keine wirkliche Abwesenheit. Hab Vertrauen, bewahre den Glauben, und er ist mit dir, auch wenn du ihn nicht siehst. Als der Herr sich den Jüngern näherte, hatten sie keinen Glauben. Sie glaubten nicht an seine Auferstehung; sie hatten nicht einmal die Hoffnung, dass er auferstehen könnte. Sie hatten den Glauben verloren; sie hatten die Hoffnung verloren. Sie waren Tote, die mit einem Lebenden unterwegs waren. Tot gingen sie mit dem Leben. Das Leben ging mit ihnen, aber in ihren Herzen war das Leben noch nicht erneuert. Und du, begehrst du das Leben? Mach es wie die Jünger, und du wirst den Herrn erkennen. Sie boten Gastfreundschaft an; der Herr schien entschlossen, seinen Weg fortzusetzen, aber sie hielten ihn zurück. […] Halte auch du den Fremden zurück, wenn du deinen Retter erkennen willst. […] Lerne, wo du den Herrn suchen, wo du ihn besitzen, wo du ihn erkennen kannst: indem du das Brot mit ihm teilst.

Samstag, 25 April 2020 : Kommentar Hl. Gregor der Große

„Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ (Mk 16,19). So kehrte er an den Ort zurück, von dem er stammte, er kam von einem Ort zurück, an dem er weiterhin blieb; als er mit seinem Menschsein in den Himmel aufstieg, vereinigte er durch seine Göttlichkeit den Himmel und die Erde. Was wir, vielgeliebte Brüder, in der heutigen Feier zu beachten haben, ist die Aufhebung des Urteils, das uns verdammte, und des Schuldspruchs, der uns der Verderbnis anheimgab. Die menschliche Natur, an die folgende Worte gerichtet waren: „Staub bist du, zum Staub musst du zurück“ (Gen 3,19), ist heute mit Christus in den Himmel aufgefahren. Deshalb, vielgeliebte Brüder, müssen wir ihm aus ganzem Herzen dorthin folgen, wohin er, wie uns der Glaube lehrt, mit seinem Leib aufgefahren ist. Lasst uns die Begierden der Erde fliehen: Kein irdisches Band möge uns fesseln, uns, die wir einen Vater im Himmel haben. Lasst uns auch die Tatsache bedenken, dass er, der voller Milde in den Himmel aufgefahren ist, mit Forderungen wiederkehren wird […] Das, meine Brüder, soll euer Tun bestimmen; denkt ständig daran. Wenn ihr auf den Wellen irdischer Geschäfte hin und hergerissen seid, werft dennoch heute noch den Anker der Hoffnung in die ewige Heimat (vgl. Hebr 6,19). Möge eure Seele nur das wahre Licht suchen. Wir haben gerade vernommen, dass der Herr in den Himmel aufgefahren ist; lasst uns voller Ernst an das denken, was wir glauben. Trotz der Schwäche der menschlichen Natur, die uns hier unten immer noch zurückhält, zieht uns diese Liebe, ihm zu folgen, denn wir sind sicher, dass derjenige, der uns diesen Wunsch eingegeben hat, Jesus Christus, uns in unserer Hoffnung nicht enttäuschen wird.

Freitag, 24 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Es besteht kein Zweifel, dass unter den verschiedenen Aspekten der Eucharistie jener des Gastmahles am meisten ins Auge fällt. Die Eucharistie entstand im Kontext des Paschamahles am Abend des Gründonnerstages. Daher ist ihrer Struktur die Bedeutung der Tischgemeinschaft eingeschrieben: „Nehmt und esst … Dann nahm er den Kelch … und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus“ (Mt 26,26.27). Dieser Aspekt drückt die Gemeinschaftsbeziehung gut aus, die Gott mit uns aufnehmen will und die wir selbst untereinander entfalten müssen. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass das eucharistische Mahl auch und zuerst einen tiefen Opfercharakter besitzt. Christus legt uns darin das Opfer wieder vor, das er ein für allemal auf Golgota dargebracht hat. Wenn er darin auch als Auferstandener gegenwärtig ist, so trägt er doch die Zeichen seines Leidens, zu dessen „Gedächtnis“ jede heilige Messe gefeiert wird. Daran erinnert uns die Liturgie in der Akklamation nach der Wandlung: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir …“. Während die Eucharistie das Vergangene vergegenwärtigt, versetzt sie uns zugleich in die Zukunft der letzten Wiederkunft Christi am Ende der Geschichte. Dieser „eschatologische“ Aspekt verleiht dem eucharistischen Sakrament eine mitreißende Dynamik, die den christlichen Weg mit dem Schritt der Hoffnung ausstattet. Diese Dimensionen der Eucharistie verdichten sich in einem Aspekt, der mehr als alle anderen unseren Glauben auf die Probe stellt: das Geheimnis der „Realpräsenz“. […] Gerade seine Gegenwart verleiht den übrigen Dimensionen – des Gastmahls, des Pascha-Gedächtnisses, der eschatologischen Vorausnahme – eine Bedeutung, die weit über einen reinen Symbolismus hinausgeht. Die Eucharistie ist das Geheimnis der Gegenwart, durch das sich die Verheißung Christi, immer bei uns zu sein bis ans Ende der Welt, auf höchste Weise verwirklicht.

Donnerstag, 23 April 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

Wie kann man den Ungläubigen oder einen, der wenig Glauben hat, davon überzeugen, dass die Ameise Flügel haben kann, dass eine Raupe fliegen kann, und dass in der Schöpfung viele andere widersprüchliche Dinge geschehen – sodass er, indem er sich von der Krankheit des Unglaubens und der Verzweiflung befreit, selber Flügel bekommt und sich wie ein Baum mit Blüten der heiligen Erkenntnis bedeckt? Es heißt in der Tat: „Ich lasse den verdorrten Baum erblühen und mache ausgetrocknete Gebeine lebendig“ (vgl. Ez 17,24; 37,1–11). […] Der Seele, die sich selbst verwirft angesichts ihrer zahlreichen Versuchungen und des so großen Sündenschwarms, und die sagt: „Meine Hoffnung ist untergegangen, ich bin verloren“ (vgl. Ez 37,11), dieser Seele wurde Antwort gegeben von Gott, der nicht an unserem Heil verzweifelt: „Ihr werdet lebendig werden und erkennen, dass ich der Herr bin“ (vgl. Ez 37,6). Und der Seele, die sich fragt, wie sie wohl durch große Tugenden Christus gebären könne, wurde gesagt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1,35). Da aber, wo der Heilige Geist ist, erwarte nicht mehr die Norm, das Naturgesetz und die Gewohnheit! Denn der Heilige Geist, den wir anbeten, ist allmächtig, und er mutet dir Dinge zu, die du gar nicht tragen könntest, sodass du staunst. Das bedeutet auch, dass der Verstand, der vorher unterlegen war, jetzt den Sieg davonträgt. Denn der Tröster, der in seiner Barmherzigkeit auf uns herabkommt, waltet über allem. Er ist erhaben über alle natürlichen Regungen.

Mittwoch, 22 April 2020 : Kommentar Hl. Hippolyt von Rom

Wenn der Bischof zugegen ist und es Abend geworden ist, bringt der Diakon die Lampe. Und inmitten aller anwesenden Gläubigen wird er Dank sagen. Zunächst wird er die Anwesenden grüßen mit den Worten: „Der Herr sei mit euch“, und das Volk wird antworten: „Und mit deinem Geiste“. „– Lasset uns danken dem Herrn.“ Und das Volk erwidert: „Das ist würdig und recht; Größe und Macht kommen ihm zu wie auch die Herrlichkeit“ […] Und dann wird er auf diese Weise beten, indem er spricht: „Wir sagen dir Dank, Herr, durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, durch den du uns erleuchtet hast, indem du uns das Licht offenbart hast, das nicht erlischt. Der Tag hat sich geneigt, und es will Nacht werden. Du hast uns mit dem Licht des Tages gesättigt, das du zu unserer Freude geschaffen hast; so fehlt es uns, durch deine Gnade, auch jetzt nicht an Licht für den Abend. Wir loben und preisen dich durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn sei dir Ruhm und Ehre und Macht zusammen mit dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in Ewigkeit. Amen.“ Und alle werden sagen: „Amen.“ Sie stehen also nach dem Essen auf und beten. Die Kinder sagen Psalmen auf, desgleichen die Jungfrauen.

Dienstag, 21 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Mein Herr und Gott, Du hast mich einen langen, dunklen Weg geführt, Steinig und hart. Oft wollten meine Kräfte mir versagen, Fast hofft’ ich nimmer, je das Licht zu seh’n. Doch als im tiefsten Schmerz mein Herz erstarrte, Da ging ein klarer, milder Stern mir auf. Er führte mich getreu – ich folgt’ ihm, Zagend erst, dann immer sich’rer. So stand ich endlich an dem Tor der Kirche. Es tat sich auf – ich bat um Einlass. Aus Deines Priesters Mund grüßt mich Dein Segenswort. Im Inneren reiht sich Stern auf Stern. Rote Blütensterne weisen mir den Weg zu Dir. Sie harren Dein zur Heil’gen Nacht. Doch Deine Güte Lässt sie mir leuchten auf dem Weg zu Dir. Sie führen mich voran. Das Geheimnis, das ich im Herzen tief verbergen musste, Nun darf ich laut es künden: Ich glaube – ich bekenne! Der Priester geleitet mich die Stufen zum Altar hinauf: Ich neige die Stirn – Das heil’ge Wasser fließt mir übers Haupt. Ist’s möglich Herr, dass einer neu geboren wird, Der schon des Lebens Mitte überschritten? Du hast’s gesagt, und mir ward’s Wirklichkeit. Eines langen Lebens Last an Schuld und Leiden Fiel von mir. Aufrecht empfang’ ich den weißen Mantel, Den sie mir um die Schultern legen, Der Reinheit lichtes Bild. Ich trag’ in meiner Hand die Kerze. Ihre Flamme kündet, Dass in mir Dein heil’ges Leben glüht. Mein Herz ist nun zur Krippe worden, Die Deiner harrt. Nicht lange! Maria, Deine und auch meine Mutter Hat ihren Namen mir gegeben. Um Mitternacht legt sie ihr neugebor’nes Kind Mir in das Herz. O keines Menschen Herz vermag’s zu fassen, Was denen Du bereitet, die Dich lieben. Nun hab’ ich Dich und lass Dich nimmermehr. Wo immer meines Lebens Straße geht, Bist Du bei mir, Nichts kann von Deiner Liebe je mich scheiden.

Montag, 20 April 2020 : Kommentar Römisches Messbuch

Allmächtiger, ewiger Gott, deine unsichtbare Macht bewirkt das Heil der Menschen durch sichtbare Zeichen. Auf vielfältige Weise hast du das Wasser dazu erwählt, dass es hinweise auf das Geheimnis der Taufe: Schon im Anfang der Schöpfung schwebte dein Geist über dem Wasser und schenkte ihm die Kraft, zu retten und zu heiligen. Selbst die Sintflut war ein Zeichen der Taufe, denn das Wasser brachte der Sünde den Untergang und heiligem Leben einen neuen Anfang. Als die Kinder Abrahams, aus Pharaos Knechtschaft befreit, trockenen Fußes das Rote Meer durchschritten, da waren sie ein Bild deiner Gläubigen, die durch das Wasser der Taufe aus der Knechtschaft des Bösen befreit sind. Allmächtiger, ewiger Gott, dein geliebter Sohn wurde von Johannes im Jordan getauft und von dir gesalbt mit Heiligem Geiste. Als er am Kreuz hing, flossen aus seiner Seite Blut und Wasser. Nach seiner Auferstehung befahl er den Jüngern: „Geht hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Allmächtiger, ewiger Gott, schau gnädig auf deine Kirche und öffne ihr den Brunnen der Taufe. Dieses Wasser empfange die Gnade deines eingeborenen Sohnes vom Heiligen Geiste, damit der Mensch, der auf dein Bild hin geschaffen ist, durch das Sakrament der Taufe gereinigt wird von der alten Schuld und aus Wasser und Heiligem Geiste aufersteht zum neuen Leben deiner Kinder. Durch deinen geliebten Sohn steige herab in dieses Wasser die Kraft des Heiligen Geistes, damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, durch die Taufe mit Christus auferstehn zum ewigen Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

Sonntag, 19 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Jesus überantwortet ihnen [den furchtsamen und erstaunten Jüngern] die Gabe, „die Sünden zu vergeben“, eine Gabe, die den Wunden an seinen Händen, seinen Füßen und vor allem seiner durchstoßenen Seite entspringt. Daraus ergießt sich eine Welle des Erbarmens auf die ganze Menschheit. Wir erleben diesen Augenblick erneut mir großer geistiger Intensität. Auch uns zeigt der Herr heute seine glorreichen Wunden und sein Herz, die unerschöpfliche Quelle von Licht und Wahrheit, Liebe und Vergebung. Das Herz Christi! Sein „Heiliges Herz“ hat den Menschen alles gegeben: Erlösung, Heil, Heiligung. […] Durch das Geheimnis dieses verwundeten Herzens hört der erquickende Strom der barmherzigen Liebe Gottes nicht auf, sich auch über die Männer und Frauen unseres Zeitalters zu ergießen. Wer sich nach echtem und dauerhaftem Glück sehnt, kann nur hierin dessen Geheimnis finden. „Jesus, ich vertraue auf Dich.“ Dieses Gebet, das vielen Gläubigen sehr am Herzen liegt, bringt gut die Einstellung zum Ausdruck, mit der auch wir uns vertrauensvoll in deine Hände, o Herr, unser einziger Erlöser, überlassen wollen. Du bist erfüllt von der brennenden Sehnsucht, geliebt zu werden, und wer sich auf die Gefühle deines Herzens einstellt, wird lernen, zum Erbauer der neuen Zivilisation der Liebe zu werden. Ein einfacher Akt der Selbsthingabe reicht aus, um die Barrieren der Dunkelheit und Traurigkeit, des Zweifels und der Verzweiflung niederzureißen. Die Strahlen der göttlichen Barmherzigkeit schenken in besonderer Weise all jenen wieder Hoffnung, die sich von der Last der Sünde erdrückt fühlen.

Samstag, 18 April 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Duc in altum! Gehen wir voll Hoffnung voran! Ein neues Jahrtausend liegt vor der Kirche wie ein weiter Ozean, auf den es hinauszufahren gilt. Dabei zählen wir auf die Hilfe Jesu Christi. Der Sohn Gottes, der aus Liebe zum Menschen vor zweitausend Jahren Mensch wurde, vollbringt auch heute sein Werk. Wir brauchen aufmerksame Augen, um es zu sehen, und vor allem ein großes Herz, um selber seine Werkzeuge zu werden. Haben wir etwa das Jubiläumsjahr nicht deshalb gefeiert, um wieder mit dieser lebendigen Quelle unserer Hoffnung Kontakt aufzunehmen? Nun fordert uns Christus, den wir in Liebe betrachteten, noch einmal auf, uns auf den Weg zu machen: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Der Missionsauftrag führt uns mit der Aufforderung zu derselben Begeisterung, welche die Christen der ersten Stunde auszeichnete, in das dritte Jahrtausend ein: Wir können auf die Kraft desselben Geistes zählen, der am Pfingstfest ausgegossen wurde und uns heute dazu anspornt, einen Neuanfang zu setzen. Dabei fühlen wir uns getragen von der Hoffnung, „die nicht zugrunde gehen lässt“ (Röm 5,5). Am Beginn dieses neuen Jahrhunderts muss unser Schritt schneller werden, wenn wir erneut die Straßen der Welt zurücklegen. Es gibt so viele Straßen, auf denen jeder von uns und jede unserer Kirchen geht, aber jene, die zusammengebunden werden durch die eine Gemeinschaft, die Gemeinschaft, die sich täglich am Tisch des eucharistischen Brotes und des Wortes des Lebens nährt, kennen keine Distanz. Jeden Sonntag gewährt uns der auferstandene Christus gleichsam eine Begegnung im Abendmahlssaal, wo er sich am Abend „des ersten Tages der Woche“ (Joh 20,19) seinen Jüngern zeigte, um ihnen das lebendig machende Geschenk des Geistes »einzuhauchen« und sie in das große Abenteuer der Evangelisierung einzuführen.

Freitag, 17 April 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte (vgl. Hld 5,1). Ich lade euch ein an den Tisch der Weisheit und zum Trinken des Weines, den sie euch in ihrem Becher mischte (vgl. Spr 9,5). Selig, wer zu solchem Festmahl geladen ist und vor den Gästen in hochzeitlichem Gewand erstrahlt (vgl. Mt 22,11). Das Brot des Lebens wird ihm gereicht, das mit einer wunderbaren Süße stärkt, erfüllt und sättigt; und dazu der Wein der Freude, der aus der Frucht des Weinstocks quillt, der wahre Wein der Auferstehung, gepresst aus dem Baum der Passion des Herrn. […] Außerdem wird dieser Gast in seinem schönsten Gewand und mit dem Ring des Friedens das vom Vater geschlachtete Mastkalb essen (vgl. Lk 15,22). Die Hüften umgürtet mit dem Gürtel des Glaubens und der Keuschheit, an den Füßen Sandalen, um zu jedem guten Werk gerüstet zu sein (vgl. 2 Tim 3,17), wird er das Fleisch des über dem Feuer gebratenen Osterlammes essen (vgl. Ex 12,9). […] Nachdem er den Fisch zu sich genommen hat, der über dem Kohlenfeuer am Seeufer gebraten wurde, als der Herr nach seiner Auferstehung den Jüngern erschien (vgl. Joh 21,9), wird er auch die Honigwabe kosten. Dann wird er die Verse aus dem Hohenlied zitieren: „Ich esse meine Wabe samt meinem Honig, ich trinke meinen Wein samt meiner Milch.“ So voll aller Freuden, wird er alle, die bei ihm sind, zum Festmahl einladen: „Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte“ (vgl. Hld 5,1). Auch ich, meine Brüder, lade euch zu diesem Festmahl ein: „Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch, Geliebte.“ Esst das Brot des Lebens, trinkt den Wein der Freude, berauscht euch an der Freude der Auferstehung. Dieser Rausch ist die allergrößte Nüchternheit, sie löscht die Erinnerung an die Welt und prägt dem Geist unaufhörlich den Gedanken an die Gegenwart Gottes ein. Jeder, der davon berauscht ist, vergisst alles und erinnert sich nur noch an die göttliche Liebe. […] Freut euch an seiner Freude, ihr, die ihr an seinem Leid gelitten habt.

Donnerstag, 16 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

Nach seiner Auferstehung erschien der Herr seinen Jüngern und grüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (Lk 24,36). Das ist wirklich der Friede, dieser Gruß, der heilt, denn das Wort „salutatio“ – Gruß – kommt von „salus“ – Heil. Was könnten wir Besseres erhoffen? Der Mensch empfängt den Gruß (salutatio) von dem, der das Heil (salus) in Person ist, denn unser Heil ist Christus. Ja, er ist unser Heil, er, der für uns verwundet und ans Holz genagelt wurde, dann vom Holz abgenommen und ins Grab gelegt wurde. Doch aus dem Grab ist er erstanden; seine Wunden sind geheilt, behalten aber ihre Narben. Es ist hilfreich für seine Jünger, dass seine Narben bleiben, damit die Wunden ihres Herzens geheilt werden. Was für Wunden? Die Wunden ihres Unglaubens. Er erschien vor ihren Augen mit einem echten Leib und sie „meinten, einen Geist zu sehen“. Das ist keine leichte Wunde in ihrem Herzen. […] Doch was sagt der Herr Jesus? „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“ (Lk 24,38). Es ist gut für den Menschen, dass nicht sein Denken sich im Herzen erhebt, sondern dass sein Herz sich erhebt, nämlich dorthin, wo der Apostel Paulus die Herzen der Gläubigen verwurzeln wollte, zu denen er sagte: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,1–4). Und was ist das für eine Herrlichkeit? Die Herrlichkeit der Auferstehung. […] Wir aber glauben den Worten dieser Jünger, ohne dass sie uns den auferstandenen Leib des Erlösers gezeigt hätten. […] Doch damals erschien dieses Ereignis unglaublich. Der Erlöser hat sie also nicht nur durch das Sehen zum Glauben geführt, sondern auch durch das Berühren, sodass mittels der Sinne der Glaube in ihr Herz hinabsteigen und in der ganzen Welt denen verkündet werden konnte, die weder gesehen noch berührt hatten, aber doch ohne zu zögern glauben sollten (vgl. Joh 20,29).

Mittwoch, 15 April 2020 : Kommentar Hl. Maximus der Bekenner

Wer meint, der Herr sei lediglich der Schöpfer von Wesen, die im Entstehen und Vergehen sind, der kennt ihn nicht. Er sieht in ihm den Gärtner, wie Maria Magdalena. Deshalb vermeidet der Herr die Berührung eines solchen Menschen, und zwar zu dessen Wohl. Er sagt zu ihm: „Fass mich nicht an“, denn dieser kann noch nicht an seiner Seite zum Vater hinaufgehen (vgl. Joh 20,15–17). Er weiß, dass einer, der zu ihm kommt und ihn dabei niedriger einschätzt als er ist, sich Schaden zufügt. Diejenigen, die aus Galiläa gekommen sind, haben aus Angst vor den Juden die Türen verschlossen und sich ins Obergemach zurückgezogen (vgl. Joh 20,19–20). Das heißt: diejenigen, die aus dem Land der Offenbarungen gekommen sind, haben aus Angst vor bösen Geistern Zuflucht gesucht in der Höhe göttlicher Kontemplation und ihre Sinne so verschlossen, wie man Türen verschließt. Sie empfangen Gott, das Wort Gottes, das zu ihnen kam, ohne dass sie wussten wie; der ihnen jenseits aller Sinneswahrnehmung erschien, der ihnen Festigkeit gibt durch den Frieden, der ihnen den Heiligen Geist vermittelt durch den Anhauch, der ihnen die Macht verleiht, die bösen Geister zu vertreiben, und der ihnen die Zeichen seiner Mysterien zeigt. Für diejenigen, die das Wort Gottes im Fleisch erkennen wollen, steigt der Herr nicht zum Vater auf, sondern für diejenigen, die ihn im Heiligen Geist durch hohe Kontemplation suchen, steigt er zum Vater auf. Lasst uns also den nicht ständig hier unten festhalten, der in seiner Liebe zum Menschen für uns herabgekommen ist, sondern mit ihm hinauf und zum Vater aufsteigen, indem wir die Erde und die Dinge dieser Welt zurücklassen, damit er nicht auch uns sagt, was er zu den Juden sagte, die sich nicht [von ihm] führen lassen wollten: „Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen“ (Joh 8,21). Denn ohne das Wort ist es nicht möglich, zum Vater des Wortes zu gelangen.

Dienstag, 14 April 2020 : Kommentar Johannes von Karpathos

So wie der König des Universums, dessen Reich weder Anfang noch Ende hat, ewig ist, ebenso wird die Anstrengung derer belohnt, die sich entscheiden, für ihn und für die Übung der Tugenden zu leiden. Denn die Ehren des gegenwärtigen Lebens, so groß ihr Glanz auch sein mag, verflüchtigen sich gänzlich mit diesem Leben. Aber die Ehren, die Gott denen zuteilt, die ihrer würdig sind, diese Ehren, die ohne Bestechung verliehen werden, bleiben für immer. […] Es steht geschrieben: „Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll“ (Lk 2,10), nicht nur einem Teil des Volkes. Und „Die ganze Erde bete dich an und singe dir“ (vgl. Ps 65(66),4 LXX). Es ist nicht die Rede von einem Teil der Erde. Und das soll es auch nicht. Singen ist nicht Sache derer, die um Hilfe rufen, sondern derer, die voller Freude sind. Wenn das aber so ist, verzweifeln wir in keiner Weise, sondern gehen freudig durch das gegenwärtige Leben und denken an die Freude und die Fröhlichkeit, die es uns bringt. Doch vermischen wir mit der Freude die Furcht Gottes, entsprechend dem Wort: „Dient dem Herrn mit Furcht und jubelt ihm zu mit Zittern! (vgl. Ps 2,11 LXX); so wie die Frauen, die sich um Maria scharten, voll Furcht und großer Freude vom Grab wegliefen (vgl. Mt 28,8). Auch wir werden eines Tages, wenn wir die Furcht mit der Freude verbinden, vom geistigen Grab weglaufen. Ich wundere mich, dass man die Furcht außer Acht lassen kann. Denn niemand ist ohne Sünde, weder Mose noch der Apostel Petrus. Bei ihnen freilich war die Liebe zu Gott die stärkste Kraft, sie hat die Furcht vertrieben (vgl. 1 Joh 4,18) zur Stunde des Exodus. […] Wer will weise, klug und ein Freund Gottes genannt werden, um dem Herrn seine Seele so darzubieten, wie er sie von ihm empfangen hat: rein, unversehrt, ganz untadelig? Wer will das, um dafür im Himmel gekrönt und von den Engeln seliggepriesen zu werden?

Montag, 13 April 2020 : Kommentar Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein]

Und derselbe Heiland, den das Wort der Schrift uns auf allen seinen Erdenwegen in menschlicher Gestalt vor Augen führt, er wohnt unter uns verhüllt in der Gestalt des eucharistischen Brotes, er kommt zu uns alle Tage als das Brot des Lebens. In dieser und jener Gestalt ist er uns nahe, unter dieser und jener Gestalt will er von uns gesucht und gefunden werden. Eins unterstützt das andere. Wenn wir den Heiland mit dem geistigen Auge vor uns sehen, wie ihn die Heilige Schrift uns zeichnet, dann wächst unser Verlangen, ihn im Brot des Lebens bei uns aufzunehmen. Das eucharistische Brot wiederum weckt unser Verlangen, den Herrn aus dem Wort der Schrift immer tiefer kennen zu lernen, und stärkt unsern Geist zu besserem Verständnis.

Sonntag, 12 April 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nyssa

Hier ist ein weises Wort: „Das Glück von heute lässt alles Unglück vergessen“ (vgl. Sir 11,25). Heute ist vergessen der erste Urteilsspruch gegen uns – besser gesagt: nicht vergessen, sondern zunichtegemacht! Dieser Tag hat alle Erinnerung an unsere Verurteilung gänzlich ausgelöscht. Einst wurden Kinder unter Schmerzen geboren; jetzt geschieht unsere Geburt ohne Leiden. Einst waren wir nichts als Fleisch, vom Fleisch geboren; heute ist das, was geboren wird, Geist, geboren aus dem Heiligen Geist. Gestern wurden wir als einfache Menschenkinder geboren; heute werden wir als Kinder Gottes geboren. Gestern waren wir Verstoßene des Himmels auf die Erde; heute macht uns derjenige, der im Himmel regiert, zu Bürgern des Himmels. Gestern herrschte der Tod als Folge der Sünde; heute ist es die Gerechtigkeit, die – Dank des Lebens – die Macht wiedererlangt. Ein Mensch hatte uns einst die Pforten des Todes geöffnet. Heute bringt uns ein Mensch wieder zum Leben. Gestern haben wir das Leben verloren durch den Tod; heute aber hat das Leben den Tod zerstört. Gestern hat uns die Scham dazu gebracht, uns unter dem Feigenbaum zu verstecken; heute zieht uns die Herrlichkeit zum Baum des Lebens. Gestern hatte uns der Ungehorsam aus dem Paradies vertrieben; heute lässt unser Glaube uns wieder eintreten. Von neuem wird uns die Frucht des Lebens angeboten, damit wir sie nach Herzenslust genießen können. Von neuem erfrischt die Quelle des Paradieses, deren Wasser uns durch die vier Ströme der Evangelien tränkt (vgl. Gen 2,10), das ganze Antlitz der Kirche. […] Was sollen wir nun anderes tun, als es den Bergen und Hügeln der Prophezeiungen gleichzutun in ihren fröhlichen Sprüngen: „Ihr Berge, hüpft wie die Widder, und ihr Hügel wie junge Lämmer“ (vgl. Ps 114(113),4). Kommt also alle, lasst uns jubeln vor dem Herrn! (Ps 95(94),1). Er hat gebrochen die Macht des Feindes und aufgerichtet das große Siegeszeichen des Kreuzes […]. Sagen wir also: „Denn groß ist der Herr, unser Gott, ein großer König über die ganze Erde!“ (vgl. Ps 95(94),3; 47(46),3). Er krönt das Jahr mit seinem Segen (vgl. Ps 65(64),12) und führt uns zusammen zu einem geistlichen Chor in Jesus Christus, unserem Herrn, dem die Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

Samstag, 11 April 2020 : Kommentar Hl. Bonaventura

Der dritte Tag der heiligen Grabesruhe des Herrn brach an […] An diesem Tag warf „Gottes Kraft und Weisheit“ (1 Kor 1,24), Christus, den Tod und seinen Urheber endgültig nieder. Uns aber gewährte er Zutritt zum ewigen Leben, indem er in göttlicher Macht von den Toten erstand, um uns die Wege des Lebens kund zu machen (Ps 16,10). Da „gab es ein gewaltiges Erdbeben“ und der Engel des Herrn stieg vom Himmel hernieder, in einem weißen Gewand (vgl. Mt 28,1ff.), leuchtend wie ein Blitz. Den Frommen freilich zeigte er sich freundlich, den Gottlosen aber unerbittlich streng. Die frechen Söldner setzte er in Schrecken, die angstvollen Frauen ermutigte er. Sie waren es ja, denen der Herr selbst zu allererst erschien, weil ihre tiefe und innige Liebe dies verdiente. Dann wurde er von Petrus gesehen, danach von den Jüngern, die nach Emmaus unterwegs waren. Darauf ließ er sich vor den Aposteln sehen, mit Ausnahme des Thomas; und dann ließ er sich von Thomas berühren – worauf dieser voll Glauben rief: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,24). So erschien er den Jüngern durch vierzig Tage hindurch in vielfacher Weise; und er aß und trank mit ihnen. Uns aber erleuchtete er durch seine Beweisführungen zum Glauben und richtete durch seine Verheißungen unsere Hoffnung auf, um uns schließlich durch die himmlische Gabe zur Liebe zu entflammen.

Freitag, 10 April 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

„Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott“ (Jes 45,15). Warum verborgen? Weil ihm weder Glanz noch Schönheit blieb, während doch die Macht in seinen Händen lag. Hier verbirgt sich seine Stärke. War er nicht verborgen, als er seine Hände rohen Kerlen überließ und seine Handflächen von Nägeln durchbohrt wurden? Die Nägel durchbrachen seine Hände, und seine unschuldige Seite bot sich der Verwundung dar. Sie fesselten seine Füße, das Eisen durchbohrte seine Fußsohlen, und seine Füße wurden an den Kreuzesstamm geheftet. Diese Wunden hat Gott in seinem eigenen Haus und durch die Hände der Seinen für uns erlitten (vgl. Sach 13,6). O, wie edel sind doch seine Wunden, die die Wunden der Welt geheilt haben. Wie siegreich sind doch seine Wunden, durch die er den Tod getötet und die Unterwelt besiegt hat! […] Da hast du, o Kirche, da hast du, o Taube, das Felsennest und das Loch in der Steilwand, wo du zur Ruhe kommen kannst (vgl. Hld 2,14). […] Und was wirst du tun […], wenn er mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen wird? Er wird herabsteigen, wenn Himmel und Erde prasselnd vergehen und die Elemente sich auflösen bei der Schrecklichkeit seiner Ankunft (vgl. 2 Petr 3,10). Wenn er kommt, wird das Zeichen des Kreuzes am Himmel erscheinen, und der Geliebte wird die Narben seiner Wunden zeigen und die Male der Nägel, mit denen du ihn in seinem eigenen Haus angenagelt hast.

Donnerstag, 9 April 2020 : Kommentar Origenes

„Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf“. Was vorher nicht in Jesu Händen war, wird ihm vom Vater in seine Hände gelegt: nicht nur bestimmte Dinge und andere nicht, sondern alles. David hatte gesagt: „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße“ (Ps 110(109),1). Die Feinde Jesu waren nun tatsächlich ein Teil von diesem „Alles“, von dem er wusste, dass sein Vater es ihm gegeben hatte. […] Wegen jener, die in die Gottferne gegangen waren, ist er, der von Natur aus den Vater nicht verlassen will, in die Gottferne gegangen. Er ist aus Gott herausgetreten, damit alles, was sich von Gott entfernt hatte, mit ihm, in seiner Hand, zu Gott zurückkehrt, nach seinem ewigen Plan. […] Was tat Jesus denn, als er den Jüngern die Füße wusch? Hat Jesus ihnen nicht, indem er sie wusch und mit dem Tuch, mit dem er umgürtet war, abtrocknete, die Füße schön gemacht, in dem Moment, als sie die frohe Botschaft verkünden sollten? Damals erfüllte sich meiner Meinung nach das Prophetenwort: „Wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen!“ (vgl. Jes 52,7; Röm 10,15). Wenn Jesus aber schon die Füße der Jünger wäscht und sie schönmacht: Wie soll man dann die wahre innere Schönheit derer beschreiben, die er ganz „mit dem Heiligen Geist und mit Feuer“ tauft (Mt 3,11)? Die Füße der Apostel wurden schön, damit […] sie die heilige Straße betreten und in dem wandeln konnten, der gesagt hat: „Ich bin der Weg“ (Joh 14,6). Denn jeder, dem die Füße von Jesus gewaschen wurden – und nur er –, folgt diesem lebendigen Weg, der zum Vater führt; dieser Weg hat keinen Platz für schmutzige Füße. […] Um diesem lebendigen und geistlichen (vgl. Hebr 10,20) Weg zu folgen, müssen die Füße von Jesus gewaschen werden, der seine Kleider ablegte […], um an seinem eigenen Leib den Schmutz ihrer Füße aufzunehmen, mit diesem Leinen, das sein einziges Kleidungsstück war, denn „er hat unsere Krankheit getragen“ (Jes 53,4).

Mittwoch, 8 April 2020 : Kommentar Hl. Antonius von Padua

Seht! Derjenige, der den Gefangenen die Freiheit gibt, wird ausgeliefert; er, den die Engel verherrlichen, wird verspottet; der Gott des Universums wird ausgepeitscht; der „makellose Spiegel der Majestät Gottes, und das Abbild seiner Güte“ (vgl. Weish 7,26) wird angespuckt, das Leben der Sterblichen wird ausgelöscht. Was bleibt uns anderes übrig, als mit ihm zu sterben? (vgl. Joh 11,16). – Zieh uns, Herr Jesus, heraus aus der Grube des Grauens (vgl. Ps 40(39),3) mit dem „Haken“, der dein Kreuz ist, damit wir hinterhereilen können (vgl. Hld 1,4), ich sage nicht dem Duft, sondern der Bitternis deiner Passion. Weine bitterlich, meine Seele, über den Tod des einzigen Sohnes, über die Passion des Gekreuzigten. „Was wollt ihr mir geben“, sagt der Verräter, „wenn ich euch Jesus ausliefere?“ (Mt 26,15). Welch ein Schmerz! Es wird ein Preis festgesetzt für Unschätzbares. Gott wird verraten, für einen schnöden Preis verkauft! „Was wollt ihr mir geben?“, sagt er. O Judas, du willst den Sohn Gottes verkaufen, als wäre er ein gemeiner Sklave, ein toter Hund; du willst nicht den Preis wissen, den du bezahlen würdest, sondern den der Käufer. „Was wollt ihr mir geben?“ – Wenn sie dir den Himmel geben würden und seine Engel, die Erde und die Menschen auf ihr, das Meer und alles, was es enthält: Könnten sie damit den Sohn Gottes kaufen, „in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind“ (vgl. Kol 2,3)? Kann der Schöpfer von einem Geschöpf gekauft oder verkauft werden? Sag mir: Womit hat er dich beleidigt? Was hat er dir Böses getan, dass du sagst: „Ich liefere ihn euch aus“? Solltest du die unvergleichliche Demut des Gottessohnes vergessen haben und seine freiwillige Armut, seine Sanftheit und seine Freundlichkeit, sein ansprechendes Predigen und seine Wunder, die Gunst, mit der er dich zum Apostel erwählt und zu seinem Freund gemacht hat? … Wie viele Judas Iskariots gibt es noch immer in unseren Tagen, die für ein paar materielle Vorteile die Wahrheit verkaufen, ihren Nächsten ausliefern und sich am Strick der ewigen Verdammnis aufhängen?

Dienstag, 7 April 2020 : Kommentar Hl. Leo der Große

Mit den Worten: „Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich verraten“ (vgl. Mt 26,21), bewies also der Herr, dass er um die böse Absicht seines Verräters wusste. Nicht durch harten und offenen Tadel bringt er den gottvergessenen Jünger in Verwirrung, nein, mit sanftem und stillem Mahnen naht er sich ihm, um den umso leichter durch Reue zu bessern, dem die Schmach einer Ausstoßung erspart geblieben war. Warum machst du dir, unseliger Judas, eine solche Güte nicht zunutze? Siehe, in schonender Weise spricht der Herr von deinem Vorhaben, und Christus verrät dich keinem, außer dir selbst! Weder dein Name noch deine Person wird bloßgestellt. Nur auf deine geheimen Gedanken spielt er mit wahrheitsgetreuen und mitleidigen Worten an. Weder die Ehre des apostolischen Ranges noch die Teilnahme an den Sakramenten wird dir versagt. Kehre wieder auf den rechten Weg zurück, lass ab von deinem wahnsinnigen Beginnen und besinne dich auf dich selbst! Gottes Milde ladet dich dazu ein, dein Retter klopft an dein Herz, und er, der das Leben selbst ist (vgl. Joh 14,6), ruft dich zum Leben zurück. Siehe, die anderen Jünger, die rein und schuldlos sind, erschrecken bei der Andeutung dieser Missetat und fürchten insgesamt für sich selbst, da sie nicht den Namen des Frevlers hören! Sie sind traurig geworden (vgl. Mt 26,22), nicht etwa weil sie sich schuldig fühlen, sondern weil sie wissen, wie unbeständig und wankelmütig der Mensch ist. Sie sind in Sorge, es möchte ihre Kenntnis des eigenen Ichs weniger zuverlässig sein als das, was die Wahrheit selbst vorhersah. Sie, die sich keiner Schuld bewusst sind, zittern, und du missbrauchst die Langmut des Herrn und hältst dich, dreist wie du bist, für unentdeckt. […] Da sprach der Herr, als er sah, auf welche Untat des Judas Sinnen und Trachten gerichtet war: „Was du tun willst, tue bald!“ (vgl. Joh 13,27). In diesem Wort liegt kein Befehl, sondern eine stille Erlaubnis. Es offenbart sich darin nicht Furcht, sondern Bereitschaft. Damit bekundete vielmehr jener, der über alle Zeit gebietet, dass er seinem Verräter freie Hand lässt und er in der Weise dem Willen seines Vaters, die Welt zu erlösen, nachkommt, ohne das von seinen Gegnern geplanten Verbrechen zu provozieren noch davor zurückzuschrecken.

Montag, 6 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Beim Andenken an den Herrn, von dem es heißt, dass er an diesem Tag spät zu Martha und Maria nach Betanien ging, [wurde sie] von dem Verlangen, ihn zu beherbergen, entzündet. [Sie] ging zu einem Kruzifix, küsste mit innigster Liebe die Wunde der heiligsten Seite und zog alles Verlangen des liebevollsten Herzens des Sohnes Gottes in sich, indem sie mit der Innigkeit aller Gebete, welche jemals aus diesem süßesten Herzen herausgeflossen sind, flehte, er möge in das Hütchen ihres unwürdigsten Herzens einkehren. Darauf gewährte der Herr, der stets allen, die ihn anrufen, nahe ist, ihr die ersehnte Gegenwart und sprach: „Sieh, hier bin ich! (vgl. Ps 144,18; Jes 58,9). Was wirst du mir denn nun geben?“ Sie antwortete: „Sei mir willkommen, du mein einziges Heil und mein ganzes, mein allein wahres Gut! Ach Herr, ich Unwürdige habe nichts, was deiner göttlichen Erhabenheit geziemen kann, bereitet; aber ich opfere mein ganzes Wesen deiner Güte auf, begehrend und bittend, dass du selber dir in mir bereiten mögest, was deine göttliche Huld erfreuen kann.“ Der Herr sagte: „Ja, wenn du mir diese Freiheit in dir gewähren willst, so gib mir den Schlüssel, womit ich alles nehmen und zurücklegen kann, was mir zur Bequemlichkeit und zur Erquickung gefällt.“ Sie entgegnete: „Aber was ist denn der Schlüssel?“ Der Herr erwiderte: „Dein eigener Wille.“ Bei diesen Worten erkannte sie, dass, wenn jemand den Herrn beherbergen will, er sich seinem preiswürdigsten Wohlgefallen vollständig anheimstellen muss, in der Zuversicht, seine gütigste Huld werde in allem sein Heil wirken. Dann kehrt der Herr bei ihm ein und vollendet in seinem Herzen und in seiner Seele alles, woran sein göttlicher Wille sich erfreut.

Sonntag, 5 April 2020 : Kommentar Hl. Thomas More

Vielleicht fragen wir uns verwundert, wie Christus, unser Erlöser, obwohl wahrer Gott und dem allmächtigen Vater gleich, Traurigkeit, Leiden und Kummer kennen konnte. Sicherlich wäre das nicht möglich gewesen, wenn er Gott, und zwar nur Gott gewesen wäre, ohne zugleich Mensch zu sein. […] Aber in Wahrheit, da er nicht weniger wahrer Mensch als wahrer Gott war, denke ich, sollte uns die Tatsache, dass er als Mensch die gewöhnlichen menschlichen Gefühle erlebte (vorausgesetzt, dass es sich nicht um Sünde handelte), nicht mehr verwundern, als die gewaltigen Wunder, die er als Gott vollbrachte. […] Denn wenn wir uns wundern, dass Christus Angst, Abscheu und Kummer erlebte, obwohl er doch offensichtlich Gott war, wie sollte es uns dann nicht ebenso verwundern, dass er Hunger und Durst hatte, dass er schlief? Indem er sich diesen Notwendigkeiten beugte, war er nicht weniger Gott. […] Indessen hatte Christus sehr wohl seine Gründe, Angst, Traurigkeit und Kummer erleben zu wollen. „Wollen“ sage ich, nicht „dazu gezwungen werden“. Denn wer hätte Gott zu etwas zwingen können? Doch Christus wollte dies, wie ich bereits sagte, in seiner wunderbaren Güte aus vielen Gründen. […] Er kam nämlich, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Es fehlte nicht an Menschen, die seine wahre Menschheit bestritten. Um also diese so tödliche Krankheit zu heilen, wollte unser vortrefflicher und zartfühlender Arzt uns zeigen, dass er wirklich Mensch war.

Samstag, 4 April 2020 : Kommentar Juliana von Norwich

Einmal sagte unser guter Herr zu mir: „Alles wird gut enden“; ein andermal sagte er: „Du wirst es selber sehen: Alles wird gut“. Aus diesen beiden Worten erkannte meine Seele […]: Er möchte uns wissen lassen, dass er seine Aufmerksamkeit nicht nur edlen und großen Dingen zuwendet, sondern auch solchen, die demütig, klein, gering, einfach sind. Das meint er, wenn er sagt: „Alles, was auch immer es sei, wird gut enden.“ Er möchte, dass wir erkennen: Auch das Allerkleinste wird nicht vergessen. Und er möchte, dass wir erkennen: Vieles, was geschieht, ist in unseren Augen so böse und verursacht so viel Schlimmes, dass es uns unmöglich erscheint, es könnte je ein gutes Ende finden. Und so machen wir uns Sorgen und trauern derart, dass wir in der seligen Betrachtung Gottes keinen Frieden mehr finden, wie wir es doch sollten. Denn hier auf Erden ist unsere Art zu Denken so blind, so flach, so simpel, dass wir die erhabene und wunderbare Weisheit, Macht und Güte der seligen Dreifaltigkeit nicht erkennen können […] Es ist so, als sagte Gott: „Achtet jetzt darauf, dass ihr mir glaubt und vertraut, und am Ende werdet ihr alles in der Wahrheit und damit in der Fülle der Freude erkennen.“ […] Soweit ich es sehe, gibt es ein Werk, das die Heilige Dreifaltigkeit am letzten Tag vollbringen wird. Wann und wie dieses Werk vollbracht wird, weiß keines der Christus untergeordneten Geschöpfe und wird es auch nicht wissen, bevor es vollendet ist. […] Wenn Gott uns wissen lassen möchte, dass er dieses Werk vollbringen wird, dann deshalb, damit wir gelassener und friedvoller in der Liebe sind; damit wir aufhören, auf alle möglichen Stürme zu starren, die uns daran hindern, uns wirklich an ihm zu erfreuen. Das ist das große Werk, das unser Herr von aller Ewigkeit her beschlossen hat, ein zutiefst in seinem seligen Inneren verborgener Schatz, der nur ihm bekannt ist. Durch dieses Werk wird er alles zu einem guten Ende führen; denn so wie die Heilige Dreieinheit alles aus dem Nichts erschaffen hat, so wird sie auch alles, was nicht gut ist, gut machen.

Freitag, 3 April 2020 : Kommentar Hl. Augustinus

„Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie sprecht ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes“? Wenn das Wort Gottes an Menschen ergangen ist, dass sie Götter genannt wurden, wie sollte dann nicht das Wort Gottes selbst, welches bei Gott ist, Gott sein? Wenn durch die Anrede Gottes Menschen Götter werden, wenn sie durch Teilnahme Götter werden, ist dann der, an welchem sie teilnehmen, nicht Gott? […] Du trittst zum Licht hin und wirst erleuchtet und unter die Söhne Gottes gezählt; wenn du dich vom Lichte entfernst, wirst du verdunkelt und unter die Finsternis gerechnet […] „Glaubt den Werken, damit ihr erkennt und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich in ihm“ (vgl. Joh 10,38). Der Sohn sagt nicht so: In mir ist der Vater und ich in ihm, wie es die Menschen sagen können. Wenn wir nämlich recht denken, sind wir in Gott; und wenn wir recht leben, ist Gott in uns; als Gläubige an seiner Gnade teilnehmend, von ihm erleuchtet, sind wir in ihm und er in uns. […] Erkenne das Eigentum des Herrn und das Geschenk des Knechtes. Das Eigentum des Herrn ist die Gleichheit mit dem Vater, das Geschenk des Knechtes ist die Teilnahme am Heiland. „Sie suchten ihn nun zu ergreifen.“ Dass sie ihn nur ergreifen würden, aber so, dass sie an ihn glauben und ihn verstehen, nicht so, dass sie gegen ihn wüten und ihn töten. Denn jetzt, meine Brüder […] sowohl ihr, die ihr gleichsam aus derselben Masse seid wie ich, als auch ich selbst, der ich zu euch rede, wir alle wollen Christus ergreifen. Was heißt ergreifen? Hast du verstanden, so hast du ergriffen. Aber nicht so die Juden; du hast ihn ergriffen, um ihn zu haben; jene wollten ihn ergreifen, um ihn nicht zu haben. Und da sie ihn in solcher Weise ergreifen wollten, was hat er ihnen getan? „Er entging ihren Händen.“ Sie ergriffen ihn nicht, weil sie nicht die Hände des Glaubens hatten. […] Mit dem Geist das Wort ergreifen, das heißt Christus recht ergreifen.

Donnerstag, 2 April 2020 : Kommentar Hl. Gertrud von Helfta

Als […] im Evangelium die Worte gelesen wurden: „Du hast einen Teufel“ (Joh 7,20), wurde sie über die Schmähung ihres Herrn innerlich erschüttert, und es nicht ertragend, dass der Geliebte ihrer Seele auf so unverdiente Worte horche, redete sie mit der innigsten Liebe des Herzens ihn also an: „[…] Liebreichster Jesus, du mein höchstes und einziges Heil!“ Hierfür in gewohnter Weise sie würdig belohnend, neigte der Herr sich freundlich zu ihr und flößte dem Ohr ihrer Seele folgende Worte ein: „Ich, dein Schöpfer und Erlöser, habe dich durch Todesängste mit all meiner Seligkeit erworben.“ […] Bemühen wir uns darum, mit ganzer Zuneigung des Herzens dem Herrn liebe Worte zu sagen, sooft irgendeine Schmähung erwähnt wird, die ihm jemand zugefügt hat! Und wenn wir es nicht mit demselben Eifer tun können, sagen wir ihm zumindest unseren Willen und Wunsch nach diesem Eifer, bringen wir ihm unsere Sehnsucht und die Liebe der ganzen Schöpfung. Vertrauen wir auf seine großzügige Güte. Er wird die bescheidene Opfergabe seiner armen Kinder nicht verschmähen, sondern sie vielmehr nach dem Reichtum seiner Barmherzigkeit und Milde annehmen und sie uns weit über unsere Verdienste hinaus vergelten.

Mittwoch, 1 April 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Durch den Glauben hängen wir uns an Christus; durch ihn wird das Gebäude unseres übernatürlichen Lebens fest und sicher. Christus lässt uns an der Festigkeit des göttlichen Felsens teilhaben, den selbst die Mächte der Unterwelt nicht überwinden können (vgl. Mt 16,18). Mit der göttlichen Hilfe können auch wir die Angriffe und Versuchungen der Welt und des Teufels, des Fürsten dieser Welt, überwinden (1 Joh 5,4). Der Teufel und die Welt, deren der Teufel sich als Komplize bedient, gefährden und verlocken uns. Im Glauben an das Wort Jesu gehen wir siegreich aus diesen Angriffen hervor. […] Der Teufel ist der Vater der Lüge und Weltherrscher der Finsternis (vgl. Eph 6,12; vgl. auch Joh 8,44), während Gott die Wahrheit ist und das Licht, in dem keine Finsternis ist (vgl. Joh 14,6; 1 Joh 1,5). Wenn wir stets auf Gott hören, werden wir immer Sieger sein. Wenn unser Herr, der in allem unser Vorbild ist, selbst auch versucht worden ist, dann schauen wir doch auf ihn, was er getan hat, um die Versuchung zu vertreiben. Jeder Verlockung des Bösen setzte er die Autorität des Wortes Gottes entgegen. Wir müssen dasselbe tun; wir müssen die Angriffe der Hölle durch den Glauben an das Wort Jesu vertreiben. Was für den Teufel gilt, gilt auch für die Welt: Durch den Glauben sind wir Sieger. Wer einen lebendigen Glauben an Christus hat, der fürchtet weder Schwierigkeiten, noch Widerspruch, noch das Urteil der Welt, denn er weiß, dass Christus durch den Glauben in ihm wohnt und dass er sich auf ihn stützen kann.

Dienstag, 31 März 2020 : Kommentar Hl. Bernhard

Du schuldest Christus Jesus dein ganzes Leben, weil er ja sein Leben für dein Leben hingegeben und bittere Qualen ertragen hat, damit du nicht ewige Qualen ertragen musst. Was könnte hart und schrecklich für dich sein, wenn du dir in Erinnerung rufst: Er, der im Zustand der Göttlichkeit war am Tag seiner Ewigkeit, noch ehe der Morgenstern entstand, im Glanz der Heiligen; er, der Abglanz und das Abbild des Wesens Gottes, ist in deinen Kerker gekommen, um sich, wie es heißt, bis zum Hals in die Tiefe deines Schlammes zu versenken (vgl. Vulg.: Phil 2,6; Ps 109(110),3; Hebr 1,3; Ps 68(69),3). Was wird dir nicht süß erscheinen, wenn du in deinem Herzen all die Bitterkeiten deines Herrn vereinst und in Erinnerung rufst: zunächst die Einschränkungen seiner Kindheit, dann die Strapazen seiner Predigten, die Versuchungen während seines Fastens, sein nächtliches Wachen im Gebet, seine Tränen des Mitleids, die Fallstricke, die man ihm legte […] und dann die Beschimpfungen, das Anspeien, die Backenstreiche, die Geißelhiebe, der Hohn und Spott, die Nägel und alles, was er um unseres Heils willen ertragen hat? Welch unverdientes Mitleiden, welch frei geschenkte Liebe, die er uns so bewiesen hat, welch unerwartete Wertschätzung, welch verblüffende Sanftmut, welch unübertreffliche Güte! Der König der Herrlichkeit (Ps 24(23)), wird gekreuzigt für einen so erbärmlichen Knecht! Wer hat je so etwas gehört, wer hat je so etwas gesehen? „Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben“ (Röm 5,7). Er aber, für Feinde und Ungerechte ist er gestorben; er hat sich entschieden, den Himmel zu verlassen, um uns in den Himmel zurückzubringen: er, der sanfte Freund, der weise Ratgeber, der starke Helfer. „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12).

Montag, 30 März 2020 : Kommentar Isaak von Stella

Jesus der Herr, der Retter aller, „ist allen alles geworden“ (vgl. 1 Kor 9,22), indem er sich kleiner als die Kleinen erwies und größer als die Großen. Um eine beim Ehebruch ertappte und von Dämonen angeklagte Seele zu retten, bückte er sich, um mit dem Finger auf die Erde zu schreiben […]. Er selbst ist diese heilige und erhabene Leiter, die Jakob auf seiner Reise im Traum sah (Gen 28,12), die Leiter, die von der Erde bis zu Gott reicht und von Gott hinab bis auf die Erde. Wenn er [Jesus] will, steigt er bis zu Gott hinauf, manchmal mit ein paar Begleitern, manchmal ohne dass ein Mensch ihm folgen kann. Und wenn er will, begibt er sich wieder unter die Menschenmenge, heilt Aussätzige, isst mit Zöllnern und Sündern, berührt die Kranken, um sie zu heilen. Selig die Seele, die dem Herrn folgen kann, wohin er auch geht: emporsteigend in der Ruhe der Beschauung und andererseits herabsteigend, um Nächstenliebe zu üben; ihm folgend, indem sie bereit ist, sich im Dienst zu bücken, die Armut zu lieben, Müdigkeit auf sich zu nehmen, Arbeit, Tränen, Gebet und schließlich Mitleid und Leiden. Denn er ist gekommen, um gehorsam zu sein bis zum Tod; um zu dienen, nicht um bedient zu werden, und um zu geben: nicht Gold oder Geld, sondern Belehrung und Hilfe den Vielen, sein Leben für die Vielen (vgl. Mk 10,45). […] Wenn dies doch auch das Lebensmodell für euch, Brüder, sein könnte: […] Christus folgen im Aufstieg zum Vater […] Christus folgen im Abstieg zum Bruder und keinen Akt der Nächstenliebe verweigern, allen alles werden.

Sonntag, 29 März 2020 : Kommentar Hl. Gregor von Nazianz

„Lazarus, komm heraus!“ – Im Grabe ruhend, hörtest du diesen schallenden Ruf. Gibt es eine stärkere Stimme, als die des [fleischgewordenen göttlichen] Wortes? Also bist du herausgekommen, du, der du tot warst, und zwar nicht erst seit vier Tagen, sondern seit so langer Zeit. Du bist auferstanden mit Christus […]; deine Binden sind gefallen. Falle nicht wieder zurück in den Tod. Schließe dich nicht wieder denen an, die in den Gräbern hausen. Lasse dich nicht ersticken durch die Binden deiner Sünden. Weißt du denn, ob du noch einmal wirst auferstehen können? Ob du aus dem Tod wirst kommen können, bei der Auferstehung aller am Ende der Zeiten? […] Der Ruf des Herrn soll dir also in den Ohren klingen! Verschließe sie heute nicht vor der Lehre und dem Rat des Herrn. Wenn du in deinem Grab blind warst und ohne Licht, so öffne die Augen, um nicht in den Schlaf des Todes zu versinken. Im Licht des Herrn schaue das Licht; im Geist Gottes richte die Augen auf den Sohn. Wenn du das ganze Wort aufnimmst, dann richtest du die ganze Kraft Christi, der heilt und auferweckt, auf deine Seele. […] Fürchte dich nicht vor der Mühe, die du auf dich nehmen musst, um die Reinheit deiner Taufe zu bewahren, und bahne in deinem Herzen die Wege, die zum Herrn aufsteigen. Bewahre sorgfältig den Freibrief, den du aus reiner Gnade erhalten hast […] Lasst uns Licht sein, wie es die Jünger lernten von dem, der das große Licht ist: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Lasst uns Leuchten in der Welt sein, indem wir das Wort des Lebens hochhalten, indem wir Lebenskraft für andere sind. Machen wir uns auf die Suche nach Gott, auf die Suche nach dem, der das erste und reinste Licht ist.

Samstag, 28 März 2020 : Kommentar II. Vatikanisches Konzil

Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben, werden […] schließlich gemacht zu „einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum …, einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung … Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk“ (1 Petr 2,9–10). […] So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfasst und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13–16) in alle Welt gesandt. […] Gott hat die Versammlung derer, die zu Christus als dem Urheber des Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens glaubend aufschauen, als seine Kirche zusammengerufen und gestiftet, damit sie allen und jedem das sichtbare Sakrament dieser heilbringenden Einheit sei. Bestimmt zur Verbreitung über alle Länder, tritt sie in die menschliche Geschichte ein und übersteigt doch zugleich Zeiten und Grenzen der Völker. Auf ihrem Weg durch Prüfungen und Trübsal wird die Kirche durch die Kraft der ihr vom Herrn verheißenen Gnade Gottes gestärkt, damit sie in der Schwachheit des Fleisches nicht abfalle von der vollkommenen Treue, sondern die würdige Braut ihres Herrn verbleibe und unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes nicht aufhöre, sich selbst zu erneuern, bis sie durch das Kreuz zum Lichte gelangt, das keinen Untergang kennt.

Freitag, 27 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes vom Kreuz

Wo hast du, Liebster dich verborgen? Warum mich seufzend hier zurückgelassen? Dem Hirsche gleich bist du entflohen, Nachdem du Wunden mir geschlagen; Ich lief dir rufend nach, doch warst du schon entschwunden. […] „Wo hast du dich verborgen?“ Damit will sie sagen: Wort, mein Bräutigam, zeig mir den Ort, wo du dich verborgen hast. Mit diesen Worten bittet sie ihn um die Offenbarung seines göttlichen Wesens. Denn der Ort, wo der Sohn Gottes sich verborgen hält, ist nach den Worten des hl. Johannes (Joh 1,18) der Schoß des Vaters, nämlich die göttliche Wesenheit, die für jedes sterbliche Auge unzugänglich und jedem menschlichen Verstand verborgen ist. Darauf wollte auch Jesaja hinweisen, wenn er zu Gott sprach: […] „Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott“ (Jes 45,15). Daraus ist zu entnehmen, dass die außergewöhnlichen Mitteilungen und Offenbarungen sowie die tiefen und erhabenen Erkenntnisse Gottes, die einer Seele in diesem Leben zuteil werden können, Gottes Wesenheit nicht kundgeben noch auch eine Ähnlichkeit damit haben. Denn in Wahrheit bleibt er der Seele immer verborgen und sie muss ihn trotz dieser erhabenen Gnadenerweise als verborgen ansehen, in seiner Verborgenheit ihn suchen und ausrufen: „Wo hast du dich verborgen.“ Und in der Tat, wie die erhabenen Mitteilungen und die fühlbare Gegenwart kein Zeichen seiner gnadenvollen Anwesenheit in der Seele sind, so beweisen auch die Trockenheiten und der Mangel all dieser Gunstbezeugungen in keiner Weise seine Abwesenheit nach den Worten des Propheten Ijob: […] „Wenn er zu mir kommt, sehe ich ihn nicht, und geht er weg, merke ich es nicht“ (vgl. Ijob 9,11). Damit will er zu verstehen geben, dass die Seele, wenn sie einer außergewöhnlichen Mitteilung gewürdigt wird, sei es auf dem Wege einer sinnlichen Wahrnehmung oder einer geistigen Erkenntnis, nicht im Glauben leben soll, es bestehe hierin der Besitz oder die klare und wesenhafte Anschauung Gottes. Mag die Wirkung dieser Gunstbezeugungen auch noch so tiefgehend sein, so soll sie dies doch nicht als ein Zeichen ansehen, als sei sie inniger mit Gott vereint oder fester in ihm begründet. Ebensowenig darf sie annehmen, dass Gott, wenn sie dieser sinnenfälligen und geistigen Mitteilungen entbehrt und in Trockenheit, Finsternis und Verwirrung sich befindet, ihr ferner stehe als sonst. […] Was daher die Seele in diesem Verse vor allem im Auge hat, ist nicht bloß die Bitte um inbrünstige und fühlbare Andacht, da ja hierin ein deutlich gesicherter Besitz des Bräutigams in diesem Leben nicht besteht, es ist vielmehr das Verlangen nach der reinen Gegenwart und klaren Anschauung seiner Wesenheit, die sie im anderen Leben in ungestörter Sicherheit und voller Befriedigung zu besitzen hofft.

Donnerstag, 26 März 2020 : Kommentar Jakobus von Saroug

„Die Haut seines Gesichtes [des Mose] strahlte, weil er mit Gott geredet hatte. Aaron und alle Israeliten sahen es […] und fürchteten sich, in seine Nähe zu kommen […] Als Mose aufhörte, mit ihnen zu reden, legte er über sein Gesicht einen Schleier“ (vgl. Ex 34,29–33). Der Glanz auf dem Gesicht des Mose, das war Christus, der in ihm strahlte; er war jedoch den Augen der Hebräer verborgen; sie haben ihn nicht gesehen […] Das ganze Alte Testament bietet sich uns verhüllt dar, wie Mose, das Symbol aller Prophezeiungen. Hinter diesem Schleier, der über den Büchern der Propheten liegt, erscheint Christus, der erhabene Richter, der auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt […] Wenn Moses verhüllt war, welcher andere Prophet hätte sein Gesicht enthüllen können? Ihm folgend verhüllten also alle ihre Reden. Gleichzeitig verkündeten und verhüllten sie; sie überbrachten ihre Botschaft und verhüllten sie gleichzeitig mit einem Schleier […] Jesus strahlte in ihren Büchern auf, aber ein Schleier entzog ihn ihren Blicken, ein Schleier, der dem gesamten Universum verkündet, dass die Worte der Heiligen Schriften einen verborgenen Sinn haben […] Unser Herr entfernte diesen Schleier, als er dem ganzen Universum die Geheimnisse erklärte. Durch sein Kommen hat der Sohn Gottes das Gesicht des bis dahin verschleierten Mose, die unverständlichen Worte, enthüllt. Der Neue Bund ist gekommen, um den Alten Bund zu erläutern; die Welt kann endlich diese Worte begreifen, die durch nichts mehr zugedeckt werden. Der Herr, unsere Sonne, ist über der Welt aufgegangen und hat alle Geschöpfe erleuchtet; das Geheimnis, die Rätsel sind endlich aufgedeckt: Der Schleier, der über den Büchern lag, wurde aufgehoben, und die Welt schaut das unverhüllte Antlitz des Sohnes Gottes.

Mittwoch, 25 März 2020 : Kommentar Hl. Amadeus von Lausanne

Das Wort kam aus sich, und es stieg unter sich selbst herab, als es Fleisch wurde und unter uns gewohnt hat (vgl. Joh 1,14), als es sich entäußerte und wie ein Sklave wurde (Phil 2,7). Seine Entäußerung war ein Abstieg. Es stieg jedoch herab, ohne seiner selbst beraubt zu werden, und wurde Fleisch, ohne aufzuhören, Wort zu sein, ohne die Herrlichkeit seiner Majestät durch die Annahme der Menschennatur zu trüben. […] So wie der Sonnenstrahl das Glas durchdringt, ohne es zu zerbrechen, und wie der sichtbare Strahl in eine reine und ruhige Flüssigkeit eintaucht – alles bis auf den Grund durchleuchtend –, ohne sie zu trennen oder zu teilen, ebenso kam das Wort Gottes in das jungfräuliche Gemach und verließ es wieder; der Schoß der Jungfrau blieb verschlossen. […] Der unsichtbare Gott wurde also ein sichtbarer Mensch. Leidensunfähig und unsterblich wurde er leidend und sterblich. Er, den die Beschränkungen unserer Natur nicht einschränken können, er wollte dort eingeschlossen sein. In den Schoß einer Mutter schließt der sich ein, dessen unermessliche Größe Himmel und Erde umfasst. Und den die Himmel der Himmel nicht fassen können, ihn umschließt der Leib Mariens. Wenn du wissen möchtest, auf welche Weise das geschah, so höre, wie der Erzengel [Gabriel] Maria den Vorgang des Geheimnisses mit folgenden Worten erklärt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). […] Denn mehr als alle und vor allen hat er dich erwählt, damit du durch die Fülle der Gnade alle übertriffst, die vor dir oder nach dir gewesen sind oder sein werden.

Dienstag, 24 März 2020 : Kommentar Oden des Salomo

Füllet euch Wasser aus der lebendigen Quelle des Herrn, denn sie ist für euch geöffnet, und kommt alle ihr Durstigen, und nehmet den Trank und erquicket euch an der Quelle des Herrn, weil sie schön und rein ist und die Seele erquicket; denn ihr Wasser ist angenehmer als Honig, und die Honigwabe der Bienen ist nicht damit zu vergleichen. Denn von den Lippen des Herrn ist es geflossen, und aus dem Herzen des Herrn stammt sein Name. Und es kam endlos und unsichtbar, und nicht kannte man es, bevor es in die Mitte gestellt war. Selig sind alle, die davon getrunken haben und dadurch erquickt worden sind. Hallelujah. (Biblische Referenzen: Jes 55,1; Joh 7,37; Joh 22,17; Mt 11,28)

Montag, 23 März 2020 : Kommentar Nachfolge Christi

„Wer die Majestät ergründen will, wird von ihrem Glanz erdrückt“ (Sprüche 25,27). Gott kann mehr tun, als ein Mensch einsieht. […] Glaube und lauteres Leben sind vonnöten, nicht hoher Verstand und tiefe Kenntnis der Geheimnisse Gottes. Wo du nicht erkennst und fasst, was unter dir lebt, wie kannst du die Welt über dir begreifen? Beuge dich unter Gott, opfere deine Sinne dem Glauben, und das Licht der Erkenntnis fällt dir zu, wie es dir nützlich und nötig ist. Mancher erleidet schwere Anfechtungen im Glauben an das Sakrament. Die Schuld dafür trägt weniger er als der Feind. Streite dich nicht ab mit deinem Verstande, antworte nicht auf die Zweifel des Teufels, glaube vielmehr Gottes Wort, seinen Heiligen und Propheten, und der Feind hat verloren. Es nützt dem Diener Gottes sehr, solches oft zu erdulden. Denn Ungläubige und Sünder versucht er nicht, er ist ihrer sicher, gläubige Fromme aber plagt er mit vielerlei Anfechtung. Verharre also einfältig im Glauben, ohne zu zweifeln, und tritt mit Ehrfurcht und Ergebung hin zum heiligen Sakrament! Was du nicht einsehen kannst, überlasse getrost dem allmächtigen Gott. Gott täuscht nicht. Wer sich zu viel zutraut, fällt. Gott hält es mit dem Einfältigen, er offenbart sich dem Demütigen, er gibt dem Kinde Einsicht und erschließt dem reinen Gemüt den Sinn, Neugierigen und Stolzen aber entzieht er seine Gnade. Der Geist des Menschen ist schwach und kann sich irren. Der wahre Glaube aber geht nie fehl. Alle Vernunft und natürliche Wissbegier hinkt hinter dem Glauben her. Sie kann ihm nicht vorangehen noch in ihn einbrechen.

Sonntag, 22 März 2020 : Kommentar Hl. Irenäus von Lyon

Dem aber, der von Geburt an blind war, gab er nicht durch ein Wort, sondern durch eine Handlung das Gesicht wieder, was keineswegs unbedeutend oder zufällig war, sondern auf die Hand Gottes hinweisen sollte, die im Anfang den Menschen geschaffen hat. Als daher die Schüler ihn fragten, wegen welcher Ursache jener blind geboren sei, ob aus eigener Schuld oder aus Schuld der Eltern, da sagte er: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden“ (Joh 9,3). Das Werk Gottes aber ist die Erschaffung des Menschen. Diese nämlich geschah durch eine Handlung, wie die Schrift sagt: „Und es nahm Gott Schlamm von der Erde und bildete den Menschen“ (vgl. Gen 2,7). Deshalb spie auch der Herr auf die Erde und machte einen Kot: und strich ihn über die Augen, indem er auf die Weise hinwies, wie der Mensch ursprünglich gebildet wurde, und die Hand Gottes, durch die aus dem Schlamme der Mensch gemacht war, für die offenbarte, die es verstehen konnten. […] Und da der Mensch in jenem Leib Adams in Ungehorsam verfiel und des „Bades der Wiedergeburt“ (vgl. Tit 3,5) bedurfte, so sprach er zu ihm, nachdem er den Kot über seine Augen gestrichen hatte: „Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!“ (Joh 9,7). Und zugleich mit der Wiederherstellung seines Körpers gab er ihm das Bad der Wiedergeburt. Deshalb kam er auch nach dem Bade sehend zurück, damit der Mensch seinen Schöpfer erkennen und den begreifen sollte, der ihm das Leben geschenkt hatte. […] Vielmehr hat der, welcher im Anfang den Adam bildete, und zu dem der Vater sprach: „Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bild und Gleichnis“ (vgl. Gen 1,26), auch in den letzten Zeiten sich selbst geoffenbart, indem er dem, welcher seit Adam her blind war, das Augenlicht gab.

Samstag, 21 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Klimakos

Wenn du dich aufmachst, um vor den Herrn zu treten, sei dein Gewand gänzlich aus dem Stoff oder besser dem Material des Nichtnachtragens gewoben, andernfalls wird dir das Gebet nichts nutzen. Die Art deines Gebetes sollte äußerst einfach sein, denn mit einem Wort söhnten der Zöllner und der verlorene Sohn Gott mit sich aus. Versuche nicht viele Worte zu machen, damit sich dein Geist nicht bei der Suche nach Worten verliert. Ein Wort des Zöllners hat Gott Genüge getan, und ein Wort des Glaubens hat den Räuber gerettet. Viele Worte haben im Gebet oft den Geist mit Vorstellungen erfüllt und ihn zerstreut. Die wenigen Worte aber pflegen den Geist zu sammeln. Verspürst du Lieblichkeit und Ergriffenheit bei einem bestimmten Satz des Gebets, so verweile bei ihm, denn dies bedeutet, dass unser Wächter gemeinsam mit uns im Gebet ist. Bitte mit der Trauer, suche mit dem Gehorsam, und klopfe an mit der Langmut, denn wer auf diese Weise bittet, „ der erhält, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan“ (Lk 11,10)! […] Wer pausenlos den Stab des Gebetes hält, wird nicht anstoßen. Sollte dies dennoch geschehen, wird er jedoch nicht ganz und gar fallen, denn das Gebet ist eine fromme „Tyrannei“, die auf Gott ausgeübt wird.

Freitag, 20 März 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Liebe ist letztlich der Maßstab für den Wert all unserer Handlungen, selbst der gewöhnlichsten. So bezeichnet der hl. Benedikt die Gottesliebe als allererstes „Werkzeug“: „Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“. Ebenso sagt er uns: „Gebt vor allem der Liebe einen Platz in eurem Herzen; die Liebe lenke und leite euch in allem, was ihr tut; die Liebe ist es, die alle anderen Werkzeuge guter Werke in eure Hände legen muss; sie ist es, die den unbedeutendsten Einzelheiten eurer Tage einen hohen Wert verleiht. Die kleinen Dinge, sagt der hl. Augustinus, sind an und für sich klein; aber sie werden groß durch die treue Liebe, mit der sie vollbracht werden“ (De doctrina christiana, 1. IV, Kap. 18). […] Das Ideal, das wir anstreben müssen, ist […] die Genauigkeit der Liebe, weder der Skrupel noch die Sorge, sich bloß nicht zu irren, noch der Wunsch, sich sagen zu können: „Ich möchte, dass man mir niemals einen Fehler nachweisen kann“. Das zeugt von Stolz. Aus dem Herzen entspringt das innere Leben; und wenn ihr das besitzt, werdet ihr versuchen, all eure Vorschriften aus Liebe zu erfüllen, mit der reinsten Absicht und der größtmöglichen Sorgfalt. […] Der wahre Wert einer Sache liegt in dem Grad der Vereinigung mit Christus, den wir ihm durch Glaube und Liebe geben. Alles was wir tun, muss aus Liebe zu unserem Vater im Himmel und – durch den Glauben – in Einheit mit unserem Herrn geschehen. Lasst uns nie vergessen: Die eigentliche Quelle des Wertes unserer Werke liegt in unserer gnadenhaften Vereinigung mit Christus, in der Liebe, mit der wir unsere Taten vollbringen. Dazu ist es nötig, wie der hl. Benedikt sagt, dass wir vor jeder guten Unternehmung unsere Absicht auf Gott ausrichten, mit großer Intensität des Glaubens und der Liebe.

Donnerstag, 19 März 2020 : Kommentar Hl. Johannes Paul II.

Am Anfang dieses Pilgerweges trifft sich der Glaube Mariens mit dem Glauben Josefs. Wenn Elisabet von der Mutter des Erlösers sagte: „Selig ist die, die geglaubt hat“, so kann man gewissermaßen dieses Seligsein auch auf Josef beziehen, weil er positiv auf das Wort Gottes antwortete, als es ihm in jenem entscheidenden Augenblick überbracht wurde. Um genau zu sein: Josef antwortete auf die „Verkündigung“ des Engels nicht wie Maria, sondern „er tat, was der Herr ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich“. Was er getan hat, ist reinster „Gehorsam des Glaubens“ (vgl. Röm 1,5; 16,26; 2 Kor 10,5–6). Man kann sagen, das, was Josef getan hat, verband ihn in ganz besonderer Weise mit dem Glauben Mariens: er nahm als von Gott kommende Wahrheit an, was sie bereits bei der Verkündigung angenommen hatte. Das Konzil lehrt: „Dem offenbarenden Gott ist der ‚Gehorsam des Glaubens‘ zu leisten. Darin überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit, indem er sich ‚dem offenbarenden Gott mit Verstand und Willen voll unterwirft‘ und seiner Offenbarung willig zustimmt“ (Dei Verbum, 5). Der eben zitierte Satz, der das Wesen selbst des Glaubens berührt, trifft voll und ganz auf Josef von Nazaret zu. Er wurde deswegen in einzigartiger Weise ein Hüter des Geheimnisses, das „von Ewigkeit her in Gott verborgen war“ (vgl. Eph 3,9), so wie es Maria in jenem entscheidenden Augenblick wurde, den der Apostel die „Fülle der Zeit“ nennt, als nämlich „Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, sandte, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (vgl. Gal 4,4–5). […] Der erste Hüter dieses göttlichen Geheimnisses ist Josef, zusammen mit Maria. […] Wenn wir den Text beider Evangelisten, Matthäus und Lukas, vor Augen haben, können wir auch sagen, dass Josef der erste ist, der am Glauben der Gottesmutter teilhat, und dass er dadurch seine Frau im Glauben der göttlichen Verkündigung unterstützt. Er ist es auch, der von Gott als erster auf den „Pilgerweg des Glaubens“ gestellt wurde, auf dem Maria – vor allem seit Golgota und Pfingstgeschehen – in vollkommener Weise „vorangegangen ist“. Josefs eigener Weg, sein Pilgerweg des Glaubens wird früher enden […] Doch der Glaubensweg Josefs schlägt dieselbe Richtung ein […].

Mittwoch, 18 März 2020 : Kommentar Sel. Columba Marmion

Die Treue ist die wertvollste und zarteste Blüte der Liebe hier unten. Im Himmel droben wird sich die Liebe entfalten in Danksagung, in Zufriedenheit, in Freude, im vollen und ganzen Besitz dessen, den sie liebt. Hier unten kommt sie durch eine großherzige und beständige Treue Gott gegenüber z